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Chemische Untersuchung einer Arscnik- verg i ftung ; Apotlieker Am 17, Juli v. J. ten Gefifsen verwahrte, voin Kriiger in Sontra. wurde mir der, in 4 versiegel- Inhalt derLi4che eines in Son: tra im Gothaifichen plijtzlich verstorbenen Mannes yon dem Amtsphysiltus Dr. Richter allhier mit dein Auf- trap ubergeben, eine genaue cheniische Untcrsucliung auf giftige Stoffe damit voraunehmen. Icli richtete zu- niichst mein Augenmerk auf den in einem besondern Gefiise entlialtenen Magen. Diescr war in seincm In- nern sehr enttiindet, hatte viele starlie schwarze Ver- tiefungen und zwischen diesen lierum zogen sicli gelbe, ein paar Linien breite Streifen. Aus dem Wagen war eine nicht unbedeutende Quantitiit eiiier sehr stiiiltendcn graubraunen, ziemlich diinnfliissigen Flussigkeit mil einer braunli'ch-grauen, schweren, pulvcrigen, sandig anzufiih- lenden, mit glfnzenden Puncten, Kerncn von Aepfeln und Beeren, und gelben, diinnen P1Kt:chen von Anri- pigment gerade nicht unahnlichen Theilchen vermisch- ter Bodensatz, der seinen Sitz haupls5chlicli in den schwarzen Vertiefungen gehabt hatte, entnommen wordec. Eine geringe Menge dieses Bodeasnlzes auf Kolilc der Liithrohrflamme ausgesetzt , enlwichlte sogleich starke weifse Dimpfe und es liefs sic11 dcutlicll ein Ixob- lauchnrtiger Geruch wahrnehmen. Die Kolile beham einen weifsen Brschlag, der sich bei Aiinlilierung der Flamme sogleich wieder entfernle. Ein anderer lrleiner Theil dieses Bodensatzcs murde vorsiclitig mit kalteni Wasser abgespult, urn die gefirbte Arch. d.Pliarm. 1I.Iieihc. XVIII. Bds. 2. tIi'1. 19

Chemische Untersuchung einer Arsenikvergiftung

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Chemische Untersuchung einer Arscnik- verg i ftung ;

Apotlieker

A m 17, Juli v. J. ten Gefifsen verwahrte,

voin

Kriiger in Sontra.

wurde mir der, in 4 versiegel- Inhalt derLi4che eines in Son:

tra im Gothaifichen plijtzlich verstorbenen Mannes yon dem Amtsphysiltus Dr. R i c h t e r allhier mit dein Auf- trap ubergeben, eine genaue cheniische Untcrsucliung auf giftige Stoffe damit voraunehmen. Icli richtete zu- niichst mein Augenmerk auf den in einem besondern Gefiise entlialtenen Magen. Diescr war in seincm In- nern sehr enttiindet, hatte viele starlie schwarze Ver- tiefungen und zwischen diesen lierum zogen sicli gelbe, ein paar Linien breite Streifen. Aus dem Wagen war eine nicht unbedeutende Quantitiit eiiier sehr stiiiltendcn graubraunen, ziemlich diinnfliissigen Flussigkeit mil einer braunli'ch-grauen, schweren, pulvcrigen, sandig anzufiih- lenden, mit glfnzenden Puncten, Kerncn von Aepfeln und Beeren, und gelben, diinnen P1Kt:chen von Anri- pigment gerade nicht unahnlichen Theilchen vermisch- ter Bodensatz, der seinen Sitz haupls5chlicli in den schwarzen Vertiefungen gehabt hatte, entnommen wordec.

Eine geringe Menge dieses Bodeasnlzes auf Kolilc der Liithrohrflamme ausgesetzt , enlwichl te sogleich starke weifse Dimpfe und es liefs sic11 dcutlicll ein Ixob- lauchnrtiger Geruch wahrnehmen. Die Kolile beham einen weifsen Brschlag, der sich bei Aiinlilierung der Flamme sogleich wieder entfernle.

Ein anderer lrleiner Theil dieses Bodensatzcs murde vorsiclitig mit kalteni Wasser abgespult, urn die gefirbte

Arch. d.Pliarm. 1I.Iieihc. XVIII. Bds. 2. tIi'1. 19

290 Kriiger :

stinlrende Fliiesigkeit glnzlich zn entfernen, und bier- auf in einem Glasgefiifse mit der hinhglichen Menge Wasser llngero Zeit gekocht. Der Bodensah, zwar etwas heller von Farbe geworden, hatte sich nioht sicht- bar vermindert, die dariiber stehende Mare Fliissigkeit gab jedoch bei Priifung mit Reagentien die bekannten ausgezeichnet characteristischen Niederschliige auf arse- nige Saure. Um eine miiglichst vollsl5ndige Aufl i i s~~~g des Bodensatzes cu bewirken, wurde ein dritter kleiner Theil deeselben in einem Glasgefafsc rnit Salpeterdure iibergossen. Das Pulver nahm bald darauf einc weilse Farbe an, 1iist.e SiCh @loch nur langsam mnter schwa- cher EntwicLlung Ton Salpetergas in der Warnie auf. Schnell erfolgte jedoch die Aufliisung mit Hinterlassung einiger in der Fliissigkeit nlriherschwimmendec farblos gewordener Beerenkerne und organisch - animalischer Hiiutchen, als etwae Salzsaure eugesetxt wurde. Die dunch Kochen von aUem freien Chlor und durch salpe- tersanres Silberoxyd uon d l e r noch dark1 enthaltenen Salcslnre befreite Fliissigkeit wurde mit Wasser ver- diinnt und nacllher rnit Ammolaiak neutralisirt. Sie ver- hielt sich alsdann bei der Priifung wie ein arseniksau- res Salz und ehthielt namenblich keiae SchwefelGure.

Aus dem nach der Priifung mit Fallnngsm'itteh noeh iibriggebliebenen Theil der Fliissigkeit wwde w h der Methode von M a r s h , die ich friiher schon einigemal gepriift nnd als sekr zweckmatig gefiLltdem hatte, das Arsenik reducirt. Aufser dem starkea knoillauchartigen Geruch, der sich iiber dem characteristischen Mauen Flammchen wahanebmen lieb, bekam icb ia einer dar- iibergehal tenen kleinen Porcellanscliale eine ziemlich r k k e Metallscbeibe und urn dhse beram einen selir

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Untersuchung einer Arsenikvergiftung. 291

starker, weifsen, sich weit ausbreitenden Ring von w e - niger SIure.

Es uaterlag nun wohl keinem Zweifel, dafs das den Tod herbeigefiihrte Gift blofe arsenige Siiure war, und es &am nur noch darauf an, ohngefiihr die Quantit.3 der- selben in der ganzen Menge des aus dem Magen entnom- menen Bodensatzes cu bestlmmen. Zu dem Ende wurde ohngefahr der achte Theil desselben mit Kolilenpulver in einer dazu geeigneten Glasriihre der Reduction un- terworfen. Nach einer zweimal wiederliolten Reduction wurden 5 Gran reines Metal1 erhalten, so dafs wolil anzunehmen war, dafs die ganee Menge der noch in dem Magen vorhanden gewesenen festen arsenigen Stiure bei- nahe 1 Drachme Letragen hat.

Nachtraglich habe ich bemerken : 1) D a h die obenerwghnteo, in den1 Bodensatze befind-

lich gewesenen, diinnen Pliittchen von Auripigment tPuscliend ahnlichen Theilchen nur organisclie IISut- chen waren, welche wahrscheinlich durcli die Ein- wirkung des Gif ta ihre gelbe Farbe belrommen und sich abgeliist haften j denn bei der Anwendung von Salpetersalzlure wurden sie ganzlich entfirbt ond ballten sich cusammen j aucli war in der Fliis- sigkeit gar lieine Schwefelsiiure zu finden, die doch bei Gegenwart von Auripigment hatte gebildet wer- den miissen.

2) Bei Untersuchung der graubraiinen stinkenden Fliis- siglreit auf einen Arsenikgehal't lronnte ich bei mei- nem, aue einem cylinderfiirmigen Glnse mit cincr an einem Ende in eine Haarriihre ausgezogenen Glasriihre bestehenden Apparat, der mir fur den Augenblick nur euGebote stand, die Mebode von nf a r s h nicht geradezu anwcnden, denn diese

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292 Grahner :

Fliissigkeit, obgleich mehr wlissrig ale consistent, enthielt aufser andern Bestandtheilen auth Sclileinl nnd Eiweif-ff und wurde durch das sich rascli entwickelnde Wasserstoffgas als Blasen mit i n die En{ bindungsrijhre getrieben. Erst nachdem alle organischen Tlieile durch Salpetersaure eerstiirt morden waren, entatand ohne Widerstand die Re- due tion.

Ueber Reduction eines Schwefelarsens, wel- ches mittclst Schwefelwasserstoffgas aus einem, mit weifsem Arsenik gemischten

Waizenmehle erhalten war;

Grahner, von

Vorsteher der Apotheke in Behrungen.

w e n n ich mich auch nicht unterstehen will, liier rnit etwas Neuem auftreten zu wollen, so gew~hrte es

mir doch einiges Interesse, eine Bemerkung gemaclit ZII

Iiaben, wo icli micli nicht erinnern konnte, dafa ick ,901-

d ie irgendwo schun gelesen hftte. Vor Iiingerer Zeit erhielt icli zur Untersuchung

ein Waizcnmehl, das aus triftigen Grunrlen verdachtig schien.

Das fragliche Mehl wurde nach der belrannten An- gabe mit dest. Wnsser ausgekocht, welches zuvw niit etwas Chlor - iind Salpeterdure geniischt worden w-ar. Nach dem Erkalten wurdc diese Abkochung fillrirt, rnit kohlensaurem Natron gesattigt und abermals aof eiu Filter gebrncht.