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Competent in Competition and Health: Das gesundheits okonomische Forschungszentrum CINCH Stefan Felder und Annika Herr Kompetenz in den Bereichen Wettbe- werb und Gesundheit ist gleicherma- ßen Motto wie Anspruch des gesund- heitso ¨konomischen Forschungszent- rums in Essen: CINCH – competent in competition and health. Vor dem Hintergrund steigender Gesundheits- ausgaben, die in der gesellschaftlichen Debatte zunehmend als Belastung wahrgenommen werden, und dem gleichzeitigen Wunsch nach umfas- sender und qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung bescha ¨ftigt sich das Zentrum der gesundheitso ¨ko- nomischen Forschung CINCH mit dem Wettbewerb im Gesundheitswe- sen. Eine sta ¨rker wettbewerblich orientierte Organisation der Gesund- heitsversorgung wird mehr und mehr als eine Option begriffen, marktwirt- schaftliche Steuerungsmechanismen in das Gesundheitssystem zu integrie- ren und auf diesem Weg seine Effi- zienz und Leistungsfa ¨higkeit zu stei- gern. Fragen zum Wettbewerb im Ge- sundheitswesen liegen daher im Kernbereich gesundheitso ¨konomi- scher Forschung und werden im Rah- men von CINCH untersucht. CINCH beschreibt im Englischen eine Sache, die so leicht wie ein Kinder- spiel ist. Ein Kinderspiel ist die Be- scha ¨ftigung mit Wettbewerbsfragen jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Bei empirischen Untersuchungen zur Wir- kung von Instrumenten des Wettbe- werbs und staatlicher Regulierung im Gesundheitswesen ist die Identifi- kation der Kausalita ¨t eine große He- rausforderung. Hier setzt CINCH an und etabliert zwei Nachwuchsgruppen und drei erga ¨nzende Projekte mit un- terschiedlichen methodischen Zuga ¨n- gen zum Kausalita ¨tsproblem. Eine U ¨ bersicht u ¨ber die Organisation und die Mitglieder von CINCH bietet Tabelle 1. Die Nachwuchsgrup- pe EACH (Empirical Analysis of Competition in Health Care Markets) analysiert den Wettbewerb im Ge- sundheitswesen empirisch mittels fortgeschrittener o ¨konometrischer Techniken und legt dabei die Schwer- punkte auf regionalen Wettbewerb zwischen Leistungserbringern und Wettbewerb zwischen Krankenversi- cherern. Mikroo ¨konometrische Me- thoden auf der Grundlage von Indivi- dualdaten erlauben es, Selektionsme- chanismen und weitere Einflu ¨sse auf die zu erkla ¨renden Gro ¨ßen einzufan- gen, um die interessierenden Wir- kungszusammenha ¨nge isolieren zu ko ¨nnen. Die Nachwuchsgruppe PBPC (Prefe- rences and Behaviour of Providers and Consumers in Health Care Markets) nutzt das Essener Labor fu ¨r Experi- mentalo ¨konomie elfe und untersucht Pra ¨ferenzen und Verhalten von Leis- tungserbringern und Nachfragern von medizinischen Dienstleistungen mit- hilfe experimentalo ¨konomischer Me- thoden. Zentrale Bedeutung kommt dabei den Risikopra ¨ferenzen von An- bietern und Nachfragern von Gesund- heitsleistungen zu. Die experimenta- lo ¨konomische Methode hat als Vor- bild das naturwissenschaftliche Experiment, in dem sich eine Theorie ohne sto ¨rende Einflu ¨sse testen la ¨sst. CINCH verbindet dabei drei regionale Forschungsinstitutionen im Bereich der Gesundheitso ¨konomie: die Wirt- schaftswissenschaftliche Fakulta ¨t der Universita ¨t Duisburg-Essen, das Rheinisch-Westfa ¨lische Institut fu ¨r Tabelle 1: Organisation und Mitglieder von CINCH. Co-Leitung: Prof. Dr. Stefan Felder, Prof. Dr. Martin Karlsson, Lehrstuhl fu ¨r Gesundheitso ¨konomik Kooperationspartner: Prof. Dr. Christoph Schmidt, Dr. Boris Augurzky, RWI Prof. Dr. Justus Haucap, DICE, Heinrich-Heine-Universita ¨t Du ¨sseldorf Dr. Hendrik Schmitz, JP fu ¨r Gesundheitso ¨konomik Prof. Dr. Harald Tauchmann, Universita ¨t Erlangen-Nu ¨rnberg Nachwuchsgruppen: EACH Daniel Avdic (Leitung) Christian Bu ¨nnings, Tugba Bu ¨yu ¨kdurmus PBPC Markus Vomhof, Jens Weßling, Dr. Jens Kleibrink Projekte: P4P Prof. Dr. Jeannette Brosig-Koch, Dr. Nadja Kairies, Lehrstuhl fu ¨r Quantitative Wirtschaftspolitik RAHI Prof. Dr. Ju ¨rgen Wasem, Dr. Sonja Schillo, Lehrstuhl fu ¨r Medizinmanagement CLTC JP Dr. Annika Herr, Thu-Van Nguyen, DICE, Heinrich-Heine-Universita ¨t Du ¨sseldorf Public Health Forum 21 Heft 81 (2013) http://journals.elsevier.de/pubhef 25.e1

Competent in Competition and Health: Das gesundheitsökonomische Forschungszentrum CINCH

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Page 1: Competent in Competition and Health: Das gesundheitsökonomische Forschungszentrum CINCH

Public Health Forum 21 Heft 81 (2013)http://journals.elsevier.de/pubhef

Competent in Competition and Health: Dasgesundheits€okonomische Forschungszentrum CINCH

Stefan Felder und Annika Herr

Kompetenz in den Bereichen Wettbe-

werb und Gesundheit ist gleicherma-

ßen Motto wie Anspruch des gesund-

heitsokonomischen Forschungszent-

rums in Essen: CINCH – competent

in competition and health. Vor dem

Hintergrund steigender Gesundheits-

ausgaben, die in der gesellschaftlichen

Debatte zunehmend als Belastung

wahrgenommen werden, und dem

gleichzeitigen Wunsch nach umfas-

sender und qualitativ hochwertiger

medizinischer Versorgung beschaftigt

sich das Zentrum der gesundheitsoko-

nomischen Forschung CINCH mit

dem Wettbewerb im Gesundheitswe-

sen. Eine starker wettbewerblich

orientierte Organisation der Gesund-

heitsversorgung wird mehr und mehr

als eine Option begriffen, marktwirt-

schaftliche Steuerungsmechanismen

in das Gesundheitssystem zu integrie-

ren und auf diesem Weg seine Effi-

zienz und Leistungsfahigkeit zu stei-

gern. Fragen zum Wettbewerb im Ge-

sundheitswesen liegen daher im

Kernbereich gesundheitsokonomi-

scher Forschung und werden im Rah-

men von CINCH untersucht.

Tabelle 1: Organisation und Mitglieder von C

Co-Leitung: Prof. DKooperationspartner: Prof. D

Prof. DDr. HenProf. D

Nachwuchsgruppen:EACH Daniel

ChristiaPBPC MarkusProjekte:P4P Prof. DRAHI Prof. DCLTC JP Dr. A

CINCH beschreibt im Englischen eine

Sache, die so leicht wie ein Kinder-

spiel ist. Ein Kinderspiel ist die Be-

schaftigung mit Wettbewerbsfragen

jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Bei

empirischen Untersuchungen zurWir-

kung von Instrumenten des Wettbe-

werbs und staatlicher Regulierung

im Gesundheitswesen ist die Identifi-

kation der Kausalitat eine große He-

rausforderung. Hier setzt CINCH an

und etabliert zwei Nachwuchsgruppen

und drei erganzende Projekte mit un-

terschiedlichen methodischen Zugan-

gen zum Kausalitatsproblem.

Eine Ubersicht uber die Organisation

und die Mitglieder von CINCH

bietet Tabelle 1. Die Nachwuchsgrup-

pe EACH (Empirical Analysis of

Competition in Health Care Markets)

analysiert den Wettbewerb im Ge-

sundheitswesen empirisch mittels

fortgeschrittener okonometrischer

Techniken und legt dabei die Schwer-

punkte auf regionalen Wettbewerb

zwischen Leistungserbringern und

Wettbewerb zwischen Krankenversi-

cherern. Mikrookonometrische Me-

thoden auf der Grundlage von Indivi-

INCH.

r. Stefan Felder, Prof. Dr. Martin Karlsson, Lehr. Christoph Schmidt, Dr. Boris Augurzky, RWIr. Justus Haucap, DICE, Heinrich-Heine-Univerdrik Schmitz, JP fur Gesundheitsokonomikr. Harald Tauchmann, Universitat Erlangen-Nur

Avdic (Leitung)n Bunnings, Tugba BuyukdurmusVomhof, Jens Weßling, Dr. Jens Kleibrink

r. Jeannette Brosig-Koch, Dr. Nadja Kairies, Ler. Jurgen Wasem, Dr. Sonja Schillo, Lehrstuhl fnnika Herr, Thu-Van Nguyen, DICE, Heinrich

dualdaten erlauben es, Selektionsme-

chanismen und weitere Einflusse auf

die zu erklarenden Großen einzufan-

gen, um die interessierenden Wir-

kungszusammenhange isolieren zu

konnen.

Die Nachwuchsgruppe PBPC (Prefe-

rences and Behaviour of Providers and

Consumers in Health Care Markets)

nutzt das Essener Labor fur Experi-

mentalokonomie elfe und untersucht

Praferenzen und Verhalten von Leis-

tungserbringern und Nachfragern von

medizinischen Dienstleistungen mit-

hilfe experimentalokonomischer Me-

thoden. Zentrale Bedeutung kommt

dabei den Risikopraferenzen von An-

bietern und Nachfragern von Gesund-

heitsleistungen zu. Die experimenta-

lokonomische Methode hat als Vor-

bild das naturwissenschaftliche

Experiment, in dem sich eine Theorie

ohne storende Einflusse testen lasst.

CINCH verbindet dabei drei regionale

Forschungsinstitutionen im Bereich

der Gesundheitsokonomie: die Wirt-

schaftswissenschaftliche Fakultat

der Universitat Duisburg-Essen, das

Rheinisch-Westfalische Institut fur

rstuhl fur Gesundheitsokonomik

sitat Dusseldorf

nberg

hrstuhl fur Quantitative Wirtschaftspolitikur Medizinmanagement-Heine-Universitat Dusseldorf

25.e1

Page 2: Competent in Competition and Health: Das gesundheitsökonomische Forschungszentrum CINCH

Public Health Forum 21 Heft 81 (2013)http://journals.elsevier.de/pubhef

Wirtschafsforschung (RWI) mit sei-

nem Kompetenzbereich Gesundheit

sowie das Institut fur Wettbewerbso-

konomie (DICE) an der Heinrich-Hei-

ne-Universitat Dusseldorf. Dabei ist

die Fakultat fur Wirtschaftswissen-

schaften der Universitat Duisburg-Es-

sen mit den drei Lehrstuhlen Gesund-

heitsokonomik, Medizinmanagement

und Quantitative Wirtschaftspolitik

sowie mit zwei Juniorprofessuren be-

teiligt. EACH arbeitet außerdem eng

mit dem Lehrstuhl fur Gesundheits-

okonomik der Universitat Erlangen-

Nurnberg zusammen; PBPC hat zu-

satzlich Zugang zu Kollegen im Esse-

ner Universitatsklinikum.

Drei Projekte erganzen die Forschung

der beiden Nachwuchs-Forschungs-

gruppen: ein Projekt zur Verfeinerung

des Risikostrukturausgleichs am

Lehrstuhl fur Medizinmanagement

sowie eines zur Frage, ob neue Ver-

gutungsformen wie P4P (Pay for Per-

formance) den Praferenzen von Arz-

ten entgegenkommen und ihr Verhal-

ten steuern konnen, am Lehrstuhl fur

quantitative Wirtschaftspolitik. Ein

drittes Teilprojekt beschaftigt sich

mit Wettbewerb und Qualitat in der

stationaren Pflege und ist im Rahmen

einer Kooperationsvereinbarung am

25.e2

Dusseldorfer Institut fur Wettbewerbs-

okonomie (DICE) der Heinrich-

Heine-Universitat angesiedelt.

Das Zentrum CINCH ermoglicht

und reprasentiert eine enge Verzah-

nung der verschiedenen beteiligten In-

stitutionen und WissenschaftlerInnen

und damit eine fruchtbare und erfolg-

reiche Bundelung ihrer speziellen

Kompetenzen in der gesundheitsoko-

nomischen und wirtschaftspolitischen

Forschung zum Wettbewerb im

Gesundheitswesen. Dabei besteht

grundsatzlich der Anspruch, dass die

Forschung wissenschaftlich interna-

tional anerkannt wird und gleichzeitig

einen Beitrag zur nationalen und inter-

nationalen gesundheitspolitischen De-

batte leistet.

Neben der Forschung fordert CINCH

die Weiterbildung von Doktoranden

und Doktorandinnen auf dem Gebiet

der Gesundheitsokonomie. Zu die-

sem Zweck gibt es eine Zusammen-

arbeit mit der Ruhr Graduate School,

welche Spezialkurse in Mikrookono-

metrie, Spieltheorie und andere ein-

schlagige Kurse anbietet. Schließlich

hat CINCH die CINCH Academy ins

Leben gerufen. Die Teilnahme an die-

ser Summer School wird internatio-

nal ausgeschrieben. In diesem

Jahr standen Krankenversicherungen

und industrieokonomische Anwen-

dungen im Gesundheitsbereich im

Vordergrund.

Die Universitat Duisburg-Essen und

das RWI haben strukturelle Zusagen

gemacht, um das gesundheitsokono-

mische Forschungszentrum CINCH

uber die vorerst vierjahrige BMBF-

Forderung hinaus langfristig abzusi-

chern. Die Leitung der experimenta-

lokonomischen Forschungsgruppe ist

mit einer Juniorprofessur fur Experi-

mentelle Wirtschaftsforschung ver-

bunden, die die Fakultat eingerichtet

hat. Weiterhin wurde eine Juniorpro-

fessur fur Gesundheitsokonomik etab-

liert, die ebenfalls eng mit CINCH

verbunden ist. Das RWI halt schließ-

lich eine Stelle an seinem Datenfor-

schungszentrum vor, die CINCH

unterstutzt.

Der korrespondierende Autor erklart, dasskein Interessenkonflikt vorliegt.

http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2013.09.010

Prof. Dr. Stefan FelderCINCH – Health Economics ResearchCenterEdmund-Korner-Platz 245127 [email protected]

Page 3: Competent in Competition and Health: Das gesundheitsökonomische Forschungszentrum CINCH

Public Health Forum 21 Heft 81 (2013)http://journals.elsevier.de/pubhef

Einleitung

Kompetenz in den Bereichen Wettbewerb und Gesundheit ist Anspruch des gesundheitsokonomischen Forschungs-

zentrums in Essen: CINCH – competent in competition and health. Mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen kann den

Zielkonflikt zwischen umfassender und qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung einerseits und Begrenzung von

Kosten andererseits entscharfen. Wettbewerbsfragen liegen im Kernbereich gesundheitsokonomischer Forschung und

werden im Rahmen von CINCH von zwei Nachwuchsgruppen und in erganzenden Projekten untersucht.

Summary

,,Competent in competition and health’’ – both claim and aspiration of the health economic research center CINCH in

Essen. More competition in the markets for health care and insurance can help mitigate the trade-off between providing

comprehensive and high-quality medical services on the one hand and curbing the costs of health care on the other. Issues

of competition in health care are therefore at the core of health economics research at CINCH, which is organized within

two junior research groups and several complementary projects.

Schlusselworter:

Gesundheitsokonomik = Health economics, Wettbewerb = Competition, Krankenversicherung = Health insurance,

Medizinische Leistungserbringung = Provision of medical care

25.e3