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cy law tu-darmstadt Fachgebiet Öffentliches Recht Prof. Dr. Viola Schmid, LL.M. (Harvard) Cyberlaw Basics in der Tradition seit 2003 (aktualisiert 11/2018) Teil II („Cluster II“) Fachgebiet Öffentliches Recht | Prof. Dr. Viola Schmid, LL.M. (Harvard) | [email protected] | 1

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cy lawtu-darmstadt

Fachgebiet Oumlffentliches RechtProf Dr Viola Schmid LLM (Harvard)

Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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cy lawtu-darmstadt

Didaktische bdquoClusterstrategieldquoGliederung des Teil I wird vorausgesetzt Anhang I

Anspruch ist

bdquoSo wenig Recht wie moumlglich so viel Recht wie noumltig (und vice versa)ldquo

ein Ruumlckblick auf Teil I erfolgt um Wiederholungen zu vermeiden DieGliederungsfolie findet sich im Anhang I

Die bdquoClusterverbindungldquo zwischen bdquoCluster Ildquo und bdquoCluster IIldquobeginnen deshalb mit bdquoVldquo der Gliederung ndash anschlieszligend an Teil I(bdquoCluster Ildquo)

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Gliederung des Teil II ndash anschlieszligend an Basics Teil I

V Rasterfahndung nach dem 11 September ndash bdquoRechtsverhaltldquo

VI Time Transition amp Change Management ndash bdquoEvaluationldquo

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstech-nologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003mit veralteten Normquellen (112018)

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse InformationstechnologischerSachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert(112018)

1 Abstrakt

2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

a) EU

b) BRD und Hessen

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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Gliederung des Teil II

3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoInformationstechnologi-sches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquoldquo

5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

7 Konkret

IX RER-Schema

X RER-Definition

1 Spezielle Schranken

2 Allgemeine Schranken ndashVerhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XI RER-Pruumlfung

1 Recht

2 Eingriff

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Gliederung des Teil II

3 Rechtfertigung

a) Terminologie

b) Spezielle Schranken Verfassungsmaumlszligige Ordnung

c) Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XII Fallloumlsung

1 bdquoKlassischldquo seit 2003

2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

XIII Change Management

1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlher

2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo

FEX (I)

FEX (II)

FEX (III)

Anhang I Gliederung des Teil I

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo (eigene Terminologie)

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Es ist wohl nicht uumlbertrieben wenn man behauptetbdquoDer 11 September 2001 hat die Welt veraumlndertldquo Um den Gefahren zubegegnen verlangt die Behoumlrde X von einer Universitaumlt mit hohemAuslaumlnderanteil Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft (Name AlterStaatsangehoumlrigkeit Semester Studienfach) Student Y fuumlhlt sich inseinen Rechten verletzt

Es handelt sich um einen historischen Fall der seit 2003 regelmaumlszligig (in derVorlesung) praumlsentiert wird Er hat seitdem an Aktualitaumlt und Relevanz nichtseingebuumlszligt Dies rechtfertigt eine Praumlsentation auch in 2018 ffTypisch fuumlr Cyberlaw in 2018 ff ist dass die Herausforderungen klassischeQualitaumlt erhalten (Beleg Rasterfahndung ist ein bdquoEvergreenldquo im hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtldquo (eigene Terminologie)) Typisch istebenfalls dass die bdquoAntworten amp Loumlsungenldquo ndash insbesondere im Rahmen derVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiteren Sinne ndash kontext- und zeitspezifisch zuanderen Argumenten wie Entscheidungen fuumlhren koumlnnen Demzufolge stellt sichfuumlr die Vorlesung wie fuumlr die Klausurloumlsung fuumlr die Studierenden dieNotwendigkeit zeitnaher Information wie Reflexion (bdquoUpdateldquo)

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Didaktische bdquoClusterstrategieldquoGliederung des Teil I wird vorausgesetzt Anhang I

Anspruch ist

bdquoSo wenig Recht wie moumlglich so viel Recht wie noumltig (und vice versa)ldquo

ein Ruumlckblick auf Teil I erfolgt um Wiederholungen zu vermeiden DieGliederungsfolie findet sich im Anhang I

Die bdquoClusterverbindungldquo zwischen bdquoCluster Ildquo und bdquoCluster IIldquobeginnen deshalb mit bdquoVldquo der Gliederung ndash anschlieszligend an Teil I(bdquoCluster Ildquo)

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Gliederung des Teil II ndash anschlieszligend an Basics Teil I

V Rasterfahndung nach dem 11 September ndash bdquoRechtsverhaltldquo

VI Time Transition amp Change Management ndash bdquoEvaluationldquo

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstech-nologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003mit veralteten Normquellen (112018)

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse InformationstechnologischerSachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert(112018)

1 Abstrakt

2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

a) EU

b) BRD und Hessen

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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Gliederung des Teil II

3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoInformationstechnologi-sches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquoldquo

5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

7 Konkret

IX RER-Schema

X RER-Definition

1 Spezielle Schranken

2 Allgemeine Schranken ndashVerhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XI RER-Pruumlfung

1 Recht

2 Eingriff

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Gliederung des Teil II

3 Rechtfertigung

a) Terminologie

b) Spezielle Schranken Verfassungsmaumlszligige Ordnung

c) Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XII Fallloumlsung

1 bdquoKlassischldquo seit 2003

2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

XIII Change Management

1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlher

2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo

FEX (I)

FEX (II)

FEX (III)

Anhang I Gliederung des Teil I

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo (eigene Terminologie)

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Es ist wohl nicht uumlbertrieben wenn man behauptetbdquoDer 11 September 2001 hat die Welt veraumlndertldquo Um den Gefahren zubegegnen verlangt die Behoumlrde X von einer Universitaumlt mit hohemAuslaumlnderanteil Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft (Name AlterStaatsangehoumlrigkeit Semester Studienfach) Student Y fuumlhlt sich inseinen Rechten verletzt

Es handelt sich um einen historischen Fall der seit 2003 regelmaumlszligig (in derVorlesung) praumlsentiert wird Er hat seitdem an Aktualitaumlt und Relevanz nichtseingebuumlszligt Dies rechtfertigt eine Praumlsentation auch in 2018 ffTypisch fuumlr Cyberlaw in 2018 ff ist dass die Herausforderungen klassischeQualitaumlt erhalten (Beleg Rasterfahndung ist ein bdquoEvergreenldquo im hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtldquo (eigene Terminologie)) Typisch istebenfalls dass die bdquoAntworten amp Loumlsungenldquo ndash insbesondere im Rahmen derVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiteren Sinne ndash kontext- und zeitspezifisch zuanderen Argumenten wie Entscheidungen fuumlhren koumlnnen Demzufolge stellt sichfuumlr die Vorlesung wie fuumlr die Klausurloumlsung fuumlr die Studierenden dieNotwendigkeit zeitnaher Information wie Reflexion (bdquoUpdateldquo)

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Fachgebiet Oumlffentliches RechtProf Dr Viola Schmid LLM (Harvard)

Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Gliederung des Teil II ndash anschlieszligend an Basics Teil I

V Rasterfahndung nach dem 11 September ndash bdquoRechtsverhaltldquo

VI Time Transition amp Change Management ndash bdquoEvaluationldquo

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstech-nologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003mit veralteten Normquellen (112018)

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse InformationstechnologischerSachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert(112018)

1 Abstrakt

2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

a) EU

b) BRD und Hessen

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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Gliederung des Teil II

3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoInformationstechnologi-sches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquoldquo

5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

7 Konkret

IX RER-Schema

X RER-Definition

1 Spezielle Schranken

2 Allgemeine Schranken ndashVerhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XI RER-Pruumlfung

1 Recht

2 Eingriff

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Gliederung des Teil II

3 Rechtfertigung

a) Terminologie

b) Spezielle Schranken Verfassungsmaumlszligige Ordnung

c) Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XII Fallloumlsung

1 bdquoKlassischldquo seit 2003

2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

XIII Change Management

1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlher

2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo

FEX (I)

FEX (II)

FEX (III)

Anhang I Gliederung des Teil I

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo (eigene Terminologie)

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Es ist wohl nicht uumlbertrieben wenn man behauptetbdquoDer 11 September 2001 hat die Welt veraumlndertldquo Um den Gefahren zubegegnen verlangt die Behoumlrde X von einer Universitaumlt mit hohemAuslaumlnderanteil Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft (Name AlterStaatsangehoumlrigkeit Semester Studienfach) Student Y fuumlhlt sich inseinen Rechten verletzt

Es handelt sich um einen historischen Fall der seit 2003 regelmaumlszligig (in derVorlesung) praumlsentiert wird Er hat seitdem an Aktualitaumlt und Relevanz nichtseingebuumlszligt Dies rechtfertigt eine Praumlsentation auch in 2018 ffTypisch fuumlr Cyberlaw in 2018 ff ist dass die Herausforderungen klassischeQualitaumlt erhalten (Beleg Rasterfahndung ist ein bdquoEvergreenldquo im hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtldquo (eigene Terminologie)) Typisch istebenfalls dass die bdquoAntworten amp Loumlsungenldquo ndash insbesondere im Rahmen derVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiteren Sinne ndash kontext- und zeitspezifisch zuanderen Argumenten wie Entscheidungen fuumlhren koumlnnen Demzufolge stellt sichfuumlr die Vorlesung wie fuumlr die Klausurloumlsung fuumlr die Studierenden dieNotwendigkeit zeitnaher Information wie Reflexion (bdquoUpdateldquo)

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Gliederung des Teil II

3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3) bdquoInformationstechnologi-sches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquoldquo

5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

7 Konkret

IX RER-Schema

X RER-Definition

1 Spezielle Schranken

2 Allgemeine Schranken ndashVerhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XI RER-Pruumlfung

1 Recht

2 Eingriff

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Gliederung des Teil II

3 Rechtfertigung

a) Terminologie

b) Spezielle Schranken Verfassungsmaumlszligige Ordnung

c) Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XII Fallloumlsung

1 bdquoKlassischldquo seit 2003

2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

XIII Change Management

1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlher

2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo

FEX (I)

FEX (II)

FEX (III)

Anhang I Gliederung des Teil I

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo (eigene Terminologie)

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Es ist wohl nicht uumlbertrieben wenn man behauptetbdquoDer 11 September 2001 hat die Welt veraumlndertldquo Um den Gefahren zubegegnen verlangt die Behoumlrde X von einer Universitaumlt mit hohemAuslaumlnderanteil Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft (Name AlterStaatsangehoumlrigkeit Semester Studienfach) Student Y fuumlhlt sich inseinen Rechten verletzt

Es handelt sich um einen historischen Fall der seit 2003 regelmaumlszligig (in derVorlesung) praumlsentiert wird Er hat seitdem an Aktualitaumlt und Relevanz nichtseingebuumlszligt Dies rechtfertigt eine Praumlsentation auch in 2018 ffTypisch fuumlr Cyberlaw in 2018 ff ist dass die Herausforderungen klassischeQualitaumlt erhalten (Beleg Rasterfahndung ist ein bdquoEvergreenldquo im hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtldquo (eigene Terminologie)) Typisch istebenfalls dass die bdquoAntworten amp Loumlsungenldquo ndash insbesondere im Rahmen derVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiteren Sinne ndash kontext- und zeitspezifisch zuanderen Argumenten wie Entscheidungen fuumlhren koumlnnen Demzufolge stellt sichfuumlr die Vorlesung wie fuumlr die Klausurloumlsung fuumlr die Studierenden dieNotwendigkeit zeitnaher Information wie Reflexion (bdquoUpdateldquo)

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Gliederung des Teil II

3 Rechtfertigung

a) Terminologie

b) Spezielle Schranken Verfassungsmaumlszligige Ordnung

c) Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

XII Fallloumlsung

1 bdquoKlassischldquo seit 2003

2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

XIII Change Management

1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlher

2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo

FEX (I)

FEX (II)

FEX (III)

Anhang I Gliederung des Teil I

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo (eigene Terminologie)

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Es ist wohl nicht uumlbertrieben wenn man behauptetbdquoDer 11 September 2001 hat die Welt veraumlndertldquo Um den Gefahren zubegegnen verlangt die Behoumlrde X von einer Universitaumlt mit hohemAuslaumlnderanteil Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft (Name AlterStaatsangehoumlrigkeit Semester Studienfach) Student Y fuumlhlt sich inseinen Rechten verletzt

Es handelt sich um einen historischen Fall der seit 2003 regelmaumlszligig (in derVorlesung) praumlsentiert wird Er hat seitdem an Aktualitaumlt und Relevanz nichtseingebuumlszligt Dies rechtfertigt eine Praumlsentation auch in 2018 ffTypisch fuumlr Cyberlaw in 2018 ff ist dass die Herausforderungen klassischeQualitaumlt erhalten (Beleg Rasterfahndung ist ein bdquoEvergreenldquo im hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtldquo (eigene Terminologie)) Typisch istebenfalls dass die bdquoAntworten amp Loumlsungenldquo ndash insbesondere im Rahmen derVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiteren Sinne ndash kontext- und zeitspezifisch zuanderen Argumenten wie Entscheidungen fuumlhren koumlnnen Demzufolge stellt sichfuumlr die Vorlesung wie fuumlr die Klausurloumlsung fuumlr die Studierenden dieNotwendigkeit zeitnaher Information wie Reflexion (bdquoUpdateldquo)

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo (eigene Terminologie)

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Es ist wohl nicht uumlbertrieben wenn man behauptetbdquoDer 11 September 2001 hat die Welt veraumlndertldquo Um den Gefahren zubegegnen verlangt die Behoumlrde X von einer Universitaumlt mit hohemAuslaumlnderanteil Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft (Name AlterStaatsangehoumlrigkeit Semester Studienfach) Student Y fuumlhlt sich inseinen Rechten verletzt

Es handelt sich um einen historischen Fall der seit 2003 regelmaumlszligig (in derVorlesung) praumlsentiert wird Er hat seitdem an Aktualitaumlt und Relevanz nichtseingebuumlszligt Dies rechtfertigt eine Praumlsentation auch in 2018 ffTypisch fuumlr Cyberlaw in 2018 ff ist dass die Herausforderungen klassischeQualitaumlt erhalten (Beleg Rasterfahndung ist ein bdquoEvergreenldquo im hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtldquo (eigene Terminologie)) Typisch istebenfalls dass die bdquoAntworten amp Loumlsungenldquo ndash insbesondere im Rahmen derVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiteren Sinne ndash kontext- und zeitspezifisch zuanderen Argumenten wie Entscheidungen fuumlhren koumlnnen Demzufolge stellt sichfuumlr die Vorlesung wie fuumlr die Klausurloumlsung fuumlr die Studierenden dieNotwendigkeit zeitnaher Information wie Reflexion (bdquoUpdateldquo)

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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V Rasterfahndung nach dem 11 September ndashbdquoRechtsverhaltldquo(eigene Terminologie)

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Universitaumlten

PolizeiLKA

Rasterfahndung

Praumlventiv

BKA

Amts-hilfe-ersu-chen

Studierende

Datenerhebung

Datenuumlber-mittlung

Repressiv

Daten-uumlber-mittlung

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

cy lawtu-darmstadt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VI Time Transition amp Change Management ndashbdquoEvaluationldquo

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Cyberlaw als neueweitere Disziplin des Rechts ist in besonderem Maszlige aumlnderungs-anfaumlllig Grund ist dass es sich um bdquoNeulandldquo fuumlr die bdquoGovernance Compliance ampRegulationldquo (siehe auch die Forschungsinitiative bdquoGoCoreldquo) handelt Es handelt sich umeine 5 Dimension des Seins (neben den msup3 der Realworld und der Zeit) und diePioniererfahrungen in oumlkonomischer informationstechnologischer und gesellschaftlicherwie rechtlicher Perspektive werden gegenwaumlrtig erst gemacht

Deswegen ist die analytische Recherche und Praumlsentation des Gegenwartsrechts (TimeManagement) wie des Rechts der juumlngeren Vergangenheit (Technikrechtsgeschichte)auch ein Evaluationsargument fuumlr Cyberlawlehre und ndashforschung Demzufolgewerden in die Vorlesung auch teilweise veraltete Quellen aufgenommen wenn sieArgumente fuumlr Konstituanten dieser weiteren Rechtsdisziplin bieten wie dieErhoumlhung von Orientierungschancen versprechen Diese Strategie wird mit demStichwort bdquoEvaluationldquo gekennzeichnet

Dass daruumlber hinaus im Rahmen der Verhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung im weiterenSinne etwa Gefahrenanalysen hinsichtlich terroristischer Anschlaumlge zeitlichdifferieren koumlnnen verlangt ein Change Management Geschuldet sind diesedogmatischen Besonderheiten des Cyberlaw der Uumlbergangszeit der digitalen Trans-formation ndash Transition Period Es sind eben derzeit noch nicht alle Funktionalitaumltender digitalen Transformation rechtlich einsetz- wie beherrschbar

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen31 interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo32

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des BVerfG alsvernachlaumlssigbar qualifiziert33 ndash auch wenn die Informationserhebung-speicherung und -uumlbermittlung nach Meinung der betroffenen Industrienerhebliche Kosten verursachen kann34

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie Rechtsordnung die Differenzierung zwischen bdquosensitivenldquo oderbdquosensiblenldquo Informationen und anderen Informationen

Schmid Zu den Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Realisierung informationstechnologischer Projekte die bdquoHKA-Formelldquo (Haftung ndash Kommunikation ndash Akzeptanz)und andere Herausforderungen in AnzingerHamacherKatzenbeisser (Hrsg) Schutz genetischer medizinischer und sozialer Daten als multidisziplinaumlre Aufgabe2013 S 219-237 unter Verweis auf Schmid Cyberlaw ndash Eine neue Disziplin im Recht in HendlerMarburgerReinhardtSchroumlder Jahrbuch des Umwelt- undTechnikrechts 2003 S 449-480 468 ffAuf eine Wiedergabe des Fuszlignotenkatalogs wird hier verzichtet und auf die Veroumlffentlichung verwiesen

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquosensitivenldquo oder bdquosensiblenldquo Informationen (sect 3 Abs 9 BDSG)

besteht einfachgesetzlich besonderer Begruumlndungs- und Recht-fertigungsbedarf (sect 28 Abs 6 BDSG) Verfassungsrechtlich besonders

geschuumltzt sind daruumlber hinaus Informationen die zum bdquoabsolutgeschuumltzten Kernbereich privater Lebensgestaltungldquo35 gehoumlren (sieheauch etwa sect 100c Abs 5 S 1 StPO) Weiter charakterisiert werden kann

die Beschaffenheit des Objekts nicht nur durch den aktuellen Inhalt derInformationen sondern durch ihren potenziellen Inhalt Hat eineInformation Profilierungspotenzial Etwa dadurch dass der Eingangeines Einfamilienhauses videouumlberwacht wird und so ein Bewegungs-und Kontaktprofil der dort wohnenden Familie erstellt werden kann36Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten37

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo38) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll39

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung40 oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sect 9

BDSG und Anlage Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr denDatenschutz von Personal-passiv ist in der BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdatenspeicherungldquo41 betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo von Daten42 Etwa in derVorratsdatenspeicherungsentscheidung schlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo43Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen also nicht selbst auf die beim Providergespeicherten Daten ohne dessen Wissen zugreifen

6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen sect 4a BDSG Einschaltung eines Gremiums sectsect 14 15 G1044 Richtervorbehalt etwa sect 100b Abs 1 S 1 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VII bdquoEvaluationldquo Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechnologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 mit veralteten Normquellen (112018)

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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1) Personal-aktivInformationsrecht

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an Informationen interessiert ist

2a) Personal-passivDatenschutz

Hierunter werden Rechte einer natuumlrlichen oder juristischen Personverstanden die an der Reservierung- und Verfuumlgungsmacht uumlberInformationen interessiert ist die ihr von der Rechtsordnung zugebilligtwerden Dazu gehoumlrt unter Umstaumlnden auch ein bdquoRecht aufVergessenwerden und auf Loumlschungldquo

2b) Personal-passivInformationskosten

Hierunter fallen die Kosten fuumlr die Erhebung Speicherung Aufbereitungund Uumlbermittlung von Informationen durch den faktisch und rechtlichVerfuumlgungsbefaumlhigten (etwa den bdquoProviderldquo) Dieses Argument wurdeetwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidung des Bundes-verfassungsgericht als vernachlaumlssigbar qualifiziert ndash auch wenn dieInformationserhebung -speicherung und -uumlbermittlung nach Meinungder betroffenen Industrien erhebliche Kosten verursachen kann

3) Objekt Auf Informationen welchen Inhalts soll zugegriffen werden Hier kenntdie bdquoRechtsordnungldquo (unter Beruumlcksichtigung des bdquoMehrebenenmodellsldquo)bereits vor 2018 grundsaumltzlich die Unterscheidung zwischen bdquopersonen-bezogenen Datenldquo und bdquobesonderer Kategorien personenbezogenerDatenldquo (vgl etwa sect 3 Abs 1 und 9 BDSG alter Fassung) Mit der EU-

DSGVO werden die bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquomit Legaldefinitionen weiter ausdifferenziert (siehe unter VIII 2-4)

BVerfG Urt v 02032010 Az 1 BvR 25608 ua

So auch VG Koumlln Urt v 20042018 Az 9 K 741717 Rn 170 OVG NRW Beschl v 22062017 Az 13 B 23817 Rn 88

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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3) Objekt (Fortsetzung) Bei bdquobesonderen Kategorien personenbezogener Datenldquo bestehtbesonderer Begruumlndungs- und Rechtfertigungsbedarf (Art 9 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sectsect 22 48 BDSG sectsect 20 43 HDSIG)

Verfassungsrechtlich besonders geschuumltzt sind daruumlber hinausInformationen die zum bdquoabsolut geschuumltzten Kernbereich privaterLebensgestaltungldquo gehoumlren (siehe etwa sect 100d Abs 1-4 StPO)

Weiter charakterisiert werden kann die Beschaffenheit des Objekts nichtnur durch den aktuellen Inhalt der Informationen sondern durch ihrenpotenziellen Inhalt Hat eine Information Profilierungspotenzial dasals bdquoProfilingldquo im Rechtssinne zu qualifizieren ist (Art 4 Nr 4 Art 22EU-DSGVO)Hat eine Information ein spezifisches Kombinationspotenzial ndash etwadurch die Verknuumlpfung mit anderen Informationen Beispiel ist dieVerknuumlpfung von mit RFID organisierten Informationen uumlber eineinzelnes Produkt (Electronic Product Code) mit Kreditkartendaten

4) KausalZweck Zu welchem Zweck soll auf diese Informationen zugegriffen werden(etwa Kampf gegen den Terrorismus Wahrung der UrheberrechteGesundheitsschutz als bdquoRechtfertigungsguumlterldquo) Differenziert werdenkann dieses Kriterium noch durch den Grad der Gefaumlhrdung derRechtfertigungsrechtsguumlter So etwa wenn eine Videouumlberwachung imVorfeld einer Gefahr an einem bdquoStraszligenkriminalitaumltsbrennpunktldquorechtmaumlszligig sein soll

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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5a) Qualitaumlt der Information(stechnik)Personal-passivDatenschutz

Hierzu zaumlhlt die Informationstechnik die etwa Daten vor unbefugterEinsichtnahme schuumltzt wie etwa die Verschluumlsselung oder dieZuteilung eines Passworts Rechtsgrundlage sind unter anderem sectsect 22Abs 2 48 Abs 2 BDSG sectsect 20 Abs 2 und 3 43 Abs 2 HDSIG

Die besondere Bedeutung von IT-Sicherheit fuumlr den Datenschutz vonPersonal-passiv ist in der ersten BVerfG-Entscheidung zurbdquoVorratsdaten-speicherungldquo betont worden

5b) Qualitaumlt der Information(stechnik)PersonalndashaktivInformationsrecht

Erfasst sind alle Formen der bdquoOrganisationldquo (eigene Terminologie)von Daten Etwa in der ersten Vorratsdatenspeicherungsentscheidungschlieszligt das BVerfG den Pull-Betrieb aus und verlangt einen Push-Betrieb durch den bdquoProviderldquo Die Sicherheitsbehoumlrden duumlrfen alsonicht selbst auf die beim Provider gespeicherten Daten ohne dessenWissen zugreifenSpaumltestens seit 2018 ist bdquoDrohnenldquorecht Bestandteil des hier sogbdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo Art 47 BayrischesPolizeiaufgabengesetz (BayPAG) regelt ndash soweit ersichtlich ndash alsPionier im deutschen Polizeirecht den Einsatz von unbemannten Luft-fahrtsystemen sowohl fuumlr Video- als auch Audioaufnahmen (hier sogbdquoPeeping amp Listening Dronesldquo) (Art 47 Abs 1 Nr 1 BayPAG)Inwieweit wir die Welt mit bdquoDrohnenldquo auch im Kontext von (land-)wirt-schaftlicher Betaumltigung teilen muumlssen und duumlrfen wird vorhersehbareine Kernaufgabe des Cyberlaw sein

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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cy lawtu-darmstadt

Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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6) Rechtliches Verfahren Welches rechtliche Verfahren verlangt das Recht fuumlr die bdquoOrganisationldquound den Umgang mit diesen Daten (Etwa Einwilligung desBetroffenen Art 9 Abs 2 lit a EU-DSGVO Einschaltung einesGremiums sectsect 14 15 G 10 Richtervorbehalt etwa sect 100e Abs 1 und

2 StPO)

7) RechtfertigungVerhaumlltnis-maumlszligigkeit

Hier findet etwa die aus dem deutschen Verfassungsrecht bekannteVerhaumlltnismaumlszligigkeitspruumlfung statt die das Interesse von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut) und das Interesse des Personal-passiv Datenschutzes (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1 GG Art 10GG Art 13 GG) und das Interesse der Personal-passivInformationskosten (Art 12 14 2 Abs 1 GG) abwaumlgt

VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informations-technologischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)1 Abstrakt

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

a) EU

b) BRD und Hessen

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo (SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

Eine Synopse wie vergleichende Analyse ergibt dass die Unterscheide ingrammatischer Auslegung minimal sind und die rechtliche Relevanzdiese Unterschiede derzeit nicht evident ist Die folgenden Folienheben die Unterschiede durch Unterstreichungen hervor

Einmal ergaumlnzt das Recht der EU den Wortlaut in einer Klammer um bdquoim Folgendenldquo und zum anderen wird im deutschen Bundes- und Landerecht das Adjektiv bdquonatuumlrlichldquo nicht wiedergegeben

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII SIsup2S ndash aktualisiert (112018)2 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoPersonenbezogene Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 1 EU-DSGVO Art 3 Nr 1 EU-DSGRL

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichen Person sind identifiziert werden kann []

sect 46 Nr 1 BDSG sect 41 Nr 1 HDSIG

Begriffsbestimmungen[] 1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare

natuumlrliche Person (betroffene Person) beziehen als identifizierbar wird eine natuumlrliche

Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem

Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren

besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischen genetischen psychischen wirt-

schaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser Person sind identifiziert werden kann []

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor

c) Unterschiede im europaumlischen und deutschen Bundes- und Landesrecht

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL

Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten

[hellip] personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen

religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen sowie

[hellip] genetischen Daten biometrischen Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung []

sect 46 Nr 14 BDSG sect 41 Nr 15 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] besondere Kategorien personenbezogener Daten

a) Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunft politische Meinungen religioumlse oder

weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszugehoumlrigkeit hervorgehen

b) genetische Daten

c) biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person

d) Gesundheitsdaten und

e) Daten zum Sexualleben oder zur sexuellen Orientierung [hellip]

Abweichend ist lediglich die Art der Darstellung nicht der Normtext

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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cy lawtu-darmstadt

Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 3 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoBesondere Kategorien personenbezogener Datenldquo im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 4 Nr 13ndash15 EU-DSGVO Art 3 Nr 12ndash14 EU-DSGRL

sect 46 Nr 11ndash13 BDSG sect 41 Nr 12ndash14 HDSIG

Begriffsbestimmungen

[] genetische Daten personenbezogene Daten zu den ererbten oder erworbenen genetischen

Eigenschaften einer natuumlrlichen Person die eindeutige Informationen uumlber die Physiologie oder die

Gesundheit dieser natuumlrlichen Person liefern und insbesondere aus der Analyse einer biologischen Probe

der betreffenden natuumlrlichen Person gewonnen wurden []

[] biometrische Daten mit speziellen technischen Verfahren gewonnene personenbezogene Daten zu

den physischen physiologischen oder verhaltenstypischen Merkmalen einer natuumlrlichen Person die die

eindeutige Identifizierung dieser natuumlrlichen Person ermoumlglichen oder bestaumltigen wie Gesichtsbilder oder

daktyloskopische Daten []

[hellip] Gesundheitsdaten personenbezogene Daten die sich auf die koumlrperliche oder geistige Gesundheit

einer natuumlrlichen Person einschlieszliglich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beziehen und

aus denen Informationen uumlber deren Gesundheitszustand hervorgehen [hellip]

Legaldefinitionen Genetische biometrische und Gesundheitsdaten

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 10 EU-DSGVO

Verarbeitung von personenbezogenen Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten

Die Verarbeitung personenbezogener Daten uumlber strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten oder damit

zusammenhaumlngende Sicherungsmaszligregeln aufgrund von Artikel 6 Absatz 1 darf nur unter behoumlrdlicher

Aufsicht vorgenommen werden oder wenn dies nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten

das geeignete Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen vorsieht zulaumlssig ist Ein

umfassendes Register der strafrechtlichen Verurteilungen darf nur unter behoumlrdlicher Aufsicht gefuumlhrt

werden

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 4 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoObjektldquo(SIsup2S ndash 3)

bdquoInformationstechnologisches Sicherheitsrecht ldquo (eigene Terminologie) im bdquoMehrebenenmodellldquo

Art 6 EU-DSGRLUnterscheidung verschiedener Kategorien

betroffener PersonenDie Mitgliedstaaten sehen vor dass derVerantwortliche gegebenenfalls und so weit wiemoumlglich zwischen den personenbezogenen Datenverschiedener Kategorien betroffener Personen klarunterscheidet daruntera) Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen habenoder in naher Zukunft begehen werden

b) verurteilte Straftaumlterc) Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Fakten darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

d) andere Parteien im Zusammenhang mit einerStraftat wie Personen die bei Ermittlungen inVerbindung mit der betreffenden Straftat oderbeim anschlieszligenden Strafverfahren als Zeugen inBetracht kommen Personen die Hinweise zurStraftat geben koumlnnen oder Personen die mitden unter den Buchstaben a und b genanntenPersonen in Kontakt oder in Verbindung stehen

sect 72 BDSG sect 67 HDSIGUnterscheidung zwischen verschiedenen

Kategorien betroffener PersonenDer Verantwortliche hat bei der Verarbeitungpersonenbezogener Daten so weit wie moumlglichzwischen den verschiedenen Kategorien betroffenerPersonen zu unterscheiden Dies betrifftinsbesondere folgende Kategorien1 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie eine Straftat begangen haben2 Personen gegen die ein begruumlndeter Verdacht

besteht dass sie in naher Zukunft eine Straftatbegehen werden

3 verurteilte Straftaumlter4 Opfer einer Straftat oder Personen bei denen

bestimmte Tatsachen darauf hindeuten dass sieOpfer einer Straftat sein koumlnnten und

5 andere Personen wie insbesondere [Zeuginnenund] Zeugen [Hinweisgeberinnen und]Hinweisgeber oder Personen die mit den in denNummern 1 bis 4 genannten Personen in Kontaktoder Verbindung stehen

Nur im HDSIG

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Fachgebiet Oumlffentliches RechtProf Dr Viola Schmid LLM (Harvard)

Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

sect 11 Hessisches Gesetz uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) ndash Allgemeine Befugnisse

Die Gefahrenabwehr- und die Polizeibehoumlrden koumlnnen die erforderlichen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnenFalle bestehende Gefahr fuumlr die oumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht diefolgenden Vorschriften die Befugnisse der Gefahrenabwehr- und der Polizeibehoumlrden besonders regeln

Art 11 Abs 1 und 3 Bayrisches Polizeiaufgabengesetz (BayPAG) ndash Allgemeine Befugnisse

(1) Die Polizei kann die notwendigen Maszlignahmen treffen um eine im einzelnen Fall bestehende Gefahr fuumlr dieoumlffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse derPolizei besonders regeln

(2) []

(3) Die Polizei kann unbeschadet der Abs 1 und 2 die notwendigen Maszlignahmen treffen um den Sachverhaltaufzuklaumlren und die Entstehung einer Gefahr fuumlr ein bedeutendes Rechtsgut zu verhindern wenn im Einzelfall

1 das individuelle Verhalten einer Person die konkrete Wahrscheinlichkeit begruumlndet oder

2 Vorbereitungshandlungen fuumlr sich oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsachen den Schluss auf ein seinerArt nach konkretisiertes Geschehen zulassen

wonach in absehbarer Zeit Angriffe von erheblicher Intensitaumlt oder Auswirkung zu erwarten sind(drohende Gefahr) soweit nicht die Art 12 bis 65 die Befugnisse der Polizei besonders regeln BedeutendeRechtsguumlter sind

1 der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes

2 Leben Gesundheit oder Freiheit

3 die sexuelle Selbstbestimmung

4 erhebliche Eigentumspositionen oder

5 Sachen deren Erhalt im besonderen oumlffentlichen Interesse liegt

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 5 Abstrakt ndash Differenzierung bdquoKausalZweckldquo

(SIsup2S ndash 4) Gefahrenbegriffe in Hessen und Bayern

Didaktik bdquoKausalZweckldquo (SIsup2S ndash 4) und Verhaumlltnismaumlszligigkeit (SIsup2S ndash 7)

Grundsaumltzlich ist die Ermittlung von bdquoKausalZweckldquo wegweisend wieaufbauend fuumlr die Argumentation und Pruumlfung der einzelnen Schritte derAnalyse der Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne (SIsup2S ndash 7) DieIdentifizierung von bdquoKausalZweckldquo bereitet die Ermittlung desbdquoRechtfertigungsrechtsgutsldquo (eigene Terminologie) vor

Im Kontext des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo hat dieVeraumlnderung des bdquoGefahrenbegriffsldquo Kernbedeutung

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

a) Didaktische Terminologie bdquoDrohnenldquo statt bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo

Soweit ersichtlich hat Bayern als einziges Bundesland eine speziellepolizeirechtliche Ermaumlchtigungsgrundlage (grammatische Auslegung) fuumlrden bdquoDrohnenldquoeinsatz geschaffen Hervorzuheben ist dass die Rechts-sprache bdquoDrohnenldquo nicht kennt ndash sondern stattdessen bdquounbemannteLuftfahrtsystemeldquo erfasst Weil die Definition im Luftverkehrsrecht nichtuumlbersichtlich ist (etwa Multicopter in der systematischen Auslegung vonsect 21b Abs 1 Nr 8b LuftVO sect 1 LuftVG) wird im Folgenden an der

gebraumluchlichen wie umgangssprachlichen Terminologie bdquoDrohnenldquovorlaumlufig festgehalten

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

b) bdquoUnbemannte Luftfahrtsystemeldquo im Bayrischen Polizeiaufgabengesetz

Art 47 BayPAG ndash Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen

(1) Bei den nachfolgenden Maszlignahmen duumlrfen Daten unter den dort genanntenVoraussetzungen auch durch den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme erhoben werden

1 offene Bild- und Tonaufnahmen oder -aufzeichnungen nach Art 33 Abs 1 bis 3

2 Einsatz besonderer Mittel der Datenerhebung nach Art 36 Abs 1

3 Einsatz technischer Mittel in Wohnungen nach Art 41 Abs 1

4 Eingriffe in den Telekommunikationsbereich nach Art 42 Abs 1 bis 5 und

5 verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme nach Art 45 Abs 1 und 2

(2) In den Faumlllen des Abs 1 Nr 1 duumlrfen unbemannte Luftfahrtsysteme nur dann eingesetztwerden wenn die Offenheit der Maszlignahme gewahrt bleibt In diesen Faumlllen soll auf dieVerwendung unbemannter Luftfahrtsysteme durch die Polizei gesondert hingewiesen werden

(3) Soweit in den Faumlllen des Abs 1 eine richterliche Anordnung erforderlich ist muss dieseauch den Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen umfassen

(4) Diese unbemannten Luftfahrtsysteme duumlrfen nicht bewaffnet werden

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII 6 Abstrakt ndash Differenzierung Qualitaumlt der

Information(stechnik) bdquoPersonalndashaktiv Informationsrechtldquo (SIsup2S ndash 5b)

c) FEX bdquoDrohnenldquoeinsatz in anderen Bundeslaumlndern

Vertiefend ist darauf hinzuweisen dass aus der Abwesenheit einerspeziellen Regelung in anderen Polizei- und Sicherheitsgesetzen nichtgeschlossen werden kann dass ein bdquoDrohnenldquoeinsatz rechtlich aus-geschlossen ist Hier kommen theoretisch und wissenschaftlichallgemeine Ermaumlchtigungsgrundlagen (sog polizeirechtliche General-klauseln) oder die Ermaumlchtigungsgrundlagen fuumlr Bild- und Videoauf-nahmen in Betracht (vgl sectsect 11 14 15 HSOG)

Insoweit ist vorhersehbar dass eine weitere wissenschaftliche undrechtliche Klaumlrung ndash jenseits dieser Basics ndash erfolgen wird

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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VIII Schema fuumlr die Interessenanalyse Informationstechno-logischer Sachverhalte (SIsup2S) in der Tradition seit 20132003 ndash aktualisiert (112018)7 Konkret

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Analyse

1 Personal-aktiv Behoumlrde (Ermaumlchtigungsgrundlage)

2 a) Personal-passiv Datenschutz

Universitaumlt (Behoumlrde)Studierende

2 b) Personal-passivInformationskosten

Universitaumlt (Kosten der Amtshilfe)

3 Objekt Daten uumlber Auslaumlnder arabischer Herkunft ndash (Besondere personenbezogeneDaten Art 9 Abs 1 EU-DSGVO Art 10 EU-DSGRL sect 46 Nr 14 BDSG sect

41 Nr 15 HDSIG)

4 KausalZweck Terrorismusbekaumlmpfung

5 a) b) Qualitaumlt der Informationstechnik

DatenorganisationErhebung durch die UniversitaumltUumlbermittlung von Universitaumlt an Behoumlrde(keine Angaben im Sachverhalt zu 5 a) u b)

6 Verfahren Besondere Verfahrens- und Formvorschriften in der StPO und denPolizeigesetzen

7 Rechtfertigung Verhaumlltnismaumlszligigkeit

Abwaumlgung des Interesses von Personal-aktiv (Rechtfertigungsrechtsgut(Oumlffentliche Sicherheit)) mit dem Interesse des Personal-passiv(Eingriffsrechtsgut (Recht auf informationelle Selbstbestimmung))

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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IX RER-Schema

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Recht

Eingriff

Rechtfertigung

Erforderlichkeit

Geeignetheit

Spezielle Schranken

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Allg Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

I

II

III

2

1

a)

b)

c)

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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X RER-Definition 1 Spezielle Schranken

bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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X RER-Definition 2 Allgemeine Schranken Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinn

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Geeignetheit Eingriff muss geeignet sein um den Schutz desRechtsguts das die Eingriffsrechtsfertigung bildet(Rechtfertigungsrechtsgut) zu bewirken Tauglichkeit des Mittels fuumlr den Zweck

Erforderlichkeit Es darf keine Eingriffsmaszlignahme geben die fuumlrden Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts genausogeeignet und weniger eingreifend ist

Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinn

Schwere des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut darfnicht auszliger Verhaumlltnis zur Qualitaumlt der Foumlrderungdes Rechtfertigungsrechtsguts stehen Grundrechtseingriff darf in seiner Intensitaumlt nicht

auszliger Verhaumlltnis zum angestrebten Ziel stehen

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird nach Art 2 Abs 1GG in Verbindung mit Art 1 Abs 1 S 1 GG geschuumltzt weil dieVerfuumlgungsmacht uumlber Daten Voraussetzung der allgemeinen Hand-lungsfreiheit wie Teil der Menschenwuumlrde ist (bdquoallgemeines Persoumlnlich-keitsrechtldquo) Daten wie die Adresse die Staatsangehoumlrigkeit und dieStudienrichtung haben offensichtlich Bezug zum allgemeinen Persoumlnlich-keitsrecht (Gegenbeispiel Mitteilung der Anzahl der Studierenden imFachbereich 1 bdquoWirtschaftsinformatikldquo)

Bei Daten uumlber bdquoAuslaumlnder arabischer Herkunftldquo handelt es sich umAngaben die Ruumlckschluumlsse etwa auf die die rassische und ethnischeHerkunft politische Meinungen religioumlse oder philosophische Uumlber-zeugungen (Art 3 Nr 1 Art 10 EU-DSGRL) zulassen Insoweit ist einbesonderer Menschenwuumlrdebezug (Art 1 Abs 1 GG) gegeben

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Richtlinie (EU) 2016680 des Europaumlischen Parlaments und des Rates vom 27 April 2016 zum Schutz natuumlrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogenerDaten durch die zustaumlndigen Behoumlrden zum Zwecke der Verhuumltung Ermittlung Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvollstreckung sowie zumfreien Datenverkehr und zur Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2008977JI des Rates (EU-DSGRL ndash FOumlR-Terminologie)

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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Art 3 Nr 1 EU-DSGRL ndash BegriffsbestimmungenIm Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck1 bdquopersonenbezogene Datenldquo alle Informationen die sich auf eine identifizierte oder identifizierbarenatuumlrliche Person (im Folgenden bdquobetroffene Personldquo) beziehen als identifizierbar wird einenatuumlrliche Person angesehen die direkt oder indirekt insbesondere mittels Zuordnung zu einerKennung wie einem Namen zu einer Kennnummer zu Standortdaten zu einer Online-Kennung oderzu einem oder mehreren besonderen Merkmalen die Ausdruck der physischen physiologischengenetischen psychischen wirtschaftlichen kulturellen oder sozialen Identitaumlt dieser natuumlrlichenPerson sind identifiziert werden kann

Art 10 EU-DSGRL - Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener DatenDie Verarbeitung personenbezogener Daten aus denen die rassische oder ethnische Herkunftpolitische Meinungen religioumlse oder weltanschauliche Uumlberzeugungen oder die Gewerkschaftszu-gehoumlrigkeit hervorgehen sowie die Verarbeitung von genetischen Daten biometrischen Daten zureindeutigen Identifizierung einer natuumlrlichen Person Gesundheitsdaten oder Daten zum Sexuallebenoder der sexuellen Orientierung ist nur dann erlaubt wenn sie unbedingt erforderlich ist undvorbehaltlich geeigneter Garantien fuumlr die Rechte und Freiheiten der betroffenen Person erfolgt unda) wenn sie nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten zulaumlssig istb) der Wahrung lebenswichtiger Interessen der betroffenen oder einer anderen natuumlrlichen Persondient oderc) wenn sie sich auf Daten bezieht die die betroffene Person offensichtlich oumlffentlich gemacht hat

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Art 2 Abs 1 GG

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persoumlnlichkeit soweit er nichtdie Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmaumlszligige Ordnung oderdas Sittengesetz verstoumlszligt

Art 1 Abs 1 GG

Die Wuumlrde des Menschen ist unantastbar Sie zu achten und zu schuumltzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt

XI RER-Pruumlfung 1 Recht

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XI RER-Pruumlfung2 Eingriff

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Der Eingriffsbegriff ist immer vor dem Hintergrund des betroffenen Grundrechtszu entwickelnBVerfG im Volkszaumlhlungsurteil (in der FOumlR-Interpretation) Jeder hat ein Recht zuwissen wer wann wofuumlr wo welche personenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquound muss grundsaumltzlich einwilligen

Y wird von der Uumlbermittlung seiner Daten (an die Polizei) nicht informiert(bdquowissenldquo)

Y kann deshalb die bdquoOrganisationldquo nicht verhindern Es ist nicht davon auszugehen dass Y einverstanden ist oder eingewilligt hat

Ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Y liegt vor

FOumlR-Terminologie und Sophistikation bdquow6ldquo

Jeder hat ein Recht zu wissen wer wann wofuumlr wo welchepersonenbezogenen Daten bdquoorganisiertldquo und muss grundsaumltzlich einwilligen bzwes bedarf einer bdquogesetzlichenldquo Ermaumlchtigung (bdquow6ldquo)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung a) Terminologie

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bdquoSpezielle Schrankenldquo sind solche Schranken die im Normtext(hier GG) genannt sind oder kraft Auslegung die Grundrechts-verwirklichung einschraumlnken (etwa im Wege der Konkordanz oderder Wechselwirkung)

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Spezielle Schranke Art 2 Abs 1 GG

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Diese Schranke ist in einer grammatischen Auslegung der jeweiligen

Norm hier der Verfassung zu entnehmen Art 2 Abs 1 GG bdquoRechteandererldquo bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo oder das bdquoSittengesetzldquo

FOumlR-Strategie Regelmaumlszligig reicht die Pruumlfung der Rechtfertigungdurch die bdquoverfassungsmaumlszligige Ordnungldquo aus

Der Begriff der bdquoverfassungsmaumlszligigen Ordnungldquo ist weit

auszulegen bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo umfasst die gesamteRechtsordnung soweit sie formell und materiell mit der Verfassung imEinklang steht (Verfassungsmaumlszligigkeit)

FOumlR-Terminologie Umschreibung fuumlr bdquoGesetzesvorbehaltldquo

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XI RER-Pruumlfung ndash [hellip] b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung ndash sect 26 Abs 1 HSOG

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Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung

sect 26 Abs 1 HSOG Besondere Formen des Datenabgleichs

(1) Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichenStellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundesoder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen vonbedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oderwenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlungvon personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke desautomatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zurAbwehr der Gefahr erforderlich ist Eine solche Gefahr liegt in der Regel auchdann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigendass terroristische Straftaten begangen werden sollen Rechtsvorschriften uumlberein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Formelle und materielle Verfassungsmaumlszligigkeit der Rechtsgrund-lage

Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Einhaltung der

Kompetenz- Verfahrens- und Formvorschriften voraus (KVF-Pruumlfung)

Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit setzt die Vereinbarkeitvon unterverfassungsrechtlichem Recht mit der Verfassung vo-raus Insbesondere erfolgt im Rahmen der materiellen Verfas-sungsmaumlszligigkeit die Uumlberpruumlfung anhand von Grundrechten

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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aa) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG Kompetenz

Art 70 Abs 1 GG

Die Laumlnder haben das Recht der Gesetzgebung soweit dieses Grundgesetz nicht dem Bunde Gesetzgebungskompetenz verleiht

Art 73 Nr 10 GG

Der Bund hat die ausschlieszligliche Gesetzgebungskompetenz uumlber [hellip]

10 die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder

a) in der Kriminalpolizeib) zum Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Bestandes

und der Sicherheit des Bundes oder eines Landes (Verfassungsschutz) undc) zum Schutze gegen Bestrebungen im Bundesgebiet die [hellip] auswaumlrtige

Belange der Bundesrepublik Deutschland gefaumlhrdensowie die Einrichtung eines Bundeskriminalpolizeiamtes und die internationale Verbrechensbekaumlmpfung [hellip]

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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bb) und cc) Formelle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Verfahren und Form

Es wird davon ausgegangen dass das in der hessischen Landesverfas-sung vorgesehene Verfahren eingehalten und die Form gewahrt wurde

Von der formellen Verfassungsmaumlszligigkeit des sect 26 HSOG ist auszugehen

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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dd) Materielle Verfassungsmaumlszligigkeit von sect 26 HSOG

Bei der Pruumlfung der Rechtfertigung nach Art 2 Abs 1 GG muumlndet also diespezielle Schranke unmittelbar in die allgemeine Schranke In derGliederungs-struktur wird deswegen in Anschluss an 3a dd) die Pruumlfung derallgemeinen Schranke unter 4 fortgesetzt

FEX-Pruumlfungsstrategie Grundsaumltzlich verlangt die allgemeine Schranke mitihren Abwaumlgungsanforderungen komplexe und differenzierte AusfuumlhrungenDiese komplexe Pruumlfung wird durch den Aufbau und die Aufteilung nachRecht (1) Eingriff (2) und Rechtfertigung (3) ndash spezielle Schranke ndashvorbereitet Die rechtliche Gesamtbewertung wird mit der Pruumlfung derallgemeinen Schranke abgeschlossen (4)

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Das Besondere an der speziellen Schranke bdquoVerfassungsmaumlszligige Ordnungldquo istdass sie im Rahmen der materiellen Verfassungsmaumlszligigkeit die Pruumlfung derbdquoallgemeinen Schrankeldquo ndash des Verhaumlltnismaumlszligigkeits-grundsatzes im weiterenSinne ndash verlangt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung b) Spezielle Schranke Verfassungsmaumlszligige Ordnung

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

cy lawtu-darmstadtFachgebiet Oumlffentliches Recht | Prof Dr Viola Schmid LLM (Harvard) | schmidcylawtu-darmstadtde | 51

cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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aa) Geeignetheit

Der Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung muss geeignet seinum den Schutz des Rechtfertigungsrechtsguts (Praumlvention vonterroristischen Angriffen die die koumlrperliche Unversehrtheit und dasEigentum von Grundrechtstraumlgern bedrohen) zu bewirken Hier sind wieGerichtsentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen zeigen vieleArgumente zu beruumlcksichtigen Insbesondere stellt sich die Frage ob derAufbau eines praumlventiven Rasterfahndungs- und Datenorganisations-systems geeignet ist Anschlaumlge zu verhindern (siehe USA)

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

cy lawtu-darmstadtFachgebiet Oumlffentliches Recht | Prof Dr Viola Schmid LLM (Harvard) | schmidcylawtu-darmstadtde | 50

cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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bb) Erforderlichkeit

Es ist zu pruumlfen ob es eine Maszlignahme gibt die dem Rechtfertigungs-rechtsgut ebenso dient aber weniger das Eingriffsrechtsgut(bdquoinformationelle Selbstbestimmungldquo) beschraumlnkt In Erinnerung gerufensei die Besorgnis des Mikrozensusurteils das zu Datensparsamkeitermahnt Eine Reduktion der Datenorganisation ist nicht offensichtlichein milderes Mittel weil sect 26 Abs 2 S 1 HSOG bereits eine

Beschraumlnkung auf bdquobestimmteldquo Daten vorsieht

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sect 26 Abs 2 S 1 HSOG

Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschriften Tag und Ort der Geburt sowie auf im einzelnen Falle festzulegende Merkmale zu beschraumlnken

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

cy lawtu-darmstadt

FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

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Hier ist der Qualitaumlt des Eingriffs in das Eingriffsrechtsgut die Qualitaumlt der Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts gegenuumlberzustellen

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Streubreite Die Rasterfahndung betrifft nur in sehr kleiner Anzahl eine wirklichfahndungsrelevante Gruppe Die Datenuumlbermittlung betrifft en Grosgesetzestreue ndash auch zukuumlnftig gesetzestreue ndash Personen

bull Argumentation mit der bdquoHeimlichkeitldquo der DatenerhebungWelche Personen im Konkreten von der Rasterfahndung betroffen sindist nicht bekannt Auch auf welche Merkmale die Rasterfahndung imKonkreten beschraumlnkt ist ist grundsaumltzlich nicht bekannt

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine Schwere des Eingriffs

bull Argumentation mit der Betroffenheit sensibler Daten (Art 10 sowie Erwaumlgungsgruumlnde 37 51 EU-DSGRL)

bull Argumentation mit der fehlenden Qualitaumlt des Verfahrens der Daten-organisation Behoumlrdenleitervorbehalt

Die Rasterfahndung in Hessen steht bdquonurldquo unter einem Behoumlrdenleiter-vorbehalt In anderen Bundeslaumlndern ndash etwa Berlin ndash wird dieDurchfuumlhrung der Rasterfahndung von der Anordnung des Richtersabhaumlngig gemacht (Richtervorbehalt) Dasselbe gilt fuumlr die repressiveRasterfahndung nach der Strafprozessordnung

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine Schwere des Eingriffs

Argumentation der prozessbedingten geringen Personenbezogenheit

In der Rasterfahndung geht es zunaumlchst nicht um die IdentifizierungEinzelner sondern die Behandlung eines abstrakt spezifischenDatensatzes (bdquopersonengruppenscharfldquo) Erst im Laufe derRasterfahndung werden die Daten bdquopersonenscharfldquo behandelt

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

cy lawtu-darmstadtFachgebiet Oumlffentliches Recht | Prof Dr Viola Schmid LLM (Harvard) | schmidcylawtu-darmstadtde | 50

cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

Fachgebiet Oumlffentliches Recht | Prof Dr Viola Schmid LLM (Harvard) | schmidcylawtu-darmstadtde | 53

Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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cy lawtu-darmstadt

Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Fuumlr eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit dem gestiegenen terroristischen Bedrohungspoten-zialDurch die aktuelle politische Weltlage (Irak Afghanistan Anschlaumlge inMadrid Istanbul hellip) koumlnnte eine erhoumlhte Gefahr bestehen dassTerroristen auch in Deutschland Anschlaumlge vorbereiten Universitaumltenkoumlnnten hierzu sowohl zu Kontaktzwecken als auch zur Know-How-Erlangung genutzt werden

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des RechtfertigungsrechtsgutsArgumentation mit der nur hypothetischen Effektivitaumlt der RasterfahndungDie Effektivitaumlt im praumlventiven Bereich unterstellen die Landesgesetz-geber durch die Einfuumlhrung oder Aumlnderung entsprechender Vor-schriften etwa des sect 26 HSOG Ob die Rasterfahndung tatsaumlchlich

moumlgliche Terroranschlaumlge verhindern kann bleibt abzuwarten

XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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cc) Verhaumlltnismaumlszligigkeit im engeren Sinne

Gegen eine qualitative Foumlrderung des Rechtfertigungsrechtsguts

Argumentation mit dem geringen Gefaumlhrdungspotenzial

Im Anschluss an den 11 September 2001 mag die Gefahr einesweiteren Angriffs (geistig) praumlsent und das Gefaumlhrdungspotenzialsehr hoch gewesen sein Nicht erst die im Laufe der Zeit erschie-nenen Dokumente ndash etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ndashzeigen wie ein Gefaumlhrdungspotenzial zu politischen Zwecken miss-braucht werden kann

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XI RER-Pruumlfung ndash 3 Rechtfertigung c) Allgemeine Schranke Verhaumlltnismaumlszligigkeit im weiteren Sinne

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XII Fallloumlsung 1 bdquoKlassischldquo seit 2003

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Eine praumlventive Rasterfahndung kann je nach Konkretisierung desVerdachts und Differenzierung der Fahndungskriterien dazu fuumlhrendass auch bdquoOtto-Normalbuumlrgerldquo das Stigma eines bdquoTerroristenldquobdquoverliehenldquo wird

Daruumlber hinaus ist die Rasterfahndung ein weiterer Schritt zurvirtuellen Erfassung der Persoumlnlichkeit von Menschen

Die Chancen einer Rasterfahndung koumlnnen kontrovers beurteiltwerden

Vielleicht sollte die Rasterfahndung von einem Richtervorbehaltabhaumlngig gemacht werden der sich auf einzelne Daten-bdquoorganisationsldquoprozesse erstreckt

rarr Somit koumlnnte die Rasterfahndung und die Datenorganisation bei der

Universitaumlt nicht gerechtfertigt sein und gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung (Art 2 Abs 1 i V m Art 1 Abs 1GG) verstoszligen

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XII Fallloumlsung2 Entscheidungen aus der Vergangenheit

BVerfG Beschlv 04042006 1 BvR 51802

VGH Kassel Beschlv 04022003 10 TG 311202

OVG Koblenz Beschlv 22032002 12 B 1033102

VG Trier Beschlv 11062002 1 L 62002 (Juris)

OVG Bremen Beschlv 08072002 1 B 15502 (Juris)

VG Gieszligen Beschlv 08112002 10 G 451002 (Juris)

VG Wiesbaden Beschlv 31032003 5 G 188302 (Juris)

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

cy lawtu-darmstadt

FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 1 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder nichtoumlffentlichen Stellen zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert deren Erhaltung im oumlffentlichen Interesse geboten ist oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personen-gruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist2Eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme rechtfertigen dass terroristische Straftaten begangen werden sollen3Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

23122009 bis 03072018(1) 1Die Polizeibehoumlrden koumlnnen von oumlffentlichen Stellen oder Stellen auszligerhalb des oumlffentlichen Bereichs zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder fuumlr Leben Gesundheit oder Freiheit oder wenn gleichgewichtige Schaumlden fuumlr die Umwelt zu erwarten sind die Uumlbermittlung von personenbezogenen Daten bestimmter Personengruppen zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlnden verlangen wenn dies zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist

2Rechtsvorschriften uumlber ein Berufs- oder besonderes Amtsgeheimnis bleiben unberuumlhrt

Die Unterstreichungen heben die Abweichungen der verschiedenen Normtexte hervor Beruumlcksichtigt wurden die letzten 3 Geltungszeitraumlume (ab 0407201825052018ndash03072018 23122009ndash24052018) Abs 2 enthaumllt keine Aumlnderungen

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 3 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 25052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Die getroffenen Maszlignahmen sind zu dokumentieren3Diese Dokumentation ist gesondert aufzubewahren und durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern 4Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 5 oder nach dem endguumlltigen Zuruumlckstellen der Benachrichtigung nach sect 29 Abs 6 zu loumlschen ist die Datenschutzkontrolle nach sect 29a noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu deren Abschluss aufzubewahren

23122009 bis 24052018(3) 1Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werden kann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlich angefallenen Daten auf dem Datentraumlger zu loumlschen und die Unterlagen soweit sie nicht fuumlr ein mit dem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind unverzuumlglich zu vernichten2Uumlber die getroffenen Maszlignahmen ist eine Niederschrift anzufertigen 3Diese Niederschrift ist gesondert aufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zu sichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Vernichtung der Unterlagen nach Satz 1 folgt zu vernichten

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

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Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

cy lawtu-darmstadt

FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Fachgebiet Oumlffentliches RechtProf Dr Viola Schmid LLM (Harvard)

Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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cy lawtu-darmstadt

Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XIII Change Management 1 Hessen Rechtsgrundlage der Rasterfahndung heute ndash fruumlhersect 26 Abs 4 u 5 HSOG ndash Besondere Formen des Datenabgleichs

Fachgebiet Oumlffentliches Recht | Prof Dr Viola Schmid LLM (Harvard) | schmidcylawtu-darmstadtde | 57

Ab 04072018(4) 1Die Maszlignahme darf nur aufgrund richterlicher Anordnung auf Antrag der Behoumlrdenleitung getroffen werden 2Zustaumlndig ist das Amtsgericht in dessen Bezirk die Polizeibehoumlrde ihren Sitz hat 3Fuumlr das Verfahren gelten die Vorschriften des Gesetzes uumlber das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17 Dezember 2008 (BGBl I S 2586 2587) zuletzt geaumlndert durch Gesetz vom 20 Juli 2017 (BGBl I S 2780) entsprechend 4Die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte ist durch die Polizeibehoumlrde unverzuumlglich uumlber die Anordnung zu unterrichten

25052018 bis 03072018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten

23122009 bis 24052018(4) 1Die Maszlignahme nach Abs 1 bedarf der schriftlich begruumlndeten Anordnung durch die Behoumlrdenleitung und der Zustimmung des Landespolizeipraumlsidiums2Von der Maszlignahme ist die oder der Hessische Datenschutzbeauftragte unverzuumlglich zu unterrichten(5) 1Personen gegen die nach Abschluss einer Maszlignahme nach Abs 1 weitere Maszlignahmen durchgefuumlhrt werden sind hieruumlber durch die Polizei zu unterrichten sobald dies ohne Gefaumlhrdung des Zweckes der weiteren Datennutzung erfolgen kann 2sect 29 Abs 6 Satz 4 und 5 und Abs 7 gilt entsprechend

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Fachgebiet Oumlffentliches Recht | Prof Dr Viola Schmid LLM (Harvard) | schmidcylawtu-darmstadtde | 62

Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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XIII Change Management 2 BRD Rechtsgrundlagen der Rasterfahndung als ein traditionelles Kernelement des bdquoinformationstechnologischen Sicherheitsrechtsldquo(eigene Terminologie)

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04072018 ndash Hessen 17102013 ndash Sachsen-Anhalt

25052018 ndash Bayern 28092013 ndash Thuumlringen

08072017 ndash Rheinland-Pfalz 01012013 ndash Sachsen

28072015 ndash Bremen 29112012 ndash Baden-Wuumlrttemberg

01052015 ndash Schleswig-Holstein 20122011 ndash Brandenburg

21042015 ndash Berlin 01042011 ndash Mecklenburg-Vorpommern

19122014 ndash Saarland 24022010 ndash Nordrhein-Westfalen

30042014 ndash Hamburg 01012008 ndash Niedersachsen

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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FEX (I) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland ndashim Auszug

Im Kontext der bdquoRasterfahndungldquo wird etwa auf den Bericht der Regierungskommission zur Uumlberpruumlfung der Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland vom 28082013 hingewiesen

Hinzuweisen ist des Weiteren auf den Erlass des Gesetzes zumbesseren Informationsaustausch bei der Bekaumlmpfung desinternationalen Terrorismus vom 26 Juli 2016 (BGBl I Nr 37 v29072016 S 1818) ndash sog Antiterrorpaket Dieses (Artikel-)Gesetzaumlnderte ua folgende Gesetze

Bundesverfassungsschutzgesetz (Art 1 G v 26072016) BND-Gesetz (Art 2 G v 26072016) Bundespolizeigesetz (Art 3 G v 26072016) Artikel 10-Gesetz (Art 5 G v 26072016) BKA-Gesetz (Art 7 G v 26072016) StGB (Art 8 G v 26072016) TKG (Art 9 G v 26072016)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz vom 01012009 bis 24052018

Durch das Urteil des BVerfG vom 20042016 Az1 BvR 96609 u 1 BvR 114009 ndashbdquoBKA-Gesetzldquo wurde sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF bezuumlglich der Regelung zur

Aufbewahrung der sogenannten Loumlschprotokolle fuumlr nicht vereinbar mit derVerfassung erklaumlrt (siehe Urteilstenor zu 3 sowie Rn 272 273)

sect 20j BKAG aF war jedoch bis zu einer Neuregelung die am 25052018 in Kraft

getreten ist (laumlngstens jedoch bis zum 30062018 laut BVerfG) weiter anwendbar(siehe Urteilstenor zu 4)

Dass sect 20j Abs 3 S 3 BKAG aF fuumlr bdquolediglichldquo mit der Verfassung unvereinbar nicht

jedoch fuumlr verfassungswidrig und nichtig erklaumlrt wuumlrde begruumlndete das BVerfG damitdass die Verfassungswidrigkeit dieser Vorschriften bdquonicht den Kern der mit ihneneingeraumlumten Befugnisse sondern nur einzelne Aspekte ihrer rechtsstaatlichen Ausge-staltungldquo betreffe sodass der Gesetzgeber entsprechend nachbessern koumlnne (Rn 357)Konkret geruumlgt wurden etwa zu kurze Fristen zur Loumlschung der Loumlschprotokolle (sect 20j

Abs 3 S 3 BKAG aF) (Rn 272 f)

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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(aktualisiert 112018)

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

V Rasterfahndung nach dem 11 September

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Gesetz uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminalpolizeilichen Angelegen-heiten (Artikel 1 des Gesetzes uumlber das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Laumlnder in kriminal-polizeilichen Angelegenheiten) (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) vom 7 Juli 1997 (BGBl I S 1650) das durch Artikel 7 des Gesetzes vom 26 Juli 2016 (BGBl I S 1818) geaumlndert worden ist

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(1) Das Bundeskriminalamt kann von oumlffentlichen oder nichtoumlffentlichen Stellen dieUumlbermittlung von personenbezogenen Daten von bestimmten Personengruppen ausDateien zum Zwecke des automatisierten Abgleichs mit anderen Datenbestaumlndenverlangen soweit dies zur Abwehr einer Gefahr fuumlr den Bestand oder die Sicherheit desStaates oder fuumlr Leib Leben oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendemWert deren Erhalt im oumlffentlichen Interesse geboten ist erforderlich ist eine solcheGefahr liegt in der Regel auch dann vor wenn konkrete Vorbereitungshandlungen dieAnnahme rechtfertigen dass eine Straftat nach sect 4a Abs 1 Satz 2 begangen werden

soll Von den Verfassungsschutzaumlmtern des Bundes und der Laumlnder dem MilitaumlrischenAbschirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann die Uumlbermittlung nach Satz 1nicht verlangt werden

Abs 2-4 auf naumlchsten Folien

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

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V Rasterfahndung nach dem 11 September

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FEX (II) BVerfG ndash Sicherheitsrechtsprechung zur Rasterfahndung in Deutschland (2016)

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(2) Das Uumlbermittlungsersuchen ist auf Namen Anschrift Tag und Ort der Geburt sowieauf andere im Einzelfall festzulegende Merkmale zu beschraumlnken es darf sich nicht aufpersonenbezogene Daten erstrecken die einem Berufs- oder besonderen Amts-geheimnis unterliegen Von Uumlbermittlungsersuchen nicht erfasste personenbezogeneDaten duumlrfen uumlbermittelt werden wenn wegen erheblicher technischer Schwierigkeitenoder wegen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwands eine Beschraumlnkung aufdie angeforderten Daten nicht moumlglich ist diese Daten duumlrfen vom Bundeskriminalamtnicht verwendet werden

Abs 3 u 4 auf naumlchster Folie

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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FEX (III) Sicherheitsgesetzgebung in Deutschland (2018) ndash Rasterfahndung

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Cyberlaw

Basics in der Tradition seit 2003

(aktualisiert 112018)

Teil II (bdquoCluster IIldquo)

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cy lawtu-darmstadt

Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

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Verfassungswidrige Rechtsgrundlage fuumlr die Rasterfahndung im BKA-Gesetz

Rasterfahndung (sect 20j BKAG aF)

(3) Ist der Zweck der Maszlignahme erreicht oder zeigt sich dass er nicht erreicht werdenkann sind die uumlbermittelten und im Zusammenhang mit der Maszlignahme zusaumltzlichangefallenen Daten zu loumlschen und die Akten zu vernichten soweit sie nicht fuumlr ein mitdem Sachverhalt zusammenhaumlngendes Verfahren erforderlich sind Die getroffeneMaszlignahme ist zu dokumentieren Diese Dokumentation ist gesondertaufzubewahren durch technische und organisatorische Maszlignahmen zusichern und am Ende des Kalenderjahres das dem Jahr der Loumlschung derDaten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt zu vernichten

(4) Die Maszlignahme darf nur auf Antrag des Praumlsidenten des Bundeskriminalamtes oderseines Vertreters durch das Gericht angeordnet werden

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Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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Anhang I Gliederung des Teil I (bdquoCluster Ildquo)

A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

informationstechnischer Systeme

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Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgericht wurde das BKAG uumlberarbeitet und neustrukturiert

Diese Aumlnderungen traten am 25052018 in Kraft (Art 13 Abs 1)

Die Rasterfahndung (sect 48 BKAG) befindet sich nunmehr in Abschnitt 5 (Befugnisse zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus)

Geaumlndert wurde lediglich die Vorschrift uumlber die Aufbewahrung der Loumlschprotokolle (sect 48 Abs 3 S 4 f)

Gesetz zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes vom 01072017 BGBl 2017 Teil I Nr 33 S 1354 ff

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Rasterfahndung (sect 48 BKAG)

(3) [] Sie ist sechs Monate nach der Benachrichtigung nach sect 74 oder sechs Mo-

nate nach Erteilung der gerichtlichen Zustimmung uumlber das endguumlltige Absehenvon der Benachrichtigung zu loumlschen Ist die Datenschutzkontrolle nach sect 69 Ab-

satz 1 noch nicht beendet ist die Dokumentation bis zu ihrem Abschluss aufzu-bewahren

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A Rahmenbedingungen

I Vorlesungsetikette

II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

I Rechtsnormenhierarchie

II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

IV Recht auf Gewaumlhrleistung der Vertraulichkeit und Integritaumlt

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II Organisatorisches

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II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

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A Rahmenbedingungen

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II Organisatorisches

III Literatur

B Basics

Teil I

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II Klassische Auslegungsmethoden

III Recht auf informationelle Selbstbestimmung

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