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Das Fahrrad im Fokus

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Welche Modelle des Fahrrads folgten nach der Drai sine? Wie hat sich das Fahr rad in den Berei chen Poli tik, Rad sport und Tou ris mus über die Jahr zehnte hin weg bis heute ent wi ckelt? Und ab wann stie­gen Frauen aufs Rad? Ant wor ten auf diese und viele wei tere Fra gen sowie inter essante Hin ter grund­in formationen rund ums Fahr rad haben wir hier zusam men ge stellt.

Bewegte GeschichteVon der Erfin dung der Drai sine über die rasante Wei ter ent wick lung bis hin zum indus tri el len Erfolgs­pro dukt.

Das Hungerjahr 1816 führte 1817 zur Jungfernfahrt der Laufmaschine 

1816 war das Jahr ohne Sommer. Grund: der Aus bruch des Vulkans Tambora im heu­ti gen Indonesien. Dieser hatte fatale Folgen für das Klima in Europa und brachte niedrige Temperaturen, Hagelschlag, Dauerregen und Überschwemmungen. Missernten, Hungersnöte und extreme Teuerungen von Lebensmitteln folgten, die Futtermittelknappheit führte zu einem massenhaften Pferdesterben. 

Aus dieser Not heraus erfand der gebürtige Karlsruher Karl Drais (1785­1851) im Jahr 1817 die „Draisine“, auch Laufmaschine genannt und Ur­Form des heutige Fahr rads. Diese Ur­Form hatte keine Pedale, ähnlich dem Laufrad für Kinder, der Vortrieb erfolgte mit den Beinen, ein bequemer Sattel und eine bewegliche Lenkstange sorgten für die Balance.  Die erste offiziell überlieferte, von den damaligen Medien und einem staunenden Publikum beachtete „Jungfernfahrt“ erfolgte am 12. Juni 1817 in Mannheim. Nachdem Drais lange getüftelt und probiert hatte, wagte er an jenem Tag eine Tour von seinem Wohnhaus in den Mannheimer Quadraten zum etwa sieben Kilometer entfernten Schwetzinger Relaishaus

Foto: © Archiv Dr. Fried mann

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(heute Mannheim­Rheinau). Für seine Jungfernfahrt (hin und zurück) benötigte er eine knappe Stunde, das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 15 Kilometer pro Stunde. Eine durchaus bemerkenswerte Leistung, denn immerhin wog sein sperriges und noch mit metallbeschlagenen Holzspeichenrädern ausgestattetes Laufrad satte 22 Kilogramm.

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Rasante Weiterentwicklung des Fahrrads

Nach dem Karl Fried rich Drais im Jahr 1817 durch die Erfin dung der Lauf ma schine das Trans­port we sen nach hal tig prägte, folgte eine recht lange Pause in der Geschichte der Fahr ra d­ent wick lung: Erst 1867 stell ten die fran zö si schen Kut schen bauer Pierre Michaux und des sen Sohn Ernest auf der Pari ser Wel taus stel lung das soge nannte Velo ci ped vor. Ihre Kon struk­tion ver fügte über eine am Vor der rad ange brachte Tret kur bel und wurde zum Ver kaufs er­folg.

11870 ging die Ent wick lung wei ter, aus dem Velo ci ped wurde das Hochrad. Die ses ver fügte vorne über einen sehr viel grö ße ren Rad um fang. Daher erfor derte das Radeln noch mehr Geschick lich keit und vor allem einen sport li chen Gleich ge wichts sinn. Das Hochrad setzte mit Hart gum mi be rei fung, Stahl felge und Spei chen erste Stan dards. Die Mischung aus sport li cher Her aus for de rung und einem recht hohen Preis mach ten das Hochrad zu einem bevor zug ten „Spiel zeug“ und „Demons tra ti ons ob jekt“ für Wohl ha bende. Das ver hin derte lei der, dass das Rad bereits Ende des 19. Jahr hun derts all tags taug lich wurde. Der wirk li che Durch bruch in der Fahr ra d ent wick lung folgte einige Jahre spä ter mit der Rück kehr zum Nie der rad: zwei gleich große Räder, die den Schwer punkt etwas wei ter nach hin ten ver la gern, Antrieb mit Kette, Hebel über set zung, die Sitz höhe nied rig. Das Sicher­heits­Nie der rad – mit der Grund form des heu ti gen Fahr rads – wurde 1885 paten tiert. 1890 wurde der noch heute gül tige Dia man t rah men ein ge führt, der durch wenig Mate ri al ein satz und Gewicht grö ßere Sta bi li tät bie tet. Das Fahr rad: ein indus tri el les Erfolgs pro dukt mobi li siert die Mas sen in Europa  Bereits Ende des 19. Jahr hun derts ent sprach die Form des Fahr rads der heu ti gen. Dank der zuneh mend indus tri el len Seri en fer ti gung in Deutsch land, euro päi schen Nach bar län dern und den USA sowie einer kon kur renz­beding ten Preis re duk tion wurde das Fahr rad nach und nach zum All tags ver kehrs mit tel für die gesamte Bevöl ke rung. Das Fahr rad war nun auch für die zahl rei che Indus trie ar beiter schaft und Land ar beiter schaft der Grün der zeit erschwing­lich und spielte im Mili tär sowie in der Wirt schaft eine große Rolle, dort ins be son dere als Las ten fahr rad sowie Werks­ und Dienst fahr rad. Auch die Post setzte mas sen haft Fahr rä­der für die Brief ver tei lung ein. 40 Jahre lang prägte es dank sei ner wei ten Ver brei tung das gesamte Stra ßen bild und bestimmte den Ver kehrs fluss. Die ser frühe Sie ges zug des Fahr­rads in der Grün der zeit wurde auch vom Rad sport stark beflü gelt.

Foto: © TECHNOSEUM, Foto: Klaus Lug ins land

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Erst im 2. Welt krieg ging die Fahr rad pro duk tion stark zurück. Doch bereits 1948 war wie der das frü here Pro duk ti ons ni veau erreicht, mit der Ein füh rung der Deut schen Mark stie gen die Pro duk ti ons zah len wei ter sprung haft an.  

Kon kur renz durch das Auto und Ver drän gung des Fahr rads

In den USA bekam das Fahr rad schon ab den 1920er­Jah ren Kon kur renz durch das Auto mo­bil und wurde ver drängt. In Europa und vor allem Deutsch land dage gen hielt das Fahr rad als domi nan tes Indi vi dual ver kehrs mit tel noch bis in die 1960er­Jahre die Fahne hoch. Doch auch hier gewann die Mas sen mo to ri sie rung und ent zog dem Fahr rad zuneh mend sei nen Platz. Deutsch land wurde all mäh lich vom klas si schen Fahr rad land zum Auto land. Die öffent li che Wahr neh mung des Fahr rads änderte sich, es wurde Frei zeit­, Schön wet ter­ und Kurz stre cken ver kehrs mit tel. Damit begann auch seine poli ti sche und pla ne ri sche Mar gi na­li sie rung, die bis in die 1980er­Jahre anhielt. 

Renaissance des Fahr rads

Ent ge gen der poli ti schen Mar gi na li sie rung begann in den 1970er­Jah ren eine all mäh li che Renaissance des Fahr rads, die sich bis heute fort setzt. Der Grund dafür: Das Gesund heits­ und Umwelt be wusst sein in der Bevöl ke rung wuchs. Das brachte den Auto ver kehr zuneh­mend an seine Gren zen, Ver kehrs be ru hi gung sollte hel fen sowie kom mu nale Rad ver kehrs­för de rung. Die Wer be wirt schaft ent deckte das Fahr rad als Sym bol für Jugend lich keit, Frei­heit und Indi vi dua li tät. Das Image des Fahr rads bes serte sich. Auch Wei ter ent wick lun gen am Fahr rad tru gen zum Wan del bei: Gang schal tun gen wur den ver bes sert, die elek tri sche Antriebs un ter stüt zung kam dazu, es wur den ver schie dene Fahr rad t y pen auf den Markt gebracht, modi sche Akzente im Fahr rad de sign wur den gesetzt. Durch die Stei ge rung der Wert hal tig keit und des Prei ses war das Fahr rad wie der popu lä rer, erzielte neue Ver kaufs ­ re korde und ver dop pelte in kür zes ter Zeit sei nen Markt an teil.

Par al lel dazu begann die Ver kehrs pla nung, den Aus bau der Rad ver kehrs in fra struk tur wie der enga gier ter und inno va ti ver zu betrei ben. Die ser Pro zess ist bis heute nicht abge schlos sen und hat vie ler orts bereits zu deut li chen Zunah men des Rad ver kehrs geführt.

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Das Fahrrad im Lauf der ZeitDie Ent wick lung von Fahr rad und Elek tro mo bi li tät und die wach sende Bedeu tung der Fahr rad wirt­schaft.

Das Fahrrad: Elektro mobilität und Zukunft auf zwei Rädern

Neue Kon zepte und Desi gns ver an kern die Fahr rad nut zung brei ter in der Bevöl ke rung und Wirt­schaft. Fahr rad an hän ger und Las ten rä der fin den eine stär kere Ver brei tung und spie len bei spiels­weise im städ ti schen Wirt schafts ver kehr aber auch in der Fami li en lo gis tik eine zuneh mende Rolle. Durch die ver mehrte Fahr rad nut zung, die ver stärkte Ver brei tung von Pede lecs sowie die stei gende Wert schät zung des Fahr rads wer den sowohl die Zahl der ver kauf ten Räder und Zube hör teile, als auch die Wer tig keit von Fahr rä dern in den nächs ten Jah ren wei ter zuneh men. 

Im Bereich der bat te rie ba sier ten Elek tro mo bi li tät ist der Rad ver kehr ohne hin Vor rei ter. Die Fahr rad­Elek tro mo bi li tät schließt die Lücke zwi schen Fahr rad und Pkw­Markt. 2014 wur den bun des weit 8.522 E­Autos zuge las sen, im Ver gleich dazu jedoch 480.000 Pede lecs ver kauft. Elek tro fahr rä der sind ein Schlüs sel fak tor für die Ent wick lung der Fahr rad bran che und die Stär kung der Fahr rad nut zung, denn sie eig nen sich für viele Ein satz be rei che, sind tech nisch aus ge reift, zuver läs sig und für breite Bevöl ke­rungs kreise erschwing lich.

Mit Pede lecs fährt es sich auch in hüge li gen Regio nen leicht, denn die Unter stüt zung redu ziert die Belas tung an Stei gun gen deut lich. Auch für Men schen, die sich nicht aus rei chend fit für kon ven tio­nelle Fahr rä der hal ten oder auch für Berufs pend ler eröff nen sich neue Mög lich kei ten. Über das Pede­lec ist die Elek tro mo bi li tät daher für viele Men schen bereits selbst ver ständ li cher Teil der eige nen

Foto: © Coren Bike

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All tags mo bi li tät gewor den: Der Zweirad­Industrie­Ver band (ZIV) rech net 2016 deutsch land weit mit 560.000 ver kauf ten E­Bikes, ein Wachs tum von fünf Pro zent im Ver gleich zum Vor jahr.

Denn das E­Bike und Pede lec bie ten neue Mög lich kei ten in der Nut zung: Fast die Hälfte aller Auto­fahr ten ist unter fünf Kilo me ter lang. Diese Fahr ten kön nen bequem mit dem Fahr rad durch ge führt wer den. Durch die elek tri sche Tret un ter stüt zung ver grö ßern sich die Ein satz be rei che des Fahr ra des auf ver schie dene Weise: Mit Pede lecs und E­Bikes kön nen die zurück zu le gen den Distan zen deut lich erwei tert wer den. Las ten rä der mit elek tri scher Un ter stüt zung kom men als Fami li en fahr zeug und in vie len Wirt schafts bran chen zum Ein satz. Im inner städ ti schen Lie fer ver kehr ver grö ßern bei spiels­weise Unter neh men ihre Wett be werbs fä hig keit durch den Ein satz fle xibler, elek trisch unter stütz ter Las ten rä der. Die Vor teile von Las ten fahr rä dern lie gen in ihrer Fle xi bi li tät, der Schnel lig keit im städ ti­schen Kon text und der Emis si ons frei heit, sodass auch sie einen großen Bei trag zu einer nach hal ti gen Mobi li tät bei steu ern. 

Maß nah men zur För de rung und zum Ein satz von Pede lecs sind in der RadSTRATEGIE des Lan des Baden­Würt tem berg fest ge schrie ben. Die Lan des re gie rung erar bei tet dafür eine stra te gi sche Grund­lage zur För de rung der E­Mobi li tät im Rad ver kehrs be reich, die alle Nut zungs be rei che abdeckt. Durch Schaff ung flä chen de cken der pede lec­ und las ten fahr rad t aug li cher Rah men be din gun gen bei der Rad­ver kehrs in fra struk tur, bei Abstel lan la gen sowie bei Akku­Lademög lich kei ten wird ein zusätz li cher Anreiz zu Pede lec­Kauf und ­Nut zung geschaff en. Die sys te ma ti sche Ver bes se rung der Ver knüp fung von Pede lecs und öffent li chem Ver kehr ver grö ßert die Ein zugs be rei che der Hal te stel len. Dies ermög­licht es, beide Ver kehrs mit tel mit ein an der zu kom bi nie ren.

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Die Fahrradwirtschaft boomt

Die Fahr rad wirt schaft ist eine hoch inno va tive Wachs tums bran che, und Fahr rad för de rung bedeu tet Wirt schafts­ und Stand ort för de rung. Baden­Würt tem berg ver fügt über ein star kes Wirt schaft sclus­ter zum Rad ver kehr mit wich ti gen Her stel lern von Rädern, Kom po nen ten und Zube hör, Beklei dung und Dienst leis tun gen. Es umfasst kleine Fahr radein zel händ ler, spe zia li sierte Mit tel stän d ler (hid den cham pi ons) und inter na tio nal agie rende Unter neh men. Baden­Würt tem berg gilt damit als Mus ter­land der Fahr rad wirt schaft. Der Bei trag des Fahr rads für die Arbeitsplätze in Baden­Würt tem berg wird den noch oft unter schätzt.   Im Jahr 2015 waren in Baden­Würt tem berg über 800 Unter neh men in der Pro duk tion von Rädern und ihrem Zube hör aktiv und sicher ten etwa 32.000 Arbeitsplätze, davon über 3.000 im Ein zel­han del, 24.000 im Tou ris mus und über 4.000 bei Her stel lern, im Groß han del und bei Impor teu ren. Zahl rei che der ins ge samt über 100 Her stel ler von Fahr rä dern, Kom po nen ten und Zube hör in Baden­Würt tem berg sind Welt markt füh rer und wich tige Inno va to ren. Mit der Euro bike fin det die welt weit größte Messe im Bereich Fahr rad mit 1.300 Aus s tel lern aus 54 Natio nen jähr lich in Fried richs ha fen statt. Sie ist inter na tio nale Leit messe für die The men Fahr rad und Elek tro fahr rad.  Jähr lich wer den in Baden­Würt tem berg rund 730 Mil lio nen Euro durch den Fahr rad han del (ein­schließ lich Zube hör) und 360 Mil lio nen Euro durch Fahr rad her stel lung (eben falls ein schließ lich Zube­hör) erwirt schaf tet. Im Bereich Radtourismus liegt der Umsatz in Baden­Würt tem berg bei über 1 Mil­li arde Euro. Somit leis tet die Fahr rad wirt schaft einen beträcht li chen Teil zu einer star ken Wirt schaft im Süd wes ten – und auch in ganz Deutsch land: Bun des weit erzielt die Rad bran che einen Umsatz von 16 Mil li ar den Euro und beschäf tigt etwa 278.000 Voll zeit­Mitarbeiter. 72 Mil lio nen Fahr rä der wer den deutsch land weit gezählt. Im Jahr 2014 wur den allein in Deutsch land 2,14 Mil lio nen Fahr rä der pro du ziert. Diese und wei tere Zah len sind Ergeb nisse des Kurz gut ach tens „Daten zur Fahr rad wirt schaft in Baden­Würt tem berg“ im Rah men der RadSTRATEGIE der Lan des re gie rung Baden­Württemberg. 

Zuneh mende Bedeu tung des Fahr rads

Noch vor weni gen Jahr zehn ten galt das Fahr rad als Ver kehrs mit tel für „Menschen, die sich kein Auto leis ten“. Mitt ler weile hat sich die Bedeu tung des Fahr rads in der Gesell schaft stark ver än dert. Auch die posi tive Qua li täts ent wick lung bei Fahr rä dern und die Ent wick lung der neuen Gat tung der E­Bikes / Pede lecs tra gen zum Ima ge wan del bei. Dass die Fahr rad wirt schaft – ange trie ben durch den E­Bike­ und Pede lec­Trend auf der Über hol spur ist, bele gen auch Bran chen da ten und Aus sa gen des Ver bunds Ser vice und Fahr rad (VSF g e.V.).

Auch wei tere gesell schaft li che und poli ti sche Werte unter stüt zen den Trend für das Fahr rad: zum Bei spiel die The men Gesund heit & Fit ness, die Freude an Out door­Akti vi tä ten und der Kli ma schutz. 

Durch die Zunahme der Fahr rad nut zung, die ver stärkte Ver brei tung von Pede lecs sowie die stei­gende Wert schät zung des Fahr rads wer den sowohl die Zahl der ver kauf ten Räder und Zube hör teile als auch der Preis je Fahr rad in den nächs ten Jah ren noch mals deut lich stei gen. Neue Kon zepte und Desi gns wer den die Fahr rad nut zung brei ter in der Bevöl ke rung und Wirt schaft ver an kern. Fahr rad­an hän ger und Las ten rä der wer den eine deut lich stär kere Ver brei tung fin den als bis her, sowohl in der Fami li en lo gis tik als auch im städ ti schen Wirt schafts ver kehr.

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Das Fahrrad in aller WeltWeltweit gelten Amsterdam in den Niederlanden, das dänische Kopenhagen sowie Bozen in Italien als vorbildliche Fahrradstädte. Hier wird das Rad als selbstverständlicher Teil des Straßenverkehrs angenommen. Doch auch in Deutschland wird das Rad immer beliebter. Besonders Baden­Württemberg ist die Heimat vieler deutscher Radhochburgen.

Bedeutung des Radverkehrs in Deutschland

Seit der Erfin dung des Zwei rads im Jahre 1817 hat das Fahr rad als Fort be we gungs mit tel eine rasante Ent wick lung hin ter sich gebracht. Rund 73 Mil lio nen Fahr rä der sind in Deutsch land schon unter wegs. Das Rad bedient den zuneh men den Gesund heits­ und Sport trend, stellt durch neue ele gante Desi­gnlö sun gen ein Sta tus sym bol dar und gilt als Ant wort auf aktu elle gesell schaft li che Her aus for de run­gen wie Kli ma wan del, demo gra fi sche Ent wick lung, Staus, Gesund heits schä den durch Bewe gungs­man gel, Flä che ni n an spruch nahme, Luft ver schmut zung und Lärm.

Der zeit beträgt der Anteil des Rad ver kehrs an den ins ge samt zurück ge leg ten Wegen bun des weit etwa zehn Pro zent. Der Natio nale Rad ver kehrs plan 2020 (NRVP) zeigt, dass ein Anteil des Rad ver­kehrs von 15 Pro zent an den ins ge samt zurück ge leg ten Wegen in Deutsch land mög lich ist.  

Die RadSTRATEGIE des Lan des Baden­Würt tem berg geht für Baden­Würt tem berg etwas wei ter und bezieht sich dabei auf die Nach hal tig keitss tra te gie des Lan des. Gemes sen an der Zahl der Wege wird eine Ver dop pe lung des Rad ver kehrs an teils von acht Pro zent im Jahr 2008 auf 16 Pro zent bis 2020 und eine wei tere Stei ge rung auf 20 Pro zent bis 2030 ange strebt. 

In Deutsch land erstellt der All ge meine Deut sche Fahr rad­Club (ADFC) alle zwei Jahre ein Ran king zum Thema Fahr rad freund lich keit, gestützt auf der Selb st ein schät zung von Rad fah rerIn nen sowie diff e ren ziert nach Orts grö ßen klas sen. Mehr als 100.000 Men schen haben 2014 am Fahr rad kli ma test teil ge nom men und die Situa tion für Rad fah rerIn nen in 468 Städ ten bewer tet. Die gute Nach richt für Baden­Württemberg: Mit Karls ruhe und Frei burg sind zwei große Städte des Lan des – hin ter der unan ge foch te nen deut schen Fahr rad haupt stadt Müns ter – auf Platz zwei und drei des Ran kings. Auch andere Städte in Baden­Würt tem berg haben sich bei der Bewer tung in 2014 deut lich ver bes­sert. Dazu gehö ren bei spiels weise Kirch heim­Teck, Bie tig heim­Bissingen, Heil bronn, Ulm oder die Lan des haupt stadt Stutt gart.

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Lan des aus zeich nung „Fahr rad freund li che Kom mune“

In Baden­Würt tem berg kön nen sich Gemein den, Städte und Land kreise, die den Rad ver kehr kon se­quent för dern, um die Lan des aus zeich nung „Fahr rad freund li che Kom mune” bewer ben ­ wenn sie die not wen di gen Voraus set zun gen erfül len. Fahr rad freund lich keit in Baden­Würt tem berg soll dabei mehr sein als ein Lip pen be kennt nis. Voraus set zung für die Aus zeich nung des Lan des ist unter ande­rem die Mit glied schaft in der Arbeits ge mein schaft Fahr rad freund li cher Kom mu nen in Baden­Würt­tem berg e. V. (AGFK­BW). Die „Fahr rad freund li chen Kom mu nen“ haben hohe und wei ter stei gende Rad ver kehrs an teile am Gesamt ver kehr. In den aus ge zeich ne ten Städ ten, Gemein den und Land krei­sen wer den beson ders viele und inno va tive Maß nah men zur Fahr rad för de rung umge setzt und sie sind daher Vor bil der für andere Kom mu nen. Als „Fahr rad freund li che Stadt” sind bis her aus ge zeich­net: Frei burg, Hei del berg, Karls ruhe, Kirch heim u. T., Offen burg, Tübin gen und Lör rach. „Fahr rad­freund li cher Land kreis“ ist der Land kreis Göp pin gen.

Stadt Karls ruhe:

Karls ruhe hat es geschafft, mit vie len effek ti ven Maß nah men den Rad ver kehr mas siv zu för dern. So wurde eine beacht li che Stei ge rung des Rad ver kehrs zwi schen 2002 und 2012 von 16 auf 25 Pro­zent erzielt. Das gemä ßigte Klima, die kom pakte Kern stadt und die vie len Grünach sen bie ten ideale Voraus set zun gen zum Fahr rad fah ren. Karls ruhe will die fahr rad freund lichste Groß stadt in Süd­deutsch land wer den und ist sich bewusst, dass noch beacht li che Stei ge rungs po ten ziale beste hen. Zur Errei chung ihres Ziels hat Karls ruhe vor ein paar Jah ren ein 20­Punkte­Pro gramm ver ab schie det.

Stadt Frei burg im Breis gau:

Frei burg ist schon lange eine Rad ler stadt, aller dings gleich zei tig auch eine Stadt mit hohem Fuß ver­kehrs an teil und star ker Nut zung des ÖPNV. 1.290 Kilo me ter Stra ßen­, Rad­ und Fuß we ge netz, davon mehr als 400 Kilo me ter Rad ver kehrs netz und über 35.000 Rad fah rende täg lich haben das Fahr rad zum zweit be lieb tes ten Fort be we gungs mit tel wer den las sen: 34 Pro zent aller zurück ge leg ten Ver­kehrs wege wer den in Frei burg mit dem Fahr rad zurück ge legt. Des halb wird Ver kehrs si cher heit hier groß geschrie ben: Kri ti sche Stel len wer den ent schärft und mit hilfe von Pik to gram men und Schil dern ein ge dämmt.

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Stadt Tübin gen:

Tübin gen ist das klas si sche Bei spiel für eine fahr rad freund li che Hoch schul stadt. Fahr rä der gehö ren dort schon lange zum Stadt bild. 25 Pro zent aller inner städ ti schen Wege legen die Tübin ger auf dem Zwei rad zurück. 2014 wurde Tübin gen vom Ver kehrs mi nis te rium Baden­Würt tem berg offi zi ell mit dem Prä di kat „Fahr rad freund li che Kom mune“ aus ge zeich net. Aktu ell ist der Bau von über 6.000 Meter Rad weg geplant sowie die Verein heit li chung sämt li cher Weg wei ser auf den beste hen den Rad­we gen.

Stadt Offen burg:

In Offen burg wird seit den 1980er­Jah ren enga gierte Fahr rad för de rung mit zahl rei chen inno va ti ven Bau stei nen wie fahr bahn sei ti gen Ange bots strei fen, vie len geöff ne ten Ein bahn stra ßen, par ti el ler Befahr bar keit von Tei len der großen Fuß gän ger zone und vor allem einer moder nen Rad sta tion mit High­Tech­Fahr rad park haus betrie ben. Und das Rad netz wird wei ter aus ge baut – der zeit lau fen 22 Maß nah men, die die Rad för de rung ziel füh rend über meh rere Jahre aus rich ten sol len.

Stadt Hei del berg:

Hei del berg ist eben falls ein gutes Bei spiel für eine fahr rad freund li che Hoch schul stadt. Die his to ri­sche und kom pakte Kern stadt, die von Anfang an fahr rad freund lich erschlos se nen Neu bau ge biete im Wes ten und Süden der Stadt sowie das frühe, ehr gei zige Tempo 30­Kon zept der Stadt haben den Rad ver kehr auf hohem Niveau sta bi li siert. Geplante Fuß gän ger­ und Rad fahr er brücken schaff en kurze Wege und damit Zeit vor teile, was wie derum ein attrak ti ver Vor teil für alle Rad fah rer dar stellt.

Stadt Kirch heim unter Teck:

Kirch heim unter Teck ver folgt als Grün dungs mit glied der AGFK­BW das Ziel, das Rad fah ren in Kirch­heim noch attrak ti ver und siche rer zu machen und damit die umwelt ver träg li che Mobi li tät zu för­dern. Die Stadt hat in den letz ten Jah ren zum Bei spiel eine Reihe von Rad fahr strei fen und Schutz­strei fen rea li siert sowie Fahr ra dab stel lan la gen kon ti nu ier lich aus ge baut.

Stadt Lör rach:

Der Land kreis Lör rach arbei tet seit 2012 an einem Rad ver kehrs kon zept. Dabei wurde ein Rad we ge­netz aus Pend ler­ und Basis rou ten sowie einem Ver dich tungs netz defi niert, das in den nächs ten zehn bis 15 Jah ren umge setzt wer den soll. Neben den bau li chen Maß nah men wer den auch die Beschil de­rung und die rad tou ris ti sche Infra struk tur ver bes sert.

Land kreis Göp pin gen:

Die Fahr rad freund lich keit des Land krei ses Göp pin gen spie gelt sich vor allem in den viel fäl ti gen Maß­nah men zur Ver bes se rung des Rad ver kehrs net zes sowie für das Bike­Ride­Ange bot wider. Dar über hin aus setzt der Land kreis Göp pin gen ver schie dene Pro jekte im Bereich Rad tou ris mus und Siche res Fah ren im All tag um. Die ser breite Ansatz, der Rad ver kehr als Sys tem ver steht und för dert und zwi­schen Bedürf nis sen für den All tags­ sowie den tou ris ti schen Ver kehr unter schei det, hat Vor bild cha­rak ter.

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Die Radler paradiese in aller Welt

Welt weit gel ten Gro nin gen, Utrecht und Ams ter dam in den Nie der lan den, das däni sche Kopen ha­gen, Sand nes in Nor we gen, Müns ter und Frei burg in Deutsch land sowie auch Bozen und Fer rara in Ita lien als vor bild li che Fahr rad städte. Sie haben es geschafft, dass der Rad ver kehr als selbst ver ständ­li cher Teil des Gesamt ver kehrs ange nom men wird.

Die Nie der lande zei gen, was eine Fahr rad na tion aus macht: Es ist nicht nur die güns tige Topo­gra fie, die das Rad fah ren so ange nehm machen. Schon seit Jahr zehn ten inves tie ren die Nie der­lande inten siv in die För de rung des Rad ver kehrs. Resul tat ist eine gut aus ge baute Rad ver kehrs in­fra struk tur, die nicht nur gute Rad wege umfasst, son dern mitt ler weile auch zahl rei che Rad schnell­ver bin dun gen. Für die unzäh li gen Fahr rad­Tage­spend ler wer den zudem bei spiels weise Stell­plätze in vie len nie der län di schen Fahr rad park häu sern an Bahn hö fen und auch in den Innen städ ten ange bo ten.

Bei den fahr rad freund lichs ten Städ ten der Welt ran giert ganz vorne die däni sche Haupt stadt Kopen­ha gen. Sie gilt welt weit als vor bild li che Fahr rad me tro pole. Der Rad ver kehr ist hier ein prä gen der und völ lig selbst ver ständ li cher Teil des städ ti schen Lebens. Kein Wun der: Das Rad we ge netz in Kopen­ha gen umfasst stolze 454 Kilo me ter. Über 50 Pro zent der Pend le rin nen und Pend ler nut zen für ihre Wege zu Arbeit oder Aus bil dung das Fahr rad – jeden Tag.

Die Bedeu tung des Fahr rads in Ent wick lungs- und Schwel lungs län dern 

In vie len Län dern ist das Fahr rad ein uner setz li ches Ver kehrs mit tel, wel ches einen essen ti el len Bei­trag für die Mobi li tät der jewei li gen Bevöl ke rung leis tet. Die Wege zur Bil dungs­ oder Arbeits stätte sind oft viele Kilo me ter lang, den Men schen ste hen dafür sel ten moto ri sierte Fort be we gungs mit tel zur Ver fü gung. Für viele ist das Fahr rad daher die ideale Lösung für eine fle xi ble und indi vi du elle Mobi li tät. Auch als Trans port mit tel von Gegen stän di gen und Per so nen sowie als Ein kom mens quelle ist das Fahr rad in vie len Tei len der Welt wich ti ger Bestand teil der Mobi li tät.  

Das fahr rad reichste Land der Welt ist China. Dort war das Fahr rad lange Zeit ein sehr bedeu ten des Ver kehrs mit tel. Men schen mas sen beweg ten sich auf Fahr rä dern durch die chi ne si schen Städte. Das Fahr rad wurde für fast alle Wege über all hin genutzt. Doch ab den 1990er Jah ren ver lor das Fahr rad in China an Anse hen und wurde zuneh mend durch Mopeds und Autos ersetzt – mit erheb li chen Fol­gen für die Luft­ und Ver kehrs si tua tion in den Städ ten. In jüngs ter Zeit erlebt das Fahr rad als E­Bike auch in China wie der einen deut li chen Auf schwung.  

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Zur All tags kul tur in Asien, ins be son dere Indien und China, gehö ren Fahr radrik schas und Las ten fahr­rä der – teil weise mit einer aben teu er lich anmu ten den Über la dung des Fahr rads. Die Rik scha als Form des Taxis hat dort eine lange Tra di tion. Aber auch die nor ma len Fahr rä der wer den mit allen Arten von Fracht gut aus Han del, Hand werk und Land wirt schaft extrem hoch bela den.

In vie len länd li chen Regio nen Afri kas herrscht bis heute ein Man gel an Mobi li tät des Ein zel nen. Öffent li che Ver kehrs mit tel gibt es kaum, kilo me ter lange Fuß mär sche ste hen auf der Tages ord nung. Die ser Zustand bremst den gesell schaft li chen und wirt schaft li chen Auf schwung. Das Fahr rad stellt hier ein erschwing li ches, robus tes aber auch uner setz li ches Fort be we gungs mit tel und wich ti ges Wirt schafts gut dar. Viele soziale Ein rich tun gen set zen sich mit großem Enga ge ment dafür ein, den Ärms ten durch Fahr rä der, d. h. mehr Mobi li tät, eine Per spek tive auf ein selbst be stimm te res Leben zu ermög li chen. Hier gibt es viel fach Fahr rad t a xis, die soge nann ten Boda­Bodas. Mit sta bi len Zwei­rä dern und gepols ter tem Sitz wer den die Men schen abseits der Haupt ach sen beför dert. In eini gen Regio nen wer den spe zi elle Trans port fahr rä der zum Kran ken trans port ver wen det.

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Radtourismus & RadsportDer his to ri sche Wer de gang des Rad tou ris mus und des Rad sports von den Ursprün gen bis heute.

Das Fahrrad in Freizeit und Tourismus

His to risch begann der Fahr rad tou ris mus zu Beginn des 20. Jahr hun derts mit der auf kom men den Jugend be we gung, die Fahr radrei sen beliebt machte. Hinzu kam der popu läre Rad sport und Rad­wan der sport in der dama li gen Arbei ter be we gung („Rad fah rer so li da ri tät“, „Natur freunde“). In den 1950er­ und 1960er­Jah ren waren es vor allem Jugend li che, die auf Radrei sen zwi schen den vie len Jun gend her ber gen oder mit Zel ten unter wegs waren. Seit den 1970er­Jah ren wan delte sich der Rad­tou ris mus. Jetzt waren es ver mehrt auch Men schen im mitt le ren und höhe ren Alter, die mit dem Rad Mehr ta gestou ren mach ten und dabei ein inten si ves Natur­ und Land schaft s er leb nis sowie gesunde Bewe gung such ten. Seit her ent wi ckelt sich der deut sche Rad tou ris mus immer rasan ter.  

Rad tou ris mus heute

Heute erfreuen sich Radrei sen immer grö ße rer Beliebt heit. Der Fahr rad tou ris mus ist ein Boom sek­tor des deut schen Tou ris mus mit ste ti gem Wachs tum. Und gerade Baden­Würt tem berg mit sei nen schö nen und abwechs lungs rei chen Land schaf ten, sei nen sehens wer ten Städ ten und Gemein den sowie sei nen kul tu rel len und kuli na ri schen Ange bo ten bie tet viel Poten tial sowohl für genus s ori en­tierte als auch sport lich ambi tio nierte Tou ren r ad le rin nen und ­radler. 

Das rad tou ris ti sche Wege netz Baden­Würt tem bergs besteht aus ins ge samt 19 Lan des rad fern we gen sowie aus zahl rei chen, regio na len tou ris ti schen Rad rou ten. Sie ben Lan des rad fern wege sind bereits als ADFC­Qua li täts rad rou ten aus ge zeich net. Dar un ter der Rad weg „Lieb li ches Tau ber tal ­ der Klas si­ker“ als einer von deutsch land weit nur zwei mit fünf Ster nen aus ge zeich ne ten Rad we gen.  

Foto: © TMBW Baden-Württemberg

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Es gibt eine Viel zahl von Ange bo ten diver ser Rei se ver an stal ter, die sich auf Radrei sen spe zia li siert haben. Ebenso haben sich viele Hotels, Pen sio nen und wei tere Beher ber gungs be triebe ins be son dere an die spe zi el len Bedürf nisse von Radrei sen den ange passt. 

Heute wer den jähr lich allein in Baden­Würt tem berg 14 Mio. Tages aus flüg ler auf dem Rad und 3,2 Mio. Über nach tun gen durch Radrei sende gezählt. Sie gene rie ren rund 860 Mil lio nen Euro Net to wert­schöp fung pro Jahr.

Spe zi elle Ange bote von Hotel le rie und Gastro no mie

Das Gast ge werbe in Deutsch land stellt sich zuneh mend auf Fahr rad tou ris ten ein. Es gibt spe zi elle Rad ler menüs und Bed+Bike­Betriebe, die neben den obli ga to ri schen Abstel lan la gen vor allem auch Werk zeug, Pump sta tion, Akku­Ladesäulen, einen Fahr radraum sowie Tro cken räume für nasse Klei­dung vor hal ten. Viele Betriebe bie ten auch Leih fahr rä der an, für Gäste, die ohne eige nes Fahr rad anrei sen. Schon lange zer ti fi ziert der ADFC die rad tou ris ti sche Ange bots qua li tät.

För de rung des Rad tou ris mus und Frei zeitra delns

Das Land Baden­Würt tem berg setzt sich mit ver schie de nen Maß nah men für die För de rung des Rad­tou ris mus ein. Neben der För de rung und dem Aus bau der Infra struk tur unter stützt es die regio na len Akteure auch bei der Ver mark tung der Rad fern wege sowie bei der Klas si fi zie rung. Das Land hat auch den inter ak ti ven RadROUTENPLANER ein ge rich tet, der selbst ver ständ lich die 19 Lan des rad fern wege mit rund 4.500 Kilo me tern Gesamt länge umfasst.

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Radsport – früher und heute

In den letz ten Jahr zehn ten for cier ten die beacht li chen Erfolge deut scher Rad renn fah rerIn nen bei den großen Rund fahr ten, Tage s klas si kern und Bahn ren nen vor über ge hend das Inter esse am Rad sport und sti mu lier ten die Bereit schaft zu eige nem sport li chen Rad fah ren. Beson ders nen nens wert sind hier Jan Ull rich, der 1997 als ers ter und bis her ein zi ger Deut scher die Tour de France gewann, und Erik Zabel, der in sei ner Kar riere über 200 Siege errang. Die Profi­Rad sport ler wur den gefei ert wie Stars. Die Popu la ri tät ließ erst nach, als die weit ver brei te ten Dopings kan dale das Inter esse am Rad sport dämpf ten.  

Heute gibt es sehr viele for melle Sport dis zi pli nen auf dem Rad: Stra ßen rad rennsport, Rad ma ra thon, Jeder mann­Rennen, Bahn rad sport, Moun tain bike, Cyclo cross, Trial (Geschicklichkeitsfahren), BMX, Moun tain bike­Ori en tee ring sowie die Hal len rad sport ar ten Kun strad fah ren, Rad ball und Rad polo, etc. Als Trai nings form und eigen stän di ges Fit ness trai ning hat sich das Spin ning, bezie hungs weise Indoor­Cycling ent wi ckelt.   

Früh übt sich

Das Fahr rad wurde schon sehr früh zum Sport ge rät – bereits das Hochrad beflü gelte zu sport li cher Artis tik. Seine Fah rer gal ten als wag hal sig, aben teu er lus tig und mutig. In den 1870er­Jah ren erreg ten sie durch ihre „Aben teu er tou ren“ große Auf merk sam keit.  

Das erste Stra ßen ren nen soll bereits 1865 im fran zö si schen Amiens statt ge fun den haben, 1867 folgte dann das erste Ein ta ges ren nen der Welt mit etwa 100 Teil neh mern – aus schließ lich männ lich. Das Ren nen ging über eine Stre cke von 123 Kilo me tern, begann in Paris und endete in Rouen. Ab dann begann eine rasante Ent wick lung des Rad sports. Nur ein Jahr spä ter fand ein ers tes Bahn ren nen auf einer Pfer de bahn im Pari ser Park von Saint­Cloud statt, ein Sprint über 1.200 Meter. Im sel ben Jahr wurde das erste von Frauen bestrit tene Rad ren nen in Bor deaux aus ge tra gen. Die erste Welt um ra de­lung soll zwi schen 1884 und 1886 erfolgt sein. In Deutsch land wurde 1869 der erste Rad sport ver ein der Welt in Altona gegrün det. Er soll den ers ten Velo ci pe den­Wett kampf in Deutsch land aus ge rich­tet haben.

Ab 1896 wurde olym pi sche Rad sport ge schichte geschrie ben. Der Rad sport wurde ein wich ti ger Mul­ti pli ka tor der Fahr rad be we gung. Es bil de ten sich zahl rei che Rad sport ver bände und eine ganz eigene Rennsport kul tur. 

1903 fand die erste Tour de France statt und schrieb ein neues Kapi tel in der Rad sport ge schichte. Sie führte die Teil neh mer in sechs Etap pen über 2.428 Kilo me ter – der Geschwin dig keits­Schnitt des Sie­gers betrug beacht li che 26 km/h. Der Rad sport beflü gelte maß geb lich die Tech ni k ent wick lung im Bereich der Rei fen, Gang schal tun gen, Brem sen sowie die Leicht bau weise.

Das sys te ma ti sche Spon so ring von Sport lerIn nen in allen Arten des Rad sports wurde von Beginn an durch Fir men prak ti ziert. Das Image des Fahr rads wurde hier durch beein flusst. Die vor her oft ange zwei felte Leis tungs fä hig keit des Fahr rads wurde mit den Höchst leis tun gen der Rad sport ler ein­drucks voll belegt.

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Das Fahrrad in der PolitikDie Rad ver kehrs pla nung im Spie gel der Zeit: Wie hat sich die Fahr rad pla nung über die Jahr zehnte hin weg ent wi ckelt? Wie sieht die heu tige Rad ver kehrs po li tik des Lan des Baden­Würt tem berg aus?

Verkehrsförderung im Wandel

Erste Hälfte des 20 Jahr hun derts

Noch in den 1920er­ und 30er­Jah ren erreichte das Fahr rad in den Klein­ und Mit tel städ ten trotz des bereits aus ge bau ten Bus­ und Stra ßen bahn net zes Spit zen werte von 40 bis 45 % am gesam ten Ver­kehrs auf kom men. Auch in den Groß städ ten domi nierte das Fahr rad das Stra ßen bild mit einem Ver­kehrs an teil von 20 bis 30 %. Eine spe zi elle Rad ver kehrs pla nung war dazu nicht not wen dig. Der Auto­ver kehr war so gering und lang sam, dass die Stra ßen bequem und sicher befah ren wer den konn ten. 

Erst als Mitte der 1930er­Jahre immer mehr Autos auf die Stra ßen dräng ten und mit den Fahr rä dern um Stra ßen raum kon kur rier ten, wurde der Ruf nach Tren nung von Fahr rad­ und Auto ver kehr lau ter. So fand der Fahr r ad ver kehr auch erst mals 1934 eine Erwäh nung im Kom men tar zur Stra ßen ver kehrs­ord nung: „Zur Ver hü tung von Unfäl len wird der Rad we ge bau beson ders geför dert.“ Ob damit tat­säch lich der Schutz der Rad fah rerIn nen Anlass der För de rung war, oder ob damit viel mehr dem pres­ti ge träch ti gen Auto ver kehr und sei nem Geschwin dig keits an spruch Platz geschaff en wer den sollte, ist aller dings frag lich. 

Die 1950er- bis 1970er-Jahre 

Nach dem Zwei ten Welt krieg setzte end gül tig der Vor marsch des Auto mo bils ein. Mit der begin nen­den Mas sen mo to ri sie rung in den 50er­ und 60er­Jah ren betrie ben die meis ten Städte eine auto fi­xierte Stadt­ und Ver kehrs pla nung, das Fahr rad ver lor an Attrak ti vi tät und ver schwand zuse hends aus dem Stra ßen bild. Der Rad we ge bau sta gnierte und zahl rei che alte Rad wege wur den meist für Park strei fen oder Fahr bahn ver brei tun gen zweck ent frem det. Sein er zeit galt der Rad fah rer bei Pla nern und Verant wort li chen als „aus ster bende Spe zies“ mit der Folge, dass der Rad ver kehr lange Zeit kein Pla nungs thema war – weder auf kom mu na ler Ebene, noch bei den Län dern oder beim Bund. Infol ge­des sen bra chen die bun des wei ten Durch schnitts werte des Rad ver kehrs auf unter 10 % ein.  

Doch bereits Anfang – und ver stärkt Mitte der 70er­Jahre – zeig ten sich die sozia len und öko lo gi­schen Fol gen der auto ori en tier ten Pla nung v. a. in den Bal lungs räu men der Bun des re pu blik: Die Wohn­ und Lebens ver hält nisse wur den zuneh mend durch den moto ri sier ten Ver kehr beein träch­tigt und führ ten zum Wunsch der Bewoh nerIn nen, ihr Wohn ge biet lebens wer ter zu gestal ten. Im Zen trum der For de run gen stan den ähn lich wie noch heute die Ver rin ge rung von Ver kehrs lärm und ­abgasen, mehr Grün­ und Erho lungs flä chen in unmit tel ba rer Woh num ge bung, grö ßere Bewe gungs­frei heit in siche ren Stra ßen, die Wie de rent de ckung der Stra ßen als Lebens­ und Kom mu ni ka ti ons­raum und nicht zuletzt eine ange mes sene Berück sich ti gung nicht­moto ri sier ter Ver kehrs mit tel. Zunächst waren es Uni ver si täts städte wie Frei burg und Erlan gen, die ein Umden ken in der Stadt­ und Ver kehrs pla nung for cier ten. Das Fahr rad wurde dabei als stadt ver träg li ches und effi zi en tes Ver­kehrs mit tel wie der ent deckt und erste Inves ti ti ons pro gramme zur Rad ver kehrs för de rung wur den auf ge legt. Auch in ver schie de nen ande ren deut schen Städ ten erlebte das Fahr rad all mäh lich eine Renaissance.

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1980- und 1990er-Jahre

Ab den 1980er­Jah ren begann all mäh lich die Rück be sin nung auf eine enga gier tere Rad ver kehrs pla­nung. Die Pro bleme einer mas sen haf ten Auto nut zung wur den zuneh mend offen kun dig: Die Stra ßen waren ver stopft und der Lärm pe gel stieg stark an, hinzu kamen ver schmutzte Luft, hohe Unfall zah­len und fort schrei ten der Stra ßen­ und Par kraum bau. Als Reak tion dar auf began nen zahl rei che Bemü­hun gen der Ver kehrs be ru hi gung, die Ein rich tung von Fuß gän ger zo nen und eine – wenn auch erst zöger li che – För de rung des Rad ver kehrs. Das Bun des bau mi nis te rium ver öff ent lichte die Stu die „Fahr­rad im Nah ver kehr“ und das Bun desum welt mi nis te rium orga ni sierte das Modell vor ha ben „Fahr rad­freund li che Stadt“ (1982 bis 1986). Damit begann ein all mäh li cher Pro zess der Umori en tie rung auf neue Prio ri tä ten und inno va tive Maß nah men.  

Ende der 1990er­Jahre fan den wich tige Neue run gen für den Rad ver kehr, wie Mar kie rungs lö sun gen auf der Fahr bahn, die Öff nung von Ein bahn stra ßen für den Rad ver kehr in Gegen rich tung sowie die Ein rich tung von Fahr rad stra ßen, Ein gang in die Stra ßen ver kehrs ord nung (StVO). Auch die ein heit­li che Weg wei sung für den Rad ver kehr wurde seit den 90er­Jah ren in immer mehr Regio nen umge­setzt.  

Zur För de rung des Rad ver kehrs wur den Stra te gie fra gen immer häu fi ger dis ku tiert und es bestand der Bedarf zur Ver net zung von enga gier ten Kom mu nen. Dies führte 1993 in Nord rhein­West fa len zur Grün dung  des kom mu na len Netz werks, der Arbeits ge mein schaft fahr rad freund li cher Städte, Gemein den und Kreise (AGFS). Heu ten beste hen nach die sem Vor bild bun des weit bereits meh rere kom mu nale Netz werke auf Lan des ebene. In Baden­Würt tem berg ist dies die Arbeits ge mein schaft Fahr rad freund li cher Kom mu nen in Baden­Würt tem berg (AGFK­BW).  

Seit den 2000er-Jahren

Das neue Jahr tau send brachte einen star ken neuen Impuls durch die Ver ab schie dung des ers ten Natio na len Rad ver kehrs plans NRVP 2002. Erst mals gab es ein bun des wei tes Kon zept, wie der Rad­ver kehr sys te ma tisch geför dert wer den soll – von Bund, Län dern und Kom mu nen. Auch auf kom­mu na ler Ebene sowie in eini gen Bun des län dern wur den seit her immer mehr Stra te gie kon zepte zur mit tel­ und lang fris ti gen sowie sys te ma ti schen För de rung des Rad ver kehrs erar bei tet und beschlos­sen. In Baden­Würt tem berg sind dies die Hand lungs emp feh lun gen des Run den Tisches Rad ver kehr von 2008 sowie in der Folge die RadSTRATEGIE Baden­Württemberg, die 2016 vom Lan des ka bi nett beschlos sen wurde.  

Nach dem sich lange Zeit die Rad ver kehrs för de rung fast aus schließ lich auf Fra gen der Infra struk tur kon zen triert hat, wurde ab den 2000er­Jah ren all mäh lich erkannt, dass auch Maß nah men der Kom­mu ni ka tion, des Mar ke tings und der Wer bung sowie kon krete Akti ons for men wich tige Bestand­teile einer sys te ma ti schen Rad ver kehrs för de rung sein müs sen. Der Bund und ein zelne Län der, sowie einige Kom mu nen, began nen eigene Kam pa gnen und Aktio nen für das Rad fah ren zu ent wi ckeln und durch zu füh ren. Bei spiel haft genannt seien die bun des wei ten Kam pa gnen „Rad lust – aus Freude am Fah ren“ und „Kopf an, Motor aus“ sowie Kom mu ni ka ti ons ak ti viä ten der AGFS in Nord rhein­West fa­len und die kom mu nale Kam pa gne „Radl haupt stadt Mün chen“. In Baden­Würt tem berg wurde die ser Impuls lan des weit auf ge griff en und 2012 die Ini tia tive RadKULTUR gest ar tet.  

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Radverkehrs politik in Deutschland

Die deut sche Fahr rad po li tik ist in den letz ten 20 Jah ren deut lich in Bewe gung gekom men. Es begann mit dem ers ten Natio na len Rad ver kehrs plan 2002, dem 2012 der zweite Natio nale Rad ver kehrs plan 2020 folgte (NRVP). Er bil det die Grund lage für die Rad ver kehrs po li tik auf Bun des ebene. Der NRVP benennt die Rah men be din gun gen und die grund sätz li chen Leit li nien der Rad ver kehrs för de rung. 3,2 Mil lio nen Euro ste hen für soge nannte „nicht inves tive Maß nah men“ zur Ver fü gung.  

Rad ver kehrs för de rung in Baden-Württemberg

Auch das Land Baden­Würt tem berg und die betei lig ten Kom mu nen haben die ver kehrs po li ti schen Rah men be din gun gen in den letz ten Jah ren spür bar zuguns ten des Rad ver kehrs ver än dert. Die Lan­des re gie rung hat das Ziel, Baden­Würt tem berg zu einem Weg be rei ter für eine nach hal tige Mobi li tät und das Land dabei fahr rad freund li cher zu gestal ten.  

Dafür hat die Lan des re gie rung im Januar 2016 die RadSTRATEGIE verabschiedet, die alle Hand lungs­fel der und Maß nah men für die kom men den zehn Jahre zusam men fasst. Wich tige Vor ha ben dabei sind die Pla nung für ein koor di nier tes RadNETZ , das aus dem lücken haf ten Fahr rad netz im Land ein durch gän gig befahr ba res, siche res Wege netz machen soll, und die Ini tia tive RadKULTUR, die mit vie­len krea ti ven Aktio nen im gan zen Land Freude am Rad fah ren ver mit telt und so zur häu fi ge ren Nut­zung des Fahr rads im All tag moti viert. 

RadSTRATEGIE

Mit der RadSTRATEGIE sol len die Chan cen erfolg rei cher Rad ver kehrs för de rung kon se quent und sys­te ma tisch genutzt wer den: weni ger Lärm und Fein staub, mehr Lebens qua li tät in den Städ ten und Gemein den, mehr Gesund heit durch aktive Bewe gung, bes se ren Kli ma schutz, hohe wirt schaft li che Poten tiale durch eine hoch in no va tive Wachs tums bran che und letzt end lich mehr Mobi li tät für alle. Das Doku ment benennt auf 156 Sei ten Hin ter gründe, Hand lungs fel der, Maß nah men, Ziele, Fris ten und Akteure der Rad ver kehrs för de rung in Baden­Württemberg. Damit zeigt die RadSTRATEGIE den Weg zu einer neuen Rad kul tur in Baden­Würt tem berg auf. 

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RadNETZ

Mit dem RadNETZ Baden­Würt tem berg hat das Land gemein sam mit den Stadt­ und Land krei sen sowie den Städ ten und Gemein den ein flä chen de cken des, durch gän gi ges Netz all tags taug li cher Fahr r ad ver bin dun gen zwi schen Mit tel­ und Ober zen tren ent lang der wich tigs ten Sied lungs ach sen im Land geschaff en. Das RadNETZ hat eine Länge von ca. 7.000 Kilo me tern, ca. 700 Kom mu nen sind an das Netz ange schlos sen. In die ses Netz sind auch die Landesradfernwege inte griert. Die Umset­zung des RadNETZ ist nun eine Gemein schafts auf gabe von Bund, Land und Kom mu nen. Die schon heute beste hen den und ver kehrs si che ren Abschnitte des RadNETZ wer den nach und nach ein heit lich beschil dert. Ergänzt wird das RadNETZ Baden­Würt tem berg durch die Rad ver kehrs netze der Land­kreise sowie die der Städte und Gemein den. Hier fin den Sie wei tere Infor ma tio nen zum RadNETZ Baden­Württemberg.  

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RadKULTUR

Die vom Minis te rium für Ver kehr Baden­Würt tem berg im Jahr 2012 gest ar tete Ini tia tive „RadKULTUR“ setzt sich für eine fahr rad freund li che Mobi li täts kul tur in Baden­Würt tem berg ein. Gemein sam mit den vom Land geför der ten RadKULTUR­Kom mu nen bie tet sie ein viel fäl ti ges Pro­gramm auf Lan des ebene und in den Kom mu nen. So macht sie die Begeis te rung des Rad fah rens vor Ort erleb bar, för dert den Spaß am Fah ren und moti viert die Men schen, in ihrem All tag ganz selbst­ver ständ lich aufs Rad zu stei gen. Dadurch soll das Mobi li täts ver hal ten im Land dau er haft ver än dert und der Anteil des Rad ver kehrs am Gesamt ver kehr gestei gert wer den. 2017 wird auch die Ini tia tive ihre Aktio nen und Ver an stal tun gen auf das Fahr rad­Jubi läum aus rich ten.  

AGFK BW

Mit der Unter stüt zung des Ver kehrs mi nis te ri ums sowie der Nah ver kehrs ge sell schaft Baden­Würt­tem berg mbH (NVBW) wurde das lan des weite Netz werk der Arbeits ge mein schaft Fahr rad freund­li cher Kom mu nen Baden­Würt tem berg e.V. (AGFK BW) aufgebaut. In die sem Netz werk fin det der fach li che Aus tausch zwi schen den Mit glied kom mu nen über inno va tive Rad ver kehrs ele mente und erfolg rei che För der stra te gien statt. Des Wei te ren erfolgt die Koor di na tion von lan des weit bedeut sa­men Kom mu ni ka ti ons ak tio nen.  

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Ver bes se rung und Aus bau der Rad ver kehrs in fra struk tur

Gute Fahr rad wege, sichere Ver bin dun gen, eine durch dachte Inte gra tion in den Stadt ver kehr und naht lose Über gänge zu ande ren Ver kehrs mit teln: Eine gute Rad ver kehrs in fra struk tur ist die Grund­vor aus set zung dafür, dass Fahr rad fah ren Spaß macht und das Rad öfter genutzt wird. Außer dem trägt eine ange mes sene Infra struk tur zur Sicher heit der Rad fah ren den bei – wie eine Stu die der Deut schen Ver si che rungs wirt schaft zum Thema Rad ver kehrs in fra struk tur und Sicher heit zeigt, besteht hier drin gend Hand lungs be darf.

Viele Kom mu nen in Baden­Würt tem berg sind hier schon aktiv und bewei sen, dass kom mu na les Enga ge ment zu einem deut li chen Anstieg der Rad nut zung führt. Das Land Baden­Würt tem berg hat Fördermöglichkeiten geschaff en, um die ses Enga ge ment zu unter stüt zen. Zudem inves tiert das Land in hohem Maße in den Aus bau von Rad we gen an Lan des s tra ßen sowie im Auf trag des Bun des auch an Bun des s tra ßen.  

Radschnellverbindungen

Mit der rasan ten Ver brei tung von E­Bikes und Pede lecs wer den zuneh mend auch grö ßere Distan zen mit dem Rad zurück ge legt. Daher bekom men Rad schnell ver bin dun gen, die bis lang vor allem in den Nie der lan den und in Däne mark schon umge setzt wur den, eine zuneh mende Bedeu tung. Rad schnell­ver bin dun gen zeich nen sich durch hohe Stan dards an Breite und bevor rech tigte Füh rung aus und sor gen für ein durch gän gig siche res sowie attrak ti ves und schnel le res Befah ren von grö ße ren Distan­zen – meist inner halb von Bal lungs räu men. Dort besteht ein großes Poten zial, durch Rad schnell ver­bin dun gen Haupt ver kehrs ach sen auf Straße und Schiene zu ent las ten und so einen wich ti gen Bei­trag zur Luf trein hal tung sowie zur Stau ver mei dung zu leis ten. Das Land Baden­Würt tem berg unter­stützt die Kon zep tion und Umset zung von Rad schnell ver bin dun gen. In der RadSTRATEGIE ist das Ziel ent hal ten, dass bis 2025 zehn Rad schnell ver bin dun gen in Baden­Würt tem berg rea li siert wer den.

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Das Fahrrad in Gesellschaft, Kunst und KulturDas Fahr rad ist heute fest in der Gesell schaft ver an kert. Es hat sich neu erfun den und ist zum Sym bol einer selbst be stimm ten, gesun den und umwelt freund li chen Fort be we gung gewor den.

Cycle-Chic im All tag

In Städ ten wurde das Fahr rad längst zum Mode­ und Lifesty le ob jekt erho ben. Rad fah ren ist heute auch Aus druck eines moder nen und urba nen Lebens stils. Pas send dazu erhält bei spiels weise die Rad be klei dung beson dere Auf merk sam keit. So befasst sich bei spiels weise der Fashion­Blog Copenhagencyclechic aus schließ lich mit dem pas sen den Radout fit. Es geht dabei aber nicht um Hight ech­Klei dung für den pro fes sio nel len Biker, son dern in ers ter Linie um rad t aug li che All tags­mode. Auch Unter neh men neh men sich dem Thema an, so hat etwa Levis den Cycle­Chic­Trend auf­ge griff en und eine Rad be klei dungs kol lek tion Levis Com mu ter auf den Markt gebracht. Die baden­würt tem ber gi sche Marke Dos Cabal los hat sich sogar aus schließ lich der Rad be klei dung ver schrie ben.

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Sze ne ak ti vi tä ten set zen das Fahr rad in den Fokus

Um mehr Raum im Stra ßen ver kehr ein zu for dern und auf sich als Ver kehrs teil neh merIn auf merk sam zu machen, set zen sich viele „Rad­Men schen“ und Ini tia ti ven mit diver sen Akti vi tä ten für das Fahr rad und eine fahr rad freund li che Stadt ein. Ein Bei spiel hier für ist die welt weite Bewe gung Cri ti cal Mass. Dabei treff en sich Men schen und fah ren gemein sam durch Städte: in Stutt gart zum Bei spiel jeden ers ten Frei tag im Monat. 

Foto: © Kai Melde

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Das Fahr rad in Musik und Film

Die 10­köp fige Brass band „Moop Mama“ ver öff ent lichte 2016 einen Rap mit dem Titel „Die Erfin dung des Rades“ – so fin det sich das Fahr rad bis heute immer wie der in der popu lä ren Musik. 2005 lan dete Katie Melua einen rie sen Hit mit ihren „Nine Mil lion Bicy cles in Bei jing“. 2002 stellte die US­ame ri­ka ni sche Rock band „The Red Hot Chili Pep pers“ ihren Bicy cle Song vor. Anfang der 1990er brachte die Aca pella­Pop­Band „Die Prin zen“ ihr Lied „Mein Fahr rad“auf den Markt, Anfang der 1980er sang die iko ni sche Elek tro pop Band „Kraft werk“ über die „Tour de France“. Bekannt wurde 1978 auch der Refrain „I want to ride my bicy cle“ des Songs Bicyle Race der bri ti schen Rock band Queen. Das volks­tüm li che „Ja, mir san mim Radl da….“ wurde seit Anfang der 1970er mehr fach inter pre tiert. 

Par al lel dazu fan den Fahr rads ze nen auch wie der Ein gang in Filme: Als Ikone des Fahr rad films gilt in der Fahr rad szene „Pre mium Rush“ aus dem Jahr 2012, eine Geschichte über einen Fahr rad ku rier in New York City, der unfrei wil lig in eine ille gale Geldtrans ka tion ver wi ckelt wird und nun um sein Leben radeln muss. Eben falls in New York City wurde 2001 das Bicy cle Film Fes ti val ins Leben geru fen. Es hat dort sei nen Stamm sitz und ist seit dem in über 50 Städ ten welt weit zu sehen gewe sen. Komö dien wie „Traffi c“ von Tati oder Fami li en filme wie „Der Junge mit dem Fahr rad“ von den Dar denne­Brü dern oder Thril ler „Peking Bicy cle“ von Wang Xia os huai geben dem Rad eine groß ar tige Bühne. Mit dem Prä di kat „Beson ders wert voll“ wurde das Drama „Das Mäd chen Wad jda“ aus ge zeich net. Obwohl es Mäd chen in ihrer Hei mat stadt Riad unter sagt ist, Fahr rad zu fah ren, spart Wad jda auf ihr Traum rad und lässt sich dafür eini ges ein fal len. Ein Film über starke ara bi sche Frauen, die für eine selbst be stimmte Zukunft kämp fen.

Das Fahr rad als Kuns ti kone

In der Kunst szene spielt das Fahr rad nach wie vor eine Rolle. Der chi ne si sche Künst ler Ai Wei wei ent­warf in der Lon do ner Tate Modern eine Instal la tion, die er „Fore ver Bicy cle“ nannte. Sie besteht aus 42 Fahr rä dern und hat eine Höhe von 2,75 Meter sowie einen Durch mes ser von 4,50 Meter. Die Fahr­rä der sind in einer kreis ar ti gen Form auf ge stellt und auf krea tive Weise mit ein an der ver bun den.

Foto: © Uni ted Inter na tio nal Pic tu res

Foto: © Radlbazi – www.radlbazi.deFoto: © Peter Bel lars

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Vor dem ehe ma li gen deut schen Bun des tag in Bonn steht ein Kunst werk, das  im Wesent li chen aus Rin nen von Fahr rad stän dern besteht. Das räum li che Trag werk setzt sich aus meh re ren Spi ra­len zusam men, die inein an der über ge hen. Die Mega­Skulp tur misst 6,50 Meter Höhe und 6 Meter Durch mes ser an der brei tes ten Stelle.   

Auch für Pri vat per so nen gibt es mitt ler weile zahl rei che Anbie ter, die sich mit dem Fahr rad auf kunst­volle Art und Weise aus ein an der und Räder sowie Fahr rad­Zube hör teile gekonnt in Szene set zen. Einige Bei spiele: Die Firma Bikefurniture kre i ert die schöns ten Möbel aus alten Fahr rad t ei len, von Kettenglück kann man sich Schmuck aus recy cel ten Fahr rad­Tei len anfer ti gen las sen – dabei han delt es sich um Uni kate.

Das Fahr rad in der Male rei

Die Fahr rä der in Bachrach­Barées „Radlerinnen­Pick nick“ von 1896 ste hen fast wie Sta tis ten im Hin­ter grund. Es geht mehr um die Frauen, die damals schon gera delt sind. Es war ein Zei chen von Frei­heit und Unab hän gig keit, was die Damen zusätz lich mit Wein und Ziga ret ten unter strei chen, denen zu die ser Zeit die selbe Bedeu tung zuge spro chen wurde.

Heut zu tage steht das Fahr rad selbst in der Kunst mehr im Mit tel punkt. Etwas Beson de res hat sich zum Bei spiel der ita lie nisch­ame ri ka ni sche Desi gner Gian luca Gimini ein fal len las sen: Er sam melt Bil­der von Fahr rä dern, die deren Besit zer aus ihrer Erin ne rung her aus gemalt haben. Am Com pu ter bas­telt er dar aus dann eine Ansicht, wie die Zeich nung als rea les Fahr rad aus se hen würde. Hin ter grund: Ein Fahr rad zu zeich nen, ist alles andere als ein fach – beson ders aus dem Gedächt nis. Tolle Impres sio­nen dazu gibt es hier: www.designtagebuch.de 

Einen ande ren Ansatz ver folgt der Kana dier Ste phen Lund: Er zeich net keine Fahr rä der, son dern radelt mit GPS aus ge stat tet durchs Land. Der Clou: Auf der Land karte kann die Stre cke nach ver folgt und mar kiert wer den. Das Resul tat zeigt im Gegen satz zu einem will kür li chen Stra ßen netz fan tas­ti sche Figu ren, wie einen Dino sau rier, eine Meer jung frau oder sogar Darth Vader. Seine „Gale rie“ ist auf Ins ta gram (roadrashyyj) zu sehen.

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Alles dreht sich ums Rad – auch in der Wer bung

Da das Fahr rad bereits Anfang des 19. Jahr hun derts ein indus tri el les Mas sen pro dukt war und es in vie len Län dern Wett be wer ber gab, muss ten sich die Fahr rad fa bri ken bereits früh zei tig über Wer bung Gedan ken machen. Hier tra fen die dama li gen Trends des Jun gend stils und der inno va ti ven Kunst­stil rich tung auf die neuen Her aus for de run gen der Pro dukt wer bung. Heraus kamen frühe Bei spiele frei zü gi ger Dar stel lungs for men: Unbe klei dete und lang haa rige Frau en fi gu ren ver schaff ten den dar­ge stell ten Pro duk ten Ele ganz und Mys tik. Die ses wurde dann im Jugend stil in zwei Ver kehrs sek to ren wie der auf ge griff en: in der Bahn wer bung und in der Fahr rad wer bung. Auf unter schwel lige Weise sollte damit die Sehn sucht, Wild heit und Frei heit der schnel len Fort be we gung sym bo li siert wer den.

Spä ter wur den ähn li che Motive immer wie der in der Auto wer bung ein ge setzt. Die Fahr rad wer bung dage gen ver flachte immer mehr, beschränkte sich zuneh mend auf künst le risch weni ger ambi tio­nierte Dar stel lun gen der Räder ohne irgend eine sym bo li sche Über hö hung.

Erst in den 1970er­Jah ren wurde das Fahr rad wie der als inter essan tes Objekt für die Kunst und künst­le ri sche Bewer bung ent deckt. Es begann mit viel fach über zo gen auf ge mach ten Repor ta gen der großen Illus trier ten, auf deren Auf mach er fo tos meist eher leicht beklei dete Models auf Renn rä dern abge bil det wur den.

Zu die ser Zeit ent deckte die Wer be wirt schaft die Fas zi na tion am Fahr rad und bewarb alle mög li­chen Kon sum pro dukte wie Klei dung, Par fum oder auch Autos indi rekt mit Fahr rad mo ti ven. Dadurch erhielt das Fahr rad eine neue kul tu relle Bedeu tung als Sym bol für Jugend lich keit, Frei heit und Indi­vi dua li tät. Im Prin zip ist diese Inter pre ta tion bis heute in der Wer bung zu fin den. Mode häu ser zie ren ihre Schau fens ter bei spiels weise mit schi cken Design­Rädern, um ihre Ware auf zu wer ten und Spor ti­vi tät und Dyna mik zu sug ge rie ren. Der wohl vor läu fige Höhe punkt: Das Fahr rad wird selbst zur Wer­be flä che, indem inner halb des Fahr radrah mens oder über den Spei chen Wer be bot schaf ten plat ziert wer den. 

Die Fahr rad fa bri ken haben in ihrer Wer bung übri gens sel ten Meta phern auf ge griff en – sie blie ben in ihrer Außen dar stel lung eher nüch tern.

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1 Das Fahrrad feiert 2017 seinen 200. Geburtstag – es wurde im Jahr 1817 von Karl Drais erfunden.

2 Das Fahrrad wurde aus der Not heraus erfunden: Aufgrund massenhaften Pferdesterbens im Hun­gerjahr 1816 suchte man nach einer Alternative für die Fortbewegung.

3 Die berühmte Jungfernfahrt von Karl Drais, die als Geburtsstunde des Fahrrads gilt, fand im Juni 1817 auf einer 14 Kilometer langen Strecke statt.

4 Die höchste Geschwindigkeit, die je ein Mensch auf einem Fahrrad erreicht hat, betrug 268,83 km/h.

5 Das größte Rad der Welt ist erstaunliche 7,80 Meter lang, 3,70 Meter hoch und wiegt 150 Kilo. Das riesige Rad zu dirigieren ist eine Kunst für sich, die nur der Velodesigner und Großmeister Didi Senft persönlich beherrscht.

6 Das höchste Fahrrad misst über 8 Meter.

7 Das leichteste Rennrad der Welt wiegt 4,167 Kilogramm.

8 Fred A. Birchmore war der erste Mensch, der auf einem Fahrrad die Welt umrundete. Von der 65.000 Kilometer langen Reise legte er 40.000 Kilometer auf seinem Fahrrad zurück. Den Rest musste er mit Schiffen reisen. Insgesamt verschließ er sieben Fahrräder.

9 Die längste Strecke, die innerhalb von 24 Stunden auf einem Fahrrad zurückgelegt wurde, beträgt 851,2 Kilometer.

10 Der Weltrekord im Rückwärts­Fahrradfahren bei gleichzeitigem Geigespielen liegt bei 60,45 Kilo­metern.

11 Der Rekord für das langsamste Fahrradfahren bzw. Fahrradstehen aller Zeiten ist 5 Stunden und 25 Minuten. Der Japaner Tsugunobu Mitsuishi stellte ihn 1965 auf, als er den gesamten Zeitraum unbewegt auf seinem Rad verbrachte.

12 Das längste Tandem ist 20,42 Meter lang und bietet Platz für 35 Personen.

13 Der längste Weg, der je unter Wasser auf einem Fahrrad zurückgelegt wurde, liegt bei 702 Metern.

14 Der längste ausgeschilderte Radweg weltweit, der North Sea Cycle, führt 6.000 Kilometer an der Nordseeküste entlang durch acht Länder.

15 Im 19. Jahrhundert warnten Wissenschaftler vor dem „Fahrradgesicht“: Man befürchtete Fahrt­wind könne das Gesicht verformen.

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16 Der Kalifornier Kurt Osburn legte in gut zwei Monaten 4.569 Kilometer der Westküste der USA bis zur Ostküste zurück – und zwar auf dem Hinterreifen seines Fahrrads.

17 Auf der Insel Helgoland ist das Fahrradfahren verboten.

18 Helmut Robers aus Münster ist wohl einer der größten Fans der deutschen Nationalmannschaft. Zur Europameisterschaft 2016 reist er dem DFB­Team mit seiner Rikscha durch Frankreich hinter­her.

19 Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG, hat Papst Franziskus 2013 ein Smart E­Bike überlassen und ihn persönlich eingewiesen, wie das Gefährt zu nutzen ist. Der Papst erhielt das Pedelec als sportliche Ergänzung zum Papamobil.

20 In Baldwin Park (Kalifornien) ist es verboten, in einem Swimmingpool Fahrrad zu fahren.

21 Der Text vom Lied "Emanuela" von Fettes Brot sollte zuerst "Mit dem Fahrrad durch Venezuela" lauten.

22 Der französische Schausteller Michel Lotito hat zu seinen Lebzeiten 18 Fahrräder gegessen.

23 Weltweit werden über 100.000.000 Fahrräder pro Jahr hergestellt.

24 In Deutschland werden jährlich 24,8 Milliarden Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt.

25 Über 81 Prozent der deutschen Haushalte besitzen mindestens ein Fahrrad.

26 Knapp 40 Prozent der Deutschen fahren täglich oder mehrmals die Woche mit dem Rad.

27 Der deutsche Bundesbürger legt wöchentlich im Durchschnitt 30 Kilometer auf dem Fahrrad zurück.

28 Der jährliche Gesamtumsatz der deutschen Fahrradbranche in 2015 betrug 16 Milliarden Euro.

29 Der Fahrradtourismus in Baden­Württemberg setzte 2015 über eine Milliarden Euro um.

30 Von der Fahrradbranche hängen in Deutschland knapp 280.000 Arbeitsplätze ab (Stand 2015).

31 Der Durchschnittspreis eines Fahrrades – unter Berücksichtigung von E­Bikes – in Deutschland beträgt 1.340 Euro (Stand 2015).

32 Der Durchschnittspreis eines Fahrrades – ohne Berücksichtigung von E­Bikes – in Deutschland beträgt 643 Euro.

33 Auf deutschen Straßen fahren etwa 3 Millionen E­Bikes.

34 Das Biermischgetränk „Radler“ verdankt seinen Namen der Legende nach einem bayrischen Wirt, dem auf seiner von überwiegend Ausflüglern und Radfahrern besuchte Alm das Bier zu Neige ging. Aus der Not heraus schenkte er Bier gemischt mit Zitronenlimonade aus – die „Radlermaß“ war erfunden.

35 26.000 Fahrräder gehörten 2015 zum Fuhrpark der Deutschen Post, davon sind 17.000 herkömmli­che Zweiräder, hinzu kommen 6.300 Elektroräder.

36 Schon bei 4,5 Kilometer täglichem Radfahren wird laut WHO das Risiko von Herz­ und Kreislaufer­krankungen um bis zu 50 Prozent gesenkt.

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37 Durch die Bewegung an der frischen Luft und in der Natur wird Stress abgebaut und Endorphine, also Glückshormone, werden freigesetzt. Deswegen sieht nach einer Fahrt mit dem Rad die Welt auch wieder rosig aus und man tut viel für das eigene Wohlbefinden.

38 Acht normale Fahrräder passen in eine einzige Parklücke.

39 Frauen haben schon seit Beginn der Geschichte des Rades eine starke und aktive Beziehung zum Rad. Sie erfuhren dadurch Freiheit und Unabhängigkeit und trugen somit einen großen Teil in der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts und der Emanzipation der Frauen bei.

40 Das Fahrrad beeinflusste die Entwicklung der Mode des 19. Jahrhunderts: Ohne einzwängendes Korsett konnten die Damen bequemer in die Pedale treten.

41 Die erste Frau, die um die Welt radelte, war Annie Londonderry Cohen Kopchovsky. Sie erreichte Boston 15 Monate, nachdem sie von dort losgefahren war.

42 Rund 900 Millionen Liter Treibstoff werden jährlich durch die mit dem Fahrrad zurückgelegten Strecken gespart.

43 Da die ersten Autos nicht sonderlich schnell waren, nutzte die New Yorker Polizei noch im Jahr 1898 Fahrräder, um „Raser“ zu verfolgen.

44 Durch das Rasieren der Beine sparen Rennfahrer bis zu 0,6 Prozent ihrer Energie.

45 Auf zehn Kilometer spart sich ein Radprofi eine Sekunde Zeit, wenn er sich die Beine rasiert.

46 Beim kältesten Radrennen der Welt, dem jährlich stattfindenden Iditarod, beträgt die gefühlte Temperatur ­70 Grad Celsius.

47 Es gibt spezielle Design­Hersteller, die Einrichtungsgegenstände aus abgenutzten Fahrradteilen herstellen.

48 1896 war der Radsport eine Disziplin der ersten modernen Olympischen Spiele.

49 Die ersten Sechstagerennen fanden vor allem in England und den USA statt. Es begann 1875 in Bir­mingham (England), vier Jahre später in den USA. Sie dauerten nur sechs Tag, um die Sonntagsru­he einhalten zu können. Die Rennfahrer wurden sonst aber nicht geschont. Die Rennen dauerten bis zu 142 Stunden und wurden von zwei Fahrern bestritten, die sich beim Fahren abwechselten.

50 Baden­Württemberg gilt als Musterland der Fahrradwirtschaft: Laut einem Radgutachten aus dem Jahr 2015 wurden in dieser hochinnovativen Wachstumsbranche über 800 Unternehmen und 32.000 Arbeitsplätze identifiziert.

51 Jährlich werden in Baden­Württemberg in der Fahrradwirtschaft (einschließlich Radtourismus) etwa 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftet.

52 Die baden­württembergischen Städte Freiburg im Breisgau, Tübingen und Karlsruhe haben einen Radverkehrsanteil von über 20 Prozent aller zurückgelegten Wege und gelten somit als Fahrrad­städte.

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53 Freiburg ist eine Stadt der RadlerInnen: 1.290 Kilometer Straßen­, Rad­ und Fußwegenetz, mehr als 400 Kilometer Radverkehrsnetz und über 35.000 tägliche RadlerInnen haben das Fahrrad zum zweitbeliebtesten Fortbewegungsmittel werden lassen. 34 Prozent aller zurückgelegten Verkehrs­wege innerhalb Freiburgs werden per Rad zurückgelegt.

54 Der interaktive RadROUTENPLANER umfasst die derzeit 19 Landesradfernwege in Baden­Würt­temberg, die sich mit rund 4.500 Kilometern Gesamtlänge durch das gesamte Bundesland ziehen.

55 Das Fahrrad wurde schon sehr früh zum Sportgerät und bereits das Hochrad beflügelte zu sportli­cher Artistik. Seine Fahrer galten als waghalsig, abenteuerlustig und mutig. In den 1870er­Jahren erregten sie durch ihre „Abenteuertouren“ große Aufmerksamkeit.

56 1868 wurde das erste von Frauen bestrittene Radrennen in Bordeaux ausgetragen. Vier Frauen absolvierten ein Rennen auf einer 500 Meter langen Strecke.

57 Das erste Straßenrennen soll 1865 im französischen Amiens stattgefunden haben, 1867 dann das erste Eintagesrennen der Welt mit etwa 100 Teilnehmern.

58 Im deutschen Altona wurde 1869 der erste Radsportverein der Welt gegründet. Er soll den ersten Velocipeden­Wettkampf in Deutschland ausgerichtet haben. Das Rennen geht über eine Strecke von 123 Kilometern, beginnt in Paris und endet in Rouen – die rasante Entwicklung des Radsports war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu stoppen.

59 1903 fand die erste Tour de France statt und schrieb ein neues Kapitel in der Radsportgeschichte. Sie führte die Teilnehmer in sechs Etappen über 2.428 Kilometer – die durchschnittliche Ge­schwindigkeit des Siegers betrug beachtliche 26 km/h.

60 Freiheit ist wohl das höchste Gut der Moderne. Was heute selbstverständlich klingt, war in den letzten Jahrhunderten noch ein echtes Zeichen von Unabhängigkeit. Die praktische Seite des Fahr­radnutzens spielte – im Gegensatz zu heute – im frühen 19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Rolle.

61 4.500.000 Deutsche unternahmen 2015 eine Radreise mit mindestens drei Übernachtungen – ein Plus von 11 Prozent.

62 86 Prozent der Deutschen sind noch nie mit einem Elektrofahrrad gefahren.

63 Die Relativitätstheorie ist Albert Einstein eingefallen, während er Fahrrad fuhr.

64 John F. Kennedy sagte einst: "Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.”

65 Adam Opel – Gründer der gleichnamigen Automarke – wusste die Vorzüge des Rads zu schätzen: „Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad.“

66 Durch Radfahren wird die Hirndurchblutung gesteigert.

67 Die Aufnahmefähigkeit in den ersten beiden Stunden nach dem Radfahren ist erhöht.

68 An 28 Straßenkreuzungen im schwedischen Malmö gilt ein Vorfahrtsystem für den Fahrradver­kehr.

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69 Fahrrad­Bloggerin Heike Pirngruber reist seit 2013 mit dem Zweirad um die Welt und hat auf diese Weise bisher 47.000 Kilometer zurückgelegt. (Stand Februar 2017).

70 Die Städte Groningen, Utrecht und Amsterdam in den Niederlanden, Kopenhagen in Dänemark, Sandnes in Norwegen, Münster und Freiburg in Deutschland sowie Bozen und Ferrara in Italien haben eine Gemeinsamkeit: Weltweit gelten sie als vorbildliche Fahrradstädte.

71 Mit zahlreichen Radschnellverbindungen sowie Stellplätzen in speziellen Fahrrad­Parkhäusern stellen die Niederlande ihre Vorreiterrolle in Sachen Zweirad unter Beweis.

72 In jüngster Zeit erlebt das Fahrrad als E­Bike in China wieder einen deutlichen Aufschwung – ein Hoffnungsschimmer für die Luft­ und Verkehrssituation in den dortigen Städten.

73 In Asien ­ und insbesondere in Indien und China ­ gehören Fahrradrikschas und Lastenfahrräder zum Alltagsbild. Doch auch normale Räder werden oft abenteuerlich anmutendend überladen.

74 Fahrrad­Taxis in ländlichen Regionen Afrikas heißen Boda­Boda.

75 In den 1920er­ und 30er­Jahren erreichte das Fahrrad in deutschen Großstädten einen Verkehrsan­teil von 20 bis 30 Prozent. Eine spezielle Radverkehrsplanung parallel zum Autoverkehr war aber nicht notwendig: Die Geschwindigkeit der Autos war so gering, dass die Straßen bequem und sicher befahren werden konnten.

76 Mitte der 1930er­Jahre drängten immer mehr Autos auf deutsche Straßen, sodass der Ruf nach Trennung von Fahrrad­ und Autoverkehr lauter wurde.

77 Bei der ersten Tour de France im Jahre 1908 betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers noch 26 km/h. Im Jahr 2016 betrug die Geschwindigkeit im Schnitt 38 km/h!

78 Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben die meisten deutschen Städte eine autofixierte Stadt­ und Verkehrsplanung. Der Radwegebau stagnierte und zahlreiche alte Radwege wurden meist für Parkstreifen oder Fahrbahnverbreitungen zweckentfremdet.

79 Nach dem Zweiten Weltkrieg galt der Radfahrer bei Planern und Verantwortlichen aus Deutsch­land als „aussterbende Spezies“. Die bundesweiten Durchschnittswerte des Radverkehrs sanken auf unter 10 Prozent.

80 Bereits Mitte der 70er­Jahre wurde das Fahrrad als stadtverträgliches und effizientes Verkehrsmit­tel „wiederentdeckt“: Die Stadt Freiburg legte erste Investitionsprogramme zur Radverkehrsförde­rung auf.

81 Ab den 1980er­Jahren wurden die Probleme einer massenhaften Autonutzung in Deutschland – verstopfte Straßen, hoher Lärmpegel, verschmutzte Luft sowie hohe Unfallzahlen – zunehmend offenkundig. Als Reaktion darauf begannen zahlreiche Bemühungen der Verkehrsberuhigung: die Einrichtung von Fußgängerzonen und eine – wenn auch erst zögerliche – Förderung des Radver­kehrs.

82 Ende der 1990er­Jahre wurden wichtige Neuerungen für den Radverkehr in Deutschland umge­setzt: Markierungslösungen auf der Fahrbahn, die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radver­kehr in Gegenrichtung sowie die Einrichtung von Fahrradstraßen.

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83 2.000 Euro Gesundheitskosten pro Jahr und Kopf könnten bei ca. 75 Minuten Radfahren pro Wo­che eingespart werden.

84 800 Kalorien werden durchschnittlich beim Radfahren pro Stunde verbraucht.

85 82 Prozent der Deutschen befürworten eine stärkere Beschäftigung der Politik mit dem Radver­kehr.

86 98 Prozent der Deutschen beherrschen das Radfahren.

87 21 Prozent der Fahrradimporte nach Deutschland kommen aus Kambodscha (Stand: 2015).

88 Folgende Radtypen gibt es: Laufrad, Dreirad, Roller, Spielrad, Kinderrad, Jugendrad, Rennrad, Triath­lonrad, Zeitfahrmaschine, Liegerad, Handbike, Hardtail, Fatbike, Dirtbike, Full Suspension Bike, En­duro MTB, Cyclocross, BMX, Trialrad, E­Bike, Pedelec, S­Pedelec, Trekkingrad, Citybike, Lifestyle­Bike, Retroroad, Urban Bike, Singlespeed Bike, Fixie, Hollandrad, Falt­/Klapprad, Bahnrad, Cruiser, Einrad, Hochrad, Kunstrad, Lastenfahrrad, Lowrider, Radballrad, Reiserad, Tandem, Velomobil

89 Fast 5.000 Kilometer am Stück quer durch die USA. Das Race Across America ist die härteste Prüfung für Radsportler. Der Duisburger Pierre Bischoff hat das Rennen jetzt als erster Deutscher gewonnen.

90 Das RadNETZ in Baden­Württemberg hat eine Länge von 7.000 Kilometern und verbindet 700 Kommunen. Damit entsteht ein flächendeckendes, durchgängiges Netz alltagstauglicher Fahrrad­verbindungen. Übrigens: Schon heute sind 90 % des RadNETZ sicher befahrbar.

91 Laufrad­ und Rollerfahren bereiten Kinder optimal auf das Radfahren vor. So wird der Gleichge­wichtssinn spielerisch erlernt. Viele Kinder bekommen übrigens schon mit zwei oder drei Jahren ihr erstes Fahrrad.

92 Seit 2012 ist das "Dienstfahrrad" dem "Dienstwagen" steuerlich gleichgestellt.

93 Auf Firmenkosten fit bleiben, rechnet sich nicht nur für den Angestellten, sondern auch für den Arbeitgeber. Umweltfreundliche Mobilität steht für viele Unternehmen hoch im Kurs und ohne zusätzliche Kosten können Unternehmen mit dem E­Bike Leasing ihr Image verbessern.

94 Regelmäßiges Radfahren ist gut fürs Herz. Schon bei 4,5 Kilometer Tagesstrecke sinkt laut WHO bei Radfahrern das Risiko von Herz­ und Kreislauferkrankungen um bis zu 50 Prozent.

95 Tausche das Auto gegen das Rad und die Pfunde werden purzeln: Im Schnitt nimmt man bis zu 5,8 Kilogramm ab, wenn man das Auto zu Hause lässt und sich für den Arbeitsweg auf das Fahrrad schwingt (Quelle: Outdoor Foundation 2010).

96 In Deutschland gibt es neun Fahrrad­Museen.

97 Die RadSTRATEGIE plant bis 2020 an allen Schulen in Baden­Württemberg Radschulwegpläne aus­zugeben. Radschulwegpläne helfen Schülerinnen und Schülern den sichersten Radweg zu ihrer Schule zu finden.

98 E­Bikes und Pedelecs, die maximal 25 km/h fahren können, gelten als Fahrräder. Fahren diese bis zu 45 km/h, muss der Fahrer einen Führerschein der Klasse AM oder A1 besitzen!

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99 Im April 2017 fand bereits der fünfte Nationale Radverkehrskongress in Mannheim statt. Hier wur­den wichtige Aspekte des Radverkehrs diskutiert und die Weichen für eine nachhaltige Entwick­lung der Mobilität auf zwei Rädern gestellt.

100 Das schwerste Rad der Welt wiegt laut Guinness­Buch der Rekorde 750 kg!

101 Wäsche waschen und Fahrrad fahren: Es gibt eine Fahrrad­Waschanalge.

102 Studie EU Cycling Economy: Der jährliche volkswirtschaftliche Nutzen des Radfahrens in der EU hat einen Gesamtwert von 513 Milliarden Euro.

103 40 Prozent weniger Treibhausgase sollen in Deutschland bis zum Jahr 2020 ausgestoßen werden. Der Bundeswettbewerb "Klimaschutz durch Radverkehr" fördert daher Projekte für mehr klimaf­reundliche Mobilität.

104 Ein normales Fahrrad wird gewöhnlich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 10 bis 20 km/h gefahren.

105 Laut ADFC­Fahrradklimatest zählen die Städte Karlsruhe (2. Platz) und Freiburg (3. Platz) zu den fahrradfreundlichsten Großstädten der Republik! Spitzenreiter ist die Fahrradstadt Münster.

106 Man kann mit dem Fahrrad geblitzt werden. Das Blitzerfoto ist aber nicht wirksam, da in der Regel kein Kennzeichen am Fahrrad angebracht ist.

107 In der Regel macht man in der Grundschule einen Fahrradführerschein. Er ist keine Pflicht. Er soll vielmehr gewährleisten, dass Kinder die wichtigesten Verkehrsregeln kennenlernen.

108 Kinder müssen bis zu ihrem 8. Geburtstag auf dem Gehweg fahren (§2 Abs. 5, StVO).

109 Die Benutzung eines Mobiltelefons auf dem Fahrrad ist beim Fahren nicht erlaubt (§ 23 Abs. 1a StVO).

110 In der Stadt Bremen begann die Geschichte der Radwege in Deutschland: Mitten in dem Bremer Stadtteil, der einfach nur "Viertel" heißt, verläuft der älteste Radweg Deutschlands – in der Lini­enstraße.

111 Die Niederlande gelten zu Recht als fahrradfreundliche Nation, aber Deutschland hat einen gro­ßen Anteil daran. 23% der aus Deutschland exportieren Fahrräder gingen 2016 nämlich an unsere Nachbarn. Mehr als in irgendein anderes Land.

112 Auf Schwäbisch heißt Fahrradklingel: Fahrratschell.

113 Dräbbla' bedeutet im Schwäbischen unter anderem auch Fahrrad fahren.

114 Die richtige Sitzposition auf dem Rad: Empfohlen wird eine leicht nach vorn geneigte Sitzposition. Es genügen 15 bis 20 Grad Oberkörperneigung.

115 Wichtig für die richtige Sitzposition sind die Sitzhöhe, die Rahmenhöhe und die Sitzlänge.

116 Wichtig für die Kraftumsetzung auf dem Fahrrad: Der Fuß sollte mit dem Fußballen auf der Peda­lachse platziert sein.

117 Diebstahl­Prävention: Fahrradschlösser.

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118 Es gibt fünf verschiedene Schlosstypen: Kabel­ und Spiralkabelschlösser, Bügelschlösser, Panzerka­bel und Rahmenschlösser.

119 Ein verkehrssicheres Fahrrad sollte laut StVO Folgendes haben: Rückstrahler (rot), Rücklicht (rot), Großflächenrückstrahler mit Buchstabe "Z" (rot), 2 unabhängig voneinander wirkende Bremsen, helltönende Klingel, Schweinwerfer (weiß), Rückstrahler (weiß), Dynamo 3 Watt/6 Volt oder Batterielicht, je Laufrad zwei Speichenrückstrahler (gelb) oder reflektierendes Material (weiß) an Speiche, Felge oder Reifen, 2 Rückstrahler (gelb) je Pedal.

120 Ein Trekkingrad – in Deutschland das am weitesten verbreitete Fahrradmodell – ist für leichte Alltags­Fitness und Freizeit einsetzbar.

121 Radler­Dress: Helle Kleidung in auffälligen Farben erhöht die Sichtbarkeit im Straßenverkehr.

122 Täglich fahren in den Niederlanden 1,1 Millionen Menschen mit der Bahn. 40 Prozent der Passa­giere nutzen ihr Fahrrad auf dem Weg zur Bahn, was bedeutet, dass täglich 440.000 Fahrräder an den niederländischen Bahnhöfen abgestellt werden.

123 Seit 2001 gibt es am Hauptbahnhof in Amsterdam das erste Fahrradparkhaus der Welt. Das Park­haus ist 100m lang und wurde über dem Wasser errichtet.

124 Das Fahrradparkhaus in Amsterdam bietet Platz für 2.500 Fahrräder. Utrecht zieht mit einem Fahr­radparkhaus mit unglaublichen 12.500 Stellplätzen nach. Damit wird das größte Fahrradparkhaus der Welt in Utrecht stehen.

125 Das Fahrrad der Zukunft von der Firma Cyclotron hat keine Speichen und Naben mehr.

126 Ab 2017 dürfen Radler nicht mehr auf die Fußgängerampel achten. Wenn keine Fahrradampel vorhanden ist, müssen Radfahrer sich an der Ampel für Autofahrer orientieren.

127 30.000 Kilometer in 195 Tagen ­ so lange dauerte die schnellste Erdumrundung auf einem Fahrrad.

128 Radfahrer können ihr Gefährt nahezu überall abstellen ­ sie dürfen lediglich keine Wege für Fuß­gänger und Rollstuhlfahrer versperren, insbesondere keine Rettungswege.

129 Behindernd oder gefährdend abgestellte Fahrräder dürfen ‚abgeschleppt‘ werden.

130 Öffentliche Leihräder: In Stuttgart gibt es bereits 44 Stationen mit 400 Fahrrädern und 100 Pe­delecs. In Heidelberg, Speyer, Mannheim, Ludwigshafen gibt es 440 Fahrräder an 57 Stationen.

131 Fast alle der 44 Stadt­ und Landkreise sowie zahlreiche Mittelstädte in Baden­Württemberg verfü­gen bereits heute über ein Radverkehrskonzept oder erstellen gerade eine neue Konzeption.

132 Tipps für das Mountainbiken im Sommer/bei Hitze: Am besten morgens biken, helle statt dunkle Kleidung, leichte Kost, Sonnencreme nicht vergessen, bei Überhitzung ­ raus aus der Sonne und sich selbst kühlen (äußerlich mit nassen Handtüchern und innerlich mit Mineralwasser), kontinu­ierlich Flüssigkeit zu sich nehmen (am Besten alle 15 Minuten 200ml), Fahrtwind erfrischt!

133 Beim Biken findet eine enorm einseitige Muskelarbeit statt. Stretching fördert die Regeneration der Muskulatur und verlängert die Muskelstränge.

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134 Es gibt spezielle Apps für Biker und Radsportler, die die Performance auf dem Bike stärken. Die 20­minütigen Workouts vebessern die Rumpfstabilität, Flexibilität und Dynamik auf dem Bike.

135 Ein Fully, auch Full Suspension Bike genannt, ist ein Mountainbike mit Vorder­und Hinterradfede­rung.

136 Die meisten deutschen Reiseradler stammen aus Bayern und Baden­Württemberg.

137 Bei der Tour de France liegt die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit eines Fahrers bei 41 km/h.

138 Verlagert der Fahrer sein Gewicht auf das Hinterrad, sind geringere Lenkkräfte nötig. Dies führt allerdings zu Übersteuern und flatterigem Fahrverhalten aufgrund zu weiter oder zu schneller Richtungskorrekturen. Beugt man sich vor und belastet das Vorderrad, sind größere Lenkkräfte nötig. Man untersteuert und erreicht ein schwankendes Fahrverhalten wegen zu später und ge­ringer Korrekturen.

139 Zur Bestimmung der geeigneten Rahmengröße hat sich die Buch­Methode bewährt, bei der ein einfaches Buch zwischen die Beine geklemmt wird. Hierbei muss das Buch soweit wie möglich nach oben in den Schritt positioniert und anschließenden waagrecht bzw. parallel zum Boden gehalten werden. Die Messung des Abstandes zwischen Boden und Oberkante des Buches ist ausschlaggebend und wird als Schrittlänge angesehen.

140 Wer mit dem Fahrrad über eine rote Ampel fährt, riskiert ein Bußgeld ab 60 Euro und einen Punkt in Flensburg

141 Pedelecs: Das Kurzwort setzt sich aus "Pedal Electric Cycle" zusammen. Der Radler muss mittre­ten, sonst schaltet sich der Motor ab. Bei 25 km/h ist ebenfalls Schluss mit der Unterstützung. Für Pedelecs gelten Vorschriften wie beim herkömmlichen Fahrrad.

142 S­Pedelecs schalten erst bei Tempo 45 ab. Der Fahrer benötigt einen Führerschein, das Zweirad muss versichert sein.

143 E­Bikes sind Kleinkrafträder, die auch ohne Pedal­Unterstützung gefahren werden können und benötigen ein Versicherungskennzeichen. Der deutsche Begriff Elektrofahrrad steht für E­Bike und Pedelec. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Pedelecs häufig als E­Bike bezeichnet.

144 Ein Helm sollte folgende Kritierien erfüllen, um sicher Fahrrad fahren zu können: Helle, leuchten­de/fluoreszierende Farben und reflektierende Elemente auf dem Helm sorgen für mehr Sichtbar­keit.

145 Bei der Kettenschaltung wird die Kette mittels Schaltwerk und Umwerfer von einem Kettenblatt bzw. Ritzel zum nächsten bewegt, während sich die Kette weiter vorwärts bewegt.

146 Eine Nabenschaltung ist eine Hinterradnabe mit Gangschaltung bei Fahrrädern, früher auch bei Motorrädern. Im Gegensatz zur Kettenschaltung sind hier alle Bauteile dieses Getriebes vor Ver­schmutzung geschützt, wodurch der Verschleiß gering ist.

147 Die Gangschaltung beim Fahrrad besteht aus einem zwischen Tretkurbel­Antrieb und getrie­benem Hinterrad befindlichen schaltbaren Getriebe und den zugehörigen Bedienelementen. Dadurch kann die Geschwindigkeit an die vom Radfahrer erbrachte Leistung angepasst werden.

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148 Ein Fahrrad mit mehreren Gängen ermöglicht es, Anstiege bequem hinauf zu fahren, auch bergab oder mit Rückenwind geht es schneller.

149 Jeder Fahrradfahrer hat seine ideale Kadenz (Pedaliergeschwindigkeit) und einen idealen Pedalwi­derstand, der sich am besten treten lässt.

150 Ein hoher Gang bedeutet mehr Widerstand. Ein niedriger Gang erlaubt es, die Pedale sehr leicht zu bewegen.

151 Spinning in einem niedrigen Gang bei hoher Kadenz ist dem Schwimmen ähnlich. Die schnelle Bewegung macht die Beine geschmeidig und beweglich. Diese Form der Bewegung ist hoch aerob und Verschleißerscheinungen an den Gelenken werden minimiert. Je häufiger man diese Form des Fahrradfahrens durchführt, desto leichter und komfortabler wird sie.

152 Reflektoren machen das Fahrrad sichtbarer, wenn es durch das Licht eines anderen Fahrzeugs angestrahlt wird.

153 Brodie ist ein Fahrmanöver, bei dem die Hinterradbremse das Hinterrad blockiert und gleichzei­tig das Hinterrad übersteuert sowie das Fahrrad in einer Staubwolke um 180 Grad gedreht zum Stehen kommt. Dabei wird der innere Fuß vom Pedal genommen und nach innen gestreckt, um als eine Art Stütze zu dienen.

154 Als Tandem bezeichnet man ein Fahrrad, das Platz für mindestens zwei Personen bietet. Der Lenkende wird als Pilot oder Kapitän, der Nichtlenkende als Stoker oder Heizer bezeichnet. Die meisten Tandems sind für zwei Personen, die hintereinander sitzen.

155 Das dänische Modelabel Cylce Chic entwirft seit 2006 ausschließlich alltagstaugliche und modi­sche Radoutfits.

156 Im Viktorianischen Zeitalter, als das Fahrrad seinen Siegeszug begann, mussten Frauen aus gesellschaftlichen Zwängen heraus immer Röcke tragen. Daher konnten sie keine konventionel­len Diamantrahmen fahren. Daraus ergab sich die Entwicklung des Damenfahrrads, bei dem das Oberrohr entfernt wurde und zur Rahmenstabilisierung ein zweites Unterrohr eingebaut wurde.

157 Das Rad des Fahrrads besteht aus Speiche, Nabe, Felge, Reifen und Ventil.

158 Ein Fahrrad besteht aus dem Rahmen, den Rädern, der Lenkvorrichtung, dem Antrieb, den Brem­sen, dem Sitz und dem Zubehör.

159 Seit 1998 wird am 3. Juni der europäische Tag des Fahrrads gefeiert.

160 Ein blaues, rundes Schild mit einem Fahrrad als Symbol kennzeichnet Sonderwege für Radfahrer. Der Radfahrer muss diesen Weg benutzen. Diese Wege sollen Qualitätsstandards erfüllen, z. B. eine ausreichende Breite und eine gute Oberfläche aufweisen, um den Benutzern ein komfortab­les Radfahren gewährleisten zu können.

161 Ein rot umrandetes, rundes Schild mit einem Fahrrad als Symbol befindet sich an Wegen, die nicht mit dem Fahrrad befahren werden dürfen.

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162 Die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden­Württemberg e.V. (AGFK­BW) wurde am 4. Mai 2010 gegründet, inzwischen sind mehr als 60 Städte, Gemeinden und Landkreise Mitglied des kommunalen Netzwerks. Ziel ist es, den Radverkehr in den Kommunen zu fördern. Ähnliche Arbeitsgemeinschaften gibt es auch in anderen Bundesländern.

163 Radeln für einen guten Zweck: Guido Fulst, zweifacher Olympiasieger und einer der besten Bahn­radsportler, organisiert das Projekt "Fahrradhelden", das traumatisierten Kindern in Deutschland hilft.

164 Katie Melua landete 2005 einen weltweiten Hit mit dem Namen "Nine Million Bicycles in Beijing. Laut eigener Aussage schnappte die Sängerin diesen "Fakt" von einem Doltmetscher auf, der sie durch die Stadt führte. In der Tat ist China das fahrradreichste Land der Erde.

165 Im Ministerium für Verkehr Baden­Württemberg gibt es ein eigenes Referat, das sich um die För­derung des Radverkehrs im Land kümmert.

166 Das Land hat sich als Ziel gesetzt, den Radverkehrsanteil bis 2020 gegenüber 2008 auf 16 Prozent zu verdoppeln und bis 2030 auf 20 Prozent zu erhöhen.

167 Das Fahrrad liegt laut Matthias Horx, Trend­und Zukunftsforscher, in der Schnittmenge von vier Trends: 1. die Nachfrage nach umweltfreundlichen Verkehrslösungen. 2. der Gesundheitstrend. 3. der "Holy Tech"­Trend: Neue, elegante Designlösungen machen Fahrräder ästhetisch und tech­nisch anspruchsvoll. 4. Convenience 2.0: In der verdichteten Großstadt sind Fahrräder einfach praktisch.

168 29 Prozent der Baden­WürttembergerInnen fahren mindestens einmal in der Woche Rad. Insge­samt werden täglich ca. 4,2 Mio. Wege in Baden­Württemberg mit einer Gesamtlänge von ca. 11,7 Mio. Kilometern mit dem Rad zurückgelegt.

169 Bike + Ride: kombinierte Nutzung von Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln, bei dem das Fahrrad an Haltestellen oder Bahnhöfen abgestellt wird.

170 Das Trekkingrad eignet sich bestens für Alltag und Touren: Meist komplett ausgestattet mit Gepäckträger, Lichtanlage und Reflektoren, ist es entsprechend der Straßenverkehrsordnung zugelassen. Die eher aufrechte, entspannte Sitzposition macht das Trekkingrad zum perfekten Stadtrad oder zum stabilen Gefährt für Radtouren mit Gepäck.

171 Critical mass (engl., dt. ‚kritische Masse‘) ist ein Trend in vielen Städten der Welt, bei der sich Rad­fahrerInnen scheinbar zufällig und unorganisiert treffen, um mit gemeinsamen Fahrten auf dem Rad durch die Innenstädte mit ihrer bloßen Menge auf ihre Belange und Rechte gegenüber dem Autoverkehr aufmerksam zu machen.

172 Die Radsportakademie Bad Wildbad ist in ihrer Form in Deutschland einmalig. Unter der Leitung von renommierten Radsportgrößen bietet die Radsportakademie ein breites Angebotsspektrum an.

173 Die Erfinder der ersten Flugmaschine, Orville and Wilbur Wright, betrieben zunächst ein kleines Fahrradreparatur­Geschäft. In dieser Werkstatt bauten sie ihre weltverändernde Erfindung.

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174 Während der Tour de France 2016 raste das Feld der Radsportler mit durchschnittlich 52 km/h die Berge hinunter. Bei der Talabfahrt in der 8. Etappe waren sie im Schnitt sogar fast 70 km/h schnell.

175 Eltern können Kinder, die selbst noch nicht Fahrradfahren, entweder im Kindersitz oder in einem Anhänger mitnehmen. Das Lastenrad ergänzt die Möglichkeiten um eine weitere Mitfahrgelegen­heit für die Kleinen.

176 10 gute Gründe, um Fahrrad zu fahren: Fitness, Unabhängigkeit, kein Stau, Flexibilität, Genuss, kostengünstig, Umweltfreundlichkeit, Natur, Spaß und Entspannung.

177 Das Postrad wird hauptsächlich von der Deutschen Post und anderen Zustellern eingesetzt. Seine Transportkapazität mit Korb und seitlichen Kästen beträgt bis zu 50 Kilogramm! Gut ein Drittel der Posträder sind deshalb auch elektrisch unterstützt.

178 Laut Freizeitmonitor 2016 zählt Fahrradfahren zu den Top 4 der regelmäßigen Freizeitbeschäfti­gungen der Deutschen!

179 Das Mountainbikefahren ist im vergangenen Jahr in der Beliebtheit gestiegen und zählt zu den beliebtesten Sportarten der Deutschen.

180 Wenn ein blaues Radwegschild für die linke Fahrtrichtung aufgestellt ist, dürfen Radfahrer ausnahmsweise links von der Fahrbahn fahren. Wenn ein solcher linker Radweg eingerichtet ist, rechts aber keiner, müssen sie sogar links fahren.

181 Wer abbiegen will, muss dies rechtzeitig und deutlich anzeigen. Außerdem gilt die "doppelte Rückschaupflicht". Umschauen vor dem Einordnen und noch einmal vor dem Abbiegen. Auf sein Gehör sollte man sich nie verlassen ­ es könnte ja auch ein schneller Radfahrer von hinten kom­men.

182 Beim Fahrrad mit Stützrädern erreicht ein Kind das Gleichgewicht nur statisch. Ohne Stützräder wird das Gleichgewicht dynamisch erreicht. Daher wird das Erlernen des Radfahrens mit dem Laufrad empfohlen.

183 Wer mit dem liebsten Vierbeiner Fahrradfahren will, sollte darauf achten, dass der Hund mit Reflektoren bestückt ist. Es gibt außerdem einen Abstandhalter, an dem die Hundeleine befestigt werden kann. Der Hund sollte immer auf der rechten Seite vom Fahrrad geführt werden.

184 Menschen, die drei Stunden pro Woche mit dem Fahrrad fahren, haben eine um 40 Prozent niedri­gere Sterberate als diejenigen, die sich nicht oder nur in ihrer Freizeit aktiv bewegen.

185 Die Lunge profitiert besonders vom rhythmischen Charakter der Radel­Aktivität: Unsere Atmungs­organe werden gleichmäßig mit Sauerstoff gefüllt, die sportliche Betätigung kräftigt die Atem­muskulatur, verbessert die Ventilation der Lunge und schützt sogar vor Infekten.

186 Die "SchulRadler" sind ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden­Württemberg e. V. Die "SchulRadler" bilden Erwachsene und ältere Schüler zu verantwor­tungsbewussten Verkehrsteilnehmern aus, indem sie Fünftklässer in den ersten Wochen an der neuen Schule auf dem Fahrrad zum Unterricht begleiten.

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187 Drei Projekte aus Baden­Württemberg wurden 2017 beim Deutschen Fahrradpreis nominiert und das AGFK­Projekt #woparkstdudenn konnte sich durchsetzten! Der Preis wurd im Rahmen des Nationalen Radverkehrskongresses verliehen.

188 Nach der Erfindung der Draisine durch den Karlsruher Karl Drais, mussten die Menschen lange auf eine Weiterentwicklung der Idee warten. Pierre Lallement konnte erst 50 Jahre später durch die Modifizierung der Achse den nächsten Schritt in der Geschichte der Mobilität auf zwei Rädern tun.

189 Thomas Shergold baut 1878 das erste Sicherheitsfahrrad. Das Besondere an der Konstruktion: Das Hinterrad wird über eine Kette angetrieben. Dadurch kann auf das überdimensionale Vorderrad verzichtet werden. Es ist nur noch so groß wie das Hinterrad.

190 Der irische Tierarzt John Boyd Dunlop erfindet 1888 den Luftreifen neu. Schon 1845 hatte der Eng­länder Robert William Thomson das Patent auf einen luftgefüllten Reifen erhalten. Doch die noch wenig ausgereifte Erfindung geriet in Vergessenheit. Erst Dunlop verhilft dem Luftreifen zum Durchbruch und löst damit den damals üblichen Vollgummireifen ab.

191 Umweltfreundlichere Fahrräder: Stefan Brüning (Orthopädietechniker), Dan Vogel­Essex (Pro­duktdesigner) und David Lohaus (ehemaliger Fahrradkurier) von Ozon Cyclery aus Berlin stellen Fahrräder aus Bambus her.

192 Wann soll ich mein Fahrrad kaufen? Zwischen November und Februar kann man auf die beste Beratung und den günstigsten Preis hoffen.

193 Der Höchsten ist mit 837,8 m Höhe die höchste Erhebung im Linzgau (Bodenseekreis) in Ba­den­Württemberg. Seit 2006 kann hier auf der ersten Bergzeitmessstrecke Deutschlands die eigene Kondition getestet werden.

194 Das Fahrrad wurde weltweit stets weiterentwickelt, so wurde zum Beispiel das Mountainbike von Freizeitsportlern in Kalifornien erfunden, die aus Spaß Berge herunterfahren wollten. Heute ist das Mountainbike in zahlreichen Haushalten vorhanden.

195 Der Vorschlag für den wohl verrückteste Radweg der Welt kommt aus London: Der Architekt Norman Foster plant einen über 200 km langen Fahrrad­Highway über den Dächern von London. Ziel des "SkyCycle" soll es sein, dem wachsenden Verkehrsaufkommen als Radfahrer entgehen zu können.

196 Das spanische Start­Up Greencode entwickelt gerade ein Fahrrad aus Papier. Mehr als die Hälfte der Fahrradteile sind ökologisch abbaubar und werden aus recycelten Materialien gewonnen.

197 Die schwedische Firma Hävding hat einen Fahrradhelm­Airbag erfunden. Der "Helm" wird wie ein Schal um den Hals gelegt und erkennt durch Sensoren und Algorithmen, wenn der Fahrer einen Unfall hat. Wie ein Airbag bläst sich der Hävding im Bruchteil einer Sekunde auf und schützt den Träger.

198 Die Diamant Fahrradwerk GmbH ist seit 1885 im Geschäft und gilt damit als ältester deutscher Fahrradhersteller.

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199 Erster Ansprechpartner für Radreisende im ganzen Bundesland ist die Tourismusmarketing Ge­sellschaft Baden­Württemberg (TMBW). Hier finden Radurlauber Informationen zu den schönsten Radregionen in Baden­Württemberg.

200 Die RadSTRATEGIE sieht vor Baden­Württemberg fahrradfreundlicher zu machen. Jeder kann und soll sich daran beteiligen: Für manche Fördertöpfe können sich auch Verbände, Forschungseinrich­tungen, Schulen, Vereine oder Bürgerinitiativen bewerben.