120
Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte Expertise für die Enquete-Kommission des Brandenburger Landtags „Aufarbeitung der Geschichte und Bewältigung von Folgen der SED- Diktatur und des Übergangs in einen demokratischen Rechtsstaat im Land Brandenburg“ Stefan Wolle Frankfurt (Oder) 2012 - korrigierte Fassung_Ausgabe 23. Mai 2012 -

Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

  • Upload
    others

  • View
    7

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur

Aufarbeitung der DDR-Geschichte

Expertise für die Enquete-Kommission des Brandenburger Landtags

„Aufarbeitung der Geschichte und Bewältigung von Folgen der SED-

Diktatur und des Übergangs in einen demokratischen Rechtsstaat im

Land Brandenburg“

Stefan Wolle

Frankfurt (Oder) 2012- korrigierte Fassung_Ausgabe 23. Mai 2012 -

Page 2: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Inhalt

Erster Teil

Die Museen im Land Brandenburg und die DDR-Geschichte 5

Überblick über die gegenwärtige Brandenburger Museumslandschaft 5

Frühere Umfragen und Datenerhebungen 6

Funktion der Museen in der Brandenburger Kulturlandschaft 9

Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. 11

Dokumentationszentrum DDR-Alltagskultur e.V. 14

Haus der Brandenburgisch-preußischen Geschichte 16

Zweiter Teil

Konzeptionelle Leitfragen 19

DDR-Geschichte in den Heimat-, Stadt- und Regionalmuseen 19

Die Grundlagen der Entstehung der gegenwärtigen Museumslandschaft 22

Was erwartet der Besucher vom Museum? 26

Wie soll DDR-Geschichte dargestellt werden? 28

Auswahl der Exponate in DDR-Ausstellungen 29

Dritter Teil

Einzelne Einrichtungen 32

Auswahl- und Bewertungskriterien 32

Stadtmuseum im Frey-Haus in Brandenburg an der Havel 35

Stadtmuseum Cottbus 37

Page 3: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Städtisches Museum Eisenhüttenstadt 40

Museum und Galerie Falkensee 42

Museum Viadrina Frankfurt (Oder) 44

Städtisches Museum Fürstenwalde Spree 46

Museum Mönchskloster Jüterbog 49

Oderlandmuseum Bad Freienwalde 51

Stadt- und Regionalmuseum Lübben 52

Niederlausitz-Museum Luckau 53

Heimatmuseum Luckenwalde 56

Stadt- und Technikmuseum Ludwigsfelde 59

Heimatmuseum Müllrose 63

Städtisches Museum Schwedt (Oder) 66

Museum Dahme 67

Wertung und Vergleich 67

Vierter Teil

Verschiedene Grundkonzeptionen der Darstellung von DDR-Geschichte 69

Varianten der Darstellung von DDR-Geschichte in den Heimatmuseen 69

Variante 1: Präsentation der SBZ/DDR als abschließenden Teil einer chronologisch

strukturierten Gesamtdarstellung 71

Variante 2: Exemplarische Darstellung der DDR anhand verschiedener lokal bedeutsamer

Themen 72

Variante 3: Integration der DDR-Geschichte in eine thematisch strukturierte

Dauerausstellung 75

3

Page 4: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Variante 4: Darstellung der DDR im Rahmen eines in sich geschlossenen

Schwerpunktthemas unter Verzicht auf andere Aspekte der DDR-Gesellschaft 78

Variante 5: Konzentration der SBZ/DDR-Darstellung auf einen Ort des Gedenkens 80

Fünfter Teil

Einzelne Problemkreise 83

Schwierigkeiten der inhaltlichen Positionsbestimmung 83

Zusammenarbeit mit Schulen, Schülerprojekte und museumspädagogische

Begleitprogramme 86

Zusammenarbeit mit den Kommunen 88

Sonderausstellungen 96

Sammeltätigkeit 99

Foto- und Filmsammlungen 100

Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeit 102

Anhang 106

Thesen zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte in den Brandenburger Heimatmuseen 106

Liste der Mitglieder des Museumsverbandes Brandenburg e.V. 109

Literaturverzeichnis 115

Danksagung 119

Zur Person 120

4

Page 5: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Erster Teil

Die Museen im Land Brandenburg und die DDR-

Geschichte

Überblick über die gegenwärtige Brandenburger Museumslandschaft

In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist in Brandenburg eine vielfältige, moderne und

attraktive Museumslandschaft entstanden. Museen erfreuen sich wachsender öffentlicher

Aufmerksamkeit und steigender Beliebtheit bei den Besuchern. Trotz aller

Finanzierungsschwierigkeiten steigt ihre Zahl stetig an. Ende der neunziger Jahre gab es einen

regelrechten Gründungsboom mit etwa 200 neuen Museen. Ihre Gesamtzahl erhöhte sich bis

2001 dadurch auf über 350 Einrichtungen.1 Die Welle der Neugründungen ist inzwischen

abgeebbt. Dennoch gab es auch in den letzten Jahren Museumsgründungen. Der gedruckte

Museumsführer des Museumsverbandes des Landes Brandenburg aus dem Jahr 2009 stellt

über 400 Einrichtungen der unterschiedlichsten Art vor.2 Im Entwurf der „Kulturpolitischen

Strategie 2012“ des Brandenburger Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur ist

von etwa 400 Museen die Rede.3 Nach einer anderen aktuellen Zählung sind es gegenwärtig

423 Museen.4 Weitere Museumsprojekte sind in Vorbereitung. Vom Museumsverband

werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für

1 Gabi Förder-Hoff: Museen im Umbruch, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 3, (Dezember 2003), S. 14. 2 Museen in Brandenburg, hrsg. vom Museumsverband des Landes Brandenburg, Berlin 2009; Susanne Köstering: Museumsentwicklungskonzeption für das Land Brandenburg, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 14 (Juli 2009), S. 10.3 Kulturpolitische Strategie 2012 des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, (Entwurf vom 12. Februar 2012), S. 15.4 Paul Simmang: Die Darstellung der DDR in den Museen Brandenburgs, erstellt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin 2011.

5

Page 6: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Geschichte und Kultur, das in diesem Jahr mit einer Sonderausstellung seine Neueröffnung

begehen wird.

Etwa 150 Einrichtungen sind gegenwärtig Mitglied des Museumsverbandes des Landes

Brandenburg e.V., dem Dachverband der Museen des Landes. Auf der Website des

Museumsverbandes werden 168 Einrichtungen mit einem kurzen Informationstext vorgestellt.

5 Die Differenz entsteht dadurch, dass einige Einrichtungen organisatorisch unter einem Dach

zusammen gefasst sind. Die Vorstellungstexte und die anderen Informationen stammen in der

Regel von den Leitern der Museen. Insgesamt vermittelt die Website des Museumsverbandes

einen guten Eindruck von der Vielfalt der Brandenburger Museumslandschaft. Es fällt

allerdings auf – um es an dieser Stelle vorweg zu nehmen – dass der DDR-Aspekt bei den

Kurzanzeigen oft selbst da unter den Tisch fällt, wo die Museen in ihren Dauerausstellungen

die Geschichte der DDR integrieren. Möglicherweise halten viele Museumsleiter die

Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte immer noch für so wenig publikumswirksam,

dass sie in der öffentlichen Selbstdarstellung auf dieses Thema verzichten.

Frühere Umfragen und Datenerhebungen

Die vorliegende Studie über den Anteil der Brandenburger Heimatmuseen an der DDR-

Aufarbeitung musste nicht beim Nullpunkt beginnen. Bereits 1995 hat der Museumsverband

Brandenburg e.V. eine „Bestandsaufnahme Museen und Sammlungen – Empfehlungen des

Landes Brandenburg“ anfertigen lassen.6 Sie enthielt auch Handlungsempfehlungen für die

Neugestaltung der Heimatmuseen. Diese fielen in eine Zeit des Umbruchs und vieler

Neugründungen. Es ging in dieser Untersuchung allerdings insgesamt um die Situation und

5 Vgl. Anlage 1.6 Korrigierter Text. In der ersten Fassung des Gutachtens vom 20.04.2012 hieß es: „Bereits 1995 hat das Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur eine „Bestandsaufnahme Museen und Sammlungen –Empfehlungen zur Museumspolitik des Landes Brandenburg“ anfertigen lassen.“

6

Page 7: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

die Zukunft der Brandenburger Museen. 2001 hatte sich die Museumslandschaft bereits so

grundlegend verändert, dass eine neue Umfrage in Angriff genommen wurde. Deren

Methodik und Ergebnisse schildert Andreas Ludwig in einem Artikel in dem

„Museumsblättern“ vom Dezember 2003.7

Die Umfrage erfasste den Untersuchungszeitraum 1991 bis 2001.

Ab 2001 führte der Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. eine weitere Erhebung

durch. An insgesamt 136 Einrichtungen wurden Fragespiegel versendet und diese umfassend

ausgewertet. Darunter befanden sich 34 Heimatmuseen im Sinne unseres Gutachtens, 6

Regionalmuseen und 23 Stadtmuseen, Hinzu kamen 22 Industrie- und Technikmuseen, 16

Spezialmuseen sowie Mühlenmuseen, Naturkundemuseen, Landwirtschaftsmuseen und vieles

andere mehr.8 Diese Aufstellung zeigt das weite inhaltliche Umfeld der Betrachtung der

Enquete von 2001. Es ging bei dieser Datenerhebung auch um Personalstellen,

Haushaltsfragen, Fördermittel usw. Dies alles bietet zwar einen interessanten Hintergrund, auf

dem aufgebaut werden kann. Die eigentliche Frage, die Frage des Anteils an der DDR-

Geschichte, stand bei der Umfrage von 2001 eher am Rande der Betrachtung.

Eine rein quantitative Analyse wurde 2011 im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung

der SED-Diktatur unternommen.9 Sie stützt sich ausschließlich auf die Internetauftritte der

Einrichtungen, die – wie schon erwähnt – oft gerade den DDR-Aspekt unter den Tisch fallen

lassen. Der Autor schreibt selbst dazu: „Leider verfügen nicht alle Museen, die

zusammengetragen werden konnten, über die finanzielle und personelle Ausstattung einen

Internetauftritt zu realisieren. Hinzukommend besteht die Möglichkeit, dass Museen, die

keine eigene Webpräsenz haben, bei kommunalen oder regionalen Webseiten eingepflegt

werden, aber den dort gezeigten Inhalt nicht in vollem Umfang beeinflussen können. Da aber

für die vorliegende Arbeit nur die (kurzen) Webtexte ausgewertet werden können, muss eine

7 Andreas Ludwig: Zur Methodik der Enquete, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 3 (Dezember 2003), S. 17 ff. 8 Andreas Ludwig. Zur Methodik der Enquete, in: Ebd., S. 17. 9 Simmang, Darstellung der DDR, a.a.O.

7

Page 8: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

abschließende Beurteilung sehr differenziert ausfallen.“10 Dennoch sollen einige Zahlen aus

diesem Material zitiert werden. Nach der Klassifizierung des Museumsverbandes

Brandenburg (hier: MVB) ergibt sich folgende Struktur der Themenbereiche der

Brandenburger Museen.

Tabelle 1: Überblick über die Museen nach Themenbereichen

Themenbereich11 Summe Beim MVB erfasste MuseenLink zum Museum Aus dem

Museumsführer

Nicht beim

MVB

erfasst

Ja Nein

Heimat 183 17 37 99 29Technik 80 22 6 41 11Spezial 47 18 2 19 8Agrar 30 5 2 20 3Kunst 16 11 - 5 -Gedenk 14 4 3 7 -Natur 14 7 2 5 1Freilicht 13 5 2 3 3Schloss 11 5 - 5 1Literatur 8 6 - 1 1Sakral 7 4 - 1 2Summe 423 104 54 206 59

Das Spektrum der Sammlungen und Ausstellungen reicht von Schlössern und Burgen über

Industriemuseen, Literaturgedenkstätten, Galerien bis zu stadt- und regionalgeschichtlichen

Museen und kleinen Heimatstuben. So unterschiedlich wie die Themen sind deren

Organisationsformen und Finanzierungsmodelle.

Auch in diesem Punkt ist eine quantitative Erfassung sehr schwierig, zumal viele Museen

öffentlich keine Angaben über ihre Trägerschaft machen. Sicher ist nur, dass in Brandenburg

verglichen mit dem Bundesgebiet ein überproportional hoher Anteil der Heimatmuseen in

10 Ebd., S. 2.11 Agrar- und Forstmuseen = Agrar, Freilichtmuseen= Freilicht, Gedenkstätten = Gedenk, Kunstmuseen = Kunst Literaturmuseen = Literatur, Naturkundemuseen = Natur, Sakralmuseen = Sakral, Schlossmuseen = Schloss, Spezialmuseen =Spezial, Stadt-, Regional- und Heimatmuseen = Heimat, Technikmuseen = Technik

8

Page 9: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

kommunaler Trägerschaft ist. In Auswertung der erwähnten Enquete von 2001 schrieb

Susanne Köstering in einer zusammenfassenden Analyse: „Als Konsequenz der Bildung des

Landes Brandenburg und der Kreisgebietsreform wurden Bezirks- und Kreismuseen auf

kommunale Träger – Kreise, Städte und Gemeinden – übertragen. Die 1993 neu gebildeten

Kreise traten jedoch als Träger mit der Zeit zurück. Trugen sie 1994 noch fast 20 % der

Museen, reduzierte sich ihre Anteil bis 2001 auf 3,6 %. Der Anteil der von Städten und

Gemeinden getragenen Museen sank zwar in Brandenburg im gleichen Zeitraum prozentual

von 60 % auf 49,2 %, aber da sich die Zahl der an der Enquete beteiligten Museen im

Untersuchungszeitraum verdoppelt hat, ist die Belastung der Städte und Gemeinden insgesamt

gestiegen. Brandenburger Museen werden inzwischen relativ mehr von Kommunen getragen

als im Schnitt der BRD (Kreis, Stadt oder Gemeinde als Träger in Brandenburg zusammen 53

%, in der BRD 42 %). Die staatlichen Träger (Bund, Land) in Brandenburg engagieren sich

dagegen nur ein Viertel so stark wie im Schnitt der BRD (Brandenburg: 1,4 % […] BRD: ca.

8 %.“12 Da sich die Dynamik der Veränderung im letzten Jahrzehnt verlangsamt hat, dürften

sich diese Relationen nur wenig verschoben haben. Auf jeden Fall machen sie den

Hintergrund mancher konkreter Probleme deutlich, über die noch zu reden sein wird.

Funktion der Museen in der Brandenburger Kulturlandschaft

Auch für Brandenburg gilt die allgemeine Erfahrung der letzten Jahre: Insbesondere

Spezialmuseen und authentische Ort der Industriekultur mit teilweise originellen Themen

haben Konjunktur. Wenn sie interessante Themen bieten und attraktiv gestaltet sind, reißt der

Strom der Besucher nicht ab und das Publikum wird durchschnittlich gesehen immer jünger.

12 Susanne Köstering: Museumslandschaft im Winter, in: Museumsblätter. Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 3 (Dezember 2003), S. 20.

9

Page 10: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Das vorliegende Gutachten befasst sich ausschließlich mit den Brandenburger Stadt- und

Regionalmuseen. Gedenkstätten, Spezialsammlungen, Literaturmuseen, Kunstsammlungen

Industriedenkmale und viele anderen Einrichtungen bleiben auch dann außerhalb der

Betrachtung, wenn sie in ihren Sammlungen und Ausstellungen die DDR-Thematik tangieren.

Das gleiche gilt den ausgesprochenen DDR-Museen ohne regionalen Bezug. Ihre Tätigkeit

wäre eine eigene Untersuchung wert.

Museen sind Institutionen der Sammlung, Bewahrung, Pflege, wissenschaftlichen

Erschließung und öffentlicher Darstellung von Kulturgut. Sie sind also zusammen mit

Archiven und Bibliotheken ein wichtiger Teil des kollektiven Gedächtnisses. Museen sind

zudem Orte der Kommunikation. Hier findet eine virtuelle und teils auch reale Begegnung

zwischen Ost und West, zwischen den Generationen und zwischen Einheimischen und

Besuchern aus dem In- und Ausland statt.

Museen sind vor allem Orte der Erziehung zur Demokratie. Dies betrifft nicht allein die

Auseinandersetzung mit den totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts. In den Museen findet

die Erziehung zum Respekt vor vergangenen Kulturen und Lebensleistungen statt,

insbesondere mit der Kultur der Heimat. Nur wer seine eigene Kultur kennt und liebt kann

Achtung vor fremden Kulturen entwickeln. Man sollte in diesem Zusammenhang den häufig

abwertend benutzten Begriff der volkspädagogischen Funktion der Beschäftigung mit

Geschichte nicht scheuen. Die Erfüllung dieser Aufgabe aber setzt die Zusammenarbeit mit

den Schulen und Trägern der politischen Bildung voraus. Das Museum kann viel bieten – aber

nicht alles. Konkret heißt dass, der Museumsbesuch muss vorbereitet, pädagogisch begleitet

und ausgewertet werden. Wichtig sind pädagogische Angebote der Museen selbst,

Schülerprojekte oder die Einbeziehung der Museen in schulische Abschlussarbeiten. Hier

existieren – so viel sei vorweg genommen – noch erhebliche Defizite.

Bei der Erziehung zur Demokratie steht naturgemäß die Auseinandersetzung mit den

Diktaturen und dem politischen Unrecht der Jahre von 1933 bis 1989 an erster Stelle. Dass

10

Page 11: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Vergleich der Diktaturen nicht Gleichsetzung bedeutet, ist oft genug gesagt worden und

eigentlich selbstverständlich. Der Vergleich umfasst die Feststellung von Gemeinsamkeiten

und Unterschieden der politischen Systeme. Er ist also nicht nur zulässig, sondern

unverzichtbar für die Beschreibung und Analyse historischer Phänomene.

Das Nachdenken über Geschichte setzt Kenntnisse voraus. Dafür können Museen einen

wichtigen Beitrag leisten. Museen müssen sich an diesem hohen Anspruch messen lassen. Sie

müssen diesen Anspruch aber auch geltend machen gegenüber der Öffentlichkeit und den

zuständigen kommunalen, regionalen und gesamtstaatlichen Gremien und natürlich den

entsprechenden personellen und finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

Die Heimatmuseen – manche sagen lieber Stadt- und Regionalmuseen, andere beharren

bewusst auf dem althergebrachten Begriff des Heimatmuseums – sind ein wichtiger

Bestandteil der Brandenburger Museumslandschaft. Susanne Köstering, die Geschäftsführerin

des Brandenburger Museumsverbandes schrieb 2003 ein leidenschaftliches Plädoyer für das

Heimatmuseum: „Wir leben in Zeiten dramatischen gesellschaftlichen Wandels… Das

Heimatmuseum ist in besonderer Weise geeignet, in dieser Umbruchsphase als Katalysator zu

wirken. Wir brauchen solche offenen Laboratorien wie das Heimatmuseum, die neue

Bindungskräfte entwickeln.“13 Sie tragen zur Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat

bei. Sie sollen zudem zur Attraktivität des Bundeslandes beitragen, sind also im

Zusammenhang mit dem Tourismus ein wirtschaftlicher Standortfaktor.

Museumsverband des Landes Brandenburg e.V.

Eine wichtige Rolle in der Brandenburger Museumslandschaft spielt der bereits mehrfach er-

wähnte Museumsverband des Landes Brandenburg e. V. Es handelt sich dabei um einen pri-

13 Susanne Köstering: Nirgendwo besser als hier – Irgendwo besser als hier. Plädoyer für das Heimatmuseum, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 4, (März 2004), S. 13.

11

Page 12: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

vatrechtlichen Zusammenschluss von institutionellen und persönlichen Mitgliedern aus dem

Kreis der Museen und musealen Einrichtungen im Land Brandenburg sowie deren Freunden

und Förderern. „Zweck und Aufgabe des Verbandes sind die Förderung der Museen und

Sammlungen im Land Brandenburg und die Artikulation des Museumsgedankens in der Öf-

fentlichkeit. Gemeinsam mit anderen kulturellen Institutionen und gesellschaftlichen Kräften

trägt er zur Bewahrung und Erneuerung der kulturellen Identität der Bürgerinnen und Bürger

des Landes und zur Bewahrung ihres historischen Erbes bei. Er arbeitet insbesondere mit den

staatlichen Stellen verschiedener Ebenen zusammen, um Leitvorstellungen einer gegenwarts-

bezogenen und zukunftsweisenden Museumspolitik in die staatliche Kulturpolitik einfließen

zu lassen.“14 Zur Wahrnehmung seiner Aufgaben betreibt der Museumsverband eine Ge-

schäftsstelle in Potsdam, die seit 2001 von Dr. Susanne Köstering geleitet wird.

Der Verband gibt einen Rundbrief und die Quartalszeitschrift „Museumsblätter“ heraus.

Weiter berät der Verband Museen in Hinsicht auf Inventarisierung und Präsentation,

Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit und bietet entsprechende

Weiterbildungsveranstaltungen an. Ein besonderer Schwerpunkt der Verbandsarbeit liegt auf

der Moderation von Vernetzungsprozessen zwischen Museen. Der Museumsverband bietet in

ungefähr sechswöchigem Abstand jeweils eintägige Fortbildungsveranstaltungen zu

vielfältigen Themen der Museumsarbeit an. Pro Jahr gibt es sechs thematisch aufeinander

aufgebaute Veranstaltungen. Außerdem organisiert der Verband jährlich eine ein- oder

zweitätige Weiterbildungsveranstaltung, das jeweils unter einem wissenschaftlichem Thema

steht.

Am 26. Mai 2008 stand das Thema „DDR-Zeitgeschichte im Museum“ auf der Tagesordnung

der Weiterbildung im Schorfheide-Museum in Groß Schönebeck. Als Referenten waren u.a.

ein Mitarbeiter der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Leiterin des

14 http://www.museum-brandenburg.de

12

Page 13: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

ehemaligen Notaufnahmelagers Berlin-Marienfelde und der Wissenschaftliche Leiter des

DDR-Museums Berlin eingeladen.

Bei anderen Weiterbildungsveranstaltungen der letzten Jahre standen der Einsatz von Medien,

die Präsentation im Internet oder die Zusammenarbeit mit den Hochschulen im Vordergrund.

Erwähnenswert ist auch die Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum bei dem Projekt

„Amateurfilm in Brandenburg 1945-1990“, das die DDR-Thematik und die Arbeit der

Heimatmuseen unmittelbar berührt, da sich in mehreren Heimatmuseen unerschlossene

Bestände mit Schmalfilmen befinden.15

Abbildung 1: Installation zur Konsumkultur der DDR im Dokumentationszentrum DDR-Alltagskultur e.V. in Eisenhüttenstadt (Foto: Stefan Wolle)

15 Vgl. dazu Abschnitt Filmsammlungen.

13

Page 14: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Dokumentationszentrum DDR-Alltagskultur e.V. in Eisenhüttenstadt

Die Ausstellungen des Dokumentationszentrums in Eisenhüttenstadt sind nicht Gegenstand

des vorliegenden Gutachtens. Da diese Einrichtung jedoch faktisch eine Art Leitinstitution

innerhalb Brandenburgs ist, war es interessant die Einschätzungen und Meinungen des

Museumsleiters zu erfahren.16 In der Tat spielt das Dokumentationszentrum in

Eisenhüttenstadt aufgrund des Schwerpunktes DDR-Alltag und der fachlichen Kompetenz des

Leiters in die Rolle eines Fachberaters. Es ist wohl die einzige museale Einrichtung im Land,

die die Möglichkeit hat, eigenständige Forschungsprojekte zur DDR-Geschichte

durchzuführen und sie in Ausstellungen umzusetzen. Zudem findet eine Zusammenarbeit mit

der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und dem Zentrum für zeitgeschichtliche

Forschung in Potsdam statt. Diese Beratungstätigkeit ist umso wichtiger, als das Brandenburg

über kein eigenes Landesmuseum verfügt wie andere deutsche Bundesländer. Für die

Verbesserung der Zusammenarbeit und die Bildung von Netzwerken der Heimatmuseen, die

auch in der genannten „Kulturkonzeption 2012“ gefordert werden, ist die Einbeziehung des

Dokumentationszentrums Eisenhüttenstadt unverzichtbar. Das betrifft nicht zuletzt die

Koordination auf dem Gebiet der Fotosammlungen sowie deren Nutzbarmachung durch das

Internet. Zudem hat das Dokumentationszentrum Eisenhüttenstadt eine „Auffangfunktion“,

wie es der Leiter der Einrichtung nannte. In der Tat meinten mehrere Museumsleiter in

verschiedenen Brandenburger Städten, sie könnten die Flut von Angeboten für Schenkungen

nicht mehr verkraften. Insbesondere reichen die Kapazitäten in den Depots nicht aus, von

einer fachgerechten Inventarisierung ganz zu schweigen. Sie verweisen in solchen Fällen auf

den Weg nach Eisenhüttenstadt, wo viele Objekte aus dem Alltagsleben der DDR

übernommen werden könnten.

16 Gespräch am 29. Februar 2012.

14

Page 15: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Umso befremdlicher waren Zeitungsmeldungen, die im Februar 2012 anlässlich der

Eröffnung einer neuen Dauerausstellung in Eisenhüttenstadt die Öffentlichkeit alarmierten. Es

war in diesen Zeitungsbeiträgen davon die Rede, dass die Kommune Eisenhüttenstadt ihre

jährliche Zuwendung in Höhe von 76.700 Euro ab 2013 komplett einstellen würde. Dies sei

angeblich beschlossene Sache. Dadurch wären auch die Zahlungen des Landkreis Oder-Spree

und des Landes Brandenburg gefährdet. Der Landkreis, der jährlich 55.000 Euro zahlt, hat

bereits signalisiert, dass er, würde sich die Stadt zurückziehen, ebenfalls die Zahlungen

einstellen würde. Das Land Brandenburg zahlt jährlich 90.000 Euro. Doch es ist nicht in der

Lage, den Fehlbetrag auszugleichen. Damit steht die Existenz der Einrichtung, zumindest

aber ihre Forschungs- und Sammeltätigkeit, in Frage. Absurd wird die Angelegenheit, wenn

man weiß, dass die neue Dauerausstellung aus Haushaltsmitteln des Bundes in Höhe von

60.000 Euro finanziert worden waren. Dieser Gelder sind im Sinne der Nachhaltigkeit an die

Fortexistenz der Einrichtung geknüpft. Der Leiter des Dok-Zentrums meinte im Februar 2012

gegenüber der Märkischen Allgemeinen: „Ich bin optimistisch, dass sich eine Lösung findet.”

17 Weiter heißt es in der Zeitungsmeldung: „Sollte es jedoch bei der Streichung des

städtischen Beitrages bleiben, soll nach derzeitigem Stand der Zuschuss des Landes nicht

erhöht werden. Kunst stellte klar: „Zurzeit ist es nicht geplant, in Eisenhüttenstadt zu

kompensieren.”18

Inzwischen gab es neuerliche Finanzquerelen zwischen der Kommune Eisenhüttenstadt, die

ein ehemaliges Schulgebäude, das dem Dok-Zentrum als Depot dient, verkaufen möchte und

entgegen früheren Zusagen nun auf einen Umzug der 170.000 Museumsobjekte drängt.19

17 Märkische Allgemeine, 22. Februar 2012.18 Ebd.19 Märkische Oderzeitung, 3. April 2012.

15

Page 16: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 2: Eine Tür, die ins Nichts führt. Installation einer DDR-typische Wohnungstür der Alternativszene (Foto: Stefan Wolle)

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Potsdam (HBPG)

Auch das im Jahr 2003 eröffnete Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in

Potsdam fällt aus dem Rahmen der hier zur Debatte stehenden Heimat- bzw. Regional- und

Stadtmuseen heraus. Es ist auf der anderen Seite eine führende Institution in der

Brandenburger Geschichtslandschaft. Insofern war es wichtig ein kurzes Gespräch mit dem

Leiter des Hauses Dr. Kurt Winkler und ein sehr ausführliches Gespräch mit dessen

Mitarbeiter Dr. Thomas Wernicke zu führen.20 Das Haus bezeichnet sich selbst auf seiner

Website als „ Ausstellungs- und Veranstaltungshaus“. Es will „ein lebendiges Forum für die

aktive, kritische und offene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Gegenwart und

Zukunft Brandenburgs“ sein. 21 Das Haus wird zu 33 % von der Stadt Potsdam und zu 67 %

20 Gespräch am 7. Februar 2012. 21 http://.www.hbpg.de.

16

Page 17: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

vom Land Brandenburg finanziert. Es verfügt über keine eigene Sammlung und führt auch

keine systematische Sammeltätigkeit durch. Die Exponate der Dauerausstellung sind teilweise

Leihgaben anderer Museen, teilweise Schenkungen sowie einige Ankäufe. Das

Schwergewicht der Arbeit liegt auf der Vermittlung geschichtlicher Kenntnisse sowie auf der

Organisation von Veranstaltungen und Ausstellungen. In der Dauerausstellung werden mehr

350 Exponate, multimediale Installationen und Dokumente gezeigt. Sie stammen sowohl aus

großen und kleinen Berliner und Brandenburger Museen und Sammlungen. Aber auch Häuser

aus anderen Ländern und Privatpersonen stellen ihre Schätze zur Verfügung. Die Ausstellung

illustriert die abwechslungs- und kontrastreiche Landeshistorie, sie führt zu geheimnisvollen

Orten und trifft faszinierende Persönlichkeiten; sie erzählt spannende Geschichten, berichtet

von Krieg und Frieden, von Krisen und Katastrophen, und sie stellt kritische Fragen an die

Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Landes.

Im Gegensatz zu mehreren anderen Museumsleitern außerhalb der Landeshauptstadt sieht

Thomas Wernicke eine sehr positive Entwicklung bei der Zusammenarbeit mit den Schulen.

Ein regelmäßig durchgeführter „Lehrertag der Museumspädagogik“ zum Beginn jedes

Schuljahres wird immer besser besucht. Das Angebot eine „Tags in Potsdam“ wird von

Schulen aus dem ganzen Bundesgebiet wahrgenommen. Dieser Tag beinhaltet einen

Stadtrundgang, den Besuch in der Gedenkstätte Lindenstraße sowie des Schlosses Cäcilienhof

mit der Gedenkstätte für die Potsdamer Konferenz, ein Besuch der der Mauer und schließlich

zum Abschluss eine Führung durch die Dauerausstellung des Hauses der Brandenburgisch-

preußischen Geschichte. Das Rahmenthema lautet „Alltag und Diktatur“. Es wird in

jugendgemäßer Art dargeboten und durch ein Arbeitsmaterial untermauert. Das Programm

wird von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung finanziell gefördert.

17

Page 18: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 3: Bereich Jugend in der DDR im Potsdamer Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Foto: Stefan Wolle)

18

Page 19: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Zweiter Teil

Konzeptionelle Leitfragen

DDR-Geschichte in den Heimat-, Stadt- und Regionalmuseen

In der Öffentlichkeit ist in den letzten Jahren zuweilen der Eindruck erweckt worden, die

Stadt- und Kreismuseen in der ehemaligen DDR würden die Geschichte seit 1945 gänzlich

meiden oder nur ganz am Rande behandeln. In einem ausführlichen Artikel der Frankfurter

Allgemeinen, der freilich auch viele richtige Beobachtungen enthält, heißt es dazu: „Zwanzig

Jahre nach dem Fall der Mauer ist die Kluft zwischen der erinnerten und der gegenwärtigen

Landschaft in Ostdeutschland an vielen Orten spürbar. Diese Orientierungslosigkeit ist in den

Heimatmuseen der ehemaligen DDR, die nach der Wende ihr Geschichtsbild schlagartig

ändern mussten, heute noch akut zu fühlen.“22 An anderer Stelle ist noch einmal ausdrücklich

davon die Rede, dass „viele Heimatmuseen in Ostdeutschland die Zeit zwischen Kriegsende

und Wende heute ausklammern.“23 Nach einer tour d’horizon durch verschieden Museen im

weiteren Umkreis von Berlin zieht die Autorin das Resümee: „In einer Zeit, wo sich das

kollektive Gedächtnis immer stärker in individuelle Erinnerungen zersplittert, findet man in

diesen Museen das letzte Aufflackern eines kollektiven, obgleich schmerzhaft fragmentierten

Gedächtnisses.“24

Der 2009 offenbar noch dominierende Eindruck ist falsch oder genauer gesagt, inzwischen

überholt und insofern revisionsbedürftig. In den letzten fünf Jahren sind in Brandenburg etwa

20 neue Dauerausstellungen entstanden, in denen DDR-Geschichte präsentiert wird, teilweise

als Module einer Gesamtdarstellung der Orts- oder Stadtgeschichte, teils als Schwerpunkt.25

22 Thalia Gigerenzer: Alles original DDR, in: Frankfurter Allgemeine, 9. November 2009. 23 Ebd. 24 Ebd. 25 Susanne Köstering: DDR-Geschichte in Brandenburgischen Museen. Eine Zwischenbilanz, in: Karin Hammerstein/Jan Scheunemann (Hrsg.): Die Musealisierung der DDR. Wege, Möglichkeiten und Grenzen der

19

Page 20: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Im Jahre 2009 wurden zwei wichtige Konzeptionen verabschiedet, welche die Brandenburger

Museen und Gedenkstätten betreffen. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und

Kultur legte ein Konzept für Erinnerungskultur vor,26 und der Museumsverband Brandenburg

veröffentlichte seine Museumsentwicklungskonzeption.27 Die Darstellung der Geschichte der

DDR wird in beiden Dokumenten als zentrale Aufgabe formuliert.

In der Museumsentwicklungskonzeption wird festgestellt: „Das Land Brandenburg ist heute

und auf unabsehbare Zeit von den Folgen der Diktaturen des 20. Jahrhunderts geprägt. Die

sozialen Umwälzungen durch Kriege, Verfolgungen und Vertreibungen wirken bis heute in

der Bevölkerung nach […] Aus diesen Gründen ist die Beschäftigung der Museen mit

Zeitgeschichte besonders vordringlich. Die Zeitgeschichte ist nicht hinreichend dadurch

definiert, dass es um die Zeitspanne des 20. Jahrhunderts geht, und darin insbesondere

einerseits um die Zeit des Nationalsozialismus und andererseits die der SBZ/DDR geht,

sondern dadurch, dass es sich in besonders hohem Maß um die Geschichte von Gewalt und

Unterdrückung, aber auch von Widerstands- und Demokratiebewegung handelt.“28 An anderer

Stelle heißt es: „Die Museen zur Alltags- und Kulturgeschichte der DDR sind ein weiterer

wichtiger Schwerpunkt der Sparte Zeitgeschichte. Brandenburg verfügt über zwei große

Sammlungen/Museen zur DDR-Alltags- und Politikgeschichte: zum einen das private DDR-

Museum in Perleberg und zum anderen das öffentlich-rechtliche Dokumentationszentrum

Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt, genannt Dok-Zentrum. Das Dok-Zentrum als

Knotenpunkt für DDR-Alltags- und Kulturgeschichte in Brandenburg ist der geeignete Ort,

um ein Netzwerk der DDR-Gedenkstätten, des Kunstarchivs Beeskow und der Stadt- und

Regionalmuseen zu knüpfen.“29 Im Fazit der Museumsentwicklungskonzeption wird das

Darstellung von Zeitgeschichte in stadt- und regionalgeschichtlichen Museen, Metropol, Berlin 2012, S. 173.26 Geschichte vor Ort. Erinnerungskultur im Land Brandenburg für die Zeit von 1933 bis 1990, hrsg. vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Potsdam 2009. 27 Vgl. In Bewegung. Museumsentwicklungskonzeption für das Land Brandenburg, in: Museumsblätter. Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 14 (Juni 2009). 28 Ebd., S. 25 f.29 Ebd., S. 27.

20

Page 21: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

„besondere Augenmerk“ noch einmal betont, das auf der „Geschichte des 20. Jahrhunderts,

insbesondere NS- und SBZ/DDR-Zeitgeschichte“ liegen soll.30

Diese Priorität liegt – ohne die Bedeutung älterer Geschichtsperioden gering schätzen zu

wollen – eigentlich auf der Hand. Die Museen im Bundesland Brandenburg sind in doppelter

Weise mit der DDR-Problematik verwoben. Ein großer Teil der Einrichtungen stammt aus der

DDR-Zeit oder wurde in den Jahren von 1945 bis 1989 aufbauend auf älteren Sammlungen

weiter geführt, erweitert und nach den damaligen Vorgaben umgestaltet. In Brandenburg

spielt, wie auch in den anderen östlichen Bundesländern, die Geschichte der DDR eine

besondere Rolle, geht es doch um die eigene Region oder Landschaft, die Heimatstadt oder

das Dorf. Hier haben also auch individuelle Erinnerungen und biographische Verflechtungen

eine spezifische Bedeutung. Die Museumsgestalter wie die Besucher sind zum erheblichen

Teil zugleich handelnde Personen und Zeitzeugen der dargestellten Geschichte.

Daraus ergeben sich sowohl Chancen wie auch Schwierigkeiten. Schneller als es in

vergangenen Jahrzehnten üblich war, wenden sich die Museen der erlebten Gegenwart zu.

Man denke nur daran, welche Auseinandersetzungen die konkrete Darstellung der NS-Zeit in

bundesdeutschen Stadt- und Regionalmuseen mit sich brachte.

30 Ebd.

21

Page 22: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Die Grundlagen und Entstehungsbedingungen der gegenwärtigen

Museumslandschaft

Ausgangspunkt war für viele Einrichtungen das Museumswesen der DDR. Dieses war

entsprechend der staatlichen Verwaltungsgliederung streng hierarchisch und zentralistisch

gegliedert. An der Spitze stand das Museum für deutsche Geschichte in Berlin (MfdG) mit

seinen „richtungsweisenden“, faktisch staatsoffiziellen Ausstellungen.31 Es folgten die

Bezirks-, Kreis- und Heimatmuseen.32 Die museale Darstellung war von strikten

geschichtspolitischen, Vorgaben geprägt. Insbesondere die Geschichte seit den Anfängen der

Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert wurde über einen einheitlichen ideologischen Kamm

geschoren. Maßgeblich war gerade in den Jahren als diese feste Struktur aufgebaut wurde die

achtbändige „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“. Sie wurde in den sechziger

Jahren unter der Ägide von Walter Ulbricht erarbeitet.33 Das führte die einer starken

Einebnung der regionalen und lokalen Besonderheiten. Insgesamt gehörten die Geschichte der

Region, der Kulturlandschaft, der Stadt oder des Ortes zu den wenig gefragten

Themenbereichen der marxistisch-leninistischen Historiographie, wenn dies auch selten offen

ausgesprochen wurde. Erst um 1980 begann sich diese Missachtung konkreter – also auch

lokaler – Fakten zugunsten der großen ideologischen Linie abzuschwächen ohne allerdings

gänzlich zu verschwinden.

31 Als Beispiele für wichtige Ausstellungen des MfdG zu zentralen geschichtspolitischen Themen seien hier genannt: Karl-Marx-Ausstellung im Museum für Deutsche Geschichte, Berlin 1953; Die Große Sozialistische Oktoberrevolution und ihre Auswirkungen auf Deutschland, Berlin 1977; Ich, Thomas Müntzer, eyn Knecht Gottes. Thomas Müntzer-Ehrung der DDR, Berlin 1989; Kostbare Bücher und Dokumente aus der Bibliothek und dem Zentralen Parteiarchiv des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Ausstellung, 15. Februar bis 19. März 1989, Berlin 1989; Ingeborg Grau (Hrsg.); August Bebel (1840 – 1913), Berlin 1989.32 Verordnung über die Arbeit der Heimatmuseen vom 30. Juli 1955, Gesetzblatt der DDR 55/231.33 Siegfried Lokatis: Der rote Faden. Kommunistische Parteigeschichte und Zensur unter Walter Ulbricht, (Zeithistorische Studien, Bd. 25), Köln/Weimar/Wien 2003.

22

Page 23: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 4: Dauerausstellung im Stadtmuseum Brandenburg vor 1989 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

Immerhin erwachte ein neues Interesse an der Geschichte Preußens und Sachsen. Die

Wertschätzung der historischen Biographie und der Geschichtserzählung insgesamt nahmen

wieder zu. Die Heimatmuseen wurden von solchen Wendungen der ideologischen Linie

allerdings kaum erreicht. Hier dominierte lange noch der durch die Instanzen in den späten

sechziger Jahren festgeschriebene Einheitsstil.34 Auch dort, wo es beispielsweise niemals eine

aktive Gruppe des Spartakusbundes gab, fehlte nur selten das Faksimile einer Ausgabe der

Spartakusbriefe. Daneben hingen zwingend die Uniform eines revolutionären Matrosen mit

roter Armbinde, eine Mütze des Rotfrontkämpferbundes und eine Schalmei oder eine

Trompete, wie sie der Kleine Trompeter angeblich geblasen hatte.

Andererseits hielt sich oft in einer gewissen Abgrenzung zu diesen Vorgaben eine liebevolle

Pflege heimatkundlicher Sammlungen. Museumsleute alter Schule widmeten sich den

34 Vgl. Grundsätze über die sozialistische Umgestaltung der Heimatmuseen in der Deutschen Demokratischen Republik. Ausgearbeitet von der Fachstelle für Heimatmuseen beim Ministerium für Kultur der DDR in Verbindung mit der Zentralen Fachkommission für Heimatmuseen, Halle (Saale) 1960.

23

Page 24: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Tonscherben aus germanischer und slawischer Zeit, dem regionalen Brauchtum, oder dem

Lurchen und Kriechtieren der heimischen Flur. So kam es, dass die Dauerausstellungen,

speziell in ihren naturkundlichen und vorgeschichtlichen Teilen oft einen angestaubt

antiquarischen Eindruck machten – daher rührt vielleicht der immer noch schlechte Klang des

Begriffs Heimatmuseum.

Leider wurden diese Ausstellungen nur selten dokumentiert und lassen sich nur noch über die

alten Kataloge, Museumsführer usw. rekonstruieren. Den Mut zu einer kritisch

reflektierenden „Selbst-Musealisierung“ der Museen hat man leider nur selten gefunden. Ein

derartiger Versuch in Wittstock blieb die Ausnahme. Dort hatte man eine originale DDR-

Ausstellung aus den achtziger Jahren in einem Ausstellungsraum unverändert belassen und

kritisch kommentiert. Der Direktor des Museums definiert diese Form der Präsentation als

„Gesamtexponat“.35 Möglicherweise überstieg eine solche selbstkritische Reflexion die

Möglichkeiten der Museumsarbeit und auch den Erwartungshorizont des Publikums.

Die ersten Jahre nach dem Umbruch von 1989/1990 waren durch einen nahezu

flächendenkenden Abbau der Ausstellungen der DDR-Zeit bestimmt. Die SED-

Geschichtspropaganda – wie sich diese Form der Vermittlung ja selbst nannte – schien dem

Besucher kaum noch zumutbar. In den Museen herrschte Verunsicherung, denn „von oben“

kamen keine Weisungen mehr. So war es in der Tat oft die bequemste Lösung, die

Zeitgeschichte vorläufig ins Depot zu verbannen. Eine wichtige Vorreiterrolle bei der

kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Zeit nahmen zunächst die Gedenkstätten für das

SED-Unrecht ein. Sie hatten ein klar umrissenes Anliegen und eine deutliche gesellschaftliche

Funktion. Doch in den Heimatmuseen bildete die DDR oft eine Leerstelle. Doch offenbar gab

es von Anfang an das Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit der jüngst vergangenen

Geschichte. Es entwickelten sich auch in Brandenburg private Initiativen unterschiedlichen

Niveaus. Susanne Köstering schreibt dazu im Rückblick: „Zumeist private DDR-Museen

35 Gigerenzer, Original DDR, a.a.O.

24

Page 25: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

zogen zeitweise enorme Aufmerksamkeit auf sich. Diese wucherten mit DDR-Relikten, die

bisweilen Reliquiencharakter annehmen konnten, und überwältigten mit einer zum Teil

überbordenden Menge an Konsumwaren. Aber nicht jedes private DDR-Museum erschöpft

sich in reiner Materialanhäufung. Eine DDR-Sammlung besonderen Zuschnitts in Perleberg

im Nordwesten Brandenburgs schafft beispielsweise den Spagat vom Thema Alltagsleben zur

Analyse von DDR-Propaganda und politischer Repression.“36

Das Umdenken und mehr noch der Umbau der Dauerausstellungen hat einige Zeit gedauert,

ist aber inzwischen längst abgeschlossen. Die heutige Museumslandschaft verdankt ihre

inhaltliche, methodische und gestalterische Vielfalt der geistigen Pluralität, der

Eigenverantwortung und der Vielfalt von Trägerschaften und Organisationsformen. Die alten

Darstellungen wurden entschlossen entstaubt, teilweise wurden sehr interessante neue Wege

eingeschlagen. Die Ausstellungen wirken zum weitaus größten Teil offen, modern und

einladend. Dafür hat die öffentliche Hand erhebliche Mittel aufgewendet.

Die Heimatmuseen in Brandenburg sind ihrem Wesen nach plural organisiert. Vom Land oder

vom Bund geförderte Einrichtungen haben ebenso ihren Platz wie kommunale Museen, von

Vereinen oder Stiftungen getragene Häuser oder private Initiativen. Ihre Arbeit unterliegt

keiner zentralen Aufsichtsbehörde. Das ist in der Demokratie selbstverständlich, und es wird

auch so bleiben. Nur aus der organisatorischen und geistigen Vielfalt entsteht ein

demokratischer Diskurs der Aneignung von Geschichte.

36 Köstering, DDR-Geschichte a.a.O., S. 177.

25

Page 26: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Was erwartet der Besucher vom Museum?

Die Museumsarbeit ist Teil des gesamtgesellschaftlichen Diskurses über Geschichte, trägt

aber ganz spezifische Züge. Das Museum hat als Ort der Wissensvermittlung deutliche

Grenzen, aber auch Möglichkeiten, die über jene anderer Medien hinausgehen.

Vor diesem Hintergrund muss der Beitrag der Heimatmuseen im Land Brandenburg zur

DDR-Aufarbeitung behandelt werden. Es ist also nicht überflüssig, eingangs die Frage zu

stellen, wo die Grenzen und Möglichkeiten von Heimatmuseen bei der schöpferischen

Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte liegen.

Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass von allen Ebenen der Vermittlung von

Geschichte – vom Schulunterricht und der Erwachsenenbildung über wissenschaftliche

Publikationen, Quelleneditionen, Dokumentarfilme, Spielfilme bis zur schöngeistigen

Literatur – das Museum die schwierigste Form der Vermittlung darstellt. Die Breite der

Anforderungen ist beispiellos. Das Museum muss – wenn es seine Aufgaben erfüllen will –

für jeden Bildungsstand, für jedes Vorwissen, für jede Generation, für Ost und West und

natürlich auch für ausländische Besucher interessant sein. Ins Museum kommen Besucher, die

selten oder nie zu einem wissenschaftlichen Buch greifen, die sich nicht einmal in Fernsehen

eine geschichtliche Dokumentation anschauen würden. Es soll aber auch dem historisch

interessierten Laien, selbst dem Fachmann, neue Einblicke bieten. Das Museum muss für

Kinder, Schüler, Erwachsene jeden Alters und auch für in- und ausländische Touristen

interessant sein.

Ein weiterer Aspekt sollte nicht vernachlässigt werden. Was auch immer an konzeptionellem,

gestalterischem und didaktischem Aufwand getrieben wird, der Museumsbesuch ist für den

Besucher freiwillig. Er opfert ein Stück Freizeit und bei einem Familienbesuch nicht wenig

Geld. So banal es klingt: Museum muss Spaß machen. Zudem gehören Museum und

Tourismus eng zusammen. Eine interessante Museumslandschaft ist auch ein wirtschaftlicher

26

Page 27: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Faktor von nicht gering zu schätzender Bedeutung. Speziell für Jugendliche gilt der

Grundsatz, dass die Auseinandersetzung mit Geschichte Freude bereiten soll. Alle

pädagogischen Theorien bestätigen dies. Die beste Form des Lernens ist das Spiel. Für

Schüler sollte der Museumsbesuch nicht die Fortsetzung einer gewöhnlichen Schulstunde

sein. Dies alles muss berücksichtigt werden, wenn man erklärende Texte aushängt. Die Texte

müssen kurz und einprägsam sein. Eine gründliche Auseinandersetzung kann hier nur

angeregt werden. Auf der anderen Seite heißt dies zwingend: Der Museumsbesuch muss

durch die Schule vorbereitet und ausgewertet werden. Hier – dies sei an dieser Stelle

vorausgeschickt – liegen die wesentlichen Mängel der Wirksamkeit der Museen.

Das Museum lebt von attraktiven Objekten, die in dieser Art durch kein anderes Medium

zugänglich sind. Methoden der virtuellen Aufbereitung, durch interaktive Spiele,

computergesteuerte Installationen, Stationen mit Tondokumenten, Monitoren mit Film- und

Bilddokumenten sind wichtig, können aber nur Ergänzung der Präsentation sein.

Die Möglichkeiten, komplexe historische Vorgänge zu interpretieren, sind also eingeschränkt.

Das Museum kann Interesse wecken, die Phantasie anregen, Diskussionen provozieren,

Erlebnisse vermitteln – doch es bedarf der weiteren Beschäftigung mit der Geschichte, z.B.

durch den Unterricht, die politische Bildung die modernen Medien wie Fernsehen, Internet

u.a. sowie durch Veranstaltungen und Projektarbeit.

So groß wie die Schwierigkeiten sind, so groß sind auch die Möglichkeiten, die das Museum

gegenüber anderen Medien hat. Der Museumsbesuch ist ein Erlebnis, in der Regel ein

Gemeinschaftserlebnis. Im Idealfall findet im Museum selbst ein lebendiger Diskurs statt.

Darüber wird anschließend gesprochen, bezogen auf die aktuelle Geschichte auch zwischen

den Generationen. Das Museum ist also der Ort einer ganz besonderen Kommunikation. Das

gegenständliche Objekt ist sinnlich erfahrbar. Es hat im Zeitalter der technischen

Reproduzierbarkeit zudem eine spezielle Anziehungskraft. Aus allen diesen Gründen hat das

27

Page 28: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Museum – wenn es gut gemacht ist – eine kaum zu überschätzende Breiten- und

Tiefenwirkung.

Wie sollte DDR-Geschichte dargestellt werden?

Akzeptiert man die Grundthese von der besonderen Wirksamkeit des Museums, kommt den

Museen bei der Aufarbeitung ein hoher Stellenwert zu, der teilweise unterschätzt wurde. In

Brandenburg ist die Begegnung mit der Geschichte der DDR von besonderer Bedeutung.

Auch für die nach 1989/90 geborene Generation ist die DDR-Geschichte nicht irgendein

beliebiges Thema. Ihre Eltern und Lehrer sind in der Überzahl in der DDR aufgewachsen und

haben sehr unterschiedliche Positionen zum System des Sozialismus. Oft führt das allerdings

nicht automatisch zu einer besonders intensiven Auseinandersetzung sondern nur allzu oft zu

einem allgemeinen Beschweigen der Probleme. Häufig stehen eine einseitige Verdammung

des Unrechtsstaates und der kommunistischen Diktatur seltsam beziehungslos neben der

Verklärung der sozialen Harmonie in der „sozialistischen Menschengemeinschaft“. Wie

sollen Schüler damit umgehen, wenn sie nach einem Besuch in einem Stasi-Gefängnis von

älteren Menschen, gar von den eigenen Eltern oder Großeltern, Lobeshymnen auf die

menschliche Wärme, Kollegialität und Nachbarschaftshilfe im sozialistischen Alltag hören.37

Dieser Teufelskreis von Schweigen, Verdrängen, Unwissen und Fehlurteilen kann kaum

durch die Vermittlung abstrakter Kategorien wie Rechtsstaatlichkeit, Parlamentarismus,

Freiheit usw. durchbrochen werden. Hier ist eine Annäherung an die Komplexität einer

Gesellschaft gefragt, in der ein teilweise idyllisches Alltagsleben und politische Repression

eine dialektische Einheit der Gegensätze bildete. Dies kann und soll nicht ohne Emotionalität

geschehen.

37 Stefan Wolle: Zwischen Platte und Maschendraht – Ursprünge und Elemente der „DDR-Mentalität“, in: Jürgen Weber (Hrsg.): Illusionen, Realitäten, Erfolge. Zwischenbilanz zur Deutschen Einheit,, München 2006, S. 80-99.

28

Page 29: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Für diese Annäherung ist kein Ort besser geeignet als das Museum. Auch wenn dieser hohe

Anspruch oft unerfüllbar bleibt, sollte er Leitlinie der musealen Arbeit sein.

Insgesamt kann man der Einschätzung der Geschäftsführerin des Museumsverbandes

zustimmen, die auf einer Konferenz in Leipzig 2009 sagte: „Wenn der Eindruck nicht täuscht,

steigen die Erwartungen der Besucher an die Qualität der Darstellungen von DDR-Geschichte

in den Museen. Mit uniformen Darstellungen von DDR-Geschichte, die auf weit verbreitete

Propagandamaterialien, Uniformen und Wimpeln beruhen, begnügen sich Museen zum Glück

immer seltener. Einfach gestrickte Materialanhäufungen und Wohnungsinterieurs werden

desto weniger akzeptiert, je mehr etablierte Stadtmuseen sich auf interessantere Weise mit der

DDR beschäftigen. Plattheiten werden schneller als solche erkannt und gemieden, die Lust an

Differenzierung taucht auf. 38 Allerdings räumt die Geschäftsführerin des Museumsverbandes

in dem zitierten Vortrag ein: „Dennoch besteht nach wie vor in vielen Museen weiterhin

Entwicklungsbedarf in der Kunst des Ausstellens. Allzu oft bleibt es noch beim Hinstellen

von Objekten als Belege, ohne über deren Interpretation ausreichend reflektiert zu haben.“39

Auswahl der Exponate in DDR-Ausstellungen

Das Museum steht und fällt mit der Auswahl der Objekte. Längst haben sich die Museen

davon verabschiedet, allein künstlerisch oder historisch wertvolle Stücke, etwa Kunstobjekte

oder Memorabilien bekannter Persönlichkeiten in den Mittelpunkt der Ausstellung zu stellen.

Solche Objekte – weiter unten wird der Strickpulli von Rudi Dutschke erwähnt – haben eher

die Aufgabe, Neugier zu wecken. Der Alltag oder die Lebenswirklichkeit – wie immer man

die Begriffe umreißen will – rücken mehr und mehr in den Fokus des Interesses. Das betrifft

38 Köstering, DDR-Geschichte, S. 184. 39 Ebd.

29

Page 30: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

ganz besonders die DDR. Dadurch droht der Sammeleifer der Museen zwangsläufig ins

uferlose zu gehen.

Was ist aufhebenswert und was ist würdig im Depot oder sogar der Vitrine seinen Platz zu

finden? Genauer gefragt: was ist aussagekräftig? Vielleicht sind es in einigen Jahrzehnten

oder gar Jahrhunderten Dinge, an die gegenwärtig noch niemand denkt? So unterschiedlich

wie die Konzeptionen sind auch die Lösungsvorschläge.40

Gegenwärtig dominieren in den DDR-Abteilungen der Museen zwei Objektgruppen, die als

DDR-typisch angesehen und vom Besucher so angenommen werden. Zum einen

Konsumgegenstände, zum anderen Herrschaftssymbole wie Flaggen, Wappen, Uniformen,

FDJ-Blusen usw. Beliebt sind Objekte, in denen sich beides mischt, z.B. ein aus der Zeit

1945/1946 stammender Aschenbecher aus rotem Granit mit der Aufschrift Kreisleitung der

K.P.D.41 Unvergesslich ist das äthiopische Wildschweinfell mit dem Porträt Erich Honeckers,

dass aus der Asservatenkammer der Staatsgeschenke in den Besitz der PDS kam und seit

Anfang der neunziger Jahre durch die DDR-Erinnerungswelt geistert.42 Beide Objektgruppen

sind in faktisch allen hier in Rede stehenden Dauerausstellungen anzutreffen.

40 Vgl. Monika Flacke: Alltagsobjekte der ehemaligen DDR. Zur Sammlungstätigkeit des Deutschen Historischen Museums, in: Bernd Faulenbach/Franz-Josef Jelich (Hrsg.), Probleme der Musealisierung der doppelten deutschen Nachkriegsgeschichte, Essen 1993, S. 57-61; Irmgard Zündorf: DDR-Museen als Teil der Gedenkkultur in der Bundesrepublik Deutschland, in: Jahrbuch für Kulturpolitik 9 (2009), S. 139-145; Andreas Ludwig: Die Alltagskultur der DDR nach 1989/90, in: Martin Sabrow (Hrsg.), Bewältigte Diktaturvergangenheit? 20 Jahre DDR-Aufarbeitung, Leipzig 2010, S.83-99.41 Ausstellungskatalog Museum Viadrina Frankfurt (Oder) Junkerhaus, Frankfurt (Oder) o.J., S. 184.42 So z.B. Die Zeit 12/15. März 2012.

30

Page 31: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 5: Aschenbecher aus Steingut mit Aufschriften politischer Organisationen im Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) (Foto: Stefan Wolle)

31

Page 32: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Dritter Teil

Einzelne Einrichtungen

Auswahl- und Bewertungskriterien

Angesichts der oben beschriebenen Vielzahl und Unterschiedlichkeit musealer Einrichtungen

im Land Brandenburg musste bei dem vorliegenden Gutachten eine Auswahl getroffen

werden. In die Betrachtung einbezogen wurden die Heimatmuseen der kreisfreien Städte

Brandenburg an der Havel, Frankfurt (Oder) und Cottbus sowie einiger größerer Städte wie

Fürstenwalde oder Schwedt (Oder) sowie exemplarisch kleinere Einrichtungen mit einem

DDR-Teil. Schließlich fiel die Wahl auf folgende Einrichtungen:

• Heimatmuseum Müllrose (Besuch am 4. September 2011)

• Museum Viadrina Frankfurt/Oder (Gespräch am 4. Januar 2012)

• Museum und Galerie Falkensee (Gespräch am 9. Januar 2012)

• Städtische Museen Schwedt (Oder) (Gespräch am 12. Januar 2012)

• Städtisches Museum Eisenhüttenstadt (Gespräch am 14. Januar 2012)

• Städtisches Museum Fürstenwalde /Spree (Besuch am 15. Januar 2012)

• Stadtmuseum Cottbus (Gespräch am 16. Januar 2012)

• Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel (Gespräch 1. Februar 2012)

• Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Potsdam (Gespräch am 7. Februar

2012)

• Niederlausitz-Museum Luckau (Gespräch am 14. Februar 2012)

• Stadt- und Industriemuseum Ludwigsfelde (Gespräch am 16. Februar 2012)

• Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt (Gespräch am 29.

Februar 2012)

32

Page 33: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

• Museum im Mönchskloster Jüterbog (Schriftliche Stellungnahme am 10. Februar

2012)

• Oderlandmuseum Bad Freienwalde (Schriftliche Stellungnahme 11. Januar 2012)

• Stadt- und Regionalmuseum Lübben (Schriftliche Stellungnahme 31. Januar 2012)

• Museum Dahme (Schriftliche Stellungnahme am 1. Januar 2012)

In vielen anderen Fällen konnten auf Informationen des Museumsverbandes Brandenburg

e.V. oder auf öffentlich zugängliche Informationen aus dem Internet oder der Presse

zurückgegriffen werden.

Die Einrichtungen, die sich ohne regionalen Bezug ausschließlich mit der DDR beschäftigen

blieben außerhalb der Betrachtung. Das gleiche gilt für die Gedenkstätten sowie für Literatur-,

Industrie- oder Naturmuseen, auch dann, wenn ihre Ausstellungen und ihre

Öffentlichkeitsarbeit die DDR-Thematik tangieren.

An eine größere Zahl von Museen wurden folgende Fragen verschickte und um eine kurze

Antwort gebeten, die auch in Stichworten formuliert sein könnte:

1. Welche Überlegungen waren für die Gestaltung des Museums maßgeblich?

2. Verfügt Ihr Museum über Objekte zur DDR-Geschichte?

3. Spielt die DDR-Geschichte in den Publikationen Ihres Hauses eine Rolle?

4. Führen Sie Veranstaltungen, Vorträge, Projekte durch, in denen die DDR-Geschichte

behandelt wird?

5. Können Sie sich vorstellen, in Ihrer Arbeit künftig die DDR-Geschichte künftig stär-

ker zu berücksichtigen?

6. Haben Sie die Möglichkeit, Sonderausstellungen zu zeigen?

7. Gibt es bezüglich des DDR-Themas Meinungsäußerungen Ihrer Besucher oder interne

Überlegungen?

Einige Museen reagierten auf entsprechende Anfragen gar nicht oder teilten nur lapidar mit,

dass sie aus Finanz- oder Personalmangel keinen DDR-Teil hätten. In sehr vielen Fällen

33

Page 34: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

konzentrieren sich die kleineren Heimatmuseen nach eigenen Angaben auf Themen der

Vorgeschichte oder der Volkskunde, die eine Beschäftigung mit der DDR ausschließen.

In den oben so gekennzeichneten Fällen fanden ausführliche Gespräche und eine Führung

durch die Ausstellungen sowie in einigen Fällen durch die Depots statt. Das Gespräch

umfasste folgende Probleme:

1. Welchen Leitlinien folgte die Darstellung der Geschichte der SBZ/DDR bei der Neu-

konzipierung der Ausstellung? Wann fand diese Konzipierung statt? Wann wurden

die neuen Ausstellungen eröffnet?

2. Wie war die Darstellung der Geschichte seit 1945 in dem betreffenden Museum bis

1989/90? Wurden die alten Ausstellungen eingelagert oder fotografisch

dokumentiert? Waren Teile der alten Ausstellung brauchbar?

3. Wann und in welcher Form wurde die Ausstellungsteil DDR-Geschichte neu konzi-

piert und gestaltet? Welche Diskussionen und Auseinandersetzungen gab es im Kolle-

genkreis.

4. Wie war die Unterstützung der kommunalen und regionalen Behörden?

5. Gab es eine Zusammenarbeit mit den einschlägigen Archiven (Landeshauptarchiv

Brandenburg, Bundesarchiv u.a.)?

6. Welche Themen spielten eine bevorzugte Rolle? Stehen eher Ereignisse von nationaler

Bedeutung im Mittelpunkt, deren Widerspiegelung auf lokaler oder regionaler Ebene.

7. Wie sind die Besucherreaktionen auf die Darstellung der DDR-Periode in der Dauer-

ausstellung? Welche Themen stießen auf das größte Interesse? Welche Themen wur-

den vermisst?

8. In welchem Verhältnis stehen in der Dauerausstellung die politische Geschichte und

die Alltagsgeschichte?

9. Welche Dokumente wurden für die Dauerausstellung ausgewählt.

10. Gibt es Sachspenden aus dem Bereich der Alltagskultur?

11. Wie ist nach Meinung der Wissenstand der Besucher? Welche grundsätzliche Einstel-

lung dominiert?

12. Finden spezielle Führungen zum Thema DDR statt?

13. Gibt es pädagogische Angebote für Schüler? Wie schätzen die Museumsmitarbeiter

den Kenntnisse der Schüler ein?

14. Gibt es Veranstaltungen im Rahmen des Museum zum Thema DDR?

34

Page 35: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

15. Treten die Mitarbeiter des Museums bei Veranstaltungen oder als Autoren in heimat-

geschichtlichen Periodika bzw. der Regionalpresse auf?

16. Wie sind die Erfahrungen mit Sonderausstellungen? Gibt es Möglichkeiten des

Tauschs?

17. Welche Projekte wurden mit Schülern durchgeführt? Wie vollzog sich die Arbeit mit

den Pädagogen und Schulbehörden? Gibt es besonders gelungene Beispiele für Schü-

lerprojekte?

18. Gibt es heimatgeschichtliche Publikationen zur Geschichte seit 1945? Wie sind die

Qualität und die Resonanz?

Stadtmuseum im Frey-Haus in Brandenburg an der Havel

Das Stadtmuseum Brandenburg geht auf eine Gründung des Historischen Vereins der

Havelstadt aus dem Jahr 1923 zurück. Seit 1939 befindet es sich in städtischer Trägerschaft.

1991 übernahm Dr. Hans-Georg Kohnke das Museum. Unterstützt von Fördermitteln des

Brandenburger Kulturministeriums und privater Sponsoren konzipierte er eine neue

Dauerausstellung, die 1997 eröffnet wurde. Auf 35 Quadratmetern Ausstellungsfläche

wurden schwerpunktmäßig wichtige Ereignisse der DDR-Geschichte dargestellt, u.a. der

Terror des NKWD, der Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Im Jahr 2003 gab es anlässlich des

fünfzigsten Jahrestages des Aufstandes eine Sonderausstellung. Der Auskunft von Hans-

Georg Kohnke zufolge erregte die Ausstellung starken Widerspruch, insbesondere bei der in

der Stadt stark vertretenen PDS. Er mutmaßt, die Verantwortlichen in der Stadt möchten im

Museum nicht mit der eigenen politischen Vergangenheit konfrontiert werden. Die so

Angesprochenen weisen das natürlich entschieden zurück. In der öffentlichen Debatte wurde

dem Museumsleiter vorgehalten, die Besucherzahlen würden ständig sinken. Bis heute fühlt

sich der Leiter der Einrichtung von der Stadtverwaltung eher behindert als gefördert. Sein

Vorschlag, das Dachgeschosse auszubauen, um dadurch die Ausstellungsfläche zu verdoppeln

35

Page 36: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

fand keine Unterstützung. Stein des Anstoßes war schließlich eine Schülerprojekt „Jugend in

der DDR“.

Abbildung 6: Symbol der unabhängigen Friedensbewegung in der DDR im Stadtmuseum Brandenburg (Foto: Stefan Wolle)

Ziel war es, den heute lebenden jungen Menschen einen Einblick in die Lebens- und

Erfahrungswelt ihrer Eltern und Großeltern zu ermöglichen. Keiner der Jugendlichen ist vor

1989 geboren, sie stammen zum Teil aus der „alten“ Bundesrepublik, zum Teil aus den

„neuen“ Bundesländern, zum Teil handelt es sich um sogenannte Spätaussiedler aus Staaten

der ehemaligen Sowjetunion. Sie alle mussten sich also ohne eigene Erfahrungen aber mit

unterschiedlichen biographischen Hintergründen dem Thema Jugend in DDR nähern. Neben

Forschungen im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, im Archiv der nunmehrigen „Jahn-

Behörde“ und im Stadtarchiv der Stadt Brandenburg an der Havel befragten die Schülerinnen

und Schüler auch Zeitzeugen aus der Stadt. Die Themenbreite der Ausstellung reicht von der

Jugendpolitik der SED, über das Bildungssystem hin zu Opposition und Widerstand. Während

die Schülerinnen und Schüler für die Ausstellung recherchierten, formierte sich in Teilen der

zu betrachtenden Generation ein nicht unerheblicher Widerstand gegen die Umsetzung der

36

Page 37: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Ausstellung. Es zeigte sich, dass man noch lange nicht davon sprechen konnte, dass die

Geschichte der DDR aufgearbeitet sei. Die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Gesprächs

wurde mehr als deutlich. Um dieses Gespräch zu fördern und die von den Schülerinnen und

Schülern erarbeiteten Themen weiter zu vertiefen, hat das Stadtmuseum Brandenburg an der

Havel gemeinsam mit den Kooperationspartnern Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-

Diktatur, Konrad-Adenauer-Stiftung und Brandenburgischer Juristischer Gesellschaft eine

Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen.43

Insgesamt wird trotz der erfolgreichen Schülerprojekte die Zusammenarbeit mit den Schulen

von der Museumsleitung als sehr schlecht eingeschätzt. Schuld daran sei die Passivität der

Schulbehörde, so der Leiter des Stadtmuseums im Gespräch.

Stadtmuseum Cottbus

Seit 1960 existierte das Stadtmuseum Cottbus entsprechend der damaligen Struktur als

Bezirksmuseum. Nach 1990 erfolgte eine Umstrukturierung. 19993/94 wurden das

Stadtarchiv und das Stadtmuseum zusammengelegt. Unter dem gleichen Dach existiert seit

1994 ein Wendisches Museum sowie das Schloss Branitz, das sich dem Leben und Werk des

Fürsten Pückler widmet. Das eigentliche Stadtgeschichtliche Museum ist gegenwärtig verfügt

zwar über eine beachtliche Sammlung von ungefähr 80.000 bis 100.000 Objekten zur

Geschichte der Region, einschließlich einer kunsthistorisch wichtigen Sammlung von

Lausitzer Glas.44 Das Museum ist jedoch zur Zeit geschlossen und alle Bemühungen um eine

Neugestaltung der Ausstellung und eine baldige Wiedereröffnung scheinen in der Sackgasse

zu enden.

43 Vgl. Abschnitt Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeit.44 Lausitzer Glas. Sonderausstellung im Bezirksmuseum Cottbus – Schloss Branitz, Cottbus 1978; Friedrich Bundtzen: GlasDesign 1950 bis 1975. Sonderausstellung im Schloss Branitz, hrsg. vom Bezirksmuseum Cottbus, 1990.

37

Page 38: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 7: In den Ausstellungsräumen des geschlossenen Stadtmuseums Cottbus befinden sich nur noch schwer transportierbare Reste der alten Ausstellung wie dieser Zahnarztstuhl

(Foto: Stefan Wolle)

Die Einzelheiten dieser unhaltbaren Situation sind weiter unten im Zusammenhang mit den

Problemen zwischen Kommunen und Museen dargestellt.

Die faktische Schließung des Museums auf nicht absehbare Zeit ist umso bedauerlicher, als

das gerade Cottbus ein geeigneter Ort wäre, die Wirtschafts-, Industrie- und

Umweltgeschichte der DDR museal zu präsentieren.

Immerhin betreibt das Stadtmuseum unter Leitung von Steffen Krestin auf dem Gebiet der

DDR-Geschichte eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit. Insbesondere gab es eine Reihe von

Sonderausstellungen. Wenn die Räumlichkeiten im Foyer des Rathauses von der

Museumsleitung auch als ungeeignet eingeschätzt werden, erzielten sie dennoch eine große

Resonanz. Immerhin fanden in den genannten Sonderausstellungen Gegenwartsthemen einen

breiten Raum. 2000 wurde das Textilkombinat Cottbus vorgestellt, 2009 die Jugendkultur der

38

Page 39: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Region, insbesondere die Punkband Sandow. Für 2012 ist eine Ausstellung über die

sozialistischen Stadtzentren geplant.

Abbildung 8: Planungen für die sozialistische Stadt Anfang der sechziger Jahre im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt (Foto: Stefan Wolle)

39

Page 40: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Städtisches Museum Eisenhüttenstadt

Das Stadtmuseum Eisenhüttenstadt – nicht zu verwechseln mit dem Dokumentationszentrum

DDR-Alltagskultur – vereinigt drei Häuser mit unterschiedlichem Profil. Zum einen das

Feuerwehr- und Technikmuseum, zweitens die Galerie und Kunstsammlung und schließlich

die stadtgeschichtliche Abteilung.

Im Feuerwehr- und Technikmuseum spielt die DDR nur insofern eine Rolle, als das gezeigt

wird, wie veraltet die Löschtechnik war. Noch bis in die siebziger Jahre hinein nutzte die dem

Ministerium des Inneren unterstehende meist freiwillige Feuerwehr Löschgeräte aus der Zeit

von vor 1945.

Die Kunstsammlung hat aufgrund finanzieller Beschränkungen seit 1990 kaum noch

Zugänge. Es existiert allerdings eine Sammlung von Ölbildern, Plastiken, Aquarellen und

Grafiken der DDR-Kunst, die in wechselnden Ausstellungen gezeigt werden.

In der stadtgeschichtlichen Sammlung ist die DDR-Zeit naturgemäß stark präsent, ist doch die

Stadt erst durch die Gründung des Eisenhüttenkombinats Ost im Jahr 1950 und durch den

Ausbau von Stalinstadt zu ihrem Charakter als sozialistische Planstadt gekommen, der sie

städtebaulich bis heute prägt. Seit 1980 existiert das Museum als stadtgeschichtliche

Sammlung. Der Bestand an Sachzeugnissen wird vom Leiter des Museums, Harmut Preuß, als

„eher bescheiden“ eingeschätzt. Es existiert aber ein reger Tauschverkehr mit dem

ortsansässigen Doku-Zentrum.

40

Page 41: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 9: 1961 entferntes Ortseingangschild von Stalinstadt im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt (Foto: Stefan Wolle)

Die Ausstellung hält sich strikt an ihr Thema, die Stadtgeschichte von

Fürstenberg/Stalinstadt/Eisenhüttenstadt. Natürlich sind sich die Ausstellungsmacher des

Zwiespaltes bewusst, auf der einen Seite den Stolz auf die Heimatstadt zu pflegen, der sich ja

fast ausschließlich aus dem Industriestandort ergibt, auf der anderen Seite die Schattenseiten

des sozialistischen Systems nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Doch gelingt diese

Gratwanderung hervorragend. Während eine Forschungs- und Publikationstätigkeit nur sehr

eingeschränkt möglich ist, wurde in den letzten Jahren eine Reihe von Schülerprojekte

durchgeführt. Erwähnenswert ist das Projekt „Ehe auf Probe. Eine deutsch-deutsche

Geschichte über die Städtepartnerschaft zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt“. Die Arbeit

wurde 2011 mit dem Förderpreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet. Zum gleichen Thema

wurde anlässlich des 25jährigen Jubiläums der ersten deutsch-deutschen Städtepartnerschaft

eine Sonderausstellung gestaltet. Bemerkenswert viele Sonderausstellungen wurden

41

Page 42: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

übernommen und in Eisenhüttenstadt gezeigt. So 2009 die Ausstellung der Friedrich-Ebert-

Stiftung „Wir haben die Machtfrage gestellt! SDP-Gründung und friedliche Revolution

1989/90“. Im gleichen Jahr wurde die Ausstellung des Vereins Brandenburger Ingenieure und

Wissenschaftler e.V. „50 Jahre Technologie- und Halbleiterstandort Frankfurt/Oder“ gezeigt.

2010 die Ausstellung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten „Aufstand hinter Gittern –

Der Gefangenenaufstand in der Strafvollzugsanstalt Brandenburg 1989“. Alle Ausstellungen

wurden durch Veranstaltungen begleitet.

Museum und Galerie Falkensee

Das Museum in Falkensee geht auf eine Tradition zurück, die in der Nachkriegszeit begann.

Mehrere Heimatforscher, an deren schätzenswerte Tätigkeit in der jetzigen Ausstellung

erinnert wird, widmeten sich ehrenamtlich der Sammlung von prähistorischen Fundstücken

und naturkundlichen Präparaten. 1976 entstand ein Heimatmuseum, dessen Ausstellung nach

einem Umzug in Jahr 1992 zunächst übernommen wurde. In den folgenden Jahren wurde von

zwei Wissenschaftlerinnen und der Museumsleiterin Gabriele Helwig eine gänzlich neue

Konzeption erarbeitet und umgesetzt. Dies war möglich durch eine Förderung der

Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Unterstützung der

Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Die neue Dauerausstellung wurde am 16. Mai 2010

eröffnet. Die Präsentation auf einer Ausstellungsfläche von 160 Quadratmetern ist

gestalterisch wie inhaltlich sehr ambitioniert. Von dem verstaubten Image der Heimatmuseen

älteren Stils ist hier nichts mehr zu spüren. Die Dauerausstellung ist nach sechs Aspekten

gegliedert. Die erste Rubrik ist die Natur. Hier kann das Museum mit den reichhaltigen

Bestand an Tierpräparaten zurückgreifen. Die zweite Rubrik heißt „Leben im Havelland“.

Hier stehen die Fundstücke aus der slawischen Zeit im Vordergrund. Es folgt ein Abschnitt

zur Siedlungsgeschichte. Die folgenden drei Kapitel berichten über den Alltag in der NS-

42

Page 43: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Zeit, über die Aufbruchsstimmung in der frühen DDR und über die Veränderungen, die der

Mauerbau 1961 mit sich brachte.

Den roten Faden durch die Ausstellung bildet die Erinnerung der Dichterin Gertrud Kolmar,

die von 1923 bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz mit ihrer Familie in einem Ortsteil von

Falkensee wohnte.45 Zitate aus den Gedichten der Lyrikerin begleiten den Besucher während

des gesamten Rundgangs. Neben dem Museum ist ein Rosengarten im Entstehen, in dem die

Blumen gepflanzt werden, denen Gertrud Kolmars einen Gedichtzyklus gewidmet hat.46

Schräg gegenüber stehen die steingrauen Büsten von Karl Marx und Wladimir Iljitsch Lenin,

die 1954 im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks (NAW) geschaffen wurden und bis zur

Wende das Stadtbild zierten. Auf eine Büste von Stalin, die bereits 1961 beseitigt wurde und

nicht erhalten ist, wird im Ausstellungskatalog verwiesen.47 Die totalitären Systeme des

vergangenen Jahrhunderts werden so auf „unplaktive“ Art in einen Zusammenhang gestellt,

der zum Nachdenken anregt.

Auf ähnlich unaufdringliche Art wird in der Ausstellung die DDR-Geschichte integriert. Die

Geschichte der Berliner Randgemeinde ist von 1961 bis 1989 durch die Sperranlagen der so

genannten Mauer geprägt worden. Daran wird ausführlich erinnert. Ortsbezogene Objekte und

Dokumente der politischen Geschichte sind geschickt kombiniert. Es fehlen keineswegs die

obligate Schrankwand und Stücke des DDR-Designs. Die Produkte stammen jedoch

ausschließlich aus ortsansässigen Betrieben und zeigen die Schwierigkeiten der

sozialistischen Planwirtschaft.

In einer biographischen Abteilung wird an bekannte Einwohner von Falkensee erinnert.

Darunter finden sich u.a. auch die erwähnten Sammler Fritz Müller und der ehrenamtliche

45 Wagner, Richard: Das Wohnhaus der Familie Chodziesner in Finkenkrug, in: Heimatjahrbuch für Falkensee und Umgebung 2012, S. 39 ff. 46 Müller, Hiltrud: Jede Rose ein Gedicht. Hinter dem Museum der Stadt Falkensee entstand ein Gertrud-Kolmar-Rosengarten, in: Heimatjahrbuch für Falkensee und Umgebung 2011, S. 80 ff.; Helbig, Gabriele: Eine Rose für Gertrud Kolmar, in: ebd. 2012, S. 89.47 Zeiteinblicke. Katalog zur Dauerausstellung. Museum und Galerie Falkensee. S. 45.

43

Page 44: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Bodendenkmalpfleger und Arzt Manfred Kluger. Auf diese Weise stellt sich das Museum in

eine heimatkundliche Tradition, ohne diese Traditionslinie bruchlos übernehmen zu wollen.

Das Museum Falkensee befindet sich in städtischer Trägerschaft und wird von einem Verein

der Freunde und Förderer von Museum und Galerie unterstützt. Eine Förderung durch den

Landkreis oder das Land findet nicht statt. Deswegen beschränkt sich der Etat für Ankauf,

Beschaffung, Inventarisierung und Restaurierung einschließlich der Honorarmittel auf jährlich

10.000 Euro. Dies macht eine Aufarbeitung der Fotosammlung gegenwärtig schwierig. Es

handelt sich dabei um einen größeren Bestand eines Pressefotografen, der lange Zeit für

Illustrierte der DDR tätig war.

Trotzdem bemüht sich das Museum, die Sammlung von Objekten, Dokumenten und

Kunstgegenständen weiterzuführen. Das Museum betreibt in Zusammenarbeit mit anderen

Einrichtungen wie der Urania Potsdam ein interessantes Veranstaltungsprogramm. Sehr viele

Aktivitäten konzentrieren sich auf Gertrud Kolmar. Doch auch der DDR sind Veranstaltungen

gewidmet. Für den Sommer 2012 ist eine Open-Air-Kino-Sommernacht geplant, in welcher

der DEFA-Film „Beschreibung eine Sommers“ von 1962 vorgestellt wird, der nach einem

Roman des in Falkensee ansässigen Schriftstellers Karl-Heinz Jakobs gedreht wurde.

Museum Viadrina Frankfurt (Oder)

Das Museum Viadrina im Junkerhaus am Oderufer war von 1986 bis 2003 wegen

Baufälligkeit geschlossen. Während der langen Zeit der Restauration konnte auch die

Neugestaltung der Ausstellung durchgeführt werden. Organisatorisch befinden sich das

Museum Viadrina und die Galerie Junge Kunst unter einem Dach. Die Galerie verfügt über

eine umfangreiche und wertvolle Sammlung von DDR-Kunst, die in wechselnden

Sonderausstellungen immer wieder gezeigt werden. Die Zusammenarbeit zwischen den

Institutionen hat sich bewährt.

44

Page 45: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Vor allem aber betreut das Museum Viadrina eine Gedenk- und Dokumentationsstätte für die

Opfer politischer Gewaltherrschaft in den Jahren 1933 bis1945 und 1945 bis 1989.

Auch im Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) hat man sich nach der Neueröffnung 2003

entschlossen, die DDR-Darstellung in der unweit des Junkerhauses befindliche Gedenkstätte

zu konzentrieren. Auf dem Gelände befand sich bereits im 18. Jahrhundert ein Arbeitshaus,

seit 1812 das Polizei- und Gerichtsgefängnis. Nach 1933 war hier die Gestapo untergebracht,

nach dem Krieg die sowjetischen Sicherheitsorgane. Etwa 1950 übernahm das Ministerium

für Staatssicherheit das Gebäude, das es bis 1969 als Untersuchungshaftanstalt nutzte. In den

Jahren 1950 bis 1952 befand sich hier auch eine Hinrichtungsstätte. Nach 1969 gehörte das

Gebäude zum Bereich des Ministeriums des Inneren.

Im Erdgeschoss entstand 1994 eine Gedenk- und Dokumentationsstätte für die Opfer der

politischen Gewalt 1933-1945/1945-1989.48 Die Frage der Unvergleichbarkeit oder

Vergleichbarkeit von nationalsozialistischem und kommunistischem Terror wird hier durch

eine Querstrich gelöst.

Im Januar 2004 wurde ein Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Frankfurt (Oder) als

Träger des Museums Viadrina und dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des

Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) geschlossen. Dieser Vertrag regelt die

Verantwortlichkeiten für die inhaltliche Gestaltung und den Betrieb der Einrichtung. Die

Gedenkstätte umfasst einige im Originalzustand wieder hergerichtete Zellen, u.a. die

Arrestzelle sowie die Hinrichtungsstätte. In den Gängen des Gefängnisses und im

Veranstaltungsraum dokumentiert eine Ausstellung die politische Verfolgung zwischen 1933

und 1989. Unter dem Dach des ehemaligen Gefängnisgebäudes befinden sich weitere

Kultureinrichtungen der Stadt wie die Musikschule und Teile der Stadtbibliothek.

Das Museum Viadrina konzentriert die Erinnerungsarbeit und Aufklärung auf die

Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt. Dabei fehlen keineswegs die lokalen Bezüge.

48 Gedenk- und Dokumentationsstätte. Opfer politischer Gewaltherrschaft in den Jahren 1933-1945 und 1945-1989. Begleitheft, Frankfurt (Oder) 2010.

45

Page 46: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

In der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung beschränkt sich die Präsentation der DDR auf

einige wenige lokalgeschichtliche Dokumente und Exponate. Im Mittelpunkt stehen die

Zerstörung der Stadt 1945, die Teilung der Stadt durch die neue Grenzziehung, die verfehlten

Wiederaufbaupläne der Nachkriegszeit und die Bedeutung der Stadt als letzte Station der

Rückkehr vieler Kriegsgefangener und Zivilinternierter aus der Sowjetunion und Polen. Hinzu

kommen einige Vitrinen mit Produkten aus Frankfurter Betrieben´, die im Grund wenig

aussagen. Dabei hätte das Museum Viadrina weitere Möglichkeiten der DDR-Aufarbeitung.

Beispielsweise ist die gegenständliche Überlieferung des Traditionskabinetts des

Halbleiterwerks komplett im Museum Viadrina übernommen werden, die schriftliche

Überlieferung befindet sich hingegen im Stadtarchiv. Aus diesem Material ließe sich

angesichts der Bedeutung der Frankfurter Chipfabrikation eine interessante Sonderausstellung

gestalten.

Städtisches Museum Fürstenwalde/Spree

Das Museum Fürstenwalde hat seine Ursprünge in der Sammlung des Vereins für

Heimatkunde. Zum Jahreswechsel 19115/16 konnte die erste Ausstellung eröffnet werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Museum zunächst geschlossen und wurde erst 1954

wiedereröffnet.

Die Dauerausstellung folgt dem chronologischen Prinzip und ist in fünf Abschnitte gegliedert.

Der letzte Bereich steht unter dem Thema „Demokratie und Diktatur“. Die Entwicklung der

Stadt während der DDR-Zeit wird durch eine Chronologie erschlossen, die lokalgeschichtlich

wichtige Ereignisse und politische Vorgänge kombiniert. Erwähnenswert ist, dass sich die

Darstellung der Stationierung sowjetischer Truppen nicht auf die unmittelbare Nachkriegszeit

oder die Sowjetische Besatzungszone beschränkt. Aus der Hinterlassenschaft der

abgezogenen Russischen Armee wurde u.a. eine Tafel mit den Vorschriften für den

46

Page 47: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Postverkehr der Soldaten in die Sammlung aufgenommen. Diese Vorschriften sind ein

interessanter Beitrag zum Verständnis des Alltagslebens der russischen Soldaten, denen

während ihrer zweijährigen Dienstzeit in der Regel ein einziger Heimaturlaub gewährt wurde.

Abbildung 10: Anweisung für den Postverkehr der in der DDR stationierten sowjetischen Soldaten im Städtischen Museum Fürstenwalde/Spree (Foto: Stefan Wolle)

Die DDR-Gesellschaft wird überwiegend anhand der Produkte aus den ortsansässigen

Betrieben geschildert. Ausgewählten Produktionsbetrieben werden jeweils eine Schrifttafel

sowie Modelle oder Mustern von Produkten gewidmet. Es handelt sich dabei um den VEB

Reifenkombinat Fürstenwalde, den VEB Straton, den VEB Kali-Chemie, der Latexfarben

produzierte, den VEB Gisag sowie VEB Gaselan, der Tankanlagen produzierte. Angesichts

der Tatsache, dass die Kleinstadt ein wichtiger Industriestandort war, ist dieser Teil der

Stadtgeschichte sicherlich unverzichtbar. In allen Fällen wird darauf verwiesen, was aus den

Betrieben nach 1990 geworden ist.

47

Page 48: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Sehr anschaulich ist die Darstellung der Wendeereignisse von 1989/90 anhand von originalen

Transparenten der Demonstrationen im Herbst 1989, die von den Demonstranten dem

Heimatmuseum übergeben worden waren.

Abbildung 11: Politische Losungen der Demonstrationen im Herbst 1989 im Städtischen Museum Fürstenwalde (Foto: Stefan Wolle)

Die Schwierigkeiten einer Reduktion der Darstellung auf rein betriebliche oder technische

Vorgänge zeigt eine Sonderausstellung über die Geschichte der Post in Fürstenwalde. Die Das

die Objekte beschränken sich auf eine Postuniform und einige Utensilien aus einem DDR-

Postamt wie z.B. eine Briefwage und einen Postsack. Auf einer Schrifttafel wird als eines der

wenige Ereignisse aus der DDR-Zeit erwähnt, dass 1978 aus der dreistelligen Postleitzahl eine

vierstellige wurde. Immerhin wird die Wiedervereinigung nicht vergessen. Zu 1990 heißt es:

„Nach der deutschen Wiedervereinigung wird den Postleitzahlen provisorisch in der

ehemaligen DDR ein O, in den alten Bundesländern ein W vorangestellt. So sollen

Überschneidungen in den Postleitzahlen verhindert werden.“ Dafür erfährt man nichts über

die Überwachung, die Postkontrolle, die Zurückweisung von Sendungen durch den Zoll usw.

48

Page 49: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Sehr gut gestaltet ist dagegen die Präsentation des künstlerischen Lebenswerkes von Gerhard

Goßmann (1912 bis 1994).49 Der bekannte Illustrator hat viele Jahrzehnte in Fürstenwalde

gelebt und 1989 einen großen Teil seines Werks dem Museum geschenkt. Darunter befanden

sich 257 Gemälde, die Originale zu Illustrationen von 107 Büchern und fast 2.000 Grafiken,

Aquarelle und Pastelle.

Abbildung 12: Sammlung Gerhard Goßmann im Städtischen Museum Fürstenwalde/Spree (Foto: Stefan Wolle)

Museum im Mönchskloster Jüterbog

1980 übergab die evangelische Kirchengemeinde die Mönchenkirche dem damaligen Rat des

Kreises Jüterbog. Dieser beschloss den Ausbau der Kirche zur Stadtbibliothek und Theater-

und Konzertstätte, die beide 1985 eröffnet wurden. Im ehemaligen Klosterflügel war bis 1993

eine Berufschule eingerichtet. Nach Auflösung der Berufsschule und Übergabe des

Klosterflügels vom Landkreis an die Stadt Jüterbog fassten die Stadtverordneten 2001 den

Beschluss, das Gesamtareal - das damals zur Hälfte leer stand - zu sanieren und die

kommunalen Kultureinrichtungen dort an zentraler Stelle unterzubringen. 2001 bis 2005

49 Vgl. Abschnitt Variante 2: Exemplarische Darstellung der DDR-Entwicklung anhand verschiedener lokal bedeutsamer Themen.

49

Page 50: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

wurde das alte Mönchenkloster schrittweise, auch mit EU-Mitteln saniert, und der

Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. 2005 neu eröffnet, beherbergt die Mönchenkirche

heute die Stadtinformation, die Stadtbibliothek und die Bühne mit vielfältigen

Veranstaltungsangeboten. In das ehemalige Klostergebäude ist das Museum eingezogen, in

einem Schulbau des 19. Jahrhundert befindet sich jetzt das kulturhistorische Archiv.

Wie in Prenzlau oder Luckau ordnet sich das Museum Jüterbog also in ein historisch

gewachsenes architektonisches Ensemble ein. Angesichts der speziellen Geschichte des Ortes

nimmt das Mittelalter natürlich einen großen Raum ein. Doch auch die neueren

Geschichtsperioden sind berücksichtig. Das Museum teilte dazu in einer schriftlichen

Stellungnahme mit: Hauptthemen der Stadtgeschichte sind Mittelalter, Reformation und die

Geschichte der Garnison (hier vor allem das . 19. und 20. Jahrhundert.). Garnison umfasst in

diesem Fall auch die sowjetische Präsenz von 1945 bis 1994. Auch die Spannungen mit der

Bevölkerung sind im Museum Jüterbog kein Sonderthema oder Tabubereich, wie es der

schriftlichen Stellungnahme des Museums heißt, sondern von Anfang an völlig normal mit

einbezogen, wie das Dritte Reich, die Kaiserzeit oder andere Zeitabschnitte. An DDR-

Objekten besitzt das Museum ca. 5.000 Stück. Sie betreffen die Bereiche Schule, NVA,

Betriebsutensilien, Fotos, viele Plakate, Haushalt, Medaillen , Abzeichen, Orden, Zeitungen

und Zeitschriften. In der Ausstellung sind folgende Themen präsent: Betriebsfotos,

sowjetisches Militär, lokale VEB-Erzeugnisse, Mitgliedsausweise, Pionier- und GST-

Uniformen, Lebensmittelmarken und Handzettel. Spezielle Führungen für Schüler finden im

Museum zu den Themen Kalter Krieg und Schulgeschichte Jüterbogs zu DDR-Zeiten.

Zur Frage der Besucherresonanz schreibt der Leiter des Museums. „Die meisten Besucher mit

DDR-Hintergrund freuen sich über bestimmte Wiedererkennungen, z.B. in einer Serie

Betriebsfotos von 1989. Insgesamt finden es Besucher gut, dass dieses Thema weder

weggelassen noch als separate „rote Zone“ behandelt wird, was uns auch wichtig ist.

50

Page 51: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Besucher mit West-Hintergrund stellen erstaunt fest, dass es damals auch schon Cola oder

andere Alltagsdinge hier gab bzw. einzelne Firmen immer noch vor Ort produzieren, z.B.

Jütro (saure Gurken und Obstkonserven) Wir bekommen auch fast täglich neue Objekte zu

diesem Zeitraum, z.B. Zeitungen, Hausrat, Medaillen, Fotos, und stellen diese Dinge (als

Ansporn für andere) zuerst immer in einer „Zugangs-Vitrine“ im Foyer des Museums aus.“

Oderlandmuseum Bad Freienwalde

Das Oderlandmuseum gehört zu den ältesten Museen des Landes Brandenburg. Es wurde

1889 gegründet. Seit 1952 ist in einem Barockhaus im Zentrum der Stadt untergebracht. Auf

der Website beschreibt das Museum sein Profil: „In der Ausstellung erfahren Sie einiges über

die Besiedlungsgeschichte des Oderbruchs, dessen Trockenlegung im 18. Jahrhundert das

Landschaftsbild wesentlich veränderte. Außerdem wird die Geschichte von Bad Freienwalde

als ältestem Kur- und Badeort der Mark Brandenburg gezeigt.“50

Der Museumsleiter teilte hierzu schriftlich mit: „Wir sind das Regionalmuseum des

Oderlandes […] mit dem Schwerpunkt Kulturgeschichte und Volkskunde der Region.

Außerdem stellen wir die Geschichte der Kur- und Badestadt aus. In der letzteren Abteilung

sprechen wir in der ständigen Ausstellung kurz auch die DDR-Zeit an.“

Allerdings verfügt das Museum auch über Objekte aus der DDR und vervollständigt seine

Sammlung. Im Heimatkalender kommen auch Aspekte der DDR-Geschichte zur Sprache, so

z.B. im Zusammenhang mit dem dreihundertjährigen Jubiläum der Oderbruchbahn. Weitere

Sonderausstellungen Publikationen oder Vorträge zum Thema DDR gibt es keine und sie sind

auch nicht geplant.

50 http://www.oderlandmuseum.de.

51

Page 52: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Stadt- und Regionalmuseum Lübben

Das Museum Lübben wurde 2001 eröffnet.51 Begrüßt wird der Besucher vom Kirchendichter

Paul Gerhardt, der von 1669 bis zu seinem Tode am 27. Mai 1676 in der damaligen

Stadtkirche als Pfarrer tätig war. In der Abteilung für Ur- und Frühgeschichte sieht man eine

Nachbildung des Burger Kultwagens (etwa 10. bis 8. Jh. v. Chr.) oder Münzfunde aus dem

13. oder 12. Jh. v. Chr. Viele Gefässe oder Scherben von Urnen, Vasen, Öllampen oder

Vorratsgefäßen erzählen ihre Geschichte. Doch auch Exponate aus der Napoleonischen

Besatzungszeit. Beeindruckend ein fast zwei Meter langes Richtschwert und ein Schlitten, mit

dem die zum Tode Verurteilten zur Hinrichtungsstätte gebracht worden.

Die Direktorin des Museums teilte schriftlich mit, es sei Anliegen ihres Museums in seinen

Dauer- und Sonderausstellungen die gesamte Geschichte der Stadt Lübben sowie der

Niederlausitz abzudecken.52 Er räumt in seiner schriftlichen Stellungnahme ein: „Im Rahmen

unserer Dauerausstellung kommt die DDR-Zeit in der Tat vielleicht etwas zu kurz. Dies war

zum Zeitpunkt der Einrichtung des Museums vor zehn Jahren auch ein Platzproblem.

Aufgrund der Tradition des Museums und der besonderen Geschichte der Stadt Lübben liegen

die Schwerpunkte der Präsentation eher auf der Archäologie, im 17. Jahrhundert sowie auf der

Spreewald Ethnologie. Aus diesem Grund haben wir uns ader DDR-Zeit in den letzten Jahren

verstärkt in Form von Sonderausstellungen angenommen und möchten dies in nächster Zeit

noch weiterführen.“

Im Einzelnen werden genannt: „Lübben nach dem Inferno – Die Jahre 1945-1961 (2010/11)“,

„Friedlicher Aufbruch in Lübben 1989/90“ (2009/10), „Rote Lippen soll man küssen –

Lübben und Lübbener auf Fotos der 60er Jahre“ (2009). Der Direktor des Stadt- und

Regionalmuseums schreibt weiter: „Zeitgenössische Themen kommen bei den Besuchern in 51 http://www.luebben.com. 52 Korrigierter Text. In der ersten Fassung des Gutachtens vom 20.04.2012 hieß es: „Der Direktor des Museums teilte schriftlich mit, es sei Anliegen seines Museums in seinen Dauer- und Sonderausstellungen die gesamte Geschichte der Stadt Lübben sowie der Niederlausitz abzudecken.“

52

Page 53: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

der Regel gut an, da die Leute besser an persönliche Erfahrungen anknüpfen können.“

Mittlerweile besitzt das Museum, das seine Sammeltätigkeit erst vor zehn Jahren

aufgenommen hat, eine größere DDR-Sammlung, die sich kontinuierlich weiter ausbaut

Niederlausitz-Museum Luckau

Das Museum in Luckau trägt bereits aufgrund seiner Räumlichkeiten einen besonderen Cha-

rakter. Auf dem Gelände eines mittelalterlichen Klosters entstand bereits im 18. Jahrhundert

eine ein Zucht- und Armenhaus. Später wurde der Gebäudekomplex durch immer neue An-

bauten erweitert. Der bekannteste Häftling ist sicher Karl Liebknecht, der hier von 1916 bis

zum Oktober 1918 inhaftiert war. In der NS-Zeit waren etwa die Hälfte der Insassen politi-

sche Häftlinge. Nach dem Krieg unterstand die Haftanstalt zunächst dem sowjetischen

NKWD. In der DDR-Zeit waren hier sowohl kriminelle als auch politische Häftlinge. Seit

1990 diente das Gefängnis als Frauenhaftanstalt. Mit dem Neubau eines Frauengefängnisses

außerhalb von Luckau endete 2005 die Nutzung des ehemaligen Klostergeländes als Gefäng-

nis.

53

Page 54: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 13: Ehemalige Haftanstalt Luckau, die heute Teil des Gebäudekomplexes Kulturkirche ist (Foto: Stefan Wolle)

Das Museum in Luckau wurde im Jahre 1912 als Kreisheimatmuseum eröffnet. 1958 wurde

das Luckauer Museum als Kreismuseum mit dem Schwerpunkt „Landwirtschaft vom LPG"

bestimmt. Daneben blieb der stadthistorische Anspruch erhalten Seit 1969 ist das Museum,

das weiterhin als Kreismuseum bezeichnet wurde, in städtischer Trägerschaft. 1991 wurde es

umbenannt in Heimatmuseum Luckau und 2001 in Niederlausitz-Museum Luckau. Insgesamt

hat es sein Profil als Stadt- und Regionalmuseum in der Tradition der Heimatmuseen bewahr-

t.Das Museum Luckau zog 2008 in die Kulturkirche in Nähe des Marktplatzes in Luckau.

Diese Kirche hat eine Geschichte, die deutschlandweit ihresgleichen sucht. Die Konzeption

wurde inhaltlich von der Museumsleiterin Helga Tuček, und der Kunsthistorikerin Dr. Iris

Berndt erarbeitet. Die Geschäftsführerin des Museumsverbandes Brandenburg Dr. Susanne

Köstering wirkte beratend und begleitete die Erarbeitung der Dauerausstellung.

54

Page 55: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Die Dauerausstellung trägt den Titel "Luckau - Tor zur Niederlausitz. Mensch, Kultur,

Natur." Sie löst sich gänzlich vom chronologischen Schema sondern untergliedert die

Präsentation in drei thematische Schwerpunkte.

Das erste Thema lautet: Mensch und Natur. Der Bereich besteht aus großen Dioramen, welche

sowohl von vorn als auch durch Sehschlitze von hinten betrachtet werden können. Die vom

Fenster aus sichtbare Vorderseite zeigt Wald: unheimlich, mythisch, feindlich - und die Tiere

des Waldes.

Der zweite Bereich steht unter dem Thema: Stadt-Land-Beziehungen: An den Außenwänden

und Fenstern geht die Ausstellung sodann in eine chronologisch strukturierte Erzählung über

die Stadt-Land-Beziehungen von der frühen Besiedlung des Luckauer Beckens bis in die

jüngste Vergangenheit über. Landwirtschaft unter verschiedenen sozialen, wirtschaftlichen

und politischen Vorzeichen spielt darin eine tragende Rolle. Objekte, Dokumente und

Fotografien stützen die komplexe Erzählung. Blickfang und Glanzstück der Ausstellung ist

ein Traktor sowjetischer Bauart aus der Nachkriegszeit. So wird die Bodenreform auf

eindringliche und attraktive Weise präsentiert ohne, dass die ewig gleichen Dokumente

vorgeführt werden. Das dritte Thema ist die Stadt Luckau. Natürlich spielt in so einer alten

Stadt wie Luckau das Mittelalter und die frühe Neuzeit eine hervorragende Rolle. Aber auch

die Erinnerung an die DDR kommt nicht zu kurz. Die Objekte und Dokumente sind konkret

auf die Stadtgeschichte bezogen und insofern sehr aussagekräftig.

55

Page 56: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 14: Sowjetischer Traktor, wie er in der Nachkriegszeit in der Landwirtschaft der SBZ eingesetzt wurde (Foto: Stefan Wolle)

Heimatmuseum Luckenwalde

Das Heimatmuseum Luckenwalde wurde 2006 nach einer aufwendigen Sanierung des Gebäu-

des neu eröffnet. Die ständige Ausstellung ist in der ersten Etage zu finden, während Son-

derausstellungen im Erdgeschoss zu besichtigen sind. Im gleichen Gebäude befindet sich die

Tourist-Information.

Die ständige Ausstellung "Luckenwalde - zur Geschichte einer Industriestadt" vermittelt

einen Überblick über die Geschichte von Industrie, Handwerk und Lebensweise in der Stadt.

Eine zweite Dauerausstellung gibt Einblick in die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers

Stalag III A.

56

Page 57: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Das Gebäude im Zentrum der alten Stadt wurde aufwendig restauriert und die Ausstellung

gänzlich neu gestaltet. Dabei konnten der Museumsleiter und seine Mitarbeiter eine

stadtgeschichtliche Sammlung nutzen, dessen Ursprünge bis in Jahr 1906 zurückreichen.

Nach der Neuorientierung der Heimatmuseen in den frühen fünfziger Jahren konnte das

Museum 1954 wieder eröffnet werden. 1985 wurde das Haus als Kreis-Heimatmuseum

eingestuft. Die alte Ausstellung wurde 1993 provisorisch neu gestaltet. Die alte Ausstellung

wurde 2004 geschlossen, dann erfolgten der zweijährige großzügige Umbau und die gänzliche

inhaltliche Neugestaltung der Dauerausstellung. Als Glücksumstand erwies sich die Tatsache,

dass Luckenwalde im Rahmen des europäischen Förderprogramms Urban II insgesamt 20,16

Millionen Euro für die Ausgestaltung der Kultureinrichtungen erhielt.53 Da rechtzeitig die

notwendigen Konzeptionen vorlagen, hat das Heimatmuseum von diesem Geld kräftig

profitiert. Die gute Zusammenarbeit mit der Bürgermeisterin wird vom Museumsleiter

ausdrücklich gelobt. In Luckenwalde hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein

florierendes Heimatmuseum ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Entwicklung einer

lebendigen Stadt sein kann. Dazu trägt auch auf eine intensive Vortrags- und

Publikationstätigkeit bei.54 Außerdem ist das Museum im Kulturleben von Luckenwalde

durch etwa zehn Sonderausstellungen im Jahr stets präsent. Die gute Zusammenarbeit mit der

Stadt wirkt sich auch auf die Personalsituation. Zwei Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die

etwa 70.000 bis 75.000 Exponate zu inventarisieren. Wie der Museumsleiter berichtet,

kommen nahezu täglich neue Spendenangebote.55 Viele Luckenwalder Bürger sehen ihre

Erinnerungstücke im Heimatmuseum gut aufgehoben. Das betrifft auch Exponate aus der

DDR-Zeit, neben Sachzeugnissen vor allem Fotos, Dokumente und andere Schrift- und

Bildzeugnisse. Das Museum verfügt über 160.000 Fotos und 10 Stunden Film. Die

53 http://www.luckenwalde.de/wirtsch/dokument/1-9_lw_stellt_sich_katalog_2011.pdf.Korrigierter Text. In der ersten Fassung des Gutachtens vom 20.04.2012 hieß es: „Als Glücksumstand erwies sich die Tatsache, dass Luckenwalde im Rahmen eine europäischen Förderprojekts 47 Millionen Euro für die Ausgestaltung von Kultureinrichtungen erhielt.“54 Vgl. Abschnitt Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeit. 55 Vgl. Abschnitt Sammeltätigkeit.

57

Page 58: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Sammlungen sind vor Ort zugänglich aber nicht über virtuelle Datenbanken zu erschließen.

Auf dieses Problem wird an anderer Stelle eingegangen.56

Das Sammelprinzip des Luckenwalder Heimatmuseums folgt einem einfachen aber

überzeugenden Prinzip. „Niemand wird mit seinen Sachspenden weggeschickt“, meint der

Museumsleiter im Gespräch. „Zur Not werden die Sachen anschließend weggeworfen.“

Die Dauerausstellung des Heimatmuseums Luckenwalde integriert die DDR-Thematik auf

geschickte Art und Weise. Sie unternimmt nicht den Versuch,, die gesamte Geschichte der

Sowjetischen Besatzungszone und der DDR von 1945 bis 1990 in einem geschlossenen

Ausstellungsbereich zu konzentrieren sondern hebt einzelne interessante Fakten der

Stadtgeschichte hervor. So widmet sie der lokalen Gründung einer sozialistischen

Einheitspartei noch vor der formellen Zulassung von KPD und SPD in der Sowjetischen Zone

eine eigene Vitrine. Solche Eigeninitiativen haben die Emissäre der Moskauer KPD-Führung

sehr ungern gesehen. Sie wurden in Luckenwalde wie auch anderswo durch die

Besatzungsmacht verboten. Anhand dieses Vorgangs lässt sich viel über die, von Legenden

überwucherten SED-Gründungsgeschichte erklären. Die viel gerühmte Sport-Nation DDR

wird exemplarisch vorgeführt anhand der Musterhüte der DDR-Olympia-Mannschaft, die seit

der Olympiade in Mexiko 1968 von einer Luckenwalder Firma hergestellt wurden.

Beispielhaft ist die Darstellung der Friedlichen Revolution und der nachfolgenden

Entwicklung. Die Umbruchszeit von 1989/90 gehört in vielen Museen zu den Bereichen, in

denen oft so genannte „Flachware“ dominierte, d.h. Flugblätter, Aufrufe, Protokolle, Fotos,

im besten Fall Plakate und Transparente. In Luckenwalde gibt es eine interessante Installation

von Texten, die über Kopfhörer abzuhören sind. Darin schildern authentisch zehn

Luckenwalder Bürger ihre persönlichen Erfahrungen während der Wendeereignisse. Bei der

Auswahl der Beispiele wurde darauf geachtet, dass sehr unterschiedliche Sichtweisen zu

Worte kommen. Die Meinungen reichen von einer uneingeschränkten Zustimmung zum

56 Vgl. Abschnitt Filmsammlungen.

58

Page 59: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Demokratisierungsprozess bis zur totalen Skepsis gegenüber der neuen Gesellschaft. Die

Installation ist durch persönliche Dokumente ergänzt, die der Besucher abrufen kann. Zu

dieser Installation wurde ein Schülerprojekt durchgeführt, in dem die Schüler die Zeitzeugen

der Ereignisse von 1989/90 interviewten. Das Museum bietet zum Thema DDR noch weitere

Möglichkeiten an.57

Hervorhebenswert ist im Heimatmuseum Luckenwalde bezüglich der Darstellung der DDR

insbesondere die gelungene Synthese zwischen der Stadtgeschichte und den politischen

Abläufen in der DDR-Geschichte.

Stadt- und Technikmuseum Ludwigsfelde

Das Museum in Ludwigsfelde wurde am 28. November 2002 an einem ebenso attraktiven wie

originellen Ort eröffnet. Das Museum in Trägerschaft der Stadt mietete zunächst das nicht

mehr genutzte Bahnhofsgebäude und kaufte es später von der Deutschen Bahn.58 Die Stadt

unterstützte das Projekt mit einer Million Euro.

57 Vgl. Abschnitt Schülerprojekte. 58 Gerhard Birk: Vom Ludwigsfelder Bahnhof zum Museum. Einst Tor zur Stadt, heute Fenster zur

Ortsgeschichte, hrsg. vom Zentrum für Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde, 2002.

59

Page 60: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 15: Motorroller aus Ludwigsfeld, wie sie seit 1954 produziert wurden (Foto: Stefan Wolle)

Das am 28. September 2002 im Bahnhofsgebäude eröffnete Stadt- und Industriemuseum

Ludwigsfelde legt das Schwergewicht ganz und gar auf die Industrie – und dies mit einiger

Berechtigung. Ludwigsfelde ist eine sehr junge Stadt. Sie war von Anfang an vor allem

Produktionsstandort. Von Anfang an, das heißt seit 1936. In der Waldeinsamkeit aber in der

Nähe Berlins wurde die größte Produktionsstätte Europas für Flugzeugmotoren aus dem

Boden gestampft. Seit Kriegsbeginn wurden auch Zwangsarbeiterinnen aus dem nahe

gelegenen KZ Ravensbrück eingesetzt. Zu den ehemaligen KZ-Sträflingen aus aller Welt

pflegt das Museum seit Jahren eine intensive Verbindung. 1944 wurden die Anlagen durch

alliierte Bombenangriffe etwa zur Hälfte zerstört. Doch bald nach dem Krieg ging die

Produktion weiter. Nun wurden vor allem Kraftfahrzeuge gebaut, so der legendären LKW-

60

Page 61: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Typen W 50 und L 60, der bis heute in vielen Ländern der Welt, insbesondere in Afrika und

Asien, gute Dienste leistet.

Abbildung 16: Modell eines LkW vom Typ W 50 im Stadt- und Technikmuseum Ludwigsfelde (Foto: Stefan Wolle)

Nach dem Ende der DDR siedelten sich neuerlich große Firmen hier an. Die Produktionsstätte

mit all ihren guten und schlechten Seiten ist also der rote Faden der Geschichte einer Stadt,

die sonst keine historischen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Insofern ist es fast zwingend,

dass das Stadtmuseum eine Art Technik- und Automobilmuseum ist. Dies bietet

Anknüpfungspunkte und Identifikationsmöglichkeiten.

Das betrifft auch die sportlichen Erfolge, die von den DDR-Sportlern mit dem Motorrennboot

„Delphin“ errungen wurden. Sie werden ganz unbefangen und unreflektiert dargestellt, als

wäre die DDR eine ganz normale Sportnation gewesen.

61

Page 62: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 17: Trophäen des DDR-Motorrennsports im Stadt- und Technikmuseum Ludwigsfelde (Foto: Stefan Wolle)

Ganz sicher kommt das Museum damit der Sichtweise vieler Besucher entgegen.

Das Museum ist in große Events, insbesondere die mit internationaler Beteiligung

durchgeführten Motorradroller-Rallyes, involviert. Die Einwohner von Ludwigsfelde sind

stolz auf ihre Stadt und ihre Produktionsstätten, nicht zuletzt auch darauf, dass Ludwigsfelde

im Unterschied zu manch anderer ostdeutschen Region wirtschaftlich recht gut abschneidet.

Die Stadt hat im Gegenzug für eine großzügige Förderung des Museums gesorgt.

Gegenwärtig entsteht neben dem historischen Bahnhofsgebäude eine neue moderne

Ausstellungshalle. Weitere Fördermittel des Landes und der Europäischen Union sind

beantragt.

62

Page 63: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Heimatmuseum Müllrose

Das Heimatmuseum Müllrose befindet sich in einem schön renovierten alten Gebäude im

Zentrum der ehemaligen Ackerbürgerstadt inmitten einer landschaftlich reizvollen

Umgebung. Dies ist insofern von Belang, als dass der Ort, der sich gerne Tor zum Schlaubetal

nennt, viele Touristen anzieht. Das Museum wurde 1933 als Krönung des Lebenswerkes des

Rektors der Stadtschule eingerichtet. Es verfügt deswegen über eine beachtliche Sammlung.

Die Räumlichkeiten dagegen sind eher beschränkt. Auf 150 Quadratmetern wird die gesamte

Stadtgeschichte von den urgeschichtlichen Siedlungen bis zur Gegenwart dargestellt. Die

DDR-Geschichte findet innerhalb dieses chronologischen Ablaufs rein räumlich ihren

63

Page 64: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

gebührenden Platz.

Abbildung 18: DDR-Vitrine im Heimatmuseum Müllrose (Foto: Stefan Wolle)

64

Page 65: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Die entsprechenden Vitrinen bieten allerdings ein reines Sammelsurium an beliebigen

Erinnerungstücken. Konsumgüter, Alltagsgegenstände, alte Zeitungen, Dokumente, Symbole

der Staatsmacht finden sich unkommentiert nebeneinander. Allerdings finden sich zu den

Ereignissen der Jahre 1989/90 einige lokalgeschichtliche Dokumente. Das Nebeneinander von

Alltagstrivialität und Machtsymbolen oder Dokumenten der politischen Geschichte kann

natürlich auch seinen Sinn haben, wenn man es bewusst als die dialektische Einheit der

Gegensätze inszeniert. Gerade dieses Nebeneinander von Alltag und Präsenz der Ideologie

und der repressiven Struktur war ja ein Teil der Lebenswirklichkeit in der SED-Diktatur. In

Müllrose aber scheint die Beliebigkeit zu herrschen. Zudem wird die Präsentation der

historischen Objekte durch Texte untersetzt, die gelinde gesagt in dieser Form nicht mehr in

die Gegenwart passen. Auf die Schrifttafeln wird weiter unten im Zusammenhang

eingegangen.59

Abbildung 19: DDR-Alltagsecke im Heimatmuseum Müllrose (Foto Stefan Wolle)

59 Vgl. Abschnitt Schwierigkeiten mit der inhaltlichen Positionsbestimmung.

65

Page 66: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Städtisches Museum Schwedt (Oder)

Das Stadtmuseum in Schwedt konzentriert sich in seiner Dauerausstellung auf die Ur- und

Frühgeschichte der Region, die Reformation speziell unter dem Aspekt des Calvinismus, den

Tabakanbau und die Fischerei. Die Darstellung endet etwa mit dem Jahr 1920. Die DDR

kommt nur im Zusammenhang mit der Tabakindustrie vor. In einer stillgelegten

Tabaktrockenscheune im nahe gelegenen Dorf Vierraden ist ein spezielles Museum

entstanden, das selbst solche aktuellen Themen wie den Zigarettenschmuggel behandelt.

Das Museum erstellt allerdings eine Reihe von Sonderausstellungen, die u.a. auch das Thema

DDR behandeln. Im Jahr 2004 fand eine Ausstellung über Schwedt in den sechziger Jahren

statt, 2009 folgte unter dem Titel „Schwedter Aspekte“ eine Ausstellung über die Stadt in sen

siebziger Jahren. Eine Ausstellung über die achtziger Jahre ist geplant.

Erwähnenswert ist vor allem die Ausstellung „Zwischen Pflicht und Kür. Lebenslinien

Schwedter Frauen 1636-201060“. Finanziell unterstützt vom „Kulturland Brandenburg“, das

Sich 2010 unter dem Motto „Mut & Anmut“ dem Thema Frauen in Brandenburg gewidmet

hatte, wählte das Museum zehn exemplarische Frauenbiographien für eine Ausstellung aus.

Dazu existiert eine hervorragend gestaltete Begleitpublikation.

Für das Jahr 2013 ist eine Sonderausstellung „Spiele in der DDR“ in Vorbereitung.

Das Museum, insbesondere deren Leiterin Anka Grodon, beschäftigt sich sehr intensiv mit

der Militärstrafanstalt Schwedt.61 Für den Zeitraum 2012 bis 2015 ist ein Projektantrag bei der

Stasi-Beauftragten des Landes eingereicht. Im Rahmen dieses Projektes soll für das Jahr 2014

eine Sonderausstellung zum Thema Militärgefängnis durchgeführt werden. Dazu soll eine

Zeitzeugenbefragung mit ehemaligen Insassen stattfinden.

60 Zwischen Pflicht und Kür. Lebenslinien Schwedter Frauen 1636-2010, Schwedt 2010.61 Anke Grodon: Das Militärgefängnis und die Disziplinareinheit in Schwedt, in: Schwedter Museumsblätter, 3. Jg. (2010), S. 20 ff.

66

Page 67: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Bemerkenswert intensiv ist auch die Publikationstätigkeit des Stadtmuseums Schwedt.62

Museum Dahme

Als Beispiel für eine ganz kleine Heimatstube sei hier noch das Museum Dahme angeführt.

Der Leiter des Museums macht einige interessante Bemerkungen zur Situation in der DDR,

aus der auch seine heutige Haltung erwachsen ist. Er schreibt, sein Vorgänger, von dem er das

Museum 1989 übernommen habe, „ hat die Aufgabe eines Heimatmuseums immer im

wahrsten Sinne verstanden und stand somit immer auf Kriegsfuß mit der Obrigkeit. Vorteil:

wir brauchten unsere ständige Ausstellung nach der Wende im Wesentlichen nicht zu ändern.

Wir sind geblieben, was wir sind: ein Tradition und heimatgeschichtliche Themen

vermittelndes Museum.“ Bezogen auf die DDR-Thematik meint er: „Ich habe auch den

Eindruck, dass das Thema gern beiseite geschoben wird.“ Dann räumt er ein: „Allerdings gab

es schon im Rahmen der ‚Kulturlandkampagne‘ eine Sonderausstellung zum Jahr 1989 – und

wider meiner Erwartung mit durchweg positiver Resonanz. Natürlich kommt man auch mit

Besuchern ins Gespräch. Hierbei sind die Haltungen durchaus differenziert. Im Wesentlichen

klingt jedoch der Tenor: diesen Staat DDR wollen wir nicht wieder haben!!!“

Wertung und Vergleich

Eine Ausstellung ist dem Wesen nach ein komplexes Gesamtkunstwerk, dessen Beurteilung

notgedrungen einer starken Subjektivität unterliegt. Noch schwieriger ist es, einen einzelnen

Teil aus einer Ausstellung heraus zu lösen und quantifizierend zu bewerten. Vor allem stellt

sich die Frage nach den Bewertungskriterien.

62 Vgl. Abschnitt Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeit.

67

Page 68: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Maßstab des Urteils ist vor allem der Grad, in dem es gelungen ist, durch interessante Objekte

und Inszenierungen dem Museumsbesucher, besonders dem jugendlichen Betrachter, zum

Nachdenken über das DDR-System zu bringen. Dafür gibt es kein Rezept und keinen

Königsweg sondern nur ein immer wieder neues Experimentieren und Suchen.

Deswegen soll im folgenden Abschnitt der Versuch einer Klassifizierung der Sicht- und

Herangehensweisen der Heimatmuseen an die DDR-Thematik vorgenommen werden. Sie

zeigt deutlich, dass Vergleichsmaßstäbe, gar Wertungen, überall dort kompliziert sind, wo die

unterschiedlichsten Wege mit Erfolg beschritten wurden. Oft halten sich Schwächen und

Defizite auf der einen Seite mit Stärken und guten Ideen auf der anderen Seite die Waage.

Beispielsweise scheint die öffentliche Präsenz des Museums Ludwigsfelde beispielhaft zu

sein, die einseitige Präsentation von Kraftfahrzeugtechnik im DDR-Teil aber eher

diskussionswürdig. Im Stadtmuseum Brandenburg ist die Durchführung von Schülerprojekten

hervorragend, das Vertrauensverhältnis zu den kommunalen Amtsträgern aber nachhaltig

gestört. So ist in der Dauerausstellung des Museums Viadrina die DDR nur spärlich vertreten,

dafür leistet das Museum in der erwähnten Gedenkstätte eine wichtige Arbeit. Ähnlich sieht

es im Stadtmuseum Schwedt aus. Die Liste dieser Widersprüche ließe sich fortsetzen.

Es ist nicht zu übersehen, dass manche kleinere Heimatstuben die DDR-Thematik scheuen.

Die Auseinandersetzung mit der Gegenwart scheint ihrer Tradition und ihrem

Selbstverständnis zu widersprechen. Sie können nur durch die erfolgreiche Arbeit anderer

Heimatmuseen dazu angeregt werden, sich für neue Themen zu öffnen.

Deswegen soll statt eines Rankings oder einer Punkteverteilung der Versuch unternommen

werden, die verschiedenen Möglichkeiten der Präsentation von DDR-Geschichte zu

systematisieren.

68

Page 69: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Vierter Teil

Verschiedene Grundkonzeptionen der Darstellung von

DDR-Geschichte

Varianten der Darstellung von DDR-Geschichte in den

Heimatmuseen

In den letzten Jahren erfreuen sich Museen mit speziellen Themenstellungen wachsender

Beliebtheit, insbesondere dann, wenn sich eine organische Verbindung zum authentischen Ort

des Geschehens herstellt. Oft wird auch der Ort selbst zum Objekt der Betrachtung. Das

können Industriedenkmale sein oder andere Lokalitäten.

Das Niederlausitz Museum Luckau oder das Kulturhistorische Museum im

Dominikanerkloster in Prenzlau sind als bauhistorisches Denkmal an sich bereits sehenswert.

Es ist in diesen beiden und einigen anderen Fällen gelungen, den Ort und die Ausstellung und

die Exposition zu einem organischen Gesamtkunstwerk zu verbinden.

Ein erheblicher Teil der vorhandenen Stadt- und Regionalmuseen widmet sich in der anderen

oder anderen Weise der DDR-Zeit. Nur wenige, meist sehr kleine Museen, verschließen sich

gänzlich allen aktuellen Bezügen. Eine präzise Quantifizierung ist in diesem Fall nicht

sinnvoll, da die Grenzen zwischen den Heimatmuseen und Spezialsammlungen fließend sind.

Einige Museen verzichten auf eine geschlossene Darstellung der DDR-Zeit und integrieren

die Darstellung in thematisch aufgebaute Ausstellungen. In anderen Fällen setzt man die

Zusammenarbeit mit vorhandenen Gedenkstätten oder auf Sonderausstellungen.

Grob gesehen lassen sich fünf Varianten der Bewältigung der DDR-Thematik unterscheiden:

69

Page 70: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

1. Präsentation der SBZ/DDR-Geschichte als abschließenden Teil einer chronologisch

strukturierten Gesamtdarstellung der Region bzw. Stadt oder Gemeinde

2. Exemplarische Darstellung der DDR-Entwicklung anhand verschiedener lokal

bedeutsamer Themen ohne den Anspruch auf eine umfassende Darstellung der DDR-

Geschichte oder gar auf Vollständigkeit

3. Integration der DDR-Geschichte in eine thematisch strukturierte Dauerausstellung

4. Darstellung der DDR im Rahmen eines chronologisch aufgebauten

Schwerpunktthemas unter Verzicht auf andere Aspekte der DDR-Gesellschaft

5. Konzentration der DDR/SBZ-Darstellung an einem authentischen Ort des Gedenkens

unter teilweisem oder gänzlichem Verzicht auf eine umfassende Darstellung anderer

Themen der DDR-Geschichte

Jede der fünf Möglichkeiten hat ihre innere Logik sowie ihre Vor- und Nachteile. Natürlich

gibt es eine Reihe von Überschneidungen und Doppelungen. Es gibt auch Möglichkeiten der

Kombination der verschiedenen Varianten. Es zeigt sich, dass allein die formale wie

inhaltliche Vielfalt eine lebendige Museumslandschaft garantiert. Die fünf Varianten sollen

im Folgenden an Beispielen erläutert werden.

70

Page 71: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Variante 1:

Präsentation der SBZ/DDR als abschließenden Teil einer

chronologisch strukturierten Gesamtdarstellung

Das klassische Heimatmuseum, wie es im 19. Jahrhundert entstanden ist, geht von einem

universalistischen Anspruch aus. Es präsentiert die Geschichte der Region, der Stadt oder des

Ortes von den Uranfängen bis in die jüngste Geschichte. Die Grenze zwischen Geschichte

und Gegenwart wurde unterschiedlich gewählt. Oft waren es die Kriege der Napoleonischen

Zeit. Auf jeden Fall aber ging es von der Vorgeschichte – wie man damals sagte –

schrittweise durch das Mittelalter bis in die Neuzeit. Auch sollten möglichst alle thematischen

Bereiche abgedeckt werden, also die politische Geschichte, die Sozial- und

Wirtschaftsgeschichte, das heimatliche Brauchtum usw. So entstanden schon im 19.

Jahrhundert beachtliche Sammlungen auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Auch die

Heimatmuseen der DDR hielten sich in der Regel an das traditionelle Muster. Sie unterlegten

das Schema lediglich mit einer anderen Geschichtsideologie und Terminologie. Der letzte

Höhepunkt der Geschichte war nun in der Regel die Bodenreform von 1945 und die

Gründung der DDR. Es folgten noch Schrifttafeln über die Erfolge im sozialistischen Aufbau

und Produkte aus der heimischen Industrie und viel politische Agitation.

Abgesehen von den ideologischen Implikationen hat das Grundmuster viele Vorteile. Das

Schema ist von systematischer Übersichtlichkeit, bedient viele Interessen und lehnt sich direkt

an den Schulunterricht an. Zudem können viele kleinere Museen mit ihrem Pfund wuchern

und Exponate aus ihren umfangreichen Sammlungen zur Geltung bringen. Insofern ist nicht

falsch, wenn viele Heimatmuseen in den letzten Jahren dieses Grundmuster übernommen

haben.

71

Page 72: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Die Zeit zwischen 1945 und 1989/90 bilden in den Ausstellungsräumen das letzte Kapitel der

Lokalgeschichte. Ausgangspunkt ist das Kriegsende 1945 und der Endpunkt die Friedliche

Revolution bzw. die Wiedervereinigung. Viele kleinere Museen haben dieses bewährte

Grundmuster beibehalten. So die Museen in Müllrose, Eisenhüttenstadt und Brandenburg an

der Havel.

Variante 2:

Exemplarische Darstellung der DDR anhand verschiedener lokal

bedeutsamer Themen

Der Verzicht auf eine geschlossene, chronologisch aufgebaute DDR-Darstellung erfordert

eine spezielle Inszenierung im Eingangsbereich. Ein Symbol, ein Zeichen, vielleicht könnte

man von einer Art Notenschlüssel sprechen, der auf die Tonart der Ausstellung vorbereitet.

Sehr einfallsreich ist die Gestaltung der Eingangssituation in Luckenwalde. Dort begrüßt den

Besucher am Eingang eine Installation mit markanten Zeugnissen der Ortsgeschichte aus

allen Geschichtsepochen. Insgesamt handelt es sich um 12 Objekte, die jeweils für eine

bestimmte Zeit stehen. Sofort ins Auge sticht der gestrickte Pullover von Rudi Dutschke, dem

wahrscheinlich berühmtesten Sohn der Stadt. Hinzu kommen weitere Objekte aus dem Leben

Dutschkes, die allerdings gegenwärtig als Leihgaben anderenorts gezeigt werden. Hier stößt

man auf eines der seltenen Beispiele einer Verknüpfung der Geschichte der DDR mit der

Geschichte der Bundesrepublik und Westberlins. Für die DDR-Zeit steht ein 45minütiger

Film zum 15. Jahrestag der Republik, der in der Dauerschleife läuft.

Durch Exponate aus verschiedenen Epochen wird die Kontinuität der Geschichte angedeutet.

Hier ist eine Klammer geschaffen, welche die divergierenden Elemente zusammenhält.

72

Page 73: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Das Grundthema der Ausstellung in Luckenwalde ist die Textilindustrie ohne dass sich die

Darstellung sklavisch an das Thema klammern würde. Ein echter Blickfang ist ein monströs

wirkender eiserner Webstuhl, den man auf den ersten Blick im 19. Jahrhundert verorten

würde, der aber tatsächlich bis in die sechziger Jahre in Betrieb war. Das sagt viel über den

technologischen Standard der DDR-Industrie aber auch über die Schwierigkeiten, mit denen

die DDR-Einwohner tagtäglich zu kämpfen hatten.

Das Städtische Museum Fürstenwalde geht in seiner Dauerausstellung zunächst

konventionelle Wege. Im DDR-Teil wird die örtliche Industrie dargestellt. Es folgen Vitrinen

über Massenorganisationen und schließlich Plakate und Aufrufe des Wendeherbstes 1989.

Ergänzt wird dieser chronologische Teil durch eine Ausstellung zum Werk des bekannten

Buchillustrators Gerhard Goßmann, der in Fürstenwalde gelebt hat.63 Dieser, mit vielen

Buchkunstpreisen ausgezeichnete Künstler hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher der DDR

mit seinen charakteristischen Federzeichnungen versehen. Wer in der DDR der fünfziger und

sechziger Jahre aufgewachsen ist, den haben die charakteristischen Federzeichnungen zu

vielen Werken der Weltliteratur durch die Kindheit und Jugend begleitet. Es geht also nicht

um irgendeinen Künstler, der mehr oder weniger zufällig in der Stadt gewohnt hat, sondern

um ein exemplarisches Stück DDR-Kulturgeschichte.

63 Gudrun Schulz: Gerhard Goßmann. Ausstellungsführer zur Gerhard-Goßmann-Galerie im Museum Fürstenwalde/Spree, hrsg. von der Stadtverwaltung Fürstenwalde/Spree, 1992.

73

Page 74: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 20: Schutzumschlag von Gerhard Goßmann zu James Fenimor Cooper „Wildtöter“, Verlag Neues Leben, Berlin (DDR) 1954

In einige Stadtmuseen geht durch die beschriebene Form der Integration in übergreifende

Komplexe eine kritische Auseinandersetzung mit dem Komplex DDR fast gänzlich unter, so

im Stadtmuseum Schwedt (Oder). Die DDR erscheint eigentlich nur im Zusammenhang mit

der Eisenbahn. In der Vitrine hängt eine Reichsbahnuniform und einige Stücke aus den

Speisewagen der Mitropa erscheinen im Zusammenhang mit dem Eisbahnteil. Das Museum

widmete der DDR-Aufarbeitung allerdings Sonderausstellungen sowie informative

Publikationen. Gegenwärtig wird eine Ausstellung über DDR-Kinderbücher vorbereitet.

Außerdem betreibt das Museum intensive Recherchen zu der berüchtigten Militärhaftanstalt

der NVA in Schwedt.

74

Page 75: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Variante 3:

Integration der DDR-Geschichte in eine thematisch strukturierte

Dauerausstellung

In dem am 16. Mai 2010 unter der Bezeichnung Museum-Galerie neu eröffnetem

Heimatmuseum Falkensee ist die übergreifende Klammer das Werk der Lyrikerin Gertrud

Kolmar. Die Dichterin, die in Falkensee gelebt hat, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert

und ist dort unter ungeklärten Umständen gestorben. Zitate aus ihren Gedichten, die auch von

der Liebe zu ihrer Heimat zeugen, begleiten den Besucher durch den gesamten Rundgang.

Während dieses Rundgangs werden nicht einzelne Zeitepochen abgehandelt sondern Themen

umrissen, die für den Ort Falkensee von Bedeutung waren. Die Zusammenhänge sind oft

überraschend, dafür aber umso einprägsamer. Vor allem aber reichen sie von der Urzeit bis in

die Gegenwart. Beispielsweise stammen die ersten bekannten Tragnetze der Geschichte von

slawischen Fischern aus dem Havelland bei Falkensee. An dieser Stelle wird der Bogen

gespannt zum Einkaufsnetz, das bekanntlich jeder pfiffige DDR-Bürger stets bei sich führte,

falls er irgendwo „dazu kommt“, wo es irgendeine Mangelware aber weder Papier- noch

Plastetüten gab. Das mag weit hergeholt erscheinen, erinnert aber an eine Schilderung aus

dem DDR-Alltag: „Die DDR-Bewohner waren ein Volk der Jäger und Sammler, immer auf

der Pirsch. … Überhaupt glich der Einkauf einer Großwildjagd. Mutti teilte vor der Kaufhalle

die Geschwister ein. Einer stellt sich am Fleischstand, einer am Gemüsestand, einer schon an

der Kasse mit dem Einkaufswagen an. Mutti kümmerte sich in der Getränkeabteilung um das

Bier …“64

64 Die heile Welt der Diktatur? Herrschaft und Alltag in der DDR. Eine Ausstellung mit Fotos von Harald Schmitt und Texten von Stefan Wolle, hrsg. von der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem stern, 2010.

75

Page 76: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Eine weitere interessante Beziehung stellt das Museum in Falkensee durch die Historisierung

der eigenen Sammlung her. Sie stellt die Entstehung und die Pflege der Sammlung in der

DDR-Zeit dar. Es handelt sich dabei um eines der oben bereits angedeuteten Beispiele, dass

allen Widrigkeiten zum Trotz einzelne Museumsleute sich den ideologischen Vorgaben

entzogen und sich stattdessen liebevoll dem Detail der naturkundlichen und

vorgeschichtlichen Forschung widmeten. Solche Refugien wurden von der SED-Obrigkeit

nicht gerade gerne gesehen, doch in vielen Fällen geduldet.

Eine sehr glückliche Lösung hat die am 29. November 2011 eröffnete Dauerausstellung des

Niederlausitz-Museums Luckau verwirklicht. In der weiträumig geschnittenen Anlage mit

Gefängnis, Kloster und Kirche wird neben der erwähnten Geschichte der Haftanstalt das

Verhältnis der Bewohner zur Landschaft, der Region und der Stadt präsentiert. Die

Dauerausstellung beginnt mit einem Prolog, in dem Luckauer Geschichten aus der Gegenwart

heraus erzählt werden. Auf einer heizbaren Sitzbank aus Niederlausitzer Ofenkacheln sitzend,

können die Besucher Geschichten hören.

Abbildung 21 : Kachelofen als Erzählbank im Niederlausitz-Museum Luckau (Foto: Stefan Wolle)

76

Page 77: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Mit dem Durchschreiten der großen, räumlich ausgestalteten Querwand (Brandwand) betreten

die Besucher anschließend den Hauptteil der Ausstellung.

77

Page 78: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Variante 4:

Darstellung der DDR im Rahmen eines in sich geschlossenen

Schwerpunktthemas unter Verzicht auf andere Aspekte der DDR-

Gesellschaft

Während die Kriegsproduktion und die Ausbeutung von KZ-Häftlingen für die NS-Zeit einen

deutlichen Kontrapunkt setzen, ist das für die DDR-Zeit viel schwieriger. Vor lauter

Begeisterung für die Lastkraftwagen aus Ludwigsfelde – die übrigens auch beim Militär

eingesetzt waren – geht die Komplexität der DDR-Gesellschaft tendenziell verloren. Auch die

Erfolge der Motorboote aus Ludwigsfelde bei internationalen Wettbewerben werden

ausführlich gewürdigt. Dieser Stolz über das traurige Ende des Staatswesens hinaus soll nicht

vorschnell denunziert werden. Er ist vielleicht ehrlicher als manche eilige Wendung aller

DDR-Erfolge ins Negative. Doch genauso wahr ist, dass der DDR-Sport ein Mittel der

politischen Aufwertung eines Staates war, der es sonst international wie bei den eigenen

Bürgern schwer hatte, Anerkennung zu finden.

Möglicherweise gibt es keinen wirklichen Ausweg aus diesem Widerspruch, der am Beispiel

des erfolgreichen und attraktiven Stadtmuseums Ludwigsfelde dargestellt wurde. Doch so

faszinierend die Technik-Ausstellung gerade für jüngere Besucher sein mag, so fragwürdig ist

der Verzicht auf alle anderen Aspekte der DDR-Wirklichkeit.

Weitere Beispiele für diese Methode der DDR-Integration sind das Stadt- und

Industriemuseum in Guben, das seine übrigens elegant gestylte und durchaus sehenswerte

Exposition, welche die heimische Hutproduktion in den Mittelpunkt stellt. Auch ein Muster

von Erich Honeckers berühmtem Strohhut ist zu sehen. Sonst erfährt der Besucher wenig über

die politischen Zusammenhänge.

78

Page 79: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Anders im Schorfheide-Museum Groß-Schönebeck. Die „Jagdliebe der Mächtigen wird

augenscheinlich angesichts der Rotwildtrophäen Kaiser Wilhelm II. neben denen von DDR-

Größen wie Erich Honecker und Günter Mittag“, heißt es dazu im Brandenburger

Museumsführer.65 Wir haben hier ein Beispiel dafür, dass auch das scheinbar unpolitische

Detail, in dem Falle die Staatsjagd, aussagekräftig für die Bewertung eines politischen

Systems sein kann.

Auch das städtische Museum in Eisenhüttenstadt präsentiert vor allem eine junge

Industriestadt der DDR. Neben dem Städtebau steht das Eisenhüttenkombinat Ost (EKO) im

Mittelpunkt der Ausstellung. Die Arbeitswelt und die Freizeit der Werktätigen werden anhand

von Dokumenten und Objekten gezeigt. Dennoch kommt keine Ostalgie auf. Neben den

Texten geschieht das beispielsweise dadurch, dass zwischen der unvermeidlichen Urkunde

„Held der Arbeit“ und dem Aktivistenausweis auch ein abgestoßenes Emailleschild gezeigt

wird, mit der Aufschrift „Durchgang für Häftlinge verboten“. Dies verweist darauf, dass im

EKO auch Insassen der Strafanstalt eingesetzt wurden, darunter auch politische Häftlinge.

65 Museen in Brandenburg, a.a.O., S. 99.

79

Page 80: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 22: Verbotsschild aus dem EKO im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt (Foto: Stefan Wolle)

Variante 5:

Konzentration der DDR/SBZ-Darstellung auf einen Ort des

Gedenkens

Eine interessante und gelungene Kombination von Regionalmuseum und Gedenkort wurde in

Luckau gestaltet.66 Von 1747 bis 2005 wurde die in der Reformation säkularisierte

Klosteranlage als Gefängnis genutzt. Es bietet sich hier die seltene Gelegenheit, die

Geschichte des Strafvollzugs vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart am authentischen Ort

nachzuvollziehen. Karl Liebknecht hat hier gesessen, in der NS-Zeit der Schriftsteller Günter

Weisenborn und der spätere Intendant des NWDR, der Sozialdemokrat Adolf Grimme. Die

66 Kloster – Knast – Museum. In der Kulturkirche bezog das Niederlausitz-Museum sein neues Domizil, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 15 (Dezember 2009), S. 54 f.

80

Page 81: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

DDR-Zeit fügt sich nahtlos in eine Geschichte der Unterdrückung ein. Die 1951 eröffnete

Karl-Liebknecht-Gedenkstätte wurde nach der Wende nicht in die Rumpelkamme verbracht,

sondern sinnvoll in die neue Ausstellung integriert.

Abbildung 23: Ein Schild aus der Karl-Liebknecht-Gedenkstätte der DDR in der Ausstellung des Niederlaustitz-Museums Luckau (Foto Stefan Wolle)

Zusätzlich gibt es in verschiedenen Museen übergreifende Themen und Installationen. So

beispielsweise in der Dauerausstellung des Museums Viadrina in Frankfurt (Oder). Dort geht

es um die Darstellung der Stadt als Garnison im Laufe der Geschichte. In einer Vitrine sind

die Uniformen und Stahlhelme der kaiserlichen Reichswehr, der faschistischen Wehrmacht

und der Nationalen Volksarmee der DDR ausgestellt. Wir haben hier also ein Beispiel dafür,

dass die Insignien der DDR-Staatsmacht nicht zusammenhanglos zur Schau gestellt werden

sondern in einen historischen Sinnzusammenhang eingeordnet werden. Gerade der Vergleich

zwischen dem Waffenrock der Wehrmacht und der Uniform der NVA gibt zu denken, ohne

dass plakativ auf die 1956 durchaus beabsichtigte Ähnlichkeit in Schnitt und Farbgebung

hingewiesen werden muss. Auch beim Anhören der preußischen Märsche des Frankfurter

Militärmusikers Gottfried Piefke, die in einer Hörstation geboten werden, hat der ehemalige

DDR-Bürger interessante Wiedererkennungseffekte. Auch das NVA-Musikkorps pflegte

diese preußische Tradition.

81

Page 82: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 24: Uniformröcke der deutschen Geschichte im Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) (Foto: Stefan Wolle)

82

Page 83: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Fünfter Teil

Einzelne Problemkreise

Schwierigkeiten der inhaltlichen Positionsbestimmung

Das Grundproblem jeder musealen DDR-Präsentation bleibt die Darstellung des

Widerspruchs zwischen dem System der Repression und der lebendigen Alltagserfahrung, die

breiter, vielfältiger und bunter ist als die Erinnerung an die Unterdrückung. Selbst wenn man

die allzu menschliche Sehnsucht nach der Verklärung der Vergangenheit abzieht, bleibt

immer noch ein schwer zu erklärender Rest.

Das Objekt hat eine starke Assoziationskraft, doch es kann auch verführen. Ein Beispiel mag

dies illustrieren. Wer wird beim Anblick eines Teddys aus dem VEB „Plüti“ aus dem

Spielwarenkombinat Sonneberg an die Stasi oder die Mauer denken. Dennoch hat der süße

kleine Bär zur Welt der Kindheit gehört. Er war zweifellos sogar wichtiger als Ernst

Thälmann oder Wladimir Iljitsch Lenin. Der Wiedererkennungseffekt ist groß. Der Besucher

möchte das Plüschtier seinen Kindern und Enkeln zeigen. Alle sind glücklich und der

Schrecken des Stasi-Knasts – egal ob erlebt oder erzählt – selbst die alltäglichen kleinen

Demütigungen des Realsozialismus sind unendlich weit weg. Sofort ist die Legende von der

DDR als dem Land der glücklichen Kinder wieder da. Da helfen keine Schrifttafeln, keine

Bilddokumente und keine Statistik. Der Teddy bleibt immer Sieger.67 Der Weg vom Objekt

zur Analyse ist lang und schwierig. Was sagen die Plasteeierbecher in Hühnchenform über die

kommunistische Diktatur? Der Ruf nach Kontextualisierung ist allgegenwärtig, doch deren

Verwirklichung bleibt – frei nach Bertolt Brecht – das Einfache, das schwer zu machen ist.

67 Stefan Wolle: Waschputzis Wahrheit, in: Die Zeit, 46/9. November 2000; dass. unter dem Titel: Der Waschbär im Panzerschrank“ in: Horch & Guck. Historisch-literarische Zeitschrift des Bürgerkomitees „15. Januar“ e.V., Heft 30, 9. Jg. (2000), Heft 2, S. 24 ff.

83

Page 84: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Die Probleme schon beginnen bei der Terminologie. So liest man auf der Schrifttafeln des

Museums in Müllrose unter der Überschrift „Sozialismus“: „Kennzeichnend für die

antifaschistisch-demokratische Umwälzung nach 1945 war in Müllrose die Schaffung

demokratischer Bildungs- und Erziehungseinrichtungen und damit Überwindung des mit

Naziideologie verseuchten Gedankengutes. Die führende Kraft im Prozess des friedlichen

Wiederaufbaus war von Anfang an die SED, deren Müllroser Ortsgruppe Ende April 1946 im

Gasthaus ‚Goldener Engel“ gegründet wurde.“ Es folgt ein Verweis auf die

Verwaltungsreform von 1952, die Müllrose dem Landkreis Fürstenberg/Eisenhüttenstadt

zuordnete. Der Name Stalinstadt, den die sozialistische Retortenstadt von 1953 bis 1961 trug,

wird einfach unterschlagen, ganz so wie es während der DDR-Zeit üblich war. Dann kommt

eine Aufzählung der neu gegründeten Industriebetriebe in der Region. Als Quelle wird eine

DDR-Publikation von 1984 angegeben.68

Abbildung 25: Symbole der FDJ und der Jungen Pioniere im Museum Müllrose (Foto: Stefan Wolle)

68 Müllrose. Tor zum Schlaubetal. Führer durch die Stadt und ihre Umgebung, Müllrose 1984.

84

Page 85: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Auch die daneben hängende Chronologie scheint unreflektiert aus einer DDR-Publikation

übernommen. Auf den Schrifttafeln entsteht das Bild eines antifaschistisch-demokratischen

Aufbruchs, der bruchlos in eine blühende Gesellschaft mit vielen Neugründungen übergeht.

Erwähnenswert in der Chronologie ist beispielsweise unter dem Jahr 1982: „Müllrose erhält

Ehrenurkunde des Ministerrates und des Nationalrates der Nationalen Front: ‚Schöner unsere

Städte und Gemeinden – Macht mit!“. Unter dem Jahr 1986 verzeichnen die Annalen von

Müllrose: „Einweihung des Thälmannparks mit Denkmal am Strandbad“. Getilgt aus der

Geschichte sind dagegen alle politischen Ereignisse vom 17. Juni 1989 über den Mauerbau

bis zum Wendeherbst 1989. Für das Jahr 1989 enthält die Chronik als einzigen Eintrag:

„Gestaltung der Seenallee als ‚Initiativobjekt‘ durch die Müllroser Handwerker.“

Ehe man dem Museumsbesucher solche Schriftsätze präsentiert, sollte man lieber auf

Kommentare gänzlich verzichten und die Exponate für sich sprechen lassen.

Eine ähnliche Chronologie im Museum Fürstenwalde zeigt, dass es durchaus sinnvoll und

möglich ist, historische Ereignisse von nationaler Bedeutung auf die Stadtgeschichte zu

beziehen und mit rein lokalen Begebenheiten zu kombinieren. Ohne auf den Ortsbezug zu

verzichten, werden dort die wichtigen politischen Zusammenhänge benannt. Auch in anderen

Museen wie beispielsweise in Eisenhüttenstadt ist dies der Fall. In diesem Museum sind die

Schrifttafeln sogar ausgezeichnet formuliert. Sie verweisen auf den berechtigten Stolz der

Eisenüttenstädter auf ihr Stahlwerk, ohne die Lebensverhältnisse zu beschönigen und

problematische Bereiche unter den Teppich zu kehren. So wird in Eisenhüttenstadt relativ

ausführlich auf die Versuche eingegangen, aus der sozialistischen Musterstadt eine

kirchenfreie Region zu machen.

85

Page 86: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Zusammenarbeit mit Schulen, Schülerprojekte und

museumspädagogische Begleitprogramme

Außer im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam wurde die

Zusammenarbeit mit den Schulen von allen Gesprächspartnern durchgängig kritisch bis

entschieden negativ beurteilt. Auch die Geschäftsführerin des Brandenburger

Museumsverbandes schloss sich im Gespräch dieser Meinung an, ohne die Ursachen für

dieses Defizit erklären zu können. Bieten doch Museen als außerschulische Lernorte

hervorragende Ergänzungsmöglichkeiten für den Schulunterricht.

In Potsdam ist es dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gelungen,

gemeinsam mit der Stiftung Preußische Schlösser Gärten ein spezielles Arbeitsmaterial für

Schüler zu erarbeiten. Das Heft trägt den Titel „Auf den Spuren der DDR“. Es bietet zwei

mögliche Routen an, die interessierte Schülergruppen entlang der zahlreichen DDR-Relikte

durch die Landeshauptstadt führt. Das Tagesprogramm findet dann seinen Abschluss mit dem

Besuch der Ausstellung des Hauses der Geschichte. Dort befindet sich eine Ausstellung zur

Brandenburgisch-Preußischen Geschichte mit einem interessant gestalteten DDR-Teil. Das

Arbeitsmaterial des Hauses ist ergänzt durch ein Quiz, anhand dessen die Schüler von Station

zu Station ihr Wissen überprüfen können.

Dieses Muster ließe sich mit ähnlich gutem Ergebnis auch auf andere Städte übertragen. Es

würde die Entdeckung der DDR-Geschichte vor Ort für Schüler zum Erlebnis machen.

Ausgearbeitete pädagogische Begleitprogramme haben in den Museen immer noch

Seltenheitswert. Der Leiter des Heimatmuseums Luckenwalde aber hat gezeigt, dass dies

keine unüberwindliche Hürde ist. Kleine Schülergruppen erhalten den Auftrag, sich

selbständig einem speziellen Thema im Museum zu widmen und tragen anschließend in der

Gruppe ihre Resultate vor. Hilfreich ist eine Zusammenstellung von faksimilierten

86

Page 87: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Dokumenten und anderen Utensilien, die den Schülern vor Arbeitsbeginn ausgehändigt

werden. In einem einfachen Pappkarton befinden sich Objekte und Schriftstücke, die von den

Schülern nach ausgearbeiteten Vorgaben auswerten.

Das einfache Beispiel aus Luckenwalde zeigt: Die Museumsarbeit muss sinnvoll eingefügt

sein in andere Formen des Lernens. Schulen und öffentliche Bildungseinrichtungen sollten

gemeinsame Konzepte der Zusammenarbeit entwickeln. Hier sind auch die pädagogischen

Forschungseinrichtungen der Universitäten und der Länder – in Brandenburg wäre dies das

Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) in Ludwigsfelde –

gefragt. Man darf davon ausgehen, dass das Problem dort präsent ist. Der von dem Institut

gestaltete Bildungsserver Berlin-Brandenburg bietet für beide Bundesländer „außerschulische

Lernorte“ an. Darunter befinden sich für Brandenburg die bekannten Institutionen und

Gedenkstätten der Aufarbeitung. Es folgen aber keine weiteren Verweise auf Museen oder

andere Einrichtungen, in denen die DDR im größeren Zusammenhang dargestellt werden.

Ein Anfang ist vielleicht das geplante Netzwerk Kobra.69 Die Abkürzung steht für

Kooperation Brandenburg. Der Anspruch ist ebenso umfassend wie allgemein. Beteiligt sind

u.a. folgende Einrichtungen.

• Brandenburger Bildungsserver

• Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM)

• Landesjugendamt Brandenburg

• Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg

• Landesjugendring Brandenburg e.V.

• Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin - Brandenburg (SFBB)

• Institut für soziale Arbeit e.V. (ISA) in Münster zu deren Arbeitsschwerpunkt Jugend-

hilfe und Ganztagsschule

• Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS)

• Website des Programms "Ideen für mehr. Ganztägig lernen" das die Deutsche Kinder-

und Jugendstiftung in enger Abstimmung mit Bund und Ländern umsetzt

69 Weitere Informationen bei http//:www.kobra-net.de.

87

Page 88: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Unter anderen ist ein Modellprojekt in Vorbereitung unter dem Arbeitstitel Museen und

Schulen in der Priegnitz. Dieses Projekt wird gemeinsam mit dem Museumsverband

Brandenburg e.V. vorbereitet.

Zusammenarbeit mit den Kommunen

Die Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Bürgermeistern, den Stadtverordneten,

Fraktionen und Parteien ist von fundamentaler Bedeutung für das Gedeihen von musealen

Einrichtungen.

Dies unterstreicht auch der Entwurf der Kulturpolitischen Strategie 2012 des Brandenburger

Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Das Papier nennt einige Museen, die

in der Vergangenheit mit Landesmitteln gefördert wurden, kündigt aber ausdrücklich eine

Reduktion dieser Mittel an.

„In der Folge von baulichen Investitionen in wichtige Museumsstandorte verbleibt eine

Beteiligung des Landes an der Grundfinanzierung von vier Museen, die perspektivisch

reduziert werden soll.

Der Museumsbetrieb ist in aller Regel zunächst eine Aufgabe der für den Standort

verantwortlichen Kommune. Das Land wird sich perspektivisch auf die Förderung

herausragender Entwicklungsprojekte und Konzeptionen konzentrieren, um nachhaltige

Impulse bei der inhaltlichen Weiterentwicklung und der Profilierung der Museumslandschaft

in Brandenburg zu geben.“70

Die Hauptverantwortung liegt also bei den Kommunen. Dieser aber werden ihrer

Verantwortung in ganz unterschiedlicher Weise gerecht. Neben einigen Beispielen für eine

erfolgreiche Zusammenarbeit gibt es einige sehr problematische Fälle.

70 Kulturpolitische Strategie 2012 des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, (Entwurf vom 12. Februar 2012), S. 15.

88

Page 89: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Das Museum Luckenwalde beispielsweise liegt nicht nur räumlich im Zentrum der alten

Stadt. Es scheint auch in jeder Beziehung lebendiger Teil des kommunalen Lebens zu sein.

Die Bürgermeisterin und der Leiter des Heimatmuseums arbeiten gut zusammen. Mehrere

Förderanträge wurden von der Stadt unterstützt und machten die großzügige Gestaltung des

Museums möglich. Ähnlich wird auch aus Luckau und Ludwigsfelde berichtet. Die Leiterin

hat es verstanden, den Stadtvätern und -müttern zu vermitteln, dass ein Museum viel zur

Reputation der Stadt beitragen kann. Die Beteiligung des Museums an städtischen Ereignissen

wird dankbar angenommen.

Ergebnis dieser Bemühungen war der großzügige Ausbau des Kraftfahrzeugmuseums im

Bahnhofsgebäude von Ludwigsfelde, der gegenwärtig durch einen modernen Anbau erweitert

wird. Dafür wurden beträchtliche kommunale Haushaltsmittel bereit gestellt.

Als erfolgversprechend erweist es sich, wenn das Museum mit anderen öffentlichen

Kultureinrichtungen stabil kooperiert. So zeigt sich die Kombination von Museum und

„Kulturkirche“ in Luckau als günstig. In der ehemaligen Kapelle des Klosters können

Vorträge und Veranstaltungen durchgeführt werden. Es stehen Räumlichkeiten für

künstlerische Kurse, Sonderausstellungen u.a. zur Verfügung.

Dagegen befindet sich das Stadtmuseum Cottbus in einer nahezu tragisch zu nennenden

Situation. Es ist für den Außenstehenden nicht möglich, alle Verästelungen eines langen

Irrwegs nach zu vollziehen. Gegenwärtig stellt sich die Situation folgendermaßen dar. Ein

großes, wenn auch etwas abseits der historischen Altstadt liegendes Haus, ist baupolizeilich

gesperrt. Eine umfangreiche und wertvolle Sammlung ist ungenutzt. Sie umfasst 80 000 bis

100 000 Objekte zur Kulturgeschichte. Auch die Sammeltätigkeit wird kontinuierlich

fortgesetzt. Seit einigen Jahren werden nur Sonderausstellungen an nach Meinung des

Museumsleiters ungeeigneten Orten durchgeführt. Die eingeplanten Baumaßnahmen sind von

der Stadt aus Finanzgründen vorläufig gestrichen. Die Stadtverordneten fordern nach dem

Diskussionsstand vom 16. Januar 2012 eine inhaltliche Konzeption ein, die gegenwärtig

89

Page 90: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

erarbeitet wird. Sie soll Cottbus als Standort der Energiegewinnung (Braunkohle, Kraftwerke,

Umweltverschmutzung, Renaturierung) in den Mittelpunkt der Präsentation stellen. Der Leiter

der Städtischen Sammlungen wird in der Lausitzer Rundschau vom 14. Oktober 2011 zitiert.

Er meint, das Haus, sei „prädestiniert für eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt Cottbus

mit Blick auf das Niederlausitzer Industrie- und Kohlegebiet.“71 Dieser Themenbereich wäre

auch fundamental zur Erklärung der DDR-Wirtschaft, der Umweltprobleme, der

unabhängigen Ökologiebewegung. Das Thema Energie ist geradezu ein Musterbeispiel für die

Vernetzung von Problemen, die zudem eine erhebliche aktuelle Brisanz haben.

Doch der Weg zur Verwirklichung eines solchen Museums scheint weit. Der Lokalpresse

zufolge soll das Museum einschließlich des Archivs bis 2014 eine Million Euro sparen.72 Der

Jahresetat wird nahezu halbiert. „Die Entwicklung der rein städtischen Museen in Cottbus ist

mindestens seit 1997 eine Katastrophe in kleinen, aber gezielten Schritten“, wird ein

verdienter Heimathistoriker und Archäologe zitiert.73 Weiter heißt es: „Die Entscheidung, dass

das Stadtmuseum nach einjähriger Schließung geschlossen bleibt, weil nun plötzlich die

Elektroanlage Schwierigkeiten mache, ähnelt der Taktik, wie das Naturkundemuseum 2005

geschlossen wurde.

71 Lausitzer Rundschau, 14. Oktober 2011.72 Lausitzer Rundschau, 12. November 2011.73 Ebd.

90

Page 91: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Abbildung 26: Leere Vitrinen im geschlossenen Stadtmuseum Cottbus (Foto: Stefan Wolle)

So existiert in Cottbus allein das Schloss Branitz als Museumsstandort, das zwar samt dem

Landschaftspark eine überregionale Touristenattraktion darstellt, sich in seiner Ausstellung

aber auf Fürst Pückler und die Gemäldesammlung beschränkt. Außerdem gibt es unter dem

Dach des Stadtmuseums das Wendische Museum mit einer volkskundlichen Sammlung über

die Sorben.

Wo auch immer die Verantwortung konkret liegen mag, angesichts dieser Zustände ist es

vollkommen überflüssig, über die Museen als Lernort der Demokratie oder Ähnliches zu

sprechen. Der Vorsitzende des Wirtschafts- und Bauausschusses wird in der Presse mit

folgendem Statement zitiert: „‘Das Stadtmuseum ist zu. Hat’s jemand gemerkt?‘ Verdutzte

Stille. Dann Gelächter. ‚Keiner? Na, dann ist ja alles in Ordnung.‘“74 Ironie? Zynismus?

Dummheit? Das zitierte Cottbuser Anzeigenblatt nennt die Äußerung „verschmitzt“.

In der Stadt Brandenburg an der Havel ist die Situation vollkommen anders, aber nicht minder

bedenklich. Das Stadtmuseums Brandenburg hatte im Vorfeld des 20. Jahrestages der

74 Der Märkische Bote, 12. November 2011.

91

Page 92: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Friedlichen Revolution ein Schülerprojekt durchgeführt, das museumspädagogisch

beispielhaft war, politisch jedoch zu schweren Konflikten führte.

Abbildung 27: Sonderausstellung „Jugend in der DDR“ im Stadtmuseum Brandenburg (Foto: Stadtmuseum Brandenburg)

Unter der Leitung der museumspädagogischen Mitarbeiterin des Stadtmuseums haben ein

gutes Dutzend Abiturienten zwei Jahre lang eine Ausstellung nebst Begleitprogramm zum

Thema Jugend in der DDR erarbeitet. Die Projektgruppe „wollte sich ein Bild davon machen,

wie Brandenburger Kinder und Jugendliche ihr Heranwachsen im Staatssozialismus erlebten.“

75 Die Schüler investierten einen großen Teil ihrer Freizeit. „Wichtiges Element neben

intensivem Quellenstudium beispielsweise im Landesarchiv sind Zeitzeugenbefragungen, die

teilweise als Bild- und Tonaufzeichnungen […] in einer Ausstellung im Heimatmuseum

75 Märkische Allgemeine, 22. Mai 2009.

92

Page 93: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

gezeigt werden. Gefragt sind nicht nur Erinnerungen an die eigene Jugend Gleichermaßen

interessant sind für die Gruppe auch die Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen in der

DDR zusammengearbeitet haben. […] Am Beispiel des Spannungsfeldes zwischen der unter

Generalverdacht stehenden evangelischen Jungen Gemeinde und der einzigen in der DDR

staatlich anerkannten und geförderten Jugendorganisation, der ‚Freien Deutschen Jugend‘

(FDJ) interessieren die jungen Historiker Zeitzeugenberichte von beiden Seiten.“76

Doch bereits während der Arbeit mit der Schülergruppe gab es ständig Reibungspunkte.

Inhaltliche Probleme und Finanzierungsschwierigkeiten bildeten ein unentwirrbares Knäuel

von Problemen. Am 7. November 2009 schrieb die Märkische Allgemeine recht drastisch:

„Ist es Desinteresse, Inkompetenz oder Angst vor unbequemen Wahrheiten? Vermutlich hat

die Mischung aus all dem dazu geführt, dass das einzige ambitionierte Projekt des städtischen

Heimatmuseums zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR zwischen der

Beigeordneten Birgit Hübner und dem Museumsleiter Hans-Georg Kohnke zerrieben wurde.

100 Stunden vor dem 9. November landet das Museumsprojekt ‚Jugend in der DDR – in der

Stadt Brandenburg an der Havel‘ auf dem Müll der Stadtgeschichte. Angeblich weil das Geld

nicht mehr da ist. Man stelle sich das vor: Etwa 1500 Stunden Arbeit von jungen Menschen,

Gespräche mit Zeitzeugen, Exponate der Zeit – all das wurde umsonst gesammelt, umsonst

erarbeitet? Man muss schon mit dem pädagogischen Feingefühl eines T-Rex und dem

politischen Weitblick eines Maulwurfs geschlagen sein, wenn man ein solches

Museumsprojekt zu diesem Zeitpunkt sterben lässt. …“77

So weit kam es schließlich nicht. Am 17. Juni 2010 wurde die Ausstellung schließlich in

Anwesenheit der Bürgermeisterin und der Vertreter der Fraktionen eröffnet. Die Resonanz

war recht positiv, doch das zerschlagene Porzellan ist längst noch nicht wieder zusammen

gekehrt.

76 Ebd.77 Märkische Allgemeine, 7. November 2009.

93

Page 94: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Anlässlich der Eröffnung schrieb die Nachrichtenseite havelstadt-brandenburg: „Das größte

Problem mit der die Initiatorin Gudrun Bauer zu kämpfen hatte, war die mangelnde

Unterstützung der Verwaltung der Stadt Brandenburg an der Havel. Zu Beginn der Arbeiten

hatte sie öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt […] Kurz danach wurden die

bereitgestellten Gelder um 1000 Euro herabgesetzt, […]. Der Fehlbetrag sollte laut

Verwaltung durch Sponsoren und Spender aufgefangen werden.“78

Noch Anfang 2012 waren die Misshelligkeiten keineswegs überwunden. Der eigentliche

Kernpunkt besteht in dem Vorwurf, im Rathaus würden ehemalige Mitläufer des SED-

Systems die Aufarbeitung der DDR-Geschichte behindern. Natürlich täten sie das nicht offen,

sondern durch Finanzkürzungen und diverse bürokratische Behinderungen. Im Mittelpunkt

der Vorwürfe stand die Beigeordnete für Jugend, Soziales, Schule und Sport, die aber

inzwischen aus der Linkspartei ausgetreten ist und ihr Amt niedergelegt hat.

Für die beteiligten Schüler waren die Auseinandersetzungen bei aller Enttäuschung sicherlich

auch eine Lektion über die Mühen der Ebene, die auch die Demokratie mit sich bringt. Die

Ausstellung wurde schließlich mit fast einem Jahr Verspätung am 17. Juni 2010 eröffnet und

war inhaltlich ein großer Erfolg.79 In dem Begleitprogramm kamen Protagonisten der

Wendeereignisse, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Historiker zu Worte.

Höhepunkt der Veranstaltungsserie war der Auftritt des Bundesbeauftragten für die

Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, Roland Jahn, der sich öffentlich sehr lobend über die

Ausstellung äußerte.80

Es bleibt zu hoffen, dass Stadt und Museum zueinander finden und sich die Verantwortlichen

nicht weiter in gegenseitige Unterstellungen und persönliche Animositäten verstricken.

78 Havelstadt-brandenburg, 17. Juni 2010.79 Märkische Allgemeine, 18. Juni 2010. 80 Märkische Allgemeine, 11. April 2011.

94

Page 95: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Die Durchführung der erwähnten Schülerprojekte durch das Stadtmuseum ist beispielhaft und

nachahmenswert. Einen großen Anteil daran hat eine eigens angestellte pädagogische

Mitarbeiterin.

Abbildung 28: Wildlederjacke mit Aufnähern der Unabhängigen Friedensbewegung der DDR in der Sonderausstellung „Jugend in der DDR“ im Stadtmuseum Brandenburg (Foto :

Stadtmuseum Brandenburg)

Es ist sehr bedauerlich – und eigentlich nicht tragbar – dass sich gerade Brandenburg und

Cottbus, also die neben der Landeshauptstadt und Frankfurt (Oder) wichtigsten Städten des

Landes Brandenburg, sich in eine solche Sackgasse manövriert haben. Kultureinrichtungen

sind zu wichtig, um sie zum Gegenstand tagespolitischer Fingerhakeleien zu machen. Die

Geschichtsaufarbeitung wird hier regelrecht torpediert.

Neben hervorragenden Beispielen, wo die Museumsverantwortlichen voll des Lobes für das

Verständnis der Stadtverordneten, Bürgermeister und Ämter sind, so in Luckenwalde, Luckau

oder Ludwigsfelde, gibt es sehr traurige Beispiele. Offenbar ist das Zusammenwirken mit den

95

Page 96: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

kommunalen Vertretungen und Behörden von fundamentaler Bedeutung für das Gedeihen der

Heimatmuseen. Das gilt gerade auf dem Gebiet der Zeitgeschichte, das für viele

Verantwortliche immer noch „vermintes Gelände“ darstellt. Die Sensibilität der kommunalen

Amtsträger für die Geschichtsaufarbeitung muss dringend geschärft werden. Eine offene und

kritische Debatte ist hier dringend geboten. Trotz des Prinzips der kommunalen

Selbstverwaltung sind hier auch die Landeseinrichtungen gefordert, geeignete Wege zu

finden.

Sonderausstellungen

Aus der Vielzahl der in Brandenburger Museen erarbeiteten bzw. gezeigten

Sonderausstellungen sei an dieser Stelle beispielhaft eine wichtige Ausstellung

herausgegriffen, die vom Heimatmuseum Falkensee und der Gedenkstätte Sachsenhausen

erstellt und 2009 an beiden Orten gezeigt wurde.81 Die sorgfältig recherchierte Exposition und

das Begleitheft enthalten ausschließlich neues Material über das Schicksal von Häftlingen aus

Falkensee, die nach 1945 in sowjetischen Lagern interniert waren. Dabei wird die

Alltagsrealität der entsprechenden Lager vor 1945 keineswegs ausgeblendet. Auch die

Tatsache, dass ein Teil der Häftlinge der Speziallager tatsächlich NS-belastet gewesen ist,

wird nicht verschwiegen. Die Darstellung bleibt dicht an den Biographien und insofern auch

dicht an der Ortsgeschichte von Falkensee. Finanziert wurde das Projekt gemeinschaftlich von

der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Landeszentrale für politische

Bildung Brandenburg, der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Sparkasse und dem

Förderverein des Heimatmuseums.

81 Falkensee und Sachsenhausen – Biographien unter der sowjetischen Besatzungsmacht 1945-1950. Eine Ausstellung des Vereins der Freunde und Förderer des Heimatmuseums Falkensee e.V. und der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, 2009.

96

Page 97: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Auch im Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) wurden in den vergangen Jahren mehrere

Sonderausstellungen zur DDR-Geschichte gezeigt, u.a. im Jahr 1995 „Frankfurt (Oder)

1945“; im Jahr 1998 „Willkommen in der Heimat“, eine Ausstellung über das

Rückkehrerlager sowie 1999 eine Ausstellung zum zehnten Jahrestag des demokratischen

Umbruchs unter dem Titel “Kollpas ohne Agonie“.82

Das Museum Viadrina ist als Träger einer Fördermaßnahme zum 20. Jahrestag der

Friedlichen Revolution in Erscheinung getreten, die viel Aufsehen erregte. Vom 3. August bis

9. November 2009 präsentierte ein internationales Künstlerkollektiv unter Leitung von

Reinhard Zabka in der Frankfurter Marienkirche ein Labyrinth der Wende.83 Das Wort vom

Labyrinth war sowohl symbolisch als auch buchstäblich zu verstehen. Es handelte sich um

eine großflächige Installation aus Sperrholzbrettern und anderen Materialien, durch die der

Besucher irrte wie durch die reale Geschichte. Die Größe des Kirchenschiffs machte den

Gang durch den Irrgarten der Erinnerungen zum Abenteuer. Überall stieß der Betrachter auf

überraschende, teils sehr ironische Installationen. Er durfte am Rad der Geschichte drehen,

und das war ganz wörtlich gemeint. Eine Bücherstube aus DDR-Büchern gebaut, zeigte die

bunte aber zugleich enge und umschlossene Welt des Intellektuellen. Zu den hohen

Spitzbögen des gotischen Doms reckte sich eine etwas wacklige Himmelsleiter. Irritationen

waren bei dieser Ausstellung nicht nur unvermeidlich, sie waren beabsichtigt. Mehrere

Tausend Besucher, darunter viele Schulklassen, haben die Ausstellung besichtigt.

Leider hat der Erfolg des „Labyrinthes“ nichts an der Schließung des Lügenmuseums von

Reinhard Zabka in Gantikow ändern können. Dort gab es eine Menge von wunderbar

ironischen Abrechnungen mit der DDR. War es mangelnde Einsicht der kommunalen

Amtsträger, wirtschaftliche Schwierigkeiten, eine Unterschwellige Ablehnung der

82 Reinhard Kusch: Kollaps ohne Agonie. Das Ende des SED-Regimes im Bezirk Frankfurt (Oder), Frankfurt (Oder) 1999.83 Liebe futsch, Revolution vorbei, Spaghetti kalt. Labyrinth der Wende. Ausstellung von Reinhard Zabka, Frankfurt (Oder) 2012.

97

Page 98: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

doppelsinnigen Anspielungskunst des Künstlers Zabka? Jedenfalls ist ein einmaliges Projekt

sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden.

Die genannten Beispiele zeigen dennoch, dass es möglich ist, wichtige und interessante

Ausstellungen zu organisieren und zu finanzieren. Ganz sicher ließe sich die Attraktivität der

Brandenburger Heimatmuseen durch Sonderausstellungen erhöhen. Vor allem müssen

Möglichkeiten gesucht und gefunden werden, sorgfältig recherchierte und aufwendig

erarbeitete Sonderausstellungen an mehreren Orten zu zeigen. Viele Einrichtungen verfügen

über geeignete Räumlichkeiten. So beispielsweise das Niederlausitz-Museum Luckau . Die

alte Klosteranlage verfügt über geeignete und großzügig geschnittene Räume für

Sonderausstellungen. Auch in Brandenburg wären – wie der Leiter des Museums meint – mit

relativ geringen Mitteln durch den Ausbau des Dachbodens Räume für Sonderausstellungen

zu schaffen.

Abbildung 24: Dachgeschoss des Frey-Hauses im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel, dass nach Ansicht der Museumsleitung für einen Ausbau geeignet wäre (Foto: Stefan Wolle)

98

Page 99: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Sammeltätigkeit

Übereinstimmend berichten alle Museumsvertreter, dass es eine erhebliche Bereitschaft gibt,

den Heimatmuseen Sachspenden zu machen. Dies betrifft nicht allein aber vorrangig Objekte,

Fotos und Dokumente aus der DDR-Zeit. Abgesehen von praktischen Erwägungen spielt die

Tatsache eine Rolle, dass die Gegenstände in der DDR einen höheren Wert verkörperten, als

diese in der heutigen Gesellschaft der Fall ist. Heute sprechen manchen von einer

Wegwerfgesellschaft. Im Umkehrschluss könnte man von der DDR als einer

Aufhebgesellschaft sprechen. Fast alles war schwer zu bekommen, und außer den so

genannten Grundbedürfnissen auch recht teuer. An die Dinge knüpfen sich Geschichten und

Emotionen, man möchte sie, obwohl sie ihren praktischen Wert verloren haben, nicht einfach

in den Sperrmüll geben.

Hinzu kommt das Bestreben, durch die Musealisierung von Gegenständen, die den

Eigentümern ans Herz gewachsen sind, einen Beitrag zu der „wahren Geschichte der DDR“

zu leisten. Für viele Menschen klaffen die persönlichen Erinnerungen und die mediale

Darstellung der Geschichte weit auseinander. Sie finden ihr persönliches Leben nicht

ausreichend widergespiegelt. So sagen alle musealen Einrichtungen übereinstimmend, dass

sie sehr viele Angebote von Spendern bekommen.

Der Umgang mit der Spendenbereitschaft der Bevölkerung ist in den verschiedenen Museen

sehr unterschiedlich. Der Leiter des Heimatmuseums Luckenwalde erklärt beispielsweise,

grundsätzlich alles zu nehmen und später zu sortieren. Andere Museen übernehmen

grundsätzlich nur Exponate, die im Zusammenhang mit der Region oder der Stadt stehen. Oft

wird erklärt, Spender von DDR-Alltagsgegenständen würde man an das

Dokumentationszentrum DDR-Alltagskultur in Eisenhüttenstadt verweisen. Dort versuchen

die Mitarbeiter zwar, den ständigen Zustrom zu bewältigen, doch kann es keine Dauerlösung

sein. Beruht doch die Bereitschaft zu Sachspenden nicht zuletzt auf der Vorstellung, ein Teil

99

Page 100: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

des realen Lebens würde in der Heimat, also in der Heimatstadt- oder Gemeinde, bewahrt

werden.

Eine sinnvolle Spezialisierung und Vernetzung wird vom Brandenburger Museumsverband

offenbar angestrebt, ist aber noch nicht überall realisiert.

Foto- und Filmsammlungen

Ein spezielles Problem bieten die existierenden Fotosammlungen. Das Bildgedächtnis gerät

immer stärker in den Mittelpunkt des kulturgeschichtlichen Interesses. Nicht ohne Grund

sprechen manche Soziologen bezogen auf unsere Gegenwart von einem Zeitalter des Bildes.84

Nachdem die künstlerische Fotografie und die operative Fotografie des MfS bereits viel

aufmerksam erregt haben,85 scheint speziell für die DDR-Forschung die Hobby- und

Privatfotografie ein wichtiges Feld zu sein. Sie bieten eine wichtige kulturgeschichtliche

Quelle und sind bisher noch kaum systematisch erschlossen. Es deutet sich hier ein

umfangreiches und wichtiges Sammelgebiet an. Eine landesweite Vernetzung solcher

Aktivitäten wäre dringend geboten.

So befindet sich beispielsweise im Museum Falkensee ein Nachlass von ungefähr 24.000

Fotografien des Presse- und Modefotografen Heinz Krüger, der jahrelang für Illustrierte der

DDR wie die „Freie Welt“ als Bildreporter unterwegs war. Dem Museum ist es kaum

möglich, ohne Förderung, diese Sammlung aufzubereiten. Es wäre sinnvoll, solche

Sammlungen zu digitalisieren und sie unter Wahrung der Urheberrechte im Internet Nutzern

anzubieten. Die Nachfrage nach Bildern aus der DDR-Zeit steigt ständig.

84 Gerhard Paul: Das Jahrhundert des Bildes, 2 Bde., Göttingen 2009; ders.: Bilder, die Geschichte schrieben, Göttingen 2011. 85 Karin Hartewig: Das Auge der Partei. Fotografie und Staatssicherheit, Berlin 2004; Siegfried Wittenburg/Stefan Wolle: Die sanfte Rebellion der Bilder. DDR-Alltag in Fotos und Geschichten, Darmstadt 2008.

100

Page 101: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Im November 2010 starteten Filmmuseum Potsdam und Museumsverband des Landes

Brandenburg das Projekt „Amateurfilm im Land Brandenburg“. Ziel ist die koordinierte

Bewahrung dieser wichtigen Geschichtsquellen. Zunächst liegt der Fokus auf der Zeit von

1945 bis 1990 und auf Arbeiten, die mit künstlerischer Intention überwiegend in Studios

entstanden und für eine begrenzte Öffentlichkeit bestimmt waren. Langfristige Aufgabe ist die

zentrale Dokumentation der landesweiten Bestände (Datenbank, Informationspool) und die

konservatorisch fachgerechte Archivierung der Originalfilme, sei es in den dezentralen

Museen und Archiven oder im Filmmuseum Potsdam. Darüber hinaus sollen mit dem Projekt

die Voraussetzungen geschaffen werden, um vom Verfall bedrohte bzw. kulturhistorisch

wertvolle Filme digital zu sichern und im Rahmen der Nutzungsbedingungen öffentlich

verfügbar zu machen.

Erste Sichtungs- und Erfassungsmaßnahmen wurden in den Museen in Eisenhüttenstadt und

Senftenberg durchgeführt. Eine Ausstellung im Filmmuseum Potsdam „Amateurfilm in

Brandenburg 1950-1990. Arbeit an der Wirklichkeit“ (7. Oktober 2011 bis 8. Februar 2012)

zeigte erste Arbeitsergebnisse und stellte ausgewählte Studios vor.86

86 Potsdamer Neueste Nachrichten, 4. November 2011.

101

Page 102: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeit

Ein wichtiger Teil der Tätigkeit der Heimatmuseen auf dem Gebiet der Aufarbeitung der

DDR-Geschichte ist die Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeit. Ein großer Teil der

Museen verfügt über Veranstaltungs- und Vortragsräume, in denen öffentliche

Veranstaltungen zu Themen der Geschichte stattfinden können. Trotz eingeschränkter

finanzieller Mittel führen viele Museen solche Veranstaltungen durch. Teilweise werden sie

darin von Vereinen und anderen gemeinnützigen Organisationen oder von Trägern der

politischen Bildung unterstützt. Hier soll allein die Frage interessieren, in welchem Ausmaß

sich die Heimatmuseen dem DDR-Thema annehmen. Auch hier können nur einige Beispiele

angeführt werden.

Das Heimatmuseum Luckenwalde führt seit 1999 vier Vortragsveranstaltungen im Jahr durch.

Besonderen Zulaufs erfreuen sich Vorträge, die sich mit einzelnen Straßenzügen beschäftigen.

Zu solchen Abenden erscheinen bis zu hundert Teilnehmer, eine Zahl von der viele

hauptstädtische Museen nur träumen können. Verallgemeinert könnte man sagen, dass die

Vortragstätigkeit dann erfolgreich ist, wenn sie sich nach den unmittelbaren Interessen der

Zielgruppe richtet. Das schließt Themen zur DDR durchaus nicht aus. In Frankfurt (Oder)

beispielsweise musste ein Vortrag über Konspirativer Wohnungen des MfS, der von der

Außenstelle der BStU organisiert und in der dem Museum angeschlossenen Gedenkstätte

durchgeführt wurde, wegen Überfüllung des Veranstaltungsraumes wiederholt werden.

Beispielhaft ist die Öffentlichkeitsarbeit des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel bezüg-

lich der DDR-Darstellung. Zu der von Schülern erarbeiteten Sonderausstellung Jugend in der

DDR wurde als Begleitprogramm langfristig eine Veranstaltungsreihe organisiert. Die Veran-

staltungen waren in der Regel gut besucht. Es fanden nach den Vorträgen interessante Diskus-

sionen statt. Über viele der Veranstaltungen berichtete die Regionalpresse.

Einige der Veranstaltungen seien deswegen an dieser Stelle erwähnt:

102

Page 103: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Am 13. Januar 2011 Opposition in der DDR mit Ulrike Poppe, Beauftragte des Landes Bran-

denburg für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur.

Abbildung 30: Podiumsdiskussion am 13. Januar 2011 mit Ulrike Poppe über Opposition in der DDR im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel (Foto: Stadtmuseum Brandenburg)

Am 27. Januar 2011 berichtete ein Punk, der in der DDR u.a. wegen Zusammenrottung zu fast

drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden war, über jugendliche Subkulturen.

Am 4. März 2011 fand eine Podiumsdiskussion über die Nationale Volksarmee der DDR statt.

Am 11. März 2011 fand eine Podiumsdiskussion „Weibliche Lebensläufe in Ost und West“

statt, die der Frage nachging, wie es sich mit der von der SED behaupteten Gleichstellung von

Mann und Frau in der DDR verhalten hat. Vier Frauen, die heute in Brandenburg an der Ha-

vel erzählten aus ihrem Leben. Am 6. April 2011 hielt der Historiker Dr. Stefan Wolle einen

Vortrag über Jugend in der DDR. Am 14. April 2011 folgte eine Podiumsdiskussion „Wie

umgehen mit der DDR-Geschichte?“. Dazu war die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur

103

Page 104: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Anna Kaminsky, Prof. Dr. Ines Geipelt sowie Dr. Ilko-

Sascha Kowalczuk eingeladen.

Weitere Vorträge beschäftigten sich mit Jugendkriminalität in der DDR, dem Dienst in der

NVA und Jugendopposition.

Im Rahmen des Begleitprogramms lief außerdem die Filmreihe „Genehm – oder nicht geneh-

migt“. In der Reihe liefen die DEFA-Filme: „Berlin – Ecke Schönhauser“ (1957) „Denk bloß

nicht, ich heule“ (1965) „Karla“ (1965) und „Für die Liebe noch zu mager“ (1973) „Berlin –

Ecke Schönhauser“ (1957) eröffnet. Den Einführungsvortrag hielt Prof. Dr. Dieter Wie-

demann, der Präsident der HFF „Konrad Wolf“.

Eine Reihe von Museen verfügen inzwischen über ausgezeichnete Kataloge, Museumsführer

und Schriftenreihen. Zudem sind viele Museumsfachleute in heimatgeschichtlichen Publika-

tionen und in regelmäßigen Artikeln in der Tagespresse präsent. Umgekehrt sind die Museen

in den touristischen Angeboten in Flyern, und auf den Websites der Städte gut präsentiert.

Trotzdem fällt auf, dass die DDR-Geschichte in diesen Zusammenhängen stark unterpräsen-

tiert ist. Zu Recht oder zu Unrecht setzten die Gestalter solcher Veröffentlichungen auf die

optische Attraktivität von Motiven aus dem Mittealter, der Barockzeit oder anderer älterer Ge-

schichtsperioden. Lokalgeschichtliche Veröffentlichungen über die Jahre von 1945 bis 1989

sind immer noch eher selten.

Eine erfreuliche Ausnahme bildet das „Wendebuch von Luckenwalde“, das 2009 in einer

Auflage von 1000 Exemplaren erschien und im Museumsshop des Heimatmuseums preiswert

zu erwerben ist.87 Der Begriff Wendebuch ist in diesem Fall ganz wörtlich zu nehmen. Man

kann das Buch von vorne und hinten lesen, muss es aber zwangsläufig in der Mitte wenden.

Die Publikation enthält lebensgeschichtliche Interviews, Fotos und Dokumente zu den

Ereignissen von 1989/90 in Luckenwalde.

87 Claudia Rücker/Andrea Szatmary/Roman Schmidt (Hrsg.): Das Wendebuch von Luckenwalde. 20 Interviews, Luckenwalde 2009.

104

Page 105: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Einfacher gestaltet aber nicht weniger informativ sind zwei Publikationen aus Schwedt

(Oder). Es geht in ihnen um die Vorschuleinrichtungen zwischen 1938 und 2008 mit

ausführlichen Dokumenten und Darstellungen der DDR-Pädagogik,88 sowie um eine „Wende-

Chronik 1989/90“.89 Beide Veröffentlichungen sind gegen eine geringe Schutzgebühr im

Museum erhältlich. Sie sind für die Arbeit mit Schülern geeignet, enthalten aber auch für die

Forschung interessante Details.

Durchgängig hervorragend gestaltet und gut recherchiert sind die Begleitbücher zu den Orten

des Gedenkens, insbesondere der nationalsozialistischen Zeit. Als Beispiel seien hier zwei

Publikationen aus dem Stadtmuseum Brandenburg genannt. In einer dieser Broschüren geht

es um Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter in Brandenburg.90 Das andere der beiden Hefte

beschäftigt sich dem Schicksal jüdischer Bürger in der Havelstadt von den Anfängen bis in

die Gegenwart.91 Die beispielhafte Publikation wurde von einer Schülergruppe unter Leitung

der pädagogischen Mitarbeiterin des Stadtmuseums gestaltet und war gewissermaßen das

Pilotprojekt für die ausführlich erwähnte Ausstellung über die Jugend in der DDR.

88 Auf dem Weg ins Leben. Eine Dokumentation der Schwedter Vorschuleinrichtungen von 1938 bis 2008, Schwedt (Oder) 2009.89 Wende-Chronik. Schwedt 1989/90, Schwedt (Oder) 2009.90 Gudrun Bauer u.a.: Unfreiwillig in Brandenburg. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Stadt Brandenburg in zwei Weltkriegen, Berlin 2004. 91 Kommen – Ankommen – Bleiben? Jüdische Bürger in Brandenburg an der Havel, Brandenburg/Havel 2005.

105

Page 106: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Anhang

Thesen zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte in den

Brandenburger Heimatmuseen

1. Die Brandenburger Heimatmuseen sind ein wichtiger Ort der Begegnung, der

öffentlichen Debatte und des Lernens über die DDR geworden. Es ist hier möglich

sich mit dem Charakter der SED-Diktatur und der Lebenswirklichkeit der

Menschen in der DDR auseinander zu setzten.

2. Die Orientierungslosigkeit der ersten Jahre nach 1989/90 und der Hang zur

ersatzlosen „Entsorgung“ von DDR-Geschichte gehören der Vergangenheit an.

Fast alle Stadt-, Regional- und Heimatmuseen beziehen die DDR als Thema auf

diese oder jene Weise ein.

3. Eine wichtige Rolle haben dabei die Gedenkstätten des SED-Unrechts gespielt, die

teilweise organisatorisch und inhaltlich mit den Heimatmuseen verbunden sind.

4. Museen in freier oder privater Trägerschaft haben ebenfalls eine positive Funktion

bei der Neuausrichtung der Brandenburger Museumslandschaft gespielt. Sie haben

durch ihre Arbeit das Augenmerk auf die Bedeutung des Alltags in der Diktatur

gelenkt.

5. Die Konzepte der Ausstellungen, die Formen der Präsentation und das Niveau der

Vermittlung sind sehr unterschiedlich. Doch gerade diese Vielfalt macht eine

lebendige Museumslandschaft aus.

6. Es sind eine Reihe hervorragender Dauerausstellungen entstanden, in denen die

Synthese zwischen der politischen Geschichte und der Alltagswirklichkeit gelingt.

Verharmlosung oder Verklärung der DDR-Vergangenheit ist nur noch vereinzelt

anzutreffen.

7. Durch originelle Ideen wird in einigen Fällen die DDR-Geschichte zwanglos und

organisch in die Darstellung übergreifender Themen einbezogen.

106

Page 107: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

8. Einige kleinere Heimatmuseen wagen sich nicht an die Auseinandersetzung mit

der DDR heran. Möglicherweise scheuen sie den Ärger, der damit gelegentlich

verbunden ist.

9. Die stadt- und regionalgeschichtlichen Museen sollten bald beginnen, die

Nachwendegeschichte mit all ihren Problemen zu thematisieren. Auch das

Fortleben der DDR – von der Ostalgie bis zur so genannten Stasi-Aufarbeitung –

gehört zur Auseinandersetzung zwischen Demokratie und Diktatur.

10. Einige Dauerausstellungen haben auch künstlerisch und museumsdidaktisch ein

beachtliches Niveau. Möglicherweise könnten interaktive Installationen,

Computerspiele u.dgl. stärker zum Einsatz kommen.

11. Die Vernetzung der Sammlungstätigkeit scheint verbesserungswürdig. Das gilt

insbesondere für Fotosammlungen und die entsprechenden Datenbanken.

12. Die Öffentlichkeitsarbeit scheint in manchen Fällen noch wenig entwickelt. Über

das touristische Marketing hinaus sollten Verbindungen zu Verbänden und

Organisationen gestärkt werden.

13. Die Zeitzeugenarbeit, die freilich sehr aufwendig und oft nicht unkompliziert ist,

sollte intensiviert werden. Hier dürfen die Museen aber nicht allein gelassen

werden sondern bedürfen der Unterstützung durch kommunale Einrichtungen,

Stiftungen, Verbände und Parteien und Kirchen.

14. Museen sollten noch stärker mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen

zusammen arbeiten. Das gilt insbesondere für die Universitäten des Landes.

15. Die Möglichkeiten von Wanderausstellungen, die auch von Einrichtungen der

politischen Bildung, Stiftungen usw. angeboten werden, sollten geprüft werden. In

einigen Einrichtungen bestehen dafür gute räumliche Voraussetzungen.

16. Bei der Zusammenarbeit mit den Schulen ist dringender Handlungsbedarf geboten.

Pädagogische Begleitprogramme, Schülerprojekte, die Vorbereitung und

Auswertung von Museumsbesuchen kann nicht allein den Museen überlassen

werden. Die flächendeckend vorhandenen Gedenkstätten- und Museumslehrer

müssen aktiviert werden. Sie bedürfen einer intensiven fachlichen Betreuung.

107

Page 108: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

17. Die Schüler müssen für den Museumsbesuch, und mehr noch für die

geschichtliche Projektarbeit, besser vorbereitet werden. Die Möglichkeiten sind

längst noch nicht ausgeschöpft.

18. Begrüßenswert wäre die Einstellung von pädagogischen Mitarbeitern in den

Heimatmuseen. Sie können sich intensiv um die Vorbereitung

museumspädagogischer Hilfsmittel und die Projektarbeit kümmern.

19. Die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden ist teilweise hervorragend,

teilweise katastrophal. Auf der kommunalen Entscheidungsebene muss das

Bewusstsein geschärft werden, das Museen und andere Kultureinrichtungen kein

überflüssiges Beiwerk sind. Gute Beispiele zeigen, welchen Stellenwert

Heimatmuseen im Leben einer Stadt oder einer Gemeinde einnehmen können.

108

Page 109: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Liste der Mitglieder des Museumsverbandes Brandenburg e.V. nach inhaltlicher Ausrichtung

Agrar- und Forstmuseen

• Altranft, Brandenburgisches Freilichtmuseum

• Berlin, Domäne Dahlem

• Groß Schönebeck, Museum Schorfheide

• Lübbenau, Spreewaldmuseum

• Reichenow-Möglin, Ausstellung und Gedenkstätte Albrecht Daniel Thaer

• Teltow, Deutsches Schweinemuseum Ruhlsdorf

• Schlepzig, Agrarhistorisches Museum Schlepzig

• Vierraden, Tabakmuseum

• Wandlitz, Agrarmuseum

Freilichtmuseen

• Lübbenau, Spreewaldmuseum

• Mildenberg, Ziegeleipark

• Rüdersdorf, Museumspark

Gedenkstätten

• Bad Freienwalde, Walther-Rathenau-Gedenkstätte

• Oranienburg, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

• Potsdam, Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert

• Potsdam, "Potsdam und der 20. Juli 1944"

• Ravensbrück, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

• Sachsenhausen, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

• Seelow, Gedenkstätte und Museum Seelower Höhen

• Wittstock-Below, Museum des Todesmarsches

109

Page 110: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Kunstmuseen

• Bad Belzig, Roger-Loewig-Haus - Museum und Gedenkstätte

• Beeskow, Kunstarchiv Burg Beeskow

• Bernau, Wolf Kahlen Museum

• Cottbus, Kunstmuseum Dieselkraftwerk

• Cottbus, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Schloss und Park Branitz

• Eisenhüttenstadt, Städtisches Museum Eisenhüttenstadt / Galerie

• Frankfurt/Oder, Museum Junge Kunst

• Gantikow, Lügenmuseum

• Lauchhammer, Kunstgussmuseum

• Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci

• Potsdam, Museum Fluxus+

Literaturmuseen

• Angermünde, Ehm Welk- und Heimatmuseum

• Buckow, Brecht-Weigel-Haus

• Erkner, Gerhart-Hauptmann-Museum

• Frankfurt/Oder, Kleist-Museum

• Potsdam, Theodor-Fontane-Archiv

• Rheinsberg, Kurt Tucholsky Literaturmuseum

Naturkundemuseen

• Falkensee, Heimatmuseum Falkensee

• Lenzen, Burgmuseum

• Luckau, Niederlausitz-Museum

• Menz, NaturParkHaus Stechlin

• Peitz, Eisenhütten- und Fischereimuseum

• Potsdam, Naturkundemuseum

• Rüdersdorf, Museumspark

• Spremberg, Niederlausitzer Heidemuseum

110

Page 111: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Sakralmuseen

• Chorin, Kloster Chorin

• Heiligengrabe, Museum im Kloster Stift zum Heilligengrabe

• Lehnin, Kloster und Museum im Zisterzienserkloster

Neuzelle, Kloster Neuzelle

Schlossmuseen

• Caputh, Schloss und Park Caputh

• Cottbus, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Schloss und Park Branitz

• Potsdam, Brandenburgische Schlösser GmbH

• Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

• Reckahn, Rochow-Museum Schloss Reckahn

• Rheinsberg, Schloss Rheinsberg

• Wolfshagen, Schlossmuseum Wolfshagen

Spezialmuseen

• Brandenburg an der Havel, Archäologisches Landesmuseum

• Caputh, Ausstellung „Einsteins Sommer-Idyll in Caputh” im Bürgerhaus

• Eisenhüttenstadt, Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR

• Forst/Lausitz, Archiv verschwundener Orte / Archiw zgubjonych jsow

• Frankfurt/Oder, Sportmuseum der Stadt Frankfurt/Oder

• Fürstenwalde, Stiftung Brandenburg - Haus Brandenburg

• Kleßen, Spielzeugmuseum im Havelland

• Klosterfelde, Internationales Artistenmuseum

• Luckenwalde, Rotkreuzgeschichtliche Sammlung Fläming-Spreewald

• Meyenburg, Modemuseum

• Nennhausen, Lernwerkstatt Kita-Museum

• Perleberg, DDR-Geschichtsmuseum

• Potsdam, Jan Bouman Haus

• Potsdam, Filmmuseum

111

Page 112: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

• Potsdam, Museum Alexandrowka

• Potsdam, Narkose-Schmerztherapie-Museum

• Potsdam, Russische Kolonie 12 - Alexandrowka

• Raddusch, Slawenburg

• Velten, Ofen- und Keramikmuseum

• Wittstock, Museum des Dreißigjährigen Krieges

• Wustrau, Brandenburg-Preußen Museum

Stadt-, Regional- und Heimatmuseen

• Angermünde, Ehm-Welk und Heimatmuseum

• Bad Freienwalde, Oderlandmuseum

• Bad Liebenwerda, Kreismuseum

• Beelitz, "Alte Posthalterei" Beelitzer Heimatmuseum

• Beeskow, Burg Beeskow

• Berlin, Zitadelle Spandau

• Bernau, Heimatmuseum Bernau

• Brandenburg an der Havel, Stadtmuseum - Museum im Frey-Haus

• Brandenburg an der Havel, Museum im Steintorturm

• Calau, Heimatmuseum Calau

• Caputh, Heimathaus Caputh

• Cottbus, Stadtmuseum Cottbus

• Diedersdorf, Heimatstube und Museumsscheune

• Dissen, Storchen- und Museumsdorf Dissen

• Eberswalde, Museum in der Adlerapotheke

• Eisenhüttenstadt, Städtisches Museum Eisenhüttenstadt

• Erkner, Heimatmuseum Erkner

• Falkensee, Heimatmuseum Falkensee

• Finsterwalde, Kreismuseum Finsterwalde

• Frankfurt/Oder, Museum Viadrina

• Fürstenwalde, Städtisches Museum Fürstenwalde

• Gransee, Heimatmuseum Gransee

• Großderschau, Museum "Kolonistenhof" Großderschau

112

Page 113: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

• Grünewalde, Heimatstube Grünewalde (Lauchhammer)

• Grünewalde, Mühlenhofmuseum (Lauchhammer)

• Guben, Städtisches Museum "Sprucker Mühle"

• Jüterbog, Museum im Mönchenkloster

• Ketzin, Stadtmuseum Ketzin

• Lauchhammer, Heimatmuseum

• Lebus, Haus Lebuser Land

• Letschin, Letschiner Heimatstuben

• Luckau, Niederlausitz-Museum

• Ludwigsfelde, Museum der Stadt Ludwigsfelde

• Lübben, Museum Schloss Lübben

• Lübbenau, Spreewaldmuseum

• Mühlberg, Stadtmuseum Mühlberg

• Müllrose, Heimatmuseum

• Neuruppin, Museum Neuruppin

• Perleberg, Museum Perleberg

• Petzow, Waschhaus am Haussee

• Potsdam, Jan Bouman Haus

• Potsdam, Potsdam-Museum

• Prenzlau, Dominikanerkloster Prenzlau

• Prieros, Heimathaus

• Pritzwalk, Stadt- und Brauereimuseum

• Schöneiche, Museum für Heimatgeschichte

• Schwedt, Stadtmuseum Schwedt

• Senftenberg, Festungsanlage Senftenberg

• Spremberg, Niederlausitzer Heidemuseum

• Strausberg, Heimatmuseum

• Teltow, Heimatmuseum Teltow

• Templin, Museum Templin

• Tremmen, Dorfmuseum

• Wittenberge, Stadtmuseum "Alte Burg"

Wittstock an der Dosse, Museen "Alte Bischofsburg"

• Wünsdorf, Museum des Teltow

113

Page 114: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

• Wusterhausen, Heimatmuseum

• Zossen, Museum und Begegnungsstätte "Alter Krug"

Technikmuseen

• Borkheide, Hans-Grade-Museum

• Brandenburg an der Havel, Industriemuseum Brandenburg

• Doberlug-Kirchhain, Weißgerbermuseum

• Domsdorf, Brikettfabrik Louise

• Eisenhüttenstadt, Feuerwehr- und Technikmuseum

• Forst/Lausitz, Brandenburgisches Textilmuseum

• Glashütte, Museumsdorf Baruther Glashütte

• Glindow, Märkisches Ziegeleimuseum

• Gramzow, Museum für Klein- und Privatbahnen

• Guben, Stadt- und Industriemuseum

• Kleinmachnow, Industriemuseum Region Teltow

• Königs-Wusterhausen, Sender- und Funktechnikmuseum

• Lauchhammer, Kunstgussmuseum

• Lindenberg, Wettermuseum

• Ludwigsfelde, Museum der Stadt Ludwigsfelde

• Mildenberg, Ziegeleipark Mildenberg

• Neuglobsow, Glasmacherhaus

• Neustadt/Dosse, Technisches Denkmal Gaswerk Neustadt/Dosse

• Oderberg, Binnenschifffahrtsmuseum

• Peitz, Eisenhütten- und Fischereimuseum

• Plessa, Museum Kraftwerk Plessa

• Potsdam, Berliner S-Bahnmuseum

• Potsdam, Historische Mühle

• Rathenow, Optik Industrie Museum

• Rüdersdorf, Museumspark

• Velten, Ofen- und Keramikmuseum Velten

• Wilhelmsaue, Bockwindmühle

• Wittenberge, Stadtmuseum (Nähmaschinenindustrie)

114

Page 115: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Literaturverzeichnis

Alltag DDR – Geschichten, Fotos, Dokumente, hrsg. v. Dokumentationszentrum Alltags-

kultur der DDR e.V. Eisenhüttenstadt, Berlin 2012.

Auf dem Weg ins Leben. Eine Dokumentation der Schwedter Vorschuleinrichtungen von

1938 bis 2008, Schwedt (Oder) 2009.

Bauer, Gudrun u.a.: Unfreiwillig in Brandenburg. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in

der Stadt Brandenburg in zwei Weltkriegen, Berlin 2004.

Birk, Gerhard: Vom Ludwigsfelder Bahnhof zum Museum. Einst Tor zur Stadt, heute

Fenster zur Ortsgeschichte, hrsg. vom Zentrum für Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde,

2002.

Falkensee und Sachsenhausen – Biographien unter der sowjetischen Besatzungsmacht

1945-1950. Eine Ausstellung des Vereins der Freunde und Förderer des Heimatmuseums

Falkensee e.V. und der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, 2009.

Flacke, Monika: Alltagsobjekte der ehemaligen DDR. Zur Sammlungstätigkeit des

Deutschen Historischen Museums, in: Bernd Faulenbach/Franz-Josef Jelich (Hrsg.),

Probleme der Musealisierung der doppelten deutschen Nachkriegsgeschichte, Essen 1993,

S. 57-61.

Förder-Hoff, Gabi: Museen im Umbruch, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des

Museumsverbandes Brandenburg, Heft 3, (Dezember 2003), S. 14.

Fortschritt, Norm und Eigensinn. Erkundungen im Alltag der DDR, hrsg. v. Dokumenta-

tionszentrum Alltagskultur der DDR Eisenhüttenstadt e.V. Eisenhüttenstadt, Berlin 1999.

Gedenk- und Dokumentationsstätte. Opfer politischer Gewaltherrschaft in den Jahren

1933-1945 und 1945-1989. Begleitheft, Frankfurt (Oder) 2010.

Geschichte vor Ort. Erinnerungskultur im Land Brandenburg für die Zeit von 1933 bis

1990, hrsg. vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes

Brandenburg, Potsdam 2009.

Gigerenzer, Thalia: Alles original DDR, in: Frankfurter Allgemeine, 9. November 2009.

115

Page 116: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Grodon, Anke: Das Militärgefängnis und die Disziplinareinheit in Schwedt, in: Schwedter

Museumsblätter, 3. Jg. (2010), S. 20 ff.

Grundsätze über die sozialistische Umgestaltung der Heimatmuseen in der Deutschen

Demokratischen Republik. Ausgearbeitet von der Fachstelle für Heimatmuseen beim

Ministerium für Kultur der DDR in Verbindung mit der Zentralen Fachkommission für

Heimatmuseen, Halle (Saale) 1960.

Hertle, Hans-Hermann/Wolle, Stefan: Damals in der DDR. Der Alltag im Arbeiter- und

Bauernstaat, München 2006.

In Bewegung. Museumsentwicklungskonzeption für das Land Brandenburg, in:

Museumsblätter. Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 14 (Juni 2009).

Kloster – Knast – Museum. In der Kulturkirche bezog das Niederlausitz-Museum sein

neues Domizil, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes

Brandenburg, Heft 15 (Dezember 2009), S. 54 f.

Kommen – Ankommen – Bleiben? Jüdische Bürger in Brandenburg an der Havel,

Brandenburg/Havel 2005.

Konsum. Konsumgenossenschaften in der DDR, hrsg. vom Dokumentationszentrum

Alltagskultur der DDR e.V. Eisenhüttenstadt, Berlin 2006.

Köstering, Susanne: DDR-Geschichte in Brandenburgischen Museen. Eine

Zwischenbilanz, in: Karin Hammerstein/Jan Scheunemann (Hrsg.): Die Musealisierung

der DDR. Wege, Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung von Zeitgeschichte in stadt-

und regionalgeschichtlichen Museen, Metropol, Berlin 2012, S. 173.

Köstering, Susanne: Museumsentwicklungskonzeption für das Land Brandenburg, in:

Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 14 (Juli

2009), S. 10.

Köstering, Susanne: Nirgendwo besser als hier – Irgendwo besser als hier. Plädoyer für

das Heimatmuseum, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des Museumsverbandes

Brandenburg, Heft 4, (März 2004), S. 13.

Kuhn, Gerd/Ludwig, Andreas: Alltag und soziales Gedächtnis. Die DDR-Objektkultur

und ihre Musealisierung, Hamburg 1997.

116

Page 117: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Kusch, Reinhard: Kollaps ohne Agonie. Das Ende des SED-Regimes im Bezirk Frankfurt

(Oder), Frankfurt (Oder) 1999.

Liebe futsch, Revolution vorbei, Spaghetti kalt. Labyrinth der Wende. Ausstellung von

Reinhard Zabka, Frankfurt (Oder) 2009.

Lokatis, Siegfried: Der rote Faden. Kommunistische Parteigeschichte und Zensur unter

Walter Ulbricht, (Zeithistorische Studien, Bd. 25), Köln/Weimar/Wien 2003.

Ludwig, Andreas: Das Möbelprogramm Deutsche Werkstätten (MDW) in der DDR, in:

Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 3

(2006) H. 3.

Ludwig, Andreas: Die Alltagskultur der DDR nach 1989/90, in: Martin Sabrow (Hrsg.),

Bewältigte Diktaturvergangenheit? 20 Jahre DDR-Aufarbeitung, Leipzig 2010, S. 83-99.

Schütze, Karl-Robert/Ludwig, Andreas: Aufgehobene Dinge, Berlin 2011.

Ludwig, Andreas: Zur Methodik der Enquete, in: Museumsblätter. Mitteilungsblätter des

Museumsverbandes Brandenburg, Heft 3 (Dezember 2003), S. xx.

Müllrose. Tor zum Schlaubetal. Führer durch die Stadt und ihre Umgebung, Müllrose

1984.

Museen in Brandenburg, hrsg. vom Museumsverband des Landes Brandenburg, Berlin

2009.

Museum Viadrina, Ausstellungskatalog, Frankfurt (Oder) Junkerhaus, Frankfurt (Oder)

o.J., S. 184.

Gerhard Paul: Das Jahrhundert des Bildes, 2 Bde., Göttingen 2009.

Gerhard Paul: Bilder, die Geschichte schrieben, Göttingen 2011.

Rubin, Eli: Synthetic Socialism: Plastics & Dictatorship in the German Democratic Re-

public: Plastics and Dictatorship in the German Democratic Republic, University of North

Carolina Press, 2009.

Rückel, Robert (Hrsg.): DDR-Führer. Alltag eines vergangenen Staates in 22 Kapiteln,

Berlin 2009.

Rückel, Robert (Hrsg.): DDR Museum. Führer durch die Dauerausstellung „Alltag eines

vergangenen Staates zum Anfassen“, Berlin 2006.

117

Page 118: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Rücker, Claudia/Szatmary, Andrea/Schmidt, Roman (Hrsg.): Das Wendebuch von

Luckenwalde. 20 Interviews, Luckenwalde 2009.

Schulz, Schulz: Gerhard Goßmann. Ausstellungsführer zur Gerhard-Goßmann-Galerie im

Museum Fürstenwalde/Spree, hrsg. von der Stadtverwaltung Fürstenwalde/Spree, 1992.

Simmang, Paul: Die Darstellung der DDR in den Museen Brandenburgs, erstellt von der

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin 2011.

Tempolinsen und P 2. Begleitbuch zur Ausstellung im Dokumentationszentrum Alltags-

kultur der DDR e.V. Eisenhüttenstadt , Berlin 1996.

Verordnung über die Arbeit der Heimatmuseen vom 30. Juli 1955, Gesetzblatt der DDR

55/231.

Wende-Chronik. Schwedt 1989/90, Schwedt (Oder) 2009.

Wilke, Florian: Museumsführer. Museum Fürstenwalde/Spree ,199

Wittenburg, Siegfried/Wolle, Stefan: Die sanfte Rebellion der Bilder. DDR-Alltag in

Fotos und Geschichten, Darmstadt 2008.

Wolle, Stefan: Die heile Welt der Diktatur. Herrschaft und Alltag in der DDR, 3.

überarbeitete Aufl., Berlin 2010.

Wolle, Stefan: Die heile Welt der Diktatur? Herrschaft und Alltag in der DDR. Eine

Ausstellung mit Fotos von Harald Schmitt und Texten von Stefan Wolle, hrsg. von der

Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem stern, 2010.

Wolle, Stefan: Waschputzis Wahrheit, in: Die Zeit, 46/9. November 2000; dass. unter dem

Titel: Der Waschbär im Panzerschrank“ in: Horch & Guck. Historisch-literarische

Zeitschrift des Bürgerkomitees „15. Januar“ e.V., Heft 30, 9. Jg. (2000), Heft 2, S. 24 ff.

Wolle, Stefan: Zwischen Platte und Maschendraht – Ursprünge und Elemente der „DDR-

Mentalität“, in: Jürgen Weber (Hrsg.): Illusionen, Realitäten, Erfolge. Zwischenbilanz zur

Deutschen Einheit,, München 2006, S. 80-99.

Zeitenblicke. Katalog zur Dauerausstellung. Museum und Galerie Falkensee, hrsg. vom

Vereine der Freunde und Förderer von Museum und Galerie Falkensee, 2011.

Zündorf, Irmgard: DDR-Museen als Teil der Gedenkkultur in der Bundesrepublik

Deutschland, in: Jahrbuch für Kulturpolitik 9 (2009), S. 139-145.

118

Page 119: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Danksagung

Ich möchte an dieser Stelle allen Mitarbeitern der Brandenburger Museen und Einrichtungen

danken, die mich bei der Erstellung des vorliegenden Gutachtens unterstützt haben. Ohne die

ausführlichen und vertrauensvollen Gespräche, die persönlichen Führungen durch die

Sammlungen und Ausstellungen sowie die schriftlichen Stellungnahmen wäre die Arbeit nicht

möglich gewesen.

Dr. Stefan Wolle

Frankfurt (Oder), 31. März 2012

119

Page 120: Der Beitrag der Brandenburger Heimatmuseen zur · 2012-12-07 · Vom Museumsverband werden drei aktuelle Projekte genannt. Hinzu kommt das Potsdam-Museum – Forum für 1 Gabi Förder-Hoff:

Zur Person

Dr. Stefan Wolle, Jahrgang 1950, Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität

Berlin, 1972 Relegation aus politischen Gründen, Arbeit in einem Produktionsbetrieb, 1984

Promotion, bis 1989 Mitarbeiter des Instituts für Geschichte der Akademie der

Wissenschaften der DDR, 1990 Mitglied des Bürgerkomitees zur Stasi-Auflösung, danach

Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, 1991-1996

Assistent an der Humboldt-Universität, 1999 bis 2001 Referent bei der Bundesstiftung zur

Aufarbeitung der SED-Diktatur, seit 2001 Mitarbeiter des Forschungsverbundes SED-Staat

der Freien Universität Berlin, seit 2006 außerdem Wissenschaftlicher Leiter des DDR-

Museums Berlin, veröffentlichte zahlreiche Bücher und Artikel zur DDR-Geschichte, u.a.

(zus. mit Armin Mitter) „Ich liebe euch doch alle!“ (1990) und Untergang auf Raten (1994),

Die heile Welt der Diktatur (1998), Der Traum von der Revolte (2008), Aufbruch nach

Utopia (2011).

120