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Der Risikopatient –Fall 2
Risikodreieck
C.F., ein sonst gesunder 52-jähriger Mann, berichtet: „Ich habe seit 5–6 Jahren Rückenschmerzen und immer wieder auch Probleme mit den Kniegelenken. Aber das ging immer halbwegs, bis ich vor 7.Monaten nach und nach immer antriebsloser und schwermütiger wurde.“
Er habe sogar an Selbstmord gedacht. Sein Hausarzt schickt ihn zum Psychiater, der eine Depression feststellte.
„Ich glaubte es erst nicht, aber unter den Tabletten ging es mir doch besser, aber seit 3 Monaten ist alles schlimmer, ich bin müde und auch körperlich schlapp, ich glaube, ich vertrage diese Tabletten nicht mehr ...“
Welche Schmerztherapie würden Sie empfehlen?
• Seit ca. 8 Jahren meistens lokal, selten ausstrahlende Rückenschmerzen, dann überwiegend rechts ins Bein (bisweilen in die Großzehe)
• Vor 6 Jahren an einem Bandscheibenvorfall operiert, Taubheit seitdem weg, nur der Fuß hänge etwas, manchmal würde er darüber stolpern
• Seit 1 Jahr wechselnd beidseitig Knieschmerzen, manchmal seien die Kniegelenke auch geschwollen, aber mit etwas Schonung, einmal auch nach Akupunktur, würde sich das immer wieder zurückbilden
• Sonst sei er nie ernsthaft krank gewesen, kein Herz-, Lungen-, Leber- oder Nierenleiden. Er habe auch Medikamente gut vertragen und nie etwas mit dem Magen gehabt.
Schmerz- und sonstige Anamnese
Medikamentenanamnese
Aktuelle Medikation:
1 - 0 - 0
• Tilidin + Naloxon (50 mg Tilidin/ 0,72 ml ≈ 20 Tropfen)
20– 40 Tropfen bei Bedarf (2–3 Woche)
1 - 1 - 1
• Citalopram (60 mg)
• Diclofenac (50 mg)
Klinische Befunde/Laborwerte
Blasser, erschöpfter Pat. in sonst altersgemäßem Zustand, bedrückt, aber affektiv schwingungsfähig, RR 120/70, HF 95–100, sonst keine internistischen Auffälligkeiten, WS bis auf Narbe LW4/5und lumbale Steilstellung unauffällig, Beweglichkeit altersgemäß bisauf die endgradige Beweglichkeitseinschränkung im Kniegelenk,neurologisch unauffällig bis auf fehlenden ASR undFußheberschwäche (KG 2 – 3) rechts
Laborbefunde: Hb 9,4 g/dl, Hkt 34 %, Leukozytose, sonst unauffällige Blut-, Leber- und Nierenwerte
Welche Diagnostik ist zuerst notwendig?
Welche Therapie ist notwendig?
Welche Fehler wurden gemacht?
Diagnosen
Schmerzdiagnosen:
• chronischer Rückenschmerz mit radikulärer Schmerzausstrahlung im
Dermatom L5 rechts bei altem Wurzelsyndrom mit Peroneusparese
• mittelschwere nicht OP-würdige Gonarthrose ohne Aktivitätszeichen
Aktuelle Verdachtsdiagnosen:
• erneute depressive Episode bei bekannter unipolarer Depression
• chronische (?) Anämie unklarer Genese
Diagnosen
• Gastro-Duodenoskopie
Ulcus ventriculi, Helicobacter pylori negativ, zurzeit nicht blutend
Welche Diagnostik ist zuerst notwendig?
Symptome und ihre möglichen Ursachen
unerwünschte Arzneimittelwirkung (Diclofenac) und Arzneimittelinteraktion
Diclofenac:
Fischbach W et al. S3-Leilinie Helicobacter pylori. Z Gastroenterol 2009;47:88 – 89; Qualitätssicherung in der Rheumatologie. 2. Aufl, 2008.; DGRh-Leitlinie, Management der frühen rheumatoiden Arthritis. 2. Aufl., 2007
Anämie, Ulcus ventriculi
Welche Fehler wurden gemacht?
• ist ulzerogen• bei fehlenden Risikofaktoren auch ohne PPI erlaubt
aber: Interaktion Diclofenac und Citalopram (SSRI) nicht beachtet
http://leitlinien.net/
http://dgrh.de/qualitaetssicherung.html
SSRI und Blutungsgefahr
• Serotonin wichtig für Thrombozytenfunktion, die durch hochselektive Re-Uptake-Inhibitoren irreversibel gestört wird (90 % Depletion nach 2 Wochen Behandlung)
• daher erhöhte Blutungsgefahr bei vorhandenem Ulkus oder gastrointestinaler Läsion
• SNRI wie Venlafaxin erhöhen dosisabhängig die GI-Blutungsrate, für Duloxetin gibt es wenig Daten
• Risikoerhöhung bei gleichzeitiger Gabe von tNSAR (> 2- bis 10-fach)
• Seit 2000 wurden 2964 Fallberichte über GI-Blutungen unter einer SSRI-Therapie bekannt, 135 davon schwere (WHO-Datenbank).
Dalton SO et al. CNS Drugs 2006;20(2):143 – 151
Thrombozytenfunktion
Serotonin
Thrombozytenohne eigeneSerotonin-Synthese
ADP Adrenalin
Arachidonsäure
TxA2
HemmungdurchNSAR
COX-1
Serotonin-Speicherung in GranulaFreisetzung bei Thrombozytenaktivierung
Serotonin-Reuptake
HemmungdurchSSRI
Blockadedurch
Clopidogrel
Thromboxan A2
Reed GL et al. Blood 2000:96(10):3334 – 3342Frankhauser P et al. Thromb Haemost 2008;100(6):1201 – 1203Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. 10. Aufl., Stuttgart: WVG, 2012
Aktivatoren der Thrombozytenaggregation
Serotonin
Thrombozytenohne eigeneSerotonin-Synthese
ADP Adrenalin
Arachidonsäure
TxA2
Serotonin-Speicherungin Granula
Serotonin-Aufnahme durch
Serotonin-Transporter SERT
Thromboxan-A2-Synthese
überCyclooxygenase-1
COX-1
Thromboxan A2
Reed GL et al. Blood 2000:96(10):3334 – 3342Frankhauser P et al. Thromb Haemost 2008;100(6):1201 – 1203Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. 10. Aufl., Stuttgart: WVG, 2012
Aktivatoren der Thrombozytenaggregation
Serotonin
Thrombozytenohne eigeneSerotonin-Synthese
Arachidonsäure
TxA2
Serotonin-Speicherungin Granula
Serotonin-Aufnahme durch
Serotonin-Transporter SERT
Reed GL et al. Blood 2000:96(10):3334 – 3342Frankhauser P et al. Thromb Haemost 2008;100(6):1201 – 1203Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. 10. Aufl., Stuttgart: WVG, 2012
Thromboxan-A2-Synthese
überCyclooxygenase-1
COX-1
Thrombusbildung u.a. durchrezeptorvermittelte TxA2-und Serotonin-Wirkung
Thrombozytenaktivierung Serotonin-Freisetzung durch Degranulation der
Serotonin-Granula Steigerung der TxA2-Synthese und -Freisetzung
Beeinflussung der Thrombozytenaggregation
Serotonin
Thrombozytenohne eigeneSerotonin-Synthese
Arachidonsäure
TxA2
Serotonin-Speicherungin Granula
Thromboxan-A2-Synthese
überCyclooxygenase-1
COX-1
Beeinflussung der ThrombozytenfunktionReuptake-Inhibition durch serotonerg wirksame SSRI und SNRI Depletion der Serotonin-Granula
Inhibition der Cyclooxygenase-1 durch NSAR Hemmung der TxA2-Synthese
Einschränkung der Thrombusbildung Steigerung der Blutungsneigung
Serotonin-Reuptake-Inhibition
HemmungdurchSSRI
HemmungdurchNSAR
Reed GL et al. Blood 2000:96(10):3334 – 3342Frankhauser P et al. Thromb Haemost 2008;100(6):1201 – 1203Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. 10. Aufl., Stuttgart: WVG, 2012
Gastrointestinales Blutungsrisiko
de Abajo FJ et al. Arch Gen Psychiatry 2008;65(7):795 – 803 – General Practice Database – Great Britain – 01.01.2000 – 31.12.2005
11,6 1,8
2,9 2,8
4,8
0
1
2
3
4
5
non-use SSRIs SSRIs plusSNRIs
SNRIs NSAIDs SRIs plusNSADs
1321 Patienten mit Blutungen im oberen GI-Trakt vs. 10000 KontrollenRisikobeeinflussung unter Einnahme von SSRIs, SNRIs und NSARs vs. non-use
SertralinFluoxetinParoxetin
CitalopramEscitalopram
VenlafaxinDuloxetin
Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren
Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren
Odds Ratio
Gastrointestinales Blutungsrisiko (NSAR-unabhängig)Einteilung der Antidepressiva nach Affinität zum Serotonin-Transporter (Auswahl)
niedrige Affinität
Paroxetin, Sertralin, Fluoxetin, Escitalopram, Citalopramhohe Affinität
erhöhtes Risiko psychiatrischer Patienten bei Monotherapie mit SSRI und erhöhter Affinität
Lee YC et al. J Clin Psychopharmacol 2012;32(4):518 – 524
u.a. Doxepin, Maprotilin, Mirtazapin
mittlere Affinität u.a. Venlafaxin, Duloxetin, Imipramin,Amitriptylin
HazardRatio: 1,0 (Referenz)
Hazard Ratio: 1,1 (0,88– 1,4)
Hazard Ratio: 1,38 (1,11–1,71)p <0,01
Gastrointestinales Blutungsrisiko
Loke YK et al. Aliment Pharmacol Ther 2008;27(1):31 – 40
2,363,16
6,33
0
1
2
3
4
5
6
7
SSRIs NSAIDs SRIs plus NSAIDs
Metaanalyse mit 153000 Patienten zur Risikobeeinflussung für Blutungen im oberen GI-Trakt unter Einnahme von SSRIs, NSARs und der Kombination aus SSRI und NSARs
Odds Ratio
Einteilung der Antidepressiva
Klasse Name Mechanismus Vertreter (Auswahl)
Analgetische Effekte
TCA trizyklische Antidepressiva
nichtselektive 5-HT-/NA-Wiederaufnahme-Inhibition
Amitriptylin, Doxepin ja
SNRI Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren
selektive 5-HT-/NA-Wiederaufnahme-Inhibition
Venlafaxin, Duloxetin ja
SSRI selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren
selektive 5-HT-Wiederaufnahme-Inhibition
Fluoxetin, Sertralin, Citalopram,
keine oder geringe
tetrazyklischeAntidepressiva
Ähnlich wie trizyklische Antidepressiva, jedoch fehlende Serotonin-Reuptake-Inhibition und schwacher H1-Antagonismus
Mirtazapin fraglich (sicher: Kopfschmerz)
Zeitweilig absetzen oder umstellen?
• keine Suizidgedanken, relativ stabile psychiatrische Situation unter Citalopram
• Risiken bei Ab- und Umsetzen
Gegen eine Umstellung spricht:
Für Umstellung auf trizyklisches AD spricht:• kein Effekt auf Thrombozytenfunktion• Ko-analgetische Wirkung TCA oder SNRI nutzen für den
radikulären Rückenschmerz
Gegen eine weitere Gabe spricht:• erhöhtes Blutungsrisiko bei nicht abgeheiltem Ulkus
SSRI (Citalopram) umsetzen auf trizyklisches Antidepressivum?
Erste Maßnahmen
• Ulkus abheilen lassen
• Diclofenac absetzen, PPI bis zur Abheilung (z.B. Omeprazol 20 mg/d)
• Citalopram belassen oder ausschleichen, umstellen auf Duloxetin(Titration über 1 Woche bis auf 60 mg/Tag) wegen seiner analgetischenWirksamkeit (bei neuropathischem Schmerz)
• Kontrollgastroskopie in 3– 4 Wochen
http://www.leitlinien.de/leitlinienmethodik/clearingverfahren
http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/depression
Welche Schmerztherapie zur Überbrückung?
fest: 1 – 1 – 1• Tilidin (50 mg) u. Naloxon (4 mg) Retard-Tbl.
oder
falls nicht ausreichend
• Metamizol 500 mg max. 2 – 2 – 2 – 2
1 – 1 – 1 – 1• Paracetamol 500 mg
Verlauf nach 3 Wochen
daher Neueinstellung:
• Diclofenac (75 mg)
• Diclofenac (75 mg) und Misoprostol
1 – 0 – 1 plus
• Omeprazol (20 mg) 1 – 0 – 0 oder
1 – 0 – 1
SSRI ?• Coxib (z.B.Celecoxib 200 o. Etoricoxib 90mg?) 1 – 0 – (1)
Kontrollgastroskopie: Ulkus abgeheilt Schmerzstärke aber zu hoch (5 -6 NRS gegenüber früher 2 -3)
Abschluss
Aktuelle Medikation:
1 – 1 – 1• Tilidin (50 mg) + Naloxon (4 mg) als Retard-Tbl.
1 – 0 – 0• Duloxetin (60 mg)
• Celecoxib (200 mg) 1 – 0 – (1)
• Omeprazol (20 mg) 1 – 0 – 2
???• Etoricoxib (90 mg?)
Background-Folien
PPI oder Misoprostol sind indiziert für eine tNSAR-Behandlung
• Patienten über 60 Jahre• positive Magen-Darm-Anamnese, besonders bei positiver
Ulkusanamnese• schwere Allgemeinerkrankung
NSAR-GastropathieEreignisraten in der Übersicht
Bolten WW. MMW Fortschr Med 2005;147(31 – 32):24 – 27
alle NSAR-Patienten (100 %)
ca. 70 % Schleimhautschäden
ca. 12-28% Ulzera
ca. 0,4 % Magenblutung, Perforation
ca. 30-50 % Magenbeschwerden
mit Beschwerden
ohne Beschwerden
Risiko gastrointestinaler BlutungenAltersabhängige Ereignishäufigkeit
Pérez Gutthann S et al, Epidemiology. 1997;8: 18-24.FDA. Available at:http//www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/05/slides/2005-4090s1.htm.
Altersgruppen (Zahlenangaben in Jahren)
Differenzierung von Rückenschmerzen
SCHMERZ
Wurzelreiz-/Kompressionssyndrome
• Bandscheibenvorfall
• Spinalkanalstenose
• Spondylolisthese
Entzündungen
• Chronisch-rheumatische Erkrankungen
Psychogene Faktoren
Auslöser, Aufrechterhaltung, Chronifizierung
„Mechanische“ Rückenschmerzen(~ 80 %) nicht radikulär
• Muskulär/ligamentär
• Zwischenwirbelgelenke
• Diskogen
• Iliosakralgelenk
Metabolische Knochenerkrankungen
Maligne Erkrankungen
Viszerale Ursachen (~2 %)
MRT Aufnahme vor 1 Jahr
Zustand nach OP LWK 4/5
Narbe L5 (+L4) re
O/E (95% CI)* RD per 1000 patient year**
SSRI 3.6 (2.7─4.7) 3.1
SSRI + tNSAID 12.2 (7.1─19.5) 16.3
SSRI + ASA*** 5.2 (3.2─8.0) 12.4
tNSAID 4.5 (3.9─5.2) not provided
ASA*** 2.5 (2.2─2.9) not provided
Higher rate of upper GI tract bleeding with concomitant SSRI vs either aspirin or tNSAID alone (Retrospective analysis)
* O/E=Ratio of observed / expected** RD=Rate difference of treatment versus no
treatment group*** Low-dose ASA
1. Modifiziert nach Dalton SO et al. Arch Intern Med 2003;163(1):59 – 64
Antidepressiva
Wirkmechanismus:Wiederaufnahme von NA und 5-HT wird präsynaptisch gehemmt, bei nicht-TCA selektiv
⇒ zentrale deszendierende Hemmung wird verstärkt⇒ zentrale Transmitterkonzentration steigt
anticholinergVenlafaxin: in niedriger Dosis nur Serotonin-Reuptake gehemmt, NA erst in höherer Dosis
Nebenwirkungen:Agranulozytose, Neutropenie (Mirtazapin) Schwindel, anfänglich Müdigkeit, schlafanstoßend (Mirtazapin niedrigdosiert)Übelkeit, Erbrechen, GewichtsveränderungMundtrockenheit, Obstipation, Miktionsstörung, sexuelle FunktionsstörungenTremor, Hypotension, Herzrhytmusstörungen
Cave:Glaukom, Pylorusstenose, Miktionsstörung, Reizleitungsstörungen, Herzinsuffizienz, Epilepsie;Therapie mit MAO-Hemmern und Triptanen;Dosisanpassung bei Leber- und Nierenfunktionsstörung
Antidepressiva
Trizyklische Antidepressiva
Startdosis:10– 25 mg (altersabhängig)
Dosierung:0 – 0 – 1
Wirksame Dosis:10–25 mg (50–75 mg?)
Startdosis:10– 25 mg (altersabhängig)
Dosierung:0 – 0 – 1
Wirksame Dosis:10– 25 mg (50–75 mg?)
• Zulassung: chronische Schmerzen• Evidenz: PZN ⇑⇑, PNP ⇑⇑, Neuralgie ⇑, Stroke ⇑• NNT (schmerzhafte PNP): 2,1
Amitriptylin Clomipramin
Andere Antidepressiva
Wirkmechanismus:
• Wiederaufnahme von NA und 5-HT wird präsynaptisch selektiv gehemmt. • Keine zusätzliche Rezeptorblockade wie TCA ⇒ verträglicher• Venlafaxin: in niedriger Dosierung nur Serotonin-Reuptake gehemmt, NA
erst in höherer Dosierung • Mirtazapin: prä- und postsynaptische Blockade von α2-Adrenorezeptoren
⇒ Serotonin- und NA-Freisetzung steigt/selektive Blockade serotonerger Rezeptoren
Nebenwirkungen¹:Schwindel, anfänglich Müdigkeit, schlafanstoßend (Mirtazapin niedrigdosiert), Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsabnahme bzw. -zunahme (Mirtazapin), Mundtrockenheit, Obstipation, sexuelle Funktionsstörungen (Venlafaxin), Agranulozytose und Neutropenie (Mirtazapin)
¹ zu vollständigen Nebenwirkungen vgl. Fachinformation
Andere Antidepressiva
Startdosis: 30– 60 mg
Dosierung:1 – 0 – 0
Wirksame Dosis:60 mg (60 mg)
Startdosis:37,5 mg
Dosierung:1 – 0 – 0
Wirksame Dosis: 75 mg (225 mg)
Venlafaxin retard Duloxetin
• Zulassung: schmerzhafte, diabetische PNP (Duloxetin)• Evidenz: PNP ⇑⇑• NNT (painful PNP): 4,1 (Duloxetin)
Andere Antidepressiva
Mirtazapin
Startdosis:7,5–15 mg
Dosierung:0 – 0 – 1
Wirksame Dosis: 15– 30 mg (45 mg)
Antidepressiva (wichtigste Regeln)
• Über Schmerzindikation aufklären• Analgesie: 10– 50 % der antidepressiven Dosis, nicht „viel hilft viel“• Analgetischer Effekt erst nach Tagen bis Wochen • Substanzen verwenden, deren Effekte man kennt• Vorsichtig einschleichen, dann retardiert • Hinweis auf anticholinerge Nebenwirkungen • Individuell: sedierende Komponente nachts • Aktivierende Komponente tagsüber • Aufdosierung, wenn Depression
WHO-Stufe Ill transdermal
Wirkstoff
Fentanyl TTS
Buprenorphin TTS
Tagesdosis (mg)
0,6–2,4 (transdermal!)
0,84–1,68(transdermal!)
Wirkungsdauer (h)
48– 72
48– 72
Diener HC et al. Das Schmerztherapie-Buch. München: Urban & Fischer, 2003
Nachteile:• Sehr variable
Eliminationshalbwertzeit (bis 72 h) länger als Wirkdauer
• Ebenso Wirkdauer variabel (6–12 Stunden)
• Dosissenkung nach 7–14 Tagen• Verlangt viel Erfahrung
Vorteile:• Liegt als REINES Enantiomer vor• Evtl. NMDA-antagonistische Wirkung• Rascher Wirkeintritt bei langer Wirkdauer• Oral (Tropfen) und Ampullen verfügbar• Individuelle Feintitration möglich (Tropfen)• Weniger Histaminfreisetzung
Levomethadon
Vorteile:• Einfache Handhabung• Gleichmäßige Zufuhr der
Wirksubstanz• Compliance erleichtert• Vorteile bei Schluck- und
Passagestörung• Geringere Obstipation
Transdermale therapeutische Systeme
Nachteile:• Sehr langsamer Wirkeintritt (bis
zu 18 Stunden)• Ungeeignet für Akutschmerz und
bei niedrigem Dosisbedarf• Resorption von der
Hautdurchblutung (Temperatur) abhängig
• Keine Behandlung von Schmerzspitzen möglich; daher oft Polypharmazie in der Praxis
• Wegen Depotbildung in der Haut lange Abflutungsphase, besonders bei Überdosierung
• Durch niedrige „Verordnungsschwelle“ zunehmende Hinweise auf nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch
• Verschreibung bei nicht-opioid-sensitiven Schmerzen mit daraus resultierender Dosiseskalation
Transdermale therapeutische Systeme
© Maier (Bochum)