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Die „Kleine Eiszeit“ Holländische Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert Die „Kleine Eiszeit“ · Holländische Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert Gemäldegalerie Berlin Bilder im Blickpunkt P4777 Umschlag 24.08.2001 11:40 Uhr Seite 1

Die „Kleine Eiszeit“bib.gfz-potsdam.de/pub/wegezurkunst/kleine_eiszeit_1.pdf · 2003. 8. 18. · Die „Kleine Eiszeit“ Holländische Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert Die

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    P4777 Umschlag 24.08.2001 11:40 Uhr Seite 1

  • Danken darf ich auch Franz Ossing, Referent für Öffentlich-keitsarbeit am GFZ, der das Vorhaben in spontaner Begeiste-rung für die fachübergreifende Kooperation zwischen Geistes-und Naturwissenschaften mit initiiert und mit betreut hat. JörgF. W. Negendank sowie Cathrin Brüchmann und UlrikeKienel, die mit Charme und kritischem Verständnis für die Sache den Chor der Geowissenschaftler vervollständigen, haben ebenfalls mit wichtigen Beiträgen zur vorliegenden Publikation beigetragen, die zur kunsthistorischen Frage-stellung nicht nur die geowissenschaftlichen Befunde bereit-stellt, sondern zugleich auch Verfahrensmethoden aufzeigt.

    Den kunsthistorischen Part an der „Kleine Eiszeit“ hat dankenswerter Weise Bärbel Hedinger übernommen. Nebenihrer eigentlichen Aufgabe, der Leitung der Gemälde- undGraphikabteilung des Altonaer Museums sowie der Leitungdes Jenisch Hauses in Hamburg, hat sie viel Zeit und Mühen,viel Erfahrung und Wissen in das Projekt investiert. Umsonstwar ihr Einsatz nicht! Denn nach Abschluss der Berliner Pha-se der Ausstellung wird diese Anfang des kommenden Jahresin Hamburg zu sehen sein.

    Der Mann „vor Ort und letztlich für alles“ war Michael Budde,wissenschaftlicher Museumsassistent an der Gemäldegalerie.Er hat diese Veröffentlichung redaktionell bearbeitet und ist inihr mit einem Artikel über die ausgestellten Gemälde und überAspekte der Entwicklung des holländischen Winterbildes ver-treten. Auch dem Aufbau der Ausstellung, der praktischen Seite des Vorhabens, hat er sich mit Tatkraft, ausgeprägtemGeschmacksempfinden und großem Talent für die Bewälti-gung organisatorischer und administrativer Aufgaben ge-widmet. Hierbei haben ihn die Praktikanten Eva-AndreaSchmitt, Ulrike Sbresny, Ruth Müller und Florian Seedorfunterstützt, auch Christine Exler, Sabine Friedrich, ManfredStahr und Peter Scheel von der Depotverwaltung der Gemälde-galerie. Für die Bereitstellung von Leihgaben für die Ausstel-lung bin ich privaten Sammlern zu Dank verpflichtet, fernerauch Alexander Dückers, dem Direktor des Kupferstichkabinettsder Staatlichen Museen zu Berlin. Nicht allen Kolleginnen undKollegen, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben,kann hier gedankt werden. Nicht unerwähnt bleiben sollte jedoch zum Schluss die nicht unerhebliche finanzielle Zuwen-dung, die mit Unterstützung durch Sonja Brandt-Michael vomLenkungsausschuss der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ fürdie Drucklegung dieser Publikation zur Verfügung gestellt wurde.

    Jan Kelch

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    Dem Anschein nach waren die Holländer des 17. Jahrhun-derts begeisterte Schlittschuhläufer. Auf den Winterbildernder Zeit geben sich Arm und Reich, Jung und Alt, Anfängerund Fortgeschrittene diesem Vergnügen hin. Spaziergänger,Schlittenfahrer und Fischer vervollständigen das abwechs-lungsreiche Treiben auf den vereisten Grachten, Flußläufenoder Binnenmeeren des Landes. Dabei wirkt mancher der win-terlichen Naturschauplätze figürlich derart dicht besetzt, dassder Eindruck entsteht, als habe sich dort ein ganzes Volk ver-sammelt - trotz klirrenden Frostes! Die kalte Jahreszeit hat da-mals Gefallen gefunden, jedenfalls unter dem Aspekt ihrerFreizeitmöglichkeiten. Die holländische Sommerlandschaft istdagegen um vieles zurückhaltender staffiert. Die wärmerenJahreszeiten bezeichnen die Wachstumsphase der Natur, diemit Arbeit, d.h. mit bäuerlichen Aktivitäten, verbunden ist. Eswird auch viel gereist. Wanderer und Reisewagen verkehrenauf sandigen Wegen, die sich in kurvigem Verlauf in der Tiefe des Landes verlieren. Spezifisch sommerliche Vergnü-gungen, etwa Badefreuden, sind dagegen nur ausnahms-weise veranschaulicht worden. Dem immer wieder dargestell-ten Schlittschuhläufer ist im Wechsel der Jahreszeiten kein Gegenstück zuzuordnen. Mit anderen Worten: Die Holländerdes 17. Jahrhunderts dürften keine begeisterten Schwimmergewesen sein.

    In der Staffierung von Winterbild und Sommerbild lebt zwardas 16. Jahrhundert mit seinen unterschiedlichen Traditions-strängen fort, aber die beiden Aufgabenbereiche sind zu-gleich auch aus streng wirklichkeitsbezogener Sicht aufge-nommen: mehr noch im Detail als im Ganzen. Wären Badendein realiter typisch für den holländischen Sommer jener Tagegewesen, sie hätten zweifellos als Staffage in Schilderungendieser Jahreszeit eine Rolle gespielt. Sollte das Baden damalsalles andere als ein Vergnügen gewesen sein? Waren dieholländischen Gewässer bzw. Sommer kälter als heute? Diehistorische Klimaforschung bejaht diese Frage und hat für dienördliche Erdhalbkugel eine „Kleine Eiszeit“ konstatiert, dievom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahr-hunderts angedauert hat. Den naturwissenschaftlichen Befundim Blick stellt sich einmal mehr die Frage nach dem Realitäts-gehalt der holländischen Landschaftsmalerei, dem diese Veröffentlichung und die Ausstellung in einem neuen, inter-disziplinären Ansatz nachzugehen versucht.

    Dem GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) und dessen Vor-standsvorsitzenden Rolf Emmermann bin ich für die aktive Mit-arbeit an diesem Projekt zu besonderem Dank verpflichtet.

    Vorwort

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  • finden sich Ablagerungen, die Aufschluss geben über die Klimageschichte und den Einfluss von Klimaänderungen aufdie Umwelt während der vergangenenen hunderttausend Jahre; zugleich verfügen wir damit über hochauflösendeProxydaten zum Verständnis von kurzfristigen Klimavariatio-nen in geschichtlicher Zeit. Die Umwandlung eines Teils derBiosphäre, hier der Algen, in Sedimentablagerung, also einenBestandteil der Geosphäre, zeigt exemplarisch die Wechsel-wirkung der Subsysteme des Systems Erde. So gesehen, stehtdie Klimaforschung am GFZ Potsdam genau auf der Naht-stelle zwischen Geosphäre, Atmo- und Biosphäre. Unser Bei-trag zur Ausstellung „Kleine Eiszeit“ im „Jahr der Lebenswis-senschaften” 2001 kann damit auch verstanden werden alsBrücke zum „Jahr der Geowissenschaften“ 2002.Die Ausstellung zeigt nicht nur die engen Wechselwirkungenim System Erde. Die Verbindung zwischen Kunst und Wissen-schaft gibt beiden Seiten Anstöße zum Verständnis unseres Lebensraums. Die historische Klimaforschung lernt aus denGemälden wie die Kunstgeschichte aus der historischen Klimaforschung. Dieses geht selbstverständlich nicht in einerunkritischen Adaption, sondern nur im kritischen Diskurs –auch dieses ist ein Ziel der Ausstellung.

    Rolf EmmermannVorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums Potsdam

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    Unsere Erde ist ein dynamischer Planet, der sich – angetriebendurchgroßräumige Stoff- und Energieumlagerungen in seinemInneren und vielfältige Einwirkungen von außen – in einemständigen Wandel befindet. Es hat sich deshalb die Erkennt-nis durchgesetzt, dass wir den Lebensraum Erde nur ver-stehen, wenn wir die Erde als System betrachten, d.h. im Zusammenwirken aller ihrer Komponenten – der Geosphäre,der Atmosphäre, der Hydrosphäre, der Kryosphäre und derBiosphäre. Dieser Forschungsansatz wird am GeoForschungs-Zentrum Potsdam (GFZ) verfolgt.Das „System Erde“ zeichnet sich durch eine hohe Komplexitätaus. Prozesse, die in und auf der Erde ablaufen, sind mit-einander gekoppelt und bilden verzweigte Ursache-Wirkung-Ketten, die durch den Eingriff des Menschen in natürlicheGleichgewichte und Kreisläufe zusätzlich beeinflusst werdenkön-nen. Nur eine multidisziplinäre Herangehensweise er-möglicht daher eine umfassende Einsicht in die Funktions-weise des Systems Erde.Die moderne Klimaforschung ist ein gutes Beispiel für einenderartigen fachübergreifenden Ansatz. Mit vielfältigen Methoden und durch Modellierungen versuchen Klimatologenweltweit, das Klimageschehen zu verstehen. Die Atmos-phärenphysiker und Meteorologen werden dabei seit ge-raumer Zeit von Geowissenschaftlern unterstützt. Im geologi-schen Klimaarchiv von Sedimenten in kontinentalen Seen

    Klima und das System Erde

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  • Höhepunkt erreicht, an den die holländische Malerei des17. Jahrhundert nur mehr anschließen musste: Viele Bilderfin-dungen des Flamen wurden einfach fortgeführt. Die Entwick-lung hin zum 17. Jahrhundert wird man demnach nicht als ent-scheidenden Sprung im Sinne des Fortschritts, sondern alseinen Prozess zunehmender Differenzierung ansehen können.Das Fach der Landschaftsmalerei bildet sich nach und nachheraus und immer häufiger finden sich Experten für eine be-stimmte Sparte des Landschaftsbildes: Die Landschaftsmalereiwird zu einer nachgefragten Gattung.Dabei geht die Tendenz zur symbolischen Überhöhung undallegorischen Durchdringung nur auf den ersten Blick verlo-ren. Wo Bruegel noch ikonographisch explizit Bezug nimmtauf eine höhere, christliche Weltsicht, verbinden sich in derholländischen Landschaftsmalerei mit der Naturschilderungauch fernerhin „hintergründige Botschaften“3. Die Landschaf-ten lassen sich emblematisch und politisch4 ansehen, sie han-deln von patriotischem Stolz und religiösen Tugenden. Rea-listisch im Sinne der Wirklichkeitsdarstellung sind daher häu-fig einzelne Partien und Details, kaum je aber ist es dasGesamtbild.Das Interesse an der Darstellung der eigenen Region erwach-te parallel zum wirtschaftlichen und politischen Aufschwungder jungen Republik Holland, die sich im Widerstand gegendie spanische Besatzungsmacht zum Staat der Sieben Provin-zen zusammengeschlossen hatte. Für die Jahre 1609 bis1621 hatten die Holländer einen Waffenstillstand mit denSpaniern ausgehandelt. Diese zwölfjährige Phase des Frie-dens wurde für den Ausbau von Handel, Infrastruktur undMilitär genutzt und ließ die neue Republik innerhalb wenigerJahre zur ersten Wirtschaftsmacht Europas aufsteigen. Diepolitische, wirtschaftliche und kulturelle Freiheit prägte dasnationale Selbstbewusstsein. Diesen Prozess der Verselbständigung und Selbstvergewisse-rung begleiten die Landschafts- und Genredarstellungen, diein den Jahrzehnten bis 1670, dem Ende des Goldenen Zeit-alters, entstehen. Es galt ein Selbstbild von Land und Leuten zuentwerfen, und insbesondere der Malerei kam dieser „vater-ländische Dienst“ zu. Die Erkundung der Topographie undGeographie und die kartographische Aufzeichnung dieserKenntnisse, die zum einen aus kriegstechnischen, zum ande-ren aus handelsökonomischen Gründen forciert wurden, fun-dieren und begleiten als objektive Bestrebungen die künstle-risch subjektiven Aufzeichnungen der Maler. Auf der Suchenach dem realistischen, d.h. topographisch exakten Bild derholländischen Landschaft wird man sich eher an die reüssie-renden Kartographen und Vedutenzeichner mit ihrer cameraobscura-Technik zu halten haben denn an die Landschafter.Während die Geodäten mit Jacobsstab und Messketten durchdie Lande zogen, visierten die Maler allenfalls mit dem

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    „Ich glaube, daß alle Bilder der alten Meister, dieFreilichtszenen darstellen, in Innenräumen gemalt sind,denn sie scheinen mir nicht den wahren und vor allemursprünglichen Aspekt zu haben, den die Natur vermittelt.“Paul Cézanne an Emile Zola, Brief vom 19. Oktober 1866

    Seit alters verbindet sich die Vorstellung eines realistischenLandschaftsbildes mit der holländischen Malerei des 17. Jahr-hunderts. Lange Zeit galten die Gemälde der van Goyen,Rembrandt, Vermeer oder Ruisdael als Paradigmen der Gat-tung: Die Genauigkeit der Beobachtung von Wolken, Windund Wetter, die naturalistische Schilderung von Landschafts-und Stadtformationen sowie die Liebe zur Ausschmückung mitDetails begründeten diese Einstellung ganz wesentlich. Bisheute scheint die berühmte Formulierung, die der Wiederent-decker der holländischen Malerei, Eugène Fromentin, 1876prägte, nachzuwirken, die Maler hätten nämlich des Landes„eigenes Porträt“ gemalt und ein vollendetes „Repertoriumdes holländischen Lebens“ hinterlassen1. Dass jedoch dieLandschaftsgemälde nicht mit einer Bestandsaufnahme der To-pographie zu verwechseln sind, hat die kunsthistorische For-schung in den letzten Jahrzehnten durch zahlreiche Studienbelegt. Der vermeintliche Naturalismus oder gar Realismusder Darstellungen ist in vieler Hinsicht ein idealisierender,poetischer Realismus, der Erfahrungstatsachen mit Erfindun-gen überformt und künstlerisch beglaubigt. Die Frage, wieund warum sich diese Verschränkung von empirisch getreuenEinzelbeobachtungen und Strategien der ästhetisch-symboli-schen Überhöhung in den einzelnen Bildern vollzieht, sollnachfolgend anhand einiger Gemälde beantwortet werden.Die holländische Landschaftsmalerei steht in der Tradition deraltniederländischen und insbesondere der flämischen Malereides 16. Jahrhunderts, deren Entwicklung in einem Zweischrittvon der symbolischen Weltlandschaft eines Joachim Patenieroder Herri Bles über die Jahreszeitenbilder eines Pieter Brue-gel zur holländischen Position des 17. Jahrhunderts führte.Entscheidend ist dafür der Fortschritt in der Darstellungsweise,der mit den Gemälden Bruegels einhergeht. Er verstand es,Landschaft nicht nur als beobachtete Topographie, sondernals erlebte Jahreszeit zu schildern2. Damit ging seine Auf-merksamkeit für atmosphärische Wettererscheinungen einher.Bruegel vermochte z. B. die dunstige Luft des Winters ge-genüber anderen Wettererscheinungen deutlich zu differen-zieren. Ihm gelang es, Schneefall, Herbststürme oder die sen-gende Hitze des Hochsommers bildlich zu vermitteln, ein Um-stand, der schon seine Zeitgenossen zu dem Lob veranlasste,der Maler könne darstellen, was eigentlich gar nicht darstell-bar sei. In gewissem Sinn lässt sich durchaus behaupten, mitder Kunst Bruegels sei bereits in darstellerischer Hinsicht ein

    Wirklichkeit und Erfindung in der holländischen Landschaftsmalerei

    Bärbel Hedinger

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  • 1 Adriaen Pietersz van de Venne1589 Delft – 1662 Den HaagDer Sommer1614

    Eichenholz, 44,1 x 67,1 cm

    Bez. Mitte unten: Av VeNNe 1614 (Av verbunden)

    Erworben 1874

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 741A

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  • 2 Adriaen Pietersz van de Venne1589 Delft – 1662 Den HaagDer Winter1614

    Eichenholz, 44,2 x 69,1 cm

    Bez. rechts unten: Av VeNNe 1614 (Av verbunden)

    Erworben 1874

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 741B

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  • Daumen. Kartographie und Landschaftsmalerei lassen sich in-sofern als zwei sehr unterschiedlich ausgeprägte Seiten einerMedaille, dem Interesse an der umgebenden zu vermessen-den bzw. aufzuzeichnenden Natur, begreifen.5

    Beiden Gattungen gemeinsam ist überdies die Auffassung derLandschaft als Ort und Rahmen von Geschichte. Beide Formender Darstellung tragen vielfach patriotischen Stolz zur Schau,indem sie mit dem markanten Bild auch das Lob der Land-schaft verbinden. Häufig handelt es sich bei den Gemäldenweniger um topographische denn um politische Landschaften,in denen Aspekte der vaterländischen Gegenwart und Ge-schichte aufgehoben sind. Einige Stufen der Herausbildungund Wandlung der holländischen Landschaftsmalerei im an-gesprochenen Sinne repräsentieren die folgenden Gemälde.

    Von der Allegorie zur Landschaft

    In Adriaen van de Vennes (1589-1662) Gemälde „Der Win-ter“ aus dem Jahr 1614 (Abb. 2) geht es „typisch holländisch“zu. Auf einem zugefrorenen Gewässer tummelt sich eine buntgemischte Gesellschaft. Das Bild hält die Mitte zwischen einerGenre- und einer Landschaftsdarstellung. Jung und Alt, Bürgerund Bauern geben sich auf dem spiegelglatten Eis ein Stell-dichein. Bis tief in den Hintergrund zieht sich die Promenadeder Eisgänger hin. Hinter kahlen Bäumen sind links und rechtsam Ufer verschneite Dörfer auszumachen. Ganz im Hinter-grund, fast im Zentrum, ist eine Mühle platziert. Den eigent-lichen Mittelpunkt jedoch bildet im Schnittpunkt der Diagonalenein reich beflaggter Eisschlitten unter Segeln. Kaum zufälligragt unüberschnitten die holländische Flagge direkt über demHorizont auf. Sie kündet als Pointe neben den zur Schau ge-stellten Kostümen und Trachten der Spaziergänger und Schlitt-schuhläufer eindeutig von dem Land, in dem die Szene spielt. Während die topographischen Angaben eher kürzelhaft eindörfliches Irgendwo assoziieren lassen, kommt über wenigeAnhaltspunkte, insbesondere über die Flagge der Republik,Holland ins Bild. Als „Superzeichen“ im Verein mit den ande-ren deutlich sprechenden Signalements bekrönt die Flaggedas festliche Bild einer wohlhabenden Gesellschaft, die essich leisten kann, an einem Sonntag dem Müßiggang zu frö-nen. Nur die Eisfischer sind im Vordergrund des Bildes bei derArbeit. Im Blick aus dem Bild richten sich beide Stände, Bür-ger und Bauern, an den Betrachter. Die Landschaft dient als Kulisse; als geographische Kennzei-chen fungieren die Wasserfläche, die Mühle und der hoheHimmel. Die Winterlandschaft wird bald zu einem Topos derholländischen Landschaftsmalerei und steht als besonderesFach per se bereit. Der Realismus des Bildes trägt abstrakteZüge. Typisches wird auf einen Nenner gebracht, der sich inder rot/weiß/blauen Schlittenfahne sprechend zeigt. Wollteman weitergehen und eine politische Allegorie in dieser Dar-stellung sehen, so wäre insbesondere auf das harmonischeMiteinander der Stände und auf den Wohlstand zu verweisen. Dem Winter auf dem Eis stellt van de Venne den Sommer aufdem Felde (Abb. 1) als Jahreszeitenpendant gegenüber. Alserstes fällt, gegen den Horizont gegeben, die Architektureiner Kornwindmühle am rechten Bildrand ins Auge. Am Ho-

    rizont markieren Kirchturmspitzen dörfliche Siedlungen undim Mittelgrund taucht, jenseits des Flusses, der das Bild durch-zieht, eine Bauernkate auf. Die vielfigurige Szene im Vorder-grund spielt an einem Weiher, den eben ein Packwagen inRichtung auf den Betrachter zu durchquert. Ein Bettler hat sichdem Wagen genähert. Rings um diese Haupterzählung sindNebenszenen rahmend angeführt; sie handeln von Jägernlinks und einem streitenden Paar rechts. Offenbar geht es dortum einen herabgefallenen Eierkorb, dessen Inhalt zu Bruchgegangen ist. Am Fuß der Mühle besieht ein Mann neben ei-nem Leiterwagen die Streithähne. Eben ist ein anderer, miteinem Mehlsack bepackter Mann dabei, die Böschung herab-zusteigen. Das Bild trägt ernste und komische Züge. Die Genreszenensind in die Muldenlandschaft des Vordergrundes eingebettetund werden über Staffagefiguren bis in den Mittelgrund hin-ein fortgeführt. Die Szene spielt wieder in Holland, das weistin erster Linie die Mühle aus. Im übrigen lehnt sich van de Ven-ne in seiner Komposition an eine Bildvorlage Jan Bruegelsvom Ende des 16. Jahrhunderts an.6 Auch die Übernahme desBildmusters der Jahreszeitendarstellung ist noch ganz dem16. Jahrhundert verpflichtet. In der damaligen Vorstellungs-welt spielte der Wechsel der Jahreszeiten und ihre regelmä-ßige Wiederkehr eine große Rolle und wurde als Symbol fürden Lauf der Zeit und den Kreislauf von Werden und Vergehenverstanden. Solche Jahreszeitenallegorien waren in Malereiund Graphik noch bis ins 17. Jahrhundert hinein sehrpopulär.7

    Aber trotz aller Rückversicherungen auf die Tradition gelingtes van de Venne, sein Landschaftspendant über die allgemei-nen stilistischen Gründzüge der Komposition, die Wahl derKostüme, die Gemeinschaft der Stände, die Nationalflaggeerkennbar in der Republik Holland und in den Jahren desWaffenstillstands anzusiedeln; einen spezifischen Ort be-schreibt er nicht, er begnügt sich vielmehr wieder mit eineraus Versatzstücken gefügten Landschaft: „Topoigraphie“ stattTopographie.

    Plausible Fiktionen

    Im Gegensatz zu van de Venne wandte sich der in Haarlemtätige Esaias van de Velde (um 1590/91–1630) ohne alle-gorische oder sonstige Umschweife direkt der holländischenTopographie zu. 1618 nahm er die am seeländischenWattenmeer gelegene kleine Handelsstadt Zierikzee zum Vor-wurf für ein Gemälde (Abb. 3).Der Blick geht über Repoussoirfiguren im Vordergrund überdas Wasser auf das jenseitige Ufer und über die befestigteStadtmauer hin zur breitgelagerten Panoramakulisse derStadt. Als deren charakteristisches Wahrzeichen ragt der Bauder Nieuwe Kerk auf. Die Kirchenarchitektur wird geradezuübermächtig inszeniert, als solle die Stadt sich auf den aller-ersten Blick zu erkennen geben. Der mit der Topographie Ver-traute wird links das Sint-Lievensmunstertoren, neben derNieuwe Kirk, in der Mitte des Bildes, das Rathaus und weiterrechts die Gasthuiskerk und einige weitere Kirchen ausge-macht haben.8

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  • 3 Esaias van de VeldeUm 1590/91 Amsterdam – 1630 Den HaagAnsicht von Zierikzee1618

    Lw., 27 x 40 cm

    Bez. links unten: E.V.VELDE. 1618

    Erworben 1925

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 1952

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  • Die geschlossene Silhouette präsentiert die Stadt als Gemein-wesen. Der niedrig liegende Horizont lässt die Architekturhoch aufragen und als prägnante Vedute in Erscheinung tre-ten. Der Maler zieht gewissermaßen eine „Heimat-Linie“ aus,die sich vor winterlichem Himmel abzeichnet. Das malerischeEcho dieser Linie begegnet in abgeschwächter Form im Spie-gelbild, das die ruhige Wasserfläche zurückwirft. Die aufge-reihten Monumente spiegeln die weltliche und kirchliche Machtdes Gemeinwesens; sie verweisen auf die Geschichte, die Er-rungenschaften der Baukunst und die Schönheit des Landes. Van de Velde gehört zu den Erfindern unter seinen Künstler-kollegen. Mit dem Zierikzee-Gemälde stellt er ein Bild-Schemaauf, das auch weiterhin in der Landschaftsmalerei Geltung be-halten wird: Die bildparallele Anlage der Komposition, dieDreiteilung des Bildraums (Fluss, Stadt, Himmel) und die Ab-senkung der Horizontlinie, die dem Wolkenhimmel großzügigBildraum gewährt. Auch die Farbpalette in gedämpften Tö-nen, die zwischen Braun, Grün und Blau changieren, hatSchule gemacht und wurde zum Abzeichen der prosaischen,alltäglichen, ungestelzten holländischen Landschaft.9 All dieshat dem Maler den Ruf eingetragen, der erste Realist in sei-nem Fach gewesen zu sein. Aber trotz der Naturnähe tretenauch seine Landschaften nicht als exakte Reportagen auf: siesind vielmehr ausbalancierte Darstellungen zwischen Tatsa-chenschilderung und Erfindung.10

    Das Zeichnen nach der Natur wurde in zeitgenössischen Ma-lerhandbüchern nachdrücklich empfohlen, so in Karel vanManders „Den Grondt der edel vry schilderconst“ (1603)oder Samuel van Hoogstraatens „Inleyding tot de hoogeschoole der schilderconst“(1678)11. Die Natur zu beobachten,ihren Reichtum und ihre Vielfalt sorgsam zu studieren und mitFeder oder Kreidestift im Skizzenbuch festzuhalten, kurz,„naer het leven“ (nach dem Leben) vorzugehen, gibt Hoog-straaten der „schilderjeugt“ (dem Malernachwuchs) mit aufden Weg.12 Inwieweit diese Skizzen später als Hilfsmittel indie Gemäldekompositionen eingegangen sind, ist allerdingsungeklärt. Die Maßgabe einer realistischen Wiedergabe derNatur war kein Qualitätsanspruch, den das 17. Jahrhundertkannte oder erhob. Den Zeitgenossen galt jenes Landschafts-gemälde als gelungen, das bloß den Eindruck erweckte, ganzund gar nach dem Leben entstanden zu sein, wobei dieserEffekt aber durchaus synthetisch herzustellen war. Der Hand,der Fertigkeit, dem Geschick und der Phantasie des Malerswar es überlassen, über Motiv, Komposition, Farbe zu be-stimmen, Form und Stil so festzulegen, dass jedenfalls ein derWirklichkeit nicht widersprechendes Bild entstehen konnte.Der Maler fungiert als letzte Instanz und als Schöpfer „plausi-bler Fiktionen“13, wie es bei Peter Sutton heißt.Gelegentlich haben sich die Künstler sogar eines „Kopierver-fahrens“ bedient, das hier als weiterer Hinweis auf die syn-thetischen Kompositionsmethoden, die in der Frühzeit derLandschaftsmalerei gang und gäbe waren, angeführt sei: soweiß man, dass Tobias Verhaecht (1561–1630) seinemGemälde „Landschaft mit der Flucht nach Ägypten“ die1555/57 entstandene Radierung von Pieter Bruegel d.Ä.„Große Alpenlandschaft“ unterlegte und als „Vorzeichnung“für sein eigenes Bild benutzte.14

    Malerische Ausschnitte

    Jan van Goyen (1596–1656), bekannt für seine Seestückeund Naturschilderungen, erlangte seine größte Geltung alsMaler des flachen Landes. In kleinen Bildformaten hielt er diealltäglichen, „armen“ Küstengegenden seiner Heimat in im-mer neuen Varianten fest, und entfaltete seine malerischenTalente bei der Wiedergabe von so unspektakulären Motivenwie Dünenketten, Sandwegen und Bauernkaten oder in feinabgestimmten Darstellungen von Himmel, Wetter und Atmo-sphäre. Er kann als einer der erfolgreichsten Landschafter seiner Zeitgelten, dem eine Gesamtproduktion von über 1200 Gemäl-den und rund 800 Zeichnungen zugeschrieben wird.15 SeineBilder waren relativ preiswert zu haben und wurden vom städ-tischen Publikum hoch geschätzt. Es gehörte zum Modeton,ein kleines holländisches Landschaftsbild zu besitzen und esim häuslichen oder auch öffentlichen Ambiente als Wand-schmuck auszustellen. Derart ließ sich nicht nur Heimatliebebekunden, sondern auch, qua Bildbetrachtung, Eigenheit undnationale Besonderheit der heimatlichen Landschaft ihrer Ty-pologie nach studieren und einprägen.16

    In der 1629 datierten „Dünenlandschaft“ (Abb. 4) sind dieGrundzüge des neuen Holland-Bildes, das van Goyen in sogroßer Zahl entwarf, fast prototypisch ausgeprägt. Da istzunächst das bescheidene Motiv eines Landweges, der sichdurch sandiges Gelände zieht, vorbei an Bauernhütten undBaumgruppen, um sich auf der linken Seite in der Ferne zuverlieren. In diese Fahrstraße, die offenbar die Verkehrsver-bindung von Dorf zu Dorf entlang der Dünenzone darstellt,mündet im Bildvordergrund rechts ein Schlängelweg ein, deraus dem Dünengelände kommt. Dort wo sich Fußweg undFahrstraße treffen, warten einige Bauern; sie haben ihre Bün-del geschultert oder tragen, wie die Bäuerin, ihre Last in ei-nem Korb auf dem Kopf. Einer der Bauern hat sich auf denWeg gemacht und verschwindet zielstrebig auf dem Fußwegin die Dünen. Die kleine Gruppe der Wartenden steht imSchatten, während alles Licht am Fuß des Dünenanstiegs ver-sammelt ist. Das Licht hat hier nichts anderes zur Geltung zubringen als gelblich und ockerfarben aufleuchtenden Sand,einige Gräser und die kurvigen Furchen einer Wagenspur.„Konsequenter kann die Hinwendung zum eigenen Land undzur Landschaft kaum noch versinnbildlicht werden.“17

    Entworfen wird allerdings kein Bild von Land und Leuten, wiees der Wirklichkeit entsprochen hätte. Denn setzt man dieseLandschaft ins Verhältnis zu den dynamischen Prozessen derwirtschaftlichen Entwicklung, wie sie sich zur Zeit der Bildent-stehung ereigneten, so erscheint van Goyens Landschaft rück-wärtsgewandt und nostalgisch. Ann Jensen Adams hat einenZusammenhang hergestellt zwischen der ökonomischen Ent-wicklung des Landes, vor allem den Projekten der Landgewin-nung, die an der holländischen Küste in den Jahren 1612 bis1635 aufgelegt wurden, und zu den im Gegensatz dazu ar-chaisch, mittelalterlich anmutenden Dünenlandschaften, dievan Goyen zur gleichen Zeit in Szene setzte.18 Amsterdamerund Haarlemer Bürger hatten große Geldsummen in ein Land-gewinnungsprojekt an der Küste zwischen Leiden, Haarlem

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  • 4 Jan van Goyen1596 Leiden – 1656 Den HaagDünenlandschaft1629

    Eichenholz, 29 x 51 cm (oben geringfügig beschnitten)

    Bez. rechts unten: vG 1629

    Erworben 1821

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 865

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  • und Alkmaar gesteckt, das sich als höchst erfolgreich und er-tragbringend erwies. Ein System von Kanälen, Drainagen undwindmühlengetriebenen Pumpstationen diente der Trockenle-gung der Poldergebiete, sorgte für Neuland und verändertedas Bild der Landschaft. Seedünen, vergleichbar jenen, dievan Goyen in seinem Gemälde festhält, schützten das Landvor Überschwemmungen. Die Maler haben diese technischen Neuerungen in ihren Bil-dern noch nicht zur Kenntnis genommen. Ihnen und den Zeit-genossen allerdings hat diese Wirklichkeit vor Augen gestan-den, die heute erst mühsam rekonstruiert werden muss. DieModerne und Gegenwart liegt allenfalls jenseits der Dünen-ketten, die van Goyen malt. Er propagiert als Maler die pitto-reske Idylle aus verfallenden Gehöften und bäuerlicher Folk-lore.19 In diesen Wunschbildern einer älteren Zeit wurde dieHistorie bewahrt und das Geschichtsbewusstsein wach gehal-ten. Das städtische Publikum konnte sich in den Bildern seinerländlichen Umgebung versichern, in einer Zeit, in der dieLandschaft des alten Schlages allmählich verschwand.20 DerMaler komponiert ein Sinnbild, geschaffen aus Versatzstücken(Bäumen, Bauern, Dünen) und spielt auf holländische Tugendenwie Anspruchslosigkeit, Bescheidenheit und Einfachheit an.

    Landschaft im Interieur

    Spätestens mit van Goyens populären Dünenstücken konntedie Gattung Landschaftsbild als eingeführt gelten. Der Anteilder Landschaften am allgemeinen Bilderhaushalt nahm konti-nuierlich zu und drängte das Historienbild in der Käufergunstzurück. Wie Michael Montias für die Stadt Delft nachgewie-sen hat, wuchs der Anteil der Landschaften von 25 Prozentzwischen 1610 und 1619 auf über 40 Prozent zwischen1670 und 1679 an.21 Die Landschaften fanden als Wandde-korationen in privaten und öffentlichen Räumen Verwendung.Die Maler haben diese nationale Vorliebe für den Wand-schmuck, die neben den Landschaften auch Wandkartenebenso wie Porträts und religiöse und mythologische Szeneneinschloss, in Gestalt des „Bild im Bild“-Motivs in ihre Gemäl-de aufgenommen. Das „eingeschriebene Bild“ ist ein hollän-discher Sonderfall. Dass über die Inszenierung dieser „Bilderin Bildern“ auch Kommentare in die Hauptszene getragenwurden, seien es nun moralisierende, allegorische oder poli-tische Anspielungen, haben Untersuchungen der letzten Jahrevielfach zu Tage gefördert.22

    Der Haarlemer Hendrick Gerritsz Pot (1585–1657) malt indie um 1635 entstandene „Fröhliche Gesellschaft“ (Abb. 5)eine kleine Galerie von Landschaftsbildern unterschiedlichenFormats und Themas hinein. Die malerische Qualität und diePräzision der Landschaftsmotive verwundert in einem Gemäl-de, das im übrigen nur die Stereotypen wiederholt, die dieBildgattung des Bordellbildes kennzeichnen - die rauchendenund zechenden Galane, die Kupplerin, die Frauen, die inihrem Verhalten keinen Zweifel an der erotischen Eindeutig-keit der Szene lassen. Wolfgang Stechow sieht in den an der Wand auftauchendenLandschaftsgemälden vorrangig kompositorische Hilfen beider Gliederung der Rückwand des Interieurs.23 Aber man wird

    diesen Wandschmuck auch als Kommentar zur Bildszene auf-fassen können. Die Bilder an der Wand sind holländischeLandschaften, hinter denen man Gemälde von Zeitgenossen,etwa eines van de Velde vermuten kann.24 Die Landschafts-szenen trugen mit dem Bild der holländischen Heimat nichtnur die Außenwelt in die Innenräume hinein, sondern konntenauch als moralisierender Kommentar im lasterhaften Amüsier-betrieb gelesen werden: Schaute der trink- und amüsierfreu-dige junge Holländer in den unterhalb der Landschaftsgemäl-de gehängten Spiegel an der Wand, so würde er sich selbsterkennen, umgeben von heimatlichen Wald- und Wasser-stücken, die (wieder) an die holländischen Tugenden erinnern– die Landschaft, eingesetzt als ein moralischer Zeigefinger,wie er in einem Lasterbild nicht fehlen durfte.

    Landschaften im Bild tauchen in der Malerei der ersten Jahr-hunderthälfte bevorzugt bei der Darstellung von öffentlichenRäumen auf, allerdings nicht allein in zweifelhaften „bor-deeltjes“, sondern ebenso in Gasthäusern oder „Musicos“.Letztere waren typisch holländische, weit über die Grenzendes Landes hinaus bekannte Musik- und Weinhäuser, die inden zwanziger Jahren in Mode kamen, als mit dem Wohl-stand auch die Vergnügungslust wuchs.25 Hier traf sich diebessergestellte Gesellschaft der jungen Republik zu Musik,Tanz und geselligem Beisammensein, das gelegentlich denCharakter eines Volksfestes im Saal annahm. Zum Wand-schmuckrepertoire dieser vielbesuchten Orte gehörte wieselbstverständlich das Landschaftsbild, das häufig zusammen-gehängt war mit einer Wandkarte der Republik Holland (Abb.6). Die junge Republik, die sich feiernd zu Großveranstaltun-gen zusammenfand, wurde von Landschaften und Karten be-gleitet, die nicht nur als dekorativer Wandschmuck, sondernoft auch als politische Botschaft und Erinnerung an die Nationfungierten. Als die Malerei sich ab der Jahrhundertmitte von den öffentli-chen Räumen ab- und verstärkt den privaten Interieurs zu-wandte, trat auch eine Änderung der Wandschmuckmode zu-tage. Das kleinformatige Landschaftsbild, streng gerahmt inschwarzer Leiste, verschwand und machte der mittel- bis groß-formatigen Landschaft, bevorzugt in vergoldetem Rahmen,Platz; die Gesamtansicht verdrängte den Landschaftsaus-schnitt. Über das „Bild im Bild“ erfahren wir vom gediegenenWohlstand, von gehobener Wohnkultur und gesteigertemKunstgeschmack des holländischen Bürgertums (Abb. 7).

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  • 5 Hendrick Gerritsz PotVor 1585 Haarlem – 1657 AmsterdamFröhliche GesellschaftUm 1630/35

    Eichenholz, 36,5 x 54,6 cm

    Bez. in der Mitte am Schemel: HP (verbunden)

    Erworben 1875

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 1486

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  • 6 Dirck Hals1591 Haarlem – 1656 HaarlemLustige GesellschaftUm 1630

    Holz, 43 x 78,5 cm

    Nottingham, Art Gallery, Castle Museum

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  • 7 Gabriel Metsu1629 Leiden – 1667 AmsterdamBildnis des Jan Jacobsz Hinlopen und seiner FamilieUm 1662

    Lw., 72 x 79 cm

    Bez. links unten: G. Metsu

    Erworben 1832

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 792

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  • Hommage an Haarlem und Holland

    In seinem um 1670 entstandenen Gemälde „Haarlem von denDünen im Nordwesten gesehen“ (Abb. 8) setzt Jacob van Ruis-dael (1628/1629–1682) seiner Vaterstadt Haarlem einDenkmal. Das Gemälde gehört in eine Reihe von acht weite-ren Ansichten der Stadt,26 die in die Jahre 1670 bis 1676 da-tiert werden, und unter der Bezeichnung „Haarlempjes“ in dieKunstgeschichte eingegangen sind. Dort werden sie als einerder Höhepunkte der holländischen Landschaftsmalerei des17. Jahrhunderts gewürdigt.Entwicklungsgeschichtlich gesehen war die holländische Ma-lerei in den 1670er Jahren auf ihrem Kulminationspunkt an-gelangt, und sollte nur wenig später zunehmend unter denEinfluß der französischen Hofkunst geraten und ihre Vorrang-stellung verlieren. Diesen Wendepunkt der Epoche scheint derMaler Ruisdael aufzugreifen, wenn er in seinem Haarlem-Gemälde alles an Motiven und Kompositionstechniken auf-bietet, was die holländische „schilderconst“ bis dato zumThema Landschaftsbild entwickelt hat. Da ist zunächst das Pan-orama, in dem sich der Wunsch nach übergreifendem Über-blick artikuliert. Es folgt die ins Auge fallende, herausragendeDarstellung des lokalen Gewerbes (Vordergrund), der Mühlen(Mittelgrund) und der Stadtarchitektur (Hintergrund). Der opu-lente Wolkenhimmel fehlt ebensowenig wie die versteckte em-blematische Anspielung. Auch die Wiederholung des Themas,bei jeweils geringfügig neuer Gestaltung des Bildvordergrun-des, lässt auf große Nachfrage schließen. Den angesproche-nen Einzelaspekten soll im folgenden nachgegangen werden,um die These vom nationalen „Programmbild“ zu untermauern. Von dem erhöhten Standpunkt einer grasbewachsenen Düneaus eröffnet sich ein Panorama- und Fernblick von beein-druckender Vielfalt und Tiefe. Am Fuß der Dünenkette liegt dasDorf Overveen, auf dessen terrassenartig angelegten und vonBäumen und Büschen gesäumten Wiesen man lange Stoff-bahnen zum Bleichen ausgelegt hat. Solche Bleichwiesen, mitangeschlossener kleiner Gewerbeansiedlung, waren ein ver-trauter Anblick im Weichbild der Stadt Haarlem. Das Bleichenvon einheimischem Leinen sowie von den aus England,Deutschland und den Ostsee-Anrainerstaaten importiertenBaumwollstoffen war einer der wichtigsten Wirtschaftszweigeder Stadt. Man machte sich das reine Quellwasser, das amDünenrand entsprang, zunutze, um die Stoffe im Sonnenlichtzu bleichen.27 Ruisdael schildert die weißen Stoffbahnenebenso wie die weißgekleideten Mägde unter ihren großenStrohhüten, die zwischen den ausgelegten Tüchern ihrer Ar-beit des Befeuchtens und Glättens nachgehen, mit malerischerAkribie. Er lenkt das Sonnenlicht auf eine der Bleichen, um dieProdukte des örtlichen Gewerbes ins rechte Licht zu setzen.Darstellungen von Arbeit oder von Gewerbe gehörten nichtins Repertoire der holländischen Malerei des 17. Jahrhun-derts,28 so dass Ruisdaels Darstellung der Wäschebleichen zuden Ausnahmen rechnet. Er misst dem Sujet große Bedeutungzu, indem er es an zentraler Stelle in den Vordergrund rücktund darüber hinaus in seinen acht Gemäldevarianten jeweilseinen anderen Ausschnitt der Bleichwiesen, der weißenStoffe, der Arbeiterinnen im Bildvordergrund schildert.

    Den Mittelgrund des Bildes nimmt eine breite Freifläche ein,ein begrüntes, von Bäumen gesäumtes Feld. Auf dem anstei-genden Gelände dahinter reihen sich sechs Bockwindmühlen,einige von ihnen mit Flügeln, die in den Wind gedreht sind.Deren Vorhandensein in größerer Zahl gibt Kunde vom täti-gen, regen Handwerk und vom Florieren der Geschäfte. Hin-ter der Mühlenzone erhebt sich die Stadt mit ihren Wohnhäu-sern und Kirchen. Ihre Silhouette wird bestimmt durch denmächtigen Bau der Sint Bavo Kerk, dem sich links der Turm derBakenesser Kirche, rechts der Nieuwen Kerk anschließt.29 Mitden Kirchen, die die Stadtarchitektur von Haarlem prägen unddessen historische Bedeutung vor Augen stellen, und mit denWindmühlen, die als Abzeichen holländischer Identität gel-ten, ruft Ruisdael ein Bildschema auf, das schon Esaias van deVelde fünf Jahrzehnte zuvor zum Lob der Stadt Zierikzee ent-worfen hatte. Ruisdael erweitert das Schema um die Vorder-grundszene. Zur mächtigen Stadt am Horizont gehört die Vor-stadt, wo Gewerbefleiß und holländische Tugenden angesie-delt sind. Welchen Tätigkeiten die Bürger im entferntenHaarlem nachgehen, erfahren wir nicht, wie sie ihre Tage inOverveen gestalten, verrät uns nahsichtig der Maler. Dankder fein gemalten Binnenstruktur vermag das Auge den Wa-genspuren auf dem Sandweg im Vordergrund zu folgen undder Frau mit Kind und Hündchen, die wohl eine Magd dar-stellt, die von der Arbeit auf den Bleichwiesen zurückkehrt. Ruisdael setzt das Motiv der weißen Tücher nicht nur um desmalerischen Effektes willen ein oder um das örtliche Gewerbezu rühmen, sondern schreibt dem Gemälde auch eine verbor-gene, symbolische Sinnschicht ein. Mit dem Motiv der von derSonne gebleichten Tücher verband sich für die Zeitgenossenauch die Vorstellung von der Reinheit der Seele. Wie bei demprotestantischen Dichter Jan Luyken (1649–1712) zu lesen ist,rief das im Sonnenlicht gebleichte Leinen die Erinnerung andie „Seeligen“ wach, „die mit weißen Kleidern angetan“ (wa-ren).30 Demnach ließen sich die weißgekleideten Staffage-figuren, die auf den Bleichen und den umgebenden Wegenunterwegs sind, auch als Hinweis auf die Reinheit und Keusch-heit der Haarlemerinnen lesen. Dieser Aspekt dürfte den Käu-fern oder Auftraggebern des Bildes gefallen haben und dieVorzüge des Gemäldes weiter gesteigert haben. Hochgeschätzt wurde sicherlich vor allem auch die malerischeBehandlung des Wolkenhimmels, die Ruisdael meisterlich be-herrschte. Er räumt der Himmelszone den Großteil der Bild-fläche ein, um hier ein Wolkenspektakel aus aufgetürmtenCumulus-Wolken, darüberliegenden flachen Wolken und dün-nen Federwolken am Horizont zu entwerfen. Ruisdael hateine typisch nordeuropäische Sommerwetterlage so realitäts-nah festgehalten wie kein anderer Künstler seiner Zeit.31 DerMaler nutzte den Wolkenhimmel zugleich für eine effektvolleLichtinszenierung, die die Bleichwiesen, die Stadt, den Dom inwechselnde Hell- und Dunkelzonen taucht und das Bild mit Be-wegung und Leben erfüllt.Neben den Hinweisen auf Gewerbefleiß, auf die historischeBedeutung der Stadt, auf die florierenden Geschäfte und dieSittlichkeit ihrer Bürger gehört auch der hohe Wolkenhimmelzu den Charakteristika des Gemäldes. Er überwölbt und be-krönt die „ideale Stadt“. Ruisdael knüpft am Ende des

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  • 8 Jacob Isaacsz van Ruisdael1628/29 Haarlem – 1682 AmsterdamHaarlem von den Dünen im Nordwesten gesehenUm 1670

    Lw., 54,1 x 66,9 cm

    Bez. rechts unten: JvRuisdael (JvR verbunden)

    Erworben 1874

    Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 885C

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  • Goldenen Jahrhunderts mit seiner gemalten Hommage anHaarlem an ein Dichterlob vom Anfang des Jahrhunderts an,in dem Karel van Mander der Schönheit der Stadt und ihrerhervorgehobenen landschaftlichen Lage ein literarischesDenkmal gesetzt hat.32

    „Malerisches Wetter“

    Reindert Falkenburg ist systematisch der Frage nachgegan-gen, wie Jan van Goyen seine Gemäldevorlagen gefundenhat, ob er Wolkenstudien betrieben hat und ob in den Gemäl-den ein verlässliches Bild der Witterung ihrer Zeit hinterlassenwurde. Dabei zeigt sich, dass für die Wahl von Wetter undWolkenhimmel vorrangig malerische Konventionen bestim-mend waren. Als Protokolle von Naturbeobachtung könnendie gemalten Wolken nicht gelten. Vielmehr wurden die Bild-Wolken jeweils in Einklang gebracht mit der begleitendenBildszene, die wiederum von künstlerischen Entwicklungen be-stimmt wurde. Van Goyen hatte im Laufe der Zeit drei Modider Wolkenmalerei ausgebildet: In Gemälden, die vor 1630entstanden und noch der älteren flämischen Tradition der Jah-reszeitendarstellung verpflichtet waren, gab es eine ganzeVielzahl unterschiedlicher Wetterlagen und Wolkenhimmel, jenachdem, ob es sich um ein Sommer- oder ein Winterbild han-delte. In dem Jahrzehnt zwischen 1630 und 1640 verwisch-ten sich die Gegensätze, es kam kaum zu Unterschieden zwi-schen Sommer- und Winter-, gutem und schlechtem Wetter. Ein„Einheitswetter“ bestimmte die Gemälde, ohne spezifischeRücksicht oder Bezug zur handelnden Bildszene. Winterland-schaften kamen außer Mode. Ob sie als zu traditionell galtenoder ob die Vernachlässigung des Themas mit einer Klima-veränderung oder dem Ende der harten Winter in Zusammen-hang zu bringen ist, bleibt eine Frage. Ab den 1640er Jahrenentwickelte van Goyen dann eine Vorliebe für Schlecht-wetterszenen mit dunstig nebliger Atmosphäre und drama-tisch aufgetürmten Wolkenbänken. Falkenburg kommt zu demSchluss, dass nicht meteorologisch verbindliche Aussagen dieWolkendarstellungen bedingten, sondern vorrangig die Ent-scheidung van Goyens für „malerisches Wetter“.33

    Zu ähnlichen Schlüssen wie Falkenburg kommt auch die kunst-geschichtliche Forschung, die sich in den letzten Jahren ver-stärkt der Frage zugewandt hat, wie die holländischen Malerihre Vorlagen gefunden haben und ob sie Wolkenstudien be-trieben haben.34 Wolken gehören zum festen Repertoire derholländischen Landschafter, die sie einsetzen, um ihre Male-rei dramatisch aufzuladen und ästhetisch zu beleben. Beialler meteorologischen Detailtreue handelt es sich um Insze-nierungen des Himmels. So neigte man in Holland dazu,Wetterlagen, die keine gesteigerten malerischen Effekte ver-sprachen, unberücksichtigt zu lassen, einmal vorgefundeneWolkenformen ständig zu wiederholen, gelungene Wolken-kompositionen anderer Maler zu kopieren. Zwar kündigtesich gelegentlich, z.B. bei Ruisdael, vorsichtig naturwissen-schaftliches Interesse an, aber noch blieb man dem Ideal der„Wolkenpoesie“ verhaftet. Die Maler folgten den ästhetischenBildgesetzen, nicht den Naturgesetzen. Erst 150 Jahre später,

    gegen Ende des 18. Jahrhunderts, beginnen die Maler denHimmel sachgemäß zu studieren, Formen und Bildungen derWolken systematisch und genau zu erfassen und der Natur inihren Bildern so nahe wie möglich auf die Spur zu kommen.Voraussetzung für diese neue Entwicklung war die Etablierungder Meteorologie als Wissenschaft gewesen.35

    Paradox formuliert ließe sich die Frage nach Erfindung undWirklichkeit in der holländischen Malerei so beantworten,dass man sagt, die Künstler hätten ihre Bilder realistisch er-funden. Die bloße realistische Darstellung ist ihnen erst gar nichtin den Sinn gekommen, denn es hätte ihrem Selbstverständnisnicht genügt, sich mit der Schilderung des bloß Tatsächlichenzu begnügen. Mit dem Bild der heimatlichen Landschaft stell-ten sie zugleich das künstlerische Vermögen der Erfindung derWirklichkeit unter Beweis. Das Typische und Charakteristischeim Verein mit dem Sinnbildlichen zielte viel mehr auf die Wie-dergabe der Vorstellung als auf die Darstellung der Wirklich-keit ab.

    Anmerkungen

    * Ich danke Jürgen Müller, Hamburg, für zahlreiche Hinweise und vor al-lem dafür, dass er seine grundlegenden Kenntnisse zu Pieter Bruegel d.Ä.und zu den Anfängen der Landschaftsmalerei im 16. Jahrhundert ganzuneigennützig in den vorliegenden Text hat einfließen lassen.

    1 Zit. nach Wilfried Wiegand, Ruisdael-Studien. Ein Versuch zur Ikonologieder Landschaftsmalerei. Dissertation Hamburg 1971, S. 11.

    2 Zu Pieter Bruegel vgl. v.a. Jürgen Müller, Pieter Bruegel invenit. Dasdruckgraphische Werk. Ausst.Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg2001.

    3 Zu den kalkulierten Arrangements bei Pieter Bruegel vgl. Bertram Ka-schek, Gottes Werk und Bruegels Beitrag. Zur Deutung der Landschafts-graphik Pieter Bruegels d.Ä., in: Ausst.Kat. Hamburg 2001 (wie Anm. 2),S. 31ff.

    4 Den Begriff der „politischen Landschaft“ hat Martin Warnke eingeführt.Vgl. dazu Martin Warnke, Politische Landschaft. Zur Kunstgeschichte derNatur. München, Wien 1992.

    5 Zum Verhältnis von Kartographie, Malerei und Politik vgl. auch BärbelHedinger, Karten in Bildern. Zur Ikonographie der Wandkarte in hollän-dischen Interieurgemälden des 17. Jahrhunderts. Hildesheim/Zürich/New York 1986, S. 17 ff.

    6 Wie Jan Kelch festgestellt hat, lässt sich eine enge stilistische und moti-vische Verwandtschaft mit dem 1597 entstandenen Gemälde vonJan Brueghel „Szene vor einer Stadt“ in Kassel (Staatl. Gemäldegalerie)feststellen. Vgl. Katalog der ausgestellten Gemälde des 13.–18. Jahr-hunderts, Gemäldegalerie Berlin-Dahlem 1975, S. 452.

    7 Zum Nachleben der allegorischen Themen im 17. Jahrhundert vgl. PeterSutton: Introduction, in Ausst.Kat. Masters of the 17th Century DutchLandscape Painting, Amsterdam 1987, S. 27.

    8 Für die Entschlüsselung der Topographie wurde der Katalog Berlin 1975(wie Anm. 6),herangezogen, dort S. 451.

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  • 9 Vgl. Sutton (wie Anm. 7), S. 24.10 Nicht allein auf van de Velde bezogen, sondern die holländischen Land-

    schaftsmaler ganz generell einschließend, weist Sutton nachdrücklichdarauf hin, dass holländische Landschaftsgemälde keine Porträts des Lan-des sind. Vgl. Sutton (wie Anm. 7), S. 1. Als jüngsten Beitrag zur Realis-mus-Diskussion und in die gleiche Richtung wie Sutton abzielend vgl. Tho-mas Ketelsen, Böhmen liegt am Meer. Die Erfindung der Landschaft um1600. Ausst.Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2001, S. 5.

    11 Samuel van Hoogstraten, Inleyding tot de Hooge Schoole der Schilder-const anders de zichtbaere Werelt. Rotterdam 1678, S. 135–140.

    12 Hoogstraten (wie Anm. 11), S. 139.13 Sutton (wie Anm. 7), S. 23.14 Vgl. zur Übernahme der Bruegel-Radierung in das Verhaecht-Gemälde

    Ketelsen (wie Anm. 10), S. 25.15 Vgl. Ann Jensen Adams, Competing Communities in the „Great Bog of Eu-

    rope“. Identity and Seventeenth-Century Dutch Landscape Painting, in:W. J. T. Mitchell, Landscape and Power. Chicago, London 1994, S. 73,Anm. 58.

    16 Vgl. Adams, (wie Anm. 15), S. 58.17 Zit. nach Katalog Berlin 1975 (wie Anm. 6), S. 183.18 Vgl. Adams (wie Anm. 15), S. 58.19 Vgl. Adams (wie Anm. 15), S. 58. 20 Vgl. Adams (wie Anm. 15), S. 66. 21 Zit. nach Adams (wie Anm. 15), S. 40, Anm. 12.22 Vgl. dazu Hedinger, (wie Anm. 5), S. 127 ff.23 Vgl. Wolfgang Stechow, Dutch Landscape Paintings of the Seventeenth

    Century, Oxford 1981, S. 168 ff.24 Stechow (wie Anm. 23), S. 172.

    25 Zur Kulturgeschichte der Musicos vgl. auch Hedinger (wie Anm. 5),S. 40.

    26 Ruisdael hat wenigstens neun Haarlem-Gemälde geschaffen. Vgl. dazuAdams (wie Anm. 15), S. 58. Dort wird auch die Diskussion in der Lite-ratur vorgestellt, die teilweise sogar von 18 Varianten des Sujets ausgeht.

    27 Vgl. dazu Seymour Slive, H.R. Hoetink, Jacob van Ruisdael. Ausst.Kat.Mauritshuis Den Haag, Fogg Art Museum Cambridge, 1982, S. 126.

    28 Vgl. zu den Arbeitsdarstellungen in der holländischen Malerei Adams(wie Anm. 15), S. 58.

    29 Nach Kat. Berlin (wie Anm. 6), S. 378.30 Zit. nach Kat. Berlin (wie Anm. 6), S. 378.31 Zur Wolkenmalerei bei Ruisdael vgl. den Beitrag von Franz Ossing in die-

    sem Katalog, S. 41ff.32 Vgl. Sutton (wie Anm. 7), S. 51.33 Vgl. Reindert Falkenburg, Schilderachtig weer bij Jan van Goyen, in:

    Ausst.Kat. Jan van Goyen, Stedelijk Museum de Lakenhal, Leiden 1996,S. 81.

    34 Der Frage nach dem Realitätsgehalt der Wolken im 17. Jahrhundert sindu.a. nachgegangen Werner Busch, Die Ordnung im Flüchtigen. Wolken-studien der Goethezeit. In: Ausst.Kat. Goethe und die Kunst, Aus-stellungshalle Schirn, Frankfurt/Main, Weimar, Stuttgart 1994, S.519–527; John Walsh, Skies and Reality in Dutch Landscape, in: DavidFreedberg, Jan de Vries (Hg): Art in History History in Art. Studies in se-venteenth century Dutch culture. Santa Monica 1991, S. 94–117.

    35 Vgl. Bärbel Hedinger, Wetter und Wolken. Zur Kunst- und Kulturge-schichte flüchtiger Erscheinungen. In: Schriftenreihe Forum, Kunst- undAusstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, Bonn 2000,Bd. 9, S. 230.

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