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4 DAS SCHWARZE BARETT NR.42 Rede beim Tag der Panzertruppen am 13. November 2009 in MUNSTER (gekürzte Fassung zum Abdruck im „ Das Schwar- ze Barett“) Die Herausforderungen des deutschen Heeres - Einsätze bestehen, die Zukunft gestalten, attraktiv bleiben - Von Generalleutnant Hans-Otto Budde, Inspekteur des Heeres S ehr geehrter Herr Bürgermeister Köthe, meine sehr geehrten Herrn Generale, meine sehr verehrten Damen und Herren, Kameraden und Freunde der Panzertrup- pen! (...). Mit Blick auf dieses ereignisreiche Jahr gibt es guten Grund, gerade jetzt mit den Kampftruppen des Heeres einen engen Austausch zu führen: mit den Soldaten der Infanterie, bei denen ich im Oktober war – und jetzt mit Ihnen, den gepanzerten Kampftruppen, und damit unverändert mit dem Hauptträger beweglich geführter Landoperationen.(...) Für alle Soldaten des Heeres gilt, dass ihre Truppengattungen nicht bloß ein beliebi- ges organisatorisches Element der Streit- kräfte sind. Vielmehr sind die Truppengat- tungen auch als Rahmen der gemeinsamen Identitätsstiftung, der Prägung und des Korpsgeistes – aber auch der T raditionsbil- dung und -pflege von großer Bedeutung für unser Heer. (...) Aktuell hat eine Betrachtung der Lage des Heeres unter anderem nachfolgende Rah- menbedingungen zu berücksichtigen: Auf dem Balkan ringen Vertreter der EU derzeit mit den Spitzenpolitikern der Entitäten in Bosnien-Herzegowi- na, wie die auf dem Dayton-Abkom- men von 1995 basierende Verfassung des Landes so angepasst werden kann, dass dieser Staat endlich selbständig politisch handlungsfähig wird. Ob dies gelingt, wird großen Einfluss auf das zukünftige Engagement der internati- onalen Gemeinschaft mit und ohne Soldaten auf dem Balkan haben. An anderer Stelle auf dem Balkan, im Kosovo, ernten wir derzeit die Früchte unserer jahrelangen erfolgreichen Arbeit und werden dort unsere Kräfte auch weiter reduzieren können. In Afghanistan hingegen haben sich die Ereignisse in den letzten Monaten geradezu überschlagen: o Die Zahl der Anschläge gegen die Bevölkerung und die ISAF-Trup- pen hat sich stark erhöht – auch bei uns in der Nordregion; o der amerikanische COM-ISAF , mein Freund McKiernan, wurde kurzfristig abgelöst – seit dem wird in den USA ebenso wie in der NATO und in Europa um die zu- künftige Strategie für Afghanistan gerungen; o und die Präsidentschaftswahlen wurden am 20. August unter schwierigsten Sicherheitsbedingun- gen durchgeführt – mit einer sehr vagen Legitimierung des bestätig- ten Amtsinhabers Karsai. Und auch die Ergebnisse der Bundes- tagswahl werden mittelfristig erhebli- che Auswirkungen auf das Heer haben - als Hauptträger der Einsätze und der Wehrpflicht sowie als größte Teilstreit- kraft der Bundeswehr werden wir er- neut in besonderem Maße von den noch ausstehenden Veränderungen be- troffen sein. Aufgrund des Regierungs- programms und besonders des Tages- befehls unseres Ministers sind diese vor allem zu erwarten o bei der Gestaltung der Wehrpflicht, o bei der Weiterentwicklung und ein- satzorientierten Anpassung der Organisationsstrukturen, o aber auch bei der Frage, wie die ab- sehbar knappen Ressourcen zu- künftig für die Streitkräfte und in- nerhalb der Streitkräfte zu priorisie- ren sind.(...) Ich bewerte das Heer als bestens aufgestellt, wenn die Entscheidungen zur Zukunft der Bundeswehr konsequent an dem Kriteri- um „Einsatzrelevanz“ ausgerichtet werden. (...) I. Einsätze bestehen Das gesamte Denken und Handeln im Heer ist auf den Einsatz ausgerichtet, denn das Heer trägt in Quantität und Quali- tät die Hauptlast der Einsätze. Dies wird am Beispiel AFG wie in einem Brennglas deutlich. Es ist der Heeressoldat – es sind die Boots on the Ground – die im Einsatz nachhaltigen Erfolg herbeiführen. (...) Die wichtigste und zugleich gute Nachricht lautet: Unsere Kameraden bewähren sich in den wohlorganisierten Angriffen und Hinterhalten in AFG hervorragend – auch im Kampf. Es sind unsere Soldaten des Heeres, die diese Belastungen des Einsat- zes tragen – Auge in Auge mit der Zivil- bevölkerung vor Ort, aber auch mit dem gegnerischen Kämpfer. Mehrfach habe ich vor Ort überzeugende Leistungen un- serer Frauen und Männer erlebt – auch un- ter höchstem Druck, insbesondere bei mei- nem Besuch kurz nach dem „Luftschlag“ vom 4. September 2009. Und lassen Sie mich zum Zweck jener Rei- se im September klipp und klar sagen: Ich habe unserer Truppe meine Anerkennung ausgesprochen für das, was sie dort – gera- de im Raum KUNDUZ – unter schwie- rigsten Bedingungen leistet. Und ich habe zugehört, wie die Sicht der Truppe und die Beurteilung der Lage der Führer vor Ort ist. Und ich habe Führern und Soldaten klar gesagt, dass sie unserer Unterstützung, Solidarität und Kameradschaft uneinge- schränkt sicher sein können – gleichgültig, was da gerade so unmittelbar nach dem Luftschlag alles gesagt und geschrieben wurde. Und ich danke unserem Minister, dass er Klartext gesprochen hat – voll in diesem Sinne. Besonders hervorheben will ich die Leis- tungen auf Ebene der Feldwebel des Heeres, die ganz entscheidenden Einfluss auf den Erfolg unserer Soldaten im Ein- satz haben. Wenn wir uns vor Augen hal- ten, welche Verantwortung unsere jungen BLICKRICHTUNG ZUKUNFT

Die Herausforderungen des deutschen Heeres

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Page 1: Die Herausforderungen des deutschen Heeres

4 DAS SCHWARZE BARETT NR.42

Rede beim Tag der Panzertruppen am 13.November 2009 in MUNSTER(gekürzte Fassung zum Abdruck im „ Das Schwar-ze Barett“)

Die Herausforderungen des deutschen Heeres- Einsätze bestehen, die Zukunft gestalten, attraktiv bleiben -

Von Generalleutnant Hans-Otto Budde,Inspekteur des Heeres

Sehr geehrter Herr BürgermeisterKöthe,

meine sehr geehrten Herrn Generale,meine sehr verehrten Damen und Herren,Kameraden und Freunde der Panzertrup-pen! (...).Mit Blick auf dieses ereignisreiche Jahr gibtes guten Grund, gerade jetzt mit denKampftruppen des Heeres einen engenAustausch zu führen: mit den Soldaten derInfanterie, bei denen ich im Oktober war –und jetzt mit Ihnen, den gepanzertenKampftruppen, und damit unverändertmit dem Hauptträger beweglich geführterLandoperationen.(...)Für alle Soldaten des Heeres gilt, dass ihreTruppengattungen nicht bloß ein beliebi-ges organisatorisches Element der Streit-kräfte sind. Vielmehr sind die Truppengat-tungen auch als Rahmen der gemeinsamenIdentitätsstiftung, der Prägung und desKorpsgeistes – aber auch der Traditionsbil-dung und -pflege von großer Bedeutungfür unser Heer.(...)Aktuell hat eine Betrachtung der Lage desHeeres unter anderem nachfolgende Rah-menbedingungen zu berücksichtigen:• Auf dem Balkan ringen Vertreter der

EU derzeit mit den Spitzenpolitikernder Entitäten in Bosnien-Herzegowi-

na, wie die auf dem Dayton-Abkom-men von 1995 basierende Verfassungdes Landes so angepasst werden kann,dass dieser Staat endlich selbständigpolitisch handlungsfähig wird. Ob diesgelingt, wird großen Einfluss auf daszukünftige Engagement der internati-onalen Gemeinschaft mit und ohneSoldaten auf dem Balkan haben.An anderer Stelle auf dem Balkan, imKosovo, ernten wir derzeit die Früchteunserer jahrelangen erfolgreichen Arbeitund werden dort unsere Kräfte auchweiter reduzieren können.

• In Afghanistan hingegen haben sichdie Ereignisse in den letzten Monatengeradezu überschlagen:o Die Zahl der Anschläge gegen die

Bevölkerung und die ISAF-Trup-pen hat sich stark erhöht – auch beiuns in der Nordregion;

o der amerikanische COM-ISAF,mein Freund McKiernan, wurdekurzfristig abgelöst – seit dem wirdin den USA ebenso wie in derNATO und in Europa um die zu-künftige Strategie für Afghanistangerungen;

o und die Präsidentschaftswahlenwurden am 20. August unterschwierigsten Sicherheitsbedingun-gen durchgeführt – mit einer sehrvagen Legitimierung des bestätig-ten Amtsinhabers Karsai.

• Und auch die Ergebnisse der Bundes-tagswahl werden mittelfristig erhebli-che Auswirkungen auf das Heer haben- als Hauptträger der Einsätze und derWehrpflicht sowie als größte Teilstreit-kraft der Bundeswehr werden wir er-neut in besonderem Maße von dennoch ausstehenden Veränderungen be-troffen sein. Aufgrund des Regierungs-programms und besonders des Tages-befehls unseres Ministers sind diese vorallem zu erwarteno bei der Gestaltung der Wehrpflicht,o bei der Weiterentwicklung und ein-

satzorientierten Anpassung derOrganisationsstrukturen,

o aber auch bei der Frage, wie die ab-sehbar knappen Ressourcen zu-künftig für die Streitkräfte und in-nerhalb der Streitkräfte zu priorisie-ren sind.(...)

Ich bewerte das Heer als bestens aufgestellt,wenn die Entscheidungen zur Zukunft derBundeswehr konsequent an dem Kriteri-um „Einsatzrelevanz“ ausgerichtet werden.(...)

I. Einsätze bestehen

Das gesamte Denken und Handeln imHeer ist auf den Einsatz ausgerichtet, denndas Heer trägt in Quantität und Quali-tät die Hauptlast der Einsätze. Dies wirdam Beispiel AFG wie in einem Brennglasdeutlich. Es ist der Heeressoldat – es sinddie Boots on the Ground – die im Einsatznachhaltigen Erfolg herbeiführen.(...)Die wichtigste und zugleich gute Nachrichtlautet: Unsere Kameraden bewähren sichin den wohlorganisierten Angriffen undHinterhalten in AFG hervorragend – auchim Kampf. Es sind unsere Soldaten desHeeres, die diese Belastungen des Einsat-zes tragen – Auge in Auge mit der Zivil-bevölkerung vor Ort, aber auch mit demgegnerischen Kämpfer. Mehrfach habeich vor Ort überzeugende Leistungen un-serer Frauen und Männer erlebt – auch un-ter höchstem Druck, insbesondere bei mei-nem Besuch kurz nach dem „Luftschlag“vom 4. September 2009.

Und lassen Sie mich zum Zweck jener Rei-se im September klipp und klar sagen: Ichhabe unserer Truppe meine Anerkennungausgesprochen für das, was sie dort – gera-de im Raum KUNDUZ – unter schwie-rigsten Bedingungen leistet. Und ich habezugehört, wie die Sicht der Truppe und dieBeurteilung der Lage der Führer vor Ort ist.Und ich habe Führern und Soldaten klargesagt, dass sie unserer Unterstützung,Solidarität und Kameradschaft uneinge-schränkt sicher sein können – gleichgültig,was da gerade so unmittelbar nach demLuftschlag alles gesagt und geschriebenwurde. Und ich danke unserem Minister,dass er Klartext gesprochen hat – voll indiesem Sinne.Besonders hervorheben will ich die Leis-tungen auf Ebene der Feldwebel desHeeres, die ganz entscheidenden Einflussauf den Erfolg unserer Soldaten im Ein-satz haben. Wenn wir uns vor Augen hal-ten, welche Verantwortung unsere jungen

BLICKRICHTUNG ZUKUNFT

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„Wer unmittelbar zuvor imGefecht gestanden hat, bringtnur schwer Verständnis fürsofortige Ermittlungsmaßnah-men (der Staatsanwaltschaf-ten) auf.“

Haupt- und Stabsfeldwebel als Führer imEinsatz tragen, wie sehr sie die kleinenKampfgemeinschaften prägen – und wiesehr ihre Untergebenen gerade in Belas-tungssituationen des Gefechts auf sieschauen, ihnen vertrauen – dann kann ichnur sagen: Chapeau!Dabei hat sich unser Selbstverständnis desHeeres mit den vier Heeresverben „Kämpfen – Schützen – Vermitteln –

Helfen“als richtig herausgestellt – obwohl manchEiner offenbar schon den Eindruck ge-wonnen hatte, das mit dem „Kämpfen“ seivon gestern und könne man getrost verges-sen. Ich denke, die Erkenntnis, dass dieBefähigung zum Kampf für alle Soldatendes Heeres das entscheidende Merkmal seinmuss – auch in Stabilisierungsoperationen– diese Erkenntnis hat sich nun allgemeindurchgesetzt. Bei uns stand der Kampfimmer an erster Stelle der vier Heeresverben– und dort gehört er auch hin: Kampf istnun einmal unser Alleinstellungsmerkmalals Soldaten.Darüber hinaus hat sich auch die Kampf-

weise der Aufständischen in den zurück-liegenden Monaten gewandelt: Stand frü-her der isolierte Sprengstoffanschlag (IED)im Vordergrund, so sind es seit einigen Mo-naten militärisch organisierte, komplexeHinterhalte, in denen IED mit dem kon-zentrierten Feuer aus zahlreichen Handwaf-fen und Panzerabwehrwaffen taktisch ge-schickt und unter Ausnutzung der beson-deren Geländegegebenheiten kombiniertwerden.Auch hat sich die Art und Weise, wie wir inAFG operieren, orientiert an der veränder-ten Bedrohungslage geändert: Heute stel-len wir uns dem Gefecht und nutzen dietaktische Überlegenheit der Führer – aberauch die Fähigkeiten unserer Kämpfer unddie überlegene Qualität an Waffen undGerät. Hauptträger der Gefechte auf unse-rer Seite sind an vorderster Front Soldatender Kampftruppe, aber auch Aufklärer –eng dabei Sanitätssoldaten und Minenbe-seitiger.Unsere Ausbildung ist und bleibt gut;unser Ausbildungssystem kann rasch aufdiese Lageanpassungen reagieren – dazuträgt auch diese Schule wesentlich bei.

In den vergangenen Monaten hat sich dieerhöhte Kohäsion der Männer und Frau-en bewährt – ein Ergebnis der neuen Ein-satzsystematik, die mit der 13. PzGrenDiverstmals angewendet wird. Gerade im Heerhaben wir einen wirklich guten Stand er-reicht und das muss auch so sein, denn imGefecht müssen wir uns wirklich auf-einander verlassen können. Dazu mussman sich kennen – persönlich kennen. Dasbraucht Zeit und erfordert gemeinsameAusbildung vorab. Es lohnt sich daher,einmal zu überprüfen, ob wir mit unserergemeinsamen, integrativen Vorbereitungauch diejenigen Mitglieder der kleinenKampfgemeinschaft ausreichend errei-chen, die nicht zum Organisationsbe-reich Heer gehören.

Meine Damen und Herren!Wir haben im Einsatz Gefallene, die unssehr schmerzen und die Grund zur Trau-er sind. Ich weiß, wovon ich dabei rede,denn ich war bei den Trauerfeiern dabei –in Zweibrücken ebenso wie in Bad Salzun-gen. Das lässt niemanden von uns kalt.Und ohne jetzt „Body-Counting“ betrei-ben zu wollen: wir haben unseren buch-stäblich hinterhältig operierenden Geg-nern auch empfindliche Verluste zuge-fügt – ob im Kampf Mann gegen Mannoder durch einen Luftschlag.(...)Erfolgreich durchgesetzt haben wir uns imJuli und September im Schulterschluss mitdurch uns ausgebildeten afghanischen Sol-daten im Rahmen der Operationen AD-LER und ARAGON. Aber wir müssenden Angreifern dauerhaft die Initiativeentreißen und genommene Gebiete auchhalten können als Voraussetzung für einenachhaltige Entwicklung (Char Darreh!).

Das ist der Weg.Die derzeitigen Bedrohungen, Belastun-gen und Leistungen unserer Männer undFrauen dort im Raum Kunduz sind nichtvergleichbar mit dem, was in der Vergan-genheit in AFG abgefordert wurde. Dafürverdient die Truppe unsere uneinge-schränkte Anerkennung. Die Medien be-richten infolge der Ereignisse der letztenMonate intensiv zum Einsatz in AFG –teilweise kritisch, mitunter unangenehm,oft aber auch mit sehr viel Anerkennung

und Respekt für unsere Arbeit. Im politi-schen Bereich und auch in der Bevölke-rung wird zunehmend über diesen Ein-satz gesprochen – auch mit den richtigenVokabeln – und nachgedacht. Vor einigenMonaten herrschte noch die berechtigteKlage vor, dass man sich für diesen Einsatzunserer Soldaten kaum interessiere – unserHerr Bundespräsident sprach von „freund-lichem Desinteresse“. Dies hat sich geändertund ist auch eine Chance. Die damit verbun-denen Kontroversen sollten wir mitmöglichst gelassener Aufmerksamkeit ver-folgen.

Die Ermittlungen der Staatsanwalt-schaft nach einem einsatzbedingten Schuss-waffengebrauch oder nach einem Luftan-griff gegen Personen mit Toten und Ver-letzten sind zweifelsohne eine rechtsstaat-liche Notwendigkeit. Aber: Wer unmittel-bar zuvor im Gefecht gestanden hat,bringt nur schwer Verständnis für sofor-tige Ermittlungsmaßnahmen auf. DieTruppe, die betroffenen Soldaten im Ein-satz erwarten, dass wir sie in solchen für sie

schwierigen Situationen aus dem tiefstenFrieden hier in Deutschland heraus unter-stützen. Und nicht, dass wir ihnen ständigmit Untersuchungen drohen, wenn sie dastun, was ihnen als Auftrag durch unser Par-lament erteilt wurde.

(...) Es bleibt zu prüfen, wie der besonde-ren Lage im Einsatz eine solide rechtlicheBasis – zwischen Frieden und Krieg – ge-geben werden kann. Hier begrüße ich ohnejede Einschränkungen die aktuellen Über-legungen, unseren Einsatz in Afghanistanals einen „nationalen bewaffneten Konf-likt“ zu bewerten. Denn dies beschreibt diedortige „Bürgerkriegssituation“ zutreffendund hat im übrigen die Rechtsfolge, dasmilitärisches Handeln nach den Folgen desKriegsvölkerrechts zu bewerten ist. Dieswäre ein wichtiger Fortschritt für die Hand-lungssicherheit unserer Soldaten – auchderjenigen Soldaten, die schwierige Ent-scheidungen treffen und anschließend öf-

„Kampf ist nun einmal unserAlleinstellungsmerkmal alsSoldaten.“

„Wir müssen den Angreiferndauerhaft die Initiative

entreißen...“

HERAUSFORDERUNGEN

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fentlich an den Pranger gestellt werden sol-len, noch bevor überhaupt die Fakten klarauf dem Tisch liegen.Auch muss die Einrichtung einer Leit-staatsanwaltschaft/Leitgerichtsbarkeitunbedingt weiter verfolgt werden – dieszeigen auch die derzeit laufenden Prüfun-gen im Vorfeld von Vorermittlungen zumLuftschlag. Denn nur Juristen, die unserHandeln als Soldaten im Gefecht beurtei-len können, können letztendlich auch eineangemessene rechtliche Würdigung vor-nehmen.(...)Aber, um Einsätze – auch den in Afgha-nistan – wirklich zum Erfolg zu führen,müssen wir ohne wenn und aber eine Ar-mee im Einsatz werden. Es gibt nochimmer Angehörige der Bundeswehr, fürdie die Einsätze störend sind. Wir quälenuns im Einsatz noch immer mit Vorschrif-ten und Bestimmungen ab, die vielleichtim Friedensdienst ihre Berechtigung haben– nicht aber im Einsatz! Aber wir arbei-ten daran!

Wir müssen auch darauf eingestellt sein, jenach Lageentwicklung kurzfristig zusätz-liche Fähigkeiten in den Einsatz zubringen, wenn es die militärische Analyseder Lage vor Ort gebietet. Im Sommer –auf dem Höhepunkt der politischen Dis-kussion – wurden schon im Geiste man-cher Köpfe ganze Panzer- und Panzergre-nadierbataillone mit dem LEOPARD II A6 M und dem SPZ MARDER nach Nord-afghanistan verlegt. Aber Achtung: Nord-afghanistan ist eben nicht Helmand – wogerade der LEOPARD II A 6 das Rückgratder Operationen unserer kanadischen Ka-meraden ist. Die sind übrigens voll desLobes für diesen Kampfpanzer – aber sei-en wir mal ehrlich: Wir wussten doch schonimmer, was für ein vorzügliches Gerät dasist und auch noch auf absehbare Zeit seinwird. Wir haben aber in der Taktikausbil-dung gelernt, dass das Gelände ein ganzwesentlicher Faktor dafür ist, der den Ein-satzwert von Gerät im Einsatz bestimmt.Und da muss man nüchtern sagen: In denHot-spots sind Bewegungen schwerer ge-panzerter Fahrzeuge kaum möglich. Da,wo unser SPz zweckmäßig eingesetzt wer-

den konnte, hat sich der MARDER in denvergangenen Monaten im Gefecht bewährt– im Feuerkampf mit der Bordmaschinen-kanone (BMK) ebenso wie mit dem Lenk-flugkörper (LFK) MILAN. Und ich prog-nostiziere, dass wir auf diesem Weg nochnicht am Ende sind.

Meine Damen und Herren, meine Kame-raden der Panzertruppen!Damit ist es an der Zeit, ein erstes Mal vonder Karte zurückzutreten, auf die großenLinien zu schauen, ein Zwischenfazit zu zie-hen:Im Rahmen der derzeitigen Einsätze trägtdas Heer an vorderster Stelle die Hauptlastund erfüllt seine Verpflichtungen in allenEinsatzgebieten. Dabei ist und bleibt füruns als Heeressoldaten die Befähigungzum Kampf unverzichtbar.

Wenn es darum geht, sich gegen einen hin-terhältig kämpfenden Feind durchzuset-zen, dann sind vor allen unsere „Fachmän-ner“ dafür gefragt: unsere Kampftruppen-kameraden. Denn die sind dafür am bes-ten ausgebildet und haben auch die ausge-prägteste Erziehung dazu.Und wenn Sie auswerten, wie der Kompa-niechef der QRF oder einer Schutzkompa-nie mit seinen Zügen mit MARDER,DINGO, FUCHS, verstärkt mit Pionieren,FAC und unterstützt durch Mörserfeuerund Sanitäter operiert – wie er Feuer undBewegung seiner Teileinheiten und Unter-stützungskräfte koordiniert – dann ist diesgenau dass, was gerade die Panzertruppenseit Jahrzehnten, früher unter dem Begriff„das Gefecht der verbundenen Waffen“,nunmehr unter dem Begriff „Operation

der verbundenen Kräfte“ geübt habenund üben.Wir können es auch mit Clausewitz aus-drücken: „Der Krieg ist eine Chimäre, diehäufig ihr Antlitz wechselt.“ Und lassen Siemich hinzufügen: Eine Chimäre, die je-doch in ihren Grundzügen und Gesetzmä-ßigkeiten gleich bleibt.Unser Blick muss daher unverändert überAfghanistan hinaus gehen, um als hand-lungsfähiges Instrument deutscher Sicher-heitspolitik für alle Bewährungsproben zurVerfügung zu stehen.(...)

II. Weiterentwicklung -die Zukunft gestalten

Meine Damen und Herren, Kameraden,der Umbau des Heeres ist mit Blick auf dieEinnahme der Struktur 2010 annäherndabgeschlossen. (...)Um in den Einsätzen bestehen zu können,sind wir zur Weiterentwicklung gezwun-gen. Entwicklungen und Beschaffungen,die wir vor einigen Jahren angeschobenhaben, ermöglichen uns, heute im Einsatzzu bestehen.Stellen Sie sich die Lage in Afghanistan vor• ohne geschützte Kfz wie DINGO,

MUNGO, TPz Fuchs A8,• ohne die Möglichkeiten der Freiwillig-

längerdienenden Wehrpflichtigen(FLW) 100,

• ohne den MARDER 1 A5• und ohne die Luftaufklärung von

Marschstrecken und Räumen durchKleinzielobjekte (KZO).

Als Männern der Panzertruppen braucheich Ihnen nicht zu erklären, wie die Erfolg-saussichten für ein beweglich geführtesGefecht ohne ausreichenden Panzerschutzund ohne Feuerkraft – und damit ohneStoßkraft wären. Gäbe es dann auch nochkeine zureichende Aufklärung den eigenenOperationen voraus – Sie alle wüssten, wiees um solche Operationen bestellt wäre.Der Zulauf von TIGER und BOXER,ihre Nutzung im Einsatz ab voraussicht-

BOXER

„ .. unseren Einsatz inAfghanistan als einen natio-nalen bewaffneten Konflikt

bewerten“...

„Dabei ist und bleibt für unsHeeressoldaten die Befähigungzum Kampf unverzichtbar..“

BLICKRICHTUNG ZUKUNFT

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lich 2011 werden Quantensprünge für un-sere Fähigkeiten im Einsatz bedeuten.Und wir werden auch unsere Fähigkeitenim Auge behalten, die derzeit nicht odernoch nicht im Fokus stehen, aber jederzeitvon uns gefordert sein könnten wie• der Wirkverbund Artillerie• oder ein auf den Einsatz im Rahmen

der heutigen Einsatzrealität optimierterKampfpanzer Leop 2 – auch in urba-nem Gelände – im engen Schulter-schluss mit seinem „Bruder“, demSchützenpanzer PUMA.

Meine Damen und Herren, die drei letztge-nannten Komponenten zeigen ihnen, wieviel Kapazität auch heute noch in den„schnellen Truppen“ steckt, die dereinst der„schnelle Heinz“ konzipiert hat.

III. Attraktiv bleiben

Meine Herren, um im Einsatz zu beste-hen, ist das richtige Material wichtig – vielwichtiger aber noch ist das richtige Perso-nal. Noch ist unsere Personallage gut – aberin Kürze trifft uns das, was als der „demo-grafische Wandel“ bezeichnet wird, mitvoller Wucht. Für uns heisst das, dass wirtrotz geburtenschwacher Jahrgänge un-seren jährlichen Ergänzungsbedarf an SaZ(ca. 20.000) decken müssen – obwohl 20 %weniger junge Männer und Frauen als Po-tenzial zur Verfügung stehen. Wir müssenim verschärften Wettbewerb mit derWirtschaft die hellsten Köpfe und dieflinksten Hände gewinnen und dauerhaft

an uns binden. Nur mit den richtigen Män-nern und Frauen werden wir künftig imEinsatz bestehen können: fachlich profes-sionell, körperlich robust trotz „Fastfood-Gesellschaft“ und charakterfest.Der Wettbewerb um Nachwuchs geht übermonetäre Anreize hinaus. Die Kernfragelautet: Warum lohnt es sich im Heer zu die-nen? Dabei spielt nicht nur moderne Tech-nik eine Rolle, sondern auch eine positiveFührungskultur und ein ehrliches Bild vomSoldatenberuf.

Gesellschaftliche Anerkennung ist wich-tig, gerade vor dem Hintergrund der Ein-sätze: Öffentliche Gelöbnisse vor demReichstag und die Einführung der Me-daille für Tapferkeit sind ebenso bedeut-same Schritte wie die Einrichtung des zen-tralen Ehrenmals. Dies sind wichtige Sig-nale der Wertschätzung unseres Dienstesaus dem politischen und gesellschaftlichenBereich. Wenn unsere Soldaten aus demtiefsten Frieden kommend im Einsatzkämpfen, das Risiko von Verwundungund Tod auf sich nehmen, dann erwartensie zu Recht, dass dies auch anerkannt wird– und nicht nur verschämt erduldet wird.Mein Eindruck ist, dass die gesellschaftlicheund auch die politische Sensibilität hierfürsteigt.

Unser gemeinsames SelbstverständnisHeer im Heer als Kämpfer, Schützer,Vermittler und Helfer ist richtig – weil esdie Wirklichkeit im Einsatz in ihrer gesam-ten Bandbreite ehrlich widerspiegelt.

Professionelle Ausbildung sowie bedro-hungsgerechte moderne Ausrüstung sindebenfalls Attraktivitätsfaktoren. In beidenBereichen gibt es ständigen Anpassungs-und Verbesserungsbedarf – wir müssenhier keinen Vergleich mit unseren Verbün-deten scheuen.In den Bereichen der Höherdotierung inden Laufbahnen, attraktiver zivilberuflicherAus- und Weiterbildung, Erhöhung derSoldat auf Zeit (SaZ)-Quoten, Stärkungder Dienstpostenausstattungen in denEinheiten und Bataillonen haben wirbereits einige Erfolge erzielt.Kurzum: Trotz mancher Nadelstiche, diewir gerade im monetären Bereich und imBereich der Zusatzleistungen hinnehmenmussten (Streichung Urlaubsgeld, Ver-schärfung Dienstreisebestimmungen, Ver-schärfung Bestimmungen Truppenverpfle-gung) - wir sind attraktiv.

Aber es gibt noch viel zu tun, damit wirkünftig im verschärften Wettbewerb attrak-tiv bleiben – einige Beispiele (...):Die Umsetzung neuer Unterkunftsstan-dards (ab 2010, flächendeckend) ist nurlangfristig möglich, aber ein wesentlicherSchritt mit Blick auf die Laufbahn länger-dienender Mannschaften und Unteroffizie-re. Die alte 8-Mann-Stube kann hier nichtmehr der Standard sein. Bitte werben Sie fürdieses Konzept – auch wenn die Trennungvon Funktions- und Unterkunftsbereichenin manchen Köpfen noch immer als unü-berwindliche Hürde gesehen wird. Wirmüssen hier weit voraus denken. Im übri-gen sind hier die Entscheidungen nach reif-lichem Abstimmungsprozess gefallen.Im engen Zusammenhang dazu stehen„Pendlerproblematik“ und die Fürsorgefür nichtunterkunftspflichtige Soldaten.Flexible Regelungen beim Umzugsrechtund beim Trennungsgeld müssen mehrnoch als bisher finanzielle Belastungen, diesich auch auf die Motivation auswirken,mindern.Konzepte zur Modernisierung des UKV-und Trennungsgeld-Recht liegen den Res-sorts vor. Hier warten wir auf Entschei-dungen. Und je besser es gelingt, Berufund Familie zu verbinden, desto eherwerden Härten – auch in Phasen des Ein-satzes – getragen.Das Einsatzversorgungsgesetz und dasEinsatz-Weiterverwendungsgesetz sindwichtige Schritte zur angemessenen sozia-len Absicherung von Soldaten und derenFamilien. Dies sollten wir anerkennen.Ich denke, die Bundeswehr kann aber auchzum Dienstzeitende ihrer Soldaten nochviel tun. Was spricht dagegen, die unter-schiedlichen Ansprüche, wie Berufsförde-rung oder Übergangsgelder wahlweise

TIGER

FUCHS 1 A8

HERAUSFORDERUNGEN

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als eine Summe auszubezahlen? Oder denBildungsträger durch die ausscheidendenSoldaten frei wählen zu lassen? Oder dieBerufsförderung nach Ende der Verpflich-tungszeit beginnen zu lassen?

Mit diesen Vorschlägen will ich nicht denausscheidenden Soldaten sich selbst über-lassen oder überfordern. Ich will vielmehrdemjenigen, der ein klares Ziel vor Augenhat, die Möglichkeit einräumen, dieses auchauf seinem Weg zu erreichen. Der Feldwe-bel oder junge Offizier, der sich als Pa-trouillenführer in Afghanistan bewährt, istauch selbständig genug, über seine Zu-kunft zu entscheiden – davon bin ich über-zeugt. Hier gilt es, alte Verkrustungen imSystem aufzubrechen und flexibler zu wer-den.

Wenn ich zum Zwischenfazit Attraktivitätvon der imaginären Karte zurücktrete, dannstelle ich fest: Attraktivität ist kein „Luxus-problem“, sondern die Herausforderungschlechthin zur Sicherung unserer (perso-nellen) Zukunft. Wir suchen und werbenum diejenigen Männer und Frauen, denenwir zutrauen, dass sie gemeinsam mit unsin Lagen bestehen, wie ich sie eingangs ge-schildert habe. (...) Und Es ist ein Erfolgauch gerade unserer Arbeit im Heer, dassdie oben genannten Hauptforderungenauch in die Agenda der Bundesregierungübernommen wurden.Aber hier müssenwir dranbleiben – um die nunmehr gestei-gerte politische Aufmerksamkeit auch imSinne unserer Soldaten zu nutzen. (...)

Meine Damen und Herren,Kameraden und Freunde der Panzertrup-pen!Soweit zur Lage und Perspektive des Hee-res, dem Hauptträger der Einsätze. Ein-gangs meines Vortrages sprach ich von denTruppengattungen des Heeres, ihrerIdentitätsstiftung, ihrer Prägung und ih-rem Korpsgeist. Lassen sie mich diesenGedanken noch ein wenig weiter verfolgen.Egal welche Anforderungen der Einsatz

stellt: Letztendlich ist es der Mensch, ist esdie Qualität des einzelnen Soldaten, dieden Unterschied zwischen Erfolg undMisserfolg ausmacht.

Unsere Panzermänner und Panzergrenadie-re – sie mischen mit an vorderster Front,im Brennpunkt der Einsätze und auchder Gefechte. Welche Identität haben sie,welcher Geist erfüllt sie, wie sind sie ge-prägt? Sie sind es gewohnt, Kräfte in Zeitund Raum zu koordinieren – sich aufwechselnde Lagen flexibel einzustel-len. Und wenn ihnen ein Gegner im Ein-satz die Stirn bietet, dann kämpfen sie undringen ihn durch die Koordination vonFeuer und Bewegung aller ihrer Kräfte nie-der. So wurden sie ausgebildet – so wur-den sie auch erzogen.

Der Wille, sich im Kampf zu behaupten,ist für die Soldaten der Panzertruppen eineSelbstverständlichkeit. Daran gilt es festzu-halten – sie müssen weiterhin konsequentgeschult und ausgebildet werden.„Breit fahren, schmal denken – Gras fres-sen“ – so werden sie manchmal ein wenigdurch die übrigen Truppengattungen ver-spottet. Aber dahinter verborgen liegt auchheimlicher Respekt – vor ihrem Willen, imschnellen beweglich geführten Gefecht sichgegen einen Gegner durchzusetzen. Pan-zertruppen sind und bleiben „schnelleTruppen“ – auch in ihren KöpfenWo sehe ich Raum einer zukünftig beson-deren Betrachtung durch die Panzertrup-pen? Beide Truppengattungen müssen seitBeginn der Einsätze damit leben, dass sienicht oder kaum mit ihrem Hauptwaf-fensystem im Einsatz sind – dass siedadurch einen Teil ihrer Erfahrung aufdem LEOPARD und auf dem MARDERzu verlieren drohen.Vielleicht ist es auch zur Lösung dieses Pro-blems hilfreich, gemeinsam von der „ima-ginären Karte“ an der Wand zurücktreten.Grundlage aller Einsätze – auch in einerStabilisierungsoperation – ist die Befähi-gung, sich im beweglich geführten Gefecht

durchzusetzen – durch geschickte Koordi-nation von Feuer und Bewegung aller Kräf-te im Raum. Um den Widerspruch oder dieDifferenz, zwischen dem Einsatz einerseitsvom MARDER oder vom LEOPARD II,anderseits vom DINGO oder TPz FUCHSzu bewältigen, ist es möglicherweise hilf-reich, die Gemeinsamkeiten dieses Einsat-zes hervorzuheben und zielgerichtet in derAusbildung zu schulen.Operationen wie derzeit in Afghanistanbestätigen unser Verständnis vom Begriff„Operation verbundener Kräfte“ – ein Be-griff, der militärische Operationen im ge-samten Spektrum beschreibt. Er impliziert,dass Kernpunkte militärischen Handelnsfast zeitlosen Bestand haben – dass vieleGrundsätze einander ähneln: Eine kampf-kräftige Patrouille und eine Gefechtsauf-klärung alter Art sind viel ähnlicher, als somanch einer vermutet. Und auch einCheckpoint einerseits und ein Feldpostenandererseits weisen eine Vielzahl gemeinsa-mer Grundsätze auf – die rechtlichenGrundlagen einmal vernachlässigt.Vielleicht geht es ja viel weniger um ein sol-ches „einerseits ... und andererseits“, son-dern mehr darum, den gemeinsamenKern der Befähigung zu all diesem zusuchen. Vielleicht müssen wir die Ausbil-dung – gerade auch unserer Panzertrup-pen – mehr noch auf diesen allen Opera-tionen gemeinsamen Kernbestand anFähigkeiten und Fertigkeiten konzent-rieren. Vielleicht ist dieser zuvor beschrie-bene Widerspruch nur das, was bei MichaelEnde der „Scheinriese“ war – wenn mansich ihm beherzt näherte, schrumpfte er aufNormalgröße.Und daneben denken wir auch über Afgha-nistan hinaus: Wir müssen unverändertbereit und in der Lage sein, auch das mehrkonventionelle Gefecht zu gewinnen. Wasliegt näher, als dafür die jahrzehntelangeErfahrung dieses Ausbildungszentrums inMunster zu nutzen – ganz im Sinne eines„Centre of Excellence“.

Das Wichtigste jedoch, meine Kameradender Panzertruppen, ist und bleibt für alleOptionen der gemeinsame Geist – der viel-beschworene „Panzergeist“. Schnelligkeit,Beweglichkeit und die Flexibilität, sich raschauf neue Lagen einzustellen, habenallesamt an derselben Stelle ihren Ursprung:In den Köpfen der Panzermänner undPanzergrenadiere!

In diesem Sinne:

„Antennen hoch, Luken dicht,Panzer marsch!“ –

oder eben doch ganz schlicht: „D’ran, dr’rauf und d’rüber!“

Schnelle Truppen:Panzer undPanzergrenadiere.

BLICKRICHTUNG ZUKUNFT