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1 DIE ZEITUNG DER NÖ LANDES-LANDWIRTSCHAFTSKAMMER www.lk-noe.at NR. 11 NOVEMBER 2012 www.lk-noe.at Foto: Pöchlauer-Kozel Den Wald für den Klimawandel rüsten S 2 Vom Brot- zum Notbaum Klimawandel stresst Fichte&Co S 4 Maßnahmenkatalog gibt Überblick S 5 Welche Baumarten werden rentabel sein? S 8 Klimagewinner stellen sich vor Vier Baumarten im Portrait S 10 Richtige Pflege macht die Bäume klimafit Vitalität, Stabilität und Qualität S 13 Mit Wissen dem Wald Vorsprung verschaffen Broschüren und Exkursionsführer S 14 Wild bedroht Baum- artenvielfalt Wildstand besorgniserregend hoch S 16 Vorrang für gutwüch- sige Baumarten Sandra Tuider, Thernberg S 18 Wir fördern Tanne und Buche Familie Wimmer, St. Oswald S 20 Den Puls am Wald Beratungsprodukte der LK

Die Landwirtschaft November 2012 - Schwerpunkt Forst im Klimawandel

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Die Zeitung der Landwirtschaftskammer NÖ

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Page 1: Die Landwirtschaft November 2012 - Schwerpunkt Forst im Klimawandel

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D i e Z e i t u n g D e r n Ö L a n D e s - L a n D w i r t s c h a f t s k a m m e r

www.lk-noe.at Nr. 11November 2012

www.lk-noe.at

Foto: Pöchlauer-Kozel

Den Wald für den Klimawandel rüstenS 2

Vom Brot- zum NotbaumKlimawandel stresst Fichte&Co

S 4

Maßnahmenkatalog gibt Überblick

S 5

Welche Baumarten werden rentabel sein?

S 8

Klimagewinner stellen sich vorVier Baumarten im Portrait

S 10

Richtige Pflege macht die Bäume klimafitVitalität, Stabilität und Qualität

S 13Mit Wissen dem Wald Vorsprung verschaffenBroschüren und Exkursionsführer

S 14

Wild bedroht Baum-artenvielfaltWildstand besorgniserregend hoch

S 16

Vorrang für gutwüch-sige BaumartenSandra Tuider, Thernberg

S 18

Wir fördern Tanne und BucheFamilie Wimmer, St. Oswald

S 20Den Puls am WaldBeratungsprodukte der LK

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Die lanDwirtschaft Schwerpunkt wald im klimawandel

man jedoch, dass die durchschnittliche Temperatur in Niederösterreich je nach Region zwischen sechs und zehn Grad beträgt, so betrachtet man zwei bis vier Grad schon in einem anderen Licht.Die Temperatur verringert sich mit zunehmender Seehöhe um zirka 0,6 Grad pro hundert Meter. Die vorausgesagte Temperaturerhöhung würde möglicher-weise auch die Höhenzonen um 300 bis 700 Meter verschieben. In Seehöhen bis 1.000 Meter könnte dann der Eichenwald die vorherrschende Waldgesellschaft werden.Für Gebiete wie das Weinviertel, wo jetzt der Eichen-Hainbuchenwald hauptsäch-lich vorkommt, wird eine weitere Tem-peraturerhöhung zu wärmetoleranten

Die Klimaveränderungen der nächsten Jahrzehnte werden den Wald betreffen, vor allem über die Faktoren Temperatur,

Wasserangebot durch Niederschläge, Nie-derschlagsverteilung und Anteil des CO2 in

der Atmosphäre.Quelle: Ao.Univ.Prof. Dr. Manfred J. Lexer

Institute of Silviculture

BOKU

Die Veränderungen werden erst ab der Mitte dieses Jahrhunderts voll wirksam werden. Daher ist für viele Waldbesitzer der Klimawandel noch kein Schreckens-szenario. Wenn man sich jedoch die möglichen Auswirkungen anschaut, so könnte dem einen oder anderen durchaus unwohl zu Mute sein.

Folgende Veränderungen des Klimas, die für unsere Wälder bedeutet sind, werden bis Ende dieses Jahrhunderts vorausge-sagt:

Temperaturerhöhung von zwei bis vier Grad Celsius, in den höheren Lagen gelten die höheren Werte.Niederschlagsmengen verändern sich im Sommer von bis zu minus 40 Pro-zent und im Winter von bis zu plus 40 Prozent.Hitzeperioden im Sommer nehmen an Häufigkeit und Dauer zu.Der CO2 Gehalt der Luft steigt.

Was bedeutet das für den Wald?Eine Temperaturerhöhung von zwei bis vier Grad erscheint nicht hoch. Bedenkt

Prognose Temperaturveränderung 2020/50 vs. 1961/90

Der Klimawandel wird unsere Wälder massiv treffen

Wenn die Fichte vom Brot- zum Notbaum wird

Klima ändert sich raschDie Baumartenzusammensetzung unserer Wälder beeinflussen vor allem klimatische Faktoren. Dies zeigt sich zum Beispiel an den unterschiedlichen Waldgesellschaften in den verschiedenen Höhenstufen. In den letzten Jahrtausenden waren unsere Wälder schwan-kenden Temperaturen ausgesetzt. Der Unter-schied zu heute war nur, dass die Veränderun-gen langsam waren und die Wälder sich an diese Veränderungen auch anpassen konnten. Schnelle Veränderungen können Wälder nicht so rasch kompensieren, da sie eine sehr lang-same Ausbreitungsgeschwindigkeit haben.

31.10.2012 /Folie 1

Prognose Temperaturveränderung

Es gibt zahlreiche Szenarien, die die Folgen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, Forstwirtschaft und den Fremdenverkehr aufzeigen. Eines haben aber alle Modelle gleich, sie gehen von einer absolut sicheren Veränderung aus. Warum Waldbesitzer diese Veränderungen schon heute sehr ernst nehmen sollten, obwohl sie den Klimawandel noch nicht direkt spüren, erklärt LK-Forstexperte Karl Schuster.

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november_2012

Stabile Wälder für die Zukunft

Der Klimawandel kommt nicht, er findet schon statt. Gemäß dem jüngsten Bericht des IPCC, dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderung, ist seit Beginn der Aufzeichnungen das 20. Jahrhundert das wärmste Jahrhundert, die neunziger Jahre die wärmste Dekade und 1998 das wärmste Jahr gewesen. Die Aus-wirkungen sind ausführlich dokumentiert und in Österreich durch das enorm rasche Abschmelzen der Gletscher nur allzu augen-scheinlich.

Verschiebung von Nadel- zu Nadel-LaubmischwaldAuch unsere Wälder, immerhin sind 40 Prozent von Niederöster-reichs Landesfläche mit Wald bedeckt, sind mit den sich ver-ändernden Klimafaktoren konfrontiert. Die Waldfläche und der Holzvorrat nehmen in Niederösterreich stetig zu, und es gibt eine eindeutige Verschiebung von Nadelwald zu Nadel-Laubmisch-wald.

Für die rund 35.000 Waldbesitzer in Niederösterreich wird eine naturnahe, möglichst schonende Waldbewirtschaftung eine absolute Notwendigkeit. Zusätzliche Stressfaktoren, die den Wald noch stärker unter Druck bringen, sind absolut zu vermeiden.

Mit Holz dem Klimawandel entgegnen.Mindestens 60 Prozent des Klimawandels können auf CO2 Emis-sionen durch menschliche Eingriffe – hauptsächlich durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen – zurückgeführt werden. Um die CO2 Konzentration in der Atmosphäre nur auf ihrem der-zeitigem Niveau zu halten, wäre eine Reduktion der Emissionen um mehr als 40 Prozent nötig.Es gibt zwei Möglichkeiten, das CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren: entweder durch Herabsetzung der Emissionen oder durch Bindung und Speicherung von CO2. Holz hat die einmalige Eigenschaft beides zu tun. Es gibt kein anderes Baumaterial, das so wenig Energie zu seiner Herstellung benötigt wie Holz. Jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für andere Baustoffe dient, redu-ziert die CO2 Emissionen in die Atmosphäre um durchschnittlich 1,1 Tonnen CO2.Geht man von diesen Zahlen aus, würde mit zehn Prozent mehr Holzbauten in Europa genügend CO2 eingespart werden, dass man damit die vom Kyoto-Protokoll vorgeschriebenen Ziele er-reicht.

Wirtschaftswälder sind effiziente KohlenstoffsenkenWirtschaftswälder sind effizientere Kohlenstoffsenken als Wälder, die im Naturzustand belassen werden. Jüngere, stark wachsende Bäume nehmen mehr CO2 auf als alte Bäume, die absterben und verrotten. Ein aktiv bewirtschafteter Wald ist daher der beste Klimaschutz.

Der Borkenkäfer hat sich in den letzen Jahren in höheren Lagen vermehrt ausgebreitet.

Eine höhere Durchschnitts-temperatur heißt aber noch lange nicht, dass es keine Winter- und Spätfröste mehr geben wird. Die wärmelie-benden Baumarten, die sich in höheren Lagen ausbreiten könnten, sind auch mit diesen Frostextremen konfrontiert, was zum Beispiel bei Eiche zu Qualitätsverlusten durch Frostleisten führen kann.Im Waldviertel wird für die Baumart Fichte bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein Rückgang von 30 bis 50 Prozent vorhergesagt. Das hätte enor-me wirtschaftliche Einbußen für die Waldbesitzer zur Folge. Aus diesem Grund muss auch nach neuen Wirtschaftsbaum-arten gesucht werden.

Weiterführende Berichte finden Sie im Internet unter http://www.waldwissen.net/dossier/index unter dem The-ma Klimawandel.

DI Karl SchusterAbt. ForstwirtschaftTel. 05 0259 24101E-Mail: [email protected]

Waldgesellschaften wie dem Flaumeichenwald führen. Die Flaumeiche ist für wirtschaft-liche Zwecke kaum verwend-bar. Daher wäre in diesen Regionen eine Forstwirtschaft im engeren Sinne kaum mehr möglich. In manchen Regio-nen könnte es auch zu einer Verbuschung kommen. Die höhere Temperatur muss man gekoppelt mit weniger Nieder-schlägen im Sommer sehen. Eine höhere Temperatur mit höheren Niederschlägen und mehr CO2 würde das Wachs-tum enorm steigern, bei weniger Niederschlag ist dies nicht der Fall.

Folgen für die FichteHöhere Temperaturen und längere Trockenphasen im Sommer hätten in Nieder-österreich in den Tieflagen vor allem für die Baumart Fichte fatale Folgen. Die Borkenkä-ferkatastrophen der letzten 15 Jahre haben in Seehöhen bis 500/600 Meter gezeigt, dass die Fichte auf höhere Temperatu-ren und niedrigere Sommer-niederschläge nicht angepasst ist. Alle naturfernen Wälder mit hohem Fichtenanteil werden durch die Klimaverän-derung eine hohe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen haben.Dies sollte man bei Aufforstun-gen in Zukunft berücksichti-gen. Fichte sollte man in den Tieflagen nur noch als Beimi-schung mit möglichst kurzer Umtriebszeit planen und nur auf den besseren Standorten. Die Fichte könnte bald vom Brotbaum zum Notbaum werden.

Für die Bäume kommt es heiß und kaltBei wärmeren und trocke-neren Bedingungen können Schädlinge nicht nur häufi-ger vorkommen, auch neue Schädlinge aus anderen, zum Beispiel südlicheren Regionen können Fuß fassen. Vorhande-ne Arten können in höhere Re-gionen vordringen und mehr Nachkommen hervorbringen.

Forstdirektor DI Werner Löffler

Die Klimaveränderungen werden stattfinden und sie werden unsere Wälder massiv treffen, da Bäume nicht davonlaufen können. Maßnah-men sollten rechtzeitig begon-nen werden, und überlegtes Handeln sollte im Vordergrund stehen. Nichts tun ist sicher der falsche Weg, denn die Veränderungen haben schon begonnen. Wie man aber sieht, ist es sehr schwer, ge-naue Prognosen und Empfeh-lungen abzugeben, das heißt, es wird wichtig sein, dass man flexibel auf die Veränderungen reagiert. Wie das passieren kann, wird im Folgenden ver-sucht zu erläutern.

Kurz gefasst

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Die lanDwirtschaft

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Schwerpunkt wald im klimawandel

Einschichtige Monokulturen werden die Verlierer im Klimawandel sein. Mischwäl-

der schaffen in der Bewirtschaftung die Flexibilität, die notwendig ist, um auf

Veränderungen zu reagieren.Foto: Schuster

einzelne Baum muss eine genügend große Krone aufbauen können, um seine Wider-standskraft gegenüber Schadereignissen zu erhöhen. Großkronige Bäume sind auch vitalere Bäume. Schädlinge befallen widerstandskräftige Bestände weniger.

Stressfaktoren reduzierenDie Stressreduktion beginnt bereits beim Pflanzensetzen. Falsche Setzmethoden schädigen die Wurzeln der Bäume, auch nach vielen Jahren kann es noch Ausfälle geben. Die Pflanzen mit verformten Wur-zeln nehmen Wasser und Nährstoffe nicht optimal auf und sind anfälliger gegenüber Krankheiten. Rücke- oder Wildschäden sind zu vermeiden. Die Ernteverfahren sollten den Boden schonen. Der Verbiss durch Wild entmischt den Wald und ist zu verhindern. Grünmasse baut Humus auf, der Wasser speichert. Deshalb sollte die Grünmasse im Wald bleiben, damit keine moderne Streunutzung passiert.

Arbeitsabläufe anpassenKlimaänderungen ändern auch die Arbeitsabläufe im Wald. Aufforstungen muss man so planen, dass die Pflanzen ausreichend Wasser zur Verfügung ha-ben. Herbstaufforstungen können in Tro-ckengebieten nach den Sommermonaten zu großen Ausfällen führen. Frühjahrs-aufforstungen sind auf Grund höherer Niederschläge im Winter zu bevorzugen. Wärmere Phasen im Winter können oft die beste Zeit für die Aufforstung sein.Pflegeeingriffe und flächige Nutzungen sollte man nicht in extremen Trocken-zeiten erledigen, um Bodenlebewesen zu schonen. Schädlinge befallen liegenge-bliebenes Holz, auch hier muss man den Zeitpunkt der Eingriffe abstimmen.Besonders schneereiche Winter können in manchen Lagen eine Holznutzung unmöglich machen, schnelle und flexible Nutzungssysteme werden wichtig.

DI Karl Schuster, Abt. ForstwirtschaftTel. 05 0259 24101, E-Mail: [email protected]

Kurz und bündig zeigt der Maßnahmenkatalog, wie man dem Klimawandel im Wald begegnen kann.

Artenreiche und strukturierte Wälder schaffenWälder mit mehreren Baumarten und verschiedenen Schichten sollen stabiler sein als einschichtige Monokulturen. Ob der strukturreiche Dauerwald, zum Bei-spiel der Plenterwald, tatsächlich stabiler ist, wird intensiv diskutiert. Gleichzei-tig sollte eine geringe Vorratshaltung dieser Wälder die Verjüngungsdynamik erhöhen. Damit würde das Risiko gerin-ger und diese Wälder wären jederzeit umbaufähig. Naturverjüngung ist meist zu bevorzugen, da sie in der Regel gut an die Standortsverhältnisse angepasst ist. Die Qualität des Ausgangsbestandes muss unbedingt genau beurteilt werden.Kleinflächige Bewirtschaftung und naturnaher Waldbau brauchen ein gutes Wegenetz. Die Feinerschließung ist im Kalamitätsfall ein Muss, sie sollte daher rechtzeitig vorbereitet werden.

Baumartenwahl anpassenMischwälder schaffen in der Bewirtschaf-tung die Flexibilität, die notwendig ist, um auf Veränderungen zu reagieren. Aus-fälle einzelner Baumarten können andere kompensieren. Baumarten mit hoher Anpassungsfähigkeit sind zu bevorzugen und die Standorte vor allem hinsichtlich Wasserverfügbarkeit genauer zu beach-ten. Baumarten mit unterschiedlichen Durchwurzelungsaktivitäten nutzen das Standortpotential besser und erhöhen die Zuwachsleistung bei geringeren Nieder-schlägen. Die Wahl der Herkunft spielt bei den Baumarten eine große Rolle. Falsche Herkunftswahl kann fatale Folgen haben.

Stabil und widerstandsfähigBei Naturverjüngungen oder zu dich-ten künstlichen Begründungen erhöht die rechtzeitige Stammzahlreduktion die Stabilität des Einzelbaumes. Der Mischwuchs kann reguliert werden. Der

Anpassung der Wälder an den Klimawandel

Der Maßnahmenkatalog

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Grafik: Ao.Univ.Prof. Dr. Manfred J. Lexer

Institute of Silviculture

BOKU

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Nester und Gruppen pflanzenWer vorausschauend denkt, pflanzt aber generell auf allen Flächen immer wieder Nester und Gruppen mit den Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft, die mit trockeneren Bedingungen besser zu-rechtkommen. Damit hat man dann eine gute Ausgangsposition für eine künftige Naturverjüngung.

Auf hohes Anpassungsvermögen achtenEs sollten Mischbaumarten forciert wer-den, die an den Klimawandel gut ange-passt sind, mit einer entsprechend weiten ökologischen Amplitude, also einem hohen Anpassungsvermögen.

Verschiebung der Temperaturhöhengradienten

Wasserbedarf bei sinkenden Niederschlägen berücksichtigenÜber 70 Prozent der in Niederösterreich vorhandenen Baumarten haben einen mittleren bis großen Wasserbedarf. Dies ist bei sinkenden Niederschlägen zu berücksichtigen. Mischbestände haben gegenüber Fichtenreinbeständen eine zwei- bis 2,5 fache Wurzelmasse. Da-durch nutzen sie das Standortpotential und damit die Wasserreserven wesent-lich besser aus. Labile Fichtenbestände könnte man auch mittels Unterbau und Voranbau mit Pflanzen oder durch Saat im Schutze des sich auflösenden Altbe-standes umbauen.

Heute gepflanzte Bäume werden in wenigen Jahrzehnten die Veränderungen durch den Klimawandel spüren. Falsch wäre es, ab sofort die Baumartenzusammensetzung radikal zu ändern. Welche Schritte bei der Baumartenwahl aus heutiger Sicht die besten für das Ende des Jahrhunderts sind, verrät Karl Schuster.

Ein erster Schritt ist zunächst die Bestimmung der natürlichen Baum-artenzusammensetzung auf der aufzu-forstenden Fläche. Dies geschieht am einfachsten auf www.herkunftsbera-tung.at durch Eingabe der Katastralge-meinde. Ideal wäre eine Standortkarte, die ist jedoch oft nicht vorhanden.

Der Waldbewirtschafter kann aber auch eine eigene Planungsunterlage erstellen. Am wichtigsten sind die Wasserhaus-haltsverhältnisse auf der Fläche. Sie ent-scheiden bei sinkenden Niederschlägen über das künftige Wachstum der Bäume. Wo die Wasserverhältnisse optimal sind, kann man zunächst weiter mit der Fichte arbeiten. Überall, wo dies nicht der Fall ist, muss man zusätzlich andere Baum-arten miteinbeziehen.

Verlierer und Gewinner im Klimarennen

Welche Baumarten werden rentabel sein?

november_2012

Die wichtigsten Baumarten (BA) mit unterschiedlichem Wasserbedarf in NÖ

Baumarten mit GROSSEM WasserbedarfSchwarzerle, Esche, Schwarzpappel, Silberweide, Hybridpap-pel

Baumarten mit MITTLEREM Wasserbedarf

Buche, Tanne, Fichte, Lärche, Stieleiche, Bergulme, Berg-ahorn, Spitzahorn, Vogelbeere, Wildobst

Baumarten mit BESCHEIDENEM Wasserbedarf

Traubeneiche, Hainbuche, Linde, Feldulme, Birke, Aspe, Mehlbeere, Douglasie

Baumarten mit GERINGEM Wasserbedarf

Rotkiefer, Schwarzkiefer, Robinie, Flaumeiche

Klimastudie gibt Ausblick auf Probleme

Eine Klimastudie aus dem Jahr 2007 für Niederösterreich gibt einen Ausblick auf die möglichen Probleme, die am Ende dieses Jahrhunderts auf unsere derzeitige Baumar-tenzusammensetzung zukommen können. Nach dieser Studie wird bis zur Hälfte der Fichten im Waldviertel – je nach Standort – in arge Bedrängnis kommen, vor allem auch dadurch, weil die Schäden durch Borkenkäfer drastisch zunehmen werden. Der Zuwachs kann um fast 50 Prozent sinken.

31.10.2012 /Folie 2

Verschiebung der Temperaturhöhengradienten

Veränderung von 100 m nach oben ist Verschiebung um minus 0,6 Grad

Bei 1,8 Grad Erwärmung wären dies also 300 m!

Baumarten kommen durch diese Verschiebung unter Stress, weil sie nicht genügend Zeit haben für diese „Wanderung“ (<-> Eiszeit)!

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Die lanDwirtschaft Schwerpunkt wald im klimawandel

Mit neuen Baumarten flexibel reagierenDie Baumartenwahl wird sich in Zu-kunft nicht nur auf heimische Baum-arten beschränken können, wie es von Umweltschützern gefordert wird. Wir brauchen auch zusätzliche Baum-arten mit anderen Toleranzgrenzen, mit denen Forstwirtschaft betrieben werden kann.Es gibt schon jetzt eine Reihe von Baum-arten, die sich in Österreich etabliert haben wie die Douglasie, die Küsten-tanne, die Roteiche, die Robinie oder die Schwarznuss. Es ist notwendig, in den nächsten Jahren weitere Versuche mit neuen Baumarten zu beginnen, um flexibler auf die Veränderungen reagie-ren zu können.

Wenn man Klimadiagramme vergleicht, so zeigt sich, dass in wenigen Jahrzehn-ten das Klima im Raum St. Pölten mit dem heutigen Klima in Südmazedonien zu vergleichen ist. Dort wachsen haupt-sächlich Zerr- und Flaumeichenwälder, mit denen man kaum rentabel arbeiten kann.

Die Herkunftsfrage des Pflanzgutes wird bei der Klimadiskussion noch eine ent-

scheidende Rolle spielen.Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel

und Temperatur ein Areal zugewiesen und dies wird dann mit den veränder-ten Bedingungen verglichen. Daraus kann man ersehen, ob eine Baumart in Zukunft Probleme bekommt oder ob sie sogar einen Vorteil gegenüber heute hat. Aber dies sind nur theoretische Ansätze, die auch eine Art Modell wiedergeben.

Das Anpassungsvermögen ist hoch, wenn Baumarten folgende Eigenschaften be-sitzen:

breite ökologische Amplitude,kurzer Produktionszeitraum,schnelle Generationsfolge,hohe genetische Vielfalt,rasche Besiedlung größerer Freiflächen,hohe Regenerierbarkeit nach Verlet-zungen.

Bezüglich Anpassungseignung sind die Baumarten folgendermaßen zu beurtei-len (nach Burghard von Lüpke):Gut (stabil):Spitzahorn, Hainbuche, Elsbeere, Schwarzerle, Sandbirke, Aspe, Vogel-beere, Europäische Lärche, Roteiche, DouglasieMittel:Trauben-/Stieleiche, Bergahorn, Winter-linde, (Esche)Schlecht (labil):Buche, Fichte, WeißtanneGenerell werden bei den Hauptbaumar-ten die Eichen und Kiefern an Bedeutung zunehmen und Fichten, in manchen Gebieten auch Buchen, zurückgedrängt werden.

Modell „Klimahülle“ in DeutschlandIn Deutschland diskutiert man die Baumartenwahl an Hand von so ge-nannten Klimahüllen. Dabei wird allen Baumarten hinsichtlich Niederschlag

Unterschied Klimastress heute - 2070 Fichte EicheQuelle: Ao.Univ.Prof. Dr. Manfred J. Lexer, Institute of Silviculture, BOKU

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Unterschied Klimastress Heute - 2070

Veränderung + 1,8 - 4ºC

SommerNS bis -40%

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Wichtig ist, Mischbaumarten einzubrin-gen. Wir brauchen auch zusätzliche Baum-

arten mit anderen Toleranzgrenzen, mit denen Forstwirtschaft betrieben werden

kann.Foto: LK NÖ/Schuster

Nadelholz für Wirtschaftlichkeit auch in Zukunft unverzichtbarNadelholz wird auch in Zukunft wichtig für unsere Wirtschaft sein und deshalb muss für viele Gebiete der alte Spruch gelten: „So viel Nadelholz wie möglich und so viel Laubholz wie nötig“.Beim Nadelholzanbau in den Tieflagen sollte der Anteil nicht zu hoch sein. Fichte sollte man aus Naturverjüngung übernehmen. Bei Aufforstungen sollte man maximal 30 bis 50 Prozent nehmen, je nach Standort.Kiefer sollte aus Gründen der Qualitäts-entwicklung nur aus Naturverjüngung stammen, bei Aufforstungen muss eine Astung in Erwägung gezogen werden. Tanne ist zwar wichtig wegen des Auf-schlusses tieferer Bodenschichten für mehr Wasserausnutzung, sie verbraucht aber selber auch mehr Wasser.Lärche sollte auf nicht allzu trockene Standorte gepflanzt werden und Doug-lasie hat sich auf trockenen Standorten bewährt, nicht jedoch auf Kalk. Klein-flächig kann man durchaus mit anderen fremdländischen Baumarten probieren.

Wenn Laubholz gesetzt wird, dann nur, wenn es auch intensiv gepflegt wird. Un-gepflegte Laubholzkulturen eignen sich meist nur zur Brennholzproduktion.

Herkunft entscheidendEin wichtiger Punkt ist beim Pflan-zenkauf auch die Herkunftswahl. Die Herkunftsfrage wird bei der Klimadis-kussion noch eine entscheidende Rolle spielen. Dabei kann auch die Verwen-dung von Herkünften aus anderen Ge-bieten, die besser an die Veränderung angepasst sind, ein Thema werden. Dazu sind jedoch noch Herkunftsver-suche wichtig, wie sie zurzeit mit der Eiche verfolgt werden.

DI Karl SchusterAbt. ForstwirtschaftTel. 05 0259 24101E-Mail: [email protected]

Unterschied Klimastress heute - 2070 Buche - KieferQuelle: Ao.Univ.Prof. Dr. Manfred J. Lexer, Institute of Silviculture, BOKU

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Unterschied Klimastress Heute - 2070

Veränderung + 1,8 - 4ºC

SommerNS bis -40%

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Die lanDwirtschaft Schwerpunkt wald im klimawandel

Intensiver Formschnitt ist in den Trupps in den ersten Jahren notwendig. Auch der Voranbau unter Fichtenreinbeständen ist sinnvoll. Bei 15 bis 18 Metern Höhe erfolgt eine Z-Stammauszeige mit bis maximal 100 Stämmen pro Hektar.

Die Rotbuche ist Spätfrost gefährdet. Schneedruck in Dickungen und Wildver-biss kann ein Problem sein. Die größte Gefahr ist die Rotkernbildung, die durch Verkürzung der Umtriebszeit am besten verhindert werden kann.Die Rotbuche wird in Zukunft in den Tieflagen zwar zu warme Verhältnisse vorfinden, dafür aber in höhere Lagen vordringen. Trotz derzeitiger Vermark-tungsproblemen wird sie eine bedeuten-dere Rolle im Klimawandel spielen.

Stiel- und Traubeneiche wandern nach obenDie Stieleiche bevorzugt mäßig frische bis feuchte, mittlere bis schwere Böden (Pseudogleye) in Mittel-, Unterhängen und Ebenen. Die Traubeneiche ist eher auf trockenen bis mäßig frischen, leichte-ren Oberhang- und Kuppenstandorten zu Hause. Beide Eichenarten meiden anmoo-rige Standorte und extreme Frostlagen.Bei der Eiche ist die dichte Naturverjün-gung zu bevorzugen. Bei Aufforstungen stehen zwei Modelle zur Auswahl. Die Reihenaufforstung mit drei Reihen Eiche mit zwei mal ein Meter und zwei Reihen Hainbuche oder Linde, zwei mal zwei Meter, für eine maschinelle Pflege.Das zweite Modell bildet die Trupppflan-zung mit 20 bis 25 Eichen pro Trupp und dreizehn Metern Abstand zwischen den Trupps. In den Trupps ist ein Abstand von ein mal ein Meter zielführend, Form-schnittmaßnahmen sind kein Nachteil.

Zwischen den Trupps sollte Naturver-jüngung aufkommen oder mit rasch-wüchsigen Baumarten wie Fichte im Kurzumtrieb gearbeitet werden. Beim Pflanzgut sollte man auf die Herkunft ach-ten. Versuche zeigen, dass bei Stieleiche Herkünfte aus Geinberg und Schwertberg

Die Rotbuche wird künftig in den Tiefla-gen zwar zu warme Verhältnisse vorfin-den, dafür aber in höhere Lagen vordrin-gen.

Baumarten, die mit dem trockener werdenden Klima umgehen können, gehört die Zukunft. Hier stellen sich vier Baumarten mit hoher Anpassungsfähigkeit vor.

Rotbuche dringt in höher Lagen vorGut geeignet sind tiefgründige, nachhal-tig frische, gut durchlüftete, basenreiche Braunerdeböden oder Kalksteinbraun-lehme. Ungeeignet sind staunasse und wechselfeuchte Böden wie Gley und Pseu-dogley oder anmoorige Standorte.Die Verjüngung wäre am günstigsten unter Schirm. Bei Aufforstungen entschei-det das Produktionsziel. Als Mischbaum-art aus ökologischen Gründen reichen Pflanzverbände von zwei mal drei bis drei mal drei Metern aus. Zur Wertholz-produktion sind Trupps im Abstand von dreizehn Metern mit ein mal ein Meter Verbänden und mindestens fünf mal fünf Pflanzen im Trupp zu empfehlen.

Vier Baumarten im Portrait

Klimagewinner stellen sich vor

Die Eichen werden an Bedeutung gewin-nen und auch in höhere Lagen vorstoßen, wenn das Klima wärmer wird.Fotos: LK NÖ/Schuster

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Die Douglasie wird in Zukunft die Fichte auf vielen Standor-ten in den Tieflagen ersetzen und zu einer sehr wichtigen Wirtschaftsbaumart werden.

auswahl erfolgt bei rund zwölf bis 15 Metern mit 200 bis 250 Z-Stämmen pro Hektar für die Bauholzproduktion und unter 100 Z-Stämmen pro Hektar für die Wertholzproduktion.

Auf Unterhangstandorten führt die hohe Luftfeuchtigkeit oft zu Schütteproblemen. Nach der Aufforstung ist die Gefahr von Fegeschäden, Spätfrost und großem braunen Rüssel-käfer groß. Bis ins Dickungs-stadium ist auf frostgefährde-ten sonnseitigen Standorten mit Ausfällen durch Frost-trocknis zu rechnen.Die Douglasie wird in Zukunft die Fichte auf vielen Standor-ten in den Tieflagen ersetzen und zu einer sehr wichtigen Wirtschaftsbaumart werden. Das Holz ist lärchenähnlich mit zahlreichen Verwen-dungsmöglichkeiten für den Innen- und Außenbereich. Zu große Reinbestände sollte man

Die Kiefer ist nicht Frost ge-fährdet, aber anfällig gegen-über (Nass-)Schnee, Fege-schäden und Insekten, wie zum Beispiel Rüsselkäfer, Waldgärtner, Nonne, Kiefern-schmetterlinge, -blattwespe.Die Kiefer wird in Zukunft wieder an Bedeutung gewin-nen, da sie dürreresistenter ist und mit trockenen Verhältnis-sen besser zurecht kommt als die Fichte. Aus diesem Grund sollte man schöne Kiefern bei Pflegemaßnahmen fördern, um eine gute Ausgangssitua-tion für eine künftige Natur-verjüngung zu haben.

Douglasie wird wichtige WirtschaftsbaumartDie Douglasie ist geeignet für Mittel-, Oberhänge und Kuppen auf leichten bis mittel-schweren Böden unter 800 Metern Seehöhe. Die Böden sollten mäßig frisch bis tro-cken, auf jeden Fall kalkfrei sein, nicht anmoorig und nicht zu schwer und nicht zu dicht.Für die Begründung ist ent-scheidend, ob normales Bau-holz oder Wertholz produziert werden soll. Für Normalquali-täten ist eine Aufforstung mit zwei mal zwei bis zwei mal 2,5 Metern ohne Astungsmaßnah-men ausreichend.Für Wertholzproduktion mit Astung reichen drei mal drei Meter oder weite Reihenver-bände von zum Beispiel zehn mal 1,5 Metern, wenn dazwi-schen mit Naturverjüngung zu rechnen ist. Die Z-Stamm-

aus Oberösterreich sowie aus Slawonien und Slowenien gut sind, bei Traubeneiche Herkünfte aus dem Wein-viertel und aus dem Spessart und Pfälzer Wald. Bei 15 bis 18 Metern Höhe erfolgt eine Z-Stammauszeige mit 60 bis 80 Stämmen pro Hektar.Die Eichen sind stark verbiss-gefährdet. Spätfrost führt zu Zwieselbildung. Zahlreiche Insekten können den Zuwachs bremsen.Die Eichen werden an Bedeu-tung gewinnen und auch in höhere Lagen vorstoßen, wenn das Klima wärmer wird.

Kiefer dürreresistenter als FichteDie Pionier- und Vorwald-baumart mit ihrem Pfahl-Herzwurzelsystem liebt seicht gründige, feinerdereiche Böden, aber auch trockene ba-senarme sowie saure boden-nasse Pseudogleyböden sowie anmoorige Standorte. Nicht ge-eignet sind tiefgründige, sehr leistungsfähige Standorte, da sie dort sehr grobastig wird. Durch den langsamen Streuab-bau bildet sie höhere Rohhu-musauflagen. Daher benötigt der Rohbodenkeimer zur Ein-leitung der Naturverjüngung eine Bodenverwundung.

Naturverjüngung ist zu be-vorzugen. Bei Aufforstungen im Abstand von zwei mal ein Meter wären hohe Pflanzen-zahlen notwendig. Da sie Dichtstand benötigt, soll man sie nur in Gruppen oder mit Nebenbestand begründen, ansonsten entwickeln sich sehr starke Äste. In den ersten Jahren ist ein Protzenaushieb notwendig, das heißt, die Ent-nahme von zu starkwüchsigen Kiefern. Die Bestände sollte man für eine natürliche Astrei-nigung möglichst lange dicht halten. Nach der Z-Stamm-auszeige von zirka 200 bis 250 Stück pro Hektar sollte man die Z-Stämme für die Wert-holzproduktion, wenn nötig, asten.

Die Kiefer wird wieder an Bedeutung gewinnen, da sie

dürreresistenter ist und mit trockenen Verhältnissen besser

zurecht kommt als die Fichte.

vermeiden. Wenn möglich, sollten Mischbaumarten aus der Naturverjüngung in die Anbaukonzepte integriert wer-den. Wichtig ist die Wahl der geeigneten Herkünfte mit den Saatgutzonen 402, 403, 412, 430 und für höhere Lagen 652 oder Saatgut vom Mannhartsberg oder aus Südböhmen.

DI Karl SchusterAbt. ForstwirtschaftTel. 05 0259 24101E-Mail: [email protected]

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Die lanDwirtschaft

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Schwerpunkt wald im klimawandel

Verbesserte Stabilität, Vitalität und Qualität

Richtige Pflege macht die Bäume klimafit

Eine rechtzeitige Auslesedurchforstung erhöht Stabilität, Vitalität und Qualität des Bestandes. Bei Fichte ist der niedrige HD-Wert ein gutes Signal in die richtige Richtung.

Rechtzeitiger Eingriff sichert StabilitätDie Entnahme von Bäumen bevorzugt das Wachstum anderer Bäume. Sie haben die Chance auf mehr Licht, Wasser und Nährstof-fe. Bei Fichten charakterisiert der H/D-Wert die Stabilität. Der H/D-Wert gibt die Verhält-niszahl von Höhe zu Brusthöhendurchmesser in Zentimeter an. Ist dieser Wert über 90, so wird der Baum als wenig stabil bezeichnet. Erfolgt der Eingriff zu spät, so entstehen labile Bestände, die nur durch vorsichtige und häufigere Eingriffe wieder stabil gemacht werden können. Labile Bestände können leicht von Wind und Schnee zerstört werden.

Notwendiger Standraum zur richtigen Zeit sorgt für VitalitätDie mögliche Veränderung des Klimas werden vor allem jene Bäume besser verkraften kön-nen, die eine große, gesunde Krone und damit auch ein optimales Wurzelsystem aufweisen. Große Kronen brauchen entsprechend Platz und „wandern“ bei Dichtstand immer weiter nach oben. Daher muss man den Bäumen zum richtigen Zeitpunkt den notwendigen Stand-raum geben.

DI Karl SchusterAbt. ForstwirtschaftTel. 05 0259 24101E-Mail: [email protected]

Es ist bewiesen, dass die Stammzahlreduktion die Stabilität, die Vitalität und die Qualität eines Bestandes verbessern. Die Stammzahlreduktion bietet in der frühen Phase auch eine Möglichkeit, die Baumartenmischung zu verändern - ein langfristig sehr wichtiges Werkzeug.

Reisigmaterial und Nadeln sollten im Bestand bleiben, um den Humusaufbau zu verbessern. Mehr Humus bedeutet auch mehr CO2-Bindung. Biomassenutzung in Form von Reisigbündeln ist daher abzulehnen.

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Laubholz muss stark und fehlerfrei sein, dann ist die Vermarktung problemlos.

Fotos: LK NÖ/Schuster

Pflegeeingriffe verringern die VerdunstungPflegeeingriffe verringern die Verdunstung, da mehr Regen zum Boden gelangt und für die Bäume zur Verfügung steht. Mehr Licht und Wärme am Boden regen die Bodenlebe-wesen zu einer rascheren Um-setzung an und die anfallende Biomasse, wie zum Beispiel Kronenmaterial, erhöht das Nährstoffangebot. Dadurch er-gibt sich ein Düngeeffekt und der Zuwachs der freigestellten Bäume nimmt weiter zu.Bei Fichtendurchforstungen muss man in manchen Gebie-ten auf einen möglichen Befall durch Borkenkäfer, wie dem Kupferstecher, achten. Daher ist es besser, den Bestand im Herbst zu pflegen, da die Ab-trocknung bis zum nächsten Frühjahr einen Befall durch diesen Borkenkäfer unwahr-scheinlich macht.

Reisig und Nadeln im Wald belassenDer Holzanfall aus Stamm-zahlreduktionen wird in schwierigen Bringungslagen liegen gelassen. Dann sollte man das Material mit der Motorsäge mehrmals durch-schneiden, damit es schneller verrottet. Bodenkontakt ist außerdem wichtig. Bringba-res Holzmaterial verwertet man als Hackgut für energe-tische Zwecke oder für die Papier- und Plattenindustrie. Das grüne Material der Krone sollte unbedingt im Wald verbleiben, auf eine Vollbaum-nutzung sollte man verzichten.Dieses Material ist für den Hu-musaufbau wichtig, der wie-derum die Wasserspeicher-kapazität des Bodens erhöht. Gerade das wird im Hinblick auf eine Klimaänderung sehr wichtig sein. Astbündelgeräte für Biomassegewinnung sind in jedem Fall abzulehnen!

Wenn schon Laubholz, dann hohe QualitätDie Laubholzbewirtschaftung unterscheidet sich von der

Qualität mit großer Krone und astfreiem HolzEine leistungsfähige Forst-wirtschaft in Österreich muss hoch qualitatives Holz erzeugen, um gegen die Plantagenwälder der Tropen und Subtropen bestehen zu können. Gerade bei Laubholz erreicht man diese hohe Quali-tät nur durch astfreies Holz mit großen Durchmessern. Dazu benötigt der Baum aber eine große Krone, um den ge-wünschten Zieldurchmesser in möglichst kurzer Zeit zu schaffen.

Für Mischwuchsregulierung klimastabile BaumartenBei den ersten Pflegeeingriffen besteht die Möglichkeit, die Baumartenzusammensetzung entscheidend zu beeinflussen. Selbst bei Aufforstungen von reiner Fichte kommen immer wieder andere Baumarten aus Naturverjüngung dazu. Diese Baumarten kann man mit Pflegemaßnahmen fördern und noch stabilere Mischbe-stände aufbauen. Diese Misch-baumarten sind dann wieder die Ausgangsbasis für eine reichliche Naturverjüngung in der nächsten Generation. Sie führen zu günstigeren Verjün-gungskosten für den Folgebe-stand.

Die Mischwuchsregulierung sollte in Richtung standort-angepasster, klimastabilerer Baumarten zielen, weil in Zukunft weniger Wasser zur Verfügung steht. Man sollte eine Mischung aus Tief- und Flachwurzlern anstreben. Sie nutzen das Standortpotential, vor allem das Wasser, besser aus. Seltene Baumarten sollte man auch bei schlechterer Qualität stehen lassen. Eine mögliche Unterschicht muss erhalten bleiben, vor allem Schattbaumarten wie Buche, Hainbuche und Linde. Diese sind nicht immer Konkurren-ten zu den Z-Bäumen. Man kann sie auch durch Köpfen zurücknehmen.

des Nadelholzes durch einige wesentliche Punkte. Mit Laub-holz kann man nur dann Geld verdienen, wenn ein hoher Anteil an guten Qualitäten (A-Qualität oder Furnierqualität) vorhanden ist. Das Holz muss ast- und fehlerfrei sein.Der Wert von Laubholz steigt im Gegensatz zum Nadelholz mit steigendem Durchmes-ser. Mehr als 80 Prozent des Wertes beim Laubholz befin-den sich in den unteren fünf bis acht Metern. Daher muss man bei der Laubholzerzie-hung möglichst rasch einen astfreien Stamm erzielen, der zirka ein Viertel der zukünfti-gen Baumhöhe ausmacht. Der Unterschied zwischen einem Zielbaum nach altem und neu-em Konzept zeigt Abbildung 1.

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Die lanDwirtschaft

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Schwerpunkt wald im klimawandel

Q/D-Verfahren qualifiziert und dimensioniertUm einen astfreien Stamm zu erreichen, der zirka ein Viertel der zukünftigen Baumhöhe ausmacht, wurde ein Konzept entwickelt, das sich Q/D-Verfahren nennt. Q/D bedeutet so viel wie Qualifizieren und Dimensionieren. Dieses Konzept setzt sich immer mehr durch und man könnte es kurz mit zwei Phasen (Abbildung 2) beschreiben. Bei Phase 1, Qualifizieren, wird die Erzielung der astfreien Stamm-länge von einem Viertel bis einem Drittel der Endhöhe durch Dichtstand und/oder Astung versucht (Abb.2 bis 25 Jahre). Bei Phase 2 (Abb.2 ab 25 Jahren), Dimensionie-ren, werden kontinuierlich die Z-Bäume freigestellt, damit sie möglichst schnell den Zieldurchmesser erreichen, aber kei-ne starken Äste an der Kronenbasis mehr absterben. Eine Totastzone soll vermie-den werden. Um einen astfreien Stamm von fünf bis acht Metern zu erreichen, ist eine sehr dichte Naturverjüngung aus genetisch brauchbarem Ausgangsmate-rial erforderlich. Bei künstlicher Verjün-gung mit weiteren Abständen von über zwei Metern müssen Formschnitt- und Astungsmaßnahmen gesetzt werden, da man unter diesen Umständen nicht sofort mit einem natürlichen Absterben rech-nen kann. Pflegemaßnahmen sind die Basis für Waldbestände, um gegen Kli-maveränderungen besser gewappnet zu sein. Vitalere Bäume ergeben stabilere Bestände und hohe Qualität kann mög-liche Zuwachseinbußen ausgleichen.

Jahre

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Laubbaum bei üblicher Bewirtschaftung Zielbaum nach neuem Konzept

relativ kleine grüne Krone leistet nur geringen Durchmesserzuwachs

Totast-Beulenzone: hier entsteht meist nur Brennholzqualität

astfreies Erdstammstück mit ungenügendem Durchmesser

lange grüne Krone (65 - 75 % der Baumhöhe)ist der Zuwachsmotor für das Durchmesserwachs-tum des Erdstammes

Erdstammstück = Zielprodukt- astrein (dicker Holzmantel ohne Äste) - gerade- gesund (ohne Fäule, ohne Verfärbungen

- ohne Drehwuchs- ø > 60 cm (Birke, Erle ø 40 cm)

Dichtstand und Kronenentwicklung im Laubholz

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Wer Interesse an einer Ex-kursion hat, nimmt Kontakt zum Obmann der regionalen Waldwirtschaftsgemein-schaft oder mit dem Forstse-kretär der BBK auf.

tet. Durch Schwerpunktbeja-gung sowie schon vorhande-ne Verjüngungsansätze im Vorbestand zeigt sich bereits drei Jahre nach den Wind-würfen auf der ganzen Fläche eine gesicherte Verjüngung mit breitem Baumartenspek-trum.Beide Betriebe stellen sich ab Seite 15 im Schwerpunkt vor.

Kurz und bündig informieren die Broschüren der LK Österreich, des Waldverbandes und der LK NÖ über Maßnahmen, die den Wald für den Klimawandel stärken. Im Exkursionsführer der LK NÖ und des NÖ Waldverbandes finden Praktiker Kollegen, die bereits gute Erfahrungen mit Bestandesumwandlung und Naturverjüngung gesammelt haben.

Nadel- zu LaubwaldJeder Betrieb im Exkursions-führer bietet Lehrfahrten in seinen Waldbestand an. So auch Familie Wimmer aus Fünfling bei St.Oswald im Waldviertel. Sie wandelt einen Nadelwaldbestand auf

Broschüren und Exkursionsführer

Mit Wissen dem Wald Vorsprung verschaffen

www.waldverband-noe.at

Waldverband NiederösterreichWiener Straße 643100 St. PöltenTel.: 05 0259 24000Fax: 05 0259 95 24000E-Mail: [email protected]

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Beispielhafte Kleinwaldbewirtschaftung in den Waldwirtschaftsgemeinschaften Niederösterreichs

Die Broschüre „Standortsge-rechte Naturverjüngung des Waldes“ informiert stichwort-artig und übersichtlich unter anderem über die Vorausset-zungen für Naturverjüngung, die Verjüngungsverfahren und den Schutz der Verjüngungs-flächen vor Wildtieren und vor Rüsselkäfer. Themen sind auch die Mischwaldbegrünung, die Mischwaldpflege und die Aufforstung mit den verschie-denen Pflanzverfahren.

Die Broschüre ist beim Forstse-kretär der BBK erhältlich.

720 Meter Seehöhe und einer Hangneigung von 35 Prozent in Laubwald um. Montaner Fichten-Tannen-Buchen-Wald bildet die natürliche Waldgesellschaft.

Aktuelle Baumartenvertei-lung: 4 Fichte, 3 Buche, 2 Ahorn, 1 sonstigeAngestrebte Baumartenver-teilung im Endbestand: 8 Buche, 2 Bergahorn.

Mit welchen Maßnahmen Familie Wimmer die ange-strebte Baumartenverteilung erreichen möchte, erklärt sie Exkursionsteilnehmern direkt im Bestand.

Naturverjüngung nach WindwurfSandra Tuider aus Thernberg zeigt eine acht Hektar große Waldfläche, auf der sie nach einem Windwurf erfolgreich mit Naturverjüngung arbei-

Die Broschüre „Formschnitt und Astung“ weist den Weg zum Qualitätsholz. Die Rund- und Schnittholzqualität wird stark durch die Astigkeit beeinflusst. Durch rechtzeiti-gen Formschnitt und Astung kann der Wert des Stammhol-zes und die Wertschöpfung mit verhältnismäßig geringem Arbeitseinsatz beträchtlich ge-steigert werden. Die Broschüre stellt auch Astungstechniken und Astungsgeräte vor.

Die Broschüre ist beim Forstse-kretär der BBK erhältlich.

Einen guten Überblick über Borkenkäferarten, Vorbeugung und Bekämpfungsmaßnahmen gibt diese Broschüre. An erster Stelle steht das Aufarbeiten von Schadholz. Es folgen Bekämpfungsmaßnahmen, wie zum Beispiel die Fang-baumvorlage, das Entrinden, Zerkleinern und Hacken, die Prügel- und die Pheromon-falle. Fangnetz und Stamm-schutzmittel werden ebenfalls beschrieben, wie das Nass- und Folienlager.Die Broschüre ist beim Forstse-kretär der BBK erhältlich.

In diesem Folder der LK NÖ und des NÖ Landesjagdver-bandes geht es um Vermei-dung von Wildschäden durch Rehwild auf Windwurfflächen. Der Ratgeber hält Empfeh-lungen für Waldbesitzer und Jäger bereit. Für beide Gruppen gilt, in Erfahrung zu bringen, wo den jeweils anderen der Schuh drückt. Es wird empfohlen, mindestens ein- bis zweimal jährlich beim Gegenüber aktiv nachzufragen.

Der Folder ist beim Forstsekretär der BBK erhältlich.

Standortsgerechte Natur-verjüngung des Waldes Formschnitt und Astung

Borkenkäfer – Vorbeugungund Bekämpfung

Vermeidung von Wild-schäden durch Rehwild

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Schwerpunkt wald im klimawandel

rung gespart, man hat bereits einen Zeit-vorsprung und im Schadensfall durch Sturm, Schnee oder Borkenkäfer im Alt-holzbestand ist dauerwaldartig bereits eine gesicherte Verjüngung vorhanden.

Auf schleichende Entmischung achtenAuch in den niederösterreichischen Wäldern kann man die Bemühungen der Waldeigentümer erkennen, verstärkt auf die Naturverjüngung zu setzen. Leider muss man oft feststellen, dass die im Keimlingsstadium und als Kleinpflanzen reichlich vorhandenen Mischbaumarten wie Tanne und verschiedene Laubhöl-zer, sobald sie die Äserhöhe des Wildes erreichen, entweder schlimm deformiert werden oder allmählich überhaupt wie-der ausfallen. Ebenso krass ist die Situation, wenn bereits im ersten Jahr intensiver Keim-lingsverbiss stattfindet. Beim ersten

Eiche, Tanne und Buche ohne Verbiss – ein gesunder Mischwald kann entstehen.

lung tieferer Bodenschichten, Belebung des Nährstoffkreislaufes, Eignung auch für schwierigere Standorte, bessere Wi-derstandsfähigkeit gegen verschiedene Schadeinwirkungen, Aufbau günstiger Waldstrukturen.All diese Vorteile einer Mischwaldbe-wirtschaftung werden sich unter dem Einfluss des Klimawandels noch stärker auswirken, das Risiko einer reinen Fich-tenwirtschaft wird noch größer werden. Aber auch ökonomisch gesehen ist das „Setzen auf mehrere Pferde“ sinnvoll: Marktbedingte Schwankungen von Nachfrage und Preis bei den einzelnen Baumarten können so besser abgefedert werden. Eine reichere Baumartenpalette trägt auch zu einer günstigeren Risiko-streuung bei.

Kosten senken durch NaturverjüngungStammzahl- und artenreiche Naturver-jüngungen, die sich bereits unter dem Schirm des Altholzes eingestellt haben, bieten betriebswirtschaftlich Vorteile: Es werden Kosten bei der Walderneue-

Stürme und Schnee, Borkenkäfer und Klimawandel: Der Wald steht unter zunehmendem Stress. Und dann auch noch das Wild. Kann er das verkraften?

Die Schadereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass einer größtmögli-chen Stabilität unserer Waldbestände in Zukunft besondere Bedeutung zukom-men wird. Dabei spielen die strukturelle Vielfalt des Waldes, Baumartenreichtum und Naturverjüngung eine wichtige Rol-le. Gerade diese Faktoren kann starker Wildeinfluss gefährden oder sogar in Frage stellen.Da die einzelnen Baumarten beim Wild unterschiedlich beliebt sind und das selten Vorhandene meist bevorzugt wird, entstehen unter Verlust der wertvollen Mischbaumarten oft viel zu fichtenreiche Bestände. Dieser Entmischungsprozess hat negative, langfristig wirksame Kon-sequenzen für die Bestandesstabilität.

Fichtenreinanbau birgt RisikoEin forstlicher Merkspruch aus dem 19. Jahrhundert lautet: „Willst du den Wald vernichten, so pflanze nichts als Fichten, Fichten…“ Damit soll keiner allgemeinen Fichtenfeindlichkeit das Wort geredet werden. Aber schon damals kannte man das enorme Risikopotential, das einem großflächigen, unreflektierten Fichten-reinanbau zukommt, insbesondere am Rand oder außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes dieser Baumart. Auch die aktuellen Schadholzstatis-tiken der letzten Jahre sprechen hier leider eine deutliche Sprache: besonders alarmierend sind die diesbezüglichen Zahlen in den Bundesländern Niederös-terreich, Oberösterreich und Steiermark, also jenen Ländern, wo die Fichte auch in tieferen Lagen in der Vergangenheit besonders forciert wurde.

Mischbestände streuen RisikoDer positive Einfluss der Mischbaumar-ten auf Stabilität und Ertragsfähigkeit ist vielfältig: Aufschluss und Durchwurze-

Wild bedroht Baumartenvielfalt in Niederösterreichs Wäldern

Warum hohe Wildstände so Besorgnis erregend sind

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Die vom Wild verbissene Jungtanne ist zum Sterben verurteilt.Fotos: LK NÖ/Grünwald

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kein oder geringerWildeinfluss

mittlererWildeinfluss

starker Wildeinfluss

Wildeinfluss in NÖ, 750 erhobene Flächen, Angaben in Prozent Gemeinsam den Wildeinfluss verringern

Empfehlungen für Waldeigentümer:Mindestens ein- bis zweimal pro Jahr aktiv den Kontakt mit den Jägern suchen. Regel-mäßige Kommunikation ist der Grundstein zur kooperativen Lösung von Wildscha-densproblemen.Die Problembereiche klar abgrenzen und mit den Jägern eindeutige waldbauliche Ziele definieren. Hauptbaumarten festle-gen, Verjüngungsziel bekannt geben.Regelmäßige Kontrolle der Verjüngungsflä-chen vor Beginn der Vegetationsperiode.

Empfehlungen für Jäger:Mindestens ein- bis zweimal pro Jahr aktiv den Kontakt mit den Waldeigentümern suchen.Die Wildschadensproblematik aktiv ange-hen.Schwerpunktbejagungen auf den mit den Waldeigentümern definierten Problemflächen durchführen.Mit dem Abschuss beim Schalenwild frühzeitig beginnen und bei einjährigen Stücken vom „Überschießen“ Gebrauch machen.

Das Wildeinflussmonitoring

Das Wildeinflussmonitoring (WEM) wird in Übereinstimmung zwischen Jägerschaft und Forstwirtschaft und unter wissenschaftlicher Leitung des Bundesforschungs- und Ausbil-dungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft durchgeführt. Das WEM liefert Daten über Intensität und Entwicklung des Wildeinflusses in den Bezirken. Pro Bezirk wer-den 40 weidefreie Jungwaldflächen mit jeweils 100 Quadratmetern ausgewertet. Die Beurtei-lung des Wildeinflusses erfolgt in drei Stufen:

kein oder geringer Wildeinfluss – aus-reichend unverbissene Pflanzen über 30cm Höhe vorhanden,mittlerer Wildeinfluss – Verbissprozent wird als kritisch eingestuft, empfindlichere und seltenere Baumarten werden beein-flusst,starker Wildeinfluss – Ausfall von Misch-baumarten, verlängerter Verjüngungszeit-raum.

Hinsehen glaubt man, ohnehin keinen Wildverbiss zu haben, da die Fichte mehr oder weniger unbeeinträchtigt vorhan-den ist. Erst der relativ bald gelieferte Nachweis durch Kontrollzaunflächen gibt Klarheit. Die Nachteile einer öko-logisch und ökonomisch bedenklichen Baumartenentmischung sind die logi-sche Folge.

Wildstände entsprechend reduzierenDie Ergebnisse des Wildeinflussmonito-rings (WEM) liegen seit 2010 nach einer zweiten landesweiten Erhebungsperiode auch für Niederösterreich vor. Die Aus-wertungen sind nach wie vor Besorgnis erregend (siehe nebenstehende Grafik). Wesentliche Trends zur Besserung sind nicht erkennbar.

Wenn es auch in Zukunft nicht gelingt, durch entsprechende verantwortungs-bewusste und gezielte Bejagung die Wildstände in unseren Wäldern auf ein solches Maß zu reduzieren, dass sich Na-turverjüngungen im Großen und Ganzen ohne bedeutendere Schutzmaßnahmen mit ausreichenden Pflanzenzahlen, be-friedigenden Mischbaumartenanteilen und in vernünftigen Verjüngungszeit-räumen einstellen können, wird sich die Situation nicht entspannen.

DI Wolfgang GrünwaldAbt. ForstwirtschaftTel. 05 0259 24102E-Mail: [email protected]

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Die lanDwirtschaft

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Schwerpunkt wald im klimawandel

Forstwirtschaftsmeisterin Sandra Tuider führt den Familienbetrieb in Thernberg.

Sie setzt im Forstbetrieb auf Naturverjün-gung. Das Bild zeigt sie in einem vier Jahre alten, naturverjüngten Bestand, der 2008

von den Stürmen Emma und Paula flach gelegt wurde. Tuider hat in den 13 Jahren ihrer Betriebsführung nur 15 Kirschbäume

von Hand gepflanzt.Fotos: LK NÖ/Pöchlauer (4), Bellos (1)

als Samenbäume und Tuider wird sie nach und nach entfernen. „Die stehen-gebliebenen Eichen haben im Sommer nach dem Sturm Wasserreiser gebildet, die ich entferne, damit die Qualität nicht auf Brennholzniveau sinkt“, erklärt die Forstwirtschaftsmeisterin.

Vorrang für Baumarten, die sich auf der Fläche wohl fühlenSie sorgt dafür, dass auf der Windwurfflä-che die gutwüchsigen Baumarten aus der Naturverjüngung den Vorrang behalten. Sie fördert auf einem Standort generell drei Baumarten, wenn zusätzliche kei-men, lässt sie diese wachsen. Nur beson-ders davonschießende dürfen nicht die Oberhand bekommen. „Die Birken sind hier besonders wüchsig. Einmal im Jahr gehe ich durch den Bestand und zwicke sie weg“, erklärt Tuider. Die Birken sind streckenweise zwischen 1,5 und zwei Me-ter hoch. „Die Birken bringen mir bei der Erstdurchforstung und auch bei der End-nutzung keinen kostendeckenden Erlös“, erklärt die Forstwirtschaftsmeisterin.

Emma und Paula versetzten Sandra Tuider einen Schock – die beiden Stürme legten im Jänner 2008 auf einmal acht Hektar Mischwald flach. Doch statt Bäumchen zu pflanzen, geht sie nun jeden Sommer durch die Naturverjüngung und schneidet vorwüchsige und schlecht geformte Bäumchen aus. Bei einem Betriebsbesuch hat uns die Forstwirtschaftsmeisterin einige Tipps und Tricks für das Gelingen einer Naturverjüngung verraten.

In zwei Nächten sind nach den Stürmen rund 10.000 Festmeter Holz gelegen, das Fünfache des üblichen Jahreseinschla-ges im Forstbetrieb Tuider. „Nadel- und Laubholzbestände hat es bei uns zu gleichen Teilen erwischt, sowohl früh durchforstete, stabile Bestände als auch 120 Jahre alte Bäume. Offensichtlich gab es in den letzten 120 Jahren nie so einen starken Sturm“, berichtet Sandra Tuider. „Der Sturm hat unter anderem den schön-sten Eichenbestand zerstört.“ Schon am nächsten Tag nahm sie Kontakt mit Holz-schlägerungsunternehmen auf. Bis April war das Schadholz aufgearbeitet, zwar mit hohem Verlust verkauft, aber der Weg war frei für die Naturverjüngung und der Borkenkäfer war chancenlos.

Naturverjüngung hat TraditionTuiders Vorgänger haben nie klassische Fichtenaufforstungen angelegt und schon immer mit Naturverjüngung gearbeitet. „Darüber bin ich heute in Zeiten des Klimawandels sehr froh“, betont sie. Der Buchenwald mit Traubeneiche und Hainbuche bildet die natürliche Wald-gesellschaft auf der Windwurffläche. Sie verjüngt sich nun flächig mit Traubenei-che, Hainbuche, Weiß- und Schwarzkie-fer, Lärche, Tanne und Buche.Einzelne Überhälter von Lärche, Eiche und Weißkiefer, die dem Sturm trotzten, stehen noch auf der Fläche. Sie dienen

Reportage: Sandra Tuider, Thernberg, gibt gutwüchsigen Nadel- und Laubbaumarten aus der Naturverjüngung Vorrang

„Wir geben gutwüchsigen Baumarten den Vorrang“

Auf schattigen, feuchten Grabenstand-orten fördert Sandra Tuider die Fichten, indem sie die naturverjüngten freistellt.

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Die Lärchen sind als Lichtbaumart der Naturverjüngung etwas voraus.

trollzäune sind zum Beispiel zehn mal zehn Meter große eingezäunte Flächen. „Mich interessiert, wie sich die Naturver-jüngung ohne Wild entwickeln würde“, so Tuider.

Eiche, Lärche und Kiefer für WertholzSie fördert auf der ehemaligen Windwurf-fläche nun Eiche, Lärche und Kiefer für die Wertholzproduktion. „Genau das will ich hier“, betont die Forstwirtschafts-meisterin. „Diese Baumarten gehören seit mehr als hundert Jahren auf diesen Standort, warum sollte ich etwas anderes machen?“ Jetzt heißt es für sie, jahrelang den Bestand zu pflegen und die Krummen und die Zwieseligen herauszuschneiden.

Sandra Tuider streift stundenlang durch den Forstbetrieb und schaut, wo Ver-jüngungskegel frei zu schneiden sind,

Mischwald ist immer das BesteSie achtet auch darauf, dass Kiefer- und Lärchennaturverjüngung eine Chance haben. „Der Wald wäre von Natur aus ein reiner Laubwald. Ich möchte aber einen Mischwald. Er ist immer das Beste, auch im Hinblick auf den Klimawandel und die sich wandelnde Nachfrage auf dem Markt“, nennt Tuider die Gründe, warum sie die Nadelbaumarten durch Freistellen fördert. Auch die Fichte soll auf passen-den Standorten weiterhin dabei sein. „Wie hoch ich sie werden lasse, wird sich weisen. Auf feuchten, schattigen Graben-standorten unterstütze ich die Fichte, indem ich sie beim ersten Pflegeeingriff im Bestand freistelle“, so die Forstwirt-schaftsmeisterin.

Schwerpunktbejagung in den ersten vier JahrenIm Frühjahr nach dem Sturm hatte Sandra Tuider keine Nerven dafür, zu schauen, was auf den Schadflächen aufkommt. Doch jagdlich hat sie von Beginn an beobachtet, was auf der Wind-wurffläche passiert. „Ich habe jagdlich andere Waldbestände hintan gestellt und schwerpunktmäßig auf den acht Hektar Schadensfläche gejagt. Das heißt, zwei Drittel der Abschüsse erfolgten auf der Verjüngungsfläche, ein Drittel im Rest des Waldes“, so die Forstwirtschaftsmeiste-rin.

Flächendeckende EichenverjüngungNach zwei Jahren konnte sie schon sehen, was die Naturverjüngung leistet. Die Eichenverjüngung ging flächendeckend auf. Sandra Tuider lässt die Eichen dicht stehen, damit sie keine Zwiesel bilden können und später nicht astig werden.„Zum Glück hatten wir ein Eichenmast-jahr nach dem Sturm. Aber ohne Schwer-punktbejagung hätte auch eine flächen-deckend aufgehende Naturverjüngung nichts genützt, wenn der Wildbstand zu hoch ist“, gibt die Forstwirtschaftsmeiste-rin zu bedenken.

Nach vier Jahren ist die Naturverjüngung dem Äser entwachsen und Tuider hat ihr Ziel erreicht – einen, der Verjüngungsflä-che angepassten Wildstand. „Nun ist die Naturverjüngung gesichert. Zigtausende von Bäumen wachsen jetzt auf dieser acht Hektar großen Fläche und das Wild verbeißt jetzt die Seitentriebe. Der Termi-naltrieb kann weiter wachsen“, weiß die Forstschaftsmeisterin aus Erfahrung.Sie plant Kontrollzäune anzulegen. Kon-

Ein Eichenmastjahr nach dem Windwurf half mit, dass die Naturverjüngung flä-

chendeckend aufgegangen ist. Doch ohne Schwerpunktjagd in den ersten vier Jahren

hätte das Rehwild viel verbissen.

Birken würden die Naturverjüngung auf diesem Standort überwuchern, wie das eine Exemplar bei den Bienenstöcken zeigt.

wo sie die Naturverjüngung einleiten und wo sie ernten wird. In diesem Jahr hat sie im Frühling und im Fühsommer vorrangig durchforstet und im Sommer Pflegemaßnahmen durchgeführt. Im Herbst und im Winter steht die Einzel-stammnutzung an erster Stelle.Bei ihren Streifzügen durch den Wald bewegt sie sich auch auf den Forststraßen. „Ohne Forstwegenetz ist der schönste Wald nichts wert – ich kann nicht pflegen und nicht ernten“, so Sandra Tuider, die bei jeder Gelegenheit beobachtet, wo sie ihr Wegenetz noch optimieren kann.Paula Pöchlauer-Kozel

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Die lanDwirtschaft

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Betriebsspiegel

BetriebsleiterHerbert (56), LW-Meister, Berta (50) WimmerJungfamilie am BetriebHerbert (29), LW- und FW-Meister, Obmann der WWG Yspertal, Elisabeth (31), Martin (2) WimmerTierhaltung20 FV Milchkühe plus 20 Stück Nachzucht, 8.000 kg StalldurchschnittFlächenbewirtschaftung 44 ha Wald, 12 ha Grünland, 7 ha Acker

Herbert jun. steht bei einem Ahorn-Wertholzstamm, Herbert sen. bei einem Buchen-stamm mit Zwiesel, der nächstes Jahr für die Verjüngung und die Krone schöner Stämme Platz machen muss. Dieser Bestand ist 40 bis 50 Jahre alt. Wimmers machen regelmäßig Platz für die nachkommenden Laubbäume. Nadelholz spielt auf diesem Standort nur eine Nebenrolle. „Die Buche wird sich auf trockenen Flächen auch noch in 50 Jahren gut entwickeln, und wer weiß heute schon, welche Baumarten in 50 Jahren gefragt sein werden“, begründen Wimmers ihre Entscheidung für das Laubholz.Fotos: LK/NÖ Pöchlauer-Kozel

Schwerpunkt wald im klimawandel

Richtig ins Schwärmen kommen Herbert sen. und Herbert jun. Wimmer, wenn sie erzählen, wie ausgeklügelt sie Naturverjüngung mit Pflanzungen kombinieren, abgestimmt auf Boden und Klima der einzelnen Standorte. Wir geben die Rezepte der beiden für Nord-, Süd- und Westhänge gerne weiter.

Douglasie und Lärche auf Südhängen„Jetzt experimentieren wir auf den Südhängen mit Lärche und Douglasie“, erzählen Herbert sen. und Herbert jun. Wimmer. „Wir schlägern am Saum ein-zelne Bäume und setzen dort je zur Hälfte Lärche und Douglasie nach.“ Im Bestand lichten sie auf, damit die Naturverjün-gung unter dem Schirm nachkommt. Wenn die Naturverjüngung etwa fünf bis sechs Meter hoch ist, machen sie für den Nachwuchs Platz, indem sie Jahr für Jahr ältere Einzelbäume entnehmen. „Wir schneiden mit Gefühl weg“, erklären Wimmers. „Wir schauen uns den Bestand genau an und handeln erst danach.“ Auf den Südhängen kommt nur zu zehn Prozent Naturverjüngung auf, weil die Keimlinge leicht vertrocknen. Dort setzen sie 95 Prozent der Fläche an. Kiefern kom-men aus der Naturverjüngung. Lärche und Douglasie pflanzen die Waldbauern an. Diese beiden Baumarten müssen sie

Reportage: Herbert sen. und Herbert jun. Wimmer, St. Oswald, nehmen auf die Ausrichtung der Waldhänge Rücksicht

„Mit dem Klimawandel im Hinterkopf fördern wir Tanne und Buche“

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An manchen Standorten helfen Wimmers mit Pflanzungen etwas nach. Tannen und Lärchen schützen sie vor Wildverbiss.

Schönen Buchenstämmen machen Wim-mers regelmäßig Platz. Das schwache Material bleibt als Dünger im Wald.

Im Vorjahr machte eine Fichte für die Naturverjüngung Platz, der Stock hinter Herbert Wimmer jun. zeugt davon.

nicht die Brombeeren überhand nehmen. „Kleinräumige Freistellungen machen den Bestand nicht so anfällig für Wind, auch von der Wetterseite her öffnen wir keine Bestände“, erklären Senior und Junior Wimmer. Sie haben anschließend die schönsten Stämme im Abstand von zehn Meter gekennzeichnet und frei geschnitten.

Laubholz macht weniger Arbeit„Die verbliebenen Fichten entnehmen wir ab 20 Zentimeter Durchmesser, weil sie geich viel bringen, wie mit 40 Zenti-meter. Die Buche wäre derzeit Brennholz und bleibt deshalb stehen“, erklären die beiden. Fichten, die Herbert sen. ge-pflanzt hat, wurden von Buche und Ahorn überwuchert. Junior und Senior Wimmer lassen die beiden Laubbaumarten wach-sen, weil sie sich durchgesetzt und damit für diesen Standort angeboten haben.„Wir schätzen das Laubholz, weil es weniger Arbeit macht. Wir schneiden nur die Protzen aus. Das schwache Material lassen wir liegen. Außerdem ist Laubholz stabiler gegenüber Schnee und Schäd-lingsbefall“, begründen die beiden. „Die Buchen sind jetzt 40 bis 50 Jahre alt und werden in 50 Jahren auch die Trockenheit besser aushalten.“Auf dem Westhang finden sich noch Ahorn, Eiche und Birke und auf einer hundert Quadratmeter großen, feuchten Stellen stehen Erlen. „Wir fördern auf jedem Standort alle Baumarten, die gut gedeihen“, betonen Wimmers.

Optimales ForstwegenetzAuf allen Flächen lassen Wimmers im Zuge der Erstdurchforstung die gut ent-wickelten Bäume stehen. Wenn die Krone die Hälfte bis zwei Drittel der Baumlänge ausmacht, gehen die beiden wieder zum

gegen Wildverbiss schützen. Meist ver-wenden Wimmers dazu Stachelbäume, weil man diese in der nächsten Kultur wieder verwenden kann. Fichte setzen sie als Lückenschließer dazwischen.„Fichte ist als Pflanzmaterial günstig in der Anschaffung und wird nicht so leicht verbissen“, erklären die Waldbauern. „Wir erhalten so auch einen Vergleich, welche Baumarten sich auf diesem Stand-ort besser entwickeln.“Es hat sich gezeigt, dass die Fichten ab einer Höhe von zwölf bis 15 Metern auf Südhängen zu kümmern beginnen, weil es für sie dort zu trocken ist.

Fichte und Tanne auf NordhängenAnders sieht der Bestand auf den Nord-hängen aus. Dort passen Boden und Kli-ma für Fichte und Tanne. Buchen stehen nur vereinzelt. „In der Naturverjüngung ist die Tanne im Vormarsch“, berichten Wimmers. „ Sie braucht nicht so viel Licht und kommt schneller durch als die Fich-te.“ Die beiden fördern die Tanne, weil sie weniger käferanfällig ist und trockene Sommer besser aushält. Laubholz, das von selber kommt, lassen sie stehen, fördern es aber nicht.

Am Westhang wird Nadel- zu LaubwaldDafür verdrängt die Buche die Fichte auf den Westhängen. Bis vor zwanzig Jahren hat Familie Wimmer dort Fichten gepflanzt. Die Fichten wachsen rasch und bringen Ertrag, doch nach der Stamm-zahlreduktion fielen Fichten und Tan-nen 2005 dem Schneedruck zum Opfer. Buchen und Ahorn haben Stand gehalten. Wimmers haben dort begonnen, Kegel mit 20 Meter Durchmesser auszulichten, ähnlich einem Femelhieb. Sie haben aber nicht zuviel freigeschnitten, damit

Herbert Wimmer sen. zeigt zwischen Himbeerstauden und Ahornnachwuchs die Tannen aus Naturverjüngung. Das Dickicht wird nicht entfernt, damit es die Tannen vor Verbiss schützt.Pflegen und Ernten auf die Fläche.Ein rund 2,5 Kilometer langes Forstwe-genetz erschließt alle Standorte. Über Rückegassen erreichen sie jeden Baum. „Diese gute Feinerschließung erleichtert die Einzelstammnutzung ernorm“, so die beiden.Während Herbert sen. und Herbert jun. bei der Waldbewirtschaftung einer Mei-nung sind, teilen sich ihre Ansichten bei der Jagd. Für Jäger Herbert sen. passt der Wildbestand. Für Nichtjäger Herbert jun. ist der Wildbestand zu hoch, weil seiner Meinung nach die Tannen zu stark verbis-sen werden. Doch auch bei diesem Thema sind die beiden dabei, eine gemeinsame Linie zu finden.Paula Pöchlauer-Kozel

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Die lanDwirtschaft Schwerpunkt wald im klimawandel

Unsere Experten beraten Sie ger-ne vor Ort über alle Themen zur

Waldbewirtschaftung.Foto: LK NÖ

Hier hilft Beratung und Schulung vor-beugend. Nutzen Sie das Wissen unserer Experten und informieren Sie sich beim Forstsekretär der BBK über das Beratung-sangebot der Forstabteilung der LK:

Waldbewirtschaftung ist ein Prozess, der über Generationen läuft. Was heute von uns gepflanzt wird, werden unsere Kinder und Kindeskinder ernten. In unseren Händen liegt es, dass der heutige Jungwald auch morgen noch ein stabiler Wald ist, den die nachfolgenden Generationen gewinnbringend nutzen können.

Doch stabile Wälder werden in Zukunft nicht selbstverständlich sein. Die Forst-abteilung der LK weiß um die Gefahren für die heutigen Bestände und rüstet sich mit Bildungs- und Beratungsangeboten für die kommenden Herausforderungen.Damit ist sie im Interesse der Wald-besitzer am Puls der Zeit. Bestimmte Baumarten werden nicht mehr dort am besten wachsen, wo sie es jetzt tun. Trok-kenheit und Schadereignisse werden den Bewirtschaftern zusetzen.

Die Beratungsprodukte der LK

Den Puls am Wald

Unser Angebot für Sie: Wir besichtigen gemeinsam die Flächen, klären alle Fragen vor Ort und bieten Ihnen eine Ent-scheidungshilfe.

Ihr Nutzen: Sie erhalten umfassende Informationen aus einer Hand über standortsgerechte Wälder, über die rechtzeitige Durchführung von waldbaulichen Maßnahmen in Richtung stabiler und wertvoller Bestände und dem Setzen richtiger Forstschutzmaß-nahmen. Kostenbeitrag: kostenfrei, 30 Euro HofpauschaleIhr Ansprechpartner:Forstsekretär Ihrer Bezirksbauernkammer

Grundberatung Waldbau

lk-BeratungBeratung, die Werte schafft

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Mehr Beratungsangebote unter:www.lk-noe.at/beratungskatalog

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Unser Angebot für Sie: Wir erstellen für Ihre Forstflächen einen Waldwirt-schaftsplan mit daraus abgeleitetem Nutzungsplan und Hiebsatz. Weiters erhalten Sie eine Über-sichtskarte, auf der Ihre Waldbestände eingezeich-net und ihrem Alter entsprechend eingefärbt sind.

Ihr Nutzen: Sie lernen Ihren Wald besser kennen, wissen über den aktuellen Zustand Bescheid, erfahren Maßnah-men zur Verbesserung der Stabilität und Qualität. Kostenbeitrag: bis 11 ha: 500 Euro, 11 - 69 ha: 45 Euro pro ha usw. Reisekosten sind enthalten.Ihr Ansprechpartner: Forstsekretär Ihrer Bezirksbauernkammer

Waldwirtschaftsplan

Mehr Beratungsangebote unter:www.lk-noe.at/beratungskatalog

Unser Angebot für Sie: Wir besichtigen gemeinsam die Waldflächen, klären alle Fragen vor Ort und bieten Ihnen eine Entscheidungshilfe für ein mögliches Aufschlie-ßungskonzept.

Ihr Nutzen: Sie erhalten eine umfassende Information über eine optimale Walderschließung die technische Mach-barkeit und eine grobe Kosten-/Nutzenabschätzung. Kostenbeitrag: kostenfrei, 30 Euro HofpauschaleIhr Ansprechpartner:Forstsekretär Ihrer Bezirksbauernkammer

Grundberatung Forstwegebau

lk-BeratungBeratung, die Werte schafft

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Mehr Beratungsangebote unter:www.lk-noe.at/beratungskatalog