Upload
buitu
View
216
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
1
Ans Schapendonk
Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter Niederländische Reiseliteratur aus der Frühen Neuzeit
Im 16. und 17. Jahrhundert war es in den Niederlanden1 üblich, reich mit Karten
illustrierte Reisebeschreibungen und Schiffsjournale zu drucken und
herauszugeben. Abenteuer auf See, Häfen und Städte, Sitten und Gewohnheiten der
Bewohner und ihre Handelsmethoden waren Themen, die nicht nur nützliche
Information lieferten, sondern auch zuhause für Entspannung sorgten. Auch das
Ausland war interessiert an diesen Werken, weshalb die Übersetzungen nicht lange
auf sich warten ließen. So waren es in Deutschland oft flämische Glaubensflücht-
linge, wie beispielsweise Familie de Bry in Frankfurt, Mercator in Köln oder
Hogenberg in Duisburg, die die Werke bald nach Erscheinen des Originals auf
Deutsch veröffentlichten, sie mit größeren Kupferstichen ausstatteten und so dem
Kupferstich in Deutschland zum Durchbruch verhalfen.
Der Bestand der Universitätsbibliothek Marburg an niederländischen Reise- und
Landbeschreibungen2 zahlreicher Regionen der Welt erlaubt einen Einblick in die
damaligen geographischen Kenntnisse und in die niederländische Sichtweise auf
andere Teile der Welt. Anhand einiger Beispiele soll das frühneuzeitliche Weltbild
aus niederländischer Perspektive nach historisch-geographischen Gesichtspunkten
analysiert werden. Es folgt ein historischer Überblick über die kulturellen,
politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Niederlanden während des
sogenannten „Goldenen Zeitalters“. Wie kommt es zur Unabhängigkeit, dem
wissenschaftlichen Fortschritt, dem Handel und schließlich den Entdeckungs-
reisen? In dem geographisch orientierten Teil werden aus Sicht der Autoren Fragen
zur Gestaltung der Reise, Wahrnehmung der Landschaften und deren Flora und
1 Die Niederlande, das heutige Belgien und um Lille herum in Nordfrankreich. 2 Die widerspenstigen Niederlande. Ans Schapendonk. Frühneuzeitlicher niederländischer Buchbestand der Universitätsbibliothek Marburg. - Marburg 1998. ISBN 3-8185-0252-8.
2
Fauna, zu den Siedlungen und Städten der einheimischen Bevölkerung sowie ihre
Kultur erörtert.
Wirtschaftliche und geographische Vorbedingungen
Handel und Schifffahrt hatten sich schon seit 700 n. Chr. etabliert, als die Friesen
vom Zwin (Belgien) bis zum Weber segelten und bereits Wein aus dem Elsass
nach Haithabu an der Schlei transportierten und von dort Pelze, Bernstein oder
wertvolle Tücher holten. Durch die Raubzüge der Wikinger und die Versandung
der Flüsse verschwanden alte blühende Handelszentren wie zum Beispiel Dorestad.
Dort geschlagene Münzen wurden bis in Russland gefunden. Teile der
Handelsaktivitäten verschoben sich aber nach neuen Hafenstädten, wie Tiel und
Deventer, oder wie im 10. und 11. Jahrhundert Stavoren, ein wichtiger Hafen an
der Südsee (das heutige IJsselmeer), oder Brügge an der friesischen Küste
(Flandern). Die Route entlang dieser Hansestädte war umständlich, da alle Schiffe
ihre Ladung auf dem Land umladen mussten, um von der Nord- zur Ostsee zu
kommen. Von neuen Routen über das Skagerrak und der Sont profitierten vor
allem an Flüssen gelegene Städte wie Utrecht, aber bald auch Dordrecht, Delft und
Haarlem.
Im Jahre 1300 wurde es unruhig in Flandern, als Frankreich dieses reiche Gebiet
ins Visier nahm. Obwohl die Franzosen erfolgreich vertrieben wurden (Gulden-
sporenslag), verschob sich der Handel von Brügge nach Antwerpen. Die offenen
Seeverbindungen und der billigere Zoll führten zur Erweiterung der Seefahrt und
zu einer Zunahme des Frachtverkehrs. Seeleute spezialisierten sich zunehmend auf
Fischfang, zuerst in der Ostsee. Durch neue Entdeckungen wie das „Haringkaken“
(1350) sparte man sich nicht nur Zeit, indem man die Eingeweide bereits auf den
Schiffen entfernte, sondern man konnte den Fang auch länger aufbewahren. Als die
Heringe infolge einer Veränderung des Golfstroms zur Nordsee wanderten, wurde
dieser Fischfang zum nationalen Volkskult bis zum heutigen Tag
(„Vlaggetjesdag“).
Abb.1: Licht der Zeevaert (Willem J. Blaue, 1608): Dieser Kupferstich ist den Wissenschaften gewidmet, die die Seefahrt ermöglichen: In der Mitte unter dem
Licht (Kenntnis) ein Lehrer, der auf Globen und Karten zeigt. Auf der linken Seite: Astrolabium, Kompass, Sandläufer und Neptun, der Meeresgott. Auf der rechten
Seite: Jakobsstab und Aelus auf den vier Winden.
Im 15. Jahrhundert wurde Antwerpen zum Stapelmarkt für die Portugiesen, die ihre
Waren aus Afrika und Asien dorthin brachten. Die Städte bauten zu dieser Zeit ihre
eigene Kriegsmarine als Schutz gegen die Piraterie auf. Auf wirtschaftlichem
Gebiet spezialisierte man sich weiter auf den Transport von billigen Massengütern.
Während andere Länder kostbare Waren verschifften, was besondere Schutzmaß-
3
4
nahmen wie militärische Überwachung und die Ausstattungen von Sonderräumen
erforderte, sparten die niederländischen Kompanien (flämische, brabantische,
seeländische, holländische und friesische) Geld, indem sie mit wenig Personal und
großen Stauräumen billige Massenwaren transportierten.
Als den Niederländern Mitte des 16. Jahrhundert der Zutritt zu den spanischen und
portugiesischen Häfen verweigert wurde, etablierte sich Amsterdam endgültig als
europäischer Stapelmarkt. Die Stadt war aus geographischer Sicht optimal gelegen.
Aus dem Süden holten sich die Segler Wein und Salz, die zwischengelagert
wurden, bis die Gewässer im Norden aufgetaut waren. Auf dem Rückweg holte
man aus dem Ostseegebiet Holz und Getreide. Im Landesinnern transportierten
Schiffer Käse und sonstige landwirtschaftliche Produkte über die großen Flüsse.
Der Handelsbetrieb breitete sich enorm aus und brachte allgemeinen Wohlstand ins
Land. Noch vor Beginn des 17. Jahrhundert beherrschte die Republik die
europäische Wirtschaft und festigte sich als Zentrum des Welthandels, indem sie
sich dem eigenen interkontinentalen Handel widmete. Infolgedessen gründete man
1602 die Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC), die 200 Jahre lang den
Welthandel beherrschen würde.
Achtzigjähriger Krieg gegen Spanien
Mit dem Thronwechsel 1555 überließ der in Gent geborene Kaiser Karl V. seinem
Bruder die habsburgischen und seinem Sohn Philipp II. die spanischen und
niederländischen Gebiete. Philipp schränkte im damals reichen Flandern und
Brabant sowohl die Stadtprivilegien als auch die errungenen Freiheiten der Bürger
ein, erhob hohe Steuern und vereitelte die Reformation, indem er Herzog Alba
schickte. Die Situation eskalierte, als dieser Vertreter der Inquisition sowohl Adel
als auch Bürger ermorden ließ. Damit begann ein 80-jähriger Freiheitskampf gegen
Spanien (1568-1648), dessen Erfolg dem gemeinsamen Widerstand, nicht nur von
Adel und Bürger, sondern auch von Glaubensanhängern verschiedenster Richtung,
zu danken war. Während des Krieges flüchteten etwa 200.000 Einwohner ins
Ausland, vor allem aber nach Holland. Als Wilhelm von Oranien 1581 Philipp II.
5
als König „kündigte“, führte dies 1584 zur Ermordung des Prinzen und ein Jahr
später zum Fall von Antwerpen. Tausende verließen die Stadt, um ihre
Religionsfreiheit zu erhalten und ihr Vermögen zu retten, wovon die Städte des
Nordens profitierten. Oraniens tolerante Auffassungen hinsichtlich der Religion
hatten die von Kaiser Karl V. zentralisierten Provinzen lange zusammengehalten.
Nun trennten sich 1588 sieben nördliche Provinzen, die die erste Republik in
Europa gründeten (es gab sonst nur Stadtrepubliken), die von England und
Frankreich sofort und von Spanien beim westfälischen Frieden 1648 anerkannt
wurden.
Die erneute Eroberung Antwerpens durch die Spanier begünstigte jedoch die
Existenz der jungen Republik in mindestens vier Hinsichten: Erstens waren es vor
allem die reichen flämischen Kaufleute sowie die Intellektuellen (unter anderem
Kartographen, Drucker und Verleger), die sich in den unabhängigen Provinzen
niederließen. Trotz des Mangels an natürlichen Rohstoffen und trotz regelmäßiger
Überschwemmungen wies die Republik bereits damals den höchsten Prozentsatz
an Verstädterung sowie viele wirtschaftliche Aktivitäten auf. Zweitens schlossen
die Provinzen in Seeland die Mündung der Schelde, um den Antwerpener Hafen zu
blockieren. Die Seeleute benutzten nun zunehmend den Amsterdamer Hafen,
dessen geographische Lage fast noch besser war durch die Kreuzung der
nördlichen Wasserstraßen, die den Atlantischen Ozean, die Ostsee und den Rhein
miteinander verband. Dies war ein wichtiger Schnittpunkt, seitdem das Mittelmeer
nicht länger den Mittelpunkt des interkontinentalen Handels bildete. Drittens
ermöglichte der Krieg mit Spanien den Kampf auf den Ozeanen. Holländische
Kaperer, „die Bettler der Meere“, eroberten die mit Edelmetallen beladenen
Galeonen sowie die portugiesischen Zuckerflotten aus Südamerika. Mit diesen
Beuten finanzierte die Republik ihren abenteuerlichen Welthandel. Sogar legal,
denn Freibeuterei unterschied sich von Piraterie, solange man sich an die
Seekriegsregel hielt, wie das Vorzeigen von Kaperbriefen, die, wenn vom Richter
anerkannt, eine Versteigerung von Schiff und Ladung erlaubten. Ein vierter
ausschlaggebender Faktor war die Verweigerung Spaniens, die holländischen
Schiffe und Segler in seinen Häfen zuzulassen. Es waren aber ausgerechnet diese
Schiffe, die die von den Spaniern und Portugiesen mitgebrachten Handelswaren in
6
Europa verteilten. Da hier die wichtigste Einkommensquelle der Republik lag, sah
sie sich daraufhin gezwungen, selbst die Waren aus dem außereuropäischen
Ausland zu holen.
Eine sozial und politisch recht stabile Lage
Mit dem Welthandel wurde die Republik seit 1590 schlagartig reich. Die
geographisch günstige Lage, die hohe Bevölkerungsdichte und technologische
Fortschritte verbesserten die wirtschaftliche Infrastruktur, die eine explosive
Zunahme des Güterstroms ermöglichte und den meisten Menschen Arbeit
verschaffte. Auch die sozialen Voraussetzungen waren günstig. Weil es den
meisten Menschen in der Republik finanziell gutging, gab es wenig Verbrechen.
Sowohl Männer als auch Frauen fühlten sich auf den Straßen sicher. Die Freiheit
oder beispielsweise das unabhängige Verhalten der Frauen sprang Ausländern
besonders ins Auge. Betteln und Prostitution waren nicht erlaubt, Häftlinge sollten,
anstatt verstümmelt zu werden, sich in sogenannten Zuchthäusern mit Arbeit
beschäftigen, eine Idee von Dirck Coornhert, die in ganz Nordeuropa übernommen
wurde.
Auch kennzeichnete sich die politische und religiöse Lage im Verhältnis zu den
anderen europäischen Ländern auf Dauer als recht stabil. Die Probleme bezüglich
der Grundrechte der Bürger in Europa waren in der Macht der Monarchie und im
Phänomen der religiösen Pluriformität begründet. In Frankreich herrschte eine
absolute Monarchie. Die Hugenotten wurden niedergeschlagen, während die
Katholiken an der Macht blieben. Obwohl in England die Macht der Monarchie
erst 1688 durch die „Glorious Revolution“ eingeschränkt wurde, herrschten in
London weiterhin die aristokratischen Tories, die die Politik ohne die Bürger
bestimmten. Die Zerstrittenheit der heutigen deutschen Gebiete (Schmalkalden,
1546) verhinderte den Aufbau einer zentralen Macht. Die regionalen Herrscher
hatten ihre eigenen Armeen, diplomatischen Beziehungen und religiösen
Bestimmungen. Juristisch gesehen hatte das niederländische Gebiet den gleichen
Hintergrund wie die Schweiz, Lothringen, Norditalien oder Böhmen. Bei der
7
Transaktion von Augsburg 1548 erreichte Kaiser Karl V. (nicht nur Habsburger,
sondern auch Burgunder), dass es ungeteilt zum Burgundischen Kreis überging.
Die gemeinsam geführte ausländische Politik der Generalstaaten und die
militärische Überlegenheit der Oranier konnten bis Napoleon weitere feindliche
ausländische Angriffe verhindern.
Dank der Bewegung der Devotio moderna wurde am Ende des 15. Jahrhunderts im
nördlichen Teil der Niederlande die mittelständische Schicht zum Lesen animiert.
Früher noch als in Antwerpen wurde in kleineren Städten wie Haarlem, Gouda
oder Delft die Buchdruckkunst dazu genutzt, fiktive und christliche Werke in
niederländischer Sprache zu veröffentlichen. Die Hälfte aller Bücher, die im
Goldenen Jahrhundert publiziert wurde, erschien in den Niederlanden. In religiöser
Hinsicht waren weder Erasmus noch Karl V. an einer Spaltung der Kirche
interessiert. Obwohl sich die Reformation des Christentums früh ausbreitete,
begann die Ketzerverfolgung erst 1555. Anhänger dieser vor allem kalvinistischen
Glaubensrichtung waren Angehörige des niederen Adels, die 1566 in einer
Bittschrift um Mäßigung der religiösen Strafverfolgung baten. Als in diese nicht
eingewilligt wurde, kam es zu einem ungeheuerlichen Aufstand (Bildersturm),
dessen Anlass eine Kombination von Partikularismus und religiöser Unterdrückung
war - aber auch von wirtschaftlichen Krisen, denn die Stagnation des Getreide-
handels durch Kriege im Ostseegebiet und Krisen in der Textilbranche führten bei
der Bevölkerung zu Hunger und Geldnot.
Wilhelm von Oranien, der nun als Generalstatthalter ernannt wurde, strebte ein
Christentum an, indem er für alle seine Varianten Religionsfreiheit gewährte. Er
plädierte für ein religiöses Nebeneinander und nicht für die Devise cuius regio,
eius religio wie in den umliegenden Ländern. Durch diese politisch taktische, aber
immerhin tolerante und demokratische Politik ließen sich 1585 in Antwerpen neun
Religionen und über neunzig Sekten registrieren. Zusammenfassend kann man die
Tatsache, dass die Republik eine Handelsnation wurde, auf Gründe wie eine
kommerzielle Orientierung, einen hohen Bildungsstand, eine bürgerliche Kultur
und religiöse Toleranz zurückführen.
8
Einwanderer und neue Technologien
Der Bevölkerungsanstieg machte den Handel mit dem Ausland notwendig, um der
inländischen Frage nach Rohstoffen entgegenzukommen. Alternativen, um den
Mangel an Landbau zu kompensieren, fand man in der Landgewinnung. Die vielen
Mühlen im Land dienten weniger der Verarbeitung des Getreides als wohl die
Entwässerung der unter dem Meeresspiegel liegenden Böden; so wurde durch
Deichbau zur Landgewinnung beigetragen. Durch die steigende Zufuhr von
Getreide konnten die Bauern sich auf gewinnbringendere Produkte wie Fleisch,
Wolle, Hopfen, aber vor allem auf Milchprodukte für den Export konzentrieren.
Diese Änderungen führten dazu, dass sich Arbeitskräfte in Landbau und Viehzucht
selbstständig machen konnten und sich als Müller, Hafenbaggerer, Bierbrauer,
Segelmacher oder Schiffsbauer spezialisierten. Letztere bauten viele
unterschiedliche Schiffstypen, die eine große Ladung transportieren und nicht nur
auf untiefen Küstengewässern, sondern auch auf hoher See mit stark wechselnden
Winden seetüchtig sein mussten.
Die umliegenden Länder befanden sich nahezu alle im Krieg. Flüchtlinge zogen,
aus Angst in den Armeen kämpfen zu müssen, in die Republik. Ob es den Männern
hier besser erging, ist zu bezweifeln. Meistens wurden sie von Frauen abgefangen,
die ihnen im Tausch für Essen und Übernachtung Schuldbriefe abverlangten, die
sie dazu verpflichteten, als Söldner auf den Schiffen zu arbeiten. Manche lockte
aber auch das Abenteuer. Intellektuelle, Studenten, Geschäftsleute und sonstige
Fremde kamen ins Land, weil sie dort zum Beispiel Texte veröffentlichen wollten,
die im eigenen Land verboten waren. Obwohl man auch in der Republik nicht
unbedingt prosemitisch war (wie auch sogar ein Erasmus von Rotterdam), zeigte
sich die besondere Toleranz vor allem darin, dass die städtischen Behörden keinen
Fremdenhass akzeptierten, auch den vielen Juden gegenüber nicht, die als religiöse
Flüchtlinge Zuflucht in der Republik fanden, wie beispielsweise Descartes. Der
Kampf gegen die Spanier hatte eine Mentalität hervorgebracht, die eine Akzeptanz
der Zuwanderer begünstigte und die wiederum förderten die Integration in der
Gesellschaft.
9
Aufschwung niederländischer Reiseliteratur nach Gründung der ersten
Kompanien:
- Jan van Linschoten, Olivier van Noort, Joannes de Laet und Jan Struys –
Der Anfang der niederländischen kommerziellen und maritimen Expansion
spiegelte sich in einer ausgiebigen Reiseliteratur, die in den dynamischen Jahren
1595 bis 1605 einen schnellen Aufschwung erlebte. So bereiteten die günstigen
Vorbedingungen auf dem Handelsgebiet den Weg für den Kaufmann JAN VAN
LINSCHOTEN (1562-1611), der von 1583-1592 als Schreiber auf einem Schiff
im Dienst eines portugiesischen Erzbischofs bereits viel von Afrika und Asien
gesehen hatte. Als er berichtete, dass man in Asien auch selbst Handel treiben
könnte, taten sich Kaufleute mit politischer Unterstützung in sogenannten
Vorkompanien zusammen und schickten Schiffsflotten um die Welt. Nach
Aufenthalten in portugiesischen Gebieten wie Mozambique und Indien
veröffentlichte van Linschoten 1596 das Itinerario und das Reysgheschrift. Hierin
beschreibt er die Reiseroute sowie die für den Handel geeigneten Produkte. Seine
Werke wurden als Reiseführer an andere Schiffe gegeben und galten lange Zeit
auch international als Standardwerke, nachdem sie unmittelbar nach Erscheinung
in andere Sprachen übersetzt wurden. Man nannte van Linschoten sogar den
Wegbereiter des niederländischen Kapitalismus.
Um den Feinden aus dem Weg zu gehen, organisierte die Republik 1594 in
Zusammenarbeit mit privaten Anlegern die ersten Weltreisen in nördlicher
Richtung. Dass es einen Durchgang nach China über den Norden geben musste,
wusste man seit Plinius, aus dessen Werken hervorgeht, dass es hier bereits in der
Antike Handel und Schifffahrt gab. 1601 publizierte van Linschoten Voyagie, ofte schip-vaert van by Noorden om langs, denn er wurde mit der Beschreibung der
beiden ersten Erkundungsreisen beauftragt. Die erste Expedition erreichte den
Kara-See und kehrte vor Wintereinbruch wegen des Packeises zurück. Van
Linschoten überreichte Prinz Moritz von Oranien Karten der neu entdeckten
Küsten und bot sich für eine Durchfahrt zum Archipel an. Im Herbst 1595 kamen
sieben Schiffe (Abb. 2) mit van Linschoten als oberstem Beamten der
Generalstände von der Suche nach der Durchfahrt zurück. Die Mannschaft war fast
vollständig an Skorbut erkrankt und hatte einen riesigen Wal im Schlepptau. Die
Beschreibung der dritten Reise (1596) von Gerrit de Veer (hier nicht weiter
besprochen) wurde populär, weil die Mannschaft gezwungen war, zehn Monate in
einer aus Treibholz und ihrem Schiff gebauten Siedlung auf Nova Zembla, einem
Archipel im Arktischen Ozean, zu überwintern. Auch diese Expedition war
gescheitert und damit auch weitere Pläne in dieser Richtung.
Abb. 2: Zweite Erkundungsfahrt von van Linschoten (1595)
Die erste Weltumsegelung der Holländer machte OLIVER VAN NOORT (1558-
1627) im Jahre 1598, dessen Wonderlijcke voyagie voor de Strate Magalanes, ende voorts den gantschen Kloot des Aerdtbodems erst 1652 veröffentlicht wurde.
Mit vier Schiffen wollte van Noort fremde Länder entdecken und neue Handels-
wege erschließen. Obwohl die Mannschaft davon nichts erfuhr, war diese Fahrt vor
allem dazu bestimmt, spanische Schiffe zu kapern und deren Siedlungen
anzugreifen. Deshalb beteiligte sich die Regierung an den Kosten für die Kanonen
und gab Kaperbriefe mit. Die mühsame Reise durch die Magellan-Straße, über den
Stillen Ozean nach Manila und über das Kap der Guten Hoffnung zurück nach
10
11
Hause hatte in dieser Hinsicht nichts gebracht, weil die Spanier die Magellan-
Straße nach fremden Schiffen ausspionierten und die vor Lima sitzende
Kriegsflotte informierten. Der König verbot es, mit Holländern zu verhandeln. Als
es doch zu einer Verfolgung eines spanischen Schiffes kam, warfen die Spanier 52
Kisten Gold und 500 Goldbarren von Bord. Der Krieg des Kontinents wurde so auf
den Seewegen ausgefochten. Hier ging es nicht um Wettbewerb zwischen
Handelsmächten, sondern lediglich darum, dem Feind Schaden zuzufügen und
politische Interessen zu verteidigen.
Im Jahre 1602 wurde die Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC) gegründet,
deren Schiffe den Weg nach Asien finden sollten. Die VOC war der erste
multinationale Konzern der Welt und das größte Handelsunternehmen des 17. und
18. Jahrhunderts. Während vorherige Finanzierungen sich auf Schiffsladungen
bezogen, beschloss die VOC die historisch erstmalige Finanzierung der Kompanie
durch die Herausgabe von Aktien. Tausende von Kaufleuten, Seeleuten, aber auch
Privatpersonen wie Dienstmädchen konnten pro Reise Aktien anlegen und vom
Gewinn profitieren. Nach dem Erfolg des VOC gründete man 1621 die
Westindische Kompanie (WIC), die ihre Schiffe nach Amerika schickte. Man
erhoffte sich mit diesem Unternehmen Profite durch Kaperei und Teilnahme am
lukrativen Sklavenhandel, der sich auf der Leibeigenschaft gründete und noch nicht
rassistisch war.
1609 entsandte die VOC Henry Hudson mit der Mission, im Nordosten des
amerikanischen Kontinents einen Seeweg nach China zu suchen. Obwohl auch
erfolglos, wurde mit dieser Expedition das Interesse für Amerika geweckt. Ein
ähnliches Klima, die Fruchtbarkeit der Böden und die geographische Lage waren
Gründe, um hier Handel mit Fell, Tabak und Getreide zu treiben. Auf Dauer sollte
aus der Handelsniederlassung eine Kolonie werden: Nova Belgica bzw. Nieu-
Nederlandt, das mehr niederländisch als ‚neu‘ war. Die Siedlungsgebiete lagen
zuerst auf der Insel Manhattan, wo der Ost- und Westarm des Hudsonrivers
zusammenfließen. Das Fort, später benutzt als Verwaltungssitz, wurde Nieu-
Amsterdam genannt; 1664 wurde es durch die Engländer vereinnahmt und seitdem
heißt es New York. Obwohl die Siedlung nur 40 Jahre existiert hat, zeigte sich die
niederländische Kultur als recht zäh. Die Beschrijving van Nieuw-Nederlandt
(1651) stammt zwar von Adrian van der Donck und Johannes Megapolensis,
basiert aber vor allem auf dem Text von dem Antwerpener JOHANNES DE
LAET (1581-1649), Kaufmann und Direktor der kalvinistisch geprägten WIC.
Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Leiden publizierte er 1625
Nieuwe wereldt ofte beschrijvinge van West-Indien, das 1630 durch Karten-,
Pflanzen- und Tierzeichnungen erweitert wurde und heute noch als wichtige Quelle
für den amerikanischen Kontinent – vor allem aber Brasilien – gilt. Für de Laet
waren die Handelsbeziehungen selbstverständlich sehr wichtig. Bezüglich der
Indianer meinte er, dass man, solange es um Handel ging, gut mit ihnen auskam.
Sprachprobleme und große kulturelle Unterschiede machten allerdings den
Umgang schwierig.
Abb. 3: Indianer aus Virginia (De Laet, 1630)
12
Die letzte Reisebeschreibung, die in diesem Aufsatz besprochen wird, stammt von
dem Segelmacher JAN JANSZ. STRUYS (1631-1694). Seine wortwörtlich
„Schreckliche Reise“ (1678, d. Ü.) über Riga nach Moskau, entlang der Wolga
über Persien und via Indonesien und dem Kap der guten Hoffnung zurück, wurde
vom Zar Romanow, der die Holländer als Sachverständige bevorzugte, in Auftrag
gegeben. Struys machte diese Expedition mit der Absicht die Handelsbeziehungen
zwischen den Russen und den Persern zu intensivieren. Russland wurde
wirtschaftlich von der Republik abhängig, nachdem Letztere dort Eisen- und
Kupferminen ausgebeutet hatte und sogar den russischen Import beherrschte. Der
Transport über das Mittelmeer wurde von Piraterie bedroht, weshalb man eine neue
Route über das Kaspische Meer, Astrakan, Moskau und die Ostsee bevorzugte.
Leider geriet die Mannschaft bald in Gefangenschaft der Tartaren, die sie als
Sklaven an die Perser verkauften. Struys sah erst nach fünf Jahren (1668-1673) als
Einziger seine Heimat wieder.
Abb. 4: Kalmukse Tartaren (Struys)
13
14
Kenntnisse über andere Länder und Kontinente
Da es an Bord eines Schiffes üblich war, alle Berichte von früher gemachten
Reisen mitzunehmen, wusste man, wie Länder- und Ortsnamen geografisch
einzuordnen waren und wo man mit Stürmen und Sandbänken zu rechnen hatte.
Besonders an peruanischen, chilenischen und indischen Küsten verfügten die
Holländer über durchaus detaillierte Kenntnisse der Städte, Inseln und deren
„Regierungen“. Das Land von Chile betrachtete van Noort als das gesündeste Land
unter der Sonne.
Geographische Bestimmungen wirkten aber oftmals auch versiert. Nach van
Linschoten fließt das „spanische Meer“ in die „neue Nordsee“ und von da aus
weiter nach China und Japan. Diese an sich richtige Beobachtung machte er an der
ähnlichen Beschaffenheit des Wassers und des Meeresgrundes (lehmig und glatt)
fest. Er behauptete, dass es 20 bis 30 Meilen von der Küste entfernt auf dem
offenen Meer kein Eis gebe und erklärte dies damit, dass die Umgebung des
Nordkaps auf einem höheren Breitengrad liege als das eisfreie Meer, das er
durchfährt. Von dem warmen Golfstrom wusste er damals natürlich nichts. Van
Linschoten kennt alle Provinzen Chinas, weiß außerdem, wie viele Städte es dort
gibt und welche wichtig sind. Seine Aufzeichnungen beinhalten wichtige Fakten
wie Seewege, Angaben über Anhöhen im Meer und wie man diese umgehen kann,
welche Länder gute Handelspartner sind und welche nicht. Mit Begeisterung
beschreibt er Kulturen und Lebensweisen anderer Länder, zum Beispiel wie die
Chinesen ihre Wagen mit Rädern bauen oder wie die Türken mittels Brieftauben
miteinander kommunizieren.
Struys berichtet, dass Novogorod bis 1477 eine unabhängige Stadt war, deren
Privilegien schwanden, als der Fürst von Moskau die Stadt überwältigte. Ihn
beeindruckte es, wie weit das schwedische Heer kommen musste, als es Novogorad
eroberte. Gammeron am Persischen Golf beschreibt er als eine wichtige
Hafenstadt, wo oft holländische Schiffe vorbeifuhren. Als Struys aus alten
persischen Schriften erfuhr, dass Alexander der Große einst das Schloss dort in
Brand hatte stecken lassen um seine Verachtung gegenüber den Persern
auszudrücken, kritisierte er ihn als Rohling.
15
De Laet wirkte bei einer 48-bändigen Beschreibung von allerlei Ländern der Welt
mit. Obwohl er nie in Amerika war, hatte er sich ein enormes Wissen angeeignet
über fremde Völker und ihre unverständlichen Sprachen sowie über sonstige
unbekannte Naturalien. Allmählich stellte er sich die Frage, warum diese Artefakte
nicht in der Bibel oder bei den Klassikern erwähnt wurden. Obwohl auch Prediger
und deshalb daran interessiert, die Einheimischen zu christianisieren, betrachtete de
Laet die Welt in erster Linie als Wissenschaftler.
Mit Hugo Grotius führte er einen schriftlichen Disput über die Herkunft der
amerikanischen Ureinwohner, die seiner Meinung nach nicht von Adam und Eva
stammten. Es ist der Beginn der Auseinandersetzung zwischen Glauben und
Wissenschaft beziehungsweise Religion und Säkularisation, die bald von Descartes
in den Niederlanden geführt werden würde.
Gestaltung der Reise
– mit oder ohne Hilfe der Kartographie, der Navigation oder Gottes Gnade –
In der Atlantenherstellung waren Flamen und Holländer im 16. und 17. Jahrhundert
maßgebend. Handbücher über Seefahrt wie der „Spieghel der zeevaart“ (1584) von
Lucas Waghenaer, das „Licht der zeevaart“ (1608) von Willem Blaue (Abb. 1)
sowie Atlanten und winkelgetreue Globen von Gerard Mercator (Weltkarte 1569),
Abraham Ortelius oder Petrus Plancius waren Pionierarbeit und damals
unentbehrlich. Globen konnten gleichzeitig eine flächen-, winkel- und
längengetreue Abbildung der Erde bieten, und Karten wurden auf Pergament
gedruckt. Geographen und Kartographen berieten die Kommandanten der Flotte in
der astronomischen Navigation. Die Steuerleute verfassten Lese- und Zirkelkarten,
die Strömungen, Gezeiten, Sandbänke sowie Küstenprofile beschrieben. Die
Innovation in Technik und Entwurf, notwendig für die niederländische Hegemonie
in der Schifffahrt, bewirkte in Holland einen hohen Rationalisierungsgrad. Der
Stand der Sonne wurde als Kompass genutzt, aber auch Kompasse von Zuhause
dienten der Navigation, denn man unterschied zwischen dem „wahren“ und dem
„magnetischen“ Norden. Man nahm Himmelsbeobachtungen vor, um den
südlichen Sternhimmel mithilfe eines Jakobsstabes und eines Astrolabiums zu
16
kartographieren beziehungsweise die Koordinaten zu bestimmen (s. Seite 3). Van
Linschoten orientierte sich aber auch anhand von Vögeln, Treibholz oder der
Beschaffenheit des Wassers: Geschmack und Farbe waren entscheidend.
Van Noort ging es weniger um die Vermessung der Magellan-Straße, als um die
Erfahrung der Durchfahrt und das Wissen um die Bezugsquellen von Nahrung und
Wasser, sowie darüber, wo man mit Gefahren durch Einheimische rechnen musste
(die Karte der Magellan-Straße zeigt auch die Stämme der Enno). Als Lotsen
verschwanden, segelte man mit Gottes Gnade oder holte sich Indianer an Bord,
denen man Holländisch beibrachte, damit sie von ihrer Heimat erzählen konnten.
Bei der Identifikation der Orte blieb es oft bei Vermutungen. Van Noort fuhr der
Karte gemäß Stellen an, die sich dann doch als andere Orte entpuppten, wie zum
Beispiel die Straße von Manila. Um Orientierungshilfe zu bekommen, ließ er eine
spanische Flagge hissen und erzählte den so an Bord gelockten Spaniern, er sei ein
Franzose. Bereitwillig nannten die Spaniern ihm den gesuchten Ort: die
Albaybucht. Zum Auskundschaften unbekannter Gegenden benutzte van Noort
auch Boote, eine schnelle und genaue Erkundungsmöglichkeit von Inseln, wie die
Insel Sankt Clara vor der Küste Brasiliens. Der Konvoi teilte sich auf, getrennt
fuhren die Schiffe um die Inseln, doch die Mauritius lief während des Manövers
auf Grund und ging beinahe verloren. Beiboote wurden außerdem ausgesetzt, um
prüfen zu können, ob die Schiffe die Magellan-Straße durchfahren konnten. Als sie
im November 1599 beim dritten Versuch unter starken nordwestlichen Winden die
Straße anzusegeln versuchten, kam es zu einem Mastbruch, so berichtete die
Hendrick Frederick. Im Januar 1600 lag die Flotte immer noch in der Magellan-
Straße vor Anker. Dieses Vorgehen liefert ein Bild von der geografischen
Beschaffenheit der Straße und gleichzeitig von der Gefährlichkeit der Fahrt.
Bei den Vermessungen wurde ein Tiefenlot ausgeworfen um die Tiefe des Wassers
zu bestimmen, es gab jedoch keinen Aufschluss über die Beschaffenheit des
Grundes. Beschreibungen wie „die Sonne stand im Zenit“, verdeutlichen, dass auch
der Kompass nicht immer alles von sich gibt (den sogenannten „Schrecken der
Kompassnadel“) und vom eigentlichen Kurs abweichen kann. Vorerst ungenaue
Äußerungen wie „ein Kanonenschuss vom Land entfernt“ geben letztlich mehr
Aufschluss über die Art und Weise, wie die Männer Entfernungen einschätzten,
17
denn ein Kanonenschuss entsprach circa zwei Kilometern. Die Bestimmung des
Abstandes in „Gewehrschüssen“, „Musketenschüssen“ oder auch „Roheisen-
barrenschüssen“ half, Vermessungen genauer festzulegen. Auch benutzte man
Kabellängen als Entfernungsmaß. Van Linschoten vermaß Eis in Ellen, Eisschollen
in Faden (unter und über Wasser), die Wassertiefe mithilfe eines Lots und
Entfernungen in Meilen (auf Karten sind holländische, spanische und englische
erwähnt). Auf hoher See musste mit heftigen Stürmen, sprudelartigen Strömungen
und Gezeiten mit hohen Wellen gerechnet werden. Diese machten ein Durchfahren
der Magellan-Straße fast unmöglich.
Auch einsetzender Winter beeinflusste den Ablauf einer Segelschiffreise, weil
Schiffe im Eis festfroren oder von treibenden Eisbrocken bedroht wurden. Man
blieb an arktischen Küsten liegen, obwohl Raubtiere einem im Nacken saßen.
Klippen und Stürme verhinderten den Landgang, während Nahrungssuche dies
notwendig machte. Auch gingen Materialien kaputt oder Ausrüstungen verloren,
weil sie Winden wie dem Passat oder Monsun nicht gewachsen waren oder bei
Erkundungsfahrten verschwanden.
Man kämpfte andauernd mit psychischen und physischen Belastungen wie Angst,
Langeweile, einseitiger Ernährung oder Erschöpfung. Streitereien führten zu
Bestrafungen wie Kielholen oder der Aussetzung auf einer unbewohnten Insel.
Wichtig war die Menge an Proviant an Bord, der meist aus Wasser, Kichererbsen,
gesalzenem Fleisch oder getrocknetem Fisch bestand und rationiert wurde. Auch
stand nicht für jeden ein Bett zur Verfügung, wenn die Besatzung bis zu 500
Menschen zählte. Die Totenzahl war extrem hoch, das Ungeziefer kroch in jeden
Winkel und der Anblick der Kranken war bedrückend. In Ormuz beschreibt van
Linschoten eine Krankheit, bei der Würmer in den Beinen wachsen, verursacht
durch schlechtes Trinkwasser.
Struys schreibt, dass Flöhe und Läuse ihn buchstäblich auffraßen. Die Seeleute
treffen auf gewaltbereite fremde Völker, van Noort beispielsweise auf Indianer und
Struys auf Sklavenhändler. Struys musste eine jahrelange Gefangenschaft als
Sklave der Tartaren ertragen, oft unter erbärmlichen Umständen. Er begleitete eine
Karawane aus 2000 Leuten und 1000 Kamelen auf einem langen und harten
Fußmarsch und war Räubern ausgesetzt, die vom Proviant, den Zahlungsmitteln
18
und den mitgeführten Geschenken der Karawane angezogen wurden. Viele Reisen
dauerten durch unterschiedlichste Umstände länger als drei Jahre. Bei der
Verabschiedung von der Familie war man sich dessen bewusst, dass man sich aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht wiedersehen würde.
Trotz aller navigatorischer Raffinesse spielte oft der Aberglaube eine Rolle, in
Momenten höchster Gefahr fingen auch die weniger Gläubigen wieder an zu beten.
Die Begegnung mit unerklärlichen Naturerscheinungen entsprach nicht immer
dem, was die Reisenden aus den Geschichten von Moses und den Evangelisten
kannten. Die chronologische und geographische Dimension stimmten nicht mehr
überein.
Wahrnehmung von Landschaften und Umgang mit den Unbillen der Natur
Die Schilderung der Landschaften fällt sehr unterschiedlich aus, was nicht nur an
der Divergenz der Länder selbst liegt, sondern auch an den unterschiedlichen
Erwartungen der Seefahrer. Van Noort beschreibt die von ihm bereisten
südamerikanischen Inseln sehr bildlich und detailreich und vergleicht ihre Küsten
gern mit denen Englands. Für ihn zählte auch, ob sie Schutz vor ungünstigen
Wetterverhältnissen oder Angriffen Eingeborener boten: Waren sie von dicht
bewachsenen, undurchdringlichen Wäldern durchsetzt, beurteilte er sie als gute
Verstecke. Auch kleine Einbuchtungen an den Küsten dienten zum Schutz und
wurden besonders positiv hervorgehoben. Mit Blick auf die Seefahrt allerdings
erschwerten viele Klippen die Erschließung von Land, auch weil man auf dem
felsigen Boden kaum ankern konnte. Van Noort nimmt allerdings nicht nur im
ästhetischen und pragmatischen Sinne Bezug zur Landschaft, sondern berichtet
auch von einem anderen Nutzen einsamer Inseln: Verurteilte wurden hier
ausgesetzt, weil sie dort nichts fanden, was ihr Überleben sichern konnte – und so
konnte man davon ausgehen, dass sie wirklich dort starben.
Van Linschoten verfährt in seinen Beschreibungen der finnischen und russischen
Inseln nüchterner: Ihm boten sich vor allem bizarre, öde Landschaften mit wenigen
Pflanzen und Seen aus Eiswasser. Eine überraschende Entdeckung waren die
Bergkristalle, manche wie geschliffene Diamanten, andere spröde, was er auf die
19
Nähe der Insel zum Nordpol zurückführte. Seine Beschreibungen von Afrika nach
Asien sind ebenso detailreich, objektiv und sachlich.
De Laet betrachtet bei der Landschaftsbeschreibung von Nordamerika alles aus
dem Blickwinkel des Siedlers und Händlers, der neue Wohnräume erschließen und
Rohstoffe fördern will. Dabei ging es ihm besonders um den Bau von Häfen, die
Eisen- und Glasherstellung, den Fischfang und den Getreideanbau. Das Klima in
Nieu-Nederland erachtete er als sehr geeignet für Ackerbau und Fischfang.
Struys beschreibt größere Städte wie Riga, Moskau und Isphahan, aber auch, wie er
auf Pferdeschlitten durch verschneite Wälder voller Füchse, Wölfe und Bären fuhr,
über wüste Wege, die oft durch Sümpfe führten. Er zog – inzwischen als Sklave –
über furchtbar hohe Bergrücken um Scamachy zu erreichen.
Auch in nüchternen Reisebeschreibungen wird die Verzweiflung angesichts
bestimmter Phänomene deutlich. Man hatte vor allem mit Kälte und Eis, Sturm,
Nebel, Strömungen, Gezeiten und Regen zu kämpfen. Bei den Expeditionen
Richtung Norden hatte die Mannschaft mit Eisbrocken zu kämpfen, deren Größe
van Linschoten mit der eines Schiffes oder einer Insel verglich und die er als
extrem angsteinflößend empfand. Umso größer war dann allerdings die
Überraschung der Mannschaft, als die Eisschollen binnen zweier Tage schmolzen.
Van Linschoten erscheint dies wegen der Nähe des Nordpols wie ein Mysterium,
später sagt er sogar, man solle Gott ehren für dieses unbegreifliche Werk. Nebenbei
merkt er an, dass vom 17. bis 23. Juni die Sonne nicht untergegangen ist. Nach
Durchquerung der Eisfelder – die Mannschaft „laviert“ sich durch die Eisschollen
hindurch – erklärt Van Linschoten den erhöhten Wellengang so, dass vorher die
Eisschollen das Meer in Schach gehalten haben.
Auch auf der Magellan-Straße hatte man mit Eis und Kälte zu kämpfen, wie van
Noort berichtet. Dort war noch im Hochsommer auf dem Grund des Meeres eine
dicke Eisschicht zu finden. Um dem Wetter nicht hilflos ausgeliefert zu sein,
wandte man die unterschiedlichsten Strategien an: Man versuchte bei starken
Stürmen ohne Segel zu treiben, Windschatten hinter Inseln zu finden, Stürme zu
umfahren oder die Ladung von Bord zu werfen, um das Kentern des Schiffes zu
verhindern. Eine noch größere Gefahr stellte der Nebel dar, ein Naturphänomen,
das einem einen eiskalten Schauer den Rücken herunter jagte. Nicht nur die Stille,
20
sondern auch die Beeinträchtigung der Sicht und somit der Orientierung und
Navigation, machte der Besatzung Angst. Auch sehr gefürchtet waren Strömungen
oder der Umgang mit den Gezeiten. In der Magellan-Straße sprudelte das Wasser,
als ob dort überall Trockenheit wäre, aber mittels des Tiefenlotes ließ sich kein
Grund finden. Ebbe und Flut wurden zur Ein- und Ausfahrt der Meerengen genutzt,
allerdings bestand auch die Gefahr, bei Ebbe auf Grund zu laufen oder ganz vom
Kurs abzukommen. Die Gezeiten verursachten durch große Wellen an Riffen eine
gewaltige Brandung, die unter dem Segel als sehr beängstigend empfunden wurde.
Struys wiederum berichtet von einem Erdbeben, das die persische Stadt Scamachy
1667 verwüstete und circa 80.000 Männer in den Tod trieb. Während Struys als
Sklave die Häuser mit aufbauen sollte, erlebte er dort selbst ein schweres
Erdbeben. In den kälteren Gegenden wurde er unterwegs massiv von Mücken
geplagt. Überhaupt war die bittere Kälte eine Qual, zumal er als Sklave durch vier
bis fünf Fuß hohe Schneeschichten wandern musste. Auch beschreibt er das Klima
als sehr ungesund wegen der Abwinde zwischen den Bergen.
Wie hat man Flora und Fauna wahrgenommen?
Besonders in exotischen Ländern waren die Mannschaften oft überwältigt von der
Fruchtbarkeit des Landes und der variantenreichen Tierwelt. Nicht selten stand
aber die schlichte Not bei der Erkundung einer fremden Vegetation im
Vordergrund, und daher sahen die Mannschaften in der Tier- und Pflanzenwelt oft
nicht mehr als die so dringend benötigte Nahrung.
Van Noort betont häufig die Notwendigkeit von Früchten, damit man wieder zu
Kräften kam. Sehr gelegen kam ihm da die Entdeckung von Pflaumen auf Sankt
Clara, die den Vitaminmangel bei Skorbut kompensierten und kranke Seeleute
heilten. Auch Petersilie galt als Medizin. Allerdings stellte sich die gefundene
Nahrung nicht immer als heilsam oder nahrhaft heraus: Als die Mannschaft
unbekannte Kräuter verzehrte, wirkten sie wie ein Aufputschmittel.
Eine weniger facettenreiche Flora erlebte van Linschoten in der Nähe von
Russland: Inseln wie Kildin waren bedeckt von bizarren Landschaften mit wenig
Pflanzen und einem Kieselstrand. In seiner Beschreibung von Afrika und Asien
beschreibt van Linschoten sehr eingehend heute längst bekannte Früchte wie
Ananas, Bananen und Kokosnüsse. Auch er beschreibt die Wirkung einer Droge,
das „Gefühlskraut“, das die Frauen ihren Männern verabreichten, damit diese
schliefen und sie mit anderen Männern Geschlechtsverkehr haben konnten.
Struys hingegen machte bei seiner Reise nach Persien eine Entdeckung, die eng mit
der Tradition des Landes verknüpft war: Dem Überfluss an Obstbäumen lag ein
Glaube zugrunde, nachdem man erst heiraten durfte, wenn man mindestens 100
Obstbäume gepflanzt hatte, womit man deshalb bereits als Kind anfing.
Abb. 5: Ein Gürteltier. Wenn es gelingt ihn zu fangen,
lässt er sich sogar domestizieren (De Laet, 1630)
Nicht minder vielfältig als die Pflanzenwelt nahm sich die Tierwelt der fremden
Länder aus. Van Noort schienen es besonders die Pinguine angetan zu haben:
Vögel, die nicht fliegen können, mit kleinen Flügeln an der Seite, die wie
Lederlappen herunterhängen. Was die Seeleute jedoch noch mehr interessierte, war
21
22
ihr Nährwert. Sie brachten auch Seerobben und Straußeneier als Proviant an Bord.
Van Noort entdeckte die als Nutztier verwendeten Lamas, die er als große Schafe
mit langen Hälsen und Wolle, die fast bis zum Boden herunterhängt, beschreibt
und die als außerordentlich stur galten.
Nutztiere fand auch van Linschoten in der Nähe von Lappland: Da ihm die dort
genutzten Rentiere nicht bekannt waren, vergleicht er sie in seinem Bericht mit
Hirschen. Neben Füchsen, Seerobben und allerhand Wasservögeln entdeckte er
auch Walrosse, die ihn an Elefanten erinnerten, weshalb er vorschlägt, sie „See-
Elefanten“ zu nennen. Die Faszination der Seeleute für diese Tiere schlug sich
darin nieder, dass sie einen Walrossschädel mit auf ihr Schiff nahmen, um ihn als
Trophäe oder Andenken zu Hause zu zeigen. Van Linschoten schenkte ihn Dr.
Paludanus (Enkhuizen), zusammen mit einem hölzernen Götzenbild, für seine
exotische Sammlung.
In seinem Itinerario betonte van Linschoten, dass man sich über die Kuriositäten
von denen er berichtet, sehr oft wundern würde beziehungsweise, dass Gott uns
viele Wunder der Natur darstellt. Hinter dem bloßen Interesse für neue Tierarten
stand der Nutzen der Tiere nicht zurück. Der Mannschaft von van Linschoten
gelang es, mit Harpunen einen Wal zu töten, den sie anschließend zerteilten und zu
nahrhaftem Lebertran verarbeiteten. Auch bei seiner Reise nach Indien gibt van
Linschoten stets an, wie er den Nutzen der Tiere einschätzte und gleichzeitig den
Schaden, den sie verursachen können. Dabei hatte es ihm besonders die
Nützlichkeit der Elefanten in China angetan, im Gegensatz zu den Ratten und
Mäusen, die eine große Plage darstellten.
Struys näherte sich der Tierwelt auf eine ganz andere Weise. An den Füchsen und
Wölfen in den Wäldern nahe Moskau fällt ihm vor allem auf, dass sie erstaunlich
dünn, abgemagert und schreckhaft sind. Ebenso aufmerksam berichtet er darüber,
wie er sich vor fingerlangen schwarzen Skorpionen und zwei Daumen langen
braunen Spinnen in Acht nehmen musste. Auch wunderte er sich darüber, dass
Einheimische in Flüssen schwammen, in denen sich Krokodile herumtrieben, auch
wenn den Menschen einem Aberglauben zufolge dann alle Sünden verziehen
wurden.
Siedlungen, Festungen, Städte, Verkehrswege
23
Van Noort beschreibt die Suche nach Philippstadt in Feuerland, sie ist eine der
versteckten Städte und Niederlassungen der Spanier, von der er weiß, dass sie
unbewohnt sein muss. Die Magellan-Straße ist dort vier Meilen breit und an den
Ufern von hohen, schneebedeckten Bergen gesäumt. Man ging davon aus, dass die
Spanier auf Dauer dort nicht überleben konnten und die Stadt deshalb nicht mehr
wirklich existierte. Spanische Siedlungen gingen auch zugrunde, nachdem sie von
Indianern überfallen worden waren. Die Indianer lebten in Dörfern mit fünfzig bis
sechzig Häusern, die aus Stroh gebaut waren. Auf die seefahrenden Männer wirkte
der Anblick von einer gut bebauten Siedlung, wo die Eingeborenen auf Pferden
ritten und Versammlungen abhielten, wie eine Utopie; man könnte fast meinen,
eine Art von Sehnsucht nach solchen Verhältnissen aus der Beschreibung
herauszuhören. Dichtbevölkerte Städte mit vielen Häusern und Höfen entdeckte
man auch im Sumpf, in dem man nur in Booten von Haus zu Haus fahren konnte.
Man segelte auch auf Rinnen, die jedoch überall sehr steinig waren. Entlang der
goldreichen Küsten fand man viele spanische ummauerte Städte, die von van Noort
detailliert beschrieben werden.
De Laet berichtete 1623 von vier Forts, eins von ihnen auf dem südlichen Punkt
der Insel Manhattan, wo der Ost- und der Westarm des Flusses zusammenfließen.
Dieses Fort, über das Neu-Amsterdam das Stapelrecht ausübte, zwang Kaufleute
zum Lagern und Feilbieten ihrer Waren in dieser Stadt. Die Forts waren immer
bemannt. Sie dienten dazu, die umliegenden Gebiete und Flüsse gegen alle in- und
ausländischen Nationen zu verteidigen (Abb.6).
Van Linschoten sah auf Kildin mit Erde bedeckte Holzhäuser, in die die Bewohner
hineinkrochen und darin „wie die Schweine“ übereinanderlagen. Erst als die
Mannschaft auf Vardöhus beweisen kann, dass sie im Auftrag der niederländischen
Obrigkeit unterwegs ist, wird ihr der Zoll für Handelsschiffe erlassen. Ankergeld in
Höhe von vier Reichstalern wird dennoch erhoben. Außer einem ziemlich
unbefestigten Schloss aus Steinen und halb verrotteten Holzplanken, findet man
dort Häuser aus Planken und Masten beziehungsweise circa 300 Häuser in
nordischer Bauart vor: Manche etwas über dem Boden, manche halb über und halb
unter der Erde, mit Erde bedeckt und mit einem Zwischenraum zwischen Boden
und Haus, wo Fisch und anderes Gut aufbewahrt werden.
Abb. 6: Die Entdeckung von Manhattan 1609 wurde 2009 in New York groß
gefeiert (Beschrijvinghe van Virginia, Hartgers, 1651)
Die Siedlung ist meist das ganze Jahr von Norwegern und Dänen bewohnt, im
Gegensatz zur Nachbarinsel Waigatsj, obschon dort der Boden fruchtbarer scheint.
In Mosambik und Malabar berichtet van Linschoten über Forts, Kirchen und Häfen
der Portugiesen in den besten Gebäuden „Indiens“, während die Eingeborenen in
drei bis vierhundert Strohhäusern lebten. Über China kommt er aus dem Staunen
nicht heraus. Dort sollte es eine Mauer von 500 Meilen Länge geben, die zwischen
hohen Bergen verlief und als Schutz gegen die plündernden Tartaren, Feinde der
Chinesen, errichtet wurde. Ansonsten waren alle Städte von Mauern umgeben, die
von vielen bewaffneten Soldaten, gekleidet in knielange Gewänder, bewacht
24
25
wurden. In den 15 Provinzen gab es 591 wichtige Städte, alle zwecks Handels-
zugänge am Wasser erbaut, was die unglaublich vielen Schiffe bewiesen. Ihre
Zugänge bestanden aus kostbaren Bauwerken mit drei oder vier Toren, alle mit
Eisen beschlagen. Wege und Straßen in den Städten waren ebenfalls gerade
angelegt, gepflastert und mit beschilderten Läden.
Struys schließlich berichtet vor allem über Armut. Städte wie Pletskov zeigten von
außen eine wuchtige Brüstung aus Pfeilern, Türmen und Kirchen, aber sogar die
Reichsten wohnten in einfachen Holzhäusern. In Moskau faszinierte Struys der
prächtige Zarenpalast, aber vor allem die in etwa 1700 Kirchen und Klöstern. Bei
Tauwetter verwandelten sich die Straßen in Schlammpfützen, die mit Planken
abgedeckt wurden. In Isfahan wohnten beim Kaiserlichen Palast Juweliere in
winzigen Unterkünften. Besonders fiel Struys der königliche Garten auf, wohin
jeder, der eine Untat begangen hatte, sich flüchtete, weil er dort sicher vor der
Strafe des Kaisers war. In Ardebil in Persien sah er eine Brücke, über die zwischen
März und April über 100.000 Schafe getrieben wurden, für die pro Stück
viereinhalb Stuiver (5 Pfennige) bezahlt wurden. In Persepolis besuchte Struys das
verfallene Schloss des Königs Darius, „das Haus der vierzig Marmorsäulen“, von
denen nur noch achtzehn übrig waren. Dennoch versetzte ihn alles, was er dort sah,
in Erstaunen: Bilder von den Olympischen Spielen sowie Schlachten,
Tierskulpturen und verfallene Marmortreppen. In Derbent bemerkte Struys, dass
die Stadtmauern so breit waren, dass man mit einem Pferdewagen darauf fahren
könnte.
Verwertbare Rohstoffe
Für eine Flotte waren rohstoffreiche Länder entweder lukrativ für den Handel oder
nützlich hinsichtlich der eigenen Verpflegung oder der Reparatur der Schiffe. Van
Noort erwähnt Fett zum Schutz der Schiffshaut ebenso wie Eisen, das zum Bau von
Waffen verwendet wurde. Aber ein Ziel seiner Reise war das Kapern von
spanischen Schiffen, die an den Küsten von Chile und Peru Gold und Silber holten,
das sie im Hafen von Acapulco umluden. Van Linschoten charakterisiert Malabar
als ein Gebiet mit vielen Zimtbäumen und Gewürzen. Ceylon sei die fruchtbarste
26
Insel, die kostbare Gesteine, Gold, Silber und Eisen lieferte. China war als
wasserreiches Land ganzjährig für den Reisbau geeignet. Perlen, Gold- und
Silberminen gab es hier auch, nur erlaubte der König den Handel nicht. Ansonsten
gab es dort viele unbekannte Früchte, wie beispielsweise Litschis. Auch Japan
verfügte über Silberminen und handelte ebenso wie Persien mit Seide. Mosambik
beschreibt er als eher ungesund, weil dort Seeleute durch die große Hitze und den
Mangel an sauberem Trinkwasser starben. Auf den Kanaren baute man Schwefel
im vulkanischen Gebiet ab. Während seiner Nordreise erzählte van Linschoten,
dass die Bewohner auf Vardöhus von einem holländischen Schiffer gelernt haben,
wie aus moosiger und mooriger Erde Torf hergestellt werden konnte, das wie
Brennholz zum Heizen geeignet war.
Obwohl Struys Novogorod als stark verfallen beschreibt, existierte noch ein
weitverbreiteter Handel mit Getreide, Leinen- und Rapssaat, Pelz, Hanf und Flachs.
Während seiner Sklavenzeit traf er auf Händler, die den Seidenhandel expandieren
wollten. Die Handelsroute über Smyrna und Gibraltar nach Amsterdam wurde
jedoch zunehmend gefährlich durch Fälle von Piraterie in Algerien und Tunis.
Deshalb fragte man Struys, ob er eine neue Route über Astrakan und die Wolga
zum weißen Meer etablieren würde.
De Laet beschreibt Landschaften immer im Hinblick auf ihre Nutzbarkeit durch
Rohstoffvorkommen. Pragmatisch wie er ist, beurteilt er, wer schon ein Auge auf
Rohstoffe hat und welche Möglichkeiten sich zum Bau von Häfen und Siedlungen
bieten. Auch denkt er schon an etwaige Schwerindustrie im Hinblick auf bestimmte
Steinarten. Zwischen Sowocatuck und Cape Cod befinden sich Steinarten, um
Schmieden und Schmelzen zu bauen und auch um Glas und Eisen herzustellen.
Auf den 200 Inseln vor der Küste, von Penobscot bis Sagadahock, wachsen
verschiedene Bäume zum Bau von Schiffen, Häusern und Häfen.
Die Länder werden in den Berichten eher in Bezug auf den möglichen Handel oder
als zukünftiger Siedlungsort als auf ihre mögliche wirtschaftliche Ausbeutung
betrachtet. Van Noorts Reise war in erster Linie eine Erkundungsfahrt nach
Neuland und eine Kaperfahrt. Die Reisenden waren allerdings auf den Handel
angewiesen, da sie frische Nahrung benötigten. Sie kamen mit Friedensfahne,
Geschenken oder Tauschgütern an Land, worauf die Einheimischen unterschiedlich
27
reagierten. Trinkwasser musste an Bord geladen werden, oftmals mit Gewalt, weil
Bewohner der jeweiligen Länder sich dagegen wehrten. Es kam auch vor, dass man
auf Abstand zum Land gehalten wurde, woraufhin man Geiseln nahm, um Nahrung
zu erpressen und sich den Weg zu frischer Nahrung weisen zu lassen. Ging man
mit Beilen und Messern an Land, um zu handeln, reagierten Inselbewohner
begeistert und wollten für jedes Beil ein Schaf und für jedes Messer ein Huhn
tauschen.
Dass die Spanier die Eingeborenen ausbeuteten, vermerkt van Noort schon, als er
von den Inselgruppen in Südostasien berichtet. Die Völker dort wurden unterdrückt
und trugen nur noch sehr schlechte Kleidung. In manchen Gebieten besaßen die
Einwohner selbst kaum etwas und konnten nur von den Gaben und dem Handel mit
den Chinesen leben.
Van Linschoten stellt einige Überlegungen zum wirtschaftlichen Nutzen der
bereisten Länder an: Indem man die Einfuhr von Waren durch die Niederländer
und die Bundesgenossenschaft mit den Finnen und Lappländern ausnutzte, würde
das Leben auf Waigatsj viel angenehmer werden. Außerdem schlug er vor, eine
Befestigungsanlage vor der „Straße von Nassau“ anzulegen, damit diese nicht ohne
Zustimmung der Besatzer durchfahren wurde. Hier wird schon deutlich, welchen
Nutzen man sich vom Erforschen neuer Länder versprach. Dabei vertraute Van
Linschoten jedoch nicht auf die militärische Stärke der Niederländer, sondern
wollte den Handelsgewinn mit Gottvertrauen und Erfahrung in der nötigen Zeit
erreichen. Van Linschoten bemerkt, dass man mit den Samojeden sicherlich gute
Handelsbeziehungen aufbauen könnte. Allerdings meint er loyalen Beziehungen,
denn allein der Handel würde die Unkosten nicht decken können, weil es sich bei
den Samojeden um ein sehr armes Volk handelte.
Bildliche Darstellungen wie Kupferstiche und Karten
In den hier besprochenen Werken findet man Karten von Städten, Ländern und
Küsten, Ausschnitte der Routen und Reisestationen. Oft bieten Karten neben
geographischen Informationen kurze Angaben durch Zeichnungen von Tieren und
Bewohnern oder durch gestrichelte Linien, die die Routen der Schiffe zeigen, um
so die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu ziehen.
Abb. 7: Die Fahrt zu Nova Zembla (van Linschoten, folge Punktlinie)
Die Kupferstiche zeigen bizarre Landschaften, exotische Orte (imposante Tempel),
Einheimische (Tartaren), unbekannte Tierarten (Riesenschildkröte, Abb. 8), aber
auch penible Situationen (Schiffe, die im Eis festgefroren sind oder Begegnungen
mit Einwohnern wie beispielsweise Stenko Radzin, der eine persische Prinzessin
über Bord in die Wolga wirft).
Den Weltumseglern und Entdeckungsreisenden zur Ehre wurden auch ihre Porträts
zusammen mit Karten, auf denen die alten und neu entdeckten Weltteile
eingezeichnet waren, dargestellt. Auch die Wissenschaft selbst, die eine Erkundung
28
von neuen Gebieten durch die Weiterentwicklung in der Seefahrt (Karten,
Navigation, usw.) erst ermöglicht hat, wurde in Bildern gefasst. Manchmal sind die
Kupferstiche aus den Originalen verschwunden (der barbarische Tod einer Sklavin
durch Verbrennung bei lebendigem Leibe oder Aufhängung an der Haut;
gewaltsame Begegnungen mit Indianern).
Abb. 8: Entdeckung exotischer Tiere (van Linschoten)
Verenigde Oostindische Compagnie (VOC 1602-1798)
29
30
Die Reisen in den hier besprochen Büchern, fanden alle relativ früh statt. Die
wirtschaftliche Stärke der VOC, deren Handelsmonopol die Gewürzroute war,
beweisen die nahezu 4700 Schiffsreisen, die von ihr organisiert wurden. Nicht nur
von diesen Reisen, sondern auch von den Aufenthalten und der Siedlungspolitik
wurden Berichte angefertigt. Die VOC sicherte den Warenverkehr zwischen der
Republik und dem Gebiet östlich des Kaps der Guten Hoffnung und westlich der
Magellan-Straße. Der schnelle Aufschwung der Kompanie und die faktische
Realisierung der Monopole war der Finanzkraft der Organisation zuzuschreiben.
Hierdurch war es möglich, umfangreiche militärische Operationen im asiatischen
Raum zu finanzieren, die das Monopol vor allem im Gewürzhandel auch faktisch
sicherten. Es handelte sich um Produkte wie Pfeffer, Muskat und ihre Blüte, Zimt,
Nelken, Kaffee, Tee, aber auch um Textilien, Opium und Porzellan sowie Gold und
Silber.
Die VOC erhielt vom niederländischen Staat Hoheitsrechte in den
Handelsmonopolen, in der Kriegsführung, im Festungsbau und im Landerwerb. Als
Unternehmen hatte sie das Recht, Gebiete zu besetzen und internationale Verträge
zu schließen. Zur Sicherung der Handelswege wurde 1619 die befestigte Stadt
Batavia (Djakarta) als Hauptquartier der Handelsschifffahrt gegründet. Hier hatten
auch die Regierung und der Gouverneur-General als Bevollmächtigter der VOC
ihren Sitz. Handelsniederlassungen und Plantagen gab es in Persien (Iran),
Bengalen (Bangladesh), Indien, Ceylon (Sri Lanka), Formosa (Taiwan) und
Kapstadt (1652). Auf Dauer auch im heutigen Jemen, Irak, Oman und Pakistan, die
mit Perlen, Rosenöl, Seide, Gummiarabikum und Weihrauch („rijke stinkerds“)
handelten. Eine spezielle Handelsbeziehung führte die VOC von 1641 bis 1853 mit
Japan, weil man hier noch günstiger als aus Europa Silber erwerben konnte.
Bald begann ein Drittel der VOC-Schiffe mit dem „Indischen Außenhandel“, eine
neue innerasiatische Einkommensquelle der Kompanie. Um zu verhindern, dass
man Gold und Silber aus Europa als Zahlungsmittel holen musste, erzielte man
hohe Gewinne mit dem Auf- und Weiterverkauf von in Asien günstigen Produkten
wie Baumwolle, Seide, Elefanten und Opium. Die in Asien tätigen Händler zahlten
hier mit Textilien und Gewürzen, die durch zwei Drittel der VOC-Schiffe nach
31
Europa gebracht wurden. Hierin unterschied sich die VOC von Ländern wie
Portugal, England oder Frankreich. Batavia fungierte als Stapelmarkt.
1772 Schiffe unter Segel, wovon 629 verschwanden, transportierten während der
4700 Reisen insgesamt circa eine Million Menschen. Der Handelswert der nach
Europa transportierten Waren betrug im ersten Jahrhundert 577 Millionen Gulden
und im zweiten 1,6 Milliarden. 1753 hatte die VOC 25000 Mitarbeiter.
Im 18. Jahrhundert wurden neue, wichtige Handelswaren veräußert, allerdings mit
weniger Gewinn, weil es sich um billigere Massenwaren handelte und die
Konkurrenz mit England und Frankreich zunahm. Die VOC begann in Java, Kaffee
in Plantagen anzupflanzen, der nun neben dem Kaffee aus Arabia gehandelt
werden konnte. Hinzu kamen Tee aus China und Textilien aus Indien. Kritisch
wurde die Gewinnsituation der Kompanie durch die außenpolitischen Ereignisse.
Sie überstand drei Seekriege, die die Republik mit England führte: 1652-1654,
1665-1667 und 1672-1674, begann aber unter dem vierten (1780-1784) deutlich zu
leiden: Die Retour-Flotten aus Asien konnten ihre europäischen Heimathäfen nicht
mehr anlaufen, entsprechend fanden keine Warenauktionen mehr statt.
Die Ursachen für das Ende der VOC sind ein beliebtes Forschungsthema. Laut
Chris Nierstrasz (Leiden, 2008) führte die Korruption nicht zum Ende des
Unternehmens, sondern zu seiner längeren Existenz. Das Wachstum anderer
Länder, der Verlust des gewinnbringenden Opiumhandels, der Mangel an
erfahrenen Kaufleuten die erneut investierten, sowie der Mangel an soliden
buchhalterischen Systemen werden als Ursachen für das Ende gesehen. Die VOC
kämpfte mit einem Mangel an liquiden Mitteln. Durch den Verlust der
Kreditwürdigkeit zusammen mit den Risiken des Überseehandels und den
Verwaltungskosten entstanden Verluste, die aus den finanziellen Rücklagen der
Kompanie gedeckt werden mussten. Man konnte keine Gewinnanteile mehr
ausbezahlen, weshalb der Staat einspringen musste. Das Schicksal der VOC wurde
aber erst mit dem Einmarsch der Franzosen in die Niederlande besiegelt. Kurz vor
ihrem zweihundertjährigen Bestehen wurde die VOC aufgelöst. Ihre verbliebenen
Besitztümer wurden der Nation übertragen und die Schulden für Nationalschulden
erklärt. In ihrem Kampf gegen England trat die französische Republik viele der
niederländischen Handelskolonien an England ab.
32
Das Bedürfnis nach Reisebeschreibungen, die über diesen wirtschaftlichen
Werdegang, aber vor allem über exotische und wunderliche Phänomen berichteten,
stieg weiter an. Durch die Zunahme an Informationen über fremde Völker und ihre
Sprachen, seltsame Tierarten oder unerklärliche Naturerscheinungen, die letztlich
nicht so rätselhaft waren, kamen zum ersten Mal Zweifel an der Autorität der
Heiligen Schrift hoch. Die Entwicklungen auf dem Gebiet der Philosophie und der
Naturwissenschaften, in einer Zeit, die von Glaubenskriegen und Interesse an den
Klassikern geprägt war, sind nicht zuletzt dieser Reiseliteratur zu danken. Sie
stellte manche Gegebenheit in der Bibel in Frage und konnte die Gemüter heftig
aufwühlen. In dieser Hinsicht stellt die Reiseliteratur als Forschungsobjekt einen
relevanten Faktor dar, wenn es um die Bedeutung von Kenntnistransfer in der
frühneuzeitlichen Literatur geht.3
Bibliographie4
Akveld, L. e.a.: De kleurrijke wereld van de VOC. Bussum, 2002.
Asaert, Gustaaf: 1585. De val van Antwerpen en de uittocht van Vlamingen en
Brabanders. Tielt 2004.
Blaeu, Willem Janszoon: Het licht der zee-vaert. Amsterdam, 1608. Online: http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2010/0007/. Blussé, J.L. e.a.: Nederlanders overzee. De eerste vijftig jaar 1600-1650. Franeker
1983.
Boxer, C.R.: Het profijt van de macht. De Republiek en haar overzeese expansie
1600-1800. Amsterdam 1989.
Cook, Harold: Matters of exchange. Commerce, Medicine and Science in the
Dutch Golden Age. Londen 2007.
Crane, Nicolas: Mercator. Amsterdam 2003 (Londen, 2002).
3 Ich danke den Studierenden Stephanie Lange, Kay Hörster, Katharina Krug, Nadja Laube, Frauke Oberländer, Maurice Sippel, Julia Werneke und Sabine Wiemann für ihre interessanten Anregungen aus ihren Beiträgen am Seminar Receptie en vertaling in het Duits van Nederlandse reisliteratuur uit de Gouden Eeuw. 4 Mit * gekennzeichnete Bücher sind digitalisiert und online.
33
Davids, C.A.: Zeewezen en wetenschap. De wetenschap en de ontwikkeling van de
navigatietechniek in Nederland tussen 1585 en 1815. Amsterdam 1985.
Gaastra, F.S.: Bewind en beleid bij de VOC. De financiële en commerciële
politiek van de bewindhebbers. Zutphen 1989.
Gelder, R. van: Sporen van de compagnie. De VOC in Nederland. Amsterdam
1988.
Gelder, R. van: Het Oost-Indisch avontuur. Duitsers in dienst van de VOC.
Nijmegen 1997.
Goor, J. van: De Nederlandse koloniën. Geschiedenis van de Nederlandse expansie
1600-1975. Den Haag 1994.
Hartgers*, Joost (bsr.): Beschrijvinghe |van Virginia, Nieuw Nederlandt, Nieuw
Engelandt, en d'eylanden Bermudes, Berbados, en S. Christoffel. Amsterdam,
1651. (Online: Universität Utrecht)
Heijer, Henk den: Geschiedenis van de WIC. Zutphen 2002.
Israel, J.I.: Nederland als centrum van de wereldhandel. 1585-1740, Franeker
1991.
Jacobs, Jaap: Een zegenrijk gewest. Amsterdam 1999.
Jong, J.: De waaier van het fortuin. Van handelscompagnie tot koloniaal imperium.
De Nederlanders in Azië en de Indonesische archipel 1595-1950. Den Haag 2000.
Jorink, Eric: Het Boeck der Natuere. Nederlandse geleerden en de wonderen van
Gods Schepping 1575-1715. Leiden 2007.
Laet*, Joannes de: Nieuwe wereldt ofte Beschrijvinge van West-Indien. Leiden.
1630. http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2010/0013
Linschoten*, Jan van: Ander Theil der orientalischen Indien (1). Incorp.: Dritter
Theil (1599) (2); Vierter Theil (1600) (3); Fünfter Theil (1601) (4), Frankfurt am
Main, 1598 (Israel de Bry, Dietrich and Hans, bsr.; Sauer, Joh., pr. (1); Theodor
and Jo, bsr.; Becker, Mattheus, pr. (2); Dietrich and Hans, bsr.; Richter, Ben
Wolff, pr. (3); Johan Theodoor and Johan, bsr.; Becker, Mattheus, pr. (4). http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2010/0011
Maritiem Museum Prins Hendrik (o.a. Wieringa, F.): De wereld volgens Blaeu.
Rotterdam 1986.
Meer, Sjoerd de: Het zeekaartenboek. Zutphen 2007.
Mil, P. van en M. Scharloo: De VOC in de kaart gekeken 1602-1799. Cartografie
en navigatie van de VOC. Den Haag 1988.
Noort*, Olivier van: Wonderlijcke voyagie / By de Hollanders ghedaen, voor de
Strate Magalanes, ende voorts den gantschen Kloot des Aerdtbodems om, met vier
Schepen: onder den Admirael Olivier van Noort, van Utrecht, Uytgevaren
Anno 1598. t’Utrecht, By Lucas de Vries, Boeck-Verkooper, 1652. (Online:
http://books.google.nl)
Moer, A. van de: Een zestiende-eeuwse Hollander in het Verre Oosten en het Hoge
Noorden. Leven, werken reizen en avonturen van Jan Huygen van Linschoten. Den
Haag 1979.
Parmentier, Jan e.a.: Noord-Zuid in Oost-Indisch perspectief. Zutphen 2005.
Putman, Robert: Nederlandse zeekaarten uit de Gouden Eeuw. Abcoude 2005.
Shorto, Russel: The Epic Story of Dutch Manhattan and the Forgotten Colony
That Shaped America, Vintage Books, 2005.
Struys*, Jan Jansz.: Sehr schwere, wiederwertige, und denckwuerdige Reysen,
durch Italien, Griechenland, Lifland, Moscau, Tartarey, Meden, Persien, Tuercken,
Ost-Indien, Iapan, und unterschiedliche andere Laender. Amsterdam, 1678.
Meurs, Jacob van; Someren, Johan van, bsrs. Übersetzt von A. M. ( = Mueller,
Andreas). http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2010/0010.
Dieser Artikel ist erschienen in: Johannes Hofmeister (Hrsg.): Stadt, Land, Fluss. Landes-, Orts- und Reisebeschreibungen aus historischer und geographischer Perspektive. Verlag Books on Demand, Norderstedt. ISBN: 9783839162132. www.histogeo.de.
Ciao!
34