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Miszellen Die Preisbestimmungsfaktoren des ungarischen Weizens Yon Stefan Varga, Budapest Die Preisbfldung des Weizens effolgt auf versehiedener Grundlage in Import- und in Exportl~n~ern. In Importst&aten kann sich der Zollschutz auswirken, in Exportstaaten h~ingt die Preisbfldung des ~Veizens jedoch davon ab, ob der ExportQbersehufl des fragliehen Landes auf dem Weltmarkt eine aussehlaggebende Rolle spielt oder nieht. Hat er diese Bedeutung, so wixd der Preis des Weizens clutch das allgemeine Spiel der Angebots- und Naehfragekriifte bestimmt. Ist jedoeh der ExportQbersehuB des einzelnen Landes im Vergleieh zum gesamten internationalen Welthandel gering, so wird die Prage yon Bedeutung, ob die Exportriehtung des betreffenden Landes mit der Exportriehtung der groBen Exportstaaten Obereinstimmt oder ihr entgegengesetzt ist. Im Falle der t~bereinstimmung der Export- riehtung bildet die Preisbfldung des Weizens in dem nur geringe Mengen exportierenden Staat kein besonderes Problem: sie erfolgL in ~bereinstimmung mit der Prelsbildung der Weizen in bedeutenden Mengen exportlerenden L~ndern. Ist jedoch die Exportriehtung des einen kleinen ExportfibersehuB besitzenden Landes entgegengesetzt zu der Exportriehtung der fiir den Weltmarkt bedeutsamen L~nder, so stehen wir einem ganz eigenartigen Problem gegeniiber, das in der Folge an 4em Beispiel yon Ungarn untersueht werden son. Die auf die Preisbildung des ungarisehen Weizens Einflul3 besitzenden Faktoren sind stark zusammengesetzter Natur. Ungarn ist Exportstaat, tier Preis des ungarisehen Weizens h~ngt daher vor allem vom Weltmarkt- prels ab. Di~ erste Frage h~tte also die Frage naeh den Bestimmungsgrflnden des Weltmarktpreises zu sein. Da jedoch die Erntemenge und der Export- fibersehuB yon Ungarn im Verh~iltnis zum Bediirfnis der Welt bzw. der Importstaaten fiberaus gering ist, iibt das ungarisehe Angebot auf diesen Weltmarktpreis nur eine sehr geringe Wirkung aus, so dal3 -- in diesem Zusammenhang -- der jeweilige Weltmarktpreis als eine Gegebenheit eraehtet werden kann, yon dem letzten Endes auch die Preisbfldung des ungarisehen ~Teizens abh~ngt. Das wirkliehe Problem der Preisbildung des ungarisehen Weizens l~Bt sieh also dahin vereinfaehen, dab nut nach der Relation des auf dem zentralen ungarisehen Markte, der GetreidebSrse in Budapest, sieh bildenden Preis zu dem Weltmarktpreis zu fragen ist, wobei selbst- verst~ndlich Qualit~tsunterschiede gebfihrend beriicksiehtigt werden mtissen. Neuerdings kommt es vor, dab die Bereehtigung und die Rea~t~t des Begriffes eines Weltmarktpreises fftr Weizen in Zweifel gezogen wlrdl). Dies erfolgt wahrlieh nieht ganz ohne alle Bereehtigung. Es bfldet eine 1) Vgl. z. B. Vladlmiv Prokopovich Timoshenko: ,,Wheat Prices and the World Wheat Market"; S. 21. Cornell University, Agricultural Experiment Station, Memoir 118, It~haca, N.Y. 1928.

Die Preisbestimmungsfaktoren des ungarischen Weizens

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Miszellen

Die Preisbestimmungsfaktoren des ungarischen Weizens Y o n

Stefan Varga, Budapest

Die Preisbfldung des Weizens effolgt auf versehiedener Grundlage in Import- und in Exportl~n~ern. In Importst&aten kann sich der Zollschutz auswirken, in Exportstaaten h~ingt die Preisbfldung des ~Veizens jedoch davon ab, ob der ExportQbersehufl des fragliehen Landes auf dem Weltmarkt eine aussehlaggebende Rolle spielt oder nieht. Hat er diese Bedeutung, so wixd der Preis des Weizens clutch das allgemeine Spiel der Angebots- und Naehfragekriifte bestimmt. Ist jedoeh der ExportQbersehuB des einzelnen Landes im Vergleieh zum gesamten internationalen Welthandel gering, so wird die Prage yon Bedeutung, ob die Exportriehtung des betreffenden Landes mit der Exportriehtung der groBen Exportstaaten Obereinstimmt oder ihr entgegengesetzt ist. Im Falle der t~bereinstimmung der Export- riehtung bildet die Preisbfldung des Weizens in dem nur geringe Mengen exportierenden Staat kein besonderes Problem: sie erfolgL in ~bereinstimmung mit der Prelsbildung der Weizen in bedeutenden Mengen exportlerenden L~ndern. Ist jedoch die Exportriehtung des einen kleinen ExportfibersehuB besitzenden Landes entgegengesetzt zu der Exportriehtung der fiir den Weltmarkt bedeutsamen L~nder, so stehen wir einem ganz eigenartigen Problem gegeniiber, das in der Folge an 4em Beispiel yon Ungarn untersueht werden son.

Die auf die Preisbildung des ungarisehen Weizens Einflul3 besitzenden Faktoren sind stark zusammengesetzter Natur. Ungarn ist Exportstaat, tier Preis des ungarisehen Weizens h~ngt daher vor allem vom Weltmarkt- prels ab. Di~ erste Frage h~tte also die Frage naeh den Bestimmungsgrflnden des Weltmarktpreises zu sein. Da jedoch die Erntemenge und der Export- fibersehuB yon Ungarn im Verh~iltnis zum Bediirfnis der Welt bzw. der Importstaaten fiberaus gering ist, iibt das ungarisehe Angebot auf diesen Weltmarktpreis nur eine sehr geringe Wirkung aus, so dal3 - - in diesem Zusammenhang - - der jeweilige Weltmarktpreis als eine Gegebenheit eraehtet werden kann, yon dem letzten Endes auch die Preisbfldung des ungarisehen ~Teizens abh~ngt. Das wirkliehe Problem der Preisbildung des ungarisehen Weizens l~Bt sieh also dahin vereinfaehen, dab nut nach der Relation des auf dem zentralen ungarisehen Markte, der GetreidebSrse in Budapest, sieh bildenden Preis zu dem Weltmarktpreis zu fragen ist, wobei selbst- verst~ndlich Qualit~tsunterschiede gebfihrend beriicksiehtigt werden mtissen.

Neuerdings kommt es vor, dab die Bereehtigung und die Rea~t~t des Begriffes eines Weltmarktpreises fftr Weizen in Zweifel gezogen wlrdl). Dies erfolgt wahrlieh nieht ganz ohne alle Bereehtigung. Es bfldet eine

1) Vgl. z. B. Vlad lmiv P r o k o p o v i c h T i m o s h e n k o : , , W h e a t P r i ces a n d t h e W o r l d W h e a t M a r k e t " ; S. 21. Cornel l U n i v e r s i t y , A g r i c u l t u r a l E x p e r i m e n t S t a t i o n , Memoi r 118, It~haca, N . Y . 1928.

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schwer zu entseheidende Frage, 4er Preis welcher wiehtigen Ge~eide- m~rkte als Wel tmarktpre is anzusehen sei, besonders auch 4eshalb, weft die Preisgestaltung auf den versehiedenen M~rkten bei weitem nicht ganz parallel verl~uft. Selbst yon einer P r e i s t e n d e n z , die sieh atLf der ganzen Wel t gleiehmaBig 4urehseSzen wiirde, l~iBt sieh nur vorsichtiger, und be- dingterweise reden, da sich eine solehe Preistendenz nut in den allergrSbsten Linien erkennt~eh macht. Da jedoch der dr i t te Tefl des - - die H~lfte 4er Wel~produktion betragenden - - e t t r o p ~ c h e n Weizenbedarfes aus ~bersee eingeffihrt werden muB, kSnnen die sich in den westeurop~i~ehen Seeh~fen bildenden Preise doeh als die fftr den europ~isehen Markt eharakterist lschen Preise gelten. Besonders gilt dies fiir Ungarn. Der ungarisehe Export- weizen gelangt n~mlieh nut ausnahmsweise und h5ehstens in geringen Quanti t~ten nach den westeurop~lsehen Seeh~fen. Der Uberseeweizen gravi t ier t demgegenfiber aus den westeurop~isehen Seeh~fen teilweise aueh 5stlieh und stSBt da im Innern yon Europa auf die westw~rts gerichteten Transpor te des ungarisehen (und teilweise auch des jugoslawisehen) Weizens. Die Linie der TreffpunkSe, deren Gestal tung yon der Preisbildung abh~ngig 1st und die man Parit~tsl inie zu nennen pflegt, da ihr ent lang tier ~bersee- weizen und der esteurop~isehe Weizen gleieher Qua]it~t den gleiehen Preis bedingen, ~ndert sieh entsprechend der Intensi t~t des aus beiden Riehtungen kommenden Angebots. Die Parit~tsl inie verbindet die Weizenpreise der westeurop~isehen Seeh~fen mit denen yon Ungarn, so dab also der Zusammen- hang dieser Prelse sieh immer feststellen l~Bt, t ro tzdem er sieh numeriseh ~ndert.

Die Q u a l i t ~ t s f r a g e is t viel komplizierter. Sehr mannigfalt ige ~ e i z e n - sorten kommen auf den Markt und die zwisehen ihnen bestehenden Preis- differenzen sind nieht bloB fiberaus bedeutsam, sondern auch ihrer GrSBe naeh s tark sehwankend. Die verschiedenen Weizensor~en entspreehen ver- sehiedenen Anforderungen und Zielen. Die GrSl3e der Preisunterschiede 1st nicht s tar r yon den meBbaren chemischen und physikalischen Eigenheiten abh~ngig. Die versehiedenen Weizenarten kSnnen nur in besehr~nktem Mal~e fftreinander subst i tuier t werden, so dab der Zusammenhang yon Angebot und Naehfrage tier verschiedenen Weizensorten nicht aUzu eng ist. Dies erkl~rt, dal] die Preisuntersehiede der versehiedenen Weizensorten st~ndig variieren.

Als eharakterlst lseher Preis des Weizens in Ungarn kann natfirlieh nut die Prelsbfldung auf der Budapester WarenbSrse "--- der einzigen des Landes - - eraehtet werden. Dies ist der zentrale Markt des Landes, bier spielt sich der grSBte Verkehr ab, und der Preis des Weizens auf den anderen M~rkten des Landes r ichter sieh, yon noch zu berfihrenden Ausnahmen abgesehen, entspreehend der Budapester Pre~sgestaltung. Doeh ist aueh in diesem Fal le der Zusammenhang nieht ganz s tar t , da es yon Bedeutung ist, ob die einzelnen Stationen zu der Linie der naeh dem Auslande gerichteten Expor te nahe liegen oder nicht : hiervon h~ngt lediglieh das ab, ob der Preis des Provinzmarktes unter oder fiber dem Budapester Preis zu llegen kommt. Die Grundlage der Preisgestaltung der Provinzm~rkte bildet aber auch in diesem Falle die Budapester Preisnotiz.

Die Beziehungen tier Preisbildung lassen ,sieh an einem kfmstlieh ver- einfaehten Beispiel exemplifizieren. Hierzu is t ve t a~em yon allen Qualit~ts- untersetdeden des Weizens abzusehen. Das grundlegende volkswir tsehaf~ehe G e s e t z d e r Preisbfldung lautet , dab bei dem sieh bfldenden Preis die b e i diesem Preis wirksame, also tausehf~hige Nachfrage und aueh das ebensolehe

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Angebot quantit/~tsm/~Big iibereinstimmen mfissen, d. h. also, dab der Preis sich auf einem Niveau festzusetzen hat, auf welehem die am wenigsten tauseh- gewillten Parteien, deren Einschaltung zur Herstellung des Gleiehgewiehtes noch erforderlieh ist, zur AbsehlieBung des Kaufvertrages noeh bereit sein werden. Was folgt hieraus? Auf dem ungarisehen Weizenmarkt ist die Quantitat des Angebots fiir eine jede zwisehen zwei Ernten liegende Zeit annhhernd gegeben. DaB es nur ann~hernd gegeben ist, hat viele Griinde. Das Saatguteffordernis ist zwar beil~ufig gleiehbleibend, doeh sehwankt sehon der Verbraueh der landwirtsehaftliehen BevSlkerung zwisehen reeht weiten Grenzen, wobei aueh eine Rolle spielt, dab es zuweflen vorkommt, dab Weizen und aueh Mehl minderer Qualit~t verfiittert wird. Auf die Grdge des Weizenangebots wirkt selbstverst~ndlich ein, welehe Vorr/~te aus dem vorangegangenen Wirtsehaftsjahr iibrig geblieben sind. Doch nieht nut das Angebot, auch die innere Nachfrage kann nieht als ganz gegeben eraehtet werden. Der Weizenverbraueh der StadtbevSlkerung ~ndert sieh ebenfalls. Einerseits unterliegen der Gesehmaek und die ~berzeugungen beziiglieh der gesunden Nahrungszusammensetzung starken Sehwankungen, anelerseits aber beeinflussen die Wirtsehaftsverh/~ltnisse und die Preise der anderen Lebensmittel durch die Substitutionsmdglichkeiten der versehiedenen Lebens- mittel die Gestaltung der Nachfrage. Endlich - - und dies gehdrt zu den wiehtigsten Momenten - - gestaltet sich das Angebot im Verlaufe des Wirt- sehaftsjahres nieht ganz gleiehmaBig, sondern maeht sieh in versehiedenen Monaten mit versehiedener In$ensit/~t geltend. Hierauf soll im weiteren Verlauf dieser kusfiihrungen noeh eingehend verwiesen werden.

Bevor dies geschieht, soll eine weitere Problemvereinfaehung vor- genommen werden. Hierzu sei vom Zeitmoment abstrahiert und die Annahme gemaeht, die Zeitdauer des Wirtschaftsjahres sei ein Augenbliek. Die zweite Annahme laute damn, dab die gesamte in Ungarn in Verkehr gelangende Weizenquantitat auf einem einzigen Markte, n~mlieh in Budapest, zum Verkauf gelange. Unter diesen Annahmen kann sieh der Preis des Weizens im Verlaufe des Wirtsehaftsjahres selbstverst/~ndlieh nieht ~ndern und tier sieh bfldende einzige Preis muB dergestalt sein, dab bei ibm die gesamte auf den Markt gelangende Weizenquantit~t Abnahme finde. Da aber das In!andbediirfms geringer als die Inlandproduktion ist, ist dies bloB mSglieh, falls das Ausland den ~berschuB aufnimmt. Es ist offenbar, dab bei der Zersplitterung des Weizenangebotes der Preis des naeh dem Inland und des nach dem Ausland verka~fften Weizens gleieh istI). Und wenn GrSBe und Zahlbereitsehaft der Inlandsnaehfrage auf die Preisbfldung aueh nicht ohne

q H i e r a n h a t d a s i m Jlllt1" 1930 ill K r a f t g e t r e t e n e Gesetz i iber die Get r e i d e v e r w e r t u n g i m P r i n z i p na t i i r l i ch n i c h t s g e a n d e r t . I m m e r h i n en th f i l t dieses Gese tz so e igena r t i ge Be- s t l m m u n g e n , d a b es w o h l v e r l o h n t , i h r e r z u g e d e n k e n . Der G r u n d g e d a n k e des Gese tzes ts t , dal t dio Weizen u n d l~oggen b a u e n d e n L a n d w i r t e e t w a s hf ihere l>reise erhalSen, als sie bei von - k o m m e n fre ier P r e i s b i l d u n g e r h a l t e n wl i rden , in e iner Weise j edoch , dal t der freie H a n d e l n i c h t b e h i n d e r t we rde . Dieses Ziel i s t a u f fo lgende Weise e r r e i c h t w o r d e n : U m Weizen ode r R o g g e n zu k a u f e n , mul~ z u v o r e in Ge t re idesche in e r w o r b e n w e r d e n , dessen Pre i s fiir We izen u n d R o g g e n g le icherweise 3 P e n g 5 pe r Dol~pelzentner betr~igt . Dieser Get re ide- schein b e s t e h t a u s zwei A b s o h n i t t e n . D e r eine A b s c h n i t t i s t a n den Weizen bzw. l~oggen v e r k a u f e n d e n L a n d w i r t z u i ibe rgeben , de r d iesen 3 P e n g 5 p r o D o p p e l z e n t n e r w e r t e n A b - s c h n i t t g u t B e g l e i c h u n g se iner S t e u e r s c h u l d e n v e r w e n d e n u n ~ d o n W e f t , fal ls e r ke tne S t e u c r r i i c k s t ~ d e ha t , a u c h b a r b e h e b e n k a n n . Der a n d e r e A b s c h n i t t des Gedre idesche tns w i r d m i t e iner j eden G e t r e i d e s e n d u n g we i t e r g0geben , so dal l e in j eder K ~ u f e r y o n Weizen oder R o g g e n g e z w n n g e n is t , d ie , e n t s p r e c h e n d e n Get re idesche ine m i t a n z u k a u f e n . Die Miihle, d ie d e n W e i z e n bzw. R o g g e n v e r m a ~ l t , i iberwfi lz t n a t i i r l i c h d e n P r e l s d e r dutch sie t i b e r n o m m e n e n Getre idesche~ne a u f die K a u f e r y o n Mehl . D a a b e t s o w o h l b e t m Exl~or t y o n Ge t re ide als a u c h bei dvm y o n Mehl (in d iesem Fa l l a u f G r u n d e iner e n t s p r e c h e n d e n U m r e c h n u n g ) der W e f t des Getreiclescheins s e lb s tve r s t~nd l i ch r i i c k v e r g i i t e t w i r d , der P r o d u z e n t j e d o e h den Sehe in natiZvlieh a u c h i n d iesem F a l l beh$Ag, e n t s t a n d e n a u s tier E i n f i i h r u n g dleses S y s t e m s K o s t e n f i i r d e n S t a a t , d ie d u t c h die E r h f i h u n g e in ige r Zol ls~tze

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Wirkung sind, so l~Bt sich diese auf Grund der ausl~ndisehen Kaufangebote doeh leiehter determinieren. Der ungarisehe Weizen hat auf den Auslands- m~rkten sowohl mit den dort produzierten als auch mit den aus anderen L~ndern importierten Weizen zu konkurrieren. Der preisdeterminierende Faktor ist in diesem Falle der Einstandspreis f fir den aus anderen L~ndern import ier ten Weizen auf Grund folgenden Zusammenhanges:

Der ungarisehe Weizen gravit iert vornehmlich dem Westen zu~, und der Einfaehheit halber wollen wir bloB hierauf Rficksieht nehmen. Auf den in Frage kommenden westlichen M~rkten konkurriert der ungarische Weizen bei der Befriedigung des Importbedfirfnisses mit dem aus gleieher Riehttmg, 4. h. aus dem Osten, kommenden jugoslawisehen und zuweflen aueh mit dem rum~nisehen Weizen 1) und mit dem aus dem Westen kommenden fiberseeischen (nord- und sfidamerikanisehen) Weizen. Falls wir nun bei den Fraehtkosten an einen reinen Kflometertarif denken, so werden mehrere Thesen klar. Vor aUem: gleiehe Qualit~ten angenommen, muB der naeh Westen fiber Ungarn transportierte jugoslawische und rum~nisehe Weizen auf allen westliehen Markten mit dem ungarisehen Weizen den selben Preis bedingen. Hieraus folgt, daB die Endpunkte, bis zu denen der Weizen dieser drei L~nder in direkt westlicher Riehtung transportiert werden kann, zu- mindest die Donau entlang (in anderen Relationen, bei denen Eisenbahn- t ransport in Frage kommt, besitzt Ungarn einen Vorsprung) die gleiehen sind. (Wobei Jugoslawien und Rum~nien selbstverst~ndiich auf dem biUigen Seewege fiber Galatz oder Brafla auch naeh ent femter gelegenen M~rkten exportieren k6nnen.) Das Importbedfirfnis der westliehen M~rl~e wird nun in der Weise befriedig~, dab der aus dem Osten stammende Weizen bis zu einer Linie (der sogenannten Parit~tslinie) gelangt, an der entlang der aus dem Westen kommende ~berseeweizen und der aus dem 0sten kommende ungarisehe Weizen gleieher Qualit~t d e n s e l b e n P r e i s b e d i n g e n . ]~iese Linie begrenzt ein Gebiet, i n n e r h a l b d e s s e n d e r aus d e m 0 s t u n k o m m e n d e W e i z e n das g a n z e I m p o r t b e d f i r f n i s zu b e f r i e d i g e n v e r m a g u n d i n n e r h a l b d e s s e n a n d e r s e i t s d e r g a n z e n a c h d e m W e s t e n g r a v i t i e r e n d e E x p o r t f i b e r s e h u D d e r o s t e u r o p ~ i s e h e n S t a a t e n A u f n a h m e l i n d e n k a n n . Aus dieser These folgt, d a b d e r B u d a p e s t e r P r e i s des W e i z e n s s t e t s g l e i e h s e i n w i r d m i t d e m P r e i s des ~ b e r s e e w e i z e n s in den S e e h ~ f e n p l u s F r a e h t k o s t e n h i s an d i e P a r i t ~ t s l i n i e , a b z f i g l i e h d e r F r a e h t k o s t e n y o n B u d a - p e s t b i s z u r P a r i t ~ t s l i n i e . Innerhalb der Parit~tslinie ist der Preis des Weizens um so niedriger, je n~her der betreffende 0 r t zu Budapest liegt, bzw. je geringer die Frachtkosten yon Budapest his zu diesem Ort sind, und zwar t rotzdem der ~berseeweizen auf diesen Orten eigentlieh teuerer w~re. Der Grund ist naheliegend, n~mlich der, dab der Weizen in Budapest - - solange kein Ausfuhrmonopol besteht - - bloB e i n e n Preis haben kann,

~Kaffee, Tee), ferner durch eine neue, hohe Umsat~zsteuer auf Mehl (his 10% bei F~nmehl) gedeckt wird. Bezfiglich der Wirkung des Getreidescheins auf das Preisniveau vgl. Stefan V a r g a : ,,Das ungarische Getreidescheinsystem und Schwiem:gkeiten bei der Konstruktion 4er Prelsindexzahlen". Jahrb. f. NationalSk. u. Star. Februar 1931.

1) Rum~nien exportiert meist nut ganz geringfiigige Mengen an Weizen. Der grS~ere TeLl des jugeslawischen Weizenexports gravitiert abet die Donau abw~rts nnd gelangt dann auf dem Seewcge nach den westeuropfilschen Einbruchsh~fen. Die Frage, welcher Tell des jugoslawischen Weizenexports die Donau aufwa~ts oder die Donau abwflrts exportiert wird, entscheidet sich auf Grund der ausl~dischen Preise und der Frachts~tze in einer Weise, da~ auf einer sich im Innern yon Jugoslawien bildenden Linie entlang der Weizen <lenselben Preis erlSst, in welcher Richtung ~mmer er auch exportiert wird. ~Westlich yon dieser IAnie gravitiert der jugoslawische Weizen die Donau aufwarts, 6stlich yon dieser Linie die Donau abw~ts.

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ohne Rficksieht darauf, wohin er verkauft wird. Der Parit~ts]inie ent lang ist der Preis des Weizens selbstverst~ndlieh nieht gleieh, und liegen aueh die einzetnen Punk te dieser Linie nicht in gleieher F.ntfernung yon Budapest . Ihre genaue Gestaltung entseheiden die Frachtkosten und sie l~13t sich daher leicht berechnen. Verallgemeinert kann gesagt werden, dab der Parit~tsl inie entlang der aus dem Westen und Osten kommende Weizen gleicher Qualit~t iiberall denselben Preis bedingt, die Fraehtkosten aber die Gestal tung der Linie in der Weise beeinflussen, dal~ man naeh ihrem Abzug stets zu dem Weizenpreis des westeurop~isehen Hafens bzw. yon Budapest gelangt. ~ u r eben beeinflussen die ZSlle die Pari t~tsl inie nieht, da auf Grund der Meist- begiinstigungsklausel der Handelsvertr~ge der ungarisehe Weizen immer dureh denselben Zoll belastet wird wie der Uberseeweizen. (Die derzeitige Lage gegeniiber der Tschechoslowakei bildet eine Ausnahme, da seit dem 15. Dezember 1930 zwisehen Ungarn und diesem Staa te kein Handelsver t rag in Geltung steht.)

l~un ist es offenbar, daft der aus dem Westen herangebraehte Weizen mit um so hSheren Frachtkes ten belastet se in wird, je weiter 5stlich, also je n~her zur ungariseken Grenze, die Pari t~tsl inie f~llt. Anderseits wiederum wird die den ungarisehen Weizen belastende Frach t und dementspreehend die Differenz zwisehen dem Preis der Pari tgtsl inie und dem Budapester Preis um so geringer sein, je n~her die Pari tgtsl inie zur ungarischen Grenze zu liegen kommt, was damit gleiehbedeutend ist, dab der B u d a p e s t e r P r e i s s i c h v e r h ~ l t n i s m ~ B i g e r h 6 h t . Hieraus folgt abet des weiteren in zwingender Weise, d~fl - - e e t e r i s p a m b ~ - - sich der Budapester Preis im Fal le des lq~herriickens der Pari tgtsl inie um d a s Z w e i f a e h e d e r er- s p a r t e n l e r a e h t d i f f e r e n z e r h 6 h e n w i r d , e i n e r s e i t s a l s o u m d e n B e t r a g , u m d e n d a s H e r a n b r i n g e n des ~ b e r s e e w e i z e n s a u f d i e g r 6 B e r e F . n t f e r n u n g m e h r k o s t e t , a n d e r s e i t s a b e t u m d e n B e t r a g , u m d e n d e r T r a n s p o r t de s U n g a r w e i z e n s w e n i g e r be- d i n g t , a l s s e i n e F r a e h t s p e s e n b i s zu d e r f r i i h e r e n , e n t f e r n t e r l i e g e n d e n P a r i t ~ t s l i n i e . Und hieraus folgt aueh, daB, solange der ungarische Weizen einen einzigen Preis bedingt, ohne Riicl~sieht darauf, wohin er verkauft wird, es - - entgegen weitverbrei teter Annahmen - - um so vortei lhafter ist, je n~her die Parit~tsl inie zur ungarlsehen Grenze zu liegen kommt.

Falls wir nun unsere vereinfachenden Annahmen der Reihe naeh fallen lassen, so n~hern wir uns der Wirklichkeit , ohne abet die besehriebene Grund- lage der Preisdeterminierung des ungarisehen Weizens, wenn auch nut in Einzelheiten, ab~ndern zu miissen. Bevor wir jedoeh diesen Weg der Ann~herung an die Wirkl iehkei t besehreiten, ist es notwendig zu er- w~hnen, dal3, wenn auch der Inlandpreis des ungarischen Weizens dureh seinen beschriebenen Zusammenhang mit dem Preis des Uberseeweizens formal ganz eindeutig determiniert ist, hieraus auf die letzten Griinde der Preisgestaltung noeh keine Folgerung gezogen werden kann. Beziiglieh dieser ha t aber festgestellt zu werden, da~ die entseheidenden Punk te T a t - s a e h e n f r a g e n sind, die die Theorie bestenfalls anzudeuten vermag. Der tats~ehliche Verlauf der Parit~tsl inie h~ngt also davon ab, wie grol3 bei dem yon Welternte , Weltvorr~ten und Weltbedfirfnis abhgngigen Welt- preis einerseits der ungarisehe sowie der dureh Ungarn nach dem Westen gravit ierende Exportiibersehul~ des Balkans, anderseits aber das Import - bedftrfnis der westlichen und Ungarn n~ehst liegenden M~rkte ist. Dies

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wird selbstverst~ndlich dutch die Ernteergebnisse dieser Gebiete und durch die Preisgestaltung der Substitutionsprodukte mitbedingt.

Erganzenderweise hat noch erw~hnt zu werden, dab die Lage der Parit~tslinie, da seine Entfernung vom ungarischen Markt den Inlandpreis beeinfluBt, auch auf die GrSBe des Inlandbedaffs nicht ohne EinfluB ist, was wiederum einen EinfluB auf die Lage der Paritatslinie ausiibt. Bedingt also das Verh~ltnis yon Weltmarkt- und Inlandpreis ein lq~herriieken der Parit~tslinie an die ungarische Grenze, so wirkt der im Gefolge der hierdurch verursachten PreiserhShung zurfickgehende Konsum und der demzufolge erhShte ExportiiberschuB in entgegengesetzter Richtung. Dieser letztere EinfluB ist natiirlich praktisch yon ganz geringfiigiger Bedeutung, hat abet der Vollst~ndigkeit halber trotzdem erw~hnt zu werden. Der EinfluB kann nut geringf~gig sein, da die GrSBe des Inlandkonsums in Ungarn dutch Schwankungen des Weizenpreises der Beobachtung nach kaum beeinfluBt wirdl).

Die erste Annahme, die wit auf dem Wege der Wahrheitsann~herung fallen lassen, ist die Annahme eines starren, auf in alle Riehtungen and Dis~anzen gerichtete Transporte gleicherweise geltenden ~kilometrisehen Frachttarifs. Diesem Schritt auf dem Wege der Wahrheitsann&herung sind jedoeh nur wenige Worte zu widmen. Der Umstand, dab die Transport- spesen in versehiedenen Riehtungen versehieden und teilweise auch naeh der Distanz abgestuft sind, bewirkt, dab in unser Schema an Stelle der Distanzen die Betr~ge der Frachtkosten einzusetzen sind. Die Linie, bis zu weleher der Export des ungarischen Weizens mSglieh erscheint, gestaltet sieh so, dab an ihren einzelnen Punkten der Weizenpreis wohl versehieden ist, claB aber ihr entlang der ~bersee- und der Slidosteuropa-Weizen gleieher Qualit&t - - eben unter Beriicksichtigung der jeweiligen Fraehtkosten aus den Seeh~fen bzw. Ungarn und Jugoslawien - - den gleiehen Preis bedingt, was zur l~olge hat, dab entlang eines jeden Punktes dieser Linie die Differenz zwischen dem dortigen Weizenpreis und dem Weizenpreis des n~ehstgelegenen Seehafens bzw. in Ungarn genau den versehiedenen l~raehtkosten aus dieser bzw. jener Richtung entsprieht. Hieraus folgt praktiseh, dab der Export- radius des ungarisehen Weizens z. B. entlang der Donau, we yon der MSg- lichkeit des billigen Wassertransportes Gebrauch gemaeht werden kann, im allgemeinen l~nger ist als in anderen Riehtungen, we nur das Mittel des Eisenbahntransportes zur Verfiigung steht (natfirlieh nut insoferne ffir Eisenbahntransporte keine niedrigen Sondcrtarife in Kraft stehen). G r u n d l e g e n d ist aber, dab d i e m i t den E n d p u n k t e n d e r E x p o r t - m S g l i c h k e i t e n nach v e r s c h i e d e n e n R i e h t u n g e n i ibere ins t im-

~) Die vo rge t r agene Theorie ka~n nat l i r l ich n u t die Pre i sges ta l tung des Weizens (und ~hnlicher Produkte ) in Lfindern erkl~ren, deren Wel thande ls lage der~enigen y o n U n g a r n ~hnlich ist. N o r d a m e r i k a z. B. bef inde t sieh in ganz versch iedener L a g e demzufolge, da~ die GrOl~e seines Angebots den Wel tmark tp r~ i s e insehneidend beeinflul~t. Die L~nge seines E x p o r t r a d i u s beeinflul3t dahe r den amer ikan i schen l>reis in ganz an d e re r Weise als der E x p o r t r a d i u s des ungar i sehen Weizens den ungar i sehen Weizenpreis . Ohne auf Einzel- hei ten e inzugehen, k a n n da rau f ve rwiesen werden, dab diese Beeinf lnssung zweifacher A r t sein wird. Einersei ts l ~ t sieh n~i.mlich ~ da das A n g e b o t au f d e m ~ ¥ e l t m a r k t sich teil- weise aus den Exportf iberschi issen a nde re r Welt tef ie z u s a m m e n s e t z t u n d den W e l t m a r k t - preis beeinfluBt - - eine Tendenz £eststellen, die m i t dem ffir U n g a r n ge t t enden iiber- e i n s t i m m t u n d die bewirk t , dal3 eine ~rerlii~gerung des E x p o r t r a d i u s den Preis an f den nordamer ikan i schen M~rkten ungt tus t ig beeinflu~t . Anderse i t s k o m i n t auch eine in en tgegen- gese tz te r R i e h t u n g w i rkende Tendenz z u r Gel tung, demzufolge, da~ eine Ver l f i~-erung des Expor t r ad iu s mSglieherwelse d a r a u f zur~ekzuf i ihren ist , dal3 infolge a t lgemeinen Mangels au f den ~Vel tm~rkten das Bedtkr~ais eines grS~eren Gebiets au f die Befr iedigung aus den nordamer ikan i schen Expert~ibersch~lssen angewiesen ist. I n d i e s tm Fall wi rd das Spiel yon A ngebo t und Nachf rage selbs tvers t~ndl ieh in der R i e h t u n g einer E r h 0 h u n g der P r e i ~ auskl ingen.

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mende P a r i t ~ t s l i n i e s t e t s in der Weise ver l~uf t , dab das Gebie t zwi schen cler u n g a r i s e h e n Grenze und dieser Lin ie den ge- s a m t e n u n g a r i s e h e n (und aueh den aus den B a l k a n s t a a t e n direk~ n a c h dem W e s t e n g r a v i t i e r e n d e n ) E x p o r t f i b e r s e h u B auf- z u n e h m e n und a n d e r s e i t s d ieser Expor t i ibe rsehu l~ das gesam~e Impor~bed i i r fn i s dieses Gebie tes zu decken in der Lage sei.

Beret weiter gegangen wird, sei fes~gestell~, welehe Annahmen noeh nieht fallen gelassen worden sind. Diese sind die folgenden: 1. die Annahme einer einzigen Qualit~t, 2. die Annahme, dab beim Export nut Weizen in Betraeht komme, Mehl abet nicht, 3. die Annahme, dab die Zeitdauer eines Wirtsehaftsjahres ein einzlger Augenbliek sei, was die Aus~ehaltung des Zeitmomen~es bdeu~et, und 4. die Annahme, dab in Ungarn nur ein einziger Markt bestehe.

Aus den vorgetragenen Thesen lassen sieh sehon jetzt manehe be- deutsame Folgerungen ziehen. In Ungarn ert6nt 5frets die Forderung nach Herabsetzung der Frachtraten, mit der Begrfindung, da~ diese es ermSgliehen wiirde, entfernt gelegene M~rkte mit dem ungarisehen ExportiiberschuB zu erreiehen, was zu einer Belebung der Naehfrage naeh ungarisehem Weizen und auf diesem Wege zu einer ErhShung der Exporte und einer Besserung tier Preise fiihren wiirde. Aus den vorstehenden Darlegungen geht jedoeh zwingenderwcise hervor, dab dieser Annahme jede Begrfindung abgeht. Die Gestaltung der Parit~tsllnie ist vet allem e|ne Frage der angebotenen und naehgefragten YJengen, nicht aber eine Preisirage. Es ist uufraglieh, dab die lineare Herabsetzung der Fraehtkosten den Budapester Preis um den ganzen Betrag der Verbilligung der Fraeht bis an die Paritgtslinie er- hShen wiirde. Doeh kSnnte dies zu einer Versehiebung der Pari~gtslinie nur dann fiihren, falls die PreiserhShung den Konsum im Inland und in den Ungarn n~ehstliegenden Gebieten der ausl~ndisehen Importstaaten ver- ringern soll~e. Es erseheint aber wohl als unzweifelhaft, dab die im Gefolge einer Frachterm~Bigung zu erwartende geringffigige PreiserhShung keine nennenswerten Mengen freimaehen kSnnte. Sollte dies jedoeh sieh trotzdem ereig, nen, so miiBten die frei werdenden Exportquantit~ten nun tats~ehlieh jenseits der alien Parit~tslinie abgesetzt werden ~ die damit einhergehende Verl/ingerung des Exportradius wiirde abet ei~en Tell der dutch die Fraeh~- erm~Bigung bewirkten PreiserhShung wieder aufzehren.

Dies w~re jedoeh natiirlieh nur im Falle einer ganz allgemeinen, ffir in a~e Riehtungen gehende Transporte gleieherweise g~tigen Fraehtsa~z- erm~Bigung der Fall. Sowie jedoeh die Frachterm~Bigung bloB fiir gewisse Routen in Kraft tritt, wird eine Ab~uderung dieser These efforderlieh. In diesem Fall verl~ngert sieh n~imlieh der Radius der Wettbewerbsf~higkei~ des ungarisehen Weizens in einer bestimmten Riehtung, w~hrend die librigen Tefle der Parit'a~slinie sieh der Landesgrenze notwendigerweise ann~aern, da das Gebiet der verl~ngerten Export.linle einen Tell des F.xport~bersehusses aufzehrt. Es bfldet eine Tatsaehenfrage, ob dies ira Endergebnis fftr das Land vor~eilhaft oder nachteilig ist. DaB es aueh vor~eilhaft sein kann, sei an naehfolgendem, in allen Teflen erdaehtem Beispiel erwiesen:

Nehmen wir an, dab der Export~bersehul~ yen Ungarn 5 Millienen Meterzentner Weizen betrage, und dab der Budapester Preis des Weizens 15 Peng5 sei, w~hrend die durchsehnlt~liehen Frachtkosten bis an die Parit~ts. linie 4 Peng5 bedingen. Falls nun in e'mer bestimm~en Exportriehtung eine Fraehterm~Bigung yon z. B. 2 Peng5 gew~hr~ wiirde, so h~tte dies zur Folge, dab entlang dieser Linie sich der F.xportradius verl~ngern wii~de.

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Gesetzt den Fall, da~ in der Verl~ngerung dieser Linie jenseits der a~ten Pari~tsl lnie sich ein grSl~eres Verbrauehszentrum befinde~, so kSnnte seine Erreiehung leieht zur Aufnahme aueh eines grSBeren Quantums, nehmen wir z. B. an yon einer Million Meterzentner, fiihren. Allerdings wfirde der Ausfall an Fraehteinnahmen 2 Millionen Peng5 betragen. Diesem Verlust wiirde jedoch gegenfiberstehen, dab der Exportradius sich in allen anderen Rieh~mgen verkfirzen mfiBte, und zwar um so viel, daI~ das Importbediirfnis des dutch die alte and neue Parit~tslinie begrenzten Gebietsstreifens eben einer Million Meterzentner entspreche. Es bfldet offenbar eine yon 4er BevSlkerungsdichte, ferner den Produktions. und Verbrauchsverh~ltnissen abh~ngige Tatsaehenfrage, ob dieses Gebiet schmal oder breit sein wird. Die besproetf6ne MaBnahme kann bloB in dem Falte als zweckm~l~ig erachtet werden, falls dieser Gebietss~reifen hinl~nglieh brei~ is~. Falls z. B. die Transportkos~en dutch diesen Gebietsstreifen naeh beiden Riehtungen hin 20 Heller pro Meterzentner betragen, so miiB~e in unserem Beispiel sieh der Budapester Preis um 40 He]]er per Meterzentner erhShen - - ein Umstand, der sehon kombiniert werden mu~, wenn die Wirkung der Fracht- erm~Bigung in einer bes~mmten Riehtung beurteilt werden sell, was im Falle unseres Beispiels bedeutet, dab bei unver~udert bleibenden Preisen eigentlieh schon eine Fraehterm~igung yon 1,60 Peng5 ausreichend gewesen w~re. Die erzielte PreiserhShung yon 40 Hellern wiirde sich also beziiglich der ganzen Exportmenge geltend maehen, so dab das Ausland hierdureh in die Zwangslage versetzt wiirde, einen um 40 Heller per Meterzen~ner hSheren Preis naeh der gesamten Exportmenge yon 5 Millionen lV[eterzentner zu bewilligen. Der MehrerlSs aus dem Ausland wiirde also 2 MiUionen Peng5 ausmaehen, d. h. also eben dem aus der Fraehterm~l~igung - - oder Export- pr~mie - - entstandenen Verlus~ entspreehen. Sollte die Fraehtdifferenz weniger als 20 Heller ausmachen, so w~re das Ergebnis natiirlieh ungiinstiger, sollte sie abet mehr betragen, so w£re es gfinstiger. In allen F~llen wfirde jedoeh auch eine im Inland wirksame Einkommenverschiebung zustande kommen, die die Erzeuger beglinstigen, die Verbraueher jedoeh belasten wftrde, da ja die erzielte Preiserh6hung nieht nur ffir den Exportweizen, sondern fiir den im Inland verkauften Weizen gleicherweise Gel~ung h~tte.

Bezil"glieh der Wirkungen einer Fraehterm~igung lassen sieh folglich folgende drei Thesen aufstellen: 1. E i n e j e d e Erm$~Bigung der E x p o r t - t a r i f e b e e i n f l u B t woh l den B u d a p e s t e r P r e i s des W e i z e n s , doch ~ n d e r t s i eh d e r d u t c h d ie u n g a r i s c h e V o l k s w i r t s e h a f t s e i t e n s des A u s l a n d e s ffir den ] $ x p o r t w e i z e n e r z i e l t e E r l S s n u r in dem F a l l e , f a l l s ~ie F r a e h t e r m ~ B i g u n g nieh~ l i n e a r ff ir in a l l e R i e h t u n g e n g e h e n d e T r a n s p o r t e g e w ~ h r t wi rd . 2. Die Ta r i f - e r m ~ i g u n g k a n n n u t d a n n n a e h h a l t i g e r e W i r k u n g e n haben , f a l l s s ie in g e w i s s e n R i e h t u n g e n ( j edoeh k e i n e s f a l l s in a l l e n : d ies w~re e ine U n m S g l i e h k e i t ) f iber d ie a l t e P a r i t ~ t s l l n i e h i n a u s g e h e n d e T r a n s p o r t e e r m 6 g l i e h t . 3. D i e T a r i f e r - m~Bigung k a n n n u t in d e m F a l l e e ine g f i n s t i g e W i r k u n g h a b e n , fa l l s s ie in e i n e r R i e h t u n g e r f o l g t , in de r s ehon d u r e h e ine g e r i n g f f i g i g e T a r i f e r m ~ B i g u n g e in g r eb e s , b i s l a n g a u ~ e r h a l b de r E x p o r t g r e n z e des u n g a r i s e h e n W e i z e n s l i e g e n d e s Ver- b r a u c h s z e n t r u m e r r e i e h t w e r d e n k a n n , u n d f a l l s a n d e r s e i t s d e r • u ~ e r s t e G e b i e t s s t r e i f e n des f r f i h e r e n E x p o r t g e b i e t e s n u r g e r i n g e Mengen a u f z u n e h m e n in de r L a g e is t , so d a b d ie Ver-

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k f i r z u n g d e s E x p o r t r a d i u s in a l l e n a n d e r e n R i e h t u n g e n be- d e u t e n d s e i n w i r d .

Eine generelle, flir Transporte in alle Richmngen gleieherweise giiltige Tariferm~Bigung kann also weder die Gestal tung der :Exportgrenze noch die der Exportmenge wesehtlich beeinflussen. Dies bezieht sieh jedoeh nu t auf die letzten Wirkungen, die Ausbfldung des neuen Gleiehgewiehtszustandes. Es soll bei weitem nieht in Abrede gestell t wer4en, dab der Expor t radius sieh iibergangsweise wesentlieh verl~ngern kann. Dieser Ubergang wit4 so lange dauern, bis der ~nlandpreis sieh tier neuen Lage anschmiegt, d. h. sieh um so viet erhSht, um wieviel die F rach t sieh bis an die Grenze des Exportgebietes verbilligt hat .

_~hnliche F, rw~gungen lassen sieh aueh beziiglieh yon Exportpr~mien und der Zollfrage anstellen. Ihrem Wesen nach gibt es kaum einen Untersehie4 zwisehen Ausfuhrpr~mien und :Fraehterm~13igungen. Sollte also z. B. eine Ausfuhrpr~mie ffir alle Expor te gew~hrt werden, so wiirde dies den Budapester Preis des Weizens um den ganzen Betrag der Pr~mie erh6hen, auf Menge und Riehtung des F.xportes sowie auf den Exporterl6s jedoch keine Wirkung haben. Wiirden jedoch nur Transporte in einzelnen Richtungen pr~miiert werden, so k6nnte eine Ab~nderung der Grenzgestaltung des Exportgebietes erzielt und hierdureh eventueI1 - - ganz wie im Fal le tier F r a e h t e r m ~ i g u n g - - auch eine Erh6hung des Exporterl6ses f ~ die Volkswirtsehaft erreicht werden.

Da Ungarn F, xpor t s taa t ist, ist der ungarische Weizenzoll fiir die Preis- gestal tung gleiehgiiltig. Die H6he des Zollschutzes fiir Weizen in den aus- l~ndisehen Impor t s taa ten is t ebenfalls yon geringerer Bedeutung, als ge- meinhin angenommen wir4. Die Las t dieses Zollsehutzes haben die Ver- braueher in den Impor t s taa ten zu tragen, wenngleich ein iiberaus hoher Zotlsehutz den Verbrauch eind~mmen und hierdureh auf 4as Importbedfirfnis und auf die Preisgestal tung einzuwirken in der Lage ist, in welehem Falle aueh der Preis des ungarischen Weizens ungiinstig beeinflul3t werden k6nnte. Die andere Wirkung eines hohen Sehutzzolles, n~mlieh die Erh6hung der Prodakt ion der diese MaBnahme anwendenden Staaten, kann demgegeniiber nu t nueh betr~chtl ieher Zeit wirksam werden und erst dann Importbediirfnis und Preisgestal tung beeinflussenl).

Nun wird es m6glieh, die bisher noeh aufreehterhal tenen Annahmen der Reihe naeh fallen zu lassen. Vor aUem kann man yon der his zu diesem Punk te unserer Beweisfffhrung notwendig gewesenen Aussehaltung des Zeitmomentes absehen. Der ]~xportfibersehul3 des Wirtsehafts jahres erscheint nieht auf einmal als Angebot, ja es ha t sogar in Betraeht gezogen zu werden, dab dieses Angebot sieh nieht gleiehm~flig auf die zw61f Monate verteflt. Die vorgebraehten Zusammenh~nge bestehen jederzeit und lassen sieh ffir je4en Zei tpunkt nachwelsen, t ro tzdem die Breite und Verteilung 4es ungarlsehen Exportgebietes , entspreehend tier Kauftust in diesen Gebieten, dem Drange des Angebots aus ~bersee und aueh aus Ungarn sieh fortw~hrend ~ndert. Daher is t die These, daB die yon der Preisgestal tung abh~ngigen Grenzpunkte der Exportm.6gliehkeit des ungarisehen Weizens, denen entlang 4er ungarische und der Ubersee-Weizen gleicher Qualit~t denselben Preis bedmgen, sieh jederzeit so festlegen, dat~ das Importbediirfnis des ganzen Gebietes bis dorthin dutch das gleiehzeitige Expor tangebot gedeckt werden und dab anderseits dieses Expor tangebot dort ro l l Aufnahme finden kann,

1) Andere Mal3nahmen, wie B e i m a h l u n g s z w a n g yon In l andsge t r e ide , i iben se lbs tver - s t~ndl ich andere , e ingre i fendere W i r k u n g e n aus° A n c h ein Differenzzol l au f Mehl i s t se lbs t o ve r s t~nd l i ch g a n z ande r s zu wer t en a ls tier WeizenzolL

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wohl richtig, doeh die tatsaehliche Gestaltung dieser Exportgrenze fluktuiert immeffort. Falls die Landwirte in den in Frage kommenden Importgebieten infolge Geldmangels ihren Weizeniiberschul~ am Anfang des Wirts6hafts- jahres in grSBeren Mengen zu Markte bringen, oder falls die dortigen GroB- k~ufer, vo r allem (lie Miihlen, mit ihren Eink~ufen zurfiekhalten, da sie auf eine VerbiUigung des Weizens rechnen, oder da ungiinstige Zinsverh~ltnisse aueh sie yon einer Aufstapelung yon groi~en Vorr~ten absehreeken, ver- tangert sich - - c e t e r i s p a r i b u s - - iibergangsweise der Exportradins ftir un- garisehen Weizen, da in diesem Falle ein gr613eres Gebiet zur Aufnahme der gleiehen Menge efforderlieh ist. Dies driiekt den relativen Inlandpreis. Dieselbe Wirkung hat aber natfirlieh auch eine Zunahme des Inland- angebots, dessen Grund ebensowohl Geldmangel als Spekulation auf ein Sinken des Weltmarktpreises sein kann. Ein entgegengesetztes Spiel dieser Faktoren 16st aber selbstverst~ndlieh entgegengesetzte Wirkungen aus. (Die Vergnderungen des Angebots aus ~bersee habe ich nur aus dem Grunde nicht als einen in diesem Zusammenhang bedeutungsvollen Faktor angeffihrt, da der Einstellung dieser Studie naeh dies den Weltmarktpreis beeinfluBt, w~hrend hierorts nur die Beziehung des ungarisehen Inlandpreises zum Weltmarktpreis dargelegt werden soU.)

Der U n t e r s e h i e d der Kred i t - und Z i n s v e r h ~ l t n i s s e i n U n g a r n und im A u s l a n d bildet abet den theore~seh wiehtigsten Grund fiir die Verfinderungen des Exportradins innerhalb des Wirtsehaftsjahres, den theoretisch wiehtigsten 4eshatb, da dieser der einzige objektive, nieht speku- lative Grund hiefffir ist. Da n~mlieh die Zinsbedingungen in Ungarn im allgemeinen ungiinstiger als in Westeuropa sind, bfldet es ein privatwirt- schaftliches Interesse, den ErlSs aus dem ftir Exportzwecke zur Veff~,gung stehenden Weizen je fffiher zu realisieren. Dies erkl~r~ und verursaeht am Anfang eines jeden Wirtsehaftsjahres ein verh~ltnism~Big dr~ngendes Angebot, was die tibergangsweise Verl~ngerung des Exportr.adius zur Folge hat. Die Verl~ngerung des Exportradius ist datum eine Ubergangs- erscheinung, da sie, nach dem Versiegen des dr~ngenden Angebotes, not- wendigerweise einer Verkiirzung des Exportradins Platz maehen muB. Diese These laBt sich mit Ansprueh auf mathematisehe Riehtigkeit formulieren. Der E x p o r t r a d i u s h a t s ich im Ver l au f des W i r t s e h a f t s j a h r e s um so viel zu verk i i rzen , dab diese Verkf i rzung auf dem an- g a r i s c h e n M a r k t eine r e l a t i v e P r e i s e r h S h u n g (gegen~iber dem W e l t m a r k t p r e i s ) h e r v o r r u f e , die g e n a u der D i f f e renz des Aus- land- und I n l a n d z i n s e s fiir die v e r s t r i e h e n e P e r i o d e ent- spr ieh t . Dies macht sieh prak~iseh dadureh merkbar, dab die Differenz zwischen promptem und Terminweizen in Budapest im allgemeinen hSher als im Ausland ist, oder - - was im Grunde genommen das gleiehe besagt - - dab die Differenz zwisehen dem Preis yon promptem Weizen in Budapest und im Ausland h6her ist als die Preisdifferenz auf den Terminmgrkten. Hierdurch kommt eben zum Ausdruek, dal3 die Parit~slinie flir ungarlsehen und ~bersee-Weizen beim prompten Weizen welter yon der ungarischen Grenze liegt als beim Terminweizen, was wiederum niehts anderes besagt, als dab die entferntesten Gravitationspunkte des ungarisehen Weizens im Verlaufe des Wirtsehaftsjahres in einem dutch den Terminm~rkt vorher- gesehenen Grad und Ausma~ allmghlieh der ungarisehen Grenze nf~her- riieken.

Aus der angefiihrten These folgt zwingenderweise, daB die intersaSsonale Preisfluktuation des Weizens, d. h. also die rein saisonmgl3ige ErhShung

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des VVeizenpreises, im Verlauf des ~rirtsehaftsjahres in Ungarn, zumindest in tier Nachkriegszeit, grSBer ist und sein mul~ als in den woMhabenderen Weststaaten, in denen die Zinsbedingungen giinstiger sind.

Bezfiglieh der 5konomisehen Bedeutung der Qualit~tsuntersehiede der versehiedenen Weizenarten sollen nur Andeutungen gemacht werden. Die versehiedenen Weizenqualit~ten lassen sieh sowoM techniseh Ms auch mit Rficksieht auf die auf einem ausgebildeten Gesehmaek fu~enclen Ver- brauchergesiehtspunkte nur mangelhaft substituieren. Die im versehiedenen Preis zum Ausdruek kommende verschiedene Bewertung der einzelnen Weizenqualitaten hat far die zu diesem Aufsatz behandelte Frage als Ge- gebenheit eraehtet zu werden. Demgegeniiber ist aber folgender Gesichts- punkt noeh erw~hnenswert: Die Qualitatsunterschiede des Weizens be- elnflussen aueh die Gestaltung des Exports. Warde es keine Qualit/~ts- untersehiede geben, so kSnnte in das dureh die Endpunkte der Export- radien begrenzte Gebiet kein Ubersee-Weizen eindringen. Da jedoeh diese Qualitatsuntersehiede bestehen, dring~ in das Exportgebiet des ungarisehen Weizens aueh Cbersee-Weizen ein, was wiederum die Verlangerung tier Exportnotwendigkeit des ungarisehen Weizens insofern zur Folge hat, dag der Importbedarf far ungarisehen Weizen in diesem Gebiet hierdureh abnimmt. Infolge des besehriebenen Zusammenhangs drfiekt abet dieser Umstan4 den Preis des ungarisehen Weizens. Doeh wird die auslandisehe Preisgestaltung des ungarisehen Weizens aueh dadureh ungfinstig beeinflu~t, dal~ er in versehiedenen Qualitaten, also in nieht standardisierter Form, zu Markte kommt.

Es bildet zwar einen Exkurs, des interesses halber sei abet trotzdem bier ein Beispiel fiber den Einflul~ der untersehiedliehen Bewertung yon versehiedenen Qualit~ten auf verschiedenen M/~rkten auf die Preisgestaltung erw~hnt.

Es bildet eine standig wiederkehrende Beobaehtung, dab der Mehrpreis, den der ungarisehe TheiB-Weizen (die hervorragendste ungarisehe Weizen- qualit/~t) gegen~ber den minderen ungarisehen Weizenqualitaten anderer Provenienz erzielt, im Ausland grSl3er als in Budapest ist. Es ist interessant, dem Grund dieser Erseheinung naehzugehen:

Die Weizensorten versehiedener Qualit~t kommen meistens aus ver- sehiedenen Produktionsgegenden auf den Markt. Die Transportkosten naeh Budapest und naeh dem in Frage kommmenden ausl~ndisehen Markt, z. B. Wien, sind aus diesen versehiedenen Gegenden verschieden hoeh. l~ehmen wir an z. B. - - und dies bfldet eine ganz reale Annahme - - , dab far unverzollten Thei~l-Weizen aus Orosh£za in Wien 20 Peng5 erzielt werden kSnne, wahrend far eine mlndere Qualit~t aus Transdanubien nur 17 Peng5 bezahlt werden. Die Fraeht yon OroshAza naeh Budapest bedingt 2,16PengS, his Wien abet 3,70 PengS. l~ehmen wir nun an, dab die Fraehtkosten des in Rede stehenden transdanubisehen Weizens sowoM his Wien als aueh naeh Budapest gleieherweise 2 Peng5 betragen. In diesem Fatle werden auf Grund der Wiener Preise auf tier fraglichen transdanubisehen Station far Weizen 15 Peng5 (17 Peng5 Wiener Preis abzfigtieh 2 Peng5 Fraeht) erzielt werden kSnnen und der Bndapester Preis dieses.Weizens wird ebenfalls 17 Peng5 betragen (15 Peng5 als Preis auf der Produktionsstation plus 2 Peng5 far die Fracht nach Budapest). Der Preis des Theig-Weizens in Orosh~za wird demgegenfiber 16,80 Peng5 betragen (20 Peng5 Preis in Wien abzfiglieh 3,70 Peng5 far Fraehtkosten), der Budapester Preis dieses Weizens wird demgegenfiber 18,46 Peng5 sein (16,30 Peng5 in Orosh~za zuzfiglieh 2,16Peng5

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Die Preisbest immungsfaktoren des ungarisehen Weizens 791

fiir Fracht) . Es ist also ersichtlieh, dag in diesem FaUe die Qualitgtsdifferenz in Wien mi t 3 Peng5 bewertet wird, wi~hrend die Bewertung dieser Qualit~ts- differenz in Budapest sich auf 1,46 Peng6 vermindert , dem Zwange der Frachtre la t lonen und Kosten nachgeben4. Wohl kanu die Frage auftauchen, wieso es komme, dab die Qualit~tsdifferenz, die seitens der Wiener Mfiller auf 3 Peng6 veransehlagt wird, dutch die Budapester Mfihlen auf nicht mehr als 1,46 Peng6 bewer~et wird, bzw. wieso es komme, dab der Budapes ter Miiller bier sehlechteren Weizen kaufe, wenn er mit einer Prelsdifferenz yon nu t 1,46 Peng5 bereits besseren Weizen erwerben kSnnte und fiir densetben keinen Uberpreis yon 3 Peng5 so wie in ~rien zu bezahlen h~tte. Die Er- kl/irung dieses anseheinenden Widerspruches ist aber ganz naheliegend: Die Wiener Miihlen kaufen den teueren Theil~-Weizen vornehmlich fiir Ver- misehungszwecke, un4 der Weizen, mit dem sie diesen Qualit~tsweizen ver- mischen wollen, is t noch geringerer Qualit~t als selbst der t ransdanubische Weizen. Wenn man dabei auoh noch berticksiehtigt, dal~ dieser dureh Ver- misehung zu verbessernde Weizen im Inlande produzier t wird, also mi t keinem Zoll belastet ist, is t es versti~ndlieh, dab es ffir die Wiener Mi~len wirtsehaftlich 1st, den TheiB-Weizen - - und aueh nat-firlieh Manitoba-Weizen - - mit einem solehen Aufgeld zu bezahlen. Demgegeniiber kSnnen die Budapester Miihlen auch aus dem minderen ungarisehen Weizen meist entspreehende Mehlqualit~ten herstellen, so dab sie auf die Zugabe yon hoeh- gradigem TheiB-Weizen nieht in dem MaBe angewiesen sind wie die Wiener Mfihlen und daher die Qualit~tsdifferenz aueh nieht so hoeh zu bewerten haben.

Nun ist es an der Zeit, auch die weitere Annahme zu verlassen, dab nu t Weizen zum Expor t gelange, Mehl oder Kleie aber nieht. In diesem Zu- sammenhange soll aber bloB im Voriibergehen erw~hnt werden, dab dies die grundiegenden Zusammenh~nge selbstverst~ndlich nicht beeinfluBt. Allerdings besi tzt auch 4er Umstand eine groBe Bedeutung, daB die Mahl- teehnik und die Einriehtungen der ungarisehen GroBmfihlen den Eigenheiten des ungarisehen Weizens besonders angepaBt sind, so dab sie aus diesem Weizen hochgradigeres Mehl herzustellen in der Lage sind als die meisten ausl~ndischen Mfitflen. Dies ha t zur Folge, dab der Gravitat ionsradius des ungarischen Mehles l~nger als tier des Weizens ist. Eine noeh gr6Bere praktische Bedeutung besitzen abet die Differenzierung der Mehl- und Weizen- z611e und die Ver~nderungen dieser Spannung, die die Lage der ungarisehen Miihlenindustrie und das Verh~ltnis der ungarlsehen Mehl- und Weizen- exporte in bedeutendem MaBe zu beeinflussen in der Lage sind. Die Ge- s ta l tung dieses Verh~ltnisses h~ngt teflweise aber davon ab, wie sich die Verwertungsbedingungen fiir Kleie gestalten, was wiederum auch yore Praise tier iibrigen Fu~termit tel abhgngig ist. Fi i r die Preisgestal tung des Mehles sind im iibrigen dieselben Bedingungen und Thesen maBgebend wie fiir den Weizen, d. h. also, je welter entfernt die Endpunkte der Expor te liegen, desto ungiinstiger gesta l te t sieh verh~ltnlsm~Big die Preisgestal tung im Inlande, falls besondere Fraehtbegiinst igungen oder Expor~pr~mlen diese Lage nieht abgndern.

Aueh im Inlande sind die Weizenpreise selbstverst~nd~eh versehieden. Die diesbeziigliehen Fragen sind abet verhgltnism~Big einfaeh. Vor a~em bes t immt die HShe der Frachtkos ten die Differenz zwlsehen dem Preis in tier Provinz und dem in Budapest . Eine Herabsetzung tier Fraeh tkos ten erhSht den Produzentenprels entspreehend. Doch ist aueh in Be~raeht zu ziehen, dab die Provinzpreise sieh den Budapester Preisen nieht ganz an-

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schmiegen. Manehe Provinzmgrkte besitzen ngmlich eine giinstigere Export- tage als Budapest, so daft auf diesen die Preisgestaltung yon der Budapester Preisgestaltung teilweise unabhgngig verlguft. Dies gndert jedoch an den grundlegenden Zusammenhgngen nichts. Falls wir die auf den verschiedenen Auslandmgrkten in Geltung stehenden Preise un4 die bis zu ihrer Erreiehung auftauehenden Frachtkosten, ferner ihr Bediirfnis gebiihrend in Betraeht ziehen, lgl3t sieh ffir einen jeden Inlandmarkt theoretiseh berechnen, weleher Preis auf ibm in Geltung zu stehen hat und wohin sein Weizeniiberschu~ gravitiert.

Die Untersuchung des Zusammenhanges zwisehen Produktionskosten und Preisgestaltung fgllt auflerhalb des Rahmens dieser Untersuehung. Auf 4en Preis eines gegebenen Jahres haben die Produkta'onskosten nur geringen Einflu~. Die Produktionskosten k6nnen die Preisgestaltung nur im Verlauf einer l~ngeren Periode beeinflussen, wobei aueh noeh in Betraeht zu ziehen ist, dab die versehiedenen Zweige der landwirtsehaftliehen Pro- duktion nur begrenzt selbstgndig sind, so dal3 die ganze Produktionskosten- frage fiir einzelne Produkte nur reeht sehwer zu erklgren ist.

Zum Sehlufl sei noeh vermerkt, daft die Ergebnisse der vorliegenden theoretisehen Untersuehung iiber die Preisbestimmungsgriinde des ungarischen Weizens sich unsehwer auch auf andere landwirtsehaftliehe Exportwaren veraUgemeinern lassen.