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WIRTSCHAFTSGESPRÄCHE 29. – 31. August diepresse.com/alpbach Medienpartner „Die Presse“ 40 Milliarden $ Zahl der Woche: Laut PwC-Plattform DeNovo wurden in den vergangenen 4 Jahren weltweit 40 Milliarden $ in FinTech Start-ups investiert. pwc.at/fintech E-AUTOS PROBEFAHREN! 21.8.–1.9.2017 vis-a-vis des Congress Centrums Alpbach 8 Uhr, Postalm Alpbacher Höhenfrühstück Renate Brauner und Bettina Glatz- Kremsner im Gespräch mit Rainer Nowak und Andreas Weber. 10.45 Uhr, Herz-Kremenak-Saal Nichts aus der Krise gelernt! Bald jährt sich die Finanz- und Wirt- schaftskrise zum 10. Mal. Wurde aus der Krise nichts gelernt? 15.30 Uhr, Rogger-Saal Meet the speaker: Pravin Gordhan Pravin Gordhan war Finanzminister Südafrikas von 2009-2014 und er- neut von 2015-2017. 21.30 Uhr, Herz-Kremenak-Saal Special Lecture: Evgeny Morozov Autor Evgeny Morozov teilt seine Einsicht in eine Welt, in der Daten eine zentrale Ressource sind. „Presse“-Tipps: Heute in Alpbach THEMEN SICHERHEIT Es geht nicht Richtung „Big Brother“ Innenminister So- botka bekam für sein Sicherheits- paket von Amts- kollegen Zuspruch. „Die Presse“, S. 8 PORTRÄT Der neue Chef von Rewe Marcel Haraszti ver- spricht Kontinuität statt Umsturz im Konzern. „Die Presse“, S.16 CYBERCRIME Der Mensch ist die Schwachstelle Philipp Amann von Europol: Der Kampf der Firmen gegen Cybercrime. S. II GENERATIONEN Platz machen für den Nachfolger Wie schwierig es ist, einen Job einer neuen Generation zu überlassen. S. IV SPORT Eine Radtour in den Tiroler Bergen Benedikt Kommenda testet Mountainbike- Route 308. S. VII 13°/25° Der Sonnenschein hält nur mehr bis Mittag an. Danach steigt von Westen her das Risiko für heftige Schauer und Gewitter mit Stark- regen, Hagel und stürmischen Böen. Management. Die Philosophin Rebekka Reinhard will die Macht von ihrem furchtbaren Image befreien. Wer mächtig ist, kann vor allem gestalten und verändern. Das können Frauen ebenso tun wie Männer. „Macht ist weder gut noch schlecht“ VON ANNA-MARIA WALLNER I n unserer stetig komplexer werdenden Welt gibt es die unterschiedlichsten Wege, sich Unterstützung zu holen. Re- bekka Reinhard, zum Beispiel, bietet mit ih- rer philosophischen Lebensberatung etwas an, was zwar brandneu wirkt, aber doch Jahrtausende alte Tradition hat: Schon Phi- losophen wie die Stoiker oder Epikureer wollten Menschen mit ihren Thesen neue Sichtweisen verschaffen, gewissermaßen das Leben erleichtern. Rebekka Reinhard geht es, egal, wen sie berät, darum „den Menschen zum Selbstdenken im Sinne von Kant zu bringen. Dinge zu hinterfragen, das Hirn einzuschalten. Es kann ein unglaubli- cher Trost sein, den eigenen Gedanken zu- zuhören, nicht immer außer sich, sondern bei sich zu sein.“ Sie nennt das, was sie ihren Klienten beibringen will, „die westliche Form der Mediation“. In den vergangenen Jahren hat sich die Münchnerin mit dem Begriff „Macht“ und unreflektierten sexistischen Stereotypen in Unternehmen auseinander gesetzt. Im Rah- men der Wirtschaftsgespräche diskutierte sie an der Seite u. a. von Harald Katzmair (FAS-Research) und T-Mobile-Geschäftsfüh- rerin Maria Zesch über „Konflikt und Ko- operation zwischen Mann und Frau in der Wirtschaft“. Reinhard hat im Zuge der Re- cherche für ihr jüngstes Buch „Kleine Philo- sophie der Macht (nur für Frauen)“ belegt, dass der Großteil der Frauen unter Macht immer noch etwas Negatives versteht. „Es wird mit Militärmacht, mit Putin oder Google in Verbindung gebracht, aber selten mit einem selbst.“ Zu diesem „negativen, männlich konnotierten“ Machtbegriff habe sich in jüngster Zeit zwar eine neue „sanfte, weibli- che Macht“ gesellt. Doch Reinhard ist der Mei- nung, dass beide Blick- winkel auf die Macht falsch und klischeehaft sind. Für sie ist Macht „weder gut noch böse. Macht kommt von Machen und Können. Mächtig sein heißt, etwas gestalten, beeinflussen und verändern zu können, aber auch selbstverantwortlich und autonom durch das Leben zu navigie- ren“. Was daran soll schlecht sein? Vor allem Frauen würden dazu neigen, Macht mit Zwang oder Unterdrückung zu verwechseln. Dabei seien das unterschiedliche Dinge. Deswegen ermutigt Reinhard Frauen, sich zu ermächtigen, den Mund aufzuma- chen und sich Präsenz zu verschaffen. Aber auch dazu, dass sich Frauen und Männer gegenseitig ermächtigen. Doch da gibt es ein großes Hindernis: Frauen wollen gemocht werden. Männer vermutlich auch, aber bei Frauen sei dieser Wunsch immer noch viel stärker ausgeprägt. Tradierte Geschlechter- stereotypen und die uns von Geburt an zu- geschriebene „Mega-Rolle Mann oder Frau“ (ein Begriff, den die US-Philosophin Char- lotte Witt geprägt hat), stehen oft in einer Diskrepanz zu neuen Rollenbildern. Ein Bei- spiel: Eine Frau kann zwar in den Vorstand be- rufen werden und dort respektiert und aner- kannt sein. „Aber sie kann nicht erwarten, dass sie gemocht wird“, sagt Reinhard. „Bei Männern besteht diese Diskrepanz nicht.“ „Ich bin für die Quote“ Das erinnert an einen Satz von Hannah Arendt. In einem legendären Fernsehinter- view mit Günter Gaus sagte die sonst in vie- len Bereichen so fortschrittlich denkende Philosophin: „Es sieht nicht gut aus, wenn eine Frau Befehle erteilt.“ Das war 1964 – Rebekka Reinhard sagt, dieser Satz habe bis heute Geltung behalten. Welche Wege führen aus diesem Dilem- ma? Rebekka Reinhard glaubt an eine Mi- schung aus klaren Regeln („Ich bin für die Quote in Unternehmen“) und einer natürli- chen Veränderung des Systems. „Ein Vor- stand kann zwar moderne Rollenbilder vor- leben, aber das System wird er allein nicht verändern.“ Deshalb müsse man innerhalb eines Unternehmens Männern wie Frauen immer wieder klarmachen, dass sie tagtäg- lich mit Vorurteilen operieren. Aufzeigen, wenn Männer Frauen unterbrechen oder in Sitzungen gewissermaßen „über-reden“. So- lange man diese Erwartungen, die wir be- wusst oder unbewusst an die Geschlechter haben, nicht verändere oder aufbreche, wer- de sich das System nicht ändern. Ein Schlüs- sel zur Lösung liege schon in der Erziehung. Eltern sollten versuchen, den naheliegenden Geschlechterstereotypen zu entkommen; Kindern stattdessen mitgeben, vernünftig, selbstbestimmt und mit Herzensbildung durch das Leben zu gehen. Wobei Rebekka Reinhard eines klar stellt: „Frauen sind nicht das bessere, mora- lischere Geschlecht. Die Welt wird nicht au- tomatisch besser, weil wir mehr Frauen in die Unternehmen bekommen.“ Aber Frauen sollten begreifen, wie erfüllend es sein kann, Macht auszuüben. ZUR PERSON Rebekka Reinhard, geb. 1972 in München, studierte Philosophie, Amerikanistik und italienische Philologie in Venedig, Berlin und München. Sie arbeitet heute als Autorin (u. a. „Kleine Philosophie der Macht“, 2015) und philosophische Beraterin. Rebekka Reinhard sprach in Alpbach unter anderem über Konflikt und Kooperation zwischen Mann und Frau in der Wirtschaft. [ Katharina Roßboth] SEIT 1848 DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017 · DIEPRESSE.COM/ALPBACH

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Zahl dLaut PwC-Plattfopwc.at/fintech

E-AUTOS PROBEFAHREN!21.8.–1.9.2017 vis-a-vis des Congress Centrums Alpbach

8 Uhr, Postalm

AlpbacherHöhenfrühstückRenate Brauner und Bettina Glatz-Kremsner im Gespräch mit RainerNowak und Andreas Weber.

erWocherm DeNovo wurden in den

10.45 Uhr, Herz-Kremenak-Saal

Nichts aus derKrise gelernt!Bald jährt sich die Finanz- und Wirt-schaftskrise zum 10. Mal. Wurdeaus der Krise nichts gelernt?

40:vergangenen 4 Jahren wel

15.30 Uhr, Rogger-Saal

Meet the speaker:Pravin GordhanPravin Gordhan war FinanzministerSüdafrikas von 2009-2014 und er-neut von 2015-2017.

Milliardetweit 40 Milliarden $ in Fin

21.30 Uhr, Herz-Kremenak-Saal

Special Lecture:Evgeny MorozovAutor Evgeny Morozov teilt seineEinsicht in eine Welt, in der Dateneine zentrale Ressource sind.

„Presse“-Tipps:Heute inAlpbach

n$Tech Start-ups investiert.

THEMENSICHERHEITEs geht nichtRichtung „BigBrother“Innenminister So-botka bekam fürsein Sicherheits-paket von Amts-kollegen Zuspruch.„Die Presse“, S. 8

PORTRÄTDer neueChef vonReweMarcel Haraszti ver-spricht Kontinuitätstatt Umsturz imKonzern.„Die Presse“, S.16

CYBERCRIMEDerMenschist dieSchwachstellePhilipp Amann vonEuropol: Der Kampfder Firmen gegenCybercrime. S. II

GENERATIONENPlatz machenfür denNachfolgerWie schwierig es ist,einen Job einerneuen Generationzu überlassen. S. IV

SPORTEine Radtourin den TirolerBergenBenediktKommenda testetMountainbike-Route 308. S. VII

13°/25°Der Sonnenscheinhält nur mehr bisMittag an. Danachsteigt von Westenher das Risiko fürheftige Schauer undGewitter mit Stark-regen, Hagel undstürmischen Böen.

Management. Die Philosophin Rebekka Reinhard will die Macht von ihrem furchtbaren Image befreien.Wer mächtig ist, kann vor allem gestalten und verändern. Das können Frauen ebenso tun wie Männer.

„Macht ist weder gut noch schlecht“

WIRTSCHAFT29. – 31. Augustdiepresse.com/alpbach

Medien

VON ANNA-MARIA WALLNER

I n unserer stetig komplexer werdendenWelt gibt es die unterschiedlichstenWege, sich Unterstützung zu holen. Re-

bekka Reinhard, zum Beispiel, bietet mit ih-rer philosophischen Lebensberatung etwasan, was zwar brandneu wirkt, aber dochJahrtausende alte Tradition hat: Schon Phi-losophen wie die Stoiker oder Epikureerwollten Menschen mit ihren Thesen neueSichtweisen verschaffen, gewissermaßendas Leben erleichtern. Rebekka Reinhardgeht es, egal, wen sie berät, darum „denMenschen zum Selbstdenken im Sinne vonKant zu bringen. Dinge zu hinterfragen, dasHirn einzuschalten. Es kann ein unglaubli-cher Trost sein, den eigenen Gedanken zu-zuhören, nicht immer außer sich, sondernbei sich zu sein.“ Sie nennt das, was sie ihrenKlienten beibringen will, „die westlicheForm derMediation“.

In den vergangenen Jahren hat sich dieMünchnerin mit dem Begriff „Macht“ undunreflektierten sexistischen Stereotypen inUnternehmen auseinander gesetzt. Im Rah-men der Wirtschaftsgespräche diskutiertesie an der Seite u. a. von Harald Katzmair(FAS-Research) und T-Mobile-Geschäftsfüh-rerin Maria Zesch über „Konflikt und Ko-operation zwischen Mann und Frau in derWirtschaft“. Reinhard hat im Zuge der Re-cherche für ihr jüngstes Buch „Kleine Philo-sophie der Macht (nur für Frauen)“ belegt,dass der Großteil der Frauen unter Machtimmer noch etwas Negatives versteht. „Eswird mit Militärmacht, mit Putin oderGoogle in Verbindung gebracht, aber seltenmit einem selbst.“ Zu diesem „negativen,männlich konnotierten“ Machtbegriff habesich in jüngster Zeit zwareine neue „sanfte, weibli-che Macht“ gesellt. DochReinhard ist der Mei-nung, dass beide Blick-winkel auf die Machtfalsch und klischeehaftsind. Für sie ist Macht„weder gut noch böse. Macht kommt vonMachen und Können. Mächtig sein heißt,etwas gestalten, beeinflussen und verändernzu können, aber auch selbstverantwortlichund autonom durch das Leben zu navigie-ren“. Was daran soll schlecht sein? Vor allemFrauen würden dazu neigen, Macht mitZwang oder Unterdrückung zu verwechseln.Dabei seien das unterschiedliche Dinge.

Deswegen ermutigt Reinhard Frauen,sich zu ermächtigen, den Mund aufzuma-chen und sich Präsenz zu verschaffen. Aber

GESPRÄCHE

artner „Die Presse“

auch dazu, dass sich Frauen und Männergegenseitig ermächtigen. Doch da gibt es eingroßes Hindernis: Frauen wollen gemochtwerden. Männer vermutlich auch, aber beiFrauen sei dieser Wunsch immer noch vielstärker ausgeprägt. Tradierte Geschlechter-stereotypen und die uns von Geburt an zu-geschriebene „Mega-Rolle Mann oder Frau“(ein Begriff, den die US-Philosophin Char-lotte Witt geprägt hat), stehen oft in einer

Diskrepanz zu neuenRollenbildern. Ein Bei-spiel: Eine Frau kannzwar in den Vorstand be-rufen werden und dortrespektiert und aner-kannt sein. „Aber siekann nicht erwarten,

dass sie gemocht wird“, sagt Reinhard. „BeiMännern besteht diese Diskrepanz nicht.“

„Ich bin für die Quote“Das erinnert an einen Satz von HannahArendt. In einem legendären Fernsehinter-view mit Günter Gaus sagte die sonst in vie-len Bereichen so fortschrittlich denkendePhilosophin: „Es sieht nicht gut aus, wenneine Frau Befehle erteilt.“ Das war 1964 –Rebekka Reinhard sagt, dieser Satz habe bisheute Geltung behalten.

Welche Wege führen aus diesem Dilem-ma? Rebekka Reinhard glaubt an eine Mi-schung aus klaren Regeln („Ich bin für dieQuote in Unternehmen“) und einer natürli-chen Veränderung des Systems. „Ein Vor-stand kann zwar moderne Rollenbilder vor-leben, aber das System wird er allein nichtverändern.“ Deshalb müsse man innerhalbeines Unternehmens Männern wie Frauenimmer wieder klarmachen, dass sie tagtäg-lich mit Vorurteilen operieren. Aufzeigen,wenn Männer Frauen unterbrechen oder inSitzungen gewissermaßen „über-reden“. So-lange man diese Erwartungen, die wir be-wusst oder unbewusst an die Geschlechterhaben, nicht verändere oder aufbreche, wer-de sich das System nicht ändern. Ein Schlüs-sel zur Lösung liege schon in der Erziehung.Eltern sollten versuchen, den naheliegendenGeschlechterstereotypen zu entkommen;Kindern stattdessen mitgeben, vernünftig,selbstbestimmt und mit Herzensbildungdurch das Leben zu gehen.

Wobei Rebekka Reinhard eines klarstellt: „Frauen sind nicht das bessere, mora-lischere Geschlecht. Die Welt wird nicht au-tomatisch besser, weil wir mehr Frauen indie Unternehmen bekommen.“ Aber Frauensollten begreifen, wie erfüllend es sein kann,Macht auszuüben.

ZUR PERSON

Rebekka Reinhard,geb. 1972 in München,studierte Philosophie,Amerikanistik unditalienische Philologiein Venedig, Berlin undMünchen. Sie arbeitetheute als Autorin (u. a.„Kleine Philosophie derMacht“, 2015) undphilosophischeBeraterin.

Rebekka Reinhard sprach in Alpbach unter anderem über Konflikt und Kooperation zwischen Mann und Frau in der Wirtschaft. [ Katharina Roßboth]

S E I T 1 8 4 8 DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017 · DIEPRESSE.COM/ALPBACH

Cybercrime: „Der Mensch ist die Schwachstelle“Digital. Philipp Amann kennt die Muster der Hacker. Der Strategiechef des Cyber Crime Centres von Europol sieht, wieKriminelle im Netz immer professioneller agieren. Firmen sollten ihre IT nachrüsten und vor allem dieMitarbeiter schulen.

WIRTSCHAFTSGESPRÄCHE29. – 31. Augustdiepresse.com/alpbach

Medienpartner „Die Presse“

VON ANTONIA LÖFFLER

Die Presse: Wie gut sind Firmenfür Cyberangriffe gerüstet?Philipp Amann: Wenn man sichdie Entwicklungen ansieht, hatman den Eindruck, dass viele Fir-men nicht so vorbereitet sind, wiesie es sein sollten. Was wir auchsehen, ist eine Industrialisierungder Cyberkriminalität. Die Idee,dass jemand mit Kapuzenpulloverim Keller sitzt und eine Schadsoft-ware entwickelt, stimmt nichtmehr. Es sind professionelle Grup-

pen mit eigenem CEO und Kun-denservice, die ihre Dienste undWerkzeuge im Internet anbieten.

Im gut verborgenen Darknet?Ja, aber auch im frei zugänglichenTeil des Internets. Wenn Sie heuteeine Serverattacke starten wollen,ist Google ihr Freund. Es ist relativeinfach, die Werkzeuge zu mietenoder zu kaufen. Das organisierteVerbrechen hat das Internet alsRaum für seine Machenschaftenentdeckt. Die Cyberkriminalität istper Definition grenzenlos. Ichkann mit einem Angriff anders alsbeim klassischen Bankraub, woich vor Ort sein muss, viele poten-zielle Opfer treffen. Die steigendeZahl an vernetzten Geräten bietet

Neue Technologien erobernmit rasendem Tempo unse-re Welt und prägen mehr

und mehr unser Zusammenleben.Stadtplaner und Architekten ste-hen vor großen Herausforderun-gen: Wir erwarten von ihnen, fürein intelligentes Miteinander zusorgen, effizient und nachhaltigmit den Ressourcen umzugehen,aber ebenso sensibel mit unserenDaten. In diesem Spannungsfeldtun sich Fragen auf: Welche Hal-tungen nehmen Bürger, Architek-ten und Stadtverantwortlichegegenüber den neuen Technolo-gien ein? Konflikt oder Zusammen-arbeit mit Technologie – was wirdin Zukunft vorherrschen? Antwor-ten auf diese Fragen werden in derPodiumsdiskussion „Urban Dataund der öffentliche Raum“ ge-sucht, die im Rahmen der Baukul-turgespräche des diesjährigenEuropäischen Forum Alpbach (sie-he Kasten) stattfindet. Unterstütztwird die Veranstaltung von derwien 3420 aspern developmentAG, die für die Entwicklung undVerwertung von aspern Die See-stadt Wiens verantwortlich ist.

Digital City SeestadtIn Wiens größtem Stadtentwick-lungsgebiet aspern Seestadt setztman sich schon von Beginn an mitdem Thema digitale Vernetzungauseinander. Ein Beispiel dafür istdas Forschungsprojekt AspernSmart City Research (ASCR). Dort

Technologi

Vernetzung. Urban DaStadtentwicklungsge

den Kriminellen immer mehr An-griffspunkte. Das schafft eine Si-tuation, wo die Firmen, die Indus-trie und die Banken noch stärkergefordert sind. Unternehmenmüssen ihre Angriffsflächen undSchwachstellen kennen.

Die Server stehen in bestimmtenLändern. Aber kann ich die An-greifer geografisch festmachen?Das ist die Hauptherausforderung:Wie stelle ich fest, wer hintereinem Angriff steckt? Vor allemwenn Verbrechergruppen Anony-misierungsnetzwerke missbrau-chen? Die Kooperation bei den

werden anhand realer Energieda-ten aus dem Stromnetz und vonmehreren Gebäuden Lösungenentwickelt, um die urbane Energie-erzeugung und den Energiever-brauch zu optimieren. Die Bewoh-ner des am Projekt teilnehmendenWohnhauses zeigten eine hohe Be-reitschaft, den Forschern ihre Ener-giedaten zur Verfügung zu stellen.Generell zeigen die Seestädter einehohe Affinität zum digitalen Aus-tausch. In über 50 selbst organi-

en für die B

ta spielt in der Stadt dbiet ist der digitale Wa

Das innovative Umfeld in der SeesTechnologie-Unternehmen unterschie

Guten – den Firmen und Behör-den – funktioniert oft nicht so gutwie bei der Gegenseite. KriminelleNetzwerke haben keine Ein-schränkungen, global zu kooperie-ren, vor allem keine rechtlichen.Cyberkriminalität ist ein Bereich,wo kein Land, keine Firma oderPolizei alleine kämpfen kann. Esbraucht Kooperation, weil jedereinen Puzzleteil sieht.

Auf welche Angriffe müssen sichFirmen vorbereiten? Aktuell istder „CEO Fraud“ beliebt, wo sichdie Betrüger als Chefs ausgeben.Man sieht hier stark, dass der

sierten Facebook-Gruppen kom-munizieren die Bewohner über denAlltag in der Seestadt. Auch ver-schiedene Bauträger bieten digitaleschwarze Bretter an.

Gemeinsam mit der Magistrats-direktion der Stadt Wien wird mo-mentan auch an einer SeestadtGrätzl-App gearbeitet. Die CIO derStadt Wien, Ulrike Huemer, zeigtsich erfreut: „Wir haben im Rah-men unserer Digitalen AgendaWien die Bürgerinnen und Bürger

edürfnisse

aspern Seestadt

er Zukunft eine wichndel bereits spürbar.

tadt ist ein Anziehungspunkt fürdlichster Größe. [ schreinerkastler.at]

Mensch eine große Schwachstellein der Cybersicherheit ist. Mankann durch Produkte und Strate-gien vieles schützen. Aber derMensch bleibt als Angriffsvektoranfällig und ist unter Umständendas schwächste Glied in der Kette.Der CEO Fraud ist ein schlimmesaber gutes Beispiel, wie man Men-schen manipulieren und beste-hende Kontrollen umgehen kann.

Aber Sie würden diesen Fallnicht als Cyberkriminalität imengeren Sinn sehen?Nein, hier ist der Anfang ein Tele-fonat mit verstellter Stimme, dann

gefragt, welche smarten App-Ser-vices sie gerne hätten. Vielfach istdabei der Wunsch nach einer loka-len Community- und Informations-plattform geäußert worden. Mitder wien 3420 und dem Seestadt-teilmanagement haben wir hervor-ragende Partner gefunden, um die-ses Projekt gemeinsam umzuset-zen.“ Nach einem Pilotbetrieb 2018soll die Grätzl-Appwienweit ausge-rollt werden.

Innovatives UmfeldDurch den Schwerpunkt auf Inno-vation und der Erforschung neuerTechnologien haben bereits zahl-reiche forschungsorientierte Un-ternehmen und Start-ups denStandort Seestadt für sich ent-deckt. So zum Beispiel SCL-SensorTech, die im Bereich IKT arbeitenund Messgeräte für die Erfor-schung von Nanostrukturen entwi-ckeln. Aber auch große Player ha-ben sich in der Seestadt angesie-delt: Atos, einer der weltweitführenden IT-Dienstleister, hat imNovember 2016 sein europäischesCompetence Center für Industrie4.0 im Technologiezentrum See-stadt eröffnet.

„Unternehmen aus verschiede-nen Branchen und unterschiedli-cher Größe finden in der Seestadtihr neues Zuhause. Sie profitierenvon einem innovativen Umfeldund von der Nähe zur sehr gutenBildungsinfrastruktur Wiens unddamit zu hoch qualifizierten Talen-

von morge

tige Rolle. In Wiens gr

vielleicht ein E-Mail. Das ist einklassischer Betrugsfall, nur ebenim Internet. Es gibt den Zusam-menhang mit der Cyberkriminali-tät, wenn Schadsoftware im Ein-satz ist oder das Unternehmen on-line ausgeforscht wird.

Inwiefern sollte den Firmen soein Betrugsfall zu denken geben?Für viele hoch entwickelte Cyber-kriminalitätsformen ist ein Betrugder Ausgangspunkt. Für die Fir-men heißt das: Bewusstseinsbil-dung der Mitarbeiter bis hinaufzum CEO. Oft wird das höhereManagement als Ziel ausgesucht,weil es mehr Möglichkeiten hat.Idealerweise muss man selbst ak-tiv werden, den professionellenFeind und sein Denken kennenund die Verteidigung anpassen.Cybersecurity ist keinesfalls nurein IT-Thema, sondern muss alleUnternehmensbereiche umfassen.

Und was bedeutet das für denStaat? Wie weit darf die Überwa-chung im Internet gehen?Auf der einen Seite braucht manstarke Möglichkeiten, um den Cy-berraum zu schützen. Anderer-seits werden dieselben Mittelmöglicherweise von Kriminellenmissbraucht. Ich habe ein absolu-tes Grundrecht auf Datenschutz.Ich habe aber auch eine gewisseErwartung an den Staat und dieErmittlungsbehörden, dass sieSchritte setzen, die wiederummei-ne Grundrechte schützen. Es isteine hochkomplexe Thematik, woes keine einfachen Antworten gibt.

„Wenn Sie heuteeine Serverattackestarten wollen, istGoogle IhrFreund“, sagt Cy-bercrime-ExpertePhilipp Amann.[ Katharina Roßboth]

II FORUM ALPBACH DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017

ten“, ist Gerhard Schuster, CEO derwien 3420, überzeugt. Insgesamthaben sich bereits 120 Betriebe imStadtentwicklungsgebiet niederge-lassen. Bis 2028 sollen so tausendeArbeitsplätze in der Seestadt ent-stehen.

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VERANSTALTUNG

Urban Data undder öffentliche Raum:Im Rahmen der Baukulturgesprächebeim Europäischen Forum Alpbachdiskutieren Benjamin de la Pena,Experte in Sachen Stadtplanungund Mobilität, sowie der Autor undStadtforscher Adam Greenfield un-ter der Moderation der MIT-For-scherin und OECD-Innovations-agentin Katja Schechtner über dieHerausforderungen an die Stadtpla-nung in Zeiten eines radikalen tech-nologischen Wandels.

Details zur Veranstaltung:

■ Donnerstag, 31. August 2017

■ 16.00 bis 17.00 Uhr

■ Erwin-Schrödinger-Saal,Alpbach, Tirol

■ Diskussion in englischer Sprache

■ Eröffnet wird das Panel vonGerhard Schuster, CEO der wien3420 aspern developement AG

DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017 FORUM ALPBACH III

Statt Menschen werden Strukturen geschütztProduktivität. Österreich ist für die Digitalisierung nicht gewappnet, meinenWirtschaftsexperten. Vor allemmangle es anqualifizierten IT-Fachkräften. Kurzfristig müsse man die aus dem Ausland holen, mittelfristig brauche es neue Studiengänge.

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3 Banken-Generali und Generali Versicherungtreten als starke Partner des EuropäischenForums in Alpbach auf

WESHALB WIR UNS IN ALPBACH ENGAGIEREN

- Eindrücke unserer Teilnehmer

Bereits zum 25. Mal findet dieses Jahr der 3 Ban-ken-Generali Wirtschaftsdialog statt. Top Speakersind Mag.a Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrauvon Niederösterreich, Prof. Dr. Günther Ofner, Vor-stand des Flughafen Wien, sowie der Politikwissen-schaftler Univ.-Prof Dr. Peter Filzmaier. Durch diespannenden Diskussionen zum diesjährigen The-ma „Europa – Wirtschaft – Arbeitsplätze“ führen Dr.Helmut Brandstätter und Dr. Dressler in gewohntpointierter und professioneller Manier.Wie in den vergangenen Jahren bietet sich die Ver-anstaltungsserie als optimale Plattform für den di-rekten Meinungsaustausch an. Alpbach ist ein Ortder Begegnung und bietet die Möglichkeit über

„Hier wird das echte Alpbach gelebt“.Markus Gruber, GPK Event- und Kommunikations-management GmbH

„Alpbach bedeutet: Interessante Begegnungen undGespräche, tolle Speaker und Formate sowie jedeMenge Food for Thought. Und das alles in der ganzbesonderen Atmosphäre eines Tiroler Bergdorfs.“Saskia Wallner, Ketchum Publico GmbH

„Heimische Unternehmen werden sich am Weltmarktnur dann durchsetzen, wenn sie mit ihren Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern die innovativsten und qualitativbesten Produkte herstellen. Dafür brauchen wir einen

WIRTSCHAFT29. – 31. Augustdiepresse.com/alpbach

Medien

VON ERICH KOCINA

„In Österreich haben wir die Tendenz, Jobszu schützen, und nicht Menschen“, sagtIHS-Chef Martin Kocher. Soll heißen, dassman Arbeitsplätze erhält, die nicht mehrzeitgemäß sind, statt Menschen dabei zuhelfen, sich an neue Ent-wicklungen anzupassen.„Aber genau das muss inunsere DNA hinein.“ Ge-rade im Bereich der Digi-talisierung habe Öster-reich Probleme, die an-gegangen werden müss-ten, ist der Tenor einer Breakout Session amMittwoch in der Hauptschule. „GeringeresProduktivitätswachstum trotz digitaler Re-volution? Schlussfolgerungen für Europa“,lautet der etwas sperrige Titel. Doch dahin-ter verbergen sich konkrete Probleme.

Vor allem den Fachkräftemangel sprichtUlrike Rabmer-Koller, Vizepräsidentin derWirtschaftskammer Österreich, an. „Wir ha-ben viele niedrig qualifizierte Arbeitslose.Bei der Digitalisierung wird das noch vielmehr – und das wird dramatisch, wenn wirdas Bildungssystem nicht ändern.“ Derzeit,sagt T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth, müs-se man in Osteuropa „wildern“, wie er esnennt, um an gut ausgebildete IT-Fachkräftezu kommen. Weil es in Österreich schlichtzu wenige Qualifizierte gibt. Gerade dann,wenn man IT als einen Bereich begreift, derein Abbild der gesamten Unternehmenskul-tur sein und der auch Geschäftsmodelle ent-wickeln soll. Es brauche, so Bierwirth, mehrStudiengänge in Österreich, die IT und dieUnternehmerseite verbinden.

Qualifizierte Ausländer ins Land holenDoch das, meint AUA-Chef Kay Kratky, wer-de einige Zeit dauern, bis man so aus eige-ner Kraft an heimische Arbeitskräfte komme– fünf bis zehn Jahre Minimum. Bis dahin„müssen wir sehr attraktive Arbeitsplätze ge-stalten, damit viele Ausländer kommen“.Und für die weitere Zukunft, sagt Rabmer-Koller, müsseman schon im Kindergartenal-ter das Interesse an Technik wecken. „InAsien gehen Kinder schon spielerisch mitder IT um.“

Dass man sich in der Arbeitswelt mitVeränderungen durch Digitalisierung ausei-nandersetzen muss, darüber herrscht jeden-falls Konsens. Die entscheidende Frage, dieja auch schon der Titel der Session nahelegt,ist, ob es dabei gelingt, Arbeitsplätze zu er-halten bzw. gleich viele oder sogar mehrneue zu schaffen. Bei der AUA, sagt Kratky,habe man in den vergangenen Jahren jeden-falls viel automatisiert – vom Check In bis

GESPRÄCHE

artner „Die Presse“

zur automatischen Erstellung von Flugplä-nen. „Die Leute, die früher Pläne gemachthaben, haben andere Aufgaben bekom-men.“ T-Mobile-Chef Bierwirth warnt aller-dings, dass der technologische Wandelschneller komme, als man ihn erwarte. „DerKorken der Digitalisierung beginnt, mit

enormer Kraft aus derFlasche zu fliegen.“ VieleUnternehmen seien abernoch nicht soweit undmüssten sich mit Dop-pelstrukturen herum-schlagen. „Technologi-sche Sprünge fühlen sich

heute spinnert an“, meint er. „Es werden da-durch sicher viele Arbeitsplätze verloren ge-hen“, vor allem imNiedriglohnbereich.

Da heimische IT-Fachkräfte noch Man-gelware sind, kann diese Entwicklung nega-tive Folgen für das Produktivitätswachstumhaben. So wie es generell einige Hemmnisse

Topthemen unserer Zeit mitzuaus erster Hand zu informieren

„ImMittelpunkt jeder erfolgreihung steht eine vertrauensvolle Kder Geldanlage geht es heute meration und den ehrlichen AustausBeratern und Anbietern. Denn nziele klar definiert, Lösungen pasund Konflikte vermieden werden.Martin Linsbichler, Franklin Tem

„Wie immer ist Alpbach - uGenerali Event - ein unerläßlichWer über die wichtigsten ThemMarktentwicklung informiert sekönnen will muss einfach dabei sAdam Lessing, Fidelity InvestmInternational

„Ich schätze die guten GesprAtmosphäre mit interessanten Tenug weg vom beruflichen Alltag uwichtigen Themen unserer Zeit.“Klaus Zentner, UBS Asset Man

für die Produktivität gebe, wie IHS-ChefMartin Kocher meint. Dazu gehören ihm zu-folge die Zurückhaltung bei Investitionen,zu wenig Wettbewerb in einigen Branchen,künstlich am Leben erhaltene, eigentlichnicht mehr wettbewerbsfähige Unterneh-

diskutieren und sich.

chen Geschäftsbezie-ooperation. Auch beihr denn je um Koope-ch zwischen Kunden,ur so können Anlage-sgenau geschneidert“pleton Investment

nd insbesondere daser Fixpunkt im Jahr:en für Strategie undin will und mitredenein.“ents

äche in sommerlicherilnehmern – weit ge-nd ganz nahe an den

agement

intellektuellen HÖsterreicherinneben, zur WeltspForum Alpbachdieses Anliegenzu diskutieren uzuzeigen.“mc Präsident M

rektor der Mün

Foto: Generali/Lukas Lorenz

men – die sogenannten „Zombiefirmen“.Außerdem, wie AUA-Chef Kratky ergänzt,dürfe man auch die politische Komponentenicht vergessen. „Was wir an Produktivitätschaffen, geht verloren durch eine falschverstandene Sozialpartnerschaft.“

ub für Forschung und Len und Österreichern diitze aufzuschließen. Dabietet eine hervorragendmit führenden Entschend Verbesserungsmög

ag. Gerhard Starsich,

ze Österreich

Themen am PuIdeen aus erstespannende Gesden machenAlpbach zu einfür UnternehmeschaftstreibendAlfred Leu, Gener

Diskussion über Produk-tivität: IHS-Chef MartinKocher, T-Mobile-ChefAndreas Bierwirth, AUA-Chef Kay Kratky, Wirt-schaftskammer-Vize-präsidentin Ulrike Rab-mer-Koller und Modera-torin Judith Hecht („DiePresse“).[ Maria Noisternig ]

hre, wo jungee Chance ha-s Europäischee Möglichkeit,idungsträgernlichkeiten auf-

Generaldi-

ls der Zeit,r Hand undprächsrun-das Forumem Hotspotr und Wirt-e.ali CEO

Breitband statt Kreisverkehrund Nägel mit KöpfenMinister Leichtfried (SPÖ) fordert vonHarald Mahrer, sich für Geld einzusetzen.

In Alpbach hatte Wirtschaftsminister HaraldMahrer (ÖVP) gefordert, Österreich müssezehn Milliarden Euro in die Hand nehmen,einen „Gigabit-Masterplan“ vorlegen unddie Breitbandinfrastruktur ausbauen. Mansolle Glasfaserkabel verlegen, statt Kreisver-kehre zu bauen, hatte er die Bürgermeisteraufgefordert.

Infrastrukturminister Jörg Leichtfried(SPÖ) begrüßt den Vorschlag: „Es ist erfreu-lich, dass die ÖVP, die damals die Breitband-milliarde verhindern wollte, nun zur Ver-nunft gekommen ist und erkennt, wie wich-tig schnelles Internet vor allem für die länd-lichen Regionen ist“, meinte er in einer Aus-sendung. Gleichzeitig forderte er Mahrerauf, „Nägel mit Köpfen“ zu machen und „beiFinanzminister Schelling für das nötige Bud-get zu sorgen“.

Gleichzeitig forderte Leichtfried, dassVorbereitungen für den neuen Mobilfunk-standard 5G getroffen werden – der gilt alsSchlüsseltechnologie: Der Standard ermög-licht schnellere Downloads und darüber hi-naus eine weit höhere Gerätedichte als derderzeitige LTE-Standard. 5G schafft die tech-nische Grundvoraussetzung für selbstfah-rende Autos, vernetzte Produktionsmaschi-nen und intelligente Haushaltsgeräte. (red.)

FINANZMARKTGESPRÄCHE31. 8. – 1. 9.

diepresse.com/alpbach

Kunst am Kontodes FiskusChristin Lahr schenkt täglicheinen Cent – und Karl Marx.

Im Mai 2009 ging der Spuk los.Tag für Tag langt seitdem aufdem Konto des deutschen Fi-nanzministeriums in Berlin einCent ein. Im Feld Verwen-dungszweck stehen, statt desüblichen Aktenzeichens, je 107Zeichen aus dem „Kapital“ vonKarl Marx. 43 Jahre soll das ins-gesamt dauern, dann ist dererste Band schriftlich überwie-sen und hat Eingang in die Ar-chive des Ministeriums gefun-den. Die Absenderin: ChristinLahr, eine Medien- und Ak-tionskünstlerin ausMünchen.

Mit ihrer Intervention„Macht Geschenke!“, die sie zurEröffnung der Finanzmarktge-

spräche in Alpbach vorstellt,will Lahr eine Wertedebatte an-stoßen und – erraten – den Ka-pitalismus kritisieren. Schondurch die Geste des Schenkensselbst, als einer unzeitgemäßen„Gegenbewegung zu einer Ge-sellschaft, die auf Expansionund Gewinnmaximierung fi-xiert ist“. Aber dass die in Leip-zig lehrende Professorin mit ih-rem – wenn auch homöopathi-schen – Beitrag mithelfen will,die Staatsschulden abzubauen,sollte auch Banker und Finanz-experten im Alpbacher Publi-kum für sie einnehmen.

Die Beamten in Berlin hatdie subtil-subversive Aktionfreilich genervt: Sie müssen je-den Eingang verbuchen, wasungleich mehr an Steuergeldkostet, als man ihnen schenkt.Für Lahr passt das durchaus insKonzept : Sie übe ja selbst Kritikdaran, dass wir „ständig Dingeausbaden müssen, die wir nichtverursacht haben“. Verhindernkann Schatzmeister Schäubleden unerbetenen Zufluss übri-gens nicht: Im Gegensatz zuAbbuchungen gibt es für Zu-flüsse auf ein Konto keinen Fil-ter. Sollte das Beispiel Schulemachen, könnte es die Verwal-tung lahm legen – als Sieg derKunst über das Kapital. (gau)

IV FORUM ALPBACH DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017

Norbert Zimmermann schätzt seine Tochter Sonja auch „für ihre markigen Ansagen. Sie tun gut!“ [ Katharina Roßboth ]

„Bitte nur keine Angst vor der Entscheidungsangst haben“Wandern und diskutieren. Der zweite „Talk auf der Alm“ in Alpbach stand unter demMotto: „Entscheide Dich! Schnell! Und richtig!“

20.000 Entscheidungen sind es, diewir täglich treffen, haben Münch-ner Hirnforscher ermittelt. Dochwie rational sind unsere Entschei-dungen? „Rationalität ist eine Illu-sion“, sagt Birgit U. Stetina von derSigmund Freud Privatuniversität.„Der Großteil wird emotional ent-schieden. Ich weiß, wir hätten esgern anders, da die Menschen Si-cherheit lieben.“ Stetina war eineder Diskutantinnen beim „Talk aufder Alm“ zu dem „Presse“-Ge-schäftsführer Rudolf Schwarz heu-er zum zweiten Mal begrüßte.Nach der gemeinsamen Wande-rung vom Congress Centrum nachInneralpbach ging es auf der Zirm-alm darum, wie es gelingt, auchunter schwierigen Bedingungenschnell und richtig zu entscheiden

Emotionale Sicherheit geben„Die Angst vor falschen Entschei-dungen nimmt zu. Man recher-chiert noch intensiver, was Ent-scheidungen noch schwierigermacht“, sagte Ralf-Wolfgang Lot-hert, Head of Corporate Affairs &Communication bei JTI. Das Ge-

genteil davon sei die „Hauruck-Start-up-Kultur“. Manager seiengefordert, für eine gemeinsameUnternehmenskultur zu sorgen.

Und für die nötige Kommuni-kation. Matthias Wechner, der alsGeschäftsführer die G4S SecureSolutions von einem hierarchi-schen in ein flach organisiertesUnternehmen gewandelt hatte,meinte: „Wichtig war, den Mitar-

beitern einen Raster und damiteine emotionale Sicherheit für Ent-scheidungen in ihrem täglichenArbeitsumfeld zu geben“. Und dassei eigentlich ein ewiger Prozess.

Denn, sagte Stetina, „Entschei-dungen bedeuten Stress. Und je-der Mensch reagiert in Stresssitua-tionen anders. Dessen muss mansich bewusst sein.“ Deshalb sei diebewusste Personalauswahl wich-

tig. Doch Oliver Suchocki (Sucho-cki Executive Search) relativiertedie Verlässlichkeit von Assess-ment-Centern: „Bei der Suchenach dem perfekten Mitarbeiterbauen wir scheinbare Sicherheitenauf.“ Viele der Testungen machtenletztlich nicht schlauer. „Wir müs-sen das Vertrauen haben, die rich-tige Personalentscheidung zu tref-fen. Das ist die Aufgabe der Füh-

rungskraft.“ Ebenso würden Algo-rithmen, die vermehrt zur Ent-scheidungsfindung herangezogenwerden, nur Scheinsicherheitenliefern, ergänzte Stetina.

Die 4-G-Formel beherzigenDie schlechteste Entscheidung, dieeine Führungskraft treffen könne,sagte der Sicherheitsberater undehemalige Chef der SondereinheitCobra, Wolfgang Bachler, sei, keineEntscheidung zu treffen: „Bitte nurkeine Angst vor der Entschei-dungsangst haben.“ Man müssesich vor einer Entscheidung dieFrage stellen, ob man mit der Kon-sequenz leben könne. Wichtig seiauch ein sauberer Vorbereitungs-prozess vor jeder Entscheidung.Der sei keine Frage der Intelligenz,sondern des Fleißes.

Und was macht letztlich ei-gentlich eine gute Entscheidungaus, fragte Moderator MichaelKöttritsch („Die Presse“) abschlie-ßend. Wolfgang Bachler fasste espointiert zusammen: „Es ist die4-G-Formel: gedacht – gewählt –getan – gelernt.“ (red.)

Den Abschied verschiebt man gerneGenerationenwechsel. Berndorf-Aufsichtsratschef Norbert Zimmermann und Noch-Rewe-ChefFrank Hensel wissen beide, wie schwer es ist, den Platz für die Nachfolgenden zu räumen.

VON JUDITH HECHT

Wie kann der Generationenwechselin einem Unternehmen gelingen?Und welche Unterschiede gibt esdabei zwischen einem manage-mentgeführten und einem Fami-lienunternehmen? Diese Fragenwurden gestern in einer BreakoutSession diskutiert, und zwarmit be-merkenswerter Offenheit.

Das lag wohl daran, dass so-wohl Norbert Zimmermann, derAufsichtsratsvorsitzende der Bern-dorf AG, als auch Frank Hensel,Chef von Rewe-International, ge-rade dabei sind, ihre Plätze für ihreNachfolger/in zu räumen. Und bei-den, das geben sie unumwundenzu, fällt der Abschied nicht leicht.

Frank Hensel hat fast 30 Jahrein der Rewe-Group verbracht, 2008hat er den Vorstandsvorsitz über-nommen. Im April 2018 über-nimmt Marcel Haraszti seine Auf-gabe. In den nun folgenden Mona-ten ist es ihm ein Anliegen, alleAgenden so gut wie möglich zuübergeben: „Mir ist klar, dass michdie Leute daran messen werden,wie ich meinen Übergang gestalte.Daran erinnern sich die Menschen.Was ich alles für das Unternehmengetan habe, ist nicht so wichtig“,sagt er nüchtern.

„Angst vor dem,was kommt“Wann hat der 68-Jährige das ersteMal daran gedacht, nicht noch malfünf Jahre anzuhängen? Ihn habestets motiviert, große wie kleineDinge zu bewegen. „Und wennman ehrlich ist, war es auch dieSucht nach Anerkennung. An denExit denkt man also nie und schiebtdas Thema Aufhören einfach nachhinten. Aber das ist gefährlich.Denn es wird immer schwieriger,sich zu motivieren. Das muss manerkennen.“ Aber auch das Leis-tungsvermögen lasse nach, mitRoutine könne man das nur be-grenzt wettmachen. Wenn mansich das eingestehe, dann beginneman, erstmals an die Übergabe zudenken – und schiebt den Zeit-punkt dafür trotzdem immer wie-der hinaus. „Man hat ja auch einbisschen Angst vor dem, waskommt. Aber das ist gefährlich.Denn imManagement kann es sehrschnell passieren, dass dann je-

WIRTSCHAFTSGESPRÄCHE29. – 31. Augustdiepresse.com/alpbach

Medienpartner „Die Presse“

mand anderer über deinen Abgangentscheidet. Und das ist keine gutePerspektive.“

Ein Szenario, das Norbert Zim-mermann nicht fürchten muss,schließlich ist Berndorf quasi einFamilienunternehmen. Allerdingssei seine Tochter Sonja – sie wirdnach ihm den Vorsitz im Aufsichts-

rat übernehmen – jemand, „dermarkige Ansagen machen kann.Und das tut gut“ , sagt er.

Für Norbert Zimmermann wares immer schon ein Traum, dassseine Tochter einmal ins Unterneh-men kommen könnte, aber längstkeine ausgemachte Sache: „Sonjawar kein angepasstes Kind, über-haupt nicht. Unglaublich eigenwil-lig und eigenständig. Sie hat ihreWanderjahre ganz alleine selbst be-stimmt.“ Klar sei für beide gewesen,dass sie ihren Weg machen solle,aber im väterlichen Unternehmen

immer willkommen sei. „Genausoist es gewesen. Und natürlich warich der glücklichste Mensch, dasssie Interesse gezeigt hat und bereitist, für das Unternehmen Verant-wortung zu übernehmen.“

Werteweltmuss sich gleichenSeit vielen Jahren ist Sonja Zimmer-mann nun Mitglied des Aufsichts-rats der Berndorf AG. Die Mitarbei-ter hätten auf sie unterschiedlichreagiert, sagt sie: „Einerseits gab esden väterlichen Geschäftsführer,der mir alles erklärt hat. Anderer-seits jene, die sich mal angeschauthaben, wie nachhaltig das ist. Siewaren zurecht kritisch. Im Endef-fekt war es aber nach einigen Jah-ren so, dass ich einen sehr gutenEinblick hatte.“ Probleme in derZusammenarbeit zwischen Vaterund Tochter gab es bisher – bis aufeinmal – nicht. Norbert Zimmer-mann hat dafür auch eine Erklä-rung: „Das ist nicht kitschig ge-meint, aber wir haben in unsererWertehaltung null Differenzen, dasist das allerwichtigste. Wäre dasnicht so, hätten wir es beide nichtgemacht. Spielt die Wertewelt vonjung und alt nicht zusammen, dann

kracht es.“ Bei aller Harmonie warda jedoch diese eine Situation, dieNorbert Zimmermann sehr gefor-dert hat. Als er seine Tochter daraufansprach, dass es doch langsameinmal an der Zeit wäre, dass sievon ihmden Vorsitz imAufsichtsratübernehmen soll, „schaute sie mirtief in die Augen und sagte: Ja, aberdann gehst Du aus dem Aufsichts-rat raus.“ Er habe einige Zeit ge-braucht, um die deutlichen Worteseiner Tochter zu verdauen, aberletztlich erkannt: „Sie hat völligrecht. Wenn ich als alter Tatterernoch weiter im Aufsichtsrat herum-sitze und meine Meldungen abge-be, dann passt das nicht.“

Hensel hört die Worte Zimmer-manns und schmunzelt. Auch fürihn sei die Übergabephase anfäng-lich „unheimlich schwierig gewe-sen“. Dabei ist er überzeugt, dassHaraszti der richtige Mann für denJob ist. „Aber mittlerweile habenwir es gut hingekriegt. Trotzdem istdieser Abschied mit keinem derbisher erlebten vergleichbar.“ Ganzmuss sich Hensel von Rewe aller-dings nicht verabschieden. Erwechselt in den Aufsichtsrat desKonzerns.

Gemeinsam wandern (l.), miteinander diskutieren (r.): Moderator Michael Köttritsch, Ex-Cobra-Chef Wolfgang Bachler, G4S-Chef Mat-thias Wechner, Executive-Searcher Oliver Suchocki, Psychologie-Professorin Birgit Stetina und Ralf-Wolfgang Lothert (JTI). [ C. Hohlrieder ]

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Der Fokus auf die Details:Alpbach in GroßaufnahmeFotorätsel. Bilder, bei denenman ein zweites Mal schauenmuss, wo sie entstanden. Eine Rätselrallye durch das Dorf.

VON KATHARINA ROSSBOTH

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst und dasist? Sei es nun kopfüber, hölzern, inaktiv,verschlossen, haarig, abgekühlt oder flach.Jedes Jahr aufs Neue stellt sich die Frage:Was hat sich in Alpbach verändert, was istneu – und was vielleicht noch gänzlich un-bemerkt? Dabei sind es vor allem die großenDinge, die sofort ins Auge stechen. Zwei Krä-ne vor einer Baustelle, die beim vergange-nen Forum noch nicht da standen. Ein neu-es Geschäft, in dem man bisher noch nichteingekauft hat. Oder eine Bäckerei, in derman sich zum ersten Mal eine Semmelgönnt. Doch wer ein paar Tage oder gar Wo-chen aufmerksam durch das Dorf der Den-

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ker spaziert, wird auch scheinbar unwesent-liche Einzelheiten entdecken. Die kleinenDetails, an denen man so oft einfach vorbei-geht, ohne sie zu bemerken. Die aber alle fürsich eine eigene Ästhetik haben. Wir habenuns auf eine Entdeckungsreise begeben aufder Suche nach solchen Elementen.

Ob Neuling im Blumendorf, Einwohneroder Alpbachspezialist, ziehen Sie Bilanz Ih-res Aufenthaltes und enträtseln Sie, was wirgefunden haben – und wo im Ort die Fotoswohl geschossen wurden. Vielleicht ist Ih-nen das eine oder andere davon ohnehinschon aufgefallen. Und wenn nicht, viel-leicht ist es ja eine Inspiration, sich selbst einBild zu machen. Auf der nächsten Seite gibtes die Auflösung. Gutes Gelingen!

DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017 FORUM ALPBACH V

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4) Die Liebesschlösser umschließen den Hahn desTrinkwasserbrunnens vis a vis der Postalm.

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5) Der Kopf zeigt Alexander „Atti“ Auer, einen Fo-rums-Mitbegründer, hinter dem Congress Centrum.

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6) Der Tennisplatz gegenüber des Congress Cent-rums darf nicht umrundet werden. Absturzgefahr.

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ommende Nationalratswahl wird richtungrichterstattung, ausführliche Reportagene Kommentare bieten wir Ihnen umfassen zu machen. „Die Presse“ – erste Wahl b

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7) Eine unbenutzte Küchenspüle vor dem Böglerhofwartet auf Anschluss. [ Fotos: Katharina Roßboth ]

1) Kuhcartoons hinterm Congress Centrum, von Gerhard Haderer ge-staltet, machen auf den Preisdruck in der Landwirtschaft aufmerksam.

2) Der Bügeltisch samt Ausstattung ist Teil einer Kunstperformanceim Congress Centrummit dem Titel „Ironing“ von Peter Kozek.

3) Diese charakteristischen Barhocker mit Kuhfellbezug gehören zuralpinen Ausstattung der Postalm.

Auflösung: Vom Detail in die TotalansichtFotorätsel. Kühe als Cartoons, ein Bügeltisch im Congress Centrum oder der Kopf von einem der Mitbegründer desForums Alpbach – aus dieser Perspektive hat man die Motive der Rätselrallye vermutlich schon einmal gesehen.

VI FORUM ALPBACH DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017

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e.com – Wir schreiben seit 1848

DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017 FORUM ALPBACH VII

Alpbach wird kleiner, die Strecke nieRadfahren.Mountainbiken ist in den Tiroler Bergen naturgemäß ziemlich anstrengend. Schonallein für den Ausblick aufs Tal und darüber hinweg lohnt es sich aber.

Streckenlänge:

Höhendi˜erenz:

13,6 km

684 m

Grafik: „Die Presse“ · PW

Alpbach

Zottahof

Rossmoos

Thalerhof

Gratlspitz1895 m

Schatzberg1898 m

1 km

Start

VON BENEDIKT KOMMENDA

Dass die Tiroler Bergwelt nicht soflach ist wie die netten Panorama-karten von Alpbach, die in den ört-lichen Quartieren im A3-Formataufliegen, ist ja wohl klar. Dass dieErhebungen in der 3-D-Ansichtharmloser aussehen, als sie sind,kann man sich auch leicht ausma-len. Wie steil es aber in der Naturwirklich bergauf geht, überraschtdenn doch noch einmal – vor al-lem dann, wenn man auf einemFahrrad sitzt und schwitzt.

Ich habe mich für die Moun-tainbike-Route 308 zur Sieglbichl-alm entschieden. Sie führt durchsZentrum von Alpbach, sodass einEinstieg leicht zu finden ist; sie ist(größtenteils) eine Rundtour unddamit feiner als eine Fahrt hin undzurück über dieselbe Strecke; undder Zeitbedarf wird in der offiziel-len Beschreibung mit zwei Stun-den angegeben – die Ausfahrtpasst also in dieMittagspause.

Starten wir beim CongressCentrum. Wir folgen der Dorfstra-ße bergauf bis zur Dorferbachbrü-cke, wo ein weißer Pfeil auf blau-em Grund nach links weist. DasMountainbike-Piktogramm in Rotneben dem Pfeil steht für „mittel“.

Mit dem E-Bike geht’s leichterDanke, denke ich mir, und finde esschwer genug, während ein etwasälterer Herr genüsslich mit einemE-Bike an mir vorbeizieht. Das istnatürlich eine Option für Alpbach-Besucher, die mit dem Rad in dieHöhe kommen möchten, aber sichdie Plackerei nicht antun wollenoder können. Ganz locker ist dieStrecke allerdings auch mit Motor-Unterstützung nicht zu fahren.Doch davon später.

Spitzkehre um Spitzkehre gehtes also bergauf. Die Jausenstatio-nen Zottahof und Oberthaler kom-men, noch deutlich vor der Hälftedes Anstiegs, für eine Stärkung fastzu früh: Man könnte geneigt sein,umzukehren. Das ist aber nicht derZweck der Aktion; es heißt weiter-fahren und Alpbach immer kleinerwerden sehen – sehr im Gegensatzzur verbleibenden Strecke, dienicht enden zu wollen scheint.

Tatsächlich beträgt der Höhen-unterschied vom Start auf rund1000 Metern Seehöhe bis zumhöchsten Punkt knapp 700 Meter;

verteilt auf eine Strecke von 6,5 Ki-lometern sind das mehr als zehnProzent Steigung. Die – freilich we-sentlich längere – GroßglocknerHochalpenstraße steigt im Durch-schnitt nicht stärker an, sondern et-was schwächer. Während Profis al-lerdings die Asphaltstrecke überden Hauptkamm der Hohen Tau-ern mit dem Rennrad fahren, un-ternehme ich meine Ausfahrt mitdem Mountainbike samt kleinem

Kettenblatt vorne und großem Rit-zel hinten. Das macht das Treten,um nicht zu sagen: Strampelnleichter. Ein Rennrad würde sichauf dem groben Untergrund, derbald nach dem Oberthaler einsetzt,ohnehin gar nicht gutmachen.

Auf 1450 Höhenmetern gibtmir ein kleines Denkmal den will-kommenen Anlass, eine kurze Ver-schnaufpause einzulegen: Überres-te eines US-Langstreckenbombers,

der am 25. Dezember 1944 vomsüditalienischen San PancrazioRichtung Hall in Tirol fliegend überdem Hösljoch abgeschossen wur-de. Die zehnköpfige Crew überleb-te dank Fallschirmen.

Wo ist die Sieglbichlalm?Mich erreicht indes ein Anruf, derdringender ist und länger dauert,als mir lieb ist: So viel Pause hätteich auch wieder nicht gebraucht.Umso beherzter lege ich dann dieverbleibenden 200 Höhenmeterzurück. Oben angekommen, labeich mich an der Aussicht über daswinzige Alpbach und das großeAlpbachtal. Mehr gibt es an dieserStelle nicht: Die Sieglbichl-alm ist alles, nur keine Jausensta-tion, und angesichts der fortge-schrittenen Zeit kommt ein Besuchdes nicht mehr fernen Schatzberg-hauses nicht in Frage.

Egal, auch das war nicht derZweck der Aktion. Ab sofort geht esnur noch bergab, ein erstes, ganzkurzes Stück richtig steil. Das ist dieStelle, an der ungeübte Radler aufeinem E-Bike besonders aufpassensollten. Durch den Wald fahre ichim Zickzack bergab bis zum Obe-ren Höhenweg, der über Rossmooszurück zur Dorferbachbrücke führt.Nach zwei Stunden erscheint Alp-bach wieder imMaßstab 1:1.

Es geht bergauf: Beim Feuerwehrhaus beginnt das Ausrücken zum alpinen Einsatz. [ Katharina Roßboth ]

„Wir könnten 80 Prozent der Privatautos problemlos einsparen“Urbanität. Die Stadtforscherin Katja Schechtner, die amMIT in den USA forscht, mahnt die Diskussion darüber ein, wie Technologien in der Stadt-entwicklung eingesetzt werden sollen: „Weil jetzt die Grundlagen gelegt werden.“ Und sie sagt: In Österreich fehlen die nötigen Experten.

BAUKULTURGESPRÄCHE31. 8. – 1. 9.

diepresse.com/alpbach

Werden Roboter unsere Städteplanen, bauen und regieren? Undwelche Rolle sollen Technologienspielen? „Wir müssen diese The-men jetzt diskutieren und jetzthinkriegen“, sagt Katja Schechtner,„weil jetzt die Grundlagen gelegtwerden.“ Die Österreicherin, dieam Massachusetts Institute of

Technology (MIT) forscht und ander TU Wien als Gastprofessorinlehrt, vermisst diesen Diskurs inÖsterreich. Die Diskussion überDigitalisierung und neue Techno-logien werde von der „naiven Hoff-nung getragen, dass alles leichterwird“, sagt sie. Deshalb hat sie sichmit Benjamin de la Pena (Depart-ment of Transportation Seattle)

und Autor Adam Greenfield(„Against the Smart City“) zwei Ex-perten nach Alpbach eingeladen,die Widerspruch versprechen –und zeigen, was Fantasie ist undwas heute schonmöglich ist.

Schon heute könnten Compu-ter aus Google-Streetview-Bildernauslesen, wie hoch die Kriminali-tät in einem bestimmten Stadtvier-tel ist oder wie häufig Geschlechts-krankheiten vorkommen – ganzohne auf personenbezogene Datenzuzugreifen. „Das ist gut, weil manaufgrund dessen schnell eingreifenkann.“ Doch der Computer sagenicht wie. Das sei eine gesell-schaftliche und eine politischeEntscheidung, ob man mehr Poli-zei in den Stadtteil schicke oderdie öffentliche Gesundheitsversor-gung verbessere.

Oder: Anhand der Art der Be-triebssysteme, mit denen sichMenschen ins Netz einwählen, lie-ßen sich Aussagen darüber treffen,wie reich eine Gegend sei, sagt

Schechtner. Viele iPads oderiPhones würden auf eine reiche,viele Android-Telefone auf eine är-mere Gegend hinweisen. Dochman solle „nicht irgendeinen Algo-rithmus dumm einsetzen“, sonstmüsste man glauben, Jakarta sei

besonders reich. Im Gegenteil:Dort waren viele gebrauchte Tele-fone etwa aus der Ö3-Handy-Sam-melaktion gelandet.

Für die grüne Ampel bezahlenViele Stadtplaner und Architektenhätten auch keine Ahnung, wasneue Technologien in Hinblick aufdie urbane Mobilität bedeuten, istdie Stadtforscherin überzeugt, diein Wien, Paris und New York Ar-chitektur studiert hat. Privatautosetwa würden 94 Prozent der Zeitunbenutzt herumstehen. Mit Ein-satz von Technologie könne man„80 Prozent der Privatautos pro-blemlos einsparen“ und mit Car-Sharing die Menschen trotzdeman ihr Ziel bringen. „Was glaubenSie, wie viel Verkehrsflächen wiranders nutzen könnten?“

Oder die Technologie werdeanders genutzt. So zum Beispiel:Autos wählen sich ins Ampelsys-tem ein, und gegen einen kleinenBetrag springt die Ampel auf grün.

Es sei eben jetzt die Zeit, politischeEntscheidungen zu treffen.

Allerdings mangle es in Öster-reich – im Vergleich zu den anglo-amerikanischen Ländern – nocham Verständnis. „Was fehlt“, sagtSchechtner, „sind Menschen, diesowohl tiefes Fachwissen in meh-reren Sparten, als auch den nöti-gen Überblick über die verfügba-ren Technologien haben.“ Andersformuliert: Es gebe Aufholbedarf inSachen Interdisziplinarität. Wennsie in Wien Lehrveranstaltungenfür Informatiker und Architektenanbiete, gebe es kaum Echo. In denUSA hingegen könne der Hörsaalnicht groß genug sein. (mhk)

Stadtforscherin Katja Schechtner disku-

tiert heute über Urban Data. [ Katharina Roßboth ]

TWEETS DES TAGES

Eins muss ichnoch sagen: dieDame in der Bä-ckerei mit ihrem

Dolby-Surround-Kühlschrankist hier mein |happyplace|EFA17@haenhaen

Be comfortable to be uncom-fortable. Advice how to changethe status quo by @bernie_roth|efa17@lennrtsty

„Mi treibt heit nix mehr in aHemd“ |efa17@schm0ne

Prof. | Benassy-Quere at|efa17: German and Frenchideas on |eurozone will neverconverge, but a bargain is pos-sible.@WolfgangEichert

Was mir dieses Jahr auffällt: Diebesten Gespräche, mit demwertvollsten Input hatte ichdieses Jahr bis auf 1 Ausnahmemit Frauen |efa17@_schwindelfrei_

hände waschen nach wc-be-such? hier noch nicht ganzdurchgesetzt... please alwayswash your hands after using therestrooms! |hygiene |efa17@tgoiser

Frauen mit riesigen Frisurensollten bei Vorträgen und Pan-els hinten sitzen. -.- |efa17@nurArium

Die Leute, die einen immerdrauf anreden wie gut manDeutsch spricht |efa17@lsommer_

Vermeidung des Mindestlohnsdurch unbezahlte Praktika ist inden allermeisten Fällen ein-klagbar (und eine Frechheit)@igwien |efa17@KRogenhofer

Alpbach ist, wenn alle vom Hal-lenbad heim gehen, aber derMahrer erst Richtung Hallen-bad pilgert. |efa17@er_za_ar

Nach |efa17 zurück im |Mo-nopol Büro. Wo man in der Kü-che schon mal genauer definie-ren muss, ob man jetzt Influen-cer oder Influenzameint <3@MMeergraf

VERANSTALTUNG

Heute, Donnerstag, 16 Uhr, diskutiertKatja Schechtner (MIT) mit Benjamin dela Pena (Department of TransportationSeattle) und Autor Adam Greenfield über„Urban Data und der öffentliche Raum“(Erwin-Schrödinger-Saal).

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