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5 MMW-Fortschr. Med. Nr. 17 / 2012 (154. Jg.) BLICKDIAGNOSE Junger Mann mit linksseitigem Unterbauchschmerz Divertikulitis? Appendizitis? Ein 36-jähriger Mann stellte sich mit persistie- renden, diffusen linksseitigen Unterbauch- schmerzen in der internistischen Rettungsstelle unseres Hauses vor. Gleichzeitig berichtete er von Diarrhöen und einer erschwerten Miktion. _ Die klinischen Laborparameter, wie auch die initiale klinische Untersuchung waren bis auf starke abdominelle linksseitige Unterbauchschmerzen unauffällig. Eine Abdo- mensonografie zeigte im Bereich des maximalen Schmerz- punktes im linken Unterbauch eine von der Kolonwand nach kranial ziehende kleine echoarme ovaläre Läsion so- wie echoreich imbibiertes Fettgewebe (Abbildung A, wei- ßer Pfeil) mit vermehrten Gefäßsignalen im Doppler (nicht abgebildet). Trotz des fehlenden sonografischen Nachweises eines Divertikels wurde bei initialem Verdacht auf eine Diver- tikulitis eine Computertomografie des Abdomens durchge- führt. Hier fand sich eine kurzstreckige Wandverdickung im descendosigmoidalen Übergang mit Nachweis einer fokalen länglichen fettäquivalenten Läsion mit umgebender Fett- gewebsimbibierung und geringer umgebender Flüssigkeit ohne Hinweis auf eine akute Perforation oder eine perifo- kale Abszessbildung (Abbildung B [axial], C [koronar] und D [sagittal], weiße Pfeile). Korrelierend zur Sonografie zeigte sich kein Divertikelnachweis. Es wurde der Verdacht auf eine Appen- dicitis epiploica gestellt und die Entscheidung zur weiterführenden konservativen Therapie getroffen. Der Patient erhielt eine antibiotische Therapie für fünf Tage und wurde dann bei subjektiver Besserung der Beschwerden und ohne Infektzeichen in die ambulante Weiterbehand- lung entlassen. Bei der Appendicitis epiploica handelt es sich um eine Entzündung der, umgeben von viszeralem Peritoneum, frei endenden Fettanhängsel (so genannte Appendices epiploicae) die sich entlang der Taenia libera und Taenia omentalis des Kolons finden. Meist verursacht eine Torsion mit daraus resultierender Thrombose und Gangrän die akute Entzün- dung. In der Regel ist die Appendicitis epiploica selbst limitierend, die Dia- gnose wird in der Akutsituation meist mittels Sonografie oder Compu- tertomografie gestellt; Laborwerte sind zumeist unauffällig. Wichtigste Differenzialdiagnose gerade bei älteren Patienten ist die Divertikulits. Keywords: epiploitic appendicitis Dr. Christian Grieser 1 , Dr. Nadine Thieme 1 , Dr. Undine Gerlach 2 , PD Dr. Timm Denecke 1 Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, 1 Klinik für Radiologie, 2 Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplan- tationschirurgie Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin Stellen Sie uns Ihren Fall vor. Bei Veröffentlichung erhalten Sie 100 Euro! [email protected] © D. Grieser/N. Thieme/U. Gerlach/T. Denecke

Divertikulitis? Appendizitis?

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Page 1: Divertikulitis? Appendizitis?

5MMW-Fortschr. Med. Nr. 17 / 2012 (154. Jg.)

BLICKDIAGNOSE

Junger Mann mit linksseitigem Unterbauchschmerz

Divertikulitis? Appendizitis?Ein 36-jähriger Mann stellte sich mit persistie-renden, diffusen linksseitigen Unterbauch-schmerzen in der internistischen Rettungsstelle unseres Hauses vor. Gleichzeitig berichtete er von Diarrhöen und einer erschwerten Miktion.

_ Die klinischen Laborparameter, wie auch die initiale klinische Untersuchung waren bis auf starke abdominelle linksseitige Unterbauchschmerzen unauffällig. Eine Abdo-mensonografie zeigte im Bereich des maximalen Schmerz-punktes im linken Unterbauch eine von der Kolonwand nach kranial ziehende kleine echoarme ovaläre Läsion so-wie echoreich imbibiertes Fettgewebe (Abbildung A, wei-ßer Pfeil) mit vermehrten Gefäßsignalen im Doppler (nicht abgebildet). Trotz des fehlenden sonografischen Nachweises eines Divertikels wurde bei initialem Verdacht auf eine Diver-tikulitis eine Computertomografie des Abdomens durchge-führt. Hier fand sich eine kurzstreckige Wandverdickung im descendosigmoidalen Übergang mit Nachweis einer fokalen länglichen fettäquivalenten Läsion mit umgebender Fett-gewebsimbibierung und geringer umgebender Flüssigkeit ohne Hinweis auf eine akute Perforation oder eine perifo-kale Abszessbildung (Abbildung B [axial], C [koronar] und D [sagittal], weiße Pfeile). Korrelierend zur Sonografie zeigte

sich kein Divertikelnachweis. Es wurde der Verdacht auf eine Appen-dicitis epiploica gestellt und die Entscheidung zur weiterführenden konservativen Therapie getroffen. Der Patient erhielt eine antibiotische Therapie für fünf Tage und wurde dann bei subjektiver Besserung der Beschwerden und ohne Infektzeichen in die ambulante Weiterbehand-lung entlassen.

Bei der Appendicitis epiploica handelt es sich um eine Entzündung der, umgeben von viszeralem Peritoneum, frei endenden Fettanhängsel (so genannte Appendices epiploicae) die sich entlang der Taenia libera und Taenia omentalis des Kolons finden. Meist verursacht eine Torsion mit daraus resultierender Thrombose und Gangrän die akute Entzün-dung. In der Regel ist die Appendicitis epiploica selbst limitierend, die Dia-gnose wird in der Akutsituation meist mittels Sonografie oder Compu-tertomografie gestellt; Laborwerte sind zumeist unauffällig. Wichtigste Differenzialdiagnose gerade bei älteren Patienten ist die Divertikulits.

Keywords: epiploitic appendicitis

■ Dr. Christian Grieser1, Dr. Nadine Thieme1, Dr. Undine Gerlach2, PD Dr. Timm Denecke1

Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, 1Klinik für Radiologie, 2 Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplan-tationschirurgie Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin

Stellen Sie uns Ihren Fall vor.

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