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Drachme, Dirhem, Taler, Pfund Geld und Währungen in der Geschichte Von den Anfängen bis zum EURO Eine Auswahl aus dem MoneyMuseum.com

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Drachme, Dirhem,Taler, Pfund

Geld und Währungen in der GeschichteVon den Anfängen bis zum EURO

Eine Auswahl aus dem MoneyMuseum.com

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Der Alte Orient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Die Geburt der Münze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Die Drachme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Der Denar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Der Solidus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Dinar und Dirhem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Der Pfennig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Groschen und Taler – die großen Silbermünzen . . . . . . 35

Florin und Goldgulden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Holländischer Gulden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Maria-Theresia-Taler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Spanischer Peso . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Der Franken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Pound Sterling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Der US-Dollar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Der EURO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

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Vorwort

Können Sie sich vorstellen, ohne das rasselnde Kleingeld in Ihrer Tasche auszukommen? Werden unsere Urenkel nie mehrein Geldstück in der Hand halten? An der Schwelle zum dritten Jahrtausend nach Christi Geburt sieht es aus, als ent-materialisiere sich das Geld zunehmend. Ursprünglich bestandGeld aus Grundstoffen wie Muscheln, Kupfer, Silber und Gold,dann während 2000 Jahren aus Münzen und nach Einführungder Banknoten im 19. Jahrhundert auch aus Papier. Heute um-faßt es Kreditkarten, Schecks, Konten, auf Chips gespeicherteLeuchtzeichen und Bonuscoupons wie Flugmeilengutschriften.Die neueste Zeit kennt – ähnlich wie die primitiven Tauschsyste-me – unterschiedliche, sich überlappende Geldsysteme. Münzen werden nur noch für kleine Beträge gebraucht. Die Frage: »Nehmen Sie Kreditkarten?« beim Einkauf wird abgelöst durchdie Frage: »Nehmen Sie Bargeld?« Die Münze, lange Zeit dergreifbare und sichtbare Inbegriff von Geld, wird immer wenigergebraucht.

Die 2500jährige Geschichte der Münze geht zu Ende. Die Be-deutung des Geldes ändert sich. Der Fokus verlagert sich vomWarenwert (Münze) zum Geld als Tauschversprechen. Jede Epoche schafft Geldsysteme, die ihren Bedürfnissen und tech-nischen Möglichkeiten entsprechen. Um das Heute und dasMorgen zu verstehen, ist es wichtig, das Gestern zu kennen.

»Münzen erzählen Geschichten. Sie sind Mittel zum Zweck,aber auch in Schönheit und Bedeutung eigenständige Objekte.Die griechischen Münzkleinode aus Sizilien sind die Picassosdes Altertums.« Leo Mildenberg

Das Moneymuseum verbindet Münzen und Karten mit Texten, anhand deren Sie die Geschichte der Menschheit seit den Anfängen des Geldes durchlaufen können. Münzensammeln bedeutet das Gedächtnis der Kultur bewahren. Auf einer Münzeverbinden sich Wirtschaft, Politik und Kunst auf dichtestemRaum. Das Moneymuseum zeigt Ihnen die schönsten und aus-sagekräftigsten Stücke aus der Münzgeschichte, Kleinode aus der Vergangenheit, die unserer Gegenwart zugrunde liegen.

Jürg Conzett»Direktor« Moneymuseumwww.moneymuseum.com

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Der Alte Orient

Frühe Reiche in Mesopotamien

Ähnlich wie Ägypten war Mesopotamien – künstliche Bewässerung vorausgesetzt – ge-nügend fruchtbar, um eine dichte Bevölkerung zuernähren. Das zeitigte nicht nur die Erfindung derSchöpfräder, des Kanalbaus, der Schrift bei denkulturell bahnbrechenden Sumerern, sondernauch die Schaffung staatlicher Organisationen.Diese bildeten sich zunächst in der Form von Stadtstaaten, dann in Reichsgründungen mitdem Zweck, die ganze damals bekannte Weltzwischen Persischem Golf und Mittelmeer von einem Zentrum aus – Akkad, dann Ur undschließlich Babylon – zu regieren. So entstanddie fatale Idee der Weltherrschaft.

Halys

Euphrat

Tigris

Wan-SeeUrmia-See

Gaza

Tyros

Qatna

Karaman

Konya

Tarsus

Ankara Hattussa

Gordion Kanesch

Kaiserije

Ebla

Aleppo

Karkemisch

Chagar/Bazar

Nusaybin

Ninive

Malazgirt

Mari

Hit Sippar

Agade? Der

BabylonKisch

Nippur

Uruk

Ur

Eridu

Umma

Susa

Hamadan

Kermanschah Sialk

Tepe Hissar

Ashur

Eshunna

Arbail

Rawandiz

Ugarit

Byblos

Palmyra

Klein-asien

Ägypten

Syrien

A n a t o l i e n

E l a m

Me s o p o t a m

i e n

Kilikien

H e t h i t e r

A m o r i t e n

Mittelmeer

Meer

Kaspisches

PersischerGolf

Schwarzes Meer

frühere Küstenlinie

frühe sumerische Besiedlung

Akkadenreich um 2360–2230 v. Chr.

3. Reich Ur um 2112–2004 v. Chr.

Hammurabi-Reich um 1700 v. Chr.

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Tontafel mit Wirtschaftstext aus der Zeit

Hammurabis von Babylon (um 1750 v. Chr.)

Das griechische Wort für schreiben bedeutet»einritzen«. Der Grund dafür liegt in der Geschichte der Schrift. Die älteste Schrift, diegegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. in der lehmreichen Tiefebene von Mesopotamien (heute Irak) entwickelt wurde, war die Keilschrift:Man schrieb, indem man schräg gestutzte Griffelin feuchten Ton drückte, was keilförmige Zeichenhinterließ. Neben Mesopotamien war es nurÄgypten, wo Schriftzeichen (Hieroglyphen) ge-schrieben wurden. Keilschrift und Hieroglyphensind die ältesten Schriftsysteme der Menschheit.Beide bestanden aus Hunderten von Zeichenund wurden nur von einer kleinen, gebildeten Elite von Schreibern beherrscht.

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Die Geburt der Münze

Das Perserreich 525–331 v. Chr.

Das Perserreich war das imposanteste Weltreichvor jenem der Römer. Es vereinigte unter der relativ toleranten Herrschaft des Großkönigs dieverschiedensten Völker. Über die Provinzen waren Satrapen (Statthalter) gesetzt, die selb-ständig regierten, allerdings durch geheimeAgenten (»Augen und Ohren des Großkönigs«)kontrolliert wurden. Straßen verbesserten denReichszusammenhalt. Auf der Königsstraße verkehrte die erste Post der Weltgeschichte, freilich nur im Dienst des Staates.

Persische Königsstraße

Cyrene

Alexandria

Memphis

Gaza

Sardis Dina

GordiumMazaca

Harran

Susa

Kabul

Babylon

Arbela

Ninive

Byzanz

AlexandrettaAntiochia

SidonTyre

Kaspisches Meer

Schwarzes Meer

Arabisches Meer

Persischer Golf

Aralsee

Mittelmeer

Griechenland

Syrien

Lydien

Arabien

Medien

Elam

Oxus

Indus

Tigris

Euphrat

Perserreich 550–331 v. Chr.

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Goldstater, 8.08 g, von Sardis, Krösus,

König von Lydien (561–546 v. Chr.)

Von dem Augenblick an, da sich der Mensch vom Selbstversorger zum Händler entwickelt hatte,brauchte er ein anerkanntes Zahlungsmittel, um erarbeitete Überschüsse wertbeständig auf-zuheben und bei Bedarf einzutauschen. Nur Metallkonnte diese Rolle übernehmen: Bratspieße (Obole), Beile, Barren und später Münzen ausGold und Silber. Krösus ließ ganz am Anfang seiner Regierungs-zeit 561 v. Chr. Münzen aus Gold und aus Silberschlagen an Stelle der Mischung Elektrum undführte damit das erste Bimetall-System der Weltein, das bis ins 20. Jahrhundert verwendet wurde.Der Name Stater geht auf das griechische Wortfür »Gewicht« zurück, das beim Abwägen ge-braucht wurde, um die Waage im Gleichgewichtzu halten. Stater gibt es in unterschiedlichen Gewichten, immer aber ist es die höchste Deno-mination einer Münzserie. Das Löwensymbol auf der Vorderseite der Münze deutet darauf hin, daß Krösus große politische Absichten hatte. Aber politischer Sieger wurde das Perserreich.Die Bedeutung dieser mehr als 2500 Jahre alten Münze liegt darin, daß sie das erste System von freien und offenen Märkten ermöglichte. Daraus entstand die Kultur der Antike rund um das Mittelmeer.

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Eine Art von Geld gab es wohl schon vor Tausenden von Jahren. Die ältesten heute bekannten Aufzeichnungen stammen von Tontafeln aus dem Alten Orient: meistens sind es Quittungen, welche eine Transaktion aufzeichneten. Eine Art Bankensystem gab es somit bereits im Alten Orient. Neu an der griechisch-lydischen Prägung von Mün-zen im 6. Jahrhundert v. Chr. war aber, daß Barren mitgleichmäßigem Gewicht, nützlicher Größe und mit einemStempel, der für Gewicht und Metallgehalt garantierte, eingeführt wurden. Dies war eine revolutionäre Erneuerung:es ermöglichte dem Handel, Münzen zu zählen an Stelle des zeitintensiven Abwägens und Einschätzen von Metall-barren. Nun stand der Handel auch Leuten offen, die keineWaage besaßen. Die Erfindung der Münze war der Kataly-sator für die wirtschaftliche Revolution im 6. Jahrhundertv. Chr. Der Schritt vom bloßen Tauschhandel zur Wirtschaftwar getan.

1/3 Stater, Silber, 3.45 g, Sardis, Krösus,

König von Lydien (561–546 v. Chr.)

Waren Goldmünzen vor allem für Fernhandel, Geschenkeund Sold bestimmt, stellten Silbermünzen Handelsobjektedar. Diese Münze war aber kaum für den alltäglichen Marktbestimmt, wo man eher Kleinsilber oder Kupfer brauchte: In Kyzikos gab es 1/96 als kleinste Stückelung des Staters. Die kleinasiatischen Griechen gerieten zunehmend unterden Handels- und Machtbereich der Lydier, dem sich nurdie größte Stadt der Griechen, Milet, entziehen konnte.Aber die Lydier verehrten die Griechen, Sardis besaß grie-chisches Gepräge. Dieses freundliche Panorama verwan-delte sich kurz nach dem Prägen dieser Münze schlagartig:Kyros, der persische Emporkömmling, baute sein Reich aus. Der babylonische Herrscher, der lydische König Krösusund die Griechen schlossen sich gegen Kyros zusammen.Aber es kam anders. Nicht Krösus, sondern Kyros siegte.Das lydische Reich ist verloren, die kleinasiatischen Grie-chen kommen unter persische Herrschaft. Damit begannder lange Hader zwischen den Griechen und den Persern,der erst durch die berühmten Schlachten von Marathon undSalamis (479 v. Chr.) entschieden wurde.

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Die Drachme

Die Perserkriege 490–448 v. Chr.

Geographisch gesehen, wäre Europa ein Teil Asiens. Es sind denn auch vom riesigen Kontinentaus immer wieder – durch die Einfälle der Hun-nen, Mongolen und anderer asiatischen Stämme– Versuche ausgegangen, das kleine, ausge-franste Westende der unförmigen Landmasse Asien auch politisch anzugleichen. Die Griechenhaben das heute noch erwähnenswerte kriege-rische Verdienst, gleich den ersten Versuch derVereinnahmung durch die Perser durch genialeSchlachten bei Marathon und Salamis abzu-wehren.

I l lyr ienMakedonien

Thessal ien

Ä to l ien

Achaia

Euböa

Lakonien

Att ika

Kykladen

Boö t ien

Lokr is

Chalkid ike

Epirus

Thrakien

Mysien

Kar ien

Ionien

Lydien

Lemnos

AthenSalamisMarathon

Lar issa

Byzanz

Pel la

Argos

Sardes

Ephesos

Mi le t

Abydos

AbderaWeg des Heeres von Xerxes

Weg der Flottevon Mardonius492 v.Chr.

480 v.Chr.

Rhodos

Lesbos

Chios

Naxos

Kythera

IONISCHES

MEER

ÄGÄ ISCHES

MEER

MARMARAMEER

Persisches Reich 497 v. Chr.

Persische Eroberung 492 v. Chr.

Neutrale und propersische Staaten

Griechische Verbündete

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Tetradrachme, Silber, 17.2 g,

Athen, um 455 v. Chr.

Dies ist die erste große Handelsmünze der Welt.Die »Eulen«, wie man sie wegen des stets gleich-bleibenden Münzbildes nannte, wurden von 510v. Chr. bis 38 v. Chr. geprägt. Die Eule war dasAttribut der Stadtgöttin Athene, der Göttin derWeisheit. Weitaus die größte Anzahl dieser Mün-zen wurde um die Mitte des 5. Jahrhunderts ge-prägt, als die griechischen Städte der DelischenLiga Tributzahlungen von 5000 Talenten an Athensenden mußten. Diese Tributzahlungen wurdenvor allem für den Bau des Parthenon und anderergroßer Bauwerke verwendet. In einer kurzen Zeit-spanne von 20 Jahren, unter Perikles, erlebteAthen eine Blüte, und diese Zeit wird noch heuteals das »Goldene Zeitalter« bezeichnet. Vielleichtdiente gerade diese Münze zur Bezahlung derAkropolis. Ihre große Verbreitung verdankt sieauch dem Silbervorkommen in den Minen vonLaurion, außerhalb Athens. Der PeloponnesischeKrieg war ursprünglich eine Art Steuerrevolte gegen diese Hegemonie Athens und entwickeltesich zu einem Kampf um die Vorherrschaft in Griechenland, in dem schließlich Athen 404v. Chr. Sparta unterlag.

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Dekadrachmon, Silber, 43.3 g,

von Syrakus, Sizilien, 405 v. Chr.

Als Sparta Athen besiegt hatte, waren die griechischen Städte wieder frei, selbst Münzenzu prägen. Städte und Stempelschneider wett-eiferten um die schönsten Münzen. Die bestenKünstler lebten in Sizilien. Syrakus war durch die Lage mit dem großennatürlichen Hafen, offen nach Griechenland, prädestiniert, die führende Macht Siziliens zuwerden. Sie war von Korinth in einem der erstenKolonialzüge um 730 v. Chr. gegründet worden,wobei die Münzprägung um 520 v. Chr. einsetzte.Das Zehn-Drachmen Stück wurde vor allem zurBezahlung von Söldnern gebraucht, die ihrenLohn erst nach dem erfolgreichen Abschluß ihres Vertrages ausbezahlt erhielten. Ein Deka-drachmon entsprach etwa einem Monatslohn. Diese Münze wurde vom berühmten Stempel-schneider Kimon angefertigt und zeigt Arethusa,die Quellnymphe von Syrakus. Nur die berühm-testen Künstler der damaligen Zeit signierten ihreWerke. Der Delphin unter dem Halsabschnittträgt die Signatur: Kimon. Kimons Werk, in weni-gen Jahren und ausschließlich in Syrakus verwirklicht, ist in der Frische, der Erfindung undMeisterschaft des Stempelschnitts einzigartig.Die Arethusa-Darstellungen von Kimon und seinem Zeitgenossen Euainetos hatten eine wei-te und langdauernde Nachwirkung auf die gesamte griechische Münzprägung.

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Stater, Silber, 12.2 g, von Elis,

Olympia, ca. 363–343 v. Chr.

FA auf der Hinterseite der Münze bedeutet Faleion = Münze der Eleer. Die Eleer waren dasVolk, Elis die Gegend auf dem Peloponnes, wodie Olympischen Spiele durchgeführt wurden.Die Olympiade war eines der wichtigsten Ereig-nisse der Zeit, selbst Kriege legten eine Pauseein. Elis prägte diese Münzen nur zur Zeit derSpiele, und sie sind daher mit unseren Schützen-talern vergleichbar. Siegereintragungen in Olym-pia sind ab dem Jahre 776 v. Chr. bekannt, unddie Spiele wurden bis 393 n. Chr. durchgeführt.Im Jahre 1894 wurden sie erstmals wieder inAthen eingeführt und gehören heute zu den wich-tigsten Sportveranstaltungen der Welt. Der wunderbar ausgearbeitete Zeus-Kopf auf derVorderseite hatte mit seinem Stil einen großenEinfluß auf die gesamte spätere Münzprägung.So ließen sich z. B. Philip II. und Alexander in die-sem Stil darstellen.

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Kaspisches Meer

SchwarzesMeer

Indischer Ozean

MittelmeerArbela

Persepolis

Alexandria

Alexandria

Memphis

Tyros

Gaza

Byzanz

Syrakus

Rom

Tarent

Kyrene

Karthago

Herat

Babylon

GordionSardes

Philippi

Sparta

ZypernKreta

Sardinien

Sizilien

Ägypten Arabien

Numidien

Italien

Thrakien

Libyen

Iberia

Indien

Syrien

ArmenienBaktrien

Parthien

Nil

Euphrat

Tigris

Oxus

Indu

s

Grenze des Alexander-Reiches323 v.Chr.

Machtbereich Karthagos

Das Alexander-Reich

Nachdem Alexander den Osten der ihm be-kannten Welt erobert hatte, schien ihm mit demin Aussicht genommenen Westfeldzug die Weltherrschaft bevorzustehen. Denn nur von Kar-thago war strategisch organisierter Widerstandzu erwarten, während Rom noch auf Leben und Tod gegen seine nächsten Nachbarn zustreiten hatte. Doch auch wenn der Unbesieg-bare nicht bereits mit 33 Jahren gestorben wäre,hätte seine Weltherrschaft kaum funktioniert. Es gab inneren Widerstand. Seine makedoni-schen Krieger empörten sich, weil er sie zwang,persische Gattinnen und Satrapen als Berateranzunehmen, ohne die das fremde Riesenreichfreilich nicht zu regieren war.

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Tetradrachme, Silber, 17,1 g, Alexander III.,

König von Makedonien (336 –323 v. Chr),

Münzstätte Memphis in Ägypten

Alexander der Große eroberte von 334–331v. Chr. das gesamte Perserreich und Ägypten. Alser 323 v. Chr. in Babylon starb, gehörte die ganze antike Welt bis nach Indien zu seinem Reich.Unter Alexander wurde Griechisch die Welt-sprache, in seinem Weltreich wurde seine Münzezur Weltwährung.Die Vorderseite zeigt Alexander in Gestalt des Herakles, immense Kraft symbolisierend. Auf derHinterseite Zeus mit Adler sowie die BezeichnungAlexandroy Basileos (König Alexander). Die Münze zeigt den Herrschaftsanspruch Alexandersund wurde in riesiger Auflage geprägt. War eineneue Stadt eingenommen, wurde deren Silber-vorrat in den Tempeln zu Münzen umgeprägt, hier in der ägyptischen Stadt Memphis (die Rose neben Zeus ist das Münzzeichen für Memphis).Dadurch vergrößerte sich der Geldumlauf im Reichextrem stark und regte damit den Handel an. Obwohl Alexanders Regierungszeit bloße 13 Jahredauerte, gab er Griechenland seinen Glanz zurück wie kein anderer Grieche vor ihm.

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Stater, Gold, 8.6 g,

Philip II.,

König von Makedonien (359–336 v. Chr.)

Ein schönes Porträt von Alexander dem Großenin der Gestalt des Apollo. Dieses Exemplar soll ein Jahr vor dem Tode Alexanders geprägtworden sein. Schon Philip II. ließ Millionen sol-cher Goldstatere für Diplomatie und militärischeZwecke prägen. Sie wurden bis weit nach demTode Alexanders weitergeprägt und waren so beliebt, daß sie selbst von den Kelten in großerZahl kopiert wurden.

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Der Denar

Roms Aufstieg zur Weltmacht

Mit der in den Punischen Kriegen erkämpften See-herrschaft erreichte Rom, daß die antike Kultur, diebisher nur im Orient und am östlichen Mittelmeer geblüht hatte, sich rund ums Mittelmeer verbreitete.Mit Pompeius’ Feldzug im Osten (66–63 v. Chr.) begann eine Reihe von Eroberungskriegen, in denenes dem jeweiligen General nicht nur um fremdes Territorium ging, sondern vor allem um die Bildung einer starken Armee, welche die uneingeschränkteMacht in Rom selbst erzwingen sollte. Die Aspirantender Alleinherrschaft, Pompeius, Crassus und Cäsar,gründeten 60 v. Chr. das 1. Triumvirat. Doch mit sei-ner Eroberung Galliens erwarb sich Cäsar nicht nurein siegesbewußtes Heer; er brachte die mediterraneKultur, namentlich das Latein, das zu Französischwurde, in noch wenig kultivierte nördlichereGegenden; er wurde damit ein erster Baumeister Europas.

RomNorba

Karthago

Alexandria

Jerusalem

Damaskus

Athen

Byzanz

Cyrene

Numidien

Hispanien

Ägypten

Palästina

Daker

Thrakien

Makedonien

Germanien

Gallien

Mauretanien

Parther-reich

Italien

Mittelmeer

Atlantischer Ozean

Schwarzes Meer

Donau

Rhein Oder

Elbe

Ebro

Dnjepr

Donau

Seine

Das Römische Reich zu Beginn der Bürgerkriege 133 v. Chr.

Erwerbungen bis zum Abschluß des 1. Triumvirats(60 v. Chr.)

Erwerbungen bis zum Tode Cäsars (44 v. Chr.)

Von Rom abhängige Staaten

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Denar, Silber, 4.5 g,

211 v. Chr., Römische Republik

Der silberne Denar ist kurz vor 211 v. Chr. einge-führt worden. Wichtig ist, daß der Denar Bezugnahm auf das Bronzegeld-System Roms: das »X«links vom Kopf der Roma bedeutet 10 As. Denarhieß auf lateinisch »Zehner«. Der Silberdenarwurde gebraucht, um die Söldner für ihre Kriegs-dienste zu zahlen; und diese hatten keine Ver-wendung für Kupfergeld. Der Denar war von ähn-lichem Gewicht wie die griechische Drachme.Die Münze zeigt die Stadtgöttin Roms (immer mitHelm) mit der Wertangabe X (= 10 As) auf derVorderseite; auf der Rückseite zum ersten Malauf römischen Münzen: der Schriftzug ROMA.

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Denar, März 44 v. Chr., Silber, 3.7 g,

C. Julius Cäsar (48–44 v. Chr.)

Die Wirtschaft Roms litt unter der Rezession. Es herrschteBürgerkrieg. Roms korrupter Senat war nur an Privilegien undHandelsmonopolen interessiert. In dieser Situation galt JuliusCäsar als Mann des Volkes. Cäsar führte wichtige Reformendurch, z. B. die Limitierung des Zinssatzes auf 12%, um daseinfache Volk vor Wucherern zu schützen. Nach Julius Cäsarwurde der siebte Monat des Jahres Juli genannt.Diese Münze wurde wenige Tage vor seiner Ermordung ge-prägt. Auf der Vorderseite sehen wir den Schriftzug »Cäsar –Dict Perpetuo« = Diktator auf Lebzeit. Cäsar war der ersteMensch, der sein eigenes Porträt auf die Vorderseite des De-nars schlagen ließ. Damit verletzte er das religiöse Tabu, dasdie alten Griechen bis zu den Römern daran hinderte, dasAbbild eines Sterblichen auf einer Münze zu verewigen. Esverriet seine Absicht, König zu werden, und war wahrschein-lich der Grund für seine Ermordung.Diese Münze zeigt auch den Einsatz des geprägten Geldeszu Werbezwecken: Millionen dieser Cäsar-Denaren wurdenin kurzer Zeit geprägt, um seine Herrschaft überall kundzu-tun. Die Hastigkeit der Münzprägung kommt im Porträt Cäsars deutlich zum Ausdruck. Münzen übernahmen dieFunktion eines Massenmediums, welches der analpha-betischen Masse der Bevölkerung die neueste politische Entwicklung vermittelte.

Rom benutzte ursprünglich Kupferstücke nach Gewicht alsGeld. Später waren es gegossene Kupfermünzen für den Inlandmarkt und griechische Silbermünzen für den Fernhan-del. Dieses System brach während des Chaos des ZweitenPunischen Krieges zusammen. An dessen Stelle kam der silberne Denar. Im 2. Jahrhundert n. Chr. war der römischeSilberdenar vom Schwarzen Meer bis Britannien und vonNordafrika bis an die Donau gültiges Zahlungsmittel – einGültigkeitsbereich, der weitaus größer war als jener des heu-tigen EURO. Der Denar überlebte als Münze bis zur großen Inflation im 3. Jahrhundert nach Christus, lebte aber als Namebis in die moderne Zeit im Penny (Bezeichnung »d« auf engli-schen Münzen), im französischen Denier, deutschen Pfennigund italienischen Denaro weiter.

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Antonian (doppelter Denar), Silber, 5.1 g,

Caracalla (198–217 n. Chr.)

Die politische und wirtschaftliche Krise des 3. Jahrhunderts beeinflußte auch das Münzwesen.Kaiser Caracalla wollte der Geldknappheit RomsHerr werden, indem er einen doppelten Denarprägen ließ, der aber nur 50% mehr Silber hatteals der einfache Denar. Die große Inflation wegender immensen Kriegsausgaben hatte die Staats-kasse geleert. Deshalb verlieh er allen Einwoh-nern des Reiches das römische Bürgerrecht, wassich zur Steuereinziehung als nützlich erwies. Caracalla hieß in Wirklichkeit Antonius Pius, wieauf der Münzvorderseite angeschrieben. Nach ihmwurde diese neue Münze »Antonian« genannt.Wohl profitierte die Regierung während wenigerJahre von dieser Reform, längerfristig aber vertrieb sie den echten Denar als Geldmittel,nachdem dieser während 400 Jahren den Münz-standard gebildet hatte.

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24

Der Solidus

Byzanz 565 n. Chr.

Abendländisch zentrierte Geschichtsschreibungläßt die Antike mit dem Untergang des West-römischen Reiches 476 n. Chr. enden. Das Ost-römische oder Byzantinische Reich aber über-dauerte fast das ganze Mittelalter (bis 1453). Freilich wurde seine stattliche Größe, die es 628unter Kaiser Justinian – durch Rückeroberungwestlicher, an Goten und Wandalen verlorenerGebiete – erreicht hatte, bald wieder von denLangobarden und dann von den Arabern reduziert.

S c h w a r z e s M e e r

R o t e s Me e r

M i t t e l m e e r

A T L A N T I K

Reich zu Beginn der Herrschaft Justinians 527 nach Chr.

Rückeroberungen durch Justinian

Konstantinopel

Donau

Tigris

Euphrat

Nil

Cherson

Petra

Antiochia

Ancyra

Damaskus

Alexandria

AthenSyrakusKarthago

Tripolis

Rom

RavennaMarseille

Cordoba

ZYPERNKRETA

SIZILIEN

KORSIKA

SARDINIENBALEAREN

RHODOS

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25

Constantin I., 307–337, Solidus, Gold,

4.45 g, aus dem Jahre 314, Prägeort Trier

Der Wechsel des Machtzentrums von Rom nach Konstantinopel ist auf dieser Münze doku-mentiert: Die Rückseite dieses frühen Solidus aus dem Jahre 314 zeigt die Göttin Roma, wie sie dem Herrscher von Constantinopel den Globus überreicht.

Das Byzantinische Kaiserreich dauerte über tau-send Jahre. 330 n. Chr. verlegt Kaiser Constantindie Hauptstadt nach Byzanz, das nach ihm, demAlleinherrscher, Constantinopel genannt wird. Bis1453, als die Stadt von den Osmanen unter Mohammed II. erobert wird, ist Byzanz Schutzwallder Christen gegen den Islam und Verbindungs-glied zwischen Okzident und Orient. Antike, Orient und frühes Christentum vereinigen sich inder byzantinischen Kunst. Aus der Bewahrunggriechisch-römischen Kulturguts in Byzanz wird im15. Jahrhundert die Renaissance angeregt. Die byzantinische Währung, der Solidus, wurdezum Verbindungsglied zwischen der Währungs-ordnung der Antike und derjenigen des Mittel-alters, da diese Goldmünze, unter anderem Na-men und in anderer Feinheit, bis ins 14. Jahrhun-dert geprägt wurde. Ursprünglich kopierten dieBarbaren den Gold-Solidus, später den Drittel-Solidus oder Tremissis. Wegen der arabischen Er-oberung des größten Teils des Mittelmeerbeckenstrocknete der Goldnachschub allmählich aus, undSilber wurde zum vorherrschenden Münzmetall.Gold kam zwar im 13. Jahrhundert nochmals starkauf (arabische Goldmünzen in Spanien, Goldmün-zen in Unteritalien, später in Oberitalien), aber diegroßen Schätze aus der Neuen Welt verändertenschließlich die Münzlandschaft Europas für immer.

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26

Solidus, Gold, 4.4 g, Constantinopel, 705,

Justinian II. (2. Regierung 705–711)

Diese Münze aus dem Jahre 705 ist wichtig, weilhier zum ersten Mal das Bildnis Christi auf dieVorderseite einer Münze gesetzt wurde. Der Kai-ser erscheint auf der Rückseite der Münze; erläßt sich offiziell als Diener Christi darstellen.Dies ist auch ein Zeichen der geistigen Abwen-dung von einem chaotischen Diesseits und der Hinwendung zum Jenseits.Justinian II. wurde 685 Kaiser im Alter von 16Jahren. Mit den Arabern verständigte er sich aufeine gemeinsame Verwaltung von Zypern, Armenien und Georgien. Das früher von den Slawen eroberte Makedonien gewann er für dasByzantinische Reich zurück. Sein Traum war es, das römische Gesamtreich wiederherzustel-len. Wegen seiner harten Finanzpolitik kam es695 zu einer Revolte. Justinian II. wurde die Naseabgeschnitten, er selber auf die Halbinsel Krimverbannt. Er kam 705 nach Constantinopelzurück und wurde zum zweiten Mal Kaiser. DieseMünze stammt aus dieser zweiten Regierungs-zeit. Aber schon 711 brach wiederum eine Revol-te aus, in der die kaiserliche Familie ihr Endefand.

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Dinar und Dirhem

Die Ausbreitung des Islam um 700 n. Chr.

Die von Mohammed gestiftete nationalistische Religiondes Islam machte aus den zerstrittenen Arabern ein Welt-eroberervolk, das mit seinem »Heiligen Krieg« um so leichteres Spiel hatte, als die bestehenden Mächte nachder Völkerwanderung nicht mehr stark waren. Die ent-scheidenden Siege über Ostrom wurden unter den vierersten Kalifen, Abu Bakr, Omar, Othmann und Ali, errun-gen. Das arabische Weltreich kam viel rascher zustandeund wurde noch größer als das römische, zerfiel allerdingsauch schneller. Fast von Anfang an stritten sich zwei Dynastien, die derOmaijaden, die durch Aischa, Abu Bakrs Tochter und Mohammeds Lieblingsfrau, ins Kalifat gelangt war, und dieFamilie der Abbasiden, die von Ali und Fatima, Cousinund Tochter Mohammeds, abstammte. Die Abbasiden,lange unterlegen, ihre Anhänger als Sekte (Schiiten) verfemt, stürzten um 750 die Omaijaden, rotteten sie ausbis auf den Zweig, der in Cordoba überlebte. In Bagdad etablierten sich die Abbasiden als grausame,Harun al Raschid auch als glanzvoller Herrscher.

Karthago

Tripolis

Alexandria

Kairo

Konstantinopel Tarsus

Damaskus

Jerusalem

Medina

Mekka

Bagdad

Sus

Suhat

Hijr

Nishapur

Täbris

ErzurumKabul

Bukhara

Derbent

Toulouse

Toledo

Gibraltar

Ausdehnung unter Abu Bakr (632–634)

Reich unter Mohammed

Ausdehung unter Omar (634–644),Othmann (644–656) und Ali (656–661)Ausdehnung des Kalifats der Omaijaden(661–750)

Mittelmeer

Rotes Meer

Arab

ische

s Meer

Schwarzes Meer

Kaspisches

Meer

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Bis ins 6. Jahrhundert waren die Araber zerstrit-ten und für die übrige Welt politisch bedeutungs-los. Die verschiedenen von Scheichs angeführtenStämme waren Beduinen (Nomaden), die nur die semitische Sprache, Sitte und in Mekka dasHeiligtum der Kaaba gemeinsam hatten. Im 7. Jahrhundert erlangten die Araber aber plötzlichEinigkeit und Weltgeltung durch den Religions-stifter Mohammed. Seine Nachfolger lenkten dieLust am Heiligen Krieg auf die umliegenden Länder und förderten damit die nationale Einheitund den Herrschaftsanspruch der Araber. Der Dinar wurde die überall anerkannte Goldmünze,der Dirhem die Silberwährung der islamischenLänder.

Mohammed

Mohammed wurde 570 in Mekka als Hirtenknabegeboren, wurde durch Heirat mit seiner Dienst-herrin zum reichen Kaufmann, der die Welt, auchdas Judentum und das Christentum, kennen-lernte. Im Monat Ramadan 610 erschien ihm derEngel Gabriel mit dem Auftrag, Allah, den einen,unsichtbaren Gott, zu verkünden. Seine Frauglaubte sogleich an ihn, ebenso sein Cousin Ali.Doch die Mehrheit der Stadtbevölkerung lehnteihn ab. 622 floh Mohammed in die zweitwich-tigste Stadt Medina. Seine Flucht, die Hedschra,datiert den Beginn der muslimischen Zeitrech-nung. Zehn Jahre später starb er.

Kalifen

Schriftlich wurde Mohammeds Lehre erst unterseinen Nachfolgern im Koran festgehalten. DerKernsatz seines Glaubensbekenntnisses betontden Monotheismus: »Es gibt keinen Gott außerAllah, und Mohammed ist sein Prophet.« Moham-med hatte seine Nachfolge aber nicht geregelt.Nach Beduinenart wählten die Stammführer sei-nen Schwiergervater Abu Bakr zum ersten Kali-fen (Nachfolger). Mit dieser Wahl triumphierteAbu Bakrs Tochter Aischa, die zwanzigjährigeWitwe Mohammeds, über dessen Tochter Fatima, die mit seinem Cousin Ali verheiratet war.

656 wurde Ali doch noch zum Kalifen gewählt,aber 661 bereits ermordet von Aischas Familie, der Sippe der Omaijaden. Aus diesem Bürgerkriegentwickelte sich eine religiöse Spaltung, die bisheute bestehen blieb: Die Anhänger der Omaija-den verehrten neben dem Koran auch die Sunna,das Buch der ersten vier Kalifen, und bezeichnensich deshalb als Sunniten, während die Schiiten,die Partei (arabisch Schia) des Ali, nur den Korananerkannten.

Ausbreitung

Der Siegeszug der Moslems erklärt sich aus ihrer Bereitschaft, für ihren Glauben freudig denMärtyrertod zu sterben, und aus ihrer Bedürfnis-losigkeit. So wiegt ein Moslem hundert Anders-gäubige auf. Dies Muster galt Jahrhunderte lang.Nach dem Untergang des Römischen Reiches wardie westliche Welt zerrissen. Dies ermöglichte eine schnelle Ausdehnung des arabischen Macht-bereiches entlang der Küsten Nordafrikas über Gibraltar nach Spanien. Während in Europa das römische Münzwesen zerfallen und lokal zersplittert war, schuf die arabische Welt ein eige-nes Währungssystem. Damit begegnete sie wirkungsvoll dem von Byzanz erlassenen Handels-embargo und baute einen Gegenpol zum byzan-tinischen Solidus auf. 750 Jahre lang war diesesstabile Währungssystem ein Eckpfeiler der blühen-den arabischen Wirtschaft und Kultur.

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Marokko

West-Sahara

Algerien

Mauretanien

Senegal

Guinea

Tunesien

Libyen

NigerMali

Nigeria

Ägypten

SudanTschad

SierraLeone

Somalia

Äthiopien

Tansania

Eritrea

Komoren

Malediven

Atlantischer Ozean Indischer Ozean

Jemen

OmanIndien

Iran

Rußland

China

Philippinen

BruneiMalaysia

Kirgisien

Indonesien

Syrien

Turk- menistanTürkei

Kasachstan

IrakAfgha-nistan

Paki-stan

Saudi-Arabien

Vorwiegend muslimisches Land

Starke muslimische Minderheit

Mekka

Die islamische Welt heute

Der Islam, deutsch: »Ergebung in Gottes Willen«,hat sich vor allem in jenem Teil der Erde durch-gesetzt, der wie das arabische Ursprungsland anWüsten und Steppen reich ist, d. h. in Ländern,die klimatisch oft kaum etwas anderes als Er-gebenheit zulassen. Diese Länder haben keineRenaissance, keine Reformation und, abgesehenvon einigen modernistischen und laizistischen

Reformversuchen (nach 1900), keine Aufklärungerlebt. In jüngster Zeit ist jedenfalls mit der Ab-neigung gegen westliche Lebensart eine funda-mentalistische Besinnung auf die eigene Identitätangebrochen, die in Pakistan, Saudi-Arabien,Ägypten, Libyen, Algerien und Irak panislamischeBestrebungen mit sunnitischem, in Iran mit schii-tischem Herrschaftsanspruch hervorgebracht hat.

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30

Dirhem, Silber, 2.77 g,

711 n. Chr., von Abarshar

Abgeleitet von der Drachme des persischen Sassanidenreiches, wurde der Dirhem zur Silber-währung des arabischen Münzsystems. Als Rechnungseinheit wurde er schon 632, kurz nachMohammeds Tod, eingeführt. Die ersten realen Silberdirhems ließ der 5. Omaijaden-Kalif Abd alMalik prägen. In seiner Münzreform (695/96) setzte er das islamische Verbot, Gott und seineGeschöpfe bildlich darzustellen, auch für dasMünzbild durch. Diese Münze ist eine der ersten,die nach der Reform geprägt wurden. Die Vorderseite trägt die Inschrift, die auf allen islami-schen Münzen wiederkehrt: »Es gibt keinen Gott außer Allah. Er hat keinen Genossen.« DerRevers trägt ebenfalls eine religiöse Inschrift.Randlegenden nennen Prägeort und -jahr. Abd al Maliks Dirhem verbreitete sich im ganzenKalifat von Baktrien bis Spanien und wurde in vielen Münzstätten geprägt. Seine größte Ver-breitung erlebte er 800–1012. Die BezeichnungDirhem lebt heute noch im arabischen Raum in den Währungen Marokkos und der VereinigtenArabischen Emirate.

Dinar, Gold, Abbaside

Der Dinar, abgeleitet vom römischen Denarius aureus, ist der Name für die Goldwährung des is-lamischen Münzsystems.

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Der Pfennig

Das Frankenreich der Karolinger

um 800 n. Chr.

Der berühmteste Frankenherrscher, Karl der Große, mehrte seine Macht, indem er das Chri-stentum verbreitete. Gegenüber den Sachsen war dies eine überaus kriegerische Mission. Im Jahre 800 gab ihm der hilfsbedürftige Papst Leo III. den Titel des römischen Kaisers, der immernoch großes Ansehen verlieh. Karls Reich war freilich mit dem Römischen nicht zu vergleichen; es war arm an verkehrsgünstigen Wasserstraßenund von drei Gebirgen, Alpen, Vogesen und Pyrenäen, zerschnitten, was keine florierende Geld-wirtschaft erlaubte. Es war aber doch eine Vereinigung romanisch-germanischer Völker, ausderen rivalisierendem Zusammenspiel Europa hervorgehen sollte.

Limoges Clermont

Ponthion

Aachen

Herstal

Ingelheim

Frankfurt

Straßburg

Salzburg

Mailand

Rom

Hamburg

Haithabu

Magdeburg

Regensburg

Würzburg

Nimwegen

TrierQuierzy Attigny

DiedenhofenParis

Barcelona

Arles

Lyon

Wien

Tortosa

BRETAGNE

KÖNIGREICH ASTURIEN

OMAIJADEN-KALIFAT

NEUSTRIEN

ALEMANNIEN

AUSTRASIEN

BAYERN

BURGUND

PROVENCEKÖNIGREICH DER LANGOBARDEN

AQUITANIEN

SACHSEN

FRIESLAND

BRETONISCHEMARK

SPANISCHEMARK

OSTMARK

MARK THÜRINGEN

BÖHMEN

MARK SACHSENWILZEN

ABODRITEN

SORBEN

KÄRNTEN

FRIAUL

ISTRIEN

VENEDIG

PANNONIEN

KÖNIGREICH DERAWAREN

FRANKEN

fränkisches Gebiet 714

Ausdehnung des Reichs 814

Marken (Grenzländer)

fränkischer Königssitz

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32

Pfennig, Karl der Große, 1.72 g,

von Mailand, 800 n. Chr.

Der Pfennig ist der Nachfolger des Denars. Pfennig, englisch Penny, sind germanische Ent-sprechungen für die lateinische Bezeichnung denarius. Das d auf den englischen Kupferpennieszeugt heute noch von dieser Verbindung. DasMünzwesen in der karolingischen Verwaltung warzentralistisch aufgebaut, wobei die flächendecken-de Versorgung mit Münzen mehrere Münzstättenerforderte. Hier im Kranz zu lesen: Mediol (Mai-land). In der Mitte das Karolus-Monogramm. Aufder Rückseite der Münze als Umschrift: »CarlusRex Fr« (Karl, König der Franken) mit dem christli-chen Kreuz. Auf ein Pfund kamen 20 Schillinge zu je 12 Pfennige, und diese Münzordnung blieb lange Zeit bestehen, in England sogar bis ins 20. Jahrhundert.

Im frühen Mittelalter war es in unserer Gegend für eine ausgedehnte Geldwirtschaft immer nochzu früh. Erst die Entwicklung von der Natural-wirtschaft zu einer mehr städtischen Gesellschaftmit Messen und Märkten belebte Handel undGeldwesen neu. Mit der Ausdehnung der deutsch-germanischen Herrschaft über das riesige Gebiet des einstigen Römerreiches kamen dieGold- und Silberschätze vergangener Kulturen in die Hände neuer Herren. Fruchtbar wurde das tote Metall aber erst, als es als Geld in einen lebendigen Umlauf gebracht wurde. Dieser Ent-wicklung hat Karl der Große (768–814) entscheidende Impulse gegeben. Karl der Großeeinigte Europa zum Heiligen Römischen ReichDeutscher Nation und legte damit den Grundsteinzu einer neuen abendländischen Ordnung. Um800 ließ er sich von Papst Leo III. zum Kaiser krö-nen und verlieh damit seinem Bündnis mit der Kirche Ausdruck. Nun fand die Kirche beim weltlichen Herrscher den Schutz, der ihr erlaubte,ihre Autorität zu festigen. Das Christentum beeinflußte das Leben im Abendland maßgeblich.

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33

Pfennig, Ludwig der Fromme, 814–840,

Silber, 1.66 g

Die straffe Ordnung im Münzwesen, die Karl der Große durchgesetzt hatte, ist unter seinenNachfolgern wieder verlorengegangen. Unter Ludwig dem Frommen, dem NachfolgerKarls des Großen als fränkischer König, wurdezum ersten Mal das Münzrecht an ein Klosterabgegeben, zu dessen Profit. Das sollte baldgroß Schule machen und belegt die Bedeutungder Klöster als Bildungsstätten, Förderer vonKunst und Kultur sowie als Miterneuerer desHandels. Die Rückseite zeigt ein Gebäude mit einem Kreuz in der Mitte, was eine Kirche darstel-len soll. Im Kranz zu lesen: »Xristiana Religio«.

Pfennig oder Brakteat, 0.89 g, Silber,

von Halberstadt, um 1200

Die Brakteaten wurden zwischen 1130 und1200 im Gebiet zwischen Elbe, Main und Wesergeprägt. Sie hatten ihren Ursprung in der Gold-schmiedekunst. Die Technik, ornamentale Linien-muster auf der Vorderseite erhaben und auf derRückseite vertieft in Gold-, Silber- und Kupfer-blech zu treiben, wurde auch in der Münzprägungangewandt. So entstanden die einseitig gepräg-ten flachen Silberblech-Münzen, die man späterals Brakteaten (bractea = dünnes Blech) oderHohlpfennige bezeichnete. Brakteaten sind dieeigenartigste und interessanteste Erscheinung imMünzwesen des deutschen Mittelalters. Dem Nominal nach waren Brakteaten silberne Pfenni-ge. Im 12. und 13. Jh. dienten die Brakteaten derBevölkerung für die lokalen Märkte. Diese Münzeist geprägt von Bischoff Gero von Schermke.

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Die Kreuzzüge

Die sieben spezifisch mittelalterlichen Kriege, die um die Herrschaft in Jerusalem geführt wur-den, waren zunächst durch Reliquienkult ver-anlaßt: Das Grab Jesu sollte nicht in der Handder seldschukisch-muslimischen »Heiden« bleiben. Hinter der religiösen Idee verbarg sichaber der politische Machtanspruch des Papstes. Denn in der Tat konnte dieser zum Weltenherr-scher zumindest in der Christenheit aufsteigen,wenn es ihm gelingen würde, die abendländi-schen Völker vereint im Kampf gegen den Islamanzuführen. Im Ersten Kreuzzug (1096–99) zogen Norman-nen aus der Normandie, Franzosen, Franken, Flamen, Lothringer, allen voran die NormannenSüditaliens, zunächst auf verschiedenen Wegennach Konstantinopel, von dort unter Strapazenüber das hart umkämpfte Antiochia nach Jeru-salem, das 1099 in einem entsetzlichen Blutbad mit nachfolgenden Bußgebeten erobert wurde. Jerusalem fiel zwar schon 1187 an den musli-

mischen Sultan Saladin zurück; doch zeigten sichtrotzdem nachwirkende Ergebnisse der Kreuz-züge, vor allem im Aufblühen der italienischenHandelsstädte. Der von Venedig finanzierte VierteKreuzzug (1202–04) führte schon gar nicht mehrnach Jerusalem, sondern begnügte sich, Zara,Venedigs Konkurrenzstadt an der dalmatinischenKüste, vom Erdboden verschwinden zu lassen und Konstantinopel zu plündern. Dies bekundetdie dort geraubte Quadriga noch heute auf demMarkusdom in Venedig. Aus dem für Europa lebensnotwendigen Byzantinischen Reich machteder 4. Kreuzzug ein lateinisches Kaisertum undweitere Kreuzfahrerfürstentümer, die aber nur bis1261 Bestand hatten.

Grenze des Reichs 1180

Normannen

Normannen-Angriff1147

WALACHEI

SERBIEN

DALMATIEN

KRETA

KORFU

KEPHALONIA

ZAKYNTHOS

M I T T E L M E E R

S C H W A R Z E S M E E R

ZYPERN

Konstantinopel

Nicomedia

Smyrna

Ancyra

Edessa

Jerusalem

Athen

BariBrundisium

Erster Kreuzzug 1096–1099

Vierter Kreuzzug 1202–1204

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Groschen und Taler – die großen Silbermünzen

Das Hohenstaufenreich 1152–1250

Da die sächsische und darauf eine fränkische Herr-scherdynastie bald ausstarben, wählten die Kurfürstenim 12. Jh. die schwäbischen Hohenstaufen-Herzoge zuKaisern des Heiligen Römischen Reiches DeutscherNation.

Aachen

Bremen

Lübeck

Frankfurt

Straßburg

Zürich

Salzburg

Wien

Vicenza

VenedigVerona

ParmaModena

Bologna

Florenz

Neapel

Rom

Barletta

Messina

Syrakus

Mailand

Alessandria

Marseille

Basel

HOHENSTAUFFEN

Goslar

Prag

Brandenburg

NürnbergWürzburg

Augsburg München

KaiserslauternTrifels

Brüssel

NIEDER-

ALTMARK

HOLSTEIN

SACHSEN

POMMERN

LAUSITZ

MEISSEN

KÖNIGREICH

KÖNIGREICH

KÖNIGREICH

KÖNIGREICHNEAPEL

Adriatisches Meer

NordseeOstsee

BÖHMEN

BAYERN

SCHWABEN

ÖSTERREICH

STEIERMARK

KÄRNTEN

KÄRNTENFRIAUL

VENEZIANISCHES GEBIET

TIROLBURGUND

BURGUND

ITALIEN

Sizilien

LOMBARDEI

VERONA

TOSKANA

PATRIMONIUM PETRI

ELSASS

PROVENCE

THÜRINGEN

FRANKEN

BRABANTHENNEGAU

LOTHRINGEN

OBER-LOTHRINGEN

wichtige Pfalzen und Burgender Hohenstaufen

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Die Kaiserwürde war aber nicht erblich und be-deutete nur eine prekäre feudale Oberhoheit übermächtige Vasallen (die mangels Geldwirtschaftnicht besoldet und darum auch nicht leicht absetz-bar waren). Deshalb versuchte Kaiser FriedrichBarbarossa seine Macht kriegerisch in den reichenoberitalienischen Städten zu stärken. Dies miß-lang jedoch – auch wegen des Widerstands desPapstes. Dafür gewann Barbarossa diplomatischdas Königreich Neapel-Sizilien, wo die Norman-nen die Araber vertrieben und bereits einen straf-fen Beamtenstaat organisiert hatten; er warb fürseinen Sohn, Heinrich VI., Constanze, die Tochterdes letzten Normannenkönigs, als sie zwar be-reits etwas ältlich, dafür aber Alleinerbin gewordenwar, zur Frau.

Grosso, Silber, Friedrich II. von Hohen-

staufen, König von Italien (1197–1250)

Der Grosso war eine »große« Münze, in Mund-art auch »Groschen« genannt, und entsprach 6 Denaren oder Pfennigen. Der Name kommt vonGrossus Denarius, d. h. dicker oder schwerer Denar oder Pfennig. Benötigt wurde er, weil derMarkt lebhafter geworden war. Interessant istauch, daß sich Friedrich II. auf dieser frühen Gro-schenprägung als römischer Imperator darstellenläßt.

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Gros tournois, Tournose, Silber, 4.22 g,

Louis IX. (1226 –1270)

Der Gros tournois ist eine 1266 von Ludwig IX.von Frankreich in einer Münzreform geschaffeneSilbermünze. »Gros« war ursprünglich ein französisches Münzgewicht. Die Münzreform von1266 schaffte eine handliche Münze, die 12 deniers tournois entsprach. Vom Pfennig Karlsdes Großen übernahm man den Typus: Tours aufder Rückseite und das Kreuz auf der Vorderseite.Neu kam auf der Bildseite ein Kranz von 12 Lilien hinzu. Diese Münze hatte eine Vorbildfunktion, die Tournose verbreitete sich über die GrenzenFrankreichs und wurde an vielen Orten nach-geprägt. Ludwig IX. war einer der größten KönigeFrankreichs, der sich durch Friedensliebe und soziales Empfinden auszeichnete. Er errichteteHeime für Blinde und gefallene Mädchen. Erbaute die Kathedrale von Chartres und die SainteChapelle. Er führte aber auch zwei Kreuzzüge und förderte Wirtschaft und Handel. Die Anerken-nung seiner Münze setzte er im ganzen Landdurch, ließ aber nur Münzen prägen, deren Nomi-nalwert den Metallwert nicht überstieg. Als ein-ziger französischer König wurde er nach seinemTode heiliggesprochen.

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Groschen von Prag, Silber, 3.74 g,

Wenzel II., König von Böhmen (1278–1305)

Die bei weitem wichtigste Münze in Osteuropawar der 1300 eingeführte Prager Groschen.1298 entdeckte man in Böhmen bei Kuttenbergaußerordentlich reiche Silberminen. Wenzel II.wurde wegen der Entdeckung dieses Reichtumsvon seinen Zeitgenossen mit Krösus verglichen.Er lud drei italienische Münzmeister nach Pragein und schuf zwei neue Silbermünzen: den Gro-schen und den Parvus (1 Groschen = 12 Parvi).Als Bilder trägt der Groschen eine Krone undden typischen zweischwänzigen böhmischenLöwen. Die Münzen wurden in ungeheuren Men-gen geprägt und verbreiteten sich weit über dieböhmischen Grenzen hinaus. Zur internationalenAnerkennung des Prager Groschens trug auchbei, daß Böhmen seine politische Macht nord-wärts ausweitete. Die böhmischen Herrscher KarlIV. und Wenzel IV. erhielten die Kaiserwürde.

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39

Florin und Goldgulden

Italien zur Zeit der Renaissance (1454)

Die Kreuzzüge hatten die arabische Seeherrschaft ge-schwächt. Denn während die edlen Ritter aus kriegs-freudiger Abenteuerlust, aber auch im Sinne eines from-men Reliquienkults zum Heiligen Grab nach Jerusalemzogen, erkannten die Bürger der italienischen Städtedie Chance, Handel mit den Kreuzfahrern zu treiben.Der Handel mit entfernten Gebieten, vor allem mit denMessestädten der Champagne, ließ Genueser, Siene-ser und Florentiner Kaufleute auf die Idee kommen, stattschweres Geld gefährlich zu transportieren, Guthaben

Rom

Turin

Triest

Padua

Mailand

Parma

Siena

Florenz

Neapel

KIRCHENSTAAT

KÖNIGREICH

NEAPEL

REPUBLIK

REPUBLIK

REPUBLIK VENEDIG

MONT

ASTI

HERZOGTUMSAVOYEN

HERZOGTUM

MAILAND

LUCCAFÜRSTENTUMMONACO

SARDINIEN

KORSIKA(an GENUA)

zu SAVOYEN

SALUZZOFERRAT

GENUA

REPUBLIK

HERZOGTUM

HERZOG-TUM

FERRARA

MODENA

MANTUA

SIENA

FLORENZ

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hier gegen Schulden dort auf Wechselpapierenzu verrechnen. So entstand um 1200 das inter-nationale Bankwesen. Der für Europa beispielhaf-te Gulden wurde als Floren (fiorino) 1252 erst-mals in Florenz geprägt und wird in Holland heu-te noch mit fl abgekürzt. Während der Adel ver-armte, wurde das Bürgertum reich und von einemHochgefühl erfüllt, das sich bald auch kulturellauswirkte. So hatte die Renaissance, jedenfallsbei ihrem Beginn, einen demokratischen Zug. Dieersten Bürgerpalazzi betonten in ihren Fassadendas Prinzip der Gleichheit, z. B. in der Größe undAnordnung der Fenster.

Florenz, Goldgulden, 3.5 g, 1252–1307

Die 3.5 Gramm schwere Goldmünze der reichenitalienischen Handelsstadt Florenz zeigt auf derVorderseite eine Lilienblüte (lat. flos), weshalbdieser Goldgulden auch »Floren« genannt wurde.Die Ausgabe von Goldmünzen vom Jahre 1252an war möglich, weil aufgrund der Kreuzzüge vielGold nach Italien strömte. Der Handel ließ sichmit diesen hochwertigen Münzen bequemer ab-wickeln als mit Silberstücken. Die Florene, eineder wichtigsten Münzen des hohen Mittelalters,wurden in vielen Ländern nachgeahmt.

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Venedig, Ducato, Gold, 3.5 g, 1285

1285 setzte die Stadt Venedig in Konkurrenz zu Florenz ihre ersten Goldmünzen in Umlauf, imgleich hohen Feingehalt und Gewicht. Da in Venedig schon früher Silbermünzen als »Ducati«bezeichnet worden waren, nannte man die neueGoldmünze zunächst »Ducatus auri«. Später ver-stand man unter dem Wort Dukaten nur nochGoldmünzen. Der Name »Zecchino« für die vene-zianischen Goldmünzen geht zurück auf den Palast La Zecca in Venedig, wo die Münzen ge-prägt wurden. Der Dukat von Venedig setzte sichim östlichen Mittelmeerraum als Währung durch.Er hielt seine Bedeutung, unverändert in Feinge-halt und Gewicht, bis 1797, als Venedig im Frieden von Campo Formio seine Unabhängigkeitan Österreich verlor.

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Doppeldukat, Gold, 7 g, Mailand,

Gian Galeazzo Maria Sforza,

Herzog von Mailand (1476 –1479)

In der Nachfolge der Visconti übernahm1450 mitFrancesco Sforza eine neue Dynastie die Herr-schaft in Mailand (bis 1535). Francesco ließ alserster sein Bildnis auf Gold- und Silbermünzenschlagen. Dasselbe tat sein Nachfolger Gale-azzo. Für dessen Sohn, Gian Galeazzo MariaSforza, führte sein Onkel Ludovico Maria Sforza, genannt »Il Moro«, die Regierungsgeschäfte. Erwar der bedeutende Mäzen der Kunst der Renaissance in Mailand. Auf seine Einladung hinweilten Persönlichkeiten wie Bramante (der später die Pläne für den Neubau der Peterskirchein Rom entwarf) schon 1480 und Leonardo daVinci ab 1483 in der Stadt und gaben demKunstgeschehen dort die entscheidenden Renaissance-Impulse. Die Bildnisse auf denGold- und Silbermünzen von Mailand unter derRegentschaft und später Herrschaft von Ludo-vico il Moro gehören zu den vollendetsten Renaissance-Kunstwerken.

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Holländischer Gulden

Handelsnetz der Holländer

Der Freiheitskampf gegen Spanien, den dieHolländer im 16. Jahrhundert vor allem für ihrenreformierten Glauben führten, machte den Bau einer starken Flotte notwendig. Da das spanischeWeltreich auf allen Meeren angreifbar war, entwickelte sich der Freiheitskampf zum Kolonial-krieg. Der Name Neu-Amsterdam wurde im16./17. Jahrhundert gleich dreimal vergeben: an eine Insel im Indischen Ozean, an eine Siedlung an der südamerikanischen Küste, die zu Georgetown (Guyana) wurde und – am bedeutendsten – an die holländische Gründungauf Manhattan, die 1664 von den Engländern zu New York gemacht wurde.

Neu-Amsterdam(Georgetown)

Neu-Amsterdam (New York)

Boston

Rio de Janeiro

Bombay

Macao

Gold

Silber

Gewürze

Diamanten

Pelze

Häute

Kaffee

Kakao

Tee

Tabak

Reis

Fisch

Bauholz

Baumwolle

Baumwollstoffe

Seidenerzeugung

Seidenstoffe

Farbstoffe

Zucker

Amsterdam

P A Z I F I S C H E R

I N D I S C H E R

M I T T E L M E E R

O Z E A N

O Z E A N

Kapstadt

Sklavenküste

Osmanisches

Indien

China

Russisches

Mexiko

Peru

Brasilien

Kanada Borneo

Philippinen

Japan

Sumatra

MalayaJava

Kuba

Reich

Reich

Palembang

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Taler, nördliches Holland (Karl V.), 1540

Der im Jahre 1500 in der flandrischen Stadt Gent geborene Karl V. erbte nach dem frühenTod seines Vaters, des Herzogs Philipp des Schönen, schon als Kind Burgund und die niederländischen Gebiete. Er führte sowohl beiden Gold- als auch bei den Silberprägungenneue Nominale und Typen ein. An die Stelle desPhilippus-Gulden mit dem Bild eines Heiligen trat der Karolusgulden mit der Darstellung desKaisers. Der Karolusgulden hatte einen Wert von 20 Stuivers. Neben dem goldenen Karolus-gulden wurde ein silbernes Äquivalent ge-schaffen – der Silberkarolus –, dessen Wertebenfalls 20 Stuivers betrug und dem der deutschen Taler vergleichbar war.

Rijder, 1760 (14-Gulden-Stück, Gold)

Holland war die bedeutendste der sieben nordniederländischen Provinzen. WirtschaftlicherMittelpunkt war die auf Pfählen gebaute StadtAmsterdam, auch Venedig des Nordens genannt,die 1622 bereits 100 000 Einwohner zählte.Durch den Welthandel nahm sie im 17. Jh. einengroßen Aufschwung und wuchs zur ersten Handelsmetropole Europas heran. Sowohl dieOstindische als auch die Niederländisch-Westindische Handelsgesellschaft hatte hierihren Sitz. Der Rijder – ein 14-Gulden-Stück aus Gold – verdankt seinen Namen dem Bild des Reiters auf der Vorderseite und wurde seit1606 geprägt.

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4545

Maria-Theresia-Taler

Habsburger Herrschaftsgebiete

Anfang 16. Jahrhundert

Das Haus Habsburg wurde durch Heiraten dermächtigste Personenverband, den es als Familie je gegeben hat. Sein Repräsentant Maximilian als römisch-deutscher Kaiser (1493–1519), als Herzog von Österreich, von Steiermark, als Graf von Tirol etc. war mit Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen, verheiratet. Dadurch erbte er die Niederlande (Holland und Belgien). Sein Sohn Philipp der Schöne heiratete die Erbtochter von Kastilien und Aragòn, Johannadie Wahnsinnige. Somit wurde deren Sohn Karl V.auch König von Spanien, von Sizilien, Sardinienund im Gefolge der Entdeckungen auch König von Mexiko, von Peru usw. 1519 zum Kaiser gewählt,erbte er 1526 noch Böhmen und Mähren, und alsdie Spanier auf den 1521 entdeckten PhilippinenFuß faßten, konnte er füglich sagen, daß in seinemReich die Sonne nie untergehe.

POR TUGA L

S P A N I E N

F R A N K R E I C H

M i t t e l m e e r

E N G L A N D

O S M A N I S C H E S

L I T A U E N

S I Z I L I E N

N E A P E L

S A R D I N I E N

T U N I S

I S L A N D

D Ä N E M A R K

H E I L I G E SR Ö M I S C H E S

R E I C H

B O N A

O R A N

M E L I L L A

S A V O Y E N

G E N U A

S C H W E D E NN O R W E G E N

R E I C H

V E N E D I G

S C H W E I Z E RB U N D

B A Y E R N

N I E D E R -L A N D E

K G R .I R L A N D

S C H O T T L A N D N O W G O R O D

S A C H S E N

T I R O LS A L Z B G .

K I R C H E N -S T A A T

S T E I E R -M A R K

Ö S T E R R E I C H

B Ö H M E N M Ä H R E N

U N G A R N

T R A N S - S I L V A N I E N

B R A N D E N B U R G

E S T L A N DL I T A U E N

F I N N L A N D

F L O R E N Z

unter habsburgischen Kaisern

Gebiet der Habsburger

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Hin zu den Talern

Die geographische Lage eines Ortes ist oft ent-scheidend für dessen Rolle in der Weltgeschich-te. Für den Taler, die neue bedeutende Welt-münze, ist sein Herkommen aus dem Joachims-thal in Böhmen maßgebend. Die Geburtsstundedes Talers schlug, als Herzog Sigismund von Tirol 1484 es vorteilhaft fand, das Silber aus sei-nen Minen zu einer großen Silbermünze zu verarbeiten. Da der Wert dieser neuen Münzedemjenigen des Goldguldens entsprach, wurdesie zunächst Guldengroschen oder Guldiner genannt. Seit 1518 prägten dann auch die Gra-fen Schlick im Joachimsthal den Guldengro-schen. Die neue Währung entsprach der steigen-den Nachfrage nach Zahlungsmitteln auf demMarkt, der durch Gold allein nicht mehr zu genü-gen war. Silber war durch die neu entdecktenVorkommen in großer Menge verfügbar. Die Mün-zen aus dem Joachimsthal wurden so populär,daß man bald nur noch vom Joachimsthaler unddann vom Taler schlechthin sprach. Beim Augs-burger Reichstag von 1566 wurde der Taler zum Reichstaler erklärt, den nun alle Länder be-nutzten und nachmünzten. Polen hatte z. B. seinen Tala, Italien einen Tallero. Der Taler prägtedas Geldwesen der Neuzeit lange. Im ameri-kanischen Dollar lebt er heute noch und ist dieHaupthandelswährung der Gegenwart.

Maria-Theresia-Taler

Die österreichische Linie des Hauses Habsburgentwickelte sich zur mächtigen Donaumonarchie,indem sie die Aufgabe wahrnahm, die Südost-flanke Europas gegen die Türken zu schützen.Maria Theresia, die von 1740–1780 regierte, wareine hervorragende Herrscherin dieser Welt-macht. Der Maria-Theresia-Taler wurde ab 1741mit dem Brustbild der Kaiserin geprägt. Nachdem Tode der Herrscherin wurde er weiter ge-prägt, mit der gleichbleibenden Jahreszahl ihresTodesjahres, 1780. Sehr rasch etablierte sich derMaria-Theresia-Taler als internationale Handels-münze, wegen des Kaffeehandels und weil im 18. Jahrhundert die negative Bilanz des europäi-schen Orienthandels dazu führte, daß Defizite mitSilber ausgeglichen wurden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts umspannte das Umlaufgebietdes Talers die gesamte islamische Welt. Die Araber legten großen Wert auf den hellen Klangder Münze, der von der alten Prägeart auf freiemStempel herrührte. In Äthiopien war der Maria-Theresia-Taler bis zum Zweiten Weltkrieg offizielleWährung. Die Briten prägten ihn noch 1940/41in Bombay zur Bezahlung ihrer Truppen in Ost-afrika und Äthiopien. Die Geschichte des Maria-Theresia-Talers ist einmalig. Dank seines konstanten Feingehaltes,des gleichbleibenden Erscheinungsbildes undder währungsmäßigen Rückständigkeit seinerHauptumlaufgebiete wurde er eine der erfolg-reichsten und langlebigsten Handelsmünzen derGeldgeschichte. Bis 1961 verließen 320 Millio-nen Stück Maria-Theresia-Taler Prägestätten in aller Welt. Dieser Taler überlebte den Untergangder Donaumonarchie als Weltmacht um vieleJahrzehnte, er galt in der Levante und in den öst-lichen Mittelmeerländern bis zum Zweiten Welt-krieg fast als offizielle Währung.

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Maria-Theresia-Taler,

typische Prägung mit Jahrzahl 1780

Nach der von Kaiser Karl VI. in der Pragmati-schen Sanktion festgelegten Erbfolge übernahmnach seinem Tod die 23jährige Tochter Maria Theresia 1740 die Regierung. Diese Regelung löste den bis 1748 dauernden ÖsterreichischenErbfolgekrieg aus, in dessen Verlauf Maria Theresia jedoch die drohende Aufteilung ihresReiches verhindern konnte. Vierzig Jahre lang herrschte die bei ihren Untertanen beliebte Monarchin über ein Imperium, dessen Ländersich zeitweise von den Österreichischen Nieder-landen bis nach Siebenbürgen und von Schlesien bis nach Parma erstreckten. In der Art, wie diese Zeitgenossin und Gegenspielerin Friedrichs des Großen ihren Vielvölkerstaat regierte, bewies sie das gleiche Geschick wie Rußlands Zarin Katharina II. die Große. Diese Münze zeigt Kaiserin Maria Theresia bereits im Witwenschleier; Münzstätte Günzburg (Symbole SF deuten auf die beidenGünzburger Münzmeister Schobel und Faby hin). 1780, das Todesjahr der Kaiserin, erscheintgleichbleibend auch auf später geprägten Münzen.

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Spanischer Peso

Die iberische Kolonisierung Amerikas

im 16. Jahrhundert

Die von Kolumbus nach Amerika geführten Spanier hätten dort eine lebendige Steinzeitkulturmit hervorragender Astronomie und hochent-wickelter Mathematik kennenlernen können. Alleinsie zogen es vor, diese Kultur zu zerstören und ihr Christentum den Indios, wie sie die Bevöl-kerung fälschlich nannten, aufzudrängen. DasAztekenreich des Kaisers Montezuma mit 200 000sieggewohnten Kriegern wurde 1519–21vom spanischen Conquistador Hernando Cortez erobert, obwohl dieser nur 500 Mann komman-dierte, aber auch 14 Kanonen und 24 Reiter, die den Eindruck von Göttern machten, da das Pferd hier noch unbekannt war.

ungefährer Verlauf der im Vertrag von

Tordesillas festgelegten Demarkationslinie

Amazonas

Rio Grande

Orinoco

Benue

Peru

Mexiko

Spanien

Vizekönig-reich

Neuspanien

Neu-Granada

Neu-Galizien

Kuba

CharcasGolf von Mexico

Floridastraße

Acapulco

Veracruz

Lissabon

Tenochtlican(Mexiko)

Quito

Santiago

Rio de Janeiro

Entdeckung Brasiliensdurch Cabral (1500)

Lima

Santo Domingo

Havanna

KanarischeInseln

Chile

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Die Inka, ein Geburts- und Bildungsadel, regier-ten im heutigen Peru und Chile zahlreiche Völkerdurch Zwang (Arbeitsdienst), soziale Fürsorge(Armen- und Altersbetreuung) und Religion. Deroberste Inka galt als Gott. Dem Zusammenhaltdes Reiches (mit der Hauptstadt Cuzco) dientenauch zwei 6000 km lange, kunstvolle Straßen mit Viadukten, Tunnels und Treppen (da das Rad hier nicht bekannt war). Der Eroberer FranciscoPizarro nahm den Inka-Gott Atahualpa völker-rechtswidrig bei Verhandlungen gefangen und ermordete ihn, nachdem er eine ungeheure Menge Gold erpreßt hatte. Als Sitz der spani-schen Verwaltung erbaute er Lima.Als 1502 der Portugiese Cabral auf einer Indien-fahrt im Atlantik westwärts abgetrieben wurde,erlangte Portugal auch in Südamerika Kolonial-macht. Im Vertrag von Tordesillas einigte es sich1506 mit Spanien über seine Einflußsphäre.

Der Peso oder Real de a ocho war die Welt-handelsmünze der frühen Neuzeit. Sein Name(Span. Gewicht) kommt daher, daß die Spanier, vor der Einrichtung einer Münzstätte inAmerika, Silberstücke gleichen Gewichts alsGeld verwendeten. Das Stück zu acht Realesentsprach etwa dem deutschen Taler. Die erstenPesos wurden 1536 in Mexiko in der erstenMünzstätte auf amerikanischem Boden geprägt.Dann nahm die Peso-Produktion mit der Aus-beutung der Silberlager in Peru (Lima und Potosi)gigantische Ausmaße an. Zwischen 1537 und1888 sollen allein in Mexiko drei Milliarden Pesoshergestellt worden sein. Die spanischen Pesos,auch Säulenpiaster genannt, waren überall anzu-treffen.

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8 Reales, Potosi 1677, »Schiffspeso«

Da in Mexiko der Besitz ungeprägten Geldes verboten war, ließen Minenbesitzer die Ausbeuteihrer Erzgruben sehr oberflächlich und grob mitMünzbildern versehen. Die Stücke, auf denen man kaum Umschriften, Bildnisse und Wappen erkennt, wurden deshalb in Europa »Piraten-«oder »Schiffsgeld« genannt, weil man glaubte, sieseien während der Überfahrt der spanischen Silberflotten geprägt worden. Diese Silberflotten,die aus Furcht vor Piraten nur in großen Geleit-zügen nach Europa fuhren, brachten in manchenJahren bis zu 15 Millionen Silbermünzen nachSpanien. Die »Schiffspesos« wurden das wichtig-ste Rohmaterial für die Silberprägung der anderneuropäischen Staaten, auch in den spanischenNiederlanden.

Philipp VIII., Real de a ocho, 1590

Die größte spanische Silbermünze hatte einenWert von acht Reales und hieß »Peso de a ocho«(Gewicht von acht). Der Wert dieser Silber-münze entsprach etwa einem deutschen Taler.Er entwickelte sich zu einer der wichtigsten Welthandelsmünzen und zum »Stammvater« einerGroßzahl von Währungen von der Türkei überChina bis in die USA. Die spanischen Acht-Real-Stücke machten zeitweise einen großen Teil des in Europa umlaufenden Geldes aus. Von Europa und der Levante, aber auch aus Amerikakamen die spanischen Pesos nach Indien und vor allem nach Südostasien: Hinterindien, Indo-nesien, Malaya, China und Australien.

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Philipp V., 8 Reales,

Weltkugel zwischen Säulen, Mexiko 1732

Der kinderlos gebliebene spanische König Karl II.bestimmte in einem geheimen Testament Philipp V.,Herzog von Anjou und Enkel Ludwigs XIV., zu seinem Nachfolger. Nach dem Tod Karls II. im Jahre 1700 löste diese von ihm beschlossene Regelung den Spanischen Erbfolgekrieg aus, indessen Verlauf Philipp große Gebietsverluste hinnehmen mußte. Die spanischen Kolonien ge-hörten aber fest zum spanischen Reich. Neu an dieser Münze ist die Prägung mit der Spindel-presse, die 1732 auch in Mexiko eingeführt wurde. Die neuen, sehr sorgfältig geprägten undgerändelten Münzen erhielten ein neues Rück-seitenschild: zwei Halbkugeln der Alten und derNeuen Welt, flankiert von den Säulen des Her-kules. Im englischen Sprachraum wurden sie deshalb »Pillar-Dollars«, im deutschen »Säulen-piaster« genannt.

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Der Franken

Das napoleonische Reich

Wie ein mittelalterlicher Feudalherrscher suchte Napo-leon seine Macht auch durch Familienpolitik über Europa auszubreiten. Seinen Bruder Louis Bonapartesetzte er 1806 als König von Holland ein, den BruderJoseph als König von Spanien ; Jérôme Bonaparte erhielt 1807 das Königreich Westfalen, und dieSchwester Marie Caroline Murat-Bonaparte wurde1808 Königin von Neapel. 16 willfährige deutsche Fürsten,voran die Könige von Württemberg und Bayern, ließensich von Napoleon zum Rheinbund vereinen. Als diegegen England befohlene Kontinentalsperre, nament-lich in Holland, in Dalmatien und im Kirchenstaat, nicht eingehalten wurde, deklarierte der Kaiser dieseGebiete kurzerhand als französisches Territorium.

SpanienPortugal

Frankreich

Illyrische Provinzen

Königreich Neapel

Königreich Italien

Piombino

Helvetien

Großherzogtum

Preußen

Warschau

Österreich

Rußland

Osmanisches

Reich

Schweden

Norwegen

Dänemark

Westfalen

Rheinbund

Sizilien

M i t t e l m e e r

A t l a n t i s c h e r

O z e a n

N o r d s e e

O s t s e e

S c h w a r z e s

M e e r

Sardinien

Korsika

Vereinigtes Königreichvon Großbritannien

und Nordirland

direkt von Paris aus regiertes französisches Territorium um 1810

von Angehörigen der Familie Napoleons regierter Staat um 1810

sonstige von Napoleon abhängige Staaten um 1810

Prag

Wien

Brüssel

Frankfurt

München

Marseille

Paris

London

Gibraltar

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Die Franken waren die Erben Roms und die Weg-bereiter Europas. Von Frankreich getragen, flamm-te die Vision eines europäischen Großreichs alle200 Jahre auf. Dies spiegelt sich in drei verschie-denen Franc-Prägungen: im Jahre 1360 wurde einGoldfranc geprägt, zwischen 1575 und 1641 einFranc aus Silber. Nach der Französischen Revolu-tion wurde der Franc 1795 zur Grundlage desfranzösischen Münzsystems. Der Franc breitetesich im 19. Jahrhundert in den romanisch-sprachi-gen Ländern Europas aus. 1832 übernahmen ihn Belgien, 1850 die Schweiz als Franken. In an-deren Ländern übernahm man ihn mit anderem Namen, z. B. in Italien als Lira, in Spanien als Pese-ta. Kaiser Napoleon III. (reg. 1848–1870), derNeffe Napoleons I., brachte Frankreich als Präsi-dent und seit 1852 als Kaiser neue Macht und Ein-fluß. Seinen Traum, den Franc zur Weltwährung zumachen, versuchte er in der Lateinischen Münz-union von 1865 zu realisieren. Ihr gehörten u. a.Belgien, Italien, die Schweiz, Spanien sowie ver-schiedene Staaten in Mittel- und Nordamerika an.

Napoleon I., 5 Franc, Silber, 1802 (An XI)

Der Franc wurde nach der Französischen Revolu-tion 1795 eingeführt. Bis dahin war die Livre dasRechengeldsystem Frankreichs gewesen, dessenName sich vom lateinischen libra (= Pfund) undvon der Stadt Tour ableitete (Livre tournois). DieLivre ging wie die andern europäischen Rechen-geldsysteme auf das »Karls-Pfund« zurück und warin 20 Sols (Schillinge) à 12 Deniers (Pfennige) unterteilt. In ihr waren alle Preise, Löhne und ande-ren Werte ausgedrückt. Die Livre tournois war wiedie meisten Rechengeldsysteme einer starken Ent-wertung unterworfen. Hatte sie 1220 noch 98 gSilber enthalten, so waren es vor der Revolutionnur noch 5 g. Der Revolutionskonvent harmonisier-te endgültig das französische Münzwesen. DerFranc wurde in 10 Décimes bzw. 100 Centimesunterteilt und ersetzte die Livre tournois.

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Konsulat und erstes Kaiserreich,

Napoleon I., 1802 (An XI)

Diese Münze zeigt das vom Ersten Konsul Bona-parte, ab 1804 Kaiser Napoleon I., geprägte 5-Franken-Stück mit Revolutionskalender (bis1805, An XIV; ab 1806 erscheint wieder diechristliche Jahreszahl) und dem Herkules zwi-schen Egalité und Liberté (ein später wiederholtaufgenommenes Münzbild). Wegen Inflation waren alle Gold- und Silbermünzen im Auslandverschwunden oder von der Bevölkerung gehor-tet. Das Gesetz von 1795 übertrug zwar die Bezeichnung »franc« auf die alte Livre, aber dieReformen brauchten Jahrzehnte: die vorrevolu-tionären Silbermünzen wurden erst 1834 außerKraft gesetzt, die Kupfermünzen sogar erst ab1853. Der Franc entwickelte sich jedoch zu einerder wichtigsten und am meisten verbreitetenWeltmünzen. Der Versuch, den Franc auf derWeltwährungskonferenz von 1867 zur Welt-währung zu machen, scheiterte jedoch. Erwogenwurden Absprachen wie 1 Sovereign = 25 Franc= 5 Dollar! Nach 1870 fiel der Silberpreis stark,Goldmünzen traten ihren Siegeszug an. Damitwar der Franc als Silberwährung im Nachteil, dieZukunft gehörte £ und $ als Goldwährungen.

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Pound Sterling

Das Britische Empire vor 1900

Wie in der ersten industriellen Revolution war England im Imperialismus, d. h. in der Koloni-alreichbildung, lange Zeit einsame Spitze. AlsSeemacht, die seiner Insellage und seinemSchiffsbau entsprach, gründete es sein Empireweniger auf riesige Landmassen als vielmehr aufrelativ kleine, aber strategisch wichtige Stütz-punkte, wie Gibraltar, Malta, Aden, Kapkolonie,Singapur, Hongkong, Falklandinseln u. a. Nach der längst vergangenen Pax Romana konnte man zwischen 1815 und 1914 endlichwieder von einer selten durchbrochenen Friedenszeit, von der Pax Britannica, sprechen,was päpstliche, deutsche, spanische und französische Weltherrschafts-Bestrebungen nie erreicht hatten.

Vere in ig te S taaten

Alaska

Mex iko

Bras i l ien

I r land

Sahara

Tü rke i

S ier ra Leone

Fa lk land-inse ln

Kapko lon ie

Südwest-Af r ika

Transvaa l

Mesopo-tamien

Niger ia

Rhode-s ien

Somal ia

Aden

MenorcaGibra l ta r

GambiaHongkong

Chines ischesRe ich

Br i t .Guayana

Japan

Neusee-land

Neu-Guinea

Nord-Borneo

S ingapur

Tasmanien

Br i t i sch-Ind ien

Papua

Anglo-Ägypten

SudanGold-küs te

Schot t land

Aust ra l i scherBund

Russ isches Re ich

Arge

ntin

ien

Chi

le

Domin ion o f Canada

Mutterland Erwerbungen bis 1783Erwerbungen bis 1837Erwerbungen bis 1901

Erwerbungen bis 1923

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Sterling, Henry III., ab 1251

Der Name Sterling kommt wahrscheinlich vom spätaltenglischen Wort steorling (= Münze mit einem Stern). Der 1180 geschaffene Sterlingbezeichnet eine hochwertige englische Silber-münze und war eine andere Bezeichnung für denPenny. Schon um 775 wurden aus einem PfundSilber in England 240 Silbermünzen (Sterlinge)geschlagen. Nach der Eroberung durch die Nor-mannnen (1066) galt die Einteilung: 1 pound =20 shillinge = 240 pennies oder sterling. Im 19. Jahrhundert sollte das Pound Sterling so zurinternationalen Leitwährung aufsteigen. Die Münze zeigt das typische Gepräge des engli-schen Pfennigs: auf der Vorderseite das Brustbilddes Monarchen, hier Heinrich III. (1216–1272),auf der Rückseite das Zwillingsfadenkreuz, hier im»long cross type«, den Heinrich III. 1248 einführte. Dieser ersetzt den früheren »short crosstype« mit dem kürzeren Kreuz.

Shilling, Henry VII., 1503

Aus der Überlieferung ist oft nicht klar, ob die Ver-wendung des Shilling-Begriffs eine zeitgenös-sische Münzbezeichnung oder eine Recheneinheit meint. So wurde auch der englische Shilling langeZeit nur als Recheneinheit verwendet und ent-wickelte sich als Münze erst im 16. Jahrhundert.Als erste größere Silbermünze zu 12 Pence war der Shilling (auch Testoon) dem italienischenTestone nachgebildet (er zeigte immer das Porträtdes Herrschers) und wurde 1544 in die reguläreMünzprägung aufgenommen. Immer galt dieRelation 1 Pound = 20 Shilling = 240 Penny.

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Sovereign, Elisabeth I., 1558–1603

Das in der damaligen Zeit nur vier Millionen Einwohner zählende England wuchs unter Elisa-beth I. zur Handels- und Seemacht heran und begann auf der weltpolitischen Bühne eine wichti-ge Rolle zu spielen. 1584 wurde in Amerika die erste englische Kolonie gegründet – nach derunvermählten Königin Virginia genannt –, 1592 dieLevantinische Handelsgesellschaft und 1600 dieEast India Company ins Leben gerufen. Als PhilippII. von Spanien die Hinrichtung der katholischenKönigin Maria Stuart von Schottland 1587 zumAnlaß nahm, mit seiner als unbesiegbar geltendenArmada gegen Elisabeth in den Seekrieg zu zie-hen, zeigte sich die Flotte Englands überlegen.Eingeführt wurde der Sovereign, dem das Bild desmajestätisch thronenden Herrschers auf der Münz-vorderseite den Namen gab, bereits 1489 unterHeinrich VII. Er galt ursprünglich 20 Schillinge zu12 Pfennigen, d. h., er entsprach dem Pfund Sterling zu 240 Pfennigen.

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Sovereign, 1817, George III.

Das Münzgesetz von 1816 gab dem britischenMünzwesen die Form, in der es, aufgrund derführenden Rolle Großbritanniens in der Weltwirt-schaft, bis zum Ersten Weltkrieg (1914–1918)zur bedeutendsten Weltmünze wurde. Abge-sehen von kleinen Änderungen im Münzbild, bliebdas Währungssystem stabil und unverändert. Es beruhte auf der Goldwährung. Der neue Sovereign wurde in riesigen Mengen geprägt. Sein Wert entsprach der früheren Rechnungsein-heit Pfund. Das Münzbild, die Darstellung des Sankt Georg als Drachentöter, ist ein Werk desam Hof in London hoch angesehenen italieni-schen Münzgraveurs Benedetto Pistrucci(1784–1855). Das Sankt-Georg-Motiv erfreutsich bis heute großer Beliebtheit und erscheintauf vielen neueren Goldmünzen sowie auf den silbernen Crowns.

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Der US-Dollar

Sezessionskrieg zwischen Union

und Konföderation

Im Osten der USA gab es um 1850 in den nörd-lichen Staaten bereits eine aufstrebende Indu-strie, die allerdings noch gegen die englischeKonkurrenz zu kämpfen hatte, während in densüdlichen Staaten Plantagenarbeit von farbigenSklaven erbracht wurde. Für Abraham Lincoln,der 1860 zum Präsidenten gewählt wurde, wardie Befreiung der Sklaven gewiß ein hohes Ziel.Es ging aber im äußerst harten Sezessionskrieg,der von 1861–1865 zwischen den Nord- undden von ihnen sich trennenden (sezessionieren-den) Südstaaten geführt wurde, noch um ganzandere Fragen: Damit der Gesamtstaat Gesetze erlassen konnte, wie die Sklavenbefreiung, mußtedie Union mehr Macht bekommen. Dies war ein

Washington Ter r .

Nebraska Ter r .

U tah Ter r .

New Mex ico Ter r .

Nevada

Ka l i fo rn ien

Texas

Arkansas

Lou is iana

Miss . Georg ia

Alabama

Ohio

Mich igan

Iowa

Minnesota

Wiscons in

I l l ino is

KentuckyMissour i

W.VAV i rg in ia

MD.De l .

N .J .

Conn.

VT.NH

Mass.

RT

Ind iana

F lo r ida

Nord-Caro l ina

Süd- Caro l ina

Tennesse

Maine

New York

Penn-sy lvan ia

Kansas

Ind ianTer r .

Oregon

Unionsstaaten

Sklavenstaaten in der Union

Konföderierte Staaten

nicht beteiligte Staaten

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Ziel der von Lincoln erneuerten Republikani-schen Partei. Die Industrie erwartete von dergestärkten, engeren Union auch Schutz-gesetze für ihre Produkte. Dem widersetztensich die mit England Handel treibenden Südstaaten, sie wollten nicht enger vereinigte(united), sondern nur verbündete (confede-rate) Staaten. Die 11 Südstaaten, obwohl nur9 Mio. Einwohner, davon 4 Mio. Sklaven, waren den 23 Nordstaaten mit 22 Mio. Ein-wohnern militärisch lange überlegen. Beson-ders litten die Grenzstaaten, die zur Union hielten, obwohl sie auch Sklaven hatten.Schließlich siegte der Norden dank seiner Industrie, die bald auch die Maschinen lieferte,welche die Sklavenarbeit erübrigten.

Im Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) löstensich die Vereinigten Staaten von Nordamerikavom britischen Mutterland. Wenige Jahre später schufen sie eine eigene Münze, die sichvom Pfund Sterling Großbritanniens in vieler Hinsicht unterschied. Die neue Silbermünze –der Dollar – hatte ihren Namen von dem inDeutschland umlaufenden Taler. In Gewicht undFeingehalt entsprach sie aber dem spanischenPeso (mexikanischer Ausprägung), der überall inder Neuen Welt großes Ansehen genoß. DasDollarzeichen $ ist wahrscheinlich aus dem inden damaligen Handelsbüchern üblichen Symbol für die spanischen Pesos abgeleitet: von »Piece of 8« über »P 8« zu $. Der Dollar istbis heute wichtigste Weltwährung. Nach seinemVorbild gestalteten viele Staaten der Welt ihre Währung, wie Kanada, Australien und Neu-seeland.

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Früher Dollar, 1795, Silber, 26,96 g

Die ersten Silberdollars wurden im Jahre 1794geprägt. Im Münzbild variieren sie das immer glei-che Muster: Liberty, die personifizierte Darstel-lung der Freiheit, und den Adler. Das weiblicheKopfbild zeigt sich mal mit, mal ohne Schleifen imwallenden Haar, umgeben von 13 oder 15 Sternen für die Bundesstaaten. Der Adler hocktim Lorbeerkranz, oder er trägt einen Wappen-schild auf der Brust. Gelegentlich umkrallt erauch ein Pfeilbüschel und einen Olivenzweig. Dadie ersten Auflagen klein waren, sind diese Münzen heute gesuchte Raritäten. Es fällt auf,daß die Dollarstücke im Gegensatz zu den kleinen Werten keine Währungsbezeichnung undauch kein Symbol tragen, das auf Dollar hin-deutet. Der Wert wird auf dem Rand mitgeteilt.Die Randschrift war sowohl Echtheitsmerkmal alsauch ein Mittel, um Fälschungen zu erschweren.

Trade Dollar, 1877, Silber, 27,2 g

Der Trade Dollar (27,22g) wurde von 1873–1885als Handelsmünze der USA geprägt, um den mexikanischen Dollar in Ostasien zu verdrängen.Nur kurz fand er jedoch Eingang in den dor-tigen französischen und britischen Kolonien undeinigen chinesischen Häfen. Wegen des Silber-preiszerfalls von 1877 verlor der Trade Dollar jegliche Bedeutung im internationalen Handel, dieZukunft gehörte der Goldmünze.

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20 $, St-Gaudens, Gold, 33,4 g, 1907 – 1933

Diese 1907 erstmals geprägte Münze ist ein Meisterwerk. Sie ist das Werk zweier berühmterAmerikaner: des Präsidenten Theodore Rooseveltund des Bildhauers Augustus Saint-Gaudens. Als großer Liebhaber antiker griechischer Münzenwollte der kultivierte Präsident den amerikani-schen Münzen ähnliche Schönheit verleihen, wiesie die griechischen Spitzenstücke ausstrahlen.Deshalb gewann er Saint-Gaudens für die Neuge-staltung der 10- und 20-Dollar-Münzen. DerKünstler wählte für das 20-Dollar-Stück für dieVorderseite eine siegesgewiß daherschreitendePersonifikation der Freiheit, für die Rückseite einen Adler im Flug, mit mächtigen Schwingen.Das Kunstwerk, anfangs mit sehr hohem Reliefgeprägt, erinnert an Renaissance-Medaillen undzeugt von Saint-Gaudens’ ursprünglicher Ausbil-dung zum Gemmenschneider. Nicht begeistertvom neuen Design zeigte sich jedoch CharlesBarber, seines Zeichens Chef-Stempelschneiderder Münzstätte der USA: Das hohe Relief derMünze beanspruchte einen zu langen Präge-prozeß. Bald wurden neue Prägestempel mit tie-ferem Relief geschaffen. Diese Münzen waren von 1907 bis 1933 in Umlauf.

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Der EURO

Vergleichszahlen EURO-Land vs. Amerika

An der Schwelle zum 3. Jahrtausend bietet sichin Europa die seltene Gelegenheit, dasWährungssystem neu zu ordnen. Die Vorteile (rasche Abwicklung des Handels, größere Trans-parenz, stärkere politische und wirtschaftlicheKooperation) liegen auf der Hand. Das Potentialist enorm: die Bevölkerung der heute am EURObeteiligten Länder ist zahlreicher als diejenige derUSA, das Bruttosozialprodukt nur wenig kleiner.Dazu kommt in den nächsten Jahren die Erwei-terung nach Osten in die ehemals kommuni-stischen Staaten. Will Europa nicht völlig vomDollar-Währungssystem abhängig bleiben, gibtes keine Alternative zum EURO. Der EURO sollzum Geburtshelfer der politischen und ökonomi-schen Integration in Europa werden.

BSP/US $ 7820

USA

USA

EU

EU*

Brasilien

Brasilien

China

China

Korea

Korea

Japan

Japan

268 Mio. Einw. 373 Mio Einw.

* Gültigkeitsbereich des Euro

170 Mio. Einw. 1230 Mio. Einw. 45 Mio. Einw. 107 Mio. Einw.BSP/US $ 8090 BSP/US $ 760 BSP/US $ 773 BSP/US $ 490 BSP/US $ 3900

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SpanienAndorra

MonacoItalien

Slow.Kroatien

Bos./ Herz.

Schweiz

Deutschland

Nieder-lande

Österreich UngarnRumänien

Bulgarien

Litauen

Lettland

Estland Rußland

FinnlandSchweden

Norwegen

Rußl.

Polen

Ukraine

Mol.

Weiß-rußland

TürkeiGriechen-land

Alb.Mak.

Jugo-slawien

Zypern

SlowakeiTschech.Republik

Frankreich

Irland

N.-IrlandDänemark

England

Belgien

Port

ugal

EU-Länder der Europäischen Währungsunion

Länder der EU, nicht an die Währungsunion angeschlossen

Die Währungsunion kann schließlich zur Bildungder »Vereinigten Staaten« von Europa führen.Dies aber wird Jahre dauern, denn einige Länderwie England wollen Aspekte ihrer eigenen Sou-veränität wahren. Den Vorteilen der Währungs-union stehen gewichtige Nachteile gegenüber.Die Kosten auf der Währungsseite werden enormsein: Der Mangel an einer genauen Definition des Geldes läßt Differenzen bei der Interpretationder Geldpolitik zu. Damit sind Streitigkeiten vor-programmiert. Militärisch ist die EU ein Zwerg,der in Krisenzeiten das nötige Vertrauen kaum er-wecken kann. In bezug auf fiskalpolitische Kom-petenzen ist die EU bedeutungslos. Das EU-Budget beläuft sich auf nur 1% des Wirtschafts-volumens (gegenüber einem Durchschnitt von

50% aller Europa-Einzelstaaten). Die wichtigenEntscheide werden also weiterhin auf nationalerEbene gefällt. Die in den Verträgen festgelegtenKriterien betreffend Inflation, Fiskalbudget undStaatsverschuldung werden in Krisenzeiten inFrage gestellt werden. Deshalb kommt die Zer-reißprobe für den EURO erst während der näch-sten Rezession. Die Frage, ob der EURO stabilsein wird oder das Schicksal der Abwertung er-leiden wird wie alle nationalen Währungen in derVergangenheit, wird erst in turbulenteren Zeitenbeantwortet werden können. Fest steht bloß, daßim Jahre 2002 die EURO-Münzen und -Banknoten unter die Bevölkerung verteilt unddaß ab Mitte Jahr die nationalen Währungen ausdem Verkehr gezogen werden.

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Schutzgebühr DM / sFr. 10.–Sonderbedingungen für Schulklassen

Druck und Bindung:Merkur-Druck Mayer, D-Ostfildern-Kemnat

ISBN 3-905267-94-2