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Dynamische Berechnung einer auf Pfählen gegründeten Papierdruckmaschine Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Christos Vrettos, Technische Universität Kaiserslautern; Dipl.-Ing. Silke Appel, Geotechnik und Dynamik GmbH, Berlin; Dipl.-Ing. Tudor Saidel, Popp & Asociatii – Inginerie Geotehnica SRL, Bukarest, Rumänien Kurzfassung
Zur Qualitätssicherung sind die Anforderungen an den Erschütterungsschutz bei
Druckmaschinen sehr streng. Die großen Abmessungen von Maschinenstuhlung und
Fundamentplatte erfordern eine genaue dynamische Berechnung des Gesamtsystems
Boden-Gründung-Maschine. Erdbebenanregungen müssen gesondert berücksichtigt
werden. Anhand eines Projektbeispiels werden die einzelnen Schritte zur Berechnung des
gekoppelten Systems erläutert. Repräsentative dynamische Bodenkennwerte werden
anhand von empirischen Beziehungen ermittelt. Ersatzsteifigkeiten der Pfahlgründung
werden aus Kontinuumslösungen durch sinnvolle Näherungen bestimmt. Das zugrunde
gelegte Strukturmodell wird vorgestellt und der Einfluss der Phasenverschiebung der
Anregungen untersucht. Prognosewerte der Schwingungsgrößen werden mit den zulässigen
Werten verglichen. Schließlich wird der Erdbebenachweis der Maschine nach Eurocode EC8
geführt.
1. Einleitung
Rollen-Offsetdruckmaschinen bestehen aus mehreren Druckwerken und anderen
Aggregaten, z.B. Abrollungen und Falzapparate, Bild 1. Mechanische Schwingungen in und
zwischen den Druckwerken von Offsetdruckmaschinen führen zu Relativbewegungen
zwischen den Druckwerkzylindern und stellen eine wesentliche Ursache für
Qualitätsbeeinträchtigungen der Druckerzeugnisse dar. Je nach Anlagetyp ist der Unterbau
Bestandteil der Maschine bzw. erfolgt die Aufstellung auf schwere Betontische. Die Lagerung
der Maschinen erfolgt mittels nachgiebiger Schwingungsisolierelemente oder fester
Richtelemente. Bei Gründung auf lang gestreckten Ortbetonplatten müssen dabei die
ausführungstechnisch bedingten Höhendifferenzen sowie die Verformungen der Platte
Bild 1: Schematischer Schnitt durch eine Rollendruckmaschine mit 3 Druckeinheiten, 3
Rollenwechsler, 1 Falzapparat (links); Blick durch den unteren Bereich mit der
Galerie der Rollenwechslern (rechts).
berücksichtigt werden. Bei schlechtem Baugrund wird eine Verbesserung vorgenommen
bzw. Pfähle eingebaut. Setzungen und Verdrehungen des Fundaments und damit der
Maschinen als Folge der Maschinenschwingungen dürfen gewisse Toleranzgrenzen nicht
überschreiten.
Das Schwingungsverhalten von Rollen-Offsetdruckmaschinen wurde bei Guo [7] mittels der
experimentellen Modalanalyse untersucht. Die Eigenfrequenzen wurden zudem anhand
eines diskreten Modells mittels der FEM analysiert und bestätigt. Es zeigte sich, dass die
horizontalen Schwingungen quer zu Längsachse dominieren. Bei einer Maschine mit einer
Länge von ca. 30 m und einer Masse von 3500 kN (einschließlich Fundament 9600 kN)
ergaben sich Eigenfrequenzen zwischen 3,6 Hz für die erste und 11 Hz für die sechste
Eigenform.
Nachfolgend werden die wesentlichen Punkte der Dimensionierung einer ebenerdig
gegründeten Rollendruckmaschine vorgestellt. Da der anstehende Baugrund nicht
ausreichend tragfähig war, wurde die Bodenplatte auf Pfählen gegründet. Der Standort ist
durch starke Seismizität charakterisiert. Da die Eigenfrequenzen der Maschine mit
Fundament im Bereich der für Erdbeben typischen Frequenzen liegt, musste dieser Lastfall
gesondert untersucht werden.
2. Rollendruckmaschine und Auslegungskriterien
Die Maschine von 32 m Länge mit einem Gesamtgewicht von 6000 kN besteht aus 5
Druckeinheiten, 2 Falzapparaten und 6 Rollenwechslern mit einem Zylinderumfang von
1140 mm. Sie ist ausgelegt für 35000 Zylinderumdrehungen pro Stunde. Die Lagerung der
Maschine auf dem Fundament erfolgt kraftschlüssig mittels geeigneter Nivellierelemente. Der
Aufbau entspricht den Darstellungen in Bild 1.
Die Kräfte aus den einzelnen Druckeinheiten bzw. Falzapparaten betragen 415 kN bzw.
250 kN, wobei der Schwerpunkt ca. 8,0 m über Oberkante Fundamentplatte liegt. Die Kräfte
aus den einzelnen Rollenwechslern betragen jeweils 40 kN. Ein Fundamentplan mit
Grundriss und Schnitt sowie Herstellerangaben zu den statischen Lasten ist in Bild 2
angegeben.
Bild 2: Fundamentplan mit statischen Lasten
Für die schwingungstechnische Berechnung der Maschine werden Anregungsfunktionen
gemäß den Herstellerangaben entwickelt. Da die Berechnungen im Zeitbereich durchgeführt
werden, stellen die Anregungsfunktionen Kraft-Zeitverläufe dar. Die maximalen dynamischen
Kräfte verändern sich in dem Maße, wie sich die Maschinendrehzahl ändert. Die
Bezugsgröße Maschinendrehzahl ist definiert als Drehzahl der Plattenzylinder. Diese drehen
mit der 1. Ordnung. Einige Elemente drehen mit anderen Drehzahlen als die der
Plattenzylinder. Das Verhältnis aus dieser Drehzahl zu der des Plattenzylinders wird als n-te
Ordnung ausgewiesen. Die an der Maschine bestehenden Ordnungen werden durch den
Hersteller vorgegeben. Die Anregungsfunktion der Kräfte an den Lagerungspunkten des
Stahlstuhls werden je nach Ordnung als %-Werte der statischen Lasten getrennt für die
vertikale Richtung und die beiden horizontalen Richtungen angegeben. Es werden auch
Ordnungen kleiner 1 berücksichtigt. Eine grafische Darstellung der angesetzten
Bild 3: Angesetzte Anregungsfunktionen für Lasten D1-D4: Zeitverlauf (0…2 s) sowie
Fourier-Spektrum.
Anregungsfunktionen kann dem Bild 3 entnommen werden. Die Anregungsfunktionen
können generell jede beliebige Phasenlage zueinander aufweisen.
Die Vorgaben des Herstellers zur Beurteilung der dynamischen Systemantworten erfolgen in
Form von zulässigen Schwinggeschwindigkeits- und Schwingwegamplituden. Für die
zulässigen Schwinggeschwindigkeitsamplituden wird der Effektivwert der resultierenden
Schwinggeschwindigkeit (Berücksichtigung der 3 translatorischen Freiheitsgrade)
vorgegeben:
• Schwinggeschwindigkeit: veff,res < 1 mm/s (0…60 Hz)
• Schwingweg: säqu < 23 µm (0…10 Hz)
säqu < 11 µm (10…20 Hz)
säqu < 6 µm (20…40 Hz)
säqu < 4 µm (40…60 Hz)
3. Baugrundverhältnisse und Gründungsparameter
Der anstehende Baugrund wurde mittels zweier Bohrungen mit gleichzeitiger Durchführung
von SPT Sondierungen erkundet. Bis ca. 8,0 m unter Geländeoberkante steht steifer,
schluffiger Ton an mit Schlagzahlen NSPT < 15. Darunter folgen Sande bzw. sandige Tone
und Tone mit jeweils NSPT < 26 bis zu der Endbohrtiefe von 30 m. Obwohl noch einige
Ödometerversuche durchgeführt worden sind, erfolgte die Abschätzung der statischen
Steifemoduli mittels empirischer Beziehungen anhand der SPT-Schlagzahlen.
Zur Aufnahme der statischen Kräfte und zur Vermeidung von Setzungen und Verdrehungen
wurde die Gründung als Pfahlgründung konzipiert. Die Pfähle mit einem Durchmesser
d = 0,88 m binden bis zu einer Tiefe von L = 9 m in den Baugrund ein. Der Pfahlabstand
wurde mit 3,0 m in Quer- und 2,1 m in Längsrichtung gewählt. Die Anordnung der Pfähle ist
in Bild 3 ersichtlich. Für den Elastizitätsmodul des Pfahlmaterials wird EP = 30·103 MPa
angenommen.
Die Schlagzahl des SPT war die einzelne Kenngröße, aus der man Werte für die
dynamische Bodenparameter ermitteln konnte. Hierzu wurden die gängigen empirischen
Beziehungen aus der internationalen Fachliteratur herangezogen [13]. Im Mittel wird ein
dynamischer Schubmodul bei kleinen Dehnungen von Gmax = 70 MPa und eine
Scherwellengeschwindigkeit =,maxsc 200 m/s ermittelt. Für die Poissonzahl wird =ν 1/3
angenommen. Zur Berücksichtigung der Steifigkeitsreduktion mit steigendem
Dehnungsniveau wird eine Abminderung von Gmax um 10% vorgenommen, so dass der
Schubmodul G = 63 MPa bzw. der Elastizitätsmodul E = 168 MPa sind.
Die Gründung entspricht eher einer Pfahl-Plattengründung als einer reinen Pfahlgründung.
Für das dynamische Verhalten dieses Systems existieren noch keine gesicherten
Erkenntnisse. Auf der sicheren Seite liegend wird bei der strukturdynamischen Berechnung
die zusätzliche Bettung durch die Platte nicht berücksichtigt.
Für die Ermittlung der Federsteifigkeiten und Dämpfungswerte der Pfahlgründung werden
publizierte Korrelationen herangezogen. Ausgangspunkt sind die komplexen
frequenzabhängigen Steifigkeitsfunktionen (Impedanzen) des Einzelpfahls als Summe aus
Federsteifigkeit und Dämpfung : jK jC
)()()( 0000 aCaiaKaS jjj ⋅⋅+= (1)
mit der dimensionslosen Frequenz
scda ⋅
=ω
0 (2)
wobei die Kreisfrequenz, d der Pfahldurchmesser und die Scherwellengeschwindigkeit
im Boden sind. Der Index j bezeichnet den jeweiligen Bewegungsmodus.
ω sc
Die frequenzabhängige Pfahlsteifigkeit wird geschrieben als Produkt der quasi-statischen
Steifigkeit und des frequenzabhängigen Impedanzfaktors . 0,jK )( 0ak j
)()( 00,0 akKaK jjj ⋅= (3)
Die Veränderung der komplexen Steifigkeit innerhalb einer Pfahlgruppe infolge der
Interaktionen zwischen den Pfählen wird durch frequenzabhängige Faktoren erfasst. Die
resultierende komplexe Steifigkeit der Pfahlgruppe lautet dann:
)()()( 0000 aCaiaKaS Gj
Gj
Gj ⋅⋅+= (4)
Real- und Imaginärteil der komplexen Steifigkeit werden auf die Summe der Steifigkeiten der
Einzelpfähle bezogen. Die entsprechenden Frequenzgänge hängen von der Geometrie der
Pfahlgruppe und der relativen Steifigkeit Pfahl-Boden ab [2], [6], [8], [9]. Nachfolgende
Berechnungen werden für die Frequenz f = 10 Hz bzw. a0 = 0,3 durchgeführt.
Der Impedanzfaktor des Einzelfundamentes kj für horizontale Translation sowie für Kippen
wird für den in der Praxis relevanten Frequenzbereich gleich 1 angesetzt, während der
vertikale Impedanzfaktor kV = 1 ist, solange das Verhältnis Pfahllänge zu Pfahldurchmesser
L / d < 15 ist [5]. Auf dieser Grundlage werden hier die Federsteifigkeiten für den Einzelpfahl
als frequenzunabhängig angesetzt.
Die statischen Pfahlsteifigkeiten werden aus Kontinuumslösungen der Elastizitätstheorie
unter Ansatz eines konstanten Tiefenprofils des Schubmoduls ermittelt. Für vertikale
Translation erhält man KV,0 = 968 MN/m [4], [12]. Die Approximation bei Gazetas [5] für eine
Bodenschicht der Dicke 2·L liefert ähnliche Werte. Bei der horizontalen Steifigkeit wird
vorerst anhand des Schlankheitsparameter S = (L/d) (E / EP)0,25 die Nachgiebigkeit des
Pfahls relativ zum Boden beurteilt [1]. Für S > 2 kann von einem flexiblen Pfahl ausgegangen
werden [14], was auch hier der Fall ist. Poulos [11] gibt die Steifigkeit am Pfahlkopf mit Hilfe
von Einflussfaktoren an. Daraus wird errechnet KH,0 = 495 MN/m. Einen etwas niedrigeren
Wert liefert die Näherungsformel bei Dobry et al. [1].
Die Dämpfungskonstanten Cj werden vorerst nach den Näherungslösungen bei [5]
abgeschätzt. Für vertikale Translation erhält man in der Form von Gl. (1) für die
Dämpfungskonstante mit . Zur Kontrolle
der Genauigkeit wird die Referenzkonfigurationen bei Kaynia & Kausel [9] mit L/d = 15,
E
dV rLGaC ⋅⋅⋅⋅= − π5/10 ))/)(/(exp(1 2−−−≈ dLEEr Pd
P / E = 103 sowie bei Padron [10] für EP / E = 102 herangezogen, vgl. Bild 4. Die
zugehörigen Dämpfungswerte sind um 18% bzw. 45% höher. Die für die Berechnung der
Dämpfungskonstante aus der normierten Darstellung CV / KV,0 benötigte statische Steifigkeit
wird nach [4], [12] unter Vernachlässigung des Spitzendrucks zu 870 MN/m ermittelt. Der
Vergleich zeigt, dass in obiger Näherungsformel sowohl der Frequenzfaktor als auch
der Faktor für die relative Steifigkeit Pfahl-Boden korrigiert werden müssen. Da hier mit
E
5/10−a
dr
P / E = 168 eher der Fall des steifen Bodens vorliegt und obige Näherungsformel ähnliche
Ergebnisse für L/d = 15 und L/d = 10 liefert, wird für die weitere Berechnung der
Dämpfungswert nach der Näherumgsformel bei [5] um 40% erhöht, so dass CV = 2580 MN/m
angesetzt wird.
Bild 4: Normierte Dämpfungen für den Einzelpfahl mit L/d = 15 in homogenem Boden mit
ν = 0,4 und EP / E = 102 (durchgezogene Linie) und EP / E = 103 (gestrichelte Linie),
nach [9], [10].
Für den horizontalen Translationsmodus werden bei Gazetas [5] Näherungslösungen
angegeben, die unabhängig von der Pfahllänge und der Frequenz sind. Die
Kontinuumslösungen bei Kaynia & Kausel [9] sowie Padrón [10] zeigen jedoch eine deutliche
Frequenzabhängigkeit - insbesondere bei niedrigen Frequenzen - und durchweg höhere
Werte. Zur Ermittlung der Dämpfung wird somit die in Bild 4 dargestellte Kurve für
EP / E = 102 angewandt. Für a0 = 0,3 erhält man CH / KH,0 = 1,2, so dass CH = 527 MN/m.
Die Abminderungsfaktoren infolge der Interaktion werden nach dem vereinfachten
analytischen Verfahren von Dobry & Gazetas [2] berechnet. Interaktionsfaktoren werden dort
in geschlossener Form als komplexe Funktionen in Abhängigkeit von der Frequenz, der
Geometrie sowie der Scherwellengeschwindigkeit angegeben. Zur Modellierung wird als
Teilsystem eine 3 x 2 Pfahlgruppe mit den Pfahlabständen 2,1 m x 3,0 m betrachtet. Die
Pfähle werden als Reibungspfähle modelliert, d.h. nur die Interaktion aus der Mantelreibung
wird berücksichtigt. Für die Federsteifigkeit wird die quasi-statische Lösung angesetzt. Aus
der Berechnung nach [2] erhält man
0,V
GV
KNK⋅
= ηV = 0,35
Zur Überprüfung wird die vereinfachte Berechnungsprozedur für statisch belastete
Pfahlgruppen nach Randolph [12], Fleming et al. [4] unter Ansatz eines mittleren
Pfahlabstandes von 2,5 m angewandt. Die genaue Position der einzelnen Pfähle wird dabei
nicht berücksichtigt. Man erhält ηV = 0,40. Für die weitere Berechnung wird als Mittelwert
ηV = 0,375 angesetzt und jedem Pfahl innerhalb der Gruppe die Federkonstante
= 363 MN/m zugewiesen. NK GV /
Für die horizontale Steifigkeit in Querrichtung ergibt die Anwendung der statischen
Interaktionsfaktoren nach [12] für die vorliegende Konfiguration = = 0,46,
während nach [2] = 0,35 ist. Für die weitere Berechnung wird als Mittelwert = 0,41
angesetzt, so dass die horizontale Federkonstante jedes Pfahls in der Gruppe
= 203 MN/m beträgt. Derselbe Wert wird auch für Translation in Längsrichtung
angesetzt.
0/ HGH KNK ⋅ Hη
Hη Hη
NK GH /
Der Einfluss der Gruppenwirkung auf die Dämpfungskonstanten Cj wird nach dem oben
beschriebenen Verfahren nach Dobry & Gazetas [2] bei a0 = 0,3 ermittelt. Der entsprechende
Abminderungsfaktor beträgt
V
GV
CNC⋅
= 0,64
so dass jedem Pfahl innerhalb der Gruppe die Dämpfungskonstante = 1651 MN/m
zugewiesen wird. Für den horizontalen Modus wird rechnerisch keine Abminderung
festgestellt, so dass für den Pfahl innerhalb der Gruppe in beiden horizontalen Richtungen
eine Dampfungskonstante = 527 MN/m angesetzt wird.
NCGV /
NCGH /
4. Dynamische Berechnungen
- System
Die dynamischen Berechnungen wurden mit der FEM mit Hilfe des Computerprogramms
SAP2000 durchgeführt. Das räumliche Modell umfasst sowohl das Fundament (abgebildet
mit Plattenelementen) als auch die Pfahlgründung in Form von diskreten Feder-Dämpfer-
Elementen, wie oben ermittelt. Die statischen Lasten der Druckmaschinen werden mittels
verteilten Massenpunkten unter Angabe der Massen und Trägheitsmomente an den
entsprechenden geometrischen Punkten berücksichtigt. Die finiten Plattenelemente weisen
eine durchschnittliche Größe von 0,43 m x 0,45 m und eine Fundamentplattendicke von
dPlatte = 1,9 m auf. Für das Stahlbetonfundament wird ein dynamischer Elastizitätsmodul
EPlatte = 4·107 kN/m2 und eine Poissonzahl νPlatte = 0,2 angesetzt. Die Strukturdämpfung
wurde als frequenzabhängige Rayleigh-Dämpfung mit einem Dämpfungsmaß von
DPlatte = 2…5 % berücksichtigt. Ersatzsteifigkeiten bzw. Ersatzdämpfungskonstanten wurden
für jeden der drei translatorischen Freiheitsgrade berücksichtigt.
Hinsichtlich der Anregung wurden als ungünstige Annahmen zwei Anregungsszenarien
untersucht:
a) gleichphasige Anregung an allen Punkten
b) gegenphasige Anregung rechts und links der Fundamentmitte
- Eigenfrequenzen und Eigenformen
Zur Verifizierung der Systemabbildung wurden zunächst die ersten Eigenfrequenzen und
Eigenformen des Druckmaschinenfundamentes bestimmt. Es zeigte sich, dass die
Starrkörpereigenfrequenzen bei ca. 7...10 Hz angesiedelt sind. Die ersten Eigenformen der
elastischen Fundamentplatte selbst liegen bei Eigenfrequenzen von ca. 12…13 Hz. Weitere
Eigenfrequenzen mit stärkeren Verformungsanteilen der Struktur liegen oberhalb von 20 Hz.
Bild 5 zeigt als Ergebnis exemplarisch Verformungsmodi des FE-Modells.
Bild 5: Berechnete Eigenschwingform des Maschinenfundamentes.
- Berechnung der Schwingungsamplituden unter Betrieb
Die Berechnungen zur Bestimmung der maximalen Schwingungsamplituden beim Betrieb
der Druckmaschine erfolgten im Zeitbereich; über ein Zeitfenster von ca. 4,1 s mit einem
Zeitschritt von 0,002 s. Dadurch konnte eine Berechnung im interessierenden
Frequenzbereich zwischen 0 und 60 Hz sichergestellt werden.
Im Ergebnis konnten aus dem verformten räumlichen Finiten-Element-Modell die Zeitverläufe
der Schwinggeschwindigkeit für alle 6 Freiheitsgrade an ausgewählten Knotenpunkten, hier
an den Knoten der Lasteinleitung, ermittelt werden. Gemäß den Auslegungskriterien wurden
aus den resultierenden Schwinggeschwindigkeitsverläufen Effektivwerte berechnet. Unter
Berücksichtigung der Verdrehungen wurden darüber hinaus die Schwingungsamplituden auf
Höhe der Massenschwerpunkte der Druckmaschinen berechnet. Effektivwerte wurden für die
beiden untersuchten Anregungsszenarien (gleich- bzw. gegenphasig) berechnet. An allen
Positionen sind diese Werte veff,res < 0,3 mm/s und liegen und somit deutlich unterhalb des
angegebenen Grenzwertes von 1 mm/s. Die Maximalamplituden für die
zwei Anregungsszenarien unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander.
Aus den Zeitverläufen der Schwinggeschwindigkeit wurden so genannte äquivalente
Wegamplituden säqu berechnet, die gemäß den Auslegungskriterien für verschiedene
Frequenzbänder zu bewerten waren. Hierzu erfolgte eine digitale Filterung der Zeitverläufe.
Im Frequenzbereich 0…10 Hz ergab sich säqu = 0,0165 mm und somit eine ausreichende
Sicherheit gegenüber dem Grenzwert von 0,023 mm. Bei den höheren Frequenzbereichen
war der Abstand zu den Grenzwerten noch größer.
5. Erdbebennachweis
Die Maschine als nicht tragendes Bauteil sowie ihre Verankerungen müssen für
Erdbebeneinwirkungen überprüft werden [3]. Die Bestimmung der Anregung erfolgte nach
der lokalen Erdbebennorm, welche auf der Bemessungsphilosophie des Eurocode EC8
basiert. Das relevante elastische Beschleunigungsantwortspektrum für die
Horizontalkomponente ist in Bild 6 dargestellt. Der Bemessungswert der
Bodenbeschleunigung beträgt ag = 0,24 g und der Verstärkungsfaktor bei 5% Dämpfung
β = 2,75. Die Kontrollperioden (Eckperioden) des Spektrums lauten: TB = 0,16 s, TC = 1,6 s,
TD = 2,0 s. Der Bedeutungsbeiwert γi = 1,0. Für den Verhaltensbeiwert wird q = 1 angesetzt
(starre Rahmenkonstruktion).
Zur Berechnung wird das vereinfachte Antwortspektrenverfahren angewandt, wobei die
Ersatzkräfte aus den Gewichtskräften und der Ordinate des Bemessungsspektrums für die
Grundperiode der Maschine ermittelt wird. Da das Spektrum durch ein sehr breites Plateau
charakterisiert wird, ist diese Annahme gerechtfertigt.
Bild 6: Horizontales Beschleunigungsantwortspektrum für den Standort.
6. Schlussfolgerungen
Die Angabe der Belastungscharakteristik durch den Maschinenhersteller ist eine
unabdingbare Voraussetzung für eine zuverlässige Prognose des erwarteten
Schwingungsniveaus. Die zur Verfügung stehenden Lösungen zur Boden-Bauwerk-
Wechselwirkung ermöglichen für Standardsituationen die Berechnung von dynamisch
belasteten Pfahlgründungen, ohne dass die Modellierung des gesamten Gründungssystems
erforderlich ist. Nach wie vor sind Messungen der dynamischen Systemantwort ein
wertvolles Instrument zur Verifikation dieser Berechnungen.
Literatur
[1] Dobry, R., Vicente, E., O’Rourke, M.J, Roesset, J.M.: Horizontal stiffness and damping
of single piles, J. Geotech. Eng. Div., ASCE 108, 439-459 (1982).
[2] Dobry, R., Gazetas, G.: Simple method for dynamic stiffness and damping of floating
pile groups, Géotechnique 38, 557–574 (1988).
[3] Fleischer, P.S, Trombik, P.G.: Turbo generator machine foundations subjected to
eartqhuake loads, Proc. 14th World Conference on Earthquake Engineering, Beijing,
2008.
[4] Fleming, W.G.K., Weltman, A.J., Randolph, M.F., Elson. W.K.: Piling Engineering, 2nd
ed., Blackie & Son Ltd, 1992.
[5] Gazetas, G.: Foundation Vibrations, Foundation Engineering Handbook, Fang, H.Y.
(Ed.), Van Nostrand Reinhold, New York, 553-593, 1991.
[6] Gazetas, G., Fan, K., Kaynia, A., Kausel, E.: Dynamic interaction factors for floating
pile groups, J. Geotech, Eng., ASCE 117, 1531-1548 (1991).
[7] Guo, X.: Schwingungen von Offsetdruckmaschinen, Dissertation, Technische
Universität Chemnitz, 2001.
[8] Hartmann, H.G.: Pfahlgruppen in geschichtetem Boden unter horizontaler dynamischer
Belastung, Dissertation, Technische Hochschule Darmstadt, 1985.
[9] Kaynia, A.M., Kausel, E.: Dynamic stiffness and seismic response of pile groups,
Research Report R82-03, Massachusetts Institute of Technology, 1982.
[10] Padrón, L.A.: Numerical model for the dynamic analysis of pile foundations, Doctoral
Thesis, Universidad de Las Palmas de Gran Canaria, 2008.
[11] Poulos, H.G.: Marine Geotechnics, Unwin Hyman, London, 1988.
[12] Randolph, M.F.: Science and empiricism in pile foundation design, Géotechnique 53,
847-875 (2003).
[13] Vrettos, C.: Bodendynamik, Grundbau-Taschenbuch, Teil 1: Geotechnische
Grundlagen, Ernst & Sohn, 451-500, 2008.
[14] Waas, G.: Pfahlgründungen unter dynamischer Belastung. Bodendynamik. Grundlagen
und Anwendung, W. Haupt (Hrsg.), Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden, 189-224, 1986.