72
505 BuB 69 10/2017 EDITORIAL Mehr als 7 000 Aussteller, rund 400 000 Titel und eine viertel Mil- lion Besucher – da verliert man schnell den Überblick. Wer im Rummel der Frankfurter Buchmesse nicht untergehen möchte, greift am besten zum Buchmesse-Flyer in der BuB-App oder auf der BuB-Webseite (www.b-u-b.de). Dort sind alle Veranstaltun- gen und Termine aufgeführt, die für Bibliothekare relevant sind. Mit dieser Planungsgrundlage steht einem erfolgreichen Messe- besuch nichts mehr im Weg – und der lohnt sich für Bibliothekare in diesem Jahr ganz besonders. Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) als Partner der Frankfurter Buchmesse hat eine ganze Palette attraktiver Angebote zusammengestellt. Dazu zählt beispielsweise ein Praxis-Workshop zur Bibliothek als drittem Ort mit einem der profiliertesten Bibliotheksplaner weltweit, dem niederländischen Designer Aat Vos. Auf welch un- konventionelle Weise er Bibliotheken ausstattet, ist im Beitrag über die Renovierung der Stadtteilbücherei in Köln-Kalk in dieser Aus- gabe auf Seite 512 zu sehen. Ein Muss für Bibliothekare ist darüber hinaus die Themeninsel »Bibliotheken in der digitalen Zukunft« im World of Learning Lab vom 14. bis 15. Oktober. Dort geht es schwerpunktmäßig um eine neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie- len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus- drücklich erwünscht: Wer seine Konzepte und Ideen präsentieren möchte, kann dies auch noch kurzfristig anmelden. Erste Anlaufstation für Bibliothekare auf der Buchmesse bleibt also der BIB InfoCounter in Halle 4.2 (Stand N 75). Dort bietet der BIB in Zusammenarbeit mit anderen bibliothekarischen Verbänden noch einiges mehr: persönliche Beratung, Auskünfte zu Tariffragen, Tipps für die Bewerbung, Informationen für Seiteneinsteiger, Hinweise für Fort- und Weiterbildungen, Einblicke in ein Mentoringprogramm … Wer es aufgrund der Informationsfülle gar nicht über das Inter- nationale Bibliothekszentrum (ILC) in Halle 4.2 hinausschafft, muss sich indes keine Sorgen machen. Was sonst noch auf der Buchmesse los ist und was das Gastland Frankreich zu bieten hat, ist im Schwer- punkt dieses Heftes ab Seite 536 ausführlich zu lesen. Und natürlich ist auch die BuB-Redaktion in Frankfurt mit da- bei. Am 11. und 12. Oktober stehen wir von 12 bis 13.30 Uhr am BIB InfoCounter gerne für Ihre Fragen, Anregungen und Kritik bereit. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur Auf zur Buchmesse!

EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

505BuB 69 10/2017

EDITORIAL

Mehr als 7 000 Aussteller, rund 400 000 Titel und eine viertel Mil-lion Besucher – da verliert man schnell den Überblick. Wer im Rummel der Frankfurter Buchmesse nicht untergehen möchte, greift am besten zum Buchmesse-Flyer in der BuB-App oder auf der BuB-Webseite (www.b-u-b.de). Dort sind alle Veranstaltun-gen und Termine aufgeführt, die für Bibliothekare relevant sind. Mit dieser Planungsgrundlage steht einem erfolgreichen Messe-besuch nichts mehr im Weg – und der lohnt sich für Bibliothekare in diesem Jahr ganz besonders. Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) als Partner der Frankfurter Buchmesse hat eine ganze Palette attraktiver Angebote zusammengestellt.

Dazu zählt beispielsweise ein Praxis-Workshop zur Bibliothek als drittem Ort mit einem der profiliertesten Bibliotheksplaner weltweit, dem niederländischen Designer Aat Vos. Auf welch un-konventionelle Weise er Bibliotheken ausstattet, ist im Beitrag über die Renovierung der Stadtteilbücherei in Köln-Kalk in dieser Aus-gabe auf Seite 512 zu sehen.

Ein Muss für Bibliothekare ist darüber hinaus die Themeninsel »Bibliotheken in der digitalen Zukunft« im World of Learning Lab vom 14. bis 15. Oktober. Dort geht es schwerpunktmäßig um eine neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich erwünscht: Wer seine Konzepte und Ideen präsentieren möchte, kann dies auch noch kurzfristig anmelden.

Erste Anlaufstation für Bibliothekare auf der Buchmesse bleibt also der BIB InfoCounter in Halle 4.2 (Stand N 75). Dort bietet der BIB in Zusammenarbeit mit anderen bibliothekarischen Verbänden noch einiges mehr: persönliche Beratung, Auskünfte zu Tariffragen, Tipps für die Bewerbung, Informationen für Seiteneinsteiger, Hinweise für Fort- und Weiterbildungen, Einblicke in ein Mentoringprogramm …

Wer es aufgrund der Informationsfülle gar nicht über das Inter-nationale Bibliothekszentrum (ILC) in Halle 4.2 hinausschafft, muss sich indes keine Sorgen machen. Was sonst noch auf der Buchmesse los ist und was das Gastland Frankreich zu bieten hat, ist im Schwer-punkt dieses Heftes ab Seite 536 ausführlich zu lesen.

Und natürlich ist auch die BuB-Redaktion in Frankfurt mit da-bei. Am 11. und 12. Oktober stehen wir von 12 bis 13.30 Uhr am BIB InfoCounter gerne für Ihre Fragen, Anregungen und Kritik bereit. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur

Auf zur Buchmesse!

Page 2: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

506

SCHWERPUNKT

BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICHUm Bücher geht es auf der Frankfurter Buchmesse natürlich auch noch, aber das dominierende Thema ist in diesem Jahr mehr denn je die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf den Me-dienmarkt. Der technische Fortschritt verläuft rasant, Trends und Hypes wechseln immer schneller. Einen aktuel-len Einblick in das Treiben der »digitalen Vagabunden« bietet der Schwerpunkt ab Seite 536.

Darüber hinaus gibt es jede Menge Informationen über das Gastland der diesjährigen Buchmesse: Frankreich stellt in seiner weltoffenen Präsen-tation nicht die Nation, son-dern den vielfältigen franko- phonen Sprachraum in den Mittelpunkt.

Foto: Alexander Heimann / Frankfurter Buchmesse

Forum Bibliothek und Information

10 / 2017BuB

Fotos Titelseite: Annett Seidler - stock.adobe.com / Fotolia

Fotos Inhaltsverzeichnis: Aat Vos, Dirk Wissen, Institut français Düsseldorf

FOYER

LESEFÖRDERUNG

509 Sommerleseclub schlägt neue Wege ein Pilotprojekt des Kultursekretariats NRW Gütersloh gestartet (Annike Heikes)

BAU

512 Bibliotheksplanung mit Design Thinking und Design Planning Aat Vos entwickelt ein ungewöhn-liches Bibliotheksambiente in Köln (Bettina Scheurer, Hannelore Vogt)

WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

516 Schulbücher finden nur schwer in den Bestand Wissenschaftlicher Bibliotheken Ein Pilotprojekt an der UB Biele-feld sucht in Zusammenarbeit mit der Versandbuchhandlung Dreier neue Lösungen (Silvia Herb, Diane Korneli-Dreier)

AUS- UND FORTBILDUNG

518 Effizient – kooperativ – agil Der BIB-Sommerkurs 2017 zeigte, wie man Bibliotheksprojekte managt (Ulrike Kraß, Karin Langenkamp)

ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK

519 Fellbach wählt ein Buch Vielfältige Aktionen zum 30-jähri-gen Bestehen der Stadtbücherei (Claudia Scheerer)

WISSEN FRAGT ... ?

520 Medien – Menschen – Märkte Auf einen Espresso mit dem Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse Juergen Boos zur »Atmosphäre von Bibliotheken« (Dirk Wissen)

WIRTSCHAFT

524 ekz vermeldet Umsatzplus von vier Prozent Reutlinger Bibliotheksdienstleis-ter setzt weiter auf das gedruckte Buch / Robotik, Künstliche Intel-ligenz, Makerspace und Gaming geraten ins Blickfeld des Unterneh-mens (Steffen Heizereder)

PRAXIS

526 Warum das Open-Library-Konzept auch für Deutschland vielversprechend ist Ein Anwenderbericht aus der Stadtbücherei Norderstedt (Ingo Tschepe)

528 LESERBRIEFE

530 NACHRICHTEN

534 MARKT

Page 3: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

507BuB 69 10/2017

LESESAAL

SCHWERPUNKT: BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

536 Digitale Vagabunden Die Digitalisierung bleibt die Her-ausforderung der Medienbranche: Verlage gehen erstmals offen auf Start-ups zu, um Innovationen zu fördern. Aber welche Medientrends setzen sich durch? (Boris Hänßler)

542 Die ganze Vielfalt der frankophonen Welt Gastland Frankreich präsentiert sich mit Literatur, Theater, Musik Bildender Kunst und einer Vielzahl von Veranstaltungen in Frankfurt

544 Es lebe die deutsch-französische Freundschaft Was man in Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland über Frankreich lernen kann (Jan-Pieter Barbian)

548 Das große Warten der »Grande Nation« Ein Blick auf Politik, Kultur und Bibliotheken des diesjährigen Gastlandes der Buchmesse (Dirk Wissen)

553 Französische Medien unterwegs in NRW Mediathek auf Rädern: Der Bibliobus multimedia des Institut français Düsseldorf (Elsa Laurent)

554 Frankreichforschung im FID Romanistik Literaturrecherche, Forschungs-datenmanagement und Open Access-Publizieren stehen im Mittelpunkt aktueller Projekte (Doris Grüter)

557 Vive la lecture franco-allemande Bibliothekspartnerschaft Freiburg – Mulhouse ist seit über 25 Jahren lebendig (Ulrike Kraß)

WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

558 Neue Aufgaben, neue Arbeits- felder, neue Strukturen Zur Zukunft der Wissenschaftlichen Bibliotheken im internationalen Forschungswettbewerb am Beispiel des Embedded Librarian (Friedrich Figge, Kirsten Darby, Jens Hardt, Theresa Liebig, Eva-Maria Remeli, Viviane Wilde)

MUSIKBIBLIOTHEK

562 Neue Horizonte Ein geplantes Positionspapier zur Zukunft der Bibliotheken in Mu-sikhochschulen und -akademien (Claudia Niebel)

MAGAZIN

FACHLITERATUR

566 Dritte Orte Mehr Wille zur Gestaltung öffentlicher Räume (Jonas Fansa)

AUS DEM BERUFSVERBAND

568 BuB-Herausgeber gesucht! Aufruf zur Kandidatur / Inhalt und Ausrichtung der Fachzeitschrift mitbestimmen

569 Kandidatenaufruf zur BIB-Vorstandswahl 2018 / Aufruf zur Registrierung bei meinBIB

505 EDITORIAL

563 IMPRESSUM

570 SUMMARY / RESUME

572 STELLENANGEBOTE

576 KLEINANZEIGEN

AB IN DIE APP!

514 Blick in die Bibliothek der Zukunft Das Konzept des Designers Aat Vos für Köln-Kalk in Wort und Bild

540 Die Buchmesse auf einen Klick Alle Angebote für Bibliothekare auf der Frankfurter Großveranstaltung

551 53.241.955 interessante Objekte Die Europeana bietet Zugang zu Kunstwerken, Büchern, Videos...

Page 4: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

508

ANZEIGE

KAMP-LINTFORT MEDIATHEK, DEUTSCHLAND

Die Mediothek Kamp-Lintfort wurde von den renommierten UKW Architekten gestaltet. Kamp – Lintfort ist im Niederrhein gelegen und hat eine lange Bergbaugeschichte. Die Mediothek lädt zum langen verweilen ein und greift geschickt die wichtigen Themen der Region wie eben Bergbau aber auch Fußball auf. Darüber hinaus findet man hier aber auch einen hochwertigen Platz um sich mit anderen schönen Dingen des Lebens beschäftigen zu können. Im Eingangsbereich kann man in einem Bistro einen Kaffee trinken und sich dabei an der reichhaltigen Zeitschriftenauswahl bedienen.Die Auswahl des Mobiliars ist besonders und spannend. Umso schöner ist es für uns, dass auch wir uns mit unse-ren Produkten beteiligen durften und wir versprechen jedem Besucher eine unvergessliche Zeit in der Mediothek Kamp-Lintfort.

WWW.SCHULZSPEYER.DEPART OF LAMMHULTS DESIGN GROUP

BuB-Entw Heft-10-2017.indd 1 24.07.2017 08:27:15 Uhr

Page 5: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

509BuB 69 10/2017

Sommerleseclub schlägt neue Wege ein Pilotprojekt des Kultursekretariats NRW Gütersloh gestartet

Seit 2005 betreut das Kultursekre-tariat NRW Gütersloh mit dem Som-merleseclub eines der größten Lese-förderprojekte in Nordrhein-West-falen. Ausgangspunkt war der Teen Reading Club aus Los Angeles, der durch Ute Hachmann erstmalig in Brilon erprobt und anschließend vom Kultursekretariat als landesweites Modellprojekt verstetigt wurde.

Warum sich der Sommerleseclub weiterentwickeln sollte …

In einer Pilotphase von zwei Jahren wer-den in einem kleinen Experimentierfeld von sechs Bibliotheken neue leseför-dernde Modelle erprobt, um den Som-merleseclub weiterzuentwickeln. Die geplante Neupositionierung begründet sich in dem Wunsch und in der Notwen-digkeit, das Konzept zu erfrischen und es freier und am individuellen Bedürfnis

und Potenzial der Bibliotheken auszu-richten. Das Projekt, das bisher auf Ent-leihungen neu erschienener Bücher fußte, soll spielerischer gedacht werden, um insbesondere Kinder und Jugendli-che anzusprechen, die bisher wenig Zu-gang zur Bibliothek gefunden haben. Die Ermüdungserscheinungen des über zehn Jahre alten Projektes sollen so überwun-den werden – ein neuer Start und das Ziel, aus dem Sommerleseclub ein Som-merleseland für Nordrhein-Westfalen werden zu lassen, das Aktionen für unter-schiedliche Zielgruppen in der Sommer-zeit vereint. Lesen, Kreativität und Be-gegnung sind die drei Schlagwörter, die im Zentrum der Pilotphase stehen.

Die Schwerpunkte »Medien« und »Team« bilden die Ausgangspunkte für die neuen Modelle. Die Jugendlichen sammeln erstmalig in ihrem Logbuch nicht nur Buchtitel, sondern auch Hör-bücher und besuchte Workshops. Bei drei Einträgen gibt es am Ende eine Ur-kunde. Diese Entwicklung betont das

Bestreben, den Sommerleseclub als Chance für einen niedrigschwelligen Einstieg in die Bibliothekswelt heraus-zuarbeiten. Ziel ist es, Bibliotheken als spannenden und vielseitigen Ort zu eta-blieren – den man auch nach den Som-merferien weiterhin besucht.

Intermedial und teamorientiert – das sind die neuen Pilotprojekte …

Das Lesen bleibt im Pilotschwerpunkt »Medien« Herzstück des Konzeptes, wird jedoch durch intermediale Elemente er-weitert, sodass sich ein Zusammenspiel aus analogen und digitalen Anwendun-gen ergibt. Die Bibliotheken in Werne, Beckum und Neukirchen-Vluyn haben sich dieser Agenda verschrieben. Medien-labore ermuntern mit Miniatureworld- Zubehör, Green-Screen, Tablets und Soft-ware dazu, eigene Fotos oder Videos zu gestalten. Geschulte Jugendliche be-treuen in Beckum und Neukirchen-Vluyn

Sommerleseclub in der Bücherei Beckum: Seit diesem Jahr besteht auch die Möglichkeit, im Team teilzunehmen. Die Leseclubs in Nordrhein-Westfalen erfahren durch ein neues Konzept deutlichen Aufwind. Foto: Kultursekretariat NRW Gütersloh

Page 6: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

510

das »Experimentierlabor«. Hier greift das Peer-to-Peer-Prinzip: Jugendliche – einst Teilnehmende des Sommerleseclubs – werden zu Mentoren, die den Neuen zeigen, wie es geht.

Durch den parti-zipativen Aspekt wird das junge Publikum an die Bibliothek gebun-den. Sie können dort etwas erlernen, sich ausprobieren und ihr Wissen weiterge-ben – ein gutes Beispiel gelungener und nachhaltiger Bibliotheksarbeit. Eine multimediale Bücherrallye, die eigen-ständig mit einem in der Bibliothek aus-zuleihenden Tablet oder dem eigenen Smartphone genutzt werden kann, führt mit aufeinanderfolgenden Aufgaben und Hinweisen durch den Stadtraum. Hier sind Rätsel zu lösen, die am Ende zu interessanten Buchtipps führen und neugierig machen. Das Leselogbuch, bis-her Printmedium, wird durch eine App ergänzt. Dort können sich die Jugendli-chen anmelden, Bücher spielerisch be-werten und sich Bücher empfehlen las-sen. Die Beckumer Jugendlichen finden das praktisch: »So vergesse ich nicht, ein gelesenes Buch in meinem Logbuch einzutragen, wenn ich im Urlaub bin!«

In Medienworkshops lernen die jungen Leser von Profis verschiedene Produk-tionsweisen mit kostenlosen Apps ken-

nen und erstellen Foto- Storys, Kurzfilme oder setzen andere kreative Ideen um. Die Idee, di-gitale Medien einzube-ziehen, kommt gut an: »Ich finde es super, dass wir jetzt was mit Han-dys und Tablets ma-

chen. Viel spannender als früher«, stellt eine junge Leserin fest.

Lesen als gemeinschaftliche Aktivi-tät zu etablieren, verfolgen die Pilotbib-liotheken mit dem Schwerpunkt »Team« in Bad Salzuflen, Brilon und Kempen. Dieses Konzept öffnet den Leseclub für weitere Zielgruppen: Erstmalig können Leser aller Altersgrup-pen gemeinsam als Team teilnehmen. Der Leseclub wird so zu ei-ner gemeinsamen Akti-vität von Familien und Freunden. Bereits zu Beginn der Ferien ver-zeichnete die Stadtbib-liothek Brilon 140 Teams – mit vielfälti-gen Teamkonstellationen: Erwachsene, Freunde und Familien, von Großeltern

bis zum Enkel. Allein die vielfältigen Team-Namen, die sich die Leserinnen und Leser gaben, zeigen die Vielfältig-keit und die Buntheit des diesjährigen Leseclubs: Da gibt es die »schnellen wilden Leser«, die »Bücherfresser« und »die fantastischen 2«.

Diese Beispiele zeigen eine kleine Auswahl der kreativen Namensgebungen der Teams. Herzstück ist das Leselog- buch, welches an ein umfangreiches »scratchbook« erinnert. Dort werden gemeinsam Bücher, Hörbücher und be-suchte Veranstaltungen gesammelt. Hiermit ist die Hoffnung verbunden, ins-besondere »Wenig-Leser« zur Teilnahme zu motivieren, aber auch den Austausch über Bücher im Team anzuregen. Das Log- buch enthält verschiedene kreative Auf-gaben, die nur als Team zu lösen sind.

Themenseiten wie etwa »Bücherhelden«, »der beste Leseplatz« und »das originellste Team-Logo« werden gemein-sam ausgefüllt, bieten Gesprächsanlässe und die Möglichkeit, ge-meinsam Ideen zu spin-

nen. Gelegenheiten, das Logbuch zu ge-stalten, geben beispielsweise wöchentli-che »Log-Buch-Kreativwerkstätten« wie

FOYER LESEFÖRDERUNG

Lesen bleibt im Sommerleseclub weiter das A und O. Hinzu treten aber intermediale Elemente in gut ausgestatteten Medienlaboren. Fotos: Kultursekretariat NRW Gütersloh (links), Stadtbibliothek Salzuflen (rechts oben), Stadtbibliothek Brilon

Das Lesen bleibt im Pi-lotschwerpunkt »Medien«

Herzstück des Konzep-tes, wird jedoch durch intermediale Elemente

erweitert.

Der Sommerleseclub erfährt einen Aufwind. Bereits in der ersten

Ferienwoche sind mehr Anmeldungen zu ver-

zeichnen als im Vorjahr.

Page 7: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

511BuB 69 10/2017

sie in Bad Salzuflen durchgeführt wer-den. Die unterschiedlichen Kategorien spielen auch zum Abschluss des Som-merleseclubs eine Rolle. Die Oskar-Ver-leihung ist die neue Abschlussparty, bei der Urkunden und »Oskars« für beson-ders kreative Ideen in den verschiede-nen Kategorien vergeben werden. Damit steht die kreative Auseinandersetzung im Vordergrund und nicht die Anzahl möglichst vieler gelesener Bücher.

Status Quo und Auswertung der Pilotphase …

Nach dem ersten Praxistest der neuen Modelle im diesjährigen Sommer kann ein optimistischer Blick in die Zukunft gewagt werden: Beide Ansätze haben eine hohe Resonanz an Teilnehmerzah-len. Der Sommerleseclub erfährt einen spürbaren Aufwind. Der Ansatz im Team teilzunehmen, schlägt ein. Bereits in der

ersten Ferienwoche sind mehr Anmel-dungen zu verzeichnen als im Vorjahr. Ähnlich verhält es sich im Medien-Pilot: Die App, die das Logbuch ergänzt, wird rege genutzt und etabliert sich rasant. Die Rallye zog in Beckum schon in der Woche vor den Ferien Jugendliche an – auch viele »Neukunden«.

Einer der gewonnenen Leser stellt überrascht fest: »Ich hätte nicht gedacht, dass man in der Bücherei so coole Ange-bote findet.« Auch die Möglichkeit, aus dem Gesamtbestand zu entleihen, ist eine wichtige Veränderung, die von den Teilnehmenden geschätzt wird. »Klasse, jetzt mache ich wieder mit«, resümiert Lars aus Brilon. Er hatte die vergange-nen Jahre nicht mehr teilgenommen, da ihm die Exklusivbuchauswahl des Som-merleseclubs nicht zusagte.

Wie die erprobten Modelle in Zu-kunft als übertragbare Konzepte für alle landesweiten Bibliotheken fungieren können, beratschlagt die Projektgruppe.

Im zweiten Pilotjahr 2018 ist der Zustieg weiterer Bibliotheken geplant, die die Konzepte nochmals überprüfen. Der in-terkollegiale Wissenstransfer wird durch Bibliotheks-Teams gewährleistet, die sich als Tandems aus den neu zugestie-genen und den bereits teilnehmenden Bibliotheken zusammensetzen. Eine ge-meinsame Regionalkonferenz wird die Konzepte in praxisorientierten Work-shops den nordrhein-westfälischen Bi-bliotheken nahebringen. Darüber hin-aus ist nach Beendigung der Pilotphase eine Infobroschüre geplant, in der alle Informationen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Es bleibt ab-zuwarten, wie erfolgreich sich die Ver-änderungen durchsetzen. Die Zeit des Sommerleseclubs ist in jedem Fall noch nicht vorbei. Der Weg zum neuen Kon-zept wird mutig bestritten.

Annike Heikes, Kultursekretariat NRW Gütersloh

FOYER LESEFÖRDERUNG

Heiligenstädter Straße 213, 1190 Wien, AustriaTel. +43-1-318 9777-10 * Fax +43-1-318 9777-15eMail: [email protected] * http://www.dabis.eu

Heiligenstädter Straße 213, 1190 Wien, AustriaTel. +43-1-318 9777-10 * Fax +43-1-318 9777-15eMail: [email protected] * http://www.dabis.eu

DABIS GmbH

28 Jahre Erfahrung Wissen Kompetenz Leistung Sicherheit Datenschutz Standards Offenheit Individualität Stabilität Partner Verläßlichkeit Service Erfahrenheit Support Generierung Adaptierung Selfservice Outsourcing Cloud SaaS Dienstleistung Zufriedenheit GUI-Web-XML-Z39.50-SRU.OAI-METS

Software - State of the art - flexible

Synergien: WB-Qualität und ÖB-Kompetenz Modell: FRBR . FRAD . RDA Szenario 1 + 2 Regelkonform RDA. RAK.RSWK.Marc21.MAB Web . SSL . Integration & Benutzeraccount Verbundaufbau.Cloud/Outsourcing-Betrieb

DABIS.eu - alle Aufgaben - ein Team Archiv / Bibliothek

singleUser System multiUser Lokalsystem und Verbund multiDatenbank multiServer multiProcessing multiThreading skalierbar performance stufenlos Unicode multiLingual Normdaten GND RVK redundanzfrei multiMedia JSon Integration

Archiv Bibliothek Dokumentation

Archiv- und Bibliotheks-InformationsSystem

BIS-C 2017BIS-C 2017

Ihr Partner für Archiv- , Bibl iotheks- und DokumentationsSystemeIhr Partner für Archiv- , Bibl iotheks- und DokumentationsSystemeIhr Partner für Archiv- , Bibl iotheks- und DokumentationsSystemeIhr Partner für Archiv- , Bibl iotheks- und DokumentationsSysteme

Zweigstellen: 61350 - Bad Homburg vdH, Germany / 1147 - Budapest, Hungary / 39042 - Brixen, ItalyZweigstellen: 61350 - Bad Homburg vdH, Germany / 1147 - Budapest, Hungary / 39042 - Brixen, Italy

http://Landesbibliothek.eu http://bmlf.at http://OeNDV.org http://VThK.eu http://VolksLiedWerk.org http://bmwfw.at http://Behoerdenweb.net http://wkweb.at

Portale mit weit über 17 Mio Beständen

DABIS.euGesellschaft für Datenbank-InformationsSysteme

<4th. generation>

C

M

Y

CM

MY

CY

CMY

K

DABIS_A5_quer_cl_ohne_Termin.pdf 1 15.11.2016 14:54:44

ANZEIGE

Page 8: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

512

Bibliotheksplanung mit Design Thinking und Design Planning Aat Vos entwickelt ein ungewöhnliches Bibliotheksambiente in Köln

Wie erreicht man möglichst viele bil-dungsferne und nicht bibliotheksaf-fine Kinder und Jugendliche? Der Kölner Stadtteil Kalk hat eine über-durchschnittlich junge Bevölkerung und weist den höchsten Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte auf. Kostengünstiger Wohnraum macht Kalk auch attraktiv für junge Familien, Studenten und Zugewan-derte. Für die Frage, wie ein attrak-tives und akzeptiertes Angebot für dieses Umfeld zu gestalten sei, hat

die Stadtbibliothek einen eigenen Lö-sungsansatz entwickelt.

Die Stadtteilbibliothek ist über ihr Bib-liotheks- und Veranstaltungsprogramm hinaus Schwerpunktbibliothek für Ga-ming und medienpädagogische Ange-bote und erreicht beispielsweise mit der Reihe »games4kalk« seit Jahren erfolg-reich jüngere Zielgruppen. Dabei geht die Stadtbibliothek Köln auch Koopera-tionen – wie mit der »Fachstelle für Ju-gendmedienkultur des Landes NRW«

– ein, die dort mit großem Feedback Testergruppen für Familienspiele leitet. Ein eigenes umfangreiches Gaming-Pro-gramm vervollständigt die Palette.

Die Bibliothek ist durch die intensive und langjährige Nutzung renovierungs-bedürftig geworden. Die Notwendig-keit, die Innenräume neu auszustatten und zu renovieren, will die Stadtbib-liothek als Chance nutzen, um das be-stehende Angebot weiterzuentwickeln und durch ein völlig neues Konzept zu ergänzen. Dazu kooperiert sie mit dem

FOYER BAU

Die vier Planungsskizzen für den Umbau der Stadt-teilbibliothek Köln-Kalk auf den folgenden Seiten zeigen eine mutige, auf die Zielgruppe ausgerichtete Gestaltung. Grafik: Aat Vos

Page 9: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

513BuB 69 10/2017

FOYER BAU

Page 10: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

514

FOYER BAU

niederländischen Architekten und Crea-tive Guide Aat Vos. Er ist ein ausgewiese-ner Experte auf dem Sektor, neue, zeit-gemäße Bibliotheken als Lebensräume für Menschen zu gestalten. Realisiert wurde von ihm unter anderem Biblio Toyen in Oslo (siehe hierzu BuB-Heft 8/9-2016, Seite 494ff.). Sein kürzlich erschienenes Buch »How to Create a Re-levant Public Space« liefert weitere in-spirierende Beispiele (siehe Seite 566).

Der Prozess der Konzeptentwicklung ist in Köln grundsätzlich partizipativ an-gelegt: So wurde beim Projekt Kalk be-reits im Vorfeld eine Nutzerbefragung im Kontext der sozialräumlichen Ana-lyse durchgeführt; Bürger aus Kalk wa-ren an der Entwicklung beteiligt und konnten ihre Wünsche und Erwartungen im Rahmen einer Befragung einbringen. Die Ergebnisse flossen in einen »Design Thinking und Design Planning Prozess« ein, an dem in mehreren Workshops Bib-liotheksmitarbeitende unterschiedlichs-ter Qualifikationsstufen und Einsatzbe-reiche beteiligt waren. Sie erarbeiteten gemeinsam ein Profil für diese neue, ungewöhnliche Bibliothek. Der Design Thinking Prozess hat enorm schnell zu Ergebnissen geführt und macht allen Be-teiligten unglaublich viel Freude.

Die Bibliothek öffnet sich

Das Ziel ist eine Bibliothek für den Stadt-teil Kalk, die den unterschiedlichen Kun-denbedürfnissen gerecht wird. Ganz konkret – sie öffnet sich künftig: Durch Transparenz zur Kalker Hauptstraße soll sie von außen einladend wirken und die Bibliothek als attraktiven Ort mit großer Aufenthaltsqualität sichtbar machen. Die bisherige Abriegelung nach außen wird durch ein speziell entwickeltes »Fensterregal« durchbrochen. Dazu gibt es individuell gestaltete Bereiche (»Zim-mer« genannt).

Neben Wohn- und Kinderzimmer gibt es ein Studierzimmer, in dem in Ruhe und konzentriert einzeln und ge-meinsam gearbeitet werden kann. Die

Einbeziehungen des (Hof-)Außengelän-des durch mobile Sitzmöbel macht den Übergang von innen nach außen flie-ßend und bezieht den schönen Innenhof sicht- und nutzbar in die Bibliothek ein.

Ein eigener mobiler Makerspace lädt ein zum Ausprobieren neuer Technologien wie 3D-Druck oder VR.

Einen besonderen Stellenwert hat der Gaming-Bereich im oberen Ge-schoss: Digitale Technologien und In-nenarchitektur gehen dort eine Sym-biose ein. Medienpräsentation, Be-standsprofil, Ambiente und Programme werden neu ausgerichtet; die Medien-ausleihe und Rückgabe erfolgen kom-plett in Selbstbedienung. In der Summe liefert die neue Stadtteilbibliothek ei-nen »Dritten Ort« für alle und trägt mit dazu bei, einem jungen und pulsieren-den Stadtteil ein neues Nachbarschafts-verhältnis und Miteinander zu ermögli-chen. Hier entsteht ein Lebensraum für Junge, Alte, Familien.

Selbst kreativ werden

Die Innenarchitektur mit einer muti-gen, auf die Zielgruppe ausgerichteten Gestaltung soll diesen Zielen angepasst werden. Fußboden in einer Betonanmu-tung, Podeste aus Holz, einerseits ge-mütliche Sofas im »Wohnzimmer«, an-dererseits einfach geschreinerte Mö-bel, Holzkisten als Bilderbuchtröge oder

Die ausführliche Konzeption von Aat Vos in Wort und Bild ist in der BuB-App zu finden.

Page 11: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

515BuB 69 10/2017

FOYER BAU

Paletten-Sofas im Gaming Bereich. Das Ziel sind ein Raum und ein Angebot, die verdeutlichen, wie Bibliotheken ihre Aufgaben zeitgemäß wahrnehmen kön-nen: Junge Menschen werden hier ermu-tigt, selbst kreativ zu werden. Die Biblio-thek vollzieht einen Paradigmenwechsel und wird zu einem Raum, um Erfahrun-gen zu sammeln, Pläne zu schmieden, Wissen zu vertiefen, sozialen Zusam-menhalt zu lernen – oder sich einfach in einem nichtkommerziellen Umfeld auf-halten und wohlfühlen zu können.

Für die Umsetzung konnten Mit-tel aus einem Städtebauförderungspro-gramm zur »Förderung von Quartieren mit besonderem Entwicklungsbedarf« akquiriert werden, auch Sponsoren und andere Unterstützer ließen sich schnell vom Projekt begeistern. Die Stadtbib-liothek Köln ist selbst Bauherrin und wird dabei von einem örtlichen Innen-architekten und dem städtischen Ge-bäudemanagement unterstützt, die alle eng mit Aat Vos kooperieren. Die

Besprechungen finden auf unterschied-lichen Ebenen vor Ort, aber auch häu-fig per Skype statt. Bibliotheksmitar-beitende und BibliotheksnutzerInnen werden auch weiterhin im Rahmen von

Design Thinking-Workshops und ande-rer Methoden eingebunden. Die Eröff-nung ist im Jahr 2018 geplant.

Bettina Scheurer, Dr. Hannelore Vogt; Stadtbibliothek Köln

Vorbild für den Umbau in Köln-Kalk ist unter anderem die Jugendbibliothek Biblio Toyen in Oslo, die ebenfalls vom niederländischen ...

... Architekten Aat Vos entworfen wurde und für großes Aufsehen sorgte. Fotos: Marco Heyda

Page 12: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

516

Schulbücher finden nur schwer in den Bestand Wissenschaftlicher Bibliotheken Ein Pilotprojekt an der UB Bielefeld sucht in Zusammenarbeit mit der Versandbuchhandlung Dreier neue Lösungen

Die Beschaffung von Schulbüchern für den Bestand von Universitätsbib-liotheken war noch nie leicht. Einer-seits liegt auf der Hand, dass Lehr-amtsstudierende didaktisches Ma-terial benötigen, um sich auf ihren zukünftigen Beruf vorzubereiten. An-dererseits sehen Schulbuchverlage Schüler, Lehrende und Schulen als ih-ren primären – häufig gar als einzigen – Markt an. Insbesondere Lehrer- und Lösungsbände sind nicht einfach so im Buchhandel erhältlich, aus nach-vollziehbaren Gründen. Dieselben Hürden, die verhindern sollen, dass sich allzu ehrgeizige Schüler oder El-tern einen ungerechten Vorteil ver-schaffen, sorgen aber auch dafür, dass didaktisches Material für die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung schwer zu beschaffen ist.

Das hat zur Konsequenz, dass Schulbü-cher von Wissenschaftlichen Bibliothe-ken entweder nur sporadisch gesammelt werden oder überproportional viel Per-sonal speziell für diesen Zweck einge-setzt werden muss, was den gesamten Vorgang unwirtschaftlich macht. Mit diesem Problem leben Erwerbungsabtei-lungen von Universitätsbibliotheken seit Jahren. In den meisten Häusern hat sich irgendeine pragmatische Lösung gefun-den, mit der man nicht recht zufrieden ist, die aber – vor dem Hintergrund grö-ßerer und spektakulärerer Entwicklun-gen im Erwerbungsgeschäft – unbeach-tet vor sich hin läuft.

In den letzten Jahren sind zwei neue Entwicklungen hinzugetreten, die das Problem wieder auf die Tagesordnung gehoben haben.

Die erste Entwicklung betrifft die verfügbaren Mittel. So hat die bildungs-politische Erkenntnis, dass für eine gute Bildung gute Lehrer und Lehrerinnen

wichtig sind, nicht nur zur Modernisie-rung inhaltlicher Vorgaben geführt (wie zum Beispiel den Neufassungen des »Lehrerausbildungsgesetzes« im Jahr 2016 und der »Standards für die Lehrer-bildung« im Jahr 2014), sondern auch dazu, dass finanzielle Mittel zur Verbes-serung der Lehrerbildung zur Verfügung gestellt werden.

Das Land Nordrhein-Westfalen, das seit 2009 die Lehrerausbildung refor-miert, wies den Hochschulen seit eini-gen Jahren und zunächst als Projekt-förderung Mittel zur Reform der Leh-rerausbildung zu. Diese Mittel werden ab dem Haushaltsjahr 2018 durch die »Hochschulvereinbarung NRW 2021« auf Dauer gestellt und in die Hochschul-haushalte überführt. Ein Teil dieser Mit-tel floss und fließt auch in die Erwer-bungsetats der Hochschulbibliotheken, mit der ausdrücklichen Zweckbindung, sie zur Verbesserung der Lehrerausbil-dung einzusetzen.

Nun lassen sich wenig akademische Lehrbücher benennen, die – ausschließ-lich oder auch nur hauptsächlich – für die Lehrerausbildung verwendet wer-den. Eindeutig diesem Zweck dienen aber Schulbücher beziehungsweise schuldidaktische Materialien insgesamt, mit der Folge, dass Universitätsbiblio-theken Mittel zur Verfügung haben, um solche zu erwerben.

E-Versionen von Schulbüchern nehmen zu

Die zweite Entwicklung ist eine tech-nische: Der Trend, Inhalte zu digita-lisieren, statt sie zu drucken, hat nun auch den Schulbuchmarkt erreicht. Die Schulbuchverlage haben in den letz-ten Jahren Anläufe unternommen – so-wohl einzeln als auch in gemeinsamen

Projekten – E-Versionen von Schulbü-chern zu produzieren und zu vermark-ten. Für wen wäre es wichtiger, elekt-ronische Lehrmaterialien kennenzuler-nen als für Lehramtsstudierende, die sie bei ihrer zukünftigen Lehrtätigkeit ein-setzen sollen? Interessierter als diese sind allenfalls Hochschuldidaktiker, die die Entwicklung und praktische Erpro-bung dieser brandneuen Darreichungs-form von Anfang an forschend begleiten möchten.

In diesem Sinne traten Bielefelder Schulbuchforschende an ihre Universi-tätsbibliothek mit dem Wunsch heran, eine entsprechende E-Schulbuchsamm-lung aufzubauen. Die Finanzierung wäre – aufgrund der großzügigen Aus-stattung mit Mitteln zur Förderung der Lehrerausbildung sowohl bei den For-schenden als auch bei der Bibliothek – kein Problem gewesen.

Zum »Problem« wurden die Schul-buchverlage: Sie wiesen die ersten Ge-sprächsversuche seitens der Bibliothek freundlich, aber bestimmt ab. Universi-täten betrachteten sie schlicht nicht als Markt für ihr Produkt. Die Universitäts-bibliothek – bestrebt den Angehörigen ihrer Hochschule die bestmögliche Ver-sorgung mit den von ihnen benötigten Materialien zu bieten – stand damit vor einem Problem.

Nachdem auch zweite und dritte Versuche, direkt mit den Verlagen ins Gespräch zu kommen, gescheitert wa-ren, entstand die Idee, den Buchhandel ins Spiel zu bringen. Er war und ist be-währter Partner der Schulbuchverlage – vielleicht würden Vorstöße aus dieser Richtung eher Gehör finden.

Im Rahmen der jährlichen Buchmes-segespräche wurden einige Buchhänd-ler und Library Supplier darauf ange-sprochen, ob sie sich vorstellen könn-ten, ein spezielles Serviceangebot zur

FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Page 13: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

517BuB 69 10/2017

Versorgung mit gedruckten und elektro-nischen Schulbüchern aufzubauen. Die Resonanz war verhalten: Einerseits bie-tet der Schulbuchmarkt nur eine geringe Gewinnspanne für den Buchhandel, an-dererseits war von Anfang an klar, dass der Aufbau eines solchen Angebots ver-handlungsintensiv werden würde.

Letztlich hat sich nur eines der ange-sprochenen Unternehmen der Herausfor-derung gestellt und begonnen, mit einer Reihe von Schulbuchverlagen Gespräche zu führen. Erfreulicherweise ging die Hoffnung auf, dass die bereits gebahnten Kommunikationswege zwischen Verla-gen und Buchhandel die Aufnahme einer neuen Idee erleichtern würden.

Intransparenter Schulbuchmarkt

Über Inhalte und Verlauf der Gespräche berichtet aus erster Hand Diane Kor-neli-Dreier, Geschäftsführerin der Wis-senschaftlichen Versandbuchhandlung Dietmar Dreier:

»Als Frau Dr. Herb uns auf der Frank-furter Buchmesse im Herbst 2016 von dem geplanten Projekt berichtete, war beiden Seiten bewusst, dass der für uns intransparente Schulbuchmarkt eine Herausforderung darstellen wird. Den-noch entschieden wir noch vor Ort, un-ser Dienstleistungsspektrum zu erwei-tern und somit den neuen Bedarf un-seres Kunden aufzugreifen und ihn dahingehend zu unterstützen.

Derzeit existieren seitens der Schul-buchverlage so gut wie keine E-Book-Er-werbungsmodelle für Wissenschaftliche

Institutionen. Der Vertrieb elektroni-scher Schulbücher erfolgt bisher fast ausschließlich an Einzelpersonen, Leh-rer, Schüler oder Schulklassen.

Unsere Erfahrungen mit den Schul-buchverlagen sind bisher sehr unter-schiedlich. Besonders positiv hervor-zuheben war die Reaktion der Wester-mann-Verlagsgruppe auf unsere erste Kontaktaufnahme. Ein Besuch des Ver-lagsvertreters in unserem Hause er-leichterte uns die Auswahl der gedruck-ten Schulbücher sehr. Aber auch die offene und kooperative Kommunika-tion der Ansprechpartnerin der Wester-mann-Gruppe für elektronische Bücher überzeugte hier auf ganzer Linie. Ein Testzugang für die Bielefelder Schul-buchforschenden wurde bereits einge-richtet und es erfolgte ein gemeinsames Gespräch in der Universitätsbibliothek.

Die gewünschte ›Standing Order‹ für gedruckte Schulbücher (inklusive Schü-lerausgaben, Lehrerbänden und Lösungs-heften) lässt sich derzeit nicht automa-tisiert abwickeln, woraus sich eine ar-beitsintensive Recherche auf unserer Seite ergibt. Aber die Mühe hat sich gelohnt:

Besonders erfreulich ist, dass wir die Bibliothek bereits mit den relevanten Schulbüchern für das gesamte Schuljahr 2016/2017 versorgen konnten und wir uns derzeit in Gesprächen mit renom-mierten Schulbuchverlagen befinden. Unser Ziel ist, elektronische Ausgaben in Form einer Campuslizenz oder alterna-tiven Zugriffsoptionen bereitzustellen.«

Erste Erfolge

Aus Sicht der Universitätsbibliothek lässt sich folgendes Zwischenfazit ziehen:

Nach einem guten halben Jahr Ver-handlungszeit wurden jetzt Standing Orders auf gedruckte Schulbücher und konventionelle didaktische Materialien mit zwei großen Verlagsgruppen ver-einbart. Mit der Westermann-Verlags-gruppe wurde ein gemeinsamer Brain-storming-Termin mit Verlag, Buch-handel, Universitätsbibliothek und Schulbuchforschenden durchgeführt. Das Gespräch vermittelte zum einen ein beeindruckendes Bild von der rasanten Entwicklung und der bemerkenswerten

Vielfalt der elektronischen Angebote, die die Schulbuchverlage in den letzten Jahren entwickelt haben. Zum anderen erhielten die Forschenden und die Uni-versitätsbibliothek Gelegenheit, ihre in-haltlichen und organisatorischen Be-darfe darzulegen.

Im anschließenden gemeinsamen Brainstorming wurden Ideen entwickelt, wie eine für alle Beteiligten lohnende Bereitstellungsform für elektronische Schulbücher an Universitäten aussehen könnte. Diese Ideen werden derzeit in-nerhalb der Verlagsgruppe auf ihre Um-setzbarkeit hin diskutiert. Die Universi-tätsbibliothek hofft auf ein gemeinsames Pilotprojekt. Mit Klett hat sich eine wei-tere große Verlagsgruppe für Gespräche geöffnet. Auch hier besteht Hoffnung auf die Entwicklung einer für beide Seiten fruchtbaren Lösung.

Neben diesem erfreulichen Verhand-lungsverlauf hat sich eine weitere we-sentliche Erkenntnis aus dem Kooperati-onsprojekt zwischen Universitätsbiblio-thek und Buchhandel ergeben: In Zeiten großer Umwälzungen müssen neue Ser-vices entwickelt werden; es sind aber nicht immer die großen Töpfe, die Ge-schäftsbeziehungen zu festigen geeignet sind. Manchmal sind es die »kleineren«, weniger profitablen Serviceleistungen, die auf der Kundenseite Arbeitsaufläufe wesentlich erleichtern und so dazu bei-tragen, dass der Buchhandel seine Rolle als zentraler Partner der Bibliotheken nicht verliert.

Dr. Silvia Herb, Diane Korneli-Dreier

FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Diane Korneli- Dreier ist Ge-schäftsführe-rin der Dietmar Dreier Wissen-s ch a f t l i ch e n Versandbuch-handlung GmbH mit Sitz in Duisburg. 2007 über-nahm die gelernte Buchhändlerin die Geschäftsführung des von ih-rem Vater Dietmar Dreier 1981 ge-gründeten Unternehmens.

Dr. Silvia Herb ist De-zernentin für M e d i e n b e -arbeitung an der Universi-tätsbibliothek Bielefeld. Nach einer Ausbildung zur Diplom-Bibliothe-karin an der Deutschen National-bibliothek studierte Herb Sozial-wissenschaften, Psychologie und Jura und absolvierte anschließend ein Referendariat für den höheren Bibliotheksdienst.

Page 14: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

518

Effizient – kooperativ – agil! Der BIB-Sommerkurs 2017 zeigte, wie man Bibliotheksprojekte erfolgreich managt

Zum diesjährigen Sommerkurs des Berufsverbands Information Biblio-thek (BIB) trafen sich vom 9. bis 13. Juli in Bonn BibliothekarInnen von Norderstedt bis Basel und beschäftig-ten sich in einer intensiven Arbeits-woche mit den Aspekten des Projekt-managements. Struktur, Organisa-tion, Herzlichkeit – Mit diesen Worten fasste eine Teilnehmerin ihren Ge-samteindruck zusammen, und damit traf sie genau die Intention, mit der die BIB-Kommission für Fortbildung den Sommerkurs jedes Jahr gestaltet.

Struktur

Bibliotheksprojekte gut zu managen ist angesichts begrenzter Finanz- und Per-sonalressourcen ein enormer Erfolgs-faktor. Möglich machen das fundierte

Kompetenzen im Bereich Arbeitsorga-nisation, Kommunikation und IT-Unter-stützung. Die Referentin und die beiden Referenten teilten sich diese Aspekte des Projektmanagements an den einzelnen Seminartagen bewusst auf und sorgten so für eine logische Struktur im Seminar.

Miriam Albers, Lehrbeauftragte an der TH Köln, legte die methodischen Grundlagen und stellte die Instrumente

des Projektmanagements Schritt für Schritt vor. Vom gelungenen Kick off über den Projektstrukturplan bis zu den Meilensteinen und dem nicht zu verges-senden Kick out. Zusätzlich profitiert haben die TeilnehmerInnen von Albers´ Ausführungen zum agilen Projektma-nagement. Damit hatten bisher nur we-nige KollegInnen Erfahrung, dafür umso größeres Interesse, sich einen Eindruck von Scrum, den User Stories und vor al-lem den Sprints zu verschaffen.

Den Kursschwerpunkt haben die Veranstalterinnen auf den Aspekt Kom-munikation gelegt. Zwei Seminartage gestaltete der Trainer Konrad Rump, der mit der Gruppe an den Themen Teamentwicklung, Motivation, Kon-fliktmanagement und lateraler Füh-rung arbeitete. Damit ist gemeint, dass die Projektleitung ihre Führungsposi-tion nicht aus einer Hierarchiebezie-hung heraus erhält, sondern diese im

übertragenen Sinn »von der Seite« auf der gleichen Hie-rarchiestufe aus-übt. Methodisch abwechslungsreich mit Theorie-Inputs, Fallstudien und Rol-lenspielen war der Kursinhalt für die Tei lnehmerInnen an beiden Tagen gewinnbringend.

Den Abschluss bildete Michael

Schaarwächter, Leiter der Bibliotheks-IT in der Universitätsbibliothek Dortmund. Anschaulich an Beispielen aus seiner Praxis aufgezeigt, stellte er relevante IT-Tools für das technikgestützte Projekt-management vor. Zumindest bei kom-plexen Projekten empfiehlt sich bei Pla-nung und Dokumentation der Einsatz einer geeigneten Software. Engagiert diskutierte er mit den TeilnehmerInnen

darüber hinaus sein Fazit, dass der Mensch jederzeit vor der Technik stehe.

Organisation

Zum Format Sommerkurs gehört es, dass neben die fachlichen Inputs zum Semi- narthema gemeinsame Exkursionen ge-stellt werden. So startete die Gruppe je-weils am späten Nachmittag Richtung Innenstadt, um den beruflichen Hori-zont über das fachliche Thema hinaus zu erweitern. Der Besuch in der Bundes-zentrale für politische Bildung mit vie-len Informationen zu den weit gefassten Aktivitäten und Publikationen der Ein-richtung war gewinnbringend für die ei-gene Arbeit. Die Besichtigung der Stadt-bibliothek im Haus der Bildung gab zu-sätzlich gute Impulse. Die Führung über die Bonner »Wege der Demokratie« von Bundestag über Kanzleramt bis zum Pa-lais Schaumburg frischte zeitgeschicht-liche Kenntnisse auf.

Im Anschluss an die dicht organisier-ten Lerneinheiten bis in den Abend hi-nein nutzten die TeilnehmerInnen die Abende in Bonn beim gemeinsamen Es-sen zum Erfahrungsaustausch über die Bibliothekssparten und -größen hinweg.

Herzlichkeit

Der »Sommerkurs-Spirit«, der diese Se-minarform immer wieder auszeichnet, ist davon geprägt, dass die TeilnehmerIn-nen durch das gemeinsame Wohnen in einem Tagungshaus und die gemeinsa-men Mahlzeiten schnell in Kontakt zu-einander kommen. Die Vertrauensbasis, die hier entsteht, bildet die Grundlage für das bereichernde Lernen miteinan-der und den Austausch darüber hinaus.

Dass die Idee ankommt, zeigte das positive Feedback. Die Atmosphäre wird mit »aufgelockert und harmonisch, ent-spannt und arbeitsfördernd« charakte-risiert. Alle empfehlen dieses Fortbil-dungsformat weiter – eine schöne Rück-meldung an die Organisatorinnen und Ansporn, diese mehrtägige Lernform auch nächstes Jahr wieder anzubieten.

Ulrike Kraß, Karin Langenkamp; FobiKom, BIB-Kommission für Fortbildung

FOYER AUS- UND FORTBILDUNG

Schnell zum Team zusammengewachsen: die TeilnehmerInnen des BIB-Sommerkurses. Foto: BIB-FobiKom

Page 15: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

519BuB 69 10/2017

Fellbach wählt ein Buch Vielfältige Aktionen zum 30-jährigen Bestehen der Stadtbücherei

Mit dem Slogan »Besondere Anlässe verdienen besondere Aktionen« hat die Stadtbücherei Fellbach bereits im Sommer auf ihr Jubiläum aufmerk-sam gemacht. Ein interessanter Wett-bewerb steht im Mittelpunkt der Fei-erlichkeiten zum 30-jährigen Jubi-läum der Hauptstelle.

Das Fellbacher Büchereisystem ist mit drei attraktiven Bibliotheken in allen drei Stadtteilen präsent. Im Gegensatz zu den in historischen Gebäuden un-tergebrachten Stadtteilbibliotheken in Schmiden und Oeffingen residiert die Hauptstelle in Fellbach in modernen Räumen. Sie ist Teil der in den 80er-Jah-ren gebauten »Wohncity«, einem großen Gebäudekomplex mit Wohnungen, Arzt-praxen, Geschäften und Banken im Her-zen der Stadt. Geplant wurde die Biblio-thek von dem renommierten Architek-ten Prof. Arno Lederer, der aktuell auch den Erweiterungsbau der Württember-gischen Landesbibliothek in Stuttgart umsetzt. Man sieht der architektonisch preisgekrönten Fellbacher Zentralbiblio-thek die 30 Jahre nicht an; sowohl die

Farbgebung als auch die Inneneinrich-tung sind zeitlos und die offene Archi-tektur begeistert noch immer.

Im Laufe des Oktobers und rund um den Tag der Bibliotheken wird nun ge-feiert. Im Mittelpunkt steht die Aktion »Fellbach wählt ein Buch«, angelehnt an den Deutschen Buchpreis. Am 12. September gab die von der Akademie Deutscher Buchpreis benannte Jury die Shortlist bekannt. Diese sechs Bücher bilden auch die Grundlage für den Fell-bacher Wettbewerb. Den Bürgern und Kunden der Stadtbücherei stehen die Titel in großer Anzahl zur Verfügung, und es wurde schon fleißig gelesen und diskutiert. Abstimmen können die Leser online auf der Homepage oder in den Bi-bliotheken vor Ort, um ihren Siegertitel aus den vermeintlich sechs besten bel-letristischen Werken des vergangenen

Jahres zu wählen. Zeitgleich zur Be-kanntgabe des Deutschen Buchpreises auf der Frankfurter Buchmesse heißt es dann auch am 9. Oktober in Fellbach: »And the winner is …«!

Man darf gespannt sein, welcher Ti-tel bei den literarisch fachkundigen Fell-bachern das Rennen macht. Noch in der gleichen Woche wird das Buch von der Schauspielerin und Sprecherin Silvia Maria Passera aus Stuttgart im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Literatur um fünf« vorgestellt; eine Lesung mit der Schriftstellerin oder dem Schriftsteller des preisgekrönten Buches ist ebenfalls vorgesehen.

Weitere Informationen zur Aktion gibt es unter stadtbuecherei.fellbach.de.

Claudia Scheerer, Stadtbücherei Fellbach

Auch nach 30 Jahren noch attraktiv und modern: die Hauptstelle der Fellbacher Stadtbüche-rei in der »Wohncity«. Foto: Stadtbücherei Fellbach

FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK

ANZEIGE

Spiele kaufen und sparen: 10% BiBliotheksraBatt + 20 € extraBonus beim nächsten Online-Einkauf mit dem Aktionscode

Fordern Sie Ihren kostenlosen Zugang zum Informationsportal an:[email protected] | Fon: 08822/948730 | Fax: 08822/9487329 | www.die-spieltruhe.de

Das Informationsportal für Spiel-Einkäuferdie-spieltruhe.de

a k t i o n s C o D e

G Ü ltiG Bis 31.12.2017

Page 16: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

520

FOYER WISSEN FRAGT ...?

Juergen Boos wurde 1961 in Lörrach geboren. Seit elf Jahren ist er Geschäfts-führer der Frankfurter Buchmesse (11. bis 15. Oktober 2017), die sich in die-ser Zeit stark gewandelt hat von einer »Messe für Bücher« zu einem »Markt der Möglichkeiten«, der zunehmend wieder politischer wurde. Zugleich ist Boos Präsident des Litprom e. V. sowie Geschäftsführer der LitCam »Frankfurt Book Fair Literacy Campaign«. Auch im Scientific Committee des Sheikh Zayed Book Award und der Akademie Deut-scher Buchpreis ist er Mitglied. Zuvor war Boos beim Droemer Knaur Verlag, beim Carl Hanser Verlag, bei Springer Science and Business Media und John Wiley & Sons tätig. Boos studierte Mar-keting und Organisationstheorie. Die-ses Interview wurde live auf dem Bib-liothekartag 2017 in Frankfurt am Main geführt.

Dirk Wissen: Bevor Sie Geschäftsfüh-rer der Frankfurter Buchmesse wur-den, waren sie bei diversen Verlagen Verkaufsleiter, Geschäftsleiter und Geschäftsführer. Gibt es in diesen Funktionen einen Unterschied?

Juergen Boos: Das ist lediglich eine Steigerung der Verantwortlichkeiten. Bei Springer war ich zum Beispiel für den ganzen internationalen Bereich zu-ständig, das war sehr spannend. Da bin

ich häufig nach Sibirien gereist. Unsere Hauptkunden waren wissenschaftliche Bibliotheken, sodass ich fast alle großen Forschungsinstitute weltweit kenne. Der Sprung zu John Wiley & Sons war dann nicht so groß, da dieser gerade einen gro-ßen Wissenschaftsverlag, den damaligen VCH-Verlag, in die Verlagsgruppe auf-nahm. Dort war ich für den Verkauf, das Marketing und dergleichen zuständig.

Sie sprachen gerade von Sibirien, in Krasnojarsk gibt es nach Moskau die zweitgrößte Buchmesse Russlands.

Ja, und auch damals beim Verlag hat-ten wir weltweit Büros, zum Beispiel in Novosibirsk. Es hatte sich nicht nur po-litisch Anfang der 1990er-Jahre vieles verändert, sondern auch für die Biblio-theken. So hatten insbesondere Osteu-ropa und auch Russland ein System der Akademiebibliotheken und wir hatten ein System der Landesbibliotheken. Vor 1989 waren diese Akademiebibliotheken die wichtigsten Bibliotheken. Die wa-ren sehr zentralistisch angelegt. Danach wurden die Landesbibliotheken stärker. Es wurden damals auch viele neue Bib-liotheken in Russland eröffnet. Ich bin möglichst zu jeder Eröffnungsfeier ge-fahren, von Rostow am Don bis nach Moskau. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt viele Freunde im russischen Bibliotheks-wesen und von diesen viel gelernt.

»Medien – Menschen – Märkte«: Was assoziieren Sie mit dem diesjährigen Motto des Bibliothekartags?

Dieses Motto des Bibliothekartags ist gar nicht weit weg von dem, was wir auf der Buchmesse tun. Was wich-tig ist, sind ja die Menschen hinter den Büchern. Und in unserem Fall die Leser und auch die Autoren, das wird im Bib-liothekswesen nicht anders sein. So geht

es zum Beispiel beim »Shared Reading« vor allem um die Leser. Und auch ein Bibliothekssystem lebt nur durch seine Leser und die Menschen, die dort arbei-ten. Das Medium ist uns dabei gar nicht so wichtig. Ob es ein gedrucktes Buch ist, eine Online-Zeitschrift oder ein elek-tronisches Medium ist erst mal egal. Es geht in erster Linie um die Geschichten, die erzählt werden. Darum passt dieses Motto sehr gut.

Sie sprechen vom »Shared Reading«: Welche Bedeutung gewinnt dieses Veranstaltungsformat derzeit in Be-zug zum Medienmarkt?

Ich habe »Shared Reading« auch erst vor ein paar Jahren kennengelernt, durch Thomas Böhm, einen großen Literaturvermittler, der für das Gastland Island das Veranstaltungsprogramm ku-ratierte. Er hat »Shared Reading« aus England zu uns nach Deutschland ge-bracht. Hierbei treffen sich Menschen, die gar nicht so nah an den Büchern sind, und lesen sich gemeinsam ein Buch vor. Und hier sind wir wieder beim Motto »Medien – Menschen – Märkte«: Wie schaffen wir es, dass andere Menschen sich über Buchinhalte austauschen? Ein Buch erhält eine ganz andere Dimension, wenn man es sich gemeinsam laut vor-liest. Das ist ein tolles Konzept, um Spaß mit Büchern zu haben oder auch Inter-esse an Büchern zu wecken.

Die Buchmesse hat in der Regel kein Motto sondern benennt ein Gastland. In diesem Jahr wird das Frankreich sein. Wie könnte dennoch das Motto lauten?

Es sollte immer das Gastland selbst sein Motto setzen. Das ist derzeit sehr spannend, denn Frankreich möchte die-ses Jahr nicht als Nation auftreten, son-dern als Sprachraum. Oft wird ja Kultur

Medien – Menschen – Märkte Auf einen Espresso mit dem Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse Juergen Boos zur »Atmosphäre von Bibliotheken«

Auf einen Espresso mit Juergen Boos.

Wissen fragt ...?

?

?

??

??

?

?

?

?

?

?

?

Staatsbibliothek Krasnojarsk

Page 17: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

521BuB 69 10/2017

FOYER WISSEN FRAGT ...?

benutzt, um das Nationale zu definieren und hier ist es das Gegenteil, das Nati-onale wird aufgebrochen. Wir erwarten deshalb auch Autorinnen und Autoren von der Karibikinsel Guadeloupe, aus der französischen Schweiz, aus der walloni-schen Region, aus Luxemburg und vielen anderen französischsprachigen Regio-nen. Das ist auch für uns aufregend, weil wir unter anderem letztes Jahr Flandern und die Niederlande als Gastland hatten und der belgische König zur Eröffnung kam. Und nun wird er dieses Jahr we-gen der französischsprachigen Landes-teile Belgiens wieder erwartet. Insofern ist dies für uns ein offenes Konzept und sehr spannend. Das Motto wird lauten »Francfort en français«: Man bringt das Französische nach Frankfurt, nicht das Land, nicht die Nation, nicht Paris son-dern tatsächlich den Sprachraum.

Gibt es in Frankreich, in Paris, eine Bibliothek, in der Sie sich gerne aufhalten?

Ich bin ein großer Bibliothekslieb-haber und war in den letzten 30 Jah-ren wahrscheinlich in allen National-bibliotheken der Welt, nicht nur in der Bibliothèque nationale de France. Wobei ich sagen muss, dass mir die kleineren Bibliotheken lieber sind – diese kleinen versteckten, in die man sich eingeladen

fühlt. Ich wurde zum Beispiel mal in eine alte Klosterbibliothek in Ljubljana in Slo-wenien geführt. Die Bücher ragten auf einer Fläche eines Tennisplatzes in den Regalen bis zu 15 Meter zur Decke hoch und man musste erst nach dem Schlüssel dieser Bibliothek suchen, um überhaupt Einlass zu bekommen. Da öffnete sich ein tolles Gebäude mit einer ganz besonde-ren Atmosphäre. Obwohl das eine Atmo-sphäre ist, die Sie als Bibliothekar viel-leicht gar nicht so schätzen. In Paris ist in diesem Zusammenhang des Verschlos-senen natürlich auch die Bibliothek des Verbands der französischen Chemiker in-teressant. Diese ist sehr hermetisch abge-riegelt. Man kommt nur als Mitglied des Verbands hinein.

Ist es die Ästhetik, die Sie dabei anspricht?

Es sind zwei Dinge, die mich dabei ansprechen. Zum einen das Gebäude und dessen Anmutung sowie dessen At-mosphäre. Es herrscht totale Stille und die Bibliothek ist abgeschlossen, sodass sie zu einem Schatzkästchen wird. Ein Gegenbeispiel ist die Stadtbibliothek von Helsinki. Da hatte ich eine Veranstaltung, als Finnland das Gastland der Buchmesse war, und ich glaube, ich habe damals mit über 300 Siebenjährigen gesprochen. Das hat einfach Spaß gemacht. Ich mag die

lebendigen Bibliotheken etwas mehr als die schweigenden.

Kann durch ein vermehrtes Angebot digitaler Medien eine eher schwei-gende Bibliothek entstehen, zum Bei-spiel durch weniger Zeitungsrascheln und vermehrten Außerhausgebrauch der digitalen Medien?

Ich erlebe es eher so, dass die Lese-säle häufig der Community als Aufent-haltspunkt dienen, wie zum Beispiel in den großen Universitätsbibliotheken von Berlin. Diese dienen vor allem jüngeren Menschen als Treffpunkt, die zwar an ih-ren Arbeitsplätzen still sitzen, aber im-mer wieder raus vor das Gebäude oder in die Cafeteria gehen. Dadurch entsteht ein Grundrauschen. Das kann man auch in vielen anderen Ländern erleben, dass da nicht ausschließlich still gearbeitet wird, sondern dass in den Bibliotheken ein lebhafter Austausch stattfindet.

Zu welchem Wandel und Umbruch führte die Digitalisierung auf dem Buchmarkt?

Durch die Digitalisierung entsteht eine andere Art des Arbeitens mit den Medien. Ich arbeite immer noch lieber mit Stiften und Papier. Das ist aber erst mal nur mein persönlicher Umgang. Die Digitalisierung bietet auch eine De-mokratisierung des Lesens. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass das ein zunächst westliches Phänomen ist. Ich war zuletzt viel in Brasilien und ande-ren lateinamerikanischen Ländern un-terwegs und da ist das noch gar nicht so selbstverständlich. Das ist ein rich-tig großer Sprachraum, der noch weit von einer digitalen Zukunft des Bücher-lesens entfernt ist. Diese digitale Ver-änderung ist sehr spannend. Bücher sind dagegen als statische Quellen ex-trem wichtig. Das wird wieder mehr an Wert gewinnen, denn man möchte doch gesichertes Wissen und nicht dynami-sches oder subjektives Wissen. Wich-tiger ist es, in Zeiten von »alternativen Fakten« in der Lage zu sein, Informati-onen bewerten zu können.

Welche Visionen bieten die Bibliothe-ken dieser Welt, zum Beispiel in Russ-land oder Amerika, für Sie?

Eröffnung der Buchmesse in Krasnojarsk, die zweitgrößte in Russland. Juergen Boos ist als Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse weltweit auf Buchmessen unterwegs.

Page 18: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

522

FOYER WISSEN FRAGT ...?

Wir sollten weltweit versuchen, die Bibliotheken als Treffpunkte zu ver-stehen. Wir merken das ja auch an den Buchhandlungen, zum Beispiel in Ame-rika. Da verändern sich derzeit die un-abhängigen Buchhandlungen zu »Com-munity Centern«, zu Treffpunkten mit vielen Veranstaltungen. Und in den USA entwickeln sich parallel dazu auch die öffentlichen Stadtbibliotheken in diese Richtung. In anderen Ländern gibt es weniger öffentliche Räume, in denen man sich treffen und sich austauschen kann, in denen man nicht konsumieren muss. In dieser Funktion nehmen die Stadtbibliotheken weltweit eine ganz wichtige Rolle ein. Es gibt tatsächlich Länder, beispielsweise Slowenien, in denen der Staat von jedem Titel, der im Land publiziert wird, bis zu 1 000 Titel ankauft, um diese in den Bibliotheken vor Ort vorrätig zu haben. Das subven-tioniert die Verlage und ist auch für die Bibliotheken wichtig.

Sollte eine Stadtbibliothek ein öffent-licher Raum sein, zum Teilen von Er-fahrungen, Wissen und Medien, in dem es auch erlaubt ist, seine Freizeit zu genießen?

Ja, das sollte sie. Und ein Raum zum Spielen und um in Bilderbüchern rum-zublättern. Eine Stadtbibliothek sollte den spielerischen Umgang mit Medien und Computern ermöglichen.

Sie haben sich selber mal als eine Art »Seismograph für die Branchenver-änderungen« beschrieben. Wie haben sich durch die Digitalisierung die Me-dienmärkte in den letzten zehn Jah-ren verändert?

Ein Thema, das uns in den letzten acht Jahren beschäftigt hat, sind funk-tionierende Preismodelle. In Australien gab es früher beispielsweise von ein-zelnen Fachzeitschriften, etwa zur an-gewandten Chemie, 17 Print-Abos, die jeweils mehrere 10 000 Euro kosteten.

Als das digital wurde, verkaufte man nur noch ein digitales Abo für das ganze Land. Und dieses eine Abo kostete einen Bruchteil davon. Bei den Verlagen ging es um deren Existenz. In den vergan-genen Jahren wurden sehr viele neue Preismodelle entwickelt. Bereits früh entstanden die ersten Open Access-Mo-delle und es wurde über Wissenschafts-schranken diskutiert. Wir haben damals nicht geglaubt, dass Bibliotheken weiter existieren werden. Es wurde ja alles frei zugänglich. Meine Erfahrung in meinen 30 Jahren Buchbranche ist, dass wir vor vielen Entwicklungen zwar Angst ha-ben, aber immer wieder auch Lösun-gen finden. Vor Kurzem habe ich mit den Chefs der weltweit größten Verlags-konzerne gesprochen, die der Meinung sind, dass wir uns mal wieder darauf besinnen sollten, was für eine stabile und positive Branche wir sind, denn wir haben immer wieder neue Wege gefun-den, um Inhalte an die Leser zu bringen.

Die französische Nationalbibliothek wurde 1996 fertiggestellt. Ihre vier Türme tragen Namen: Turm der Zeit, Turm der Gesetze, Turm der Zahlen und Turm der Buchstaben.

Page 19: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

523BuB 69 10/2017

FOYER WISSEN FRAGT ...?

Und wo wird sich der Medien-markt in den nächsten zehn Jahren hinbewegen?

Die einzelnen Rollen der Buchhänd-ler, Verleger, Agenten werden sich in den Buchhandlungen, den Verlagen und auch in den Bibliotheken verändern. Ich glaube, dass der Anteil gedruckter Bü-cher gegenüber den elektronischen in den nächsten zehn Jahren auf dem glei-chen Niveau bleiben wird wie derzeit. Wenn man sich das als globales Phäno-men anschaut, dann werden wir in gro-ßen Sprachräumen, wie in Brasilien oder in Indonesien, in denen mehr als 250 Millionen Menschen leben, weiterhin das Problem haben, gedruckte Bücher zu den Menschen zu bringen und den Men-schen das Lesen von Büchern nahe zu bringen. Das sind keine »Lesekulturen«, dort herrscht eine »Erzählkultur«. Schu-len waren in diesen Ländern lange nicht mit neuen Büchern ausgestattet. Über die nächsten 30 Jahre wird sich dort sicher nur langsam etwas ändern. Die einzelnen Berufsbilder hingegen wer-den sich verändern. Ich glaube, »Shared Reading« ist ein gutes Beispiel dafür. Wir werden viel offener über unsere eigenen Berufsbilder reden müssen, um solche Angebote entwickeln zu können.

Und wie werden sich die Berufsbilder der Branche in Bezug zum Thema Ar-beit 4.0 verändern?

Amazon eröffnet derzeit die ers-ten stationären Buchhandlungen, bei-spielsweise in Seattle. Angeblich sollen bis zu 400 weitere Buchhandlungen in den USA folgen. Dieses Phänomen macht deutlich, wie Amazon die Auf-häufung von transparenten Kunden-daten nutzt, um wieder in den statio-nären Buchhandel zu kommen. Und Amazon präsentiert in seinen Buch-handlungen auch alle Bücher frontal und nicht Rücken an Rücken. Sie ha-ben dadurch einen relativ kleinen Be-stand, aber wissen ganz genau, was die Menschen interessiert. Das sollte aber nicht das Ethos des Buchhändlers oder des Bibliothekars sein. Dieser nimmt

eher die Rolle eines Kurators ein. Das ist die Veränderung des Berufsbildes. Wir müssen viel persönlicher und subjekti-ver auswählen und nicht bloß den gro-ßen Daten glauben. Wir müssen Profile für die jeweilige Buchhandlung oder Bibliothek vor Ort schaffen, um unseren Lesern etwas Individuelles und Subjek-tives zu bieten. Dieses Kuratieren ist für mich der große Unterschied zu früher. Es reicht nicht mehr, einfach nur die Bestseller hinzustellen. Die Leute wol-len etwas entdecken und wollen über-rascht werden.

Stehen die Menschen und deren Nut-zerbedürfnisse somit den Algorithmen der Online-Kaufhäuser gegenüber?

Richtig. Ich spreche diese Diskre-panz an, da der Algorithmus nur In-formationen aus bewertetem Wissen darstellt. Je mehr Daten gesammelt werden, desto wichtiger wird es, sub-jektiv Daten bewerten zu können. Der Mensch wird mehr im Vordergrund ste-hen müssen, indem er subjektiver han-delt, seine Meinung kund tut und da-durch andere Menschen an sich bindet. Vielleicht wird dieses Verhalten Ableh-nung bei dem Einen hervorrufen, aber beim Anderen wird es Zustimmung ge-ben. Das schafft kein Algorithmus. Der Algorithmus ist immer bejahend, affir-mativer nach dem Credo: Derjenige, der »das« Produkt gekauft hat, kauft morgen auch »jenes«. Doch die Idee ist

doch eher zu überraschen und zu sa-gen: Du hast zwar »das« gekauft, doch ich möchte dir auch mal etwas ganz an-deres zeigen.

Würden Sie bei den aktuellen Ge-hältern jungen Menschen heute eine Ausbildung in der Buchbranche empfehlen?

Natürlich wollen junge Menschen auch gerne reich werden. Diese Men-schen werden nicht als erstes daran den-ken, Buchhändler oder Bibliothekar zu werden. Bei vielseitig interessierten Men-schen würde ich immer zu einem geistes-wissenschaftlichem Studium raten, das inhaltlich möglichst breit angelegt ist, um sich später spezialisieren zu können, um etwa Bibliothekar zu werden. Anfangs sollte man sich aber ganz breit aufstellen, einen riesigen Haufen unnützen Wissens aneignen, um vieles besser verstehen und spielerisch denken zu lernen.

Herr Boos, ich danke Ihnen.

Ihre Meinung: Ist es wichtig, sich einen großen Haufen unnützen Wissens anzueig-nen? Schreiben Sie an: [email protected]

Was meinen Sie als Gründer des Computerspielemuseums, Herr Spieler: Sollte man sich einen

riesigen Haufen unnützen Wissens aneignen?

Mehr dazu in der nächsten Folge von »Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen

Interview auf dem Bibliothekartag: Dirk Wissen spricht mit Juergen Boos, Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse über Medien, Menschen und Märkte. Foto: Steffen Heizereder

Page 20: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

524

ekz vermeldet Umsatzplus von vier Prozent Reutlinger Bibliotheksdienstleister setzt weiter auf das gedruckte Buch / Robotik, Künstliche

Intelligenz, Makerspace und Gaming geraten ins Blickfeld des Unternehmens

Der Reutlinger Bibliotheksdienstleis-ter ekz wächst weiter nach Plan. Das gaben Geschäftsführer Jörg Meyer und der Bibliothekarische Direktor Andreas Mittrowann auf der Jahres-pressekonferenz im August in Reut-lingen bekannt. 2016 stieg der Um-satz der Unternehmensgruppe dem-nach um vier Prozent auf 58 Millionen Euro. Etwa 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf das Mediengeschäft, 30 Prozent werden im Ausstattungsbe-reich erzielt. Der Jahresüberschuss betrug sechs Prozent (3,5 Millionen Euro). Damit lag man im Zielkorri-dor, der mit fünf bis acht Prozent vor-gegeben wurde, sagte Meyer. Für das laufende Jahr erwartet Meyer weite-res Wachstum. 60 Millionen Euro Um-satz seien geplant. Konstant zum Vor-jahr beschäftigt die Unternehmens-gruppe 279 Mitarbeiter (Stand Juli 2017), 238 davon entfallen auf das Mutterunternehmen.

Zur ekz-Gruppe gehören mittler-weile auch vier Tochterunterneh-men: EasyCheck als RFID-Spezialist, NORIS als Verpackungsexperte, divi-bib mit der Ausleihplattform Onleihe und LMSCloud mit einer webbasierten Open-Source-Lösung für die Medienver-waltung und den Online-Katalog von Bi-bliotheken. Die ekz.bi-bliotheksservice GmbH in Reutlingen trug den Hauptanteil zum Um-satz bei. Sowohl das Mutterunternehmen, als auch alle etablierten Töchter stünden gut im Markt, sagt Meyer.

An der Onleihe beteiligen sich aktu-ell etwa 3 000 Bibliotheken. Nach Unter-nehmensangaben nutzen rund 500 000 Menschen den Dienst. Besonders ge-fragt sei das neue E-Learning-Angebot: divibib stellt diverse Onlinekurse für die Nutzer bereit. Diese dienen etwa zum

Spracherwerb, zur beruflichen Weiter-bildung oder zur Integration von auslän-dischen Mitbürgern und Geflüchteten.

Zufrieden sind Meyer und Mittro-wann auch mit der 2016 gegründe-ten ekz-Tochter LMSCloud. Zwölf Kun-den nutzen das webbasierte System zur Bibliotheksverwaltung mittlerweile.

Dazu zählen seit die-sem Jahr auch die Bi-bliotheken in Waren-dorf, Harpstedt, Als-feld und die Bibliothek der Büchereizentrale Schleswig-Holstein. Nach den Planungen

des Unternehmens soll LMSCloud 2018 schwarze Zahlen schreiben – früher als erwartet.

Neu mit Möbeln ausgestattet hat die ekz in den zurückliegenden Mona-ten die Zentrale der Städtischen Biblio-theken Dresden im Kulturpalast, die im Mai fertiggestellte Mediathek Ingelheim,

Nach den Planungen des Unternehmens soll

LMSCloud 2018 schwar-ze Zahlen schreiben –

früher als erwartet.

Die Schulbibliothek des Fürstenberg Gymnasiums in Donaueschingen wurde von der ekz neu eingerichtet. Fotos: ekz

Page 21: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

525BuB 69 10/2017

die Stadtbücherei Bad Wurzach im Klos-tergebäude »Maria Rosengarten«, die Schulbibliothek des Fürstenberg-Gym-nasiums Donaueschingen und die Biblio-thek im SkyLoop am Flughafen Stuttgart.

Die ekz hat zudem Planung und Aus-stattung der Zentralbibliothek in Lud-wigshafen übernommen, die Ende Au-gust eröffnet wurde. Die Verbuchungs- und Sicherungstechnik wurde dort von EasyCheck geliefert, darunter vier Selbstverbucher, drei Sicherungsgates, ein »Tablet-Butler« und weitere Aus-leihautomaten für mobile Geräte so-wie eine große Sortieranlage. Das Pro-jekt markiert gleichzeitig den Einstieg der ekz in die Konzeption und Realisie-rung von Makerspaces, die den Biblio-theksnutzern neue Möglichkeiten beim Umgang mit 3-D-Druck und einer Viel-zahl von Do-it-yourself-Projekten eröff-nen sollen. Wissen könne heute auf ver-schiedene Arten erworben werden, er-läutert Mittrowann die Grundidee der Makerspaces. Ein weiteres Projekt, das die ekz begleitet hat, ist die neue Stadt-bibliothek Rottenburg, die ebenfalls im August eröffnet wurde.

Neue Partnerschaften

Mit dem weltweit agierenden Biblio-thekslieferanten DEMCO ist die ekz eine Vertriebspartnerschaft eingegangen. Seit März 2017 ergänzen dessen Produkte das ekz-Angebot. Eine weitere Partnerschaft startete Anfang 2017: Der Borromäus-verein, der Dachverband der Katholi-schen Öffentlichen Büchereien (KÖB), hat sich für die ekz als ihren neuen Bü-chereidienstleister entschieden.

Die Schnelligkeit der Medienliefe-rung ist für Bibliotheken wichtiger denn je. Mit dem neuen Bestandsaufbaumo-dul »Approval Plan« bringt die ekz eine »Schnellschiene« auf den Weg, bei der eine automatisierte Auswahl den Medie-nerwerb beschleunigt. Basis dafür ist ein individuelles Erwerbungsprofil, in dem die Bibliothek relevante Autoren, Werk-typen oder Fachgebiete festlegt.

Die Veränderungen auf dem Medien-markt beobachte man mit großem Inter-esse, sagt Mittrowann. Viele Informatio-nen sind schnell im Internet abrufbar. Die

Nachfrage nach Sachliteratur gehe stark zurück, erzählende Literatur sei aber wei-terhin stark nachgefragt. »Bibliotheken werden heute als Aufenthaltsort wahr-genommen«, sagt der Bibliothekarische Direktor und verweist auf die Allens-bach-Studie »Die Zukunft der Bibliothe-ken in Deutschland«1 aus dem Jahr 2015.

Zukunft des gedruckten Buches

Dabei orientieren sich Meyer und Mittro-wann an Bibliotheken in Skandina-vien, in den USA und in Südkorea. Das sei ein Blick in die nahe Zukunft, denn Deutschland sei zwar »Fußball-Welt-meister, aber nicht Bibliotheksweltmeis-ter«, sagt Meyer. Große Zukunftsthemen sind für die ekz-Verantwortlichen bei-spielsweise Robotik und Künstliche In-telligenz, Makerspace und Gaming. So könnten Roboter in Zukunft Inhalte ver-mitteln und dabei helfen, Bücher zurück-zuführen. Den Menschen als Mitarbeiter in der Bibliothek werde dies aber nicht ersetzen. Nach Ansicht von Mittrowann werde dadurch eher die Wertschätzung für menschliche Kontakte gesteigert.

Am gedruckten Buch halten Meyer und Mittrowann dennoch fest: »Wir gehen nicht davon aus, dass das Medi-engeschäft zurück geht«, sagt Mittro-wann. Gedruckte Bücher sind weiterhin in allen Altersgruppen beliebt – auch

bei Jugendlichen.2 Eine Verdrängung durch E-Medien habe nicht stattgefun-den, pflichtet Meyer bei. Deren Markt-anteil liege recht konstant bei 10 bis 15 Prozent. Der ekz-Geschäftsführer geht davon aus, dass auch in Zukunft Bü-chern und E-Medien nebeneinander existieren werden. Derzeit geben Biblio-theken zwischen 5 und 10 Prozent ihrer Etats für E-Medien aus.

Die ekz feierte 2017 ihren 70. Ge-burtstag. In diesem Rahmen veranstal-tete das Unternehmen im Februar die Fachtagung und Hausmesse »Inspiratio-nen« sowie Ende Juni einen Familientag, zu dem rund 500 Mitarbeiter der ekz-Gruppe, deren Angehörigen und zahl-reiche Ruheständler eingeladen waren.

Steffen Heizereder, BuB-Redakteur

1 http://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/IfD/sonstige_pdfs/11048_Bericht_ekz_Bibliotheken.pdf (Links zuletzt abgeru-fen am 31.8.2017)

2 Vgl. Deloitte Media Consumer Survey 2016, Seite 18 f. – online verfügbar unter https://www2.deloitte.com/de/de/ pages/technology-media-and-telecom munications/articles/media-consu mer-survey-2016.html

FOYER WIRTSCHAFT

Videos zur Unternehmensge-schichte und zum Medienge-schäft gibt‘s in der BuB-App.

70 Jahre ekz: Gestartet ist das Unternehmen als reiner Buchlieferant.

Page 22: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

526

Ingo Tschepe

Warum das Open-Library-Konzept auch für Deutschland vielversprechend ist Ein Anwenderbericht aus der Stadtbücherei Norderstedt

In Schweden und Dänemark ist das Konzept der »Offenen Bibliothek« be-reits seit einigen Jahren verbreitet: Viele Öffentliche Bibliotheken können unter bestimmten Umständen auch außerhalb der personalbesetzten Öff-nungszeiten oder sogar rund um die Uhr genutzt werden. In Deutschland sind offene Bibliotheken bisher nicht häufig zu finden. Dabei bietet der An-satz viele Möglichkeiten, die Biblio-theken gerade in Zeiten des Wandels von Ausleihstellen zu Begegnungs-stätten voranbringen zu können. Die Bücherei Glashütte ist eine von vier Zweigstellen der Stadtbücherei Nor-derstedt und betreibt seit einiger Zeit eine offene Bücherei. Ingo Tschepe, Leiter der Stadtbücherei Norderstedt, berichtet in einem Anwenderbericht von seinen ersten Erfahrungen mit der »Offenen Bibliothek«.

Warum eine offene Bücherei?

Der Ursprung zur Idee einer offenen Bü-cherei in Glashütte stammt vom Trend zur »Open Libary« in Dänemark: Dort nutzen Kommunen das Konzept, um auch mit einem beschränkten Budget ihre kommunalen Bibliotheken und bib-liothekarischen Dienstleistungen weiter bereitzustellen, Flexibilität sowie län-gere Öffnungszeiten zu bieten.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Bei der Umsetzung des Projekts galt es, zahlreiche Herausforderungen zu meis-tern. Ein sehr sensibler Punkt ist die

Frage des Datenschutzes. Diese Hürde konnte die Bibliothek Norderstedt neh-men, indem klar geregelt wird, wann und wo gefilmt wird – beispielsweise gar nicht, wenn Personal anwesend ist, also nur zu Zeiten der offenen Bib-liothek. Aber auch das Bibliothekscafé oder Wege zur Toilette sind ausgenom-men. Zudem kann nur mit zusätzlicher Berechtigung ein Klarbild der Aufnah-men eingesehen werden.

Diese Regelungen haben Personal-rat und Datenschutzbeauftragter ge-meinsam erarbeitet, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Die Kameras selber verfügen über einen Bewegungs-sensor und reagieren entsprechend auf Besucher.

Das technische Konzept der offenen Bibliothek ist relativ einfach, wenngleich die Um-setzung grundsätzliche tech-nische Installationen oder etwa neue Möbel erfordert.

Eine weitere Hürde waren auch Beden-ken der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter: Würde eine offene Bibliothek nicht zum Personalabbau führen? Auch bei diesem Punkt konnte eine Lösung zwi-schen Bibliotheksbetreibern und Per-sonalrat gefunden werden. Beide Par-teien vereinbarten, dass die perso-nalbesetzten Öffnungszeiten nicht reduziert würden – so ist sichergestellt, dass die offene Bibliothek lediglich zusätzliche Zeiten schafft. Zu diesen wäre die Bibliothek ansonsten für die Nutzer geschlossen, die entsprechend profitieren.

Die Technik

Das technische Konzept der offenen Bi-bliothek ist relativ einfach, wenngleich die Umsetzung grundsätzliche tech-nische Installationen (Kameras, Soft-ware-Lösungen, et cetera) oder etwa neue Möbel erfordert. Möchte ein Kunde die Bibliothek betreten, prüft das LMS Bibdia (ein Produkt der BiBer GmbH/Axiell) über eine Schnittstelle zur Hardware den Ausweis: Ist der Be-sitzer berechtigt, die offene Bibliothek zu betreten und wenn ja, ist sein Aus-weis noch gültig? Sind die Bedingun-gen erfüllt, öffnen sich die Türen und der Besucher kann hinein.

Grundlage für die offene Bibliothek ist natürlich eine technische Selfser-vice-Ausstattung: Rückgabe und Aus-leihe müssen selbstständig möglich sein. Sind die entsprechenden Vorrich-tungen schon länger installiert, haben sich zudem die Nutzer bereits daran ge-wöhnt, ohne Personal zu leihen oder zurückzugeben.

Erfahrungen

Bisher haben wir nur positive Erfahrun-gen gemacht. Unordnung oder gar Zer-störung sind kein Thema. Abhängig von der kommenden Praxiserfahrung weiten wir das Konzept möglicherweise auf an-dere Zweigstellen aus.

Könnte das Konzept der offenen Bibliothek Thema für andere Städte, Kommunen und Länder sein? Auf je-den Fall. Hinzu kommt: Die Bibliothe-ken können sich nicht nur darauf stüt-zen, Ausleihstation zu sein. Die Bib-liotheken sind öffentlicher Raum und

FOYER PRAXIS

Page 23: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

527BuB 69 10/2017

sollten den Bürgerinnen und Bürgern zur individuellen Nutzung zur Verfü-gung stehen.

Fazit

Das Beispiel der Zweigstelle Glas-hütte zeigt, dass Bedenken bei Daten-schutz oder Personalabbau ausgeräumt werden können. Die bisherige Praxi-serfahrung ist vielversprechend und zufriedenstellend.

In Zeiten des digitalen Wan-dels, in denen Bibliotheken mit Onlinehändlern konkur-rieren, sollten sie ihre Stärken ausspielen: ein kostenloses Angebot an Medien, Räumlich-keiten und Treffpunkten sein.

Zahlreichen Büchereien bietet sich da-her mit dem Konzept der offenen Bib-liothek die Chance, besser für die Bür-gerinnen und Bürger verfügbar zu sein.

Möglicherweise aus diesem Grund inter-essieren sich inzwischen auch andere Bi-bliotheken in Schleswig-Holstein für die offene Bibliothek.

Die kommunale Bibliothek so um-fangreich zu nutzen wie möglich wird deren Rolle gerecht: Sie ist ein öffent-licher Raum und sollte allen zur Ver-fügung stehen. Natürlich ergeben sich für die Nutzer einer offenen Biblio-thek Pf lichten: Das öffentliche Gut

muss gepflegt und rücksichtsvoll ge-nutzt werden. Doch gerade in Zeiten des digitalen Wandels, in denen Bib-liotheken etwa beim Buchverleih mit Onlinehändlern konkurrieren, soll-ten sie ihre Stärken so gut wie möglich ausspielen: ein kostenloses Angebot an Medien, Räumlichkeiten und Treff-punkten sein.

Die offene Bibliothek ist auf diesem Weg ein nützliches Werkzeug.

FOYER PRAXIS

Westerstrasse 114-116 | D-28199 Bremen | fon: (0421) 50 43 48 | fax : (0421) 50 43 16

Missing Link | Internationale Versandbuchhandlung

[email protected] | www.missing-link.de

Flexibel

Erfahren

Innovativ

Konditionsstark

Serviceorientiert

Engagiert

Klar

Erwerbungspartner, mit denen Sie rechnen können

Serviceorientiert

ANZEIGE

Ingo Tschepe, Jahrgang 1956, studierte von 1983 bis 1986 an der Fachhochschule Ham-burg – Fachbereich Bibliothek und Informa-tion. Nach einer kurzen Zwischenstation in der Stadtbibliothek Celle ist er seit 1988 Mit-arbeiter der Stadtbücherei Norderstedt: zu-nächst im Lektorat, ab 2009 Leiter der Haupt-stelle Norderstedt-Mitte. Seit 2012 hat er die Gesamtleitung der Stadtbücherei Nor-derstedt inne. Zudem ist Tschepe stellver-tretender Werkleiter der Bildungswerke Norderstedt. In dem Eigenbetrieb sind Volkshochschule und Stadtbücherei organisatorisch zusammengeführt. – Kontakt: [email protected]

Page 24: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

528

Leserbrief sticht in »Marketing-Filterblase« und sucht nach realistischen Antworten für die Rolle der Bibliotheken in der Gesellschaft

Zum Beitrag »Jenseits der Guten-berg-Galaxis« von Nora Stampfl in der Juli-Ausgabe von BuB (Seite 380ff.) hat die Redaktion folgenden Leser-brief erhalten:

Frau Stampfl gebührt Dank! Sie hat es geschafft, alle wohlfeilen Formeln, die gegenwärtig im bibliothekspolitischen Diskurs herumgeistern, komprimiert auf vier Druckseiten wiederzugeben. Sie gewährt damit einen Einblick in die abgehobene Sonderwelt des Beratungs-geschäfts. Schon ihre Ausgangsthese ist abenteuerlich. Was bringt sie eigentlich dazu zu glauben, das Buch würde in na-her Zukunft durch eine »crossmediale« Publikationsform abgelöst? Wer jemals an multimedialen Produktionen mitge-arbeitet hat, weiß wie aufwendig und teuer das ist. Nicht weil wir »das Buch« so lieben, es ist einfach für viele Inhalte ein sehr ergonomisches und in der Her-stellung billiges (!) Medium. Die Biblio-theken haben in den letzten Jahren sehr flexibel auf den Medienwandel reagiert, waren in mancher Hinsicht sogar ihrem Publikum voraus. Allgemein kann man vermuten, dass der Gemeinwesenbezug in Zukunft sicher noch zunimmt, die Ver-anstaltungsarbeit farbiger wird und die »pädagogische« Ausrichtung (interes-santerweise fehlt der Bereich »Medien-pädagogik« beinahe überall) wichtiger.

Aber welches Gesellschaftsbild steht hinter dem vorgeführten Zukunftsszena-rio? Es ist im Grunde eine Dystopie. Eine Gesellschaft, die sich im Zustand der Dauermobilisierung für den »Standort Deutschland« befindet. Die Menschen sind immer auf der Suche nach »Infor-mation« (worüber eigentlich?), wollen sich ständig fortbilden (in was?), um das Gelernte dann »kreativ« umzusetzen (für wen?). Die Bibliothek wird dann als

geeigneter Ort für diese digitale Mobil-machung fantasiert. Dass man vielleicht aus Spaß oder aus intellektuellem Ver-gnügen liest, ohne es gleich ökonomisch zu verzwecken, ist für die Autorin offen-sichtlich undenkbar. Damit geht sie an einem Grundinteresse unseres Publi-kums völlig vorbei. Aber das spielt in diesem Weltbild eh keine Rolle. Was sich Frau Stampfl vorstellt, ist eigentlich ein »Gründerzentrum« mit pädagogischem und informationstechnischem Fachper-sonal mit angeschlossenem Veranstal-tungsbereich und Café.

Die allseits propagierte weltanschau-liche Neutralität ist ein grundsätzliches Kuriosum bibliothekarischer Debatten. Um was geht es uns? Um den »Standort Deutschland« oder nicht vielleicht doch um den Versuch zur Befähigung der Bür-gerInnen zu autonomem Handeln (auch in der digitalen Welt) oder gar um Bil-dung als Persönlichkeitsentwicklung? Demokratiefähigkeit scheint – zur »Teil-habe« verkürzt – keine Rolle zu spielen.

Die aktuelle Diskussion um unsere Zukunftsoptionen ist außerdem geprägt von einer krassen Selbstüberforderung. Um uns herum scheint unendlich viel Bedarf (Digital Media Labs, Hackerspa-ces...) zu existieren, den merkwürdiger-weise nur wir entdeckt haben und den offensichtlich nur Bibliotheken befriedi-gen können.

Sollten wir uns nicht ganz andere Fragen stellen?

Müssen wir uns als BibliothekarInnen vielleicht mit dem Gedanken anfreun-den, dass unsere »klassischen« Aufga-ben (zum Beispiel Leseförderung) be-stehen bleiben, aber kommunale Orte veränderbar sind? Besteht ein Bedarf an

neuen, anders gestalteten kulturellen Zentren in Städten? Unterscheidet sich dieser Bedarf in Kleinstädten unter Um-ständen sehr von dem in Großstädten? Sind Bibliotheken diese neuen Zentren oder müssen wir uns zurücknehmen und unsere (vermittelnde) Rolle in diesen noch zu definierenden Zentren suchen?

Die Debatte um unsere Zukunft verdient es, von dogmatischen und selbstbezogenen Blicken befreit zu werden.

Es wird in der gegenwärtigen De-batte immer auf das Modell Aarhus verwiesen. Vergessen wird dabei, dass dort beinahe 20 Zweigstellen zusätz-lich zum DOKK1 existieren? Wer kennt deren Rolle und Aufgaben? Muss das DOKK1 diese deshalb nicht erfüllen? Ist das DOKK1, vergessen wir mal das übli-che »wir sind jetzt ganz modern«-Marke-ting, nicht viel eher ein großes kulturel-les Zentrum MIT Bibliothek?

Die Debatte um unsere Zukunft ver-dient es, von dogmatischen und selbst-bezogenen Blicken befreit zu werden. Sie verdient es auch, die Marketing-Fil-terblase zu verlassen. Frau Stampfl ver-sucht uns hier Probleme einzureden, die wir nicht haben, und bietet Lösun-gen, die wir nicht brauchen. Wir benö-tigen kein aufoktroyiertes bibliotheka-risches Berufs- und Leitbild. Notwendig ist eine Debatte, die Fragen zu unse-rer wirklichen Rolle in der Gesellschaft stellt und versucht, realistische Antwor-ten zu finden.

Peter Jobmann (@DonBib), Buxtehude, und Jochen Dudeck

(@plainjochen), Nordenham

FOYER LESERBRIEFE

Im Nebel der Buzzwörter

Page 25: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

529BuB 69 10/2017

ANZEIGE

Es ist die Kunst des Selektierens, die Biblio-theken und Verlage verbindet. Ein Läuterungs-prozess, der die Resultate des Forschungs-betriebs auf das Wesentliche und Verlässliche reduziert und damit optimale Orientierung für den Leser schaff t.

Beginnen wir mit dem Verlag – genauer mit der Programmgestaltung: Dreh- und Angel-punkt ist der Lektor. Im Wissenschaftsverlag ist er „vom Fach“. Er kennt die aktuellen und maßgeblichen Fragestellungen seiner Materie und ist Netzwerker im Kreise der Hoch-schul-Professoren.

Und er ist Juror. Hochwertige Forschungser-gebnisse werden publiziert, Zweitrangiges aus-sortiert. Je anspruchsvoller und wähler ischer der Lektor agiert, desto profi lierter ist sein Pro-gramm. Aber desto kleiner bzw. konzentrierter ist es auch. Das hat Vorzüge für Leser und Autor, denn das Profi l des Verlags vermittelt intuitive Orientierung.

Dem einen sichert es zuverlässige und rele-vante Information; dem anderen verschaff t es die angemessene Sichtbarkeit der eigenen Arbeit unter Fachkollegen in der ganzen Welt.

Nach dieser ersten Stufe der Selektion folgt eine zweite. Es gibt wohl keinen Verlag, dessen Programm komplett von einer Bibliothek er-worben wird. Das Erwerbungsverfahren der Bibliotheken ist das notwendige Korrektiv. Die Titel, die von Bibliothek und Fachreferent aus-gewählt werden, dürfen mit Fug und Recht als relevant gelten.

Hat sich hier durch das Internet und die Digi-talisierung etwas geändert? Nun, in der Tat mit jenem verlockenden Angebot, das als „Big Deal“ Furore gemacht hat und als „eBook- Paket“ seine Fortsetzung fand. Gegen geringen Aufpreis gegenüber den bisherigen Erwer-bungskosten steht auf einmal das gesamte Pro gramm des Verlags zur elektronischen Nut-zung zur Verfügung.

Was bedeutet das für die Arbeit des Verlags und seiner Lektoren? Die Zahl der Titel wird zur Wette auf die Zukunft. In den großen „Verlags fabriken“ wird kein Titel mehr für sich begründet oder kalkuliert – es zählt die Anzahl am Jahresende. So gesehen erleben wir eine neue Stufe der Industrialisierung einer Branche.

Der Nachfrage nach elektronischen Produkten kann sich kein Verlag mehr entziehen. Die funk-tionalen Anforderungen sind standardisiert, fungieren mittlerweile als Markteintritts be-dingung. Und sie kosten Geld: Für Personal und technische Infrastruktur bezahlt auch ein Klein-verlag jährlich nicht unter 250.000 Euro. Häufi g droht den „Kleinen“ die Übernahme durch einen „Großen“.

Was das für Auslese und Qualitätssicherung bedeutet, mag jeder für sich erörtern. Aller-dings gibt es sie noch, die Fachverlage, in denen der Lektor jedes Manuskript begutachtet und in der Verlagskonferenz gegen kritische Ein-wände „verteidigt“.

Durch Kooperationen mit anderen Verlagen, die genauso hohe Maßstäbe ansetzen, werden auch die genannten Kosten tragbar; und jeder verfolgt weiterhin das, was sein eigentlicher Auftrag ist, Fachliteratur von hoher Qualität und Relevanz publizieren.

Der Nomos Verlag, Spezialist in Rechtswissen-schaft sowie Sozial- und Geisteswissenschaften, macht es vor, indem er kontinuierlich in die Weiterentwicklung einer Plattformtechnolo-gie investiert, die es erlaubt, den Bibliotheken eBooks und Zeitschriften mit hohem funktio-nalen Standard anzubieten.

Die auf der „Wunschliste der Bibliothekare“ ganz oben stehenden Kriterien, wie unter an-derem aktuelle und verlässliche Nutzungs-statistiken, DRM-freie Inhalte im PDF-Format einschließlich Gesamtdokument – Download, Unterstützung von VPN und Shibboleth, Kata-logdaten und DOI-Verlinkung, haben sich seit Inbetriebnahme der Technologie im Jahr 2012 bewährt. Seitdem nutzen zahlreiche namhafte Institutionen im In- und Ausland die Plattform.

In seiner eLibrary bietet Nomos, wie es der Markt verlangt, auch eBook-Pakete und ab Herbst dieses Jahres eJournal-Pakete an. Aber bei Nomos können Sie sicher sein, dass darin keinerlei Quoten-Titel, sondern ausschließlich relevante Qualitätstitel enthalten sind.

Kontaktieren Sie unser Serviceteam für Bibliotheken:

Caroline Häuser: Tel.: 07221/2104-808, E-Mail [email protected]

Annika Stenzel: Tel.: 07221/2104-809, E-Mail [email protected]

Michael Buchmann: Tel.: 07221/2104-807, E-Mail [email protected]

Stefan BeckMarketing- und Vertiebsleiter bei Nomos

QUALITÄT STATT QUANTITÄTSelektion ist die Kernaufgabe in Verlag und Bibliothek

Besuchen Sie uns in Halle 4.2, Stand E 51

11.–15. Oktober 2017

Page 26: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

530

FOYER LESERBRIEFE / NACHRICHTEN

Nachrichten

IFLA Green Library Award geht nach Bad Oldesloe

Bad Oldesloe. Der IFLA Green Library Award 2017 geht an die Stadtbiblio-thek Bad Oldesloe. Das Projekt »Ernte deine Stadt – Harvest Your City: Three Years of Green and Sustainable Library Commitment in the Stadtbibliothek Bad Oldesloe« überzeugte die internatio-nale Jury, weil es Urban Gardening mit dem Konzept der Makerspaces verbindet und die Öffentliche Bibliothek als einen innovativen Treffpunkt für zivilgesell-schaftliches ökologisches Engagement präsentiert. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wurde am 16. August in Ber-lin auf der IFLA-Satellitenkonferenz von ENSULIB öffentlich überreicht.

»Netzwerk Bibliothek« startete in die zweite Runde

Berlin. Die vom Deutschen Bibliotheksver-band (dbv) durchgeführte bundesweite Bi-bliothekskampagne für digitale Angebote »Netzwerk Bibliothek« ging am 1. August in die nächste Runde. Mit der Anschlussför-derung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) soll die öf-fentliche Sichtbarkeit digitaler Bibliotheks- angebote weiter verstärkt und der Fachaus-tausch innerhalb der Community Öffent-licher Bibliotheken angeregt werden. Da-mit wird die bereits seit Oktober 2014 vom BMBF geförderte Bibliothekskampagne fortgeführt. Die zweijährige Kampagne hat zum Ziel, die Vielfalt der digitalen Angebote von Bibliotheken sichtbarer zu machen und das Image von Bibliotheken in der breiten Öffentlichkeit zu modernisieren.

NS-Raubgut: Bibliotheken geben über 80 Bücher zurück

Berlin. Die in Berlin ansässige Große National-Mutterloge »Zu den drei Welt-kugeln« (GNML) erhält über 80 vom

Die Stärken des Berufs selbstbewusst

kommunizieren! Leserbrief zu »The Times they are a-changin’« im BuB-Doppelheft August/September 2017

Ein weiterer Leserbrief ist zum Bei-trag »The Times they are a-changin‘« von Cornelia Vonhof und Jan-Pieter Barbian in der BuB-Doppelausgabe August/September (Seite 462ff.) eingetroffen:

»Die Diskussion über unsere Zukunft ist eröffnet!« Ein schöner Satz, den ich nur unterstreichen kann. Die aufgezeig-ten Perspektiven berücksichtigen jedoch nicht ausreichend, dass wir selbst erheb-lichen Einfluss auf die Gestaltung dieser Zukunft haben. Sicher können wir Ent-wicklungen nicht aufhalten oder initiie-ren, aber gerade durch die Schnittstel-lenposition unseres Berufs können wir gesamtgesellschaftlich wirken. Diese Stärke und Verantwortung unserer Auf-gabe wird gern übersehen.

Das Marketing für die bibliotheka-rischen Dienstleistungen und Angebote ist mit Sicherheit ausbaufähig. Unserem Beruf haftet ein altmodisches, zopfiges Image an, auch wenn wir dies weit von uns weisen. Dieses Image müssen wir zu-nächst einmal wahrnehmen, auch wenn es kränkend ist, nur auf diese Weise ist eine wirksame Veränderung möglich.

Grundlage unserer Selbstdarstel-lung muss nicht zuletzt die Besinnung auf unsere speziellen Stärken sein. Si-cher können wir beispielsweise Infor-matiker oder Innenarchitekten nicht er-setzen, das müssen wir gar nicht. Wir müssen nicht auf jedem Gebiet, das in unserem Tätigkeitsfeld wirksam wird, Experte sein. Unsere Stärke liegt in der Verknüpfung dieser Gebiete sowie dem sinnhaften und gezielten Einkaufen von Dienstleistungen.

Der Bibliothekar hat die beson-dere Anforderung und Fähigkeit, so-ziale, kommunikative, inhaltliche und

technische Kompetenzen jederzeit ab-zurufen und einzusetzen. In einer Ge-sellschaft, die sich in mehr als einer Hin-sicht im Umbruch befindet, ist dies eine nicht zu unterschätzende Kompetenz.

Hochwertige Dienstleistungen

Die Zukunft der Bibliotheken ist in ihrer integrativen Wirkung sowie der Verfüg-barkeit hochwertiger Dienstleistungen zu finden.

Im Gegensatz zur regelmäßigen In-fragestellung der Sinnhaftigkeit unse-res Berufs sollten wir unsere Stärken selbstbewusst kommunizieren. Unsere Schnittstellenposition ist unser Zu-kunftspotenzial, wir verknüpfen Spezi-alwissen und stellen darüber hinaus un-sere Kompetenzen zur Verfügung.

Mit unseren Potenzialen sowie deren bedarfsgerechtem Ausbau können wir selbstbewusst die Diskussion um unsere Zukunft führen.

Sonja Peters, Wernigerode

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit!

Die Fachzeitschrift BuB versteht sich als Forum für alle Beschäftig-ten in Bibliotheken und Informati-onseinrichtungen. Leserbriefe und Diskussionsbeiträge sind deshalb gerne willkommen. Bitte senden Sie Ihre Stellungnahmen direkt an [email protected]. Die Redaktion behält sich Kürzungen der Leser-briefe vor. Diese sollten maximal 4 000 Zeichen umfassen.

Page 27: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

531BuB 69 10/2017

LK – wir sind dabei!Bereits seit über sechs Jahren arbeite ich nun in der Lektoratskooperation mit – und bin bis heute froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Vorangegangen war damals der Wunsch, im Rah-men des Technik-Lektorats meinen Horizont zu erweitern und gleichzeitig einen Beitrag zu dem von mir selbst täglich genutzten Besprechungsdienst zu leisten. Die Befürchtung, man müsste das jeweilige Wissensgebiet studiert haben, um geeignet zu sein, konnte im Vorfeld zerstreut werden. 18 Jahre Lektoratserfahrung waren da völlig ausreichend.

Unsere damalige Leiterin erteilte mir gerne die Zustimmung, und gleich während der Kon-taktaufnahme mit der ekz fühlte ich mich menschlich gut aufgehoben, was sich beim Kennen-lern-Besuch in Reutlingen noch verstärkt hat.

Inzwischen hat sich das von mir bearbeitete Themenspektrum deutlich erweitert und reicht vom universell einsetzbaren Smartphone-Ratgeber über Handbücher zu den erneuerbaren Energien bis hin zu so wunderbar klangvollen Titeln wie der »Theorie der Balkenbiegung«. Die-ses Spektrum hätte ich angesichts knapper Erwerbungsmittel normalerweise nie kennenge-

lernt. Es hat zur Vertiefung meines Fachwissens beigetragen und mir gute Anregungen für den Bestandsaufbau gegeben.Eine andere Befürchtung – die Zeit für die Besprechungen könnte neben allen anderen Aufgaben nicht reichen – hat sich

zum Glück nicht erfüllt. Jahrelange Routine macht’s möglich. Meine heutige Chefin konnte ich ebenfalls für die Mitarbeit an der Lektoratskooperation begeistern (siehe Beitrag unten). Gemeinsam haben wir beim Jubiläumstreffen im vergangenen Jahr in Bad Urach die Teilnehmer und Organisatoren als sehr angenehme Gemeinschaft erlebt.

Wenn Sie also einen Aufruf der ekz sehen, der Ihr Fachgebiet betrifft: Geben Sie sich einen Ruck und melden Sie sich – die LK ist etwas Feines!

Ralph Junker, Stadtbibliothek Leverkusen, betreut seit 2011 die Fachgebiete Energietechnik und Maschinenbau in der Lektoratskooperation

Sprache war schon immer meine Leidenschaft, nicht umsonst habe ich zunächst Japanolo-gie und Anglistik studiert, bevor ich Bibliothekarin wurde. Als 2012 eine Institutslektorin für Deutsch gesucht wurde, hat es mir zwar in den Fingern gejuckt, aber zugegriffen habe ich dann doch erst nach langem Zögern – was verstehe ich schon von Germanistik?

Ich hätte mir aber gar keine Sorgen machen müssen. Zum einen sind da ja die Kolleginnen und Kollegen bei der ekz, die freundlich und souverän Hilfestellung leisten, zum anderen lernt man tatsächlich Titel für Titel, worauf es ankommt – hier ist das Layout toll, dort quillt die Infor-mation aus jeder Seite und hey, mit diesem Grammatikbuch würde ich doch glatt selber noch-mal Deutsch lernen wollen.

Und das ist es, was mir an der LK-Arbeit am meisten Freude macht: Nach vielen Dienstjah-ren hat sich mein Blick auf Bücher ein weiteres Mal verändert. Ich kenne die Besonderheiten der Sprachenverlage, erkenne auf einen Blick, für welche Schulform eine Lernhilfe passt, ob ein Selbstlernkurs eine flache oder hohe Progression aufweist und natürlich habe ich nach fast 500 Annotationen endlich eine Menge Vergleichstitel im Kopf.

Das ist spannend für mich und hilfreich für den Auskunftsdienst. Auch wenn ich seit einem Karrieresprung nicht mehr so viele Annotationen schaffen kann wie am Anfang und mir das Fach jetzt mit anderen Lektorinnen teile, möchte ich die Mitar-beit bei der LK keinesfalls aufgeben!

Eva-Marie Urban, Leiterin der Stadtbibliothek Leverkusen, betreut seit 2012 in der Lektoratskooperation das Fachgebiet Deutsch und Deutsch als Fremdsprache

Wenn Sie weitere Informationen über die Lektoratskooperation wünschen oder an einer Mitarbeit als Lektor/in interessiert sind, dann wenden Sie sich bitte an: Marita Blessing (ekz-Lektorat), [email protected], 07121/144-131.

FOYER NACHRICHTEN

Page 28: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

532

NS-Regime geraubte Bücher zurück. Die Nationalsozialisten hatten die deut-schen Freimaurerlogen ab 1933 zur Auf-lösung gezwungen, zwei Jahre später die Freimaurerei verboten. Das Eigen-tum der Logen wurde beschlagnahmt, ganz gezielt wurden dabei auch die Bi-bliotheken geraubt. Viele dieser Bücher befinden sich noch heute in Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken. Die Bücher wurden am 27. Juli über-reicht und zwar aus Beständen der Zen-tral- und Landesbibliothek Berlin, der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Universitätsbibliothek Leipzig.

Das Kino des Ersten Weltkriegs als transnationale Mediengeschichte

Berlin. Der Erste Weltkrieg – nie zu-vor ist ein Krieg so ausgiebig gefilmt, nie zuvor das Medium Film so systema-tisch zur Meinungslenkung instrumen-talisiert worden. Die virtuelle Ausstel-lung »Das Kino des Ersten Weltkriegs: Einsichten in eine transnationale Me-diengeschichte« der Deutschen Digita-len Bibliothek (http://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/kino/) wurde vom Deutschen Filminstitut kura-tiert und zeichnet mit viel historischem

Film- und Fotomaterial, wie Filmaus-schnitte, Fotografien und Plakate, ein umfassendes Bild der Filmgeschichte des Ersten Weltkriegs und dürfte damit nicht nur Cineasten und Historiker be-geistern. Die Ausstellung thematisiert die Gemeinsamkeiten bei der Filmpro-duktion in den unterschiedlichen Län-dern während des Ersten Weltkriegs. Denn obwohl mit Kriegsbeginn eine Na-tionalisierung der Filmwirtschaft ein-setzte, kamen die mit jeweils ähnlichen Problemen konfrontierten Filmschaffen-den in den einzelnen Nationalstaaten auf ähnliche Antworten.

FOYER NACHRICHTEN

Ein verlässlicher Ansprechpartner geht Nachruf auf Thomas Weidner

Mit nur 57 Jahren ist Thomas Weid-ner nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Viel zu früh verlieren wir mit ihm einen sehr geschätzten Kollegen, der jederzeit zuverlässig, engagiert und im besten Sinne wirk-lich akkurat arbeitete.

Nach dem Abitur zog es ihn zunächst an die Universität, um, wen nimmt es wunder, es unter anderem mit Jura, Deutsch und Geschichte zu probie-ren. Seine Berufung fand er jedoch nach Abschluss seines Studiums an der damaligen FHB Stuttgart als Di-plom-Bibliothekar 1989 bei der ekz. Sein Berufsstart – klassischerweise im Rahmen einer Elternzeitvertretung – begann zunächst in der Katalogisie-rung. 1993 wechselte er ins Team Sys-tematisierung. Und da Thomas Weid-ner sich seinen Aufgaben immer mit der ganzen Person widmete, war es nur folgerichtig, dass er bis 1999 als Mitglied in der Expertengruppe des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) die erste Überarbeitung der Allgemei-nen Systematik für Öffentliche Biblio-theken (ASB) tatkräftig unterstützte. Wenig später war seine Expertise auch

bei der Revision der Klassifikation für Allgemeinbibliotheken (KAB) beim nun schon »Ehemaligen Bibliotheksin-stitut« (EDBI) gefragt.

Nebenberuflich war er bereits seit 1994 Rezensent, bis er als Sachbuch-lektor ab 1999, zuletzt für Geschichte, Recht, Religion, Philosophie, Politik, Kunst und Allgemeines, nicht nur die Fäden seiner persönlichen Vorlieben wiederaufnehmen, sondern auch als engagierter Geschäftsführer der Lek-toratskooperation die weitere Ent-wicklung derselben aktiv begleiten konnte. In diese Zeit fallen eine Viel-zahl von Veränderungen, angefangen von der Einführung des Lekosystems – der Web-Anwendung für alle Rezen-senten und Institutslektoren – bis hin zur Einführung des ausdifferenzierten Anschaffungsvorschlags inklusive Ziel-gruppenangabe. In dieser Zeit war er für viele Rezensenten und Institutslek-toren stets verlässlicher Ansprechpart-ner, aber auch für die BuB-Redaktion, die sich ebenfalls auf die Qualität sei-ner Arbeit verlassen konnte.

Dass er mit seiner Gewissenhaftig-keit als verantwortlicher Redakteur für die Lektoratsdienste zeichnete war

für ihn Aufgabe und Auszeichnung zu-gleich. Fast überflüssig zu sagen, dass auch hier sein akkurates Vorgehen und seine Sorgfalt ihn dafür prädesti-nierten. Wir verdanken ihm an dieser Stelle sehr viel und verlieren mit ihm einen unverwechselbaren Kollegen, den wir sehr vermissen werden.

Frank Seeger,Leitung Bibliothekarische Dienste &

Publikationen, ekz.bibliotheksservice GmbH

Page 29: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

533BuB 69 10/2017

Helmholtz-Zentren kündigen Verträge mit Elsevier

Berlin. 16 Zentren der Helmholtz-Ge-meinschaft haben ihre Lizenzverträge mit dem Wissenschaftsverlag Elsevier zum Jahresende 2017 gekündigt. Damit schließt sich die größte deutsche For-schungsorganisation den inzwischen mehr als hundert Wissenschaftseinrich-tungen an, die ihre Lizenzverträge mit Elsevier gekündigt beziehungsweise nicht verlängert haben, um die Verhand-lungsposition des DEAL-Projektes zu stärken. Seit 2016 verhandeln Vertreter des DEAL-Projektes im Auftrag der Alli-anz der deutschen Wissenschaftsorga-nisationen mit dem Verlag Elsevier über eine bundesweite Lizenzierung von Zeit-schriften. Die Verhandlungen gestalten sich schwierig, weswegen durch den Ausstieg jetzt ein deutliches Zeichen ge-setzt werden soll. Weitere Infos unter: www.projekt-deal.de/

Unterstützung für Sehbehinderte

Berlin. Der Deutsche Bibliotheksver-band (dbv) begrüßte die Zustimmung des EU-Ministerrates zum Vertrag von Marrakesch, der blinden und anderen sehbehinderten Menschen in Zukunft auch digitalen Zugang zu Literatur und Texten ermöglicht. Dieser Vertrag über Urheberrechtsausnahmen zugunsten sehbehinderter Menschen (»Marrakesh Treaty to Facilitate Access to Published Works for Persons Who Are Blind, Vi-sually Impaired or Otherwise Print Disa-bled«) wurde bereits im Juni 2013 von der Welturheberrechtsorganisation ver-abschiedet und muss in den einzelnen Staaten noch ratifiziert werden.

IFLA-Dokumente in deutscher Übersetzung

Berlin. Ein Übersetzungsfonds des bib-liothekarischen Dachverbands BID er-möglicht ab sofort professionelle Über-setzungen grundlegender IFLA-Doku-mente vom Englischen ins Deutsche. Der Fonds wird ergänzt durch Beträge, die die Bibliotheksverbände in Österreich

FOYER NACHRICHTEN

Die Bibliothek der unlesbaren Zeichen Noch bis zum 17. November: Ausstellung des Künstlers Axel Malik in der Weimarer Universitätsbibliothek

Die Ausstellung des Berliner Künst-lers Axel Malik »Die Bibliothek der unlesbaren Zeichen« in der Univer-sitätsbibliothek Weimar ist noch bis zum 17. November zu sehen. Die Aus-stellung wird an gleich zwei Orten in Weimar gezeigt. Das Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) wurde eben-falls als Kooperationspartner und zweiter Ausstellungsort gewonnen.

Der Ausgangspunkt für diese Koope-ration besteht in einigen Blättern im Goethe'schen Nachlass, in denen Goethe sich – im Umkreis der Arbei-ten an der Gedicht-sammlung »West-öst-licher Divan« – an arabische und persi-sche Schriftzeichen angenähert hat. Die Reproduktion eines solchen Blattes stellt für Axel Malik schon seit mehr als 20 Jahren eine Inspirationsquelle dar. In der Universitätsbibliothek werden eine ganze Reihe von hochwertigen Repro-duktionen von handschriftlichen Blät-tern Goethes aus den Jahren 1815 und 1816 gezeigt – direkt vis-à-vis hängen

die Arbeiten Maliks, die auf die Blätter Goethes Bezug nehmen.

Axel Malik schreibt seit 1989 Tag für Tag. Millionen von einzigartigen, sich zu komplexen Schreibspuren ver-dichtenden Zeichen dokumentieren ein Projekt, das Malik als »skripturale Methode« bezeichnet. Seine Schrift-zeichen sind nicht Symbol, beruhen auf keinem Code. Sie bilden einen unlesbaren Text, der nichts zu bedeu-ten scheint. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch eine differenzierte und präzise Struktur erkennen: zwi-schen Schrift und Malerei, nicht zu

entschlüsseln – und gerade deshalb fas-zinierend und er-staunlich konkret.

In der Weima-rer Universitätsbib-liothek mit ihrer be-sonderen Architek-

tur setzt Malik den lesbaren Zeichen der Bücher seine ganz anderen Texte gegenüber. Mit Zeichen-Interventio-nen auf allen Ebenen der Bibliothek eröffnet er ungewöhnliche und ein-zigartige Perspektiven auf Schrift, Le-sen und Schreiben.

Die Ausstellung »Axel Malik – Die Bibliothek der unlesbaren Zeichen« ist noch bis zum 17. November in der UB Weimar zu sehen. Foto: Kunstfest Weimar

In der Weimarer Universi-tätsbibliothek setzt Ma-lik den lesbaren Zeichen

der Bücher seine ganz anderen Texte gegenüber.

Page 30: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

534

FOYER NACHRICHTEN / MARKT / ANZEIGE

Markt

NORIS NORIS entwickelt platzsparende Blu-ray-Hüllen

Pr. – Bei der Präsentation von Blu-ray Discs können Bibliotheken viel Platz sparen: NORIS hat für diese Medienart nun eine dünne Verpa-ckung entwickelt. Mit dieser gewin-nen Bibliotheken bis zu 70 Prozent Präsentationsfläche zurück, so das ekz-Tochterunternehmen aus Nürn-berg. Die NORIS Blu-ray-Hülle gibt es in zwei Varianten: eine für bis zu zwei Discs und eine für bis zu vier Discs.

NORIS verspricht Bibliotheken, dass sie mit dem Einsatz der Hülle circa dreimal so viele Medien auf demsel-ben Platz unterbringen können. Dazu müssen sie die Blu-ray-Standardboxen nur durch die schlanke Alternative er-setzen. Das Format der NORIS Blu-ray-Hüllen ist nahezu identisch mit dem der Originalverpackungen, daher pas-sen sie in die in Bibliotheken verbrei-teten Standard-Präsentationsmöbel. Die Unterbringung in Taschen aus fle-xiblem Kunststoffmaterial schonen au-ßerdem die Medien auch bei häufigem Gebrauch, informiert der Nürnberger Verpackungshersteller.

Die Konstruktion der Hüllen ist auch in ihrer optischen Wirkung durch-dacht: Dank der blauen Mittelfolie ver-wechseln die Nutzer die Blu-ray-Hül-len nicht mit DVD-Verpackungen; zu-dem bleiben bei der neuen Hülle Cover und Discs originalgetreu sichtbar, wo-für die transparenten Innen- und Au-ßenfolien sorgen.

Die NORIS Blu-ray-Hüllen ergän-zen die seit Jahren in Bibliotheken ein-gesetzten NORIS CD- und DVD-Hül-len, die es ebenfalls in unterschied-lichen Varianten gibt. Alle Hüllen und weitere Infos finden sich auf der NORIS-Website unter: http://www.noris-transportverpackung.de/index.php?id=12347

Schreiner PrinTrust RFID-Lösung für empfindliche Medien

Pr. – Schreiner PrinTrust präsentierte auf dem IFLA World Library and Infor-mation Congress vom 20. bis 23. Au-gust in Wrocław, Polen, das ((rfid))-Ar-chiv Label für Bibliotheken und Archive. Die Lösung ermöglicht Be-standsmanagement mittels RFID-Tech-nologie auch bei wertvollen und emp-findlichen Medien. Der permanent stark haftende Kleber des Funk-Eti-ketts greift wertvolle Dokumente nicht an und garantiert ein rückstandsfreies Ablösen auch nach Jahrzehnten.

RFID-Technologie ist in vielen Bibliothe-ken weltweit Standard, um den Bestand über Jahrzehnte hinweg effizient elektro-nisch zu verwalten. Aufgrund der Emp-findlichkeit antiker oder wertvoller Me-dien können RFID-Standardlabels auf diesen jedoch nicht zum Einsatz kom-men, weil sie die Dokumente irreversibel beschädigen würden. Für diese Anforde-rungen hat Schreiner PrinTrust spezielle RFID-Labels entwickelt, die auch für sol-che Medien ein Bestandsmanagement mittels RFID ermöglichen.

Den Schutz der oft historischen Ob-jekte garantiert ein spezieller pH-neut-raler und säurefreier Klebstoff mit hoher Haftfähigkeit, der sich rückstandsfrei ab-lösen lässt. Ebenso kommt ein alterungs-beständiges Papier zum Einsatz, das kei-nerlei Einfluss auf die beklebten Medien hat. So wird auch bei jahrzehntelanger Verwendung eine Beschädigung der Do-kumente vermieden. Das Produkt ist ent-sprechend den Anforderungen der Archiv- fähigkeit zertifiziert. Der verwendete RFID-Transponder hat eine garantierte Speicherdauer von 50 Jahren.

In der Rubrik »Markt« werden Presse mitteilungen von Unterneh-men und Dienstleistern – ohne redaktionelle Bearbeitung – ver-öffentlicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge auszuwählen und zu kürzen.

und der Schweiz sowie die Arbeitsge-meinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB) beitragen. Übersetzungen kön-nen nun in kurzer Zeit an die deutsch-sprachige Fachcommunity weitergege-ben werden.

Claudia Fabian erhält Karl-Preusker-Medaille

München. Der Dachverband der Bi-bliotheksverbände, Bibliothek & In-formation Deutschland (BID), hat die Karl-Preusker-Medaille 2017 an die Lei-tende Bibliotheksdirektorin Claudia Fa-bian, Leiterin der Abteilung Handschrif-ten und Alte Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek, verliehen. Die Bun-desvereinigung würdigt damit Clau-dia Fabians herausragende Verdienste für die Erschließung, Erforschung und Sichtbarmachung des schriftlichen Kul-turguts vom Mittelalter bis in die neuste Zeit. Die Auszeichnung wurde am 29. September in der Bayerischen Staatsbi-bliothek übergeben.

Innovationspreis für QR-Code-Rallye

Rendsburg. Das Department Information der Hochschule für Angewandte Wissen-schaften Hamburg (HAW Hamburg) ver-gibt in diesem Jahr den Hamburger In-novationspreis Ranganathan an die Bü-chereizentrale Schleswig-Holstein für ihr Projekt »Interaktive QR-Code-Rallye mit James Bound zur Bibliothekseinführung für 5. und 6. Klassen«. Die Nutzung mo-biler Geräte, wie Smartphones und Tab-lets, stand bei der Entwicklung dieser Bi-bliotheksrallye zum Mitmachen und Mit-erleben im Vordergrund. Sie verbindet die reale Wirklichkeit mit der virtuellen Welt und einer spannenden Spionagege-schichte. James Bound, der Held der QR-Code-Rallye, bittet die Schüler der 5. und 6. Klassen um Mithilfe bei der Jagd des Su-perschurken Dr. Drumpf. Die Schüler ge-hen mit ihren Smartphones und Tablets in der Bibliothek begeistert auf die Jagd nach den kleinen schwarz-weißen Quadraten, hinter denen sich Filme, Audios, Aufgaben und Lösungshinweise verbergen.

Page 31: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

Kontakt: Melanie Jurjevic-Zink, Mail: [email protected], (089) 3 81 89-947Verlag Vahlen · 80791 München · Fax (089) 3 81 89-157 · www.elibrary.vahlen.de | 162854

Ab Herbst 2017 mit Juristischer Ausbildungsliteratur

Vahlen eLibrary 2018

Halle 4.2 · Stand E51

Zu den Paket-Highlights zählen z. B. Looschelders Schuldrecht AT und BT, Ipsen Staatsrecht I und II oder auch Kühl Strafrecht Allgemeiner Teil.

Alle Werke können als attraktive Titelpakete mit Preisvorteil oder im Pick & Choose- Verfahren bezogen werden.

Ab Herbst 2017 wird die Vahlen eLibrary um juristische Ausbildungs literatur erweitert. Zum Start stehen drei Pakete zur Verfügung. Sie vereinen aktuelle Ausbildungsliteratur für ein erfolgreiches Jurastudium aus den bekannten Lehrbuchreihen■ Academia Iuris■ Vahlen Jura■ Vahlens Großes Lehrbuch

Jetzt neu: Erweiterung um 3 attraktive juristische Pakete: Zivilrecht I, Zivilrecht II und Strafrecht/Ö­ entliches Recht

›NEU

Bereits seit Herbst 2014 ist die Vahlen eLibrary mit ihrem wirtschaftswissenschaftlichen Programm erfolgreich am Markt etabliert.

Page 32: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

536

Boris Hänßler

Digitale Vagabunden Die Digitalisierung bleibt die Herausforderung der Medienbranche: Verlage gehen erstmals offen auf Start-ups zu, um Innovationen zu fördern. Aber welche Medientrends setzen sich durch?

Der Leser der Zukunft trägt eine Datenbrille mit dem Na-men »HyperMind«. Ein integrierter Eyetracker erfasst das Leseverhalten. 120 Mal pro Sekunde tastet er die Pupillen ab, um zu erkennen, wie schnell der Blick des Lesers zwi-schen Buchstaben und Sätzen hin und her schweift. Eine Software rechnet aus, ob er tief oder oberflächlich liest. »Wir können sogar erkennen, welches Wort er gerade an-schaut«, sagt Andreas Dengel vom Deutschen Forschungs-zentrum für Künstliche Intelligenz und Entwickler von Hy-perMind. »Mit so einer Technik lassen sich eine Vielzahl gu-ter Anwendungen realisieren.«

Die Forscher um Dengel arbeiten zum Beispiel mit einem Fach-verlag zusammen, der ein Physikbuch für Schulen herausgibt. HyperMind kann in diesem Fall messen, wie gut ein Schüler den Stoff im Buch versteht. Bleibt er an einer Formel oder Illus-tration hängen, kann das System ein ergänzendes Erklär-Video oder zusätzliche Informationen auf der Datenbrille einblenden. »Unsere Software passt den Stoff an die Bedürfnisse der Ler-nenden an,« sagt Dengel. »Außerdem erhalten die Verlage Ein-blicke in die Rezeption ihrer Bücher und können die Inhalte verständlicher ge-stalten.« Dengel hofft, dass die Technik sogar helfen kann, objektivere Schulno-ten zu vergeben. Die Software könne den Wissensstand der Schüler, über die quantifizierte Bewertung der Ergebnisse hinaus, qualifizierter und differenzierter erfassen.

HyperMind ist eine von vielen Ideen für die Zukunft. Aber wird sie sich durch-setzen? Der Medienbranche bereitet der immer schnellere technische Fortschritt Kopfzerbrechen, und von Jahr zu Jahr scheinen Verleger weniger durchzubli-cken, wie sich mit der Digitalisierung Geld verdienen lässt. Welche der Tech-niken aus den Labors werden den Mas-senmarkt erreichen? In was müssen Ver-leger investieren? Und wie lesen und ler-nen die Menschen künftig wirklich?

Fest steht – der Medienkonsum ver-ändert sich weiterhin rasant. Im Jahr-buch »Qualität der Medien« fanden Mark Eisenegger und seine Kollegen von

der Universität Salzburg heraus, dass viele Menschen aktuelle Nachrichten auf dem Smartphone lesen und dabei leicht zu konsumierende Häppchen wie Skandale oder lustige Videos be-vorzugen – das ist keine wirkliche Überraschung. Die Marktfor-scher von »Adobe Digital Insights« berichten allerdings auch, dass das Smartphone zwar als Medienplattform wichtiger sei als je zuvor, aber für App-Anbieter werde es dennoch schwie-riger, ihre Zielgruppe zu erreichen. Die Zahl der App-Neuins-tallationen schrumpfte in den vergangenen zwei Jahren um 38 Prozent. Die Menschen bevorzugen offenbar wenige Apps, die sie dafür intensiver nutzen. Und noch eine Meldung: Laut Bör-senverein des Deutschen Buchhandels ging auch der Umsatz an E-Books der Verlage um 3,5 Prozent zurück, während gleichzei-tig ihr Anteil am Gesamtumsatz von 5,4 auf 5,6 Prozent stieg. Wer soll aus diesen Trends schlau werden?

Suche nach dem richtigen Geschäftsmodell

Die Unternehmen der Medienbranche passen ihre Geschäfts-modelle deshalb laufend an. Bestes Bei-spiel sind die sogenannten E-Book-Flat-rates. Das Unternehmen Oyster gab be-reits Ende 2015 auf, aber Konkurrent Scribd hat in den letzten Monaten of-fensiv an seinem Angebotsmodell ge-schraubt. Zunächst reduzierte Scribd das Angebot an Liebesromanen, da offenbar Schnellleser die Flatrate zu sehr ausreiz-ten und dem Unternehmen Verluste be-scherten. Dann verschwand die einst mit 10 000 Titeln gestartete Comic-Sparte. Aktuell bezahlen Abonnenten monatlich 8,99 US-Dollar und erhalten dafür drei E-Books und unbegrenzt Hörbucher. Of-fenbar ist Scribd mit diesem Sparmodell nun profitabel.

Auch Amazons Strategie ist verwir-rend: So bietet das Unternehmen wei-terhin seine überwiegend mit Selfpub-lishing-Titeln bestückte Flatrate »Kindle Unlimited« an, führte aber gleichzei-tig »Prime Reading« ein. Prime-Mitglie-der können damit bis zu zehn ausge-wählte E-Books gleichzeitig ausleihen.

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

SchwerpunktThemenschwerpunkte in BuB

Heft 07/2017Identität der Bibliothek

Heft 08-09/2017Arbeit 4.0: Personalentwicklung

Heft 10/2017Buchmesse / Gastland Frankreich

Heft 11/2017Computerspiele

Heft 12/2017Interkulturelle Bibliotheksarbeit

Heft 01/2018Automatische Sacherschließung

Page 33: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

537BuB 69 10/2017

Dann gibt es noch die Kindle-Leihbibliothek mit nur einem E-Book-Verleih pro Monat, aber anderer Auswahl. Offensicht-lich sucht auch Amazon händeringend nach dem einen lukra-tiven Modell.

Das niederländisches Start-up »Bookchoice« will den eu-ropäischen Markt sogar mit einem modernisierten Buchclub erobern: Für 3,99 Euro bietet Bookchoice je acht ausgewählte E-Books und Hörbücher zum Download an. Im Monat August 2017 waren das zum Beispiel Bov Bjergs »Auerhaus«, Olga Grasjnova »Gott ist nicht schüchtern« oder Eva Almstädts »Ost-seejagd« – populäre, aber keine wirklichen Top-Titel.

Selfpublisher und Leser finden zusammen

Neben dem Flatrate-Markt tut sich derzeit einiges bei dem Ver-such, Autoren ohne Verlag und Leser zusammenzubringen. Hier dominierte in den letzten Jahren Wattpad, doch das Unter-nehmen hat mit Oolipo (Bastei Lübbe), Sweek und Radish neue Konkurrenz bekommen. Hinter Sweek steht die niederländi-sche Firma Mybestseller. Sie bietet eine kostenlose App für das Lesen und Schreiben von Geschichten an. Das Unternehmen zielt darauf ab, dass die Nutzer ihre Texte über Sweek auch kos-tenpflichtig als gedrucktes Buch veröffentlichen. Sweek nutzen etwa 100 000 Menschen aus 100 Ländern. Die Plattform wächst vor allem in Südamerika, Indien und Nordafrika, aber auch in Deutschland gewinnt sie an Lesern. Der Ravensburger Buchver-lag veranstaltete Ende Februar auf Sweek einen Schreibwettbe-werb. Beliebt sind bei Sweek vor allem Fortsetzungsgeschich-ten und »Flash Fiction«, also Texte mit 100 bis 250 Wörtern, die besonders bei Teenagern ankommen – ein weiterer Beleg für die steigende Nachfrage nach Häppchen.

Das US-Start-up Radish setzt ganz auf das Serienformat. Die Firma beruft sich selbstbewusst auf die Tradition klassi-scher Serien-Autoren wie Charles Dickens. Die kanadische Au-torin Amy Tan, die für ihre Kurzgeschichten bekannt ist, ist Mit-Investorin bei Radish. Die Leser können dabei kostenlose Einstiegstexte lesen und müssen für die Fortsetzungen zahlen. Typische Texte sind 2 000 Wörter lang und enden mit einem of-fenen Ausgang, einem sogenannte Cliffhanger.

Eine etwas originellere Idee, Leser und Selfpublisher zu-sammenzubringen, bietet die App Squirl an. Hier kann man zwar keine Texte veröffentlichen, aber seine E-Books regional bewerben. Die App folgt dem Motto »Books around the cor-ner«: Smartphone-Nutzer pendeln durch eine beliebige Stadt und werden an bestimmten Orten auf Romane aufmerksam ge-macht, die diese Orte thematisieren, etwa ein Café, eine Biblio-thek oder ein Park.

Verlage entwickeln eigenen E-Book-Portale

Die Verlagswelt versucht unterdessen, E-Book-Leser auf eigene Portale umzuleiten. Da bei E-Books romantische Geschichten populär sind, haben die Verlage passende Portale dazu auf-gebaut, etwa »feelings« (Holtzbrinck), »Sinnliche Seiten«

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / ANZEIGE

Jetzt live erleben!Exponatec Köln

Halle 3.2, Stand D.08122.11. - 24.11.17

www.testo.de/museum

Mit dem WLAN-Datenloggersystem testo 160 haben Sie Umgebungsbedingungen unauffällig, umfassend und von überall im Griff.

• Sensoren für Temperatur, Feuchte, Lux, UV, CO2-Konzentration und Luftdruck

• Kleine Bauweise, individuell gestaltbare Gehäuseabdeckung

• Individuelle Alarmfunktionen (E-Mail, SMS)

Minimalistisches Design.Maximale Kontrolle.

Page 34: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

538

(Random House) oder »Herzenszeilen« (Diana Verlag). Die Seiten sehen aus wie Magazine und sollen die Leser zum ei-genen E-Book-Angebot hin führen. Random House versucht zudem Smartphone- und Häppchen-Leser mit »read-n-go.de« anzusprechen. Auf dieser für mobile Geräte optimierten Seite präsentiert der Verlag Werbehäppchen zu neuen Büchern wie Bilder, Auszüge, Videos und Testimonials sowie die Möglich-keit, diese Inhalte in den sozialen Netzwerken zu teilen.

All diese Projekte sind zweckmäßig, aber nicht innovativ. Noch kommt es selten vor, dass Verleger wie in anderen Bran-chen üblich in junge Start-ups investieren. Das hat auch der Börsenverein erkannt, weshalb er das Projekt ContentShift ins Leben rief. »Die Verlage und Buchhändler wissen, dass sie Ideen für digitale Geschäftsmodelle dringend brauchen«, sagt Projektleiterin Ute Lütkenhaus. »Aber sie wissen nicht, wie sie auf Start-ups zugehen sollen, und den Start-ups wiederum fehlt das Wissen, wie die Branche funktioniert. ContentShift bringt beide Seiten nun zusammen.«

Kreative Ideen gesucht

ContentShift ist eine Mischung aus Ideen-Wettbewerb und Mentoring-Programm. 2017 bewarben sich über 30 internati-onale Start-ups, die einen Bezug zur Branche haben. Zehn wur-den nach Frankfurt zum Kennenlernen eingeladen. Eine Jury aus Branchen-Vertretern wählte fünf für das finale Programm aus. Dies besteht zum Beispiel aus Workshop-Wochenenden, an denen die Jury-Mitglieder und Start-ups gemeinsames Brainstorming über digitale Modelle und Innovationen durch-führen. Am Ende wird ein Start-up als Gewinner gewählt und

erhält 10 000 Euro. Vor al-lem aber erhalten alle fünf Programmteilnehmer gute Kontakte zu Verlagen.

Letztjähriger Gewin-ner waren die Entwickler der App Papego. Die er-möglicht es, eine zuletzt gelesene Buchseite ein-zuscannen, um auf dem Smartphone an gleicher Stelle weiterzulesen. In diesem Jahr ist ein franzö-sisches Start-up mit einer ähnlichen Idee unter den Teilnehmern: »Chai« lässt Leser ihre angefangenen Bücher mithilfe einer mo-bilen App als Audiodatei weiter hören. Dabei reicht es, die letzten Worte beim Lesen laut auszusprechen und die App springt an die entsprechende Stelle. Der große Nachteil der App:

Nicht ein professioneller Vorleser trägt den Inhalt vor, sondern eine künstliche Computerstimme.

Ein weiterer Finalist ist L-Pub. Das Unternehmen bietet er-weiterte E-Books an – ein Modell, das die Verleger bislang nicht mit Begeisterung aufnahmen. Doch L-Pub setzt auf konkrete Nutzwerte statt auf Unterhaltung. Das Unternehmen wurde von dem Amerikaner David Steel in Offenbach am Main gegründet. Er sagt, er habe die deutsche Sprache so gut gelernt, weil er viele deutsche Bücher und Zeitungen gelesen habe. Ihn störte immer, dass digitale Bücher mit ihren automatischen Überset-zungsprogrammen oft falsche Übersetzungen von Wörtern lie-fern, weil sie nicht deren Kontext berücksichtigen. Steels Idee war, sie nicht nur kontextbezogen zu übersetzen, sondern zu-dem gleich in einen Vokabeltrainer zu integrieren.

Insbesondere letzteres ist der Mehrwert von L-Pub, auf den Verlage anspringen. »Das Lernen funktioniert über ein digi-tales Karteikartensystem, das sich an den Lernfortschritt an-passt«, sagt Steel. »Zunächst lernt man die Wörter mittels Mul-tiple Choice, dann per Lückentext und schließlich durch das komplette Buchstabieren des Wortes. Die Abfrage wird immer schwieriger und für jeden Fortschritt sammelt man Punkte. Diese spielerischen Elemente motivieren, am Ball zu bleiben.«

Ähnlich wie bei HyperMind sollen auch Lehr- und Fachbü-cher mit der L-Pub-Technik aufgerüstet werden. Bisher würden die Leser von Fachbüchern nach Begriffen, die sie nicht ken-nen, googeln – das würde vom Buch wegführen. Daher bietet L-Pub den Verlegern an, ein eigenes Glossar zu erstellen, das sie mit Begriffen im E-Book verknüpfen. So können Leser Be-griffe per Touchscreen markieren und passgenaue Erklärungen dazu abrufen, ohne das E-Book zu verlassen. Da viele Fachver-lage sich auf bestimmte Themen spezialisieren, reiche oft ein

Wenig Klagen und somit Innovationsbedarf gibt es in der Hörbuch-Welt. Die Leser lieben es, Bücher zu hören. Foto: Alexander Heimann / Frankfurter Buchmesse

Page 35: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

539BuB 69 10/2017

Glossar, das buchübergreifend eingesetzt werden kann. L-Pub ist eine einfache Variante der HyperMind-Idee, dafür aber be-reits markttauglich.

Druck auf Bildungsverlage

Steel sagt, dass die deutschen Bildungsverlage derzeit am of-fensten für Innovationen seien. Aus gutem Grund: Die Verlage lebten bislang gut davon, Schulen oder Universitäten zu ver-sorgen. Aber dieses Modell ändert sich gerade: Universitäten setzen zunehmend auf Open Access, dem freien Zugang zu Wissen, und die Bundesregierung hat bei ihren Plänen für mo-derne Schulen – dem sogenannten DigitalPakt – vorgesehen, eine Schul-Cloud einzurichten, ein Rechner, von dem aktuel-ler Lehrstoff zentral abgerufen werden kann. Außerdem setzt den Bildungsverlagen zu, dass Bildung immer stärker außer-halb der klassischen Einrichtungen stattfindet. Schüler ler-nen ihren Stoff in YouTube-Videos. Erwachsene finden im eng-lischsprachigen Raum ein breites Angebot an bezahlbaren und hochwertigen Online-Kursen, die zum Beispiel von Univer-sitäten und Unternehmen auf Plattformen wie »edx«, »Cur-sera« oder »Udacity« bereitge-stellt werden. Zudem gibt es Udemy, eine Art Online-Volks-hochschule, in der jeder sein Wissen selbst verbreiten kann. Udemy expandiert gerade in-tensiv in den deutschsprachi-gen Raum.

Für Bibliotheken ist der Trend zum Online-Lernen hin-gegen spannend. »Bildung spielt bereits eine riesige Rolle in Bibliotheken, und das wird auch in Zukunft so sein«, sagt David Lee King, Technik-Blog-ger und Digital Services Direc-tor der amerikanischen Topeka & Shawnee County Public Li-brary. »Die Mitarbeiter müs-sen aber rasch herausfinden, wie sie Bibliotheksnutzer bei neuen Bildungstechnologien unterstützen können.« Für die Nutzer sei es insbesondere in-teressant, wenn Bibliotheken das Lernen mit Offline-Aktivitä-ten begleiten. »Wir haben zum Beispiel gerade die HTC Vive – ein System für virtuelle Realität (VR) – eingekauft und bieten es den Kunden demnächst an, damit diese von neusten Ler-nanwendungen profitieren.« Firmen wie VRWare entwickeln bereits Inhalte für solche progressiven Lern-Szenarien. In ei-ner Anwendung können Nutzer zum Beispiel in der virtuel-len Realität trainieren, einen Berg zu besteigen. Eine weitere

Anwendung inszeniert virtuelle Alltagssituationen für Sprach-lernende, etwa die Bestellung in einer Pizzeria. Die Lernenden wenden die Sprachkenntnisse somit in einer real wirkenden Umgebung an.

Chatbots auf dem Vormarsch

Einen ähnlichen Hype wie virtuelle Realität erleben derzeit die sogenannten Chatbots. Dabei handelt es sich um Roboter, die in Chatprogrammen wie Whatsapp, dem Facebook Messen-ger oder dem in China populären WeChat aktiv sind und sich mit Menschen unterhalten. Bisher wurden solche Chatbots auf Webseiten installiert, um häufige Kundenanfragen zu beant-worten – auch Bibliotheken nutzten sie dafür. Seit der Popula-rität der Messenger-Apps allerdings kommen die Roboter nun auch an Kunden heran, ohne dass diese ihre Lieblingsapps ver-lassen müssen. In China geht das so weit, dass man per Chat-bot bereits Kredite bei der Bank aufnehmen kann. Man bittet den Chatbot, die Finanzen zu prüfen und er kann den Kredit

innerhalb von Minuten automatisch freigeben. In Deutschland gibt es zudem Versuche, mit Chatbots Journalismus schmack-haft zu machen. Der deutsche Bot Resi etwa erklärt Nutzern im Plauderton und mit Smileys die aktuelle Nachrichtenlage.

Interessant für Verleger sind Chatbot-Experimente wie »Schwesterherz«. Diesen Bot ließ Blanvalet entwickeln, um den gleichnamigen Krimi von Kristina Ohlsson auf Facebook zu ver-markten. Der Chatbot übernimmt die Rolle von Staatsanwalt

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Wie lesen und lernen die Menschen künftig? Die Frankfurter Buchmesse gibt einen Überblick. Foto: Alexander Heimann / Frankfurter Buchmesse

Page 36: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

540

Martin Benner, der Hauptfigur der Geschichte. Brenner beant-wortet Fragen, die der Leser ihm per Chat stellen kann – al-lerdings sind die Fragen per Multiple Choice vorgegeben. Am Ende des Interviews werden Nutzer auf die weiteren Informa-tionen zum Buch geleitet.

Chatbots bergen viel Potenzial: Sie können künftig immer besser frei eingegebene Texte der Nutzer erfassen und diese mit Protagonisten auch eine natürliche Unterhaltung führen lassen. Zudem gibt es in der elektronischen Literatur bereits die Sparte »Chatfiction« – meist fiktive Liebesromane in Chat-form, die erneut bei Teenagern populär sind. Typische Plattfor-men dafür sind zum Beispiel Hooked und Yarn.

Hörbücher und Podcasts beliebt

Wenig Klagen und somit Innovationsbedarf gibt es in der Hör-buch-Welt. Die Leser lieben es, Bücher zu hören – selbst die jüngeren Zielgruppen. Parallel dazu etablieren sich aber auch Podcasts. Insbesondere im amerikanischen Raum haben sie in-zwischen fast einen ähnlichen Status wie TV-Serien und sind teilweise sogar davon inspiriert. So erzählt der fiktive Podcast »Alice isn‘t Dead« zum Beispiel eine geheimnisvolle Geschichte um eine Truckerin, die durch Amerika reist und ihre für tot er-klärte Ehefrau sucht. Dabei trifft sie auf unheimliche Gestal-ten und macht an surrealen Orten halt. Der Hörer erfährt nur häppchenweise, was es mit dieser seltsamen Welt auf sich hat, da die Erzählerin über ihre Erlebnisse in kurzen, manchmal ab-rupt abbrechenden Funkmeldungen berichtet.

Der bekannteste Podcast ist »This American Life« von Ira Glass, eine Mischung aus Reportage, Essays und Memoiren zu je einem spezifischen Thema, zuletzt zum Beispiel Babysitting oder die Angst vor Immigration in einem kleinen Dorf, in der es keine Immigranten gibt.

Podcasts haben den Vorteil, dass sie ohne großen Aufwand produziert werden können. Benötigt werden ein Mikro und ein Audioschnittprogramm, das es als Open Source-Version gibt. Davon machen inzwischen auch Bibliotheken regen Gebrauch: Die amerikanische Harford County Public Library startete be-reits 2008 den Podcast »T is for Training« zum Thema Weiter-bildung. Der Podcast »LibUX« behandelt User Experience in Bi-bliotheken, »Cyperpunk Librarian« befasst sich mit Techniken, die sich kostengünstig in Bibliotheken realisieren lassen und »Reading Envy« wird von einer Bibliothekarin in einem Pub produziert – die Autorin stellt dort mit Gästen Bücher vor.

In Deutschland bietet die Stadtbibliothek Stuttgart Mitschnitte von Lesungen oder Diskussionen an. In der Berliner Staatsbibliothek hat die junge Auszubildende Zora Steiner den Segen der Bibliotheksleitung, mit Podcasts zu experimentieren. Sie macht Interviews mit Bibliotheksmitarbeitern über deren Fachgebiete. Themen sind zum Beispiel: Warum ist es wichtig,

Kinder- und Jugendbücher zu sammeln? Nach welchen Krite-rien trifft man die Auswahl? Wieso darf man manche Bestände nicht mit nach Hause nehmen?

Bibliophile Inhalte auf Instagram

Obwohl der Anteil jüngerer Hörer bei Podcasts und Hörbüchern ständig steigt, treiben sich die Teenager heutzutage nach wie vor gerne auf der Fotografie-Plattform Instagram herum. Dort vermutet man bibliophile Inhalte eher nicht, und doch gibt es sie: Der Hashtag #bookstagram, mit denen Buchliebhaber ihre Fotos kennzeichnen, hat inzwischen knapp 13 Millionen Ein-träge. Eine, die dazu beiträgt, dass Literatur auf Instagram sei-nen festen Platz hat, ist die amerikanische Bibliothekarin Kate Gavino. Die Idee für ihren Account »Last Night‘s Reading« kam ihr bei Lesungen in New York: Sie kritzelte Porträts von Auto-ren in ihren Notizblock und versah die Illustrationen mit Zita-ten aus der Lesung. Das Ergebnis postete sie auf Instagram. Mit großem Erfolg: Kate hat es inzwischen auf 46 500 Follower ge-bracht und einen eigenen Buchvertrag. »Ich hoffe, dass meine Arbeit Leute dazu motiviert, mehr zu Lesungen zu gehen und selbst kreativ zu werden«, sagt sie. »Jeder bringt seine eigene Geschichte oder seinen eigenen Hintergrund zu einer Lesung mit und am Ende des Abends nimmt jeder wiederum etwas an-deres mit nach Hause.«

Kate ist nicht die einzige Bookstagramerin: Die Account-Betrei-ber von @foldedpagesdistillery richten Bücher für ihre Fotos wie Stilleben an – auf einem Tisch verziert mit zum Buch passenden Objekten. Es gibt Hunderte Accounts dieser Art. @Oliverskywolf hält seine Bücher vor Landschaften, an denen er gerade liest. Und @subwaybookreview bittet Leser in U-Bahnen, die Bücher, die sie während der Fahrt gelesen haben, in die Kamera zu halten.

Und in der Tat: Die Menschen im Jahr 2017 sind digitale Va-gabunden geworden. Sie nutzen mal dies, mal das, probieren vieles aus, springen auf Trends an oder setzen selbst welche. Der rasante technische Fortschritt ermöglicht ihnen, ständig neu zu experimentieren. Insofern bedeutet Digitalisierung vor allem, sich nicht festzulegen. Und vermutlich gilt das auch für künftige digitale Geschäftsmodelle.

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH / ANZEIGE

Boris Hänßler ist freier Journalist in Bonn. Er schreibt über Trends in der Informationstech-nik unter anderem für »Technology Review« und »Süddeutsche Zeitung«. 2016 erschien sein Buch »Als wir zum Surfen noch ans Meer gefahren sind« über den Einfluss des In-ternets auf den Alltag. Weitere Infos unter www.boris- haenssler.de – Kontakt: [email protected]

Die speziellen Angebote für Bibliothekare auf der Frankfurter Buchmesse finden Sie in der BuB-App.

Page 37: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur OnlineEdited by Dan Diner, The Hebrew University of Jerusalem

English language content to be added in 2017

From Europe to America to the Middle East, North Africa and other non-European Jewish settlement areas the Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur covers the recent history of the Jews from 1750 until the 1950s. Originally published in print by J.B. Metzler Verlag (Stuttgart/Weimar) in 2011, the work includes approximately 800 entries that present the state of international research and reveal a complex portrait of Jewish life - illuminated by many maps and illustrations. About 40 key articles convey central themes on concepts like autonomy, exile, emancipation, literature, liturgy, music or the science of Judaism. The seventh volume index offers a detailed list of persons, places and subjects that creates a reliable reference for working with the encyclopedia. The encyclopedia provides knowledge in an overall context and offers academics and other interested readers new insights into Jewish history and culture. It is an outstanding contribution to the understanding of Judaism and modernity.

U.S. Intelligence on Asia, 1945-1991Editor: Matthew M. Aid

The purpose of this unique online collection is to provide students and researchers with the declassif ied documentary record about the successes and failures of the U.S. intelligence community in the Far East during the Cold War (1945-1991). Particular emphasis is given to America’s principal antagonists in Asia during the Cold War era: the People’s Republic of China, North Korea and North Vietnam. However, countries such as Japan, Taiwan, Indonesia, Thailand, the Philippines, Malaysia, Singapore and Australia are covered as well.

Number of documents: 4,285Number of pages: ca. 23,500

Auxiliary aids:- Introductory essay- Glossary of acronyms- Chronology- Bibliography- MARC21 catalog records

For a complete table of contents please visit brill.com/usao

The Hebrew and Aramaic Lexicon of the Old Testament OnlineEdited by Ludwig Koehler, Walter Baumgartner and Johann Jakob StammTranslated and edited under the supervision of M.E.J. Richardson

The Hebrew and Aramaic Lexicon of the Old Testament has proven to be a valuable resource for scholars and students. In this online edition the complete vocabulary of the Hebrew Bible, including texts in Aramaic, is available. The dictionary combines scholarly thoroughness with easy accessibility, and so meets the needs of a wide range of users.

The enormous advances that have taken place in the f ield of Semitic linguistics since the days of the older dictionaries of Classical Hebrew are well documented and assessed, as well as the often detailed discussions in modern Bible commentaries of words where the meaning is particularly diff icult. The alphabetical ordering of entries rather than the traditional arrangement of words according to their roots is particularly helpful to the new student, and also saves the advanced user much time.

Join Brill at the Frankfurt Book Fair!Ask about our newest online resourcesBrill is located in Hall 4.2, Booth M9. If you would like to talk to one of our sales managers, please visit the booth or send an email to [email protected].

Online Highlights

Available on BrillOnline.comFor more information please contact our Sales department at [email protected] (the Americas) or [email protected] (Europe, Middle East, Africa and Asia-Pacifi c).

brill.com/usaoE-ISSN 2542-7113

Purchase Options and 2017 PricesOutright Purchase: EUR 3,910

Subject: History › Modern HistoryAmerican Studies › North AmericaAsian Studies › GeneralInternational Relations

brill.com/ejgk E-ISSN 2468-2845

Purchase Options and 2017 PricesEnglish and German Combined BundleOnline Subscription: EUR 750Outright Purchase: EUR 3,900

Subject: Jewish Studies › History & Culture

brill.com/haloE-ISSN 2352-3433

Purchase Options and 2017 PricesOnline Subscription: EUR 800Outright Purchase: EUR 4,000

Subject: Biblical Studies › Hebrew Bible

Over three centuries of scholarly publishing

Page 38: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

542

Die ganze Vielfalt der frankophonen Welt Gastland Frankreich präsentiert sich mit Literatur, Theater, Musik, Bildender Kunst und einer Vielzahl von Veranstaltungen in Frankfurt

Zum Ehrengastauftritt bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse (11. bis 15. Oktober) sendet das Nachbarland ein Großaufgebot: 134 Autoren und Künstler aus Frank-reich, der französischen Schweiz, Belgien, Luxemburg, Ka-nada sowie aus Afrika, Asien und dem Maghreb werden ihre Werke in Frankfurt vorstellen. Wajdi Mouawad wird als literarischer Redner zur Eröffnung der Buchmesse am Dienstagabend, 10. Oktober, erwartet. Wajdi Mouawad ist Autor, Schauspieler und Dramaturg libanesischer Herkunft und aktuell Direktor des Théâtre national de la Colline in Paris. Er repräsentiert den Ehrengastauftritt in optimaler Weise durch seinen Werdegang und seine Art, mit Sprache in ihrer ganzen Vielfalt umzugehen. Der Ehrengastauftritt wird von einer beeindruckenden Anzahl von Übersetzun-gen begleitet: 130 deutschsprachige Verlage übertragen 473 Romane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher und Graphic Novels ins Deutsche.

»Mit weit mehr als hundert französischsprachigen Autoren, die auf der Frankfurter Buchmesse anwesend sein werden, und hunderten Kulturveranstaltungen inner- und außerhalb der Buchmesse, steht ›Francfort en français‹ als Symbol eines neuen Aufschwungs zwischen Frankreich und Deutschland und

vermittelt eine sehr starke Öffnung in Richtung eines Europas der Gastfreundschaft«, sagte Paul de Sinety, Vorsitzender des Ehrengastauftritts.

»In einer Zeit, in der Europa politisch zunehmend unter Druck gerät und in dessen Bevölkerung wir tiefe Risse beob-achten, festigt der Auftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Gleichzeitig entsteht hier ein lebendiger kul-tureller Raum, der weit über geografische Grenzen hinaus-weist. Wir werden in Frankfurt Autoren erleben, die sich mit ihrer (Wahl-)Heimat auseinandersetzen, das Bild Frankreichs in der Welt hinterfragen und neu erfinden, mit Vorurteilen und Klischees aufräumen. Und dies unabhängig davon, ob sie nun in Frankreich geboren sind oder aus beruflichen, politi-schen oder persönlichen Gründen das Französische als ›lan-gue de préférence‹ angenommen haben«, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Experimentierraum der Vielstimmigkeit

Im Zentrum des Gastlandauftritts steht die Ehrengastpräsen-tation. Auf einer Fläche von 2 500 Quadratmetern entstand im Forum, Ebene 1, ein dreidimensionales Gesamtkunstwerk, an dem die große Vielfalt der frankophonen Literatur erfahrbar wird. »Der Pavillon ist konzipiert als Raum für Ausstellungen, Diskussionsrunden und Begegnungen mit Autoren. Er ist eine Bibliothek, welche die Vielfalt der französischsprachigen Lite-ratur beherbergt. Gleichzeitig verleiht ihm ein Tragwerk aus Holzleisten die Anmutung eines Baugerüsts, das den Prozess des Entstehens und des Werdens symbolisiert. Schließlich soll der Pavillon aber auch Orientierung bieten. Im Zeichen der Gast-freundschaft und des Austauschs wird die Ehrengastpräsenta-tion der lebendigen und grenzenlosen französischsprachigen

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Viele Nationalitäten, eine Sprache

Das Französische ist nicht nur eine in alle Welt verstreute, sondern auch eine begehrte Sprache. Ein einzigartiges Phänomen bezeugt dies: Nämlich die erstaunliche An-zahl von SchriftstellerInnen, deren Muttersprache nicht das Französische ist und die dennoch das Französische als literarisches Ausdrucksmittel gewählt haben. Aktu-ell sind das zum Beispiel: Vassilis Alexakis (Griechen-land), Silvia Baron-Supervielle (Uruguay), François Cheng (China), Michael Edwards (Großbritannien), Georges-Art-hur Goldschmidt (Deutschland), Eugène Green (USA), Nancy Huston (Kanada), Julia Kristeva (Bulgarien), Milan Kundera (Tschechische Republik), Jonathan Littell (prix Goncourt, USA), Amin Maalouf (Libanon), Scholastique Mukasonga (Ruanda), Akira Mizubayashi (Japan), Andreï Makine (Russland), Pia Petersen (Dänemark), Atiq Rahimi (prix Goncourt, Afghanistan), Brina Svit (Slowenien), Tz-vetan Todorov (Bulgarien), Zoé Valdés (Kuba), Gao Xingjian (Nobelpreis, China) – und viele mehr.

40 Millionen Dokumente

Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Hinterlegung von Pflichtexemplaren für jede Publikation und dank ei-ner intensiv betriebenen Ankaufpolitik ist die Bibliothèque Nationale de France (BnF) Hüterin von 40 Millionen Do-kumenten aller Art. Im französischen Ehrengast-Pavillon werden einige BnF-Dienste vorgestellt (digitale Bibliothe-ken, Multimedia-Ausgaben, die Sparte BnF-Partnerschaf-ten und andere).

Page 39: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

543BuB 69 10/2017

Literatur eine Bühne bereiten«, sagte Ruedi Baur, der Künstle-rische Leiter des Ehrengastauftritts. Im Pavillon werden meh-rere Ausstellungen präsentiert, darunter eine Auswahl bel-gisch-französischer Graphic Novels und eine Darstellung der über 200-jährigen französischen Verlagsgeschichte.

Im Pavillon lässt sich anhand einer Nachbildung der be-rühmten Gutenberg-Presse die Geschichte des Buchdrucks er-forschen. Die Gestaltung der Ehrengastpräsentation entsteht nach einem Entwurf der Hochschuldozenten Denis Coueig-noux und Éric Jourdan in Zusammenarbeit mit den Studieren-den der Hochschule für Kunst und Design Saint-Etienne und mit Unterstützung der Stadt Saint-Etienne.

Kulturfreunde können im Oktober in der gesamten Stadt Frankfurt französischsprachige Autoren und Künstler entde-cken. Am Sonntag, 8. Oktober, finden sich Schriftsteller, His-toriker und Philosophen zur Veranstaltung »Je vous écris d’Eu-rope« ein, bei der erörtert wird, was man über Europa schreibt, denkt, erinnert und vergisst. Im Schauspiel Frankfurt werden unter anderem Michel Houellebecq und Yasmina Reza auftre-ten. Weitere Lesungen und Diskussionen mit französischen Intellektuellen finden in der Romanfabrik, im Literaturhaus Frankfurt und in der Goethe-Universität statt.

Detaillierte Informationen zum Ehrengastprogramm und zu den anwesenden Autoren und Künstlern gibt es

im Internet unter: www.buchmesse.de/ehrengast und www.frankfurt2017.com.

Der Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buch-messe bildet den Höhepunkt eines französischen Kulturjahrs in ganz Deutschland mit einem vielfältigen und spartenübergrei-fenden Programm, das gemeinsam mit dem Institut français Deutschland umgesetzt wird. Mehr als 300 Veranstaltungen finden 2017 unter dem Label »Frankfurt auf Französisch« bun-desweit statt: Theater, aktuelle Musik, Bildende Kunst, Kino, Li-teraturbegegnungen und vieles mehr mit 250 beteiligten Künst-lerInnen und französischsprachigen AutorInnen.

red

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

2,5 Milliarden Euro Umsatz

Die Buchbranche ist der wichtigste Zweig der französi-schen Kulturindustrie und rangiert mit einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro weit vor dem Kino. Aber gleichzeitig ist es unter den exportierten Kulturgütern nur das Zweit-stärkste. Fast 20 Prozent der 2,5 Milliarden Euro werden dabei auf dem ausländischen Markt erzielt, Lizenzrechte mit eingerechnet. Die Präsenz des französischen Verlags-wesens auf der Frankfurter Buchmesse soll zu einer Stei-gerung in diesem Bereich beitragen.

7 150 Aussteller aus 106 Ländern

Die Frankfurter Buchmesse (www.buchmesse.de) ist mit über 7 150 Ausstellern aus 106 Ländern, rund 278 000 Be-suchern, über 4 000 Veranstaltungen und circa 10 000 ak-kreditierten Journalisten, davon 2 400 Blogger, die größte Fachmesse für das internationale Verlagswesen. Darüber hinaus ist sie ein branchenübergreifender Treffpunkt für Mitarbeiter aus der Filmwirtschaft und der Gamesbran-che. Einen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wech-selnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur prä-sentiert. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunter-nehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

ANZEIGE

|a|S|tec| GmbHPaul-Lincke-Ufer 7c10999 Berlin

angewandte Systemtechnik GmbH

Tel.: (030) 617 [email protected]

für Großstadt-, Universitäts-, Hochschul-, Behörden- und Parlamentsbibliotheken

für konventionelle und elektronische Sammlungen

aDIS/Archiv

aDIS/BMS – das integrierte Bibliothekssystem

als Cloud-fähigesMandanten-/Verbundsystemoder Lokalsystem in Verbünden

aDIS/OPAC

barrierefrei und kundenspezifisch

mit Fernleihe, Onleihe,

e-Payment und

personalisierten Funktionen,

auch als Web-App (mOPAC)

von Manuskripten, alten Drucken, Museumsobjekten…

Lösungen für Bibliotheken & Archive

40 Jahre

mit integriertem

Plain and Easy Code für Musikalien

Page 40: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

544

Jan-Pieter Barbian

»Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!« Was man in Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland über Frankreich lernen kann

Es war ein historischer Augenblick: Der damals 71-jährige Charles de Gaulle (1890-1970) im Rahmen seines Staats-besuchs am 5. September 1962 verkündete vom Balkon des Alten Rathauses in Bonn vor rund 35 000 Menschen zum Abschluss seiner Rede auf Deutsch, dass 17 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Frankreich gegenüber dem neuen Deutschland »eine Welle der Freundschaft in den Geistern und Herzen aufsteigt und um sich greift«. Den Worten folgten am 22. Januar 1963 im Élysée-Palast in Paris auch Taten: Der französische Staatspräsident un-terzeichnete gemeinsam mit Bundeskanzler Konrad Ade-nauer (1876-1967) den Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich. Der Vertrag beendete nicht nur die Jahrhunderte lange Feindschaft zwischen den bei-den Nachbarstaaten, sondern begründete die bis heute wirksame zentrale Achse der politischen Beziehungen im sich vereinigenden Europa.

Genauso wichtig wie das Einvernehmen zwischen den politi-schen Repräsentanten Deutschlands und Frankreichs sind al-lerdings auch das Wissen der Menschen in beiden Ländern über die Sprache und Kultur, das Denken und die Lebensweise. Dazu haben die deutschen Öffentlichen Bibliotheken in den vergan-genen fünf Jahrzehnten mit ihren Medien- und Veranstaltungs-angeboten einen wertvollen Beitrag geleistet.

Die Pflege der französischen Sprache und Kultur

In Duisburg wird an den deutsch-französischen Freundschafts-vertrag im Januar eines jeden Jahres mit einem umfangreichen Programm der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) er-innert, zu dem die Stadtbibliothek traditionell die Literatur-veranstaltungen beisteuert. Bislang fanden Lesungen und Ge-spräche mit zahlreichen Autoren, Übersetzern, Journalisten und Wissenschaftlern statt. So sprach der 1952 in einer Klein-stadt an der Loire geborene Romancier Jean Rouaud mit sei-nem deutschen Übersetzer Josef Winiger über die wechselvolle Geschichte der Menschen seiner Heimatregion und seiner eige-nen Familie, der er in seinen Büchern ein Denkmal gesetzt hat.

Der Grandseigneur der französischen Politikwissenschaft und weltgewandte Publizist Prof. Alfred Grosser wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren und emigrierte 1933 mit seiner Familie nach Frankreich. 1975 wurde er mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels in der Paulskirche ausgezeichnet.

Im Herbst 2002 analysierte Grosser den Ausgang der dama-ligen Bundestagswahlen und ihre Konsequenzen für das deutsch-französische Verhältnis in der Ära Gerhard Schröder – Jacques Chirac. Die 1954 in Châteauroux geborene Sylvie Ger-main sprach 2004 über ihr großartiges, vielfach ausgezeich-netes Romanwerk, das durch seine sprachliche Brillanz und mythologische Phantasie besticht. Tahar Ben Jelloun, 1944 in Fes (Marokko) geboren und 1971 nach Frankreich emigriert, stellte 2006 seinen neuen Roman »Partir«/»Verlassen« vor. Der Roman, der die bewegende Geschichte der Flüchtlinge aus Af-rika schildert, war damals Abiturstoff und zog daher rund 250 Schüler zur Lesung an.

An den 150. Todestag von Heinrich Heine, der die meiste Zeit seines Lebens in Paris verbracht hat, erinnerte die Lesung »Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst« mit dem Schauspieler Wolfgang Hinze aus München und dem Literaturwissenschaft-ler Bernd Kortländer vom Heine-Institut Düsseldorf. Heiko Engelkes (1933-2008) berichtete 2007 über seine Erfahrungen als ARD-Korrespondent in Frankreich in den Jahren 1974 bis 1998. Johannes Willms, der seit 2000 in Paris lebt und als Kor-respondent für die Süddeutsche Zeitung schreibt, las aus sei-ner 2007 im Diogenes Verlag veröffentlichten Balzac-Biografie.

Cécile Wajsbrot war 2009 und 2010 zu Gast mit ihrem Ro-man »Nation par Barbès«/»Im Schatten der Tage« und mit ih-rem Erzählband »Nocturnes«. Georg Stefan Troller, Jahrgang 1921, der 1962 das »Pariser Journal« für die ARD führte und 1971 Sonderkorrespondent des ZDF in Paris wurde, berichtete 2011, 2012 und 2017 über seine zahlreichen Begegnungen mit den Prominenten dieser Welt und las unter anderem aus sei-nem Buch »Paris geheim«. Iris Radisch, Feuilletonchefin der Wochenzeitung DIE ZEIT, erzählte aus ihrer bemerkenswerten Biografie über »Albert Camus. Das Ideal der Einfachheit«, die 2013 aus Anlass des 100. Geburtstags des französischen Exis-tentialisten im Rowohlt Verlag erschienen war.

Elisabeth Edl stellte 2013 ihre im Hanser Verlag veröffent-lichte Neuübersetzung von Gustave Flauberts »Madame Bo-vary« (1856) und 2016 ihre Übersetzung der Erzählung »Grä-ser der Nacht« von Patrick Modiano vor. Die Werke des 2014 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Autors wurden von Edl bereits seit dem Jahr 2000 für den Carl Hanser Verlag ins Deut-sche übersetzt. Der Schauspieler Wolfgang Hinze führte im Ja-nuar 2017 eine Lesefassung von Molières Komödie »Der einge-bildete Kranke« auf.

Im Herbst 2009 erschien zur Jahrestagung der Vereini-gung der Deutsch-Französischen Gesellschaften in Duisburg

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Page 41: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

545BuB 69 10/2017

der Katalog »Vive la littérature! Französische Literatur in deut-scher Übersetzung«. Der 48 Seiten umfassende Katalog in den Farben blau-weiß-rot wurde vom Verein für Literatur und der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg herausgege-ben. Darin sind 38 Porträts von französischen Schriftstellern seit dem 15. Jahrhundert mit der Vorstellung ihrer wichtigsten Werke zusammengestellt. Die ein- bis zweiseitigen Essays ge-hen auf die Klassiker der französischen Literatur ein: Honoré de Balzac (1799-1850), Pierre Augustin Caron de Beaumarchais (1732-1799), Denis Diderot (1713-1784), Alexandre Dumas (1802-1870), Gustave Flaubert (1821-1880), Jean de La Fon-taine (1621-1695), Victor Hugo (1802-1885), Guy de Maupas-sant (1850-1893), Moliére (1622-1673), Marcel Proust (1871-1922), Francois Rabelais (1494-1553), Arthur Rimbaud (1854-1891), Romain Rolland (1866-1944), Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Stendhal (1783-1842), Paul Verlaine (1844-1896), Jules Verne (1828-1905), François Villon (1431-1463), Voltaire (1694-1778) und Emile Zola (1840-1902). Aber auch das bunte Panorama der Literatur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart leuchtet in den Essays auf: Albert Camus, Jean-Ma-rie Gustave Le Clézio, Didier Daeninckx, Jean Giraudoux, Jean-Claude Izzo, Yasmina Khadra, Jonathan Littell, Patrick Modi-ano, Irène Némirovsky, Jacques Prévert, Raymond Queneau, Jean Rouaud, Gilles Rozier, Jean-Paul Sartre, Eric Emmanuel Schmitt und Cécile Wajsbrot.

Aktuelle Bücher aus Frankreich

In den Jahren 2012 bis 2015 hat die Deutsch-Französische Ge-sellschaft insgesamt vier Buchpakete im Wert von jeweils 500 Euro gespendet. Auf diesem Weg sind insgesamt 150 Kinder- und Jugendbücher in französischer Sprache in den Bestand der Internationalen Kinderbibliothek gelangt. Sie ermöglichen

jungen Menschen und ihren Eltern die Beschäftigung mit der französischen Sprache und Kultur. Insgesamt stehen Kindern und Jugendlichen jetzt 485 Bücher in französischer Sprache für die Lektüre zur Verfügung. Seit September 2012 findet mit die-sen Büchern auch einmal im Monat unter dem Titel »Au plaisir de lire et d’écouter« ein französischer Vorlesespaß für Kinder ab dem vierten Lebensjahr in der Zentralbibliothek statt. Mit-glieder der DFG gestalten diese Nachmittage kompetent und liebevoll.

Darüber hinaus organisiert die DFG seit 2008 jeweils am 23. April, dem Welttag des Buches, in der Zentralbibliothek ei-nen »Französischen Vorlesewettbewerb«. Bislang haben 164 Schülerinnen und Schüler aus folgenden Städten an diesem Concours teilgenommen: Dinslaken, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Kamp-Lintfort, Mülheim/Ruhr, Moers, Oberhausen, Remscheid, Wesel, Wülfrath, Wuppertal und Xanten. Die Jury wurde jeweils von der DFG gestellt. Das Gesamtniveau war stets sehr beachtlich. Die Gewinner erhielten neben Urkunden und Blumen attraktive Geschenke: Freikarten für einen Kinobe-such im filmforum, Benutzerausweise der Stadtbibliothek und anderes mehr.

Seit 2016 wird auch der Bestand an Büchern in französi-scher Sprache für Erwachsene aktualisiert und erweitert. Auf Anregung und mit fachlich kompetenter Unterstützung von Jürgen Donat, der in Duisburg eine kleine Spezialbuchhand-lung betreibt, wurden in Frankreich belletristische Titel und Sachbücher erworben. Die Finanzierung des Ankaufs erfolgte über eine großzügige Spende von 1 000 Euro der Fasselt-Stif-tung und über eine Spende der DFG Duisburg. In den kommen-den Jahren soll der Bestand kontinuierlich mit aktuellen Bü-chern aus Frankreich ergänzt werden. Der Ankauf wird aus Mit-teln der Duisburger Bibliotheksstiftung ermöglicht.

Eine frankophile Lesegruppe trifft sich regelmäßig am letzten Freitag eines Monats in der Bibliothek, um unter der

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Lesungen französischer AutorInnen sind fester Bestandteil des Veran-staltungsprogramms der Stadtbibliothek Duisburg: Hier ist Cécile Wajsbrot zu Gast mit ihrem Roman »Aus der Nacht«. Foto: Tanja Pickartz / far

Page 42: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

546

Überschrift »Plaisir de lire/Frankreich (er)lesen« Neuerschei-nungen kennenzulernen und sich über die Lektüreerfahrungen gemeinsam auszutauschen. Insgesamt werden jetzt 466 bellet-ristische und 133 Sachbücher angeboten. Darüber hinaus steht eine Auswahl an französischen Filmklassikern und aktuellen Spielfilmen aus Frankreich zur Verfügung, die über DVD oder Bu-Ray-Disc auch in der Originalsprache gehört werden kön-nen. Schließlich bietet die Stadtbibliothek auch alle aktuel-len Lehrgänge zur Erlernung der französischen Sprache an. Die Ausleihzahlen sind erfreulich hoch und belegen das aktive Interesse zahlrei-cher Menschen in Duisburg und in der Region an unserem Nachbarland.

Duisburg als Vorbild für Kooperationen

Die seit fast zwei Jahrzehn-ten erfolgreiche und enge Ko-operation der Stadtbibliothek Duisburg mit der Deutsch-Fran-zösischen Gesellschaft diente als Vorbild für eine bundes-weite »Rahmenvereinba-rung«. Sie wurde am 2. Ap-ril 2012 in der Französischen Botschaft in Berlin zwischen dem Deutschen Bibliotheks-verband (dbv) und der Verei-nigung der Deutsch-Französi-schen Gesellschaften (VDFG) abgeschlossen. Die Verein-barung wurde von der da-maligen dbv-Präsidentin Gu-drun Heute-Bluhm und dem VDFG-Präsidenten Gereon Fritz im Beisein des damaligen Bot-schafters der Republik Frankreich, Maurice Gourdault-Mon-tagne, unterzeichnet. Sie gibt einen Leitfaden für die Planung, Organisation und Durchführung von gemeinsamen Veranstal-tungen, die schon seit langem in zahlreichen deutschen Städ-ten von den Öffentlichen Bibliotheken und den Deutsch-Fran-zösischen Gesellschaften gemeinsam organisiert werden. In der Regel finden diese Kooperationen jedoch ohne eine formale Vereinbarung statt – abhängig von den Möglichkeiten und den persönlich bestimmten Beziehungen der beiden Partner. Es gibt allerdings auch zahlreiche Orte, an denen sich bislang noch keine Kooperationen ergeben haben.

Mit der »Rahmenvereinbarung« wollten der dbv als Vertre-ter der Bibliotheken in Deutschland und der VDFG als Dach-verband der Deutsch-Französischen Gesellschaften zwei Ziele erreichen: Zum einen sollten die bereits bestehenden Koope-rationen nachhaltig gefestigt und in ihren Inhalten erweitert

werden; zum anderen sollten überall dort, wo es bislang noch nicht zu Kooperationen gekommen ist, diese initiiert werden. Folgende Formen und Inhalte der Zusammenarbeit der jewei-ligen Bibliotheken mit den Deutsch-Französischen Gesellschaf-ten sind vorstellbar:

• Gemeinsame Ausrichtung und Durchführung von Veranstaltungen mit Autoren, Referenten, Ausstellungen im deutsch-französischen oder französischen Bereich;

• gemeinsame Vor- lesewettbewerbe: beispiels-weise zum »Welttag des Bu-ches« am 23. April;

• verstärkte Prä-sentation frankophoner Me-dien in den Bibliotheken: Bü-cher, Filme (DVD, Blu-Ray-Disc), Musik (CD), Zeitungen, Zeitschriften, zum Beispiel zum »französischen Tag« (23. Januar);

• P r ä s e n t a t i o n der monatlichen »Bestsel-ler« aus Frankreich in den Bibliotheken;

• Themenregale in den Bibliotheken mit Me-dien zu den aktuellen Unter-richtsstoffen im Französisch- unterricht in Schule und Weiterbildung;

• besondere An-gebote für Jugendliche in den Bibliotheken: aktuelle Mu-sik auf CD und DVD oder Blu-Ray, Comics in französischer Sprache (zum Beispiel Aste-rix, Tintin);

• Werbung im Be-reich der Deutsch-Franzö-

sischen Gesellschaften für die Mitgliedschaft und die Inan-spruchnahme der Medien in den Stadtbibliotheken;

• öffentliche Kommunikation deutsch-französischer und frankophoner Themen durch die Deutsch-Französischen Gesellschaften;

• deutliche Erhöhung der Teilnehmerzahlen bei Ver-anstaltungen auf beiden Seiten durch die Vernetzung der Ressourcen;

• Aufteilung der Kosten von Veranstaltungen zwi-schen den Deutsch-Französischen Gesellschaften und den Bibliotheken;

• kostenneutrale Nutzung der jeweils anderen Infra-struktur: Räume, Technik, Werbung et cetera;

• Unterstützung beim Ausbau des Netzes der deutsch-französischen Bibliothekspartnerschaften.

Was konkret von diesen gemeinsamen Programmen re-alisiert wird, hängt jeweils von den vor Ort vorhandenen

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Die am 2. April 2012 in der Französischen Botschaft in Berlin zwi-schen dem Deutschen Bibliotheksverband (dbv) und der Vereinigung der Deutsch-Französischen Gesellschaften (VDFG) abgeschlossene »Rahmenvereinbarung« gibt einen Leitfaden für die Planung, Organisation und Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen. Die Vereinbarung wurde von der damaligen dbv-Präsidentin Gudrun Heute-Bluhm und dem VDFG-Präsidenten Gereon Fritz (rechts) im Beisein des damaligen Botschafters der Republik Frankreich, Maurice Gourdault-Montagne, unterzeichnet. Foto: dbv

Page 43: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

547BuB 69 10/2017

Möglichkeiten ab. Insofern beschreibt diese Vereinbarung ei-nen Rahmen, der inhaltlich im Dialog zwischen beiden Part-nern ausgefüllt werden muss. Wichtig ist dem dbv und der VDFG, mit dieser Vereinbarung den Willen zu einer noch en-geren Vernetzung zwischen den Öffentlichen Bibliotheken und den Deutsch-Französischen Gesellschaften in Deutschland zu dokumentieren.

Frankreich zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse

Einen hervorragenden Anlass, die Angebote der Öffentlichen Bibliotheken an französischer Literatur zu profilieren und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, bietet die Frankfurter Buchmesse. Sie findet vom 11. bis zum 15. Oktober statt und präsentiert in diesem Jahr Frankreich als Ehrengast. Mit ihm rückt, so Juergen Boos als Direktor der Buchmesse, die »Spra-che als identitätsprägende Ausdrucksform in den Mittelpunkt. [..] Die literarische Dimension wird hier um eine individu-elle und zugleich politische Standortbestimmung erweitert.« Zu diesem Anlass werden zahlreiche Autorinnen und Autoren aus Frankreich in Frankfurt am Main aus ihren Werken lesen, sodass Anschlusslesungen auch in anderen Städten möglich sind.

In der Stadtbibliothek Duisburg steht das Literaturpro-gramm im Herbst/Winter unter dem Motto »Freiheit, Gleich-heit, Brüderlichkeit«. Die Grundwerte der Französischen Re-volution werden aktuell von der nationalen Rechten in Europa und in den USA infrage gestellt, sodass ihre Bedeutung für eine funktionierende Demokratie hervorgehoben werden müssen. Am 25. Oktober beantwortet Iris Radisch in der neuen Zent-ralbibliothek die Frage »Warum die Franzosen so gute Bücher schreiben. Von Sartre bis Houellebecq«. Das Buch der promo-vierten Romanistin ist gerade im Rowohlt Verlag auf den Markt

gekommen. Darüber hinaus wird im Foyer eine Auswahl von Neuerscheinungen der französischen Belletristik sowie von Sachbüchern zu aktuellen Themen in deutscher und in fran-zösischer Sprache präsentiert. Die Bücher können direkt aus-geliehen werden. Auch auf den drei Etagen der Zentralbiblio-thek sind Medien aus und über Frankreich zusammengestellt: neben Kinder- und Jugendliteratur sowie Belletristik auch Sprach-, Reise-, Kulturführer, Musik-CDs, Spielfilme auf DVDs und Blu-Rays.

In der gesamten Bibliothek heißt es dann: »Vive la France!« Im Nachgang wird am 25. Januar 2018 Ulrich Wickert sein neues, im Hoffmann & Campe Verlag erschienenes Buch vor-stellen: »Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen«. Der 1942 in Tokio geborene Journalist ist mit dem Land seit 1969 vertraut und lebte als Korrespondent der ARD von 1978 bis 1991 in Paris.

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Dr. Jan-Pieter Barbian (Foto: krischerfotogra-fie) ist seit 1999 Di-rektor der Stadtbib-liothek Duis burg und nebenberuflicher Ge-schäftsführer des Vereins für Literatur Duisburg sowie der

Duisburger Bibliotheksstiftung. Er hat zahlreiche Pub-likationen zur Literatur- und Kulturpolitik der NS-Zeit, zu Film und Politik in der Weimarer Republik sowie zur Geschichte des Ruhrgebiets nach 1945 veröffentlicht. Kontakt: [email protected]

Als Partner für automatisierte Bibliotheks- logistik beraten wir bei der Planung, der Anlagenkonzeption und der Realisierung

The World´s Leading

Library Logistic Partner

Telelift GmbHFrauenstr. 2882216 Maisach

www.telelift-logistic.com+49 (0) 8141 31591-0

> UniCar: Schonender Transport > UniCar ADAL®: Schnellste Verfügbarkeit der Medien

> UniSortCar: Transport und Sortierung mit einem System

ANZEIGE

Page 44: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

548

Dirk Wissen

Das große Warten der »Grande Nation« Ein Blick auf Politik, Kultur und Bibliotheken des diesjährigen Gastlandes der Buchmesse

Die »Grande Nation« hat gewählt. Emmanuel Macron ging in den Präsidentschaftswahlen am 23. April und 7. Mai 2017 als klarer Sieger hervor. Er kam im zweiten Wahl-gang auf 66 Prozent der Stimmen. Und auch in den zwei Wahlgängen (bei denen es mangels Wahlbeteiligung kaum Warteschlangen an den Urnen gab) der Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni konnte Macron mit seiner Partei »En Marche« eine klare Mehrheit in der Nationalversammlung verbuchen, was dem neuen Präsidenten die Regierungsge-schäfte in den kommenden Jahren erheblich erleichtern wird. Dennoch steht er vor großen Herausforderungen: Die Franzosen sind derzeit eine tief gespaltene Nation und »Globalisierung«, »Populismus«, »Nationalismus« sowie die Arbeitsmarktreform sind zu bewältigen. Vor der jubelnden Menge nach seiner Wahl sagte Macron: »Unsere Herausfor-derung wird immens sein!« Doch wenn alles gut für ihn ver-läuft, wird er sich in der Geschichte Frankreichs, der Histo-rie Europas – vielleicht in der Weltgeschichte ein Denkmal setzen können. Doch wie könnte dieses Denkmal in symbo-lischer Form Realität werden? Und wollen wir dies abwar-ten oder wollen wir uns wie im Folgenden schon heute dazu Gedanken machen?

Vielleicht ähnlich dem Denkmal von Barack Obama, der sich bereits zu Lebzeiten eine Bibliothek errichten lässt?1 Und orien-tiert sich Macron dabei an François Mitterrand, der in den Jah-ren 1981 bis 1995 französischer Staatspräsident war und sich die »Bibliothèque nationale de France« am Quai François Mau-riac direkt an der Seine von Paris bauen ließ? Diese Bibliothek ist ein Gebäudekomplex mit vier circa 80 Meter hohen Türmen, in Form aufgeschlagener Bücher, welche symbolträchtig vom Stararchitekten Dominique Perrault2 erbaut wurden.

So könnte nicht nur von außen betrachtet, die Französische Nationalbibliothek für Macron Vorbild sein, auch im Inneren dieses beeindruckenden Gebäudes herrscht Symbolkraft: Auf einer rechteckigen Grundfläche von circa 360 000 Quadratme-tern wächst ein Wald aus Birken, Eichen, Kiefern und Tannen wie eine eigene Landschaft.

Macron steht jedoch erst am Anfang seiner Präsidentschaft. Er hat also noch reichlich Zeit für Überlegungen, sich ein Denk-mal zu setzen. Die Planungsphase der neuen Nationalbiblio-thek dauerte nur von 1990 bis 1992 und die anschließende Bauphase lediglich vier Jahre von 1992 bis 1996. Das ist be-achtlich kurz, für ein so großes und komplexes Gebäude. Wei-tere Bauten des Architekten Perrault kennen wir unter anderem

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Imposant, der Salle Ovale der alten Bibliothèque Nationale in der Rue de Richelieu. Fotos: Dirk Wissen

Page 45: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

549BuB 69 10/2017

in Berlin, dort entwarf er in den Jahren 1993 bis 1999 mit der Architektin Victoria Koppenwallner das Velodrom und das Olympiabad. In Paris baute er mit der Nationalbibliothek ein Gebäude, das die erforderliche Sicherheit für wichtige Doku-mente sowie klimatisierte Archive und Lesesäle mit circa 4 000 Leseplätze bietet. Sie ermöglicht Zugang zu ei-ner Sammlung von über 15 Millionen Bücher sowie anderen Druckschriften, aber auch Fo-tografien, Karten, Manuskripte, Medaillen, Münzen, Pläne, Partituren, Stiche, Tondoku-mente, Videos und dergleichen. Um für diesen Zugang die nötige Leseausweiskarte zu erhal-ten, muss man mindestens 18 Jahre alt sein, eine entsprechende Gebühr bezahlen und nachweisen können, dass man akademische, berufliche oder persönliche Forschung betreibt. Der für die Re-cherche erforderliche Generalkatalog ist online zugänglich.3

Symbolträchtige Architektur

Symbolträchtig ist aber auch die alte »Bibliothèque Natio-nale«, welche sich derzeit in Renovierung befindet, organisiert vom Architekten Bruno Gaudin, dessen Renovierungsprozess

2020 abgeschlossen sein soll. Bei dieser Bibliothek des Archi-tekten Henri Labrouste, der auch die »Bibliothèque Sainte-Ge-neviève«, des gleichnamigen Klosters 1850 baute4, ist weniger die Außenfassade als die Form der zwei bedeutenden Lesesäle im Inneren von großer Bedeutung. Beispielhaft ist einerseits

der »Saal Labrouste«, aber auch der »Salle Ovale«, mit seinen circa 400 Leseplätzen, wel-cher 1916 vom Architekten Jean-Louis Pascal fertig gestellt wurde. Die Gusseisenkonstruk-tion des »Salle Ovale« bietet mit ihren Säulen und ihrer Kuppel inklusive Oberlicht einen einmaligen Raumeindruck. Das gesamte Ge-bäude wurde im Jahr 1875 eröffnet und des-sen insgesamt neun denkmalgeschützte Le-sesäle führen in eine andere Atmosphäre, in

eine poetische Form- und Farbgebung. Sie wirken ästhetisch – bieten nicht den Eindruck von Wartesälen, sondern gehören zu den schönsten Lesesälen der Welt und sind beeindruckende Vorbilder für viele moderne Architekten. Seit es die neue Nati-onalbibliothek gibt, ist die alte Nationalbibliothek, die auch als »Bibliothek Richelieu« bezeichnet wird, eine Fachbibliothek für Urkundenforschung und Kunstgeschichte.

Der Ursprung der Sammlung der Französischen National-bibliothek liegt in der um 1500 auf dem Loire-Schloss Blois

Lange Warteschlangen gibt es in Paris nicht nur für Eintrittskarten, um in den Louvre oder auf den Eiffelturm gehen zu können.

Die beiden Lesesäle der alten Nationalbibliothek sind nicht nur architek-tonisch, sondern auch gesellschaftlich und

kulturgeschichtlich von Bedeutung.

Page 46: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

550

errichteten königlichen Hausbibliothek. Etwas später, im Jahr 1518, entstand unter dem französische König Franz I. auf Schloss Fontainebleu eine zweite Schlossbibliothek, mit deren Verwaltung im Jahr 1522 der Humanist Guillaume Budé be-traut wurde.5

Darüber hinaus besteht ein bis ins 16. Jahrhundert zurück-reichendes Gesetz, das »dépôt légal«, das jeden Verleger und jeden Drucker verpflichtet, jeweils ein Exemplar aller seiner Er-zeugnisse der Bibliothek zukommen zu lassen, was zu einem stetigen Anwachsen dieser Bibliothek beitrug. König Franz I. war es auch, der 1537 die Abgabe der Druckerzeugnisse an die königliche Bibliothek verordnete, um auf diese Weise Zensur

betreiben zu können.6 Dieses Gesetz wurde während der Fran-zösischen Revolution von 1789 bis 1799 aufgehoben, später aber wieder eingeführt. Bereits 1811 begründete Napoleon die erste »Nationalbibliografie«, aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgten entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung.7

Die beiden Lesesäle der alten Nationalbibliothek sind je-doch nicht nur architektonisch, sondern auch gesellschaftlich und kulturgeschichtlich von Bedeutung, denn in ihnen haben Generationen von Denkern und Gelehrten gearbeitet. Die »Bib-liothek Richelieu«, liegt im Zentrum zwischen Palais Royal und Börse, neben der Oper und in der Nähe der Seine, an dessen Flussufer es den berühmten Bücherflohmarkt mit seinen »Bou-quinistes de Paris« gibt.

Ebenfalls symbolträchtig ist das Gebäude der neuen Na-tionalbibliothek. Nicht nur die Wahl des Ortes, sie liegt auch an der Seine, hat Bedeutung. Auch deren Name »Bibliothek François-Mitterrand« und die Namen der mächtigen Türme: »Turm der Buchstaben«, »Turm der Zahlen«, »Turm der Para-grafen« und »Turm der Zeiten«.

Eine Bibliothek errichten zu wollen wäre also auch für den amtierenden Präsidenten Macron ein legitimes Anliegen und es gibt noch weitere Vorbilder: Der ehemalige französische Staat-spräsident Georges Pompidou hat sich von Stararchitekten ein Kunst- und Kulturzentrum, das »Centre national d’art et de culture« erbauen lassen, welches unter anderem neben einem Museum auch die »Bibliothèque publique d´information«8, die zentrale Öffentliche Bibliothek beheimatet. Das im Jahre 1977 eröffnete »Centre Georges-Pompidou« wurde von Gianfranco Franchini, Renzo Piano und Richard Rogers entworfen. Es hat ebenfalls eine symbolische Außenwirkung, da die an dessen Fassade sichtbare Gebäudetechnik Offenheit und Aufgeschlos-senheit für die Vielfalt der Kulturen vermitteln soll.

Neben den Bauten seiner Amtsvorgänger hätte Emma-nuel Macron eine weitere Hilfe für Errichtung, Verwaltung und Organisation einer künftigen Bibliothek: Der französische

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Manchmal warten Besucher bis zu zwei Stunden, um in die Bibliothek des Centre Georges-Pompidou eingelassen zu werden.

Zahlreiche Kongresse und Konferenzen

In Frankreich gibt es verschiedene Bibliothekskongresse. Der wichtigste ist der Kongress der Abf (Association des bibliothécaires de France – Verband der Bibliothekare und Bibliothekarinnen Frankreichs). Er findet jeweils im Juni statt und zwar alle drei Jahre in Paris, ansonsten in an-deren Städten Frankreichs. Zum diesjährigen Kongress in Paris kamen 800 TeilnehmerInnen aus dem ganzen Land (Programm: www.abf.asso.fr/2/160/641/ABF/63e-cong res-15-17-juin-2017-paris). Im nächsten Jahr wird er in La Rochelle stattfinden.

Andere Berufsverbände halten ebenfalls jährliche Konferenzen ab:

• ADBU: Verband der Direktoren und Direktorinnen von Universitätsbibliotheken

• ADBGV: Verband der Direktoren und Direktorinnen von Stadtbibliotheken (meistens große Stadtbibliotheken)

• ADBDP: Verband der Direktoren und Direktorinnen von Fachstellen (Bibliothèques départementales de prêt)

Page 47: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

551BuB 69 10/2017

Gelehrte und Bibliothekar Gabriel Franz Naudé verfasste be-reits im 17. Jahrhundert die »Anleitung zur Einrichtung einer Bibliothek«9.

»Europeana« als physische Bibliothek?

Vielleicht wird Macron eines Tages eine »Europeana« unter den As-pekten von »Architektur – Symbolik – Zugänglichkeit« in seinem Namen eröffnen. Nach dem Bau einer Öffentlichen Bibliothek und einer Nationalbibliothek wäre das möglicherweise der folgerich-tige Schritt für einen Präsidenten in Zeiten von Brexit und der tie-fen Spaltung durch Rechts- und Linkspopulismus: eine »Europäi-sche Bibliothek der Kulturen und Nationen« – ein Gedanke, der durch Neil MacGregor derzeit in Berlin mit der Funktion des Hum-boldt-Forums verfolgt wird. Da es die »Europeana«10 bereits als vir-tuelle Bibliothek gibt, würde ein Gebäude in Zeiten des digitalen Wandels, das physische Pendant hierzu darstellen können. Digital existiert die Bibliothek bereits unter der Adresse »Europeana.eu«11.

Diese virtuelle Bibliothek möchte der Öffentlichkeit das kultu-relle und wissenschaftliche Erbe Europas in Form von Bild-, Text-, Ton- und Video-Dateien zugänglich machen. Es kann als Fortführung dessen verstanden werden, was Jean-Noël Jeanneney, der von 2002 bis 2007 Direktor der Französischen Nationalbibliothek war, als Ant-wort auf »Google-Books« forderte und damit die Digitalisierung for-cierte.12 So ist die Nationalbibliothek beispielsweise verpflichtet, jähr-lich alle französischen Webseiten zu archivieren und alle gedruckten Bestände zu digitalisieren. In Frankreich entstand hierfür das Projekt »Gallica«13, für Deutschland trägt seit 2009 die »Deutsche Digitale Bi-bliothek« zum Aufbau dieser europäischen virtuellen Bibliothek bei.14

Virtuelle Bibliotheken bieten gleichzeitigen Zugang für jeder-mann, das ist bei physischen Bibliotheken nicht so. Doch kaum vor-stellbar gibt es beispielsweise regelmäßig lange Warteschlangen vor dem »Centre Georges-Pompidou«. Bis zu zwei Stunden warten Menschen, um ins Museum zu gelangen – und bis zu zwei Stun-den warten Menschen ebenfalls, um in die Bibliothek zu kommen, um dort einen der circa 2 200 Sitzplätze zu erhalten. Es sind junge Menschen, aus verschiedensten Milieus und Herkünften. Sie rei-sen aus ganz Paris an, stellen sich klaglos in die Schlange, span-nen Schirme auf, wenn es regnet, rauchen gemeinsam, unterhalten sich und tauschen sich über die neuesten Ereignisse aus. Das Bild dieser Warteschlange symbolisiert etwas »Liberté, Égalité, Frater-nité« – »Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit«, jedoch noch mehr

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Bibliothèque Nationale de France (BnF) Bibliothèque publique d‘information (Bpi)

www.bnf.fr www.bpi.fr

Gründungsjahr: 1994 Gründungsjahr: 1977

2 340 MitarbeiterInnen 230 MitarbeiterInnen

15 Mio. gedruckte Bücher, 15 Mio. Fotos, 390 000 Zeitschriften und Zeitungen, 1,5 Mio. Audio-Dateien, 900 000 Karten und 29 Mrd. Internet-Seiten

394 000 gedruckte Medien (nur Präsenzbestand) plus elektro-nische Medien

875 000 Besuche im Jahr (2016) 1 260 000 Besuche im Jahr (2016)

4 000 Arbeitsplätze 2 200 Arbeitsplätze

Universalbibliothek (alle Zeiten und Fachgebiete) Sammelschwerpunkte: E-Ressourcen, Dokumentarische Filme, Kunst (insbesondere Gegenwartskunst)

Zugang nur mit Leseausweiskarte: 15 Euro/Jahr; Tageskarte: 3,90 Euro; freier Zugang von 17 bis 20 Uhr; Zugang zum For-schungsbereich nur mit Nachweis.

Bibliotheksbesuche ohne Leseausweis möglich, Veranstaltun-gen und Workshops sind kostenfrei.

Abb. 1: Die Nationalbibliotheken von Paris im Vergleich.

Die speziellen Angebote für Bibliothekare auf der Frankfurter Buchmesse finden Sie in der BuB-App.

Page 48: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

552

»Freizeit – Öffentlichkeit – Zugänglichkeit«. Erstaunlich bleibt: Ob-wohl durch die Digitalisierung vieles online zugänglich ist, neh-men die Besucher lange Wartezeiten in Kauf, als wollten Sie dass neueste Handy kaufen oder Eintrittskarten für den Eiffelturm oder das Louvre erhalten, doch sie stehen an, um in diese Bibliothek zu kommen – ein echter »dritter Ort«!

In Paris gibt es circa 70 Stadtbibliothe-ken. Die Bibliothèque publique d’information im Centre Pompidou ist jedoch keine zentrale Bibliothek des Pariser Stadtbibliotheksnetz-werks. Sie ist eine Präsenzbibliothek, eine Na-tionalbibliothek, die durch das Ministerium für Kultur vollständig finanziert wird; auch wenn sie nicht zur Hinterlegung von Pflichtex-emplaren verpflichtet ist und auch keinen Auf-trag hat, Dokumente zu erhalten im Gegensatz zur Bibliothèque Nationale de France.

Als Nationalbibliothek hat die Bibliothèque publique d’in-formation eine nationale Funktion, indem sie den französi-schen Öffentlichen Bibliotheken Dienste anbietet, dazu gehö-ren unter anderem:

• ein »Fragen und Antworten-Dienst« (www.eurekoi.org), der von der Bibliothek koordiniert wird und an dem 25 Öffent-liche Bibliotheken teilnehmen;

• eine Fachwebsite (http://pro.bpi.fr ), • Studientage organisieren, die sich meist damit beschäfti-

gen, wie Bibliotheken den sozialen Zusammenhalt fördern kön-nen (http://pro.bpi.fr/bibliotheques-dans-la-cite);

• der Kauf von Übertragungsrechten an Dokumentarfilmen für Öffentliche Bibliotheken;

• die Zusammenarbeit mit dem Verein Öffentlicher Biblio-theken in Sachen E-Ressources (www.reseaucarel.org).

Zurück zum Präsidenten: Macron wird vielleicht Geschichte schreiben und ihm werden Ehrendoktorwürden verliehen. Mög-licherweise wird es Universitäten oder Bibliotheken geben, die nicht lange abwarten werden, einen Raum, ein Gebäude auf dem Campus oder einen Platz nach seinem Namen zu benennen. Viel-leicht wird irgendwann die ehrwürdige »Bibliothèque Générale

de la Sorbonne« an der Metrostation »Malesherbes« anfragen, ih-ren Lesesaal oder Vorplatz nach ihm benennen zu dürfen. Jene Universität, in der die Rede von Ernest Renan am 11. März 1882 gehalten wurde, die unter der Frage stand: »Qu’est-ce qu’une na-tion?« – »Was ist eine Nation?« Renan antwortete in seiner Rede,

dass die Nation eine große Solidargemeinschaft sei – eine »Grande Nation«. Macron würde in seiner Laudatio dann vielleicht thematisieren, zu was für einer Sprach- und Kulturnation die »Grande Nation« wurde.

Was Frankreich heute für eine Sprach- und Kulturnation ist, zeigt sich aktuell auf der Frankfurter Buchmesse. »Frankreich möchte dieses Jahr nicht als Nation auftreten, son-dern als Sprachraum, und das unterscheidet sich von den bisherigen Mottos der vorherigen Gastländer. Oft wird ja Kultur benutzt, um das

Nationale zu definieren – bei Frankreich ist das Gegenteil der Fall, das Nationale wird aufgebrochen«, sagt Juergen Boos, Ge-schäftsführer der Frankfurter Buchmesse im Interview dieser BuB-Ausgabe auf Seite 522.15 Und auch die Deutsche Digitale Bibliothek wird auf der Frankfurter Buchmesse wieder vertre-ten sein, am Stand der Deutschen Nationalbibliothek.16

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Dr. Dirk Wissen, geboren in Münster, ist Leiter der Stadtbibliotheken Ber-lin-Reinickendorf. Er engagiert sich im Bundesvorstand des BIB, ist Heraus-geber von BuB und studierte in Berlin, Hamburg und Wien. Seine mehrjährige Berufspraxis in Berlin, Würzburg und

Frankfurt (Oder) konzentriert sich auf die Konzeption von Projekten im Veranstaltungsbereich und in Kooperatio-nen mit Bildungs- und Kultureinrichtungen. Seine Disser-tation »Zukunft der Bibliographie – Bibliographie der Zu-kunft« schrieb Wissen an der Wiener Universität bei Prof. Dr. Schmidt-Dengler. Kontakt: [email protected]

1 Vgl. Gabel, G.: Barack Obama plant seine Präsidentenbibliothek: In BuB 69 (2017) 1, Seite 44f.

2 Vgl. Perrault, Dominique: Bibliothèque national de France 1989 1995

3 Vgl. http://catalogue.bnf.fr

4 Vgl. Gabel, G.: Labrouste und die Bibliothèque Sainte-Geneviève. In: BuB 54 (2002) 4, Seite 201– 204

5 Vgl. Umlauf, K. (Hrsg.): Lexikon der Bibliotheks- und Informati-onswissenschaft, Teil: Bd. 1., A bis L, Stuttgart 2014, Seite 109

6 Vgl. Umlauf, K. (Hrsg.): Lexikon der Bibliotheks- und Informati-onswissenschaft, Teil: Bd. 1., A bis L, Stuttgart 2014, Seite 109

7 Vgl. Umlauf, K. (Hrsg.): Lexikon der Bibliotheks- und Informati-onswissenschaft, Teil: Bd. 1., A bis L, Stuttgart 2014, Seite 109

8 Vgl. http://www.bpi.fr

9 Vgl. Naudé, G.: Anleitung zur Einrichtung einer Bibliothek. Berlin 1978. – Gastgeber, C.: Ein Bibliothekskonzept àlúsage de tous les hommes de lettres. In: Biblos 58 (2009)

10 Vgl. Europeana Foundation: Europas kultureller Reichtum auf einen Klick: in BuB-69 (2017) 4, Seite 194

11 Vgl. http://www.europeana.eu und http://www.theeuropeanli-brary.org

12 Vgl. Jeanneney, J.-N.: Quand Google défie l’Europe. Plaidoyer pour un sursaut. Mille et Une Nuits, Paris, 2005 - deutsch: Goo-gles Herausforderung. Für eine europäische Bibliothek, Berlin, 2006

13 Vgl. http://gallica.bnf.fr

14 Vgl. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de

15 Medien – Menschen – Märkte: Auf einen Espresso mit dem Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse Juergen Boos zur »Atmosphäre von Bibliotheken«, in BuB 69 (2017) 10, S. 522 ff.

16 Der Dank des Autoren gilt Annie Dourlent (Bpi) und Franck Horinville (BnF) für deren informative Auskünfte.

Was Frankreich heute für eine Sprach- und Kultur-nation ist, zeigt sich ak-tuell auf der Frankfurter Buchmesse. Das Nach-barland tritt nicht als

Nation auf, sondern als gemeinsamer Sprach-

raum.

Page 49: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

553BuB 69 10/2017

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

Französische Medien unterwegs in NRW Mediathek auf Rädern: Der Bibliobus multimedia des Institut français Düsseldorf

Der Bibliobus ist seit mehr als 20 Jahren die Medi-athek auf Rädern des Institut français Düsseldorf und bringt französische Medien in die Partnerstädte in Nordrhein-Westfalen.

Dank der Unterstützung des Fördervereins »Freunde der Französischen Kultur e. V.« und des damaligen Abgeord-neten der Franzosen im Ausland Pierre-Yves Le Borgn so-

wie der Partner Thalys, Renault und der Peter Behrens School of Arts (PBSA) in Düsseldorf konnte er im Jahre 2014 grundlegend erneuert und modernisiert werden und fährt nunmehr als Bibliobus multimedia monatlich neun Städte an.

Studenten der Peter Behrens School of Arts haben die Innen- und Außengestaltung des Bibliobus multimedia ent-worfen und ausgeführt. Sein außergewöhnliches Design, das mit dem renommierten Los Angeles Design Award ausge-zeichnet wurde, ist besonders nutzerfreundlich und ermög-licht die Präsentation digitaler Medien per iPad und Video-projektor. Der Förderverein trägt die laufenden Kosten des Busses (Benzin, Reparaturkosten) durch Privatspenden und die finanzielle Unterstützung von Thalys (Anmietung einer Werbefläche auf der Rückseite des Busses).

Zum Bestand des Bibliobus, der regelmäßig erneuert wird, zählen mehr als 2 000 Medien aus den Bereichen Li-teratur, Film und Musik für alle Altersklassen. Die Besucher des Bibliobus haben zudem Zugriff auf die 20 000 Medien der Mediathek des Institut français Düsseldorf, die online re-serviert werden können. Darüber hinaus haben sie die Mög-lichkeit, die digitale Bibliothek Culturethèque des Institut français Deutschland zu nutzen, die allein schon 110 000

Bücher, 1 000 Videos, 200 Comics, 700 Audi-odateien und 500 Zeit-schriften umfasst.

Der Bibliobus mul-timedia ist abgesehen von seinem festen Fahr-plan zudem als fahren-der Botschafter des Ins-titut français Düsseldorf zu besonderen Gelegen-heiten in anderen nord-rh e i n - we s t f ä l i s c h e n Kommunen unterwegs. Anfragen sind per Mail an bibliobus.duessel [email protected] zu richten.

Die Kosten für Neu-anschaffungen und lo-gistisches Material wer-den durch das gemein-same Budget des Institut français Düsseldorf für

die Mediathek vor Ort und den Bibliobus abgedeckt. Die Ka-talogisierung, die Präsentation des Bestands sowie die Ver-anstaltungsorganisation erfolgen in Zusammenarbeit mit Annie Mesguen, der Bibliothekarin des Institut français.

Elsa Laurent

Elsa Laurent ist vom Institut français Düsseldorf als Beauftragte des Bibliobus angestellt. Sie ist ver-antwortlich für die Organisation der Tourneen, den Kontakt zu den Part-nern in den lokalen Stadtbibliothe-ken und den Publikumsverkehr im Bus. Zudem lenkt sie das Fahrzeug und gewährleistet dessen Wartung.

Bringt ein Stück Frankreich nach Nordrhein-Westfalen: Der Bibliobus multimedia des Institut français Düsseldorf. Noch mehr Informationen über das Nachbarland gibt es bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Foto: Institut français Düsseldorf

Page 50: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

554

Doris Grüter

Frankreichforschung im FID Romanistik Literaturrecherche, Forschungsdatenmanagement und Open Access-Publizieren stehen im Mittelpunkt aktueller Projekte

Für alle, die nach Literatur und Informationen zur Fran-koromanistik suchen, bietet der Fachinformationsdienst Romanistik eine zentrale Anlaufstelle. Er wird seit dem 1. Januar 2016 gemeinsam von der Universitäts- und Lan-desbibliothek (ULB) Bonn und der Staats- und Univer-sitätsbibliothek (SUB) Hamburg betrieben. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Förderprogramms »Fachinformations-dienste für die Wissenschaft« (FID) unterstützt, das an die Stelle des früheren Systems der Sondersammelge-biete (SSG) getreten ist.1 Schwerpunkt der aktuellen Pro-jektphase 2016-2018 ist neben der überregionalen Bereit-stellung von Primärquellen und Forschungsliteratur der Aufbau weiterer Services unter anderem in den Bereichen Literaturrecherche, Forschungsdatenmanagement und Open Access-Publizieren.

Überregionale Literaturversorgung für die Frankoromanistik

Die Frankoromanistik wird im FID von der ULB Bonn betreut, wo das Fach eine lange Tradition hat. Von 1949 bis 2015 war die ULB für das entsprechende Sondersammelgebiet zuständig

und hatte damit den Auftrag, die Veröffentlichungen des In- und Auslandes zur französischen Sprache und Literatur ten-denziell vollständig zu erwerben. Die daraus erwachsene um-fangreiche Sammlung, die auch die Literatur zu den franko-phonen Gebieten außerhalb Frankreichs, zur Volkskunde und zur Fachdidaktik mit einbezog, bildet nun die Grundlage für den frankoromanistischen Bestand im FID. Der weitere Aus-bau erfolgt dort mit einer Anpassung an das neue Profil, das im Dialog mit romanistischen Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern definiert wurde und sich dementsprechend auf die Sprach-, Literatur-, Kultur-, Medien- und Übersetzungswissen-schaft sowie die Fachdidaktik konzentriert. Zudem sehen die neuen Förderbedingungen der DFG eine Fokussierung auf den Spitzenbedarf vor ohne den bisherigen Anspruch auf Vollstän-digkeit. Der FID Romanistik legt dabei den Schwerpunkt unter anderem auf hochspezielle Forschungsliteratur, Primärlitera-tur noch unbekannter Autoren und besondere Literaturgattun-gen wie Graphic Novels oder Trivialliteratur. Auch nach die-ser Profilschärfung erwirbt die ULB Bonn in großem Umfang frankoromanistische Literatur. Darüber hinaus werden neuer-dings neben gedruckten Werken auch audiovisuelle Medien, insbesondere originalsprachige Filme auf DVD, einbezogen. All diese Medien werden per Fernleihe überregional zur Ver-fügung gestellt.

Der Fachinformationsdienst Romanistik bündelt alle Informationen zur Frankoromanistik. Screenshot: www.fid-romanistik.de

Page 51: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

555BuB 69 10/2017

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

FID-Lizenzen

Eine große Bedeutung für die überregionale Literaturver-sorgung hat im aktuellen DFG-Förderprogramm die Lizen-zierung von elektronischen Ressourcen. Ziel ist es, neben der traditionellen Bereitstellung über die Fernleihe zusätz-lich einen nutzerkreisspezifischen direkten Zugriff auf kos-tenpflichtige digitale Medien zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle übernimmt dabei das sogenannte Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL), das die verschiede-nen FIDs zentral unterstützt, indem es die Verhandlungen mit den Verlagen übernimmt und die lizenzierten Medien auf einer eigens dafür entwickelten Plattform bereitstellt. Über die dort für die Romanistik eingerich-tete Webseite2 sind die bisher vom FID lizen-zierten Produkte zugänglich. Sie umfassen gemäß den im Vorfeld von der Fachcommu-nity geäußerten Präferenzen vor allem Auf-satzliteratur. Für die Frankoromanistik relevant sind dabei insbesondere die Zeitschriften der Plattform »Cairn.info« und eine Reihe von einschlägigen Journals aus dem anglo- amerikanischen Raum, die in der »MUSE Premium Collec-tion« enthalten sind. Nach Auswertung der Erfahrungen aus der aktuellen Experimentierphase, in der zum einen diverse Lizenzmodelle, zum anderen Verfahren für die überregionale Bereitstellung noch ausgetestet werden, sind eine bedarfsge-rechte Ausweitung des Angebots und eine zunehmende Fle-xibilisierung des derzeit noch sehr eingeschränkten Nutzer-kreises geplant.

Unterstützung der gezielten Literaturrecherche

Um dem Wunsch nach guten Recherchemöglichkeiten nach-kommen zu können, sind einerseits hochwertige bibliogra-fische Metadaten und andererseits leistungsfähige Suchin-strumente erforderlich. In diesem Kontext erbringt der FID standardmäßig eine Reihe von Erschließungsleistungen: Die erworbenen Medien werden katalogisiert und sachlich er-schlossen. Zudem werden ihre Inhalte, insbesondere die in Sammelbänden enthaltenen Aufsätze, durch eine Katalogan-reicherung mit Inhaltsverzeichnissen sichtbar und recher-chierbar gemacht. Für circa 350 Zeitschriften, darunter etwa 200 Titel aus der Frankoromanistik, werden die Inhaltsver-zeichnisse ausgewertet und zusammen mit romanistischen Aufsatznachweisen aus anderen Quellen in der durchsuchba-ren Datenbank »Online Contents – OLC« bereitgestellt. Des Weiteren erfolgt in großem Umfang eine Katalogisierung von fachlich relevanten freien Internetressourcen im Rahmen der kooperativ nutzbaren Datenbank von »Academic Link- share« (ALS). Dabei werden die französischen Ressourcen jeweils mit einem deutschen und einem französischen Ab-stract beschrieben und sowohl mit GND- als auch mit fran-zösischen RAMEAU-Schlagwörtern erschlossen. Nachdem auch die bereits in der früheren Virtuellen Fachbibliothek

aufgebaute romanistische Internetquellensammlung in den neuen Fachausschnitt des FID überführt wurde, enthält die-ser nun mehr als 10 000 Nachweise, darunter gut 5 000 zur Frankoromanistik.

Präsentiert werden die erworbenen und erschlossenen Me-dien zusammen mit den Informationen anderer Anbieter und den Materialien der fachnahen FIDs über das neue FID-Por-tal, das im Mai in einer Beta-Version online gegangen ist.3 Es tritt für die Romanistik an die Stelle der zu Zeiten des SSG-Sys-

tems aufgebauten Portale »Vifarom« mit dem Schwerpunkt auf der Frankreich- und Itali-enforschung und »cibera« für die Iberische Halbinsel und Lateinamerika. Deren Inhalte werden, soweit sie dem neuen philologisch geprägten Zuschnitt des FID entsprechen, übernommen, sodass nun ein Portal für die gesamte Romanistik entsteht. Für die zuvor in der »Vifarom« gebündelten Informatio-nen zur Frankreichforschung bedeutet dieser

Übergang von einer regionalen zu einer fachlichen Ausrichtung allerdings eine Aufspaltung: Für die französische Geschichts-wissenschaft ist nun der FID Geschichte zuständig, während der FID Romanistik die französische Sprach-, Literatur-, Kul-tur-, Medien-, und Übersetzungswissenschaft einschließlich der Fachdidaktik bedient.

Das neue FID-Portal wird von der SUB Hamburg gehos-tet und setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: einer

ANZEIGE

Für circa 350 Zeitschrif-ten, darunter etwa 200 Titel aus der Frankoro-

manistik, werden die Inhaltsverzeichnisse

ausgewertet und in einer Datenbank bereitgestellt.

Messbar mehr Platz –jetzt auch spürbar günstigerMit BiblioDiscpacks® von NORIS präsentieren Sie bis zu dreimalso viele Nonbooks. Profitieren Sie bis zum 15. Dezember 2017 von 10 Prozent Rabatt. Zubehör ausgenommen.

Ihr Rabatt: 10 %

bis 15.12.2017

Beratung und Bestellung: Telefon 0911 444454Oder ordern Sie direkt im NORIS-Shopwww.noris-transportverpackung.de

Beispiele: B140-4 B170-1 B215-6

Page 52: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

556

SCHWERPUNKT BUCHMESSE / GASTLAND FRANKREICH

mit dem Content-Management-System »TYPO3« betriebenen Webseite für die redaktionellen Inhalte und einer simultanen Suche über einschlägige Fachkataloge und -datenbanken. Die Webseite bietet ausführliche Informationen zu den Dienstleis-tungen des FID und diversen romanistischen Ressourcen, unter anderem zu den FID-Lizenzen, zu einschlägigen Fachdatenban-ken und zur gezielten Suche nach Zeitschriften und Aufsätzen. Eingebunden wurden zudem die Online Tutorials zur Litera-turrecherche in der Frankoromanistik, der Hispanistik und der Italianistik, die im Rahmen des bis Ende 2016 kooperativ be-triebenen Lotse-Portals aufgebaut wurden. Das Suchsystem basiert auf der Software »beluga-core« und dem »GBV Disco-very Index«. Es enthält eine Reihe von Mechanismen zur Ver-fügbarkeitsermittlung, um Recherchierenden aus verschiede-nen, weit verteilten Zugriffsorten einen möglichst komfortab-len Zugang zu den Ressourcen zu ermöglichen. Mit Blick auf die angestrebte Anbindung an die romanistische Fachcommu-nity wird es zudem verzahnt mit der Forscherdatenbank, die auf der etablierten romanistischen Kommunikationsplattform »romanistik.de« angesiedelt ist. Der Index des Suchportals be-findet sich derzeit noch im Aufbau. Bisher sind die Basiskata-loge enthalten, die Einbindung weiterer wichtiger Kollektionen ist anvisiert. Für die Frankoromanistik sind das in der aktuellen Projektphase zunächst französische Aufsatzdatenbanken, als Nationallizenz vorliegende Volltextsammlungen, der Fachka-talog des Forums Interkulturelle Frankreichforschung der UB Mainz und das Pressearchiv des Deutsch-Französischen Insti-tuts in Ludwigsburg. Durch Verhandlungen mit weiteren Anbie-tern von relevanten Daten soll der Suchraum des FID-Portals sukzessive erweitert werden.

Forschungsdatenmanagement und Open Access-Publizieren

Im Zentrum der aktuellen Projektphase des FID steht insbeson-dere der Aufbau von zwei neuen Diensten, die sich dem For-schungsdatenmanagement und dem Open Access-Publizieren in der Romanistik widmen.

Das neu entwickelte Informations- und Service-Angebot zum Forschungsdaten- management und Open Access-Publizieren knüpft an bereits bestehende nationale und internationale Initiativen an.

Das an der ULB Bonn angesiedelte Teilprojekt »Forschungsda-tenmanagement« verfolgt in Kooperation mit der »AG Digitale Romanistik« und den Betreibern von »romanistik.de« mehrere Ziele. Unter anderem gilt es, die Nachweissituation für roma-nistische Forschungsdaten zu verbessern und im Rahmen von zwei Workshops gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertre-tern der Fachwissenschaft sowie der einschlägigen Kompe-tenzzentren im Bereich der Digital Humanities geeignete Un-terstützungsmaßnahmen für den Umgang mit Forschungs-daten zu entwickeln. In einem ersten Schritt wurde ein auf

» r o m a n i s t i k .de« angesiedel-tes Meldesystem aufgebaut, das es er-laubt, neben herkömmli-chen Publikationen auch For-schungsdaten sowie die für de-ren Bearbeitung einsetzbaren Tools anzukündigen und als wissenschaftlich wertvolle Leistungen für die Fachcommunity sichtbar zu machen.4 Zudem wurde mit der Er-stellung von speziell auf die Romanistik ausgerich-teten Informationsseiten zum Forschungsdatenmanage-ment begonnen, in welche auch die Workshop-Ergebnisse sukzessive eingehen.5

Die Webseite bietet ausführliche Informationen zu den Dienstleistungen des FID und diversen romanistischen Ressourcen.

Ein zweites Teilprojekt, das an der SUB Hamburg angesiedelt ist, widmet sich dem Open Access-Publizieren. Dabei wurden zunächst die Bedürfnisse der Romanistik durch eine Umfrage eruiert.6 Deren Ergebnisse flossen in die parallel begonnenen Initiativen ein: den Aufbau eines individuellen Beratungsan-gebots, die Erstellung von spezifisch auf die Bedürfnisse der Romanistik zugeschnittenen Informationsseiten, insbesondere zu rechtlichen Fragen, sowie die Auslotung von Kooperationen mit renommierten Open Access-Plattformen. Ein für Herbst 2017 geplanter Workshop soll dazu dienen, Akteure aus den einschlägigen Kompetenzzentren und der Fachwissenschaft miteinander zu vernetzen.

Das neu entwickelte Informations- und Service-Angebot zum Forschungsdatenmanagement und Open Access-Publi-zieren knüpft an bereits bestehende nationale und internatio-nale Initiativen an. In diesem Kontext werden insbesondere die zahlreichen Aktivitäten in Frankreich (zum Beispiel im Rah-men von Dariah, Clarin, OpenEdition et cetera) berücksichtigt. Wo immer möglich, wird eine Vernetzung mit Blick auf künf-tige Kooperationen angestrebt.

1 www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/lis/lis_foer derangebote/fachinformationsdienste_wissenschaft

2 http://romanistik.fid-lizenzen.de

3 www.fid-romanistik.de

4 www.romanistik.de/res

5 www.fid-romanistik.de/forschungsdaten

6 Zu den Ergebnissen siehe die Dokumentation im »ciberaBlog« (http://blog.cibera.de).

Dr. Doris Grüter ist Fachreferentin für Romanistik beim gleichnami-gen Fachinformationsdienst an der Universitäts- und Landesbiblio-thek Bonn.

Page 53: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

557BuB 69 10/2017

Vive la lecture franco-allemande Bibliothekspartnerschaft Freiburg – Mulhouse ist seit über 25 Jahren lebendig

Im Dreiländereck Südbaden, Elsass und Nordwestschweiz arbeiten Öffentliche Bibliotheken seit Anfang der 1990er-Jahre in der grenzüberschreitenden Bibliotheksinitiative Biblio 3 zusammen. Gemeinsame Fortbildungen, Informa-tionsaustausch, Hospitationen von Auszubildenden, trina-tionale Themenwochen oder kooperative Ausstellungspro-jekte wurden bereits organisiert. Besonders intensiv pfle-gen die Stadtbibliotheken in Freiburg und Mulhouse ihre bilaterale Bibliothekspartnerschaft.

Für alle Bürgerinnen und Bürger offensichtliches Zeichen der Verbundenheit ist die Tatsache, dass die jeweiligen Fahrbiblio-theken einmal monatlich als Grenzgängerinnen unterwegs sind und in der anderen Stadt Station machen. So fährt der Freibur-ger Bücherbus an einem Samstag im Monat vor die Mulhouser Stadtbibliothek, an einem Freitagnachmittag im Monat rollt der Bibliobus aus Mulhouse auf den Freiburger Münsterplatz direkt vor die Hauptstelle der Stadtbibliothek. Sowohl in Mulhouse als auch in Freiburg ist das Interesse an aktuellen Büchern, Hör-CDs, Konsolenspielen, Musik und Filmen auf Deutsch bzw. Fran-zösisch ungebrochen. Im Elsass fördern viele Eltern, dass ihre Kinder deutsch lesen und sprechen. Gleichzeitig genießen es die Leser/innen in Freiburg, ein multimediales französischsprachi-ges Angebot zu haben, das das der Freiburger Stadtbibliothek übertrifft. Da es in Freiburg sowohl eine deutsch-französische Grundschule als auch ein deutsch-französisches Gymnasium gibt, ist die Nachfrage im Bibliobus gleichbleibend stark.

Zusätzlich schenken sich die beiden Bibliotheken einmal im Jahr Medien im Wert von 1 000 Euro. Da wünschen sich

die Freiburger dann einen Schwung aktueller Kinderbücher, Musik französischer Komponisten und Interpreten oder die angesagtesten Neuerscheinungen der französischsprachigen Belletristik.

Bei größeren Kultur-Events beteiligt sich die jeweilige Part-nerbibliothek gerne mit einem eigenen Beitrag. Als die Frei-burger ihr Rathaus vor einigen Jahren mit unzähligen Veran-staltungen in ein »Lesendes Rathaus« verwandelten, steuerten die Mulhouser eine französischsprachige Lesung bei. Im Ge-genzug war Freiburg beim Literaturfestival »Tout Mulhouse lit« mit deutschen Vorlesehäppchen dabei.

Wenn es bei den beiden Bibliotheken richtig was zu feiern gibt, zum Beispiel anlässlich eines Bibliotheksjubiläums oder eines neuen Bücherbusses, sind die Kolleginnen und Kollegen diesseits und jenseits des Rheins willkommene Gäste. Der 25. Geburtstag des Austauschs der Bücherbusse letztes Jahr wurde natürlich im Doppelpack begangen mit deutsch-französischem Theater, Musik und Crémant in Mulhouse und in Freiburg. Hier waren auch die politischen Gremien, Oberbürgermeister und alle Gemeinderätinnen und -räte der beiden Städte dabei, die sich regelmäßig zu gemeinsamen Sitzungen treffen. Dabei tauschen sie sich über aktuelle Projekte beider Städte aus. Die Freude über eine erfolgreiche grenzüberschreitende Koopera-tion, die über viele Jahre bereits stabil ist, war auf allen Seiten spürbar. Das Engagement geht weiter, bis Sommer 2018 sind die Termine der beiden Bücherbusse bereits geplant.

Ulrike Kraß, Stadtbibliothek Freiburg

Der Freiburger Bücherbus (Hintergrund) und der Mulhouser Bibliobus zum 25-jährigen Bestehen ihrer Partnerschaft 2016 auf dem Münster-platz in Freiburg. Foto: Stadtbibliothek Freiburg

Page 54: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

558

Neue Aufgaben, neue Arbeitsfelder, neue Strukturen Zur Zukunft der Wissenschaftlichen Bibliotheken im internationalen Forschungswettbewerb am Beispiel des Embedded Librarians

Eine sich verändernde Wissenschaftsgesellschaft erfor-dert eine sich dem anpassende Wissenschaftliche Biblio-thek (WB). Daraus ergeben sich Chancen für eine effizien-tere Profilierung der WB in der Forschung als hochwertiger Informationsdienstleister und wichtiger Kooperationspart-ner. Entsprechende Umstrukturierungen mit einmalig gro-ßem Aufwand sowie kontinuierliche Anpassungen sind nötig, bringen jedoch enormen Nutzen für die Wettbe-werbsfähigkeit der deutschen Forschung im internationa-len Vergleich. Wissenschaft funktioniert heute anders, ist schnelllebiger bei gleichzeitiger Informationsüberflutung. Demnach müssen Bibliotheken und Bibliothekare ihre Rol-len verändern – eine dieser Möglichkeiten ist der Embed-ded Librarian.

Neue Wissenschaftsgesellschaft

Immer schneller entstehen digitale Daten außerhalb der Bib-liotheken (Selfpublishing, Verkehrsdaten, Webnutzungsdaten, Blogs, die gesamte Industrie 4.0 et cetera) und neue Marktteil-nehmer kumulieren sie zum Beispiel in Communities und/oder analysieren Big Data. Parallel dazu nehmen die Vernetzung zwi-schen Forschern und die Forschungsgeschwindigkeit an sich zu und der internationale Wissenschaftswettbewerb intensiviert sich, während sich traditionelle Bibliotheksaufgaben zum Bei-spiel bei der klassischen Recherche ebenso schnell verändern.

Ein Forschungsseminar der HTWK Leipzig hat einen Ent-wurf erarbeitet, wie Wissenschaftliche Bibliotheken (WB) in Zukunft dafür sorgen können, dass Forschung und Lehre in Deutschland effizient und effektiv bleibt. Die derzeitigen Struk-turen der deutschen WB entsprechen angesichts der oben ge-nannten Szenarien nicht mehr der Innovationsentwicklung unserer Gesellschaft. Der hier vorliegende Ansatz versucht, ganzheitlich am Beispiel des Embedded Librarian die organi-satorischen und personellen Konsequenzen für die WB der Zu-kunft zu skizzieren. Das Rad soll hierbei nicht neu erfunden, sondern neu zusammengesetzt werden.

Definition des Embedded Librarian

Unter einem »Embedded Librarian« verstehen die Auto-ren in diesem Artikel einen Bibliothekar, der integrales und

unverzichtbares Mitglied einer Gruppe mit einem spezifischen Informationsbedarf wird, diese bei ihrer Recherche begleitet und proaktiv Informationsdienste liefert, die höchst angepasst an ihre speziellen Bedürfnisse sind.

Unserem Verständnis nach organisiert und findet er Daten, sowohl in Bibliotheken als auch überall dort, wo anonymisierte Daten entstehen, zum Beispiel bei der Webnutzung und bei Ver-kehrserfassungssystemen. Er sollte in den wissenschaftlichen Publikationsprozess integriert werden, zum Beispiel in den Be-reichen wissenschaftliches Lektorat und Peer-Review.

Die Praxis in den USA

Die eingangs genannten Tendenzen machen sich in den USA be-reits seit Jahren bemerkbar, weswegen dort auch schon intensi-ver als hier an der Einführung von Embedded Librarians gearbei-tet wird. 45 Prozent der Mitglieder der Special Libraries Associa-tion (SLA), die direkte Bibliotheks- und Informationsdienste für Nutzer in einer Organisation bereithalten, gaben für die Unter-suchung von Shumaker und Talley aus dem Jahr 2009 an, spe-zielle Dienste für eine oder mehrere Gruppen zu liefern. 60 Pro-zent der befragten Teilnehmer boten bereits seit über zehn Jah-ren »embedded services programs« an. Die Anzahl der jüngeren Programme weist auf ein kontinuierliches Wachstum hin.

Durch verändertes Lern-, Arbeits- und Rezep-tionsverhalten von Studierenden als auch von Wissenschaftlern ergeben sich neue bezie-hungsweise veränderte Aufgaben der WB.

Embedded Librarians im Wissenschaftskreislauf

Viele Lösungen, um auf die jüngsten Entwicklungen reagie-ren zu können, werden bereits auch von Bibliotheken angebo-ten, allerdings meistens als vereinzelte Dienstleistungen. Um weiterhin ein wichtiger Akteur in der Wissenschaft zu bleiben, müssen Bibliothekare an allen Stufen des Wissenschaftskreis-laufes mitwirken und eine zentrale Rolle im gesamten Prozess einnehmen: Vom Suchen und Finden, über Verarbeiten, Aufbe-reiten und Bewerten, bis hin zum Publizieren und Verbreiten durch Open Access. Der Embedded Librarian ist somit an den

LESESAAL WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Page 55: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

559BuB 69 10/2017

Prozessen Datenkreation, Datenmanagement sowie Datenauf-bereitung und -verbreitung beteiligt. Wissenschaftsprozesse können schneller gelingen, indem Bibliothekare als Embedded Librarians in die Arbeitsprozesse und in die Arbeitsgruppen in-tegriert werden und proaktiv und unterstützend mitarbeiten. Die diversen Aufgaben können von verschiedenen Arten von Embedded Librarians übernommen werden, je nach Qualifi-kation im didaktischen, technischen, organisatorischen oder fachlichen Bereich.

Schwerpunkt Lehre

Durch verändertes Lern-, Arbeits- und Rezeptionsverhalten von Studierenden als auch von Wissenschaftlern ergeben sich neue beziehungsweise veränderte Aufgaben der WB. Bei Stu-dierenden ist oft zu beobachten, dass außer Wikipedia und dem Google Suchschlitz nicht viel mehr Informationsquellen genutzt werden, geschweige denn, dass sie Boolesche Opera-toren kennen und verwenden. Im Bereich der Lehre könnten sich im Rahmen des Curriculums im Grundstudium folgende Aufgaben ergeben: Modularisierte Vermittlung von Informati-onskompetenzen, wie den Umgang mit Fachdatenbanken und Fachinformationsportalen, richtiges Zitieren, Grundlagen des wissenschaftlichen Publizierens. Begleitend über alle Semester besteht weiterhin Bedarf im Bereich Fachinformationsberatung bezüglich Fach-, Seminar- oder Semesterarbeiten, in den ent-sprechenden Modulen integriert. Auf diese Weise können die Embedded Librarians im Bereich Lehre die Studierenden vom Grundstudium bis zur möglichen Promotion effizient begleiten. So werden die grundlegenden Kenntnisse des Wissenschafts-kreislaufes angelegt.

Embedded Librarian als Forschungsmanager

Der Embedded Librarian ist in seiner Funktion als Forschungs-manager ein direkter Unterstützer der Wissenschaft. Er wird

zum vollständig integrierten Teil einer Gruppe und ist somit di-rekt am Erreichen angestrebter Ziele beteiligt. Im Team erhält er dabei die Rolle des Informationsprofis, der komplett auf die Bedürfnisse einer speziellen Gruppe fokussiert ist. Somit ent-wickelt er ein tiefes Verständnis für ihre Arbeit und kann seine Dienstleistungen anpassen. Dabei geht seine Arbeit nicht nur räumlich, sondern auch fachlich weit über klassische bibliothe-karische Aufgaben hinaus. Wissenschaftler haben gezielte In-formationswünsche, die schnell und effizient befriedigt werden sollten. Sie benötigen aber auch Unterstützung beim digitalen Publizieren und haben oft Fragen zu Repositorien in Bezug da-rauf, wo und wie man die Publikation findet sowie wer sie liest und findet beziehungsweise ob sie überhaupt jemand liest.

Embedded Librarian als Forschungsorganisator

Neben der genannten Rolle als Forschungsmanager nimmt der Embedded Librarian auch die Rolle eines Organisators ein. Er koordiniert und führt die Peer-Reviews und die jeweiligen Open Access-Prozesse seiner Einrichtung durch und nimmt dabei den Wissenschaftlern diese zeitaufwendigen Arbeiten ab. Dadurch könnte sich die Einrichtung selbst den Einsatz eines Drittanbie-ters sparen, Wege verkürzen und Kosten reduzieren – zum Bei-spiel auch im Hinblick auf das Forschungsdatenmanagement.

In diesem Gedankenexperiment könnte er auch zugleich für den Wissenschaftler die ersten Recherchearbeiten über-nehmen, um ihm weitere Zeitersparnisse zu ermöglichen. Um dies allerdings in einer angemessenen Qualität durchführen zu können, wäre eine Extraqualifizierung im Fachgebiet des jewei-ligen Forschungsbereiches notwendig.

Der Embedded Librarian ist in seiner Funktion als Forschungsmanager ein direkter Unterstützer der Wissenschaft. Er wird zum vollständig integrierten Teil einer Gruppe und ist somit direkt am Erreichen angestrebter Ziele beteiligt.

Durch all diese Dienstleistungen erbringt der Embedded Lib-rarian einen wichtigen Beitrag für die Wissenschaftsgemein-schaft. Er tritt in engeren Kontakt zu Wissenschaftlern und Studierenden, wie dies bereits an amerikanischen Hochschu-len und in Gesundheits- und Medizinbibliotheken der Fall ist.

Neue Strukturen

Wie die neue Arbeitsstruktur einer Wissenschaftlichen Biblio-thek aussehen könnte, die neben regulären Bibliothekaren auch Embedded Librarians einsetzt, zeigt Abbildung 2. In Deutsch-land könnte sich der Embedded Librarian folgendermaßen aus-gestalten: Die in großen WB bereits existierenden Fachreferen-ten könnten zum Beispiel zukünftig zum Embedded Librarian

LESESAAL WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Abbildung1: Embedded Librarians übernehmen vielfältige Aufgaben.

Page 56: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

560

werden. In Zeiten von Approval Plänen werden Fachreferenten in nicht ihrer Qualifikation entsprechende Aufgabenbereiche ge-drängt, obwohl ihre fachlichen Qualifikationen in den Bereichen der Hochschullehre und Forschung benötigt werden.

Im Bereich der Forschung bleiben bestehende Aufgaben für die Bibliothekare erhalten, jedoch in den unmittelbaren Kon-text der Forschungsgruppe gesetzt. Dazu zählen Bedarfsermitt-lung spezieller Erwerbungswünsche, welche nicht von den Approval Plänen erfasst bezie-hungsweise abgedeckt werden können, sowie bedarfsgerechte Erstellung von Quellen- und Literaturlisten für das jeweilige Forschungs-projekt, aber auch von Fachthesauri. Zudem entstünden weitere, differenziertere und qua-lifiziertere Aufgaben, die den gesamten Wis-senschaftskreislauf begleiten, unterstützen und aktiv mitgestalten: beginnend von der Fachdatenrecherche über das Forschungsdatenmanagement, Zitationskontrolle, bis hin zum Publikationslektorat. Daran anschließend können die Durchführung und Koordination von Peer-Review bis zur Pub-likation in Open Access-Repositorien erfolgen. Einen eigenen Aufgabenbereich stellen Miterarbeitung von Forschungsanträ-gen sowie Planung beziehungsweise Koordination von Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder anderen Drittmitteln dar.

Selbstverständlich können all diese Dienstleistungen nicht

zeitgleich zum regulären Arbeitsalltag eines Wissenschaft-lichen Bibliothekars erbracht werden, vielmehr muss der als Embedded Librarian eingesetzte Mitarbeiter von den regulä-ren Bibliothekarsaufgaben entlastet werden. Dadurch entste-hen möglicherweise Extrakosten für die Bibliothek, da mehr Personal nötig wird. Neben den regulären Bibliothekaren wer-den hochspezialisierte Embedded Librarians benötigt. Für den

zukünftigen Embedded Librarian können sich mögliche noch nicht absehbare Schwierigkei-ten im Bezug des Wandels vom Fachreferen-ten zum Embedded Librarian ergeben, wel-che zum Beispiel in Form von Zusatzqualifi-kationen kompensiert werden müssen, die durch den Wandel der Aufgaben erforderlich werden.

Perspektive

Die rasante digitale Entwicklung in Forschung und Contenter-stellung der Gesellschaft 4.0 erfordert eine Reaktion der WB in Arbeitsfeldern und Strukturen. Wie der Embedded Libra-rian als Teil einer umfassenden Lösung fungieren könnte, ist in diesem Artikel skizziert worden. Wie die Industrie 4.0, Politik 4.0 – zusammengefasst die Gesellschaft 4.0 – vernetzt der Em-bedded Librarian Daten und Datenkreatoren miteinander. Er

LESESAAL WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Direktion

Abt. Datenverarbeitung

Embedded-Librarian Hochschullehre

Wissenschaftliche/r Bibliothekar/in

Abt. Benutzung u. InformationAbt. Digitale Medien

Abt. Bestandsentwicklung

Erwerbung u. Erschließung

Abt. Embedded-Library

Informationskompetenz

Lesesaal

Ortsleihe/Fernleihe

Technik

Erwerbung

Einbandstelle undBestandserhaltung

Erschließung

Digitale Texte,Electronic Publishing

Webdesign,Integration digitaler

Dienste

WWW-Seiten-Aktualisierung

Datenbank-Informations-System

Elektron. Diss.

Link-Resolver

Elektron. Zeitschr.

Kataloganreicherung

Netzwerk- u. Fileserver

LokalesBibliothekssystem

Zusatzdienste zumlokalen

Bibliothekssystem

Dokumentlieferdienste

Datenbank-Netz

Netzbetreuung

Digitale Medien

Endgeräte– u.Standardsoftware-

Betreuung,Anwendungsbetreuung

Embedded-Librarian Hochschullehre

Wissenschaftliche/r Bibliothekar/in

Embedded-Librarian Forschungsgruppe Wissenschaftliche/r

Bibliothekar/in

Embedded Librarian- Hochschullehre Bibliothekar/in

Datensicherung

Projekte

Open Access

Auskunft /Beratungsdienst

Ortsleihe /Campuslieferdienst

Fernleihe

Medienverwaltung

Medienausstattung

Monographien

Zeitschriften

Elektron. Medien

Post/Medienzugang

Zentrale Dienste

Schlagwortredaktion

Einbandstelle

Bestandserhaltung

Medienbearbeitung

Repositorien

Stabsstellestelle

Haushalt

Sekretariat

Aus- und Fortbildung

Ausstellungen/Öffentlichkeitsarbeit

Digitalisierungsprojekte

Magazin

Abt. Archiv

Sondersammlungen

historische Bestände

Restauration

Alte Drucke

Embedded-LibraryHochschullehre

Embedded-LibraryForschung

Embedded-Librarian Hochschullehre

Wissenschaftliche/r Bibliothekar/in

Embedded-Librarian ForschungsgruppeWissenschaftliche/r

Bibliothekar/in

Embedded-Librarian ForschungsgruppeWissenschaftliche/r

Bibliothekar/in

Embedded-Librarian HochschullehreBibliothekar/in

Embedded-Librarian HochschullehreBibliothekar/in

Embedded-Librarian Forschungsgruppe

Bibliothekar/in

Embedded-Librarian Forschungsgruppe

Bibliothekar/in

Embedded-Librarian Forschungsgruppe

Bibliothekar/in

Verwaltung

Personalabteilung

Forschungsdaten-management

Peer-Review Planung, Organisation bzw.

Durchführung

Strukturentwurf des Organigramms

der WB 4.0

Abbildung 2: Der Embedded Librarian könnten die Arbeitsstruktur in einer Wissenschaftlichen Bibliothek verändern: ein Strukturentwurf.

Insbesondere müssen die Embedded Librari-

ans auf kommunikative, räumliche und struk-

turelle Weise in die WB eingebunden werden.

Page 57: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

561BuB 69 10/2017

entspricht einem in Forschungsszenarien eingebundenem Bi-bliothekar, welcher Bibliotheksdaten und externe Datenpools erschließt und somit als integriertes Mitglied seines Lehr- oder Forschungsteams vielfach vernetzt den wissenschaftlichen Erkenntnisweg fördert. Insbesondere müssen die Embedded Librarians auf kommunikative, räumliche und strukturelle Weise in die WB eingebunden werden. Auf diese Weise wird eine leichte Nutzung der standardisierten Wissenschaftsinf-rastruktur und -dienstleistungen ermöglicht. Dies ermöglicht eine schnelle, wissenschaftsnahe, proaktive Unterstützung des Wissenschaftsprozesses. Die beschriebenen Aufgaben er-fordern eine angepasste Ausbildung – nicht nur in den neuen digitalen Techniken und Methoden, sondern auch in Themen wie interner Lobbyarbeit, Kommunikation, Konfliktmanage-ment und Techniken für die schnelle Einarbeitung in neue Forschungsgebiete.

Im Endergebnis beschleunigt und verbessert sich die Forschung und sie erleichtert auf diese Weise die internationale Wettbewerbs-fähigkeit und Einbindung deutscher Wissenschaftler.

Um dem Embedded Librarian diese Arbeitsfelder zu ermögli-chen, benötigen die WB eine angepasste Organisationsstruktur. Die Bibliothek leistet strukturelle Unterstützung beim Publizie-ren von Open Access-Daten, bei der sachlichen Bewertung mit-tels Peer-Review und hält ihn durch agiles Projektmanagement auf dem neuesten Stand der Entwicklungen. Dabei sind die WB diametralen Tendenzen unterworfen: Auf der einen Seite muss eine Standardisierung und Automatisierung stattfinden, auf der anderen Seite eine zunehmende Dynamisierung in einer agilen Organisationsstruktur, die schnell auf individuelle Be-dürfnisse reagieren kann.

Im Endergebnis beschleunigt und verbessert sich die For-schung und sie erleichtert auf diese Weise die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Einbindung deutscher Wissen-schaftler – wenn die Wissenschaftlichen Bibliotheken bald re-agieren, bevor ihre Aufgabe von nicht der Neutralität verpflich-teten Start-ups und anderen kommerziellen Anbietern über-nommen werden.

LESESAAL WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

ANZEIGE

Die Autoren des Artikels: Forschungsseminar Bibliothek der Zukunft im Sommersemester 2017, Studiengang Bi-bliotheks- und Informationswissenschaft an der Fakul-tät Medien der HTWK Leipzig bei Prof. Figge, Lehrgebiet Electronic Publishing und Multimedia. – Autoren: Prof. Friedrich Figge, Kirsten Darby, Jens Hardt, Theresa Liebig, Eva-Maria Remeli, Viviane Wilde.

IT-Systeme GmbH & Co. KG

inklusive:

• WebOPAC XXL• Bibliotheks-Portal

.net

Page 58: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

562

Der vorliegende Beitrag fasst wesentliche Ergebnisse der von der Autorin am 4. März 2017 in der Universität der Künste Essen durchgeführten Zukunftswerkstatt zusam-men, an der 27 Kollegen (Teilnehmer) aus Deutschland und der Schweiz teilnahmen. Die AG der Musikhochschul-bibliotheken (MHSB) der Association International des Bibliothèques, Archives et Centres de Documentation Musicaux AIBM hat sich einen Prozess der Identitätsfin-dung verordnet, um dem Paradigmenwechsel im Musik-bibliothekswesen durch ein neues Leitbild angemessen zu begegnen.

Was prägt uns?

Die Teilnehmer verständigten sich auf ein Selbstverständnis mit zentralen, nicht zur Disposition stehenden Dienstleistun-gen wie Erwerbung, Archivierung und Bereitstellung von Kul-turgütern, Erschließungs- und Präsentationskompetenz, Schär-fung von kritischem Literaturbewusstsein, professionelle Be-ratungs- und Recherchetätigkeit und Networking. Ebenfalls unverzichtbar sind Professionalität jenseits von IT (Experten-wissen jeglicher Art im Team) sowie das Angebot einer anre-genden Lernumgebung mit hoher Aufenthaltsqualität. Wir be-greifen Bildung als hoheitlichen Auftrag! Der Reflexionspro-zess als – intendiert ungeordnetes – MindMap spiegelt den aktuellen Stand und visualisiert eindrucksvoll die Komplexität des Systems MHSB (siehe hierzu Abbildung 1).

Unter Zuhilfenahme eines aus dem Innovationsmanage-ment der Autoindustrie adaptierten Verfahrens erarbeiteten die einzelnen Arbeitsgruppen sechs Variablen, die dem Pro-zess des Wandels primär unterworfen und neu zu justieren sind: Marke, Mensch (Kunde), Mitarbeiter, die institutionelle, lokale und regionale Mitwelt, Management und Methoden.

Die Marke Musikbibliothek

MHSB sind einzigartig und werden in ihrer Zweckbindung als universitäre Einrichtung mit komplexen und spezifi-schen Angeboten vom Kunden als Marke wahrgenommen, das macht das Profil aus und wirkt gleichzeitig für Mitarbei-ter und Kostenträger identitätsstiftend. Die planvolle Ergän-zung und Positionierung des Profils ist prioritär, sonst sind MHSB im Kontext ähnlicher Einrichtungen nicht mehr klar zu verorten. Die Kernaufgaben des Sammelns, Erschließens, Ordnens und Präsentierens von analogen und digitalen Me-dien und Informationen verbinden Tradition und Moderne. Etliche Hochschulen wurden im 19. Jahrhundert gegründet, deren Bibliotheken besitzen wertvolle Altbestände, die wich-tiger Teil des Profils bleiben müssen.

Mit Auskunft und Beratung assoziieren User kompetentes Personal, persönliche Betreuung sowie medienpädagogische Begleitung als Angebot der Hilfe zur Selbsthilfe und Vermitt-lung von Recherchekompetenz. Der User erwartet, dass wir mit der Marke einen Mehrwert bieten durch die Reduktion der Komplexität des Systems »Information«1. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir im Bereich der (digitalen) Dienstleis-tungen statt auf Quantität auf Qualität setzen und diese Ser-vices ständig evaluieren, ändern, ergänzen oder streichen. Möglich sind auch die Reduzierung des analogen Angebots unter dem Aspekt der Aktualität falls andere musikbiblio-thekarische Angebote vor Ort kompensieren können (UB, Landesbibliotheken, ÖB) oder Stärkung und Ausbau spe-zifischer Medienangebote (Studienschwerpunkte wie bei-spielsweise Alte Musik, Lernradio, Kulturmanagement und -vermittlung, Darstellende Künste). Verfügbarkeit von In-formation rund um die Uhr und barrierefreie Nutzung sind markenrelevant sowie möglichst optimale Zugänglichkeit der Räume der Bibliothek. Eine freundliche (Lern-) Umgebung ist selbstverständlich.

Claudia Niebel

Neue Horizonte Ein geplantes Positionspapier zur Zukunft der Bibliotheken in Musikhochschulen und -akademien

LESESAAL MUSIKBIBLIOTHEK

Page 59: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

563BuB 69 10/2017

Der Kunde

Der Paradigmenwandel verlagert den Blickwinkel auf die User: Der Mensch und nicht mehr die Sammlungen stehen im Mit-telpunkt, die Kommunikation erfolgt nicht mehr vertikal, son-dern horizontal im Dialog und das Fachpersonal agiert part-nerschaftlich, die Verwaltungshierarchie relativiert sich. Fachkompetenz wird mit einer Lotsentätigkeit durch den In-formationsdschungel2 assoziiert, User erwarten ein konzertier-tes Angebot komplementärer Medien und Informationen sowie Werkzeuge zum Arbeiten. Bibliotheken werden als vernetzter Bereich verschiedener Kommunikationsformen wahrgenom-men, User wollen sich an der Erstellung von Inhalten beteiligen (Repositorien3, Kommentare, Tweets, Anschaffungsvorschläge et cetera). Die Bibliothek als »Tempel« (Flüsterton, Disziplin) hat ausgedient.

Die Vertiefung persönlicher Kontakte wirkt der Anonymi-tät entgegen, die zahlenmäßig überschaubare Nutzerschaft von MHSB bietet ideale Bedingungen. User erwarten einen kom-munikativen Rahmen mit Anregungen zum Nachdenken, einen kulturellen Hotspot, ein Zentrum für informelles Lernen und so-ziale Interaktion. Sie möchten sich willkommen fühlen, Wohl-fühlzonen mit Atmosphäre sollen die Aufenthaltsqualität stei-gern. Die Internationalität des Publikums zwingt dazu, Struk-tur- und Angebotskonzepte neu zu überdenken. Schwerpunkte können dabei zum Beispiel auf der Vermittlung von Allgemein-bildung oder auf zielgruppenorientierten Informationsangebo-ten liegen (Sprachkurse auf AV, Kooperation mit akademischen Auslandsämtern, Adressenvermittlung). Die aktive Zusammen-arbeit mit den Usern kann sich auf die Verbesserung wichtiger Prozesse (Bestandsaufbau, -präsentation, Öffnungszeiten und vieles mehr) auswirken.4

Die Mitarbeiter

MHSB haben häufig eine dünne Personaldecke5, es gibt One Person Libraries, nicht selten wird der gesamte Ausleihbetrieb mit studentischen Hilfskräften gestemmt. Kontinuität wird in-folge Fluktuation erschwert. Auch bei stagnierenden Ausleih-zahlen bleibt musikbibliothekarische Arbeit sehr personalin-tensiv. Beispielsweise evoziert die Dezentralisierung der Norm-datenerfassung einen zusätzlichen Arbeitsaufwand, der von den meisten Teilnehmern für kaum leistbar erachtet wurde, zu-mal die User eine derartige Erschließungstiefe nicht nachfra-gen. Die 2016 erfolgte RDA-Umstellung mit auf Jahre hinaus zu erwartendem zusätzlichen Workload (die arbeitsökonomische RAK-Routine als kompensierendem Faktor im Zeitmanagement entfällt völlig) bewirkt einen dementsprechend hohen Zeitver-zug bei der Einarbeitung.

Oft übernehmen Musikbibliothekare auch systemadminis-trative Aufgaben für die Bibliothekssoftware, da die erforderli-che EDV-Kompetenz im Haus ganz fehlt, sogenannte einfache Tätigkeiten gehen stark zurück. Kennzeichnend sind somit kon-tinuierlich steigendes job enrichment und job enlargement ohne Anpassung im Stellenplan, was meist durch Überengagement,

LESESAAL MUSIKBIBLIOTHEK

Fachzeitschrift des BIB Berufsverband Information Bibliothek e.V.69. Jahrgang, Nr. 10, Oktober 2017 ISSN 1869-1137

Herausgeber (institutionell) / EigenverlagBerufsverband Information Bibliothek (BIB)Gartenstraße 18 · 72764 Reutlingen

Herausgeber (fachlich)Olaf Eigenbrodt, HamburgDr. Carola Schelle-Wolff, HannoverDr. Dirk Wissen, Berlin

RedaktionsbeiratDale S. Askey, Mc Master Univ. Library, Hamilton, Ontario · Dr. Jan-Pie-ter Barbian, Stadtbibliothek Duisburg · Dr. Jürgen Lodemann, Schrift-steller, Freiburg im Breisgau und Essen · Dr. Gerhard W. Matter, Kan-tonsbibliothek Baselland, Liestal · Walburgis Fehners, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven · Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin · Prof. Cornelia Vonhof, Hoch-schule der Medien, Stuttgart · Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landes-bibliothek, Bregenz

RedaktionPostfach 13 24 · 72703 ReutlingenTelefon 07121/34 91-0 / E-Mail: [email protected]: Bernd Schleh (verantwortlich, slh) und Steffen Heizereder (hei)

Unter Mitarbeit von:Dr. Jürgen Plieninger (Rezensionen)Karin Holste-Flinspach, Katrin Lück (Aus dem Berufsverband)

AnzeigenAnnegret Kopecki, Tel: 07121/3491-15Miriam Stotz, Tel: 0711/781988-34E-Mail: [email protected]

Druck Bechtel DruckHans-Zinser-Str. 6, 73061 Ebersbach/Fils

VertriebWinkhardt Print & MailErnsthaldenstraße 53, 70565 Stuttgart

verbreitete Auflage7466 Exemplare (2. Quartal 2017)

Datenschutzbeauftragte Regina Störk

Erscheinungsweisezehn Hefte jährlich (Doppelhefte:Februar/März und August/September)

Preisje Heft € 15, jährlich € 100, ermäßigt € 50Preise einschließlich MwSt. und zzgl. Versandgebühr. Für Mit-glieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Redaktionsschluss für Heft 12/2017: 24. OktoberAnzeigenschluss für Heft 12/2017: 3. November

Forum Bibliothek und InformationBuB

Page 60: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

564

persönliche Ausbeutung und Improvisation aufgefangen wird. User erwarten mehr Spezialkenntnisse (Aufgabenverteilung, Zuständigkeiten) und vor allem hochqualifiziertes, strategisch denkendes Personal mit Organisationserfahrung, Moderations-fähigkeit und Verhandlungsgeschick. Hochschulen verschrei-ben sich der Maxime des lebenslangen Lernens, klammern da-bei aber das MHSB-Personal aus. Der Formulierung eines um-fassenden Personalverständnisses in Bezug auf Aufgaben und Kompetenzen einerseits und Ansprüchen und Bedürfnissen an-dererseits kommt hohe Bedeutung zu.

Interne und externe Milieus

Der Begriff des Third Space als Handlungsfeld in Hochschulen wurde bereits 2008 von dem amerikanischen Soziologen Ray Oldenburg geprägt6. Wesentliches Merkmal ist die Ausbildung eines dritten Sektors neben Lehre und Verwaltung als neuen Servicemittelpunkt, der auch die MHSB mit ihren Angeboten expressis verbis einbezieht. Ursache ist der sogenannte Bolo-gna-Prozess, der die Autonomie der Hochschulen stärkt, aber deren Profilierung und damit auch die des Third Space zur Be-dingung macht. Das gelingt mittels Verzahnung von Einrich-tungen der Organisation (Verwaltung, Institute, Fakultäten, Hochschuldidaktik, Betriebsbüros, akademische Auslandsäm-ter), Zuständigkeitsverlagerung und gezieltem Marketing.

Basiskonstitutiv sind der ständige, intensive Dialog al-ler Beteiligten, Innovationsbereitschaft, die Fähigkeit zum

Aushandeln von Prozessen und Kommunikation nach allen Sei-ten (horizontal, vertikal, diagonal) bei gleichzeitiger Unabhän-gigkeit des Denkens. Das hilft, die Dynamik des Strukturwan-dels kognitiv vorwegzunehmen und ihr auf geeignete Weise zu begegnen. Dass alle dabei voneinander lernen und Verständ-nis füreinander entwickeln, kann die Stellung der Bibliothek deutlich stärken.

Externe Milieus sind andere Hochschulen (deren Dienst-leistungen, gegebenenfalls Qualitätszentren) am Ort sowie verwandte Einrichtungen wie Archive, städtische oder wissen-schaftliche (Musik-)Bibliotheken, Kulturvermittler, Akademien oder Kompetenzzentren wie beispielsweise Fraunhofer-Insti-tute und Ähnliches. Hier kann durch Austausch von Know-how und Service Synergiepotenzial entstehen.

Das Management

Wesentliche Managementaufgabe ist die Neupositionierung der Bibliothek als der zentralen Informationseinrichtung der Hochschule bei gleichzeitiger Wahrung von Identität und Kon-tinuität. Das Abgeben hierarchischer Macht als Begleiterschei-nung erleichtert den Umgang aller intern und extern involvier-ten Akteure, gleichzeitig kann sich für Bibliotheksleitung die schwierige Gratwanderung ergeben, partnerschaftlich zu han-deln und dabei Führungspersönlichkeit zu bleiben. Manage-mentkompetenz definiert sich tendenziell mehr über die Fähig-keit zur Aufgabenverteilung (divide et impera) im Team, zum strategischen Denken, zur Moderation von Prozessen und zur Qualitätssicherung.

Methoden und Verfahren

Aus den eruierten Prozessvariablen ergeben sich verfahrensrele-vante Aufträge wie intensive Verzahnung mit den anderen Ein-richtungen der Hochschule, die Öffnung nach außen, die trans-parente Kommunikation und Qualitätsmanagement. Implizit sind gezieltes Marketing aller Dienstleistungen im Bereich Mu-sikinformation und darüber hinausgehende Medien- und Ser-viceangebote. Deren ständige Evaluation (zum Beispiel Nutze-rumfragen) ist ein wichtiges Arbeitsinstrument, ebenso wie die Implementierung flankierender Maßnahmen (teaching library, Video-Tutorials, zielgruppenorientierte Didaktik wie fremd-sprachliche Schulungen, auf Studienfächer ausgerichtete Infor-mationsveranstaltungen und so weiter), fremdsprachliche Un-terlagen, Schärfung von Erwerbungsprofilen für bestimmte Stu-dienfächer oder Hochschulschwerpunkte, mehr digitalisierte

LESESAAL MUSIKBIBLIOTHEK

1 Vgl. Luhmann, Niklas S. 49ff.

2 Vgl. de Groot, Enno S. 472

3 Uzwyshyn, Ray S. 5

4 Vgl. Einasto, Olga S. 247ff.

5 Wagenknecht, Petra S. 41

6 Vgl. Salden, Peter S. 27f.

7 Vgl. Einasto, O. S. 262

Abbildung 1: Eine MindMap dokumentiert den komplexen Reflexi-onsprozess. Foto: C. Niebel

Page 61: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

565BuB 69 10/2017

Angebote im Bereich wertvoller Sondersammlungen, ausge-wählte fachspezifische Datenbanken, Streaming-Angebote.

Lebendiges Lernen (living knowledge oder Lehren/Lernen) er-gibt sich aus der Rückkopplung dieser Verfahren an die Biblio-thek und stärkt ihre Verortung in der Organisation in Bezug auf ihre Singularität. In diesem Sinn kommt der Bibliothek die Be-deutung eines Ortes zu, an dem Menschen sich gerne aufhalten, sich reflektieren7, nachdenken, Impulse und Werkzeuge zum Forschen an die Hand bekommen.

Ein Desiderat ist die Anpassung der Öffnungszeiten an Nut-zerbedürfnisse, was angesichts der angespannten Personalsitu-ation schwierig werden dürfte, denn RFID ist die Ausnahme und der ausgedehnte Bibliotheksaufenthalt ist so kaum möglich. Per-sonalkapazität kann freigesetzt werden durch Auslagerung be-stimmter Aufgaben (zum Beispiel Approval Plans, Retrokonver-sion durch Fremdfirmen, Digitalisierung) oder Änderung von Tätigkeitsbeschreibungen. Besonders Approval Plans sind in der Fachöffentlichkeit umstritten, da sie mit musikbibliothe-karischer Kernkompetenz (Repertoirewissen, Marktübersicht, Budgetverwaltung und so weiter) konnotiert sind. Die Preis-gabe dieses alleinstellenden Tätigkeitssegments steht den meis-ten MHSB zufolge nicht zur Disposition. Die TN verständigten sich darauf, dass es methodisch sinnvoll sein kann, einzelne Tä-tigkeiten (ohne diese zu werten) outzusourcen, um Arbeitszeit für Anderes zu gewinnen. Insgesamt ergibt sich das Bild konzen-trierter Qualität bezogen auf Inhalte, Personal und Methoden.

Ausblick

Impulse lieferte ein Ideenpool, aus dem die Teilnehmer realisti-sche Leitvorstellungen auswählten und weiter bearbeiteten. Als Schablone entstand ein neues, zweigeteiltes Raumkonzept, das auf der Basis unterschiedlicher Bedürfnisse (Wohlfühlen/Ler-nen) getrennte Zonen definiert, die sich gegenseitig nicht stö-ren. Die Bibliothek ist konstanter Lebensmittelpunkt während des Studiums – ein Ort, an dem alle mit allen interagieren und an dem der Vereinzelung (Einzelunterricht) kreativ entgegen-gewirkt wird.

Als Etappenziel wurde die AG-Sitzung auf der AIBM-Tagung in Münster (7. September 2017) festgelegt, wobei Aufgabenge-biete ausgehandelt und an kleine Arbeitsgruppen verteilt wer-den konnten. Der fachliche Austausch garantiert dabei bis zur geplanten Frühjahrstagung 2018 das Zustandekommen eines konsensfähigen Entwurfs für ein neues Leitbild, das gleichzeitig verbindliche Standards definieren soll, die der besonderen Be-deutung der MHSB Rechnung tragen.

Literatur

• De Groot, Enno (2016): Het Emhuis: Ein Bibliothekskonzept für die nächste Generation – In: BuB – Forum Bibliothek und Information, Heft 8/9, 2016, S. 472ff.• Einasto, Olga (2015): Transforming Library Communication. From Gutenberg to Zuckerberg – In: New Library World 2015,

Vol. 116, No 5/6, S. 247-263• Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie – Frankfurt: Suhrkamp• Salden, Peter (2013): Der »Third Space« als Handlungsfeld in Hochschulen. Konzept und Perspektive – In: Junge Hochschul- und Mediendidaktik. Forschung und Praxis im Dialog• Uzwyshyn, Ray (2016): Forschungsdatenrepositorien als ein neues Betätigungsfeld – In: Library Essentials 4/2016, S. 5-7 • Wagenknecht, Petra (2016): 30 Jahre Zwischen- bzw. Früh-jahrstreffen der AG Musikhochschulbibliotheken – In: Forum Musikbibliothek 2/2016, S. 41-49

LESESAAL MUSIKBIBLIOTHEK

Claudia Niebel, M.A. (Foto: Musikhochschule), ist Diplom-Bibliotheka-rin und Musikbibliothe-karin und leitet die Bib-liothek der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart in Teilzeit. Darüber hinaus arbeitet sie freiberuf-lich als Trainerin für die Führungsakademie Baden-Würt-temberg und weitere Bildungsträger. Themenschwerpunkte sind Mitarbeiterführung, Weiterbildung und Organisations-pädagogik. – Kontakt [email protected]

ANZEIGE

Ihr Lieferant für Bücher aus Frankreich seit 1990

Monographien FortsetzungenZeitschriften Graue LiteraturE-Books New Title ServiceApproval Pläne Antiquarische Bücher

Page 62: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

566

Dritte Orte Mehr Wille zur Gestaltung öffentlicher Räume

Vos, Aat: How to create a relevant pu-blic space: Third places for all. Rot-terdam: NAI10 Publishers, 2017. 240 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-94-6208-351-6 – Hardcover, 44,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich.

Der niederländische Architekt hat in den vergangenen Jahren vielbeachtete Innenraumkonzepte für Bibliotheken realisiert. Unter den bekannteren Pro-jekten beispielsweise das »DOK Library Concept Center« in Delft (2007) und »Biblio Tøyen« in Oslo (2016). Die Ge-staltungen zeichnen sich durch einen ganzheitlichen Anspruch aus, der Ziel-gruppen, Ort, Inhalt und Aktivität glei-chermaßen integrieren will – und dabei das Experiment nicht scheut. Zeitlosig-keit ist hierbei offenbar nicht das Primat der Kreationen; so scheint Dynamik in jeder Hinsicht stets ein integraler Be-standteil der für seine Kunden erdachten Orte zu sein. Hierin spiegelt sich auch eine Philosophie, Orte als Ausdruck ge-sellschaftlicher Bewegungen zu sehen. Damit ist der neugeschaffene Raum je-weils ein Schlaglicht seiner Zeit (und damit vielleicht auch eines bestimmten Geschmacks).

Aat Vos tritt als Autor, Intervie-wpartner und Referenzgeber mit ei-genen Projekten in Erscheinung, er-weitert den Blick aber auch durch Bei-träge anderer Autoren, Interviewpartner und durch Referenzprojekte um wei-tere Facetten der Diskussion um Dritte Orte. Zwar ist das Ganze recht affir-mativ, und der Wohlfühlcharakter des Bands vermittelt – mit einer ganzen

Portion beigemischtem Aat-Vos-Starkult – sicherlich nicht die ganze Breite eines Fachdiskurses über das Thema. Man könnte auch böse befinden, es handle sich um eine Werbekampagne für Aat Vos und andere am öffentlichen Raum interessierte Planerinnen und Planer.

Dennoch kann der Band hilfreich sein, insbesondere vor dem Hintergrund der erklärten Zielgruppen, nämlich – ne-ben Architekten und Kreativen – Lesern aus der öffentlichen Verwaltung, Mana-gern, und politischen Entscheidungs-trägern. Vos selbst reflektiert in seinem einführenden Essay, warum die einstige Definition Ray Oldenburgs zum »Dritten Ort« heute nur noch bedingt mit den ur-banen Realitäten zusammengeht. Kom-merzialisierte Stadträume mit ihren im globalen Maßstab agierenden Playern machen es den von Oldenburg in den 1980er-Jahren als »Heimat« von städti-schen Communities beschriebenen Or-ten schwer: Cafés, Gemeindezentren, Nahversorger, Buchhändler, Frisöre und so weiter; kleinteilige Community-Orte weichen in Innenstädten zunehmend mächtigen Großkonzernen, deren Cor-porate Designs und Corporate Architec-ture mitunter Déjà-Vu-Erlebnisse rund um den Planeten hervorrufen.

Daraus, und aus der Erkenntnis, dass der öffentliche Raum für Individuen und Gesellschaften im digitalen Zeitalter ei-nen Bedeutungsgewinn erfährt, leitet Vos die Herausforderung ab, die Gestaltung des öffentlichen Raums bewusst als Inst-rument zur Förderung gesellschaftlicher Teilhabe zu nutzen. Von den kommerzi-ellen Mitbewerbern um die öffentliche Aufmerksamkeit könne hierbei nicht nur gelernt werden. Vielmehr sollten öffent-liche und kommerzielle Player nach ge-meinsamen Synergien suchen und diese nutzen. Bibliotheken bezeichnet Vos in diesem Buch, in dem es explizit nicht nur um Bibliotheken geht, als prominente Beispiele für das Zusammengehen von Dritten Orten, öffentlichem Raum und daraus resultierenden Synergiechancen. Darüber hinaus stellt Vos seine Idee einer »DNA« Dritter Orte vor, die aus fünf Kom-ponenten bestehe: »People«, »Place«, »Experience«, »Product« und »Future«. Nach diesen Komponenten ist der Band schließlich auch gegliedert.

Gliederung in fünf Abschnitte

Dabei geht es im Abschnitt »People« um veränderte Erwartungen, aber auch um die Bedeutung der Menschen selbst für das Entstehen und Funktionieren Dritter Orte. Zu veränderten Ausgangsbedin-gungen führt dabei die Ortsungebunden-heit von Kommunikation, Lernen und Ar-beiten. Die Nutzerschaft des öffentlichen Raums stimmt mit den Füßen ab, und so gewinnen teilhabeorientiertes und ziel-gruppengerechtes Design an Bedeutung. Einige reich bebilderte Projektbeispiele illustrieren Gesprächsbeiträge und In-terviews von Architekten, unter anderen »StationHuiskamer«, einen zum »Wohn-zimmer« transformierten Bahnhofswar-tebereich in Rotterdam (Pubblik & Vos, 2014), aber auch die inzwischen recht bekannte »Chocoladefabriek« in Gouda (Jan David Hanrath, 2014).

Der Abschnitt »Place« wirft Schlag-lichter auf Aspekte der Stadtplanung und Stadterneuerung und stellt vor al-lem kühne und experimentelle Projekte vor, die öffentlichen Raum in Städten für Bürgerinnen und Bürger zurückerobert haben beziehungsweise ihm (wieder) eine identitätsstiftende Rolle für ihre Communites verliehen haben: beispiels-weise den High Line Park in New York (J. Corner Field Operations, Diller Scofidio + Renfro und Piet Oudolf, 2009) und Luchtsingel in Rotterdam (ZUS, Elma van Boxel and Kristian Koreman, 2015). Roter Faden ist auch hier die Forderung der zu Wort kommenden Planer, das De-sign teilhabeorientiert mit der künftigen Nutzerschaft zu gestalten.

Der Abschnitt »Experience« beginnt mit dem Appell »Make it better than

MAGAZIN FACHLITERATUR

Anschrift des Rezensenten: Dr. Jonas Fansa, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Abteilung Publikumsdienste, Breite Straße 30-36, 10178 Berlin; [email protected].

Page 63: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

567BuB 69 10/2017

home. Make it better than retail. Even better than Starbucks. Make it honest, informal, inspiring, different, and perso-nal.« So steht denn auch an prominen-ter Stelle in diesem Abschnitt ein Inter-view mit Joseph Pine, einem der »Erfin-der« des 1998 eingeführten Begriffs der »Erlebnisökonomie«. Zu Pines irritieren-der These, dass Bibliotheken die Nut-zerschaft zur Kasse bitten sollten, weil so die Wertschätzung für das Erlebnis steige, wäre vor dem Hintergrund des Auftrags Öffentlicher Bibliotheken und der Teilhabegerechtigkeit Einiges zu sa-gen. Nichtsdestotrotz schärft der Beitrag den Blick für die verführerische Kraft von auf Erlebnis fokussierten Konzepten kommerzieller Akteure. Die Markthalle in Rotterdam (MVRDV, 2014) taucht fol-gerichtig als Projektbeispiel auf. Auch neuere Bibliotheken wie die DOK De-lft oder die Schokoladefabrik in Gouda profitieren von ihren sinnlichen Res-sourcen. Als weitere Komponente von

»Erfahrung« wird das Potenzial insbe-sondere von Bibliotheken thematisiert, Menschen ins Gespräch miteinander zu bringen und dadurch Erfahrung, Wissen und Geschichten zu teilen.

Der Begriff »Product« bezieht sich auf die niedrigschwellige Zugänglichkeit von Wissen und Technologien nicht nur zur Rezeption, sondern auch zur Produktion von Neuem und zur Weitergabe von Fä-higkeiten. Dabei steht die Demokratisie-rung von Wissen und Kulturtechniken im Fokus – und damit auch die Rolle bspw. von Bibliotheken als zivilgesellschaftliche Austauschplattform. Als Projekte werden – wenig verwunderlich – mehrere Biblio-theken angeführt: die Londoner Idea Sto-res, Biblio Tøyen in Oslo und DOKK1 in Aarhus (Schmidt Hammer Lassen, 2015).

Der Band schließt mit dem Abschnitt über die fünfte Komponente »Future« ab, in dem merkwürdigerweise keine Bibliothe-ken als Beispielprojekte angeführt werden – ein Zufall? Thematisiert werden künftige

Entwicklungen von »Dritten Orten« im Stadtraum, unter anderem illustriert durch ein museales Beispiel für das niedrigschwel-lige Zugänglichmachen von zukunftsrele-vanten Forschungserkenntnissen (Museum of Tomorrow, Rio de Janeiro, Santiago Cala-trava, 2015). Kurze Abschnitte werden dem Gaming in Bibliotheken und Dritten Orten in der virtuellen Welt gewidmet.

Es handelt sich um einen großforma-tigen, reich bebilderten und hochwertig gestalteten Band. Allerdings vermag die Gliederung entlang der fünf von Aat Vos eingeführten Komponenten nicht gänz-lich zu überzeugen, zu groß ist die Un-schärfe in der Zuordnung. Das Inhalts-verzeichnis spiegelt in seiner Unüber-sichtlichkeit die etwas gewollte Struktur des Bands. Dementsprechend ermuntert das Buch eher zum unsystematischen Stöbern, aber auch zum Finden von Bei-spielen zum Zwecke der Überzeugung von Entscheidungsträgern.

Jonas Fansa

MAGAZIN FACHLITERATUR

ANZEIGE

Dietmar DreierInternational Library Suppliers

Als internationaler Library Supplier ist Dietmar Dreier seit 1981 für europäische Bibliotheken erfolgreich tätig

Dietmar DreierInternational Library Suppliers

eBooks

Ihr Spezialist für:•WissenschaftlicheMonographien

•E-BooksundDatenbanken

•FachbezogeneNeuerscheinungsdienste(Print&E-Books)

•GraueundAntiquarischeLiteratur

•ShelfReadyService

Ihr Partner für e-content:•VerlagsunabhängigeBeratung

•VertriebvonProQuestEbookCentral™(ebrary&EBL)

•VertriebvonVerlagsprodukten(EinzeltitelundPakete)

•DietmarDreierE-BookUserGuide(erscheintjährlich)

Unser E-Book-Portal – die ideale Unterstützung für Ihre Erwerbungsentscheidungen:•Über250Verlagsmodelleonlinerecherchierbar

•DirekterZugriffaufdieentsprechendenTitellisten

•DirekterZugriffaufunsereaktuellenAngebote

DianeKorneli-Dreier|[email protected]:+49(0)2065-775510|www.dietmardreier.de

Erweitern Sie Ihren Bestand mit Print-PDA?Kennen Sie die verschiedenen Methoden?ProfitierenSievonunsererErfahrung:[email protected]

Page 64: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

568

BuB-Herausgeber gesucht! Aufruf zur Kandidatur / Inhalt und Ausrichtung der Fachzeitschrift mitbestimmen

»BuB – Forum Bibliothek und Infor-mation« ist die am weitesten verbrei-tete, spartenübergreifende Fachzeit-schrift für den Bibliotheks- und Infor-mationssektor im deutschsprachigen Raum. Wesentlicher Bestandteil des Publikationskonzepts ist das BuB-He-rausgebergremium. Die drei Heraus-geber bestimmen gemeinsam mit der hauptamtlichen Redaktion Inhalt und Ausrichtung der Fachzeitschrift. Ei-ner der Herausgeber wird laut Statut der Zeitschrift durch den BIB-Bundes-vorstand delegiert, die beiden ande-ren werden von den BIB-Mitgliedern gewählt.

Im kommenden Jahr endet die Amts-zeit der beiden direkt gewählten Her-ausgeber. Wer als BIB-Mitglied Inter-esse hat, die Fachzeitschrift aktiv mitzu-gestalten, kann bis zum 11. Dezember 2017 seine Kandidatur beim Wahlaus-schuss [[email protected] oder per Post an Kristina Lippold

(Wahlangelegenheit – persönlich), BIB-Geschäftsstelle, Postfach 1324, D-72703 Reutlingen] anmelden. Die Wahl ist eine kombinierte Brief- und Prä-senzwahl, die im Rahmen der BIB-Mit-gliederversammlung des kommenden Bibliothekartags in Berlin (12. bis 15. Juni 2018) abgeschlossen wird.

BuB-App bietet Zusatzangebote

BuB erscheint zehn Mal im Jahr (Dop-pelhefte Februar/März und August/September) und hat als einzige biblio-thekarische Fachzeitschrift in Deutsch-land eine IVW-geprüfte Auflage. Die ver-breitete Auflage liegt derzeit bei 7 466 Exemplaren.

Bezieher von BuB sind neben den rund 6 100 BIB-Mitgliedern, für die das Abonnement im Vereinsbeitrag einge-schlossen ist, auch Bibliotheken des In- und Auslands, Ausbildungsstätten und Kulturpolitiker.

Neben der gedruckten Ausgabe umfasst das Fachinformationskonzept von BuB einen Online-Auftritt unter www.b-u-b.de mit tagesaktuellen Nach-richten, inhaltsstarken Fachartikeln und bibliothekarischen Serviceangeboten. Die Seite hat regelmäßig 40 000 (un-terschiedliche) Besucher und mehr als eine halbe Million Zugriffe – im Monat. Hinzu kommt die elektronische Aus-gabe als BuB-App, die zusätzlich Foto-galerien, Videos, Direktlinks und andere Features bietet.

Für inhaltliche Fragen zur Kandida-tur steht der leitende Redakteur Bernd Schleh (07121/349114) gerne zur Verfügung.

red

AUS DEM BERUFSVERBAND BUB-HERAUSGEBERWAHLEN

Impressum »Aus dem Berufsverband«

Herausgeber: BIB – Berufsver-band Information Bibliothek e. V., Postfach 13 24, 72703 Reutlingen www.bib-info.de

Verantwortliche Bearbeiterinnen: Katrin Lück Europa-Institut / Bibliothek Universi-tät des Saarlandes, Postfach 151150, 66041 Saarbrücken

Telefon: 0681 / 302-2543

KarinHolste-FlinspachStauffenbergschule,Arnsburger Straße 44,60385 Frankfurt/Main

Telefon: 069 / 21246841

E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss für VerbandsmitteilungenBuB Heft 12/2017: 24. Oktober

Call for papers für den »b.i.t.online- Innovationspreis 2018«

Die Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des Berufsverbands Informa-tion Bibliothek (BIB) lädt Sie, in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift »b.i.t. on-line«, ein, Ihre Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten oder Ihre (Studien-)Pro-jekte aus dem Bereich Bibliothek, Information und Dokumentation auf dem kommenden Bibliothekartag vom 12. bis 15. Juni 2018 in Berlin persönlich vorzu-stellen. Von den eingereichten Arbeiten werden drei für die Präsentation in Ber-lin ausgewählt. Jede präsentierte Arbeit erhält den b.i.t. online-Innovationspreis und wird mit 500 Euro prämiiert. Geeignete Arbeiten werden in der Buchreihe »b.i.t. online innovativ« veröffentlicht. Die Preisträger erhalten darüber hinaus eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft im BIB.

Nutzen Sie diese Chance, sich und Ihre Arbeit der Fachwelt bekannt zu ma-chen. Bitte senden Sie schon jetzt, aber spätestens bis zum 1. Dezember 2017 eine Kurzfassung (circa zehn Seiten) Ihrer Arbeit beziehungsweise Ihres Projek-tes und deren Bewertung sowie das Inhalts- und das Literaturverzeichnis, au-ßerdem Ihren Lebenslauf vorzugsweise per E-Mail an die Kommissionsadresse [email protected].

Page 65: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

569BuB 69 10/2017

AUS DEM BERUFSVERBAND BIB-VORSTANDSWAHLEN

Liebe BIB-Mitglieder,

die Amtszeit des amtierenden Bundes-vorstandes endet im Jahr 2018. Die Mitglieder des BIB sind daher eingela-den, auf der Mitgliederversammlung, die im Rahmen des Deutschen Biblio-thekartages in Berlin voraussichtlich am 12.06.2018 stattfinden wird, einen neuen Vorstand zu wählen. Zur Stär-kung der innerverbandlichen Demo-kratie findet die Wahl als kombinierte Briefwahl und direkte Wahl während der Mitgliederversammlung statt. Über die genauen Modalitäten der Briefwahl informieren wir Sie zum ge-gebenen Zeitpunkt auf der Website des BIB und im BuB-Verbandsteil. Auch die nominierten Kandidatinnen und Kan-didaten werden sich auf diesen Wegen den Mitgliedern des BIB vorstellen.

Alle Mitglieder des BIB haben die Möglichkeit, bis zum 11. Dezember 2017 Vorschläge für Kandidatinnen und

Kandidaten zur Wahl des Bundesvor-stands zu unterbreiten. Selbstverständ-lich können Sie auch selbst Ihre Kandi-datur für ein Vorstandsamt erklären.

Der Bundesvorstand besteht aus der/dem Vorsitzenden, zwei stellver-tretenden Vorsitzenden und maximal zwei weiteren Mitgliedern, die ge-meinsam möglichst breit die gesamte Mitgliedschaft repräsentieren sollen.

In gleicher Weise wie der Bundes-vorstand werden auch die zwei He-rausgeber der Zeitschrift BuB durch die BIB-Mitglieder gewählt. Beachten Sie dazu bitte auch den Wahlaufruf des leitenden Redakteurs, Bernd Schleh, in diesem Heft.

Richten Sie Ihre Vorschläge für Kandidaten bitte an den Wahlaus-schuss, den Sie mit der Mailadresse [email protected] errei-chen. Einsendungen per Post rich-ten Sie bitte an die Vorsitzende des Wahlausschusses:

Kristina Lippold (Wahlangelegenheit – persönlich)

BIB-GeschäftsstellePostfach 13 24D-72703 Reutlingen

Als weitere Mitglieder gehören dem Wahlausschuss an:

• Inka Jessen (Stadtbibliothek Stuttgart)

• Silke Hoffmann (Stadtbiblio- thek Reutlingen)

Stellvertretende Mitglieder sind• Alexandra Frisch (Stadtbib-

liothek Kornwestheim)• Bernd Schleh (leitender BuB-

Redakteur)

Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge und eine rege Wahlbeteiligung!

Für den WahlausschussKristina Lippold

Dankeschön – und ein Appell Randnotiz zu meinBIB

Nach einem knappen Vierteljahr eine kleine persönliche Randnotiz – ein Zwischenfazit zu meinBIB mit diesen Erkenntnissen:

• Ja, auch dieses System hat die üblichen Kinderkrankheiten.

• Ja, auch mit diesem System wird nicht alles, aber vieles möglich.

• Nein, wir können keine großen Veränderungen mehr daran machen.

• Nein, noch haben sich nicht alle Mitglieder registriert.

Als Anfang August die neuen Mit-gliedsausweise zusammen mit dem Flyer zu meinBIB verschickt wurden, wurde die Geschäftsstelle förmlich über-rollt von Mails mit Betreffs wie »Regist-rierung nicht möglich«, »Fehler bei der Registrierung« und so weiter. Aber auch mit Mails wie »Datenänderung Mitglied

XYZ«. Letztere für die Geschäftsstelle er-freulich, weil damit Daten bereinigt und aktualisiert worden sind. Aber auch zeit- und arbeitsintensiv, was von den Mitar-beiterinnen in der Geschäftsstelle wäh-rend und dann nach der Urlaubszeit ge-meistert werden musste und nun auch täglich noch umsichtig und fachmän-nisch geleistet wird.

Bei den Mails mit Fehlermeldungen zur Registrierung habe ich ausgeholfen, um die Beantwortung der Mails zu be-schleunigen und weil ich die Einführung der Software schon vorher begleitet hatte. So kam ich mit vielen Mitgliedern in den letzten Wochen in Kontakt per Mail. Und das war das wirklich Angenehme an die-sem »Job«: mein ganz persönlicher Dank geht an alle diejenigen Mitglieder, die sich mit Fragen gemeldet haben und die dann mit Geduld und Freundlichkeit

und netten Dankesmails gemeinsam mit mir durch den Fehler-Dschungel gewan-dert sind. Und sorry, wenn ich auf man-che letzte Dankesmail mit »Jetzt hat’s ge-klappt – Dankeschön« nicht mehr geant-wortet habe: Der nächste »Fall« war schon wieder zu bearbeiten.

Appell

Bitte registrieren Sie sich bei meinBIB! Die Registrierung ermöglicht Ihnen:

• Das bequeme Online-Ändern Ihrer Mitgliedsdaten beim BIB.

• Das Online-Eintragen von Än-derungen Ihres Arbeitsverhältnisses – wichtig für die Beitragshöhe.

• Das Abonnieren von Landes- gruppen-Newslettern.

• Das direkte Abrufen Ihrer Jahresbeitragsbescheinigung.

Die Anleitung zum Registrieren ha-ben wir Ihnen mit Ihrem Mitgliedsaus-weis zugeschickt. Sie finden sie auch auf der BIB-Homepage (www.bib-info.de).

Barbara Jedwabski, BIB-Webkommission

Page 66: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

570

SUMMARY

Digital Vagabonds / Digitalization Conti-nues to Challenge the Media Industry – Cur-rent Trends at the Frankfurt Book Fair (Boris Hänßler)(pp. 536 – 540)

The reader of the future will wear digi-tal reading eyewear with the name »Hyper-Mind«. These glasses will have an integrated eye-movement tracker to measure reading habits. By scanning the pupils 120 times per second it will measure how quickly the rea-der‘s gaze moves between letters and sen-tences. A software will measure whether he reads deeply or superficially. »We will even be able to recognize which word he is looking at at any given moment,« says Andreas Dengel of the German Research Center for Artificial Intelligence and developer of the HyperMind. »With this technology we will be able to de-velop a wide number of further applications.«

The researchers associated with Dengel are working, for instance, on a physics text-book for schools. In this case the HyperMind will be able to measure how well the student understands the material. If he or she hovers over a formula or an illustration, the system can supply a supplementary explanatory vi-deo or display further information on the data screen of the eyewear. »Our software adapts the content to the needs of the learner,« says Dengel. »Moreover publishing houses gain in-sight into the reader response to their works and can thus design future editions to be more easily understood.«

HyperMind is only one of many ideas for the future. But will it be implemented and accepted? Ever faster technological advan-ces cause real headaches for the media in-dustry. From year to year publishers seem to have less of an idea of how they can earn mo-ney through digitalization. Which new labora-tory inventions will actually reach the mass marketplace? What kinds of investments are justified? How will people really read and le-arn in the future? An overview of all these is-sues can be found at this year‘s Frankfurt Book Fair from October 11-15.

New Tasks, New Fields of Work, New Struc-tures / The Future of the Academic Library in Competitive International Research As Seen in the Example of Embedded Librarians (Friedrich Figge and others)(pp. 558 – 561)

The changing nature of the knowledge society also requires adaptive changes in the acade-mic library. It will be to the library‘s advan-tage to seek more efficient market placement as a high quality provider of information ser-vices to researchers. Although this will re-quire appropriate restructuring and continual adaptation, it will also have enormous value for the competitiveness of German research at the international level. Libraries and libra-rians need to modify their roles and one such possibility is the so-called embedded libra-rian. The authors of this article describe that person as a librarian who becomes an integ-ral member of a research group that has spe-cific information needs and who delivers this information not only as requested but also pro-actively in a highly targeted manner. The embedded librarian acesses library resour-ces and external data pools with the aim of facilitating the scientific process. These new duties require appropriate educational trai-ning – not only in new digital techniques and methods, but also in terms of local lobbying efforts, communication processes, and con-flict management. The library can offer struc-tural support for publication in open access mode, professional evaluation within the peer-review process, and agile project ma-nagement to ensure that the research group remains at the cutting edge of research. In the end this accelerates and improves research and facilitates the international competitve-ness and involvement of German scientists.

New Horizons / A Planned Position Paper on the Future of Libraries in Music Schools (Claudia Niebel)(pp. 562 – 565)

The Consortium of Music School Libraries (MHSB) has tasked itself with an internal study in order to respond to the paradigmatic changes in the field of music librarianship in an adequate manner.

Academic music libraries are unique and their complex, specialized services are perceived as a trademark that expresses their profile and also offers a sense of iden-tity to both staff members and funders. A systematic expansion and positioning of this profile is quite essential, since they would otherwise not be distinquishable from other similar institutions. The core tasks of collec-ting, cataloging, systematizing and presen-ting both analog and digital media and in-formation combines traditional and modern elements of librarianship. Quite a few music schools were founded in the 19th century and their libraries hold valuable historical collec-tions which necessarily remain a part of their overall profile.

This change in paradigm is a shift in per-spective. It is the user and not the collection which is now the main focal point, commu-nication is no longer vertical but rather ho-rizontal and dialog-based, staff specialists now act as partners, and the administrative hierarchy is a relative one. Subject knowledge is associated with navigational skills needed in today‘s information jungle. Users expect to find a concerted array of complementary me-dia and information, along with the appropro-priate working tools. Libraries are perceived as a network of various forms of communi-cation while users are eager to participate by contributing new content (e.g., repositories, commentaries, tweets, desiderata lists, etc.). The library as a temple of learning (whispe-ring only, disciplined order) has had its day.

Translated by Martha Baker

Summary

Page 67: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

571BuB 69 10/2017

RÉSUMÉ

Des vagabonds numériques / La numérisa-tion reste un défi pour la branche des mé-dias et de l‘édition – Quelques tendances de la Foire du livre de Francfort (Boris Hänßler)(pp. 536 – 540)

Le lecteur du futur portera des lunettes à réa-lité augmentée qui répondent au nom de »Hy-perMind«. Ces lunettes disposent d‘un sys-tème intégré de suivi oculaire qui décrypte les comportements de lecture. 120 fois par seconde, ce système balaie les pupilles afin de déterminer à quelle vitesse le regard du lecteur sillonne entre les lettres et les phra-ses. Un logiciel définit ainsi si le lecteur lit de manière superficielle ou concentrée. »Nous sommes en mesure de savoir quel mot il re-garde à quel moment, assure Andreas Den-gel, agent du Centre allemand de recherche en intelligence artificielle (Deutsches For-schungszentrum für Künstliche Intelligenz) et développeur de HyperMind. Une technolo-gie de ce niveau s‘avère une opportunité pour une multitude d‘utilisations«.

Autour de Andreas Dengel, des cher-cheurs travaillent par exemple avec une mai-son d‘édition spécialisée qui édite notam-ment un livre scolaire de physique. L‘outil Hy-perMind peut mesurer dans le cas présent la compréhension qu‘un élève a de la matière. Si celui-ci s‘acharne sur une formule ou une illustration, le système est en capacité de projeter sur les lunettes une vidéo d‘explica-tion complémentaire ou toute autre informa-tion utile. »Notre logiciel adapte la matière aux besoins de l‘apprenant, précise Andreas Dengel. En outre, les maisons d‘édition béné-ficient d‘un retour sur la réception de leurs ouvrages et peuvent par conséquent présen-ter les contenus de façon plus compréhen-sible«.

HyperMind s‘avère l‘une des nombreuses idées d‘avenir. Pour autant, s‘imposera-t-elle ? Le progrès technique constant et de plus en plus rapide devient un véritable casse-tête pour la branche des médias et de l‘édition. D‘année en année, les éditeurs paraissent de moins en moins saisir comment faire des pro-fits grâce au numérique. Quelles technologies fraîchement sorties des laboratoires attein-dront le marché de masse ? Dans quel objet les éditeurs doivent-ils investir ? Et comment les individus lisent-ils et apprennent-ils réel-lement aujourd‘hui ? Cette année, la Foire du livre de Francfort donnera un aperçu de cela du 11 au 15 octobre prochains.

De nouvelles missions, de nouveaux champs d‘action, de nouvelles structures / L‘avenir des bibliothèques scientifiques dans la con-currence internationale de la recherche – Un éclairage par l‘exemple des bibliothécaires in-tégrés (Friedrich Figge...)

(pp. 558 – 561)

Une société scientifique en constante évolu-tion a besoin de bibliothèques scientifiques qui sachent s‘adapter. De la sorte, un profi-lage plus efficace des bibliothèques scienti-fiques aux besoins de la recherche peut être suscité et contribuer à ce que ces bibliothè-ques se positionnent comme services d‘infor-mation à très forte valeur ajoutée. Les évolu-tions structurelles et l‘adaptation continue sont indispensables, elles influent très posi-tivement sur l‘aptitude concurrentielle de la recherche allemande au niveau international. C‘est pourquoi les bibliothèques et les biblio-thécaires doivent faire évoluer leurs missions, l‘une des possibilités étant celle des »biblio-thécaires intégré« (Embedded Librarian). Sous cette terminologie, les auteurs de l‘article dép-eignent un bibliothécaire qui s‘impose comme un élément indispensable d‘un groupe ayant besoin d‘informations spécialisés, qui accom-pagne ce groupe dans son travail de recherche documentaire et qui offre de façon proactive un ensemble de services liés à une information adaptée à des besoins très spécialisés.

Le bibliothécaire intégré correspond au professionnel dont la place est définie au cœur même des scenarii de recherche, qui exploite les données disponibles dans sa bibliothèque mais aussi les banques de données extérieures et qui par conséquent participe en tant que membre à part entière d‘une équipe d‘enseignement ou de recher-che à appréhender des champs de la connais-sance scientifique.

Les nouvelles missions nécessitent un programme de formation adapté – et pas seulement pour ce qui touche aux nouvelles techniques et méthodes numériques, mais aussi sur des sujets comme le travail de lob-bying interne, la communication et la gestion des conflits. La bibliothèque porte la struc-ture d‘accompagnement pour la publication des données en accès libre, par l‘évaluation spécialisée au moyen de la relecture par les pairs et maintient cette structure au niveau des plus récents développements grâce à une gestion de projets flexible.

De nouveaux horizons / Bientôt une feuille de route sur l‘avenir des bibliothèques des con-servatoires et des instituts de musicologie

(Claudia Niebel) (pp. 562 – 565)

La communauté professionnelle des biblio-thèques d‘institut de musicologie Arbeitsge-meinschaft der Musikhochschulbibliotheken / MHSB) s‘est engagée dans une démarche tendant à préciser son identité, afin de remé-dier grâce à l‘établissement d‘une charte au changement de paradigme à l’œuvre actuel-lement au sein des bibliothèques musicales.

Les bibliothèques des instituts de musi-cologie et de conservatoire sont singulières et sont considérées dans leur finalité comme établissements universitaires avec une offre spécifique et de haut niveau. Cela contribue à la définition de leur profil et participe si-multanément de leur identité aux yeux des agents comme des financeurs. Étoffer de façon planifiée et mieux positionner ce profil s‘avère absolument indispensable, sans quoi ces bibliothèques ne parviendront plus à se distinguer d‘autres équipements ayant des similitudes. Les missions primordiales de la collecte, de l‘exploitation, du catalogage et de la médiation autour de supports physiques ou numériques rapprochent tradition et moder-nité. Bon nombre d‘instituts ont été fondés au 19e siècle ce qui explique que leur bibliothè-que recèle parfois de précieuses collections patrimoniales, lesquelles doivent impérati-vement demeurer l‘une des caractéristiques de leur profil.

Le changement de paradigme déplace le point de vue vers l‘usager : c‘est l‘individu et non plus les collections qui se situe au cen-tre de l‘attention, la communication ne s‘éta-blit plus verticalement mais de manière ho-rizontale par le dialogue. Les agents nourris-sent des échanges sous forme partenariale, la hiérarchie administrative pèse moins. En raison du foisonnement de l‘information, la compétence spécialisée est associée à une capacité au pilotage. Les usagers attendent une offre équilibrée de documents et de sup-ports d‘informations complémentaires, tout autant que d‘outils. Les bibliothèques s‘im-posent comme des espaces interconnectés de diverses formes de communication. Les usagers souhaitent désormais contribuer à la production de contenus (bases de données, commentaires, tweets, propositions d‘acqui-sition, etc.).

Traduit par David-Georges Picard

Résumé

Page 68: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

572

STELLENANGEBOTE

Der Eigenbetrieb JenaKultur, ein Unternehmen der Stadt Jena, ist mit über 200 Beschäftigten ein Verbund von krea-tiven Köpfen, die in unterschiedlichen Geschäftsfeldern dafür Sorge tragen, dass die städtische Kultur- und Bildungs- szene lebendig und innovativ bleibt.

Für die Ernst-Abbe-Bücherei Jena suchen wir schnellstmöglich, vorerst befristet für zwei Jahre, eine/n Koordinator Lernzentrum/Medieninformatik.

Ihr Aufgabengebiet:In diesem neuen Aufgabengebiet sind Sie federführend am Auf- und Ausbau sowie der Weiterentwicklung des Lern-zentrums der Bibliothek, idealerweise am neuen innerstädtischen Standort, beteiligt. Schwerpunkt soll die außerschu-lische Vermittlung der digitalen Medienkompetenz sein. Weiterhin betreuen Sie die Bibliotheksssoftware (BiBer) inkl. der Anleitung der Anwender, sind für die nutzerorientierte Weiterentwicklung verantwortlich und übernehmen die Teamleitung für das zukünftige Lernzentrum.Darüber hinaus nehmen Sie während der Öffnungszeiten den Beratungs- und Ausleihdienst aktiv wahr.

Ihr Profi l:• Studienabschluss der Bibliotheksinformatik, der Bibliotheks- und Informationswissenschaften oder der Informatik mit nachweisbaren pädagogischen Erfahrungen • Medienkompetenz und Kenntnisse der Aufgaben moderner Bibliotheken • projektbezogene Berufserfahrung im Bildungsbereich

Unser Angebot an Sie:• Vergütung nach Entgeltgruppe 11 TVöD in Vollzeit (40 Wochenstunden) • nutzerorientierte Tätigkeit mit der Möglichkeit zur Entwicklung von neuen medien-pädagogischen Angeboten und vielfältigen Gelegenheiten zur persönlichen Weiterentwicklung• vorerst) Arbeitsplatz im historischen Volkshaus im Stadtzentrum• Jobticket

Sind Sie an dieser abwechslungsreichen und erfüllenden Aufgabe in einer modern denkenden und agierenden Biblio-thek interessiert? Dann senden Sie Ihre Bewerbung bis zum 30.10.2017 an:JenaKultur, Personal/Organisation, Knebelstraße 10, 07743 Jena oder per E-mail als PDF-Dokument an [email protected].

Sofern Sie einen ausreichend frankierten und an Sie adressierten Rückumschlag beifügen, senden wir Ihnen Ihre Bewerbungsunterlagen gern zurück. Die Stadt Jena engagiert sich für Chancengleichheit.

Weitere Informationen fi nden Sie unter: www.jenakultur.de/karriere Weitere Informationen fi nden Sie unter: www.jenakultur.de/karriere

Koordinator LernzentrumErnst-Abbe-Bücherei Jena

Page 69: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

573BuB 69 10/2017

STELLENANGEBOTE

Für die Leitung unserer Stadtbibliothek suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n

Bachelor of Arts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft / -management bzw. Diplom-Bibliothekar/in (FH)

Ihre Aufgaben:• Leitung der Stadtbibliothek mit ca. 75.000 Medien und über

300.000 Entleihungen sowie 7.500 aktiven Bibliotheks­kunden aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten

• Zukunfts­ und kundenorientierte Weiterentwicklung des Angebots­ und Dienstleistungsspektrums des Bibliotheks­standortes Neumarkt i. d. OPf.

• Aktive Kontaktarbeit mit Einrichtungen und Institutionen im Umfeld sowie Kooperation mit Kindergärten und Schulen zur Förderung der Lese­ und Medienkompetenz

• Vernetzung des Bildungs­ und Kulturengagements im kommunalen Umfeld durch gemeinsame Veranstaltungs­tätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit

Ihr Profil (idealerweise):• Einschlägiges abgeschlossenes Studium mit mehrjähriger

Berufspraxis• Hohe Medien­ und medienpädagogische Kompetenz• Sicherer Umgang mit digitalen Informationstechnologien• Kreativität und konzeptionelles Denken sowie eigen­

ständiges, zielorientiertes Arbeiten• Innovationsvermögen und laufende Information über aktuelle

Entwicklungen im digitalen und medienpädagogischen Bereich

• Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und Kunden­orientierung sowie Freude am Umgang mit allen Alters­gruppen einschließlich didaktische Fähigkeiten

• Erfahrung in Team­ und Projektarbeit einschließlich Durch setzungsvermögen

• Flexibilität sowie die Bereitschaft zum Dienst an Samstagen und zu außergewöhnlichen Zeiten, insbesondere im Zusammenhang mit der Durchführung von Veranstaltungen (auch abends)

Unser Angebot:• Wir bieten Ihnen eine verantwortungsvolle und interessante

Tätigkeit in einem modernen Dienstleistungsunternehmen.• Sie erhalten eine leistungsgerechte Bezahlung nach den

Bestimmungen des öffentlichen Dienstes.

Wenn Sie gerne für die Stadt Neumarkt i. d. OPf. arbeiten möchten, sollten sie uns Ihre aussagekräftige Bewerbung bis spätestens 26.10.2017 einreichen. Bitte verwenden Sie nur Kopien, da eine Rücksendung der Bewerbungsunterlagen nicht erfolgt.

Chancengleichheit ist Grundlage unserer Personalarbeit.

Auskünfte erteilen Ihnen gerne: Frau Kirchinger-Epping, Personalamt, Tel. 09181 255-2046 Herr Gruber, Stadtbibliothek, Tel. 09181 40003-0

Stadt Neumarkt i. d. OPf. Postfach 1540 • 92305 Neumarkt i. d. OPf. E-Mail: [email protected] • www.neumarkt.de

Die Stadtverwaltung Reichenbach im Vogtland beabsichtigt in der Stadtbibliothek

„Jürgen-Fuchs-Bibliothek“ Reichenbach eine Stelle als

Bibliothekar/in zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen. Die Jürgen-Fuchs-Bibliothek versteht sich als bürgernahe

Einrichtung, die durch umfassende Kontaktarbeit zu Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zur

Stadtkultur leistet. Die Bibliothek verfügt über ca. 38.000 Medieneinheiten und ist Mitglied im E-Medienverbund LieSa.

Mit RFID pflegt sie eine moderne Art der Verbuchung.

Die Stadt Reichenbach mit ca. 22.000 Einwohnern zeichnet sich durch eine günstige Lage mit guter Verkehrsanbindung aus.

Sie versteht sich als familienfreundliche Stadt mit ausreichend Kita-Plätzen, allgemein- und berufsbildenden Schulen sowie

einem vielfältigen Kulturangebot.

Geboten wird eine unbefristete Vollzeitstelle. Die Übernahme derLeitungsfunktion ist perspektivisch vorgesehen.

Ihre vollständige Bewerbung richten Sie bitte bis zum 18.10.2017an:Stadtverwaltung Reichenbach im Vogtland, Stabsstelle, Abt.

Hauptverwaltung/Personalwesen, Markt 1, 08468 Reichenbach, E-Mail: [email protected]

Mehr finden Sie unter https://www.reichenbach-vogtland.de/stadt-buerger/

ausschreibungen/stellenausschreibungen/

Suchen Sie Verstärkung?Hier könnte auch Ihre Stellenanzeige stehen.Melden Sie sich bei Miriam Stotz:

Telefon: 0711 781988-34 E-Mail: [email protected]

Forum Bibliothek und InformationBuB

Foto: p

athd

oc / Fotolia

Page 70: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

Personalamt

Stadt DuisburgDer OberbürgermeisterPersonalamt 11 - 12 Sonnenwall 77 – 7947049 Duisburg

Die Stadt Duisburg suchtfür die Leitung der Zentralbibliothek und das Sachgebiet „Auskunftsdienst, Auswärtiger Leihverkehr“ zum 01.01.2018 eine / einen

Diplombibliothekarin / Diplombibliothekar

Duisburg – kontrastreich und lebendig. Industriekultur, Nah­erholungsgebiete, kulturelle Angebote und sportliche High­lights. Wir bieten attraktive Berufsfelder, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gute Bildungs­ und Karrieremöglichkeiten.

Das System der Stadtbibliothek besteht aus einer Zentralbib­liothek, sechs Bezirksbibliotheken, fünf Stadtteilbibliotheken, zwei kombinierten Schul­ und Stadtteilbibliotheken sowie einer Fahrbibliothek. Der Medienbestand des Gesamtsystems umfasst 625.000 Einheiten und erzielt 2,7 Millionen Entleihungen im Jahr.

Das Aufgabengebiet:

• Leitung der Zentralbibliothek und des Sachgebietes „Auskunftsdienst, Auswärtiger Leihverkehr“

• Koordinierung des Bestandsaufbaus für die Zentralbibliothek; Bearbeitung von Literaturgruppen

• Konzeptionierung, Koordinierung und Vermittlung von Medienkompetenz

• Auskunfts­ und Informationsdienst wahrnehmen

Wir erwarten:

• ein abgeschlossenes Studium zur Diplom­Bibliothekarin / zum Diplom­Bibliothekar

• mehrjährige einschlägige Berufs­ und Führungserfahrung

• Medienkompetenz mit besonderem Interesse an Neuen Medien

• fundierte Kenntnisse in der Erschließung von Informationen aus dem Internet und deren aktiver Vermittlung bzw. die Bereitschaft, sich diese Kenntnisse kurzfristig anzueignen

• überdurchschnittliche Belastbarkeit und Verantwortungs­bereitschaft

• hohes Maß an Eigeninitiative, Flexibilität und Organisationsgeschick

• Offenheit gegenüber neuen Anforderungen

• kooperativer, teamorientierter Arbeitsstil

• ausgeprägte Kundenorientierung

• Durchsetzungsfähigkeit und sicheres Auftreten

Wir bieten:

Eine interessante, anspruchsvolle und selbstständige Tätigkeit so­wie ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis mit einer leistungs­gerechten Vergütung nach dem Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD; Entgeltgruppe E 14) in Vollzeit bei flexibler Arbeitszeit.

Die Stadtverwaltung verfolgt offensiv das Ziel der beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Auswahlentscheidun­gen erfolgen unter Berücksichtigung der Vorgaben des Lan­desgleichstellungsgesetzes NRW sowie des Frauenförderplans der Stadt Duisburg (www.duisburg.de/Frauenbuero).

Bewerbungen von schwerbehinderten Menschen und Gleichge­stellten werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.

Kontakt:

Bei Fachfragen wenden Sie sich an Herrn Dr. Barbian, Stadtbibliothek, Tel. 0203 / 283 - 2593, sowie bei Fra­gen zum Bewerbungsverfahren, an Frau Boffen, Perso-nalamt, Tel. 0203 / 283 - 2214.

Ihre aussagekräftige Bewerbung senden Sie bitte unter Anga­be der Kennziffer 42 / 4823 (383) bis zum 31.10.2017 an die unten stehende Adresse.

Bitte beachten Sie, dass wir keine Bewerbungsunterlagen zurücksenden.

...........................................................F

RZ_AZ_Stellenanzeige_Foto_08_2017.indd 1 20.09.17 10:19

Page 71: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

Personalamt

Stadt DuisburgDer OberbürgermeisterPersonalamt 11 - 12 Sonnenwall 77 – 7947049 Duisburg

Die Stadt Duisburg suchtfür die Stadtbibliothek Abteilung „Bestandsaufbau und Bestandserschließung“ eine / einen

Diplombibliothekarin / Diplombibliothekar

Duisburg – kontrastreich und lebendig. Industriekultur, Nah­erholungsgebiete, kulturelle Angebote und sportliche High­lights. Wir bieten attraktive Berufsfelder, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gute Bildungs­ und Karrieremöglichkeiten.

Das System der Stadtbibliothek besteht aus einer Zentralbib­liothek, sechs Bezirksbibliotheken, fünf Stadtteilbibliotheken, zwei kombinierten Schul­ und Stadtteilbibliotheken sowie einer Fahrbibliothek. Der Medienbestand des Gesamtsystems umfasst 625.000 Einheiten und erzielt 2,7 Millionen Entleihungen im Jahr.

Das Aufgabengebiet:

• Leitung der Abteilung „Bestandsaufbau und Bestandserschließung“

• Richtlinien für den Bestandsaufbau und die Sacherschließung erarbeiten

• Literaturgruppen bearbeiten

• Bestandsmanagement der Stadtbibliothek weiterentwickeln

• Auskunfts­ und Informationsdienst wahrnehmen

Wir erwarten:

• ein abgeschlossenes Studium zur Diplom­Bibliothekarin / zum Diplom­Bibliothekar

• mehrjährige einschlägige Berufs­ und Führungserfahrung

• Medienkompetenz mit besonderem Interesse an Neuen Medien

• fundierte Kenntnisse in der Erschließung von Informationen aus dem Internet und deren aktiver Vermittlung

• überdurchschnittliche Belastbarkeit und Verantwortungs­bereitschaft

• hohes Maß an Eigeninitiative, Flexibilität und Organisationsgeschick

• Offenheit gegenüber neuen Anforderungen

• kooperativer, teamorientierter Arbeitsstil

• ausgeprägte Kundenorientierung

• Durchsetzungsfähigkeit und sicheres Auftreten

Wir bieten:

Eine interessante, anspruchsvolle und selbstständige Tätigkeit so­wie ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis mit einer leistungs­gerechten Vergütung nach dem Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD; Entgeltgruppe E 15) in Vollzeit bei flexibler Arbeitszeit.

Die Stadtverwaltung verfolgt offensiv das Ziel der beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Auswahlentscheidun­gen erfolgen unter Berücksichtigung der Vorgaben des Lan­desgleichstellungsgesetzes NRW sowie des Frauenförderplans der Stadt Duisburg (www.duisburg.de/Frauenbuero).

Bewerbungen von schwerbehinderten Menschen und Gleichge­stellten werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.

Kontakt:

Bei Fachfragen wenden Sie sich an Herrn Dr. Barbian, Stadtbibliothek, Tel. 0203 / 283 - 2593, sowie bei Fra­gen zum Bewerbungsverfahren, an Frau Boffen, Perso-nalamt, Tel. 0203 / 283 - 2214.

Ihre aussagekräftige Bewerbung senden Sie bitte unter Anga­be der Kennziffer 42 / 4211 (384) bis zum 31.10.2017 an die unten stehende Adresse.

Bitte beachten Sie, dass wir keine Bewerbungsunterlagen zurücksenden.

...........................................................F

RZ_AZ_Stellenanzeige_Foto_09_2017.indd 1 20.09.17 10:20

Page 72: EDITORIAL Auf zur Buchmesse! · 2017-12-22 · neue digitale Lernkultur, vorgestellt anhand von Praxisbeispie-len aus unterschiedlichen Bibliotheken. Mitmachen ist hier aus-drücklich

576

KLEINANZEIGENKLEINANZEIGEN

Archivierung

Kleinanzeigen

BibCheck: der Profi-Checkfür Ihre BibliothekBeratung zu Umgestaltungoder „Facelift“ zum Festpreis!

ekz.bibliotheksservice GmbHBibliotheksplanung 72764 ReutlingenTel. 07121 144-410/[email protected]

Bibliotheksausstattung

So schön kann auch Ihr nächsterOPAC sein:

Testen Sie das innovative Discoverysystem unterhttps://wallenheim.lmscloud.net

Ein Unternehmen der

Ihr Bibliothekssystem mit dem Servicefaktor

Bibliothekssoftware

Bibliothekssoftware

Telelift GmbHFrauenstraße 2882216 Maisachwww.telelift-logistic.com+49 (0) 8141-31591-0

Fördersysteme für Bibliotheken

Buchförderanlagen

Schnell noch zugreifen!

BiblioDiscpacks®: Messbar mehr Platz– jetzt auch spürbar günstiger

10 Prozent Rabatt bis 15.12.2017. Zubehör ausgenommen.

Bestellung: Telefon 0911 444454 oderwww.noris-transportverpackung.de

10 %

Design- Bibliothekseinrichtung

Buchtransport

Regalsysteme nach Maß

Ihr Komplettanbieter von Einrichtungssystemen, stationären und fahrbaren Regalsystemen mit

40 Jahren Erfahrung.

www.zambelli.com

Bibliotheks- und Rollregale

RFID

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit?RFID-Lösungen neu entdecken.

EasyCheck GmbH & Co. KGSteinbeisstraße 12D-73037 Göppingen07161 808600-0www.easycheck.org

Beratgerstr. 19 | D-44149 Dortmund | Fon 0231 917227-0www.kuehne-dms.de | [email protected]

Wir verändern Ihren Standort, nicht den Ihrer Bücher!

B i b l i o t h e k s u m z ü g eKühne

Bibliotheksumzüge

Lager-/Archivsysteme, Stand- und Rollregale

www.mauser-archive.de

mauser

Foto: Alexander Lim

bach / Fotolia

Anzeigenschluss

für unsere

Dezember-Ausgabe 2017

ist am

3. November 2017!

Bestellen Sie Ihre

Anzeige unter:

[email protected]

BEWEGTE MEDIEN

Medientransportsystem - 24h-Rückgabeterminal Mediensortierung - Autom. Zwischenlagerung

Gilgen Logistics GmbH, D-44227 DortmundTel. 0231 9750 5010, www.gilgen.com