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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 1 MOMO Ein fantastisches Abenteuer für die ganze Familie von Michael Ende PREMIERE: 19. NOVEMBER 2015, GROSSES HAUS Theaterpädagogisches Begleitmaterial für die Klassenstufen 1 bis 6

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 1

momo Ein fantastisches Abenteuer für die ganze Familie von Michael Ende

PRemieRe: 19. novembeR 2015, gRosses haus

Theaterpädagogisches Begleitmaterialfür die Klassenstufen 1 bis 6

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2 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

Liebe Pädagoginnen, liebe Pädagogen,

Wenn wir „Momo“ hören, denken wir spätestens seit der bekannten Verfilmung mit Radost Bokel in der Hauptrolle automatisch an einen dunklen Lockenkopf, braune Knopfaugen und einen übergroßen schäbigen Mantel. So und nicht anders, dachten auch wir anfangs, muss es aussehen, das Mädchen, das die unheimlichen grauen Herren besiegt und den Menschen die geraubte Zeit zurückbringt.

Und doch wir haben uns anders entschieden und das gemacht, was die ureigene Aufgabe von Theater ist: wir haben mit unseren eigenen Erwartungshaltungen gebrochen und neue Bilder gefunden: Für Momo, die eigentlich stellvertretend für all die Kinder steht, die eigenwillig auf ihr Tempo bestehen, und sich (noch) nicht der Ökonomisierung von Zeit und Raum unterwerfen möchten. Für Kassiopeia, die als weises und seltsam entrücktes Wesen zwar das Tempo einer Schildkröte hat, die aber durch und durch menschlich auf unserer Bühne erscheint. Für Hora, Wächter der Zeit, der oder die wie echte Erleuchtete mit einem Augenzwinkern über den Dingen steht.

Nun laden wir laden Sie und alle jungen Zuschauer ein, sich von uns in diese Bilderwelt entführen zu lassen. Mit diesen Begleitmaterialien stellen wir Ihnen Anregungen und Tipps zur Seite um den The-aterbesuch mit Ihren SchülerInnen vor- und nachzubereiten. Neben Gedanken und Hintergrundinfos zur Inszenierung geben wir viele praktische Anleitung um Zeit schön zu gestalten oder sogar großzü-gig zu verschwenden.

Bei Fragen stehen wir Ihnen selbstverständlich immer zur Verfügung. Über ein Feedback zum Theater-besuch von Ihnen und den Schülern per Mail oder postalisch freuen wir uns!

Ihre

Nina Eichhorn(Theaterpädagogin)

Kontakt:Tel. 09281 / [email protected]

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 3

inhaltsangabe

Besetzung 4

Vorstellungstermine 5

Darum geht's 6

Gedanken zum Stück 6

Die Figuren der Geschichte 7

Interview mit Marina Schmitz ("Momo") 8

Vorschläge zur Vorbereitung des Theaterbesuchs 11

Euer Videoclip für Momo 13

Vorschläge zur Nachbereitung des Theaterbesuchs 14

Songs aus dem Stück 17

Texte zur Vertiefung 20

Kopiervorlage - Ausmalbögen 24

Anhang - Noten zu den Songs aus "Momo" 28

Quellen 36

Impressum 36

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4 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

besetzung

momoEin fantastisches Abenteuer für die ganze Familie von Michael Ende

InszenIerung Bernd Plöger

MusIkalIsche leItung Sebastian Kemper

Bühne und kostüMe Annette Mahlendorf

draMaturgIe // theaterpädagogIk Nina Eichhorn

VIdeographIe Kilian Görl

regIeassIstenz // choreographIe // aBendspIelleItung Ewelina Kukushkina

InspIzIenz Reinhard Steinert

regIehospItanz Despina Rhaue

MoMo Marina Schmitz

gIgI FreMdenFührer // 3. grauer herr Jörn Bregenzer Beppo strassenkehrer // 4. grauer herr Oliver Hildebrandt

FusI // hora Marianne Lang

lIlIana, nInos Frau // kassIopeIa Verena Ehrmann

Maurer nIcola // 1. grauer herr Florian Bänsch

gastwIrt nIno // 2. grauer herr Marco Stickel

MarIa // BIBIgIrl // stundenBluMe // 5. grauer herr Ewelina Kukushkina

PRemieRe: 19. novembeR 2015, gRosses hausAufführungsdauer: ca. 75 Minuten, ohne Pause

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 5

voRstellungsteRmine

Hof, Großes Haus:Donnerstag, 19.11.2015, 08.45 Uhr und 10.45 UhrFreitag, 27.11.2015, 08.45 Uhr und 10.45 UhrDienstag, 01.12.2015, 08.45 Uhr und 10.45 UhrMittwoch, 02.12.2015, 08.45 Uhr und 10.45 UhrDonnerstag, 03.12.2015, 08.45 Uhr und 10.45 UhrFreitag, 04.12.2015, 08.45 Uhr und 10.45 UhrSamstag, 05.12.2015, 16.00 Uhr mit anschließendem Basteln im FoyerSonntag, 13.12.2015, 16.00 Uhr mit anschließendem Basteln im Foyer

Theaterkasse:Tel. 09281/7070-290, Fax 09281/[email protected]

Mo-Sa 10-14 Uhr, Mi auch 18-20 Uhr

Abendkasse: Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn

Bayreuth, Stadthalle:Montag, 23.11.2015, 08.30 Uhr und 10.30 UhrDienstag, 24.11.2015, 08.30 Uhr

Theaterkasse BayreuthOpernstraße 22Tel 09281. 69001

Mo–Fr 10–17 UhrSa 10–14 Uhr

Selb, Rosenthaltheater:Dienstag, 08.12.2015, 08.30 Uhr und 10.30 UhrMittwoch, 09.12.2015, 10.00 Uhr

Theaterkasse SelbLeo‘s Tee & mehrPoststraße 7Tel 09281.70 70 29-0

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6 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

daRum geht'sSchon lange begeistert dieser besondere Krimi Jung und Alt gleichermaßen. Die geheimnisvolle Momo taucht eines Tages im alten Amphitheater auf und zieht alle in ihren Bann. Beppo, der Straßenkehrer mit eigener Philosophie, Gigi der gewitzte Fremdenführer, Nino, Fusi, Liliana und Nicola nehmen sie gerne in ihrer Gemeinschaft auf. Auf einmal erscheinen seltsame Graue Herren und überreden die Menschen zum Zeitsparen. Was wird aus der gesparten Zeit? Momo macht sich mit Hilfe von Kassio-peia auf den Weg zu Hora, dem Hüter der Zeit. Ihnen muss es gelingen, die Menschen vor der Bedro-hung durch die Grauen Herren zu retten!

gedanKen zum stÜCKBereits im Jahr 1973 entwirft Michael Ende in seiner „seltsamen Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ eine Zukunftsvision, in der unser Leben von Technisierung, Leistungs- und Geschwindigkeitsrausch beherrscht wird. Vergleicht man Endes phantastische Prognosen mit unserer heutigen Zeit, so scheint vieles davon Realität geworden zu sein. Denn wer wenn nicht wir im Jahr 2015 sind in permanenter Zeitnot, finden keine Pause und funktionieren trotz wachsender Müdigkeit und Überlastung?

Tatsächlich sind es aber nicht die Grauen Herren, von denen wir uns haben einschüchtern lassen und die uns zwingen unser Leben zu ökonomisieren. Wer oder was stiehlt eigentlich unsere Zeit? Die Schule? Der Chef? Das Internet? Warum smsen, twittern, shoppen und glotzen wir geschäftig, statt der kreativen Langeweile und der Faulheit ihren berechtigten Platz in unserer (Frei-)Zeit einzuräumen? Was für Menschen bringt eine Gesellschaft hervor, die auf der Überholspur rast?

„Ich will einfach nur hier sitzen!“, verkündet ein etwas schrulliger Herr in einem bekannten Loriot-Sketch. Einfach nur sitzen. Schauen. Vielleicht einer Geschichte lauschen. Da-Sein. Das kann und möchte Momo. Und daran können wir, die großen und kleinen Kinder, uns mit ihrer Hilfe erinnern. NE

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 7

die FiguRen deR gesChiChte

momo – das Mädchen, das eines Tages im Amphitheater auf-taucht, gut zuhören kann und damit andere tröstet. Sie ist hilfsbereit, offen und braucht eigentlich nicht viel um glück-lich zu sein, außer Freunden und Menschen, die sich Zeit für sie nehmen.

gigi Fremdenführer – einer der beiden besten Freunde Momos.Als er unter dem Einfluss der grauen Herren berühmt und erfolgreich wird, büßt er seine Fantasie und Originalität ein.

beppo straßenkehrer – der an-dere beste Freund Momos. Von ihm stammt auch der berühmte Tipp, statt das Ende auf das Ende einer langen Straße zu warten, immer nur das nächste Stück zu sehen, den nächsten Schritt zu setzen.

nino – Wirt eines kleinen Lo-kals am Stadtrand, er eröffnet später ein Schnellrestaurant.

liliana – Ninos FrauSie streitet gern mit ihrem Mann, wenn er eine neue Idee für das Restaurant hat. Genauso gern versöhnt sie sich wieder mit ihm.

nicola – der Maurer. Ein etwas aufbrausender Kerl mit weichem Kern. Sein Großvater hat den schiefen Turm von Pisa mit er-baut, behauptet jedenfalls Nino.

die grauen herren – Mit fahler grauer Haut, grauen Anzügen und Zigarren aus getrockneter Zeit im Mund, ohne die sie nicht existieren können. Sie sind auf dem neuesten Stand der digitalen Technologie und übernehmen die Kontrolle über die Menschen, in-dem sie sie zum Zeitsparen über-reden. Die gesparte Lebenszeit wird aber nicht wie versprochen aufbewahrt, sondern löst sich im Raum der Zigarren in Nichts auf.

Kassiopeia – im Buch von Micha-el Ende eine Schildkröte, auf der Bühne des Theaters Hof eine wun-derliche (vielleicht „verrückte“) Frau ohne festen Wohnsitz. Kas-siopeia kann eine halbe Stunde in die Zukunft schauen. Sie bringt Momo zu Hora und hilft ihr, den grauen Herren zu entkommen.

Fusi – die Friseurin, nicht reich, aber auch nicht arm, ist eine der ersten, die von den grauen Herren zum Zeitsparen überreden wird.

secundus minutius hora – Hüter der Zeit und der Stundenblumen. Hora hilft Momo die grauen Herren zu überlisten, die graubten Stundenblumen zu befreien und den Menschen ihre (Lebens-)Zeit zurückzubringen.

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8 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

inteRvieW mit maRina sChmitz ("momo")

Liebe Marina, wer oder was stiehlt dir die Zeit?Facebook! Immer wenn mir langweilig wird, gucke ich, was auf Facebook ‚los ist‘, anstatt irgendwas Sinnvolles zu machen oder einfach mal vor die Tür zu gehen. Man könnte ja was verpassen... Das kann zu einer richtigen Sucht werden! Manchmal stehle ich mir auch selber die Zeit, da ich immer das Gefühl habe, etwas machen zu müssen. Dabei verpasst man dann so viele tolle Ideen die einem beim Nichts-Tun plötzlich einfallen könnten.

Wofür hättest du dementsprechend gern mehr Zeit?Für Kleinigkeiten und Blödsinn. Dafür, mich ins Gras zu legen und Wolken zu beobachten, durch bunte Blätter zu toben, auf einem Feld zu tanzen, verkleidet durch die Stadt zu laufen, auf Bäume zu klettern und, und, und. Für Sachen die man sonst nicht macht, die aber jede Menge Spaß machen!

Du bist erst seit wenigen Wochen in Hof, wie hast du deine Zeit bis jetzt hier erlebt?Sehr ruhig. In Frankfurt am Main war alles schnell und groß. Da ist Hof das absolute Kontrastpro-gramm. Ich muss auf einmal auf Ladenöffnungszeiten achten :-)Ansonsten ist es landschaftlich hier viel schöner! Am Untreusee war ich schon, jetzt fehlt mir noch etwas Sportliches, danach bin ich aber auch schon auf der Suche.Generell habe ich das Gefühl hier viel mehr Zeit zu haben, als während des Studiums. Was eigentlich merkwürdig ist, da ich hier ja jetzt arbeite. Aber es fühlt sich die meiste Zeit nicht nach Arbeit an son-dern macht jede Menge Spaß!

Was hast du gemacht bevor du hergezogen bist?Ich habe in Frankfurt am Main mein Schauspielstudium abgeschlossen und dann mein letztes Er-spartes zusammengekratzt, mir davon erstens ein Auto gekauft und zweitens bin ich zusammen mit einer Freundin einen Monat auf Sri Lanka rumgereist. Danach hatte ich noch ein Gastengagement am Theater Baden Baden. Ansonsten habe ich zugesehen, dass ich alle mir wichtigen Menschen nochmal besuche, da Hof doch mehr als einen Katzensprung von meiner Heimat entfernt ist.

Worauf freust du dich in deinem neuen Engagement am Theater Hof am meisten?Darauf, mich auf der Bühne austoben und ausprobieren zu dürfen. Auf tolle Kollegen, verschiedene Re-gisseure und viele neue Stücke und Figuren. Und ich hoffe, dass ich auch mal bei einer musikalischen Produktion dabei sein darf.

In welchem Alter ist dir die Geschichte von „Momo“ zum ersten Mal begegnet? Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich das Buch erst kurz vor Probenbeginn gelesen. Ich bin eher mit Bibi Blocksberg, Märchen und Disneyfilmen groß geworden.Ich hatte aber eine Studienkollegin, die wie die Momo aus dem bekannten Film aussieht. Wir haben immer gesagt, dass sie mal Momo und ich Tinkerbell aus Peter Pan spielen werde. Jetzt spiele ich die Momo - mal schauen, ob sie Tinkerbell spielen wird :-)

Was glaubst du, warum hat Michael Ende diese Geschichte geschrieben?Als Kritik an der immer schneller und anonymer werdenden Gesellschaft. Wahrscheinlich wollte er die kleinen Dinge und Momente des Lebens wieder bewusster machen. Da kommt auf einmal ein kleines Mädchen in die Stadt, das sich mit den Menschen beschäftigt, anstatt mit irgendwelchen Konsumgü-tern. Momo ist total zufrieden mit dem, was sie hat. Diese Zufriedenheit, Offenheit und Lebensfreude strahlt sie auch aus, wodurch sich alle zu ihr hingezogen fühlen. Sie urteilt nicht, sondern nimmt alles so wie es kommt und macht das Beste daraus.

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Wer ist Momo in deinen Augen eigentlich? Wo kommt sie her? Was ist ihr wichtig?Momo ist eine Figur, die sich traut zu träumen und einfach so zu sein wie sie ist, auch wenn das heißt, anders als die Menschen um sie herum zu sein. Sie ist ein Herzmensch, vertraut ihren Gefühlen und Instinkten und blüht in Gegenwart ihrer Freunde auf. Sie kann sich stundenlang mit kleinen und einfachen Dingen wie Steinen, Federn und Muscheln beschäftigen. Mir fällt da grade die Beschreibung „naive, verträumte Weltenforscherin“ ein. Wobei ich hier mit „naiv“ auf keinen Fall „unwissend“ mei-ne, sondern vielmehr „unvoreingenommen“.Ich glaube, sie streunt durchs Leben und lässt sich da nieder, wo es ihr gefällt, wo sie die Menschen mag, ohne zu wissen, wie lange sie letztendlich bleiben wird. Das werden ihr Herz und ihr Bauch ihr schon sagen.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Momo und der Schauspielerin Marina Schmitz? Wenn ja, welche?Zwischen der Momo aus unserer Inszenierung und mir auf jeden Fall. Meiner Meinung nach kann man einer Figur nur Leben einhauchen, wenn man ein bisschen von sich mit in die Rolle hineingibt. Im Gegenzug gibt die Beschäftigung mit der Figur einem auch etwas zurück.Ich muss zugeben, dass ich manchmal recht verkitscht bin. Von mir aus könnte es ganz viele Seifenbla-sen, Schmetterlinge, Schneeflocken, Blätter, Pusteblumen, Eichhörnchen, Igel, Kristalle, bunte Steine,

Luftballons und Sterne auf unserer Bühne geben. Ein paar dieser Dinge haben wir ja schon… :-)Das ist dann aber auch wieder der Unterschied. Momo würde sich zwar genau wie ich daran erfreuen, es sich aber nie aktiv wünschen. Ich wünsche mir in mancher Hinsicht mehr so wie Momo zu sein und unvoreingenommener durch die Welt zu gehen. Ein bisschen färbt die Figur Momo aber auch auf mich ab. Ich habe vor ein paar Ta-gen angefangen, Stöcke und Kastanien zu sammelt, das habe ich zuletzt vor ein paar Jahren gemacht.

Was wir aber definitiv beide lieben sind Spiele und Menschen. Was ich zum Beispiel gerne mache, ist fremden Menschen auf der Straße zuzuwinken. Das würde Momo glaube ich auch tun. Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand darüber nicht gefreut hätte. Man kann so ganz leicht ein Lächeln ins Ge-sicht zaubern.

Worauf dürfen sich die jungen Zuschauer deiner Meinung bei ihrem Besuch unserer „Momo“-In-szenierung besonders freuen?

• auf viele liebenswerte Charaktere• auf Freundschaften, die entstehen und dem negativen Einfluss, den grauen Herren, standhalten• auf Zaubermomente• auf eine spannende Geschichte, die natürlich auch Bösewichte braucht• Und vor Allem dürfen sie sich darauf freuen, ein kleines bisschen mitmachen zu dürfen!

Nehmen wir an, du bekämst eine Stundenblume geschenkt, die dir einen Tag absolut freie Zeit be-schert, wie sähe dieser Tag bei dir aus?…Kunterbunt: mit meinen Freunden am Meer, vielen Spielen, einem Lagerfeuer, Glühwürmchen und hoffentlich ganz vielen Cupcakes und Kuchen.

maRina sChmitz

Geboren in Köln // 2009–2011 Mitglied des Jungen Theaters Leverkusen // 2011–2015 Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt am Main // Engagements u.a. am Hessischen Landestheater Marburg und Schauspiel Frankfurt // Rollen u.a. Ariel in „Der Sturm“, Irina in „Drei Schwestern“, Paula Spencerin „Die Frau, die gegen Türme rannte“ // Neu am Theater Hof mit Beginn der Spielzeit 2015/16

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 11

voRsChlÄge zuR voRbeReitung des theateRbesuChs

1) annäherung an den inhalt und die Figuren

Erzählen Sie den Kindern mit Hilfe der Inhaltsbeschreibung worum es in dem Stück geht.Schauen Sie sich dann die Figuren an und lesen Sie mit ihnen die Kurzbeschreibungen daneben durch. Einige Kinder kennen die originale Geschichte vielleicht schon durch Filme oder haben das Buch gele-sen. Sie haben oft eine sehr genaue Vorstellung davon, wie die Figuren aussehen und wie man sie im Theaterspiel darstellen könnte. Lassen Sie sie sich darin spielerisch ausprobieren:

So geht’s:Die Kinder bilden Paare. Eines ist der „Baumeister“, das andere steht ganz neutral und stellt sich vor, es wäre aus Knete oder weichem Wachs. Der Baumeister entscheidet nun, welche der Figuren aus der Geschichte er oder sie „bauen“ möchte und formt sein Gegenüber dementsprechend (sanft!) mit seinen Händen und indem er der Knetfigur Anweisungen gibt. Wenn er mit dem Zwischenergebnis zufrieden ist, setzt sich die Figur in Bewegung und der Baumeister sagt nun, was die Figur machen soll oder was sie sagen soll. Dann hat jede Figur einen kurzen Einzelauftritt vor der Gruppe und die anderen Kinder raten, wen aus der Geschichte sie dargestellt. Im zweiten Durchgang tauschen die Paare die Rollen und es geht noch einmal von vorn los. Zum Schluss schütteln alle Kinder einmal den ganzen Körper kräftig von oben bis unten und schlüpfen so aus ihren Rollen.Als Erweiterung des Spiels können sich auch zwei oder drei Figuren bei ihrem Auftritt begegnen und in ein kurzes improvisiertes Spiel kommen.

2) die musik

Auf den Seiten 16 und 17 finden Sie einige Songtexte aus dem Stück. Wir schicken Ihnen gern auf kurzem Weg die Songs per Mail zu. Schreiben Sie an [email protected], Stichwort: "Momo-Songs".Hören Sie die Lieder mit den Kindern und überlegen Sie gemeinsam worum es in den Liedern geht. Sprechen Sie über die gegensätzlichen Aussagen der Lieder und was sie den Kindern über die Figuren verraten, die sie singen!

3) einstimmung auf das Kernthema

In der folgenden Geschichte geht es wie in "Momo" um Menschen, die versuchen Zeit zu sparen aber gar nicht wissen, was mit der gesparten Zeit passiert. Lesen Sie den Kindern die Geschichte vor und sprechen danach gemeinsam darüber.

Mögliche Arbeitsauträge:

Überlegt Euch einen Schluss. Was glaubt ihr, wo suchen und finden die Kinder aus der Geschichte die verlorene Zeit? Wie könnten sie es schaffen, die verlorene Zeit auch den Erwachsenen wiederzubrin-gen? Was passiert mit dem König? Wie kann man ihn umstimmen?Was unterscheidet den Fremden aus der Geschichte von den anderen Erwachsenen und dem König? Wie findet ihr sein Verhalten? Was machen die Kinder mit der wiedergefundenen Zeit? Was würdet ihr tun?

Spielt die Geschichte in verteilten Rollen und mit euren eigenen Ideen fürs Ende frei nach. Benutzt dafür die Requisiten, die euch gerade zur Verfügung stehen und erfindet eigene Texte. Improvisiert, wie es euch gefällt!

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12 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

die geschichte von der verlorenen zeitGekürzte Erzählung mit offenem Ende nach Hildegard Mühlberger

Es war einmal ein König, der wohnte in einem großen Schloss. Das Schloss stand auf einem Berg und immer wenn der König auf seinen Balkon trat, konnte er über die ganze Stadt schauen. Unten in den Straßen der Stadt ging es laut zu. Die Menschen waren fleißig, eilten eifrig hin und her, trieben ihre Pferde an, damit diese die beladenen Wagen durch die Straßen zogen. Aber dem König war das alles viel zu langsam.

Und so befahl er eines Tages, dass seine Leute in der Stadt schneller gehen, schneller essen, schneller schlafen sollten. Am schnellsten aber sollten sie arbeiten. Die Leute rannten die Wege entlang, rasten mit ihren Pferdewägen durch die Straßen und arbeiteten so schnell, dass sie nicht mehr aufschauen konnten.

Eines Tages kam ein Fremder in die Stadt. Er schaute sich um und wollte jemanden um Auskunft bitten. Aber alle Leute hetzten an ihm vorbei und ließen ihn stehen. Da hielt er einen vorbeieilenden Arbeiter am Ärmel fest und fragte: „Bitte, wo bin ich hier und wie heißt diese Stadt?“

„Ich habe keine Zeit!“, antwortete der Arbeiter und rannte auch schon weiter. „Das ist ein seltsamer Name für eine Stadt!“, dachte der Fremde und ging die Straße weiter. Er bemerkte eine Gruppe Kinder, die in einem Hof beisammen saßen. „Darf ich mich zu Euch setzen?“, fragte der Fremde und betrat den Hof. „Ja“, riefen die Kinder, „mach schnell! Du kannst uns bei den Hausaufgaben helfen.“

„Was macht ihr denn?“, fragte der Fremde. „Wir üben schnell sprechen!“, antworteten die Kinder hastig und plapperten wild durcheinander, denn jeder wollte der schnellste sein. „Und was spielt ihr so?“, fragte der Fremde. Die Kinder wurden traurig und sagten: „Wir haben keine Spiele mehr, denn es gibt keine Zeit mehr zum Spielen.“

Der Fremde dachte ein Weilchen nach und die Kinder schauten ihn neugierig an. Sie hatten schon lan-ge nicht mehr gesehen, dass einer so ruhig dastand und nachdachte. „Dann müssen wir die Zeit zum Spielen eben suchen!“, sagte der Fremde plötzlich, „Ich weiß, wo wir die verlorene Zeit finden können!“

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 13

eueR videoCliP FÜR momo

Auf unserer Homepage www.theater-hof.de* ist er schon zu sehen, der Trailer für das Theaterstück „Momo“, unser fantastisches Abenteuer von Michael Ende.

Die Zeitdiebe:Schenk uns einen Teil von deiner Zeit

Dreitausendsechshundert Sekunden pro Stunde - Sechsundachtzigtausendvierhundert Sekunden pro Tag -

Einunddreißig Millionen fünfhundertsechsunddreissig Tausend Sekunden pro Jahr -Sei smart und spar!

Jetzt habt ihr die Möglichkeit, Euren eigenen Clip zu drehen! Es ist ganz einfach: Ladet den Song herunter, schnappt Eure Kameras, Smartphones oder Handys und zieht los. Ob Allein, zu zweit oder zweihundert, ob im Park, im Bus oder im Klassenzimmer – macht Euer Ding! Schickt uns Euer Video oder den Link und wir veröffentlichen Euer Werk auf unserer Homepage und im Theater. Unter allen Einsendungen verlosen wir 50 Theaterkarten. Schulklassen schenken wir Zeit: Eine Freistunde mit dem Theater, eine Führung oder einen Workshop oder oder oder…

Wir schicken Euch den Song für Euren Clip auch per Mail – Bitte schreibt uns einfach.

* http://www.theater-hof.de/junges-theater-hof/wir-spielen/detail/momo/video/

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14 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

voRsChlÄge zuR naChbeReitung des theateRbesuChs

Zunächst einmal hoffen wir, dass Sie und die Kinder einen gelungenen Theaterbesuch erlebt habt. Im Folgenden findet Sie nun Anregungen zur spielpraktischen Nachbereitung im Unterricht. Als Zeitraum dafür ist jeweils eine doppelte Schulstunde vorgesehen. Zwei Themenkomplexe stehen dabei zur Aus-wahl: 2) „Zeit“ und 3) „Zuhören & Geschichtenerzählen“. Selbstverständlich kann man sich auch die Zeit für die Bearbeitung beider Themenkomplexe gönnen.

1) gemeinsames PhilosoPhieRen

BlitzlichtJedes Kind nennt spontan eine Sache oder einen Moment des Theaterbesuchs, an die es sich erinnert. Es sollte möglichst nur ein Wort gesagt und Wiederholungen vermieden werden. Jedes Kind darf et-was Neues sagen, egal ob etwas ist, was auf der Bühne oder im Zuschauerraum zu sehen war, ob es vor Beginn, nach dem Ende des Stücks oder im Bus aufgefallen ist.

Folgende Fragen können das gemeinsame Philosophieren anregen:

• Was hat Euch gut gefallen? Was hat Euch irritiert oder nicht so gut gefallen?

• Wie fandet ihr Bühnenbild und die Kostüme?

• Welches waren Eure Lieblingsmomente, warum? Welche Figuren mochtet ihr (nicht), warum?

• In welchen Momenten des Stücks haben die Menschen in Momos Welt viel Zeit? Wie nutzen sie diese?

• In welchen Momenten sieht man, dass die Figuren weniger Zeit haben? Woran genau habt ihr das erkannt (was haben sie gemacht, gesagt, welche Requisiten oder Bühnenelemente haben darauf hingedeutet etc.)

• Gab es Situationen oder Handlungen im Stück, die ihr aus eurem eigenen Leben kennt? Welche waren das und woran erinnern sie euch?

• Kennt ihr das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben? Könnt ihr das Gefühl beschreiben (wo im Körper ist es spürbar, wodurch entsteht es, was kann man dagegen tun, etc)

• Für welche Dinge, die du nicht so gerne magst, brauchst du sehr viel Zeit?

• Für welche Hobbies / Personen / Tätigkeiten hättest du gerne mehr Zeit?

• Welche Rolle spielt Langeweile in deinem Leben?

• Wenn es die grauen Herren wirklich gäbe, welche Tricks müssten sie anwenden um dich zum Zeitsparen zu überreden / verführen?

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 15

2) „zeit“

HINFÜHRUNG

Voraussetzung: größerer Klassenraum mit Freifläche in der Mitte, der Fußboden sollte nicht kalt sein, ideal sind ein paar Matten

Langsam-Schnell-LangsamStellt euch verteilt in die Freifläche des Raums, so dass dieser gut gefüllt ist. Jeder steht für sich allein und berührt bei der Übung die anderen nicht. Wenn ihr gut und ruhig steht, schließt die Augen und at-met ein paar Mal ganz entspannt aber bewusst, um zur Ruhe zu kommen. Auf ein akustisches Zeichen (Gong, Klingel oder Händeklatschen) der Spielleitung öffnet ihr die Augen und beginnt, euch in Zeitlu-pe kreuz und quer durch den Raum zu bewegen, so langsam wie möglich. Auf jedes weitere akustische Zeichen steigert ihr peu à peu das Tempo, bis ihr so schnell geht wie ihr könnt, ohne ins Rennen zu verfallen. Wenn ihr maximales Gehtempo erreicht habt, werdet ihr allmählich wieder langsamer, bis ihr zum Stehen kommt.

Zeit vergehen lassenMomo macht sich viele Gedanken über die Zeit. Sie fragt sich, woraus diese bestehe, da sie ja immer da sei, aber sich nicht anfassen lasse. In dieser Übung könnt ihr euch Zeit nehmen, diese einmal bewusst zu spüren. Dazu legt ihr euch für 5 Minuten möglichst still auf eine Matte oder den Boden und schließt die Augen. Konzentriert euch auf euren eigenen Atem oder achtet auf die Geräusche im Raum. Die Spielleitung kann euch immer wieder eine Idee geben, wie viel Zeit schon vergangen ist, nach der Hälfte der Zeit kann sie z.B. sagen „noch 2 Minuten“. Zum Beenden der Übung kommt ihr langsam zum Sitzen und reckt und streckt euch ordentlich. Dann setzt ihr euch in einen Kreis und sprecht über euer Erleben:

• Wie war es für euch, 5 Minuten „nichts“ zu tun. Wem ist es leicht gefallen? Wem ist es schwer gefallen?

• Was braucht ihr / bräuchte es, um dieses Nichtstun (noch mehr) genießen zu können?

a) „Die Stundenblume" - Wandzeitung über einen Tag der Muße (ab Klasse 1)Stell dir vor, du bekommst eine Stundenblume geschenkt. Du hast einen Tag lang Zeit und kannst machen, was du willst. Sammelt Ideen und Materialien (Texte, Überschriften, Bilder, Fotos u.v.m.) aus denen ihr gemeinsam eine große Wandzeitung gestaltet. Folgende Fragen könnt ihr euch selber beant-worten:

• Welches Buch würde ich lesen?• Welchen Film würde ich schauen?• Welche Musik würde ich hören?• Welchen Ort würde ich aufsuchen?• Welche Menschen würde ich treffen?• usw.

Bringt außerdem Fotos mit, die ihr aus eurem Kinderzimmerfenster heraus gemacht habt und schaut sie euch gemeinsam an: Zeigt euch, was ihr sehen würdet, wenn ihr einen Tag lang nur aus dem Fens-ter schauen würdet. Klebt diese Fotos (oder eine Auswahl) mit auf die Wandzeitung.

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16 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

b) „Ich wünschte, ich könnte die Zeit anhalten“ (ab Klasse 4)

Ihr sammelt in der Gruppe Beiträge zu folgender Frage: • Erinnert ihr euch an Situationen, in denen ihr euch gewünscht hättet, die Zeit anhalten zu kön-

nen? Waren es schöne oder unangenehme Momente? Was hättet ihr mit dem Anhalten der Zeit bewirken wollen?

Ihr bildet nun Kleingruppen (max. 5 Spieler) und entwickelt eine Szene, in denen eine solche Situa-tion vorgestellt wird. Verteilt die Rollen, überlegt euch den Ablauf und probt ihn.Spielt euch die Szenen gegenseitig nach folgendem Prinzip vor:• Spielt zuerst die Situation, wie sie verlaufen ist oder verlaufen würde, ohne dass die Zeit ange-

halten wird.• Befragt anschließend eurer Publikum, in welchen Momenten man die Zeit anhalten könnte und

warum bzw. was sich dadurch verändern würde.• Spielt dann eure Szenenidee mit dem Moment der angehaltenen Zeit (und der sich möglicher-

weise daraus ergebenen Veränderung) vor.

Hattet ihr den gleichen Ansatz wie das Publikum? Wenn nicht, könnt ihr nun auch noch einen Vor-schlag aus dem Publikum aufgreifen und die Spielsituation in dieser Weise verändern.

3) „zuhÖRen & eRzÄhlen“

Momo hat eine besondere Gabe: sie kann besonders gut zuhören. Im folgenden Spiel könnt ihr heraus-bekommen, wie schwer oder leicht es sein kann, jemandem wirklich gut zuzuhören.

Zuhörer & ErzählerGeht paarweise zusammen und legt fest, wer Erzähler und wer Zuhörer ist. Der Erzähler hat nun fünf Minuten Zeit, eine Geschichte zu erzählen, z.B. über das letzte Wochenende, seinen besten Freund oder seine beste Freundin, seine Familie etc. Der andere hört zu, ohne zu unterbrechen oder zu kommentie-ren. Danach fasst der Zuhörer in eigenen Worten zusammen, was er gehört hat. Dann wechselt ihr die Rollen.Sprecht anschließend im Kreis über eure Erfahrungen als Zuhörer und Erzähler. Welche Rolle ist euch leichter gefallen und warum? Welchem Menschen in eurem Umfeld hört ihr besonders gern zu und warum?

Eine Geschichte gemeinsam erzählenBei dieser Übung sind alle gleichzeitig Zuhörer und Erzähler: Ihr sitzt zusammen, am besten auf dem Boden, ganz so, wie sich früher die Dorfbewohner um einen Geschichtenerzähler gesellt haben. Nun erzählt ihr gemeinsam eine Geschichte, bei der jeder reihum einen Satz ergänzt, den er mit folgenden Worten einleitet: „Ja, genau,…“ bzw. „Ja, genau, und dann…“. Die Geschichte kann wahr oder frei erfunden sein. Wichtig ist, dass man die Ideen der Miterzähler aufgreift und alle gleichberechtigt beim Entstehen der Geschichte beteiligt sind.

Wenn ihr wollt, könnt ihr danach Passagen aus der Geschichte nachspielen. Geht dafür in Gruppen zusammen, verteilt die Rollen, probt den Ablauf und spielt euch die Szenen gegenseitig vor.

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 17

songs aus "momo"

das lied vom einFaChen leben (momo)

1. Teil Hast du ein Dach über'm Kopf Hast du nen Freund den du magst Bist du in Eile, bleibe doch Bist du einer, der das wagt Ich bin Momo hör dir zu Bin einhundert Jahre alt Brauche wenig, hör mir zuw Und ich gehe nicht so bald 2. Teil Setz dich hin, bleib hier steh'n Jetzt bin ich da, bleibe hier Hör zu, ich werde nicht gehen Brauch nicht viel, ich bleib bei dir 3. Teil Ich bin Momo hör dir zu Bin einhundert Jahre alt Brauche wenig, Hör mir zu Und ich gehe nicht so bald Denn der Moment ist, was zählt Bin bei dir und geh nicht fort Im Augenblick ist jetzt das Jetzt Bin jetzt hier und geh nicht fort

lied deR gRauen heRRen

Schenk uns einen Teil von deiner Zeit (7x)

Dreitausendsechshundert Sekunden pro Stunde Sechsundachtzigtausendvierhundert Sekunden pro Tag Einunddreißig Millionen fünfhundertsechsunddreissig Tausend Sekunden pro Jahr - Sei smart und spar! Investiere jetzt und hier in deine Ewigkeit Denn was du jetzt nicht sparst geht gleich ab von deiner Zeit Da zählt jede Sekunde: Zeit ist Geld Deine Uhr tickt: Tick Tick Tick - Sei ein Held! Schenk uns einen Teil von deiner Zeit (13x)

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18 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

das lied vom eRFolg (gigi) Hey! Jetzt geht’s ums Ganze: Rufe jetzt für mich an! Kleiner Funfact: Zu Hause habe ich 3 Badewannen, 24 TVs in denen meine Shows laufen, ein eigenes Kino für meinen Film in dem ich der Star bin. Einer meiner Fans stalkt mich sogar! Tanz den Gigi-Walk und komm in die Gigi-World an der A9

Hey! Ich bin im Recall – ich steh im Rampenlicht Ich spiele die Hauptrolle in meinem Leben, auf meiner Homepage, meinem Videokanal, in meinem Videoclip, alle wollen ein Selfie mit mir, schicken mir ihre Teddys Ich hab‘s geschafft, bin ganz oben, hab Erfolg, das ist top und ich like das

Hey! Ich bin ein Star, bin super, dein Superstar. Ich hab meine eigene App, du kannst mich adden, liken, followen, stalken, ich bin Gigi to go! Ich heul‘ bei meiner Preisverleihung, hab meine eigene Internet show, Gigi Total auf allen Kanälen, ich bin so berühmt, alle kennen mich, lieben mich, verehren mich, Hab 1000 Likes, 800 Follower Hey! Ich bin ein Star– ganz oben – holt mich hier raus! Holt mich hier raus!

das lied vom PRotest (momo, beppo, gigi)

Mehr Zeit für Kinder! Wenn dir was nicht passt, dann musst du aufstehn!

Denke nicht an Morgen! Gefällt dir etwas nicht, dann musst du aufschrein!

Die Grauen Herren tragen alle feine Anzüge, hörn Musik von Helene Fischer und essen abends Bircher Müsli. Du bist das Kind das tanzen will, du bist das was sie nicht sein können.

Eure Zeit wird euch geklaut! willst du was andres, dann musst du rausgehn!

Stoppt die Zeitdiebe! Gemeinsam werden wir’s schaffen, zusammen werden wir abgehn! Gemeinsam werden wir’s schaffen, zusammen werden wir abgehn!

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 19

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20 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

teXte zuR veRtieFung

michael ende und die schildkröten

„Man hat mich des öfteren gefragt, warum fast in jedem meiner Bücher eine Schildkröte vorkommt. Ich muss zugeben, dass mir diese Tatsache selbst erst durch die Frage auffiel. Eigentlich hat sich die jeweilige Schildkröte (Uschaurischuum, Morla, Kassiopeia, Tranquilla usw.) sozusagen immer ganz von selbst eingestellt, ohne meine Absicht. Aber vielleicht können einige Hinweise auf die Bildersprache der Mythen und Märchen die Frage wenigstens teilweise beantworten. In der Weltmythologie wim-melt es ja geradezu von Schildkröten. Der Noah der nordamerikanischen Indianer z.B. rettet sich nicht wie der biblische in einem Schiff, sondern auf dem Rücken einer riesigen Wasserschildkröte mit seiner Familie über sie Sintflut. Im indischen Mythos steht die Welt auf dem Panzer einer kosmischen Schild-kröte. Wenn man das I-Ging, das chinesische "Buch der Wandlungen", aufschlägt, so wird man finden, dass die 64 Ur-Hexagramme, von denen, wie es heißt, alle Schriftzeichen abstammen, von einem vor-geschichtlichen Weisen aus den Mustern auf den einzelnen Platten eines Schildkrötenpanzers abgele-sen worden sind. (Wer Momo gelesen hat, wird sich hier vielleicht an Kassiopeias Mitteilungshinweise erinnert fühlen.) Die Beispiele sind fast beliebig vermehrbar. Was mir persönlich an Schildkröten (ich spreche hier von der mediterranen Landschildkröte) so besonders sympathisch ist, das ist:

1. ihre vollkommene Nutzlosigkeit. Schildkröten haben weder Freunde noch Feinde in der Natur (au-ßer dem Menschen, versteht sich, der ja inzwischen der gefährlichste Feind aller Kreatur geworden ist, aber der Mensch ist kein "natürlicher" Feind). Sie nützen niemand und sie schaden niemand. Sie sind einfach da. Das scheint mir in einem Weltbild wie dem gegenwärtigen, in dem alles in der Natur vom Nützlichkeitsstandpunkt aus erklärt wird, eine bemerkenswerte und tröstliche Tatsache

2. ihre Bedürfnislosigkeit. Schildkröten können mit fast nichts existieren. Täglich ein paar Blättchen, damit kommen sie über Wochen und Monate aus.

3. ihr Alter. Ich meine damit nicht nur, dass sie im Einzelnen sehr alt werden können, sondern das Alter ihrer Spezies. Es hat sie schon gegeben, als der Mensch noch in Abrahams Wurstkessel schwamm, und es wird sie vermutlich noch geben, wenn wir längst wieder abgetreten sind.

4. ihr Gesicht. Haben Sie einer Schildkröte schon mal direkt ins Gesicht gesehen? Sie lächelt. Sie scheint etwas zu wissen, was wir nicht wissen.

5. ihre Form. Dies ist der am schwersten zu erklärende Punkt, weil er dem gegenwärtigen Denken ungewohnt ist: Wenn man eine Schildkröte einmal nicht anatomisch, sondern symbolisch betrach-tet, also das ins Auge fasst, was ihre Gestalt ausdrückt, dann hat man es eigentlich mit einer wan-delnden Hirnschale aus Horn zu tun. Die Hirnschale spielt in den Mythen der Welt ebenfalls eine bedeutsame Rolle. Nach der Edda wurde das gestirnte Himmelsgewölbe aus der Hirnschale des Ur-Eisriesen gebildet. In der Hirnschale befindet sich die Fontanelle, eine kleine Öffnung nach oben, die beim neugeborenen Kind noch für eine kurze Weile offen bleibt und sich dann nach und nach schließt. Das ist die Erinnerung des physischen Leibes, so sagen einige Quellen des alten Wissens, an eine Ur-Zeit, in der diese Fontanelle des Menschen sein Leben lang offen blieb. An dieser Stelle befand sich ein Organ (man kann seine eigentümliche Form noch jetzt an allen Buddha-Statuen als "Frisur" sehen), mit dem der Mensch wie träumend über die Welt von Raum und Zeit hinaus, also jenseits des Himmelsgewölbes, wahrzunehmen vermochte. Die Inder nennen es den "tausendblätt-rigen Lotos". Vielleicht sind sogar unsere Königskronen noch eine, inzwischen unbewusste, Nach-bildung dieses Organs. Bei den Schildkröten ist die Schale geschlossen. Das denkende Ich ist mit sich allein und wird sich seiner selbst bewusst. Mit anderen Worten: "Sie trägt ihre eigene kleine Zeit in sich.’“

Quelle: http://www.thienemann.de/me/schildkroeten.htm

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 21

eine südkoreanische entzugsklinik behandelt gamingsüchtige mit einem deutschen Fantasy-Klassiker

von John Power

Als der südkoreanische Suchtspezialist Dr. Lee Tae Kyung ein neues Programm zur Behandlung von elektronischer Mediensucht entwickeln wollte, suchte er nach der perfekten Lektüre für seine Patien-ten. Die Anonymen Alkoholiker hatten Das Blaue Buch, dachte er, also warum sollten Menschen, die abhängig von Computerspielen oder Smartphones waren, nicht ihr eigenes Buch zur Selbsthilfe ha-ben?

Doch dabei gab es ein Problem: Für diese Art der Abhängigkeit gab es keine speziellen Ratgeber. Also machte sich Lee auf in die Bibliothek, um sich dort inspirieren zu lassen—und fand genau das, wo-nach er gesucht hatte: Momo, den Fantasyroman des deutschen Schriftstellers Michael Ende aus den 1970ern.

Momo spielt in einer dystopischen Zukunft, in der bösartige übernatürliche Wesen, bekannt als die grauen Herren, die Menschen davon überzeugt haben, Freizeit und Geselligkeit aufzugeben, um Zeit zu sparen. Für Lee, der den Aufstieg der elektronischen Sucht in seinem Land miterlebt hatte, war das die perfekte Metapher für die Art, in der die Sucht nach elektronischen Medien den Menschen die Zeit raubt.

„Wenn wir ein Videospiel spielen, dann vergeht die Spielzeit schneller als die reale Zeit", sagte er mir, als ich sein Büro im Seoul National Hospital besuchte, einer ungewöhnlich altmodisch wirkenden Ein-richtung, die in der stets im Wandel begriffenen Hauptstadt auf ihren Umzug wartet. „Gamer spüren nicht, wie die Zeit in der echten Welt vergeht. Dadurch wird ihr Schlafrhythmus ge-stört und sie vergessen die Aufgaben und Termine des Alltags—selbst Dinge, die sie um ihrer Zukunft willen tun müssen."

Lee war so inspiriert von dem Roman, den er selbst bereits in seiner Studienzeit gelesen hatte, dass er sein Therapieprogramm nach einer der Hauptfiguren benannt hat: Meister Hora, der Verwalter der Zeit, der der jungen Protagonistin Momo dabei hilft, die grauen Herren zu besiegen.

„Meister Hora fragt die Schildkröte Kassiopeia: ‚Was ist deiner Ansicht nach das Beste, das man wäh-rend einer Belagerung [durch die grauen Herren] tun kann?'", sagte Lee, um den Fokus seiner Therapie auf regelmäßige Mahlzeiten und eine tägliche Routine zu erklären. „Die Antwortet lautet: ‚Frühstü-cken!' Als ich diese Worte las, war ich sehr überrascht. Wie hat Herr Ende diese Dinge bereits in den 1970ern verstanden? Damals gab es noch nicht einmal das Internet!"

Internetsucht und andere Formen der digitalen Obsession sind weltweit zu einem dringenden Problem geworden. Eine Studie, die letztes Jahr von Forschern der Universität Hongkong veröffentlicht wurde, schätzte, dass etwa 6 Prozent der Weltbevölkerung internetsüchtig sind.

In Südkorea ist das Bedürfnis nach elektronischer Stimulation fast überall offensichtlich. In den unzäh-ligen „PC Bangs", den öffentlichen Computerräumen des Landes, verbringen koreanische Jugendliche Stunden in MMOGs wie World of Warcraft oder League of Legends. Nur ein paar Glückspilze schaffen es, zu Profigamern zu werden, die potentiell mit Onlinespielen Millionen verdienen können—südkore-anische Profis gehören zu den besten der Welt.

Wenn du in Seoul in die U-Bahn steigst, siehst du ganze Waggons voller Menschen auf dem Arbeits- oder Schulweg, die kaum von ihren Bildschirmen aufsehen. Vier von fünf Teenagern in Südkorea besitzen ein Smartphone; eine solche Penetrationsrate hat fast kein anderes Land der Welt. Es ist wohl unausweichlich, dass einige der Tech-Fans des Landes buchstäblich zu Tech-Junkies werden. Das Prob-lem ist unter Jugendlichen besonders ausgeprägt: 14 Prozent der Heranwachsenden in Südkorea sollen an einer Internet- oder Smartphonesucht leiden, so das Ministerium für Gleichstellung der Geschlech-ter und Familie.

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22 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

„Ein kleiner Prozentsatz der Jugendlichen, der aufgrund einer Internetsucht die Schule abbricht und in Internetcafés herumhängt, wird von niemandem beachtet, was der Gesellschaft zukünftig noch sehr gefährlich werden könnte", sagte Jung-Hye Kwon, eine Psychologieprofessorin an der Universität Korea.

Für den 24-jährigen Kim Sang-ho drehte sich die Obsession um Online-Computerspiele, vor allem Starcraft und League of Legends, die in Südkorea fast schon nationale eSports sind. Im Laufe der Zeit führte seine Gamingsucht zu Konflikten in seiner Familie, und seine Abhängigkeit brachte ihn dazu, Schlaf und richtige Mahlzeiten zu vernachlässigen. Seine akademischen Leistungen an der Uni litten so stark, dass er in einem Semester bei jeder einzelnen Prüfung durchfiel.

Kim sieht sich selbst als suchtkrank. „Wenn ich mir die Kriterien für eine Alkoholsucht ansehe und dann für Alkohol Gaming einsetze, dann erscheint es mir richtig zu sagen, dass ich süchtig bin", sagte er mir in sachlichem Ton. Er erinnerte sich an eine Marathon-Session, die 27 Stunden andauerte. „Ich habe mich in den PC Bang gesetzt und einfach angefangen, Spiele zu spielen", sagte er. „Ich bin nur zwei Mal aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen."

Dennoch gilt es weiterhin bei vielen als umstritten, ob Internet- oder Computerspielsucht überhaupt echte Süchte darstellen, die mit Abhängigkeiten wie Drogen- oder Glücksspielsucht verglichen werden können. Unter Medizinern gibt es zu dieser Frage keinen Konsens. Die neueste Ausgabe des amerika-nischen Klassifikationssystems Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders erkennt zumin-dest keine solche Krankheit an.

Lee bestätigte, dass es diese Uneinigkeit unter Fachleuten gebe, doch er bestand darauf, dass es nicht funktionieren werde, dieses Thema lediglich als ein moralisches Problem zu behandeln. „Wir sind der Meinung, dass die Einordnung dieses Phänomens als Krankheit es uns ermöglicht, eine Lösung zu finden", sagte er.

Egal wie das Problem nun eingeordnet wird, Kim schien zumindest froh darüber, sich Hilfe gesucht zu haben. Nachdem er endlich dem Flehen seiner Eltern nachgegeben hatte, wies er sich in Lees Klinik ein, um dort mit anderen Patienten, die an diversen Süchten litten, behandelt zu werden. Die Behand-lung, die er dort erhielt, gehört zu Lees neuem Programm HORA, „Happy Off To Recovery Autonomy". Einen Monat lang machte Kim einen kalten Entzug von allen elektronischen Geräten. Lee verschrieb Bücher und Musik als Stimulation. Als ich die Klinik besuchte, hörte ich, wie etwa ein Dutzend Pati-enten zusammen in einem Zimmer Lärm machte. Die Tamburine, Shaker und anderen Percussion-Instrumente gehörten zur regelmäßigen Musiktherapie der Patienten—diese soll ihnen helfen, ihre Fixierung auf elektronische Geräte zu überwinden und in die reale Welt zurückzukehren.

Um seine Probleme bis an ihre Wurzeln zu verfolgen, nahm Kim auch an einer Gruppentherapie teil. Außerdem musste er sich an einen regelmäßigen Tagesplan halten: Um 6:30 Uhr klingelte morgens der Wecker und bis 22:30 Uhr musste er eingeschlafen sein.

Als ich mich ein paar Wochen nach seiner Entlassung mit Kim in der Klinik traf, sagte er mir, er spiele noch immer Computerspiele—allerdings nie mehr als zwei Stunden täglich. Er sagte, im Gegensatz zu früher sei er nicht mehr besessen davon.

„Ich kann klar denken", sagte er. „Ich kann mich besser auf andere Dinge konzentrieren, mich einge-hend mit ihnen befassen. Ich fühle mich nicht mehr müde."

Früher, so erklärte Kim, habe er „Computerspiele gespielt, weil ich keinen Willen hatte, andere Dinge zu erreichen." Nun habe er einen neuen Sinn im Leben gefunden, etwas anderes als Highscores auf einem Bildschirm, auf das er hinarbeiten könne. „Während meiner Zeit hier ist mir aufgegangen, dass ich davon träume, Arzt zu werden", sagte er.

Gamingsüchtigen, bei denen es sich meist um junge Männer handelt, Hoffnung zu geben, ist laut Lee eines der Hauptziele seines Programms. Geblendet von den beeindruckenden Grafiken auf ihren Bild-schirmen, verlieren junge Menschen laut Lee eventuell ihre Fähigkeit, sich ihre eigene Zukunft vorzu-stellen.

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„Ihre Erfahrungen haben ihre Fähigkeit zu eigenen Fantasien eingeschränkt", erklärte er. „Wir können sehen, dass Gamingsüchtige das Interesse an ihrem eigenen Leben verloren haben. Sie sind in der Schule abwesend und haben keinen Plan für die Zukunft."

Und an dieser Stelle greift die Momo-Therapie, als eine Form der Bibliotherapie, also Therapie mit Bü-chern. Lee sagte, er habe seinen Patienten den Roman in der Hoffnung verschrieben, dass er sie dazu anregen werde, wieder zu träumen.

„Wenn du ein Buch liest, kannst du dir dein eigenes Bild machen", sagte er. „Ich will diesen Effekt auf dieses Programm anwenden."

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KoPieRvoRlage - ausmalbÖgenmomo

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stundenblume

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26 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

hoRa

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 27

KassioPeia

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28 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

anhang - noten zu den songs aus "momo"

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Theater Hof 2015/16 – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – „Momo“ – 33

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34 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

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36 – „Momo“ – Theaterpädagogisches Begleitmaterial – Theater Hof 2015/16

Quellen

www.vice.com

www.thienemann-esslinger.de

imPRessum

Herausgeber Theater Hof GmbH Kulmbacher Str. 5 95030 Hof Tel. 09281/7070-0 Fax 09281/7070-299 [email protected] www.theater-hof.de Spielzeit 2015/16

Intendant Reinhardt FrieseKaufmännischer Geschäftsführer Jean Petrahn

Redaktion Nina Eichhorn

Layout Melanie Gückel

Kontakt Junges Theater Hof Nina Eichhorn, Theaterpädagogin Tel. 09281 / 7070-123 [email protected]

Szenenfotos SFF FotodesignTitel- und Portraitfoto Alexander Frydrych | alexrych.com

Mit freundlichem Dank an