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Schriftenreihe Migration und Arbeitswelt EIN WEGWEISER ZUR BERUFLICHEN INTEGRATION VON MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND Gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.

Ein Wegweiser zur beruflichen Integration

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Ein Wegweiser zur beruflichen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. DGB Bildungswerk 2007

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Page 1: Ein Wegweiser zur beruflichen Integration

schriftenreiheMigrationundarbeitswelt

EinWEgWEIsERzurberuflicHenintegrationvonMenscHenMitMigrationsHintergrund

Gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.

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Mit diesem Wegweiser wollen wir die Akteure des Arbeitmarktes, die SachbearbeiterInnen in den ARGEn und in den Arbeitsagenturen, die Betriebs- und Personalräte unterstützen, wenn sie Migrantinnen und Migranten helfen, um deren Kompetenzen und Qualifikationen zu sichern. Die Themenauswahl verfolgt das Ziel, die Betroffenen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sie beruflich weiter zu qualifizieren oder sie bei der Be-ratung in Betrieben, am Arbeitsplatz wie in der Freizeit, durch Migrantenorganisationen und Gewerkschaften gezielt zu unterstützen.

Der Wegweiser ist als „lernende“ Broschüre ausgelegt, was meint, dass sich die angesprochenen Themen- bereiche prozesshaft weiterentwickeln werden und dass die Aktualisierung der Inhalte nach dieser Druckle-gung, die eine Momentaufnahme darstellt, im Internet erfolgen wird. Deshalb wird die Druckversion unter http://www.migration-online/wegweiser.de für das Internet adaptiert und aktualisiert.

Die Broschüre ist auch so angelegt, dass selektiv einzelne Kapitel rezipiert und bearbeitet werden können.

Menschen und vor allem Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt zu integrieren ist und bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe, welcher sich dankenswerterweise vor dem DGB Bildungswerk auch schon andere gewidmet haben. Deshalb möchten wir all denen danken, die zu dieser aktuellen Informationsbroschü-re mit ihren bereits erarbeiteten Inhalten beigetragen haben und die uns erlaubten, daran zu partizipieren. Es dient einem guten Zweck. Stellvertretend seien hier der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Westdeutsche Handwerkskammertag sowie das Ministerium für Generationen, Familie, Finanzen und Integration in Nord-rhein-Westfalen genannt. Auch wir würden uns freuen, wenn Inhalte unserer Broschüre in anderem Zusam-menhang zur Zielerreichung der Integration von Migrantinnen und Migranten eingesetzt würden.

Vorwort

VORWORT

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1 Migrantinnen/Migrantenundberatungspraxis 8

1.1 Was ist eine qualitätsorientierte Beratung? 8

1.� Beratungspraxis 9

1.� Voraussetzungen für eine barrierefreie Verständigung 10

1.4 Interkulturelle Kompetenzen bei Ratsuchenden mit Migrationshintergrund 10

1.5 „Menschen mit Migrationshintergrund“ und der deutsche Arbeitsmarkt 11

1.6 Notwendigkeit zur beruflichen Integration 1�

2 strukturelleHeMMnissebeiderberuflicHenintegration 13

�.1 Sprache 1��.1.1 Sprache und Beratungspraxis 1��.1.� Empfehlungen 14

�.� Information und Beratungspraxis 14�.�.1 Empfehlungen 14

�.� Bildungssystem 15�.�.1 Übergang vom Kindergarten in die Schule 15�.�.� Ausbildungs- und Qualifikationsstand 152.3.3 „Seiteneinsteiger“ 16�.�.4 Übergang von der Schule in den Beruf 16�.�.5 Berufliche Bildung 16�.�.6 Zweite Chance zum Berufsabschluss 17�.�.7 Hochschulbildung �1

�.4 Rechtliche Hindernisse �1�.4.1 Geduldete �1�.4.� Asylbewerberinnen und Asylbewerber ���.4.� Migrantinnen und Migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit ���.4.4 Migrantinnen und Migranten mit doppelter Staatsangehörigkeit ���.4.5 Migrantinnen und Migranten mit der Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates der EU ���.4.6 Migrantinnen und Migranten ohne deutsche Staatsangehörigkeit ���.4.7 Beamte ���.4.8 Angestellte des öffentlichen Dienstes ���.4.9 Standesordnungen ��

InHalt

InhalT

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3 anerkennungausländiscHerbildungsnacHweise 24

�.1 Reglementierte und nicht reglementierte Berufe �5�.1.1 Reglementiert �5�.1.� Nicht Reglementiert �6

�.� Anerkennungsverfahren bei den Kammern �6�.�.1 Anerkennungsregelungen: für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler �7�.�.� Anerkennungsregelungen: Kontingentflüchtlinge �7�.�.� Regelungen zur Anerkennung von Bildungsnachweisen in der EU �7�.�.4 Anerkennungsregelungen für EU-/EWR Staatsangehörige �8�.�.5 Antragsverfahren ���.�.6 Zuständige Anerkennungsstellen ���.�.7 Notwendige Unterlagen zur Anerkennung ���.�.8 Mögliche Ergebnisse des Antragsverfahrens ��

4 anerkennungscHuliscHerundakadeMiscHerbildungsnacHweise 35

4.1 Voraussetzungen �5

4.� Erforderliche Unterlagen im Antragsverfahren �5

4.� Hauptschulabschluss �5

4.4 Mittlerer Bildungsabschluss (Realschulabschluss) �6

4.5 Fachhochschulreife �6

4.6 Allgemeine Hochschulreife (Abitur) �6

4.7 Feststellungsprüfung an einem Studienkolleg �6

4.8 Externe �7

4.9 Ausländische Studienbewerberinnen und Studienbewerber �7

4.10 Anerkennung einer ausländischen Hochschulzugangsberechtigung �7

4.11 Was kann man im Falle der Nicht-Anerkennung unternehmen? �8

5 förderungvonberuflicHerqualifizierung 39

5.1 Auszubildende und Arbeitslose �95.1.1 Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) für Auszubildende �95.1.� BAB-Förderung für Migrantinnen und Migranten �95.1.� Weiterbildung für Empfänger/innen von Arbeitslosengeld I 405.1.4 Voraussetzungen 405.1.5 Bildungsgutschein 40

5.� Weiterbildung für Beschäftigte 41

5.� Fachkräfte (AFBG-Aufstiegsbildungsförderungsgesetz oder Meister-BAföG-Ausbildungsförderungsgesetz) 41

5.4 Migrantinnen und Migranten 41

5.5 Antragsverfahren 4�

5.6 Weiterbildung während der Arbeitszeit 4�

5.7 Förderung durch Steuerersparnis 4�

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6 inforMelleberuflicHekoMpetenzenanerkennen, potentialebessererfassen 43

6.1 Verbesserung der Anerkennung von informellen beruflichen Kompetenzen 4�

6.� Exkurs: Externenprüfung 4�6.�.1 Zulassungsvoraussetzungen 4�6.�.� Möglichkeiten der Vorbereitung auf die Abschlussprüfung 44

7 potenzialebessererfassen 45

7.1 Verfahren und Instrumente zur Potenzialanalyse 467.1.1 TalentKompass NRW 467.1.� Kompetenz-Erfassungs-Notebook (KEN) 49

8 anHang 50

8.1 Übersicht der Empfehlungen 508.1.1 Zur Umsetzung in der Beratungsarbeit 508.1.� Zum Thema Anerkennung 50

8.� Glossar 5�

8.� Adressen der Handwerkskammern in NRW 56

8.4 Adressen der Industrie- und Handelskammern in NRW 56

8.5 Adresse der Landwirtschaftskammer 57

8.6 Bilaterale Abkommen 588.6.1 Allgemeine Vergleichbarkeit 588.6.� Probleme der bilateralen Abkommen 588.6.� Bundesvertriebenengesetz § 10 59

8.7 Grundsätze zur Bewertung und Anerkennung von Fachmittelschulabschlüssen 598.7.1 Abschlüsse aus Polen 598.7.� Abschlüsse in anderen osteuropäischen Ländern 60

8.8 Zuständige Anerkennungsbehörden für schulische Abschlüsse 61

8.9 Handwerksberufe 6�

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Ein bedeutendes Hemmnis für arbeitsuchende Menschen beim Zugang in den Arbeitsmarkt ist, dass sie oft nicht wissen, in welchem Beruf sie arbeiten bzw. welche Tätigkeiten sie ausführen können. Hinzu kommt, dass sich diese Menschen ihrer eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Potenziale sowie beruflichen Kompetenzen gar nicht bewusst sind. Dies gilt auch für diejenigen, die einen anerkannten Ausbildungsberuf erlernen wollen, eine Weiterbildung oder eine Nachqualifizierung anstreben.

Besonders Menschen mit Migrationshintergrund, die im Herkunftsland eine berufliche Qualifizierung erlangt haben oder aber über langjährige berufliche Erfahrungen in Deutschland verfügen, können die Wertigkeit ihrer Qualifikationen und Berufserfahrungen im deutschen Berufsbildungssystem bzw. auf dem Arbeitsmarkt nicht einordnen. Dies ist ein Grund dafür, dass Menschen mit Migrationshintergrund von einer für sie günstigen konjunkturellen Entwicklung in geringerem Maße profitieren als Deutsche.

Die ökonomische Integration dieser Menschen vollzog sich in der Vergangenheit zumeist auf dem Niveau niedrig qualifizierter Ar-beitsplätze. Der Strukturwandel der letzten �5 Jahre bewirkte je-doch zum großen Teil den Wegfall solcher Beschäftigung. Migran-tinnen und Migranten sind heute auf dem Arbeitsmarkt oft nicht konkurrenzfähig. Neue Beschäftigungsstrukturen erfordern einen höheren Grad an Qualifizierung. Davon bleiben Migrantinnen und Migranten häufig ausgeschlossen. Sie nehmen laut Bundesministe-rium für Bildung und Forschung wesentlich seltener an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teil als Deutsche: Im Jahr �00� nahmen nur 1� Prozent der Ausländer solche Angebote wahr; bei Deutschen waren es �7 Prozent.

Trotz einer immer noch hohen Arbeitslosigkeit gibt es partiell erneut einen Mangel an Arbeitskräften. Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung sind „weit über eine Million“ Stellen unbesetzt, weil es an Fachkräften mangelt. Das gilt nicht nur für akademische Berufe, sondern in vielen Branchen ebenso für Fachkräfte mit abge-schlossener Berufsausbildung. Deshalb wird die berufliche Qualifikation auch für Migrantinnen und Migranten immer wichtiger. Eine Fachausbildung stellt eine wesentliche Voraussetzung für einen Arbeitsplatz und damit für eine gesellschaftliche Integration dar.

teilnahmeanweiterbildungs-maßnahmenindeutschland

Deutsche

AusländerInnen

17%13%

Einleitung

EInlEITung

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Dieser Wegweiser möchte betrieblichen und außerbetrieblichen Beratungskräften unterschiedliche Instrumente vorstellen, welche angewendet werden können, um ratsuchenden Menschen (insbesondere im Alter von �5+) mit Migrationshintergrund bei der Wahl einer beruflichen Tätigkeit bzw. Qualifizierungsmaßnahme Perspekti-ven aufzuzeigen.

Zudem erläutert dieser Wegweiser die Grundzüge der Anerkennung formeller wie informeller beruflicher Qua-lifikationen. Der Wegweiser ist in sieben Kapitel gegliedert: Eingangs wird die Bedeutung von interkultureller Kompetenz in der Beratungsarbeit dargestellt. Kapitel � geht auf die strukturellen Hemmnisse bei der beruf-lichen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ein, insbesondere im Hinblick auf das Bildungssys-tem und auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Antworten auf Fragen rund um das Thema Anerkennung von ausländischen Bildungsnachweisen liefern Kapitel � und 4. Über Möglichkeiten der öffentlichen Förderung von beruflicher Weiterbildung und Nachqualifizierung informiert Kapitel 5. Abschließend wird in Kapitel 6 die Bedeutung der Anerkennung von informellen beruflichen Kompetenzen herausgestellt und in Kapitel 7 mit dem Talent-Kompass NRW ein Verfahren für die bessere Erfassung von Potenzialen insbesondere von formell geringqualifizierten Menschen beschrieben und empfohlen.

dasequal-projekt„proqualifizierung“willmitdiesemwegweisereinenbeitragleisten,umdiebeschäftigungssituationvonMenschenmitMigrationshintergrundzuverbessern.diebe-ruflicheberatungspraxissolldarinunterstütztwerden,denratsuchendenbereitsvorhandenepotenzialeundkompetenzenzuverdeutlichen.diessteigertnichtnurdasselbstbewusstseinderberatenen,sonderneshilftauchderberatungskraft,ratsuchendendenpassendenberuf,diepassendetätigkeitoderqualifizierungsmaßnahmezuempfehlen.

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„Ich möchte als Lehrer, Pfarrer und Bildungs- u. Integrations-beauftragter für das Miteinander der Menschen und ihren Kulturen intensiv arbeiten und Grenzen einreißen. Meinen grie-chischen Landsleuten versuche ich Wege zu Qualifizierung und in Bildung und Arbeit nahe zu bringen. Den Verantwortlichen in unserer Gesellschaft möchte ich vermitteln, dass die brach liegenden Potenziale unter den Griechen und anderen Migran-tinnen und Migranten nicht weiter ignoriert werden dürfen.“

Miltiades Stavropoulos, 57, angestellt als Lehrer, Gütersloh

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1.1 wasisteinequalitätsorientierteberatung? Eine qualitätsorientierte Beratung verlangt Ideenreichtum, Sensibilität und Flexibilität sowohl in der Struktu-rierung wie in der Lösung von Fragestellungen: Sichtweisen anderer gilt es zu antizipieren und zu integrieren, erfolgreiches Handeln ist gemeinsam zu planen, Wissen zu vermitteln, mit Nichtwissen muss umgegangen werden, Widerstreite sind auszuhalten – all das sollten Bestandteile des Verständnisses von Beratung sein.

Qualitätsorientierte Beratung ist lösungsorientierte, helfende und nachhaltige Beratung. Sie ist keine simple Problemlösungstechnik, die nur kurzfristig befähigt, mit einer Fragestellung oder einem Problem erfolgreich umzugehen, sondern sie muss dazu beitragen, nachhaltige Veränderungen und Ergebnisse zu erzeugen. Die Merkmale eines solchen Beratungskonzeptes lassen sich wie folgt beschreiben:

Beratung ist eine professionelle Form des Umgangs mit Situationen, deren Ausgang man nicht kennt. Beratung ist der Umgang mit Nicht-Wissen – dem der Beratenden sowie dem der Klientel.Beratung ist die reflexive und kommunikative Bearbeitung von Fragestellungen und Problemen. Beratung verlangt für unterschiedliche Arbeits- und Problemfelder unterschiedliche Vorgehensweisen. Deshalb sind Angebote für die ständige Weiterbildung von Beratern und Beraterinnen erforderlich.Beratung verändert sich immer – ist plural (vielfältig) – und stellt sich den Herausforderungen neuer Kommunikations- und Informationsmedien durch Überprüfung ihres Profils.Beratung ist in ihrem Prozess und ihren Ergebnissen ebenso wirtschaftlich wie ressourcenorientiert und nachhaltig ausgerichtet.Beratung bevormundet nicht, fördert Vielfalt und erhält Pluralität aufrecht, tritt für Toleranz ein und weiß mit dem kulturell wie alltäglich Fremden und Neuen behutsam umzugehen.

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1 Migrantinnen/Migrantenundberatungspraxis

BERaTungspRaxIs

„Meine Hartnäckigkeit und die professionelle Beratung bei Pro Qualifizierung hat mir dabei geholfen, mir meinen größten Wunsch zu verwirklichen: nach vielen Jahren des Ringens auch in meiner Wahlheimat Deutschland endlich als Krankenschwester arbeiten zu können.“

Marketa Machacova, 28, Krankenschwester

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1.2 beratungspraxis Eines der prägenden Elemente unserer Gesellschaft ist das Zusammenleben von Menschen verschiedener Re-ligionen und Ethnien, unterschiedlicher kultureller Hintergründe und verschiedener Interessen. Infolge dieser Heterogenität kommt es in der professionellen Beratungspraxis immer wieder zu Missverständnissen.

Mit folgenden Interviewaussagen möchten wir beispielhaft darstellen, wie Migrantinnen und Migranten Be-ratungssituationen wahrnehmen können. Die Aussagen sind subjektiv geprägt und etwas überzeichnet. Um jedoch Probleme zu verdeutlichen, haben wir sie in der Schärfe nicht abgemildert.

Jamila (38 J.), Irak: „Grundsätzlich ist es problematisch seinen im Ausland erworbenen Abschluss anerkennen zu lassen. Ich habe

im Irak eine kleine Textilfirma geleitet und �0 Mitarbeiterinnen gehabt. Darüber gibt es kein Zeugnis, noch nicht einmal einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Ich habe meinem Arbeitgeber demonstriert was ich kann und per Handschlag die Stelle bekommen. In Deutschland habe ich mit bereits über �0 Jahren eine Stelle bei einem arabischen Arbeitgeber als Schreibkraft bekommen, weil ich deutsch und arabisch sprechen, lesen und schrei-ben kann. Ich bekam die Chance, eine Ausbildung zur Industriekauffrau zu machen.“

„In der Beratungseinrichtung fangen die Probleme damit an, dass mein Name falsch ausgesprochen wird, oder nur der Vorname genannt wird, oder auch einfach nur die ersten Silben. Ich bin mir dann sehr unsicher darüber, ob ich auch wirklich gemeint bin und frage dann nicht unbedingt konkret nach. Angesprochen darauf, sind die Kommentare der MitarbeiterInnen: „Ist doch egal“, „Ist ja auch nicht so wichtig“, „Sitzt noch ein anderer Ausländer hier?““

„Wie soll man sich als MigrantIn verhalten: Richtig stellen oder nachfragen? Der Mitarbeiterin folgen und hof-fen, man wird schon die Richtige sein? Vor dem Zimmer warten bis man aufgerufen wird? An die Tür klopfen?“

„In den meisten Fällen, in denen ich als Kundin vorgesprochen oder andere begleitet habe, empfand ich die MitarbeiterInnen als unfreundlich und überheblich.“

„Verständnis für deren Arbeit habe ich: sie haben viel zu tun und müssen ja auch alles wissen, und nicht alle sind freundlich zu ihnen. Da kann ich schon verstehen, dass sie nicht gutgelaunt sind, aber ich möchte trotz-dem nicht diejenige sein, an der es ausgelassen wird.“

„Die Hilfestellung beim Ausfüllen der Anträge ist sehr gering. Einmal musste ich mir anhören, dass ich etwas falsch gemacht hätte und habe nicht direkt verstanden, was gemeint ist. Ich dachte eher, dass ich in die falsche Spalte geschrieben hätte oder den Schulabschluss bei Ausbildung oder so etwas Ähnliches. Dabei meinte die Sachbearbeiterin, dass ich etwas falsch, also Rechtschreibung, geschrieben habe. Auf meine Nachfrage, wie es denn richtig geschrieben wird, bekam ich die Antwort: „Ich dachte Sie können deutsch, dann müssten Sie das doch selbst wissen“.“

„Die Angst etwas nicht zu verstehen oder sich falsch zu benehmen ist groß.“

„Sich über das Verhalten von MitarbeiterInnen zu beschweren, kommt den meisten nicht in den Sinn. Die Angst später schlecht behandelt zu werden ist zu groß. Man will nicht auffallen.“

„Je klarer die Aussagen der MitarbeiterInnen formuliert sind, desto besser verstehen wir, was noch zu tun, welche Unterlagen beispielsweise noch mitzubringen sind. Wenn ich beispielsweise noch eine Bescheinigung aus einem anderen Amt benötige, dann ist es hilfreich wenn man es mir aufschreibt: welches Formular (wie es genau heißt), wo ich hingehen muss (das zuständige Amt, Straße, Raum, Zimmer usw.). Das soll bitte nicht heißen, dass wir dumm sind. Wir sind nur sehr unsicher.“

„In DRUCKBUCHSTABEN schreiben. Handschriftliche Notizen können viele Migrantinnen und Migranten nicht „entschlüsseln“.“„Informationsblätter in arabischer Sprache wären prima (natürlich auch in anderen Sprachen).“

Olga (23 J.) Aussiedlerin, Russland: „Ich wünsche mir mehr „Empathie“ und Freundlichkeit auf Seiten der Beratungseinrichtung, gleichzeitig habe

„dieangst,etwasnichtzuverstehenodersichfalschzubenehmen,istgroß.“Jamila (38 J.), Irak

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ich aber Verständnis für das Verhalten: wenn sie nichts über andere Kulturen wissen, können sie sich auch nicht interkulturell verhalten.“

„Ich mag den Begriff „Aussiedlerin“ nicht und bevorzuge „Migrantin“. In den Wörtern Ausländer und Aussied-ler steckt nun mal das Wort „Aus“ und damit assoziiert man negative Gefühle und Gedanken.“

„Interkulturelle Kompetenzen wären auf Seiten der Beratungseinrichtungen und Ämter sehr wünschenswert, aber auch Migrantinnen und Migranten müssen interkulturell geschult werden. Damit sie wissen, wie sie sich auf Ämtern und auch im Alltag verhalten sollen.“

1.3 voraussetzungfüreinebarrierefreieverständigung Der Erfolg der Beratung zur Wahl eines passgenauen Berufes, einer Tätigkeit bis hin zur Vermittlung in Arbeit, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören sicherlich äußere Rahmenbedingungen, wie begrenzte Beratungs-zeiten oder auch finanzielle Zwänge. Viel entscheidender jedoch ist die Beratungssituation selbst. Dabei kommt einer barrierefreien Kommunikation zwischen dem Beratenden und dem Ratsuchenden eine herausragende Be-deutung zu. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass eine vertrauensvolle Basis zwischen dem Berater und dem Bera-tenen aufgebaut werden kann. Nur so ist es möglich, dass sich der Kunde dem Berater öffnet, um alle relevanten Informationen im Hinblick auf berufliche Fähigkeiten, Wünsche und Vorstellungen zu übermitteln. In einer idealen Beratungssituation sollten berufliche Beratungskräfte sich folgende Fragen stellen und diese dem Fall entsprechend beantworten können1:

?Habe ich als Beratende / r genügend Informationen über den Kunden/die Kundin?

!„Ich habe sehr viele Informationen über den Ratsuchenden zusammengetragen. Dennoch hat der Kunde/die Kundin sicherlich noch einiges mitzuteilen. Deshalb sollte ich ihm/ihr die Gelegenheit dazu geben.“

?Vermittle ich als Berater im Gespräch ausreichend Interesse an den Problemen des Kunden/der Kundin?

!„Ich bin in der Lage dem Kunden zu vermitteln, dass ich eine kompetente Fachperson bin, die sich für die Probleme des Ratsuchenden interessiert und Hilfestellungen dazu geben kann, diese zu lösen.“

?Welche Erwartungen haben Sie gegenüber dem Kunden/der Kundin? Zwischen den Beratungsfeldern mögen naturgemäß große inhaltliche Unterschiede existieren (so etwa

zwischen Arbeitsvermittlung und Sozialberatung), doch die Beratung darf die Erwartungen der Kunden in keinem Fall negieren.

!„Ich erwarte von dem Kunden/der Kundin ein offenes Gespräch und die Bereitschaft, dass er / sie einen eigenen Beitrag zur Lösung des Problems leistet.“

1.4 interkulturellekoMpetenzenbeiratsucHendenMitMigrationsHinter- grund Interkulturelle Kompetenz umfasst alle Dimensionen, d.h. alle formellen und informellen Fähigkeiten, Fer-tigkeiten und Kenntnisse, die uns dazu befähigen, in einem von interkultureller Diversität gekennzeichneten

Eine erfolgreiche Beratung der Menschen mit Migrationshintergrund setzt zwar vor allem die Zugänglichkeit des Kunden, aber auch eine ausgeprägte Empathiefähigkeit des Beraters/der Beraterin voraus, die sich darin äußert, dass folgende Aspekte Berücksichtigung finden�:

unterschiedliche Bildungswünsche und Bildungsideale der Beratenenunterschiedliche berufliche Werte und Normen der KlientInnenGeschlechterunterschiede in den jeweiligen kulturellen Milieus

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1 Vgl. M. Launikari u. S. Puukari (�005): Multicultural Guidance and Counselling. Institute for Educational Research, Finland.� Vgl. Sickendiek, Ursel (2005): Theorien berufliche Beratung / Career Counselling und kulturelle Diversität. Vortrag auf der Tagung „Beratung auf dem Prüfstand“, �0. Januar �005.

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beruflichen und/oder privaten Umfeld zurecht zu kommen und es aktiv und konstruktiv mitzugestalten. Die wichtigste Voraussetzung hierfür ist die innere Bereitschaft.

Menschen mit Migrationshintergrund sind per se nicht immer interkulturell kompetent. Sie verfügen aber unter Umständen häufig über zusätzliche Kompetenzen und Potenziale, welche bislang vielen Betrieben nicht bewusst sind. Zu diesen zusätzlichen Potenzialen, die sie möglicherweise mitbringen, gehören u.a.:

die gezielte Ansprache neuer Kundenkreisedie Herstellung von Kontakten zu Netzwerken im Inland und im Herkunftslanddas Einbringen kultur- und länderspezifischen Wissens in die berufliche Tätigkeitdie Vermittlung bei Konflikten mit Kunden mit Zuwanderungsgeschichte

Für die berufliche Beratung und Arbeitsvermittlung ist es daher wichtig, diese möglichen Kompetenzen im Beratungsprozess gezielt abzufragen.Folgende weitere Fragen können bei der Beratung zur Berufs- bzw. Tätigkeitswahl von Kunden mit Migrations-hintergrund eine Orientierung geben. Eine besondere Beachtung verdient die Beantwortung der Frage, welche Berufsbilder es in Deutschland gibt. Denn vielen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind weder das Berufsbildungssystem noch die einzelnen Berufsbilder in Deutschland bekannt.

Was will der Kunde eigentlich, was ist ihm wichtig?Was kann er alles gut?Welche Berufe gibt es und was passt zu ihm?Wie und wo kann er weiterführende Informationen erhalten?Wann, wie, wo kann der Ratsuchende sich bewerben?

1.5 „MenscHenMitMigrationsHintergrund“undderdeutscHearbeitsMarktMit dem Mikrozensus �005 wurden zum ersten Mal die Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshin-tergrund unterschieden und statistisch erfasst (Statistisches Bundesamt �006). Personen mit Migrationshintergrund sind danach

zugewanderte Ausländer, Spätaussiedler und eingebürgerte Ausländer, die selber zugewandert sind,Personen ohne eigene Migrationserfahrung: in Deutschland geborene Kinder zugewanderter Ausländer unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit sowieKinder zugewanderter Spätaussiedler.

Demnach ist in Deutschland die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund (15,� Mio.) fast doppelt so hoch wie die Zahl der Ausländer (ca. 7,8 Mio.). Knapp 19% der Bevölkerung in Deutschland hat einen Migra-tionshintergrund. Etwa 5�% davon besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit (Statistisches Bundesamt, �006, 7� ff).

Die Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit weist Menschen mit Migrationshintergrund nicht ge-sondert aus. Sie fragt allein den rechtlichen Status der Staatsangehörigkeit ab. Unterschieden wird zwischen

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23,6%

10,8%

bundesweit

AusländerInnen

arbeitslosenquoteindeutschland

insges. 82,5 Mio.deutsche Bevölkerung

7,8 Mio. Ausländer 15,� Mio. Menschen mit Migrationshintergrund

15,� Mio. Menschen mit MigrationshintergrundMigrationshintergrund

48 % ohne deutsche Staatsbürgerschaft

5� % mit deutscher Staatsbürgerschaft

(Statistisches Bundesamt, �006, 7� ff)

15,� Mio. 15,� Mio. 15,� Mio. Menschen mit Menschen mit Menschen mit MigrationshintergrundMigrationshintergrundMigrationshintergrundMigrationshintergrundMigrationshintergrund

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Ausländern und Deutschen. Spätaussiedler, also Einwanderer mit deutscher Staatsangehörigkeit, werden wie-derum fünf Jahre nach ihrer Einwanderung nicht mehr innerhalb der Statistiken als solche geführt. Inwieweit die Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit auch Menschen mit Migrationshintergrund erfasst, z.B. Eingebürgerte oder frühere Spätaussiedler, wird innerhalb der Statistiken nicht festgehalten.

Bundesweit ist die Zahl der arbeitslosen AusländerInnen mehr als doppelt so hoch wie die der arbeitslosen Deutschen. In Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund mit deutscher Staatsangehörigkeit enthält die Statistik infolge der zuvor beschriebenen statistischen Erfassung keinerlei Aussagen. Die Arbeitslosenquote betrug im Dezember �006 bundesweit 10,8%. In NRW betrug die Arbeitslosenquote 10,�%. Die Arbeitslosen-quote bei AusländerInnen lag zur selben Zeit bundesweit bei ��,6% und in NRW bei �5,5%.

Die größere Betroffenheit von Arbeitslosigkeit kann als Indikator für die schlechteren Chancen auf dem Ar-beitsmarkt interpretiert werden.

1.6 notwendigkeitzurberuflicHenintegration Die Integration in den Arbeitsmarkt ist das zentrale Element für gesellschaftliche Teilhabe und soziale Stabi-lität. Eine mangelnde berufliche Integration ist einer der Gründe für die mangelnde Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund und kann viele negative arbeitsmarktrelevante, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen hervorrufen, wie z.B.:

Anhaltende Sprachprobleme von Migrantinnen und Migranten,Zunahme der Abhängigkeit von wohlfahrtstaatlichen Leistungen bei Migrantinnen und Migranten,starke Verschlechterung des gesellschaftlichen Meinungsklimas gegenüber Ausländern, Zuwanderern allgemein oder gegenüber bestimmten Zuwanderungsnationalitäten; Niederschlag in Umfragen, Medien-darstellungen, Internetkommunikationen,Entstehung oder Wachstum von sozialen Bewegungen, Organisationen oder Ein-Punkt-Parteien, die gegen „Überfremdung“ und Zuwanderer zu mobilisieren versuchen.

Betroffenen Migrantinnen und Migranten erschweren solche Entwicklungen wiederum die gesellschaftliche Integration und Partizipation, was die Bildung von Parallelgesellschaften und Widerstände gegenüber der Mehrheitsbevölkerung fördern kann.

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„Man merkt, ob jemand nur schnell angelernt wurde oder eine richtige Ausbildung hat. Viele Konflikte im Betrieb entstehen aus Unwissenheit oder noch häufiger aus man-gelnder Kommunikationsfähigkeit. Deshalb setze ich mich für die Weiterbildung meiner Kolleginnen und Kollegen ein.“

Abdelgani Yazef, 44, Schlosser und Betriebsratvorsitzender

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Die berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten gestaltet sich aufgrund mehrerer Hemmnisse grundsätzlich schwierig. Hemmnisse finden sich u.a. in den mangelnden Sprachkenntnissen, in der Beratung-spraxis, in fehlenden Informationen über das Berufsbildungssystem sowie in der mangelnden Einsicht in die Notwendigkeit einer grundlegenden beruflichen Qualifizierung.

2.1 spracHe Ob Menschen mit Migrationshintergrund Sprachdefizite aufweisen hängt meist davon ab, ob und wann sie selber zugewandert oder ob sie in Deutschland geboren sind, und steht mit ihrem Bildungsniveau in engem Zusammenhang. Zugleich beeinflusst der jeweilige Beschäftigungsbereich, in welchem sie erwerbstätig sind oder waren, ihre allgemeinen Deutschkenntnisse bzw. ihre berufsspezifische Fachsprache.

Trotz zahlreicher Ausnahmen zeigt sich, dass Menschen mit Migrationshintergrund an Stellenbesetzungsver-fahren und beruflichen Qualifikationsmaßnahmen scheitern, weil sie nicht selten Defizite im mündlichen und schriftlichen Deutsch aufweisen. Diese sind für den Arbeitsmarkt relevant, da die Vermittlung beruflichen und fachspezifischen Wissens meist gute Sprachkenntnisse voraussetzt. Fehlende sprachliche Fertigkeiten hindern jedoch nicht grundsätzlich an einer Erwerbstätigkeit. Sie sind in der Regel weder die entscheidende Ursache für Arbeitslosigkeit, noch der entscheidende Grund für den Verbleib darin. Demnach ist die Stärkung der sprach-lichen Kompetenz im alltags- und berufsbezogenen Deutsch sicher hilfreich, aber nicht ausschlaggebend für den Übergang in die Erwerbstätigkeit, wenn die erforderliche berufliche Qualifikation fehlt. Hinzu kommt, dass mangelnde Sprachkenntnisse oftmals nur vorgeschobenes Argument der Arbeitgeberseite sind. Hier müsste jeweils im Einzelfall beurteilt werden, ob und in welchem Maße die angestrebte Tätigkeit ausgeprägte Kennt-nisse in der deutschen Sprache tatsächlich erfordert.

2.1.1spracheundberatungspraxis Viele Probleme in der Beratungspraxis beruhen auf kommunikativen und interkulturellen Missverständnissen. Sowohl Beraterinnen und Berater als auch die Beratenen neigen, ohne dass es ihnen bewusst wäre, oft dazu, eigene Wertvorstellungen zu verallgemeinern oder ei-gene Wahrnehmungen als einzig wirkliche anzuerkennen. Gerade in Beratungssituationen spielt neben der sachlichen aber auch die Bezie-hungsebene eine entscheidende Rolle.

interkulturelle

Missverständnisse

sprache verhalten

vorurteile

wahrnehmungwertvor-

stellungen

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kommunikation

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Beispielhaft für derartige interkulturelle Missverständnisse ist, dass Aussagen und Verhaltensmuster des Ge-genübers als unangemessen, unverständlich oder gar verletzend und unhöflich wahrgenommen werden. Derartige Missverständnisse können Beratungsabläufe empfindlich beeinflussen, so dass die Beratungsarbeit erschwert und der Beratungserfolg beeinträchtigt wird. Wichtig ist zunächst, dafür in der Beratung selbst ein Problembewusstsein zu entwickeln. Helfen kann eine Analyse der vorhandenen Potentiale:

Sind interkulturelle und sprachliche Kompetenzen, die in Einrichtungen der beruflichen Beratung meist unterschiedlich ausgeprägt. sind, vorhanden? Lässt sich eine Lösung mit Hilfe der Anstellung muttersprachlichen Fachpersonals entwickeln? Können interkulturell qualifizierte Teams und eine kultursensible Angebotsgestaltung den Ratsuchenden helfen?

Für eine adäquate Beratungsleistung reicht es oftmals nicht aus, „lediglich“ eine bestimmte Sprache zu spre-chen oder aus einem bestimmten Land zu kommen. Um Zugangsängste zu verringern, bedarf es vielmehr interkulturell erfahrener Teams. Sprachkenntnisse sowie Wissen über kulturelle Gegebenheiten sind von daher als Fachkenntnisse zu betrachten und als Anforderung in Stellenprofile einzuführen. Die Erhöhung des Anteils von interkulturell kompetenten Fachkräften mit und ohne Migrationshintergrund, insbesondere in der Arbeits-verwaltung, muss infolgedessen angeregt und eingefordert werden.

2.2 inforMationundberatungspraxis Für den erfolgreichen Zugang von Menschen mit Migrationshintergrund zu den zahlreichen Förderinstrumen-ten und Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung ist insbesondere der Zugang zu den erforderlichen Infor-mationen bedeutsam. Leider sind diese vielen Unternehmern und der überwiegenden Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund nicht bekannt. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Bevölkerung ohne Migrations-hintergrund.

Diese Barrieren zu senken ist das Anliegen des DGB-Bildungswerkes, insbesondere seiner Beratungsnetzwerke im Rahmen des EQUAL-Projektes Pro Qualifizierung bzw. anderer, landesweit agierender Initiativen zum Abbau beruflicher Zugangsbarrieren für Menschen mit Migrationshintergrund.

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2.1.2empfehlungen

Interkulturelle und sprachliche Kompetenzen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen müssen vermehrt in die Beratungsarbeit einfließen, um sprachliche und kulturelle Barrieren zu senken und die Erreichbar-keit von Migrantinnen und Migranten zu verbessern. Eine Erhöhung des Fachkräfteanteils mit und ohne Migrationshintergrund mit interkulturellen und sprachlichen Kompetenzen sollte angestrebt werden.

Die Besetzung frei werdender Stellen in Einrichtungen der beruflichen Beratung mit Fachpersonal, das über interkulturelle und sprachliche Kompetenzen sowie ggf. Migrationserfahrung verfügt, ist anzustre-ben. Dazu ist u.a. eine Abänderung entsprechender Anforderungsprofile im Rahmen von Stellenaus-schreibungen notwendig: Interkulturelle Kompetenz ist ausdrücklich als Einstellungsmerkmal festzule-gen.

Bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung des Beratungspersonals (Mitarbeiter und Führungskräfte) sind migrationsspezifische Aspekte besonders zu berücksichtigen. Interkulturelle Kompetenz sollte aus-drücklich in Stellenprofilen als notwendige Voraussetzung festgeschrieben werden, wenn Stellenbeset-zungsverfahren durchgeführt werden.

Empfehlung

2.2.1empfehlungen

Die Beratungspraxis für Migrantinnen und Migranten sollte grundsätzlich so niederschwellig wie mög-lich angelegt sein.

Informationsmaterial für Migrantinnen und Migranten sollte nach Zielgruppen differenziert, zumindest in der Herkunftssprache der in Deutschland am zahlreichsten vertretenen Migrantinnen- und Migran-tengruppen, verständlich und kultursensibel gestaltet sein. Dabei sind Mittel und Methoden auszu-wählen, welche die Betroffenen, ihre Angehörigen und ihr soziales Umfeld erreichen. Zur Optimierung

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n2.3 bildungssysteM

2.3.1übergangvomkindergartenindieschuleEin gelungener Übergang vom Kindergarten in die Grundschule stellt für jedes Kind eine wesentliche Grund-lage für den künftigen Bildungsweg dar. Die Situation von Kindern mit Migrationshintergrund ist jedoch teil-weise geprägt von sozialer Benachteiligung und biographischen Belastungen (z. B. Fluchterfahrung). Diese gilt es schon zu diesem frühen Zeitpunkt wahrzunehmen und möglichst frühzeitig auszugleichen. Durch eine enge Kooperation der vorrangig mitwirkenden Verantwortlichen wie Eltern, ErzieherInnen, FachberaterInnen für Kindertageseinrichtungen (der kommunalen und freien Träger), Verwaltungskräfte im Aufgabenbereich Kin-dertageseinrichtungen, MitarbeiterInnen der Jugendhilfe, Grundschulen, Schulräte, SchulärztInnen und Kinder-ärztInnen erhöhen sich die Startchancen in dieser Übergangssituation.

2.3.2ausbildungs-undqualifikationsstand Schulische Bildung ist ein wesentlicher Integrationsfaktor. Die internationale Vergleichsstudie PISA kommt zu der Erkenntnis, dass die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland stärker vom sozialen Status der Eltern abhängen als in allen übrigen Vergleichsländern, welche an der Studie teilgenommen ha-ben. Das ist ein Indiz dafür, dass deutsche Bildungsinstitutionen es bislang nicht geschafft haben, soziale Ungleichheiten hinreichend zu kompensieren. Dieses Versäumnis wirkt sich insbesondere auch auf Kinder mit Migrationshintergrund aus, weil sie zu einem großen Teil aus bildungsfernen und materiell benachteiligten Familien stammen.

Rechtlich sind ausländische SchülerInnen zwar durch die allgemei-ne Schulpflicht spätestens seit Mitte der 1960er Jahre in formaler Hinsicht mit Deutschen gleichgestellt; tatsächlich besteht aber keine Chancengleichheit im Bildungssystem.

Bei den Schulabschlüssen ausländischer Jugendlicher dominiert klar

„Berufliche Weiterbildung hat meine Selbständigkeit gefördert. Das war mir klar, als ich mich zum Zahntech-niker ausbilden ließ. Meine Qualifikationen bringen mir Sicherheit und damit Unabhängigkeit und letzten Endes auch ein Stück Freiheit“

Charalabos Patrikalakis, 49, Zahntechnikermeister

des Beratungsangebotes sind vorhandene Netzwerke unter Beteiligung der Industrie, des Handwerks, der öffentlichen Verwaltungen, der ARGEn, von Betriebs- und Personalräten sowie Gewerkschaften einzubinden. So kann es z.B. sinnvoll sein, MultiplikatorInnen aus den Migranten-Communities gezielt zu werben bzw. zu informieren und in die Beratungsarbeit einzubeziehen.

JugendlicheindeutschlandmitHochschulreife

jeder 4. deutsche Jugendliche und

jeder 10. ausländische Jugendlichehat Abitur.

Weitere Informationen zu Fördermöglichkeiten beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule be-kommen Sie bei:

Sozialpädagogisches Institut NRW – Zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Fachhochschule Köln –An den Dominikanern �, 50668 Köln Telefon: 0� �1/1 60 5�-0Telefax: 0� �1/1 60 5�-50

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der Hauptschulabschluss. Während fast 70% der deutschen Schüler einen mittleren oder höheren Abschluss erzielen, verlassen nur etwa 40% der ausländischen Schülerinnen und Schüler die allgemein bildende Schule mit einem solchen Abschluss. Auffallend ist zudem der Unterschied zwischen deutschen und ausländischen Schulabschlüssen bei der Hochschulreife. Etwa jeder vierte Deutsche verlässt die allgemein bildende Schule mit dem Abitur; bei den ausländischen Jugendlichen ist es nur etwa jeder Zehnte. Bei Jugendlichen aus reinen Zuwandererfamilien (kein Elternteil in Deutschland geboren) findet man laut der PISA-Studie noch heute eine so geringe Bildungsbeteiligung, wie sie in Deutschland um 1970 anzutreffen war: Hauptschulbesuch bei 50%, Gymnasialbesuch bei etwa 16% aller Schüler.

Das mehrgliedrige deutsche Schulsystem begünstigt laut der PISA-Studie eine soziale Auslese. Davon sind ins-besondere Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund betroffen. Es ist dringend erforderlich, Schüler und Schülerinnen aus sozial benachteiligten Familien durch den Ausbau von Ganztags- und Gesamtschulen so-wie von Förderunterricht eine gleichberechtigte Teilhabe am Bildungssystem zu ermöglichen. Dies ist eine wich-tige Voraussetzung zur Verbesserung ihrer Beschäftigungsfähigkeit und ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

2.3.3„seiteneinsteiger“ Das deutsche Schulsystem ist personell und konzeptionell nicht unmittelbar auf die Aufnahme von „Seiten-einsteigern“ ohne Deutschkenntnisse eingestellt. Für Kinder bzw. Jugendliche, welche nach Deutschland ein-reisen, bestehen zwar besondere Förder- oder Integrationskonzepte, aber diese sind oft nicht ausreichend bekannt bzw. nur schwach ausgeprägt. Dass den betroffenen Kindern eine schnelle schulische Integration oft schwer fällt, ist deshalb verständlich.

2.3.4übergangvonderschuleindenberuf Der Berufseinstieg stellt die Schlüsselphase der Erwerbsbiographie dar. Ungünstige Startbedingungen beim beruflichen Einstieg sind später schwer auszugleichen. Spätestens seit den 1990er Jahren ist das System der beruflichen Ausbildung in Deutschland mangels eines ausreichenden Angebots an Ausbildungsplätzen in der Krise. Für viele Jugendliche bleiben nur Ersatzmaßnahmen zur beruflichen Ausbildung. Eine außerbetriebliche Ausbildung ist oftmals die letzte Alternative für diejenigen Schulabgänger, die bei der Konkurrenz um einen betrieblichen Ausbildungsplatz auf Grund ihrer schlechteren Schulleistungen unterliegen. Hinzu kommt, dass viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen oder eine Lehre abbrechen und nur wenige einen wei-terführenden Bildungsabschluss erzielen.

2.3.5beruflichebildung Menschen mit Migrationshintergrund verfügen statistisch gesehen erheblich seltener über formale Berufsab-schlüsse als Deutsche. Sie sind häufiger als un- und angelernte Arbeitskräfte beschäftigt und überproportional häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Beteiligung ausländischer Jugendlicher an der Berufsausbildung ist laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich rückläufig.

Sicherlich sind die Gründe für das Scheitern junger Migrantinnen und Migranten auf dem Ausbildungsmarkt zum einen im allgemeinen Rückgang von Ausbildungsplätzen und in der im Vergleich zu deutschen Jugend-lichen ungünstigeren Bildungssituation zu finden. Andererseits sind viele Ausbildungsbetriebe äußerst zurück-haltend bei BewerberInnen ausländischer Herkunft. Bedacht werden muss jedoch auch, dass das besondere Berufswahlverfahren, die auf wenige spezielle, aus der Sicht der Jugendlichen besonders attraktive Berufe beschränkte Wahl, wie auch das Verharren in vorhandenen Netzwerken dazu führt, dass berufliche Ausbildung in der Migrantinnen- und Migrantencommunity noch weniger angestrebt wird als in der Vergleichsbevölkerung.

Informationen zur schulischen Seiteneinsteiger-Beratung bekommen Sie bei Ihrer örtlich zuständigen Regi-onalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwanderfamilien (RAA).Hauptstelle RAA NRWTiegelstr. �7; 45141 EssenInternet: weiterleitung�[email protected]: 0�01/8� �8 �01

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angesichtsvon1,4MillionenMenschenimaltervon20-29Jahrenohneforma-lenberufsabschlussbeigleichzeitigemfacharbeitermangelgewinntdienach-qualifizierungunterdemschalgwort„zweitechancezumberufsabschluss“neueaktualität

Es lockt zunächst das schnelle Geld, wohingegen der Nutzen einer beruflichen Ausbildung vielleicht erst in oder nach der Familienphase für die Individuen erfahrbar wird.

2.3.6zweitechancezumberufsabschluss Die Berufsbildungsberichte der vergangenen letzten Jahre machen deutlich, dass viele junge Menschen mit ausländischem Pass sowie eine nicht bekannte, aber ebenfalls erhebliche Zahl mit deutschem Pass und Mig-rationshintergrund über keinen anerkannten Berufsabschluss verfügen. Zur Zeit kommen Jahr für Jahr weitere junge Menschen hinzu. Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat sich zwar etwas entspannt, doch kann infolge der im Laufe der Jahre angehäuften Altfälle von einer Entwarnung keine Rede sein.

Menschen mit Migrationshintergrund haben im Vergleich zu Deutschen weitaus häufiger keine formale Berufsausbildung

und arbeiten stärker in an- und ungelernten Tätigkeiten. 7�% der arbeitslos gemeldeten Ausländer und Aus-länderinnen waren im Jahr �00� ohne Berufsabschluss, Deutsche dagegen zu �8%. Von den 14- bis 18jährigen Ausländern und Ausländerinnen hatten 40% keine Ausbildung (�00�). Die Erkenntnisse der BiBB/EMNID-Stu-die „Jugendliche ohne Berufsausbildung“ unterstrichen, dass die bisher entwickelten Initiativen weiter ver-stärkt und ausgebaut werden sollten, da immer noch ca. 1,� Mio. junge Menschen zwischen �0 und �9 Jahren ohne Berufsabschluss bleiben.

Derzeit ist die Arbeitslosenquote ausländischer Staatsangehöriger – um 20 % schwankend – doppelt so hoch wie die Gesamtquote, die bei knapp unter 10 % liegt. Dass ein bedeutender Teil der Erwerbsfähigen nicht in erwünschtem Maße am wirtschaftlichen Aufschwung partizipiert, liegt vor allem an deren ungünstigen Aus-gangsbedingungen.

Während es zahlreiche Förderansätze gibt, die vor allem auf Neubewerber zugeschnitten sind (wie berufs-vorbereitende Bildungsmaßnahmen, Einstiegsqualifizierung, ausbildungsbegleitende Hilfen, Vorbereitung an beruflichen Schulen), fehlen Instrumente, die speziell auf die Gruppe der über �5jährigen gerichtet sind. Diese haben das ausbildungstypische Alter überschritten und wünschen sich zwar einen Berufsabschluss, wollen aber nicht mehr vom „Punkt Null“ anfangen.

Angesichts von 1,4 Millionen jungen Menschen im Alter von �0 bis �9 Jahren ohne formalen Berufsabschluss bei gleichzeitig virulent werdendem Facharbeitermangel gewinnt die Nachqualifizierung unter dem Schlagwort „Zweite Chance zum Berufsabschluss“ neue Aktualität. Unsere Darstellung soll verdeutlichen, dass Fördermaß-nahmen für über �5jährige in der Phase des Aufschwungs dringlicher denn je sind. Wenn solche Maßnahmen fehlen, bleibt diese Gruppe Teil der strukturellen Arbeitsmarktreserve, die als Problemgruppe in den nächsten Abschwung gerät – mit all den Folgen, die dies für das Sozialsystem und für die Motivation der Betroffenen hätte.

„Wenn die Menschen lesen können, lernen sie zu denken und kritische Fragen zu stellen. Das ist ein erster Weg aus Armut heraus. Das gilt in Haiti wie in Deutschland.“

Zaneda Gerner, 44, Sozialpädagogin und Künstlerin

Informationen über Möglichkeiten zur Ermittlung von Potenzialen und Kompetenzen finden Sie in Kapitel 7 des Wegweisers.

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thesenzurausbildungs-undarbeitsmarktsituationjugendlicherMigrantinnenundMigranten

Der anhaltende Abbau der betrieblichen Ausbildungsstellen ver-schlechtert bei gleichzeitig steigenden Schulabgängerzahlen die Chancen von Jugendlichen ohne Abschluss bzw. mit Hauptschulab-schluss, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Der Verdrängungs-wettbewerb geht vor allem zu Lasten Jugendlicher mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. Ihre Beteiligung an der dualen Ausbildung sank von 4� % in 199� auf �8 % in �004. Im Jahr �005 verringerte sich die Ausbildungsbeteiligung weiter auf �5 %.

Häufig wird in diesem Zusammenhang auf die niedrigeren Schulab-schlüsse und auf mangelnde Deutschsprachkenntnisse der auslän-dischen Jugendlichen verwiesen.

Selbst in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs verschärft sich die Arbeitsmarktlage für An- und Unge-lernte weiter. Die Erfahrungen der berufsbegleitenden Nachqualifizierung zeigen, dass viele junge Men-schen einen Berufsabschluss erreichen, die dieses Ziel durch eine reguläre Weiterbildung oder Erstaus-bildung nicht erreichen könnten bzw. erreicht haben, wenn Beschäftigung und Qualifizierung kombiniert werden. Ein Bedarf hierfür besteht, denn die Arbeitsagenturen und ARGEn haben immer mehr Schwie-rigkeiten, junge Menschen dauerhaft in Arbeit zu integrieren, wenn diese nicht über Facharbeiter- bzw. entsprechende Qualifikationen verfügen. In der derzeitigen Arbeitsmarktsituation können Fachkräfte von Betrieben immer häufiger auch auf Arbeitsplätzen eingesetzt werden, die früher von Angelernten besetzt waren, denn auf Dauer würde es zu teuer, bei jeder Produktionsumstellung ein neues Trainingsprogramm für Angelernte zu finanzieren. Diese vertikale Verdrängung hält weiter an.

Ausländische Jugendliche sind im betrieblichen Auswahlverfahren zudem oft benachteiligt, weil ihnen persönliche Beziehungen bzw. Netzwerke fehlen, deren Bedeutung bei der Ausbildungsstellensuche wächst. So nutzen Jugendliche und junge Erwachsene die verfügbaren Informationen zum Einstieg in den Beruf nicht ausreichend. Dazu trägt bei, dass im Elternhaus die Möglichkeiten der dualen Berufs-ausbildung nicht genügend bekannt sind. Auch die Vielfältigkeit des Ausbildungsangebots wird oftmals nicht berücksichtigt. Außerdem fehlen Grundkenntnisse über Weiterbildungsmöglichkeiten und den da-mit verbundenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Vorbehalte und bewusste sowie unbewusste Diskrimi-nierungen in der Arbeitswelt führen gleichzeitig dazu, dass Menschen mit Migrationshintergrund weniger Chancen bei der Ausbildungsplatzsuche haben als andere (Berufsbildungsbericht �005, �006).

Jugendliche mit Migrationshintergrund münden häufig in Bildungsgänge, die lediglich eine berufliche Grundbildung vermitteln. Vor dem Hintergrund fehlender betrieblicher Ausbildungsplätze weichen Be-werber mit Migrationshintergrund auf Bildungsgänge des „Übergangssystems“ aus. Dort erwerben sie eine berufliche Grundbildung oder absolvieren ein Praktikum. Sie sind häufiger in der Berufsvorbereitung (BVJ oder BvB Maßnahmen) anzutreffen. Solche Maßnahmen verbessern jedoch, wie der Bildungsbericht �006 darstellt, die Chancen auf einen Ausbildungsplatz nur geringfügig.

Den betroffenen Migrantinnen und Migranten sollten Perspektiven für eine qualifizierte Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt im Sinne einer zweiten Chance zur Berufsbildung eröffnet werden. Zu dieser Zielgruppe gehören:

Ältere Arbeitnehmer über �5 Jahre mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss,Ältere Migrantinnen und Migranten über �5 ohne Berufsausbildung, die in früheren Jahren eine Hilfsarbeitertätigkeiten ausgeübt haben.

Ihre Qualifizierungschancen im Übergang zur Berufsausbildung können durch folgende Maßnahmen erhöht werden:

In der Berufsvorbereitung sind betriebsnahe Angebote zu entwickeln und zu nutzen, welche die Chancen auf Integration in Ausbildung und Beschäftigung verbessern.Die Einbindung der Angebote in berufliche Qualifikationsnetzwerke (BQN) stärkt die Zusammenarbeit der Akteure und trägt zur Qualitätssteigerung bei.

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beteiligungJugendlichermitnicht-deutscherstaats-angehörigkeitanderdualenausbildung

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nachqualifizierungalszweitechancemeint: Vor dem Hintergrund eines steigenden Qualifikationsbedarfs – eines einzelnen Menschen, um Beschäftigungs-fähigkeit abzusichern, oder eines Unternehmens, um Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten – ergibt sich die Not-wendigkeit, Weiterbildung so zu gestalten, dass sie transparent ist, Regelungslücken beseitigt und dadurch Teilhabechancen erhöht. Die schon lange bestehende Forderung, Weiterbildung zur vierten Säule des Bildungs-systems auszubauen, muss endlich umgesetzt werden.

Mittlerweile haben wichtige politische Akteure die Notwendigkeit eines Ausbaus von Angeboten zur Nachqua-lifizierung junger Erwachsener erkannt. Die Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung des Bündnisses für Arbeit forderte zum Beispiel, ungelernte Arbeitskräfte in die betriebliche Weiterbildung einzubeziehen und ihnen be-schäftigungssichernde Weiterbildungsangebote zu unterbreiten. Entsprechende Anregungen wurden im jüngs-ten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung (�006) als Handlungsnotwendigkeit formuliert. Mittlerweile wurden auch die Finanzierungsbedingungen des Arbeitsförderungsrechtes erheblich verbessert:

Nach SGB III können auch an- und ungelernte Beschäftigte gefördert werden. Die Lernenden erhalten oder behalten ihren Arbeitsplatz und erreichen gleichzeitig einen anerkannten Berufsabschluss. Bereits während der Weiterbildung können Lernende in ein betriebliches Arbeitsverhältnis integriert werden. Wer sich zum Berufs-abschluss weiterbildet, muss sein Arbeitsverhältnis nicht aufgeben.

empfehlungenzurzweitenchance

Ziel ist immer ein nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung anerkannter Berufsab-schluss. Grundlage ist die jeweilige Verordnung über die Berufsausbildung mit dem Berufsbild und den Inhalten des Ausbildungsrahmenplanes.

Das Angebot der berufsbegleitenden Nachqualifizierung zum Berufsabschluss in Verbindung mit Be-schäftigung ist gedacht für diejenigen, die sich bereits in einem Arbeitsverhältnis befinden und dies nicht aufgeben möchten oder die in erster Linie einen neuen Arbeitsplatz suchen, aber am Erwerb eines Berufsabschlusses interessiert sind, wenn dies berufsbegleitend möglich ist.

Angebote des allgemeinen, politischen und kulturellen Lernens werden öffentlich gefördert.

Beim Nachholen eines schulischen bzw. beruflichen Abschlusses soll der Lebensunterhalt für junge Erwachsene besonders gefördert werden.

Die individuellen Bildungsbemühungen von arbeitslosen jungen Erwachsenen über �5 Jahre sollen durch Ruhen des Arbeitslosengeldanspruchs bei eigeninitiierter Ausbildung gefördert werden.

Die Beratungsangebote müssen im Sinne einer aufsuchenden Beratung ausgeweitet werden.

Das Lernkonzept sollte die vorhandenen Erfahrungen, Kompetenzen und Stärken aus bisheriger Berufs-tätigkeit mit einbeziehen und diejenigen berücksichtigen, die aus schulischen, sozialen, kulturellen oder sprachlichen Gründen einer besonderen Förderung bedürfen.

Curriculum und Maßnahmenkonzept für die Weiterbildung zum Berufsabschluss (Modulgliederung, Untergliederung in Bausteine, Lehrpläne, Lernorte, Prüfungs- und Feststellungsverfahren) sind mit den nach dem Berufsbildungsgesetz zuständigen Stellen abgestimmt. Die Abschlussprüfung erfolgt entwe-der als Maßnahmenprüfung (Umschulung) oder als Externenprüfung.

Die erworbenen Qualifikationen werden durch Zertifikate bestätigt und dokumentiert. Dadurch wird der Zugang zur Externenprüfung erleichtert. Kompetenzen aus bisherigen Berufstätigkeiten können anerkannt werden. Die Qualifizierung zum Berufsabschluss kann auf längere Zeiträume verteilt werden (z. B. unterbrochen durch eine Familienphase oder Vollzeitbeschäftigung).

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Wer finanziert? Der Zielgruppe ist Beschäftigung und Existenzsicherung durch Arbeitseinkommen wichtig. Ein erfolgreiches Qualifizierungsmodell muss deshalb in Beschäftigung eingebettet sein und vorhandene Vorqualifikationen be-rücksichtigen (z.B. aus abgebrochener Ausbildung, Joberfahrung). Da die Finanzierung durch die Betriebe sehr stark von der Betriebsgröße abhängig ist – je kleiner die Betriebsgröße, desto kleiner die Chance der Finanzie-rung –, kommt es darauf an, das System über staatliche Förderung dort zu unterstützen, wo dies unabdingbar ist.

Wichtig ist die Finanzierung aus einer Hand. Sonderprogramme oder ESF-Programme sind hilfreich, um be-stimmten Zielgruppen den Zugang zu erleichtern und insgesamt mehr Mittel zur Verfügung zu stellen.

Die im JOB-AQTIV-Gesetz sowie im WEGEBAU Programm enthaltene Möglichkeit, Betrieben einen Lohnkos-tenersatz für die Freistellung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ohne Berufsabschluss zur Teilnahme an einer entsprechenden Weiterbildung zahlen zu können, schafft eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine stärkere Beteiligung Angelernter an beruflicher Weiterbildung.

Finanzierung Die Bundesagentur für Arbeit hat für die Jahre �007 ff. zwei Programme zur Förderung von so genannten Betreuungskunden bzw. zur Förderung von gering qualifizierten Beschäftigten aufgelegt. Beide sind für die Förderung der beruflichen Integration von Migrantinnen und Migranten geeignet.

Mit dem Programm „Integrationsfortschritt für Betreuungskunden“ (IfB), ausgestattet mit 200 Mio. Euro, soll eine langfristige Eingliederungsperspektive gefördert werden. Unter anderem werden längerfristige Weiterbil-dungen (Umschulungen oder Maßnahmen zur Qualifikationserweiterung) ermöglicht.

Gerade wegen der Unterrepräsentanz ausländischer Arbeitsloser bei anderen Arbeitsmarktinstrumen-ten sollte hier der individuelle Förderbedarf von Arbeitslosen mit Migrationshintergrund besonders be-rücksichtigt werden.

Das Programm WeGebAU, für das in �007 ebenfalls �00 Mio. Euro zur Verfügung stehen, richtet sich an gering qualifizierte Beschäftigte und an Ältere in KMU (Kleinen und Mittleren Unternehmen). Personen mit Migrationshintergrund sind als Zielgruppe einbezogen.

Die Maßnahmen sind präventiv ausgerichtet auf die Förderung der beruflichen Weiterbildung für Per-

Empfehlung

Forderungen an die Ausbildung:

Vorgeschaltete KompetenzfeststellungFestlegung der notwendigen Qualifizierungberufsbegleitende Qualifizierung (im Betrieb, in wirtschaftsnahen Einrichtungen, bei Bildungsträgern, in Schulen)geförderte Beschäftigung (z.B. durch Lohn-kostenzuschüsse)ggf. Organisation von begleitenden persön-lichen HilfenBeratung und begleitende Hilfen für den Betrieb (Qualifizierungspläne, Beratung zu Förderinstrumenten, Antragsstel-lung etc.)Prüfung durch denjenigen, der die Qualifikati-onen vermitteltAnerkennung der Zeugnisse beim Zulas-sungsverfahren zur ExternenprüfungExternenprüfung

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Umsetzung:Die Arbeitsagenturen filtern Altbewerber, deren Ausbildungsfähigkeit nicht grundsätz-lich in Frage steht, die aber ihre erste Chance verpasst haben.Die Kammern erarbeiten Kriterien für die Zulassung zur Externenprüfung.Bildungsträger begleiten Betriebe und Jugendliche.

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Das neue Programm WeGebAU der Bundesagentur bietet Fördermöglichkeiten, die allerdings noch wenig be-kannt sind. Darüber hinaus bestehen in einigen Branchen, z.B. in der Chemie- und Metallindustrie, Vereinba-rungen der Tarifvertragsparteien zur beruflichen Weiterbildung.

2.3.7Hochschulbildung Im Wintersemester �00�/�004 waren laut Statistischem Bundesamt insgesamt �46.1�6 ausländische Stu-dentinnen und Studenten an deutschen Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) immatrikuliert. Der Anteil ausländischer Studierender lag damit bei 1�,�% alle Immatrikulierten. Dieser relativ hohe Anteil auslän-discher Studierender ist jedoch fast ausschließlich auf den hohen Anteil der Bildungsausländer zurückzuführen. Lediglich �6,7% (65.8�0) der ausländischen Studierenden waren Bildungsinländer, d.h. ausländische Studie-rende, welche ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Der Anteil der Bildungs-inländer ohne deutsche Staatsangehörigkeit an allen Studierenden betrug laut Statistischem Bundesamt �,�% und ist seit dem Wintersemester 1999/�000 (�,5%) rückläufig.

2.4 recHtlicHeHindernisse Für einen Teil der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten bestehen rechtliche Beschränkungen bei Zugang zum Arbeitsmarkt.

Drittstaatsangehörige� benötigen eine behördliche Genehmigung, um in Deutschland überhaupt einer Be-schäftigung nachgehen zu können (§ 18 ff Aufenthaltsgesetz). Nach dem sog. „Vorrangprinzip“ kommen ausländische Bewerber für eine offene Stelle nur in Betracht, sofern kein arbeitsloser Deutscher, Unionsbürger oder ein bereits privilegierter Drittstaatsangehöriger zur Verfügung steht.

2.4.1geduldete Geduldeten kann mit Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit die Ausübung einer Beschäftigung erlaubt

� Nichtdeutsche Staatsangehörige aus einem Staat außerhalb der EU

sonengruppen, die (noch) beschäftigt sind, aber ein hohes Arbeitsplatzrisiko aufweisen. Da eine große Zahl von Beschäftigten mit Migrationshintergrund an- oder ungelernte Tätigkeiten ausübt, besteht hier eine Möglichkeit für ihre berufliche Weiterbildung, kombiniert mit der Verbesserung ihrer Sprachkennt-nisse.

Beim Einsatz des Programms in der Praxis muss das Ziel der nachhaltigen Integration in qualifizierte Berufe im Vordergrund stehen.

Bei der Auswahl der geförderten Personen sind Menschen mit Migrationshintergrund ausreichend zu berücksichtigen.

Evaluierung ist – auch wegen möglicher Mitnahmeeffekte – erforderlich.

Das Programm sollte stärker von den Arbeitsagenturen beworben werden.

Eine Förderung der betrieblichen Fort- und Weiterbildung, die sich auch den besonderen Herausforde-rungen der Menschen mit Migrationshintergrund annimmt, erfordert:

Verbesserung der rechtlichen Möglichkeiten zur Teilnahme an entsprechenden Maßnahmen über den Ausbau der Freistellungsgesetze der Länder und ein Bundesrahmengesetz Weiterbildung,

stärkere Konzentration der Qualifizierungsmaßnahmen auf Maßnahmen, mit denen die berufliche Stel-lung von bislang angelernten Beschäftigten verbessert werden,

verstärkte Nutzung der Fördermöglichkeiten durch die Betriebe,

Entwicklung von Maßnahmen, bei denen die Verbesserung von beruflichen und sprachlichen Kompe-tenzen verknüpft werden,

Möglichkeiten, Weiterbildungsfonds in die Finanzierung einzubeziehen, in welche weiterbildungswillige Unternehmen eine Bildungsabgabe einzahlen.

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werden, wenn sie sich seit einem Jahr erlaubt oder geduldet im Bundesgebiet aufhalten (§ 10 Beschäftigungs-verfahrensverordnung).

2.4.2asylbewerberinnenundasylbewerber Gleiches gilt für Asylbewerber, die sich seit einem Jahr gestattet im Bundesgebiet aufhalten. In beiden Fällen erfolgt zuvor eine Arbeitsmarktüberprüfung durch die Bundesagentur für Arbeit. Hierzu stellt die Ausländerbe-hörde in einem internen Zustimmungsverfahren unter Angabe der für das Arbeitsverhältnis relevanten Daten eine entsprechende Anfrage bei der Bundesagentur für Arbeit.

Häufig wird zu Unrecht die Ansicht vertreten, dass die deutsche Staatsangehörigkeit eine notwendige Voraus-setzung ist, um überhaupt als Beamter, Beamtin, Angestellte/r oder Arbeiter/Arbeiterin im öffentlichen Dienst beschäftigt sein zu können.

2.4.3MigrantinnenundMigrantenmitdeutscherstaatsangehörigkeitMigrantinnen und Migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit sind Deutsche im Sinne des Grundgesetzes und haben folglich gem. § 6 Abs. 1 Nr. 1 Landesbeamtengesetz NRW (LBG NW) einen grundsätzlich uneinge-schränkten beruflichen Zugang in den öffentlichen Dienst des Landes NRW. Dies gilt sowohl für das Arbeiter- oder Angestellten- als auch für das Beamtenverhältnis.

2.4.4MigrantinnenundMigrantenmitdoppelterstaatsangehörigkeitDer Besitz der doppelten Staatsangehörigkeit steht einer Berufung in das Beamtenverhältnis bzw. Arbeiter- oder Angestelltenverhältnis im öffentlichen Dienst nicht entgegen.

2.4.5MigrantinnenundMigrantenmitderstaatsangehörigkeiteinesMitgliederstaatesdereuDas Berufsbeamtentum ist grundsätzlich für EU-Bürger geöffnet. Migrantinnen und Migranten ohne deutsche, aber mit der Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates der EU können daher grundsätzlich in das Beamten-verhältnis berufen werden. Ausgenommen sind lediglich Tätigkeiten, welche eine unmittelbare oder mittelbare Teilnahme an der Ausübung hoheitlicher Befugnisse und die Wahrung solcher Aufgaben mit sich bringen (z.B. Justiz, Polizei, Militär, Steuerverwaltung, nicht aber z.B. das Gesundheitswesen, Verkehrs- und Transportdienste, Post, Bahn, Schulen und Hochschulen).

2.4.6MigrantinnenundMigrantenohnedeutschestaatsangehörigkeitBei der Frage, ob und in welcher Form Migrantinnen und Migranten ohne deutsche Staatsangehörigkeit be-ruflichen Zugang zum öffentlichen Dienst haben, ist rechtlich zwischen Beamten und Angestellten des öffent-lichen Dienstes zu unterscheiden.

2.4.7beamteGrundsätzlich ist die deutsche Staatsangehörigkeit zur Berufung in das Beamtenverhältnis erforderlich. In das

Informationen über Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit Geduldeter bzw. Asylsuchender er-halten Sie bei der Bundesagentur für Arbeit.

Hinweis

„Russisches Kino und russische Kunst waren und blei-ben meine große Leidenschaft. Ich bin glücklich, dass ich auch hiern in Deutschland mit meinen Fähigkeiten und Interessen Fuß fassen konnte und mit Jugendlichen arbeiten kann. Ich bin zwar nicht mehr Russischlehrer wie in Lettland, habe aber meinen beruflichen Weg trotzdem gefunden“Wladimir Weinberg, 38, Lehrer und Projektkoordinator

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Beamtenverhältnis darf nur berufen werden, wer „Deutscher im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes ist“ (§ 6 Absatz 1 Nummer 1 des Landesbeamtengesetzes NRW; § 4 Absatz 1 Nummer. 1 und � Beamtenrechtsrah-mengesetz (BRRG)). Eine gleichlautende Regelung enthält für die Beamten des Bundes § 7 Absatz 1 Nummer. 1 und � Bundesbeamtengesetz (BBG).

Der Anteil von Beamten bzw. Angestellten mit Migrationshintergrund liegt im öffentlichen Dienst weit unter dem allgemeinen Bevölkerungsanteil der Menschen mit Migrationshintergrund. Folglich ist es von besonderer Bedeutung, über Zugangsvoraussetzungen zu informieren, um vorhandene Potenziale und Möglichkeiten von Migrantinnen und Migranten im Wege des beruflichen Zugangs auch für den öffentlichen Dienst nutzbar zu machen.

Ausnahmen von dem Grundsatz des Staatsangehörigkeitserfordernisses für Beamte:Gemäß § 6 Absatz 4 Landesbeamtengesetz NW kann das Innenministerium Ausnahmen von dem Erfordernis der deutschen Staatsangehörigkeit für Beamte zulassen, „wenn für die Gewinnung des Beamten ein drin-gendes dienstliches Bedürfnis besteht.“ Das dringende dienstliche Bedürfnis besteht, wenn der Bedarf auf andere Weise in naher Zukunft nicht befriedigt werden kann.

Die Polizei NRW lässt insoweit beispielsweise auch nichtdeutsche Bewerber in Regionen mit überdurchschnitt-licher ausländischer Bevölkerung zum Vollzugsdienst zu. Das dringende dienstliche Bedürfnis liegt darin, dass die Polizei derjenigen Kompetenzen, die die Bewerber ohne deutsche Staatsangehörigkeit mitbringen, bedarf, um sicherzustellen, dass sie ihre Aufgaben angemessen erfüllt. Die Polizeiarbeit wird durch einen verbesserten Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund verbessert und ihre Akzeptanz bei nichtdeutschen Bevölke-rungsgruppen erhöht.

Im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich genügen gemäß § 4 Absatz �, Satz � BRRG sogar hinrei-chende „andere Gründe“.

2.4.8angestelltedesöffentlichendienstesDer Arbeiter- und Angestelltenstatus ist unabhängig von der Staatsangehörigkeit, weshalb Migrantinnen und Migranten auch ohne deutsche Staatsangehörigkeit in diesen Tätigkeitsbereichen beschäftigt sein können.

Von jedem Bewerber werden jedoch die übrigen Einstellungsvoraussetzungen des öffentlichen Dienstes er-wartet, d.h. Eignung, Befähigung und Leistung sowie für die Ausübung der Tätigkeit erforderliche deutsche Sprachkenntnisse.

2.4.9standesordnungenIn bestimmten Berufsgruppen bestehen Berufs-/Beschäftigungsverbote für Migrantinnen und Migranten. So gibt es für Ärzte oder Psychotherapeuten grundsätzlich kein uneingeschränktes Niederlassungsrecht. Gemäß § � der Bundesärzteordnung wird Nicht-EU-Staatsangehörigen grundsätzlich keine Approbation als Arzt erteilt, sofern sie eine eigene Praxis betreiben möchten, es sei denn, sie gelten als „heimatlose Ausländer“ oder sie stammen aus einem Staat, mit dem Deutschland und die EU einen entsprechenden Rechtsanspruch vereinbart haben. Ausnahmen gelten für besondere Einzelfälle oder aus Gründen des öffentlichen Gesundheitsinteresses, doch kommt dieses selten zum Tragen.

Weitere Informationen zu Bewerbungsverfahren und Einstellungsvoraussetzungen im öffentlichen Dienst bekommen Sie beim Innenministerium NRW.

Hinweis

Die Ärztekammern informieren auf ihren Homepages im Einzelnen über die Formalitäten, die beim Antrag auf Erteilung der Approbation zu beachten sind.

Hinweis

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Der deutsche Arbeitsmarkt verlangt zunehmend nach hoher beruflicher bzw. fachlicher Qualifikation. Das Zu-wanderungsgesetz hat zwar neue Niederlassungs- und Zuwanderungsmöglichkeiten für Hochqualifizierte ge-schaffen, doch lösen diese nicht die Probleme bei der Aner-kennung ausländischer Abschlüsse. Personen, die ihre Abschlüsse im Ausland erworben haben, schaffen es häufig nur unter erschwerten Bedingungen, diese als gleichwertig mit einem entsprechenden deutschen Abschluss anerkennen zu lassen. Erforderlich für die Aner-kennung bzw. Gleichstellung sind entweder bilaterale Abkommen zwischen dem Heimatland und der BRD oder ein Gesetz, das die Gleichstellung regelt.

Bilaterale Abkommen, die eine zwischenstaatliche Anerkennung bzw. Gleichstellung bestimmter Ausbildungs-abschlüsse regeln, wurden bisher lediglich mit Österreich und Frankreich abgeschlossen.

Wer einen handwerklichen Abschluss auf Facharbeiterniveau in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, Polen, Rumänien, Tschechien und Slowenien sowie Ungarn erworben hat und eine Spätaussiedlerbescheini-gung oder einen Vertriebenenausweis besitzt, kann die Anerkennung bzw. Gleichstellung seines Ausbildungs-abschlusses gem. § 10 Bundesvertriebenengesetz beantragen.

In Deutschland gibt es ca. �60 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe mit genauen Regelungen zu Ausbil-dungsinhalten, zu Prüfungen, Rechten und Pflichten der Auszubildenden sowie der Ausbildenden. Grundsätz-lich gibt es zwei Wege, eine Berufsausbildung zu absolvieren:

über die duale Ausbildung, bei der der Auszubildende die praktischen Fähigkeiten in einem Betrieb erwirbt und die fachtheoretischen Kenntnisse in der Berufsschule, und

ausschließlich an einer Fachschule.

Zu den Berufen der dualen Ausbildung gehören nahezu alle handwerklichen und kaufmännischen Berufe.

Das deutsche Berufs- und Ausbildungssystem bildet die Grundlage zur Anerkennung ausländischer Berufsqua-

1.

2.

3 anerkennungausländiscHerbildungsnacHweise

anERkEnnung

„Durch die Emigration erfuhr ich früh die Vielfältigkeit des Lebens. In Deutschland verwirklichte ich meine beruflichen Entwicklungsträume und mein ehrenanmtliches Engage-ment findet Anerkennung in meiner Stadt. Meine Kinder lernen die russische und ich die englische Sprache, um die Partnerschaft von Russland und Europa bewusst zu erleben.“

Natalie Rudi, 33, Konzernrevisorin

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lifikationen: Dabei werden zunächst die Inhalte der deutschen Ausbildung mit den im Ausland erworbenen Qualifikationen verglichen. Darüber hinaus werden praktische Tätigkeiten und Weiterbildungen berücksichtigt. Damit überhaupt eine Anerkennung ausgesprochen werden kann, muss eine hohe inhaltliche Vergleichbarkeit bestehen.

Um eine ausländische Berufsqualifikation in Deutschland schließlich anerkennen zu lassen, muss ein Antrag bei der jeweils zuständigen Anerkennungsstelle gestellt werden. Der Antrag wird geprüft, und nach einigen Wochen werden dem Antragsteller die Ergebnisse mitgeteilt.

3.1 regleMentierteundnicHtregleMentierteberufe

3.1.1reglementiertAls reglementiert werden bestimmte Berufsbilder bezeichnet, wenn Regierungen, staatliche Stellen des Bundes, der Länder oder deren Parlamente, aber auch Selbstverwaltungsorgane wie z.B. Kammern präzise Vorschriften für die Zulassung zu diesem Beruf und für seine Ausübung erlassen haben. Möchte jemand einen reglemen-tierten Beruf ausüben, so muss zunächst ein formelles Anerkennungsverfahren durchgeführt werden. Wer mit einer entsprechenden ausländischen Qualifikation einen reglementierten Beruf ausüben möchte, bedarf einer behördlichen Anerkennung seiner beruflichen Qualifikation. Die konkrete Zuständigkeit der Behörden richtet sich dabei nach dem Wohnort in der Bundesrepublik Deutschland. Wer noch keinen Wohnsitz in Deutschland hat und auch noch nicht weiß, wo er sich niederlassen möchte, hat mangels einer zuständigen Stelle keine Möglichkeit, seine berufliche Qualifikation für den Zugang zu einem reglementierten Beruf in Deutschland anerkennen zu lassen.

Reglementierte Berufe sind zu finden in folgenden Bereichen:

Im Handwerk sind ausschließlich sog. zulassungspflichtige Handwerke reglementiert. Eine Anerkennung der Berufsqualifikation ist nur für die Eintragung in die Handwerksrolle, d.h. für die Ausübung einer Selbstständig-keit zwingend erforderlich. Für eine abhängige Beschäftigung ist keine Anerkennung der Berufsqualifikation erforderlich. Wenn die entsprechenden Qualifikationen und Abschlüsse vorliegen, sollte man den Ratsuchen-den empfehlen, keine Mühen zu scheuen, sich diese anerkennen zu lassen.

berufsfelder reglementierteberufe

im Gesundheitswesen Ärzte, Psychotherapeuten, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Krankenpfle-ger und -schwestern, Hebammen und Entbindungspfleger, Logopäden, Sprachheilpädagogen, Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten, Physio-therapeuten, Diätassistenten, Technische Assistenten in der Medizin, Arzt-helfer, Zahnarzthelfer, Tierarzthelfer, Heilpraktiker, Psychologen,

im pädagogischen Bereich Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Kinderpfleger,

im technischen und im handwerklichen Bereich Ingenieure, Architekten, Innenarchitekten, Techniker, Technische Assisten-ten, Meister,

in der Lebensmittelherstellung und -überwachung Lebensmittelchemiker,

in der Land- und Forstwirtschaft Gartenbauarchitekten, Landschaftsarchitekten, Forstbeamte

in der Rechtspflege Rechtsanwälte, Richter, Notare,

sowie in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung Wirtschaftsprüfer, Buchprüfer, Steuerberater.

Bestimmte Berufe sind nur in einigen Bundesländern reglementiert (z.B. Dolmetscher/Übersetzer, Restaurator).

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3.1.2nichtreglementiertIst ein Beruf nicht reglementiert, so bedarf es keines besonderen Anerkennungsverfahrens, um die Berufstätig-keit aufzunehmen. In einem solchen Fall kann ein Arbeitgeber also grundsätzlich selbst über die Beschäftigung eines Bewerbers entscheiden.

Dass ein Beruf nicht reglementiert ist, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die Berufsausübung frei ist. So kann es sein, dass der im Herkunftsland erlernte Beruf in Deutschland nicht als eigenständiger Beruf existiert oder die damit verbundenen Tätigkeiten Teil eines anderen Berufes und somit den Angehörigen dieser Berufs-gruppe vorbehalten sind.

3.2 anerkennungsverfaHrenbeidenkaMMernDie Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern führen in der Regel eine so genannte „Ver-gleichbarkeitsprüfung eines ausländischen Aus- oder Weiterbildungsabschlusses“ durch (ähnlich geht die Landwirtschaftskammer vor). Dabei wird der deutsche Ausbildungsberuf, der zur Zeit des ausländischen Ab-schlusses aktuell war, mit dem ausländischen verglichen. Beide Prüfungen oder Befähigungsnachweise müssen „gleichwertig“ sein, d.h. sie müssen sich ähneln, Inhalte der Ausbildung oder des Berufes müssen den deut-schen in der Qualität gleichen.

Die Kammer wird eine so genannte Anerkennung aussprechen: Wenn sie den ausländischen Beruf als mit dem deutschen gleichwertig anerkennt, darf die deutsche Berufsbezeichnung geführt werden. Rechtsgrundlagen sind die Europäischen Richtlinien über die Anerkennung von Berufsqualifikationen und für Spätaussiedler das Bundesvertriebenengesetz.

In den meisten Fällen nehmen die Kammern daher nur Einstufungen entsprechend des Aufbaus des deutschen Ausbildungs- und Beschäftigungssystems vor. Im Rahmen einer freiwilligen Stellungnahme wird die formelle, materielle und funktionelle Gleichwertigkeit in Anlehnung an die Kriterien für die Anerkennung von Quali-fikationsnachweisen nach den EU Richtlinien für die Anerkennung von Berufsqualifikationen und nach dem Bundesvertriebenengesetz (BVFG) geprüft. Diese Einordnung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikati-onen ist keine offizielle Anerkennung des jeweiligen Berufs, so dass keine deutsche Berufsbezeichnung geführt werden darf. Sie kann aber dem Arbeitgeber helfen, die mitgebrachte Qualifikation besser einzuordnen und den ausländischen Arbeitnehmer seinen Fähigkeiten entsprechend einzusetzen. Allerdings wird das Gehalt zumeist geringer sein als das einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers mit entsprechendem deutschen oder gleichwertigen Berufsabschluss.

Für zugewanderte Arbeitnehmer/innen ist die Einstufung nützlich, da sie zumeist mit Weiterbildungsempfeh-lungen verbunden wird, die zur Anerkennung führen können.

Technikerqualifikationen aus osteuropäischen LändernEine Besonderheit stellt die Anerkennung von Technikerqualifikationen aus osteuropäischen Ländern dar: An-

Frau X hat eine Fachausbildung zur Psychotherapeutin absolviert und möchte in einem anderen EU-Mit-gliedstaat arbeiten, in dem die Psychotherapie keinen eigenständigen Beruf darstellt, sondern ein Gebiet der Medizin und ihre Ausübung den medizinischen Psychiatern vorbehalten ist.

Beispiel

„Schon als Kind wollte ich Schneiderin werden. In Deutschland darf ich mich zwar nicht Schneidermeisterin nennen, aber ich bin als Modedesignerin anerkannt und entwerfe meine eigenen Kollektionen vom Hut bis zur passenden Tasche zum Kleid und kann auf die individu-ellen Bedürfnisse meiner Kundinnen eingehen“

Yadviga Adesskaya, 39, Modedesignerin

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ders als in den Herkunftsländern der Spätaussiedler ist Technikerausbildung in Deutschland keine grundle-gende Berufsausbildung, sondern wird im Anschluss an eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjäh-rige Berufspraxis durchgeführt und ist somit eine qualifizierte Weiterbildung. Daher kann nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.9.1993 eine Gleichstellung mit der hiesigen Ausbildung zum „Staatlich geprüften Techniker“ generell nicht erfolgen. Die Antragsteller werden von den Kammern bezüglich einer be-ruflichen Erstausbildung beraten.

Gleichwertigkeit der Abschlüsse mit bundesdeutschen AbschlüssenDer Antragsteller muss aufgrund der ausländischen Ausbildung in der Lage sein, den Anforderungen der deut-schen Ausbildungsordnung zu genügen.

Gleichwertigkeit ist in formeller, materieller und funktioneller Hinsicht zu prüfen:

3.2.1anerkennungsregelungen:fürspätaussiedlerinnenundspätaussiedlerVertriebene und Flüchtlinge nach dem BVFG (Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen) und Flücht-linge, zu denen auch Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen gehören, haben einen Anspruch auf Bewertung ihrer ausländischen Bildungsnachweise. Gemäß § 10 Absatz � des Bundesvertriebenengesetzes sind Prüfungen oder Befähigungsnachweise anzuerkennen, die Spätaussiedler in den Aussiedlungsgebieten abgelegt oder erworben haben, wenn sie den entsprechenden Prüfungen oder Befähigungsnachweisen in Deutschland gleichwertig sind. In Bezug auf die Anerkennung von Aussiedlerzeugnissen nichtakademischer beruflicher Qualifikationen gibt es einen speziellen Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.9.199� („Grundsätze zur Bewertung und Anerkennung von Fach-mittelschulabschlüssen aus Polen und anderen ost-europäischen Ländern bei Berechtigten nach dem Bundesvertriebenengesetz“).

3.2.2anerkennungsregelungen:kontingentflüchtlingeKontingentflüchtlinge besitzen grundsätzlich keinen gesetzlichen Anspruch auf Gleichstellung ihrer beruflichen Befähigungsnachweise mit den deutschen Berufsqualifikationen. Die Kammern in Deutschland erstellen jedoch formlos eine Bescheinigung, aus welcher hervorgeht, welchem deutschen Abschluss der im Ausland erwor-bene Befähigungsnachweis entspricht. Eine derartige Bescheinigung dient den Betroffenen sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch bei einem beruflichen Fortbildungsvorhaben als informeller Nachweis der vorhandenen beruflichen Qualifikationen.

3.2.3regelungenzuranerkennungvonbildungsnachweisenindereuBislang wurde die berufliche Anerkennung ausländischer Bildungsnachweise durch 15 EU-Richtlinien geregelt. Seit dem �0. Oktober �007 ist es einfacher, eine berufliche Ausbildung, die in einem EU-Staat absolviert wurde, in einem anderen EU-Staat anerkennen zu lassen. Die Richtlinie �005/�6/EG ersetzt die zuvor gültigen 15

formell Materiell funktionell

Erforderlich und hinreichend ist der Nachweis, dass es sich um eine förmliche Prüfung oder einen Befähigungsnachweis mit öffentlich anerkannter Berechti-gung handelt.

Eine Identität der Prüfungsver-fahren, -methoden oder Zusam-mensetzung der Prüfungsaus-schüsse ist nicht erforderlich.

Die Inhalte müssen insoweit übereinstimmen, dass noch von einer Vergleichbarkeit gespro-chen werden kann.

Dieses Kriterium ist grundsätzlich sehr weit auszulegen (Eingliede-rungs- und Bestandsschutzge-danke).

Eine engere Auslegung ist aber erforderlich, wenn Folge der Anerkennung die Erlaubnis zum Umgang mit Gefahrstoffen ist (Schutz der Allgemeinheit).

Maßgeblicher Gesichtspunkt, der die beiden anderen Aspekte zu-rücktreten lässt.

Erforderlich ist die Gleichwertig-keit im Sinne gleicher beruflicher Qualifikation in der Wahrneh-mung gleicher sozialer, wirtschaft-licher oder staatlicher Aufgaben (OVG Koblenz, �9.07 1960, AZ: � C � /58).

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Richtlinien. Sie gilt für alle Angehörigen eines Mitgliedstaats der EU, welche als Selbstständige oder abhängig Beschäftigte einen reglementierten Beruf in einem anderen Mitgliedstaat als demjenigen ausüben wollen, in dem sie ihre Berufsqualifikationen erworben haben.

Qualifikationen werden auf Antrag unmittelbar anerkannt, sofern die Voraussetzungen gegeben sind.

Liegt eine Qualifikation für einen anderen reglementierten Beruf vor, erfolgt die Anerkennung auf der Grund-lage der allgemeinen Richtlinien 89/48/EWG und 9�/51/EWG. Danach ist die Qualifikation anzuerkennen, wenn der Beruf, den der Antragsteller im Staat der Ausbildung ohne weitere Ausbildung oder Prüfung ausüben darf, mit dem Beruf gleichartig ist, den er in Deutschland ausüben möchte. Dann wird geprüft, ob diese Aus-bildung derjenigen in Deutschland im Wesentlichen vergleichbar ist. Ist dies der Fall und die Ausbildung wird als gleichwertig beurteilt, erfolgt die Anerkennung unmittelbar. Bestehen wesentliche Unterschiede, so wird die Anerkennung mit Auflagen verbunden (Anpassungslehrgang oder Eignungsprüfung – nach Wahl). Diese Aufla-gen können wegfallen, wenn eine ausreichend lange praktische Berufserfahrung nachgewiesen wird. Nur bei solchen Berufen, in denen gründliche Rechtskenntnisse unerlässlich sind, ist mit Billigung der Kommission der Europäischen Gemeinschaft durch die entsprechenden Bundesgesetze eine Eignungsprüfung vorgeschrieben (z.B. Rechtsanwälte, Patentanwälte, Wirtschaftsprüfer, Buchprüfer und Steuerberater).

3.2.3anerkennungsregelungenfüreu-/ewrstaatsangehörigeBetroffene können sich unter zwei Voraussetzungen auf die allgemeine Anerkennungsregelung berufen:

Der Beruf ist im Herkunftsmitgliedstaat reglementiert und

die berufliche Qualifikation ist vorwiegend im Mitgliedstaat erworben worden, d.h. der zeitlich größte Teil der Berufsausbildung ist in diesem Mitgliedstaat absolviert worden.

anerkennungsregelungen:angehörigeeineseu-/ewr-staates,welchesämtlicheberuflichebe-fähigungsnachweiseineinemdrittlanderworbenhabenBetroffene können sich unter vier Voraussetzungen auf die allgemeine Anerkennungsregelung berufen:

Die beruflichen Befähigungsnachweise, die in einem Drittland erworben wurden, sind in einem Mitglied-staat bzw. im Herkunftsstaat gemäß der dortigen Rechtsvorschriften oder einer bilateralen Vereinbarung zwischen beiden Staaten bereits anerkannt;

die beruflichen Befähigungsnachweise berechtigen zur Ausübung eines reglementierten Berufs in diesem Mitgliedstaat;

der reglementierte Beruf ist in dem betreffenden Mitgliedstaat bereits � Jahre (in einigen Fällen � Jahre) tatsächlich ausgeübt worden;

die betreffende Person besitzt eine von diesem Mitgliedstaat ausgestellte Bestätigung, in der bescheinigt wird, dass der betreffende Beruf drei (bzw. zwei) Jahre in seinem Hoheitsgebiet tatsächlich ausgeübt wor-den ist.

1.

2.

1.

2.

3.

4.

Ein irischer Wirtschaftsprüfer beantragt in Deutschland die Anerkennung seiner beruflichen Befähigungs-nachweise. Er besitzt die notwendige Qualifikation für die Ausübung dieses Berufs in Irland. Angenommen, er kann eine Berufsausbildung von insgesamt 7 Jahren nachweisen, davon � in den USA und 4 in den Niederlanden, fällt sein Anerkennungsantrag unter die allgemeine Regelung. Hat er dagegen 4 Jahre seiner Berufsausbildung in den USA absolviert und � Jahre in den Niederlanden, so kann die deutsche Behörde die Anerkennung seiner Befähigungsnachweise verweigern..

Beispiel

Ein niederländischer Staatsangehöriger hat seine Berufsausbildung (Ausbildung, Diplom, Praktikum usw.) zum Logopäden in den USA absolviert. Die „erste“ Anerkennung der Befähigungsnachweise in einem Mit-gliedstaat der EU (in diesem Fall Deutschland) kann nicht im Rahmen der allgemeinen Anerkennungsrege-lung erfolgen, sondern fällt unter die innerstaatlichen, deutschen Rechtsvorschriften. Möchte er nach Erhalt

Beispiel

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anerkennungsregelungen:staatsangehörigereineslandes,welchesnichtdereuoderdemewrangehört–erwerbderqualifikationaußerhalbdereuunddesewrIn diesem Fall wird die Qualifikation nach den Kriterien der funktionalen, formalen und materiellen Gleichwer-tigkeit geprüft, wenn ein entsprechendes Anerkennungsverfahren existiert.

diebestehendenregelungenimüberblick:

Staatsangehörige der Vereinigten Staaten, der Länder Südosteuropas, Afrikas, Asiens usw. Beispiel

Weitere Informationen zur Anerkennung von Bildungsnachweisen von Staatsangehörigen der Europäischen Union, des europäischen Wirtschaftsraums und der Schweiz finden sich in dem Leitfaden für die allgemeine Regelung zur Anerkennung der beruflichen Befähigungsnachweise der Europäischen Kommission.

Hinweis

zielgruppe/berufe anerkennung rechtsgrundlage

spätaussiedler(def.s.3.2) Anerkennung, sofern Qualifikationen gleichwertig § 10 (�) Bundesvertrie-benengesetz

abschlüsseausderddr Qualifikationen gelten weiter, bestimmte Berufe stehen einander gleich

Artikel �7 (�) Einigungsvertrag

bildungsnachweisevonkontingentflüchtlingen

Anspruch auf Anerkennung, sofern Qualifikationen gleichwertig (analog zu Spätaussiedlern)

(analog zu Spätaussied-lern)

österreichischeabschlüsse Gleichstellung für bestimmte Berufe, allgemeine Vergleichbarkeit Bilaterales Abkommen und gemeinsame Erklärung

französischeabschlüsse Gleichstellung für bestimmte Berufe, allgemeine Vergleichbarkeit Bilaterales Abkommen und gemeinsame Erklärung

schweizerabschlüsse Gleichstellung von Gesellen- und Meisterprüfungen sowie Lehrab-schlussprüfungen

Übereinkunft einer recht-lichen Gleichstellung vom 01. Januar 19�8

abschlüssevoneu-bürgern

Richtlinie für die Anerkennung von reglementierten Berufen, geltende Regelungen zur Dienstleistungsfreiheit

EU-Richtlinie �005/�6/EG ab Okt. �007, vorher fünfzehn Einzelrege-lungen

abschlüssevonnicht-eu-bürgern

Anerkennung auf Grundlage des allgemeinen Anerkennungs- verfahrens

der Anerkennung in einem anderen Mitgliedstaat (beispielsweise Frankreich) als Logopäde arbeiten, so kann er sich auf die allgemeine Anerkennungsregelung berufen, sofern er mindestens � Jahre in Deutsch-land als Logopäde gearbeitet hat. Er benötigt eine von der zuständigen Behörde in Deutschland ausge-stellte Bestätigung, in der bescheinigt wird, dass er den Beruf des Logopäden � Jahre lang in Deutschland ausgeübt hat.

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verbesserungderanerkennungvonimauslanderworbenenqualifikationenundinformellenberuflichenkompetenzeniminteressederMigrationWie beschrieben hat das Europäische Parlament im Zusammenhang mit der Dienstleistungsfreiheit und als Schritt zur Förderung der Mobilität von Beschäftigten in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Richtlinie �005/�6/EG zur Anerkennung von Berufsqualifikationen verabschiedet. So sehr diese Richtlinie insgesamt als eine Entwicklung in die richtige Richtung bewertet werden kann, enthält sie hinsichtlich der beruflichen Integration von Drittstaatsangehörigen Regelungen bzw. Defizite, welche Nicht EU-Bürger stark benachteiligen. In diesem Exkurs soll auf Defizite aufmerksam gemacht werden. Zum anderen sollen Handlungsempfehlungen zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen und informellen beruflichen Kompetenzen gegeben werden, die über die Regelungen in der EU-Richtlinie hinausgehen. Diese Handlungsempfehlungen sind im Rahmen der transnationalen Zusammenarbeit des EQUAL Projektes ProQualifizierung zusammen mit den italienischen (ETNICO) und spanischen (ESCOSUR) EQUAL Partnern erarbeitet und einvernehmlich beschlossen worden.

drittstaatsangehörige, die ihre qualifikation in einem eu-Mitgliedstaat erworben haben,gleichbehandelnAusgangslage: Nach dem derzeitigen Gesetzestext können Angehörige von Drittstaaten (mit Aus-

nahme von EWR-Vertragsstaaten und der Schweiz) von der Anerkennungsrichtlinie keinen Gebrauch machen. Dies gilt auch für diejenigen Drittstaatsangehörigen, die ihre berufliche Qualifikation in einem EU-Mitgliedstaat erworben haben. Das bedeu-tet, dass selbst Menschen, die ihre gesamte Bildungs- und Qualifizierungslaufbahn in einem der EU-Mitgliedsländer erworben haben, aber nicht die Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedstaates (bzw. EWR-Vertragsstaates bzw. der Schweiz) besitzen, das Recht vorenthalten bleibt, ihre beruflichen Qualifikationen im Rahmen der Richtlinie anerkennen zu lassen. Folglich wird es dieser Gruppe erschwert, in einem anderen EU-Land beruflich tätig zu werden, was einer Einschränkung ihrer Mobilität gleich-kommt.

Bei der Übernahme der EU-Richtlinie in die nationalen Gesetzgebungen ist eine Gleichbe-handlung von Drittstaatsangehörigen, die ihre berufliche Qualifikation in einem EU-Land erworben haben, und den Staatsbürgern der EU-Mitgliedsländer anzustreben. Für die An-wendung der EU-Anerkennungsrichtlinie soll maßgeblich sein, ob der Bildungsnachweis in einem Mitgliedstaat erlangt wurde, nicht aber die Staatsbürgerschaft.

einheitlicheregelungderanerkennungvonbildungsabschlüssenausdrittstaatenAusgangslage: Die EU-Richtlinie überlässt die Regelung der Anerkennung von Bildungsnachweisen

aus Drittstaaten den Mitgliedstaaten selbst.

Angesichts des Zieles, Arbeitnehmendenmobilität zu fördern, und der Tatsache, dass Dritt-staatsangehörige einen bedeutenden Anteil der Bevölkerung in vielen EU-Staaten bilden, sowie angesichts der steigenden Neuzuwanderung in die EU-Länder drängt sich hier die Forderung nach einer EU-Richtlinie auf, die die Anerkennung von Bildungsnachweisen aus Drittstaaten einheitlich regelt.

informationsstrukturenoptimierenProbleme/ Die Anzahl der Anträge auf Anerkennung im Ausland erworbener beruflicher Qualifika-

tionen ist vergleichsweise gering. Nicht nur die Vielzahl der zuständigen Behörden und Ansprechpartner, die je nach Berufsgruppe bzw. Wirtschaftszweig bzw. Bildungsweg für die Anerkennung einer im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikation zuständig sind, wirken für neu eingewanderte Migrantinnen und Migranten abschreckend.

Handlungsempfehlungen: Einrichtung einer mehrsprachigen Hotline, weite Verbreitung

exkurs

Ausgangslage:

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und Übersetzung des Wegweisers für die Anerkennung von im Ausland erworbenen be-ruflichen Qualifikationen, mehrsprachige Informationsflyer und Broschüren, kürzere An-erkennungszeiten, Zentralisierung von spezialisierten Beratungseinrichtungen (Beispiel: eine zentrale Beratungsstelle für Handwerks-, eine für IHK-Berufe), Schaffung von trans-nationalen Datenbanken, etc.

bewertungsverfahrenvonausländischenbildungsnachweisenverbessernunddietranspa-renzerhöhenProbleme/ Die Bewertung von ausländischen Bildungsnachweisen als Voraussetzung für ein An-

erkennungsverfahren dauert oft zu lange. Insbesondere bei eher unbekannten Berufen bzw. bei Anträgen auf Anerkennung von Migrantinnen und Migranten aus Staaten, aus denen nicht die größeren Einwanderungsgruppen stammen, ist es für die Bera-terinnen und Beratern sehr schwierig, diese zu vergleichen und richtig einzustufen. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren.

Handlungsempfehlung: Aufbau von umfassenden, europaweiten Datenbanken mit Infor-mationen zu den Ausbildungsgängen; Verbesserung des Angebots und des Zugangs zu Nachqualifizierungsmaßnahmen, Ergänzungsstudiengängen sowie Anpassungslehrgängen.

unternehmenvonderbedeutungderanerkennungvonimauslanderworbenenqualifika-tionenüberzeugenProbleme/ Nach erfolgter Anerkennung der im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikation(en)

erhält der/die Antragsteller/in ein Zertifikat der anerkennenden Stelle, das als Nach-weis den Bewerbungsunterlagen oder der Personalakte beigefügt werden kann. Eine Zertifizierung macht jedoch nur dann Sinn, wenn sichergestellt ist, dass ihr eine hoch-wertige Qualifikation zugrunde liegt, die letztendlich aus Sicht des (künftigen) Arbeit-gebers einen Mehrwert für das Unternehmen darstellt.

Die Anerkennung informell erworbener beruflicher Kompetenzen kann insbesondere für langjährig erfahrene, aber an- und ungelernte Beschäftigte unmittelbare positive Folgen für die Einkommenssituation haben. Dies gilt mithin auch für die nachträgliche Anerken-nung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen bei bereits bestehenden Beschäftigungsverhältnissen.

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3.2.4antragsverfahrenDer Antrag auf Anerkennung der Berufsqualifikation kann formlos erfolgen, d.h. ohne vorgefertigtes Formular. Man bittet schriftlich um eine Gleichwertigkeitsprüfung seiner Berufsqualifikationen. Dieses Schreiben muss vom Antragsteller persönlich unterschrieben sein.

Für die Bearbeitung des Antrages wird in der Regel eine Gebühr erhoben, die von Antragsstelle zu Antragsstelle variieren kann (ca. 50 Euro).

3.2.5zuständigeanerkennungsstellenDiejenigen Stellen, welche Ausbildungsfragen der einzelnen Berufe regeln, sind zugleich zuständig für die Anerkennung der jeweiligen ausländischen Berufsqualifikation. Zur genauen Ermittlung der zuständigen Stelle müssen Antragsteller wissen, wie auf ihren Beruf bezogen in Deutschland ausgebildet wird, und welchem inhaltlichen Oberbegriff (z.B. Gesundheitswesen, Handwerk) der Beruf zugeteilt ist. Von daher sind dezentrale Beratungsstellen sinnvoll, die den Ratsuchenden neben der Beurteilung ihrer Abschlüsse auch Bildungswege für die nachholende Qualifizierung aufzeigen könnten.

Dafür kann die von der Bundesanstalt für Arbeit herausgegebene Publikation „Beruf aktuell“ nützlich sein.

Zuständig für die Anerkennung der meisten Berufe, für die dual ausgebildet wird, sind die einzelnen Kammern, je nach Wohnort und bisher ausgeübtem Beruf des Antragstellers:

Adressen und Anschriften der Kammern sowie eine Aufzählung der zulassungspflichtigen Handwerke finden Sie im Anhang.

Hinweis

berufe/tätigkeitsbereiche anerkenndestelle

Handwerksberufe wie z. B. Metallbauer, Bäcker oder Friseurin< die regionalen Handwerkskam-mern (HWK)

kaufmännisch, z.B. im Einkauf, im Vertrieb oder in der Buchhaltung eines Betriebs;industriell, d.h. in der Produktion oder Instandhaltung von Gütern, als Handwerker in einem Industriebetrieb;gewerblich, also im Handel z.B. als Verkäufer oder in der Gastronomie als Kellnerin; technisch, z.B. im Bereich Maschinenbau, Elektro- oder Kommunikationstechnik in einem Industriebetrieb.

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Industrie- und Handelskammer (IHK)

Berufen im land- und forstwirtschaftlichen Bereich< Landwirtschaftskammer (LWK) in Münster

Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung in allen nicht ärztlichen Heilberufen, soweit sie durch das Bundesgesetz geregelt sind (z.B. Krankenschwester/Kranken-pfleger, Kinderkranken-schwester/-pfleger, Hebamme/Entbindungshelfer, med.-techn. Assistent/in, Physiotherapeut/in, Masseur/in, med. Bademeister/in, Kranken-pflegehelfer/in, Logopäde/Logopädin)

< die für den Wohnort zustän-digen Gesundheitsämter bei den Kreisverwaltungen bzw. Stadtverwaltungen

Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Meister/in in den Gesundheitshand-werken

< die regionalen Handwerkskam-mern (HWK)

Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Arzthelfer/in< die Ärztekammer

Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Zahnarzthelfer/in< die Zahnärztekammer

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Ein Antrag auf Anerkennung muss bearbeitet werden, sobald der Antrag vollständig ist, d.h. alle notwendigen Unterlagen eingereicht worden sind. Ob die Unterlagen vollständig sind, kann direkt bei der zuständigen Be-hörde erfragt werden. Sollte der Antrag nicht vollständig sein, muss die zuständige Stelle auf der Liste der vor-zulegenden Unterlagen deutlich angeben, welche Unterlagen noch fehlen, und dem Antragsteller hinreichend Zeit lassen, um diese Unterlagen nachzureichen. Die zuständige Behörde kann verlangen, dass die dem Antrag beigefügten Unterlagen ins Deutsche übersetzt werden. Außerdem kann die zuständige Behörde verlangen, dass die Übersetzung dieser Unterlagen von einem vereidigten oder bei der zuständigen Behörde zugelassenen Übersetzer vorgenommen wird.

3.2.7Möglicheergebnissedesantragsverfahrens

Soweit die vorgelegten Unterlagen vollständig sind, kann die zuständige Behörde grundsätzlich in dreierlei Weise entscheiden:

Auflagenfreie AnerkennungDie auflagenfreie Anerkennung setzt den im Ausland erworbenen Beruf mit der schulischen Be-rufsausbildung in Deutschland gleich, d.h. die Antragstellerin oder der Antragsteller darf die in Deutschland übliche Berufsbezeichnung führen. In diesem Fall müssen zur Ausübung des regle-mentierten Berufes nunmehr lediglich noch Formalitäten erfüllt werden (z.B. Eintragung in ein

Berufsregister oder Vorlage einer Bescheinigung über eine Berufs-Haftpflichtversicherung im Falle der Selbst-ständigkeit bzw. freiberuflichen Tätigkeit).

Wichtig: Die Anerkennung gibt das Recht, den betreffenden Beruf auszuüben.

EinstufungSie wird in den Fällen ausgesprochen, in denen Übereinstimmungen in der Berufsausbildung grundsätzlich bestehen, jedoch Qualifikationen in einzelnen Bereichen nachgeholt werden müs-sen, damit eine auflagenfreie Anerkennung erfolgen kann. Die zuständige Behörde verlangt eine

3.2.6notwendigeunterlagenzuranerkennung

Für die Anerkennung von Berufsqualifikationen sind grundsätzlich folgende Unterlagen notwendig:

Beglaubigte Fotokopie des Personalausweises/Reisepasses (ggf. mit Aufenthaltserlaubnis) Heirats-/Standesamtsurkunde (sofern eine Änderung des Familiennamens stattgefun-den hat) Bundesvertriebenenausweis (bei Aussiedlern)

Von einem vereidigten Übersetzer übersetzte und amtlich beglaubigte Kopien von

allen Diplomen, Zeugnissen und Nachweisen (Abschluss-)Zeugnissen aus der Schule

Als Originale mit beglaubigter deutscher Übersetzung sind vorzulegen:

Arbeitsbuch oder ähnliche Nachweise des ErwerbslebensUrkunde und Zeugnis der beruflichen Qualifikation Erklärung, dass bei keiner anderen IHK, HWK oder sonstiger Stelle in einem anderen Bundesland die Überprüfung dieser Unterlagen beantragt wurde tabellarischer Lebenslauf. Dabei sollten die Qualifikationen und einzelnen praktischen Tätigkeiten genau aufgeführt werden. Sie können auf die Dauer einer Umschulung oder neuen Ausbildung angerechnet und bei (Abschluss-) Prüfungen berücksichtigt werden.

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Für die Bearbeitung des Antrags wird eine Gebühr erhoben. Hinweis

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Ausgleichsmaßnahme (Nachweis von Berufserfahrung oder Absolvierung eines Anpassungslehrgangs bezie-hungsweise Ablegen einer Eignungsprüfung, wobei im Prinzip zwischen beiden letzteren gewählt werden kann). Die Anerkennungsstelle nimmt dabei eine Einstufung in das deutsche Berufssystem vor. Daraus kann man ersehen, welche Qualifikationen nachgearbeitet werden müssen, um beispielsweise zur so genannten Ex-ternenprüfung zugelassen zu werden. Möglichkeiten zur Nachqualifizierung inklusive Adressen und Ansprech-partnern bei den jeweiligen Schulen werden dem Antwortschreiben normalerweise beigefügt.

3. AblehnungAuch wenn die zuständige Behörde den Antrag ablehnt, wird der Bescheid durch Hinweise auf Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten ergänzt. Besonders in diesem Fall ist ein Beratungs-termin mit einer Beraterin oder einem Berater der Bundesagentur für Arbeit sinnvoll, da unter Umständen eine vollständige neue Ausbildung durchlaufen werden muss.

In beiden zuletzt genannten Fällen muss die zuständige Behörde ihre Entscheidung begrün-den, d.h. sie muss die Argumente darlegen, die ihrer Ansicht nach die jeweilige Entscheidung rechtfertigen. Erfolgt dies nicht, kann der Antragsteller verlangen, dass ihm die der Entscheidung zugrunde liegenden Gründe mitgeteilt wer-den. Werden diese Gründe nicht mitgeteilt oder sollen diese angefochten werden, so können gegen die Ent-scheidung Rechtsbehelfe bzw. Rechtsmittel eingelegt werden.

Neben den allgemeinen Verfahrensregelungen für die Anerkennung existieren noch Einzelregelungen und Ab-kommen zwischen Staaten. Weil deren textliche Darstellung zu umfangreich wäre, haben wir sie im Anhang des Wegweisers dokumentiert. Dazu zählen die Sonderfälle wie das bilaterale Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Österreich über die Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung und über die gegenseitige Anerkennung und Gleichwertigkeit von beruflichen Prüfungs-zeugnissen vom �7. November 1989 sowie die gemeinsame Erklärung der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs über die generelle Vergleichbarkeit von französischen Abschlusszeugnissen in der Berufsausbildung und deutschen Abschlusszeugnissen in der Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz, Handwerksordnung sowie Schulrecht der Länder vom �6. Oktober �004.

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4.1 voraussetzungenWer einen Antrag zur Anerkennung einer ausländischen Schul- bzw. Berufsqualifikation stellen möchte, muss einen Aufenthaltstitel und einen festen Wohnsitz in NRW haben. Die Anerkennungsverfahren werden von un-terschiedlichen Behörden durchgeführt, deren Zuständigkeit sich entweder nach der Art des Abschlusses oder nach dem Wohnort der Antragstellerin bzw. des Antragstellers richtet.

Die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse erfolgt in Form der Gleichstellung mit dem deutschen Haupt-schulabschluss oder einem deutschen mittleren Bildungsabschluss. Dabei werden die Voraussetzungen, welche in beiden Ländern zu dem jeweiligen Abschluss führen, verglichen. Stellt sich heraus, dass eine ausreichende Übereinstimmung besteht, so wird der ausländische Schulabschluss wie ein entsprechender deutscher betrach-tet. Die Prüfung und Anerkennung der über den mittleren Bildungsabschluss hinausführenden Qualifikationen (Abitur, Fachhochschulreife, allgemeine Hochschulberechtigung) wird vor allem im Zusammenhang mit der Fra-ge der Zulassung zum Studium an deutschen Hochschulen vorgenommen (Näheres dazu unter 4.5 und 4.6).

4.3 HauptscHulabscHlussFür die Gleichstellung mit dem deutschen Hauptschulabschluss ist der Nachweis des Besuches von mindestens neun aufsteigenden Klassen an allgemein bildenden Schulen mit hinreichendem Unterricht zumindest in der jeweiligen Muttersprache, in Mathematik, einem naturwissenschaftlichen und einem sozialkundlichen Fach erforderlich.

Für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler gelten erleichterte Bedingungen für die berufliche Eingliederung: Das im Herkunftsland erworbene Abschlusszeugnis ist ausreichend für eine Gleichstellung mit dem deutschen Hauptschulabschluss, auch wenn die Schullaufbahn nur acht Jahre gedauert hat.

4.2 erforderlicHeunterlageniMantragsverfaHrenAntragsschreiben aus dem hervorgeht, warum die Anerkennung des ausländischen Bildungsnachweises benötigt wird (z.B. Absicht der Berufsausübung, Aufnahme des Studiums)tabellarischer Lebenslauf mit genauem schulischen bzw. beruflichen Werdegangamtlich beglaubigte Kopien oder Originale der Zeugnisse sowie der dazugehörigen Fächer- und Noten-verzeichnisse in der Originalspracheamtlich beglaubigte Kopien oder Original der deutschen Übersetzung (eines gerichtlich zugelassenen/er-mächtigten Übersetzers) der zuvor genannten Unterlagenbeglaubigte Kopie des Personalausweises (bei deutschen Staatsangehörigen) oder des Reisepasses mit Aufenthaltstitelggf. beglaubigte Kopie des Vertriebenenausweises (bei Aussiedlern)

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4.4 MittlererbildungsabscHluss(realscHulabscHluss)Für die Gleichstellung eines Abschlusses mit dem deutschen mittleren Bildungsabschluss müssen mindestens zehn aufsteigende Klassen erfolgreich abgeschlossen sein. Der Unterricht sollte im Vergleich zum Hauptschul-abschluss insgesamt ein inhaltlich höheres Niveau vermittelt haben und es sollten mehr Fächer besucht worden sein, davon zwei Fremdsprachen (in Ausnahmefällen reicht eine Fremdsprache). Abweichende Regelungen für Aussiedler gibt es nicht.

4.5 facHHocHscHulreifeDie Fachhochschulreife kann man nach zwölf Jahren Schulbesuch oder unter bestimmten Bedingungen im Zuge einer Berufsausbildung erwerben. Sie berechtigt zum Studium an Fachhochschulen, aber nicht an Univer-sitäten. Ein Abschluss kann nur dann mit der deutschen Fachhochschulreife gleichgestellt werden, wenn das Herkunftsland selbst eine Differenzierung zwischen Universitäten und Fachhochschulen vornimmt.

4.6 allgeMeineHocHscHulreife(abitur)Die allgemeine Hochschulreife (Abitur) ist der höchste allgemein bildende deutsche Schulabschluss und be-rechtigt zum Studium an jeder beliebigen Hochschule (Universität, Fachhochschule o.ä.). Das Abitur gilt als sog. Hochschulzugangsberechtigung. Von daher wird geprüft, ob der Abschluss auch im Herkunftsland un-eingeschränkt ein Hochschulstudium ermöglicht, mindestens zwölf Schuljahre voraussetzt und den gleichen Rang hätte wie das deutsche Abitur. Ist dies der Fall, kann der Abschluss grundsätzlich gleichgestellt werden. Allerdings gibt es unterschiedliche Grade der Anerkennung: Als „materiell gleichwertig“ mit einem deutschen Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife werden nur Zeugnisse von Angehörigen der EU und der EFTA-Staaten Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein anerkannt.

Die in Deutschland vor einer Zulassung zum Studium erforderliche Bewertung des Schulabschlusszeugnisses erfolgt in den meisten Fällen über die zum Studium ausgewählte Universität. Ist der Abschluss nicht gleich-wertig, so besteht die Möglichkeit, über eine so genannte Feststellungsprüfung oder über den Nachweis einer bestimmten Semesterzahl den fachgebundenen Hochschulzugang zu erwerben (siehe folgender Abschnitt). Für Spätaussiedler besteht die Möglichkeit zum Besuch des Sonderlehrgangs.

4.7 feststellungsprüfunganeineMstudienkollegAusländischen Studienbewerbern, die sich einer Feststellungsprüfung unterziehen müssen, weil ihr Abschluss nicht unmittelbar den Hochschulzugang ermöglicht, wird als Hilfe für die Vorbereitung auf die Prüfung und auf das Fachstudium der Besuch des Studienkollegs angeboten.

Die Aufnahme in ein Studienkolleg kann nur über eine Universität, Pädagogische Hochschule, Kunsthochschule oder Berufsakademie erfolgen, und sie setzt die Bereitschaft der Hochschule oder der Berufsakademie voraus, den Bewerber nach bestandener Abschlussprüfung am Studienkolleg zum Fachstudium zuzulassen (Studien-platzvormerkung). Diese Bereitschaft erfordert, dass innerhalb der Bewerbungsfrist bei der Hochschule, an der später das Fachstudium aufgenommen werden soll, ein „Zulassungsantrag“ gestellt wird. Mit diesem Antrag wird zugleich die Aufnahme in das Studienkolleg beantragt. Die Entscheidung über den Aufnahmeantrag wird dem ausländischen Studienbewerber zusammen mit der Entscheidung über den Zulassungsantrag durch die Hochschule mitgeteilt.

„Ich wollte auf eigenen Beinen stehen, selbstständig sein. Das schien mir eher im Bereich Sprachdienstleistung als in der Branche Elektrotechnik / Maschinenbau möglich. Mir war auch klar, wie ich die Sache anpacken muss: Ich habe die Prüfung zum staatlich anerkannten Übersetzer und Dol-metscher gemacht. Und heute leite ich mein eigenes Un-ternehmen.“

Eric Lingo, 37, Übersetzer und Dolmescher

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Für die Aufnahme in ein Studienkolleg muss in einem Aufnahmetest nachgewiesen werden, dass man dem Unterricht in deutscher Sprache mit Verständnis folgen kann. Bei Nichtbestehen des Aufnahmetests kann der ausländische Studienbewerber in einen Vorbereitungskurs (Sprachkurs) aufgenommen werden, sofern freie Plätze zur Verfügung stehen.

4.8 externeAusländische Studienbewerber, die das Studienkolleg nicht besuchen möchten (Externe), weil sie die vermit-telten Inhalte beherrschen, können an der Feststellungsprüfung teilnehmen, wenn sie von einer Universität, Pädagogischen Hochschule, Kunsthochschule oder Berufsakademie, an der sie für ein Fachstudium vorgemerkt sind, dem Studienkolleg zur Prüfung gemeldet werden. Vor Meldung zur Prüfung sollte jedoch gewissenhaft geprüft werden, ob die Sprach- und Fachkenntnisse hierzu tatsächlich ausreichen. Es ist insoweit empfehlens-wert, sich rechtzeitig vor der Prüfung ausführlich über die Anforderungen (Prüfungsaufgaben, Stoffpläne etc.) zu informieren. Auskünfte hierzu erteilen die akademischen Auslandsämter oder die Studienkollegs.

4.9 ausländiscHestudienbewerberinnenundstudienbewerberFür ausländische Studienbewerber gibt es unterschiedliche Bewerbungsverfahren. Nach den für Deutsche gel-tenden Bestimmungen werden zugelassen:

Ausländische Staatsangehörige mit einer deutschen Hochschulzugangsberechtigung („Bildungsinländer“),

ausländische Staatsangehörige mit einer ausländischen Hochschulzugangsberechtigung

eines Mitgliedstaates der Europäischen Union,

der Staaten Island, Liechtenstein oder Norwegen (Vertragsstaaten des Europäischen Wirtschaftsraumes – EWR –),

die Deutschen gleichgestellt sind (z.B. in der Bundesrepublik Deutschland wohnende Familienangehörige eines EU-Bürgers).

Ausländische Staatsangehörige oder Staatenlose, die Deutschen nicht gleichgestellt sind, werden von den Hochschulen im Rahmen bestimmter Prozentsätze (Quoten) zugelassen. Sie richten ihre Zulassungsanträge immer direkt an die Hochschulen.

4.10 anerkennungeinerausländiscHenHocHscHulzugangsberecHtigungFür die Bewerbung um einen Studienplatz auf Grund eines ausländischen Zeugnisses ist Folgendes zu beachten:

Deutschen Staatsangehörigen mit ausländischer Hochschulzugangsqualifikation ist auf Antrag die Befä-higung zu einem Studium an Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland zu bescheinigen, wenn ihre Bildungsnachweise in einem Anerkennungsverfahren als einem deutschen Zeugnis der Allgemeinen oder einer fachgebundenen Hochschulreife gleichwertig anerkannt sind. Dazu ist grundsätzlich das Bestehen einer Aner-kennungsprüfung erforderlich. Für die Anerkennung der ausländischen Nachweise werden die „Bewertungs-vorschläge“ (Ausländische Bildungsnachweise und ihre Bewertung in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen im Sekretariat der Kultusministerkonferenz) zugrunde gelegt.

Studienbewerber mit EU-/EWR-Staatsangehörigkeit müssen sich – wie deutsche Studienbewerber – für Stu-dienfächer mit Auswahl- oder Verteilungsverfahren bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) um einen Studienplatz bewerben. Es empfiehlt sich, frühzeitig das ZVS-Info zu besorgen. Für andere Studiengänge ist die Bewerbung direkt an die Hochschule zu richten.

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Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) Postanschrift: 441�8 DortmundTelefon: 0��1 / 108 10www.zvs.de

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Studienbewerber, die nicht Staatsangehörige eines EU-/EWR Staates sind, bewerben sich in allen Fächern direkt bei der Hochschule ihrer Wahl.

Eine Darstellung der zuständigen Anerkennungsstellen finden Sie im Anhang.

4.11 waskannManiMfalledernicHt-anerkennungunterneHMen?Grundsätzlich stehen jedem Antragsteller in einem solchen Falle Rechtsbehelfe (Widerspruch) bzw. anschlie-ßend Rechtsmittel (Klage) zu, um die Entscheidung rechtlich überprüfen zu lassen.

Neben den rechtlichen Möglichkeiten bestehen folgende Möglichkeiten:

Man beginnt eine Berufsausbildung in Deutschland. Beim Besuch der Berufsschule während der Ausbil-dung können auch Schulabschlüsse erworben werden.Der fehlende Abschluss wird bei einem Bildungsträger wie z.B. der Volkshochschule oder einem Kolleg nachgeholt: Die Volkshochschulen bieten die Möglichkeit, in besonderen Vorbereitungskursen den Haupt- bzw. Realschulabschluss oder das Abitur nachzuholen. Für den Hauptschulabschluss muss man mit einer Kurszeit von neun bis zwölf Monaten bei zwei bis drei Abenden pro Woche rechnen. Der Real-schulabschluss bzw. das Abitur dauern zwei bzw. drei Jahre, mit vier bis fünf Kursabenden pro Woche.

Weiterführende Informationen zu der Anerkennung von ausländischen Schulabschlüssen und Abschlüssen im Hochschulbereich sind erhältlich über:

das Informationssystem zur Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse (anabin) der Kultusminister-konferenz,den Wegweiser NRW für die Anerkennung von im Ausland erworbenen Befähigungsnachweisen und Qualifikationen für Zuwanderer und Zuwanderinnen vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Stand �006),Anerkennung von im Ausland erworbenen formalen Abschlüssen. Projekt: Bausteine interkultureller Per-sönlichkeitsentwicklung und Erfassung ihrer Vergleichbarkeit für Deutsche und Migranten (Stand: �00�).

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Hinweis Insgesamt sind folgende Bewerbungsfristen zu beachten:15. Januar für das Sommersemester und 15. Juli für das Wintersemester.

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5.1 auszubildendeundarbeitsloseSeit den Gesetzen für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz-Gesetze) soll die Vermittlung in Aus-bildung und Arbeit durch die Agenturen für Arbeit besser und schneller geschehen als bisher. Nach dem Prinzip „Fordern und Fördern“ ist es das Ziel, eine schnellere Vermittlung der Arbeitsuchenden zu erreichen und sie gleichzeitig individuell zu fördern. Dies gilt besonders für Jugendliche unter �5 Jahren, die hilfebedürftig und bisher unversorgt sind. Sie sollten künftig alle ein Ausbildungs-, Beschäftigungs- oder Bildungsangebot er-halten. Die Fördermöglichkeiten für Arbeitslose, jugendliche Arbeitsuchende und Arbeitgeber sind im Dritten Sozialgesetzbuch (SGB III) zusammengefasst.

5.1.1berufsausbildungsbeihilfe(bab)fürauszubildendeDie BAB wird zum einen für eine betriebliche oder außerbetriebliche Ausbildung in einem anerkannten Aus-bildungsberuf geleistet. In diesem Fall muss ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen worden sein. Zum anderen wird die BAB gezahlt, wenn eine berufsvorbereitende Maßnahme besucht wird. Die BAB ist ein Zuschuss und muss – anders als bei der Förderung nach BAföG – nicht zurückbezahlt werden.

Für eine berufsvorbereitende Maßnahme wird die BAB gezahlt, wenn diese zur Vorbereitung auf eine Berufs-ausbildung oder zur Aufnahme einer Arbeit erforderlich ist und der Teilnehmer die erforderliche Eignung für die Maßnahme besitzt. Dabei spielt der Wohnsitz keine Rolle. In der Regel wird die BAB nur für die erste Ausbildung gezahlt. Ist aber eine Ausbildung begonnen und nicht beendet worden, kann evtl. eine zweite gefördert werden.

5.1.2bab-förderungfürMigrantinnenundMigrantenIn der Regel können Deutsche und sogenannte Bildungsinländer die Berufsausbildungsbeihilfe in Anspruch nehmen. Nach § 6� des Sozialgesetzbuchs III können aber auch AusländerInnen unter bestimmten Vorausset-zungen gefördert werden. Dazu gehören:

Heimatvertriebene und Spätaussiedler haben grundsätzlich Anspruch auf Förderung.Die Ausländerin oder der Ausländer ist als Asylberechtigte/r oder Flüchtling anerkannt.Der Zuwanderer hat seinen ständigen Wohnsitz in Deutschland und besitzt eine Niederlassungserlaubnis.Ein Elternteil oder der Ehegatte ist Deutscher und die oder der ausländische Auszubildende hat seinen Wohnsitz in Deutschland.

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auszubildendeerhalteneinebab,wennsiewährend der Ausbildung nicht bei den Eltern wohnen können, weil der Ausbildungsbetrieb zu weit vom Elternhaus entfernt ist,älter als 18 Jahre sind,verheiratet oder geschieden sind odermit einem Kind zusammenleben.

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Der Ausländer oder die Ausländerin ist Angehörige eines EU-/EWR-Staates oder der Schweiz.Ausländerinnen und Ausländer, die sich bereits längere Zeit in Deutschland aufhalten, werden gefördert, wenn

sie sich vor Beginn der förderungsfähigen Ausbildung insgesamt fünf Jahre im Inland aufgehalten haben und rechtmäßig erwerbstätig gewesen sind oderein Elternteil sich insgesamt drei Jahre im Inland aufgehalten hat und rechtmäßig erwerbstätig gewe-sen ist, und sie voraussichtlich nach der Ausbildung im Inland rechtmäßig erwerbstätig sein werden.

Die zuständigen Berufsberater bei den örtlichen Agenturen für Arbeit beraten im persönlichen Gespräch über im Einzelfall mögliche Förderung.

5.1.3weiterbildungfürempfänger/innenvonarbeitslosengeldiDie Agentur für Arbeit kann die Weiterbildung fördern, damit Menschen

bei Arbeitslosigkeit besser wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen,die sie bedrohende Arbeitslosigkeit verhindern,bei Teilzeitbeschäftigung eine Vollzeitstelle erlangen odereinen bisher fehlenden Berufsabschluss nachholen können.

5.1.4voraussetzungenUm von der Agentur für Arbeit finanzielle Unterstützung zur Weiterbildung zu erhalten, muss die Antragstelle-rin oder der Antragsteller ein Anrecht auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erworben haben bzw. bereits Arbeitslosengeld I erhalten. Der Arbeitnehmer hat Anspruch auf Leistungen aus der Arbeitslosenversi-cherung, wenn er innerhalb der letzten drei Jahre vor Beantragung der Leistung insgesamt mindestens zwölf Monate versicherungspflichtig beschäftigt gewesen ist (sogenannte „Vorbeschäftigungszeit“).

5.1.5bildungsgutscheinWenn die o.g. Voraussetzungen erfüllt sind und die Arbeitsberater in Beratungsgesprächen mit dem Antrag-steller den Weiter- und Fortbildungsbedarf festgestellt haben, können Empfänger oder Berechtigte von Arbeits-losengeld I von der Agentur für Arbeit einen Bildungsgutschein erhalten. Dieser ist die Zusicherung, dass die Agentur für Arbeit die anfallenden Kosten für die Weiterbildung übernehmen wird. Auf dem Gutschein werden das Bildungsziel festgehalten, die Dauer der Maßnahme und die Region, in der der Gutschein gültig ist. Der Arbeitnehmer kann sich aussuchen, bei welcher Weiterbildungseinrichtung er die vereinbarte Qualifizierung besuchen möchte. Dort löst er seinen Bildungsgutschein ein. Die Bildungseinrichtung und der angebotene Kurs müssen allerdings von der Agentur zuvor anerkannt sein. Während der Lehrgangsdauer erhält der Teilnehmer weiterhin sein Arbeitslosengeld.

Grundsätzlich entscheiden die Arbeitsberater oder die Fallmanager im Einzelfall, ob eine Weiterbildung gezahlt wird. Dabei wägen sie ab, ob die Arbeitslosigkeit auch ohne Weiterbildung beendet werden könnte und mit welcher Wahrscheinlichkeit die Eingliederung in den Arbeitsmarkt nach der Fortbildung erwartet werden kann. Priorität hat immer die Vermittlung in ein Arbeitsverhältnis („Vermittlungsvorrang“). Ein Bildungsgutschein

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„Auf meine persönliche Weiterbildung habe ich immer großen Wert gelegt. Durch die Teilnahme an zahlreichen Seminaren und Veranstaltungen konnte ich mich beruflich entwickeln. Meiner Meinung nach hört der Lernprozess niemals auf.“

Antonio Diaz, 42, Journalist

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wird nur ausgestellt, wenn die berufliche Qualifizierung die wirkungsvollste und wirtschaftlichste Möglichkeit ist, die Arbeitslosigkeit dauerhaft zu beenden.

5.2 weiterbildungfürbescHäftigteGefördert werden kann die berufliche Weiterbildung von Beschäftigten, wenn dies als notwendig angesehen wird, um einen fehlenden Berufsabschluss nachzuholen.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Beschäftigte für die Weiterbildung vom Betrieb freigestellt werden und gleichzeitig ein Arbeitsloser als Vertretung im Betrieb eingestellt wird. In beiden Fällen finanziert die Agentur für Arbeit einen Teil der Lohnkosten für die Person, welche die Weiterbildung durchführt. Diese Förderung rich-tet sich an den Betrieb und kommt so den Beschäftigten indirekt zu Gute.

5.3 facHkräfte(afbg-aufstiegsbildungsförderungsgesetzoderMeister-bafög-ausbildungsförderungsgesetz)

Das AFBG unterstützt die Erweiterung beruflicher Qualifizierung von Fachkräften und potenziellen Existenzgrün-dern. Ähnlich dem BAföG für Schüler und Studierende besteht das „Meister-BAföG“ aus einer Kombination von günstig verzinstem Darlehen und Zuschuss. So erhalten Teilnehmer/innen an Teilzeit- oder Fernlehrgängen einen Beitrag zu den Lehrgangskosten. Wird ein Vollzeitlehrgang besucht, kommt eine monatliche finanzielle Unterstützung zum Lebensunterhalt hinzu.

Gefördert werden können Fachkräfte, die sich auf einen Abschluss als Industrie- oder Handwerksmeister/in oder auf eine vergleichbare Qualifikation wie z.B. Fachkrankenschwester oder -pfleger, Techniker/in, Fachkauf-frau/mann, Betriebswirt/in oder Programmierer/in vorbereiten.

Mit der Rückzahlung des Darlehens muss spätestens sechs Jahre nach der ersten Auszahlung begonnen und der Kredit innerhalb von zehn Jahren abgezahlt werden. Für die Zeit der Kindererziehung kann diese Frist ausgesetzt oder können die Raten sogar erlassen werden, wenn das Einkommen der Darlehensnehmer eine gewisse Grenze nicht übersteigt. Geförderten, die sich bis zu drei Jahre nach der Weiterbildung selbstständig gemacht haben, kann einen Teil des Kredits erlassen werden.

5.4 MigrantinnenundMigrantenFörderungsberechtigt sind grundsätzlich Deutsche. Aber auch Ausländer haben Anspruch auf Meister-BAföG, wenn sie über einen anerkannten Berufsabschluss verfügen, und

Heimatlose, anerkannte Flüchtlinge oder Asylberechtigte sind,ihren Wohnsitz in Deutschland haben und eine Niederlassungserlaubnis besitzen, Abschiebungsschutz genießen,

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Ausführliche Informationen über die Fördermöglichkeiten durch die Agentur für Arbeit, Voraussetzungen und Leistungen finden sich im „Merkblatt Nr. 6 – Förderung der beruflichen Weiterbildung für Arbeitneh-mer“ der Bundesagentur für Arbeit. Es ist bei den örtlichen Agenturen für Arbeit erhältlich.

Grundsätzlich muss ein Beratungsgespräch stattgefunden haben, bevor ein Antrag auf Förderung der be-ruflichen Weiterbildung gestellt werden kann.

Hinweis

Eine wichtige Voraussetzung, um an durch die Agentur für Arbeit geförderten Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen zu können, sind ausreichende deutsche Sprachkenntnisse. Für Neuzuwanderer – das gilt auch für Spätaussiedler – besteht die Pflicht, an einem Integrationskurs teilzunehmen. Aber auch viele arbeitslose Zuwanderer, die schon lange in Deutschland leben, haben Probleme mit der deutschen Sprache und werden deshalb für bestimmte Stellenangebote nicht berücksichtigt. Unter Umständen wird der Arbeitsberater oder Fallmanager mit dem Arbeitsuchenden daher vereinbaren, dass er zunächst einen Sprach- oder Integrations-kurs besuchen muss. Der Sprachunterricht kann gefördert werden.

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ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland haben und ein Elternteil oder die Ehefrau Deutsche bzw. der Ehemann Deutscher ist,Angehörige eines EU-/EWR-Staates sind,sich vor Beginn der Weiterbildung mindestens drei Jahre in Deutschland aufgehalten haben und erwerbs-tätig waren.

5.5 antragsverfaHrenMeister-BAföG wird beim Amt für Ausbildungsförderung der Kommune beantragt, in der man seinen ständigen Wohnsitz hat. Die Förderung beginnt mit der Weiterbildung, allerdings frü-hestens ab dem Monat, in dem der Antrag gestellt wurde. Eine rückwirkende Förderung ist nicht möglich, daher sollte man so früh wie möglich Informationen einholen und den Förderantrag einreichen.

5.6 weiterbildungwäHrendderarbeitszeitAnspruch auf 5 Tage Bildungsurlaub pro Jahr haben nach §§ �, � des Arbeitnehmerweiterbildungsgesetzes (AWbG) Arbeiter und Angestellte, deren Beschäftigungsverhältnisse ihren Schwerpunkt in Nordrhein-Westfa-len haben, sowie Heimarbeiter, Gleichgestellte und arbeitnehmerähnliche Personen. Der Anspruch entsteht nach einer Beschäftigungszeit von 6 Monaten und hängt von der Betriebsgröße, sein Umfang von eventueller betrieblicher Weiterbildung ab. Für die Zeit des Bildungsurlaubs hat der Arbeitgeber die Arbeitsvergütung fortzuzahlen.

5.7 förderungdurcHsteuerersparnisDer Staat erlaubt Steuerzahlern, Kosten für Studium, Weiterbildung und Umschulung von der Steuer abzu-setzen. Für den Steuerzahler bedeutet das: Er bezahlt weniger Steuern, behält mehr von seinem Einkommen für sich und kann so die Kosten für die Aus- oder Weiterbildung zumindest teilweise bestreiten. In Rechnung stellen können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer grundsätzlich alle unmittelbaren Kosten: von Lehrgangs-gebühren über Ausgaben für Fahrten, Unterkunft, Lern- und Büromaterialien bis zu den anfallenden Zinsen, wenn die Ausbildung über einen Kredit finanziert wird. Voraussetzung ist, dass das Finanzamt die Weiterbil-dung anerkennt. Dies ist z.B. der Fall, wenn eine Weiterbildung in dem bereits ausgeübten Beruf besucht wird. Kann schlüssig erklärt werden, dass in dem einst erlernten Beruf keine Perspektiven bestehen, können auch Kosten für andere Weiterbildungen geltend gemacht werden.

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Telefonische Beratung erhält man unter der kostenlosen Rufnummer 08 00/6 �� �6 �4. Dort kann auch die Broschüre „Das neue Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) – Gesetz und Beispiele“ bestellt werden.

Hinweis

Eine persönliche Beratung durch einen Steuerberater oder in einem Lohnsteuerhilfeverein ist zwar zunächst mit Kosten verbunden, kann sich aber lohnen.

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4 Vgl. Dehnbostel, Peter (�006): Bedeutung des Erfahrungswissens. Vortrag auf dem Europäischen Gesellentag am �5. November �006 in Köln. Institut für Berufsbil-dung, Weiterbildung und Telematik.

5 Vgl. Kathrin Mandt (2006): Externenprüfung – eine Chance zur Integration und beruflichen Anerkennung. Präsentation auf der Netzwerkkonferenz Industriebetriebe des DGB Bildungswerks am �7.11.�006 in Düsseldorf. IHK zu Essen.

6InforMelleberuflicHekoMpetenzenanerkennen,potenzialebessererfassen

InFORmEllEkOmpETEnzEn

6.1 verbesserungderanerkennungvoninforMellenberuflicHenkoMpetenzenFormell erworbenes Wissen veraltet im Zuge des technologischen Fortschritts immer schneller Es ist unum-gänglich geworden sich in den verschiedenen Berufen ständig fortzubilden und weiterzuqualifizieren, um sich auf den aktuellen Stand zu bringen. Die Bedeutung von informellen Kompetenzen und Lernerfahrungen, die im Laufe des Lebens gemacht werden, erlangen dagegen immer größere Bedeutung. Nachweislich werden 70 bis 80 Prozent der berufsrelevanten Kompetenzen in informellen Lernprozessen erworben. Gerade diese Fähigkeiten der Menschen bleiben aber verborgen und werden kaum erfasst 4.

6.2 externenprüfungInformelles Wissen und Kompetenzen sowie berufliche Erfahrungen erfahren auf dem deutschen Arbeits-markt gegenwärtig nicht dieselbe Wertschätzung wie formale Abschlüsse. Eines der wenigen Instrumente, um informelle berufliche Kompetenzen und Potentiale sowie langjährige Erfahrungen, die im Inland oder im Ausland erworben wurden, formal anzuerkennen und damit die Beschäftigungschancen der betroffenen Personengruppe zu erhöhen, ist die Externenprüfung. Sie bietet Personen, welche sich in ihrem bisherigen beruflichen Arbeitsbereich qualifizieren möchten, die Möglichkeit einen formalen Berufsabschluss zu erlan-gen. Sie ist nicht geeignet für Personen, die sich neu orientieren möchten.

6.2.1zulassungsvoraussetzungen 5Die Zulassungsvoraussetzungen sind geregelt in § 45 Abs. � Berufsbildungsgesetz bzw. § �7 Abs. � der Handwerksordnung. Danach müssen Personen, die zu der Externenprüfung zugelassen werden möchten, nachweisen, dass sie über ausreichende berufliche Praxis in dem Beruf verfügen, in dem die Prüfung abge-legt werden soll. Dafür müssen sie mindestens das Eineinhalbfache der Zeit, die als Ausbildungszeit vorge-schrieben ist, in dem Beruf gearbeitet haben. Hierbei wird auch Berufstätigkeit im Ausland berücksichtigt.

Die über Zeugnisse oder aussagekräftige Arbeitgeberbescheinigungen nachgewiesene Berufserfahrung muss weitgehend den Inhalten der jeweiligen Verordnung über die Berufsausbildung entsprechen. Die Prüfung

erfolgt nach den Vorgaben der jeweiligen Verordnung über die Berufsausbildunghat das Ziel aufzuzeigen, dass theoretisches Wissen betriebspraktisch umgesetzt werden kanndeckt die gesamte inhaltliche Breite des Berufsbildes abist mit der Abschlussprüfung der Auszubildenden identisch und vollkommen gleichwertig.

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zessenerworben.

Für die Teilnahme an der Prüfung ist eine Prüfungsgebühr zu entrichten. Diese richtet sich nach der Gebüh-renverordnung der jeweiligen Kammer und liegt zwischen 100 und �00 Euro.

6.2.2MöglichkeitendervorbereitungaufdieabschlussprüfungDurch die Teilnahme an Vorbereitungsmaßnahmen können Antragsteller ihre Chancen erhöhen, die Ab-schlussprüfung mit Erfolg abzulegen. Dazu stehen unterschiedliche Angebote zur Auswahl:

Die regionalen Kammern oder privaten Bildungsträger bieten Prüfungsvorbereitungskurse für die gängigen Berufe an. Die Berufsschulen unterstützen bei der Wahl der Fachliteratur.Einige Berufsschulen gestatten eine Teilnahme am Unterricht als Gasthörer.Einige Bildungsträger bieten mehrmonatige Vorbereitungskurse in Vollzeit an. Die ARGEn und die Arbeitsagenturen haben die Möglichkeit, die Kosten solcher Kurse zu übernehmen. Unternehmen können die Vorbereitung mit gezielten Qualifizierungsmaßnahmen unterstützen.

Durch das erfolgreiche Absolvieren der Externenprüfung erwirbt der Teilnehmer einen vollwertigen Berufs-abschluss.

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„Blumen habe ich schon immer geliebt. Schon als Kind in Vietnam. Jetzt hier in unserem Laden zu arbeiten, macht mich ganz zufrieden. Der Laden ist ja wie ein Kind für mich. Aber ich bin trotzdem immer noch traurig darüber, dass ich nicht Ärztin werden konnte.“

Thu Tran Thi Thanh, 38, Floristin

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lyseDamit Menschen ihre eigenen Stärken und Entwicklungspotenziale besser erkennen können, ist es von beson-

derer Bedeutung, informell erworbene berufliche Kompetenzen bei der Potenzialerfassung stärker zu berück-sichtigen als bisher. Dies stärkt nicht allein das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Ratsuchenden, sondern verbessert deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt bzw. beim Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen erheblich.

Eine ganzheitlichen Kompetenzbilanzierung umfasst neben der Fachkompetenz auch die Personal- und Sozi-alkompetenzen. Erst das Zusammenwirken dieser drei Kompetenzen macht berufliche Handlungskompetenz möglich (vgl. auch Grafik).

Die Anwendung der ganzheitlichen Kompetenzbilanzierung in der beruflichen Beratung und Arbeitsvermittlung kann dazu genutzt werden, neue Tätigkeitsfelder für die Kunden zu erschließen und somit das Spektrum der

6 Vgl. ebd.

7potenzialebessererfassen

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personal-kompetenz

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Handlungs-kompetenz

Grafik: Berufliche Handlungskompetenz 6

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7 Rheinhard Völzke (�007): Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH, Bottrop.

Auswahl- und Einsatzmöglichkeiten dieser Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Darüber hinaus sind Arbeitszufriedenheit, Motivation und Erfolg bei Beschäftigten, die nach ihren Fähigkeiten und Präferenzen eingesetzt werden, deutlich höher.

Bei der Kompetenzbilanzierung ist darauf zu achten, dass sie nicht nur auf die beruflichen Erfahrungen be-schränkt bleibt, sondern verschiedene Bereiche des Lebens umfasst. Dazu gehören:

ArbeitstätigkeitAus-, Fort- und WeiterbildungFamilieEhrenamtliche AktivitätenPersönliches Netzwerk

7.1 verfaHrenundinstruMentezurpotenzialanalyse

7.1.1talentkompassenrw 7Berufliche Fort- und Weiterbildung macht dann Sinn, wenn sie auf den Talenten des einzelnen Menschen aufbauen und somit zu einer Steigerung der Kompetenz beitragen kann. Um die Talente des Individuums zu erschließen, wurde in NRW der Ansatz des Talentkompasses entwickelt und verfolgt. Der Kompass hat zum Ziel, Menschen bei der Bewältigung beruflicher Veränderungsprozesse zu unterstützen. Zur Zielgruppe gehören sowohl diejenigen, die vor der Entscheidung für einen neuen Beruf oder eine neue Tätigkeit stehen, als auch diejenige Personengruppe, die sich weiterbilden oder umschulen lassen möchte und hier auf Hilfe bei der beruf-lichen Orientierung angewiesen ist. Die ersten Schritte bestehen darin, persönliche Merkmale, Fähigkeiten und Interessen auszuwählen und zu gewichten, um eigene Potenziale und Talente bewusst zu machen. Im weiteren Verlauf kommt es darauf an, übertragbare Fähigkeiten mit zentralen Interessen, Werten und Wünschen neu zu kombinieren, um daraus Ideen für mögliche neue Tätigkeitsfelder zu entwickeln.

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„Seit ich eine Sondergenehmigung für meinen Bäckerei-betrieb bekommen habe, kann ich nun meine Kekse nach persischer Backtradition auch in Deutschland anbieten. Und meine Kekse sind nicht nur zum Essen sondern auch zum Wohlfühlen da.“

Ferdos Shirin Motedayen, 52, Geschäftsfrau

Bei der Durchführung einer Kompetenzbilanzierung im Rahmen eines Beratungsprozesses können Ihnen folgende Schritte behilflich sein:

Motivation des Ratsuchenden klären

Detaillierte Besprechung des Lebensprofils

Thematisierung wichtiger Lernerfahrungen

Konzentration auf die Stärken der Ratsuchenden

Feinanalyse der Fertigkeiten der Ratsuchenden

„Hausaufgabe“ zur Ausarbeitung der Fertigkeiten

Besprechung der Hausaufgabe und Ergänzung der Fertigkeiten

Ähnliche Fertigkeiten bündeln

Aus dem Pool der zusammengestellten Fertigkeiten „Kompetenzen“ herausarbeiten

Begriffe für Kompetenzen formulieren

Kompetenzen in vier Bereiche aufteilen

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nebendenfä-higkeitenwerdenpersönlichkeits-merkmale,werte,interessenundwünscheandasprivateundberuf-licheumfeldmitgleicherintensitätindiebetrachtungeinbezogen.

8 Vgl. Bolles/Figler 1999 und Bolles �004

Die Entwicklung des TalentKompass NRW basiert auf dem Konzept der übertragbaren Fähigkeiten. Von unter-geordneter Bedeutung ist der Prozess des Kompetenzerwerbs – es wird nicht unterschieden zwischen Fähig-keiten, die durch formales, non-formales oder informelles Lernen erworben wurden. In den Blick genommen werden vielmehr Fähigkeiten, die auf unterschiedliche Themen oder Aufgaben übertragen werden können. Entscheidend ist, dass sich die Fähigkeiten im konkreten Handeln zeigen und durch erzählbare Beispiele aus der eigenen Lebensgeschichte belegen lassen. Neben den Fähigkeiten werden Persönlichkeitsmerkmale, Werte, Interessen und Wünsche an das private und berufliche Umfeld mit gleicher Intensität in die Betrachtung ein-bezogen (in Anlehnung an die Konzeption von Sidney Fine8). Die Gesamtheit aller Aspekte wird als Potenzial verstanden, welches einer Person zur Verfügung steht.

Allzu oft bezieht sich der Begriff des Potenzials ausschließlich auf die gesellschaftliche oder berufliche Nützlich-keit von Personen. Durch den Begriff des Talents soll demgegenüber die große Bedeutung von Begabungen, Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmalen und individuellen Interessen betont werden. Diese sind Ausdruck der Lebensgeschichten von Menschen. Potenziale werden genutzt, Talente hingegen entfaltet und gefördert. Jeder Mensch hat Talente, die sie oder er entfalten kann. In dieser Perspektive stellen Potenziale und Talente zwei Seiten einer Medaille dar.

Der TalentKompass NRW setzt einen beruflichen Veränderungswunsch bei den Nutzerinnen und Nutzern vor-aus. Neben den Kompetenzen werden auch Werte, Interessen und Wünsche erfasst. Diese geben dem Einsatz und der Entwicklung der Kompetenzen eine Richtung, die vom Individuum selbst ausgeht. Orientierung geben hier nicht Entwicklungsdynamiken des Arbeitsmarktes, sondern die individuellen Vorstellungen der verände-rungswilligen Personen. Das Instrument ist somit interessenbasiert. Es leitet dazu an, in gewünschten Tätig-keitsfeldern Gespräche mit dort bereits tätigen Personen zu führen. Kompetenzen werden nicht nur erfasst, gewichtet und mit Werten, Interessen und Wünschen in Beziehung gesetzt, sondern auch eingesetzt. Deshalb ist der TalentKompass ein geeignetes Instrument, um die Fähigkeiten und Interessen zu erkennen und einsetzen zu können.

wiesiedasverfahreninderberatungnutzenkönnenSie haben die Möglichkeit, den TalentKompass entweder mit dem Ratsuchenden gemeinsam durchzugehen oder aber ihn dem Kunden weiterzuempfehlen. Wir raten dazu, den Ratsuchenden in den Talentkompass ein-zuführen, so dass er selbst in der Lage ist, ihn anzuwenden. Sie sollten eine Frist setzen und eine verbindliche Vereinbarung darüber treffen, wann der Kompass vom Kunden bearbeitet worden sein muss. Nutzerinnen und Nutzer können auf diese Weise Orientierungswissen für private und berufliche Entscheidungssituationen erlangen. Die Bewertung erfolgt anhand subjektiver Einschätzungen: Was mache ich gerne? Was kann ich nach eigener Einschätzung gut?

Für Einzelne oder Gruppen bietet das Instrument ein dialogisch angelegtes Verfahren, das im Wesentlichen aus drei Schritten besteht, die auch als Teilziele verstanden werden können:

Wahrnehmen, Auswählen und Gewichten der Persönlichkeitsmerkmale, Fähigkeiten, Werte, Interessen und Wünsche, um sich das eigene Potenzial, die eigenen Talente, bewusst zu machen

Neukombination übertragbarer Fähigkeiten mit zentralen persönlichen Werten, Interessen und Wün-schen, um individuelle Ideen für neue Tätigkeitsfelder und Gestaltungsmöglichkeiten zu generieren

Führen von Gesprächen im angestrebten Tätigkeitsfeld mit dort bereits beschäftigten Personen, um Informationen für eine mögliche eigene Tätigkeit einzuholen und auf dieser Basis einen Aktionsplan mit den nächsten Schritten aufzustellen.

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Die Mappe mit dem TalentKompass NRW ist zurzeit vergriffen. Weitere Informationen erhalten sie bei der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH in NRW, Telefon: 0�041 / 76 7� 46.

Hinweis

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b.1Meinumfeld

b.2Meineinteressen

b.3Meinewerte

a.1persönlicheMerkmale

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Auszug aus „Talentkompass“ – www.talentkompass.de

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7.1.2komptenz-erfassungs-notebook(ken)

Die webbasierte elektronische Anwendung „Kompetenz-Erfassungs-Notebook“ (KEN) zielt auf Kompetenzer-fassung im Prozess der Arbeit. Sie wird gemeinsam mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsunternehmen ent-wickelt. Zielgruppe sind erwachsene Migrantinnen und Migranten. Neben der Bündelung der erfassten Kompe-tenzen im Lebenslauf vermag KEN individuelle Entwicklungen aufzuzeigen und Stärken sichtbar zu machen.

Als Referenzrahmen dient das deutsche Berufsbildungssystem: Orientiert an ausgewählten deutschen Ausbil-dungsberufen und ergänzend ausgewählten akademischen Tätigkeitsprofilen mit den entsprechenden fach-lichen Anforderungen werden Kompetenzen eingeordnet und dargestellt. Gerade für eine Aufarbeitung, Erfas-sung und Darstellung von Kompetenzen, über die Migranten und Migrantinnen verfügen, ist es sinnvoll, die gesamte Biografie in den Blick zu nehmen. Erfasst werden sollen alle Erfahrungen, Fähigkeiten, Kenntnisse und Qualifikationen einschließlich derjenigen, die außerhalb des deutschen Bildungssystems erworben wurden, sowie die in den Beschäftigungs- und Qualifizierungsunternehmen erworbenen Kompetenzen.

KEN unterstützt bei der Dokumentation von Kompetenzen und liefert eine aufbereitete Darstellung in Form eines „Lebenslaufs“, der sich am Europass-Lebenslauf orientiert. Dabei werden zwei Gruppen gebildet: (berufs-) fachliche Kompetenzen, die in der aktuellen Situation oder in früheren Tätigkeiten (nicht nur Berufstätigkeiten, sondern auch Tätigkeiten z.B. in Familie, Ehrenamt oder Hobby) erworben worden sind bzw. erworben werden, sowie personale und soziale Kompetenzen – also Fähigkeiten und Kenntnisse, die berufsübergreifend sind.

wiesiedasinstrumentinderberatungnutzenkönnenKEN kann Sie in der Beratungsarbeit mit dem Infopool unterstützen: dort sind Informationen zur Anerkennung nicht in Deutschland erworbener Abschlüsse zusammengestellt. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, mit dem Ratsuchenden gemeinsam die verschiedenen Bereiche der Kompetenzerfassung durchzugehen und eine Zusammenstellung vorhandener Kompetenzen vorzunehmen.

Entwicklung: Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit e.V., Berlin in Kooperation mit ProBeruf e.V., Berlin und Werk-statt Frankfurt-Gesellschaft für Vermittlung in Arbeit, Frankfurt am Main

Die Anwendung KEN ist Ende Mai �007 fertig gestellt worden. Wenn Sie Informationen wünschen, können Sie sich mit der Projektkoordination bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit in Verbindung setzen.

Hinweis

Auszug aus „Talentkompass“ – www.talentkompass.de

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8 anHang

ERgänzungEn8.1 übersicHtdereMpfeHlungen

8.1.1zurumsetzunginderberatungsarbeit

Interkulturelle und sprachliche Kompetenzen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen müssen vermehrt in die Beratungsarbeit einfließen, um sprachliche und kulturelle Barrieren zu senken und die Erreichbarkeit von Mig-rantinnen und Migranten zu verbessern. Eine Erhöhung des Fachkräfteanteils mit und ohne Migrationshinter-grund, der interkulturelle und sprachliche Kompetenzen einbringt, sollte angestrebt werden.

Die Besetzung frei werdender Stellen in Einrichtungen der beruflichen Beratung mit Fachpersonal, das über interkulturelle und sprachliche Kompetenzen sowie ggf. Migrationserfahrung verfügt, ist anzustreben. Dazu ist u.a. eine Abänderung entsprechender Anforderungsprofile im Rahmen von Stellenausschreibungen notwendig. Interkulturelle Kompetenz sollte in Stellenprofilen ausdrücklich als notwendige Voraussetzung (Einstellungs-merkmal) festgeschrieben werden. Bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung des Beratungspersonals (Mitarbeiter und Führungskräfte) sind migrationsspezifische Aspekte besonders zu berücksichtigen.

Die Beratungspraxis für Migrantinnen und Migranten sollte grundsätzlich so niederschwellig wie möglich an-gelegt sein.

Informationsmaterial für Migrantinnen und Migranten sollte nach Zielgruppen differenziert, für die jeweilige Migrantinnen- und Migrantengruppe verständlich sowie kultursensibel gestaltet sein. Dabei sind Mittel und Methoden auszuwählen, welche die Betroffenen, ihre Angehörigen und ihr soziales Umfeld erreichen. Zur Opti-mierung des Beratungsangebotes sind vorhandene Netzwerke unter Beteiligung der Industrie, des Handwerks, der öffentlichen Verwaltungen, der ARGEn einzubinden. So kann es z.B. sinnvoll sein, MultiplikatorInnen aus den Migranten-Communities gezielt zu werben bzw. zu informieren und in die Beratungsarbeit einzubeziehen. Nach Möglichkeit sind auch Informationen in den Herkunftssprachen anzubieten.

8.1.2zumthemaanerkennung

Bei der Übernahme der EU-Richtlinie 2005/36/EG in die nationalen Gesetzgebungen ist eine Gleichbehand-lung von Drittstaatsangehörigen, die ihre berufliche Qualifikation in einem EU-Land erworben haben, und den Staatsbürgern der EU-Mitgliedsländer anzustreben. Für die Anwendung der EU-Anerkennungsrichtlinie soll maßgeblich sein, ob der Bildungsnachweis in einem Mitgliedstaat erlangt wurde, nicht aber die Staatsbürger-schaft.

interkulturellepersonalstruktureninderberatungsarbeitfördern

informationsmaterialmehrsprachiganbieten

drittstaatsangehörige, die ihre qualifikation in einem eu-Mitgliedstaat erworben haben,gleichbehandeln

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Angesichts der durch die EU-Anerkennungsrichtlinie verfolgten Ziele, u.a. Förderung der Arbeitnehmendenmo-bilität, und der Tatsache, dass Drittstaatsangehörige einen bedeutenden Anteil der Bevölkerung in vielen EU-Staaten bilden, sowie angesichts der steigenden Neuzuwanderung in die EU-Länder erscheint eine EU-Richtlinie notwendig, welche die Anerkennung von Bildungsnachweisen aus Drittstaaten einheitlich regelt.

Handlungsempfehlung: Einrichtung einer mehrsprachigen Hotline, weite Verbreitung und Übersetzung des Wegweisers für die Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen, mehrsprachige In-formationsflyer und Broschüren, kürzere Anerkennungszeiten, Zentralisierung von spezialisierten Beratungsein-richtungen (Beispiel: eine zentrale Beratungsstelle für Handwerks-, eine für IHK-Berufe), Schaffung von trans-nationalen Datenbanken, etc.

Handlungsempfehlung: Aufbau von umfassenden, europaweiten Datenbanken mit Informationen zu den Aus-bildungsgängen, Verbesserung des Angebots und des Zugangs zu Nachqualifizierungsmaßnahmen, Ergän-zungsstudiengängen sowie zu Anpassungslehrgängen.

Die Anerkennung informell erworbener beruflicher Kompetenzen kann insbesondere für langjährig erfahrene, aber an- und ungelernte Beschäftigte unmittelbare positive Folgen für die Einkommenssituation haben. Dies gilt mithin auch für die nachträgliche Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen bei bereits bestehenden Beschäftigungsverhältnissen.

einheitlicheregelungderanerkennungvonbildungsabschlüssenausdrittstaaten

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bewertungsverfahrenvonausländischenbildungsnachweisenverbessernunddietransparenzerhöhen

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afbg Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, auch „Meister-BAföG“ genannt, gewährt eine finanzielle Unter-stützungsleistung zur beruflichen Aufstiegsfortbildung bzw. zur Existenzgründung. Das AFBG stellt ein För-derinstrument zur beruflichen Fortbildung dar und gilt grundsätzlich in allen Berufsbereichen, einschließlich der Gesundheits- und Pflegeberufe. Voraussetzung für die Leistung ist u.a., dass die Antragstellerinnen und Antragsteller noch nicht über eine berufliche Qualifikation verfügen, welche dem angestrebten Fortbildungs-abschluss mindestens gleichwertig ist. Eine Altergrenze gibt es nicht.

allgemeineHoch-schulreife

Die allgemeine Hochschulreife berechtigt zum Studium aller Fachrichtungen an allen Hochschulen der Bun-desrepublik Deutschland. Man erwirbt sie beispielsweise mit dem Abitur, in der Regel aber auch durch den Abschluss eines Studiums an einer Fachhochschule.

arbeitslosengeldii(algii)

Das Arbeitslosengeld II (ALG II) wurde in Deutschland zum 1. Januar 2005 durch das so genannte „Hartz-IV-Gesetz“ eingeführt, weshalb es umgangssprachlich oft als „Hartz IV“ bezeichnet wird. Das Arbeitslosengeld II ist die Grundsicherungsleistung für erwerbsfähige Hilfebedürftige. Es wird durch das Sozialgesetzbuch II (SGB II) geregelt. Im Arbeitslosengeld II werden die frühere Arbeitslosenhilfe sowie die Sozialhilfe auf Leistungsni-veau des Existenzminimums zusammengefasst. (siehe auch SGB II bzw. SGB III)

argen Im Bereich der Leistungen zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (Arbeitslosengeld II) können Arbeitsagen-turen der Bundesagentur für Arbeit sowie kommunale Träger Arbeitsgemeinschaften bilden, die als ARGE bezeichnet werden. Die Rechtgrundlage dazu findet sich in § 44b SGB II. Die Bezeichnungen der ARGEn sind bundesweit nicht einheitlich. Im Gegensatz zu den Arbeitsagenturen sind die ARGEn meist lokal präsent und nicht zentral verwaltet.

ausländer Rechtlich gelten in Deutschland sämtliche Personen bzw. Personengruppen, die nicht die deutsche Staatsan-gehörigkeit besitzen, als Ausländer (siehe auch „Deutscher“).

bafög Das Bundesausbildungsförderungsgesetz stellt die gesetzliche Grundlage für die finanzielle Förderung von Studierenden dar. Informationen dazu geben die BAföG-Ämter der Studentenwerke.

bilateraleabkommen

Als bilaterale Abkommen bezeichnet man verbindliche Vereinbarungen zwischen zwei verschiedenen Staaten.

bildungsgutschein(bgs)

Der Bildungsgutschein ist seit dem 1. Januar �00� Bestandteil des deutschen Bildungssystems. Es handelt sich um eine schriftliche Zusage der Bundesagentur für Arbeit, Kosten einer Weiterbildungsmaßnahme zu übernehmen. Gesetzlich geregelt ist dies in § 77 Abs. � SGB III und § 16 Abs. 1 SGB II. Ab dem Zeitpunkt sei-ner Ausstellung gilt der Gutschein maximal � Monate lang bis zum Beginn der Weiterbildungsmaßnahme. Die Erteilung des Bildungsgutscheins liegt im Ermessen des Arbeitsvermittlers, d.h. der Arbeitsvermittler kann den Bildungsgutschein bei Notwendigkeit einer Weiterbildung zur nachhaltigen Eingliederung des Arbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt vergeben, ist aber nicht dazu verpflichtet.

bildungsinländer Ausländerinnen, Ausländer und Staatenlose, die eine deutsche Hochschulzugangsberechtigung besitzen, gel-ten als Bildungsinländer.

bildungsurlaub Der Bildungsurlaub (auch: Bildungsfreistellung) ist eine besondere Form des Urlaubs, welche der beruflichen oder politischen Weiterbildung und nicht der Erholung dient. Der Bildungsurlaub ist nicht bundeseinheitlich geregelt. Vielmehr gelten landesspezifische Regelungen. Gewöhnlich ergibt sich daraus ein Anspruch auf Freistellung für fünf Arbeitstage pro Jahr. Der Freistellungsanspruch ist in der Regel auf Themen der politischen und beruflichen Bildung beschränkt. Bildungsurlaub wird in Nordrhein-Westfalen durch das Arbeitnehmer-weiterbildungsgesetz NRW geregelt.

deutscher Rechtlich ist gemäß Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes jeder als Deutscher zu betrachten, der, vorbe-haltlich anderweitiger gesetzlicher Regelungen, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom �1. Dezember 19�7 Aufnahme gefunden hat. Als Deutsche gelten somit auch Eingebürgerte oder Spätaussiedler i.S. des BVFG. Vereinfacht kann man festhalten, dass zumindest jede Person mit deutscher Staatsangehörigkeit im rechtlichen Sinne als Deutsche gilt.

8.2 glossar

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dgb-bildungswerke.v.

Das DGB Bildungswerk ist die bundesweite Organisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für die allgemeine, politische, berufliche und gewerkschaftliche Wissensvermittlung und Weiterbildung.

drittstaats-angehörige

Drittstaatsangehörige (auch: Drittausländer) sind Ausländer, die weder EU-, EWR-Bürger, noch Schweizer sind.

dualeausbildung Mit dualer Ausbildung wird verkürzt das duale Berufsausbildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. Darunter versteht man die einheitliche berufliche Ausbildung in einem Betrieb und in der Berufs-schule. Die Voraussetzung für eine Berufslehre im dualen System ist ein Berufsausbildungsvertrag mit einem Betrieb. Der praktische Teil der Ausbildung wird dem Auszubildenden im Betrieb, der theoretische Teil in der Berufsschule vermittelt. Die Ausbildung ist rechtlich nicht an einen Schulabschluss gebunden.

eu-richtlinien EU-Richtlinien sind Rechtsakte der Europäischen Union, welche sich an die Mitgliedstaaten richten und diese zur Verwirklichung eines bestimmten vorgegebenen Ziels verpflichten. Richtlinien sind die häufigste Form, in der europäisches Recht gesetzt wird. Im Gegensatz zu Verordnungen haben die Mitgliedstaaten bei der Um-setzung der Richtlinie einen gewissen Spielraum, weshalb von Richtlinien weit häufiger Gebrauch gemacht wird als von Verordnungen. Sofern die Richtlinie die Einführung konkreter Rechte und Pflichten fordert, muss das nationalstaatliche Recht, welches der Umsetzung dient, entsprechend konkrete Rechte und Pflichten begründen. Nach deutschem Recht ist daher zur Umsetzung grundsätzlich ein förmliches Gesetz bzw. eine Verordnung erforderlich.

equal Die aus dem Europäischen Sozialfonds geförderte Gemeinschaftsinitiative EQUAL zielt darauf ab, neue Wege zur Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichheiten von Arbeitenden und Arbeitsuchenden auf dem Arbeitsmarkt zu erproben. Die Entwicklungspartnerschaft ProQualifizierung ist ein solches EQUAL-Projekt.

externenprüfung Personen, die keine Berufsausbildung absolviert haben, wird ermöglicht, als sogenannte Externe an einer Ge-sellen- bzw. Abschlussprüfung teilzunehmen und so die formale Facharbeiterqualifikation zu erwerben. Hier-für müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Näheres sowie die Zulassungsvoraussetzungen finden sich in § �7 der Handwerksordnung bzw. in Teil D dieses Wegweisers.

formaleslernen Unter formalem Lernen ist das üblicherweise in einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtung stattfindende und in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung strukturierte Lernen zu verstehen, welches letztlich zu einer Zertifizierung führt. Aus der Sicht des Lernenden ist das formale Lernen stets zielgerichtet.

gleichwertigkeit,formelle

Zur Feststellung der formellen Gleichwertigkeit eines ausländischen Bildungsnachweises ist der Nachweis erforderlich und hinreichend, dass es sich um eine förmliche Prüfung oder einen Befähigungsnachweis mit öffentlich anerkannter Berechtigung handelt. Eine Identität der Prüfungsverfahren, -methoden oder Zusam-mensetzung der Prüfungsausschüsse ist nicht erforderlich.

gleichwertigkeit,funktionelle

Zur funktionellen Gleichwertigkeit eines ausländischen Abschlusses ist erforderlich, dass die Gleichwertig-keit im Sinne gleicher beruflicher Qualifikation in der Wahrnehmung gleicher sozialer, wirtschaftlicher oder staatlicher Aufgaben vorliegt, so das OVG Koblenz in seiner Entscheidung vom �9.07 1960 (AZ: � C � /58). Die funktionelle Gleichwertigkeit ist der maßgebliche Gesichtspunkt, welcher die beiden anderen Aspekte (formelle und materielle Gleichwertigkeit) zurücktreten lässt.

gleichwertigkeit,materielle

Zur Feststellung der materiellen Gleichwertigkeit eines ausländischen Bildungsnachweises ist erforderlich, dass die Inhalte der Ausbildung im Ausland und in Deutschland insoweit übereinstimmen, dass noch von einer Vergleichbarkeit gesprochen werden kann. Dieses Kriterium ist grundsätzlich sehr weit auszulegen (Ein-gliederungs- und Bestandsschutzgedanke). Eine engere Auslegung ist aber erforderlich, wenn die Folge der Anerkennung beispielsweise die Erlaubnis zum Umgang mit Gefahrstoffen ist (Schutz der Allgemeinheit).

Handwerksrolle Die Handwerksrolle ist das Verzeichnis sämtlicher Inhaber eines zulassungspflichtigen Handwerksbetriebes in einem Handwerkskammerbezirk. Die Handwerksrolle wird von der Handwerkskammer geführt. In die Handwerksrolle wird grundsätzlich nur eingetragen, wer in dem zu betreibenden Handwerk die Meisterprüfung bestanden hat.

informelleslernen Unter informellem Lernen ist ein Lernvorgang zu verstehen, welcher im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familien-kreis oder in der Freizeit stattfindet. Er ist in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung nicht strukturiert und führt in der Regel nicht zu einer Zertifizierung. Das informelle Lernen kann zielgerichtet sein, es geschieht jedoch in den meisten Fällen eher indiziert bzw. beiläufig.

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integrationskurs Der Integrationskurs ist eine Maßnahme für Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland zum Erwerb deutscher Sprachkenntnisse. Gesetzlich geregelt werden Integrationskurse durch die sog. Integrationskurs-verordnung (IntV). Durch das Aufenthaltsgesetz können Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Besuch des Deutschkurses verpflichtet werden. Die Kosten der Kurse trägt im Wesentlichen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), wobei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Stunde zumindest 1 € bezahlen müs-sen, sofern sie nicht von diesen Zahlungen befreit sind (z.B. Sozialhilfeempfänger). Der Sprachkurs vermittelt Deutschkenntnisse bis zum sog. Niveau B1 und schließt im Idealfall mit der Prüfung „Zertifikat Deutsch“ ab. In �0 zusätzlichen Stunden werden den Kursteilnehmern geschichtliche, gesellschaftliche und kulturelle Kenntnisse über Deutschland vermittelt, um ihnen beispielsweise den Umgang mit Mitbürgern und Behörden zu erleichtern.

interkulturellekompetenz

Es gibt zahlreiche Definitionen der interkulturellen Kompetenz. Aus Gründen der Vereinfachung möchten wir interkulturelle Kompetenz hier zusammenfassend als die Summe aller Kenntnisse, Fähigkeiten sowie Befug-nisse bezeichnen, die notwendig sind, um mit Menschen anderer Herkunft und unterschiedlicher kultureller Prägung zurechtzukommen.

kompetenzfeststel-lungsverfahren

Kompetenzfeststellungsverfahren (auch: Profilings) sind Verfahren zur Erfassung sowohl formal erworbener als auch informeller Kompetenzen. Die Ergebnisse eines Kompetenzfeststellungsverfahrens können beispiels-weise dazu beitragen geeignete Weiterbildungsmaßnahmen für eine Person zu ermitteln. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern von Kompetenzfestellungsverfahren und keine einheitlichen Standards. Das Netzwerk IQ ver-eint derzeit viele Institutionen und Experten, um eine bundes- bzw. europaweite Vereinheitlichung zu fördern. Ziel sind möglichst großflächig anerkannte Verfahren, die auch besondere Fähigkeiten von Zugewanderten erfassen und die von Arbeitgebenden anerkannt werden.

kontingent-flüchtlinge

Bei Kontingentflüchtlingen handelt es sich um eine Sondergruppe unter den Ausländern. Kontingentflücht-linge erhalten nach der Aufnahme in Deutschland eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis sowie die Rechts-stellung von Flüchtlingen, wodurch sie einen besonderen Ausweisungsschutz genießen.Seit 1991 haben jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion die Möglichkeit, als Kontingentflücht-linge nach Deutschland einzureisen. Grundlage hierfür ist ein Beschluss der Innenministerkonferenz vom 09.01.1991, nach dem das HumHAG (Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge) auf diesen Personenkreis entsprechende Anwendung findet.

Meister-bafög (siehe AFBG)

MenschenmitMig-rationshintergrund

Der Migrationshintergrund ist ein Ordnungskriterium zur Beschreibung einer Bevölkerungsgruppe. Mit dieser Begrifflichkeit wurden die Kategorien der deutschen und ausländischen Staatsangehörigkeit um Elemente wie z.B. Erziehung, Sprachzugehörigkeit u.ä. erweitert. Das Statistische Bundesamt hat mit dem Mikrozen-sus �005 damit begonnen, Daten zu Personen mit Migrationshintergrund zu erheben. Die Statistischen Landesämter haben sich ebenfalls angeschlossen.

Personen mit Migrationshintergrund sind danachzugewanderte Ausländer, Spätaussiedler und eingebürgerte Ausländer, die selber zugewandert sind,Personen ohne eigene Migrationserfahrung, die in Deutschland geborenen Kinder zugewanderter Aus-länder unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit sowieKinder zugewanderter Spätaussiedler

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Mikrozensus Der Mikrozensus ist eine statistische Erhebung, welche in Deutschland durch das Statistische Bundesamt und die Statistischen Landesämter durchgeführt wird.

nichtformaleslernen

Das nichtformale Lernen findet nicht in Bildungs- oder Berufsbildungseinrichtungen statt und führt üblicher-weise nicht zur Zertifizierung. Gleichwohl ist es in Bezug auf Lernziele, Lerndauer und Lernmittel systematisch strukturiert. Auch das nichtformale Lernen ist aus Sicht der Lernenden zielgerichtet.

pisa Kurzform für das „Programme for International Student Assessment“ der OECD. Dabei handelt es sich um eine Studie, welche zum Ziel hat, alltagsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten 15-jähriger Schüler zu messen. Die PISA-Studien werden seit �000 in dreijährigem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD durch-geführt.

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proqualifizierung Die Entwicklungspartnerschaft Pro Qualifizierung wird von sieben Projektträgern im Rahmen von 11 Teilpro-jekten verwirklicht. Sie alle arbeiten gemeinsam an ihrem Ziel der Beschäftigungssicherung von Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von �5+. Die Projektträger sind: DGB Bildungswerk e.V., Diên Hông e.V., IGR Elan e.V., IQ-Consult gGmbH, MOZAIK – gemeinnützige Gesellschaft für Interkulturelle Bildungs- und Beratungsangebote mbH, Westdeutscher Handwerkskammertag (WHKT), Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH).

raa Die Abkürzung steht für „Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwan-dererfamilien“. Die RAA werden in NRW gefördert vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration sowie vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW und den jeweiligen Kom-munen bzw. Kreisen. Mit ihren Angeboten in der Elementarerziehung, in der Schule und beim Übergang von der Schule in den Beruf möchten die RAA die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Migrations-hintergrund fördern und sich für eine gleichberechtigte Teilhabe der Migrantinnen und Migranten in allen gesellschaftlichen Bereichen einsetzen.

reglementierteberufe

Zu den reglementierten Berufen zählen alle Tätigkeiten, deren Aufnahme oder Ausübung rechtlich an ein Diplom bzw. an einen anderen Befähigungsnachweis gebunden ist. Nach deutschem Recht fallen darunter insbesondere die freien Berufe wie Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirt-schaftsprüfer oder Psychotherapeuten. Ebenfalls einbezogen sind Berufe, die grundsätzlich nicht reguliert sind, bei denen aber die Führung eines bestimmten Titels von Voraussetzungen abhängig gemacht wird, beispielsweise Architekten, (beratende) Ingenieure, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden.

sgbii Das Sozialgesetzbuch II (SGB II) ist das Gesetz, welches die Grundsicherung für Arbeitsuchende in der Bun-desrepublik Deutschland regelt. (siehe auch Arbeitslosengeld II)

sgbiii Das Sozialgesetzbuch III (SGB III) ist das Gesetz, welches das deutsche Arbeitsförderungsrecht regelt. Das SGB III bestimmt sämtliche Leistungen und Maßnahmen zur Arbeitsförderung und ist damit die Grundlage für die Arbeit der Bundesagentur für Arbeit.

spätaussiedler Laut § 4 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) ist ein Spätaussiedler in der Regel ein deutscher Volks-zugehöriger, der die Republiken der ehemaligen Sowjetunion nach dem �1. Dezember 199� im Wege des Aufnahmeverfahrens verlassen und innerhalb von sechs Monaten im Geltungsbereich des Gesetzes seinen ständigen Aufenthalt genommen hat, wenn er zuvor

seit dem 8. Mai 1945 odernach seiner Vertreibung oder der Vertreibung eines Elternteils seit dem �1. März 195� oderseit seiner Geburt, wenn er vor dem 1. Januar 199� geboren ist und von einer Person abstammt, die die Stichtagsvoraussetzung des 8. Mai 1945 nach Nummer 1 oder des �1. März 195� nach Nummer � erfüllt, es sei denn, dass Eltern oder Voreltern ihren Wohnsitz erst nach dem �1. März 195� in die Aussiedlungsgebiete verlegt haben,

seinen Wohnsitz in den Aussiedlungsgebieten hatte.

Spätaussiedler ist auch ein deutscher Volkszugehöriger aus den Aussiedlungsgebieten des § 1 Abs. � Nr. � außer den in Absatz 1 genannten Staaten, der die übrigen Voraussetzungen des Absatzes 1 erfüllt und glaub-haft macht, dass er am �1. Dezember 199� oder danach Benachteiligungen oder Nachwirkungen früherer Benachteiligungen auf Grund deutscher Volkszugehörigkeit unterlag.Der Spätaussiedler ist Deutscher im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes. Ehegatten oder Ab-kömmlinge von Spätaussiedlern, die nach § �7 Abs. 1 Satz � in den Aufnahmebescheid einbezogen worden sind, erwerben, sofern die Einbeziehung nicht unwirksam geworden ist, diese Rechtsstellung mit ihrer Auf-nahme im Geltungsbereich des Gesetzes.

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studienkolleg Studienkollegs sind staatliche Bildungseinrichtungen, die es in sämtlichen Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland gibt. Studienbewerber mit einer ausländischen Hochschulzugangsberechtigung, die nicht als mit dem deutschen Abitur gleichwertig gilt, können sich dort auf ein wissenschaftliches Studium an einer deut-schen Hochschule vorbereiten. Ob ein Studienkolleg besucht werden muss oder ob der ausländische Student über einen direkten Hochschulzugang verfügt, entscheidet grundsätzlich die Zeugnisanerkennungsstelle der gewählten Hochschule.

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Handwerkskammeraachen(Aachen, Kreise: Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg)

Sandkaulbach �15�06� AachenTelefon: 0�41 / 471-0 Telefax: 0�41 / 471-10�

Handwerkskammerdüsseldorf (Düsseldorf, Duisburg, Essen, Krefeld, Mönchenglad-bach, Mülheim/Ruhr, Oberhausen, Remscheid, Solin-gen und Wuppertal, Kreise: Kleve, Mettmann, Neuss, Viersen und Wesel)

Georg-Schulhoff-Platz 1 40��1 Düsseldorf Telefon: 0�11 / 87 95-0 Telefax: 0�11 / 87 95-110

Handwerkskammerarnsberg (Kreis: Olpe, Siegen, Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis)

Brückenplatz 1 598�1 Arnsberg Telefon: 0�9�1 / 877-0 Telefax: 0�9�1 / 877-160

Handwerkskammerzuköln(Bonn, Köln, Leverkusen, Kreise: Rhein-Erft, Oberberg, Rhein-Berg, Rhein-Sieg)

Heumarkt 1� 50667 Köln Telefon: 0��1 / �0 ��-0 Telefax: 0��1 / �0 ��-��0

Handwerkskammerostwestfalen-lippezubielefeld (Bielefeld, Kreise: Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn)

Obernstraße 48 ��60� Bielefeld Telefon: 05�1 / 56 08-0 Telefax: 05�1 / 56 08-199

HandwerkskammerMünster (Bottrop, Gelsenkirchen, Münster, Kreise: Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt, Warendorf)

Bismarckallee 1 48151 Münster Telefon: 0�51 / 5� 0�-0 Telefax: 0�51 / 5� 0�-106

Handwerkskammerdortmund (Bochum, Dortmund, Hagen, Hamm, Herne, Kreise: Soest, Unna, Ennepe-Ruhr)

Reinoldistraße 7 - 9 441�5 Dortmund Telefon: 0��1 / 54 9�-0 Telefax: 0��1 / 54 9�-116

8.3 adressenderHandwerkskaMMerninnrw

Industrie- und Handelskammerzuaachen(Kreise: Düren, Euskirchen, Heinsberg)

Theaterstraße 6 - 8 5�06� Aachen Telefon: 0�41 / 44 60-0 Telefax: 0�41 / 44 60-�59

Industrie- und Handelskammer essen,Mülheim(ruhr)undoberhausenzuessen

Am Waldthausenpark � 451�7 Essen Telefon: 0�01 / 18 9�-0 Telefax: 0�01 / 18 9�-17�

Industrie- und Handelskammer fürdassüdöstlichewestfalenzuarnsberg (Hochsauerlandkreis, Kreis Soest)

Königstraße 18-�0 598�1 Arnsberg Telefon: 0�9�1 / 878 0 Telefax: 0�9�1 / 878 100

SüdwestfälischeIndustrie- und HandelskammerzuHagen(Hagen, Ennepe-Ruhr-Kreis, Märkischer Kreis)

Bahnhofstraße 18 58095 Hagen Telefon: 0���1 / �90 0 Telefax: 0���1 / 1�5 86

8.4 adressenderindustrie-undHandelskaMMerninnrw

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esse

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Industrie- und Handelskammerostwestfalenzubielefeld(Bielefeld, Kreise: Gütersloh, Herford, Höxter, Minden-Lübbecke, Paderborn)

Elsa-Brandström-Straße 1-� ��60� Bielefeld Telefon: 05�1 / 554-0 Telefax: 05�1 / 554-�19

Industrie- und Handelskammerzuköln (Köln, Leverkusen, Erftkreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis)

Unter Sachsenhausen 10-�6 50667 Köln Telefon: 0��1 / 16 40-0 Telefax: 0��1 / 16 40-1�9

Industrie- und Handelskammerzubochum(Bochum, Dortmund Duisburg, Essen)

Ostring �0-�� 44787 Bochum Telefon: 0��4 / 91 1�-0 Telefax: 0��4 / 91 1�-110

Industrie- und HandelskammerMittlererniederrheinzukrefeld

Nordwall �9 47798 Krefeld Telefon: 0�151 / 6�5-0 Telefax: 0�151 / 6�5-��8

Industrie- und Handelskammerbonn/rhein-sieg

Bonner Talweg 17 5�11� Bonn Telefon: 0��8 / �� 84-0 Telefax: 0��8 / �� 84-170

Industrie- und HandelskammerNord-WestfalenzuMünster (Münsterland, Emscher-Lippe Region)

Sentmaringer Weg 61 48151 Münster Telefon: 0�51 / 707-0 Telefax: 0�51 / 707-��5

Industrie- und Handelskammer Lippe zudetmold

Leonardo-da-Vinci-Weg � ��760 Detmold Telefon: 05��1 / 76 01-0 Telefax: 05��1 / 76 01-57

Industrie- und Handelskammer siegen(Kreise: Olpe, Siegen)

Koblenzer Straße 1�1 5707� Siegen Telefon: 0�71 / �� 0�-0 Telefax: 0�71 / �� 0�-400

Industrie- und Handelskammerzudüsseldorf(Düsseldorf, Kreis Mettmann)

Ernst-Schneider-Platz 1 40�1� Düsseldorf Telefon: 0�11 / �5 57-0 Telefax: 0�11 / �5 57-401

Industrie- und Handelskammerwuppertal-solingen-remscheid

Heinrich-Kamp-Platz � 4�10� Wuppertal Telefon: 0�0� / �4 90-0 Telefax: 0�0� / �4 90-999

Niederrheinische Industrie- und Handelskammerduisburg-wesel-kleve

Mercatorstraße ��-�4 47051 Duisburg Telefon: 0�0� / �8 �1-0 Telefax: 0�0� / �65 ��

landwirtschaftskammernordrhein-westfalenReferat �4 Nevinghoff 4048147 MünsterTelefon: 0�51 / 59 9� 74E-Mail: [email protected]

8.5 adressederlandwirtscHaftskaMMer

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ang

8.6 bilateraleabkoMMenBilaterales Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Repu-blik Österreich über die Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung und über die gegenseitige Anerkennung und Gleichwertigkeit von beruflichen Prüfungszeugnissen vom �7. November 1989.

Ein gleichgestelltes/gleichgehaltenes Prüfungszeugnis zwischen Österreich und Deutschland verleiht der im Prüfungszeugnis aufgeführten Person auf der jeweils anderen Seite die Rechte, die auf der Facharbeiter-/Fach-angestelltenebene dem gleichgestellten/gleichgehaltenen Prüfungszeugnis dieser anderen Seite verbunden sind.

8.6.1allgemeinevergleichbarkeitIn Zukunft soll die Gleichstellungsverordnung wegen des damit verbundenen hohen Prüfaufwandes in bei-den Staaten nicht länger fortgeschrieben werden. Stattdessen ist eine deutsch-österreichische Vereinbarung über die allgemeine Vergleichbarkeit von Berufsabschlüssen abgeschlossen worden. Durch die Erklärung soll verdeutlicht werden, dass Deutschland und Österreich gegenseitig in die Qualität der Ausbildungssysteme vertrauen.

Das Abkommen von November 1989 zur Gleichstellung von deutsch-österreichischen Bildungsabschlüssen besteht weiter.

Gemeinsame Erklärung der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich über die generelle Vergleichbarkeit von französischen Abschlusszeugnissen in der Berufsausbildung und deutschen Abschlusszeugnissen in der Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz, Handwerksordnung sowie Schulrecht der Länder vom �6. Ok-tober �004

„Beide Staaten erklären, dass nach gemeinsamer Auffassung

das französische certificat d'aptitude professionelle (CAP) als Abschlusszeugnis einer französischen Berufs-fachschule vergleichbar sei mit einem in der dualen Berufsausbildung mit einer Regelausbildungsdauer von zwei Jahren nach § �5 Berufsbildungsgesetz und § �5 Handwerksordnung erhaltenen deutschen Abschlusszeugnis in der Berufsausbildung

und das französische Brevet professionnel sowie das französische Baccalauréat professionnel vergleichbar seien mit einem in der dualen Berufsausbildung mit einer Regelausbildungsdauer von drei bis dreieinhalb Jahren nach § �5 Berufsbildungsgesetz und § �5 Handwerksordnung erhaltenen deutschen Abschluss-zeugnis in der Berufsausbildung sowie einem gleichwertigen Abschlusszeugnis in der Berufsausbildung nach dem Schulrecht der Länder der Bundesrepublik Deutschland, entsprechend dem vom Bundesinstitut für Berufsbildung herausgegebenen Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe.“

Mit dieser Erklärung setzen Deutschland und Frankreich in Europa Maßstäbe für eine unbürokratische und einfache Handhabung der Einordnung von beruflichen Bildungsabschlüssen. Den ersten Schritt bildet die ge-meinsame Erklärung zur Feststellung der Vergleichbarkeit von 40 Berufsabschlüssen. Mit der unterzeichneten Erklärung wird die bisherige Praxis langwieriger Anerkennungsverfahren einzelner Berufsabschlüsse abgelöst. Als Handreichung wird eine Liste der vergleichbaren Berufsabschlüsse kontinuierlich fortgeführt und den Ver-bänden, Sozialpartnern, Kammern, Arbeitsagenturen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfü-gung gestellt.

8.6.2problemebeibilateralenabkommenBei der Anerkennung von Berufsqualifikationen auf Basis der bilateralen Abkommen bestehen insbesondere folgende Hindernisse:

In diesen Abkommen sind jeweils nur ein Teil der Berufe aufgeführt.

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<

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Eine Aufstellung aller gleichgestellten österreichischen Prüfungszeugnisse findet sich im Gesetz zur Ord-nung des Handwerks.

Hinweis

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Die Anerkennungslisten sind veraltet, einige Berufe gibt es nicht mehr, andere haben sich gespalten usw. Es gibt keine klaren Regeln, wie anzuerkennen ist.

Ein listenmäßiger Vergleich von Berufen unterschiedlicher Staaten ist zumeist nur schwer zu erstellen, da sich Ausbildungsinhalte sowie die Berufe selbst zu schnell ändern. Zudem bestehen Probleme in der Vergleichbar-keit und qualitativen Bewertung von Ausbildungs- und Prüfungsinhalten.

8.6.3bundesvertriebenengesetz§10 (1) Prüfungen oder Befähigungsnachweise, die Spätaussiedler bis zum 8. Mai 1945 im Gebiet des Deutschen Reiches nach dem Gebietsstande vom �1. Dezember 19�7 abgelegt oder erworben haben, sind im Geltungs-bereich des Gesetzes anzuerkennen.

(�) Prüfungen oder Befähigungsnachweise, die Spätaussiedler in den Aussiedlungsgebieten abgelegt oder er-worben haben, sind anzuerkennen, wenn sie den entsprechenden Prüfungen oder Befähigungsnachweisen im Geltungsbereich des Gesetzes gleichwertig sind.

(�) Haben Spätaussiedler, die zur Ausübung ihres Berufes notwendigen oder für den Nachweis ihrer Befähigung zweckdienlichen Urkunden (Prüfungs- oder Befähigungsnachweise) und die zur Ausstellung von Ersatzurkun-den erforderlichen Unterlagen verloren, so ist ihnen auf Antrag durch die für die Ausstellung entsprechender Urkunden zuständigen Behörden und Stellen eine Bescheinigung auszustellen, wonach der Antragsteller die Ablegung der Prüfung oder den Erwerb des Befähigungsnachweises glaubhaft nachgewiesen hat.

(4) Voraussetzung für die Ausstellung der Bescheinigung gemäß Absatz � ist die glaubhafte Bestätigung

durch schriftliche, an Eides Statt abzugebende Erklärung einer Person, die auf Grund ihrer früheren dienst-lichen Stellung im Bezirk des Antragstellers von der Ablegung der Prüfung oder dem Erwerb des Befähi-gungsnachweises Kenntnis hat, oder

durch schriftliche, an Eides Statt abzugebende Erklärungen von zwei Personen, die von der Ablegung der Prüfung oder dem Erwerb des Befähigungsnachweises eigene Kenntnisse haben.

(5) Die Bescheinigung gemäß Absatz � hat im Rechtsverkehr dieselbe Wirkung wie die Urkunde über die abge-legte Prüfung oder den erworbenen Befähigungsnachweis.

In Bezug auf die Anerkennung von Aussiedlerzeugnissen nichtakademischer beruflicher Qualifikationen gibt es einen speziellen Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.9.199�.

8.7 grundsätzezurbewertungundanerkennungfacHMittelscHulabscHlüssenGrundsätze zur Bewertung und Anerkennung von Fachmittelschulabschlüssen aus Polen und anderen osteu-ropäischen Ländern bei Berechtigten nach dem Bundesvertriebenengesetz (Beschluss der Kultusministerkonfe-renz vom 10.09.199�).

Die Länder in der Bundesrepublik Deutschland kommen überein, bei der Entscheidung über die Anerkennung von Fachmittelschulabschlüssen aus Polen und anderen osteuropäischen Ländern nach § 10 Bundesvertrie-benengesetz entsprechend den folgenden Grundsätzen zu verfahren:

8.7.1abschlüsseauspolenDie Abschlüsse polnischer einstufiger und postlyzealer Fachmittelschulen sind als Abschlüsse einer beruf-lichen Erstausbildung in erster Linie deutschen beruflichen Erstausbildungen nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) zuzuordnen. Es sollte deshalb den Bewerbern/Bewerberinnen empfohlen werden, bei den zuständigen Stellen Anträge auf Anerkennung zu stellen. In Fällen, in denen die Gleichstellung mit einem anerkannten Ausbildungsbe-ruf nicht möglich ist, prüft die Schulbehörde oder die sonst nach Landesrecht zuständige Stelle auf Antrag

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1.

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die Anerkennung als „Staatlich geprüfter technischer Assistent/Staatlich geprüfte technische Assistentin“, falls die inhaltliche Struktur der polnischen Ausbildung dies erlaubt. Zu diesem Zweck unterrichten sich die Länder über bestehende sowie neu eingerichtete Ausbildungen mit dem Berufsziel „Staatlich geprüfter technischer Assistent/Staatlich geprüfte technische Assistentin“.

Absolventen einer zweistufigen polnischen Fachmittelschule in technischen Fächern beantragen die Aner-kennung der zuvor an einer Berufsgrundschule erreichten Facharbeiterqualifikation bei den zuständigen Stellen nach dem Berufsbildungsgesetz bzw. der Handwerksordnung. Sofern eine Anerkennung erfolgt und eine zweijährige einschlägige Berufstätigkeit nachgewiesen ist, entscheiden die zuständigen Behörden/Dienststellen auf Antrag über die Zulassung zum �. Semester einer Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker/zur Staatlich geprüften Technikerin, sofern die Bewerber über hinreichende Kenntnisse in der deutschen Sprache verfügen. Ist der Abschluss der Berufsgrundschule von der zuständigen Stelle aus materiellen Gründen nicht an-erkannt worden, kann auch bei Abschluss der zweistufigen Ausbildung eine Anerkennung als „Staatlich geprüfter technischer Assistent/Staatlich geprüfte technische Assistentin“ geprüft werden, wenn die inhalt-liche Struktur der polnischen Ausbildung dies erlaubt. Wenn die Zuordnung zu einem Assistentenberuf zweifelhaft ist, wird ggf. auch eine einschlägige Berufspraxis berücksichtigt.

Absolventen polnischer Fachmittelschulen, die ihr Reifezeugnis vor 197� erworben haben, können bei Nachweis einer mindestens fünfjährigen einschlägigen und qualifizierten Berufstätigkeit sowie hinrei-chender Deutschkenntnisse auf Antrag von der zuständigen Behörde/Dienststelle für das �. Semester einer Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker/zur Staatlich geprüften Technikerin zugelassen werden.

Fachmittelschulabschlüsse in kaufmännischen bzw. wirtschaftskundlichen Fachrichtungen sind Abschlüs-sen einer beruflichen Erstausbildung nach BBiG zuzuordnen.

8.7.2abschlüsseinanderenosteuropäischenländern

�.

�.

4.

Rumänien Technikerabschlüsse konnten nur bis 1979 erreicht werden. Es kann ge-mäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer � verfahren werden.

Tschechische Republik und Slowakische Republik:

Es ist grundsätzlich gemäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer 1 zu verfahren. Bei Ab-schlüssen, die vor 1978 erworben wurden, kann im Einzelfall auch eine Anwendung gemäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer � in Betracht kommen, wenn dem Besuch der Fachmittelschule eine abgeschlossene Berufsausbildung (Lehrbrief) vorausging.

Ehemalige Sowjetunion Es ist gemäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer 1 zu verfahren.

Bulgarien Es ist gemäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer 1 zu verfahren.

Ungarn Es ist grundsätzlich gemäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer 1 zu verfahren. In den 70er und 80er Jahren wurden zum Teil auch zweistufige Ausbildungen durchgeführt; bei den entsprechenden Abschlüssen kann gemäß Abschnitt 8.7.1 Ziffer � verfahren werden.

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schulabschlüsse zuständigeanerkennungsbehörde

Hauptschulabschluss(nachklasse9),

Hauptschulabschluss(nachklasse10),

mittlererschulabschluss(fachoberschulreife)

bezirksregierungköln – Dezernat 48

Zeughausstraße �-10 50667 Köln Telefon: 0��1 / 147-0 Telefax: 0��1 / 147-�185

Hauptschulabschlussfüraussiedler,

zuwandererundausländischeflüchtlinge,dieüberdielandesstelleunna-Massennachnrweingereistsind

polen,rumänien,tschechien,slowakei:

Bezirksregierung Arnsberg – Dezernat 48

Seibertzstraße 1 598�1 Arnsberg Telefon: 0�9�1 / 8�-0 Telefax: 0�9�1 / 8�-�5�0

österreich,schweiz,türkei,griechenlandundstaatendesehemaligenJugoslawien:

Bezirksregierung Düsseldorf – Dezernat 45

Cecilienallee � 40474 Düsseldorf Telefon: 0�11 / 4 75-0 Telefax: 0�11 / 4 75-�671

albanien,bulgarien,ungarn,nachfolgestaatenderehemaligenudssr:

Bezirksregierung Detmold – Dezernat 48

Leopoldstraße 15 ��754 Detmold Telefon: 05��1 / 71-0 Telefax: 05��1 / 71-11�7

belgien,frankreich,großbritannien,irland,italien,luxemburg,niederlande,portugal,spanienundehemaligeddr:

Bezirksregierung Köln – Dezernat 48

Zeughausstraße �-10 50667 Köln Telefon: 0��1 / 147-0 Telefax: 0��1 / 147-�185

dänemark,finnland,island,norwegen,schwe-denundalleaußereuropäischenstaaten:

Bezirksregierung Münster – Dezernat 48

Domplatz 1-� 4814� Münster Telefon: 0�51 / 411-0 Telefax: 0�51 / 411-�5�5

8.8 zuständigeanerkennungsbeHördenfürscHuliscHeabscHlüsse

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esse

n

schulabschlüsse zuständigeanerkennungsbehörde

Hochschulzugangsberechtigung(fachhochschulreife,Hochschulreife,internationalbaccalaureatediploma(ib))

Zuständig für deutsche Staatsangehörige mit ausländischen Schulabschlüssen, deren Wohn-sitz in NRW oder ausschließlich außerhalb Deutschlands gelegen ist, sowie für auslän-dische Staatsangehörige mit ausländischen Schulabschlüssen, die in NRW oder außerhalb Deutschlands wohnen, jedoch nur für andere Zwecke als die Aufnahme eines Studiums (z.B. für eine berufliche Tätigkeit, Umschulung oder Ausbildung)

bezirksregierungdüsseldorf Zentrale Zeugnisanerkennungsstelle – Dezernat 48/ ZZA

Fischerstraße 10 40477 Düsseldorf

ausländischeabschlüsseimbereichsozialerarbeit

bezirksregierungköln – Dezernat �7

Zeughausstrasse �-10 50667 Köln Telefon: 0��1 / 147-0

ingenieurstitel bezirksregierungköln – Dezernat 6�

Zeughausstrasse �-10 50667 Köln Telefon: 0��1 / 147-0

imauslanderworbeneakademischegrade

Ministeriumfürinnovation,wissenschaft,for-schungundtechnologiedeslandesnrw

Völklinger Strasse 49 40��1 Düsseldorf Telefon: 0�11 / 896-04

diplomenichtärztlichergesundheitsfachberufe

Zuständige Anerkennungsbehörde sind die örtlich zuständigen Gesundheitsämter

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Han

dwer

ksbe

rufeAugenoptiker/in

Bäcker/in

Boots- und Schiffbauer/in

Brunnenbauer/in

Büchsenmacher/in

Chirurgiemechaniker/in

Dachdecker/in

Elektromaschinenbauer/in

Elektrotechniker/in

Feinwerkmechaniker/in

Fleischer/in

Friseure/in

Gerüstbauer/in

Glasbläser und Glasapparatebauer/in

Glaser/in

Hörgeräteakustiker/in

Informationstechniker/in

Installateur und Heizungsbauer/in

Kälteanlagenbauer/in

Karosserie- und Fahrzeugbauer/in

Klempner/in

8.9 Handwerksberufe

anlageazurHandwerksordnung(zulassungspflichtigeHandwerke)

Konditoren/in

Kraftfahrzeugtechniker/in

Landmaschinenmechaniker/in

Maler und Lackierer/in

Maurer und Betonbauer/in

Metallbauer/in

Ofen- und Luftheizungsbauer/in

Orthopädieschuhmacher/in

Orthopädietechniker/in

Schornsteinfeger/in

Seiler/in

Steinmetzen und Steinbildhauer/in

Straßenbauer/in

Stuckateur/in

Tischler/in

Vulkaniseure und Reifenmechaniker/in

Wärme-, Kälte- u. Schallschutzisolierer/in

Zahntechniker/in

Zimmerer/in

Zweiradmechaniker/in

anlageb1zurHandwerksordnung(zulassungsfreieHandwerke)

Behälter- und Apparatebauer/in

Betonstein- und Terrazzohersteller/in

Bogenmacher/in

Böttcher/in

Brauer und Mälzer/in

Buchbinder/in

Buchdrucker/in Schriftsetzer: Drucker/in

Damen- und Herrenschneider/in

Drechsler/in (Elfenbeinschnitzer) und Holzspielzeug-macher/in

Edelsteinschleifer- und Graveure/in

Estrichleger/in

Feinoptiker/in

Flexografen/in

Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/in

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Han

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ksbe

rufe

anlageb2zurHandwerksordnung(handwerksähnlichegewerbe)

Änderungsschneider/in

Appreteure, Dekateure/in

Asphaltierer/in (ohne Straßenbau)

Ausführung einfacher Schuhreparaturen

Bautrocknungsgewerbe

Bestattungsgewerbe

Betonbohrer- und -schneider/in

Bodenleger/in

Bügelanstalten für Herrenoberbekleidung

Bürsten- und Pinselmacher/in

Daubenhauer/in

Dekorationsnäher/in (ohne Schaufensterdekoration)

Einbau von genormten Baufertigteilen

Eisenflechter/in

Fahrzeugverwerter/in

Fleckteppichhersteller/in

Fleischzerleger/in, Ausbeiner/in

Fuger/in (im Hochbau)

Gerber/in

Getränkeleitungsreiniger/in

Fotografen/in

Galvaniseure/in

Gebäudereiniger/in

Geigenbauer/in

Glas- und Porzellanmaler/in

Glasveredler/in

Gold- und Silberschmied/in

Graveure/in

Handzuginstrumentenmacher/in

Holzbildhauer/in

Holzblasinstrumentenmacher/in

Keramiker/in

Klavier- und Cembalobauer/in

Korbmacher/in

Kürschner/in

Metall- und Glockengießer/in

Metallbildner/in

Metallblasinstrumentenmacher/in

Modellbauer/in

Modisten

Müller/in

Orgel- und Harmoniumbauer/in

Parkettleger/in

Raumausstatter/in

Rollladen- und Jalousiebauer/in

Sattler und Feintäschner/in

Schilder- und Lichtreklamenhersteller/in

Schneidwerkzeugmechaniker/in

Schuhmacher/in

Segelmacher/in

Siebdrucker/in

Sticker/in

Textilreiniger/in

Uhrmacher/in

Vergolder/in

Wachszieher/in

Weber/in

Weinküfer/in

Zupfinstrumentenmache/in

Page 65: Ein Wegweiser zur beruflichen Integration

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ihreanmerkungen

Bitte teilen Sie uns Anregungen, Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge bezüglich dieser Handreichung mit:

Oder per mail an: [email protected]

Handschuhmacher/in

Herstellung von Drahtgestellen für Dekorationszwecke in Sonderanfertigung

Holz- und Bautenschutzgewerbe (Mauerschutz und Holzimprägnierung in Gebäuden)

Holzblockmacher/in

Holz-Leitermacher/in

Holzreifenmacher/in

Holzschindelmacher/in

Holzschuhmacher/in

Innerei-Fleischer/in

Kabelverleger/in im Hochbau

Klavierstimmer/in

Klöppler/in

Kosmetiker/in

Kunststopfer/in

Lampenschirmhersteller/in

Maskenbildner/in

Metallsägen-Schärfer/in

Metallschleifer und Metallpolierer/in

Muldenhauer/in

Plisseebrenner/in

Posamentierer/in

Rammgewerbe

Requisiteure

Rohr- und Kanalreiniger/in

Schirmmacher/in

Schlagzeugmacher/in

Schnellreiniger/in

Speiseeishersteller/in

Steindrucker/in

Stoffmaler/in

Stricker/in

Tankschutzbetriebe

Teppichreiniger/in

Textil-Handdrucker/in

Theater- und Ausstattungsmaler/in

Theaterkostümnäher/in

Theaterplastiker/in

Page 66: Ein Wegweiser zur beruflichen Integration

ihre

anm

erku

ngen

Name

Vorname

Institution

Straße

PLZ / Stadt

E-Mail

absender

dgbbildungswerkBereich Migration & Qualifizierung

Hans-Böckler-Straße �940476 Düsseldorf

Page 67: Ein Wegweiser zur beruflichen Integration

67

impr

essu

m

proqualifizierung–koordinationLeo Monz, Jens Martens

Hans-Böckler-Straße �940476 DüsseldorfTelefon: +49 (0)�11/4� 01-�51 / -���Mail: [email protected], [email protected]: www.pro-qualifizierung.de

beratungsnetzwerkindustriebetriebeÖmer SaglamTelefon: +49 (0)�11 / 4� 01-181Mail: [email protected]

beratungsnetzwerköffentlicheverwaltungenRobert GereciTelefon:+49 (0)�11 / 4� 01-18�Mail: [email protected]

Herausgeber: DGB BildungswerkBereich Migration & Qualifizierung

Vorsitzender: Dietmar HexelGeschäftsführer: Dr. Dieter EichHans-Böckler-Str. �940476 DüsseldorfTelefon: +49 (0)�11 / 4� 01-196Telefax: +49 (0)�11 / 4� 01-1�[email protected]

verantwortlich: Jens Martens, Leo Monzredaktion: Robert Gereci, Jens Martens, Ömer Saglamlayout:Moana Brunow (ZWH)druck: Siebel Druck & Grafik, Lindlar

Düsseldorf, Dezember �007

Die Grundlage für das Beratungsneztwerk konnte durch die Förderung des EQUAL Programms der EU gelegt werden. Über die Projektlaufzeit hinaus ist dieser Ansatz jedoch so wichtig, dass das DGB Bildungswerk e.V. die Netzwerk-Aktivitäten im Rahmen der Möglichkeiten weiterführen wird.

Gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds

IMpressuM

ImpREssum

Page 68: Ein Wegweiser zur beruflichen Integration

www.pro-qualifizierung.dewww.migration-online.de

Gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.