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378 Erklärung zu bem Artikel über Ergebnisse forstlicher Anbauversuche JC. Erklärung zu dem Artikel über Ergebnisse forstlicher Anbauversuche von Professor Dr. 2Nayr. Herr Professor vr. M a y r hat in ber Anleitung zu einer im britten Hefte bes forftwissenschaftlichen Centralblattes begonnenen Artikelserie über ben bermaligen Stanb ber unter feiner Leitung stehenben Anbauversuche mit fremblanbischen Holzarten in Bayern berichtet. Er hat babn nicht unterlassen, einige Bemerkungen polemischen Charakters anzufügen, bie nicht unwibersprochen belassen werben können. Wenn ich mich dieser Auf- gäbe bezüglich berjenigen Stellen, bie speziell bem Grafrather Versuchs- garten gewidmet sinb, unterziehe, so mag meine Einmischung in bie An- gelegenheit auf ben ersten Blick vielleicht unangebracht erscheinen, benn Zweck unb Richtung ber Polemik liegen zweifellos offen zu Tage. Da aber Dr. Mavr herausgefunben unb ausdrücklich betont hat, daß bie seither bei den Anbauversuche» angewenbete Methode alles bem Wirt- schafter überlassen habe, so muß ich, bessen Aufsicht während der von vi. M a y r besprochenen Periode (von der Pensionierung des kgl. Forst- meisters M a y r bis zur Übernahme durch Dr. M a y r ) der Grafrather Garten unterstellt war, mich in erster Linie mit getroffen fühlen und ich messe mir beshalb nicht bloß bas Recht zu, fondern ich glaube auch die Pflicht zu haben, zur Sache das Wort zu nehmen. Wenn ich babei auf bie Thatigkeit meines verstorbenen Dienst- Vorgängers zurückgreifen muß, so bebauere ich bas lebhaft — ich glaube aber nicht, baß mir der Vorwurf gemacht werben kann, der sonst in ber ganzen Angelegenheit manchem vielleicht nicht so ferne liegt. Der Versuchsgarten in Graftath war bei meiner Dienstübernahme am 1. Juli 1890, soweit bas Altholz abgeräumt war, bis auf einzelne kleine Lücken vollständig ausgepflanzt — teils mit Exoten teils mit von Rehen total verbissenen Weißtannen. Der damalige Leiter ber Anbauversuche Herr Professor Dr. H a r t i g hat im Jahre 1891 Ver- anlassung genommen, sich mit mir über den Stand und die Weiter- führung der Anbauversuche zu besprechen. Unsere gegenseitige Thätigkeit wurde dahin festgestellt, daß Dr. H a r t i g jährlich über die Anzucht und Auspflanzung ber Exoten an Ort unb Stelle disponieren, ich bagegen ben weiteren Vollzug übernehmen sollte. Hiernach würben in den Jahren 1891 mit 1893 innerhalb des Gartens (um den es sich hanbelt) im ganzen nur etwa 250 Douglasfichten, 40 Nordmannstannen unb 40 Kiefern (ich glaube ponderosa) ausgepflanzt. Die Douglas zur Ausfüllung einer Lücke zwischen 2 Pflanzungen;

Erklärung zu dem Artikel über Ergebnisse forstlicher Anbauversuche von Professor Dr. Mayr

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Page 1: Erklärung zu dem Artikel über Ergebnisse forstlicher Anbauversuche von Professor Dr. Mayr

378 Erklärung zu bem Artikel über Ergebnisse forstlicher Anbauversuche JC.

Erklärung zu dem Artikel über Ergebnisse forstlicher Anbauversuche

von Professor Dr. 2Nayr. Herr Professor vr . M a y r hat in ber Anleitung zu einer im britten

Hefte bes forftwissenschaftlichen Centralblattes begonnenen Artikelserie über ben bermaligen Stanb ber unter feiner Leitung stehenben Anbauversuche mit fremblanbischen Holzarten in Bayern berichtet. Er hat babn nicht unterlassen, einige Bemerkungen polemischen Charakters anzufügen, bie nicht unwibersprochen belassen werben können. Wenn ich mich dieser Auf-gäbe bezüglich berjenigen Stellen, bie speziell bem Grafrather Versuchs-garten gewidmet sinb, unterziehe, so mag meine Einmischung in bie An-gelegenheit auf ben ersten Blick vielleicht unangebracht erscheinen, benn Zweck unb Richtung ber Polemik liegen zweifellos offen zu Tage.

Da aber Dr. Mavr herausgefunben unb ausdrücklich betont hat, daß bie seither bei den Anbauversuche» angewenbete Methode alles bem Wirt-schafter überlassen habe, so muß ich, bessen Aufsicht während der von v i . M a y r besprochenen Periode (von der Pensionierung des kgl. Forst-meisters M a y r bis zur Übernahme durch Dr. M a y r ) der Grafrather Garten unterstellt war, mich in erster Linie mit getroffen fühlen und ich messe mir beshalb nicht bloß bas Recht zu, fondern ich glaube auch die Pflicht zu haben, zur Sache das Wort zu nehmen.

Wenn ich babei auf bie Thatigkeit meines verstorbenen Dienst-Vorgängers zurückgreifen muß, so bebauere ich bas lebhaft — ich glaube aber nicht, baß mir der Vorwurf gemacht werben kann, der sonst in ber ganzen Angelegenheit manchem vielleicht nicht so ferne liegt.

Der Versuchsgarten in Graftath war bei meiner Dienstübernahme am 1. Jul i 1890, soweit bas Altholz abgeräumt war, bis auf einzelne kleine Lücken vollständig ausgepflanzt — teils mit Exoten te i l s mit von Rehen t o t a l verbissenen Weißtannen. Der damalige Leiter ber Anbauversuche Herr Professor Dr. Har t ig hat im Jahre 1891 Ver-anlassung genommen, sich mit mir über den Stand und die Weiter-führung der Anbauversuche zu besprechen. Unsere gegenseitige Thätigkeit wurde dahin festgestellt, daß Dr. H a r t i g jährlich über die Anzucht und Auspflanzung ber Exoten an Ort unb Stelle disponieren, ich bagegen ben weiteren Vollzug übernehmen sollte. Hiernach würben in den Jahren 1891 mit 1893 innerhalb des Gartens (um den es sich hanbelt) im ganzen nur etwa 250 Douglasfichten, 40 Nordmannstannen unb 40 Kiefern (ich glaube ponderosa) ausgepflanzt.

Die Douglas zur Ausfüllung einer Lücke zwischen 2 Pflanzungen;

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mit ben Tannen sollte eine kleine Probe über den Wert der Behauptung gemacht werden, daß sie wegen der später beginnenden Triebbilbung den Spätfrösten weniger ausgesetzt seien; bie im Pstanzkampe hinderlichen Kiefern endlich wurden, weil sie eben vorhanden waren, zwischen Wchten verpflanzt, ein kleiner Versuch und eine Vorsichtsmaßregel, die wir nach den bisherigen Ergebnissen der Kiefernpflanzungen für wohlbegründet hielten.

Ich muß nun hier erwähnen, bah sich Dr. H a r t i g schon bei seinem ersten Besuche in Graftath geäußert hat, daß ihn der Zustand bes Ver-suchsgartens in keiner Weise befriebige unb daß er sich in der letzten Zeit wenig mehr um den Garten gekümmert habe; derselbe habe ihm nur Verdruß und Arger verursacht, weil Forstmeister M a y r allen seinen Wünschen und Anweisungen stets entgegengearbeitet habe.

Wenn also Dr. M a p r glaubt, beanstanden zu müssen, daß „die klimatischen und waldbaulichen Verhältnisse der anzubauenden Holzarten" im Versuchsgarten nicht berücksichtigt worden sind, so befindet er stch in Übereinstimmung mit Dr. H a r t i g , er darf aber dafür niemand anderen als seinen Vater verantwortlich machen.

Diese Konstatierung ist notwendig zur Vermeibung eines M ß -Verständnisses, denn kein Leser des Dr. Mayr'fchen Artikels wirb den Eindruck gewonnen haben, daß Dr. M a y r seinen Vater deshalb darin erwähnt hat, um ihm Mißgriffe oder Böswilligkeit vorzuwerfen.

Direkt unwahr ist die Behauptung Dr. Mayr ' s , daß nach dem Weggange seines Vaters der Zustand der Umzäunung alles zu wünschen übrig gelassen habe. Das Gegenteil ist richtig. Der von Forstmeister M a n r vollständig zweckwidrig angelegte Zaun (er war zu niedrig und die glatten Drähte waren in zu großen Zwischenräumen gespannt) wurde im Jahre 1892 dadurch zweckentsprechender zu machen gesucht, daß man zwischen die glatten Drähte Stacheldraht einzog, bei welcher Gelegenheit auch alle schadhaften Holzteile ausgewechselt worden sind.

Wenn trotzdem noch Rehe in den Garten kamen, so sind dieselben nachweisbar zumeist durch die Zaunthore eingewechselt. Es gehörte nämlich zu den beliebtesten und zielbewußten Gepflogenheiten der Besitzer der an den Garten anstoßenden Wiesinklaven, die Thore bei jeder Gelegenheit zu öffnen und offen zu lassen. Auch nachdem Dr. M a y r den Zaun im Jahre 1894 hatte durch Fichtenreisig verdichten und erhöhen lassen, warm Rehe im Garten. Ich selbst habe im Win te r 1894/95 fünf Stück d a r i n geschossen. Sollte also jetzt in dieser Beziehung ein voll-kommen befriedigender Zustand eingetreten sein, so muß der Hauptgrund hierfür neben den in den J a h r e n 1892 und 1894 vorgenommenen

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Verbesserungen doch wohl in der inzwischen erfolgten Erwerbung der Inklaven für den Staat und jedenfalls auch in dem Umstände gesucht werden, daß der unmittelbar angrenzende Gemeinbejagbbezirk in die Hände eines dem Rehstande sehr gefährlichen Pächters gekommen ist. Solche Begleitumstände müssen aber erwähnt werden.

Bekannte Thatsache ist übrigens auch, daß das näfchige Reh allen in einem Waldgebiete neu eingeführten Pflanzen — nicht bloß Exoten — ungemein nachstrebt, während es dieselben Pflanzen bort, wo sie schon länger heimisch sinb, unbeachtet läßt — baher auck) die sich so häufig wibersprechmdm Angaben über die Beschädigungen durch Rehverbitz. Wäre nicht vielleicht möglich, baß überhaupt ber Anbrang ber Rehe zum Versuchsgarten nicht mehr so stark wäre wie früher?

Übertrieben ist bie Behauptung Dr. M a n i ' s , es habe vom Jahre 1890 an eine excesstve Nutzung von Fichtenpflanzen im Versuchsgartm stattgefunden. Während der Jahre 1891—1894 sinb — wenn ich mich recht erinnere — ein einziges Mal im ganzen höchstens 1500 Fichten-pflanzen aus ber Weißtannenpflanzung (auf etwa 2 da!) gewonnen worben, wobei einzelne Übergriffe der Arbeiter auf nicht angewiesene Plätze allenfalls vorgekommen sein mögen. Außerdem wurden die doch wohl zu diesem Zwecke auf Stockplatten eingesäten Lärchen und die eben-da im engen Verbände verschulten Douglasfichten wieder ausgehoben.

Wenn schließlich Dr. M a v r zum Vergleiche der Spuren der gegen-wärtigen und der vorausgegangenen Wirtschaft aufforbert, so gestehe ich gerne zu, daß die jetzige Anlage ein besseres Bild bieten mag; benn es hieße boch ber Betriebsleitung zu nahe treten, wenn man dies nicht ohne weiteres voraussetzen sollte, da sie mit sicher 10 mal größeren Geldmitteln, als uns zur Verfügung gestanden sind, arbeiten kann.

Dieser gewichtige Umstand sollte bei der Gegenüberstellung aber nicht verschwiegen werden, ebenso wie angegeben werden sollte, woher denn das Pflanzmaterial für die neu angelegte Versuchsfläche gekommen ist.

Am Schlüsse seiner Bemerkungen über den Grafrather Garten leistet sich Dr. M a y r noch folgenden Satz:

„Unwiederbringlich verloren sind freilich viele seltenere Holzarten, die nach Aufzeichnungen meines Vaters zwar vorhanden waren, nach seinem Weggangs von Grafrath aber i rgenb wohin gera ten sind."

Darin ist zweifellos ein fchwerer Vorwurf enthalten, bem gegen-über wohl die Frage gestattet sein möchte, ob denn diese privaten (ich habe s. Z. dieselben nicht zu Gesicht bekommen) Aufzeichnungen als voll-kommen einwandfreie, unbestreitbar beweiskräftige Grundlagen für solche öffentlich ausgesprochene Anklagen angesehen werden können. Wann sind

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Schälwaldbetrieb und Rindenverwertung. 381

diese Ausschreibungen gemacht worden? etwa bei der Aussaat der Samen? sind sie bis 1890 evident gehalten worden? Wenn das letztere der Fall war — ich habe aber guten Grund daran zu zweifeln — bann müßten bie verzeichneten Pflanzen mit Ausnahme einiger seltenerer Exemplare, bie im strengen Winter 1890/91 erfroren sinb, im Jahre 1894 noch im Garten gewesen sein, denn mit meinem Wissen sind solche nicht heraus-gekommen. I m übrigen hat ja Dr. M a u r i. I . 1894 eine große An-zahl Pflanzen, darunter auch Seltenheiten, nach München transferiert und da wäre es nicht unmöglich, daß manche der Gesuchten und Vermißten dort zu finden wären, wenn sie nicht inzwischen in der rauchgeschwängerten Großstadtluft zu Grunde gegangen sind.

Ich beschränke mich auf diese tatsächlichen Bemerkungen. S p i e g e l a u , im April 1898.

B l u m , kgl. Forstmeister.

II. MMeMmgen.

öchälwaldbetrieb und Rindenverwertung. , , lnl ta reeeäeiites adirnrnit anni . . .

Dagegen ist nun einmal nicht anzukämpfen, und so wird es auch der Schälwaldbetrieb sich gefallen lassen müssen, welcher schon seit Jahren seinen Rubikon überschritten hat und konstantem Niedergang verfallen ist. — Wohl kann dieser ja einmal durch äußere Zufälligkeiten verlangsamt oder auch vorübergehend scheinbar aufgehalten werden, dies aber wird doch sein schließliches Schicksal nicht zu ändern vermögen. —

Und dies sollte man nicht vergessen und aus dem Umstand, daß das Resultat der diesjährigen Rindenversteigerungen minder ungünstig ausgefallen, als man mit Grund erwarten konnte, ja sogar einige, wie die Hirschhorner und Bingener, einen etwas höheren Preis erzielt haben, als die vorjährigen, sich um so weniger zu unberechtigten Hoffnungen verleiten lassen, als bie zweitgrößte, die Kreuznacher, nicht einmal ganz auf den vorjährigen Preis gekommen, und als — was ja sehr sonderbar lautet, aber doch gar nicht zu bezweifeln ist — diesmal bie sübameri-kanifche Republik La Plata ben deutschen Markt vor weiterem, ent-schiedenen Fiasko bewahrt hat. — Wie allgemein bekannt, spielt nämlich das Quebrachoholz neuererzeit eine so bedeutende Rolle in der Gerberei, daß die Herren Agrarier es mit ihrem ganzen Haß verfolgen und sogar nicht vor den allerbedenklichsten — um nicht mehr zu sagen — Mitteln,

FoiMssmschaWches Cent«»!«»«. 1898. 27