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EU-Erbrechtsverordnung
Dr. Max WielandRechtsanwalt
Fachanwalt für Erbrecht und SteuerrechtHomepage: www.radrwieland.de
Einführung
Kein neues vereinheitlichtes Erbrecht:Nationales Erbrecht bleibt unangetastet. Kein vereinheitlichtes ErbschaftsteuerrechtNationale Besteuerungshoheit• Keine direkte Auswirkung der EU-ErbVO
Regelungsinhalte vereinheitlichte Regeln zum anwendbaren
nationalen ErbrechtWelches nationale Erbrecht ist anwendbar? Internationale Rechtszuordnung erforderlich: Nachlassvermögen in mehreren StaatenAusländer mit Nachlassvermögen im Inland Inländer mit Wohnsitz/Aufenthalt im Ausland Internationale Zuständigkeit, Vollstreckung,,
Nachlasszeugnis
EU-ErbrechtsVOInkrafttreten
Verordnung = unmittelbar anwendbares Recht Beschluss des EU Parlaments und Rates vom
4.7.2012, veröffentlicht am 20.07.2012Inkrafttreten Art. 84 • 17.08.2015 null Uhr
Räumlicher Anwendungsbereich
Universelle Geltung, Art 20 EU-ErbVO Vorrangig: völkerrechtliche Verträge z.B. Deutschland mit Iran, Türkei und Russland,
USA, Art 75 Keine Geltung in den MitgliedsstaatenDänemark, Irland, Vereinigtes Königreich
Vorteile der EU-Verordnung:
• Vereinheitlichung der Regeln zum anwendbaren Erbrechtstatut: welches nationale Recht findet Anwendung – keine Spaltnachlässe
• Vereinheitlichung der Regeln zur Rechtswahl eines Erbrechtsstatuts
• Erleichterter Nachweis der Rechtsnachfolge in den EU Staaten
• Vollstreckbarkeit von Titeln (vollstreckbaren gerichtlichen Entscheidungen und Vergleichen) in Erbrechtssachen in den EU Staaten
Nachteile der EU-ErbVO?
Zusätzliche Streitanfälligkeit zum anwendbaren Erbrecht
Ortsrecht / Heimatrecht Komplizierte RechtswahlErbstatutTestaments- Erbvertragsstatut
Ab 17.08.2015 anwendbares Erbrecht
• Zukünftige Anknüpfung: gewöhnlicher Aufenthalt
• Anwendung des Erbrechts am Ort des gewöhnlichen Aufenthalts
• Wahlrecht: Anknüpfung an das Recht der Staatsbürgerschaft
Fallbeispiel Erbfall ab dem 17.08.2015
• österreichisches Ehepaar lebt seit 30 Jahren in Deutschland• Keine letztwilligen Verfügungen • Kinder leben in Deutschland und Frankreich• Privatvermögen in Deutschland: Immobilie in München, je
hälftiges Miteigentum der Eheleute• Privatvermögen in Klagenfurt aus Erbschaft nach der Mutter
des Ehemanns, • Privatvermögen der Ehefrau: Wertpapierguthaben nach den
Eltern• Ehemann verstirbt am 30.08.2015 in Österreich• Vater des Ehemanns lebt noch, es gibt einen Bruder
Erbfall ab dem 17.08.2015
Ab 17.08.2015 gilt die neue Erbrechtsverordnung:
• Der Ehemann vererbt nach deutschem Recht:• Neue Anknüpfung: gewöhnlicher Aufenthalt
Erbfall ab 17.08.2015
• Folgen des deutschen Rechts:• Ehefrau erbt zu ¼, 1931 Abs 1 BGB. • Keine Erhöhung des Ehegattenerbrechts um
güterrechtlichen Zugewinnausgleich (¼)• Österr. Güterstand sieht Gütertrennung vor: § 1233
ABGB• Bei deutschem Güterrecht vergleichbarer
Gütertrennung: Erbteil mit Abkömmlingen zu gleicher Quote, ab 3. Kind feste Quote der Ehefrau zu ¼
• Vater und Bruder des Ehemanns erben nicht.
Erbfall ab 17.08.2015
• Abwandlung: Keine Kinder vorhanden oder haben Erbverzicht/Ausschlagung erklärt:
• Ehefrau erbt zu 1/2, 1931 Abs. 1 BGB, Vater und Bruder erben die andere Hälfte (bei Ehegüterstand der deutschen Zugewinngemeinschaft: Erbquote der Ehefrau ¾)
• Vermeidungsstrategie: letztwillige Erbeinsetzung der Ehefrau
Abwandlung
• Deutsches Ehepaar lebt in Italien• Italienisches Erbrecht ist anwendbar:• Ehefrau erbt ½ zusammen mit einem Kind• 1/3 zusammen mit zwei oder mehreren Kindern• 2/3 ggü. Eltern und Geschwistern• Fraglich: Erhöhung durch den deutschen
ehegüterrechtlichen Erbteil um ¼ auf ½ oder von 1/3 plus ¼ auf 7/12?
Vermeidung: Rechtswahl dt. Erbrecht und Testament
„Wahlmöglichkeiten“ zum Erbstatut
Wandelbares Erbrecht durch Verlegung des gewöhnlichen Aufenthalts: Ortsrecht
Faktisches Erbrechtsstatut Wahlerbstatut: Festlegung durch letztwillige
Verfügung – Heimatrecht nach der Staatsbürgerschaft
Wählbares Erbrecht durch letztwillige ErklärungNeu: wählbares Erbvertragsstatut
Erbrechtsstatut Art 21, 22
• Grundsatz: Gewöhnlicher Aufenthalt Art 21 Abs 1 EuErbVO
• Keine Legaldefinition: autonome EU-rechtliche Auslegung erforderlich
Definition dauernder Aufenthalt
• Daseinsmittelpunkt einer Person als Schwerpunkt der familiären, sozialen und beruflichen Beziehungen
• Natürlicher Wille zur Begründung reicht aus• Zeitlich begrenzte Auslandsaufenthalte reichen nicht
aus, solange ein Rückkehrwille besteht• Es gibt nur einen gewöhnlichen Aufenthalt:• Minderjährige haben eigenen gewöhnlichen Aufenthalt-
Aufenthaltsbestimmungsrecht der Eltern• Demenz /Geschäftsunfähigkeit: natürlicher Wille
maßgeblich, gilt nicht für erzwungenen Aufenthalt
Problemfälle
• verschiedene internationale Wohnorte• Grenzpendler, „Wanderleben“, Winterbirds,
berufliche Ortsveränderung• grenzübergreifende Familienbeziehungen• Mehrere gleichwertige Anknüpfungen, Z.B.
Selbstgenutzte Wohnhäuser in Österreich, Deutschland und Frankreich
Vermeidung : Rechtswahl in letztwilliger Verfügung: nur Heimatrecht
Wahlrecht, Art 22 kein Bestimmungsrecht des gewöhnlichen
Aufenthalts durch letztwillige Anordnung Wahl des Erbrechts nach der Staatsangehörigkeit-
Heimatrecht in letztwilliger Verfügung ausdrücklich oder konkludentMehrfachstaatsangehörige: Wahlrecht zwischen den
Erbrechten der betreffenden StaatenWahlzeitpunkt: Staatsangehörigkeit bei der Verfügung
oder zum Todeszeitpunkt
Wahl des Erbrechts
• Vorteil der Rechtswahl: Rechtssicherheit, insbesondere bei unklarem gewöhnlichen Aufenthalt,
• Nachteil: Die Abweichung vom Erbrecht des aktuellen gewöhnlichen Aufenthaltsorts kann bei auf einander abgestimmten Verfügungen (z.B. unter gemischtnationalen Ehegatten) zu inkompatiblem Recht führen
Ausdrückliche Rechtswahl
Bestimmung des Erbrechts nach der Staatsangehörigkeit (Recht des Staates dem der Erblasser angehört) durch letztwillige einseitige Verfügung:
Beispiel: Letztwillige Verfügung: Ich, N. N. , österr. Staatsbürger/-in, verfüge für meinen Nachlass die Anwendbarkeit des österr. Erbrechts. Weitere Verfügungen treffe ich nicht. Datum, Ort,
UnterschriftZiel: Es wird nach dem gesetzlichen Erbrecht Österreichs vererbt. Davon abweichende letztwillige Regelungen sind ggf. zusätzlich anzuordnen.
Umfassende Rechtwahlklausel in Testament
• Für die Erbfolge in meinem gesamten Nachlass sowie für Fragen der Rechtswirksamkeit dieses Testaments wähle ich deutsches Erbrecht, unabhängig vom Ort meines gewöhnlichen Aufenthaltes im Zeitpunkt meines Todes.
• Die nachstehenden Verfügungen treffe ich unabhängig davon, ob und in welchem Umfang diese Rechtswahl Wirkungen entfaltet; sie sollen in jedem Fall Bestand haben. (Formulierung von Notar Dr. Mario Leitzen, ZEV 2013, S. 128)
Beurteilung vor dem 17.08.2017 errichteter Verfügung
• Art 83 Abs 4 Fiktion der Rechtswahl:• Wurde eine Verfügung von Todes wegen nach
dem Heimatrecht der Staatsbürgerschaft (Art 22 EU-ErbVO) errichtet, dann bleibt diese Rechtswahl verbindlich.
Verfügungen vor 17.08.2015
Art 83 Abs 2 Rechtswahl bleibt wirksam, wenn sie den Bestimmungen nach der Eu-
ErbVO entspricht, oderzum Zeitpunkt der Errichtung wirksam
nach dem Ortsrecht im Aufenthaltsstaat oder nach der Staatsbürgerschaft verfügt wurde
Testamentsstatut:
Fiktive Rückbeziehung des Erbfalls auf den Zeitpunkt der Testamentserrichtung, Art 24 EU-VO
Keine Änderung des Testamentsstatuts durch Verlegung des gewöhnlichen
Aufenthalts = wirksames Testament bleibt wirksam
Testamentsstatut
• Testierfähigkeit (Mindestalter, Geschäftsfähigkeit)• Einsetzungsbeschränkungen (z.B. Verbot nach § 14
HeimG, )• Zulässigkeit der Stellvertretung bei Errichtung der
Verfügung v.Tw.• Auslegung der Verfügung• Wirkung der Täuschung, Nötigung, Irrtum,
Willensmängel und Testierwillen betreffende Fragen• Recht zur Änderung der bereits getroffenen Verfügung
Vom Testamentsstatut nicht erfasst:
• Wirkungen des materiellen Erbrechts • Rechte der Pflichtteilsberechtigten, • gesetzliche Erbquoten, • Art und Weise des Rechtsübergangs, der
Ausschlagung, Annahme, der Gemeinschaft mehrerer Erben,
• der Rechtsinstitute der Nachlassverwaltung
Beispiel Testamentsstatut• Österreicher, gewöhnlicher Aufenthalt in Italien bis 1988, seit
1989 in Deutschland, lebt zur Miete, seit 1985 verheiratet, österr. Güterrecht
Vermögen: 3 Mio € Mietshaus in Wien, Wert 2,6 Mio €
Bankguthaben in Deutschland 400.000 €• Testament:• Mein letzter Wille:• Meinen Sohn S.N. setze ich, N.N., als Alleinerben ein. Meiner
Ehefrau F.N. vermache ich mein Haus in Wien• Rom, 14.05.1985 Unterschrift
Todesfall ab 17.08.2015 Testamentsstatut: Österr. Recht Anwendbares Erbrecht Ortsrecht : Deutsches Recht? Erbausschlagung erforderlich?, § 2306 BGB Nein, da Fiktion einer Rechtswahl nach Österr. Recht,
Art 83 Abs 4 EUErbVOSohn ist durch Vermächtnis (Wert 2,6 Mio.)
belastet, erhält weniger als den Gegenwert seines Pflichtteils (1/3 = 1000.000 €)
Aufstockungsanspruch des Sohnes gegen die Ehefrau als Vermächtnisnehmerin iHv. 600.000 €
Fallabwandlung
• Testament wird am 17.08.2015 errichtet, gewöhnlicher Aufenthalt in Deutschland
• Erbfall 31.12.2015• Testamentsstatut: Deutsches Recht• Erbstatut: Deutsches Recht mangels Rechtswahl
des Heimatrechts• Sohn muss ausschlagen, um wenigstens den
Pflichtteil (1/4 = 750.000 €) zu erhalten, § 2306 BGB
Erbvertragsstatut
• Legaldefinition Erbvertrag: • Vereinbarung, • auch aufgrund gegenseitiger Testamente, • zur Begründung, Änderung, Entziehung von
Rechten am künftigen Nachlass oder künftigen Nachlässen einer oder mehrerer, an dieser Vereinbarung beteiligter Personen
• mit oder ohne Gegenleistung
Erbverträge im Sinne der EU-VO
• Pflichtteilsverzicht, Erbverzicht: Erbvertrag ja• Schenkung auf den Todesfall, 2301 BGB: ja• lebzeitig vollzogene Schenkung unter
Überlebensbedingung: nein• Verträge zu Gunsten Dritter auf den Todesfall: nein• Zuwendungsverzichtsvertrag, § 2352 BGB: ja• Erbschaftsverträge, § 311 Buchst. b Abs. 4, 5 BGB:
m.E. nein• Erbschaftskauf: m.E. nein
Sonderfall gemeinschaftliches Ehegattentestament
• Gemeinschaftliches Ehegatten-Testament- Erbvertrag?- gesonderte Legaldefinition in § 3 c) EUErbVO: gemeinschaftliches Testament
• Ein von zwei oder mehreren Personen errichtetes Testament
• Materielle Wirkungen maßgeblich: Berliner Testament: Bindungswirkungen sind gegebenförmlicher Widerruf, Wechselbezüglichkeit
Ehegattentestament
• In Österreich nicht verbindlich = kein Erbvertrag
• In Deutschland = Verbindlich nach h.M. Erbvertrag i.S.d. EU-VO, wenn Verfügungen auf Gegenseitigkeit beruhen. Anerkennung im Ausland sehr strittig, Erbvertrag wird empfohlen!
• In Italien: nichtig
Erbvertragsstatut:
• Zulässigkeit (Vereinbarung kann durch Wechsel des Erbstatus nicht unwirksam werden)
• materielle Wirksamkeit (nur für die Errichtung, nicht für das anwendbare Erbrecht)
• Bindungswirkung
Bindungswirkung
• Bindung der Erbvertragsschließenden an den Vertrag,
• Verbot / Beschränkung einseitig abweichender Testierung,
• Voraussetzungen für die Aufhebung / Rücktritt• Weiterer Umfang der Bindungswirkung ist
nicht definiert: umstritten: Bestandschutz der Regelungsinhalte bei Wechsel des Erbstatuts
Rechtswahl des Erbvertragsstatuts
• Art 25 Abs 3: Rechtswahl nur für die Zulässigkeit, materielle Wirksamkeit, Bindungswirkungen und Auflösung:
• Wahl des Heimatrechts von einem Vertragsbeteiligten, dessen Nachlass betroffen ist
• Keine Wahl des materiellen Erbrechts• Beispiel: Ehepaar Deutsche und Österreicher
schließen eine Erbvertrag und wählen für das Erbvertragsstatut Deutsches Recht.
Rechtswahlklausel in ErbvertragErbvertragsstatut
• (1) Für Wirksamkeit und Bindungswirkungen dieses Erbvertrages (bzw. gemeinschaftlichen Testaments) soll insgesamt das (deutsche) Recht gelten. Dies verfügen ein jeder von uns einzeln sowie wir beide gemeinschaftlich mit erbvertraglicher Bindungswirkung, soweit gesetzlich zulässig. Die Bindungswirkung soll sich, soweit gesetzlich zulässig, auch auf die Wahl des anwendbaren Erbrechts erstrecken. (Formulierung von Notar Dr. Mario Leitzen, ZEV 2013, S. 128)
Rechtswahlklausel in Erbvertragmaterielle Rechtswahl
• (2) Für die Erbfolge in seinen gesamten Nachlass wählt *Herr/Frau** (bei deutscher Staatsangehörigkeit nur eines Erblassers) / ein jeder von uns (bei deutscher Staatsangehörigkeit beider Erblasser) deutsches Erbrecht, unabhängig vom Ort seines gewöhnlichen Aufenthaltes im Zeitpunkt seines Todes. (Formulierung von Notar Dr.
Mario Leitzen, ZEV 2013, S. 128)
Beispiel• Beispiel: Ehepaar Österreicher und Deutsche: gewöhnl. Aufenthalt
in Deutschland • Erbvertrag: Gegenseitige Erbeinsetzung, Schlusserbe wird der Sohn,
Erbvertragsstatut ist dt. Recht.• Erbfall der Deutschen am 17.08.2015: Österreicher wird Alleinerbe,
Sohn wird (erst) sein Schlusserbe• Wiederverheiratung des Österreichers am 02.05.2016: • Bindungswirkung des Erbvertrags: der neue Ehepartner kann nicht
als Erbe eingesetzt werden.• Schenkungen an die Ehefrau: Der Schlusserbe kann nach Erbfall die
Entreicherung des Nachlasses geltend machen, wenn eine Nachlassschmälerung beabsichtigt war.
Deutsch /Österr. Ehepaar
• Fallvariante:• Österr. Vater zieht nach Österreich:• 1/4 des Nachlasses bleibt von der
erbvertraglichen Bindung frei• Kein Schutz des Schlusserben vor
Schenkungen in Benachteiligungsabsicht• Nur ggf. ergänzende Pflichtteilsansprüche
Fallvariante deutsch- ital. Ehepaar• Beispiel: Ehepaar Italiener und Deutsche: gewöhnl. Aufenthalt in
Deutschland • Not. Erbvertrag am 17.08.2015 (oder später): Gegenseitige
Erbeinsetzung, Schlusserbe wird der Sohn, dieser verzichtet auf seinen Pflichtteil nach dem erstversterbenden Elternteil; Erbvertragsstatut ist dt. Recht, Ehefrau wählt deutsches Erbstatut.
• Ende Februar 2016: Wegzug des Ehepaars nach Italien, begründen dort gewöhnlichen Aufenthalt
• Erbfall des italienischen Ehemanns Ende 2016; deutsche Ehefrau wird Alleinerbin
• Sohn verlangt seinen Pflichtteil nach italienischem Recht– die Mutter fragt ihren Anwalt entsetzt: ist das möglich?
Fallvariante deutsch- ital. Ehepaar
• Erbstatut des ital. Vaters: Italienisches Erbrecht, Wahl des Aufenthaltsstatuts nicht möglich!
• Pflichtteilsverzichtsvereinbarung ist nichtig, Art 458 S 2 Codice civile
• Alleinerbeneinsetzung der Ehefrau verletzt das Noterbenrecht (1/3 des Nachlassvermögens)
• Bindungswirkung durch den Erbvertrag?
Bindungswirkung des Erbvertrags?
• Keine Definition in der Verordnung• Kein Einfluss des Erbvertrags auf das Erbstatut
des Vaters (gewöhnl. Aufenthalt!)• Gesetzliche Fiktion des Todesfalls zum
Erbvertragsabschluss für Bindungswirkung• Fraglich, ob der Verzicht rechtsgestaltend wirkt,
d.h. auch für das ital. Recht der Sohn als (Pflichtteilsberechtigter) inexistent gelten muss? Rechtslage ist unklar!
Vermeidungsstrategien:• Bindungswirkung des Erbvertrags zulasten des überlebenden Ehegatten entfällt• Rückforderungsrechte von Zuwendungen gegen Abkömmlinge, falls wirksam
Pflichtteilsforderungen erhoben werden• Fortgeltung des dt. Erbrechts durch Trennung des Nachlassvermögens vom
ausländischen Erbvertragsbeteiligten im Wegzugsfall• erbvertragliche Bedingungen: für den Fall des Wegzugs aus Deutschland
geänderte Erbfolge,• Anordnung von Vor- und Nacherbschaft• Vermächtnisse, die bei Wegzug zu erfüllen sind• Bedingte Testamentsvollstreckung• Gesellschaftsrechtliche Bindung des Vermögens• Bei allen Gestaltungen ist eine steuerrechtliche Beratung zur Erbschaftsteuer
und Einkommensteuer unbedingt erforderlich!!!
Vermögensübertragung durch Vertrag zugunsten Dritter
• Beispiele: • Lebensversicherung mit Bezugsberechtigung, • Übertragung Bankvermögen Konten- Depotverträge mit
Bezugsberechtigung auf den Todesfall/oder konkrete Vereinbarung
• EU-ErbVO unanwendbar, Art 1 Abs. 2 g)• Mittelbarer Einfluss auf: Pflichtteilsforderungen
(Anrechnungsbestimmung) Pflichtteilsergänzung, Ausgleichungspflichten unter Miterben, Rückforderung wg. Verstoßes gg. Erbverträge
Einfluss der EU-ErbVO auf die Erbschaftsteuer?
• Kein Einfluss auf Besteuerungshoheit: Art 1 Abs 1 S. 2 EU.-ErbVO
• Indirekte Einflussmöglichkeiten: ja, bei Rechtsgestaltungen nach dem Erbfall (z.B. Erbausschlagung gegen Abfindung, soweit nach dem Erbstatut zulässig)
Erbschaftssteuerrecht Besteuerungshoheit in Deutschland: Steuerpflicht abhängig vom
Aufenthalt in Deutschland:des Erblassers = Weltweiter Nachlassdes Erben = quotale Beteiligung am Weltnachlasssonstiger Begünstigter: = Bereicherung,unabhängig vom anwendbaren Erbrecht
Steuerpflicht abhängig von der Belegenheit des Nachlasses z.B. Grundstücke, Unternehmen in Deutschland
Besteuerung bei Wegzug aus Deutschland
• Deutsche Staatsbürger: Schenkungs- und Erbschaftssteuerpflicht bis fünf Jahre nach Wegzug (in besonderen Fällen 10 Jahre)
• Ausländer: Wegfall der dt. Erbschaftssteuer mit endgültigem Wegzug aller am Vermögensübergang Beteiligten (Ausnahme Inlandsvermögen, § 121 Nr.4 BewG)
• Freibeträge und Steuerbefreiungen (Ehegatten 500 T€ + Versorgungsfreibetrag max. 256 T€, je Kind und Elternteil 400 T€, gelten auf Antrag auch bei Wohnsitz in EU- oder EWIR-Staat, nicht bei Wegzug in Drittländer) (beachte: DBA Schweiz, Frankreich, USA, Dänemark)
EU-ErbVO
Dr. Max WielandRechtsanwaltFachanwalt für Erbrecht und Steuerrecht
Leuchtenbergring 381677 MünchenTel.: 089 4130940 email: [email protected]: www.radrwieland.de