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eurowinds · November/Dezember 2017 32 Junge Bläserphilharmonie Ulm in Südafrika Performance Auch Südafrika hat eine aktive Bläserszene. Davon konnte sich das Große Orchester der Jungen Bläserphilharmonie Ulm (JBU) mit 61 jungen Musikerinnen und Musikern unter Lei- tung von Josef Christ zusammen mit sieben Betreuern auf einer Konzertreise quer durchs Land überzeugen. Im musikalischen Reisege- päck der JBU waren Werke für ein anspruchs- volles konzertantes Programm wie »Festive Overture« von Schostakowitsch, das gewal- tige »Praise Jerusalem« von Alfred Reed, »Red Rock Mountain« von Rossano Galante, »Gaelforce« von Peter Graham und »Festive Dance« von Charles Gounod. Ergänzt wurden diese Originalwerke durch »Symphonic Dances from ›Fiddler on the Roof‹« (arr. Ira Hearshen) und »The Phil Collins Collection« (arr. Peter Kleine Schaars). In den vergangenen Jahren waren an den süd- afrikanischen Universitäten mit Musikabteilun- gen neben den bereits existierenden Sinfonie- orchestern und Chören vermehrt auch Blas- orchester gegründet worden. In Port Elizabeth und Pretoria konzertierte die JBU gemeinsam mit den dortigen Blasorchestern der Universi- tät. Von Frankfurt aus war es zuvor mit dem Flugzeug über Dubai nach Kapstadt gegan- gen. Untergebracht war die JBU im Umland von Kapstadt in einem Camp in Paarl. Erste musikalische Station war Stellenbosch. Dort gibt es im renommierten Music Department der Stellenbosch University die Möglichkeit Musik zu studieren. Es existieren mehrere große Ensembles, darunter das Stellenbosch University Symphonic Wind Ensemble unter Leitung von Pamela Kierman. Die Stellenbosch University verfügt mit der Endler Hall über einen wunderbaren, akustisch brillanten Kon- zertsaal. Dort gab die JBU ein Lunch-Konzert. Sie wurde bei Alfred Reeds »Praise Jerusalem« unterstützt durch ein Blechbläser-Fernorches- ter, bestehend aus Musikstudenten der Univer- sität, das den dramatischen Schlusschoral des Werkes mit viel Glanz zelebrierte. Nach einem Konzert an der Paarl Boys’ High School, die als südafrikanische Variante der Zauberschule »Hogwarts« aus »Harry Potter« hätte in die Filmgeschichte eingehen können, Von Christiane Püschner Q 19 Reisetage, 8 Konzerte, tausende zurückgelegter Meilen und Koffer voller Eindrücke im Reisegepäck – so könnte die Konzerttour der Jungen Bläserphilharmonie Ulm in Kurzfassung beschrieben werden. Fotos: Ralf Hinz ››› Nicht aus dem Konzept zu bringen… Q Die anfängliche Flugeuphorie durch ein Upgrade in die Business Class zweier Musi- ker wandelte sich in eine »Stadt-Land- Bus«-Dramaturgie: Zahlreiche technische Halts, Reparaturen und Warten auf Ersatz- busse wurden zur Routine auf der Süd- afrikatour. Am Straßenrand oder an der Am- pel tanzende und singende Einheimische brachten immer die nötige Auflockerung. Selbst ein fünfminütiger Stromausfall beim Konzert in Pretoria – exakt zwischen zwei Stücken – oder die vom Busfahrer durch eine Fahrt zur Tankstelle direkt vor einem Konzert »entführte« Konzertkleidung des Dirigenten brachte die JBU nicht aus dem Konzept. Alle Wege führen bekanntlich nach Ulm. So freuten sich alle am Schluss über den Rückflug in einer A380.

eurowinds 6-2017 JBU Südafrika - jbulm.de · volles konzertantes Programm wie »Festive Overture« von Schostakowitsch, das gewal-tige »Praise Jerusalem« von Alfred Reed, »Red

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Auch Südafrika hat eine aktive Bläserszene.

Davon konnte sich das Große Orchester der

Jungen Bläserphilharmonie Ulm (JBU) mit 61

jungen Musikerinnen und Musikern unter Lei-

tung von Josef Christ zusammen mit sieben

Betreuern auf einer Konzertreise quer durchs

Land überzeugen. Im musikalischen Reisege-

päck der JBU waren Werke für ein anspruchs-

volles konzertantes Programm wie »Festive

Overture« von Schostakowitsch, das gewal-

tige »Praise Jerusalem« von Alfred Reed,

»Red Rock Mountain« von Rossano Galante,

»Gaelforce« von Peter Graham und »Festive

Dance« von Charles Gounod. Ergänzt wurden

diese Originalwerke durch »Symphonic

Dances from ›Fiddler on the Roof‹« (arr. Ira

Hearshen) und »The Phil Collins Collection«

(arr. Peter Kleine Schaars).

In den vergangenen Jahren waren an den süd-

afrikanischen Universitäten mit Musikabteilun-

gen neben den bereits existierenden Sinfonie-

orchestern und Chören vermehrt auch Blas-

orchester gegründet worden. In Port Elizabeth

und Pretoria konzertierte die JBU gemeinsam

mit den dortigen Blasorchestern der Universi-

tät. Von Frankfurt aus war es zuvor mit dem

Flugzeug über Dubai nach Kapstadt gegan-

gen. Untergebracht war die JBU im Umland

von Kapstadt in einem Camp in Paarl. Erste

musikalische Station war Stellenbosch. Dort

gibt es im renommierten Music Department

der Stellenbosch University die Möglichkeit

Musik zu studieren. Es existieren mehrere

große Ensembles, darunter das Stellenbosch

University Symphonic Wind Ensemble unter

Leitung von Pamela Kierman. Die Stellenbosch

University verfügt mit der Endler Hall über

einen wunderbaren, akustisch brillanten Kon-

zertsaal. Dort gab die JBU ein Lunch-Konzert.

Sie wurde bei Alfred Reeds »Praise Jerusalem«

unterstützt durch ein Blechbläser-Fernorches-

ter, bestehend aus Musikstudenten der Univer-

sität, das den dramatischen Schlusschoral des

Werkes mit viel Glanz zelebrierte.

Nach einem Konzert an der Paarl Boys’ High

School, die als südafrikanische Variante der

Zauberschule »Hogwarts« aus »Harry Potter«

hätte in die Filmgeschichte eingehen können,

Von Christiane Püschner 19 Reisetage, 8 Konzerte, tausende zurückgelegter Meilen und Ko"er voller Eindrücke im

Reisegepäck – so könnte die Konzerttour der Jungen Bläserphilharmonie Ulm in Kurzfassung beschrieben werden.

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››› Nicht aus dem Konzept zu bringen…

Die anfängliche Flugeuphorie durch ein

Upgrade in die Business Class zweier Musi-

ker wandelte sich in eine »Stadt-Land-

Bus«-Dramaturgie: Zahlreiche technische

Halts, Reparaturen und Warten auf Ersatz-

busse wurden zur Routine auf der Süd-

afrika tour. Am Straßenrand oder an der Am-

pel tanzende und singende Einheimische

brachten immer die nötige Au!ockerung.

Selbst ein fünfminütiger Stromausfall beim

Konzert in Pretoria – exakt zwischen zwei

Stücken – oder die vom Busfahrer durch

eine Fahrt zur Tankstelle direkt vor einem

Konzert »entführte« Konzertkleidung des

Dirigenten brachte die JBU nicht aus dem

Konzept. Alle Wege führen bekanntlich

nach Ulm. So freuten sich alle am Schluss

über den Rück!ug in einer A380.

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eurowinds · November/Dezember 2017 33

ging es zum dritten Konzert nach Kapstadt,

dem wohl größten Hotspot der Musik- und

Blasorchesterszene Südafrikas. Hier gibt es

sehr gute und gut gebuchte Konzertsäle wie

die City Hall, das Artscape, das New Apostolic

Auditorium Silvertown und das Baxter Theatre.

Als Berufsorchester haben in Kapstadt das

Sinfonieorchester Cape Town Philharmonic

Orchestra (CPO) und die South African Army

Band Cape Town ihre Heimat. Das CPO hat mit

dem Jugendblasorchester Cape Town Phil-

harmonic Youth Wind Ensemble (Leitung: Faan

Malan) und dem Jugendsinfonieorchester

Cape Town Philharmonic Youth Orchestra (Lei-

tung: Brandon Philips) zwei qualitativ hoch-

wertige und zugkräftige Jugendorchester mit

professionellem Management und Marketing.

Das CPO betreibt mit seiner Abteilung Youth

Development eine intensive und erfolgreiche

Nachwuchsarbeit in den Townships und in Ge-

genden mit sozial benachteiligter Bevölkerung

und führt so junge Leute aller Farben und

Schichten zur klassischen Orchestermusik.

Musik verbindet. So verhielt es sich beim

Konzert in Kapstadt, in dem die JBU gemein-

sam mit dem Cape Town Philharmonic Wind

Ensemble im New Apostolic Auditorium Silver-

town in Kapstadt vor 800 Zuhörern auftrat. Be-

reits in der Probe überraschte das südafrikani-

sche Partnerorchester beim gemeinsam ge-

spielten Zugabestück »Pata Pata« von Miriam

Makeba mit einzigartigen afrikanischen Lau-

ten, nachgeahmten A"en- und Vogelge-

räuschen. Die jungen Musiker der JBU wurden

zum Mitmachen animiert und brachten das

Publikum so richtig in Fahrt.

Für Abwechslung im Reiseprogramm sorg-

ten Aus!üge in die Umgebung. So war in Stel-

lenbosch eine Weinprobe im schönen Wein-

gut Lanzerac organisiert. Es wurde das Kap

der guten Ho"nung besucht und das einzig-

artige Panorama Kapstadts samt Tafelberg

Perform

ance

››› Aktiv und aufstrebend • Die Blasorchesterszene Südafrikas

Wohl das größte Musikzentrum Südafrikas ist die Region Kapstadt.

Neben den bereits erwähnten Blasorchestern Kapstadts gibt es das Wind-

Worx Symphonic Wind Ensemble, das unter Leitung von Sean Kierman

eher projektbezogen arbeitet, sowie das Blasorchester der University of

Cape Town unter Leitung von Alex Fokkens. WindWorx veranstaltet meist

Mitte Mai eine »Fanfare«, ein Festival für Blasorchester in Kapstadt. Im Ju-

gendbereich #ndet hochwertige Blasorchesterarbeit an musikalisch akti-

ven High Schools von Kapstadt statt, wie etwa an der Belville High School,

der Durbanville High School oder der South African College High School.

Zudem gibt es Musikschulen, die im Bläserbereich sehr aktiv sind, etwa das

Hugo Lambrechts Music Centre oder das Beau Soleil Music Centre.

Aufblühende Bläserszene verfügt noch nicht über eigenen Verband

An der nahen Stellenbosch University leitet Pamela Kierman, die Ehefrau

von Sean Kierman, das Stellenbosch University Symphonic Wind Ensem-

ble. In der Endler Hall der Stellenbosch University #ndet jährlich Anfang

Mai das Festival »Band Extravaganza« mit Gastorchestern statt. In Johan-

nesburg spielt die Johannesburg Youth Symphonic Wind Band unter Lei-

tung von Etienne Mecloen. Obwohl die Blasorchesterszene sehr aktiv und

aufstrebend ist, gibt es momentan keinen Verband, der die Bläser Süd-

afrikas organisiert. Insbesondere internationale Blasorchesterwett be-

werbe wie die »Tygerberg Fanfare« in Kapstadt, die Ende der 1990er Jahre

bis Mitte 2000 von der mittlerweile verstorbenen Ina Leuvenink im zwei-

jährigen Turnus organisiert worden waren, brachten Initiativen zur Schaf-

fung eines Dachverbandes. In dieser Zeit gab es einen bemerkenswerten

Austausch zwischen internationalen Dirigenten, deutschen und nieder-

ländischen Gastorchestern und südafrikanischen Blasorchestern. Diese Be-

mühungen wurden zudem von der WASBE stark unterstützt.

Bläsermusik spielt traditionell eine wichtige Rolle in Schulen und Kir-

chen. In Schulen beginnen Kinder oft damit, Block!öte zu lernen. Dies wird

häu#g als Sprungbrett zu einem Blasorchesterinstrument genutzt. In Kir-

chen werden mit Blasinstrumenten Gottesdienste umrahmt sowie Chöre

begleitet. Außerdem gehören Blasinstrumente zu den Kirchen-Marschbri-

gaden, die stark in den afrikanischen und farbigen Gemeinden vertreten

sind. Township-Projekte diverser Orchester begeistern viele Kinder und Ju-

gendliche, die aus sozialen Brennpunkten kommen, für Blasinstrumente.

Europäisches und amerikanisches Blasorchesterrepertoire

An Berufsblasorchestern gibt es etwa die South African Air Force Band in

Valhall bei Pretoria, die 47-köp#ge South African Navy Band in Simon’s

Town bei Kapstadt und die 42-köp#ge South African Army Band Cape

Town. Wichtige Dirigenten in der Blasorchesterszene sind unter anderem

Sean und Pamela Kierman, Faan Malan, Riaan van Wyk und Alex Fokkens

(alle Kapstadt), Gareth Williams (Port Elizabeth), Russell Scott (Durban),

Matheu Kieswetter (Pretoria) und Etienne Mecloen (Johannesburg). Für

Blas orchester komponieren in Südafrika unter anderem Allan Stephenson

und im U-Bereich Eddie Clayton. Das Repertoire der südafrikanischen Blas-

orchester bewegt sich im Rahmen des amerikanischen und europäischen

Repertoires. So wurden etwa in Kapstadt von Sean Kierman bereits Werke

von Paul Hindemith, Ernst Toch und Rolf Rudin aufgeführt. Josef Christ

Links: Erste musikalische Station war Stellenbosch. Im renommierten Music Department der Stellenbosch University kann man Musik studieren. Die JBU

konzertierte in der akustisch brillanten Endler Hall der Uni. Rechts: Josef Christ mit Zamile Mzizi-Khuzwayo, Orchestermanagerin der University of Pretoria.

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Josef Christ (Bild) war von 1988 bis 1996 Klarinettist und Bassklarinettist beim

Philharmonischen Orchester der Stadt Ulm. Seit 1996 leitet er hauptberu!ich die

Junge Bläserphilharmonie Ulm. Von 1991 bis 2004 leitete er das Kammerorches-

ter der Stadt Ochsenhausen. Von 2004 bis 2014 leitete er zudem das

Kreisverbandsjugendblasorchester Ulm/Alb-Donau. Durch ein Diri-

gierstudium bei Alex Schillings in den Niederlanden erweiterte er

sein Können. Wertvolle Impulse erhielt er durch Dirigierstudien un-

ter anderem bei Tim Reynish (England), José Rafael Pascual-Vilapla-

na (Spanien) und Eugene Corporon (USA). Zu Jurorentätigkeiten und

Seminaren wird Christ immer wieder ins In- und Ausland eingeladen.

Im Anschluss ans Bundes#nale des Deutschen Orchesterwettbewerbs 2008 wur-

de er mit einem Dirigentenstipendium des Deutschen Musikrates ausgezeichnet.

Das Jugendblasorchester Junge Bläserphilharmonie Ulm (JBU) wurde 1961

gegründet und trug bis zum Jahr 2008 den Namen »Ulmer Knabenmusik«. Kon-

zertreisen führten die JBU in die USA, 1999 erstmals nach Südafrika, zweimal

nach Australien (mit einem Auftritt im weltberühmten Sydney Opera House) so-

wie 2006 und 2014 nach China – mit Konzerten in den besten Konzertsälen des

Landes, wie der Forbidden City Concert Hall in Peking und der Qintai Concert

Hall in Wuhan, in der in diesem Jahr auch die Berliner Philharmoniker konzertie-

ren. Bei weiteren Konzertreisen war das Orchester zu Gast in den Niederlanden,

in Ungarn, in der Schweiz, in Südfrankreich und in Italien. Insgesamt neun CDs

wurden bereits produziert. Mehrfach war die JBU auch im Fernsehen bei ARD,

SWR und Regio-TV Schwaben zu bewundern. 2010 trat die JBU in der SWR-Sen-

dung »Sonntagstour« auf sowie 2010 und 2016 in der SWR-Live-Sendung über

den Ulmer Weihnachtsmarkt. Beim Weltjugendmusikfestival 2005 in Zürich be-

legte die JBU den ersten Platz in der Höchstklasse und erreichte von 85 Orches-

tern aus 25 Nationen die höchste Punktzahl des gesamten Wettbewerbs. Im Jahr

2004 belegte die JBU beim Bundes#nale des Deutschen Orchesterwettbewerbs

in Osnabrück den 3. Platz und im Jahr 2008 in Wuppertal den 1. Platz in der Kate-

gorie Jugendblasorchester. Wiederum beim Deutschen Orchesterwettbewerb

belegte die JBU in den Jahren 2012 und 2016 als Repräsentant Baden-Württem-

bergs den 2. Platz und ist deutscher Vizemeister.

Ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte der JBU war die »Gala der

Stars« in der Ratiopharm Arena Neu-Ulm im September 2013. Mehr als 3200 Zu-

schauer waren begeistert von der Musical-Gala mit Pia Douwes, Sabrina Wecker-

lin und Thomas Borchert, den Spitzenstars der Musicalszene, gemeinsam mit der

JBU. Das Nachwuchsorchester besteht derzeit aus 44 jungen Musikern und Musi-

kerinnen, es ist in der Kategorie 2 bis 3 angesiedelt. Die »Stiftung Ulmer Knaben-

musik« unterstützt seit ihrer Gründung im Jahr 2004 die Belange des Orchesters.

www.jungeblaeserphilharmonie.de

››› Josef Christ, Dirigent • Junge Bläserphilharmonie Ulm

Perform

ance

Trotz eines stra!en Programms mit insgesamt acht Konzerten in 19 Tagen blieb noch Zeit , um das Land zu erkunden. Ein Besuch am südlichsten Punkt des

afrikanischen Kontinents gehörte dazu: Die Junge Bläserphilharmonie Ulm versammelte sich zum Erinnerungsfoto am »Kap der guten Ho!nung«.

vom Si gnal Hill aus bewundert. Vor allem der

Cape Point und die Boulders Beach, die Heimat

der südafrikanischen Pinguine, aber auch die

prachtvolle Farbenvielfalt des Malaienviertels

in Kapstadt werden unvergessen bleiben. Auf

der Fahrt nach Port Elizabeth wurde ein Stopp

in Oudtshoorn eingelegt, dem Zentrum der

afrikanischen Straußenzucht, samt Besichti-

gung der Cango Caves, den riesigen Tropf-

stein höhlen, die früher auch für Konzerte ge-

nutzt worden waren. Die Touristenführerin

bescherte dem Ulmer Orchester einen Gänse-

hautmoment, als sie ein afrikanisches Klage-

lied anstimmte und mit dem Klang ihrer Stim-

me den Dom der Höhle erfüllte. Die JBU ließ

sich nicht lange bitten und stimmte daraufhin

eine Gesangsstelle aus »Hymn to the Sun« von

Satoshi Yagisawa an, dem Selbstwahlstück der

JBU beim letztjährigen Finale des Deutschen

Orchesterwettbewerbs. Wie man Strauße füt-

tert, wie Mutige die Riesenvögel liebkosen, wie

belastbar Straußeneier sind und wie Straußen-

!eisch schmeckt, zeigte der Besuch einer

Straußenfarm in Oudtshoorn.

Weiter ging die Reise nach Port Elizabeth

zum vierten Konzert, das an der Nelson Man-

dela University stattfand. Hier existiert seit ei-

nigen Jahren die »Nelson Mandela University

Wind Symphony«, die von Gareth Williams en-

gagiert geleitet und konstant weiterentwickelt

wird. Als gemeinsame Werke standen »Pata

Pata«, »Festive Dance« und »My African

Dream« mit einer wunderbaren Sängerin auf

dem Programm. In Port Elizabeth wurden die

jungen Musiker der JBU in Gastfamilien unter-

gebracht, erlebten großartige Gastfreund-

schaft und durften nicht nur den südafrikani-

schen Alltag kennenlernen, sondern waren ein

Bestandteil davon. Nach einem Besuch im

nahen Addo Elephant Parc mit vielen Eindrü-

cken der afrikanischen Tierwelt ging die Reise

weiter nach Durban. Dort war die JBU einge-

laden, beim Festkonzert anlässlich des 40-jäh-

rigen Bestehens der KwaZulu-Natal Youth

Wind Band mitzuwirken. Die Band unter Lei-

tung von Russell Scott ist in Durban situiert,

unterstützt vom Bundesstaat KwaZulu-Natal

und integriert in die Music School Durban.

Safaris und Gemeinschaftskonzerte

Ein weiteres hervorragendes Ensemble des

Bundesstaates KwaZulu-Natal ist der Kwa Zulu-

Natal Youth Choir unter Leitung von Gérard’d

du Toit, der ebenfalls beim Festkonzert mit-

wirkte. Da in der City Hall Durban wenige Wo-

chen zuvor sich Teile der Decke gelöst hatten

und sie deswegen hatte geschlossen werden

müssen, wurde das Festkonzert in die Hellenic

Hall Durban verlegt. Mit einem Picknickkon-

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Perform

ance

Vom Signal Hill aus bewunderten die Jugendlichen das einzigartige Panorama Kapstadts samt Tafelberg (oben). Auch der Cape Point und die Boulders

Beach, die Heimat der südafrikanischen Pinguine, sowie die prachtvolle Farbenvielfalt des Malaienviertels in Kapstadt werden unvergessen bleiben.

Sophia Hüber (Klarinette, Konzertmeisterin, 21 Jahre): »Die Konzertreise

nach Südafrika war ein einmaliges Erlebnis. Die Begegnungen in den Gastfami-

lien und die Gemeinschaftskonzerte mit den südafrikanischen Orches-

tern haben wieder gezeigt, dass Musik keine kulturellen oder sprach-

lichen Grenzen kennt. Neben den Konzerten durften wir auch beein-

druckende Orte besuchen, die Safari war sicher ein Highlight unserer

Reise. Ich freue mich, Teil einer so tollen Gruppe zu sein und bin

sicher, dass wir uns an diese Reise immer gerne zurückerinnern.«

Manuel Haiber (Altsaxofon, 14 Jahre): Die Konzertreise in Südafrika war

sehr schön und aufregend. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander und haben viel

erlebt! Insgesamt hatten wir acht Konzerte, zum Teil gemeinsam mit unseren

gastgebenden Orchestern und Chören, in großen und schönen Konzert-

sälen. Die Konzerte und die Begegnungen waren sehr spannend und

eindrucksvoll. Zusätzlich durften wir die verschiedensten Sehenswür-

digkeiten und die südafrikanische Kultur kennenlernen und erleben.

Was natürlich nicht fehlen darf bei so einer Reise nach Südafrika war

eine abenteuerliche Safari-Tour im o"enen Jeep durch die Wildnis.

Roman Derr (Posaune, 16 Jahre): Die Konzertreise nach Südafrika war in vie-

lerlei Hinsicht sehr eindrucksvoll. Neben den wunderschönen Landschaften und

der vielfältigen Flora und Fauna des Landes waren für mich die Begegnungen

mit anderen Musikern, besonders Posaunisten, sehr wichtig. Ich konnte viele

neue musikalische Erfahrungen bei unseren Konzerten sammeln. Dazu

gehörte das Musizieren mit mehr als 100 Musikern auf einer Bühne.

Südafrika ist gesellschaftlich interessant und kritisch zugleich. Auf

unserer Konzertreise durften wir glücklicherweise einen sehr har-

monischen Umgang in unserem Orchester, mit anderen Orchestern

und den Gastfamilien erleben. Zusammenfassend würde ich die Kon-

zertreise in drei Worte fassen: erlebnisreich, harmonisch und fördernd.

Antonia Neumann (Fagott, 17 Jahre): »Es geht nach Südafrika« hieß es im

Herbst 2016, doch zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Ahnung, dass die-

se Reise für uns alle ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis werden

würde. Auf unserer Konzertreise haben wir das Land in unterschied-

lichster Weise kennengelernt und konnten einen Einblick in das Le-

ben der Menschen erhalten, sei es durch den Aufenthalt in Gast-

familien, die Zusammenarbeit mit Partnerorchestern oder auch durch

die Unterbringung in einem Zulu-Dorf. Im Verlauf der Reise und be-

stärkt durch wundervolle Ereignisse, wie zum Beispiel beeindrucken-

de Safaris, eindrucksvolle Konzerte oder die Besichtigung berühmter

Städte, ist das Orchester von Tag zu Tag mehr und mehr zusammengewachsen.

››› Teilnehmerstimmen • »Es war erlebnisreich, harmonisch und fördernd«

zert an der Deutschen Schule und Baden im

warmen Indischen Ozean endete der Aufent-

halt in Durban.

Nach dem stra"en Konzertprogramm waren

zwei Tage Freizeit im Norden Südafrikas ange-

sagt. Nach einer Nilpferd-Safari in der Lagune

von St. Lucia und einer Trommel-Vorführung

Einheimischer ging es zeitig zu Bett. Am nächs-

ten Morgen startete das Orchester zu einer

Pirschfahrt durch den Hluhluwe-Nationalpark.

Verteilt auf sieben o"ene Jeeps hielten die

Musiker Ausschau nach Südafrikas Tierwelt. So

kreuzten Löwen, Elefanten, Bü"el, Zebras, War-

zenschweine, Nashörner, A"en, Kudus, Anti-

lopen, ein kleines Krokodil und manch andere

exotische Tiere die Wege der Safariteilnehmer.

Es folgte eine Übernachtung im Zulu-Dorf

Shakaland, wo die Zulus ihre Kultur vorführ-

ten. Nach einem typischen Zulu-Essen durfte

das Orchester in luxuriösen Zulu-Hütten mit

afrikanischem Flair übernachten. Als eine der

letzten Stationen steuerte das Ulmer Orches-

ter die Drakensberge im Landesinneren an.

Highlight hier: das siebte Konzert zusammen

mit dem renommierten Drakensberg Boys

Choir, der sozusagen der Tölzer Knabenchor

Südafrikas ist. Die Bandbreite der vorgetra-

genen Stücke des Chores reichte von Mozart

bis zu Justin Timberlake. Um ihrer Heimat zu

huldigen, folgte im zweiten Teil des Chor-Auf-

tritts ein afrikanisches Musical. Neben eigens

komponierten Stücken, in denen ein afrikani-

scher Sonnenaufgang oder die prächtige Tier-

welt Afrikas dargestellt sind, waren auch Aus-

schnitte aus »König der Löwen« zu hören. Die

Klangvielfalt und -tiefe und die hörbare Le-

bensfreude dieses jungen Chores samt einer

komplexen Choreogra#e war für viele die Krö-

nung dieser Konzertreise und übertraf bisher

Bekanntes. Die JBU ließ sich von der energie-

geladenen Performance des Drakensberg Boys

Choir anspornen und brillierte im voll besetz-

ten Konzertsaal in Höchstform.

Letzte Reiseetappe: die University of Pre-

toria. Nach einem Dirigenten-Workshop für

Dirigierstudenten der Universität, geleitet von

Matheu Kieswetter, dem Dirigenten des Blas-

und Symphonieorchesters der Universität, und

Josef Christ, gab die JBU ihr achtes Konzert

gemeinsam mit den University of Pretoria

Symphonic Winds. Nach einem gemeinsamen

»Halleluja« folgte ein fröhlicher Ausklang auf

einer Pizzaparty mit beiden Orchestern. Zu-

rück ging es dann von Johannesburg aus über

Dubai und Frankfurt nach Ulm. Das Orchester

hat während dieser Konzertreise sehr viele un-

vergessliche Momente erleben dürfen. Süd-

afrika: ein magisches Land mit zauberhaften,

warmherzigen Menschen und geprägt von

großer Gastfreundschaft.