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Der Radiologe 7•2002 | M 127 Mitteilungen Berufsverband der Deutschen Radiologen Fachkunde Teilgebiets-MRT Massive Kritik an der LÄK Baden-Württemberg Etwa 150 Radiologen und Nuklearmedizi- ner waren am 5. Juni zu einer Informa- tionsveranstaltung nach Tübingen ge- kommen, die nur einen einzigen Tages- ordnungspunkt hatte: Den unverständli- chen Alleingang der Landesärztekammer (LÄK) Baden-Württemberg, zum 1. Mai unter anderem die Fachkunde Magnetre- sonanztomographie in das Fachgebiet Orthopädie und die Fachkunde Röntgen- diagnostik in die Schwerpunkte Gefäß- chirurgie und Angiologie einzuführen (siehe dazu insbesondere DER RADIOLO- GE 5-2002, Seite M 82). Eingeladen hatten die Berufsverbände BDR und NORANUK mit Unterstützung der Deutschen Rönt- gengesellschaft. Die juristische Geschäftsführerin der baden-württembergischen LÄK, Ulrike Hespeler, dürfte schon angenehmere Stunden erlebt haben, denn es ging – zu Recht – hart zur Sache: Das Vertrauen zur LÄK ist schwer gestört! So lässt sich in aller Kürze und Deutlichkeit aus- drücken, was die anwesenden Radiolo- gen und Nuklearmediziner von Kolle- ginnen und Kollegen ihrer eigenen Stan- desorganisation halten. Kein schmei- chelhaftes Urteil, aber die unverblümte Wahrheit. Für den MDK nicht akzeptabel Kritik kommt aber nicht nur aus den Reihen der betroffenen Radiologen und Nuklearmediziner. Auch der Leitende Arzt und stellvertretende Geschäftsfüh- rer des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) Baden- Württemberg, Dr. Peter Schwoerer, hatte seine Meinung in einem Schreiben an die Landesverbände der Krankenkassen unmissverständlich formuliert. In seinem Brief, der während der Veranstaltung verlesen wurde, heißt es unter anderem, dass die Änderung der Weiterbildungsordnung sowohl unter dem Aspekt der Qualitätssicherung als auch unter dem einer bezahlbaren Finan- zierung durch die gesetzliche Kranken- versicherung nicht akzeptabel ist. Er befürchtet außerdem eine ausufernde Selbstbedienung der Fachgruppen ohne ausreichende Indikationsstellung und ohne ausreichende Qualitätssicherung. Dies muss nach Ansicht von Schwoerer durch die Spitzenverbände der Kranken- kassen konterkariert werden. Qualitätsverschlechterung in der radiologischen Versorgung Dieser Brief stieß – wie sollte es anders sein? – auf die volle Zustimmung der Teilnehmer. Sie führten außerdem noch folgende Kritikpunkte ins Feld: Die LÄK Baden-Württemberg hat höchste Rechtsprechung durch das Bundessozialgericht (BSG) ignoriert – sogar bewusst umgangen. Das BSG hatte bekanntlich in seinem viel be- achteten „Orthopäden-Urteil“ vom Januar letzten Jahres (wir berichte- ten mehrfach, siehe vor allem im DER RADIOLOGE 8-2001, Seite M 128) entschieden, dass die Durchfüh- rung der MRT dem Fachgebiet der Radiologie vorbehalten und für Orthopäden fachfremd ist. Und dies mit Begründungen, die gerade auch im Interesse des Allgemeinwohls zu sehen sind. Das isolierte Vorgehen einer einzel- nen Landesärztekammer gefährdet die Einheitlichkeit der ärztlichen Qualifikation und Leistungserbrin- gung in Deutschland. Derart weitge- hende Eingriffe in die Fachgebiets- zuordnung dürfen nur auf Grundlage von Beschlüssen derBundesärzte- kammer und des Deutschen Ärzteta- ges erfolgen. Die Einführung von Fachkunden für nichtradiologische Fachgruppen ist mit einer Qualitätsverschlechterung in der radiologischen Versorgung gleichzusetzen. Es gibt schließlich nicht umsonst Gebietsbeschränkun- gen: Nur der Spezialist verfügt heute noch durch seine umfassende und tief gehende Weiterbildung über das erforderliche Wissen und Können. Durch die Zuordnung der MRT im Fachgebiet Radiologie wird zugleich der ökonomische Umgang mit dieser Methode sichergestellt. Die LÄK hat gegen die Gepflogen- heiten verstoßen, die kleineren Fächer zu schützen. Sozialen Frieden aufs Spiel gesetzt Außer diesen klaren Fakten kam auch die Enttäuschung zum Ausdruck, die in dem bereits oben erwähnten gestörten Vertrauensverhältnis zur eigenen Stan- desorganisation liegt. Die Landesärzte- kammer hat den sozialen Frieden innerhalb der Ärzteschaft ohne Not auf das Spiel gesetzt, hieß es unter ande- rem. Und: Es besteht der massive Ein-

Fachkunde Teilgebiets-MRT¶Massive Kritik an der LÄK Baden-Württemberg

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Page 1: Fachkunde Teilgebiets-MRT¶Massive Kritik an der LÄK Baden-Württemberg

Der Radiologe 7•2002 | M 127

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Fachkunde Teilgebiets-MRT

Massive Kritik an der LÄK Baden-Württemberg

Etwa 150 Radiologen und Nuklearmedizi-ner waren am 5.Juni zu einer Informa-tionsveranstaltung nach Tübingen ge-kommen, die nur einen einzigen Tages-ordnungspunkt hatte: Den unverständli-chen Alleingang der Landesärztekammer(LÄK) Baden-Württemberg, zum 1. Maiunter anderem die Fachkunde Magnetre-sonanztomographie in das FachgebietOrthopädie und die Fachkunde Röntgen-diagnostik in die Schwerpunkte Gefäß-chirurgie und Angiologie einzuführen(siehe dazu insbesondere DER RADIOLO-GE 5-2002, Seite M 82). Eingeladen hattendie Berufsverbände BDR und NORANUKmit Unterstützung der Deutschen Rönt-gengesellschaft.

Die juristische Geschäftsführerin derbaden-württembergischen LÄK, UlrikeHespeler, dürfte schon angenehmereStunden erlebt haben, denn es ging – zuRecht – hart zur Sache: Das Vertrauenzur LÄK ist schwer gestört! So lässt sichin aller Kürze und Deutlichkeit aus-drücken, was die anwesenden Radiolo-gen und Nuklearmediziner von Kolle-ginnen und Kollegen ihrer eigenen Stan-desorganisation halten. Kein schmei-chelhaftes Urteil, aber die unverblümteWahrheit.

Für den MDK nicht akzeptabel

Kritik kommt aber nicht nur aus denReihen der betroffenen Radiologen undNuklearmediziner. Auch der LeitendeArzt und stellvertretende Geschäftsfüh-rer des Medizinischen Dienstes derKrankenversicherung (MDK) Baden-

Württemberg, Dr. Peter Schwoerer, hatteseine Meinung in einem Schreiben andie Landesverbände der Krankenkassenunmissverständlich formuliert.

In seinem Brief, der während derVeranstaltung verlesen wurde, heißt esunter anderem, dass die Änderung derWeiterbildungsordnung sowohl unterdem Aspekt der Qualitätssicherung alsauch unter dem einer bezahlbaren Finan-zierung durch die gesetzliche Kranken-versicherung nicht akzeptabel ist. Erbefürchtet außerdem eine ausuferndeSelbstbedienung der Fachgruppen ohneausreichende Indikationsstellung undohne ausreichende Qualitätssicherung.Dies muss nach Ansicht von Schwoererdurch die Spitzenverbände der Kranken-kassen konterkariert werden.

Qualitätsverschlechterung inder radiologischen Versorgung

Dieser Brief stieß – wie sollte es anderssein? – auf die volle Zustimmung derTeilnehmer. Sie führten außerdem nochfolgende Kritikpunkte ins Feld:

◗ Die LÄK Baden-Württemberg hathöchste Rechtsprechung durch dasBundessozialgericht (BSG) ignoriert– sogar bewusst umgangen. Das BSGhatte bekanntlich in seinem viel be-achteten „Orthopäden-Urteil“ vomJanuar letzten Jahres (wir berichte-ten mehrfach, siehe vor allem imDER RADIOLOGE 8-2001, Seite M128) entschieden, dass die Durchfüh-rung der MRT dem Fachgebiet derRadiologie vorbehalten und fürOrthopäden fachfremd ist. Und diesmit Begründungen, die gerade auch

im Interesse des Allgemeinwohls zusehen sind.

◗ Das isolierte Vorgehen einer einzel-nen LandesärztekammergefährdetdieEinheitlichkeit der ärztlichenQualifikation und Leistungserbrin-gung in Deutschland. Derart weitge-hende Eingriffe in die Fachgebiets-zuordnung dürfen nur auf Grundlagevon Beschlüssen derBundesärzte-kammer und des Deutschen Ärzteta-ges erfolgen.

◗ Die Einführung von Fachkunden fürnichtradiologische Fachgruppen istmit einer Qualitätsverschlechterungin der radiologischen Versorgunggleichzusetzen. Es gibt schließlichnicht umsonst Gebietsbeschränkun-gen: Nur der Spezialist verfügt heutenoch durch seine umfassende undtief gehende Weiterbildung über daserforderliche Wissen und Können.

◗ Durch die Zuordnung der MRT imFachgebiet Radiologie wird zugleichder ökonomische Umgang mit dieserMethode sichergestellt.

◗ Die LÄK hat gegen die Gepflogen-heiten verstoßen, die kleinerenFächer zu schützen.

Sozialen Frieden aufs Spiel gesetzt

Außer diesen klaren Fakten kam auchdie Enttäuschung zum Ausdruck, die indem bereits oben erwähnten gestörtenVertrauensverhältnis zur eigenen Stan-desorganisation liegt. Die Landesärzte-kammer hat den sozialen Friedeninnerhalb der Ärzteschaft ohne Not aufdas Spiel gesetzt, hieß es unter ande-rem. Und: Es besteht der massive Ein-

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Berufspolitik

| Der Radiologe 7•2002M 128

Umsatzsteuer

„Hickhack“ mit der Steuernummer

Zum 1. Juli sind im Umsatzsteuergesetz(UStG) neue Vorschriften bei der Rech-nungserstellung in Kraft getreten. Nach§ 14 UStG „Ausstellung von Rechnun-gen“ sind jetzt zusätzlich folgende Anga-ben notwendig:

◗ In der Arztrechnung muss die vomFinanzamt erteilte Steuernummerangegeben werden.

◗ Wenn die abgerechneten Leistungenkeine Umsatzsteuer enthalten bezie-

Gesetzgeber hat anscheinend erkannt,dass es wohl zu weit geht, aus Steuer-zahlern den vollkommen „gläsernenMenschen“ zu machen. Auch Steuerbe-rater empfehlen, sich nicht daran zu hal-ten. – Jetzt wäre ein bissiger Kommentarzur administrativen deutschen Rege-lungswut angesagt.

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druck, dass zum Nutzen und auf Betrei-ben Einzelner die Kooperation undFunktionsfähigkeit des gesamten Fach-arztsektors in Frage gestellt ist, wenn esnicht zu einer Zurücknahme der Be-schlüsse kommt.

In einer Resolution, die in Abstim-mung mit der Deutschen Röntgengesell-schaft und den Radiologischen Berufs-verbänden erfolgt ist, wurde die baden-württembergische Landesärztekammerdementsprechend zu einer unverzüg-lichen Rücknahme aufgefordert.

Normenkontrollklage steht an

Doch damit nicht genug, weitere Schrit-te müssen und werden folgen. So ist nununter Federführung des BDR vor demVerwaltungsgerichtshof Baden-Würt-temberg eine Normenkontrollklageangestrengt worden. Dies hat immerhinschon dazu geführt, dass die LÄKBaden-Württemberg die vier Bezirks-ärztekammern gebeten hat, die Bearbei-tung von Anträgen auf eine Fachkun-deerteilung zunächst zurückzustellen.

Vorstand muss handeln

Auch beim baden-württembergischenÄrztetag Ende Juni ging es um diesenAlleingang einer Landesärztekammer.Es gab den Beschluss, den Antrag zurAufhebung an den Vorstand zur Bear-beitung zu überweisen.

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hungsweise umsatzsteuerbefreit sind,muss darauf hingewiesen werden.

Erst mal verweigern

Es entstehen nach der geltenden Rechts-lage allerdings keine Nachteile, wenn dieSteuernummer nicht genannt wird. Das– man höre und staune – soll sogar ineinem Schreiben des Bundesfinanzmi-nisteriums an die Finanzämter stehen.Es gibt keine Sanktionen! Auch der

BDR-Fachausschüsse

Neues und BewährtesWill man berufspolitisch am Ball blei-ben, muss Fachverstand und Kapazitätauch für neue Themen da sein. Themen,denen sich neben Vorstand und Ge-schäftsführung ganz gezielt auch einFachausschuss widmet. Im Übrigen sol-len damit – das ist erklärtes Ziel des Vor-standes – auch gerade jüngere Mitglie-der an der Standespolitik interessiertwerden.

In diesem Sinne wurden vom neuenVorstand fünf weitere Ausschüsse gebil-det, die von folgenden Mitgliedern gelei-tet werden:

◗ Europaangelegenheiten:Dr. René Rückner, Hamburg

◗ Honorarfragen:Prof. Dr. Jürgen Mäurer, München

◗ HVM: Dr. Detlef Wujciak, Halle/Saale◗ Nuklearmedizin:

Prof. Dr. Manfred Fischer, Kassel◗ Radiologennetze:

Dr. Rüdiger Christiansen, Kiel

Außerdem gab es in vier Ausschüsseneinen Wechsel im Vorsitz. Zuständigsind jetzt für:

◗ Klinische Radiologie: PD Dr. Her-mann Helmberger, München (bislangProf. Dr. Otto H.Wegener, Hamburg)

◗ Mammographie: Prof. Dr. UweFischer, Göttingen (bislang Prof. Dr.Silvia Heywang-Köbrunner)

◗ Qualitätssicherung: PD Dr. MichaelWalz, Eschborn (bislang Dr. AlfredBrase, Hannover)

◗ Strahlentherapie: Dr. JürgenRomahn, Coburg (bislang Dr. KurtGeorg Hering, Dortmund)

Vorstand und Geschäftsführung bedan-ken sich bei allen ausgeschiedenen Aus-schussvorsitzenden, die sich viele Jahrefür die Belange des BDR eingesetzthaben. Ebenso bei den neuen sowie denbewährten Ausschussvorsitzenden, diewieder zugesagt haben.

je/uc