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Fachzeitschrift für Bibliotheken in der Steiermark Ausgabe 2016:01 Schwerpunkt dieser Ausgabe: Gegenseitigkeiten

Fachzeitschrift für Bibliotheken in der Steiermark Ausgabe 2016:01 · 2020-05-17 · den Aufgaben, die sie gleichsam als »Gegen- leistung« erfüllen. Sie stellen somit »Regio-nale

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Fachzeitschrift für Bibliotheken in der SteiermarkAusgabe 2016:01

Schwerpunkt dieser Ausgabe:

Gegenseitigkeiten

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doppel:punkt

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

Über das Geben und das Nehmen ............02

Bibliothek - eine Idee im Wandel ..............04

Bildung! ...................................................06

Über die Vorteile einer Kooperation ..........08

Eine Hommage an die Lesefreude ............10

In Kooperation ..........................................11

Bücherei der gelebten Inklusion ...............12

Für die Jugendlichen präsent ...................13

Die Kirche und die Bibliotheken ...............14

Eintreten für die gute Sache.....................15

Ein starkes Servicepaket ..........................15

Liebe BibliothekarInnen! ..............................01

KJL.handverlesen .......................................17

Kröte des Monats .......................................19

ARCA. Die Italienische Bibliothek .................22

Lesen macht selbstbestimmt und tolerant ....24

Lese- und Schreibförderung im Fokus ..........26

Aviso... ......................................................27

Aus den Bibliotheken ..................................28

gefördert durch:

Herausgeber, Medieninhaber, Hersteller, Verlags- und Herstellungsort

Verein Lesezentrum Steiermark, Institut für Bibliotheksorganisation, Bibliotheksentwicklung und Lesepädagogik

Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz, Telefon: 0043/ (0)316/ 68 53 570, E-Mail: [email protected], Web: http://www. lesezentrum.at

Redaktion

Dr. Wolfgang Moser | Hannes Ortner, Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz

Layout und gestalterische Konzeption

Hannes Ortner | Bettina Schenekar

Druck

Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 8011 Graz

Richtung

Information und Weiterbildung von BibliothekarInnen in Öffentlichen Bibliotheken, Schul- und Sonderbibliotheken.

Die Zeitschrift erscheint dreimal jährlich und ist kostenlos. Auflage dieser Ausgabe: 1.000 Exemplare. Namentlich nicht gezeichnete Beiträge unterliegen der redaktionellen Verantwortung.

Nachdruck von Beiträgen aus diesem Heft - auch auszugsweise - nur mit Quellenangaben und Zustimmung der Redaktion.

DVR-Nr.: 4003806

Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Doppelpunkt 2016:01 1

Liebe BibliothekarInnen!

Wolfgang Moser

Vorwort

Schwerpunkt: KundenserviceProlog

»Man sagt, der gäbe zweimal, der schnell gibt;

aber der gibt zehnfach, der zur rechten Zeit gibt.«

Johann Wolfgang von Goethe

Geben – nehmen – gemeinsam mehr davon haben

Dies ist in aller Kürze nicht nur ein bibliothekarischer Alltag mit vie-

len Entlehnungen, sondern vor allem auch das Thema der neuen, in

Gestaltung, Aufmachung und in manchen Inhalten von Grund auf

veränderten Fachzeitschrift doppel:punkt.

Wir haben zahlreichen GesprächspartnerInnen und selbstver-

ständlich auch uns die Frage nach dem Optimieren durch Zusam-

menarbeit und Austausch gestellt. Dabei haben wir aufschlussreiche

Berichte und Meinungen aus den Bereichen Bildung, Gemeinde, Ge-

werkschaft und Kirche erhalten. Nicht das Ergebnis hat überrascht,

sondern die Intensität, das Engagement, der Ideenreichtum, der am

Beginn jeder Zusammenarbeit steht.

Auch die steirische Bibliothekslandschaft wird von Austausch

und Kooperation geprägt sein: In vier von sieben steirischen Bil-

dungsregionen wird die Kooperation zwischen den Bibliotheken und

auch darüber hinaus mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen

als Pilotprojekt auf neue organisatorische und vor allem personelle

Beine gestellt: Vier regionale BibliotheksbegleiterInnen werden ab der

zweiten Jahreshälfte die regionale Zusammenarbeit unterstützen und

für einen regeren Austausch zwischen den Bibliotheken sorgen. Mehr

dazu lesen Sie auf unserer Website oder in den aktuellen Newslettern.

In wenigen Monaten werden die BibliotheksnutzerInnen mit Hilfe

der Steiermärkischen Landesregierung auf mehr als 25.000 elektro-

nische Medien zugreifen können. Die Teilnahme an diesem gemein-

sam mit der Steiermärkischen Landesbibliothek umgesetzten Projekt

steht grundsätzlich allen steirischen Öffentlichen Bibliotheken offen.

Über Einzelheiten werden wir Sie in Bälde informieren.

Ein Austausch der besonderen Art war das Projekt »European

Literacy Policy Network«, das Anfang 2016 zu Ende gegangen ist:

Gelungene Beispiele aus der Lese- und Bibliothekswelt, darunter

auch unser »Ganz Ohr!«-Projekt, finden Sie auf www.eli-net.eu.

Noch eine Neuerung: Ab sofort erscheint der doppel:punkt nur

noch dreimal jährlich. Beim Lesen unseres erneuerten Mediums wün-

schen wir Ihnen viel Freude!

In dem evolutionären Prozess der Mensch-

werdung ist der Homo oeconomicus ausgestorben,

während der Homo cooperativus sich fortpflanzen konnte.

Als anschauliches Beispiel für die Überlegenheit kooperativen Han-

delns und Empathie kann eine Horde von rein eigennützig denkenden

Menschen angesehen werden, bei der sich die stärksten und schnellsten

Mitglieder der steinzeitlichen Horde bei Angriffen (Kriege, wilde Tiere)

erfolgreich retteten, während die langsameren (z. B. Frauen mit ihren

Kleinkindern) getötet wurden. Der potenziell kooperativ denkende

Mensch war in dieser gleichen Situation unter bestimmten Be-

dingungen (z. B. Chance auf Erfolg) bereit, gemeinsam die

Gefahr abzuwehren. Offensichtlich waren also potenziell

kooperativ handelnde Menschengruppen überlebens-

fähiger als kurzfristig eigennutzhandelnde.*

* Rogall, H.; Gapp, K. (2015): Homo heterogenus - das neue Menschenbild der Ökonomie,

in: Dierksmeier, C.; Hemel, U. u. Manemann, J. (Hrsg.): Wirtschaftsanthropologie, Baden-Baden, S. 108-109.

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Über das Geben und das Nehmen Im Gespräch mit: Elke Gruber

DOPPELPUNKT: Frau Professorin Gruber,

das Prinzip der Reziprozität, also Gegensei-

tigkeit im Sinne von Geben und Nehmen,

steht im Mittelpunkt dieser doppel:punkt-

Ausgabe. Damit soll den BibliothekarInnen in

Erinnerung gerufen werden, dass sie durch

ihre Aktivitäten überaus wertvolle Gegenleis-

tungen für das (finanzielle) Engagement der

Bibliotheksträger schaffen. Welcher Stellen-

wert kommt dem Reziprozitätskonzept ei-

gentlich in unserer Gesellschaft zu?

GRUBER: Das Erkennen der Bedeutung von

Austauschprozessen ist aus gesamtgesell-

schaftlicher Sicht etwas Essentielles, vor

allem in einer Situation, wo egoistische, ja

zum Teil sogar egomane Handlungsmaxi-

men in der Mitte der Gesellschaft angekom-

men sind. Selbstverständlich liegen auch

Gegenbeispiele auf der Hand wie das En-

gagement vieler im Bereich der Flüchtlings-

betreuung. Generell ist aber eine Tendenz

auszumachen, der man mit der Betonung

der Reziprozität – das heißt des Prinzips der

Gegenseitigkeit – und der Solidarität stärker

entgegensteuern muss.

DOPPELPUNKT: Wie gestalten sich diese

Austauschbeziehungen im Bildungsbereich?

GRUBER: Vielleicht knüpfe ich gleich bei

den Öffentlichen Bibliotheken an, die ja Teil

der Erwachsenenbildung sind. Die Förde-

rung der Lesekompetenz und die Ermögli-

chung des Zugangs zu Wissensinhalten und

Bildung sind ein zentraler aufklärerischer

Gedanke, der auch am Anfang der Erwach-

senenbildung stand. Dieser Konnex ist auch

heute noch von großer Relevanz, speziell

im Lichte des Konzepts des lebenslangen

Lernens.

Gerade die Niederschwelligkeit und die

lokal-regionale Verwurzelung prädestinieren

die Öffentlichen Bibliotheken für jene über

das historische Kerngeschäft hinausgehen-

den Aufgaben, die sie gleichsam als »Gegen-

leistung« erfüllen. Sie stellen somit »Regio-

nale Leuchttürme« dar, was besonders in

jenen Regionen, in denen es zu massiven

Einschnitten in der Infrastruktur gekommen

ist, in der Bedeutung gar nicht überschätzt

werden kann. Ob »Kommunikationsleucht-

turm«, Kultur- oder Informationszentrum –

es handelt sich um Funktionen, die »vor Ort«

wahrgenommen werden müssen, zumal die

regionale Bezogenheit für weite Teile Öster-

reichs charakteristisch ist.

Reziprozität als Konzept von Leistung und Gegenleistung ist ein zentrales Element menschlicher Existenz. Seine Bedeutung für den Bildungsbereich erläu-tert die Bildungswissenschaftlerin Elke Gruber im Gespräch mit Hannes Ortner.

Elke Gruber:

»Öffentliche Bibliotheken stellen

regionale Leuchttürme dar.«

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Doppelpunkt 2016:01 3

Bei der Bereitstellung von gewissen An-

geboten wird man sinnvollerweise Koopera-

tionen eingehen und Knowhow in die Biblio-

theken holen – auch hier liegen Austausch-

beziehungen vor, von der in der Regel alle

Beteiligten profitieren. Die Zusammenarbeit

mit Vereinen, Initiativen oder auch Instituti-

onen der Erwachsenenbildung machen die

Bibliotheken zu Schnittstellen, ja, zu offenen

Räumen. Speziell für die Arbeit mit Kindern

kann das Einbringen externer Professiona-

lität ein großer Gewinn sein.

DOPPELPUNKT: Sie haben vorhin den auf-

klärerischen Impetus von Bildung erwähnt.

Besteht in der gegenwärtigen Wissens-

gesellschaft nicht vielmehr die Gefahr, dass

dieser zunehmend von einem Instrumen-

talisierungszwang verdrängt, das heißt eine

Gegenleistung in Form der ökonomischen

Verwertbarkeit von Bildungsaktivitäten am

Arbeitsmarkt erwartet wird?

GRUBER: Ich sehe das nicht in dieser Bi-

polarität. Bildung und der Prozess lebens-

langen Lernens sollten beide Elemente be-

heimaten. So kann sowohl berufliche Bil-

dung zur Persönlichkeitsentwicklung beitra-

gen als auch Persönlichkeitsbildung zur be-

ruflichen Bildung. Generell ist es heutzutage

nicht mehr möglich, eine scharfe Trennlinie

zu ziehen: Wir leben in einer Gesellschaft,

wo berufliche Anforderungsprofile sowohl

spezifische Skills als auch breitere Kompe-

tenzen einschließen. Es wäre daher elitäres

Denken, nur zweckfreie Allgemeinbildung

und Persönlichkeitsbildung als Bildung im

engeren Sinne zu sehen. Wichtig ist viel-

mehr ein Ausbalancieren der individuellen

Bildungsanstrengungen.

Gewisse Phasen in der Bildungsbiogra-

fie sind dadurch gekennzeichnet, dass man

genau umrissene Skills erwerben muss. Das

Lesen ist hierfür ein sehr gutes Beispiel: Es

ist notwendig, um Zugang zur Arbeitswelt

zu haben und in ihr bestehen zu können.

Andererseits ist es auch für die Partizipa-

tion in einer demokratischen Gesellschaft

erforderlich. Daneben erfahren Viele durch

die Lektüre Genuss und Horizonterweiterung.

Für Bibliotheken bedeutet das letztendlich,

dass Leseanimation sehr spezifisch auszu-

gestalten ist. Allgemein könnte man es so

formulieren: Bildung darf zwar nicht aus-

schließlich verzweckt werden, sie hat jedoch

ohne Zweifel ihre zweckhaften Anteile.

DOPPELPUNKT: Vor dem Hintergrund der

Reziprozität verdient ein Spezifikum des

österreichischen öffentlichen Bibliotheks-

wesens besondere Beachtung: Über 80 Pro-

zent der BibliothekarInnen sind hierzulande

ehrenamtlich tätig.

GRUBER: Dem ehrenamtlichen Engage-

ment kommt ein hoher Stellenwert zu, allein

schon aus der Perspektive der Versorgungs-

sicherheit. Die budgetären Rahmenbedin-

gungen lassen eine Flächendeckung durch

hauptberuflich Tätige oft nicht zu. Wichtig

hierbei ist jedoch, dass Ehrenamtlichkeit von

professionellen Strukturen begleitet wird –

die ehrenamtlich Tätigen dürfen nicht im

Regen stehen gelassen werden, sondern

müssen durch ein unterstützendes Manage-

ment und Coaching Begleitung erfahren. Da-

rüber hinaus stellt sich auch die Frage der

Zumutbarkeit: Was können »Ehrenamtliche«

leisten, wann hingegen ist externe Profes-

sionalität unumgänglich?

Im Rahmen eines Projektes in Tirol stieß

ich kürzlich auf eine interessante Entwick-

lung: Institutionen der Erwachsenenbildung

waren mit einem starken Rückgang an eh-

renamtlichen MitarbeiterInnen konfrontiert

worden. Sie reagierten darauf mit der Bil-

dung von Freiwilligenpools, denen vor allem

Menschen beitraten, die sich auf begrenzte

Zeit engagieren wollten. Dem Vernehmen

nach zeichnet sich ein Schwenk hin zu

einem lebensphasenorientierten freiwilligen

Engagement ab.

DOPPELPUNKT: Im Sinne von Geben und

Nehmen: Welche Faktoren motivieren zum

Ehrenamt?

GRUBER: Prinzipiell ist Engagement etwas

Gewachsenes, das bei vielen ehrenamtlich

tätigen Menschen ein Charakteristikum ih-

res Lebensweges ausmacht: Sie waren und

sind in der Freiwilligen Feuerwehr, in Kirchen

und Parteien, Bürgerinitiativen und selbstver-

ständlich auch im eigenen Familienverband

engagiert. Liegt zudem eine Affinität zum

Medium Buch, zur Literatur vor, ist es nicht

unwahrscheinlich, dass ein freiwilliges En-

gagement in einer Institution wie bspw. der

Öffentlichen Bibliothek folgt.

Die Freude an der Tätigkeit spielt also

eine entsprechende Rolle, daneben auch die

Möglichkeit, den Zeitrahmen der Aktivität

nach eigenem Gutdünken wählen zu kön-

nen. Für andere mag das Bedürfnis aus-

schlaggebend sein, der Gesellschaft durch

ihr Wirken wiederum im Sinne der Rezipro-

zität etwas zurückzugeben. Wie auch immer

die Motivlagen für ehrenamtliches Engage-

ment aussehen – die Überlegung, neue An-

reizsysteme zu schaffen und der Ehrenamt-

lichkeit eine auf allen Ebenen höhere An-

erkennung zukommen zu lassen, ist ange-

sichts der aktuellen gesellschaftlichen Ent-

wicklungen keineswegs fehl am Platz.

Univ.-Prof.in Dr.in Elke Gruber leitet

den Arbeitsbereich Erwachsenen-

bildung/ Weiterbildung am Institut für

Erziehungs- und Bildungswissenschaft

der Karl-Franzens-Universität Graz.

E-Mail: [email protected]

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Bibliothek - eine Idee im WandelAbsehbare Trends und neue Perspektiven

Reinhard Ehgartner

Bibliotheken sind Orte, an denen Menschen

und Medien einander begegnen. Diese kur-

ze Beschreibung von Bibliothek ist über die

langen Jahrhunderte ihrer Geschichte hin

unverändert gültig und dennoch erfolgen

in diesem Dreieck von Räumen, Menschen

und Medien immer wieder Akzentverschie-

bungen, die die Idee von Bibliothek in ein

völlig neues Licht rücken und dabei immer

wieder neue Konzepte hervorbringen.

Jede Epoche entwickelt ihre eigene Vor-

stellung von Bibliothek. Öffentliche Bibliothe-

ken sind selbst ein Kind solch veränderter

Vorstellungen und Konzepte, denn die Idee,

Wissen und Bildung ausnahmslos allen Be-

völkerungsgruppen zugänglich zu machen,

stand nicht als Grundidee an der Wiege der

Bibliotheken, sondern hat in Europa im Zuge

einer breiten Bewegung der Demokratisie-

rung aller Lebensbereiche erst vor gut 150

Jahren Fuß gefasst.

In der darauf folgenden Zeit der Theken-

bibliotheken bildeten die BibliothekarInnen

noch eine Art Schranken zwischen den Le-

serInnen und den Medien, was der vielfach

ideologischen Ausrichtung von Bibliotheken

entsprach. Beratung und Begleitung wurden

als Konzept ausgegeben, Bevormundung

und Kontrolle war das Ergebnis. Mit dem

Durchbruch des Konzepts der Freihand-

aufstellung wurde das Verhältnis zwischen

LeserInnen und BibliothekarInnen auf eine

gleichrangige Ebene gehoben. Diese Auf-

wertung der BenutzerInnen setzte sich fort,

und so ist die Bibliotheksarbeit der Gegen-

wart vor allem durch den Gedanken von

Service und Unterstützung getragen.

Die Zukunft der ÖB im Zeitalter des InternetsAls das Internet in den 1990er-Jahren in bis

dahin unvorstellbarer Weise digitale Räume

für Information und Wissen öffnete, bedeu-

tete dies auch für die Öffentlichen Bibliothe-

ken den Eintritt in ein neues Zeitalter. Rasch

fand das neue Medium Eingang in die Öffent-

lichen Bibliotheken und für einige Jahre dien-

ten sie sogar als Serviceanbieter, um der

breiten Bevölkerung Zugang in die digitalen

Sphären zu öffnen. TouristInnen machten

sich noch auf den Weg in Bibliotheken, um

dort ihre E-Mails abrufen zu können, und in

Kursen wurde der Umgang mit der neuen

Technologie vermittelt. Diese Übergangs-

phase kann als abgeschlossen betrachtet

werden, das Internet ist endgültig in den

Haushalten und Rocktaschen der Interes-

sierten gelandet. Internetplätze in Bibliothe-

ken werden abgebaut, der Blick ist auf an-

dere Angebote und Funktionen gerichtet.

Wohin nun geht die aktuelle Entwicklung?

Im Sommer 2015 wurde im dänischen

Aarhus auf einer Fläche von 30.000 m2 die

größte Öffentliche Bibliothek Skandinaviens

eröffnet - das Konzept wird als richtungs-

weisend gefeiert. Auf den ersten Blick hat

dieses architektonisch beeindruckende Ge-

bäude, das kühn in das Wasser des Hafen-

bereichs hineinreicht, nur wenig mit einer

durchschnittlichen Öffentlichen Bibliothek

in Österreich zu tun, schaut man jedoch

genauer hin, so findet man hinter der pom-

pösen Oberfläche letztlich doch wieder die

gleichen Tendenzen und Trends, wie sie sich

auch in der österreichischen Bibliotheks-

arbeit bereits jetzt festmachen lassen und

in Hinkunft noch viel stärker die bibliotheka-

rischen Entwicklungen bestimmen werden.

An fünf Merkmalen möchte ich diese Trends

festmachen.

Das endgültige Aus für LadenhüterWenn der Manager der neuen Bibliothek in

Aarhus erklärt, dass die Bücher im neuen

Konzept in den Hintergrund rücken, weil sich

die Bibliothek in erster Linie mit Menschen

beschäftigen sollte und nicht mit Büchern,

so klingt das für viele provokant, denn lange

Zeit wurden bei uns die Bestandsgröße und

die Qualität einer Bibliothek nahezu gleich-

gesetzt. Diese Vorstellung ist nun endgültig

am Zerbrechen. Auch in unseren Breiten ten-

dieren Stadtbibliotheken mittlerweile dazu,

ihre Medienbestände zu reduzieren und da-

für neue Angebote oder Services in das Pro-

gramm zu nehmen. In Zeiten allgemeiner

digitaler Verfügbarkeit von Medien haben

Wände eng aneinander gepresster Buch-

rücken jegliche Attraktivität verloren. Nicht

die Fülle macht neugierig, sondern die Aus-

wahl, die Zusammenstellung, die Präsenta-

tion und die Vermittlung dieser Medien und

Themen. Die zentrale Frage lautet: Wie kann

ich eine menschlich überschaubare Zahl an

Medien und die BenutzerInnen miteinander

in lebendigen Austausch bringen? Hierfür

braucht es Räume zur kreativen Gestaltung

und Ideen der Vermittlung.

Sich von »guten« Büchern, die leider nie-

mand entlehnt, trennen zu müssen, ist für

viele BibliothekarInnen nach wie vor ein

schmerzhafter Schritt. Die räumliche Be-

grenzung und Fördermodelle, die verstärkt

die Umschlagszahl der Medien berücksichti-

gen, haben in den letzten Jahren ein erfreu-

liches Umdenken in Gang gesetzt - dieses

wird sich noch verstärken. Die Bibliothek

in Aarhus geht hier einen radikalen Weg:

Bücher, die zwei Jahre nicht ausgeliehen

wurden, verschwinden aus der Bibliothek.

Stärker als jemals zuvor entscheiden somit

letztlich die BenutzerInnen über die Zusam-

mensetzung der Medienbestände. Vermut-

lich würde auch bei uns das Ausscheiden

eines Drittels der Bestände Öffentlicher

Bibliotheken keinen spürbaren Verlust für

die LeserInnen bedeuten, sondern ganz im

Gegenteil einen neuen Blick auf die verblie-

benen Medien eröffnen.

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Doppelpunkt 2016:01 5

Bibliotheken als kultu- relle Dreh- & Angel-punkte der RegionWährend die Faszination von Bibliotheken in

vergangenen Zeiten oft darin bestand, aus

ihnen heraus den Blick in die weite Welt

und in andere Kulturen richten zu können,

lässt sich in Zeiten des Internets eine Art

Gegenbewegung ausmachen. Der Blick in

exotische Welten steht über PC oder Smart-

phone in Echtzeit allen Interessierten offen

- dem gegenüber erfährt die unmittelbare

Lebenswelt wieder verstärktes Interesse.

Große wie kleine Bibliotheken präsentieren

sich daher immer öfter als Orte, in denen

die kulturellen Aktivitäten der Region dar-

gestellt und ins Gespräch gebracht werden.

Damit verankert sich die Bibliothek zugleich

in der Bevölkerung und wird als eigener Ort

wahrgenommen.

Mit der Aufnahme regionaler Aktivitäten

ist zugleich ein Wandel aus einer Konsum-

haltung heraus zu aktiver Beteiligung zu be-

merken. Neu und modern klingende Begriffe

wie »Makerspace« sind nichts anderes als

das Hereinholen gemeinsamen Bastelns und

Gestaltens in die Räume der Bibliothek.

Zauberschlüssel »Kooperation«»Wir haben ganz bewusst viele verschiede-

ne Gruppen mit ins Boot geholt. Von den

Schulen, über die Universität bis hin zu Ver-

einen. Das hier soll ein Ort der Begegnung

sein.« (s. www.ndr.de/kultur/Stille-in-einer-

Buecherei-war-gestern,dokk124.html)

Dieses vom Manager der Bibliothek in

Aarhus hochgehaltene Rezept kennen alle

BibliothekarInnen selbst in kleinsten Ort-

schaften. Es sind dort vermutlich weniger

die Universitäten und viel eher Einrichtun-

gen wie die lokalen Bildungswerke oder

Kindergärten, mit denen gut funktionieren-

de Öffentliche Bibliotheken in enger Koope-

ration zusammenarbeiten, aber letztendlich

verfolgen sie das gleiche Konzept: Sie treten

in Austausch mit anderen Bildungseinrich-

tungen und erweitern damit ihre Reichweite

und verbreitern ihre Zielgruppe. Beispiel-

gebend wurde in der Steiermark in den letz-

ten Jahren gezeigt, wie über das Projekt

»Bücherschatzkiste« Eltern-Kind-Gruppen

und Öffentliche Bibliotheken zu beidersei-

tigem Nutzen zusammengeführt werden

konnten. Das Ergebnis war phänomenal:

Innerhalb von zwei Jahren ist die Zahl der

Eltern-Kind-Gruppen, die einmal im Monat

eine Bibliothek aufgesucht haben, von 2

auf 34 Prozent hochgeschnellt. Hier haben

sich offensichtlich zwei Einrichtungen ge-

troffen, die geradezu prädestiniert sind für

langfristige und intensive Kooperation.

Mit.einander von.einander lernenAuch wenn wir auf digitaler Ebene mit so

vielen Menschen kommunizieren wie nie-

mals zuvor, muss man in unserer Gegenwart

dennoch das Phänomen voranschreitender

Vereinsamung zur Kenntnis nehmen. Lern-

prozesse sind in den seltensten Fällen nur

das Aufnehmen von Inhalten und Fakten,

sondern basieren auf wirklicher Begegnung

zwischen Menschen. Bibliotheken können,

sollen und müssen in Zukunft die Chance

nutzen, Menschen unterschiedlicher sozia-

ler Schichten, religiöser Bekenntnisse, poli-

tischer Haltungen, unterschiedlichen Alters

oder kultureller Herkunft miteinander ins Ge-

spräch zu bringen. Ob man dies unter den

großen Titel »Integration« stellt oder wie

nebenbei unter das Motto von Austausch

und Gespräch - die überaus bedeutsame

Wirkung ist die gleiche. Eine Gesellschaft,

die Individualität und Autonomie als Werte

derart stark propagiert, braucht dringend

offene Marktplätze des Austausches und der

Meinungsbildung. Nichts anderes meint der

Manager aus Aarhus, wenn er von »Ver-

gemeinschaftung« spricht, nichts anderes

passiert, wenn sich in einer kleinen Biblio-

thek unterschiedliche Menschen zu einem

Thema zusammenfinden und sich austau-

schen. Mehr noch als früher werden Öffent-

liche Bibliotheken Konzepte entwickeln, die

über spezifische Zielgruppenarbeit hinaus

bei breiten Bevölkerungsschichten Interesse

erfahren.

Ausblick: Chancen & HerausforderungenLetztlich finden sich die bisher angestell-

ten Überlegungen in der gemeinsamen

Erkenntnis, dass Menschen spannender

sind als Medien - oder anders gesagt: Das

spannendste Medium selbst ist der Mensch

- und dies gilt für die BenutzerInnen wie die

BibliothekarInnen gleichermaßen. An weit-

gehend automatisierten Bibliotheken wird

gearbeitet, ein taugliches Modell für die

Zukunft sind sie nicht.

Mit dieser Erkenntnis verbindet sich ei-

ne große Herausforderung: Menschen brau-

chen vor allem eines: Aufmerksamkeit, Zu-

wendung, Zeit. Rein ehrenamtlich geführte

Bibliotheken mit wenigen Wochenöffnungs-

stunden können den neuen Anforderungen

nur sehr schwer gerecht werden. Die Stär-

kung vorhandener und die Entwicklung neu-

artiger Modelle des Zusammenwirkens von

hauptamtlicher und ehrenamtlicher Biblio-

theksarbeit sind unausweichlich.

Dr. Reinhard Ehgartner ist Geschäfts-

führer des Österreichischen Bibliotheks-

werks und Leiter der ÖB Michaelbeuern.

E-Mail: [email protected]

Web: www.biblio.at

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Bildung!Zu Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Industriellen oder Großgrundbesitzer

Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe,

sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne

zahle. (Robert Bosch 1861–1942)

Der Arbeitstag beträgt 10-12 Stunden. Kin-

derarbeit ist selbstverständlich, wenn auch

mit maximal 10 Stunden pro Tag limitiert.

Als Urlaub gibt es einige kirchliche Feier-

tage, dafür keinerlei soziale Absicherung bei

Krankheit oder Unfall. Man kann sich schon

»glücklich« schätzen, wenn man ein feuch-

tes und schimmelbefallenes Zimmer sein

Eigen nennen kann (meist 10 qm für bis

zu acht Menschen) und nicht in einer auf-

gelassenen Fabrik oder in der Kanalisation

leben muss. Der Lohn wird zum Teil in Na-

turalien bzw. Blechmarken ausbezahlt, mit

denen man in den werkseigenen Läden sei-

ne Lebensmittel kaufen kann - von diesen

Marken stammt das Synonym »blechen« für

bezahlen.

Günther Terpotitz

Natürlich ist das eine Generalisierung.

Mir ist durchaus bewusst, dass es große regi-

onale, kulturelle und politische Unterschiede

gab. Und nicht so selten hing die Lebens-

situation von ArbeiterInnen schlicht von der

moralischen und ethischen Einstellung eines

Fabrikanten oder Gutsbesitzers ab.

Und nein, wir reden nicht von einer fer-

nen, dunklen, mittelalterlichen Zeit. Diese

Zustände waren in allen Industriestädten am

Anfang des 20. Jahrhunderts noch durchaus

üblich: Chicago, Manchester, Berlin, Wien –

und eine Dimension kleiner natürlich auch in

Graz. Die »Welsche Kirche« am Griesplatz ist

noch heute Zeugnis als Mittelpunkt dieses

Arbeiterviertels, wo v. a. ItalienerInnen und

Windische (seinerzeitige Bezeichnung für

SlowenInnen aus der damaligen Untersteier-

mark) lebten. Oder, um mit einem neue-

ren Begriff zu sprechen: GastarbeiterInnen.

Auch die Slumviertel rund um die heutige Idl-

hofgasse und die Mietskasernen in Eggen-

berg wiesen keine besseren Lebensbedin-

gungen auf.

Für uns heute ist es schwer nachvoll-

ziehbar, dass Menschen nach einem sol-

chen Arbeitstag noch die Strapazen auf sich

nahmen, dass sie die Kraft hatten, für die

eigene Weiterbildung zu sorgen. Doch die

Erkenntnis ist damals wie heute allgemein-

gültig: Bildung ist ein wesentlicher Schlüssel

zum sozialen Aufstieg. Folgerichtig entwi-

ckelten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts

»Bildungsvereine«, deren Selbstverständnis

schon damals vielfältig war. Neben der Ver-

mittlung von Grundkompetenzen wie Lesen,

Schreiben und Rechnen gab es weltanschau-

liche Debattierklubs, Schachzirkel, Fischerei-

vereine, Sportverbände usw. 1848 wurde vom

Wiener Schneidergesellen Friedrich Sander

Klassische Funktion

von Bibliotheken als

Bildungsinstitution:

Verfügbarmachung

von Literatur

jeglicher Art

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Doppelpunkt 2016:01 7

der »Erste Wiener Allgemeine Arbeiterverein«

gegründet. Diese Vereinigung (eine der Keim-

zellen der österreichischen Gewerkschafts-

bewegung) war bereits als Bildungsverein

konzipiert. Als Ort, wo man Bildungsfertig-

keiten erwerben bzw. erhöhen konnte. Als

Folge des neuen Vereins- und Versamm-

lungsgesetzes 1868 entstanden viele der-

artige Vereinigungen, wie bspw. der sozial-

demokratische Bildungsverein »Vorwärts«,

gegründet in der Puntigamer Bierhalle am

9. März 1869. Und schon damals erfüllten

Bibliotheken - sei es als Leihbücherei oder

als Handapparat - ihre klassische Funktion:

die Verfügbarmachung von Literatur jeg-

licher Art.

Das vorher Gesagte gilt selbstverständ-

lich auch für die christlich-soziale Bewegung.

Ebenfalls 1848 wurde der Caritas-Verein

gegründet, 1869 die Vinzenzvereine und

1896 in der heutigen Keplerstraße das Kol-

ping-Heim als »Katholisches Arbeiterheim«.

Und welchen unmittelbaren Nutzen ha-

ben ArbeitnehmerInnen im 21. Jahrhundert

von Bibliotheken – in Zeiten von Internet und

E-Book, Tablet und Handy? Allgemein ge-

sprochen, genau so viel wie vor 100 Jahren.

Und in der Bibliothek der Arbeiterkammer

Steiermark noch ein klein wenig mehr. Über

65 % unserer LeserInnen sind Arbeitnehme-

rInnen. Die Arbeiterkammern werden durch

die sogenannte »Kammerumlage« von allen

unselbständig Beschäftigten finanziert. Teil

unserer Philosophie ist auch, keinerlei Ge-

bühren einzuheben (mit Ausnahme von

Mahnspesen). Die Steirische Arbeiterkam-

mer steht auf dem Standpunkt, wenn unse-

re KundInnen die Bibliothek durch die Um-

lage finanzieren, soll nicht nochmal etwas

verlangt werden. PensionistInnen waren ein-

mal Beschäftigte, SchülerInnen und Stu-

dentInnen werden es in Zukunft sein. Es ist

also ein unmittelbares Beispiel dafür, wo

ArbeitnehmerInnen sehen, »was mit ihrem

Geld passiert.«

Und so finden sich in den Bibliotheken

jene LeserInnen ein, die wir alle kennen. Der

ältere Herr, der sich systematisch durch den

Karl May liest. (»Den hab ich als Lehrling

verschlungen und will ihn jetzt nochmals

lesen.«) Die Dame, die kurz vor der Pensi-

onierung steht und Ratgeber für ihr neues

Hobby sucht. Der Angestellte, der dem-

nächst Vereinsobmann wird und daneben

noch eine Mountain-Bike-Tour plant. Die

werdende Mutter, die wissen will, was sich in

den folgenden Monaten alles ändern könnte,

wenn das Baby da ist. Und die außerdem vor

Kurzem im Fernsehen eine Reportage über

Bertha von Suttner gesehen hat und Nähe-

res wissen will. Und der Pendler, der sich für

seine tägliche Fahrt mit Hörbüchern eindeckt.

Oder – um mit »Dinner for One« zu spre-

chen: the same procedure as the last hun-

dred years.

Literatur:

Kläger, Emil (1908): Durch die Wiener Quartiere

des Elends und Verbrechens. Ein Wanderbuch

aus dem Jenseits. Wien, Mitschke.

(2011 als Faksimile-Ausgabe erschienen bei

danzig & unfried, Wien)

Riesenfellner, Stefan (1989): Arbeiterleben.

Autobiographien zur Alltags- und Sozialgeschichte

Österreichs. Band 1: 1867-1914. Graz, Leykam.

Sinclair, Upton (1923): Der Dschungel. Berlin,

Malik. (2014 als Neuauflage erschienen beim

Unionsverlag, Zürich)

Dr. Günther Terpotitz ist Leiter der

Arbeiterkammer-Bibliothek Graz.

E-Mail: [email protected]

Web: https://stmk.arbeiterkammer.at/

beratung/bildung/ak_bibliothek/

Ak-Bibliothek.html

Eine Vielfalt an (Lese-)Interessen.

The same procedure as the last

hundred years ...

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Über die Vorteile einer KooperationDie kombinierte Öffentliche Bücherei & Schulbücherei Markt Hartmannsdorf

Andrea Pallier

Vor mehr als drei Jahren übersiedelte die

Öffentliche Bücherei Markt Hartmannsdorf

in neu adaptierte Räumlichkeiten der Neuen

Mittelschule und wurde mit der Schulbiblio-

thek kombiniert. Dies brachte sowohl für die

beiden Büchereien als auch für den Büche-

reiträger viele Vorteile.

Finanzielle Einsparungen bzw. eine bes-

sere Nutzung der Ressourcen ergeben sich

durch den gemeinsamen Ankauf einerseits

der Medien und andererseits der Bücherei-

ausstattung. Auch laufende Kosten wie die

Software-Wartungspauschale fallen jetzt nur

noch einmal an. Außerdem werden die

Räumlichkeiten der Bibliothek mit ihrer Aus-

stattung nun viel besser genutzt. Beispiels-

weise werden der Beamer und die Leinwand

sowohl von der Öffentlichen Bücherei als

auch von der Schulbücherei verwendet.

Aber natürlich wird auch der Medien-

bestand besser genutzt. Neue Kundengrup-

pen konnten für den Bereich der Öffentli-

chen Bibliothek gewonnen und der Umsatz

so weit erhöht werden, dass wir die Voraus-

setzungen für die Bundesförderung erfüllen

und dadurch wieder wesentlich mehr Me-

dien einkaufen können.

Für die Schulbibliothek bedeutete die

Zusammenlegung eine wesentliche Vergrö-

ßerung sowohl an Raum als auch an Medi-

enbestand. Die Räumlichkeiten werden als

überaus beliebter Treffpunkt von den Schü-

lerInnen genutzt. Da wird geschmökert, es

werden Spiele gespielt oder einfach nur die

freundliche, angenehme Atmosphäre der

Bücherei genossen. Auch außerhalb der

Bücherei-Öffnungszeiten werden die Räum-

lichkeiten gerne beispielsweise für Work-

shops, Besprechungen und für den Unter-

richt herangezogen.

Da sich die Volksschule im selben Ge-

bäude befindet, und die Öffentliche Büche-

rei seit der Zusammenlegung zusätzlich

zweimal wöchentlich über Mittag geöffnet

hat, besuchen die Volksschulklassen die

Bücherei jetzt viel öfter. Während einer Schul-

stunde ist es einfach leichter, in die Bücherei

zu gehen, ohne das Gebäude verlassen zu

Eine Win-win-Situation durch Kooperation: Irene Zoller (Schulbücherei) und Andrea Pallier (Öffent-

liche Bücherei) setzen in Markt Hartmannsdorf auf das Erfolgsmodell der kombinierten Bibliothek.

Eine hervorragende Einbindung in den

Schulbetrieb: Lokales Medienzentrum,

Lernort und darüber hinaus Treffpunkt

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Doppelpunkt 2016:01 9

müssen. Das kommt natürlich der Auslas-

tung der Bücherei und damit den Entlehn-

zahlen zugute.

In den Mittagsöffnungszeiten kommen

die SchülerInnen jedoch auch allein, entwe-

der in den Schulpausen oder nach dem Unter-

richt, oder die Eltern nutzen die Gelegen-

heit und verbinden den Büchereibesuch mit

dem Abholen der Kinder von der Schule.

Auch während der Nachmittagsbetreuung,

die bei uns an der Schule angeboten wird,

halten sich die Kinder gerne in der Bücherei

auf und leihen sich Bücher aus.

Die verschiedenen Ausbildungen der

beiden Bibliothekarinnen ergänzen sich her-

vorragend. Andrea Pallier machte schon vor

einigen Jahren die Ausbildung für die Öffent-

lichen Büchereien, und die Diplompädagogin

Irene Zoller schloss im Vorjahr die Ausbildung

zur Schulbibliothekarin ab. Die Bibliothek pro-

fitiert davon. Dazu kommt noch das sehr gute

Verhältnis zum Direktor der NMS, Wilfried

Mittendrein, was sich sicherlich auch posi-

tiv auf die Arbeit auswirkt.

Die kombinierte Bücherei ist auch bei der

Öffentlichkeitsarbeit von Vorteil. Einerseits

aus finanziellen Gründen und andererseits,

weil die Öffentliche Bücherei von Andrea

Pallier allein geführt wird und Veranstal-

tungen im Teamwork natürlich leichter ge-

managt werden können. Es werden Autoren-

begegnungen gemeinsam organisiert und

jährlich Schreibworkshops mit der Weizer

Autorin Andrea Sailer angeboten. Die ent-

standenen Werke werden anschließend am

sogenannten Literaturpfad ausgestellt und

sind somit auch der Öffentlichkeit zugäng-

lich. Auch beim leidigen Thema Mahnungen

ergeben sich durch die Zusammenlegung

der Büchereien Vorteile, da die SchülerIn-

nen über die Schulbibliothekarin natürlich

leichter erreicht werden können. Und nicht

zuletzt wird durch das Einbinden des Schü-

lerInnen-Büchereiteams in den Bibliotheks-

alltag Interesse an der Arbeit als Bibliothe-

karIn geweckt. Vielleicht ergibt sich daraus

ja später einmal eine ehrenamtliche Mitar-

beit in der Bücherei.

Also genug Punkte, um sich die Zusam-

menlegung der Öffentlichen Bücherei mit

einer Schulbücherei zu überlegen. Mit einer

klaren schriftlichen Vereinbarung, einer ge-

sunden finanziellen Basis und ein wenig

gutem Willen von beiden Seiten wird sich

dieser Schritt positiv auf den Bibliotheks-

betrieb auswirken.

Auch der Kinder-

garten ist häufig

in der Öffentlichen

Bibliothek zu Gast.

Andrea Pallier ist Leiterin der

Öffentlichen Bücherei Markt Hartmannsdorf.

E-Mail: [email protected]

Web: www.hartmannsdorf.bvoe.at

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Heute Morgen werden die Kinder von ihren

Eltern direkt zur Stadtbibliothek Leibnitz ge-

bracht. Es ist kurz vor 8 Uhr und die Kinder

treffen nach und nach ein. Die Aufregung

ist groß und deutlich spürbar. Schon öffnet

Frau Holler von der Stadtbibliothek Leibnitz

dankenswerterweise die Tür und begrüßt

uns alle sehr freundlich. Die meisten Kin-

der wissen bereits, dass Jacken und Schul-

taschen beim Eingang abzulegen sind, sie

waren ja schon öfters hier. Für manche ist

es der erste Ausflug in die Bibliothek. Mit

neugierigen und erstaunten Mienen erkun-

den sie den Raum mit seinen unzähligen

Büchern, CDs, DVDs, Zeitschriften und Spie-

len. Ich bitte die muntere Schar um Ruhe

und sage ihnen, dass sie in die Kinder-

ecke gehen können. Schon sausen sie, be-

müht langsam und leise, jedoch sehr aufge-

regt in den hinteren Teil der Bibliothek. Bald

sind alle umgeben von Büchern mit Rittern,

Feuerwehrmännern, Fußballspielern, Flug-

zeugen und Schiffen, Hunden, Katzen,

Schlangen, Affen, Prinzessinnen, Drachen,

Gespenstern und Vielem mehr.

Die Kinder setzen sich auf die vorberei-

teten Stühle. Beim ersten Besuch erzählt uns

Frau Holler, wie jedes Jahr, was eine Biblio-

thek ist, wie sie funktioniert und wie jedes

Kind am Ende mit einem Buch nach Hause

gehen kann. Natürlich erklärt sie uns auch,

wie man sich in einer Bibliothek verhält –

manche Kinder wissen das schon: leise

sein, damit auch andere BesucherInnen sich

wohlfühlen. Ich darf jedes Buch herausneh-

men und anschauen, danach aber nicht in

irgendein Regal zurückstellen, sondern auf

den »Einsortierstoß« legen. Mit den Büchern

gehe ich vorsichtig um. Nach einem Monat

gebe ich meine Bücher wieder zurück. Ord-

nung ist in einer Bibliothek sehr wichtig!

Dann beginnt Frau Holler mit der Ge-

schichte, wie gebannt lauschen die Kinder.

Sie bestaunen die Bilder und lachen herz-

haft. Das Buch passt genau zu unserem

Sachunterrichtsthema »Polargebiete«, und

so freuen sich die Kinder, wenn sie ihr eige-

nes Wissen beisteuern können.

»Wer möchte, darf sich jetzt ein oder

auch zwei Bücher aussuchen und mit nach

Hause nehmen!«, sagt Frau Holler. Ein be-

geistertes »Ja!“ schallt durch die Bibliothek

und schon suchen die Kinder nach ihrem

persönlichen Buch. »Ich hätte gerne ein

Buch über ein Pony«, erklärt mir Leona.

»Davon gibt es viele«, versichere ich ihr.

Hinter mir höre ich Laurids, wie er Lewin er-

Eine Hommage an die LesefreudeÜber einen Besuch in der Stadtbibliothek Leibnitz

Barbara Kraner

Lesefreude wird

auch durch den

Besuch in der

Stadtbibliothek

gefördert.

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Doppelpunkt 2016:01 11

thek als Teil ihrer Lebensumwelt bekannt

machen. In der Leibnitzer Stadtbibliothek

gibt es eine sehr große Auswahl an Kinder-

und Jugendliteratur, die die Kinder erschlie-

ßen können. In ihren Schultaschen nehmen

sie nicht nur »Bücher« mit nach Hause, sie

schaffen Platz für das Lesen und Vorlesen

in der Familie. Für die ausgeliehen Bücher

übernehmen sie Verantwortung. Welche Bü-

cher sie mit nach Hause nehmen, entschei-

den sie selbst. Dadurch erlangen sie mit der

Zeit das Selbstbewusstsein, auszuwählen,

was sie gerne lesen möchten und folgen früh

ihren eigenen Interessen. Damit wird Lesen

auch zu einem wichtigen Bestandteil ihrer

Persönlichkeitsentwicklung.

Lesen ist eine individuelle und persön-

liche Angelegenheit. Wir Erwachsenen ent-

scheiden auch selbst, was wir lesen wollen

und was nicht, und so haben auch die Kin-

der im Sonnenhaus die Gelegenheit sich

den Lesestoff selbstständig auszusuchen.

Sie können ein Buch aus der Schulbiblio-

klärt, wo es Bücher über Ritter zu finden gibt,

und als ich meinen Blick schweifen lasse,

sehe ich, wie viele Kinder bereits in einem

Buch blättern. Nach einiger Zeit haben alle

Kinder ein Buch gefunden, das sie mit nach

Hause nehmen wollen. Die Bücher werden

registriert, gestempelt und gewissenhaft in

den Schultaschen verstaut, um sie zu Hause

alleine oder mit Geschwistern, mit Freunden

oder mit den Eltern zu lesen. »Darf ich mein

Buch gleich lesen?“, fragt mich Gabriel spä-

ter in der Schule während der Pause. »Ja

natürlich!«, antworte ich und freue mich

sehr darüber, dass der Ausflug in die Biblio-

thek augenscheinlich ein voller Erfolg war!

Freude am Lesen, das ist ein Ziel des

Leseunterrichts im »Sonnenhaus«. Eine Me-

thode unter vielen, um dieses Ziel zu er-

reichen, ist der monatliche Besuch der

Sonnenhauskinder der ersten und zweiten

Schulstufe in der Stadtbibliothek Leibnitz.

Wir möchten damit Bücher in die Lebens-

welt der Kinder rücken und ihnen die Biblio-

Barbara Kraner, BEd ist Lehrerin

der Primaria 1 in der reform-

pädagogischen Schule

Sonnenhaus, Leibnitz.

Web: www.unser-sonnenhaus.at

thek wählen oder ein vorbereites Lese-

material, das sehr ansprechend gestaltet

ist. Sinnerfassendes Lesen ist kein eigenes

Fach, Lesen ist ständig um unsere Kinder

herum: Sei es, um den Wochenplan zu le-

sen, Aufträge zu verstehen oder aufberei-

tetes Sachunterrichtsmaterial zu verinner-

lichen. Den Kindern ist gar nicht bewusst,

dass sie ständig lesen, sie nehmen es als

ganz normal und natürlich wahr.

Einen Höhepunkt stellt die jährliche Lese-

nacht für unsere 6- bis 15-jährigen Schüle-

rInnen dar: Hier werden Bücher vorgelesen,

eine nächtliche Leserally durch den Wald

absolviert, und die selbst mitgebrachten Bü-

cher werden bis spät in die Nacht hinein

mit Taschenlampen in den Schlafsäcken

gelesen.

In unserer Schule gibt es täglich eine »Lesezeit« von

15 Minuten. Um den SuS (Schülerinnen und Schü-

ler) das Lesen »schmackhaft« zu machen, gibt es

jeden Monat neue Bücher, die altersgemäß und

aktuell sind.ww für unsere Schule zusammenge-

stellt, wobei sie immer darauf achtet, dass für jede

Altersstufe und auch Lesefähigkeit etwas dabei

ist. Romane und Sachbücher mit verschiedenen

Schwierigkeitsgraden und in unterschiedlicher Sei-

tenanzahl können somit von unseren SuS entlehnt

werden, ohne nach Leibnitz fahren zu müssen.

Unseren SuS entstehen keine Kosten, die Entlehn-

gebühr wird aufgrund einer Vereinbarung mit der

Marktgemeinde Ehrenhausen aus dem Schulbü-

chereibudget bezahlt. Die besonderen Konditionen

der Stadtgemeinde Leibnitz ermöglichen es uns,

dieses Projekt ein ganzes Schuljahr durchzuführen.

Wünsche der LehrerInnen für Projektunterrichtsein-

heiten und auch von SchülerInnen werden gerne

berücksichtigt. Unsere SuS nehmen dieses An-

gebot, besonders in der Oberstufe, gerne an. Ein

Hit sind immer wieder ganz neue Bücher, und alle

möchten gerne »ErstleserInnen« sein.

Unser Dank gilt der Büchereileiterin Frau Edith

Augustin, die sich bereits im Sommer 2015 nach

meiner ersten Anfrage Gedanken gemacht hat, wie

man diesen Versuch bestmöglich lösen könnte.

Nach dem OK durch den zuständigen Beamten

der Stadtgemeinde Leibnitz und der Direktion der

NMS Ehrenhausen begann somit im Oktober 2015

eine, wie man jetzt schon sagen kann, erfolgreiche

Zusammenarbeit.

Mehrere Faktoren sind zum Gelingen allerdings

notwendig, alleine würde man es nicht schaffen. So

hilft Frau Kollegin Tropper in der Oberstufe beim

Ausgeben der Bücher, die Bücherei ist mit sechs

Schülerinnen der 2. Klassen, die den Bücherei-

betrieb in der Frühpause selbst organisieren, be-

setzt. Frau Holler von der Stadtbücherei ist für das

Auswählen und Entlehnen der Bücher zuständig.

Idee und Ausführung:

Dipl.Päd.in Eva Hudimast

In Kooperation: Stadtbücherei Leibnitz & NMS Ehrenhausen

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Bücherei der gelebten Inklusion Eine Plattform der inklusiven Begegnung in Rottenmann

Im November des Jahres 2010 bekamen

wir – der Standort Rottenmann der Lebens-

hilfe Ennstal – vom damaligen Bürgermeis-

ter das Angebot, die bis dahin von der Stadt-

gemeinde Rottenmann geführte Bücherei

zu übernehmen. Für uns war damals sofort

klar: Das machen wir!

Ein wahrer GlücksgriffBis heute haben wir unseren Entschluss

nicht bereut, obwohl das Projekt Bücherei

eine große Herausforderung für uns dar-

stellte. Ganz im Gegenteil: Die Bücherei bie-

tet für uns die ideale Plattform für die Be-

gegnung von Menschen (mit und ohne Be-

hinderung) und somit für die aktive Umset-

zung von Zielen in der Behindertenarbeit wie

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das

Mitbestimmen und Mitgestalten, den Auf-

bau von neuen sozialen Kontakten und das

Schaffen von Tätigkeitsfeldern, die das Le-

ben bereichern.

Jeden Mittwoch und Freitag sind wir

– Heinz Dorfner und Reinald Ruttner (die

beide seit vielen Jahren in der Lebenshilfe

Rottenmann auf ihrem Lebensweg begleitet

werden) und ich als Fachsozialbetreuerin im

Einsatz. Für diese damals neue Aufgabe habe

ich natürlich berufsbegleitend die Bibliothe-

karsausbildung absolviert, das Angebot an

Büchern und Medien haben wir in Zusam-

menarbeit mit dem Literaturnetzwerk Enns-

tal bzw. der Bücherei in der Bezirkshaupt-

stadt Liezen aktualisiert. Wenn viel los ist,

können wir auf die Unterstützung durch

meine Lebenshilfe-Kollegin Sandra Götzen-

brugger zurückgreifen.

Zum Lesen animierenGemeinsam versuchen wir, laufend Aktivitä-

ten zu setzen und vor allem das junge Publi-

kum zum Büchereibesuch und Lesen zu

animieren. Heinz und Reinald werden dabei

in alle Arbeitsabläufe eingebunden und ge-

nießen den Kontakt mit den BesucherInnen.

Ganz besonders dann, wenn uns die jun-

gen »Bücherwürmer« besuchen, sei es bei

Weihnachtsbuchausstellungen, beim Oster-

Basteln, bei Leseanimationsveranstaltungen

für die Kindergärten oder unseren speziellen

»Bücherkinos« für die örtliche Volksschule

mit mehrsprachigen Buchvorstellungen. Im

Zuge der Aktion »Bücherei lebt Sprache«

und in Kooperation mit der Rottenmanner

Plattform »Zusammenleben in Vielfalt« hat-

ten wir die Möglichkeit, zweisprachige Kin-

derbücher anzuschaffen und auch hier den

Gedanken der Inklusion umzusetzen. Auch

der »Eis-Lese-Pass« war ein Erfolg, damit

die Kinder in der Ferienzeit den Weg in die

Bücherei suchen und schließlich bei vollem

Lesepass als kleines Dankeschön ein lecke-

res Eis aus einem örtlichen Kaffeehaus be-

kommen.

In absehbarer Zukunft werden wir un-

seren bisherigen Standort im Rathaus ver-

lassen und ein neues Quartier in der Haupt-

straße beziehen, wo die Stadtgemeinde ein

»Begegnungszentrum« schaffen wird. Durch

die günstige, zentrale Lage dieses Zentrums

werden uns noch mehr Möglichkeiten der

Entfaltung zur Verfügung stehen, denn die

neuen Räumlichkeiten sind nicht nur barrie-

refrei, sondern auch ideal, um zum Beispiel

Lesungen im größeren Stil zu veranstalten.

Kurzum: Die Arbeit in unserer Bücherei

ist eine echte Bereicherung. Die Zusammen-

arbeit mit und Unterstützung durch die Stadt-

gemeinde Rottenmann ist vorbildhaft und

könnte besser nicht sein. Unser »Projekt

Bücherei“ war noch nie langweilig – und das

wird es auch nicht werden. Dafür sorgen wir

gemeinsam: mit Begeisterung, Engagement

und vielen Ideen.

Doris Henikl

In ihrem Reich

der Bücher:

Heinz Dorfner,

Doris Henikl und

Reinald Ruttner

(v. l. n. r.).

Doris Henikl ist Leiterin der

Stadtbücherei Rottenmann

Telefon: 03614/ 2411-17

Öffnungszeiten:

Mittwoch: 08.30-12.00 Uhr

Freitag: 16.00-18.00 Uhr

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

Für die Jugendlichen präsentDie Öffentliche Bibliothek Hitzendorf und ihre Zweigstelle in der NMS

Gabriela Stieber

Zu den wichtigsten Aufgaben einer Biblio-

thek gehört es, Kinder beim Lesen-Lernen

zu unterstützen, ihre Freude am Lesen zu

fördern und den Zugang zu Literatur für

alle, unabhängig vom familiären Hintergrund,

sicherzustellen. Am sichersten erreicht man

Kinder und Jugendliche in der Schule, denn

der Besuch einer Öffentlichen Bibliothek in

der Freizeit kann manchmal schwierig sein.

Möglicherweise hat die Bibliothek wenige

Öffnungsstunden oder sie ist schwer erreich-

bar, vielleicht sind auch das Angebot und

das Ambiente für diese Altersgruppe nicht

so einladend.

Diese Argumente sprechen natürlich für

eine Schulbibliothek. Aber eine Schulbiblio-

thek ist nur für Kinder ab sechs und nur

während der Schulzeit zugänglich. Da wäre

dann eine gute Öffentliche Bibliothek in der

Gemeinde wichtig. Die räumliche und orga-

nisatorische Kombination von ÖB und Schul-

bibliothek ist eine sinnvolle, ressourcen-

schonende Möglichkeit einer Zusammen-

arbeit. Leider ist das nicht überall möglich.

In Hitzendorf haben wir nach langen

Überlegungen eine andere Variante gefun-

den. Es gibt hier ein großes Schulzentrum

mit Volksschule und Neuer Mittelschule, die

keine eigene Schulbibliothek haben. Mit der

Volksschule gibt es seit unseren Anfängen

vor fast 40 Jahren eine enge Zusammen-

arbeit. Die Kinder kommen regelmäßig alle

zwei Wochen klassenweise in die Bibliothek,

können hier lesen, manchmal wird ihnen vor-

gelesen, und sie nehmen Bücher (und auch

Hörbücher) mit. Wir sind keine Schulbiblio-

thek, daher ist das Entlehnen auch nicht

gratis, die Kinder bekommen jedoch eine er-

mäßigte Jahreskarte. Die Kooperation mit

der damaligen Hauptschule war schwieriger.

Die Besuche der Schulklassen erfolgten nur

sehr sporadisch, viele Kinder sahen die Bib-

liothek nach ihrer Volksschulzeit gar nicht

mehr.

Eine neue Direktorin war schließlich im

Jahr 2011 offen für unseren Vorschlag, in

der NMS eine Zweigstelle der Öffentlichen

Bibliothek einzurichten. Ein Klassenzimmer

wurde zur Bibliothek umfunktioniert und

steht nun SchülerInnen und Lehrpersonen

zur Verfügung. An drei Vormittagen können

die Jugendlichen Bücher entlehnen, und an

diesen Tagen wird der Raum auch während

der Pausen gern genützt. Meist sind es

Mädchen, die sich hierher zurückziehen, um

ungestört tratschen oder lesen zu können.

Die Zahl der Entlehnungen macht für

unsere Bibliothek »das Kraut nicht fett«, ob-

wohl wir uns über mehr Ausleihen freusen

würden. Wichtig ist uns, dass die Jugend-

lichen wissen, wo sie Bücher ausleihen

können und wo sie willkommen sind. Im

Unterricht wird die Bibliothek jedoch gut ge-

nützt, und die Zusammenarbeit mit dem

Lehrpersonal hat sich in den vergangenen

Jahren deutlich verbessert. Wir sind immer

gerne bereit, Buchwünsche zu erfüllen und

bieten auch Veranstaltungen (bspw. Labuka

regional) an. Als zusätzliches Entgegen-

kommen von unserer Seite verwalten wir

den vorhandenen Klassenlesestoff sowie die

»Lehrerbibliothek«.

Rückblickend haben sich die vier Jahre

unserer Zweigstelle in der Neuen Mittel-

schule gelohnt – wir sind für die Jugendli-

chen präsent –, auch wenn sie in diesem

Alter meist nicht zu den begeisterten Lese-

rInnen zählen. Aber sie wissen, dass es uns

gibt, und vielleicht kommen sie ja später

wieder zu uns zurück!

»Am sichersten

erreicht man Kinder

und Jugendliche

in der Schule.«

Dr.in Gabriela Stieber ist Leiterin der

Bibliothek Hitzendorf.

E-Mail: [email protected]

Web: www.hitzendorf.bvoe.at

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Die Kirche und die Bibliotheken Die Bücherei vor neuen Aufgaben

Im Rundbrief der päpstlichen Kommission

für Kulturgüter »Die kirchlichen Bibliotheken

in der Sendung der Kirche« von 1993 wird

die Aufmerksamkeit betont, »die die katho-

lische Kirche allen, insbesondere aber den

durch die Schrift vermittelten Zeugnissen vor-

behält, die die Werte der Weisheit der Völker

inkarnieren und überliefern.« Diese großen

Worte wirken allerdings ein wenig überhöht

im Zusammenhang mit Überlegungen, wel-

chen Beitrag heute Kirchen zur Förderung

der Bibliotheken leisten könnten.

Viele Pfarren haben eine Bibliothek, als

hätten sie keine. Sie ist zwar da, zumeist in

einem kirchlichen Gebäude untergebracht –

und Punkt. Alles Weitere ist Mühe, bedeutet

personellen und finanziellen Aufwand, den

man (sich) nicht leisten kann.

Rühmliche Ausnahmen gibt es, gar nicht

wenige – wenn sich Menschen finden, die

sich der Bücherei annehmen und dabei mit

richtigem Gespür ihrer Bücherei ein neues

Gesicht geben. Denn Bücherausleihen allein

ist Schnee von gestern – obwohl auch das

durchaus Sinn macht für jene kleine Schicht

von BildungsbürgerInnen, denen Lesen wich-

tig ist und die dabei nicht jedes Buch erwer-

ben können, weil sie es sich nicht leisten

können oder die Wohnung ohnehin schon

überquillt. Oder für jene, die sich Bücher nur

»reinziehen« wegen kurzweiliger Sensatio-

nen (gilt auch für Jugendliche); dazu braucht

man aber kein Engagement der Kirchen.

HerausforderungenBibliotheken brauchen einen Ort, ein Lokal.

Das ist fast ein Alleinstellungsmerkmal in

der Bildungslandschaft. Damit muss man

punkten! Im Gegensatz zu den Buchhand-

lungen, die über ein ähnliches Ambiente

verfügen, herrscht hier kein rastloses Kom-

men und Gehen und keine Kaufanimation

durch die Angestellten. In der Bücherei kann

ganz leicht ein Gespräch entstehen, dabei

sind die Bücher ein Fuß in der Tür.

BüchereileiterInnen sind keine morali-

sche Kontrollinstanz und wollen auch nicht

bekehren, sie können aber auf Bücher hin-

weisen, können den Horizont erweitern, kön-

nen neue Fragestellungen ins Gespräch brin-

gen. Der Dialog mit den Lesenden ist zentral.

Büchereien sind Kulturwerkstätten. Ne-

ben der Bücherleihe sind unbegrenzt viele

Aktivitäten denkbar, Dichterlesungen sind ja

allenthalben bereits Standard, Literaturzirkel

sind sicher eine Herausforderung, mit der

Einbeziehung der AHS-LehrerInnen und an-

derer Fachleute lässt sich dieses Modell ver-

wirklichen, alle Teilnehmenden lesen das ver-

einbarte Buch und treffen sich zum (monat-

lichen) Austausch.

E-Books und Hörbücher sind eine Reali-

tät und sind selbstverständlich mit allen tech-

nischen Möglichkeiten einzubeziehen.

Der Eventcharakter soll nicht scheel an-

gesehen werden, auch in die Büchereien

weht der Zeitgeist (der zwar nicht immer ein

heiliger ist, aber was soll‘s).

Wenn es nun um die Zusammenarbeit

mit den Kirchen geht, dann gilt auch hier das

Wort des amerikanischen Präsidenten J. F.

Kennedy: »Frage nicht, was dein Land für

dich tun kann, sondern was du für dein Land

tun kannst!«

ImpulsePfarrgemeinderäte und Pfarrer schauen bei

den beschränkten personellen und finanzi-

ellen Ressourcen in erster Linie darauf, dass

die pastoralen Aktivitäten im Laufe des Kir-

chenjahres »über die Bühne gebracht wer-

den können«, ein durchaus verständliches

Anliegen. Sie brauchen oft den Anstoß durch

Impulse und Vorschläge: eine Bücherei, in

der es »wurlt«, wird auf Interesse stoßen.

Eine Bücherei, von der Vorschläge kommen,

wie in der Firmvorbereitung die elektroni-

schen Medien einbezogen werden können,

Lesungen und Buchvorstellungen (mit und

ohne AutorInnen) in Feste integriert, Schreib-

werkstätten für Verliebte vorgeschlagen wer-

den (wann, wenn nicht in dieser Zeit, greifen

Menschen zu Papier oder Laptop, um dem,

der Geliebten zu schreiben?), wird Aufmerk-

samkeit erregen. Wenn dann auch Texte zur

Trauerarbeit, für Gottesdienste usw. geschrie-

ben und Buchempfehlungen für das Pfarr-

blatt und den pfarrlichen Schaukasten an-

geboten werden, wenn »Promis« gebeten

werden, ihre Lieblingsbücher vorzustellen,

literarische Schnitzeljagden und die Kostü-

mierung eines Pfarrballs aus einem Best-

seller genommen werden (es muss ja nicht

»Fifty Shades of Grey« sein ...), dann kann

es sein, dass die Bücherei ein ganz neues

Gesicht erhält.

Was hier kurz angedeutet wird, kann in

»Brainstormings« in den Büchereien für den

Ort zugeschnitten werden. Viele Impulse ge-

hen auch von den zentralen Servicestellen,

wie z. B. dem Lesezentrum Steiermark aus,

in denen kompetente BegleiterInnen den

örtlichen Büchereien zur Seite stehen.

Letztlich hängt eine Bücherei an den

Menschen, die in ihr arbeiten. Es müssen kei-

ne Wunderwuzzis sein, es braucht Menschen,

in denen sich die Liebe zum Wort manifes-

tiert: in jenem tieferen Sinn, dass das Wort

die Brücke von Mensch zu Mensch ist.

Karl Mittlinger

Mag. Karl Mittlinger ist Erwachsenen-

bildner und Literat. Von der Diözese

Graz-Seckau in den Vorstand des Lese-

zentrums Steiermark entsandt fungiert

er dort als stellvertretender Obmann.

E-Mail: [email protected]

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Eintreten für die gute Sache Die Pfarre als Träger von Öffentlichen Bibliotheken

Wolfgang Moser im Gespräch mit Pfarrer Wolfgang Koschat

DOPPELPUNKT: Jagerberg als eher kleine

Gemeinde mit rund 1.650 EinwohnerInnen

hat eine sehr aktive und gut ausgestattete

Bibliothek, die in der kombinierten Form von

Öffentlicher Bücherei und Schulbibliothek

geführt wird. Wo sehen Sie die Gründe des

Erfolgs?

KOSCHAT: Am Anfang stand das besonde-

re Engagement einiger Personen wie Wil-

helm Schaden, Erich und Rosa Trummer und

des damaligen Pfarrgemeinderats-Vorsitzen-

den Josef Hofer, das auch für andere moti-

vierend wirkte. Die meisten von ihnen sind

noch heute aktiv mit der Bibliotheksarbeit

verbunden. Dass die Bibliothek jetzt mit der

Schulbibliothek der Volksschule zusammen-

geführt werden konnte, ist Direktorin Ilse

Schlick zu verdanken. Wie bei allen Orga-

nisationen und Vereinen muss es immer ein

paar Leute geben, die sich freiwillig und un-

entgeltlich für die gute Sache einsetzen. Ein

großer Vorteil dabei ist die gute Zusammen-

Die Stadtbücherei Weiz ist eine Stadt- und

Gerwerkschaftsbücherei, die schon mehr als

25 Jahre lang das Büchereiservice des ÖGB-

Verlages nutzen darf. Mit einer Einmalzahlung

von EUR 45,- sichert sich die Bibliothek jähr-

lich einen »Bücherei-Servicescheck«, der zur

Inanspruchnahme vieler Leistungen berech-

tigt. Ganz besonders freut sich das Büche-

reiteam im Weberhaus über die mit diesem

Scheck verbundene Zuteilung von Fördermit-

teln beim Medienankauf. Dabei können die

Medien im ÖGB- Shop einfach und unkompli-

ziert aus einem reichhaltigem Angebot aus-

gewählt und bestellt werden. Vor allem bei

Kollegin Pia Grunner-Reimoser ist die Freude

immer riesengroß, wenn sie dann als Erste,

das Buchpaket mit den gewünschten Bü-

chern, das der Postbote zustellt, öffnen darf.

Der ÖGB-Verlag bietet aber auch ein gro-

ßes Info-Service mit aktuellen Medieninfor-

mationen und Rezensionen auf der Website

unter www.buecherschau.at, in den Printaus-

gaben der »Bücherschau neu« und durch

einen monatlichen E-Mail-Newsletter an, in

dem wir BibliothekarInnen der Weizer Stadt-

bücherei gerne schmökern. Fazit: Der Büche-

rei-Servicescheck des ÖGB-Verlags ist ein

starkes Servicepaket für unsere Bibliothek.

Mag.a Iris Thosold ist Leiterin der

Stadtbücherei Weiz.

E-Mail: [email protected]

Web: http://buecherei.weiz.at

Details zum Bücherei-Servicescheck des Ver-

lags des Österreichischen Gewerkschaftsbun-

des finden Sie bei:

Verlag des ÖGB GmbH, Büchereiservice

Rathausstraße 21, 1010 Wien

Telefon: 01/ 405 49 98-130

E-Mail: [email protected]

Web: www.buecherei.at

arbeit zwischen Gemeinde, Kolpingsfamilie,

Schule und Pfarre. Viele Bibliotheksmitarbei-

terInnen arbeiten auch in den pfarrlichen

Institutionen wie Bildungswerk, Sozialkreis

und im Pfarrgemeinderat mit, wofür die

Pfarre nur sehr dankbar sein kann.

DOPPELPUNKT: Wie bringt sich die Pfarre

als Mitträger der Bibliothek ein?

KOSCHAT: Die Pfarre leistet ebenso wie

die Marktgemeinde ihren vereinbarten Trä-

gerbeitrag und, wenn nötig, zusätzliche Zu-

schüsse. In operative Belange wie z. B. den

Medieneinkauf mischt sie sich nicht ein.

DOPPELPUNKT: Was ist aus Ihrer Sicht der

Bildungsauftrag der katholischen Kirche und

wie gestaltet sich dieser in Bezug auf die

Bücherei?

KOSCHAT: Das Buch der Bücher, die Bibel,

wurde uns als kostbare Gabe anvertraut,

damit Gottes Wort unter uns Gestalt an-

nehme. Die Bibliothek möge den Menschen

Freude an Erzählung und Dichtung, Kennt-

nis der Natur und ihrer Kräfte und Verständ-

nis für die Gesetze des Zusammenlebens

der Menschen vermitteln und dazu beitra-

gen, das Leben in Freiheit und Freude zu

gestalten. So heißt es auch im Segensgebet

bei einer Büchereisegnung. Dem ist nichts

hinzuzufügen.

DOPPELPUNKT: Kennen Sie ein Patent-

rezept für gute pfarrliche Bibliotheksarbeit?

KOSCHAT: Das einzige Rezept ist das Ein-

treten von vielen MitarbeiterInnen für die

gute Sache und ihre Stärke, sich nicht ent-

mutigen zu lassen.

Ein starkes Servicepaket

KR Mag. Wolfgang Koschat ist

Pfarrer der Pfarren Jagerberg,

Mettersdorf und St. Nikolai ob Draßling.

Mail: [email protected]

Schwerpunkt: Gegenseitigkeiten

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Doppelpunkt 2016:01 17

KJL.handverlesenAG für Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur

Buch des Monats Februar 2016

Thé Tjong-Khing:Hieronymus

Himmel und Hölle tun sich auf in den Bildern von Hieronymus Bosch,

die bevölkert werden von Fabelwesen, Teufeln, Bestien und eigen-

artigen Mischwesen, zwischen ihnen der Mensch als Narr, Gauner,

Wanderer, Bettler, als gequälter Sünder oder unschuldig spielendes

Kind. Ein Werk, das auch 500 Jahre nach dem Tod des Künstlers

rätselhaft und geheimnisvoll bleibt.

Thé Tjong-Khing, ebenfalls ein Meister aus den Niederlanden,

hat sich Boschs Bilderwelt, seine Figuren und Landschaften, einver-

leibt und sie neu arrangiert. Sein »Hieronymus« ist ein in vielerlei Hin-

sicht spannendes Abenteuer, Seite für Seite werden neue Figuren

und Details eingeführt, die stets ihren sinnreichen Platz und ihre

Bestimmung haben und den Helden und die BetrachterInnen bis zum

Ende begleiten. Es ist ein Buch, das Jung und Alt begeistern wird.

Und ein Buch, das sich als »reines« Kunst-Buch genießen lässt und

zugleich zahlreiche Andockmöglichkeiten für die Literaturdidaktik

bietet. Kurzum, ein virtuos illustriertes Werk, das sich für vieles eig-

net, nur für eines nicht: den raschen Blick.

Denn wie schon in »Die Torte ist weg!« (Moritz 2006), mit dem Thé

vor einigen Jahren neue Maßstäbe im textlosen Erzählen für Kinder

gesetzt hat, muss man auch hier ganz genau schauen, um mitzu-

kriegen, was Sache ist, wenn der kindliche Held von einem Felsen

in die Tiefe und mithin in ein Abenteuer stürzt, in dem er nach aller-

hand überstandenen Gefahren und Kämpfen in eine Höhle gelockt

wird. Dort sitzen schon drei andere verschleppte Kinder in Käfigen,

dort wartet ein großer Kessel über dem heißen Feuer und dort zeigt

das Böse, eine Mischung aus Meerechse, Flugdrache und Hexe, sein

wahres Gesicht. Das herzallerliebste Lächeln jener Gestalt nämlich,

die unseren Helden schon längere Zeit begleitet und von der er sich

Hilfe erhofft hat, verwandelt sich nun in eine Fratze mit Reißzähnen.

Gut, dass der Held mittlerweile eine Baumschere mit sich trägt. (Wo

er die her hat? Zurückblättern und noch mal genau schauen!) Die eig-

net sich nicht nur gut, um alle anderen aus den Käfigen zu befreien,

man kann sie der Bestie auch gut an den Kopf schleudern ...

Thé Tjong-Khings Hommage an Bosch ist dramatisch und ab-

gründig. Angst und Schrecken bleiben auch bei ihm nicht ausgespart.

Die entscheidenden Rätsel und Geheimnisse seiner Bilder mag aber

jedes Kind, das genau schaut, letztlich lüften. Und so wird am Ende

der Held, der über den Abgrund hinausgetaumelt und hinabgestürzt

ist, von einem Engel wieder emporgehoben und kann unversehrt nach

Hause zurückkehren.

- Klaus Nowak -

Thé, Tjong.Khing:Hieronymus : [ein Abenteuer in der Welt des Hieronymus Bosch]

/ Thé Tjong-Khing. - 1. Aufl. - Frankfurt a. M. : Moritz-Verl.,

2016. - [24 Bl.] : nur Ill.

Einheitssacht.: Bosch <dt.>

ISBN 978-3-89565-321-6

fest geb. : EUR 15,40

Kat

Buch des Monats März 2016

Heinz Janisch:Kommt das Nashorn

Der Bilderbuch-Frühling kommt – und mit ihm auch ein Vogel. Doch

er ist nicht allein – er sitzt auf dem Rücken eines Nashorns, von dem

er sich tragen lässt. Das Nashorn, groß und massiv wie ein Berg,

wäre gerne so leicht wie der Vogel, und umgekehrt sehnt sich der

Vogel danach, so schwer und unerschütterlich wie das Nashorn zu

sein. Anders zu sein, als man ist, scheint eben immer einen beson-

deren Reiz zu besitzen. Und doch ist es gut so, dass sich diese Sehn-

sucht nicht erfüllt – denn schließlich werden sie beide, das Nashorn

und der Vogel, genauso gebraucht wie sie sind.

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Kommt das Nashorn/ Heinz Janisch. Helga Bansch. - 1. Aufl.

- Wien : Jungbrunnen-Verl., 2016 - [13 Bl.] : überw. Ill.

ISBN 978-3-7026-5895-3

fest geb. : EUR 14,95

Kat

So lange her und immer noch eine Sensation? 1965 wurde das

Institut für Jugendliteratur gegründet, gerade mal 20 Jahre nach

Ende des 2. Weltkriegs. Und nur 8 Jahre später hat Christine Nöstlin-

ger dieses Buch über das Kriegsende in Wien veröffentlicht (das war

3 Jahre nach ihrem Debüt »Die feuerrote Friederike«. In diesen 3

Jahren sind im übrigen 11 Bücher der Wiener Autorin erschienen,

darunter »Wir pfeifen auf den Gurkenkönig«, das mit dem Deutschen

Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. »Maikäfer flieg« wurde

in die Auswahlliste dieses wichtigsten deutschsprachigen Preises

aufgenommen, die niederländische Ausgabe erhielt 1982 einen

»Silbernen Griffel«. Für den Österreichischen Kinder- und Jugend-

buchpreis stand der Titel nicht zur Debatte, da damals laut Regle-

ment nur Bücher österreichischer Verlage zugelassen waren).

2016 feiert das renommierte Duo, der Autor Heinz Janisch und

die Illustratorin Helga Bansch, seine 15-jährige Zusammenarbeit. 17

Bücher, 15 davon – auch mehrfach – preisgekrönt, sind in dieser Zeit

entstanden. Und auch in ihrem neuesten Gemeinschaftswerk stellen

sie wieder unter Beweis, was ihre Qualität ausmacht: enorme Aus-

sagekraft in Text und Bild, da ist kein Wort und kein Pinselstrich zuviel.

»Maikäfer flieg« also: Kein anderes Buch hat mich so unmittel-

bar an diese konkrete Zeit und diesen Ort herangebracht, an die

westliche Wiener Vorstadt am Ende des 2. Weltkrieges. Und zugleich

scheint das Geschehen so weit weg. Beim Erscheinen des Buches

war ich 10 Jahre alt, und vom Krieg hatte mir niemand erzählt bis

dahin. Ich hätte »Maikäfer flieg« geliebt, vermute ich. Wünsche ich

mir. Gelesen habe ich es allerdings erst viel später und dann immer

wieder. Bei jeder Lektüre hat sich etwas anderes in den Vordergrund

geschoben, je nach Lebenslage. Als ich in Hernals gewohnt habe,

war es zum Beispiel die Topografie: Ich bin den Kalvarienberg hin-

aufspaziert in Gedanken an die Hannitante, auf der Alszeile hinaus

nach Neuwaldegg hab ich nach Bombentrichtern geschaut und drau-

ßen nach der Villa der von Brauns. Beim jüngsten Lesen stand das

familiäre Beziehungsgeflecht im Fokus; die emotionale Haltung der

Ich-Erzählerin zu ihren Eltern etwa: wie bösartig manchmal der Blick

auf die Mutter gerät, wie sehr sie ihren Vater liebt ...

Über vier Jahrzehnte ist dieses Buch schon alt. Würde es jetzt

erscheinen, genau so, wie es vor 42 Jahren geschrieben wurde, wäre

es wie neu. Und eine Sensation.

- Franz Lettner -

Buch des Monats April 2016

ChristineNöstlinger:Maikäfer, flieg!

Nöstlinger, Christine:Maikäfer, flieg! : mein Vater, das Kriegsende, Cohn und ich ;

Roman ; mit Fotos aus dem Kinofilm. / Christine Nöstlinger.

- Weinheim [u.a.] : Beltz & Gellberg, 2016. - 220 S. : Ill.

- Gulliver

ISBN 978-3-407-74728-0

fest geb. : EUR 12,95

Kat

Kinder- und Jugendliteratur

Österreichischer

Kinder- und Jugend

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Doppelpunkt 2016:01 19

Kröte des MonatsDie besondere Empfehlung der STUBE

Die Bibel ist kein Buch, sondern eine Bibliothek. Dieser Satz fällt oft,

wenn es um eine einigermaßen fundierte Auseinandersetzung mit

der Bibel geht (und er eröffnet auch das Nachwort des hier bespro-

chenen Buches). Für den Bereich der Kinder- und Jugendliteratur hat

er eine besondere Brisanz: Denn das, was im gängigen Verständnis

(und in den entsprechenden Marketingunterlagen der Verlage) als

Kinder-, Jugend- oder Familienbibeln bezeichnet wird, sind in den

meisten Fälle eben keine Bibeln im kanonischen Sinn, sondern eine

Auswahl daraus. Und es sind Bücher, deren Gestaltungsform, Mach-

art und Format nicht belanglos, sondern ebenfalls wesentliche As-

pekte der Vermittlung von biblischen Texten sind.

Die »Geschichten aus der Bibel«, die Heinz Janisch und Lisbeth

Zwerger nun bei NordSüd in Zusammenarbeit mit der Deutschen

Bibelgesellschaft vorlegen, sind gleichzeitig auch die Geschichte bzw.

Weiterentwicklung eines besonderen Buches: Bereits im Jahr 2000

gestaltete Lisbeth Zwerger großformatige, eindrückliche Bildtafeln

zur Bibel, die damals herausgegeben von der Deutschen Bibel-

gesellschaft zu ausgewählten Texten aus der »Gute Nachricht Bibel«

erschienen. Mit zahlreichen Anspielungen und Zitaten aus der Kunst-

geschichte, aber auch spannenden Aktualisierungen, unter anderem

in der zeitlos wirkenden Gestaltung der handelnden Figuren, inter-

pretiert sie bekannte Texte neu. Radikal verzichtet sie auf gängige

Motive: Statt dem Regenbogen, der in nahezu jeder Bibelausgabe

für Kinder abgebildet ist, zeigt sie ein Wildschweinpaar, das unter-

nehmungslustig durch den Weißraum der Seite galoppiert.

Nun erscheinen diese Bilder, ergänzt um drei neue, in einem an-

deren Buch: Diesmal erzählt Heinz Janisch - Mathias Jeschke, der

2000 in der Redaktion war, verfasste Kommentare und ein Nach-

wort. Seine zwischen die Erzähltexte gestellten Ausdeutungen bie-

ten in einfacher und gut verständlicher Sprache Einordnungen und

Kontextualisierungen, sie stellen Zusammenhänge her und spannen

immer wieder auch den Bogen vom Alten zum Neuen Testament: So

wird etwa nach dem Turmbau zu Babel darauf verwiesen, dass der

Zustand der Sprachverwirrung im Pfingstwunder »vorausblickend auf

den Heilsplan Gottes bereits zeichenhaft aufgelöst werden wird.«

Heinz Janischs Erzählton bleibt nah an den bekannten Textfassun-

gen, er widersteht der Versuchung, die Geschichten allzu sehr aus-

zuschmücken, setzt aber doch bemerkenswerte Akzente: Ganz an

den Anfang, vor die Erschaffung der Welt, stellt er mit »Am Anfang

war das Wort« einen Satz aus dem Prolog des Johannesevangeli-

ums, womit gleichzeitig die Rolle des Erzählens – und des Erzählers

– betont wird. An einigen Stellen nimmt er behutsam sprachliche

Aktualisierungen vor, wenn etwa Jesus in der Bergpredigt davon

spricht, dass jede und jeder wichtig sei.

Die Textauswahl wurde geringfügig verändert: Neu sind die Ge-

schichten von Josef und seinen Brüdern und vom zwölfjährigen

Jesus im Tempel, leider weggelassen wurden unter anderem Psal-

men und Lieder. Die Buchgestaltung, auf deren Rolle eingangs kurz

verwiesen wurde, ist als rundum gelungen zu bezeichnen: Groß-

formatig und schwergewichtig, mit edlem roten Leinenrücken, wird

Bild und Text jeweils viel Platz gegeben, die Variation von ganzseiti-

gen Bildern, kleineren Illustrationen und ganz zurückgenommenen

Vignetten bietet viel Abwechslung. Eine Bibliothek und ein Buch also.

- Kathrin Wexberg -

Kröte des Monats März 2016

Heinz Janisch:Geschichtenaus der Bibel

Geschichten aus der Bibel:/ erzählt von Heinz Janisch. Mit Bildern von Lisbeth Zwerger.

Mit Kommentaren und einem Nachwort von Mathias Jeschke.

- Zürich : NordSüd-Verl., 2016. - 134 S. : zahlr. Ill.

ISBN 978-3-314-10301-8

fest geb. : EUR 22,70

Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugend

buc

hpreis Kat

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Boie, Kirsten:Bestimmt wird alles gut = Hatmana al-gad afdal / Kirsten Boie.

Jan Birck. Übersetzung ins Arabische von Mahmoud Hassanein.

- Leipzig : Klett Kinderbuch, 2016. - 48 S. : zahlr. Ill.

Text dt., arab.

ISBN 978-3-95470-134-6

fest geb. : EUR 10,20

»aturidin an takuni sadiqati« lautet die Frage »Willst du meine Freun-

din sein?« in arabischer Sprache. Diese und rund sechzig weitere

»Erste Wörter und Sätze zum Deutsch- und Arabischlernen« findet

man im Anhang des Bilderbuches, das von der Flucht einer syrischen

Familie nach Deutschland berichtet. Rahaf ist zehn Jahre alt, hat

drei kleinere Geschwister und hat in der Schule eine neue Freundin

gefunden. »Und Emma ist jetzt ihre beste Freundin, so wie Aycha

zu Hause in Homs.« In Homs beginnt die Erzählung und berichtet

zuerst vom Familienleben in jener syrischen Stadt, die aufgrund der

Verwüstung zum Sinnbild des Krieges und der Zerstörung geworden

ist. Für die im Grunde unbeschreibbare Zerstörung nimmt Kirsten

Boie die Perspektive des verängstigten Kindes ein und wählt dafür

eine klare Sprachform: »Immerzu sind die Flugzeuge mit den Bom-

ben gekommen, immerzu! Und immerzu haben die Männer auch

in den Straßen gekämpft, mit Panzern und mit Gewehren. Manche

Männer sind hinterher nicht mehr aufgestanden. Das hat all das

Schöne kaputt gemacht.«

Auch in Jan Bircks Illustrationen wird das Schöne rasch ver-

drängt, indem er die Farbpalette in ganzseitigen Bildern reduziert.

Das erste Bild, das zwei der Geschwister zwischen bunten Kissen

im noch sicheren Privatraum und in ausgelassener Stimmung zeigt,

steht im herben Kontrast zu den folgenden, in Grautönen gehaltenen

Fluchtszenen. Besonders eindrücklich ist das Bild, das das Schlep-

per-Schiff auf offenem Meer zeigt. Das Boot wird an den rechten

oberen Bildrand gesetzt. Im Vordergrund sieht man die Rückseite

eines mächtigen Wals, der unter 300 dicht aneinandergedrängten

Menschen hindurchschwimmen wird. Auf der gegenüberliegenden

Textseite ruft währenddessen die verzweifelte Mutter: »So viele Men-

schen kann so ein kleines Schiff doch gar nicht tragen!« Text und

Bild lassen auf dieser Doppelseite erahnen, welchen Gefahren sich

die Schutzsuchenden aussetzen müssen, um auf dem Seeweg nach

Europa zu gelangen. Bis Rahaf ein freier Stuhl von einem fremden

Mädchen in einem fremden Land angeboten wird, ist es noch ein

weiter Weg: Hunger, Durst, Verlust jeglichen Eigentums, Angst, Be-

schimpfungen, Sprachbarrieren und das Gefühl des Verlorenseins

sind die Begleiter der Familie und als sie endlich angekommen sind,

werden sie mit dem Wort »Erstaufnahmelager« und einer enttäu-

schenden Erkenntnis konfrontiert: »Und dann war das neue Zuhause

doch kein Zuhause! Ein Container war es, der stand oben auf einem

anderen Container.«

Neben Jan Bircks Bildern, die am Ende wieder etwas an Farbe

gewinnen, wird Kirsten Boies Text von Mahmoud Hassaneins Über-

setzung ins Arabische begleitet. Die von rechts nach links gesetzte

Schrift ist in blauer Farbe direkt unter Boies Zeilen gestellt. Auf den

letzten Seiten findet man die arabischen Schriftzeichen, deren Ver-

schriftlichung in lateinischer Schrift und die deutsche Bedeutung der

kurzen Sätze wieder. So wird das kleinformatige Bilderbuch zu mehr

als einem Buch, das von der Flucht einer syrischen Familie berichtet.

Es ist ein Angebot an alle, die verstehen wollen, wie sich ein Kind

fühlt, das sich auf einen menschenunwürdigen Weg machen muss

und wohl auch ein Angebot für alle jene, die geflüchtet sind und erst

Worte und Bilder für ihre traumatischen Erfahrungen finden müssen.

- Peter Rinnerthaler -

Kröte des Monats April 2016

Kirsten Boje:Bestimmt wird alles gut

Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2016

- Verena Hochleitner: Der verliebte Koch (Luftschacht)

- Barbara Schinko: Schneeflockensommer (Tyrolia)

- Kathrin Steinberger: Manchmal dreht das Leben einfach um (Jungbrunnen)

- Heidi Trpak/ Leonora Leitl: Willi Virus (Tyrolia)

2016

Kat

Kinder- und Jugendliteratur

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Die Bibliothek als Integrationspartner

Wir beraten Sie gerne. ekz.bibliotheksservice GmbH • Schumacherstraße 14 • 5020 Salzburg Telefon 0662 844699-0 • Fax 0662 844699-19 • [email protected] • www.ekz.at

Bibliotheken sind wichtige Integrationspartner für Menschen,die bei uns ein neues und sicheres Zuhause suchen. Die Rubrik„Willkommen bei uns“ auf www.ekz.de > Medien & Servicesunterstützt Sie bei der interkulturellen Bibliotheksarbeit:

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ARCA. Die Italienische Bibliothek Eine Vermittlerin der Italianità im Sinne von Kultur und Lebensgefühl

»Echt, gibt es so was in Graz?« So oft ha-

ben Enrica Gnocchi Brillakis (Leiterin) und

Francesca Amone (Mitarbeiterin) diese Fra-

ge gehört. Ja, es gibt die Bibliothek tatsäch-

lich, und sie befindet sich in der Leonhard-

straße 30 in 8010 Graz!

ARCA öffnete ihre Türen im Jänner 2013

als Italienische Bibliothek für Kinder und Ju-

gendliche. Enrica, »Mamma« von zwei italo-

österreichischen Kindern, hatte immer stär-

ker den Eindruck, dass ihre Söhne ihre

Sprache und vor allem ihre Kultur durch

das Alltagsleben in Graz verlieren könnten:

Deutsch in der Schule, Deutsch mit Freun-

den, Deutsch bei sonstigen Aktivitäten ...

Wie Enricas Kinder gibt es viele andere

in Graz, von denen ein Elternteil italienische

Wurzeln hat und die jedoch Gefahr laufen,

diese besonderen Voraussetzungen nicht in

vollen Zügen auszunutzen oder sogar zu ver-

trödeln. Nicht nur das Kind selbst, sondern

auch das ganze Land kann von diesen Um-

ständen profitieren: Wie viele Wirtschafts-

wissenschaftler behaupten, kann die Zwei-

sprachigkeit ein Schlüssel sein, um einen

europäischen Staat wettbewerbsfähiger zu

machen. Deswegen könnte die Unterstüt-

zung der Bewahrung der Muttersprache

auch ein wirtschaftlicher Vorteil für Öster-

reich sein.

Mit diesem starkem Glauben im Kopf hat

Enrica angefangen, Buchmessen in ganz

Europa zu besuchen und Bücher aus italie-

nischen Schulen, Bibliotheken und Famili-

en zu sammeln - und in überraschend kur-

zer Zeit war eine italienische Bibliothek für

Kinder und Jugendliche da. Jetzt sind auf

ARCAs Regalen fast 2.500 Medien - von

Büchern und Hörbüchern über Spiele und

Zeitschriften bis zu DVDs - zu finden.

Die Kleinsten können auf den niedrige-

ren Regalen in Kartonbüchern, Spielbüchern

und Bilderbüchern herumstöbern, während

Jugendliche eine breite Auswahl an Comics,

Abenteuergeschichten, Fantasy, Horror- und

Science-Fiction-Romanen, Liebesromanen,

Mythen und Legenden und Büchern zu ge-

schichtlichen und wissenschaftlichen The-

men haben.

Da die Anfragen und die Spenden von

Erwachsenen immer größer wurden, hat

ARCA die Bedürfnisse ihrer LeserInnen be-

herzigt und auch Raum für Romane und

Sachbücher für Erwachsene geschaffen, so-

wohl für MuttersprachlerInnen als auch für

AnfängerInnen. Deshalb klingt der Name nun

etwas allgemeiner – und zwar »ARCA Italie-

nische Bibliothek«.

ARCA-Bücher werden nicht nur von Fa-

milien ausgeborgt, sondern auch von Schü-

lerInnen durchgeblättert und nach Hause

gebracht. In den letzten Jahren hatten wir

schon LeserInnen aus den Gymnasien Kir-

chengasse, Seebacher und Petersgasse, die

Italienisch als Zweite lebende Fremdspra-

che gewählt hatten. Auch in der universitä-

ren Ausbildung hat ARCA einen guten Ruf.

StudentInnen und ProfessorInnen des Roma-

nistik-Instituts und des Instituts für Theore-

Bibliothekslandschaften

Enrica Gnocchi Brillakis & Francesca Amone

Ein Stück

Italien mitten

in Graz:

ARCA - die

Italienische

Bibliothek

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Doppelpunkt 2016:01 23

tische und Angewandte Translationswissen-

schaft der Karl-Franzens-Universität Graz

besuchen oft die Bibliothek, um Bücher

zu entlehnen oder für ihre Vorlesungen zu

bestellen.

»Bestellen«? Nein, das ist kein Über-

setzungsfehler - was sonst schon einmal

passieren kann, wenn zwei Nicht-Mutter-

sprachlerInnen einen deutschsprachigen

Beitrag verfassen. ARCA ist nämlich seit

2014 auch eine Buchhandlung, in der man

nicht nur Bücher und DVDs vor Ort kaufen

kann, sondern auch bestellen und kaufen

ohne Lieferkosten!

Neben Büchern bietet ARCA auch ein

breitgefächertes Programm, an dem Inter-

essierte zwischen 2 und 99 Jahren teilneh-

men können. Für Kinder werden Aktivitäten

am Nachmittag und Samstag Vormittag an-

geboten, so bspw. »Musica e Fiaba« (Musik

und Märchen) für die Kleinsten, wo Märchen

durch Musikstücke erzählt werden und es

auch die Möglichkeit gibt, italienische Lieder

zu trällern und sogar mit Instrumenten zu

klimpern. Oder »Italiano Scuola Primaria«

(Italienisch-Volksschule), wo Kinder von 5

bis 10 Jahren mit Elisabetta spielerisch die

Grammatik lernen können.

So bieten sich wertvolle Gelegenheiten

für zweisprachige Kinder, Italienisch zu re-

den, da dies in den eigenen vier Wänden

nicht selten schwer fällt. Wenn sie aber in

der ARCA sind und andere Kinder mit den

gleichen Voraussetzungen treffen, wirkt der

Zauber, und die italienischen Wörter spru-

deln mit Natürlichkeit aus ihnen heraus.

Für Erwachsene, die die Grundlagen des

Italienischen vergessen haben, wird eine

Reihe von Vorträge darüber angeboten. Fla-

via, Francesca, Julia und Sara sind hinge-

gen für die Organisation von Spiele- und

Musikabenden (über »Cantautori«) und von

Literaturabenden (um italienische Städte

durch SchriftstellerInnen zu entdecken) ver-

antwortlich, wobei es sich natürlich um Ver-

anstaltungen in italienischer Sprache handelt.

Das Ziel des Erwachsenenprogramms ist ein

zweifaches: einerseits, dass die Verbindung

der ItalienerInnen in Graz mit italienischer

Kultur nicht abreißt und anderseits, dass die

ÖsterreicherInnen die hierzulande weniger

bekannten Persönlichkeiten des »Stivale«

kennenlernen. Und last but not least, Leute

in Kontakt zu bringen, was sich natürlich in

dem winzigen und gemütlichen Raum der

Bibliothek ohnehin ergibt.

Bibliothekslandschaften

InfoARCA - die Italienische Bibliothek

Leonhardstraße 30, 8010 Graz

Telefon: 0650/ 794 79 87

E-Mail: [email protected]

Facebook: www.facebook.com/ARCA-Biblioteca-italiana-per-ragazzi-521159457920004

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag: 09.30 bis 18.30 Uhr

Samstag: 10.00 bis 13.00 Uhr

Darüber hinaus bieten wir am Wochen-

ende Spaziergänge zu italienischen Kunst-

werken und Architekturbeispielen in Graz

an, der begleitet wird von einer Einführung

in der Bibliothek und einem »Aperitivo« am

Schluss. Das und noch mehr bietet dieses

kleine Stück der Bella Italia in Graz. Ihr könnt

gerne vorbeischauen, um es zu entdecken!

Enrica & Francesca freuen sich auf euren

Besuch in der Leonhardstraße 30!

Enrica Gnocchi Brillakis ist Leiterin,Francesca Amone Mitarbeiterin von

ARCA - die Italienische Bibliothek.

ARCA - die Italie-

nische Bibliothek

punktet auch mit

ihrem besonderen

Ambiente.

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24

Menschen lesen aus verschiedenen Grün-

den: Es ist Suche nach Information, Suche

nach Spaß oder Spannung, manchmal auch

aus Langeweile. Das Entscheidende besteht

darin, dass man sich selber weiterentwi-

ckelt, weil man sich durch Lesen mit der

Gedankenwelt eines anderen Menschen,

nämlich des Menschen, der das Buch ge-

schrieben hat, auseinandersetzt. In der Aus-

einandersetzung mit anderen Gedanken-

welten entwickeln wir uns weiter.

Ich habe über meine eigene Lesebiogra-

fie nachgedacht. Dabei ist mir jenes Buch

eingefallen, mit dem meine Lesebiografie

begonnen hat. Es war ein Kinderlexikon:

»Die Kinderwelt von A-Z«. Ich bekam es

Weihnachten 1955 als Geschenk. Ich ging

in die 2. Volksschulklasse und hatte eben

lesen gelernt. Stichwörter wie »Handy«,

»Internet« oder »facebook« waren nicht zu

finden. Klar. Wir schrieben 1955. Ich habe

darin mit Begeisterung gelesen und meinen

Wissensdurst gestillt.

Im Nachwort standen einige bemerkens-

werte Sätze: Eine Fülle von Eindrücken

stürme auf die Kinder ein. Man mache sich

Sorgen um die geistige und seelische Ent-

wicklung der Kinder. Die Eltern hätten keine

Zeit, den Kindern alles zu erklären. Daher

ein Lexikon. Der Sinn: Hilfe zur Selbsthilfe!

Und wie ist es heute? Hat sich die Situ-

ation gebessert? Wohl eher nicht. Auf uns

stürmen täglich noch mehr neue Eindrücke

ein, kein Wunder, dass Kinder heutzutage

zappelig und unkonzentriert sind.

In meiner eigenen Lesebiografie gab es

einige Glücksfälle: In der Grundschule hat-

te ich Lehrer, die mir vermittelten, dass in

Büchern tolle Dinge stecken können. In der

letzten Woche vor Weihnachten, Ostern und

Schulschluss wurde uns täglich eine Stun-

de vorgelesen, wir konnten es kaum erwar-

ten und amüsierten uns köstlich über Erich

Kästners »Pünktchen und Anton« oder »Emil

und die Detektive«.

Später habe ich die Lehrerbildungs-

anstalt besucht. Auch hier hatte ich Germa-

nistik-Lehrer, die die Liebe zur Literatur för-

derten. Zuerst einen Sprachwissenschaftler,

bei dem wir Althochdeutsch, Mittelhoch-

deutsch und die Lautverschiebungen lern-

ten. Wir begriffen, dass Sprache etwas

Lebendiges ist und sich immer verändert.

Wir lasen das Nibelungenlied in mittelhoch-

deutscher Sprache, wir lernten es sogar teil-

weise auswendig. Ein anderer Lehrer ver-

mittelte mir die Liebe zur Lyrik und zum

Spiel mit der Sprache. Er meinte: »Das

schönste Geschenk Gottes an die Men-

schen ist die Sprache!«

Lesen macht selbstbestimmt und tolerantAus den Erinnerungen eines Bibliothekars

Ewald Kröpfl

Bibliothekslandschaften

Stadtbibliothek

Fehring: ein

erfolgreiches

Medien-, Lern-

und Kulturzentrum © Renate Kerschberger

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Doppelpunkt 2016:01 25

1974 kam ich als Lehrer nach Fehring.

Unser ehemaliger Bürgermeister Hans Kam-

pel, genannt der »Kulturkampel«, wollte sich

eines Tages mit mir treffen. Er führte mich

in den Taborturm, der neu renoviert war. In

einem schönen runden Raum waren neue

Bücherregale aufgestellt, massiv Eiche, und

in der Mitte des Raumes lag ein Berg Bü-

cher. Bürgermeister Kampel sprach die be-

deutungsschweren Worte: »Hier soll eine

Festung des Geistes entstehen!«

Er meinte eine Bibliothek. Er fragte mich,

ob ich die Leitung der Bibliothek überneh-

men wolle. Meine Mitarbeiterinnen sollten

meine Frau und Frau Kampel sein. Ich hatte

von Bibliotheken eine Ahnung und wusste,

das würde mit viel Zeit und Arbeit verbun-

den sein. Ich erbat einen Tag Bedenkzeit,

dann sagte ich zu. In der folgenden Woche

kam Frau Dr.in Roth, die Leiterin der Büche-

reistelle in Graz, mit drei weiteren Damen

aus ihrem Büro, und wir begannen den

Bücherberg zu ordnen. Das Geheimnis ei-

ner Bibliothek besteht ja darin, dass jedes

Buch, das von den KundInnen gewünscht

wird, sofort gefunden werden muss. Diese

Ordnung nennt man Systematik.

Alle Bücher bekamen auf dem Rücken

farbige Signaturen, Ausleihzettel und Kata-

logkarten. In der Nacht habe ich noch vom

Einbinden der Bücher in Klarsichtfolie ge-

träumt. Es dauerte einige Monate, bis aus

dem Bücherberg eine Bibliothek geworden

war. 1975 war die Eröffnung, und mit der

Ausleihe konnte begonnen werden. Nun

standen wir vor einem weiteren Problem:

Die Fehringer Bevölkerung musste ange-

sprochen und beworben werden, denn man

konnte eine gewisse Scheu, ein gewisses

Misstrauen vor dem Buch bemerken.

Ich habe lange darüber nachgedacht

und kam zum Schluss, dass dieses Miss-

trauen vor dem Buch ein Lieblingszitat un-

seres Bürgermeisters Kampel als Ursache

haben könnte. Er zitierte in Ansprachen

oft den Satz: »Ein Buch ist gefährlicher als

1.000 Kanonen!« Das flößt natürlich Res-

pekt vor dem Buch ein. Es gibt aber genug

Beispiele, die das beweisen: »Onkel Toms

Hütte« spielte im Sklavenkrieg der USA eine

beträchtliche Rolle, ich nenne weiters »Das

Kapital« von Karl Marx oder die Bibel oder

den Koran. Ich denke auch an »Pippi Lang-

strumpf«, die den moralinsauren Mief aus

den Kinderzimmern vertrieb.

Es galt also Werbung zu machen, wir

erfanden sogar Werbesprüche: Einer war:

»BUCH macht KLUCH«. Wir luden Auto-

rInnen zu Lesungen ein, auch Jugendbuch-

autorInnen in die Schule. Alles, was damals

Rang und Namen hatte: Renate Welsh,

Hans-Georg Noack, Käthe Recheis, Folke

Tegetthoff, bei Thomas Brezina mussten wir

in den Festsaal wandern, weil 300 Kinder

gekommen waren.

Wir kämpften hart um Sympathien für

das Buch. Einmal luden wir eine Theater-

gruppe aus Graz ein, sie spielten »Aus dem

Leben Hödlmosers« im Festsaal der Haupt-

schule. Wir platzten aus allen Nähten. Auch

Frau Direktorin Herta Temm aus der Schu-

le Schloss Stein kam mit ihren 15-jährigen

Mädchen. Das Stück war etwas deftig, und

mein Verhältnis zur Frau Direktorin war

längere Zeit getrübt. Schließlich hat sie mir

vergeben.

Es kam das Jahr 2000, ich hatte 25

Jahre als Bibliothekar gearbeitet. Neben-

bei hatte ich auch 10 Jahre die Finanzen

im Verein der Bibliothekare in der Steier-

mark verwaltet und war müde geworden.

Inzwischen hatten wir in der Hauptschule

eine Schulbliothek eröffnet, die ich auch

zu verwalten hatte. Ich entschloss mich,

die Agenden der Öffentlichen Bibliothek

in die bewährten Hände von Frau Gabriele

Bichler zu übergeben. Inzwischen ist die

Bibliothek ins Gerberhaus übersiedelt. Man

kann heutzutage bequem von zuhause aus

im Internet nach Büchern in der Stadtbiblio-

thek stöbern, und die Festung des Geistes

ist seither das Gerberhaus. Die Auseinan-

dersetzung mit Büchern und den Gedanken-

welten ihrer AutorInnen aber hat mich zu

einem selbstbestimmten, toleranten und

weltoffenen Menschen gemacht.

Einen Bericht über das Programm zum 40-Jahr-

Jubiläum der Stadtbibliothek Fehring finden Sie

in der Rubrik »Aus den Bibliotheken«.

Bibliothekslandschaften

Ewald Kröpfl unterrichtete an derHauptschule in Fehring. Von 1975 bis 2000 fungierte er zudem als Leiter der Stadtbibliothek.

© Renate Kerschberger

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Lese- und Schreibförderung im FokusÜber die Europäische Literacy-Konferenz in Amsterdam

Die Niederlande, die gegenwärtig die EU-

Ratspräsidentschaft innehaben, waren

Gastgeber einer einzigartigen Europäischen

Konferenz zur Lese- und Schreibförderung,

die vom European Literacy Policy Network

»ELINET« veranstaltet wurde. Ziel dieser

Konferenz war es, auf die großen Heraus-

forderungen bei der Sicherung eines Grund-

standards von Lese- und Schreibkompetenz

für alle BürgerInnen Europas aufmerksam zu

machen und Mittel zur Bewältigung dieser

Herausforderung vorzustellen. Dies geschah

zum einen durch die Präsentation aller Er-

gebnisse, die in den letzten zwei Jahren im

Rahmen des ELINET-Projektes entwickelt

wurden. Zum anderen bot die Konferenz ei-

ne Bühne für den Austausch unter Bildungs-

politikerInnen, Forscherinnen und Praktike-

rInnen über die wirksame Weiterentwick-

lung einer europäischen, nationalen und

regionalen Lese- und Schreibförderung.

Im März 2016 ist die zweijährige Förder-

periode für das Projekt ELINET ausgelaufen.

Auf der Abschlusskonferenz wurden nun die

Forschungsergebnisse, Konzepte, Instru-

mente und Beispiele guter Praxis aus allen

Bereichen der Lese- und Schreibförderung,

die das Ergebnis einer zweijährigen engen

Kooperation von beinahe 80 Partnern aus

28 Ländern sind, erstmals der Öffentlichkeit

vorgestellt. Einzigartig an dieser Koopera-

tion war vor allem, dass im Rahmen von

ELINET alle Altersgruppen (Kleinkinder, Kin-

der, Jugendliche, Erwachsene) und alle ge-

sellschaftlichen Bereiche einbezogen wur-

den (»lifelong and life-wide approach«).

In der Auftakt-Veranstaltung sprachen

u. a. die UNESCO-Sonderbotschafterin für

Alphabetisierung, Prinzessin Laurentien der

Niederlande, der Stellvertretende Direktor

der Generaldirektion »Bildung und Kultur« der

Europäischen Kommission, Jens Nymand

Christensen, und die Niederländische Bun-

desministerin für Bildung, Wissenschaft und

Kultur Jet Bussemaker. Der Autor Abdelka-

der Benali (Marokko/ Niederlande) konnte

von seinem persönlichen Weg aus einer

mündlich geprägten Kultur in die Welt der

Literatur berichten.

Die KonferenzteilnehmerInnen durften

aus einer großen Anzahl von interaktiven

und praktisch orientierten Workshops wäh-

len, in denen die Breite der ELINET-Arbeit

präsentiert wurde: von guter Praxis in Fa-

mily Literacy und frühkindlicher Leseför-

derung zu Schwerpunkten der Lese- und

Schreibförderung in der Erwachsenenbil-

dung, von den erfolgreichen Konzepten zur

Leseförderung im digitalen Zeitalter zu

guter Bibliotheksarbeit, von guten Ansätzen

in der Lehreraus- und Fortbildung oder der

Unterstützung von bildungsbenachteiligten

Kindern und Jugendlichen bis zur ELINET-

Vision von »digitaler Kompetenz«, erfolgrei-

chen Konzepten des Fundraising oder einer

Kampagne zum Thema »Lesekompetenz

macht gesünder«. Alle Workshops dienten

dem Austausch unter ForscherInnen, Bil-

dungspolitikerInnen und PraktikerInnen, die

neue Konzepte und Instrumente, For-

schungsergebnisse und auch Beispiele gu-

ter Praxis kennenlernen wollten.

In der Abschlussveranstaltung präsen-

tierte ELINET den »Europäischen Referenz-

rahmen Guter Praxis im Bereich der Lese-

und Schreibförderung«, und verabschie-

dete eine »Erklärung des Grundrechts

europäischer BürgerInnen auf Lese- und

Schreibkompetenz«. Auf der anschließenden

Podiumsveranstaltung stellten die Team-

leiterInnen der ELINET-Arbeitsbereiche ihre

Perspektiven für eine Weiterführung des

Netzwerkes nach Auslaufen der EU-Förde-

rung zur Diskussion.

Das »Europäische Netzwerk zur Lese- und Schreibförderung ELINET« stellte die Ergebnisse seiner zweijährigen Arbeit am 21. und 22. Januar 2016 im Rahmen einer großen Europäischen Literacy-Konferenz in Amsterdam vor.

Über ELINET

ELINET versteht sich als Denkfabrik und Koordi-

nator für eine europäische Politik der Lese- und

Schreibförderung. Das Netzwerk wurde im Februar

2014 gegründet und mit drei Millionen Euro von

der Europäischen Kommission finanziert. Unter

der Koordination der Universität zu Köln (Prof.in

Dr.in Christine Garbe, Institut für Deutsche Sprache

und Literatur II) war das Arbeitsprogramm auf zwei

Jahre angelegt und umfasste 78 Partner aus 28

europäischen Ländern, die im Bereich der Lese- und

Schreibförderung und -forschung engagiert sind,

u. a. bestehende Literacy-Netzwerke, Verbände und

Organisationen wie die UNESCO, Bildungsminis-

terien, Stiftungen, Nicht-Regierungsorganisationen,

Forschungszentren, Lehrerbildungs-Einrichtungen

und gemeinnützigen Verbänden.

Unter www.eli-net.eu wurde eine zentrale Euro-

päische Literacy-Plattform aufgebaut, auf der alle

Berichte, Beispiele guter Praxis und Instrumente

zur Lese- und Schreibförderung für die Öffent-

lichkeit zugänglich gemacht werden. Als österrei-

chische ELINET-Partner agierten inspire thinking,

Österreichischer Buchklub der Jugend, Österreichi-

sches Bibliothekswerk und Lesezentrum Steiermark.

Projektberichte

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Doppelpunkt 2016:01 27

Leseakademie

Mittwoch, 18. Mai 2016

BILDERBÜCHER SPRECHEN ALLE SPRACHEN

09.00 bis 13.00 Uhr

Stadtbibliothek Graz Nord

Theodor-Körner-Straße 59, 8010 Graz

Referentin: Martina Koler

Donnerstag, 23. Juni 2016

NEUE SACHBÜCHER

Veranstaltungen erfolgreich organisieren

09.00 bis 13.00 Uhr

Steirisches Volksbildungswerk

Herdergasse 3, 8010 Graz

Referentin: Gudrun Sulzenbacher

Anmeldung:

Web: www.bvoe.at (siehe Rubrik Veranstaltungskalender)

Die Veranstaltungen der Leseakademie bietet der

Büchereiverband Österreichs gemeinsam mit dem

Bundeskanzleramt und in Kooperation mit dem

Lesezentrum Steiermark und dem bibliothekarsforum.at

an. Die Kurskosten werden vom Bundeskanzleramt getragen.

LeseNetzWerkTag

Mittwoch, 08. Juni 2016

ÜBER DIE BEDEUTUNG DES VORLESENS

14.00 bis 17.30 Uhr

Pädagogische Hochschule Steiermark, Aula

Hasnerplatz 12, 8010 Graz

Hauptreferat: Reinhard Ehgartner

Literarischer Ausklang: Heinz Janisch

Anmeldung:

E-Mail: [email protected]

AvisoFortbildung Steiermark

Workshops Barrierefreiheit

Das Bildungsnetzwerk Steiermark bietet die folgenden Workshops

mit Schwerpunkt Barrierefreiheit in der Erwachsenenbildung an:

Montag, 30. Mai 2016

BARRIEREN ERKENNEN UND ABBAUEN

14.00 bis 16.30 Uhr

Bibliothek Liezen

Dr.-Karl-Renner-Ring 40, 8940 Liezen

ReferentInnen: Claudia Zülsdorff, Hannes Ortner

Anmeldung:

Tel: 0316/ 82 13 73-21

E-Mail: [email protected]

Montag, 13. Juni 2016

BARRIEREFREI FÜR ÄLTERE MENSCHEN

14.00 bis 16.30 Uhr

Bildungstreff Oberes Murtal

Wickenburgstraße 8, 8750 Judenburg

ReferentInnen: Dr.in Rosemarie Kurz

Anmeldung:

Telefon: 0664/ 83 47 145

E-Mail: [email protected]

Herbsttagung

Samstag, 12. November 2016

Schwerpunkt LESELUST UND LESESOZIALISATION

09.00 bis 14.30 Uhr

Fachhochschule Joanneum, Audimax

Eggenberger Allee 11, 8020 Graz

Referent: Stefan Salamonsberger

Anmeldung:

Telefon: 0316/ 68 53 570

E-Mail: [email protected]

InfoLesezentrum Steiermark

Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz

Telefon: 0316/ 68 53 570

E-Mail: [email protected]

Web: www.lesezentrum.at

Terminkalender

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28

Das Mittelalter hielt im Eibiswalder Lerchhaus Einzug ...

Anlässlich des vierzigsten Jahrestages der Stadtbibliothek - sie war

am 18. Oktober 1975 gegründet worden - wurde in Fehring gefeiert!

Mit einem Festakt im Gerberhaus am Freitag, den 16. Oktober 2015

begannen die Festlichkeiten: Wir konnten zahlreiche Ehrengäste be-

grüßen und gemeinsam den literarischen Höhepunkt, die Lesung der

Bachmannpreisträgerin 2011 Maja Haderlap, genießen.

Der nächste Tag war den jüngeren LeserInnen gewidmet. In den

Räumen der Stadtbibliothek fand ein Workshop von Labuka regional

(»Die Tränen des Kamels« nach einem Buch von Griffin Ondaatje und

Linda Wolfsgruber) statt. Am Sonntag besuchten wir den Sonnenhof

in Fehring und lasen den Gästen dieses Seniorenheimes aus »Zwei

alte Frauen« von Velma Wallis vor.

In der Aktionswoche »Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek«

wurden die BesucherInnen zu den Öffnungszeiten mit Kaffee und

Kuchen verwöhnt. Am Freitag luden wir zur »Langen Nacht der Bib-

liothek« und öffneten unsere Türen bis 22 Uhr. Wir erlaubten uns, den

zahlreich erschienenen Gästen nicht nur literarische, sondern auch

kulinarische Köstlichkeiten anzubieten.

In Kooperation mit der Neuen Mittelschule Fehring organisierten

wir Poetry Slam mit Klaus Lederwasch für SchülerInnen der 4. Klas-

Maja Haderlap

las unter anderem

aus ihrem Roman

»Engel des

Vergessens«.

Aus den BibliothekenVeranstaltungen, Projekte, Personalia

Grenzlandbücherei Eibiswald

Räuberische Sitten aus dem Mittelalter im Lerchhaus

Stadtbibliothek Fehring

Feste feiern -40 Jahre Stadtbibliothek

Als Dankeschön für die fleißigen Besuche in der Grenzlandbüche-

rei wurden die 4. Klassen der Volksschule Eibiswald mit ihrer/m

Lehrer/in zu einem spannenden Labuka-Projekt eingeladen. Zuerst

hat Linda Ranegger vom Lesezentrum Steiermark Passagen aus ei-

ner im Mittelalter angesiedelten Geschichte vorgelesen. Danach ha-

ben sich die SchülerInnen nach vorgegebenen, auf die Geschichte

im Buch bezogenen Themen Theaterstücke ausgedacht. Faszinie-

rend, was da in kurzer Zeit und voller Eifer mit viel Fantasie auf die

»Lerchhaus-Bühne« kam. Da haben selbst die alten Bretter im Eibis-

walder Lerchhaus gestaunt, und die haben schließlich schon einiges

erlebt, das Lerchhaus besteht ja bereits seit dem 16. Jahrhundert.

Viel Spaß hatten wir alle als ZuschauerInnen der dargebotenen

Szenen aus dem Mittelalter. Es wurde geraubt, abenteuerlich ver-

folgt, festgenommen, aus dem Waisenhaus entführt, mittelalter-

liche Alltagsszenen wurden nachgestellt. Sogar ein mittelalterliches

Puppentheater hat sich eine Gruppe ausgedacht.

Linda Ranegger hatte Verschiedenes zum Verkleiden und Basteln

mitgebracht, das machte dann gleich noch mehr Spaß. Es war toll,

herzlichen Dank an Linda Ranegger für das spannende Projekt und

ein großes Danke an die LehrerInnen und SchülerInnen – für die

fleißigen Besuche in der Grenzlandbücherei und das fantastische

Mitmachen beim Labuka-Projekt.

- Gertrude Kröll -

Kurzberichte

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Doppelpunkt 2016:01 29

sen. Die SchülerInnen einer Integrationsklasse setzten sich mit Willy

Puchners Buch »Unterwegs mein Schatz« auseinander und formu-

lierten Kartengrüße.

Eine »WeinLesungsWanderung« Mitte April dieses Jahres hat den

Jubiläumsreigen abgeschlossen. Wir freuen uns sehr, dass wir viele

Personen bei unseren Jubiläumsveranstaltungen begrüßen konnten.

Bibliotheksführerscheinan der NMS Fehring

Den SchülerInnen der 2 D der Neuen Mittelschule Fehring wurde am

12. Februar 2016 nicht nur die Schulnachricht zum Abschluss des

ersten Halbjahres durch ihren Klassenvorstand Veronika Prassl, BEd

überreicht, sondern sie erhielten aus den Händen des Direktors

OSR Hans Wendler und der Schulbibliothekarin SR Gabriele Bichler

auch den Bibliotheksführerschein. In den vergangenen Monaten ha-

ben sich die SchülerInnen dieser Klasse intensivst mit dem Thema

Buch, Lesen und Bibliothek beschäftigt. Wir gratulieren zu dieser

tollen Leistung.

Bücher auf Schiene

Es ist der Stadtbibliothek

Fehring in Kooperation mit

den Österreichischen Bun-

desbahnen gelungen, dass

erstmals in der Steiermark

ab 1. März 2016 in der

Wartehalle des Bahnhofs

Fehring eine Bücherbox

deponiert werden konnte.

Reisende können aus dem

Angebot wählen, ein Buch

mitnehmen, sich durch die

Lektüre dieses Buches die

Fahrt angenehmer gestal-

ten und, wenn ausgelesen,

es wieder zurückbringen oder der privaten Bibliothek hinzufügen.

Das Team der Stadtbibliothek wünscht mit dieser Aktion allen Rei-

senden eine angenehme Reise.

- Gabriele Bichler -

Zum 10. Jubiläum des Literaturfestivals »Österreich liest. Treffpunkt

Bibliothek« lud die Schulbibliothek der VS Fehring zum Vorlesen ein.

Mit dem Bilderbuch »Ein Haustier für Frau Pfefferkorn«, geschrieben

von Mira Lobe, begab sich die 4.a-Klasse mit den SchülerInnen der

2. Klassen auf Weltreise, um ein passendes Haustier zu finden. Eine

herrenlose zimtbraune Katze ist dabei die »Beraterin« und es scheint,

sie ist nicht ganz uneigennützig ...

Die 4.b-Klasse stellte den SchülerInnenn der 3.b das Buch

»Swimmy« von Leo Lionni vor. Den ZuhörerInnen wird vermittelt:

»Gemeinsam sind wir stark, auch wenn wir klein sind.« Das Buch

»Ich habe ein Problem, sagte der Bär« von Heinz Janisch lasen die

Kinder der 3.a-Klasse den SchulanfängerInnen vor. Der kleine Bär hat

ein Problem – doch niemanden interessiert es, bis der Bär die Fliege

trifft, die ihm endlich zuhört.

Liebe und Sch(S)auerkraut

Im Lesemonat April besuchte die Autorin Ulrike Motschiunig die

Schulbibliothek der Volksschule Fehring. Die geborene Innviertlerin,

wohnhaft in Klagenfurt, konzentriert sich auf das Schreiben von Kin-

der- und Jugendliteratur. Ulrike Motschiunig sieht es als ihre Beru-

fung »Kinderbücher mit Herz« zu schreiben. Ein Zitat von ihr: »Für

junge Menschen zu schreiben ist pure Freude, Herausforderung und

Hinhören. In die Gedankenwelt eines Kindes einzutauchen, betrachte

Schulbibliothek der Volksschule Fehring

Lesemotivation durch Vorlesen

Vorlesen stand in der Volksschule Fehring im Mittelpunkt.

Kurzberichte

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ich als Geschenk.« Im Bilderbuch »Wie der kleine Fuchs die Liebe

entdeckt«, präsentiert für die Kinder der ersten und zweiten Schul-

stufe, tritt wieder ihr Serienheld, der Fuchs, auf, der auch schon der

Star ihres ersten Buches war. Das Buch »Der Sch(S)auerkraut-Krimi«

stürzte die 3. und 4. Klassen in Ermittlungsarbeiten, um geheimnis-

volle Ereignisse aufzuklären. Ein herzliches Danke gilt der Buchhand-

lung Leykam in Feldbach, die die Veranstaltung sponserte. Es war

ein lustiger und bereichernder Vormittag, der die Lesefreude und die

Lesemotivation der Kinder förderte.

- Helga Kröpfl -

Öffentliche Bücherei Frannach

Labuka regional

Mit dem Buch »Wie der kleine Fuchs das Christkind sucht« begeis-

terte Linda Ranegger die SchülerInnen der Volksschule in Frannach.

Den Kindern wurde das Buch vorgelesen, und dazu gab es ein Bilder-

buch-Kino. Beim darauffolgenden 1, 2 oder 3-Spiel waren die Kinder

sehr ehrgeizig, um möglichst viele Punkte zu erreichen. Danach durf-

te jedes Kind eine Christbaumkugel mit Serviettentechnik gestalten

und mit nach Hause nehmen. Mit dieser Veranstaltung konnten die

Kinder auf Advent und Weihnachten eingestimmt werden.

- Maria Graf -

Schulbibliothek der NMS Gamlitz

Unglaubliche Weihnacht

Nach dem Buch von Renus Berbig »Unglaubliche Weihnachten« ge-

stalteten die SchülerInnen der 1. und 2. Klassen der NMS Gamlitz

ein Weihnachtstück. Da der Weihnachtsmann sein Notizbuch nicht

mehr finden konnte, musste Helge Rentier in verschiedene Länder

reisen, um die Weihnachtsbräuche auszuforschen. Die LehrerInnen

und SchülerInnen entschieden sich dabei für folgende Länder:

Schweden, Russland, Italien, Mexiko, Argentinien, Australien und

Österreich. Zahlreiche Vorarbeiten waren für die Umsetzung dieses

Projektes notwendig. So zum Beispiel ...

... das Vorstellen des Buches;

... die Auswahl der einzelnen Länder, Steckbrief,

Querverbindung zur Geographie;

... die Einteilung der Rollen;

... die Auswahl und das Basteln der Requisiten und Kostüme;

... der Workshop mit den SchülerInnen der beiden ersten Klassen

im Rahmen der Lesenacht (aus dem Programm von Labuka);

... die Auswahl eines passenden Weihnachtsliedes zu dem

entsprechenden Land (die SchülerInnen sangen jeweils ein

Weihnachtslied in russischer, schwedischer, italienischer,

spanischer, englischer und deutscher Sprache);

... das Einstudieren der musikalischen Untermalung der Lieder

und der Überleitungen zu den einzelnen Ländern;

... das Vorsprechen der Textrollen, Verfassen der Einladungen,

Gestalten der Zeichnungen ...

... und das Drehen eines Videos.

Unglaubliche Weihnacht - ein Projekt der NMS Gamlitz

Kurzberichte

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Musikalisch unterstützt wurden die SchülerInnen beim Spiel mit

ihren Instrumenten und beim Klassenchor von ihren Musiklehre-

rInnen und dem Integrationslehrer. Den Text und die Organisation

übernahmen die Klassenvorstände der 1ab- und 2ab-Klassen, für

die Dekoration zuständig waren die BE-LehrerInnen. Technische Un-

terstützung gab Mag. Franz Schober von der Musikschule Schober.

Eine Powerpointpräsentation, in der die ZuschauerInnen einen tol-

len Einblick in die Landschaft der Länder bekamen, rundete das

Stück ab.

Es gab zwei gut besuchte Aufführungen, am Abend für die Eltern

und am Vormittag für die Kinder der NMS Gamlitz, der Volksschule

Gamlitz sowie der Volksschule Ratsch und für die Kinder vom Kinder-

garten Gamlitz. Auch aus dem Betreuungsheim in Gamlitz konnten

Gäste begrüßt werden. So wurde aus einer winzigen Idee ein großes

Projekt, das vom Lehrerteam und von den SchülerInnen erfolgreich

gemeistert wurde.

- Michaela Moser : Elfriede Graupp -

Öffentliche Bücherei Kraubath

Tag der offenen Tür

Nach 16 Jahren war es an der Zeit, für die Bücherei mehr Platz zu

schaffen. Dankenswerter Weise stellte Bürgermeister Erich Ofner

sein Büro für die Erweiterung der Bücherei zur Verfügung. Mit viel

Eigenleistung wurde einiges umgebaut und neu gestaltet. Nun kön-

nen wir den Kindern eine Leseecke und Erwachsenen Sitzgelegen-

heiten anbieten, damit sie in Ruhe in unserem Bestand stöbern und

schnuppern können. Außerdem konnten wir auch eine bessere Über-

sicht über das Medienangebot schaffen.

Am 6. November 2015 lud das Büchereiteam zum Tag der offe-

nen Tür ein. So konnte die Bevölkerung nicht nur die neuen Räum-

lichkeiten anschauen, sondern auch bei Kaffee und Kuchen oder ei-

nem Glas Prosecco zum gemütlichen Plausch zusammenkommen.

Ohren auf!

Am 20. November haben wir die Zwei- bis Fünfjährigen zu einer

Büchereistunde eingeladen ...

PROGRAMMABLAUF

16.00 bis 16.05 Uhr:

Aktivität

- Begrüßung

- Begrüßungslied: »Hallo, schön, dass du da bist«

Präsentationsform

- Sesselkreis

Materialien

- CD »Die 30 besten Spiel - und Bewegungslieder«, CD-Player

16.05 bis 16.15 Uhr:

Aktivität

- Vorlesen des Bilderbuchs

Materialien

- Steffensmeier, Alexander: »Lieselotte ist krank«

Fischer/ Sauerländer, 2013

16.15 bis 16.25 Uhr:

Aktivität

- Gespräch:

Wart ihr auch schon einmal krank? Musstet ihr Medizin nehmen?

Was haben eure Eltern gemacht? Kennt ihr diese Instrumente?

Wir legen der Puppe einen Wadenwickel an ...

Materialien

- Kinderarztkoffer, Puppe

Die Neugestaltung der ÖB wurde begeistert aufgenommen.

Kurzberichte

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16.25 bis 16.35 Uhr:

Aktivität

- Lied: »Meine Hände sind verschwunden«

- Bewegungsspiel: »Füße trampeln«

Präsentationsform

- Sesselkreis

Materialien

- CD »Die 30 besten Spiel - und Bewegungslieder«, CD-Player

16.35 bis 16.40 Uhr:

Aktivität

- Anschauen des Pappbilderbuchs

Materialien

- Bayer, Michael: »Wenn kleine Tiere Schnupfen haben«

Ravensburger-Verl., 2012

16.40 bis 16.50 Uhr:

Aktivität

- Lied »Wo ist der Daumen?«

- Obstsalat essen

Präsentationsform

- Sesselkreis

Materialien

- CD »Die 30 besten Spiel - und Bewegungslieder«, CD-Player

- Obstsalat

16.50 bis 16.55 Uhr:

Aktivität

- Abschiedslied: »Große Leut', kleine Leut'«

Präsentationsform

- Sesselkreis

Materialien

- CD »Die 30 besten Spiel - und Bewegungslieder«, CD-Player

Der Landstreicher

Am 16. Dezember, dem letzten Büchereitag mit den Volksschul-

kindern in diesem Jahr, stimmten wir die Kinder mit der Advent-

geschichte »Der Landstreicher« von Selma Lagerlöf bzw. der Winter-

geschichte »Die kleine Hexe und der Rabe Abraxas im Winter« von

Otfried Preußler auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Ab-

schließend bastelten wir noch Weihnachtsengel aus Seidenpapier

bzw. Schneemänner aus Kartonpapier, die die Kinder mit nach Hau-

se nehmen konnten.

Der Winter

Zum Thema »Winter« haben wir im Jänner ein Kleinkinderprogramm

für Zwei- bis Fünfjährige mit Begleitung angeboten:

- Zeitrahmen: 1 Stunde

- Material und Vorbereitungen: CD-Player, Bilderbücher über den

Winter, Hut, Schal, Karotten, Nüsse, Stock, Besen, Stifte,

Schneemann aus Tonpapier auf Holzstab

- Begrüßung:

Lied zum Mitmachen: »Hallo, schön, dass du da bist«

- Einstieg:

Fingerspiel: »Pille, palle, polle«

Lied: »Viele weiße Flöckchen« (Melodie von »Alle meine Entchen«)

- Hauptteil:

Vorlesen des Bilderbuchs »Die allerbeste Schnee-Idee«

(Weiss, Julia. Coppenrath, 2013)

Gesprächsteil: Was ist das? (Hut, Schal ... werden dabei hoch-

gehalten). Wer weiß noch, welches Tier hat diesen Gegenstand

Medizinische

Fachgespräche

in Kraubath

Kurzberichte

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in unserer Geschichte gebracht? Alle Kinder bekommen eine

Karotte zum Knabbern.

Lied und Bewegungsspiel: »Im Garten steht ein Schneemann«

(Melodie von »Ein Männlein steht im Walde«); zuerst wird das

Lied gemeinsam gesungen, dann darf ein Kind in der Kreis-

mitte den Schneemann mit dem Stock spielen.

Fingerspiel: »Der Schneemann und die Schneefrau«

Suchspiel: Wer findet den ... im Winter-Wimmelbuch?

Bastelaktivität: Die Kinder dürfen die vom Büchereiteam

vorgefertigten Schneemänner als Blumenstecker bemalen,

einen Schal herumbinden und mit nach Hause nehmen.

- Abschluss:

Schlusslied: zum Mitzeigen »Große Leut, kleine Leut«

Der Frühling

Beim mit 11 Kindern und 7 Erwachsenen besonders zahlreich be-

suchten »Ohren auf« am 4. März drehte sich alles um den Frühling

und das bevorstehende Osterfest. So hörten unsere kleinen Besu-

cherInnen wie sich »Pauli und seine Geschwister« auf die Suche

nach dem Osterhasen begeben und wie Pauli zum Osterkaninchen

wird. Und wir begleiteten die »Kuh Lieselotte« auf ihrem Frühlings-

spaziergang. Mit Fingerspielen und fröhlichen Liedern hatten die Kin-

der viel Spaß, zum Schluss bastelten wir noch einen Osterhasen aus

Papier und jedes Kind bekam einen Osterhasen-Schokoladelutscher.

- Heidrun Stegmann -

Beim »Ohren auf«-Frühling darf der Osterhase nicht fehlen.

Stadtbücherei Murau

Schatzkammertage

Mit einem dreiteiligen Programm wurde die »Österreich liest«-Woche

in Murau würdig gefeiert ...

Tag der seltenen Märchen Der kulturaffine Superopa Klaus Purgstaller las den begeisterten Kin-

dern selten gehörte Märchen von Hans Christian Andersen bis Wil-

helm Hauff und alte Volks- und Hausmärchen vor. Zum Märchen

»Wettlauf zwischen Hase und Igel« gab es ein Quizspiel zu lösen und

anschließend schöne Preise – kleine Geduldspiele und Bücher – zu

gewinnen. Die Kinder hatten große Freude daran.

Tag des Kunst- und KulturbuchesEinen Tag haben wir zum Schmökern in unseren »Schätzen« reser-

viert. Das Angebot an hochwertiger Literatur über Kunst und Kultur

ist gut und wertvoll, wird aber wenig genutzt. Deshalb wollten wir

hier Akzente setzen und luden die BesucherInnen bei Kaffee und

Kuchen zum lustvollen Schmökern ein. Mit Schokomünzen als Lock-

angebot griff der/ die eine oder andere BesucherIn gerne auf das

Angebot zu.

Tag der Literatur und Musikdes 20. JahrhundertsEinen besonders feinsinnigen und genussvollen Abend erlebte das

zahlreich erschienene Publikum bei einer Konzertlesung im Hotel

zum Brauhaus. Unter dem Motto »Literatur und Musik des 20. Jahr-

Tag der seltenen

Märchen:

Der Superopa

in Aktion

Kurzberichte

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hunderts« brachte unser allseits beliebter Paradeschauspieler Johann

Ziegerhofer – grandios und in Hochform – Texte von LiteratInnen zu

Gehör, die, wie im Falle von Friederike Mayröcker, Friedrich Torberg

und Alois Hergouth, in den letzten 40 Jahren auch einmal Gäste der

Kulturvereinigung waren. Gleichzeitig feierte die Stadtbücherei damit

auch das zehnjährige Jubiläum der »Österreich liest«-Woche. Stim-

mig begleitet wurde die Lesung von Janine Kies am Klavier und Otto

Laback am Violoncello. Die Werke von Dmitri D. Schostakowitsch,

Joaquin Nin, Anton von Webern und Claude Debussy erfreuten und

begeisterten das Publikum. Durch diese Veranstaltung erfuhr die

Serie einen fulminanten Abschluss.

- Anna Ph. Stocker -

Öffentliche Bibliothek Nitscha

Im Glasturm

Ursula Wiegele las in der Öffentlichen Bibliothek

Nitscha aus ihrem neuen Roman »Im Glasturm«. Prof.

Helmut Loder sprach einleitende Worte zu diesem sen-

sibel und feinsinnig geschriebenen Roman: »Wir sind

im Vorteil. Wir haben es gut. Wir können hören. Die

Stimme von Ursula Wiegele und der Musik der Gruppe

armoniavento«.

Wir sind im Vorteil. Wir haben es gut. Wir können le-

sen. Das Buch »Im Glasturm«. Nachlesen sowie nach-

hören. Wir sind im Vorteil. Wir haben es gut. Clara, die

Hauptperson des Romans kann es nicht. Nicht mehr.

Nach einer Krankheit ist sie taub. Im Roman »Im Glas-

turm« zeichnet Ursula Wiegele ein sprachschönes, intensiv nachspü-

rendes Porträt einer gehörlosen Restauratorin und ehemals vielver-

sprechenden Musikerin. Sie macht in einem Tiroler Hotel »Im Glas-

turm« Station. Das ist der Ausgangspunkt einer Reise in eine Welt

ohne Lärm und Geräusche, aber auch ohne den Zauber des Klangs

von Musik oder der Stimmen von Menschen, die man liebt.

Das Holzbläserensemble »armoniavento« stimmte die Musikstü-

cke auf das Werk ab. Die harmonische Verbindung von Literatur und

Musik fand beim zahlreich erschienenen Publikum großen Anklang.

- Bertram Riegler -

Ursula Wiegele

in der ÖB Nitscha

Öffentliche Bibliothek & Spielothek

St. Veit in der Südsteiermark

Als Junker auf Bieber,Blech und Chor traf

Vor einem vollen Haus im Kultursaal von St. Veit in der Südsteier-

mark trafen junge Weine aus der Region, spannende Literatur,

jüngste Chorstimmen und »Weltmusik« zusammen, was einen über-

aus unterhaltsamen, spannenden Abend ergab.

Gleich acht renommierte Weingüter – alle aus der neuen Groß-

gemeinde St. Veit in der Südsteiermark – präsentierten ihre Junker-

Tröpferl zur Verkostung, verbunden mit hausgemachter Junkerjau-

se. Für Spannung sorgte Ernst Bieber, der in Wien wie auch in Leut-

schach lebt: Er las aus einigen seiner Bücher – vor allem Krimi-

nalromane, die oft in den Weingärten ihre »Tatorte« hatten. Kein

Wunder – schließlich ist der vormalige Journalist heute begeisterter

Winzer auf einem Flecken Weingarten.

Mit international besetzter Musikgruppe hingegen brillierte »Didi

Bresnigs Weltmusik & Blech Banda«. Da konnte es schon sein, dass

Töne von den Kern-Buam ganz schön mit solchen aus fernen Lan-

den »vermischt« wurden und als zwar bekannte, jedoch runderneu-

erte Ohrwürmer daherkrochen. Und ganz junges Temperament zeigte

dann der vor zwei Jahren gegründete Jugendchor der Pfarre St. Veit

am Vogau – geleitet von Petra Luttenberger – mit einem überaus

bunten Liedrepertoire, das auch noch mit flotten Tänzchen garniert

wurde.

Kurzberichte

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Doppelpunkt 2016:01 35

Der »Jungwinzer 2015« Matthias List aus Siebing erläuterte

den Gästen das Besondere am Junker. Etwa, dass es ein leichter

Wein sei, den man flaschenweise trinken könne. Dazu wusste Bieber

zahllose Jungweine aus ganz Österreich mit überaus fantasievollen

Namen aufzuzählen. Freilich an den steirischen Junker reiche keiner

heran ...

Unter den Gästen sah man auch Pfarrer Robert Strohmaier, Bür-

germeister Manfred Tatzl mit Vize Gerhard Rohrer und Gemeinde-

kassier Georg Pock. Für die gute Organisation hatten seitens der

Öffentlichen Bibliothek Irmgard Ranegger und Andreas Ruckenstuhl

mit ihrem großen Team gesorgt.

- Anton Barbic -

Ich habe einen Schatz gefunden

Dies können die SchülerInnen der 3. und 4. Schulstufe wahrlich

behaupten. Sie haben nämlich an der Lesenacht »Auf Schatzsuche«

der Öffentlichen Bibliothek & Spielothek St. Veit in der Südsteiermark

teilgenommen und eine richtig abenteuerliche Nacht erlebt: John

und Jack Schreck, zwei üble Brüder, die in einem verfallenen Häus-

chen am Rande der Marktgemeinde St. Veit wohnten, haben vor

langer Zeit eine Postkutsche überfallen. Jack war ein elender Geiz-

kragen, wollte die Beute nicht teilen, versteckte sie und legte eine

Schatzkarte an. Sein Bruder John verfluchte ihn dafür.

Bei einem Waldspaziergang wurde die Schatzkarte nun wieder-

gefunden. Es lastete aber noch immer der Fluch auf ihr und so stell-

ten sich die 37 wagemutigen SchatzsucherInnen am 26. Februar

2016 neun kniffligen Aufgaben, um den Fluch zu brechen und den

Schatz endlich wieder zu finden. Dabei wurden Schwerter – natür-

lich aus Luftballons – gebastelt und beim Hindernisparcours damit

ein Glöckchen zum Klingen gebracht, Geheimschriften entziffert,

Wappen gemalt, Piratenaugenklappen gebastelt, Sätze und Reime er-

funden, geheime Gegenstände ertastet, Rätsel vom wilden Westen

gelöst und Punkte beim Zielwerfen auf eine Schatzkarte gesammelt.

Acht Aufgaben, die es in sich hatten. Aber es fehlte noch die neunte

– die Nachtwanderung.

Dabei ging man wieder auf die Suche nach John Schreck, dem

wegen seines ausgesprochenen Fluches ein unansehnlicher Buckel

gewachsen war und der als Glöckner von St. Veit Buße tun musste.

In dieser Nacht schienen aber auch allerlei andere Gestalten dem

Schatz hinterherzujagen. So lauerten am Weg zur Kirche die Indianer

an einem Lagerfeuer, Cowboys ritten durch die Prärie, Piraten ver-

suchten die unerschrockenen Schatzsucher einzufangen und auch

ein Burgfräulein eilte ihrem Schatz(i) hinterher.

Das Kircheninnere war mit Kerzen mystisch beleuchtet. Nachdem

alle eingetreten waren, ertönte aus der Orgel ein kurzer Ausschnitt

der Toccata von Johann Sebastian Bach. Ein schauriges Erlebnis!

Neugierig darauf, ob die Orgel womöglich vom Glöckner von St. Veit

gespielt wurde, stieg man die Wendeltreppe zur Orgelempore hinauf.

Als man oben ankam, war die Orgel jedoch verwaist. Plötzlich aber

Abenteuerlich: Mit Luftschwertern gehts auf Schatzsuche.

Beim Zielwerfen

den Schatz zu

treffen war keine

leichte Sache.

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trat ein Nachtwächter aus einer Nische hervor, der über das Gottes-

haus und dessen Geschichte erzählte. Er führte die Gruppe über

einen Geheimweg in den Turm und zurück in das Hauptschiff der

Kirche, verabschiedete sich und verschwand geisterhaft in Richtung

des Hauptaltares.

Zurück in der Bibliothek ergab die Stufenanzahl zur Orgel den

letzten Lösungscode, und die Schatztruhe ließ sich endlich öffnen.

Alle Kinder erhielten daraus ein Geschenk und eine Urkunde über-

reicht. Nach der Übernachtung zwischen tausenden Büchern und

einem ausgiebigem Frühstück ging die Lesenacht am folgenden Tag

um 9.00 Uhr zu Ende. Der Glöckner wurde zwar nicht gesehen, aber

bei jedem Glockenschlag weiß man nun, dass er wohl seine Finger

im Spiel haben muss.

- Andreas Ruckenstuhl -

Stadtbücherei Voitsberg

40 Jahre B. B. Bücherfee

Kaum zu glauben, aber wahr, heuer sind es 40 Jahre, in denen die

allseits beliebte Bücherfee Biggi Sturm als Bibliotheksleiterin der

Stadt Voitsberg mit spürbarer Herzenswärme und großartigem En-

gagement ihrer Berufung nachgeht. Ihr Verdienst ist es auch, dass

diese Institution als moderne kommunale Kultur-, Bildungs- und Frei-

zeiteinrichtung, aber auch als Ort der Begegnung und Kommunika-

tion hohes Ansehen genießt.

Unverzichtbar ist für viele Menschen ihr »offenes Ohr“, denn un-

sere »Frau Bücherei«, wie sie oft von Kindern liebevoll gerufen wird,

ist allzu oft die erste Anlaufstelle in verschiedensten Problemstellun-

gen des alltäglichen Lebens.

Als Selbstverständlichkeit sieht es Biggi Sturm an, den vielen

künstlerisch Begabten unserer Region in den einladenden Bücherei-

räumlichkeiten die Möglichkeit zu bieten, sich einer breiten Öffent-

lichkeit zu präsentieren. Eine unüberschaubar große Anzahl an Ver-

anstaltungen zeugen vom Erfolg dieser Arbeit.

1976 übernahm die damals gerade mit der Handelsschule fer-

tig gewordene 17-Jährige ambitioniert vom späteren Bürgermeister

Helmut Glaser die Bibliothek im damaligen Volkshaus Voitsberg –

heute Stadtsäle –, die kurz zuvor noch im 700 Jahre alten Stadt-

turm untergebracht war. Seit 2001 pilgern »Bücherwürmer und Lese-

ratten« in das Gebäude in der Zangtaler Straße 5a, wo nicht nur die

rund 20.000 Medien (vom Buch bis zur DVD) nach Themen bereit-

stehen, sondern in dem auch die Musikschule und das Dachboden-

theater untergebracht sind.

Ein weiteres Jubiläum befasst sich mit dem Beginn dieser Erfolgs-

story, denn nach einer erstmaligen Erwähnung im Jahre 1927 kam

es 1956 zur eigentlichen Gründung. 60 Jahre Stadtbücherei Voits-

berg, davon 40 Jahre Bücherfee Biggi Sturm an der Spitze, sind An-

lass, herzlichst zu gratulieren. Mit dem Wunsch der großen Gratulan-

tenschar: »Bitte weiter so!«

- Markus Therisch -

Biggi Bücherfee

in ihrem Reich

Unser besonderer Dank gilt ...

... Gertrude Kröll (Grenzlandbücherei Eibiswald), Gabi Bichler

(Stadtbibliothek Fehring), Helga Kröpfl (NMS Fehring),

Maria Graf (ÖB Frannach), Elfriede Graupp & Michaela

Moser (NMS Gamlitz), Mag.a Heidrun Stegmann (ÖB Kraubath),

Anna Ph. Stocker (Stadtbücherei Murau), Bertram Riegler

(ÖB Nitscha), Anton Barbic & Andreas Ruckenstuhl

(ÖB & Spielothek St. Veit in der Südsteiermark)

und Markus Therisch (Voitsberg).

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LESEZENTRUM STEIERMARK, Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz

T: +43/316/685357-0, F: +43/316/685357-14, E: [email protected], W: www.lesezentrum.at

Fachzeitschrift für Bibliotheken in der Steiermark