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FANG Booklet 2012 Inhalt Seite Alexander Bartsch Bienen und Blumen 3 Denise Fragner Sie trägt die Welt auf ihrem Rücken 5 André Patten Die Berechtigung der Möse 6 Susann Hochgräf Rabbit 6 Joshua Groß Looking for a girl 7 Lorena Meier Intimpiercing 7 Jakob Dibold Der zweite Werkstattsohn 8 André Patten / Herwig Strießnig Sofort schwängern 8 Felicitias Sonvilla Jennifer, oder ...? 10 Joshua Groß Temporäre Paranoia 11 Redaktion FANG Booklet 2012: André Patten, Alexander Bartsch Fang Produktionen GbR Friedrich-Breuer-Str.44 53225 Bonn www.fangmagazin.eu [email protected]

FANG booklet 2012

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Page 1: FANG booklet 2012

FANG Booklet 2012

Inhalt Seite

Alexander Bartsch

Bienen und Blumen 3

Denise Fragner

Sie trägt die Welt auf ihrem Rücken 5

André Patten

Die Berechtigung der Möse 6

Susann Hochgräf

Rabbit 6

Joshua Groß

Looking for a girl 7

Lorena Meier

Intimpiercing 7

Jakob Dibold

Der zweite Werkstattsohn 8

André Patten / Herwig Strießnig

Sofort schwängern 8

Felicitias Sonvilla

Jennifer, oder ...? 10

Joshua Groß

Temporäre Paranoia 11

Redaktion FANG Booklet 2012: André Patten, Alexander Bartsch

Fang Produktionen GbR

Friedrich-Breuer-Str.44

53225 Bonn

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Page 2: FANG booklet 2012

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FANGMAGAZIN.EU

01. Januar bis 31. Dezember 2012

276 Posts

Am häufigsten aufgerufen:

1. „Bienen und Blumen“

2. „Bis zum Bumm“

3. „Der Weltspiegel“

4. „Die Berechtigung der Möse“

5. „Facebook Geschichten“

6. „Was ist Kunst?“

7. „Sofort schwängern“

8. „Tauben“

9. „Strafaufgabe“

10.„Looking for a girl“

Die meisten Besuche kamen aus:

Länder

1. Deutschland

2. Österreich

3. USA

4. Schweiz

5. United Kingdom

Städte

1. Berlin

2. Köln

3. München

4. Bonn

5. Nürnberg

Page 3: FANG booklet 2012

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Alexander Bartsch

Bienen und Blumen

- Entwurf für eine populäre Fernsehserie – 1. Teil

Szenen am Morgen nach der ersten Nacht

1. Die Bienen

Peter und Anna sitzen in der Küche. Es ist schon früh am Mittag, vor

den beiden die Reste eines Frühstücks, Kaffeetassen, eine

Basilikumpflanze; das Schnurren der Kaffeemaschine als einziges

Hintergrundgeräusch.

Die Sonne scheint durch die Terrassentür und wirkt im Rauch, der

sich aus Annas Zigarette kräuselt, wie ein einziger dichter,

goldener Strahl – während die kreisenden Schwaden den ganzen Raum

erfassen und die Wände in sein Zentrum ziehen. Die beiden sprechen

etwas Unverständliches; kurzes Schmunzeln, dann Schweigen.

Peter sucht nach irgendeiner Geschichte.

Weißt du, da hinten, an der Seitenwand vom Küchenschrank, da hatten

wir mal ein Bienennest.

Uh, echt? - Sie versucht, interessiert zu klingen, nimmt dann gierig

einen letzten Zug der Kippe, und kneift die Augen leicht zusammen -

Ja! Es war so: irgendwann hatte ich gemerkt, dass immer wieder mal

Bienen hier rein, und wieder raus fliegen – denn im Sommer lassen

wir die Terrassentür immer offen, den ganzen Tag, – und auch

nachts… - er wird unsicherer und stockender - Ich hatte mich halt

gefragt, wo die herkommen, und was die hier wollen? Weil, Bienen

gehen ja nicht an Essensreste, oder an Zucker oder so, das machen

nur Wespen,- sie lässt ihn reden - und – blühende Blumen gibt es

hier in der Küche nicht. Irgendwann habe ich dann genauer

nachgesehen, und da fand ich dieses Loch, in der Schrankwand, –

dahinter muss so ein Hohlraum sein, zwischen den Wänden – zeigt es

gestisch -und darin sind sie dann immer verschwunden. - Er sieht sie

an – Da hatten die halt ihr Nest drin gebaut! Und ich dachte mir,

cool, eigentlich ist es ja ganz schön, so ein stetiger Bienenverkehr

jeden Tag, die sind schön fleißig, und man kann hier im Sessel

sitzen, und Zeitung lesen - jetzt mit wachsender Begeisterung - und

wenn man rüber schaut, sieht man die Arbeiterinnen kommen und gehen,

und ihren Honig nach Hause bringen, und drinnen bauen sie ihre Waben

und die Königin krabbelt herum und legt ihre Eier, – und

regiert..! – Das letzte mit großer Geste –

- Sie lächelt und schaut ihn an –

Aber das waren eher kleinere Bienen, keine klassischen Honigbienen

mit den riesigen Staaten mit zehntausend Tieren, sondern andere,

dunklere, eher solche Wildbienen, die in überschaubaren Gruppen

leben, eher noch wie Familien. So zwanzig, dreißig Stück

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wahrscheinlich. Deswegen hat man auch immer nur eine oder zwei auf

einmal gesehen.

Das klingt ganz gemütlich!

Ja! Es war cool. Es ist faszinierend, man sieht ja nur dieses Loch,

wo sie reinfliegen und rauskommen, und man weiß, dahinter, in dem

Schrank, da lebt es, und wuselt, da ist es produktiv,

- er klingt nun wieder etwas leiser, nachdenklicher

- es passiert einfach etwas –

- Sie nimmt seine nachdenklichere Stimmung auf

- Hm, tja.

- Dann lächelnd

- Und, bist du mal gestochen worden?

Nee! Aber eines Tages dachte ich dann, naja, das kann ja nicht ewig

so weitergehen, weißt du? Ich dachte: nicht, dass das doch immer

mehr werden! Und immer mehr… Und was ist, wenn ich mal das Altpapier

rausbringen will, das direkt daneben steht, quasi gleich unter deren

Einflugschneise, ich dachte: nicht, dass die sich dann bedroht

fühlen, und mich angreifen oderso… - Er blickt sie ernst an – Die

können ja nicht wissen, dass ich ihnen nichts tun will, wenn ich

aufräume. Ich meine, es ist ja meine Küche, und die nehmen sie

einfach in Beschlag, oder? – Kurze Pause, dann schnell: Und dann hab

ich ein Stück Tesafilm genommen, und es über das Loch geklebt.

- Sie starrt ihn entgeistert an –

Ich weiß, das ist schrecklich.

Ja das ist furchtbar hör mal!

Ja ich weiß, - er schaut kurz ernst vor sich auf den Tisch, und

dann, fast euphorisch - aber das Krasse, – das Furchtbare daran ist

doch, dass ich diesen ganzen Staat ausgelöscht habe, dieses ganze

Leben, die Vitalität, diesen stillen, ruhigen, gemeinsamen Fleiß,

und dafür musste ich nicht einmal ein Gift kaufen, oder sie

ausräuchern oder solche Geschichten – es hat gereicht, ein kleines

Stückchen Tesafilm abzureißen - er macht es gestisch nach, wie

hingerissen - und es auf dieses dumme Loch zu kleben, und zack – das

wars! - Er strahlt sie an. — Sie reagiert mit zusammengezogenen

Brauen fast mitleidig prüfend, wie als wollte sie sich vergewissern,

ob er noch ganz richtig sei. Er schaut zurück, und sein

Gesichtsausdruck rutscht aus der unschuldigen Euphorie ab in

Unsicherheit, Erkenntnis, und mündet im Zweifel am eigenen

psychischen Zustand. Und dann, heraus aus dem plötzlichen Trotz der

totalen Niederlage, entfährt ihm, den kindlich begeisterten Ton nun

eisig wiederaufgreifend: Die sind alle immer noch da drin.

- Das Schnurren der Kaffeemaschine -

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Denise Fragner

Sie trägt die Welt auf ihrem Rücken

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André Patten

Die Berechtigung der Möse

für Marion Poschmann und ihre berechtigte Lyrik

wiedergekommen zur rechten

und zu ihrer linken

reichen die bissfesten Eigenschaften

aus sich heraus

wir horchten wie sich alles öffnete

nahmen die Wachstumsschübe der Möse

mit dem Tonbandgerät auf

und hatten ein Ohr für die tropfende Wiese.

(frei nach Marion Poschmann: die Berichtigung der Moose,

in: Ein Grund zu Schafen, 2004)

Susann Hochgräf

Rabbit

Sie sagten etwas von “gepunkteten Tüchern auf

weißen Straßen” – dann war es fort – das Wort.

Verschluckt. – kein kurzes Würgen – aalglatt

hinab in den Schlund. Während silbrig glänzende

Türschaniere lautlos knarren – auf zu auf zu

auf zu auf zu auf zu auf zu ………

Wieviele zählen wir? Eine dünne Schicht

Sauerstoff klebt an den Wänden. Kein leises

Husten, kein Geruch.

Während die Sonne, die staubig stinkenden

Vorhänge erwärmt – löst sich Gemütlichkeit in

den Gliedern – allseitige Erheiterung.

Ein kleines Klacken, dort ein Zischen und schon

steppt der Fuß, dann die Hände. – “Hola Hola”

rufen tanzende Gesichter, rötlich rußend.

Ein Osterfest -

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Joshua Groß

Looking for a girl -

Kein Bored to Death Mädchen

wie Olivia Thirlby

(& warum brauch ich

10Minuten für diesen Satz??)

“Ich kann nicht vergessen.

Das ist mein Problem, sagen sie.“

Meinetwegen

nur: Ich mag bloß

rauchende Mädchen

will sagen

Mädchen, die rauchen

& dann rollen sie

nicht mal selbst, verflucht

Lorena Meier

Intimpiercing

Ich habe etwa 14 Tage nach dem Piercen auf Sex verzichtet, danach

war ich noch zurückhaltend, weil man noch nicht wusste wie sich

das Ganze anfühlt und verhält, aber das legt sich bald und dann

kannst du ganz gewohnt durchstarten … Die Leute die das bis jetzt

gesehen oder gemerkt haben finden es TOLL und GEIL (wie Männer

nun mal sind), aber auch ich kann dadurch Vorzüge genießen je

nachdem was man damit macht.

Wenn ich mir vorstelle, meine Frau mit dem Mund verwöhnen zu

wollen und dann immer Metall zu schmecken und darauf zu beißen…

nenene!

Mein Freund findet es total geil. Und auf “Metall rum beißen” ist

das echt nicht. Wer’s noch nicht probiert hat, soll den Mund

zumachen.. Oder wer beißt seine Frau beim Lecken?!?!

Hmm… Ich hätte auch gerne eins im unteren Bereich, trau mich aber

nicht. Soll aber schön sein beim Sex.

Im unteren Bereich?

Naja, ich hab mir gestern einen Nagel in den Fuß getreten –

wüsste mir eigentlich was Besseres…

Menno – ich meinte den Schambereich!

Nur gut, dass ich mir den Nagel nicht dort rein getreten habe …

Nichts für ungut! Ich bin weder Schweizer noch komme ich aus

Emmental…

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Jakob Dibold

Der zweite Werkstattsohn

Also, du willst wirklich alles

an den Nagel hängen?

Bei dir ist wohl eine

Schraube locker!

Damit zwingst du deine Mutter

und mich dich ordentlich in

die Zange zu nehmen,

jetzt wirst du erst einmal als

Strafe für niederste Arbeiten

eingespannt!

Gott, ich kann nicht hinsehen,

wie du dein Leben

schleifen lässt…

Ich dachte immer, im Endeffekt

weißt du, wo der

Hammer hängt,

aber ich hab’ mich wohl geirrt.

Die Schere

zwischen dir und deinem Bruder

geht noch schneller auseinander,

als ich dachte…

Du widerst mich an.

André Patten / Herwig Strießnig

Sofort schwängern

irgendwie müsste man ihn auch immitieren

er ist echt ein unikat

ja, seine sprüche solltest du sammeln

fallen dir gerade welche ein?

lass mich überlegen

“Ihr seid alles nur Theoretiker, aber ich komme aus der Praxis.”

“Da brauch ich nichts lesen oder studieren, das sagt mir mein

Hausverstand.”

“Die Frauen wollen alle nur gevögelt werden.”

und dann über seine freundin:

“für eine 21jährige würde ich sie sofort stehen lassen”

dann hat er einmal jason, unserem amerikanischen kumpel, von celine,

dem hipster-mädchen, erzählt, das er einmal in seinem leben gesehen

hat und auf die er so steht

“I know she wants a baby from me”

oder zu mir sagt er immer

“du hättest die celine sofort schwängern sollen”

ich nehme ihn so ernst wie einen 14jährigen

“du hättest die celine sofort schwängern sollen”

was hätte das gebracht?

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aber eigentlich nehme ich einen 14jährigen ernster, weil bei dem

weiß ich, dass er noch reifen wird

wenn ich die celine geschwängert hätte, dann wäre sie nach seiner

theorie, an mich gebunden gewesen

es ist einfach der blanke wahnsinn

er meint auch immer

dass er seiner freundin sofort ein kind machen würde, wenn sie 10

jahre jünger wäre

es wäre wirklich schrecklich

wenn er so was machen würde

warum?

er glaubt, dass sich die frauen dann ums kind kümmern und bei ihm

bleiben

er ist wirklich ein sehr schlimmer verrückter

weil er ja finanziell abgesichert ist, bildet er sich ein

könnte er schon vater werden

und die freundin, die er gerade hat, will er nicht schwängern, weil

sie ihm zu alt ist?

genau

er müsste halt eine jüngere finden

ich hoffe nur, dass er sich im herbst bei den wg-parties nicht

wieder zu viele peinliche situationen erlaubt

die aktuelle freundin ist also nur eine not-lösung

nimmst du ihn mit auf wg-partys?

ja, so ungefähr

ich werde vermeiden, ihn zu oft mitzunehmen

irgendwie ist es aber auch lustig

wenn er total irre sachen abzieht

das hab ich dir ja erzählt

wie er sagte

“wie wär’s, wenn wir jetzt zu viert zu uns gehen würden?”

das war auf einer der letzten parties

wo ich mit ihm war

hahaha

weitere sprüche

zu caro, die gerade mit dem fahrrad gefahren war und etwas rot im

gesicht war

“hast du einen ausschlag im gesicht?”

und caro konterte:

“Zumindest hatte ich keinen, solange bis du kamst”

haha! das ist super!

dann letztes jahr an meinem geburtstag hat er ein echt hübsches

mädchen gefragt: “bist du schwanger?”

und dann noch, aber den kennst du wohl auch schon

als ich was mit der jungen lettin hatte

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“du hast so einen akzent wie die frauen von dieser tv-show, geschäft

mit der liebe”

haha!

es ist der pure wahnsinn

jason hat er einmal gefragt: “what do you think about the band-name

mad madonna?”

daraufhin jason: “a good name for a gay club”

haha mad madonna! das meint er nicht ernst oder?

ja, das hielt er wochenlang für den aller coolsten bandnamen

überhaupt

Felicitas Sonvilla

Jennifer, oder ...?

Sie ist schwanger.

-Echt?

Fragt sich immer noch warum . Sie ist in Ausbildung und er auch. Er

wollte nie ein Kind vor 30.

- Versteh ich.

Ja, schon hart. Mit 24.. Auf jedenfall hat sie gerade eine

Ausbildung angefangen. In einer Presseagentur, Aufstiegchancen

garantiert.

- Er studiert doch auch, oder?

Ja.. Und wenn er sich dann mal mit seinen postpubertären Freunden

trifft und nach drei Uhr morgens nachhause kommt- sie dann leidet,

nicht schlafen kann, an die Zukunft denkt- dann läd er sie am

nächsten Tag zum Sushi essen ein, beim sympathischen Japaner um die

Ecke..

-Quasi Rekompensation..

Es ist alles vernünftig geregelt, meint sie. Geld. Zuschuss von den

Eltern. Neue, größere Wohnung. Und wenn das Kind da ist- halbes Jahr

Karenz, höchstens. Dann ab in die Kinderkrippe.

- Wissen sie schon was es wird?

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Ein Mädchen. 90 % ein Mädchen. Genauer geht der Ultraschall

nicht. Aber sie können sich über den Namen nicht einigen. Jetzt

meint sie zu mir dass sie losen werden.

-Was? Sie losen den Namen?

Ja. Ihr Wunschname, sein Wunschname. Dann heißt das Kind vielleicht

Jennifer.

- Wenn ihr Los gewinnt?

Ja.

-Scheiße.

Ja.

Joshua Groß

Temporäre Paranoia

Meine Reflexion im rotierenden

Fischauge der Waschmaschine. „Es

riecht nach Schnee“, rief die

Verkäuferin der Restposten GmbH,

während sie die Weihnachts-

Dekoration passierte. Dabei

riecht es in dem Schuppen nach

Parfum und Plastik. Wie können

Geruchssinne so manipuliert

sein? Paranoia ist angebracht.

Altmodisch wie ich bin, kaufte

ich trotzdem einen alten

Gangsterfilm mit Dustin Hofmann.

Der Fernsehturm versinkt im

November-Dunst. Dann gleich ein

Unfall an der Ecke Ritter-von-

Schuh Platz undPillenreuther. Im

Waschsalon hat man zu viel Zeit

nachzudenken.

Illustration: Kati Szilagyi

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