1
230 Grftes Abendblatt. Vtt Zürcher Zeitung !25. Ichrgmlg. Freitag, 19. August 19o4. «lbonnementspreis«. in» H»u» »eli»<;l .... Vlu»i<;l>;l»nd Nefttllun, bllm P»st«»« »l. 5.»» . «. » . «, » «. Ml. », «l. ».»4 Fr. 8. «bl. », ss». l«. I», «» «. ^.edalUt«n«0ul««»^ Gotthtstraße iu, MlslllM. Insertionspreis«: fOr Schloei, «5 »lp.. Ilii i»» «uiland « »p,. Lol»l»Inft«»t« «0 Nft, (lzer. ssinanz» u. ühiflle.Änz'iHn,, I»w« >;. Nttinl»eU «lll««» F«. l. geil«. It»H«»Iil N»«»« » Thloteist». Zürich »»eth«st». Tagesbericht vom 19. August. Seit längerer Zeit hikte man aus Süd- westafrika uichts mehr. Dieser Tage nun aber kam die Nachricht, daß Generalleutnant v. Tiotha, der Oberbefehlshaber der deutschen Schuhtruppen, die Hereros in einem entjchei- denden Tressen, freilich mit bedeutenden Opfern auf deutsch« Teile, geschlagen und dabei sehr viel Vieh erbeutet habe. Die Hereros, die sic h nicht liloh durch ihre Grausamkeit und VüZar- tigkeit. sondern auch durch ihre kriegerische Tüch- tigkeit uor den vielen andern Negerstämmen Südafrikas auszeichnen, halten sich auf dem Wllterborg, einem schwer zugänglichen und mit dichtem Gestrüppe und Noingebüsche besehten weilen Hochplateau förmlich verschanzt; General v. Trolha stellte seine Truppen so auf, daß sie de» Walerberg von allen Seiten zugleich an- grillen. Irgendwo muß aber doch eine Lücke osscu geblieben sein, denn es heißt, die Hereros leien nach dem Osten entflohen. Die Meinungen sind nun geteilt: nllch den einen sei es leicht, sie vollends zu vernichten, nach andern «erde es noch großer Anstrengungen bedürfen, um auch diesen Nest des bewaffneten Widerstandes zu vernichten. Immerhin glaubt man allgemein, daß die Kraft des Aufstandes gebrochen sei und nun kommt die große Frage, was zu ge- schehcu habe. Der Aufstand hat die deutsche Kolonie auf Jahrzehnte hinaus zurückgebracht, viele Farmen sind eingeäschert, die Besitzer hingeschlachtet worden, andere habe n zwar das Leben gerettet, allein Hab und Gut uollstäudig verloren. <;3s gilt neu aufzubauen, was wenige Tage jahrelanger Arbeit zerstört haben , die Ansiedler jiud vielfach mutlos geworden, weil der Reichs- tag beschlossen hat, ihnen keine Entschädigung für die ungeheuren Verluste, sondern bloß später zurückzuzahlende Unterstützungen zuzu- wenden. Der Kaise r hat der Aboiduuug der südwestafrikanischen Farmer dagegen tatkräftige Beihilfe versproche n und ihnen erklärt, daß das Reich unter allen Umständen an dieser vielversprechenden Kolonie festhalten werde. Es wird also der Reichstag wahrscheinlich in die Lage versetzt werden, auf seinen frühern Äeschluß zurückzukommen. Am meisten beklagen sich die Ansiedler über die Milde der Regierung und der Missionsgesellschaften gegenüber den bösar- tigen und treulosen Negerstämmen. »Unsere Lage," schreibt ein Ansiedler der Ztg.". die des Lammes in dem Käfig, wo ein Löwe, ein Tiger und ein Wolf ihm Gesellschaft leisten. Ueber dem Käfig steht geschrieben: friedliche Familie". Auf die Frage, ob die ganze Gesellschaft sic h denn auch wirklich vertrüge, antwortete der Wärt«: ja, nur das Lamm muß von Zeit zu Zeit erneuert wirdcn". So sind wir hier eingeschlossen zwischen Hottentotten, Vergdamara und Hereros und von Zeit zu Zeit müssen wir dann erneuert werden. Der Tierbändiger, die Regierung, ge- braucht die Peitsche der Verordnungen nur gegen das Lamm, für die übrigen hat er schaue Worte. Tabak nnd sonstige Annehmlichkeiten. Man gebe ihm noch ein Seidenäffchen ans den Arm, mit Namen .Humanität" oder und das Bild ist vollständig." I n jedem Briefe, sagt das genannte Blatt, welches aus Farmerlreisen eine Menge Zu- schriften erhalten hat, ist die Rede von der Rheinischen Misston. Ueberall wird die Be- fürchtung ausgesprochen, daß diese Missionsge- seilschaft nach wie vor den Eingebornen An- wälle stellt, die sie bei den Behörden von allen Vergehen weiß waschen versteht. Man glaubt im Schutzgebiet, daß es der Missio n am Lude gar gelingen werde, das Strafgericht von den Hereros abzuwenden. Wir sind nicht ganz sicher, daß es anders kommen werde, wenn auch nicht in der ersten Zeit, wo die Regie- lung vielleicht Festigkeit zeigen wird. Die Gc- fahr ist vielmehr die, daß die Missionare durch eifriges Bemühen eine Milderung der Beschlüsse mit Bezug auf die Hereros durchsetzen werden. Eine verzweifelte Stimmung gibt sich in fol- genden Aeußerungen eines Ansiedlers kund, der allerdings eine besonders harle Zeit dnrchge- macht hat. Wir ersehen aus dem Briefe, daß der Gedanke an eine Landesflucht bis in die letzten Zelten wenigstens in einzelnen Gegenden erwogen wurde: Revolution werden wir ja nicht machen kannen, denn dazu sind wir zu wenig und auch nicht unpatriotisch genug, siber gemeinsam auswandern, »»ach Transuaal und anderen Teilen Vritisch-Siidasrikas, unter Mit- nahme von allein beweglichen Eigentum, Art der Buren, dazu sind wir alle bereit. Das würde einen schönen Trek «eben, fünf» bis sechshundert Wag«» hin- tereinander! Auch diejenigen untir uns, die uur wenig ««loren haben, sogar einige, die ein ganzes Kapital an liegenden Gütern verlieren würden, würden in einem solchen Falle ihre Pflicht darin erkennen, mit den an- deren zu ziehen, denn wozu sollten sie in einen » Lande bleiben, wo alles Arbeiten und Sparen vergeblich ist. Leiber kau» es dahin kommen. Sollte aber im Falle einer Auswanderung die Regierung u»3 durch erhöhte Ausfuhrzölle auf Vieh belästig«», so müßte» wir sehen, wie wir uns dagegen wehre» könnten. Verzweifelt ge- nug! Aber vielleicht besinne» sich die Rat«» »»d Schwarzen im Reichstag noch cines Nesseren, Auch die- jenigen, die alles verloren haben, würde» a»« liebsten hier bleiben, wenn sie einigermaßen entschädigt würden und die Gewißheit erlange», daß sie sich nicht mehr wie früher für das schwarze uud gelbe Diebs» und Mord- gesindtl abzuquälen brauche»!, welche? die Negieluiig so gut zu lieblosen verstand. Die Ztg.", der man ja bekanntlich intime Beziehungen zur Regierung nachsaat, hält folgende Maßregeln sür die n ä ch st e Zukunft als durchaus notwendig. gilt jcht, die ohne Land und ohne Viel) umher- irrende. Hereros unschädlich zu machen. Es kam, die! eine langwierige Sache werden, n»e»n e3 nicht gelungei !ei» sollte, nördlich nom O.nuweroumuiplale»» die flüchtigen Masten des Feindes aufzuhalte». 2ll»^r ma» kann sich anf die Geschicklichkeit der dort stehende» landeskundigen Offiziere, Hauptmann o. Fiedler und ««leutnant Voltmann und n. Zlllam, verlassen, daß le das Durchbrechen nach Norden und Nordosten »ach Möglichkeit verhindern werden. Daß zur gegenwärtigen Jahreszeit die Wasserstellen am Qmuramba Omntala trotz den bis in den Mal gefallenen NcgcuMsen nicht gen»!, Wasser aufweisen, kommt als ein günstiger Faktor in Betracht. Obschon i«Kt augenscheinlich nicht nehr durch ihr Vieh im Wandern behindert, können die Flüchtlinge in Scharen von Hunderten nicht so rasch uovlln, wie es ihre Sicherheit erfordern würde. SI: würden an den spärlichen Quellen manchen langen Aufenthalt haben ... (53 liegt die große Gefahr vor, daß n>;an in die alte vertrauensselig« Politik zurück»«» fällt und den immer »och nicht zum Stillschweigen gebrachten Herero»:»n>;älteu Gehör schenkt. . . Mit dem Mörderoott der Hereros als Voll muß aufgeräumt werden. Da3 hat sogar Gouverneur Lcutwein im Februar auf der Durchreise in Karibik, ein« Vnsarnm» lung van Ansiedlern «klärt. Es ist Ihnen alles Land und Vieh zu nehme», um damit die geschädigten An» fiedler zu entschädigen. Das Land am Waterbcrg ins» besondere muh zu einer Kulturstätte ersten Ranges für und durch Weihe umgeschafft» werden. Auf diese. Weis« wkb mau den Ermordeten vom 14. Januar und den Gefallen«, vom ü. August da« zweckmäßigste Denk« mal setzen. Auch hoffen wir, baß man bei der Weg» der Ländereien vor dem Besitz der sag. christ» lichen Hererogemeinde von Watcrberg nicht Halt machen wird, denn die Hereros sind aus den. Buch des Lhrl» steutums gelöscht. Eine Stammesorganisatio» darf bei den Herero? nicht mehr geduldet werde», sondern di« Übrigbleibenden sind kleine Trupps aufzulösen uud wenn möglich der Aussicht eingeborner Häuptlinge anderer Ätaise. wie z. V. des ««»gebliebene» Nerg» damaras Kornelius von Otombaoe, in^ Reservate» zu unterstelle». Auä dies«» Reservate» solle» sie dahin gebracht werden, wo man ilirer Arbeitsleistung, für gemeinnützige Arbeiten, namentlich Wege-, «isenbahu- und Wasserbauten bedarf. Sehr vorteilhaft >;wäre cZ, wen» i»a» sie in kleineu Arbciluscharcn nach dem Süden brächt«, wo hoffentlich in den nächsten Zelte» die von Ingenieur Kuhn vorgeschlagenen Staubecken in Angriff genommen werden. Dort befänden sie sich gewis ermaßen in fremdem l!anbe, unter te» Hollen» lotten und Bastards, und dort würde ihr Herreustolz, mit dem sie geringschätzig auf die Teiltscheu herab- sahen, »ach Gebühr gedemütigt lunden. Diejenigen Hereros, die bei gemeinnützigen Arbeiten uicht »er» wendet werde» können, überweise man unter bestimmte» Bedingungen de» Farmern. Nah ma» die Führer des Aufstandes kurzweg hcukt, dinfeu wir mitVestimmtheit erwarten. Die nächste Zeit wild uns hoffentlich darüber Klarheit bringe». Um ein richtiges Urteil in der Frage Teutschslldwestaflitas zu bekomm:», muß man sic h vor allem darüber klar sein, daß die Hereros durchaus kein friedlicher Negerstamm smd, der durch die deutsche Fremdheit sch^t znr Verzweiflung gebracht uud zum Ausstande ge nötigt worden Ware, sondern daß sie vor elwa einem Jahrhundert in das Land eingefallen siud, die übrigen Stamme unterjocht und seither von Raub und Krieg gelebt haben. Tie deutsche Herrschaft hat ihrem Treibe» ei» Ende zu setzen gesucht, sich indessen dadurch nur deren Haß zugezogen, ihnen aber keine Furcht eingeflößt, da sie es an der nötigen Energie fehlen ließ. Wir haben fcho n bei einem frühern Aulasse auf die Fehler der Regierung hinge» wiesen, denen der jetzige Aufstand und seine Gefährlichkeit besonders zuzuschreiben ist. Wen» die südwestafrikanische Kolonie künftig in Frieden gedeihen will, muh die Stammesmacht der hereros vollständig vernichtet werden. Nas ist Die Lehre, die der Ausstand gibt und darum llie harten Maßregeln, die vorgeschlagen und die wohl den Beifall aller Ansiedler habeu werden. Eidgenossenschaft. ^v. Die Akkreditierung unseres Ge- sandten in London, Dr. Carlin, als diplomatischen Vertreters im Haag darf selbstverständlich nicht dahin gedeutet wer- den, als strebe der Bundesrat allgemein eine Vermehrung unserer diplomatischen Vertretungen an. Vor allem ist daraus nicht zu schließen, daß nun auch dem eisten Teil der Motion Odier vom Dezember 1902 betreffend die Errichtung einer Gesandtschaft in Petersburg Folge gegeben werde. Znr Zeit ist, aus naheliegenden Gründen, an die Schaffung eines solchen diplomatischen Postens gar nicht zil denke,,. Wir glauben aber auch, daß der Bundesrat eine schweizerische Ge- sandlschaft in Petersburg überhaupt nicht für geboten erachtet. Immerhin darf diefe Frage heute noch nicht als abgeklärt betrachtet werden. Für die Errichtung einer Gesandtschaft in Holland lagen besondere Gründe uor, die jeder- mann billigen dürfte. Sie sind seinerzeit von Herrn Odier in überzeugender Weise auseinander» geseht worden. Nach der Haager Konvention sind es bekanntlich die Gesandte» der Mächte am Haager Hof, denen die Oberaussicht übel das internationale Schiedsgericht übertragen ist. Nachdem der Bundesrat seinerseits die Förderung des Abschlusses von Schiedsgerichtsverträgen ins Auge gefaßt, erschien es doppelt angezeigt, im diplomatischen Konzert aiu niederländische» Hofe ebenfalls vertreten zu fein. Man hat die Wünschbarkeit einer diplomatischen Vertretung der Schweiz im Haag auch noch von einem andern Gesichtspunkte aus betont. Unser Vertreter, der auch in Brüssel nnd in Koftülhag:.! zu akkreditiere» wäre, solle der Träger und Ver<; mittler der Kleinstaatenpolitik werde». Gerade in der gegenwärtigen Zeit, wo die Tendenz der Großstaaten sich geltend mache, de» Kleinen namentlich ihre ökonomische Existenz zu erschweren, lönne einem Zusammenschluß der letztern eine nicht zu unterschätzende Bedeutuug zukommen. Ob nnv inwieweit sich der Bundesrat bei der Akkreditierung unseres Gesandten Carlin im Haaz auch vo» solchen Erwägungen hat leiten laffen, entzieht sich unserer Beurteilung. Größern Wert dürft« man vom handelspolitischen Standpunkte aus einer diplomatische» Vertretung in Brüssel beilegen. Es war, wenn wir uns nicht täuschen, Herr Bundes- rat Deucher, der bei Anlaß der Behandlung der Motion Odier die namhaften ,Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und Belgien hervorhob und in der Beantwortung der Frage nach der Er- richtung neuer diplomatische».- Vertretungen Brüssel Feuilleton. l_ »l«Hd«« »»«»le». Shaw» Torheit. Aus dem Amerikanisch»EngIischen von C. B. Augustus Shaw halte endlich eingesehen, baß ihm kciu cmdcrcr Ausweg blieb, als da« Heim einem Agen» tl» zu übergeben, der es zu verwalten verstand. Er selbst halte den Karren «rundlich verfahren. Trotzdem er die Vorsicht ««braucht halte, über sein« künftigen Mieter vorerst Erkundigungen einzuziehen, hatte da« Hnnl doch uur zweifelhaftes Volt beherbergt, das wtntg oder gar nichts für die genossenen Vergünstigung«» be» zahlte und obendrein das Haus in «inen schlechten Ruf brachte. Er war eben mit dcr Lösung der brennenden Frage beschäftigt, als der leidende Zustand feiner Frau, welch« auf Geheiß des Arztes den kommend«« Winter zur Her» stellung ihrer Gesundheit in einem wärmer«« Klima verbring«» sollt«, ihn zu raschem Handeln zwang. Dl« Shaws waren ni« zuvor auf dem Kontinent g«wesen und so rlet man ihnen Südfrankreich als einen geeig» ueten Winteraufenthalt an. Herr Shaw sah sich also nach einem sachkundigen Verwalter für das Mariahelm um und fand denselben in nächst« Nähe in der Person de« Herrn Smartz, eines geriebenen, doch ziemlich gutmütigen Deutschen, der, er selbst der Klasse angehörte, mit der « zu verkehren hatte, wissen würde, wie man mit diesen Leuten am besten »»»ging. Der Mann hatte übrigen« Herrn Shaw schon mehr als Agent gedient. So hatte er ihm Mieter besorgt für die durch Morrisons gewalt» samtll Auszug freigewordene Wohnung. Herr Shaw mie s Swarh an, die Mieter mit jeder möglich«» Rück- sicht und Freundlichkeit zu behandeln, aber keine., weiter zu behalten, der mit dem Zins vo» zwei Monaten im NNcks!a»de sei. Nur ,nlt Frau Warb machte er eine Ausnahme. H«r Swarh versprach, sich g«»au die empfangenen Instruktion«!» halt«» zu wolle» u»d ver- sicherte Herrn Shaw, daß er bei feiner Rückkehr keine saumseligen Zahler mehr im Marlahtlm vorfinden solle- »Die Zins ist «illig und liese Leuter soll«« auf der Naupen pezahleu. Das sollen sie", erklärte Swartz, der auf einmal in c!n krauses, fremdländisches Idiom ver- falle» war. richtig, Sluartz, sie solle» auf dc» Nappe» bezahlen; aber ich fürchte, sie werden es »lcht immer imstande sein und baun feien Sie nicht zu streng mit den Leuten! Gewähren Sie ihnen eine kleine Frist zur Bezahlung der Miete. Leben Sie wohl, Swarh." »Gott im Himmel", verwunderte sich Smarh, indem «r herrn Shaw nachsah, wie er die Straß« hinunter» ging für «in Männl WooS für «i» Haus» tlgenbümerl" Als H«rr Shaw an einem bieler,«» Dezembermorgen in den Wagen stieg, der ihn mit Frau und Locht« nach der Dampfboolstatio» bringe» sollte, tat er einen tiefen Seufzer der Erleichterung. Wie er mit den Seine» deuMillter auf dem Konlincnt zubrachte, darNler schweigt die Geschichte. Zu Anfang de» nächsten Frühjahr« sah man die Shaws mieder in Nem»Vo»k. Sie kamen «Ines Morgen? in der Fünfzehner Weststraße an nnb sobald das Gabel» frühstück vorüber war, macht« sich Herr Shaw auf nach dem Marlahtim, dessen Schicksal ihn neuerdings mit Sorben erfüllte. Voi, bei» ?l»ac»bl!ck a», da Sauly Hool*) am Horizont entschwand, bis dem Moment, wo es nebelhafter Ferne wieder nuitancbtc, hatte er sich »»»»in mehr um das Mietshaus gekümmert. No» seinem Abeille» liese» zwar im Anfang regelmäßige, wem, auch nicht immer vlrstäxdlicht Verlchr« ein; denn Smarh besah eine» höchst merkwürdine» englischen Prosastil. Herr Shaw hatte indessen die Nricfe des Aaenltn kaum angesehen. Nu» aber criunerte er sich, dah Swarh seit zwei Monaten kc!» Lebl»sz<;iche» uo» sich gtgebc» nnb dieser Umstand verursacht« >;!>;», ei» ge- wisses Unbehagen. Als Herr Shaw sich nach so langem wieder dem Mariahtim aegeuübcr fand, blieb cr wie angewurzelt steht». Das Haus war bis zur UnkouUlichkeit »«rändert und siand alle»» Anschein nach leer, lieber dem ersten Stockwell waren nirgends inthr Fensterläden zu sehen; die Türe der im Erdgeschoß befindlichen Kolonialwaren» handlung war zngtnagelt worben und Theateranzeigt» bedeckten den freien Raum des unten» Teils des V-ick« fteingebänbe». 33as war hier geschehen? Was war aus Swarh geworden? Wo waren all« die Mieter hinge» kommen? In dergleichen Stadtvierteln ist die Apotheke an der Straßenecke d«r richtig» Sammelpunkt für Auskunfts» bedürftige. Eine solche halle es in dcr nächste» Häuser» reihe. Dorthin eilte Herr Shaw »ud fand einen mit» tellsameu Lpatbetcrgehülft» eben damit beschönigt, «Ine Mengt aromatisch« Pillen zu überziehen, wdcm er sie in ei»««» auf eli»m Glasdeckel ausgeleerten Pulver *1 Sa»ty Hook -- Landzunge in New Jersey; äußnster südlicher Pnukt in der Ncw'Volter Ba». rollte. Wußte «r etwas uou den» le«rfteh«nd<;>;l Mietshaus dcr Straße dort u»tc» ? Jawohl, er wußte alles, was es da überhaupt zu wisse»» gab. Vor einer Woche hatte die Polizei di« ganze uelt«, lar» mende Wirtschaft fei« säuberlich herausgelegt. Die Schlüssel war«,» bei der nächsten Pollztistation depo» nitlt. Die Gebäulichkeit g«hörle einem Mann, namens Shaw, «in«»» uäirischtn Philanthropen. Er, dir Spre» chtr, hatte ih» selbst nie gesehen. Gegenwärtig, so hieß es, weile «r irgendwo auf dem Kontintnt. Ein Hol» lauder, namens Swarh, hatte die Verwaltung de« An« wesens übernommen. Der halte die alte» Mieter »er» jagt, wtil sie die Miel« nicht bezahlt«», und an ihrer Stell« war «ine wüste, wilde Sippe cwLezogen. Da ga'u'g nun jedl Nacht Saufgelage «nd Keilereien, so dnh die dort stationierte Polizeiwache ihre liebe Not halte mit bei» Volke. Swaih ergab sich dem Trunke und war ball» nicht besser als seine Zechkumpane. war ja freilich kline Straße, für die ,na« sich in den Flstpuh wirst ; aber die Nachbarschaft hatte das Ge» grLhl« gleichwohl satt nnd wurde dein» Gericht vor» stellig. Darauf wurde das Tingel-Tann«! beschlösse». Zwei Tag« bevor die Behörde» di« Schließ»»», des Hanse« verfügt««, war Swarh ««»duftet, uud von da an war di« Baracke sich selbst überlasst» gew«s«». Was aus Swartz geworden wnr, vermochte er nichtz»s»g<;»; er vertraut sein Kolonialwarenlager und lieh nicht« zurilll, als einen Sack Kartoffeln m»b «ine» Kanarier,» vogel. Man sagte, «r sei n«b Deutschland gegangen. Die Polizll wartete nun di« Rückkehr teK Eigentümers nl», um der Sacht ein Vub« zu »nachen. Die Geschichte halt« sie nicht sonderlich beschäftigt; sie, di« Polizei, holte vielmehr ihren Spaß damit gehabt; «b« »Shaws Neue Zürcher Zeitung vom 19.08.1904

files.static-nzz.ch · PDF fileTrolha stellte seine Truppen so auf, da

  • Upload
    vubao

  • View
    220

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: files.static-nzz.ch · PDF fileTrolha stellte seine Truppen so auf, da

230 Grftes Abendblatt. Vtt ZürcherZeitung !25. Ichrgmlg. Freitag, 19. August 19o4.

«lbonnementspreis«.

d° in» H»u» »eli»<;l ....Vlu»i<;l>;l»nd Nefttllun, bllm P»st«»«

»l. 5.»». «. ». «, l»» «.

Ml. »,

«l. ».»4Fr. 8. 1«

«bl. », 0»ss». l«.

I», «»

«.^.edalUt«n«0ul««»^ Gotthtstraße iu,

MlslllM.Insertionspreis«:

fOr d« Schloei, «5 »lp.. Ilii i»» «uiland « »p,.Lol»l»Inft«»t« «0 Nft, (lzer. ssinanz» u. ühiflle.Änz'iHn,, I»w« >;. Nttinl»eU«lll««» F«. l. p« geil«.

It»H«»Iil N»«»«» Thloteist». Zürich »»eth«st». l»

Tagesberichtvom 19. August.

Seit längerer Zeit hikte man aus Süd-westafrika uichts mehr. Dieser

Tage nunaber kam die Nachricht, daß Generalleutnantv. Tiotha, der Oberbefehlshaber der deutschenSchuhtruppen, die Hereros in einem entjchei-

denden Tressen, freilich mit bedeutenden Opfern

auf deutsch« Teile, geschlagen und dabei sehrviel Vieh erbeutet habe. Die Hereros, die s i ch

nicht liloh durch ihre Grausamkeit und VüZar-tigkeit.

sondern auch durch ihrekriegerische Tüch-

tigkeit uor den vielen andern Negerstämmen

Südafrikas auszeichnen, halten sich auf demWllterborg, einem schwerzugänglichen und

mit dichtem Gestrüppe und Noingebüschebesehten

weilen Hochplateau förmlich verschanzt; Generalv. Trolha stellte seine

Truppenso auf, daß sie

de» Walerberg von allen Seiten zugleich an-grillen. Irgendwo muß aber doch eine Lücke

osscugeblieben sein, denn es heißt, die Hereros

leien nach dem Osten entflohen. Die Meinungen

sind nun geteilt:nllch den einen sei es leicht,

sie vollends zu vernichten, nach andern «erdees noch

großer Anstrengungen bedürfen, umauch diesen Nest des bewaffneten Widerstandeszu vernichten. Immerhin glaubt man allgemein,

daß die Kraft des Aufstandes gebrochensei

und nun kommt die große Frage, was zu ge-

schehcu habe.Der Aufstand hat die deutsche Kolonie auf

Jahrzehnte hinaus zurückgebracht, viele Farmensind eingeäschert, die Besitzer

hingeschlachtetworden, andere h a b en zwar das Leben gerettet,allein Hab und Gut uollstäudig verloren. <;3sgilt neu aufzubauen, was wenige Tage a«jahrelanger Arbeit zerstört haben, die Ansiedlerjiud

vielfach mutlos geworden, weil der Reichs-tagbeschlossen hat, ihnen keine Entschädigung

für die ungeheuren Verluste, sondern bloßspäter

zurückzuzahlendeUnterstützungen

zuzu-wenden. Der Kaiser hat der Aboiduuug dersüdwestafrikanischen Farmer dagegen tatkräftige

Beihilfe versprochen und ihnen erklärt, daßdas Reich unter allen Umständen an dieservielversprechenden Kolonie festhalten werde. Eswird also der Reichstag

wahrscheinlich in dieLage

versetzt werden, auf seinen frühern Äeschlußzurückzukommen. Am meisten

beklagensich die

Ansiedler über die Milde der Regierung undder Missionsgesellschaften gegenüber den bösar-tigen und treulosen Negerstämmen. »UnsereLage,"

schreibt ein Ansiedler der Ztg.".die des Lammes in dem Käfig, wo ein

Löwe, ein Tiger und ein Wolf ihm Gesellschaftleisten. Ueber dem Käfig

stehtgeschrieben:

friedliche Familie". Auf die Frage, obdie ganze Gesellschaft s i ch denn auch wirklichvertrüge, antwortete der Wärt«: ja, nurdas Lamm muß von Zeit zu Zeit erneuertwirdcn". So sind wir hier eingeschlossen

zwischen Hottentotten, Vergdamara und Hererosund von Zeit zu Zeit müssen wir dann erneuert

werden. Der Tierbändiger, die Regierung, ge-

braucht die Peitsche der Verordnungen nurgegen das Lamm, für die übrigen hat er schaue

Worte. Tabak nnd sonstige Annehmlichkeiten.Man gebe ihm noch ein Seidenäffchen ans denArm, mit Namen .Humanität" oderund das Bild ist

vollständig."

In jedem Briefe, sagt das genannte Blatt,welches aus Farmerlreisen eine Menge Zu-schriften erhalten hat, ist die Rede von derRheinischen Misston. Ueberall wird die Be-fürchtung ausgesprochen, daß diese

Missionsge-

seilschaft nach wie vor den Eingebornen An-wälle stellt, die sie bei den Behörden vonallen Vergehen weiß waschen versteht. Manglaubt im Schutzgebiet, daß es der Miss ion amLude gar gelingen werde, das Strafgericht vonden Hereros abzuwenden. Wir sind nicht ganzsicher, daß es anders kommen werde, wennauch nicht in der ersten Zeit, wo die Regie-lung vielleicht Festigkeit zeigen wird. Die Gc-fahr ist vielmehr die, daß die Missionare durcheifriges Bemühen eine Milderung der Beschlüssemit Bezug auf die Hereros durchsetzen werden.Eine verzweifelte

Stimmung gibtsich in fol-

genden Aeußerungen eines Ansiedlers kund, derallerdings eine besonders harle Zeit dnrchge-

macht hat. Wir ersehen aus dem Briefe, daßder Gedanke an eine Landesflucht bis in dieletzten Zelten

wenigstens in einzelnenGegenden

erwogen wurde:Revolution werden wir ja nicht machen kannen, denn

dazu sind wir zuwenig und auch nicht

unpatriotischgenug, siber gemeinsam auswandern, »»ach Transuaalund anderen Teilen Vritisch-Siidasrikas, unter Mit-nahme von allein beweglichen Eigentum, Art derBuren, dazu sind wir alle bereit. Das würde einen

schönen Trek «eben, fünf» bis sechshundertWag«» hin-

tereinander! Auch diejenigen untir uns, die uur wenig

««loren haben, sogar einige, die ein ganzes Kapital anliegenden Gütern verlieren würden, würden in einemsolchen Falle ihre Pflicht darin erkennen, mit den an-deren zu ziehen, denn wozu sollten sie in e i n e n» Landebleiben, wo alles Arbeiten und Sparen vergeblich ist.Leiber kau» es dahin kommen. Sollte aber im Falleeiner Auswanderung die Regierung u»3 durch erhöhteAusfuhrzölle auf Vieh belästig«»,

so müßte» wir sehen,

wie wir uns dagegen wehre» könnten. Verzweifelt ge-nug! Aber vielleicht besinne» sich die Rat«» »»dSchwarzen im Reichstag noch cines Nesseren, Auch die-jenigen, die alles verloren haben, würde» a»« liebstenhier bleiben, wenn sie

einigermaßen entschädigt würdenund die Gewißheit erlange», daß sie sich nicht mehr wiefrüher für das schwarze uud gelbe Diebs» und Mord-gesindtl abzuquälen brauche»!, welche? die Negieluiig

sogut zu lieblosen verstand.

Die Ztg.", der man ja bekanntlichintime Beziehungen zur

Regierung nachsaat,

hält folgende Maßregeln sür die n ä ch st e

Zukunft als durchausnotwendig.

gilt jcht, die ohne Land und ohneViel) umher-

irrende. Hereros unschädlich zu machen. Es kam, die!eine langwierige Sache werden, n»e»n e3 nicht gelungei

!ei» sollte, nördlich nom O.nuweroumuiplale»» dieflüchtigen Masten des Feindes aufzuhalte». 2ll»^r ma»kann sich anf die Geschicklichkeit der dort stehende»landeskundigen Offiziere, Hauptmann o. Fiedler und

««leutnant Voltmann und n. Zlllam, verlassen, daßle das Durchbrechen nach Norden und Nordosten »achMöglichkeit verhindern werden. Daß zur gegenwärtigen

Jahreszeit die Wasserstellen am Qmuramba Omntalatrotz den bis in den Mal gefallenen NcgcuMsen nichtgen»!, Wasser aufweisen, kommt als ein günstiger

Faktor in Betracht. Obschon i«Ktaugenscheinlich nicht

nehr durch ihr Vieh im Wandern behindert, könnendie Flüchtlinge in Scharen von Hunderten nicht so

rasch uovlln, wie es ihre Sicherheit erfordern würde.SI: würden an den spärlichen Quellen manchen

langen

Aufenthalt haben ... (53 liegt die große Gefahr vor,

daß n>;an in die alte vertrauensselig« Politik zurück»«»fällt und den immer »och nicht zum

Stillschweigengebrachten Herero»:»n>;älteu Gehör schenkt. . . Mit dem

Mörderoott der Hereros als Voll mußaufgeräumt

werden. Da3 hat sogar Gouverneur Lcutwein imFebruar auf der Durchreise in Karibik, ein« Vnsarnm»lung van Ansiedlern «klärt. Es ist Ihnen alles Landund Vieh zu nehme», um damit die geschädigten An»fiedler zu

entschädigen. Das Land am Waterbcrg ins»

besondere muh zu einer Kulturstätte erstenRanges für

und durch Weihe umgeschafft» werden. Auf diese. Weis«wkb mau den Ermordeten vom 14. Januar und denGefallen«, vom ü. August da« zweckmäßigste Denk«mal setzen. Auch hoffen wir, baß man bei der Weg»

der Ländereien vor dem Besitz der sag. christ»lichen Hererogemeinde von Watcrberg nicht Halt machenwird, denn die Hereros sind aus den. Buch des Lhrl»steutums gelöscht. Eine Stammesorganisatio» darf beiden Herero? nicht mehr geduldet werde», sondern di«Übrigbleibenden sind i» kleine Trupps aufzulösen uudwenn möglich der Aussicht

eingeborner Häuptlinge

anderer Ätaise. wie z. V. des ««»gebliebene» Nerg»

damaras Kornelius von Otombaoe,in^ Reservate» zu

unterstelle». Auä dies«» Reservate» solle» sie dahingebracht werden, wo man ilirer Arbeitsleistung, fürgemeinnützige Arbeiten, namentlich Wege-, «isenbahu-und Wasserbauten bedarf. Sehr vorteilhaft >;wäre cZ,

wen» i»a» sie in kleineu Arbciluscharcn nach demSüden brächt«, wo hoffentlich in den nächsten Zelte»die von Ingenieur Kuhn vorgeschlagenen Staubeckenin Angriff genommen werden. Dort befänden sie sichgewis ermaßen in fremdem l!anbe, unter te» Hollen»lotten und Bastards, und dort würde ihr Herreustolz,mit dem sie

geringschätzig auf die Teiltscheu herab-sahen, »ach Gebühr gedemütigt lunden. DiejenigenHereros, die bei gemeinnützigen Arbeiten uicht »er»wendet werde» können, überweise man unter bestimmte»Bedingungen de» Farmern. Nah ma» die Führer des

Aufstandes kurzweg hcukt, dinfeu wir mitVestimmtheiterwarten. Die nächste Zeit wild uns hoffentlich darüberKlarheit bringe».

Um ein richtiges Urteil in der Frage

Teutschslldwestaflitas zu bekomm:», muß mans i ch vor allem darüber klar sein, daß dieHereros durchaus kein friedlicher Negerstammsmd, der durch die deutsche Fremdheit sch^t znrVerzweiflung gebracht uud zum Ausstande genötigt worden Ware, sondern daß sie vor elwaeinem Jahrhundert in das Land eingefallensiud, die übrigen Stamme unterjocht und seithervon Raub und Krieg gelebt

haben. Tiedeutsche Herrschaft hat ihrem Treibe» ei» Endezu setzen

gesucht,sich indessen dadurch nur

deren Haß zugezogen, ihnen aber keine Furchteingeflößt, da sie es an der nötigen Energie

fehlen ließ. Wir haben f c h on bei einem frühernAulasse auf die Fehler der Regierung hinge»

wiesen, denen der jetzige Aufstand und seineGefährlichkeit besonders zuzuschreiben ist. Wen»die südwestafrikanische Kolonie künftig in Friedengedeihen will, muh die Stammesmacht derhereros

vollständig vernichtet werden. Nas istDie Lehre, die der Ausstand

gibt und darumllie harten

Maßregeln, die vorgeschlagen unddie wohl den Beifall aller Ansiedler habeuwerden.

Eidgenossenschaft.^v. Die Akkreditierung

unseres Ge-sandten in London, Dr. Carlin, alsdiplomatischen Vertreters im Haagdarf selbstverständlich nicht dahin

gedeutet wer-den, als strebe der Bundesrat allgemein eineVermehrung unserer

diplomatischen Vertretungen

an. Vor allem ist daraus nicht zu schließen, daßnun auch dem eisten Teil der Motion Odiervom Dezember 1902 betreffend die Errichtung

einer Gesandtschaft in Petersburg Folge gegeben

werde. Znr Zeit ist, aus naheliegenden Gründen,an die Schaffung eines solchen

diplomatischen

Postens gar nicht zil denke,,. Wir glauben aberauch, daß der Bundesrat eine schweizerische Ge-sandlschaft in Petersburg überhaupt nicht fürgeboten

erachtet. Immerhin darf diefeFrage

heute noch nicht als abgeklärtbetrachtet werden.

Für die Errichtung einer Gesandtschaft inHolland lagen

besondere Gründe uor, die jeder-

mann billigen dürfte. Sie sind seinerzeit vonHerrn Odier in überzeugender

Weise auseinander»geseht worden. Nach der Haager Konventionsind es bekanntlich die Gesandte» der Mächteam Haager Hof, denen die Oberaussicht übeldas internationale Schiedsgericht übertragen

ist.Nachdem der Bundesrat seinerseits die Förderung

des Abschlusses von Schiedsgerichtsverträgen insAuge gefaßt,

erschien es doppelt angezeigt, imdiplomatischen Konzert aiu niederländische» Hofeebenfalls vertreten zu fein.

Man hat die Wünschbarkeit einer diplomatischenVertretung der Schweiz im Haag

auch noch voneinem andern Gesichtspunkte aus betont. UnserVertreter, der auch in Brüssel nnd in Koftülhag:.!

zu akkreditiere» wäre, solle der Träger und Ver<;

mittler der Kleinstaatenpolitik werde». Gerade inder gegenwärtigen Zeit, wo die Tendenz derGroßstaaten sich

geltend mache, de» Kleinennamentlich ihre ökonomische Existenz zu erschweren,

lönne einem Zusammenschluß der letztern eine nichtzu unterschätzende

Bedeutuugzukommen. Ob nnv

inwieweit sich der Bundesrat bei der Akkreditierung

unseres Gesandten Carlin im Haaz auch vo»solchen

Erwägungenhat leiten laffen, entzieht sich

unsererBeurteilung. Größern Wert dürft« man

vom handelspolitischen Standpunkte aus einerdiplomatische» Vertretung in Brüssel

beilegen. Eswar, wenn wir uns nicht täuschen, Herr Bundes-rat Deucher, der bei Anlaß der Behandlung derMotion Odier die namhaften

,Handelsbeziehungen

zwischen der Schweiz und Belgien hervorhob undin der Beantwortung der Frage

nach der Er-richtung neuer diplomatische».- Vertretungen

Brüssel

Feuilleton.

l_

»l«Hd«« »»«»le».

Shaw» Torheit.Aus dem Amerikanisch»EngIischen von C. B.

Augustus Shaw halte endlich eingesehen, baß ihmkciu cmdcrcr Ausweg blieb, als da« Heim einem Agen»

tl» zu übergeben, der es zu verwalten verstand. Erselbst halte den Karren «rundlich verfahren. Trotzdemer die Vorsicht ««braucht halte, über sein« künftigenMieter vorerst Erkundigungen einzuziehen, hatte da«Hnnl doch uur zweifelhaftes Volt beherbergt, das wtntgoder gar nichts für die genossenen Vergünstigung«»

be»zahlte und obendrein das Haus in «inen schlechten Rufbrachte.

Er war eben mit dcr Lösung der brennenden Fragebeschäftigt, als der leidende Zustand feiner Frau, welch«auf Geheiß des Arztes den kommend«« Winter zur Her»stellung

ihrer Gesundheit in einem wärmer«« Klimaverbring«» sollt«, ihn zu raschem Handeln zwang. Dl«Shaws waren ni« zuvor auf dem Kontinent g«wesen

und so rlet man ihnen Südfrankreich als einen geeig»

ueten Winteraufenthalt an.Herr Shaw sah sich also nach einem sachkundigen

Verwalter für das Mariahelm um und fand denselbenin nächst« Nähe in der Person de« Herrn Smartz,eines geriebenen,

doch ziemlichgutmütigen Deutschen,

der, b» er selbst der Klasse angehörte, mit der « zuverkehren hatte, wissen würde, wie man mit diesenLeuten am besten

»»»ging. Der Mann hatte übrigen«Herrn Shaw schon mehr als Agent gedient. So hatteer ihm Mieter besorgt für die durch Morrisons gewalt»

samtll Auszug freigewordene Wohnung. Herr Shawm i es Swarh an, die Mieter mit jeder möglich«» Rück-

sicht und Freundlichkeit zu behandeln, aber keine., weiterzu behalten, der mit dem Zins vo» zwei Monaten imNNcks!a»de sei. Nur ,nlt Frau Warb machte er eine

Ausnahme. H«r Swarh versprach, sich g«»au a» dieempfangenen Instruktion«!» halt«» zu wolle» u»d ver-sicherte Herrn Shaw, daß er bei feiner Rückkehr keinesaumseligen Zahler mehr im Marlahtlm vorfinden solle-

»Die Zins ist «illig und liese Leuter soll«« auf derNaupen pezahleu. Das sollen sie", erklärte Swartz, derauf einmal in c!n krauses, fremdländisches Idiom ver-falle» war.

richtig, Sluartz, sie solle» auf dc» Nappe»bezahlen; aber ich fürchte, sie werden es »lcht immerimstande sein und baun feien Sie nicht zu

streng

mit den Leuten! Gewähren Sie ihnen eine kleine Fristzur Bezahlung der Miete. Leben Sie wohl, Swarh."

»Gott im Himmel", verwunderte sich Smarh, indem«r herrn Shaw nachsah, wie er die Straß« hinunter»ging für «in Männl WooS für «i» Haus»tlgenbümerl"

Als H«rr Shaw an einem bieler,«» Dezembermorgenin den Wagen stieg, der ihn mit Frau und Locht«nach der Dampfboolstatio» bringe» sollte, tat er einentiefen Seufzer der Erleichterung. Wie er mit den Seine»deuMillter auf dem Konlincnt zubrachte, darNler schweigt

die Geschichte.Zu Anfang de» nächsten Frühjahr«

sah man dieShaws mieder in Nem»Vo»k. Sie kamen «Ines Morgen?

in der Fünfzehner Weststraße an nnb sobald das Gabel»frühstück vorüber war, macht« sich Herr Shaw auf nachdem Marlahtim, dessen Schicksal ihn

neuerdings mit

Sorben erfüllte. Voi, bei» ?l»ac»bl!ck a», da SaulyHool*) am Horizont entschwand, bis z» dem Moment,wo es i» nebelhafter Ferne wieder nuitancbtc, hatte ersich »»»»in mehr um das Mietshaus gekümmert. No»seinem Abeille» liese» zwar im Anfang regelmäßige,wem, auch nicht immer vlrstäxdlicht Verlchr« ein; dennSmarh besah eine» höchst merkwürdine» englischen

Prosastil. Herr Shaw hatte indessen die Nricfe desAaenltn kaum angesehen. Nu» aber criunerte er sich,

dah Swarh seit zwei Monaten kc!» Lebl»sz<;iche» uo»sich

gtgebc» nnb dieser Umstand verursacht« >;!>;», ei» ge-

wisses Unbehagen.

Als Herr Shaw sich nach solangem wieder dem

Mariahtim aegeuübcr fand, blieb cr wie angewurzelt

steht». Das Haus war bis zur UnkouUlichkeit »«rändertund siand alle»» Anschein nach leer, lieber dem erstenStockwell waren nirgends inthr Fensterläden zu sehen;

die Türe der im Erdgeschoß befindlichen Kolonialwaren»handlung war zngtnagelt worben und Theateranzeigt»

bedeckten den freien Raum des unten» Teils des V-ick«fteingebänbe». 33as war hier

geschehen? Was war ausSwarh geworden? Wo waren all« die Mieter hinge»

kommen?In dergleichen Stadtvierteln ist die Apotheke an der

Straßenecke d«r richtig» Sammelpunkt für Auskunfts»bedürftige. Eine solche halle es in dcr nächste» Häuser»reihe. Dorthin eilte Herr Shaw »ud fand einen mit»tellsameu

Lpatbetcrgehülft» eben damit beschönigt, «IneMengt aromatisch« Pillen zu überziehen, wdcm er siein ei»««» auf eli»m Glasdeckel ausgeleerten Pulver

*1Sa»ty Hook -- Landzunge in New Jersey;

äußnster südlicher Pnukt in der Ncw'Volter Ba».

rollte. Wußte «r etwas uou den» le«rfteh«nd<;>;l

Mietshaus i» dcr Straße dort u»tc» ? Jawohl, er

wußte alles, was es da überhaupt zu wisse»»gab. Vor

einer Woche hatte die Polizei di« ganze uelt«, lar»mende Wirtschaft fei« säuberlich herausgelegt. DieSchlüssel war«,» bei der nächsten Pollztistation depo»

nitlt. Die Gebäulichkeit g«hörle einem Mann, namensShaw, «in«»» uäirischtn Philanthropen. Er, dir Spre»chtr, hatte ih» selbst nie gesehen. Gegenwärtig,

so hießes, weile «r irgendwo auf dem Kontintnt. Ein Hol»lauder, namens Swarh, hatte die Verwaltung de« An«wesens übernommen. Der halte die alte» Mieter »er»jagt, wtil sie die Miel« nicht bezahlt«», und an ihrerStell« war «ine wüste, wilde Sippe cwLezogen. Daga'u'g nun jedl Nacht Saufgelage «nd Keilereien, so

dnh die dort stationierte Polizeiwache ihre liebe Nothalte mit bei» Volke. Swaih ergab sich dem Trunkeund war ball» nicht besser als seine

Zechkumpane. E«war ja freilich kline Straße, für die ,na« sich in denFlstpuh wirst ; aber die Nachbarschaft hatte das Ge»grLhl« gleichwohl satt nnd wurde dein» Gericht vor»stellig. Darauf wurde das Tingel-Tann«!

beschlösse».Zwei Tag« bevor die Behörde» di« Schließ»»», des

Hanse«verfügt««, war Swarh ««»duftet, uud von da

an war di« Baracke sich selbst überlasst» gew«s«». Wasaus Swartz geworden wnr, vermochte er nichtz»s»g<;»;

er vertraut sein Kolonialwarenlager und lieh nicht«zurilll, als einen Sack Kartoffeln m»b «ine» Kanarier,»vogel. Man sagte, «r sei n«b Deutschland gegangen.

Die Polizll wartete nun di« Rückkehr teK Eigentümersnl», um der Sacht ein Vub« zu »nachen. Die Geschichtehalt« sie nicht sonderlich

beschäftigt; sie, di« Polizei,holte vielmehr ihren Spaß damit gehabt; «b« »Shaws

Neue Zürcher Zeitung vom 19.08.1904