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DA GEHT NOCH WAS VERDORBENER TRAUMSAND DAS UNABHÄNGIGE MAGAZIN ZUM 21. FILMKUNSTFEST MV WWW.FILMAB.JMMV.DE #5 HANDYFILM WETTBEWERB S4 HALBSTARK SANDMÄNNCHEN S10

filmab! 2011 Ausgabe #5

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Die unabhängige Begleitzeitschrift zum filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin

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Page 1: filmab! 2011 Ausgabe #5

DA GEHT NOCHWAS

VERDORBENER TRAUMSAND

DAS UNABHÄNGIGE MAGAZIN ZUM 21. FILMKUNSTFEST MVWWW.FILMAB.JMMV.DE

#5

HANDYFILMWETTBEWERB

S4

HALBSTARKSANDMÄNNCHEN

S10

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FILMAB! INHALT, IMPRESSUM

INHALT

EDITORIAL CHEFREDAKTION

ORGANISATION

LAYOUT

BILDREDAKTION

REDAKTION

KONTAKT

DRUCKEREI

BESONDEREN DANK AN

DA GEHT NOCH WAS

IN DIE JAHRE GEKOMMEN

IN EWIGKEIT MINUS ZWEI TAGE

SÜSS UND SAUER

BECAUSE I‘M SICK OF LIFE

BESNNLICHES HERZ(LICHES)

SCHWARZ + WEISS = ZEBRA

DAS ENDE VOM EISMEER

DAS GOLDENE KÄLBCHEN

SEITE3

SEITE4

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SEITE6

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SEITE14

SEITE15

Filmkunstfest Handyfilmwettbewerb

Tino Höfert (V.i.S.d.P.)

Marco Herzog, Maria Buchholz

Martin Knorr

Maria Buchholz

Lan Behrendt, Alexander Ivanov, Kat-ja Lautenschläger, Kevin Sell, Helene Timm, Sophie Wenkel

Pfaffenstraße 4, 19055 [email protected]://www.filmab.jmmv.de/(0162) 7673620 oder (0176) 64909454

Druckerei ConellBremsweg 18, 19057 Schwerin

Friedrich-Ebert-Stiftung MV, Presse-Club MV, Jugendgästeetage Schwerin, Erik, Michaela Skott

Filmkunstfest Lesung mit Knut Elstermann

Von MV nach Hollywood Hans Zimmer

Cinema of the world En familie

Israel Asurot – Eingeschlossen

Kurzfilm Fredi & Frau Landgraf

Spielfilm Schlafkrankheit

Cinema of the World Mein Sommer mit Sergej

filmab! Das goldene Kälbchen

IMPRESSUM

VERDORBENER TRAUMSAND

LIEBE GETEILT DURCH DREI

SEITE10

SEITE11

Halbstark Das Sandmännchen

Gedreht in MV Drei

„ÄHM, ALSO DAMIT MEINE ICH…“SEITE9 Kunst im Dialog Podiumsdiskusion

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Wäh-rend es am

heutigen Samstag rich-tig spannend wird und das film-

kunstfest 2011 seinen Höhepunkt erreicht, stehen bei uns schon alle Zeichen auf Abschied. Tag

und Nacht haben unsere Kinder der Sonne wie im Rausch gear-beitet, das System verstanden, holten die verlorene Zeit ein, waren voll unter Kontrolle, aber eben auch ein Tick anders. Wir waren eine Familie. Nun

verlassen die Arbeiter die Fabrik.Nach neun tollen Tagen zwischen Jugendgästeetage und Capitol verabschiedet sich die diesjährige filmab!-Redaktion mit dieser

finalen Ausgabe. So viel sei gesagt: Wir hatten sehr viel Spaß beim Zeitungsmachen und freuen uns besonders über das viele positive Feedback. Danke an alle fleißigen Leserinnen

und Leser, danke an alle Helfer und Unterstützer – und vor allem: Danke an die Menschen, die diese vielen

interessanten Filme möglich gemacht haben.

EDITORIAL FILMAB!

EDITORIAL

IMPRESSUM

Auf ein Wiedersehen, wenn es wieder heißt: filmab!

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FILMKUNSTFEST HANDYFILMWETTBEWERB

DAGEHT NOCH WAS

Wieder ein neuer Versuch, die Jugend an die Filmkunst heranzuführen: der Handyfilmwettbewerb MV ging in die dritte Runde – und misslang.

von MARIA BUCHHOLZ

Von: JMMVAn: Jugendliche aus MV zwi-schen 14 und 27 JahrenDatum: 07.05.2011, 11.11 UhrBetreff: Kurz und schmerzlos

Wir drehen Kurzfilme. Char-mante, schaurige, mitreißende und grandiose. Vom 23. bis 26. Juni 2011 in Wismar. Von der Idee über den Dreh bis zum fi-nalen Schnitt – es wird alles ge-boten.

Meld dich an und sei dabei:www.jmmv.de/kurzfilm

Schirmherr und Kultusminister Henry Tesch höchstpersönlich rief in einem kurzen Clip dazu auf, „Eine kurze Geschichte der Energie“ mit dem Mobiltelefon festzuhalten. Am Gewinner des letzten Jahres, Daniel Zimmermann, könne man sehen, wie es laufen soll. Der Wett-bewerb bietet die Chance, einen Fuß in die Tür des professionellen Films zu bekommen. Gute Idee, nur leider ging das Konzept auch im dritten Anlauf nicht auf: Geradezu traurig sieht die spärliche Aus-wahl der vier Handyfilme aus, die insgesamt zum Wettbewerb einge-reicht wurden. Woran hapert’s also?Das Projekt birgt noch viel Ausbaupotential, denn die Idee ist nach wie vor lobenswert. Es ist gut zu sehen, dass die Kritik an den letzten beiden Wettbewerbsrunden durchaus ernst genommen wurde. So hatte das diesjährige Thema mehr geistige Tiefe als noch 2010 mit

„it‘s handy, it‘s party“.

Nur warum hat es trotzdem nicht geklappt mit der Förderung der „Filmemacher von Morgen“? Dem Wettbewerb fehlt es an Bekanntheit bei denjenigen, die man errei-chen möchte: Junge Menschen, die fast alle ein Handy in der Tasche haben. Vielleicht wäre es ein guter Anfang, statt der Online-plattform MV-Spion einen seriöseren Part-ner mit ins Boot zu holen. In Kombinati-on mit einem kleinen Workshop, der das wichtigste Know-How zum Handyfilmen vermittelt, geht dann auch das Konzept der Medienkompetenz erst auf. Und der Funke zündet.

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LESUNG MIT KNUT ELSTERMANN FILMKUNSTFEST

„Waren Sie nicht… der kleine Alfons Zitterbacke?“

IN DIE JAHRE GEKOMMEN

von KATJA LAUTENSCHLÄGER

Am Freitagabend bot das Schleswig-Holstein-Haus seinen Gästen die Möglichkeit, ein wenig in ihren Kindheitserinnerungen zu schwelgen. Kein Geringerer als Knut Elster-mann – der gute Geist des filmkunstfestes

– las aus seinem Buch „Früher war ich Film-kind. Die DEFA und ihre jüngsten Darsteller“ vor. In diesem portraitiert Elstermann die Geschichten von 14 Frauen und Männern, die einst die Hauptrolle in einem DDR-Kin-derfilm inne hatten. Was hat diese Kinder ausgezeichnet? Wie verliefen die Dreharbei-ten? Und – das ist eigentlich die spannendste Frage – was machen die Darsteller von damals heute? Die goldene (wenn auch ungeschriebe-ne) Regel der DEFA besagte, dass keines der jungen Talente nach einem Kinoerfolg eine weitere Hauptrolle spielen sollte. Unschuldige Kinderschicksale würden so nicht zu welt-fremden Jungstars verkommen. Einige der Nachwuchsschauspieler wie Charles Brauer haben es trotzdem längst zu großen Filmstars gebracht, während andere das Leben im Blitz-lichtgewitter nicht weiter verfolgten.

Elstermann sprach für sein Buch mit den (mittlerweile nicht mehr ganz so kleinen) Schauspielern von früher, den Regisseuren und den Betreuern, die die Kinder am Set damals begleiteten, und arbeitete gemeinsam mit ihnen ihre Geschichte auf. Herausgekommen ist nicht nur ein Streifzug durch 40 Jahre DEFA-Produktionen, sondern auch eine von sehr persönlichen Eindrücken gezeichnete Darstellung über Klassiker der DDR-Filmgeschichte wie „Der kleine Muck“, „Irgendwo in Berlin“ oder „Die dicke Tilla“. Ach, weißt du noch, früher…

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VON MV NACH HOLLYWOOD HANS ZIMMER – DER SOUND FÜR HOLLYWOOD

„Es ist, als ob man versucht, eine Meu-te Katzen zu bändigen. Wir sind alle komische Individualisten.“

IN EWIGKEIT MINUSZWEI TAGE

von LAN BEHRENDT

Schließen Sie einmal die Augen. Erinnern Sie sich an das fesselnde Gefühl im Kinosaal, in dem Sie auf die „Black Pearl“ entführt wurden. Riechen Sie das Salz in der Nase und lauschen Sie der Freiheit. Und jetzt neh-men Sie die Szenen mit allen Sinnen auf. Was wäre dieses Gefühl ohne die markerschüt-ternden Meisterwerke von Hans Zimmer? Die surreale Traumwelt aus „Inception“ exis-tiere nicht und niemandem wäre „Der letzte Samurai“ großartig aufgefallen. Auch Jack Sparrow wäre nur als unrasierter Streuner in den Gedächtnissen verblasst.Die Sprache der Musik verbindet Nationen ohne Worte. Hans Zimmer beherrscht die-se Sprache wie kein anderer. Er hat uns sein Herz geöffnet – und an Sie verschenkt. Es liegt an Ihnen, dieses Geschenk anzuneh-men.

„Hans Zimmer – der Sound für Hollywood“ erzählt die Lebensgeschichte eines Visionärs. Der gebürtige Deutsche lebt in seinem Mu-sikstudio in Hollywood – eine Höhle, in der er wie im Rausche seine experimentellen Stü-cke kreiert. Und es gibt keine Regeln. Wie ein Verrückter kann er an einer Note sein ganzes Leben herumbasteln, doch „die Un-vollkommenheit ist etwas Gutes“.Der Durchbruch gelang ihm durch seine neugierige Art, die Welt zu betrachten. Sei-ne Interpretationen von Filmen treffen im-mer den richtigen Nerv. Ehrlich, echt und bescheiden – Zimmer hat es begriffen, sich treiben ohne sich hängen zu lassen.Eine faszinierende Dokumentation, die eine große Persönlichkeit der Gegenwartsmusik von Freiheit, Aufbruch und Experimenten erzählen lässt. Mit der musikalischen Unter-malung seiner Stücke ist für Gänsehautfee-ling gesorgt.

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SÜSSUNDSAUER

EN FAMILIE CINEMA OF THE WORLD

„Das Leben ist sauer und süß. Die Milchsäu-re und die Hefebakterien liefern sich einen ständigen Kampf.“ Ähnlich gestaltet sich auch der Film „En Familie“ von Pernille Fi-scher Christensen.

Ditte (Lena Maria Christensen) ist erfolg-reiche Galeristin und Tochter von Rikard (Jesper Christensen), Leiter der geschichts-trächtigen Familien-Bäckerei: „Urgroßvater kam zu Fuß aus Deutschland. Nur mit ei-nem Sack Getreide und sonst nichts.“ Als sie ein Angebot für einen Job in New York be-kommt, lässt sie das Kind von ihrem Künst-ler-Freund Peter abtreiben. Beide beschlie-ßen, in der amerikanischen Metropole ein neues Leben anzufangen. Doch als Dittes Vater schwer erkrankt, muss sie ihre Pläne neu überdenken. Denn Rikard möchte den Traditionsbetrieb seiner Tochter übergeben. Ditte muss sich entscheiden: Kopenhagen oder New York, Familientradition oder Selbstverwirklichung.

„En Familie“ ist ein Film, der negative und positive Seiten im Innenleben der Bäcker-familie Rheinwald beleuchten mag. Ohne aufgesetzte Dramatik und geschwollene Lebensweisheiten liefert Pernille Fischer Christensen ein sehenswertes Drama. Trotz des ständigen Wechsels zwischen Liebessze-nen und Bilder des leidenden Vaters besticht der Film durch Authentizität und Ehrlich-keit: Der Zuschauer fühlt förmlich Dittes Zerrissenheit. Ein ruhiges Familienportrait, sowohl in den Kameraeinstellungen als auch in seiner schauspielerischen Darstel-lung.

Übrigens: Die Namensgleichheit aller Christensens ist zufällig.

Eine dänische Galeristin zwischen Selbstverwirklichung und Familientra-dition.

von SOPHIE WENKEL

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ISRAEL ASUROT

Auf der einen Seite Ramadan, zur anderen Sabbatprozession. Dazwi-schen: Absurdität auf engstem Raum. Der ganz „normale“ Wahnsinn des Alltags.

BECAUSEI’M SICKOF LIFE

von ALEXANDER IVANOV

Sie wohnen in diesem Haus inmitten der engen Straßen von Hebron. Die Stadt ist geteilt. Zur einen Seite Palästina, zu der anderen Israel. Im Treppenflur postieren israelische Soldaten. Auf dem Dach stauen sich Sandsäcke, leere Muni-tionshülsen und gezogene Granatensplints. Vor der Eingangstür ein Wachposten. Roadblocks blockieren die Straße.

Seit 1997 koexistieren die drei palästinensi-schen Witwen mit insgesamt elf Kindern zwi-schen den Fronten von Hebron. Die provisori-sche Grenzmauer verläuft direkt durch deren Haus. Vollgerüstete Soldaten drängen sich an-dauernd in der Enge des Treppenflurs zwischen den spielenden Kindern. Auf dem Dach ist ein israelischer Beobachtungsposten eingerichtet.

„Can they solve the Palestinian problem on my roof?” – die beiden israelischen Filme-

macherinnen Anat Even und Ada Ushpitz begleiten die drei Frauen in „Asurot - Einge-schlossen“ bis zum Ausbruch der Ersten Inti-fada. Die Frauen müssen in ein Flüchtlingsla-ger ausweichen.

Die Bilder sind mit großem Einfühlungsver-mögen eingefangen worden. Sie zeigen viele Kontraste des Alltags. Der ungeheure Druck wird automatisch dokumentiert. Der Fokus jedoch liegt auf den Umgang der Frauen mit der Besatzung. Ängste, Erwartungen, Hass und Resignation werden in vertrauten Dialo-gen dargeboten. Leider keine Synchronisation auf Deutsch.

„I feel the death is nearing, because I’m sick of life.” Wo normalerweise ein Psychologe oder Sozialarbeiter zu Rate gerufen werden sollte, versucht man den Konflikt mit Waffengewalt zu lösen.

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PODIUMSDISKUSSION KUNST IM DIALOG

„Beide Seiten sind zu viel Macho“ – Eine Podiumsdiskussion über die Rolle der Medien im Israel-Palästina-Konflikt.

„ÄHM,ALSO DAMIT MEINE ICH…“

von ALEXANDER IVANOV

Es ist dunkel im Kinosaal. Der Abspann von „Aserot – Eingeschlossen“ läuft noch, während jemand die Saaltür aufreißt. Schim-mernde Gestalten sorgen für Unruhe vor der Leinwand. Aus Höflichkeit trauen sich nicht so viele gleich raus. Und bleiben auf ihren Plätzen sitzen.Das Bildungswerk Schwerin der Konrad-Adenauer-Stiftung hat zur Podiumsdis-kussion „Die Rolle von Film und Medien im Israel-Palästina-Konflikt“ eingeladen. Schleifend formuliert die Moderatorin Yase-min Ergin ihre erste Frage an die Regisseurin Anat Even. Lange Pause. „I’m not surely un-derstood your question…” Sehr lange Pause. Ungefähr so ging es auch weiter. Anfangs gab es wohl Probleme mit der Dolmetscherin. Elda Beck, Korrespondent einer israelischen Zeitung, spielte des Öfteren die Vermittler-rolle.

Jedes Mal, wenn die Moderatorin zu Wort kam, konnte leider keiner mehr mitkommen.

„Das ist fast eine Frage für eine Dissertati-on.“, meinte dazu Islamwissenschaftlerin Irit Neidhard. Mit vielen „Ähm, also damit meine ich…“ und „Was mich eigentlich in-teressiert…“ versuchte Ergin, ihre „Fragen“ nochmals vergebens zu präzisieren. „Sie redet einfach zu viel.“, so ein Mann neben mir. Die Gäste saßen vor einem persönlichen Gewis-senskonflikt. Der Saal wurde immer leerer.Mit vielem Hin und Her umkreisten wir etliche Themen, die nichts mehr mit Israel zu tun hatten. Keine klaren Fragen, keine klaren Antworten. Man merkt schon, dass der Nahe Osten einfach zu komplex für eine 2-Stunden-Diskussion ist. „Beide Seiten sind zu viel Macho! Und das führt eben zum Krieg.“, so das Kurzversion-Fazit des Abends von Elda Beck.

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HALBSTARK DAS SANDMÄNNCHEN – ABENTEUER IM TRAUMLAND

Der böse Räuber Habumar, synchronisiert von DDR-Schauspieler Ilja Richter, hat dem Sandmann den ehrwürdigen Sand gestohlen und wünscht allen Menschen schlechte Träume. Nun braucht der Traumwächter mit dem Kinnbart schnell Hilfe und schickt sein etwas tollpatschiges Schlafschaf Nepomuk (gesprochen von Marc Wehe) auf die Suche nach einem tapferen Kapitän. Nepomuk findet

„Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glau-ben.“ (Eleanor Roosevelt)

von KEVIN SELL

VERDORBENER TRAUMSAND

den kleinen Jungen Miko (Bruno Renne) im Kapitänskostüm, der laut in die finstere Nacht ruft: „Ich habe keine Angst, du blödes Meer, solange ich Kapitän Scheerbart heiße!“ Nepomuk, Miko und der Sandmann gehen auf eine atemberaubende Reise ins Traum-land, um den Schlafsand zu retten. Ob sie es am Ende schaffen?

Die beliebte DDR-Fernsehfigur „Das Sand-männchen“ streut noch heute pünktlich um kurz vor 18 Uhr seinen Traumsand in müde Kinderaugen. Die moderne Kinofassung „Das Sandmännchen – Abenteuer im Traum-land“ wurde wie auch die Fernsehclips mit der bewährten Stop-Motion-Technik pro-duziert. Gleich drei Regisseure waren an der Produktion beteiligt: TV-Kameramann Hel-mut Fischer, der dänische Trickfilmspezialist Jesper MØller sowie Sinem Sakaoglu. Einfa-ches Papier mit der klassischen „Sandmann, lieber Sandmann“-Melodie wird in den Händen der Filmkünstler zu einem wahr-haft majestätischem Vorspann. Das Rezept des Kinderfilms ist sichtbar einfach: Simple Geschichte, ein klarer Handlungsstrang und wunderschöne Hintergrundsdesigns.

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DREI GEDREHT IN MV

Tom Tykwer erzählt die Geschichte einer verwirrenden Großstadtroman-ze mit (drei) Ecken und Kanten.

LIEBEGETEILT DURCH DREI

von HELENE TIMM

Zerstreutheit und Frust zeigen sich, wenn man Hanna (Sophie Rois) und Simon (Sebas-tian Schipper) auf der Leinwand sieht. Wie sie miteinander leben und doch nicht. Wie sie Dinge in ihrem Alltag sehen, die nicht existieren und doch so real scheinen. Eine Telefonleitung als gemeinsamer Lebenslauf: Auf, ab, weit auseinander, dicht zusammen. Und das seit 20 Jahren.

Hanna ist Fernsehmoderatorin und trifft bei einem Ethikkongress auf Adam (Devid Striesow). Der Gentechniker ist debattier-freudig und äußerst sympathisch. Sie tau-schen sich aus und beginnen eine Affäre. Hanna ist das fremd, aber sie kann sich nicht entziehen. Kurz danach trifft Simon Adam zufällig im Schwimmbad. Er interessiert sich nicht für Männer – jedenfalls nicht auf diese Art, eigentlich.

Tom Tykwer präsentiert nach erfolgreichen Filmen wie „Das Parfum“ einen ganz eige-nen Film über eine Dreiecksbeziehung. Die Geschichte spielt in Berlin - dort, wo es doch eigentlich mehr Menschen geben müsste, mit denen man eine Affäre haben kann, als sich

genau den auszusuchen, in den sich schon der eigene Partner ver-guckt hat.

Tykwer gelingt mit „Drei“ ein Verwirrspiel. Die Figuren sind auf den ersten Blick ein wenig vom Leben verbraucht, unauffällig, ei-gen und eher unzufrieden. Als sie jedoch die wahre Erfüllung ihrer Sehnsüchte finden, stellt sich Zufriedenheit ein. Auch im Umgang miteinander. Sie sehen ihr eigenes Drama als Schwarzweiß-Filme im Kopf. Keinem ist bewusst, dass der andere ein ähnliches Problem mit sich herumträgt. Man hätte es ja auch dreiteilen können.

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KURZFILM FREDI & FRAU LANDGRAF

„Keinen ließ der Clown, der Clown, in sein Herz hineinschau‘n.“, sang einst Heinz Rühmann. Doch Fredi zeigt uns auch die andere Seite des Lebens.

BESINNLICHES HERZ(LICHES)

„Ein schönes Gleichnis über einen Grab-stein: Da stehen zwei Daten dran. Das Ge-burtsjahr. Das Todesjahr. Dazwischen ein kleiner Strich. Und der kleine Strich ist das ganze Leben; mit all den Ängsten, mit der Hoffnung. Menschen, die man getroffen hat, die Erfahrung, die man hatte. Alles ist dieser kleine Strich.“ Was nach fatalistischer Lebensphilosophie klingt, ist der poetisch-philosophische Auftakt des Kurzfilms „Fredi und Frau Landgraf “ von Anne Münch.

Hinter Fredis roter Mediclownnase versteckt sich Ingolf Löhne. Im wahren Leben ein praktischer Ingenieur, der gelernt hat, das Leben anders zu sehen. Früher war er ein selbständiger Bauunternehmer. Doch trotz allen Gehetzes konnte er die Firma nicht mehr halten. Seine Ehe auch nicht. Tiefer Blick in die Flasche, Verbitterung, quälende Gefühle. „Und da hab ich mich gefragt: War-um sollte ich denn nicht einfach so leben, wie es kommt, das Leben?“ Einfach keine Angst davor haben zu scheitern, seine Schwächen lieben lernen und Freude bringen können.

„Fredi und Frau Landgraf “ ist nicht nur eine großartige Kurzdoku einer beflügelnden Lebenswandlung. Sondern ein Zeichen für uns alle. Das Szenario beschreibt nämlich den wahren Ingolf Löhne. Die Umsetzung ist angelehnt am Format der Scripted Reality. Durch ein besonderes Gefühl für Prägnanz wird dem Zuschauer nichts vorenthalten. Der Wechsel zwischen hintergründigen Kommentaren und musikalischer Implika-tion ist gefühlvoll und berührend. Wer nach Besinnung und Einsicht strebt, ist hier an der richtigen Stelle.

von ALEXANDER IVANOV

Page 13: filmab! 2011 Ausgabe #5

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SCHLAFKRANKHEIT SPIELFILM

Unendliche Weite der Savanne, rosa Sonnenuntergänge. So stellen wir uns Afrika gerne vor. Doch „Schlafkrank-heit“ zeigt ein ganz anderes Bild.

SCHWARZ + WEISS =ZEBRA

von LAN BEHRENDT

Wohin gehen die Hilfsgelder für Entwick-lungshilfe in Afrika? Wer profitiert davon? Und wie kommt es, dass traditionelle Kleider

„Made in China“ sind? Korruption, Gier und der kulturelle Verlust ursprünglicher Tradi-tionen stehen im Vordergrund von „Schlaf-krankheit“, dem dritten Spielfilm von Ulrich Köhler.

Nach 20 Jahren Entwicklungshilfe in Kame-run beschließt Ebbo Velten (Pierre Bokma) auf Wunsch seiner Frau Vera, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Vera und Tochter Helen fliegen voraus. Doch Deutsch-land ist längst nicht mehr Ebbos wahre Hei-mat… Zeitsprung, drei Jahre später: Alex Nzila (Jean-Christophe Follay), ein junger schwarzer Mitarbeiter der WHO, ist damit beauftragt, Velters Arbeit als Entwicklungs-helfer zu überprüfen. Vor Ort trifft er auf schockierend heruntergekommene Zustände in einem übergroßen Hühnerstall, der mit nur einem Patienten „Krankenhaus“ genannt wird.Hoffnungslosigkeit thematisiert die Ähnlich-keit der zwei Figuren Alex und Ebbo: Nzila fühlt sich trotz seiner familiären Wurzeln in Afrika nicht heimisch, während Velten im Ge-genzug krampfhaft versucht sich anzupassen.

Die wenig beleuchteten Tatsachen werden mit dem Spiel von Licht und Schatten ver-deutlicht, ein Großteil ist in halbdunkler Taschenlampenatmosphäre gedreht. Der oft oberflächlich angerissene Gefühlszustand der Protagonisten unterstreicht diese Emp-findung. Doch hinterlassen die widersprüch-lichen Bilder bleibenden Eindruck auf die Zerrissenheit eines ganzen Kontinentes.

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CINEMA OF THE WORLD MEIN SOMMER MIT SERGEJ

DAS ENDEVOMEISMEER

Eine Insel mitten im arktischen Ozean. Einöde, so weit das Auge reicht - und ein Sommer ohne Dunkelheit. Der junge Student Pawel (Grigory Dobrygin) hat sich einen außergewöhnlichen Ort für ein Praktikum ausgesucht: Er assistiert dem erfahrenen Meteorologen Sergej Gulybin (Sergei Puskepalis) bei dessen Forschungen auf Höhe des nördlichen Polarkreises. Bald schon muss Pawel feststellen, dass seine Arbeit dort so eintönig ist wie die karge Landschaft, die ihn

Pawel hat nicht viele Optionen: Ent-weder wird er von einem Eisbären gefressen oder von seinem Kollegen erschossen.

von KATJA LAUTENSCHLÄGER

umgibt. Ein Funkgerät stellt für die beiden Männer den einzigen Kontakt zur Außen-welt dar. Eines Morgens erfährt Pawel, dass Sergejs Familie tödlich verunglückt ist. Weil der Student sich vor der unheimlichen, auf-brausenden Art seines Vorgesetzten fürchtet, versucht Pawel, die furchtbare Nachricht ge-heim zu halten. Er ahnt nicht, dass er damit alles noch viel schlimmer macht.Der Titel „Mein Sommer mit Sergej“ ist irre-führend: Bei dem 2010 erschienenen Film von Regisseur Alexei Popogrebsky handelt es sich keineswegs um eine Road-Trip-artige Urlaubsgeschichte vor traumhafter Kulisse. Der Psychothriller ist auf verstörende Weise packend, auch wenn in seinen 124 Minu-ten die Handlung extrem in den Hinter-grund rückt. Paradox wird es, wenn Pawels innere Anspannung zwischen der beinah klaustrophobischen Panik in den Stations-räumen und der Verlorenheit in einer schier endlosen Wildnis hin- und herpendelt. In beeindruckenden Naturaufnahmen vom Ende der Welt konstruiert Popogrebsky ein teilweise anstrengendes Kammerspiel über das Verhältnis zweier Menschen, die weder die Einsamkeit noch ihr Gegenüber ertragen können.

Page 15: filmab! 2011 Ausgabe #5

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DAS GOLDENE KÄLBCHEN FILMAB!

DASGOLDENEKÄLBCHEN

von SOPHIE WENKEL

Die filmab!-Redaktion verleiht ihren ersten Preis. Es ist: Ein Kälbchen. Im goldenen Glanz strahlt es seinem Ge-winner entgegen.

Nachdem Mose die Israeliten dazu angeleitet hatte, Ägypten zu verlassen, zog er sich auf ei-nen Berg zurück, um mit Gott in Kontakt zu treten. Das Volk jedoch konnte nicht warten. Und so schmolzen sie die goldenen Ohrringe der Frauen zu einer neuen Götzenfigur – ei-nem Kälbchen.

Ja, ein Kälbchen. Sozusagen ein Baby-Ochse. Und genau wie die Israeliten können auch wir, die filmab!-Redaktion, nicht auf die Ver-leihung des Goldenen Ochsen warten. So ha-ben wir uns kurz vor dem Redaktionsschluss dieser letzten Ausgabe zusammengefunden, um den für uns besten Film des gesamten Festivals auszuwählen. Ein wahrhafter Kriti-kerpreis. Der Sieger wird mit dem Goldenen Kälbchen gekürt, außerdem soll er ewigen Ruhm erlangen. Wer letztendlich der glück-liche Gewinner ist, wird am Sonntag auf unserem Blog www.filmab.jmmv.de verraten.

In diesem Sinne: Ein Glückwunsch im Voraus und auf ein Wiederse-hen auf dem filmkunstfest 2012!

Page 16: filmab! 2011 Ausgabe #5

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FILMKUNSTFEST PRORAMM

PROGRAMMAM SAMSTAG

VATERLANDSVERRÄTERCAPITOL 2KINDER DER SONNECAPITOL 39 LEBENCAPITOL 4DER STIFT UND SEIN SHERIFFCAPITOL 5EIN TICK ANDERS

PREISVERLEIHUNGCAPITOL 1MECHUGGE PARTY IMPULS

PRÄMIERENFEIER TRICKFILMECAPITOL 3WINTERTOCHTERCAPITOL 1

BRASCHCAPITOL 4FANNY, ANNY, DANNYCAPITOL 2KAMPF DER KÖNIGINNENCAPITOL 5WÜSTLANDCAPITOL 5MEIN PRINZ. MEIN KÖNIG.DAS SANDMÄNNCHENCAPITOL 1R.I.PCAPITOL 2LEICHTMATROSENCAPITOL 3IM ALTER VON ELLENRAUSCHCAPITOL 4DIE VERLORENE ZEITPREISTRÄGER DOKFILMCAPITOL 1YOLKI PALKICAPITOL 2NOISE & RESISTANCECAPITOL 3

WALTZ WITH BASHIR

CAPITOL 4

WADANS WELTCAPITOL 5

PREISTRÄGER KURZ-/SPIELFILM

CAPITOL 1

EN FAMILIECAPITOL 3AVANTI POPOLOCAPITOL 4WHISKY MIT WODKA

CAPITOL 5

DDR AHOI – HELDEN DER SEE!

CAPITOL 2

IM HIMMEL, UNTER DER ERDE

SHH

KURZFILMROLLECAPITOL 2DAS LETZTE SCHWEIGEN

CAPITOL 3

ÜBERRASCHUNGS-FILM

CAPITOL 4

DREICAPITOL 1UNTER KONTROLLECAPITOL 5

-BRUNCHKOMPLEX

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& SONNTAG