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*Inhalt ................................................................................................................................................................................ ................................................................................................................................................................................ 02 Tag der Ein- und Ausblicke 03 Editorial Thema: Projekt Zukunft 04 Zukunftskongress: So wollen wir morgen leben 05 Neue Ordnung für den Arbeitsmarkt 06 Gerechte Steuern und Finanzen 07 Der Kreativpakt gibt Antworten 08 Integration und Teilhabe 09 Gleichstellung heißt Rollen verändern 09 Gute Ganztagsschulen schaffen 10 Miteinander der Generationen 10 Neuer Konsens für eine moderne Infrastruktur 11 Kahlschlag im EEG – was meint die SPD? 12 NSU-Untersuchungsausschuss deckt weitere Pannen auf 13 Unruhen: Kein Kampf der Kulturen 14 Was ist mit Europa los? 15 So will Peer Steinbrück die Finanzmärkte regulieren 16 Personalien/ Veröffentlichungen nr. 06 . 11.10.2012 fraktion intern* INFORMATIONSDIENST DER SPD-BUNDESTAGSFRAKTION www.spdfraktion.de

fraktion intern · weitere Pannen auf 13 Unruhen: Kein Kampf der Kulturen ... Am Tag der Ein- und Ausblicke fällt für die Gäste nicht nur das Anmeldeprozedere weg, sondern sie

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*Inhalt................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

02 TagderEin-undAusblicke

03 Editorial

Thema: Projekt Zukunft

04 Zukunftskongress:Sowollenwir

morgenleben

05 NeueOrdnungfürdenArbeitsmarkt

06 GerechteSteuernundFinanzen

07 DerKreativpaktgibtAntworten

08 IntegrationundTeilhabe

09 GleichstellungheißtRollenverändern

09 GuteGanztagsschulenschaffen

10 MiteinanderderGenerationen

10 NeuerKonsensfüreinemoderne

Infrastruktur

11 KahlschlagimEEG–wasmeintdieSPD?

12 NSU-Untersuchungsausschussdeckt

weiterePannenauf

13 Unruhen:KeinKampfderKulturen

14 WasistmitEuropalos?

15 SowillPeerSteinbrückdieFinanzmärkte

regulieren

16 Personalien/ Veröffentlichungen

nr. 06.11.10.2012

fraktion intern* InformaTIonsdIensT der sPd-BundesTagsfrakTIon

www.spdfraktion.de

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fraktion intern nr.6·11.10.12.tagderein-undausblicke

SPD-Bundestagsfraktion begrüßt Tausende Besucherinnen und Besucher......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

AmTagderEin-undAusblickefälltfürdieGästenichtnurdasAnmeldeprozedereweg,sondernsiebekommenvielfältigeEinsichten,dieüberdasAngebotderganzjährigangebotenenFührungenhin-ausgehen.DaherantworteteeineBesucherinaufdieFrage,wasihramTagderEin-undAusblickebe-sondersgutgefällt:„Heutedarfmanüberallhin.IchfindedengelockertenZugangzumReichstagsge-bäudesehrgutunddasbesondereAngebotderFraktionenheute–sosetztmansichautomatischmitdenpolitischenInhaltenauseinander“.

AmAuftrittderSPD-BundestagsfraktiongefielnichtnurFrederickausAachendieMöglichkeit,denFraktionssaalbesichtigenzukönnen–dernormalerweisefürBesucherinnenundBesucherundJourna-listennichtzugänglichist.FürFrederickwardieser„BlickhinterdieKulissen“dasBesteamganzenTag.

Vielfältige angebote am sPd-fraktionsstandAufderFraktionsebeneimReichstagerwartetendieBürgeretlicheParlamentarierinnenundParlamen-tarierderSPD.InregenDiskussionentauschtensichAbgeordneteundBürgerüberwichtigeZukunfts-fragenaus.SokürtenetwaElisabethUrbanundMarvinMiliuszuihremHighlight,dasssienacheinerPodiumsdiskussionimPaul-Löbe-HauspersönlichmitMdBKlausHagemanninsGesprächgekommensind:„DaspassiertjaauchnichtalleTage“.

ZumAngebotderFraktiongehörtenauchKinderschminkenmiteinerFotoaktion,einGlücksrad,andemvieleGewinnewarteten,eineSaftbarandersichlangeSchlangenbildeten,undaucheineDialog-wand,anderdieBesucherinnenundBesucherIdeenundAnregungenanbringenkonnten,dieihnenaufdieFrage„WiewollenwirimJahr2020inDeutschlandleben?“indenSinnkamen.

NichtzuletztinformiertensichdieBesucherüberdasModernisierungsprogrammderFraktion,dasimRahmendesZukunftsdialogs fürDeutschland entwickelt und auf derFraktionsebene präsentiertwurde.DenBesucherngefielvorallemdasbreiteSpektrumdesAuftrittsderSPD-Fraktion;sofassteeinBürgerihnfolgendermaßenzusammen:„DiepolitischenInformationensindtollaufbereitet,unddaistfürjedesAlterwasdabei“.

fotos vom Tag der ein- und ausblicke sind hier zu finden: www.spdfraktion.de/flickr

mit dem Tag der ein- und ausblicke am 9. september 2012 öffnete der deutsche Bundestag zum zehnten mal seine Türen für Bürgerinnen und Bürger. Tausende folgten der einladung und strömten durch das reichstagsgebäude, das Paul-Löbe- und das marie-elisabeth-Lüders-Haus. das gespräch mit den abgeordneten stand dabei im Vordergrund.

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fraktion internnr.6·11.10.12.editorial

Mein Standpunkt...................................................... ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Liebe genossinnen, liebe genossen,

dieEntscheidungistgefallen:WirwerdenmitPeerSteinbrückalsKanz-lerkandidatenindenWahlkampfziehen.Gemeinsamtretenwiran,umdenMenscheninunseremLandeineklareAlternativezuSchwarz-Gelbanzu-bieten.WirwollendieschlechtesteBundesregierung,dieunserLandjehat-te,ablösen.Wirwollen,dassPeerSteinbrückdernächstesozialdemokra-tischeBundeskanzlerwird.DafürwerdenwirindenkommendenMonatenkämpfen–geschlossen,ehrlichundinhaltlichklarpositioniert.

Nach drei Jahren innenpolitischem Stillstand erwarten die Menschenzu Recht, dass es endlich wieder vorangeht.Von dieser Bundesregierungwerdenkeine Impulsemehrausgehen.Siehatschonlange jedenGestal-tungswillenverloren.GesetzlicherMindestlohn,AusbauderKinderbetreu-ungsangebote und Ganztagsschulen, aktive Arbeitsmarktpolitik, gleicherLohn für gleiche Arbeit von Frauen und Männern, Eindämmung prekärerBeschäftigung,festeFrauenquotefürFührungspositionen,einesolideundnachhaltigeGesundheits-undRentenpolitik.DaserwarteteineMehrheitvonMenscheninunseremLand. Stattdessen sehen wir, wie sich die Koalition zunehmend durch Streit und Misstrauen selbstlähmt.DieSPDwirdalleKräfteimWahlkampfmobilisieren,umdieZeitdesStillstandesunterFrauMer-kelzubeenden.DenndieseRegierungistjetztschonamEnde.Schwarz-GelbhatkeinegesellschaftlicheMehrheitmehr.SieverliertpeuàpeuauchdiepolitischeMehrheit.

Am 20. Januar 2013 wird in Niedersachsen ein neues Landesparlament gewählt. Aktuelle UmfragensehenRot-Grünvorn,undeineMehrheitderMenschenwünschtsicheineSPD-geführteRegierung.WirwerdendienächstenMonateintensivnutzen,umdenZuspruchausderGesellschaftfürunseresozi-aldemokratischePolitikzuvergrößernundauchinpolitischeMehrheitenimBundumzuwandeln.DahabenwirnochNachholbedarf.2013stehteineRichtungsentscheidungzurWahl.DafürwerdenwirindenkommendenzwölfMonatenkämpfenundumZuspruchringen.DennDeutschlandkannsichnocheineverloreneLegislaturperiodenichtleisten.

dr. frank-Walter steinmeier mdBVorsitzenderderSPD-Bundestagsfraktion

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fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Zukunftskongress der SPD-Fraktion: So wollen wir morgen leben........................................................................................ ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................

DerKongressbegannmiteinemGrußwortdesehe-maligen österreichischen Bundeskanzlers und SPÖ-Chefs Alfred Gusenbauer. Er mahnte zur beständi-gen Zusammenführung von Ökonomie und Politik,umallenMenschenTeilhabeandenRessourcenundProduktionsmittelnzuermöglichen.

Frank-Walter Steinmeier sagte in seiner zentralenRede,Deutschland liege innenpolitisch„inAgonie“.Der „Schlachtenlärm der Koalition“ verdecke dieLeere. Ergebnisse des schwarz-gelben Bündnisses?Fehlanzeige. „Die Regierung versetzt das Volk intägliches Koma“, so Steinmeier. Dabei lebten wiralle„vongebrauchterZeit“.DieKoalition„erntetaufFeldern,aufdenensieniegesäthat“.DemwolledieSPD etwas entgegensetzen – etwas mit Hand undFuß,KonzeptefürdasnächsteJahrzehnt.Er summierte die acht Schwerpunktbereiche des„ProjektesZukunft“,diealleetwasgemeinsamhät-ten:Haltung.EineHaltung,diediesesLandgestaltenwillundkann.„Wirwollenvorneweggehen,nichtalsJuniorpartnerineinerGroßenKoalition“,sagteStein-meieruntergroßemBeifall.Erergänzte:„WirhabendieVisionvoneinemLand,indemWohlstandfürallemöglichist“.InRichtungPublikumriefer:„Lasstunsdafürsorgen,dassausdergesellschaftlichenMehr-heit für sozialdemokratische Haltungen eine poli-tischeMehrheitwird!“SteinmeiergingauchaufdievergangenenJahreein,dienichtleichtfürdieSozialdemokratinnenund-de-mokratenwaren.DieAgenda2010etwaseiderVer-such einer Antwort auf die Herausforderungen derMitte des letzten Jahrzehnts gewesen. „Ja, sie warnichtfreivonFehlern,jawirhabeneinigeskorrigiert;ichweiß,wieschmerzhaftdieserWegwar,abererhatuns Glaubwürdigkeit gegeben, weil wir gestandenhaben. Wir haben das Land neu aufgestellt!“ Stein-meierkonstatierte,dassRot-GründieKoalitionfürdieZukunftsei,nichtzuletzt,weilsieihreKraftzuErneu-erungbereitserfolgreichbewiesenhabe.Nungeheesdarum,dieFragenderZukunftzubeantworten.IneinemRundumschlaggegenSchwarz-Gelbsagteder ehemalige Bundesfinanzminister Peer Stein-

brück,AngelaMerkelagierewieAliceimWunderland.IhrePolitikverhinderedieSpaltungamArbeitsmarktnicht, und auch nicht die Flucht der AbgehängtenwiederEliteninParallelgesellschaften.InsbesonderedieElitenzögensichausihrerVerantwortungimmerweiter zurück, weil sie kaum auf öffentliche Güterwie Kultur, Bildung oder Infrastruktur angewiesenseien,alsoauchwenigInteresseanderenFinanzie-runghätten.MitBlickaufdendemografischenWan-delstellteerdieFrageindenRaum:„WieentwickeltsicheigentlichdieKreativitätineinerGesellschaft,indermehrAltealsJungeleben?“DieöffentlicheVer-schuldung sei darum auch eine Frage der „interge-nerativenGerechtigkeit“.Steinbrück:„WirgebendenJungendieVerschuldungwieeinenWackersteinmitauf ihren Weg.“ Er mahnte, dass solche Krisen wiedie Schuldenkrise letztlich auch zu „Legitimations-fragen“führten.IstdiePolitiknochHerrderGestal-tung?„WohlstanddefiniertsichauchdurchVertrau-en,dasdarfdiePolitiknichtverlieren.“

gesellschaftspolitik auf allen feldernSteinbrückplädiertefürSteuererhöhungenbeisehrVermögenden, um die Schuldenbremse einzuhal-ten, die Finanzkraft der Kommunen zu stärken, dieöffentliche Infrastruktur auszubauen und die Bil-dungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zuverbessern. Alle Politik der SPD sei letztlich Gesell-schaftspolitik. Und die wiederum bilde die Binde-kraftderGesellschaft.„DieseQualitätstellenwirinspätestens zwölf Monaten der CDU/CSU, vor allemaberderFDPentgegen.“Zum Abschluss des zweitägigen Kongresses sprachSPD-Parteichef Sigmar Gabriel unter anderem überdie Zukunft Europas, die Finanzkrise und den be-vorstehenden Bürgerdialog der SPD: „Im Internet,in Bürgerkonferenzen vor Ort und ganz traditionellper Post bitten wir die Menschen in unserem LandumihreMeinung.ÜbrigensmiteinerganzeinfachenFrage:WassollbesserwerdeninunseremLand?“

auf den folgenden seiten sind die ergebnisse der einzelnen arbeitsgruppen nachzulesen.

Frank-Walter Steinmeier erteilte auf seiner Rede beim Zukunftskongress einer Großen Koalition

eine klare Absage.

Wie wollen wir morgen leben? Wie sieht ein gerechtes deutschland im Jahre 2020 aus? getreu Willy Brandts mot-to „der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten“ luden die sozialdemokratinnen und -demo-kraten zu ihrem zweitägigen Zukunftskongress ins Berliner Paul-Löbe-Haus. In acht foren wurden wichtige Pro-jekte diskutiert, die stützpfeiler der gesellschaft sind. die ergebnisse der Projekte entstanden in den vergangenen monaten unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit, im diskurs mit Bürgerinnen und Bürgern, Wissenschaftlern, gewerkschaften und Verbänden. gemeinsam ergeben sie Bausteine eines regierungsprogramms für 2013.

Weitere Informationen zum Zukunftskongress finden sich hier: www.spdfraktiom.de/themen/projekt-zukunftfotos gibt es hier: www.spdfraktion.de/flickrdie Videos vom Zukunftskongress sind hier: www.spdfraktion.de/youtube

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fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Neue Ordnung für den Arbeitsmarkt......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

aufgrund des schon im Vorfeld bestehenden großen Interesses an der diskussionsrunde zum Thema arbeitsmarkt wurde sie per Video in einen zweiten saal übertragen. die diskussion fand als Teil des Zu-kunftskongresses der sPd-Bundestagsfraktion am 14. september im Paul-Löbe-Haus in Berlin statt. es beteiligten sich neben vielen Bürgerinnen und Bürgern Vertreterinnen und Vertreter aus unterschied-lichen gewerkschaften, der sPd-Bundestagsfraktion und der Wissenschaft.

EineneueOrdnungfürdenArbeitsmarktmussdringenddiskutiertundineineaktiveArbeitsmarktpoli-tikumgesetztwerden,daohnesieeinedauerhafteSpaltungdesArbeitsmarktesdroht–inguteArbeitundunsichereBeschäftigung,inFachkräftemangelundLangzeitarbeitslosigkeit.DasZieleinerneuenOrdnungfürdenArbeitsmarktkannesnursein,VollbeschäftigunganzustrebenunddiesemitguterArbeitzuverbinden.

Was bedeutet gute arbeit, und wie kommen wir da hin?GuteArbeitbedeutetmehrLohngerechtigkeitundguteArbeitsbedingungen.DazumussgegenMiss-brauchvonLeiharbeitvorgegangenwerden,einallgemeinergesetzlicherMindestlohnsolleingeführtundderGrundsatz„GleicherLohnfürgleicheArbeit“durchgesetztwerden.DieMitbestimmungderArbeitnehmersollgestärktunddieTarifeinheitwiederhergestelltwerden.InallenBereichenderWirt-schaftwollenwirdievolleGleichberechtigungvonFrauenundMännerndurchsetzenundalleneineChancegeben,vomAufschwungamArbeitsmarktzuprofitierenundsichberuflichweiterzuentwi-ckeln. Dem wachsenden Fachkräftebedarf werden wir mit einer Qualifizierungsoffensive begegnen,dafürsolldieArbeitslosenversicherungzurArbeitsversicherungweiterentwickeltwerden.DieArbeits-versicherungreagiertnichterstimFallederArbeitslosigkeit,siebegleitetdieErwerbsbiographieeinesMenschenfrühzeitigundlangfristigundfördertWeiterbildungundQualifizierung.

Hinter dem Ziel einer neuen ordnung für den arbeitsmarkt und damit einhergehend dem Ziel der gu-ten arbeit verbergen sich neben den schon genannten weitere maßnahmen und Änderungen:

Es bedarf neuer Regeln für Leiharbeit und Minijobs. Dem Missbrauch von Werkverträgen und dergrundlosenBefristungvonArbeitsverträgenmussentgegengewirktwerden.

Durch ein Entgeltgleichheitsgesetz, eine gesetzliche Frauenquote und eineWeiterentwicklung derElternzeitbestimmungenmussdieGleichstellungvonFrauenamArbeitsmarktweiterdurchgesetztwerden.

DerStaat,abergleichermaßendieUnternehmensteheninderVerantwortung,füreinebessereVer-einbarkeitvonBerufundFamiliezusorgen.

StarkeGewerkschaftenunddamitstarkeArbeitnehmerrechtesowieeinegesicherteMitbestimmungderArbeitnehmerinnenundArbeitnehmerimUnternehmensindunverzichtbar.

UmFachkräfteengpässenzubegegnen,mussinAusbildungundQualifikationinvestiertwerden,undunfreiwilligvonArbeitAusgeschlossenenmüssenneueWegeeröffnetwerden.Dazugehörenalters-gerechteArbeitsplätzeundChancenfürMigrantinnenundMigrantenundSchul-undAusbildungs-abbrecher.

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fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Gerechte Steuern und Finanzen......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

das Projekt „steuer- und finanzierungskonzept“, stellte die ergebnisse seiner arbeit am 14. september im Paul-Löbe-Haus vor. Viele Besucherinnen und Besucher folgten der einladung und diskutierten mit Projektverantwort-lichen der sPd-fraktion und experten aus der Wissenschaft über gerechte steuerverteilung und die anvisierten Ziele und Vorhaben der Projektgruppe.

Die Wirtschaftsweisen diagnostizieren eine wachsende Ungleichheit derHaushaltseinkommen inDeutschland.DieLöhnesindseit2003kaumge-stiegen, nicht einmal die Inflation wurde ausgeglichen. Zehn Prozent derBevölkerungverfügenübermehralszweiDritteldesVermögens,währendzweiDrittelderBevölkerungwenigeralszehnProzentdesVermögensbe-sitzen.

DadurchschwindetdaswechselseitigeVerständnis für„diedaoben“und„die da unten“. Unsere Gesellschaft driftet auseinander. Gleichzeitig istDeutschlandmitmehralszweiBillionenEuroverschuldet.SteigendeSchul-densindeineBürdefürkommendeGenerationenundschränkendieSpiel-räumefürdieFinanzierungwichtigerZukunftsaufgabenein.DeutschlandbrauchteinestarkeSteuer-undFinanzpolitik,diedieSteuerbelastungge-rechtverteiltundZukunftsaufgabenohneneueSchuldensolidefinanziert.

Wie bezahlen wir unser Gemeinwesen?

mit den folgenden maßnahmen wollen wir mehr gerechtigkeit bei den steuereinnahmen und den ausgaben in deutschland erreichen:

EinsparungenimHaushaltmüssenumgesetztwerden,undMehreinnah-mendortgeneriert,wogenügendfinanzielleRessourcenvorhandensind.Es soll verstärkt in Zukunftsaufgaben investiert und diejenigen Bürge-rinnenundBürgergestärktwerden,dieesbrauchen.

Die Ausgaben des Bundes werden überprüft; unnötige oder ökologischschädlicheSubventionengestrichenundfürdieEinhaltungderSchulden-bremsegesorgt.NeueEinnahmemöglichkeitenmüssenentwickeltwerden–immerunterdemBlickwinkeleinerBesteuerungnachderLeistungsfä-higkeitdesEinzelnen.DerSpitzensteuersatzfürhoheEinkommensowiedieAbgeltungssteuerwerdenangehoben.

WirsetzenunsfürdieVermögensteuerundeineFinanztransaktionssteuerein und wollen einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro proStunde.

ZuehrlicherundsoliderHaushaltsführunggehörtaberauchzusagen:Nichtallesistfinanzierbar.WirmüssenEntscheidungentreffen,dennwirwollenPrioritätenstattVerzette-lung.Wirversprechennichts,waswirnichthaltenkönnen.

EswerdengezieltZukunftsausgabenerhöhtundmehrGeldinBildungundInfrastrukturinvestiert.AußerdemwerdenwirunserePolitikzurfinanziellenEntlastungderKommunenfortsetzen.

Wie setzen uns für eine neue, gerechtere Lastenverteilung ein. Starke Schultern tragen mehr alsschwache.AlleSchulternaberleistennursoviel,wiesietragenkönnen.ImAusgleichderKräftewer-denwirstärkersowohlaufdassozialeGleichgewichtbeiderFinanzierungderStaatsaufgabenalsauchaufdiefinanziellenSpielräumedernachfolgendenGenerationenachten.

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fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Der Kreativpakt gibt Antworten...................................................... .................... .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Über den sogenannten kreativpakt und die förderung der kultur- und kreativwirtschaft tauschten sich im Zuge des Zukunftskongresses kreative aus der musik und filmwirtschaft, Verbandsvertreter aus der kulturbranche, sPd-Parlamentarier und Bürger aus. unter den Zuhörern befanden sich auch Thomas oppermann und frank-Walter steinmeier.

der kreativpakt und seine ZieleDer Kreativpakt ist ein Bündnis von Kultur,Wirt-schaftundPolitik.HierarbeitenKreativegemein-samanderIdee,bessereBedingungenfürdieKre-ativwirtschaft zu formulieren und auf den Wegzu bringen. Der Kreativpakt gab dem „ProjektZukunft–Deutschland2020“ineinemlangfristigangelegtenArbeitsprozessentscheidende Impul-sezurEntwicklungderKreativwirtschaft.

DasZieldesKreativpaktesistes,gemeinsamdasPotenzial der Kreativwirtschaft weiterzuentwi-ckeln. Die in der Kreativwirtschaft BeschäftigtenmüssenverlässlichsozialabgesichertseinunddieRahmenbedingungen kreativer Arbeit – vom Ur-heberrechtüberdieNetz-undBildungspolitikbiszur Kultur- und Wirtschaftsförderung – müssenverbessertwerden.

urheberrecht: Vergüten statt verbietenDierealeNutzungdesNetzesmusszurlegalenNut-zungwerden.Dabeigiltes,eineangemesseneVer-gütung zu gewährleisten. Ein modernes Urheber-recht,dasKreativeundUrheberstärkt, ihnenfaireEinkommen ermöglicht und das Recht mit neuendigitalen Nutzungspraktiken in Einklang bringt,wird gebraucht. Die damit verbundenen ChancenfürkulturelleTeilhabeundVermittlung,Demokra-tie,aberauchfürdieVermarktungundVerbreitungkulturellerAngebotesollengefördertwerden.

soziale sicherung: springen können, sicher fallenEsistZeit,diesozialeSicherungendlichderneuenkreativenunddigitalenArbeitsweltanzupassen.Esmussberücksichtigtwerden,dasssichdieKreativ-wirtschaftüberwiegendinFormvonSoloselbstän-digkeitorganisiert.DeshalbsolldieKünstlersozial-versicherungmodernisiertunderweitertwerden.AuchdieallgemeinenSozialversicherungssystemegilt es anzupassen. Grundlage jeder sozialen Si-cherungsindfaireundstabileEinkommen.

kulturförderung: Wettbewerb der Ideen statt starrer strukturenDieFörderungvonKunstundKulturmusssichandenBedürfnissenderKultur-undKreativschaffen-den orientieren. Die öffentliche Kulturförderungmuss soziale Mindeststandards und -honorarebeachten.

Wirtschaftsförderung: kreativität ist der rohstoff des 21. JahrhundertsKreativeundkünstlerischeArbeitbildetdieGrund-lage für ökonomischen Fortschritt und jede ge-sellschaftliche Innovation. Die Kreativwirtschaftist eine eigene Wirtschaftsform und Zukunfts-branche.SieistmitihremhohenwirtschaftlichenPotenzialmindestenssozufördernwiedieklas-sischen Industrien. Vor allem die Existenzgrün-dungsförderung muss auf die Bedürfnisse vonKreativenzugeschnittenwerden.

Bildungspolitik: kompetenzen neu denken und fördernBildung und Weiterbildung müssen den neuen,von der Kreativwirtschaft aufgezeigten Anforde-rungen der Arbeitswelt gerecht werden. In derLehrer-undErzieherausbildungmussdeshalbdiekulturelleBildungstärkerverankertwerden.

netzpolitik: Internet ist ein grundrecht unserer digitalen gesellschaftDer schnelle Zugang zum Internet muss für alleund überall möglich sein. Das bedeutet ein öf-fentliches WLAN in öffentlichen Räumen. EinegesetzlichverankerteNetzneutralitätunddieDis-kriminierungsfreiheitder InfrastrukturenundIn-haltemussdieGrundlagefüreinfreiesundinno-vationsfreundliches Internet sein. Informationenmüssenfürallezugänglichsein.

ein film zum kreativpakt mit künstlerinnen und künstlern aus allen Bereichen ist aufwww.spdfraktion.de/youtube zu finden.

mehr zum kreativpakt gibt es unter: www.spdfraktion.de/kreativpakt

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Integration und Teilhabe................... .............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

schon in ihrer rede zur eröffnung des Zukunftskongresses wies aydan Özoğuz, die stellvertretende sPd-Vorsitzende und Integrationsbeauftragte der Bundestagsfraktion darauf hin, dass Integration schon lange kein gesellschaftliches nischenthema mehr ist. die diskussion um diesen Themenkomplex wird aber leider oft zu ungenau geführt und häufig für Polemik und Populismus genutzt. auch um dem entgegenzuwirken, diskutierten neben aydan Özoğuz und mehmet keskin, dem geschäftsführer der arbeitsgemeinschaft selbstständiger migranten e. V. eine große Zahl an Bürgerinnen und Bürgern im forum der Projektgruppe „Integration und Teilhabe“ im Paul-Löbe-Haus.

fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Integrationgelingtambesten,wennalleMenscheninunseremLanddiegleichenChancenaufTeilhabeanderGesellschaft,aufBildungundArbeithaben.ModerneIntegrationspolitikhatda-herdieAufgabe,dieChancenvonZuwanderungzuerkennen,PotenzialeoptimalauszuschöpfenundfürunsereGesellschafteinzusetzen,aberauchVersäumnissezubenennenundAbhilfezuschaffen.

defizite und Versäumnisse im Bereich der IntegrationSelbstbeigleicherLeistungsindMenschenmitZuwanderungs-geschichteimdeutschenBildungssystemundamArbeitsmarkthäufigbenachteiligt.Umdieszuändern,brauchenwirVerände-rungeninunseremBildungssystemundaufdemArbeitsmarkt.Zu häufig entscheidet die soziale Herkunft eines Kindes überseinenschulischenundspäterenberuflichenErfolg.DieseengeBindungmussaufgebrochenwerden.ArbeitisteinwesentlicherFaktor für Integration. Aus ihr speisen sich Anerkennung, ge-sellschaftliche Teilhabe und ein weitgehend selbstbestimmtes

Leben.ZudenwichtigstenFragengehörtdaher,wieinDeutschlandChancengleichheitverwirklichtundDiskriminierungverhindertwerdenkönnen.

die Ziele der Projektgruppe „Integration und Teilhabe“: Den Kitaausbau vorantreiben und die Qualität der Kitas verbessern. Sprachförderung für alle muss festerBestandteil vorschulischer Betreuung werden. Gute Ganztagsschulen müssen auch hochwertigen mut-tersprachlichen Unterricht anbieten und jungen Menschen den Wert ihrer Zweisprachigkeit aufzeigen.Wir wollen, dass alle Jugendlichen einen Schulabschluss machen und einen guten Einstieg in Aus-bildung und Arbeit finden. Deshalb werden wir sie beim Übergang von der Schule in den Be-ruf besser unterstützen. Alle Jugendlichen und junge Erwachsene benötigen eine Berufsausbil-dungsgarantie. Wer auf der Suche nach einer Stelle ist, muss sich sicher sein können, dass nurseine Qualifikationen und nicht seine Herkunft, sein Geschlecht oder sein Alter im Bewerbungspro-zess entscheidend sind. Anonymisierte Bewerbungen sind eine Möglichkeit, um dies zu erreichen.DasAufenthalts-undStaatsangehörigkeitsrechtsollmodernisiertwerden.BeiEinbürgerungensolldiedop-pelteStaatsangehörigkeitgenerellakzeptiertwerden.DiederzeitigeOptionspflicht,durchdiesichJugendli-chemitzweiPässenbeiVolljährigkeitfüreineStaatsangehörigkeitentscheidenmüssen,gehörtabgeschafft.

IntegrationfindetvorOrtstatt,inderNachbarschaft.Deshalbwollenwirdiesozial-integrativeStadt-entwicklungwiederstärkenunddieBundesmittelfürdieStädtebauförderungaufmindestens700Mil-lionenEuroerhöhen.

Wir wollen in einem Land leben, in dem … Wir wollen in einem Land leben, in dem es für die Chancengleichheit keine Rolle spielt, ob jemandeinen„Migrationshintergrund“hatodernicht.IndemderKita-BesuchzueinerSelbstverständlichkeitgeworden ist, egal ob beide Elternteile arbeiten oder nicht. In dem verstärkt Wert auf gleiche Aus-bildungschancen und einen fairen Bewerbungsprozess gelegt wird. In dem es keine stigmatisiertenStadt-Bezirke,dieals„verloren“gelten,mehrgibt.IndemdieBehördenkeinenOrtderFurchtdarstellen,sondernAnsprechpartnerbereitstellen,vondenenmankompetenteBeratungzuseinerindividuellenSituationerhaltenkann.

In dem Panel Integration und Teilhabe wurde engagiert diskutiert.

FrauenverdienenimDurchschnitt23Prozentwe-nigeralsMänner.Siearbeitenhäufigerinunfrei-willigerTeilzeit,imNiedriglohnsektoroderinMi-nijobs.DieFührungsetageninUnternehmensindnochimmereineDomänederMänner.

Von der Zuverdienerin zur VerdienerinDie Wünsche und Bedürfnisse von Frauen undMännern haben sich geändert: Frauen wollenaufeigenenBeinenstehenundgleicheChancen.Männer wollen mehr Zeit für Verantwortung inder Familie. Deshalb braucht Deutschland einegleichstellungspolitischeOffensive.DieberuflichenFähigkeitenvonFrauenundMän-nern sollen gerecht bewertet und bezahlt, diegläserneDeckesolldurchbrochenwerden.Frauensollen Führungspositionen bekommen, weil sie

dafür qualifiziert sind – unabhängig von Famili-enstand und Kinderzahl. Wir werden daher diegleiche Bezahlung von Frauen und Männern perGesetz durchsetzen und eine gesetzliche Quotefür Aufsichtsräte und Vorstände einführen. Wirwerden einen allgemeinen Mindestlohn gesetz-lich verankern, die Minijobs reformieren und eingeschlechtergerechtes Steuersystem implemen-tieren.Wirwollen,dasssichFrauenundMännerdieAuf-gabeninBerufundFamilieteilenkönnen.DeshalbtreibenwirdenAusbauvonKitasundGanztags-schulen voran. Wir werden das Elterngeld wei-terentwickeln und flexible, familienfreundlicheArbeitszeitendurchsetzen.EsgehtumeinenBe-wusstseinswandelundeinekulturelleWende.

BildungschancensindZukunftschancen.DochnochimmerentscheidetdiesozialeHerkunftzuoftüberdie Bildungserfolge und damit über die Zukunft-schancenvonKindernundJugendlichen.MitgutenGanztagsschulenkönnenwirdiesesProblemange-henundschrittweiseüberwindenhelfen.Ganztagsschulen schaffen Raum und Zeit, umalle Kinder besser zu fördern, Bildungsarmut zubekämpfenundfürChancengleichheitzusorgen.Das heutige Angebot reicht nicht aus und folgtnicht immer pädagogisch überzeugenden Kon-zepten.Wirwollendaher,dassBund,LänderundKommunen ein Ausbauprogramm »MasterplanGanztagsschule2020«vereinbarenmitdemZiel,noch in diesem Jahrzehnt ein flächendeckendesundgutesGanztagsschulangebotzuschaffen.

die Verfassung öffnenDie großen Potenziale guter Ganztagsschulenkönnen nur genutzt werden, wenn neben demAusbau vor allem die Qualität und Attraktivität

der Lehr- und Betreuungsangebote verbessertwird. DieTeilnehmer waren sich einig, dass einegute Ganztagspraxis Qualität braucht und nurgelingen kann, wenn sie auch die ErwartungenvonEltern,LehrerinnenundLehrernsowieSchü-lerinnenundSchülerneinbezieht.DeshalbwollenwirnichtnurinGebäudeinvestieren,sonderndenSchulen auch ein angemessenes Personal- undQualitätsbudgetzurVerfügungstellen.HerzstückistunserZiel,imJahr2020einenRechts-anspruch auf einen Ganztagsplatz unabhängigvonWohnort,SchulformsowieindividuellenoderbesonderenFörderbedarfeneinzuführen.UmeinsolchesGanztagsschulprogrammmöglichzumachen,wollenwirdieVerfassungöffnenunddassogenannteKooperationsverbotimGrundge-setzabschaffen:BundundLändermüssenkünftigin allen Feldern der Bildungspolitik zusammen-arbeiten können, umfür die Kinderund Jugend-licheneinebessereZukunftzugestalten.

das Projekt gleichstellung diskutierte seine ergebnisse ebenfalls im rahmen eines forums auf dem Zukunftskon-gress. die gesprächsrunde bestand neben zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern aus Christel Humme, der stell-vertretenden Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für familie, senioren, frauen und Jugend, Caren marks, sprecherin der dazugehörigen arbeitsgruppe der sPd-fraktion sowie Heide Hartel-Herrmann, Inhaberin des frau-enfinanzdienst köln und der ministerin a. d. Prof. Heide Pfarr.

das Projekt ganztagsschule befasste sich mit der Zukunftsfrage, wie wir schule verändern müssen, um allen kindern und Jugendlichen die gleichen Chancen zu geben. Zahlreiche experten und Bürgerinnen und Bürger er-örterten auf dem Zukunftskongress der sPd-Bundestagsfraktion, welchen Beitrag gute ganztagsschulen hierzu leisten können und wie wir zu einem ebenso leistungsfähigen wie gerechten schulsystem kommen.

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fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Gleichstellung heißt Rollen verändern............................................................... ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Gute Ganztagsschulen schaffen........................................................... .....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Der ehemalige Sozialminister und Ex-Vizekanzler Franz Müntefering erläutert auf dem Zukunftskongress sein Konzept zur Generationengerechtigkeit.

fraktion internnr.6·11.10.12.thema:projektzukunft

Miteinander der Generationen für eine lebendige Demokratie................................... .............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

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das Projekt generationenpolitik kristallisierte während seiner arbeit eine ganze reihe von Zielen heraus, die eine gesell-schaft ermöglichen sollen, die niemanden zurück lässt. Über diese Ziele und Herausforderungen debattierten experten aus der sPd-Bundestagsfraktion und der gesellschaft sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zukunftskongresses.

Im rahmen des Zukunftskongresses diskutierten sören Bartol, sprecher der arbeitsgruppe Verkehr, Bau und stadtentwicklung, sowie die beiden stellvertretenden fraktionsvorsitzenden florian Pronold und ulrich kelber mit Prof. Hubert Weiger, dem Bundesvorsitzenden des Bundes für umwelt und na-turschutz, und matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der automobilindustrie, vor allem aber mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern über die modernisierung der Infrastruktur in deutschland.

AlsstarkerIndustriestandortmithoherExportquoteundeinerbreitenTechnologieführerschaftbenö-tigtDeutschlandeineleistungsfähigeundbezahlbareInfrastruktur.AlleDiskutantenwarensicheinig,dassderInfrastrukturkonsens,derdasErgebniseinesintensivenDialogprozessesmitVerbänden,derWirtschaftundzivilgesellschaftlichenInitiativenist,einetragfähigeGrundlagefürdienötigenInves-titionen in den Ausbau der Energie- und Kommunikationsnetze sowie der Verkehrswege darstellt.Wesentliche Ziele sind:

BürgerinnenundBürgerfrühzeitiganderPlanungneuerInfrastrukturvorhabenbeteiligenunddamitdieseVorhabenzugleichbeschleunigen.DieEnergiewendevoranbringenunddafüreinebezahlbare,sichereundumweltschonendeEnergiein-frastrukturbereitstellen.DerNeubauvonEnergieleitungensollaufdasnotwendigeMaßbeschränktwerden.MiteinemNationalenVerkehrswegeprogramm,indas80ProzentderNeu-undAusbaumittelfließenwerden,dieEngpässeanhochbelastetenVerkehrsachsenbeseitigen.EineflächendeckendeVersorgungmitschnellenInternetanschlüssenfüralleNutzerinnenundNutzersicherstellen.DieStädtebauförderungfinanziellbesserausstattenunddurcheinenInvestitionspaktmitdenLän-derndafürsorgen,dasskommunaleInfrastrukturweiterangemessenvomBundgefördertwird.

Neuer Konsens für eine moderne Infrastruktur......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

DerdemografischeWandelbirgtgroßeHerausforderungen–fürdieSicherungdesFachkräftebedarfs, für Betreuung und Pflege einer wachsenden Anzahl von Men-schen, für die Stabilität unseres Sozialstaats und für die Gestaltungskraft unsererKommunen.AberWandelbietetauchChancen.

die Ziele und Chancen der neuen generationenpolitik: EineGesellschaft,diealleeinlädt,niemandenausschließtundauchfürkommendeGenerationenVerantwortungübernimmt.EinvorsorgenderSozialstaat,derhilft,alleMenschenvonAnfangdesLebensanzubefähigen.AlleMenschensollenihreimLebensverlaufwechselndenWünschezurBalancevonLebenundArbeiten,vonFamilieundBerufverwirklichenkönnen.ÄltereundhochbetagteMenschensollenselbstbestimmtlebenkönnen.

DieseZielekönnenerreichtwerden,wenndieHerausforderungenangepacktunddieChancenfüreinneuesMiteinanderinunsererGesellschaftgenutztwerden.DieSPD-BundestagsfraktionwilldendemografischenWandelaktivgestalten.

fraktion internnr.6·10.11.12.energie

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DerGrünstromhateinenEinspeisevorrang,undseineVergütungdurchdieNetzbetreiberrichtetsichnachdenFördersätzenimErneuerbaren-Energien-Gesetz(EEG).ErwirdandieÜbertragungsnetzbetrei-berweitergeleitet,unddiemüssenihnanderBörsevermarkten.DieDifferenzausEinspeisevergütungundVermarktungseinnahmenläuft ineinemSammelkontoaufundwird imFolgejahrüberdieEEG-UmlageaufdieStromrechnungenderEndverbraucherumgelegt.

BisEndeAugust2012habendieNetzbetreiber13,5Mrd.EurofürVergütungvonGrünstromunddieVerwaltunggezahltund11,7Mrd.EuroüberdieVermarktungsowiedieEinnahmenausderbisherigenUmlageerwirtschaftet.DerKontostandzum31.August2012lagbeiminus1,673MilliardenEuro.DerSaldoamJahresendewirdimFolgejahrausgeglichenunderhöhtsodieUmlage.

InsbesondereausdemRegierungslagergibtesangesichtsdersteigendenUmlagedenRuf,dasEEGzuverändern–dieFDPwillessogarganzabschaffen.Wirddashelfen?

Infrastruktur weiter ausbauenWir haben inzwischen einen Anteil von 25 % Grünstrom am Gesamtstromverbrauch. InsbesonderedurchdiePhotovoltaikwerdenanderStrombörsedieteurenKraftwerkezurMittagszeitausdemAn-gebotverdrängt.DerStromaufderGroßhandelsebenewirddaherimmerbilliger(4,3Cent/kWh),weilallein2012etwa5MilliardenEurofürstillstehendeKraftwerkeeingespartwurden.GleichzeitigwirdStromfürdieprivatenHaushalteimmerteurer.Wiepasstdaszusammen?

DiePreiseundKostenfürEndkundenbildensichsomitnacheinemSystem,dasdieDifferenzkosteninderGrünstromvermarktungdurcheineUmlagesofortundeins-zu-einsandenKundenweiterreicht,dieEinsparungendurchdiezunehmendeGrünstromeinspeisunghingegenimSystemvergräbt.ImGe-samtsystemistdurchausgenügendGeldvorhanden.WirmüssenInstrumenteentwickeln,mitdenendiepreisdämpfendenEffektedererneuerbarenEnergienimGroßhandelauchbeiPrivatverbrauchern,Gewerbetreibenden und der Industrie ankommen. Heute wird der wertvolle Grünstrom verramscht.DurchdasUmlagesystemhabendieÜbertragungsnetzbetreibergarkein Interesse,einenauskömm-lichenPreisfürdenGrünstromzuerzielen.Dasmussgeändertwerden-nichtdasEEGistdasProblemsonderndieVermarktung.

einzelpunkte anpassenDerZubauvonEEG-AnlagenbisheuteundauchunverändertweiterhinwärekeinProblem,wenndienotwendige Infrastruktur in der gleichen Geschwindigkeit entwickelt und ausgebaut worden wäre– also Speicherungsanlagen und Netze. Heute rächt es sich, dass für den Systemumbau zehn Jahreverlorenwurden,weilsichpolitischeKräfteseitdemBeginnderEnergiewendeimJahr2000füreineVerlängerung der AKW-Laufzeiten ausgesprochen haben und den konsequenten Systemumbau blo-ckierthaben.DiegroßenMarktakteuremiteinemAnteilvonAtomstromhattenaufgrundderHoffnungaufeine–dannauchtatsächlichbeschlossene–Laufzeitverlängerung,keinInteresseandemNetz-undSpeicherausbausowieanderFlexibilisierungderNachfrageseite,weildiesderEntwicklungderErneu-erbarenundnichtderAtomkraftgedienthätte.

EineReformdesEEGsollesgeben,weilwireineReihevonEinzelpunktenanpassenkönnen:Eigen-verbrauch und Speicheranlagen anreizen, Biogasanlagen bedarfsgerecht auslegen, die MarktprämieabschaffenundbedarfsgerechteEinspeiseregelungeneinfügen.Esgiltaber,dieInvestitioneninEEG-Anlagenzusichernundauchweiterhinzufördern.WerhierdieAxtanlegt,derbeschädigteineneueIndustrie-undGewerbebranche.Stahl,Elektronik,MechanikundHandwerkhabeneineZukunftstech-nologieimBereichderEEG-Anlagenbegründet,mitderDeutschlandinderWelteineFührungspositionaufgebauthat.

Alle reden vom Kahlschlag im EEG – was meint die SPD?......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

die netzbetreiber veröffentlichen am 15. oktober die für 2013 prognostizierte neue umlage für die förderung der erneuerbaren energien. sie wird vermutlich von gegenwärtig 3,592 Cent/kWh auf über 5 Cent ansteigen. Wie kommt es zu dieser anhebung?

fraktion internnr.6·10.11.12.innenpolitik

NSU-Untersuchungsausschuss deckt weitere Pannen auf......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

seit Beginn dieses Jahres tagt der untersuchungsausschuss („Terrorgruppe nati-onalsozialistischer untergrund“) mit elf ordentlichen mitgliedern, um die Taten der nsu sowie die aufklärungsarbeit der sicherheits- und ermittlungsbehörden in diesem fall zu analysieren. den Vorsitz des ausschusses führt sebastian eda-thy, der zugleich mitglied des sPd-fraktionsvorstandes ist.

EvaHögl,dieObfrauderSPDimAusschuss,sagte,dassdasGremiumbisdatosehrvielherausgefundenhabe.„IchbinerstauntbisentsetztüberdiebisherigenErgebnisse“.SielobteausdrücklichdiefraktionsübergreifendguteZusammenar-beitunddiegroßeöffentlicheWahrnehmungdesAusschusses.DiezehrendeundmühsameArbeitderAusschussmitgliederwurdedabeiallerdingsimmerwieder

vonzurückgehaltenenAkten,zurückhaltenderInformationsweitergabeundVertuschungsaktionenbe-hindert,wiebeispielsweisedurchdiesogenannteMAD-Affäre(MilitärischerAbschirmdienst).

ObwohldasfürdenMADzuständigeVerteidigungsministeriumseitMitteMärz2012vonderExistenzeinesProtokollsübereineBefragungdesspäterenNSU-TerroristenUweMundlosdurchdenMADausdemJahre1995wusste,hattenwederGeheimdienstnochMinisteriumdenBundestagsausschussin-formiert.ErstaufgrundhartnäckigerRecherchenundwiederholterNachfragenwurdedemGremiumdie Akte über das Mundlos-Gespräch ausgehändigt. Allerdings stellte sich heraus, dass die Bundes-wehr-PersonalaktezuUweMundlosunvollständigist.

Lückenhafte unterlagenVerteidigungsministerThomasdeMaizière(CDU)räumteineinemBriefandieAusschussmitgliederein,essei„unsensibel“gewesen,dassseinHausdieAbgeordnetennichtgezieltaufdiePapierehingewiesenhabe.

EdathysagteineinemInterviewmitder„WeltamSonntag“:„DieInformationendesVerteidigungsministe-riumszumWehrdienstleistendenundspäterenNSU-TerroristenUweMundlosließenMonateaufsichwar-ten.Wirwusstennichteinmal,dasseseinenKontaktzwischendemMADundMundlosgab.Unddienun-mehrübermitteltenUnterlagensindausgesprochenlückenhaft.UnserAusschussbrauchtaberzwingendvollständigeAkten.EsistschonvielVertrauenindieArbeitderSicherheitsbehördenverlorengegangen.“

AuchvoneinemV-ManndesBerlinerLKA,dermitUweMundlosinVerbindunggestandenhabensollunddasauchbeieinerBefragungerwähnthabensoll,erfuhrderUntersuchungsausschussnichtsofort.HögläußertesichdazuineinerPressemittteilung:„Esistgut,dassInnensenatorHenkelseineBlockadehaltungendlichaufgegebenunddemAusschussdieAktendesLKABerlinübermittelthat.Dashatlangegenugge-dauert,undseinmonatelangesZögernundZaudernhatvielSchadenangerichtet.“

reform der geheimdiensteEvaHöglforderteinenMentalitätswechselindenGeheimdienstenbzw.ÄmternfürVerfassungsschutz.DieKriterienfürAuswahlundFührungvonV-Leutenmüsstenneuüberdachtwerden,außerdemmüssemehrWertaufinterkulturelleKompetenzderMitarbeiterinnenundMitarbeitergelegtundeinneuesKonzeptfürAusbildungundSchulungenderMitarbeiterausgearbeitetwerden.AbschaffenwillHögldieDienstenicht,gleichwohlmüssensiestärkerzusammenarbeiten.IhreparlamentarischeKontrollesowiedieZentralstel-lenfunktiondesBundesamtsfürVerfassungsschutzmüssenaberdeutlichverstärktwerden.

die ausschussarbeit in den nächsten monatenImOktoberwirdderU-AusschussdiezuständigenVertreterdesMADunddesVerteidigungsministeriumsineinerSondersitzungselbstzuderAffärebefragen.AuchOttoSchily,WolfgangSchäubleundFritzBehrens(NRW)sollenbefragtwerden.ZusätzlichstehtdannderPunktThüringenunddieAuswertungdessoge-nanntenSchäfer-BerichtsaufderAgenda.

mehr Informationen über die arbeit des u-ausschusses gibt es hier: www.spdfraktion.de/themen/rechtsextremismus

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fraktion internnr.6·10.11.12.aussenpolitik

Unruhen: Kein Kampf der Kulturen............................................................................................... ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................

DiesozialeLage,diemitursächlichfürdiezahlreichenProtestewaren,hatsichfürdiemeistenMen-schenseitdemnichtgebessert–imGegenteil:InvielenLändernistdieWirtschafteingebrochenunddieArbeitslosigkeitgestiegen.AngesichtsdiesessozialenSprengstoffsgenügthäufigeinkleinerFunke,umeinenFlächenbrandzuerzeugen,wiedieEreignisseimZusammenhangmitdenProtestengegeneinantiislamischesHassvideogezeigthaben.

Dennochwäreesfalsch,voneinemScheiterndesarabischenAufbruchszusprechen.Dieneuen,zumerstenMaldemokratischlegitimiertenpolitischenKräfte inÄgypten,TunesienundLibyensindnochdamitbeschäftigt, ihreinnenpolitischeAutoritätzufestigen.MitdempolitischenWechselsindvieleErwartungenverknüpft,dienichtüberNachterfülltwerdenkönnen.UnddieMenschensindselbstbe-wusstergeworden.DieBereitschaftderBürgerinnenundBürger,denvonihnengewähltenRepräsen-tantenaufdieFingerzuschauen,hatstarkzugenommen.Vielefürunsselbstverständlichedemokra-tischeProzessemüssensichdabeiersteinspielen.

soziale unsicherheiten werden gern instrumentalisiertUndeinesistauchklar:SozialeUnzufriedenheitwirdvonradikal-islamischenGruppengerneinstru-mentalisiert.UmsoerfreulicherwardieReaktionderEinwohnervonBengasi,diemitihrenProtestengegendieErmordungdesUS-amerikanischenBotschaftersdeutlichgemachthaben,dasssienichtlän-ger bereit sind, sich von rückwärtsgewandten islamistischen Gruppierungen terrorisieren zu lassen.DerSturzGaddafis,solautetdieBotschaftdieserProteste,darfnichtineinerneuenErziehungsdiktaturislamistischerPrägungmünden.InsofernentlarvtsichallesGeredevoneinemneuen„KampfderKul-turen“alsoberflächlicheBetrachtung.EssindvielmehrnotwendigeAuseinandersetzungeninnerhalbderislamischenGesellschaften,diehierausgetragenwerden.

Die neuenVerantwortungsträger müssen glaubhaft machen, dass es nicht nur einen personellenWechselanderSpitzedesStaatesgegebenhat,sonderndassessichumeinengrundlegendenpoli-tischenSystemwechselhandelt,derdenMenscheneinePerspektivebietet.DazusinddieseStaatenaberaufdieHilfeeuropäischerundwestlicherStaatenangewiesen. InsbesondereEuropaisthieralsunmittelbarerNachbarinderVerantwortung.

Bundesregierung muss ihr engagement in den regionen ausweitenDieSPD-BundestagsfraktionhatbereitszuBeginnderarabischenErhebungaufdieGefahrenhingewie-sen,dieenttäuschteErwartungenindiesenLändernhervorrufenkönnen.SogenannteMobilitätspart-nerschaften,alsoMöglichkeitenfürgutausgebildeteNordafrikaner,inEuropazuarbeitenundBerufs-erfahrungenzusammeln,sindeineMöglichkeit,konkretzuhelfen.AusbildungshilfeundeinbessererMarktzugangfürProdukteausdiesenLändernsindweitereElemente.UndnatürlichmüssendieLändervorOrtetwastun,damitausländischeInvestorenwiederVertrauenfassen.

„Freiheit,WürdeundGerechtigkeit“–dieKernforderungdertunesischenRevolution,wodiearabischeErhebung ihrenAusgangnahm,sindauchklassischesozialdemokratischeWerte.Sieumzusetzen istVoraussetzungdafür,dassdereingeleitetedemokratischeWandelinderarabischenWeltnichtsteckenbleibtundradikalenKräftenderWeggeebnetwird.DeshalbfordernwirvonderBundesregierung,ihrEngagementinderRegionauszubauenunddieAufmerksamkeitinnerhalbderEUaufunseresüdlichenNachbarnzustärken.Nurdannistgewährleistet,dassdieHoffnungenundErwartungen,diemitdemSturzderaltenAutokratenverbundenwaren,nichtindauerhafteFrustrationundGewaltumschlagen.

mit der arabischen erhebung, die ihren anfang vor knapp zwei Jahren mit dem sturz des tunesischen diktators Ben ali nahm, waren viele hoffnungsvolle erwartungen verknüpft. doch der „arabische frühling“, wie die umwäl-zungen häufig genannt werden, ist längst in der realität angekommen.

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fraktion internnr.6·11.10.12.europa

Was ist mit Europa los?................................................................................ ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

WenngleichgemeinsamespolitischesHandelnmit27bzw.demnächst28Mitgliedsländernnichtunbe-dingtzudeneinfachenDingenzählt,istdieszugleicheinederzentralenStärkennebenderkulturellenVielfaltdiesereinzigartigenGemeinschaft.AberdurchdieFinanzmarkt-undStaatsschuldenkriseundihreFolgenwankeninEuropadessenGrundfesten,unddasinmitteneinerimmerstärkerwerdendenGlobalisierung.DieKrisebetrifftlängstnichtmehrnurnocheinzelneLänderderEurozone,sieistmitt-lerweilezueinerExistenzbedrohungdergesamtenEUgeworden.

fehlentscheidungen in der PolitikNicht Europa ist an der derzeitigen Krise verantwortlich, sondern die Finanzmärkte haben Maß undMitteverloren.ZugleichistaberauchdiePolitiknichtganzfreivonVerantwortung,dennsiehatmanchMissständeundFehlentwicklungendurchFehlentscheidungenerstermöglicht.

EineöffentlicheDebatteüberdieZukunftderEUhatbisdatonurineinemeingeschränkteMaßestatt-gefunden. Wenn einerseits dem Bundesverfassungsgericht das Europäische Parlament nicht ausrei-chendlegitimiertistundandererseitsderPräsidentdesEuropäischenParlamentsnurmitWiderwillenzudenTreffenderStaats-undRegierungschefseingeladenwird,beidenendieseüberdieZukunftderEUsprechen,istdaseinWidersinn,derumgehendbeseitigtwerdenmuss.

kernschmelze der eurozone verhindernNochnieistdieeuropäischeIdeesounterDruckgeratenbzw.inErklärungsnotgekommen.Esscheint,alswürdenTeilevonCDU/CSUundFDPdasleichtfertiginKaufnehmen,solangedieKriseinDeutsch-landnurabstraktvorkommt.Griechenland ist imUnterschiedzuSpanien,Portugalund Irlandzwei-felsohneeinSonderfall.WeraberdenAustrittGriechenlandsausderEurozonefordert,agiertnichtnurpopulistisch,sonderntäuschtzugleichfastschoninarglistigerWeisedieBevölkerung.Denneine„Kern-schmelze“derEurozonemussverhindertwerden.DaswärederAnfangvomEnde.DeshalbistGriechen-landmehrZeiteinzuräumen.WerimZusammenhangmitderKrisesogardenAustrittDeutschlandsausdemEurogebietalseinemöglicheOptionansieht,hatüberhauptnichtsverstanden:DeutschlandistdasLand,dasamstärkstenpolitischundökonomischdurchdieEU-Mitgliedschaftgewonnenhat.

Wir brauchen eine demokratiekonforme marktwirtschaftEs kann aber auch nicht angehen, dass man die Spielregeln der sozialen Marktwirtschaft aushe-belt, indem man die Kosten der Krise auf die Allgemeinheit abwälzt und die Gewinne privatisiert.Die schwarz-gelbe Bundesregierung darf hier nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden.Wenn fast zeitgleichTausende von Menschen in Athen, Madrid und Lissabon gegen die drastischenSparmaßnahmen und die damit verbundenen sozialen Kürzungen auf die Straße gehen, ist das einernstzunehmendes Zeichen. Die rasant steigende Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 50 Prozent ineinzelnen Ländern der Eurozone kann und darf uns nicht egal sein. Das führt nicht nur zu Abwan-derung gut ausgebildeter junger Menschen, das beinhaltet zugleich auch genug Potential an po-litischem Sprengstoff und könnte die Stabilität der Länder und letztlich auch der EU gefährden.Wir brauchen keine „marktkonforme Demokratie“ wie sie durch Bundeskanzlerin Merkel propagiertwird,sonderneinedemokratiekonformesozialeMarktwirtschaft.Wirmüssenrealistischbleiben:Nurinfünfder27RegierungenderMitgliedsländerregierenSozialdemokratinnenundSozialdemokraten.Das muss sich in den nächsten Jahren ändern, denn nur mit einer entsprechenden sozialdemokra-tischenMehrheit lässtsichinEuropaeinGleichgewicht zwischenEigeninteressenundGemeinwohlherstellen.

Vor mehr als 2000 Jahren hat der römische dichter ovid in seinen metamorphosen die schönheit und faszination der europa beschrieben. Jupiter war so beeindruckt, dass er sie nach kreta entführt hatte, so der mythos. doch europa ist weit mehr als ein mythos, europa das sind wir. noch nie gab es in europa eine so lange Zeitachse, die ohne kriegerische auseinandersetzung war. einzigartig ist, dass staaten sich freiwillig zusammenfinden, ohne sich ganz zusammenzuschließen, sondern Teile ihrer Hoheitsgewalt gemeinsam ausüben. Jedes Land eine stim-me, mit demokratischen Institutionen.

fraktion internnr.6·10.11.12.finanzen

So will Peer Steinbrück die Finanz-märkte regulieren............................................... ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

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Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erläutert seine Vorstellungen zur Regu-lierung einer gerechten Finanzpolitik auf dem Zukunftskongress.

Die internationale Finanzkrise hat gezeigt, dassetwasausdemLotgeratenist:„DieFinanzmärktehabenMaßundMitteverloren“,soSteinbrückvorderHauptstadtpresse.„HaftungundRisikofallennichtmehrzusammen,dennGewinnewerdenpri-vatisiert,Verlustedagegensozialisiert.“Dashabedazugeführt,dassdieMenschendasVertraueninPolitik verloren haben. Steinbrück ist überzeugt:Stellt man die dringend notwendige Frage, wel-cheRegelnundMechanismengeeignetsind,dieFinanzmärkte zu bändigen, „geht es um nichtweniger,alsdieFrage,inwelcherGesellschaftwirlebenwollen“.

NachderEinführungerklärtePeerSteinbrückdieeinzelnen Maßnahmen seines Konzepts – denn„dieMenscheninteressiertdieFrage,wodieGe-staltungsfähigkeitderPolitikgebliebenist.“

europaweite finanztransaktionssteuerDurch die europaweite Einführung einer Finanz-transaktionsteuersollendieFinanzmärkteandenKostenderKrisebeteiligtwerden.Außerdemsolldie Staatshaftung für sogenannte „systemrele-vante“ Banken ein Ende finden – und damit diegegenwärtige „Erpressungssituation“, in der sichdiePolitikbefindet.Steinbrück:„Wirwollennichtmehr,dass inersterLiniederSteuerzahler für il-liquide Finanzinstitute zahlt, sondern die Eigen-tümer.“ Sollte eine systemrelevante, grenzüber-schreitendtätigeBankinSchieflagegeraten,sollzukünftigeinvondenBankenfinanzierter,euro-päischerBankenfondszuständigsein.

Trennung von geschäfts- und InvestmentbankingEin weiterer ganz entscheidender Schritt sei dieTrennung von Geschäfts- und Investmentban-king.DadurchwürdenRisikoundHaftungwiederzusammengeführt.Steinbrück:„DieInvestment-bankdarfsichkeinKapitalvonderGeschäfts-undEinlagebank besorgen, und andersherum auchnicht.EssindzweirechtlichselbstständigeToch-tergesellschaftenuntereinemDach.“

Als weitere essentielle Bestandteile der Finanz-marktregulierungnannteSteinbrückdieKonsoli-dierungdesLandesbankensektorssowiedieAus-weitungderdirektenRegulierungaufsogenannte„Schattenbanken“.UngedeckteLeerverkäufeoder

unter dem Titel „Vertrauen zurückgewinnen: ein neuer anlauf zur Bändigung der finanzmärkte“ stell-te der ehemalige finanzminister und sPd-kanzlerkandidat Peer steinbrück in Berlin sein konzept zur finanzmarktregulierung vor.

auchRohstoffhandelohnerealwirtschaftlicheUn-terfütterung müssen unterbunden werden, umdiegesellschaftlicheundwirtschaftlicheStabilitätvonStaatenzuerhöhen.

eigenverantwortung der Banken stärkenNicht zuletzt muss die Eigenverantwortung derBanken gestärkt werden. Die Banken müssen si-chererwerden.DazugehörtzumBeispieldieVer-hinderung von Immobilienblasen durch eine Be-schränkungderImmobilienbeleihung.

DieEuropäischeZentralbank(EZB),die„zueinemErsatzakteur verurteilt wurde“, so Steinbrück,mussjetztauchdieKapazitätenundDurchgriffs-rechte erhalten, die für die Übernahme von Auf-sichtsaufgabennötigsind.Steinbrückfügtehinzu,„dieBrüsselerKommissionistdichteranmeinemPapieralsdieBundesregierung.“

Auf die Frage eines Journalisten, welche ReaktionsichSteinbrückseitensderUnionaufseinKonzeptwünsche, antwortete er: „Heftige Kommunikati-on!“DerFinanzministera.D.resümierteseineAus-führungenmitdemSatz:„Esgehtdarum,dieFunk-tionsfähigkeitdesFinanzmarkteszuerhaltenundzwar innerhalb bestimmter Leitplanken. Es gehtdarum,dieInfragestellungganzerStaatenundda-mitihrerganzenGesellschaftenzuverhindern.“

ein Video mit der Pressekonferenz Peer steinbrücks gibt es hier: www.spdfraktion.de/youtube

das Papier zur Bankenregulierung ist auf www.spdfraktion.de zu finden.

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fraktion internnr.6·10.11.12.personalien/veröffentlichungen

ImPressum

Herausgeber: SPD-Bundestagsfraktion

Verantwortlich: PetraErnstbergerMdB,ParlamentarischeGeschäftsführerin

redaktion: AlexanderLinden

Texte: RobertErnecker,EckhardFischer,LilianFuchs,StefanHintermeier,

AlexanderLinden,AnjaLinnekugel,DirkSawitzky

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rainer arnold, verteidigungspo-litischer Sprecher der Fraktion,übernimmt von Ulla Schmidtden Sitz im Institut für Aus-landsbeziehungene.V.(ifa).

ulla schmidt, ehemalige Bun-desgesundheitsministerin, istseitdem22.SeptemberBundes-vorsitzende desVereins Lebens-hilfe.

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Die nächste Ausgabe von fraktion intern* erscheint im November �01� Informationengibtesauchunterwww.spdfraktion.de

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AusaktuellenpolitischenAnlässenkannesdazukommen,dassderErscheinungsterminderFraktionInternverschobenwerdenmuss.DafürbittenwirumVerständnis.

Personalien

Veröffentlichungen

deutschland 2020: so wollen wir morgen leben – Bausteine eines modernisierungsprogramms Broschüre,118Seiten,erschienenimSeptember2012

reboot arbeit, update urheberrecht, bildet soziale netzwerke! der kreativpakt – ein Bündnis von kul-tur, Wirtschaft und Politik Broschüre,44Seiten,erschienenimSeptember2012

Pflege als gesamtgesellschaftliche aufgabe stärken – für eine Bürgerversicherung PflegeFaltblatt,8Seiten,erschienenimSeptember2012

fritz rudolf körper übernimmtvonMichaelGroschekdiePosi-tiondesSprechersimUnteraus-schuss Abrüstung, Rüstungs-kontrolleundNichtverbreitung.