Gefangenen Info #315

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  • 8/6/2019 Gefangenen Info #315

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    Gefangenen InfoC 10190 29.8.2006 Preis: 1,55 315

    Hervorgegangen aus demAngehrigen Info. Das

    Angehrigen Info entstand imHungerstreik der politischen

    Gefangenen 1989.

    Die F-Typ-Gefngnisse und ihre Auswirkungenauf die menschliche GesundheitVorabbericht ber die F-Typ-Gefng-nisse in der Trkei vom 5.8.2000

    Berichterstatter: Dr. Yesim Islegen (Frau-enrztin), Dr. Elif Kirteke (Gerichtmedizi-nerin) Dr. Erdogan zmen (Psychologe)

    Am 16. Juni 2000 hatte eine Gruppe vonDelegierten, die sich u.a. aus den Vertretender Architektenkammern, Ingenieurskam-mern und den Mitgliedern der Menschen-rechtskommission der rztekammer Istan-bul zusammensetzte, dem Appell der frMenschenrechte und Haftanstalten zu-stndigen zentralen Arbeitsgruppe der An-waltskammer Istanbul folgend, Untersu-chungen an einigen F-Typ-Gefngnissen,deren Bau bereits vollendet worden war,durchgefhrt.

    ... Die sechs F-Typ-Gefngnisse, die mo-mentan in Betrieb sind, stimmen in ihremPlan mit den weiteren noch nicht zu Endegebauten drei berein. Alle F-Typen wur-den in Gegenden errichtet, die weit entfernt

    von Stadtzentren und Siedlungen sind.Die F-Typ-Gefngnisse befinden sich

    nicht in den Stdten, in denen der einzel-ne Gefangene verurteilt wird. Sie sind ansieben verschiedenen Stellen der Trkei er-richtet worden. Alle politischen Gefange-

    nen werden in diese Haftanstalten einge-liefert. Bezglich der Erreichbarkeit stellensie fr die Verteidigung ein ernsthaftes Hin-dernis dar. Dieses Problem der schlechten

    Verkehrsverbindung wird zustzlich ver-grert durch die Positionierung der Ge-fngnisse an abgelegenen Rndern der je-

    weiligen Stdte. Wegen des Mangels an f-fentlichen Verkehrsmitteln in diesen Ge-bieten knnen die Besucher entweder nurmit eigenen Autos oder mit Taxen die dor-tigen Gefngnisse erreichen.

    Die in sieben verschiedenen Stdten be-findlichen 11 F-Typ-Gefngnisse sind:

    Gefngnishof im modernen Gefngnis Billwerder, Hamburg

    Am 7.8. startete vordem Potsdamer Land-gericht der Prozessgegen fnf AntifasZur Vorgeschichte:Seit Anfang des Jahres 2005 organisiertensich Potsdamer Neonazis in der Anti-An-tifa Potsdam mit personeller Untersttzungvon KameradInnen aus den verbotenen Ber-liner kameradschaften Baso und Tor.

    Jedes Wochenende zogen sie los undmachten Jagd auf bekannte und vermeint-liche Antifas, es kam zu ber 20 Angriffenund Bedrohungen. Die Stadt ignorierte dasProblem, lie potentielle und reale Opfer al-

    lein. Videoberwachung und Polizeiprsenz

    waren offensichtlich ungeeignet, rechte Ge-walttaten zu verhindern.Im Juni 2005 wurden fnf Jugendliche

    festgenommen, nachdem ein stadtbekann-ter Neonazi bei einer Auseinandersetzungeine 4 cm lange Platzwunde davontrug. Ge-gen sie wurde wegen versuchten Mordes er-mittelt. Eine Betroffene, Julia S., sa auf-grund dieses Tatvorwurfs fnf Monate inUntersuchungshaft.

    Der Mordvorwurf grndete sich einzig aufder Einschtzung des damals ermittelndenStaatsanwaltes P. Petersen, die Tterinnenseien AntifaschistInnen und wrden als sol-

    che den Tod eines Nazis jederzeit beabsich-tigen oder wenigstens billigend in Kauf neh-men.

    Somit erklrte er alle AntifaschistInnen zupotentiellen MrderInnen. Die gleiche Ab-

    teilung der Staatsanwaltschaft sah in einem

    kurz darauf folgenden brutalen berfall von15 Neonazis auf einen Potsdamer Antifa-schisten und dessen Begleiter, bei dem ei-nem Opfer mit einer abgeschlagenen Bier-flasche in den Hals gestochen wurde, nur ei-ne gefhrliche Krperverletzung.

    Die Potsdamer Justiz versuchte damit, dasProblem rechtsextremer Gewalt herunterzu-spielen auf einen Bandenkrieg, die so ge-nannte Gewaltspirale, in der sich linke undrechte Jugendliche in gleichem Mae ge-genseitig die Kpfe einschlagen wrden. Ge-gen diese extremistische Gewalt wrde nun,durch die harte Anklage, endlich einmal hart

    durchgegriffen werden.(Fakt ist aber, dass seit Januar 2005 ber20 bergriffe von Nazis auf Linke ver-zeichnet wurden, und kein einziger anders-herum.)

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    Edirne, Tekirdag Nr. 1 und 2, Izmit Nr. 1und 2, Bolu, Sincan Nr. 1 und 2, Izmir/Kiri-klar, Nr. 1 und 2, Adana-Krkcler.

    Das Kocaeli-F-Typ-Gefngnis Nr. 1 liegtin der Umgebung von Kandira, weit ent-fernt vom Stadtzentrum. Es besitzt eine Ka-pazitt fr 373 Personen mit 103 Klein-gruppenisolationseinheiten (Dreierzellen)und 64 Einzelzellen.

    Die Kleingruppenisolationseinheiten fr

    drei Personen sind in zwei Etagen erbaut.Der Hof besteht aus einem 50 Quadratme-ter groen Betonplatz und ist umgeben vonacht Meter hohen Betonwnden. Die aus ei-ner Etage bestehenden Einzelzellen sind 8am gro.Whrend die Inhaftierten in diesen Ein-

    zel- und Dreierzellen tglich nur eine Stun-de Zugang zum Hof hatten, hat sich dieseZeitspanne seit einer neuen Regelung vomJahr 2006 auf die Zeit von den Morgen- bisin die Abendstunden verlngert. Zwei bisdrei Einzelzellen teilen sich denselben Hof,d.h. die in Einzelzellen befindlichen Inhaf-

    tierten knnen whrend des Hofgangs min-destens einen anderen Gefangenen sehen.Die Inhaftierten in den Dreierzellen gehengemeinsam zu dritt in den Hof. DiejenigenGefangenen, die zu lebenslnglicher,schwerer Haft verurteilt wurden, drfen nureine Stunde tglich alleine in den Hofgang.

    ber den Einzelzellen befinden sich Ein-heiten, die als Arbeitssttten genutzt wer-den sollen.

    Laut Aussagen der Zustndigen des Mi-nisteriums knnen sich die Hftlinge, diesich der Tretman-Methode anpassen, d.h.die gehorsam die Anordnungen des Ge-fngnispersonals befolgen, zu bestimmtenTageszeiten in dieser Abteilung beschfti-gen. Auer diesen Einheiten gibt es nochGemeinschaftsrume wie eine kleineSporthalle und eine kleine Bcherei.

    Fr 373 Gefangene sind insgesamt neun

    Anwaltsbesuchsrume vorgesehen. Hinterdem Anwaltsplatz befindet sich eine Glas-scheibe, von der aus ein Wrter das Ge-sprch zwischen dem Gefangenen und demRechtsanwalt mitverfolgt. Die Besuchewerden in Rumen, die voneinander durcheine Glaswand getrennt sind, per Telefonabgehalten.

    Man muss erwhnen, dass, obwohl alleRume aus Isolationszellen bestehen, das

    Ministerium auf eine untere Abteilung spe-zielle dunkle Zellen hat errichten lassen, diein den Medien als Isolationszellen aufge-deckt worden waren. Allerdings wurdendiese Zellen bisher nur einmal in Izmir Kiri-klar bei nicht-politischen Hftlingen ange-wendet.

    Bewertung1. Die Untersuchungen .. haben ergeben,dass die F-Typ-Gefngnisse (einschlielichder Einzel- nd Dreierzellen) in ihrem ge-samten Plan die Grundlage fr die Isolati-on bilden und speziell dafr erbaut wordensind.

    ... 3. Im Rahmen der oben genannten Ei-genschaften knnen diese Gefngnisse, de-ren Planungszweck die Isolation ist, zu denunten genannten Beschwerden fhren.

    Die Einzel- oder Dreierzellen (Kleingrup-

    penisolationseinheiten) bedeuten zu-sammen mit einer physischen Isola-tion eine relative oder totale sozialeIsolation. Die durchgefhrten experi-mentellen Analysen zeigten, dass diesoziale Isolation ernsthafte patholo-gische Auswirkungen auf den Krpersowie auf die Psyche des Einzelnenhat. ...

    Einige dieser krankhaften Erschei-

    nungen sind: die Verkleinerung desBlickfeldes, Schdigung des Gehrsmit in der Folge zunehmendem Ver-lust des Hrvermgens, neurogene

    Schwerhrigkeit, Tinnitus ...In Abhngigkeit von der Dauer der Iso-

    lation und der psychischen Grundverfas-sung des Inhaftierten sind bei der Isolationausgesetzten Menschen Symptome undKrankheitsbilder wie Konzentrations-strungen, Depression, visuelle sowie au-ditive Halluzinationen, Schlafstrungenund der Verlust intellektueller Fhigkeitenbeobachtet worden. In Zusammenhang da-

    mit wurden Verhaltensnderungen mit pas-siver oder aggressiver Eigenschaft, Strun-gen bei der Wahrnehmung der sozialenIdentitt, Misstrauen, Skeptizismus, Redu-zierung der Qualitt der sozialen Bezie-hungsfhigkeit etc. festgestellt.

    In Verbindung mit den direkten neu-roendoktrinen Vernderungen, verursachtdurch die soziale Isolation, treten im endo-krinen System ebenfalls Vernderungenauf. Auch gehren Adipositas (Fettleibig-keit), Asthenie-Syndrom, Amenorrhoe(Ausbleiben der Regelblutung), Hirsutismus(bermige Krperbehaarung), vorzeitigerEintritt der Menopause zu den Vernde-rungen, die durch die Isolation bedingt auf-treten knnen.

    Unter Isolationsbedingungen wurdenebenfalls im Immunsystem Vernderungenbeobachtet. Vor allen Dingen sind die Re-

    Sehr schnell nach der Festnahme der fnfAntifas grndete sich eine Soligruppe, die

    sich zum Ziel setzte, die Betroffenen zu un-tersttzen, insbesondere die Gefangene ausdem Knast zu holen, und dem Versuch, An-tifaschismus zu kriminalisieren, offensiventgegenzutreten. Durch intensive Pressear-beit, mehrere Knastkundgebungen, Kom-munikationsguerilla-Aktionen u.. wurdemassiver ffentliche Druck aufgebaut, vonimmer mehr Seiten kam die Forderung nachFreilassung der jungen Antifaschistin undKritik an der eindeutig politisch motiviertenund komplett berzogenen Anklageschrift.

    Das mediale Aufsehen und der massive f-fentliche Druck zwangen die Staatsanwalt-

    schaft in die Defensive. Petersen lie sichmonatelang verleugnen und hielt entlasten-de Beweismaterialien zurck, wodurch dieU-Haft der inhaftierten Antifaschistinknstlich verlngert wurde. Doch schlie-

    lich musste sie im November 2005 nach fnfMonaten Haft entlassen werden, nachdemdie Konstrukte der Staatsanwaltschaft f-fentlich nicht mehr zu rechtfertigen waren.

    Die mittlerweile bekannt gewordene Ver-

    setzung Petersens von der Abteilung fr Po-litische Straftaten zu den Allgemeinen Straf-sachen betrachten wir als direkte Konse-quenz aus seinem Vorgehen und der politi-schen Niederlage, die die Staatsanwaltschafthinnehmen musste.

    In diesem Jahr endlich wurde die Ankla-ge vom zustndigen Richter auf gefhrlicheKrperverletzung herabgestuft, da ein un-abhngiges Gutachten ergab, was von An-fang an offensichtlich war: dass berhauptkeine Tat vorliegt, die als versuchte Ttungbewertet werden kann.Am ersten Prozesstag wurde dem Antrag

    einer immer noch minderjhrigen Ange-klagten stattgegeben, die Verhandlungenunter Ausschluss der ffentlichkeit ablau-fen zu lassen.

    Trotzdem versammeln sich an jedem Ver-

    handlungstag ca. 15 SympathisantInnen derAngeklagten, um sie zu untersttzen und zuzeigen, dass das ffentliche Interesse trotz-dem vorhanden ist. Nazis waren, auernatrlich Nahrath und das angebliche Op-

    fer, bisher nicht da. Allerdings werden nochstadtbekannte Nazis in den nchsten Tagenals ZeugInnen geladen sein.

    Bis jetzt konnten die Zeugen und der Ge-schdigte keine konkreten belastenden Aus-sagen gegen die Angeklagten machen, viel-mehr verliefen sie sich in Widersprche undUngereimtheiten. Am 13. September wird voraussichtlich

    die Urteilsverkndung stattfinden.Es gilt weiterhin, die von Repression be-

    troffenen Antifas zu untersttzen und sichgegen diesen Versuch, Antifaschismus zukriminalisieren zu wehren!

    Antifaschismus ist nicht kriminell, son-dern notwendig!Nhere Infos zum Fall und Berichte ber

    die einzelnen Prozesstage findet ihr auf:www.soligruppe-potsdam.de

    Prozess gegen Antifas in Potsdam ...

    Hochsicherheitszaun in Stammheim

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    duzierung der zellulren Immunabwehr, dieZunahme der Wachstumsgeschwindigkeit

    von Tumoren und die Vernderung der vi-ralen Infektionsabwehr besonders auffllig.

    Weitere mgliche Krankheitsprobleme, dieunter diesen Voraussetzungen auftretenknnen, sind z.B. Krankheiten des Gastro-Intestinal-Traktes aufgrund der zunehmen-den Stressbelastung durch die Isolation undder Fehlernhrung, psychosomatisch dys-

    peptische Beschwerden, Bewegungsein-schrnkungen, Muskel- und Gelenk-schmerzen, Atemwegserkrankungen, wieTuberkulose, die durch mangelnde Belf-tung, feuchte Luft sowie durch Klte her-beigefhrt werden, der Anstieg der Anfl-ligkeit zu Infektionskrankheiten.

    Schlussfolgerung

    Die F-Typ-Gefngnisse stellen ein Haftsy-stem dar, das gegen die Menschenrechte

    verstt,1. zum einen wegen der Risiken fr die

    krperliche und psychische Gesundheit des

    Einzelnen,2. zum anderen, weil sie die Sicherheit der

    Inhaftierten vom Gefngnispersonal ab-hngig macht und somit ernsthafte Gefah-ren in sich birgt.www.tayad.de

    Immer wieder ist ber Kollaboration zwi-schen der BR Deutschland oder auch an-deren europischen Lndern und der Tr-kischen Republik zu berichten, manchmalauch ber Erfolge bei der Verhinderung.Wir berichteten im letzten Gefangenen In-fo ber den anerkannten Flchtling YusufKaraca, der den trkischen Hschern aus-geliefert werden sollte. Er kam jetzt frei,aber nur nach langem Kampf, unter ande-rem und vor allem einem langen Hunger-streik. Wir dokumentieren seine Erklrungvom 10. August, dem 78. Tag seines To-desfastens.

    Yusuf Karaca ist frei!Das Oberlandesgericht hat sich gestern ge-gen die Auslieferung von Yusuf Karaca, an-erkannter politischer Flchtling, an die Tr-kei ausgesprochen. Yusuf, der seit ber 90Tagen im Hungerstreik war, ist nun in derUniklinik in Frankfurt am Main und wirddort behandelt (zur Hintergrundinfo). W-re er in die Trkei ausgeliefert worden, ht-ten ihn dort weitere 20 Jahre Haft erwar-tet. 10 Jahre hatte er schon gesessen undbei den Todesfasten mitgemacht. Wir freu-en uns, dass das Gericht sich gegen die Aus-lieferung ausgesprochen hat, und hoffen,

    dass es Yusuf Karaca bald gesundheitlichbesser geht.Trotzdem bleiben offene Fragen:

    Wie kann es sein, dass berhaupt ein an-erkannter Flchtling aufgrund eines Aus-

    lieferungsantrages von einem Land ausdem er geflchtet ist, in Haft genommenwird?Wie kann es sein, dass sich deutsche Ge-

    richte ernsthaft mit einem Urteil (in der Tr-kei) auseinandersetzen, das von einem ab-hngigen Gericht (Staatssicherheitsgericht)gefllt wurde, ohne Anwlte, ohne Zeugenund mit Aussagen, die unter Folter er-zwungen wurden?

    Welchen Sinn hat das politische Asyl,wenn man im Zufluchtsland vor Verfol-gung nicht sicher ist? Yusuf Karaca hatte aufgrund seiner

    schrecklichen Erlebnisse und Erfahrungenin trkischer Haft, gesundheitliche Schdendavongetragen. Es bleibt zu hoffen, dassihm der Knast hierzulande nicht noch mehrzugesetzt hat. Die Untersuchungen in derUniklinik werden das zeigen.

    nrw_karawane, 24.8.

    Erklrung von Yusuf Karaca zuseiner Situation:

    An die Presse und die ffentlichkeitIch befinde mich zur Zeit im Kasseler Ge-fngniskrankenhaus, meine Gesundheitund Sicherheit sind sehr gefhrdet. Ichbrauche Untersttzung und Solidarittdurch die ffentlichkeit!

    Heute ist der 78. Tag meines Todesfastens.Diese Zeilen schreibe ich unter schwerenBedingungen, ich fasse meine letzte Kraftzusammen, um dies zu realisieren. Aber ichhabe auch keine andere Mglichkeit mehr,um mich an die ffentlichkeit zu wenden.Im Folgenden mchte ich ber meine poli-tische Vergangenheit berichten.

    Ich wurde in der Trkei aufgrund meinerpolitischen Einstellung verhaftet und 15

    Tage lang schwer gefoltert. Ich musste un-ter diesen Bedingungen Aussagen unter-schreiben, die von Taten handelten, mit de-nen ich nichts zu tun hatte. Aufgrund des-sen wurde ich vom StaatssicherheitsgerichtDGM (diese Gerichte wurden auf Druck derEU wegen ihrer Parteilichkeit und Domi-nanz durch das Militr aufgehoben) zu le-benslanger Haft verurteilt.

    Ich war whrend der 10 Jahre der Inhaf-tierung - wie viele andere politische Ge-fangene auch - an Hungerstreiks und zu-letzt an dem Todesfasten gegen die Isolati-onshaft beteiligt. Wir wurden regelmig

    gefoltert. Whrend des Todesfasten wurdenunsere Zellen in Brand gesetzt, und dabeiwurden 120 politische Gefangene gettet.Die Regierung wollte keine Zugestndnis-se machen und Isolationshaft mit allen Mit-teln durchsetzen.Viele Gefangene, die diese Intervention

    berlebt haben, waren psychisch zerstrtund hatten krperliche Behinderungen, wirwaren also Krppel, und unser Leben war

    ein Alptraum geworden. Ichwurde, wie viele andere auch,durch das Gutachten von rz-ten, die das Wernicke-Korsa-koff-Syndrom bei uns fest-stellten, fr eine vorberge-hende Zeit zwecks einer me-dizinischen Behandlung ent-lassen. Ich wurde ca. 2 Mona-te in der Trkei medizinischbehandelt und bin dann auf-grund der unzureichendenmedizinischen und finanziel-len Mittel 2002 nach Deutsch-land geflohen. Denn ich hattedie Hoffnung, dass ich inDeutschland die ntige medi-

    zinische und finanzielle Ver-sorgung bekommen wrde,um zumindest keine bleiben-den schweren gesundheitli-chen Schden zu behalten.

    Auerdem drohten ich in derTrkei noch 20 Jahre Haft, so-mit bin ich dieser Haft auchentkommen.

    Mein Asylantrag wurde inDeutschland als Flchtling imSinne der Genfer Flchtlings-konvention rechtskrftig an-erkannt, ich wurde von drei

    verschiedenen rzten medizi-nisch versorgt und war zudemin psychologischer Behand-lung.

    Ich habe versucht, wiederArrestzelle im Gefngnis Billwerder

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    ein selbstndiges Leben zu fhren, habe ei-ne Wohnung genommen und Deutschkur-se besucht. Es klappte alles gut, bis ich zurPolizei bestellt wurde. Mir wurde mitgeteilt,dass die Trkei aufgrund meiner noch ver-bleibenden 20 Jahre Haft meine Ausliefe-rung beantragt habe. Durch das Urteil desOberlandesgerichtes wurde ich verhaftet.

    Es wird eine Auslieferung an die Trkeiangestrebt, obwohl der Justiz bekannt ist,

    dass ich sowohl krperlich als auch psy-chisch krank und aufgrund dessen in Be-handlung bin. Zudem ist auch bekannt, dassich lange Zeit gefoltert wurde und die wei-teren 20 Jahre Haft unter noch brutalerenBedingungen absitzen wrde, denn mitt-lerweile sitzen die politischen Gefangenenin der Trkei in Isolationshaft. Nach mei-ner Inhaftierung in Deutschland hatte ichkeine andere Mglichkeit als das Todesfa-sten, um mich gegen die Auslieferung zuwehren. Meine Antwort auf das ungerech-te System ist: Entweder Freiheit oder Ster-ben!

    Somit habe ich am 25. Mai mit dem To-desfasten angefangen, heute ist der 78. Tag.Mein gesundheitlicher Zustand verschlech-tert sich zunehmend, denn ich bin auchdurch das vorherige Hungern und durchFolter ohnehin schon geschwcht. Ich ha-be starke Schmerzen, nur Alptrume, undmein Krper schrumpft stndig. Ich war zu

    Beginn im Gefngnis Weiterstadt; nachdemsich mein Zustand verschlechtert hat, wur-de ich in das Gefngniskrankenhaus nachKassel gebracht.Vor ca. zwei Wochen wurde ein Psycho-

    loge mit einem Dolmetscher zu mir ge-schickt. Er befragte mich eine Stunde langber Themen wie meine Kindheit, meinepolitischen Aktivitten, warum ich poli-tisch aktiv gewesen sei und viele andere

    Fragen. Es hat fr mich eher wie ein Ver-hr ausgesehen als ein therapeutisches Ge-sprch. Nun frage ich die ffentlichkeit:Dieser Psychologe fragte mich eine Mengebelanglose Sachen, aber warum fragte ernicht nach der Folter und der Drangsalie-rung whrend meiner Inhaftierung in derTrkei? Warum sind die Unterdrckungund die politischen Angriffe und deren

    Auswirkungen auf meine Psyche kein The-ma fr den Psychologen? Ebenso hat sichder Psychologe auch gar nicht fr meinenpsychischen Zustand whrend des jetzigenTodesfastens interessiert. Aber genau all

    dies msste er doch als Psychologe thema-tisieren. Statt dessen wiederholte er fol-gendes: Ob Sie in der Trkei schuldig sindoder nicht und was Sie in der Trkei durch-gemacht haben, das ist eine Sache zwischenIhnen und der Trkei. Sie haben noch 20Jahr Haft, aber wenn die Trkei in die EUaufgenommen wird, wird bestimmt eine

    Amnestie erlassen.Des weiteren sagte er, dass ich mit dem

    Todesfasten aufhren soll, da es zwischenDeutschland und der Trkei Vereinbarun-gen gebe und ich verpflichtet sei zu essen.

    Auerdem ginge es mir soweit gut, ich ht-te vor dem Beginn des Todesfasten keinemedizinische und therapeutische Behand-lung gebraucht. Daraufhin bin ich aggres-siv geworden, habe angefangen zu schrei-

    en und ihn rausgeschmissen. Die anderenrzte versuchen auch, mich von dem Hun-gern abzubringen. Eine Psychiaterin sagte,dass ich nicht unter dem Wernicke-Kor-sakoff-Syndrom leiden wrde, die einzigeBeeintrchtigung fr meine Gesundheit seidas Hungern, davor wre es mir doch gutgegangen. Ebenso betonte sie, dass sie,wenn ich das Hungern nicht freiwillig auf-geben wrde, durch medizinische Inter-

    vention handeln msse. Das heit, ichknnte in diesem Rahmen auch eine Sprit-ze bekommen, die schwere krperlicheSchden anrichten knnte.

    Es wird stndig psychischer Druck aufmich ausgebt, und sogar in meiner schwa-chen krperlichen und psychischen Verfas-sung bin ich gezwungen, mit den rzten zudiskutieren. Ich lasse auer dem Blut-druckmessen keine andere medizinische

    Versorgung zu. Ich bin mittlerweile von 83kg auf 57 kg runter gehungert, leide unter

    Wieder Verhaftung

    kurdischer Politikerin Deutschlandisku, 14.8. Am 8. August wurde der kurdi-sche Politiker Muzaffer Ayata (Bild) inMannheim festgenommen. Ihm wird vor-geworfen, PKK-Verantwortlicher fr dieRegion Sddeutschland zu sein. Einen Tagspter wurde Riza Erdogan in Duisburg ver-haftet.

    Beide sind seit vielen Jahren in der kur-dischen Bewegung aktiv und in der Bun-desrepublik als politische Flchtlinge aner-

    kannt. Muzaffer Ayata verbrachte bereitszwanzig Jahre in trkischen Gefngnissen.ber seine Erfahrungen hat er ein in trki-scher Sprache erschienendes Buch mit demTitel Diyarbakir Zindan (Der Kerker vonDiyarbakir) geschrieben. Vor drei Jahrenkam er in die Bundesrepublik, wo er seinepolitische Arbeit fortsetzte. So betrieb erLobbyarbeit fr die in der Trkei ttige undinzwischen aufgelste legale politische Par-tei DEHAP, schrieb Kolumnen und Analy-sen fr verschiedene Zeitungen und Zeit-schriften und setzte sich nicht zuletzt un-ermdlich mit den vernderten gesell-

    schaftlichen und politischen Bedingungenund den Menschen auseinander. Als ein inDeutschland lebender Kurde, dem aufgrundder immer noch ausstehenden Lsung der

    kurdischen Frage die Rckkehr in sein Her-kunftsland verwehrt ist, beschftigte er sich

    viel mit der europischen Kurdenpolitikund bemngelte die unklare Haltung der EUzur kurdischen Frage. So machte er daraufaufmerksam, dass die EU whrend desheien Krieges zwischen der kurdischenGuerilla und der trkischen Armee etliche

    Aufrufe fr einen Waffenstillstand und denBeginn eines Dialoges gemacht hatte, nach-dem die PKK jedoch den Waffenstillstanderklrt hatte, den Kongra Gel als Nachfol-georganisation auf ihre Liste terroristischerOrganisationen setzte. Ein weiteres wichti-ges Thema war fr ihn stets der Wandel derkurdischen Bewegung vor dem Hinter-grund vernderter weltweiter Rahmenbe-

    dingungen. Hierbei pldierte er fr das Mo-dell des demokratischen Konfderalismus,das auf Basisdemokratie unter Bewahrungder bestehenden Staatsgrenzen in Kurdi-stan setzt. Seine Vision formulierte er am3. Juni 2006 in der in Deutschland er-scheinenden Tageszeitung zgr Politika:Das Volk soll keine Lsungen vom Staat er-warten, sondern selbst Lsungen ent-wickeln. Alle Teile der Gesellschaft sollengem ihrer berzeugungen und Bedrf-nisse auf der Grundlage des Prinzips derGeschlechtergleichberechtigung in Friedenund auch mit der Natur in friedlicher Form

    leben. Anstelle von Feindschaft und Kriegmit Nachbarvlkern, anstelle neuer Grenz-ziehungen soll ein Leben in Freundschaft,Frieden und Geschwisterlichkeit umgesetzt

    werden. Das Wesen des de-mokratischenKonfderalis-mus ist nebender Selbstorga-nisierung der

    Vlker in de-mokratischerForm das Zu-sammenlebender Vlker ingegenseitiger

    Achtung. An-stelle von ueren Eingriffen oder Provo-kationen geht es darum, Frieden und De-mokratie von der Basis aus zu organisie-

    ren.Es mag diese Haltung Muzaffer Ayatassein, die ihn ins Visier des deutschen Staa-tes gebracht hat. Mit Sicherheit steckt hin-ter seiner Verhaftung aber auch der Druckder Trkei, die eine politische und friedli-che Lsung der kurdischen Frage nach wie

    vor ablehnt und in jngster Zeit vor allemin ihrem Bemhen aufgefallen ist, die USAund den Irak dazu zu bringen, in Sdkur-distan gegen die PKK vorzugehen.Als Freundinnen und Freunde Muzaffer

    Ayatas untersttzen wir seine politischenGedanken und fordern die Bundesregie-

    rung und die EU auf, endlich eine konkre-te Kurdistan-Politik zu entwickeln, die nichtauf konjunkturellen Interessen basiert, undihren Beitrag zu einer friedlichen Lsung

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    Nieren-, Magen-, Glieder- und Kopf-schmerzen. Meine Sehfhigkeit nimmtauch zunehmend ab, und ich habe Schwie-rigkeiten, aufrecht zu gehen.

    Trotz all dieser Beschwerden behauptendie rztlichen Gutachter, dass es mir ge-sundheitlich gut ginge. Diese rzte machenMenschen wie mir durch solche unwahrenGutachten das Leben zur Hlle. Dabei dach-te ich doch immer, dass rzte unparteiisch

    seien und ihr Hauptinteresse das Wohl desMenschen sei. Ich habe mich leider malosgetuscht, auch rzte missbrauchen ihrenBeruf und handeln in meinem Fall nichtzum Wohl des Kranken, sondern sind of-fensichtlich den Abkommen und Vertrgenzwischen den beiden Lndern verpflichtet.

    Noch vor einem Jahr wurde mir das Asy-lrecht aufgrund meiner politischen Akti-

    vitten gewhrt, und jetzt soll ich ausge-liefert werden, weil ich ein ?Terrorist? sei.Ist das denn gerecht? Ist dieses Vorgehen

    vereinbar mit dem Rechtsstaat und denMenschenrechten?

    Aufgrund meines schlechten gesundheit-lichen Zustandes und des psychischenDrucks, der seitens der rzte und Psycho-logen ausgebt wird und der Qualen, dieich hier durchmache, spiele ich mit Selbst-mordgedanken. Fr eventuell bleibendekrperliche Schden oder sogar fr den Todsind die hiesigen rzte, das Oberlandesge-

    richt und die deutsche Regierung, die mirzuerst Asyl gewhrt und mich dann auslie-fern mchte, verantwortlich.

    Ich hoffe mit meinem Hilfeschrei auf dieUntersttzung und Solidaritt jedes einzel-nen Menschen.Kassel, 10.08.06Yusuf Karaca

    Presseerklrung und Kampagne vonSolidarit sans frontires (Schweiz)

    Deutschland verhaftetin der Schweiz aner-kannten FlchtlingFreiheit fr Dursun Gner keine Auslieferung in die Trkei!

    Dursun Gner, geboren 1958, lebt seit 2003in der Schweiz. Am 25. Oktober 2004 wur-

    de ihm Asyl gewhrt. Er wurde am 27. Mai2006 beim Grenzbertritt von der Schweiznach Deutschland aufgrund eines trki-schen Interpol-Haftbefehls verhaftet. Ersitzt seither in Auslieferungshaft in Lrrach(Deutschland). Die Trkei muss bis zum 7.Juli 2006 ein frmliches Auslieferungser-suchen nachliefern. Wird Dursun Gner

    ausgeliefert, drohen ihm in der Trkei Fol-ter und eine langjhrige Haftstrafe.

    Die von der Trkei erhobenen Vorwrfe(drei Ttungsdelikte in den Jahren 1978 bis1981) sind den schweizerischen Behrdenbereits seit der Einreichung seines Asylge-suches bekannt. Die Vorwrfe wurden aberals haltlos verworfen, das Bundesamt frFlchtlinge anerkannte Gner als Flcht-ling. Vor seiner Einreise in die Schweiz, wo

    seine Frau und seine 21-jhrige Tochter le-ben, war Gner in Italien bereits 1998 auf-grund derselben Straftatvorwrfe verhaftetworden. Italien wies die trkischen An-schuldigungen ebenfalls zurck und ge-whrte Herrn Gner Asyl.

    Es ist bekannt, dass der trkische Staatgeflchtete Oppositionelle auch im Auslandweiter verfolgt. Mit vorgeschobenen Haft-befehlen wegen Straftaten, die die Betrof-fenen in der Trkei angeblich begangen ha-ben sollen, missbraucht er dabei das inter-nationale Fahndungssystem Interpol.

    In den vergangenen Jahren sind mehre-

    re anerkannte Flchtlinge (teils mit Schwei-zer Brgerrecht) in dieselbe Situation gera-ten. Damit anerkannte Flchtlinge in Zu-kunft in Sicherheit leben und sich frei be-wegen knnen, muss auf internationalemParkett so rasch als mglich dafr gesorgtwerden, dass sowohl Interpol als auch dienationalen Behrden Haftbefehle aus der

    der kurdischen Frage zu leisten. Muzaffer Ayata und Riza Erdogan mssen unver-zglich aus der Haft entlassen werden.

    Informationsstelle Kurdistan e.V

    Hungerstreik gegenRepression gegen kurdischePolitikerDie europischen Lnder, in erster Linie diedeutsche Regierung und ihre Strafverfol-gungsbehrden, die seit mehreren Jahren dieKurden unterdrcken, einschchtern oder zuGefngnisstrafen verurteilen, haben jngstdie kurdischen Politiker/Journalisten Mu-zaffer Ayata, Nedim Seven und Riza Erdo-gan verhaftet und damit ihre bisherige Poli-tik erneut festgeschrieben. Es besteht keinZweifel mehr daran, dass die Politik der Ter-rorisierung, Provokation und Isolation derKurden das Resultat eines gemeinsamenKonzeptes der Trkei, USA und der europi-schen Lndern ist.Vor allem Deutschland, das als praktischer

    Umsetzer dieses Konzeptes fungiert, machtdas Leben der Kurdinnen und Kurden uner-trglich. Fundamentale demokratischeGrundrechte wie die Meinungs-, Versamm-lungs- und Organisierungsfreiheit, das

    Durchfhren von Seminaren oder die Abga-be ffentlicher Stellungnahmen zu politi-schen Ereignissen werden verboten. Ein-schchterungen, Drohungen und Drangsa-

    lierungen von Mitgliedern und Vor-standsangehrigen kurdischer Vereine auf-grund ihrer politischen und kulturellen Ak-tivitten und der Verfolgung ihrer legitimenBelange, hat die Kurden nun an einen Punktgebracht, um ihre Situation an die breitereffentlichkeit zu bringen.

    Menschen, die in diesem Land zum Teil seit vielen Jahren leben und arbeiten, werdendurch Auslnderbehrden und Gerichte ineinem nicht mehr hinnehmbaren Ausmakriminalisiert und als Gefhrder der inne-ren Sicherheit Deutschlands stigmatisiert,die Deutschland zu verlassen htten. Verei-ne, die unserer Fderation angeschlossensind, werden kurzerhand zu Sttzpunktender PKK erklrt. Und dies, obwohl alle Ver-eine eine ordnungsgeme Satzung habenund vllig legal in Handelsregistern einge-tragen sind. Diese Entwicklung ist aus unse-rer Sicht als Besorgnis erregend zu qualifi-zieren.

    Seit Jahren konzentriert sich unsere Arbeitauf eine friedliche und gleichberechtigte Ko-operation mit allen gesellschaftlichen Grup-pen, wirken wir auf unsere Mitglieder ein,sich in diese Gesellschaft zu integrieren, lei-sten wir alle einen Beitrag zu einem positi-

    ven Miteinander. Wir bemhen uns aberauch seit langer Zeit um einen Dialog mitden politisch Verantwortlichen in Deutsch-

    land. Doch mssen wir die bittere Erfahrungmachen, dass unsere ausgestreckte Handnicht ergriffen wird, dass wir auf eine Mau-er des Schweigens und der Ignoranz stoen,

    dass wir als Kurdinnen und Kurden offenbarisoliert und gechtet werden sollen.

    Das ist schmerzhaft.Wir machen die Erfahrung, dass Kurden,

    die in ihrer Heimat verfolgt, verhaftet, ge-foltert werden und deren Kultur, Sprache undExistenz verboten wird, in Deutschland, wosie glaubten, eine sichere Zuflucht gefundenzu haben, hnlichen Repressionen ausgesetztsind wie in der Trkei. Das ist schmerzhaft.Aus all diesen Grnden wollen wir beto-

    nen, dass wir - wie in der Vergangenheit auch diese Repressionspolitik nicht einfach hin-nehmen wollen. Wir werden unsere politi-sche und kulturelle Identitt nicht verleug-nen und Gewhrung demokratischer Rechteauch fr uns einfordern. Wir fordern die un-

    verzgliche Freilassung aller kurdischen Po-litiker, ein Ende undemokratischer Vorge-hensweisen und die Einstellung aller Ver-fahren gegen unsere Mitglieder.

    Eines wollen wir klarstellen: An unsererPolitik des Dialoges werden wir unbeirrt fest-halten. Wir fordern die politisch Verant-wortlichen in Deutschland auf, sich nichtweiterhin unseren Bemhungen um Mei-nungsaustausch zu verweigern.

    Und dennoch: Aus Protest gegen die an-haltende Kriminalisierungspraxis werdendie Mitgliedsvereine unserer Fderation abdem 21. August 2006 schlieen und Hun-

    gerstreiks in Stuttgart, Kln und Berlindurchfhren.YEK-KOM e.V., Frderation der kurdischenVereine in Deutschland 21.8.2006

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    Trkei gegen anerkannte Flchtlinge ein-gehender berprfen. Vorgeschobene Haft-befehle mssen zurckgewiesen und dieBetroffenen darber informiert werden.

    Das Solidarittskomitee protestiert gegendieses missbruchliche Vorgehen der Tr-kei. Es ruft alle dazu auf, sich diesem Pro-test anzuschlieen und sich fr die soforti-ge Freilassung von Dursun Gner einzu-setzen.

    Unterschreiben Sie die Petition (siehe un-ter: www.sosf.ch/) und sammeln Sie weite-re UnterschriftenPostadresse fr persnliche Briefe:Herr Dursun Gner,

    Justizvollzugsanstalt Waldshut-TiengenAussenstelle Lrrach, Bahnhofstr. 4D-79539 Lrrach

    Schweiz

    Entscheid im Fall Er-

    dogan vorerst negativMehrere Demonstrationen inverschiedenen Stdten

    Die Bundesbehrden haben im Fall ErdoganE. einen Entscheid gefllt. Er ist negativ, wirdin letzter Instanz indes vom Bundesgerichtentschieden, da es sich um einen politischenFall handelt. Gegen dieses Spezialvorgehenprotestiert das Bndnis gegen Ausschaffun-gen und Auslieferungen in die Trkei vehe-ment. Offensichtlich sind die schweizeri-schen Behrden gewillt, Erdogan in eine un-gewisse Zukunft in einen Folterstaat auszu-liefern. Das Bndnis hlt jedoch fest, dassder Entscheid noch kein endgltiger ist. Eswird nun zum Endspurt angesetzt, und dasBndnis geht nach wie vor davon aus, dassErdogans Auslieferung verhindert werdenkann und muss. Fr den 19.8. wre in Mou-tier, Kanton Bern, eine Solidarittsdemon-stration geplant gewesen. Dass diese bewil-ligt war, nderte nichts am schikansen Ver-halten der Gefngnisleitungen. Es scheint imFall Erdogan System zu haben, ihn jeweilsvor Solidarittskundgebungen in ein neues

    Gefngnis zu verlegen. Gestern, 18.8.06, hat

    das Bndnis erfahren, dass Erdogan nachFrauenfeld verlegt wurde - die fnfte Verle-gung innerhalb von 6 Monaten. Die De-monstration fr den 19.8. wurde deswegenkurzfristig umdisponiert, und in Frauenfeldsollte eine Spontankundgebung stattfinden.Dort wurden die DemonstrantInnen abernicht einmal aus dem Zug gelassen, sondern

    gleich von einem Groaufgebot der Polizeiempfangen. Bereits auf der Anreise wurdenmehrere AktivistInnen am Bahnhof inZrich brutal verhaftet (Bild oben). Die Frau-enfelder Polizei ignorierte das Recht aufSpontankundgebungen, welches selbst beirestriktiver Gesetzesauslegung existiert, ver-mutlich auch im Kanton Thurgau. Die poli-tisch Verantwortlichen sahen das offenbaranders nicht das einzige Brett vor dem Kopfderjenigen, fr die das Leben eines politi-schen Flchtlings nicht viel Wert zu habenscheint. Dennoch wurde am heutigen Tag frErdogans Freilassung demonstriert. In Mou-tier fand eine Demonstration statt, in Bernwurde gegen 18 Uhr ebenfalls in der Innen-stadt demonstriert. Dies, nachdem in Frau-enfeld Gepckdurchsuchungen ohne Perso-nenkontrollen sowie ein Abzug ausgehan-delt wurden und die DemonstrantInnennach Bern reisten. In Zrich fand gegen 20Uhr eine weitere Demonstration statt. Frkommende Woche sind weitere Demonstra-tionen in Basel und Bern geplant. Das Bnd-nis ruft zur zahlreichen Teilnahme und So-lidaritt auf!Freiheit fr Erdogan!

    Bndnis gegen Ausschaffungen und Aus-

    lieferungen in die Trkei

    Die Petition fr Erdogans Freilassung zhltmittlerweile ber 2000 Unterschriften

    Bndnis fr Bleiberecht Hanau/Main-Kinzig

    Abschiebedrama gehtweiter, Behrden zei-gen sich gnadenlosSerif Akbulut verhindert auch 3ten Ab-schiebeversuch mit Lufthansa Erst vergan-genen Dienstag Abend, nun am heutigenFreitag frh (11.8.) gleich wieder: Behrdenund Bundespolizei wollen Serif Akbulut um jeden Preis abschieben. Doch der jungeMann, der seit ber 8 Jahren in Deutschlandlebt, der hier bestens integriert ist und sichnicht von seinen kranken Eltern trennen las-

    sen will, besteht auf seinem Bleiberecht: Er-neut hatte der Pilot, diesmal von Lufthansa,die Abschiebung abgebrochen.

    Gestern hatten Pfarrerinnen und Pfarreraus dem Main-Kinzig-Kreis und Kreis Fuldain einem Offenen Brief dringlich an das Hes-sische Innenministerium appelliert, der Ankndigung einer Bleiberechtsregelungauch endlich Taten folgen zu lassen und ins-besondere Serif Akbulut sofort freizulassen.

    Serif Akbulut pendelt zwischen Abschie-behaft und Flugzeug, stndig in Angst undUngewissheit, was mit ihm in den nchstenStunden passiert. Die Verantwortlichen ha-ben offensichtlich berhaupt keinen Begriffdavon, was sie hier einem jungen Menschenund seiner Familie antun, kommentiert Ha-gen Kopp vom Bndnis fr Bleiberecht denneuerlichen Abschiebeversuch. Die Unter-sttzung fr die Familie Akbulut wird tg-lich breiter, das Unverstndnis gegenberdem gnadenlosen Verhalten der Behrdenimmer grer. Gemeinsam u.a. mit den Pfar-rerInnen, dem Fuballverein in Salmnster,der unlngst im Hessenfernsehen seine So-lidaritt mit ihrem Mitspieler Serif Akbulutausgedrckt hat, sowie mit Verwandten und

    Freunden wird sich das Bleiberechtsbndnisunvermindert fr die Freiheit von Serif ein-setzen.

    Diese Abschiebeversuche sind ein Skan-dal, von Achtung der Menschenwrde kannkeine Rede mehr sein, Serif Akbulut musssofort freigelassen werden, so Hagen Koppabschlieend.

    Haftrichterin verfgt drei weitereMonate AbschiebehaftWie befrchtet hat die Richterin heute mor-gen (16.8.) in Schlchtern dem Antrag desRegierungsprsidiums (RP) stattgegeben

    und Serif fr 3 weitere Monate in Abschie-behaft geschickt. Bei der Verhandlung hatdas RP deutlich gemacht, dass Serif im Ok-tober mit einem Charter (Sammelabschie-bung) abgeschoben werden soll. Weitere In-

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    formationen dazu demnchst. Die Hoffnungwar ja nicht gro, dass was anderes raus-kommt, aber Trauer, Wut und Verzweiflunghaben sich dennoch dann bei allen breit ge-macht.

    Prima war aber, dass trotz des frhen Ter-mins um 6.30 ca. 50 Leute gekommen sind,um ihre Solidaritt mit Serif auszudrcken.Darunter waren vor allem viele Mitbewoh-ner von Serif. Transparente wurden ausge-

    breitet, Sprechchre gerufen, Musik gespieltund ber eine gute Lautsprecheranlage vie-le Grureden fr ihn gehalten. Das Amtsge-richt liegt direkt an der Strae, Serif hat un-sere Kundgebung also gut mitbekommenknnen. Er wurde dann nach Ende der Ver-handlung wieder zurck in die JVA nachFrankfurt-Preungesheim gefahren.Weitere Infos: www.freiheit-fuer-serif.tk

    Halberstadt

    Ein Mensch

    verschwindetIn der Nacht vom 15.8.06 zum 16.8.06 ge-gen drei Uhr frh wurde Thibaut AntonieLassarat in dem so genannten Ausreisezen-trum in Halberstadt verhaftet. Anschlieendwurde er offensichtlich nach Guinea abge-schoben.

    Lassarat lebte mindestens seit 1990 in derBRD. Auf Grund eines angeblichen Passver-gehens wurde er verurteilt und ein Jahr langin den Knast gesperrt. Im Jahre 2002 wurdeer in das so genannte Ausreisezentrum inHalberstadt eingewiesen.

    Das Ausreisezentrum wurde durch die da-malige sozialdemokratische Regierung inSachsen-Anhalt, die durch die PDS toleriertwurde, 2002 eingerichtet. Mit dem offiziellals Modellprojekt bezeichneten Abschiebe-lager sollte getestet werden, mit welchen Me-thoden Menschen dazu gebracht werdenknnen, initiativreich ihre eigene Abschie-bung zu untersttzen. Diese Methoden durf-ten und drfen entsprechend dem zivilge-sellschaftlichen Diskurs keine sichtbarenZeichen hinterlassen. In das Ausreisezen-trum werden Menschen eingewiesen, die ih-rer so genannten Mitwirkungspflicht bei der

    Betreibung ihrer Abschiebung nicht nach-kmen. Diese Mitwirkungspflicht ist nir-gendwo definiert. Das fhrt in der Regel da-zu, dass die Flchtlinge der subjektiven Will-kr von BeamtInnen ausgeliefert sind, deren

    Qualifikation darin besteht, in einem Amt frOrdnung, Sicherheit und Straenverkehrttig sein zu drfen.1Im Jahre 2005 wurdedurch das Zuwanderungsgesetz die rechtli-chen Rahmenbedingungen fr das Ausreise-zentrum nachtrglich geschaffen.2

    Bei den Menschen im Ausreisezentrumhandelt es sich um Flchtlinge, deren Iden-titten durch die Auslnderbehrden inZweifel gezogen werden. Die Identitt wird

    dann auf Grund von so genannten Sprach-gutachten festgelegt. Dazu werden die Men-schen immer wieder verhrt. In Folge solcheines Sprachgutachtens galt Lassarat als Br-ger der Elfenbeinkste. Im Jahre 2004 wur-de aus ihm ein Brger von Guinea, ohne dassdies begrndet wurde. Die Grnde dafr la-gen auf der Hand. In die Elfenbeinkstekonnte Lassarat auf Grund der dortigen in-

    neren Entwicklung nicht abgeschobenwerden. Zu dem verweigerte die Botschaftdes Landes die Ausstellung des entspre-chenden Passes.

    Das Lager, in dem Lassarat leben mus-

    ste, befindet sich ca. 7 Kilometer auer-halb von Halberstadt. Die Mbel in sei-nem Zimmer waren Restbestnde derNVA, die dieses Objekt bis ca. 1990 alsKaserne nutzte. In dem gesamten Zeit-raum musste Lassarat faktisch ohne einenCent Geld leben. Die Menschen im Aus-

    reisezentrum erhalten ausschlielich Sach-leistungen. Das sind Bekleidungstcke ausder Kleiderkammer, Verpflegung und ebendas Zimmer zum Schlafen. Briefmarken,Briefumschlge oder gar Busfahrscheine sindin diesen Sachleistungen nicht enthalten.Lassarat hatte immer wieder gesundheitlicheProbleme. Ein notwendiges Gutachten berseine Gesundheit wurde ihm stets verwehrt.Die Begrndung durch das zustndige Sozi-alamt lautete, dass er dies selber bezahlenmsste. Die Menschen im Ausreisezentrumdrfen im Krankheitsfall nicht einfach zum

    Arzt gehen. Sie mssen sich in der Kran-kenstation im Lager durch eine Kranken-schwester begutachten lassen. Diese ent-scheidet dann, ob der Betreffende krank sei.

    Anschlieend mssen sich die Flchtlinge ei-nen Krankenschein vom Sozialamt holen.Der zustndige Vertragsarzt, zu dem sie sichdann begeben mssen, befindet sich ca. 7 km

    vom Lager entfernt.3

    Lassarat durfte die Stadt Halberstadt seitdem Jahre 2002 nicht mehr offiziell verlas-sen. Die Residenzpflicht fr die Menschen im

    Ausreisezentrum ist auf Halberstadt be-grenzt. In einer Verordnung, in der die Be-dingungen fr das Lager noch einmal ver-schrft wurden sind, heit es, dass Urlaub-santrge der Flchtlinge sehr restriktiv zuhandhaben seien.4 Jede Woche musste Las-sarat sich seine Duldung bei der Auslnder-behrde verlngern lassen. Als er sich ein-mal diesem sinnlosen Verfahren entziehen

    wollte, da er das Lager so gut wie nie ver-lie, wurde er umgehend verhaftet.Im Lager war Lassarat so was wie ein eh-

    renamtlicher Sozialarbeiter. Afrika, so wie sieihn nannten, begleitete sie bei den notwen-

    digen Behrdengngen und erluterte ihndie anstehenden Verfahren.5

    Immer wieder hat sich Lassarat an Perso-nen des ffentlichen Lebens gewandt, um sieauf die Situation der Menschen im Lager auf-merksam zu machen. U.a. an Herrn Kosmehl,innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktionim Landtag Sachsen-Anhalts, an Herrn Prof.Dr. K. Peter Fritzsche, Inhaber des Lehrstuhlsfr Menschenrechtserziehung an der Otto-

    von-Guericke-Universitt Magdeburg, anKollegen Udo Gebhardt, Vorsitzender desDGB von Sachsen Anhalts, den Oberbrger-meister der Stadt Halberstadt, sowie an FrauGabriel, selbsternannte Brgerrechtlerin undderzeitige Vorsitzende des Bndnisses fr eingewaltfreies Halberstadt. Nicht eine dieser zi-

    vilcouragierten Personen hatte es fr ntigbefunden, Lassarat zu antworten. Die Schrei-ben, die er von offiziellen Institutionen er-hielt, sei es der Petitionsausschuss des Land-tages oder seine fr ihn zustndige Ausln-derbehrde im Ohrekreis, enthielten stan-dardisierte Antworttexte. Nicht eins der An-

    liegen von ihm wurde konkret geprft.Die Botschaft von Guinea hatte sich von

    2004 bis ca. Juli 2006 geweigert, Lassarat ei-nen Pass auszustellen, da er nicht ein Br-ger dieses Staates sei. Aus welchen Grndensich die Botschaft jetzt im August 2006 an-ders entschied, darber kann mensch nurspekulieren.

    In Guinea herrscht ein Prsidialregime,welches auf den Seiten des Auenministeri-ums wie folgt umschrieben wird. Guinea-Bissau ist eine Prsidialrepublik mit starkerStellung des direkt gewhlten Staatsprsi-denten, der nicht nur Oberbefehlshaber derStreitkrfte ist, sondern auch ein Vetorechtgegen Beschlsse der Nationalversammlungbesitzt, die er zudem auch bei politischen Kri-sen auflsen kann ... Das System der verfas-sungsmigen Gewaltenteilung ist schwachausgebildet, mit einer dominierenden Exe-kutive und einem nach wie vor sehr prsen-ten Militrsektor.Whrend des Generalstreikes im Juni die-

    ses Jahres wurden 12 Menschen durch so ge-nannte Anti-Aufruhr Einheiten erschossen.6

    Seit Jahren gibt es im Land ein Brgerkriegmit mal strkeren und schwcheren Inten-sionen. Fr wohlgemerkt deutsche Touristengibt das Auswrtige Amt gegenwrtig die

    Warnung heraus, die Grenzregionen zu Se-negal nicht zu bereisen. Innerhalb der herr-schenden Gruppierung scheint sich im Mo-ment ein Kampf um die Neuaufteilung derMachtverhltnisse abzuspielen. Insgesamtsind die Zustnde in Guinea mehr als insta-bil und entsprechen nicht einmal ansatzwei-se so genannten rechtsstaatlichen Kriterien.

    Die politische Verantwortung fr das Aus-reisezentrum im Allgemeinen sowie dieserkonkreten Abschiebung trgt der Innenmi-nister des Landes Sachsen-Anhalts. Welche

    Sorgfalt die Zivilgesellschaft bei der Auswahldieser Personen walten lie und lsst, zeigteder letzte Innenminister. Zu dem engstenUmfeld von Klaus Jeziorsky gehrten dieNeofaschisten aus Pretzien, die sich in die-

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    sem Dorf legal in dem Verein Heimat BundOstelbien organisieren durften.7 Von demgegenwrtigen Innenminister drften dieMenschen aus dem Ausreisezentrum auchnicht allzu viel erwarten knnen. Gehrt erdoch zu jenen inhaltsleeren funktionalenCharaktermasken, die, egal welche gesell-schaftlichen Gegebenheiten sich ergeben,immer einen Posten und ein Einkommen fin-den.8

    Wir wissen nicht, wo konkret Lassarat sich

    im Moment befindet und wie es ihm geht ...

    1 Die Auslnderbehrden in den Landkreisen sindin der Regel in die mtern Ordnung und Si-cherheit eingegliedert.

    2 Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Lager auf derrundlage von Verordnungen eingerichtet. Damitwurden Tatsachen geschaffen, die erst nachtrg-lich rechtlich legitimiert wurden. Immerhin heites aber im Zuwanderungsgesetz, dass solche La-ger eingerichtet werden knnen, aber nicht ein-gerichtet werden mssten.

    3 Nachdem John Williams unter bis heute nicht ge-klrten Umstnden in diesem Lager verstarb, wur-de dieses Verfahren so weit vereinfacht, dass sich

    die Menschen die Krankenscheine in dem Sozi-alamt der ZASt abholen knnen.4 Urlaubsantrge von Flchtlingen haben nichts

    mit Urlaub zu tun, wie der Name suggeriert. Die-se Antrge mssen die Menschen im Ausreise-zentrum stellen, um den Ort Halberstadt verlas-sen zu drfen, z.B. um eine Fahrt nach Aschers-leben zu machen.

    5 Das Ausreisezentrum ist direkt in der ZASt, derZentralen Aufnahmestelle des Landes Sachsen

    Anhalts fr Flchtlinge untergebracht.6 www.labournet.de/internationales/gn/general-

    streik06.html7 Dieser Verein geriet im Juli 2006 in die Schlag-

    zeilen. Bei einer Sonnenwendenfeier die durchdiesen Verein organisiert wurden war, wurde das

    Tagebuch von Anne Frank verbrannt. Mit dendeutschen jungen Mnnern aus diesem Dorf, dieu. a. mit T-Shirts Wehrmacht Pretzien herumlie-fen, lie sich der damalige Innminister gemein-schaftlich fotografieren. Er selbst wohnte undwohnt in diesem Dorf.

    8 Herr Hvelmann lie sich zum Politoffizier derNVA ausbilden. Nachdem diese Karriere durch dieEreignisse von 1989 beendet wurden ist, trat erder SPD bei. Dabei hatte er vergessen, seine Qua-lifikation zu benennen. In der SPD profilierte ersich als Rechtsauen, dem schon die PDS zu links-radikal war. Fr diese zivilcouragierte Identitts-

    verschleierung wurde er jetzt im Jahre 2006 durchdie Zivilgesellschaft mit dem Posten des Innen-ministers belohnt.

    Siehe auch: http://www2.amnesty.de/inter-net/deall.nsf/WNachLand?OpenView&Start=1&Count=200&Expand=60#60

    Eingang des Lagers Halberstadt

    Filmbesprechung von Ilse Schwipper

    Das bin ich mit einemkleinen Loch im Bauch

    Am spten Abend des 15. August 2006 liefim ersten Deutschen Fernsehen (ARD) einDokumentarfilm ber einen Mann, der inden 70er Jahren bewaffnet kmpfte: Hans-Joachim Klein ein deutscher Terrorist.

    Beteiligt an dem berfall der OPECKon-ferenz am 21.12.75 in Wien (OrganisationErdl exportierender Lnder) waren auerGabriele Krcher-Tiedemann und Illich Ra-mirez Snchez ( enannt Carlos) eben dieserHans Joachim Klein. Bei dieser Aktionstarben drei Menschen, und 70 Geiseln wur-den genommen.

    Hans Joachim Klein wurde dabei durch

    einen Bauchschuss schwer verletzt undnoch whrend der Aktion auf Drngen vonCarlos in Wien operiert. Als ihm Aus-schnitte aus der damaligen Tagesschau vor-gespielt werden, sagt er wie beilufig: Dasbin ich mit einem kleinen Loch im Bauch.Dieses kleine Loch wird sein weiteres Lebenbestimmen.

    Geschwtzig wie bei einem Kaffeeklatsch,oft mit Opernmusik unterlegt und mit Land-schaftsbildern emotional aufgeladen, pr-sentiert sich der ehemalige RZGuerilla imFernsehen als Opfer.

    Mal erzhlt er gromulig, was fr eintoffer Typ er doch war bei der Putztruppein Frankfurt/Main mit Cohn-Bendit undJoschka Fischer, wie er Huser besetzte,

    Waffen klaute von Polizisten und die Re-volution probte in den dortigen Wldern.

    Dann wieder springt er in die Zeit mit Car-los, als er sich in der jemenitischen Wsteber den Englischlehrbchern langweilte.Frustriert warf er wie nebenher den Zndereiner Handgranate vor ein Munitionslager,worauf sich die Palstinenser, wie Klein imFilm spekuliert, ganz richtig haben denkenmssen: Aus welcher Psychiatrie ist der

    denn her ?Abgesehen von solch verharmlosendenEinschben stellt er sich jedoch meist alsOpfer von Manipulationen dar. Mal wurdeer von anderen Gruppenmitgliedern beein-flusst, mal von einer Situation, die er nichtdurchschaut, berrumpelt. Schuld an allemist aber hauptschlich der ehemaligeRechtsanwalt Klaus Croissant. Alle, diedurch das Bro gelaufen sind, landetenbeim Terrorismus.

    Damit wird nicht nur Klaus Croissant dif-famiert, sondern die RZ insgesamt als ver-wahrloste und antisemitische Mrderban-

    de dargestellt.berhaupt erinnert der Film in weitenTeilen an all die Bcher und Filme, die bis-her weltweit zur Geschichte der 68er Be-wegung und der Guerilla entstanden. Sym-

    ptomatisch all dieser Pamphlete ist die Ver-flschung und Diffamierung dieses Auf-bruches.

    Im Mai 77 schickte H.J. Klein seine Waf-fe an das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.In einem Begleitschreiben machte er seinen

    Ausstieg aus dem bewaffneten Kampf f-fentlich macht und rechnete mit seinen Mit-streitern ab. Danach schrieb er sein BuchRckkehr in die Menschlichkeit.

    Darin behauptet er, Kritik und Zweifel ander Richtigkeit des Kampfes seien nicht er-laubt gewesen, dann htte ich gleich eineKugel im Kopf gehabt. Leider fragt der Fil-

    memacher Alexander Oey nicht nach, wiesich diese Aussage damit vertrgt, dass er

    ja dem von ihm benannten RZ-Chef Wein-rich von seinem Ausstieg erzhlte.

    Um dem Film und somit H.J. Klein einenserisen Anstrich zu geben, erscheinenCohn Bendit, ein ehemaliges SPD-MitgliedTillmann Schulz, Joschka Fischer und derRichter Heinrich Gehrke, der den Prozess2000 gegen ihn fhrte. Im Jahr 1998 woll-te sich H.J. Klein mit Hilfe von Cohn-Ben-dit stellen, er wurde aber kurz vorher ver-haftet. Seinen Prozess bezeichnet er als fairund das Urteil (9 Jahre) als ein mildes.Allerdings wird er im September 2005 be-

    gnadigt und entlassen. Richter Gehrke, miteinem alten franzsischen Wein beschenkt,klrt dann dem Fernsehvolk, wie ein ehe-maliger Terrorist zu solcher Mildekommt. Reue zeigen, andere anschwrzenund stillhalten. RAFGefangene die sichnicht so verhalten, sitzen nach mehr als 20Jahren noch immer in Gefngnissen.

    Zum Ende des Films sieht man Klein imehemaligen Frauen-KZ Ravensbrck seineangeblich jdische Mutter auf den Ge-denktafeln suchen, ohne sie zu finden. Noch

    eine von den Lebenslgen, die ihm sein Va-ter aufgetischt hat.rgerlich ist der Film an den Stellen, an

    denen H.J. Klein penetrant betont, dass ihmdie ganze OPEC-Aktion nicht klar gewesensei, vielmehr erst Jahre spter. Gadhafi Staatschef von Libyen wollte die Petrol-politik beeinflussen in der OPEC. Was, wieimmer, bei solchen Medienwerken herausfllt, ist eine ausfhrliche politische Hin-tergrundinformation der Zeit . Stattdessensind die letzten Bilder geprgt von sich vie-le Male wiederholenden Stzen: Ich habenicht gemordet, ich habe niemanden get-

    tet, aber ich bin verantwortlich fr die dreiToten in Wien. Bei jeder Meldung ber Ter-roranschlge holt mich meine Vergangen-heit ein. Das ist mein inneres Gefngnis, dawerde ich nie wieder raus kommen.

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    Seufz , schluchz, der arme, gebeutelteJunge. Schon der Richter Gehrke meinte, ersei doch schon genug gestraft, weil seineEhe kaputt gegangen sei. Wer im Knast die-sen Film sah, kann eigentlich nur schreien

    vor Wut und vor so viel Zynismus.

    Free Ren

    Auf Kaution freiAm 11. August um 16.30 Uhr wurde derBerliner Ren K. aus dem Warschauer Un-tersuchungsgefngnis Bialoleka entlassen.Einen Tag spter wurde er von ca. 50 Freun-dInen in Berlin begrt. Vorausgegangenwar die Zahlung einer Kaution in Hhe von7500,- Euro an das zustndige Strafgericht.Bis zu einem Prozess gegen ihn bleibt Renab jetzt von der Haft verschont.

    Eigentlich sollte es nur ein Tagesausflugnach Warschau sein: Doch fr Ren K. sinddaraus 2 Monate geworden. Der 22-jhri-

    ge Berliner wurde am 10. Juni in Warschau von der Polizei festgenommen und saknapp 2 Monate m in der Nhe der pol-nischen Hauptstadt in Untersuchungshaft.Am 10. Juni hatten polnische Homose-

    xuellengruppen in Warschau zur Gleich-heitsparade aufgerufen und dabei aus-drcklich um Untersttzung aus dem Aus-

    land gebeten. In Berlin fhlten sich unter-schiedliche Spektren davon angesprochen.Sowohl Jusos, Grne als auch Antifagrup-

    pen hielten in Warschau ihre Fahnen undTransparente hoch. Schon auf der geneh-migten Route gab es mehrere Strversuche

    von polnischen Rechtsradikalen und ka-tholischen Fundamentalisten. Bei der Ab-schlusskundgebung in der Warschauer In-nenstadt eskalierte dann die Situation kur-zzeitig und es kam zu Rangeleien zwischenDemonstrantInnen und ihren rechten Geg-nerInnen. Kurz darauf war Ren K. festge-nommen worden.

    Er wird beschuldigt, aus einer Gruppe von20 vermummten Demonstrationsteilneh-merInnen mit einer Spraydose und einem

    Schlagstock Polizeibeamte angegriffen zuhaben. K. bestritt die Vorwrfe und erklr-te, er sei wohl von der Polizei verwechseltworden. Recherchen seines Berliner An-walts Wolfgang Kaleck kommen zu dem

    gleichen Schluss. Mehrere AugenzeugIn-nen bekundeten, dass K. whrend der De-monstration weder Schlaggegenstndenoch eine Sprhdose bei sich getragen hat-te und auch nicht vermummt war. Diese

    Version wird auch von Bildern aus dem In-ternet besttigt. Dort ist K. kurz vor derFestnahme in einem Abstand von etwa 5-10 Metern zu einer eher verbalen Ausein-andersetzung zwischen DemonstrantInnen

    und rechten GegnerInnen zu sehen. Aufdem Foto trgt er dieselbe Bekleidung wiebei der Festnahme. Fr Kaleck steht fest:Bei der Festnahme durch die polnischenPolizeibeamten handelt es sich daher ein-deutig um einen Irrtum.

    Seine bedingte Freilassung nach zweiMonaten wurde durch diese Recherchen be-gnstigt. Doch die Kaution zeigt, dass diepolnische Justiz weiterhin ein Verfol-gungsinteresse hat.

    Rechtsklerikale PolitikerInnen habegleich nach der Parade eine Kampagne los-treten wollen, Linksradikale aus Europa

    htten Warschau heimgesucht, meinten Po-litikerInnen der Regierungspartei LPR.

    Vergeblich versuchte die LPR, die,Gleichheitsparade auf den WarschauerStraen mit allen Mitteln zu verhindern. DiePartei hoffte auf ein Urteil des Verwal-tungsgerichts, sie kndigte eine Gegende-monstration der parteinahen Allpolni-

    schen Jugend an,die dann doch abge-sagt wurde, und Ro-man Giertych, Bil-dungsminister in deraktuellen Regie-rung, beschimpftedie Demonstrationals Propaganda derHomosexualitt,nachdem feststand,dass sie stattfindet.

    So berichtete dasOnlinemagazin Te-lepolis aus War-schau ber eine

    Pressekonferenz der LPR und ihrer offenrechtsradikalen Jugendorganisation. All-polnische Jugend: Dort seien Fotos vor-

    gelegt wurden, die beweisen sollen, dass ander Parade auch ,westliche terroristischeGruppen teilnahmen. SchwarzmaskierteMnner sieht man auf den Fotos, die mitSchlagstcken und Trnengas bewaffnetsind. Die Bewaffnung sei fr Autonomeaus Westeuropa typisch, sagte KrzysztofBosak, Parlamentsabgeordneter der LPR aufder Pressekonferenz. Laut Bosak soll esauch Fotos geben, die zeigen, wie westli-che Terroristen friedliche Warschauer Br-ger angreifen. Auf einem der Bilder sollauch ein Deutscher abgebildet sein, der miteinem Schlagstock auf einen unbewaffne-

    ten Warschauer einschlgt. Bosak erklrteauf der Pressekonferenz, die Organisatorender Gleichheitsparade htten schon im

    Voraus von der Anreise der Autonomen ge-wusst. Da sie diese Anreise aber nicht ver-

    hinderten, beweist deren gewaltttigenCharakter und ihre schlechten Absichten,sagte der Abgeordnete. Nun sollen die Fo-tos der Warschauer Stadtverwaltung vor-gelegt werden, um im nchsten Jahr die pol-nische Hauptstadt vor einer angeblichenOrgie der Gewalt zu bewahren.

    Der junge Berliner war in diesem Spielpraktisch die Geisel der polnischen Rech-ten. Wenn sich die Anschuldigungen in Luft

    auflsen, wird das die LPR und ihr Umfeldsicher nicht zur Korrektur bewegen. Dochnoch ist das Urteil nicht gesprochen, undselbst eine Rechtsbeugung ist mglich, wasmittlerweile sogar der Menschenrechtsbe-auftragte der Bundesregierung Gnter Noo-ke erkannt: In den Mittelpunkt stellt er al-lerdings angebliche Repressalien gegen Un-tersttzer der Vertriebenen-Ausstellung inBerlin. Dann kommt er aber zu dem Schluss:Dass in Polen Meinungs- und Demon-strationsfreiheit in Gefahr sind, sei auch inanderen Bereichen erkennbar, etwa bei den

    Verboten von Demonstrationen Homose-

    xueller. Diese Tendenz drfe nicht ohneWiderspruch hingenommen werden, sag-te Nooke.

    Rene berichtete nach seiner Freilassungber seine Haftbedingungen: Ich wurdebehandelt wie alle anderen Gefangenenauch: schlechtes Essen, schlechte Hygiene,schlechte Laune. Dazu kamen noch dieSprachbarrieren. Zeitungen und Bcherdurfte er in den zwei Monaten seines Ge-fngnisaufenthalts nicht halten. Die Trost-losigkeit des Knastlebens bekam er haut-nah mit. So konnte er gerade noch denSelbstmordversuch eines polnischen Mit-hftlings verhindern, indem er ihm die Ra-sierklinge aus der Hand riss.Peter NowakWeitere Infos unter: http://www.queerber-lin.tk/

    Neuer politischer Prozess in Gieen

    Amtsgericht klagtseinen schrfsten

    Kritiker an!Das verspricht einen politischen Schlagab-tausch besonderer Art: Vor dem Amtsge-richt Gieen soll eine Anklage der Staats-anwaltschaft Gieen verhandelt werden.Die dem Angeklagten vorgeworfene Tatlautet: Politische Sachbeschdigung genaugegen dieses Amtsgericht und gegen die an-klagende Staatsanwaltschaft. Will heien:Richter und Staatsanwlte sind nicht nurRichtende und, weil politisch so gewollt,wahrscheinlich auch Verurteilende sowie

    Anklger, sondern gleichzeitig auch die

    Angegriffenen. Allein schon das ist eine ab-surde Situation wo kann schon sonst derBetroffene selbst ber einen Angriff auf sichrichten?

    Nun also hat Richter Wendel das Haupt-

    8.8. in Hamburg

  • 8/6/2019 Gefangenen Info #315

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    verfahren erffnet und zu den ersten Ver-handlungsterminen geladen. Diese sind:Montag, 4. September,Amtsgericht Gieen(Gutfleischstr. 1), Raum 100 A 8.30 Uhr Be-ginn 9.00 Uhr, Zeuge KK Haas (machte diedirekten Ermittlungen vor Ort) 9.30 Uhr,Zeuge EKHK Puff (Puff-Fanseite unterww.ver-puff-dich.de.vu), 10.30 Uhr ZeugePOK Broers (damals und immer wieder frdie Verfolgung der Projektwerkstatt im In-

    teresse von Polizei, Justiz, Haumann, Bouf-fier & Co. zustndig), 11.30 Uhr Zeuge Wei(Polizeibeamter, der zerstrte Schlsser un-tersuchte), 13.30 Uhr Zeugin Dr. Kreutz(machte das anthropologische Gutachtenmit den vielen kleinen Vergleichsbildchen die Vernehmung wird ein Schmankerl angerichteter Kriminalistik: Wie findet ich einErgebnis wissenschaftlich fundiert heraus,das schon vorher feststeht?)Montag, 11. September, gleicher Ort, glei-che Zeit, 8.30 Uhr Sachverstndiger KHKFrstel (LKA, Fuabdruckexperte), 9.15 UhrSachverstndiger EKHK Koch (Nagelgut-

    achten), 10.00 Uhr Sachverstndiger Dr.Becker (Farbgutachten), 10.45 Uhr Sach-

    verstndige Dr. Gerl (DNA-Untersuchun-gen). Weiterer Termin: Montag 25. Sep-tember, gleicher Ort, gleiche ZeitKontakt zum Angeklagten ber die Projekt-werkstatt in Saasen oder direkt per Mail:

    [email protected]. Von der Redak-tion gekrzt

    Berufung im einzigen

    deutschen Berufsverbotsfallzugelassen

    Stuttgart, 15.8.06 Der Verwaltungsge-richtshof in Mannheim hat die Berufung imeinzigen deutschen Berufsverbotsfall gegeneinen Lehrer zugelassen und damit dem Ur-teil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe wi-dersprochen. Der Heidelberger Realschul-lehrer Michael Csaszkczy darf nach zwei-

    jhrigem Berufsverbot weiter auf eine Ein-stellung hoffen. Gleichzeitig hat der baden-wrttembergische Landesbeauftragte fr

    den Datenschutz das Vorgehen der Landes-regierung als Versto gegen das Recht aufinformationelle Selbstbestimmung gergt.Es sei mit der geltenden Rechtslage nicht

    vereinbar, dass das Kultusministerium be-reits 2003 unter Umgehung des Dienst-weges ohne Csaszkczys Wissen Informa-tionen ber ihn beim Verfassungsschutzangefordert und erhalten habe, schreibt derDatenschutzbeauftragte in einem Brief vom7. August 2006. Er erinnert an das Volks-zhlungsurteil von 1983: Mit dem Rechtauf informationelle Selbstbestimmung w-ren eine Gesellschaftsordnung und eine

    diese ermglichende Rechtsordnung nichtvereinbar, in der Brger nicht mehr wissenknnen, wer was wann und bei welcher Ge-legenheit ber sie wei. www.gew-bw.de

    Mecklenburg-Vorpommern begrtden G8-Protest ...

    mit einemverschrften neuenPolizeigesetz.

    Wir haben den langen Text der Roten Hil-fe aus Platzgrnden stark zusammenstrei-chen mssen und beschrnken uns im We-

    sentlichen darauf, alle Interessierten aufden vollstndigen Text unter: www.rote-hilfe.de hinzuweisen.

    Nicht nur diverse auerparlamentarischeGruppen bereiten sich auf den 2007 im See-bad Heiligendamm stattfindenden Gipfelder G8 vor, auch der Polizeistaat probt sei-nen groen Einsatz fr das Gipfeltreffen.

    Seit Juni 2006 gibt es eine Novellierungdes bisherigen Sicherheits- und Ordnungs-gesetzes (SOG) in Mecklenburg-Vorpom-mern. Eingebracht von SPD und Linkspar-tei.PDS wurden diese Gesetzesverschrfun-

    gen im Landesparlament in trauter Ein-tracht mit der hiesigen CDU verabschiedet.Die Neuerungen im SOG lehnen sich engan das Hamburger Polizeigesetz an, das zuRecht als eines der zur Zeit schrfsten und

    demokratiefeindlichsten Polizeigesetze inDeutschland gelten darf. Whrend es inHamburg jedoch zu massivem ffentlichenProtest gegen das von der dortigen Mitte-Rechts-Regierung verabschiedete Gesetzkam, blieb es im beschaulichen Mecklen-burg-Vorpommern bei der nderung desSOG - wie leider so oft - still.

    Dass das SOG noch so kurz vor einerLandtagswahl im Schweinsgalopp durchsParlament gejagt wurde, hat seinen Haupt-grund offenbar im kommenden G8-Treffen2007. Mit den durch das novellierte SOG le-gitimierten neuen technischen und rechtli-

    chen Mglichkeiten soll die Protestbewe-gung gegen den Gipfel polizeistaatlich ab-gewrgt und sollen Grundrechte weiter ein-geschrnkt werden. Erste Probelufe poli-zeistaatlicher Muskelschau am 1. Mai 2006in Rostock (damals noch unter dem altenSOG) und zum Bush-Besuch in Stralsundam 13. Juli 2006 (nach neuem SOG) habengezeigt, wohin die Reise gehen soll: RoteZonen, Einschrnkung der Bewegungsfrei-heit, erdrckende Polizeiprsenz (je 10.000bis 12.000 PolizistInnen), Erprobung vonGrokesseln und Massenfestnahmen, will-krliche Platzverweise und Aufenthalts-

    verbote ...Ein Grund mehr, dass sich alle Kritike-rInnen der G8, die sich zum Protest nachMecklenburg-Vorpommern aufmachen,

    vorab ber das neue SOG im nordstlich-

    Veranstaltungshinweis

    Berlin. Am 22. September um 20.00 Uhrfindet in den Rumen des IKAD Ver-ein fr Vlkerverstndigung und gegenRassismus, Skalitzerstrasse 34, im Rah-men der Nachtgesprche von Trend Par-tisan eine Veranstaltung mit Ilse Schwip-per und Johann von Rauch statt. Unse-

    re Geschichte lassen wir uns nicht neh-men. Richtigstellung zu KraushaarsBombenbuch. Moderation Karl Heinz

    von Trend Partisan.Johann v.Rauch war nach der Er-

    schieung Benno Ohnesorgs 1967 in derStudentenbewegung aktiv - unter ande-rem als Astavorsitzender an einer Fach-hochschule in Berlin-West mit Hoch-schulpolitik und studentischer Selbstver-waltung befasst. Lebte in der BerlinerSubkultur und Kommuneszene. 1970nach einer Schieerei in Mnchen ver-haftet. Zu zweieinhalb Jahren wegen Wi-

    derstand gegen die Staatsgewalt und Waffenbesitz verurteilt. Danach in derundogmatischen Linken (Spontis), der

    Alternativbewegung und der AutonomenSzene engagiert. Setzt sich heute fr ei-ne Weiterentwicklung linker Gesell-schafts - und Politikvorstellungen ein.

    Ilse Schwipper hat als Arbeiterin undHausfrau mit Nachbarinnen im Jahr 61fr einen Kinderspielplatz gekmpft.Ging nach dem Tod einer Tochter zu den

    Jungsozialisten Wolfsburg, kmpfte frklassenloses Krankenhaus, Antiautorit-re Erziehung im Kinderheim und Kriegs-dienstverweigerung. Ist Mitbegrnderinder K3 in Wolfsburg und wurde in demZusammenhang erstmals verhaftet. NachFreilassung erneut in Gruppe, die Bcker-gasse Wolfsburg. Wird im August 74 inDarmstadt erneut verhaftet, unter dem

    Verdacht, an dem Kommando SchwarzerJuni aus der Bewegung 2. Juni beteiligtzu sein. In der Sache wird nach 17 Jah-ren das Verfahren gegen die Wolfsburgereingestellt und Ilse Schwipper schon 1982als haftunfhig unter Auflagen entlassen.Sie arbeitet heute in Anarchafeministi-schen Zusammenhngen in der Gruppelas loccas.

    Rundreise mit einem ehemaligenbelgischen Gefangenen aus der CCC

    Veranstaltungsreihe in mehreren Stdten

    mit einem ehemaligen Aktivisten der bel-gischen Stadtguerilla RevolutionreKommunistische Zellen (CCC) zu:Widerstand Gefangenschaft - heuti-

    ge Perspektive In Hamburg am 27.9.06,in der B5, Brigittenstrae 5. Ebenfallswird es in der letzten Septemberwochezwei weitere in Ldenscheid und Magde-burg geben.

    Aktuelle Informationen unter www.poli-tical-prisoners.net

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    sten Bundesland informieren und entspre-chend die neuen polizeilichen Mglichkei-ten in ihre Aktionsplanungen mit einbe-ziehen sollten.Wir wollen im Folgenden kurz beschrei-

    ben, was euch in Mecklenburg-Vorpom-mern polizeistaatlicherseits erwarten kann.

    Aber nicht alles, was rechtlich oder tech-nisch mglich wre, muss auch so einge-setzt werden. Es handelt sich, wie bei allem,

    um ein Spiel der Krfte und der ffentli-chen Meinung. Es soll sich also bitte nie-mand von den polizeirechtlichen Mglich-keiten einschchtern lassen. Die vergange-nen Gipfel in Genua, Evian oder Gleneag-les haben gezeigt, dass trotz martialischerPolizeiaktionen erfolgreiche Protestaktio-nen mglich waren.

    Neben diesem speziell zum SOG in Meck-lenburg-Vorpommern erstellten Text legenwir euch den kostenlosen Rote Hilfe-Klas-siker Was tun, wenns brennt sehr ansHerz, in dem allgemeine Rechtshilfetippsfr Demos gegeben werden. Erhltlich bei

    jeder Roten Hilfe-Ortsgruppe oder (gegenPortokosten) ber den Rote Hilfe-Literatur-

    vertrieb, Postfach 6444, 24125 Kiel.

    Was die Polizei in Mecklenburg-Vor-pommern schon nach dem alten SOGalles machen durfte ...

    Bis zum Juni war das SOG ein im bundes-deutschen Vergleich relativ liberales Poli-zeigesetz. So war u.a. die Videoberwa-chung von ffentlichen Pltzen untersagt.Dennoch finden sich auch dort schonschwerwiegende Grundrechtseinschnitte,u.a. der Einsatz Verdeckter ErmittlerInnen,Platzverweise, verdeckte berwachungund dauerhafte Observationsmanahmen.

    ()

    Fazit: Trendwende nicht in SichtWie diese neuen polizeilichen Mglichkei-ten tatschlich in der Praxis genutzt wer-den, werden die folgenden Monate zeigen.Festzuhalten bleibt, dass auch im verschla-fenen Mecklenburg-Vorpommern unter derrot-roten Landesregierung eine rapide Ver-polizeilichung stattgefunden hat. Solange

    sich nicht nennenswerter ffentlicher Pro-test in diesem Bundesland gegen das ein-gesessene law&order-Denken und frGrund- und Freiheitsrechte formiert, wirdsich dieser Trend leider fortsetzen. Wir wol-len als Rote Hilfe Greifswald jedenfalls un-seren kleinen Beitrag dazu leisten, dass sichdieses gesellschaftliche Klima ndert.

    Das Wichtigste ist und bleibt, auch unterden neuen Kampfbedingungen nicht

    vom Protest und Widerstand gegen dieHerrschenden abzulassen, sondern immerwieder zu zeigen, dass Ausbeutung und Re-pression niemals widerstandslos hinge-

    nommen wurden!

    In diesem Sinne: Nicht Msli und Quark -Solidaritt macht stark!Rote Hilfe e. V. Greifswald

    Spanien PCE(r)

    Bericht ber Folterungen an A. DazDie zusammen mit drei weiteren Militan-ten der Spanischen Kommunistischen Par-tei am 9. Juni in Reus verhaftete ArantzaDaz schildert in ihrem Bericht (14.7.) dieFolterungen die sie whrend des Verhrs

    und in totaler Kontaktsperre (incomunica-do) erlitten hat. (Rote Hilfe International)

    Sie verhafteten mich, zusammen mit mei-nen GenossInnen Carmen Cayetano undJuan Garca, indem sie am frhen Morgendes 9. Juni in Reus auf extrem gewaltsame

    Weise (in die Wohnung) eindrangen und al-les zerstrten (Tren, Scheiben, Gegen-stnde ... ).

    Nach dem Anlegen der Handschellen unddem Drumherum des Vorlesens unsererRechte fhrten sie uns mit Kapuzen berdem Kopf hinaus und setzten uns in die Au-

    tos, die uns zur Generaldirektion der Guar-dia Civil in Madrid brachten. Whrend derFahrt warnten sie mich mit permanenten,sehr heftigen Schlgen auf den Kopf undProvokationen von Ersticken, dass diesnichts sei im Vergleich zu dem, was micherwartete, wenn ich weiter nichts sagenwrde, denn ich hatte mich geweigert,

    Aussagen zu machen und meine Identittzu besttigen. Auf der Fahrt nach Madridstahlen sie mir zwei Armbnder, eines da-

    von aus Silber.Die ersten 48 Stunden in der Generaldi-

    rektion der Guardia Civil waren ein stndi-ges Hin und Her zwischen der Kerkerzelleund den Rumen, in denen gefoltert wirdund wo Schlge, Beleidigungen, Mis-shandlungen und Folterungen das Nor-male waren. Immer wieder schlugen siemich in heftigster Manier auf den Kopf,manchmal mit den Hnden, dann wiedermit Prgeln aus aufgerolltem Karton. AlsKonsequenz dieser Foltersitzungen habeich immer noch andauernde heftige Kopf-schmerzen und Beulen.

    Mehrere Male zogen sie mich vollstndigaus, rollten mich komplett in eine Decke

    ein, und als ich auf dem Boden lag, bandeneinige mich fest, whrend ein weiterer sichauf meine Brust setzte und sie mir die T-te ber den Kopf stlpten (Anmerkung:Foltermethode, bei der mittels einer am Halszugeschnrten Plastiktte das Opfer bis zurBewusstlosigkeit an den Rand des Er-stickens gebracht wird). Einer bezeichnetediese Folter als Spiel mit der Apnoe(Atemstillstand). Verschiedene Male droh-ten sie mir eine anale Vergewaltigung miteinem Stock an. Dann trafen sie alle Vor-bereitungen dafr und taten so, als ob siedamit beginnen wrden. Eine andere Prak-

    tik war, mich bis an die Grenze der vlli-gen Erschpfung zu bringen, indem siemich zwangen, mit erhobenen Armen zuknien oder in der Hocke zu verharren.

    Sie unterwarfen mich permanentem

    Schlafentzug, und die wenigen Male, in de-nen ich einen Moment lang ausruhen konn-te, waren durch Gerusche und die absolu-te Kontrolle beeintrchtigt. Die Picoletosnderten ihre Rolle der Folterer, aus Be-sorgnis ber meine Weigerung, das zu es-sen und zu trinken, was sie mir gaben, undsagten, dass ich auf diese Weise bald sehrgeschwcht sein wrde. Aber ihre Be-sorgnis zeigte sich darin, dass sie das Was-ser der Badewanne abstellten, an der ichmanchmal trank, um nicht auszutrocknen.Am dritten Tag war die Behandlung phy-

    sisch weniger heftig, obgleich die psycho-logische Hetze nicht einen Augenblick langaufhrte, ebenso wenig wie die Fragen undDrohungen bezglich anderer Personen ausmeinem Umfeld, auf das gesamte Basken-land bezogen und ganz besonders hin-sichtlich meines Compaeros David Gara-boa - politischer Gefangener der PCE(r).

    Auerdem hatten sie mir ein Foto von ei-ner persnlichen Freundin vorgelegt - dienichts mit meiner kommunistischen Mili-

    tanz zu tun hat - und damit gedroht, sie zuverhaften und zu beschuldigen.Die gesamte Zeit ber, in der diese Ver-

    hre stattfanden, trugen entweder sie Ge-sichtsmasken oder ich eine Kapuze. Wrt-lich sagten sie zu mir: Wir werden das hiernicht zu Ende bringen, aber du kannst vonhier mit vielen Folgeerscheinungen/ Kon-sequenzen weggehen. Du weit das, nichtwahr?

    Permanent bohrten sie, was meine Akti-vitt in der PCE(r) war. Ich machte ihnenklar, dass ich ber keine andere Person alsber mich selbst sprechen wrde, und zwar

    wegen ihrer vlligen Straflosigkeit und weiles fr sie einfach ist, sogar die Leute zu be-schuldigen, die innerhalb der Roten HilfeInternational Solidarittsarbeit fr die po-litischen Gefangenen leisten. In diesem Mo-

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    ment der Kombination von Gesprchen undFolterungen fhrte ich ihnen die Prozess-Farce von 2005 und Anfang 2006 gegenmeine Partei, SRI, AFAPP und GRAPO imspanischen und franzsischen Staat als Bei-spiel vor Augen. Ich sagte, dass es sowohlihnen als auch ihrem Komplizen Garzn(spanischer Richter) reichlichen Spa be-reitet, Drehbcher wie (PCE(r)-GRAPO-SRI-AFAPP-CNA-ALA.... - Alle sind die

    GRAPO!) vorzugeben, um auf diese Weiseunter dem abgedroschenen Etikett be-waffnete Gruppe diejenigen einzusperren,die sie einsperren wollen.

    Ich machte ihnen also klar, dass ich dieeinzige und ausschlieliche Militante derPCE(r) war und dass, auch wenn sie immerwieder den Versuch unternehmen, das mit-einander in Verbindung zu bringen, diePCE(r) eine politische Partei ist, die als Or-ganismus nichts mit der GRAPO zu tun hat,die eine bewaffnete, revolutionre Organi-sation ist.

    Im Verlauf der Kontaktsperre (90 Stun-

    den) brachten sie mich zu einer Person, vonder sie behaupteten, sie sei die Gerichtsme-dizinerin. Da sich diese jedoch nicht auf ir-gendeine Weise offiziell auswies, weigerteich mich, mit ihr zu sprechen und, um die

    Wahrheit zu sagen, nachdem ich sah, wassie mir antaten und mit welcher Straflosig-keit, htte ich auch keiner wirklichen Ge-richtsmedizinerin vertraut. Am dritten Tagfragte ich sie nach ihrer Identifikation alsMedizinerin, und sie gab mir zur Antwort,dass es gengen wrde, dass sie hier Zutritthabe, und dass es daher nicht ntig sei,mir mehr vorzulegen; was heit, wei wer,wer die Besagte war.

    Ich lehnte rundweg ab, mir DNA-Testsmachen zu lassen und irgendeine Erklrung

    vor der Guardia Civil zu unterschreiben.Auch nachtrglich, vor dem Richter, lehn-te ich eine Erklrung ab. Bevor sie mich zumNationalen Gerichtshof brachten, kamensie alle an, um sich zu verabschieden undeindringlich zu wiederholen, dass wir dichnicht schlecht behandelt haben, ja?

    Die Faschisten und ihr Gericht von Pico-letos haben ganz entschieden ein vllig an-deres Konzept anstndiger Behandlung

    und des Dialoges, als das unsrige der Ar-beiterInnenklasse.Aber dass nicht der mindeste Zweifel fr

    sie besteht: Wir werden sie weiter bekmp-fen, auf den Straen oder an dieser neuenFront, an der wir nun zu leben gezwungensind, weil es unsere berzeugung ist, dassder Kampf der einzige Weg zur Erlangungdes Sozialismus ist und als Einziges dazuin der Lage, dem Faschismus ein Ende zubereiten. Deshalb machen wir gegenberihrem Dialog voller Fallen weiter mit un-serem Widerstandskampf.

    Arantza Daz Villar

    Baskische politische Gefangene; Militanteder PCE(r) Gefngnis Soto del Real. Mad-rid 5 -28791 Madrid(Quelle: http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/265769/index.php)

    bersetzung: tierr@

    Ergnzung: Schikane der Gefangenen

    Die Gefangenen der Spanischen Kommu-nistischen Partei, die als GRAPO-Spitze ge-handelt werden, sind schikansen Rache-akten und teilweise fortdauernder Isolationausgesetzt.Am 28. Juni wurden Arantza Daz Villar

    und Carmen Caetano Navarro aus der Iso-

    lation in das Gefngnis Soto del Real, Mad-rid, gebracht, wohin nach einer starken So-lidarittskampagne in Araba, an ArantzaDaz gut 50 Briefe und Postkarten, sowie520 Euro geschickt worden sind, alles ord-nungsgem und vollstndig mit Absen-der, etc. versehen.Am 10. Juli teilte Arantza whrend eines

    Telefonates mit, dass sie (nach einem Mo-nat in Soto del Real) NICHT einen Euro be-sagten Geldes erhalten hat und dass ihr vonden smtlichen Briefen nur vier ausgehn-digt worden waren (nachdem sie nach zwlfTagen aus der Isolation gekommen war)

    und dass diese alle bereits die Anschrift desGefngnisses von Soto trugen.

    Zwischen dem 11. und 14. Juli wurde inzahlreichen Medien der Bericht ber diehaarstrubenden Folterungen seitens derGuardia Civil, denen Arantza 90 Stundenlang ausgesetzt gewesen war, verffent-licht. Die groe Mehrzahl der Medien derInformationskontrolle jedoch schwieghierber, was einer Kollaboration mit denFolterern gleichkommt.Am 13. Juli kamen nach und nach an

    Arantza mit Adresse Soto del Real gesand-te Briefe an die Absender in Alava zurck;sie waren geffnet und mit Floskeln verse-hen wie: Beschlagnahmt; nicht geneh-migt; Inhalt nicht erlaubt (wir wieder-holen, dass es sich dabei um PERSNLICHEBriefe handelt).Am 14. Juli wurde Arantza Daz, ohne

    Vorankndigung, von Soto del Real verlegtin ein anderes Gefngnis, dass bis zum jet-zigen Zeitpunkt (Mitte Juli) niemandem be-kannt ist.Am 14. Juli (32 Tage nach seiner Einlie-

    ferung ins Gefngnis) befindet sich JuanGarca Martn noch immer in vlliger Iso-

    lation, ohne dass er seither mit irgendje-mandem hatte sprechen knnen. Zudementbehrt die Situation jeder Hygiene, undMartn wurdenkeinerlei persn-lichen Gegen-stnde gelassen.Andere Gefan-

    gene der PCE(r)und der RotenHilfe Internatio-nal, die in diesemGefngnis geses-sen hatten, sind

    verlegt worden(Leoncio Calcer-rada und CarmenMuoz, in die

    Vollzugsanstalt

    von Crdoba). Es wurde weder den Famili-en etwas von dieser Verlegung mitgeteiltnoch den zum Besuch fr den 14. Aange-meldeten Personen, so dass sich am 14. Ju-li mehrere von ihnen auf dem Weg nachMadrid befanden.() Rote Hilfe InternationalSocorro Rojo Internacional -SRI-

    Die Krise einesausstehendenFriedensprozessesMit dem Aufflammen neuer Gewalt im Bas-kenland wird klar, dass der Friedensprozessan einem toten Punkt angelangt ist, weil erschlicht nicht beginnt.

    Die linksnationalistische baskische Partei

    Batasuna (Einheit) warnt seit Wochen, dassdie Zaghaftigkeit der sozialistischen spani-schen Regierung den Friedensprozess ge-fhrdet. Am Wochenende kam es zu ge-waltttigen Aktionen, die der Kale Borro-ka, dem Straenkampf von Jugendlichen,zugeschrieben werden. Im Seebad Donostia San Sebastin wurde ein Autobus ge-stoppt, die Insassen aus dem Fahrzeug ge-holt und der Bus abgebrannt. In anderenStdten gab es Anschlge mit Molotow-Cocktails auf Banken und im franzsischbaskischen Ziburu scheiterte ein Anschlagauf das Haus der VerteidigungsministerinMichle Alliot-Marie.

    Die Gewalt wird mit damit in Zusam-menhang gebracht, dass sich trotz fnf Mo-nate Waffenruhe der Untergrundorganisa-tion ETA nichts positiv bewegt, obwohlstndig von einem Friedensprozess geredetwird. Versammlungen werden weiter ver-boten, debattiert wird gerade ber das Ver-bot der jhrlichen Demonstration in der Bil-baoer Festwoche. Hinter dem Marsch frdas Selbstbestimmungsrecht wird die 2003

    verbotene Partei Batasuna vermutet. Auchdie jhrliche Demonstration in Festwoche

    von Donostia war verboten worden, wurdeaber von Zehntausenden Menschen durch-gesetzt.

    Solidarittsaktion mit dem Hungerstreikenden

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    Letzte Woche warnte auch die ETA:Wenn die Angriffe auf das Baskenland an-halten, wird die ETA antworten. In einerErklrung an zwei Tageszeitungen heit es:Der Prozess befindet sich offensichtlich ineiner tiefen Krise. Verantwortlich dafr sei-en die Sozialisten (PSOE) von Ministerpr-sident Jos Luis Rodrguez Zapatero und diemoderaten baskischen Nationalisten. Beide

    versuchten, den Prozess, an dessen Ende al-

    le Basken ber ihre Zukunft frei und de-mokratisch und entscheiden sollen, seinesInhalts zu berauben.

    Zapatero hat nun darauf geantwortet undWasser auf die Mhlen derer gesplt, dieihm ohnehin nicht trauen. Das Parteienge-setz werde nicht gendert, das die rechts-radikale Volkspartei (PP) mit Hilfe der So-zialisten extra zum Verbot von Batasunageschaffen haben, kndigte er an. In derKrise ist nur die Gewalt. Der einzige Wegzum Frieden fhre ber die Legalitt undalle ihre Prinzipien, angefangen mit demParteiengesetz, sagte Zapatero. So ver-

    sperrt er der linken Unabhngigkeitsbewe-gung im spanischen Staat den Weg zurckin Legalitt. In Frankreich wurde die Parteinie verboten.

    Dabei wre es fr viele Basken schn,wenn Zapatero die Legalitt anwendenwrde. Die Autonomie wurde nie umge-setzt, whrend verurteilte Mrder, Foltererund Entfhrer der staatlichen Todesschwa-dronen schnell begnadigt werden, wird dieFreilassung sogar von den Gefangenen ver-hindert, die ihre Strafe vollstndig abge-sessen haben.Am 22.8. sollten David Pla und Aitor Lo-

    rente erneut frei kommen. Sechs Jahre Haftfr die Untersttzung der ETA hatten sieschon vor einem Monat abgesessen. Doches wurden pltzlich neue Verfahren erff-net. Fr die neuen Anschuldigungen siehtder Ermittlungsrichter Santiago Pedrazaber keine Hinweise und ordnete ihre Frei-lassung an. Die wurde erneut verhindert,weil das Ministerium fr Staatsanwalt-schaft einen Widerspruch gegen den Be-schluss eingelegt hat.

    Der Gefangene Iaki de Juana befindetsich schon seit zwei Wochen im Hunger-

    streik fr seine Freilassung. Nach Ver-bung von 18 Jahren Haft kam er nichtfrei, sondern wurde erneut in Untersu-chungshaft genommen. Auffllig an sei-nem Fall ist, dass er mit Artikeln in der Ta-geszeitung Gara aus dem Knast die ETA un-tersttzt haben soll. Wird seine Lage in zwei

    Wochen gefhrlich, gert der Friedenspro-zess ernsthaft in Gefahr. Die 700 baskischenGefangenen sind meist weit entfernt vomBaskenland inhaftiert, obwohl das Straf-recht eine heimatnahe Verbung vorsieht.

    Auch an dieser sensiblen Frage, so Batasu-na, halte sich die PSOE auch nicht an die

    getroffenen Absprachen. Eine Annherungder Gefangenen sei bei Gesprchen zur Fr-derung des Friedensprozess vereinbart wor-den. Ralf Streck, Donostia den 21.8.2006

    Ausschnitt aus einer Pressekonferenz mit den Anwlten

    Gericht verweigert Miami 5ein neues VerfahrenNach der En-Banc-Entscheidung des 11.Circuit Court, den Fnfen ein neues Ver-fahren zu verweigern, hielt das NationalCommittee to Free the Cuban Five ge-meinsam mit der National Lawyers Guildeine eilig einberufene Pressekonferenz ab.Ausschnitte der Pressekonferenz vom 10.August 2006 nach der En-Banc-Entschei-dung des 11th Circuit Court vom 9. August.

    Sprecher:Leonard Weinglass, Anwalt von AntonioGuerrero, Richard Klugh, Anwalt von Fer-nando Gonzlez, Bruce Nestor, National La-

    wyers Guild, Anwalt in Minneapolis, Glo-ria La Riva, Koordinatorin des NationalCommittee to Free the Cuban Five, Peter Er-linder, Mitglied der NLG und Anwalt inMinneapolis, der drei Amicus Briefs frdie Berufung der Cuban Five verfasste.

    La Riva: Guten Tag. Wie Sie wissen, hat dasZwlf-Richter-Gremium gestern seine Ent-scheidung im Falle der Berufung der CubanFive bekannt gegeben. Heute halten wir ei-ne Pressekonferenz ab, damit zwei der An-wlte den Fall kommentieren knnen. Wir wrden gern Leonard Weinglas

    hren, den Anwalt von Antonio Guerrero,der zu lebenslanger Haft verurteilt wurdeund in Florence im Zuchthaus von Colora-do einsitzt.

    Weinglass: Gestern Nachmittag erhieltenwir die Nachricht vom 11th Circuit, dass dasGericht im Fall USA gegen Campa [Fern-ando Gonzlez], den Fall der Cuban Five,entschieden habe. Das Gutachten umfasst120 Seiten, der grere Teil umfasst 68 Sei-ten mit der Ansicht von Richter Wilson und52 Seiten mit der abweichenden Meinung

    von Richter Birch. Die Entscheidung be-krftigt die Ansicht des Gerichts, der Ge-richtsort htte in Miami nicht verlegt wer-den sollen, und die Ansicht des Gerichts,dass ein neues Verfahren aufgrund einerneuen Beweislage nicht angeordnet werdensolle. Das bedeutet fr den Fall, dass dieneun anderen Antrge, die noch beim Drei-Richter-Gremium anhngig sind, jetzt vomGericht behandelt und entschieden werdenmssen.

    Diese Entscheidung ist nicht das Ende desFalls, weit gefehlt. Es gibt noch neun wei-tere Punkte, die immer noch beim Drei-

    Richter-Gremium, beim Gericht, liegen. Wirknnen, wenn wir uns so entscheiden, denFall vor den US Supreme Court bringen undihn durch eine Bittschrift, durch eine writof certiorari [Aufforderung eines hheren

    an ein niederes Gericht, Prozessakten vor-zulegen Anm. d. .] bitten, sich mit demFall zu befassen.

    Ob wir diesen zustzlichen Schritt ma-chen oder nicht, wird in der kommenden

    Woche entschieden, wenn die sechs An-wlte, die mit dem Fall befasst sind, das 120Seiten lange Gutachten verdaut haben.Dann entscheiden wir, ob wir vor den Su-preme Court gehen oder nicht. Wenn wiruns dazu entschlieen, haben wir 90 Tage,um unsere Berufung zu vollenden, dasheit, die Bitte um eine Berufung vor die-sem Gericht. Die Regierung kann darauf

    reagieren oder nicht, und wir mssen aufeine Entscheidung des Gerichts warten. Biszu dieser Entscheidung ist alles in derSchwebe.Wenn wir uns entscheiden, nicht vor den

    Supreme Court zu gehen, dann ist die An-gelegenheit wieder beim 3-Richter-Gremi-um, und wir werden eine Antwort von die-sem Gremium erwarten, darber, wie wir

    vorgehen sollten, bei der Behandlung die-ser anderen neun Punkte.Wir haben also noch einen langen Weg

    vor uns in diesem Fall. Als wir das Gut-achten des Gerichts erhielten, waren wirnatrlich sehr enttuscht ber die Ent-scheidung von Richter Wilson, einemfrheren US-Anwalt aus Florida. Wir glau-ben, wie die beiden abweichenden Richter,dass die Mehrheit [der 12 Richter] diezwanghafte Atmosphre, die seit Jahren inMiami gegen jeden herrscht, der mit der Re-gierung Kubas verbunden ist, vllig ber-sehen hat.

    Und es war diese Atmosphre, die dasVerfahren beeinflusst und eine faire Ver-handlung gegen die Angeklagten verhin-dert hat. Die abweichenden Richter in die-

    sem Fall wiederholten, was Richter Birch inseinem 90 Seiten langen Gutachten vom 9.August des letzten Jahres geschrieben hat,nmlich dass die Prozessakte einen per-fekten Sturm der Vorverurteilung repr-sentiert. Die abweichenden Richter benutz-ten gestern wieder den Ausdruck, dass die

    Angeklagten einem perfekten Sturm von Vorverurteilung gegenberstanden unddass der Fall niemals in Miami htte ver-handelt werden drfen. Das, die Positionder beiden abweichenden Richter, ist natr-lich die Position, mit der wir bereinstim-men.

    Die Mehrheit hat die Frage der zwang-haften Atmosphre in Miami schngefrbt.Sie knnen die 68 Seiten ihres Gutachtenslesen, und sie werden keinen wesentlichenHinweis auf die damals in der Gemeinde

  • 8/6/2019 Gefangenen Info #315

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    von Miami vorhandene Vorverurteilunggegen jeden, der der Regierung Kubas ver-bunden ist, finden. Diese Merkwrdigkeit -die die abweichenden Richter Auslassen

    von Tatsachen nennen - ist etwas, das unssehr besorgt macht, und was wir dem US.Supreme Court vielleicht zur Kenntnis brin-gen sollten.

    Das ist unsere Meinung zu dem Gutach-ten, und was wir als nchstes zu tun haben,

    werden wir in der nchsten Woche ent-scheiden.

    Klugh: Natrlich sind wir ber die Ent-scheidung enttuscht und hoffen, dass dasnicht das letzte Wort ist in einer Angele-genheit mit grundstzlicher Wichtigkeit be-zglich verfassungsgemer Rechtspre-chung. Wir haben die Einladung der ab-weichenden Richter bemerkt, nach weite-rer Klrung zu suchen, und wir werden dassicher studieren. In jedem Berufungsver-fahren gibt es die Frage, was wird das Ge-richt prfen und nach welchen Standards

    wird es einen Fall bewerten.In diesem Fall scheint bisher mit Rck-

    sicht auf lokale Gegebenheiten entschiedenworden zu sein. Unserer Ansicht nach wardas von Anfang an einer der Hauptgrnde,denn was sonst, auer lokalen Gegeben-heiten, sollte fr einen unabhngigen Kri-tiker der Vorverurteilung oder potentiellen

    Vorverurteilung in der Gesellschaft derHauptgrund sein. Dieser Punkt wurde vonder Verteidigung ausfhrlich dargelegt, wirhoffen, wir knnen das weiter verfolgen.

    Nestor: Die NLG [National Lawyers Guild]ist eine Organisation von ber 5.000 An-wlten, Juraprofessoren und Jurastuden-ten, seit unserer Grndung 1937 haben wirfr die Verteidigung vieler unpopulrer An-geklagter und