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Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen in Kleinstbetrieben Ein gemeinsames Landesprogramm der Arbeitsschutzbehörden der Länder Brandenburg und Berlin mit fünf Unfallversicherungsträgern

Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung von ... · sellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet nicht nur die Vermeidung von arbeitsbedingten Un-fällen und Erkrankungen. Neben den mess-baren

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Gefährdungsbeurteilungund Umsetzung vonArbeitsschutzmaßnahmenin Kleinstbetrieben

Ein gemeinsames Landesprogrammder Arbeitsschutzbehörden derLänder Brandenburg und Berlinmit fünf Unfallversicherungsträgern

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2 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung ................................................................................................................ 3

1. Ziele ........................................................................................................................ 5

2. Organisation und Durchführung .............................................................................. 6

3. Ergebnisse

3.1 Umsetzung des Arbeitssicherheitsgesetzes in Kleinstbetrieben ............................. 9

3.1.1 Betrachtung der sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuungsform 9

3.1.2 Fazit der sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung .................. 13

3.2 Durchführung der Gefährdungsbeurteilung in den Kleinstbetrieben ....................... 13

3.2.1 Verwendete Hilfen und Unterlagen.......................................................................... 14

3.2.2 Federführende und Beteiligte beim Prozess der Gefährdungsbeurteilung .............. 14

3.2.3 Fazit zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung .............................................. 16

3.3 Beurteilung der Arbeitsplätze und Tätigkeiten in Kleinstbetrieben........................... 17

3.3.1 Befähigungsnachweise, Betriebsanweisungen und Prüfnachweise ........................ 17

3.3.2 Ausgewertete Unterlagen ........................................................................................ 18

3.3.3 Handlungen der Arbeitgeber/-innen auf Grundlage der durchgeführtenGefährdungsbeurteilung .......................................................................................... 19

3.3.4 Fazit zu den beurteilten Arbeitsplätzen und Tätigkeiten .......................................... 21

3.4 Erfasste Gefährdungen in den Betrieben ................................................................ 22

3.4.1 Gefährdungen aus Sicht der Aufsichtspersonen ..................................................... 22

3.4.2 Gefährdungen aus Sicht der Arbeitgeber/-innen ..................................................... 22

3.4.3 Maßnahmenumsetzung .......................................................................................... 23

3.4.4 Fazit zur Gefährdungssituation ............................................................................... 24

3.5 Verwaltungshandeln ................................................................................................ 25

3.5.1 Ergebnisse des Verwaltungshandelns .................................................................... 25

3.5.2 Nachbesichtigungen ................................................................................................ 25

3.5.3 Fazit ........................................................................................................................ 27

3.6 Branchenbezogene Auswertung ............................................................................. 27

3.6.1 Umsetzung des Arbeitssicherheitsgesetzes ............................................................ 27

3.6.2 Durchführung der Gefährdungsbeurteilung ............................................................. 28

3.6.3 Fazit der Gefährdungsbeurteilung in verschiedenen Branchen .............................. 29

4. Schlussfolgerungen................................................................................................. 30

Anlage 1: Erhebungsbogen ................................................................................................. 32

Anlage 2: Hypothesen ......................................................................................................... 35

Anlage 3: Grundverständnis ................................................................................................ 36

Anlage 4: LASI Beschluss vom 12. und 13. Mai 2003 ......................................................... 39

Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... 40

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3ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Gemäß Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) hatdie Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber durcheine Beurteilung der für die Beschäftigten mitihrer Arbeit verbundenen Gefährdungen zu er-mitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschut-zes erforderlich sind. Dieser Prozess der Er-mittlung und Beurteilung der Gefährdungenbis zur Ableitung und Umsetzung von Maß-nahmen und deren Wirksamkeitskontrolle wirdals Gefährdungsbeurteilung bezeichnet.

Die Gefährdungsbeurteilung ist unstrittig dasKernelement und damit zentrales Präventions-instrument für Sicherheit und Gesundheits-schutz in Betrieben. Durch sie soll die Eigen-initiative und Eigenverantwortung der Betrie-be gestärkt werden. Arbeitsschutz in der mo-dernen Dienstleistungs- und Informationsge-sellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet nichtnur die Vermeidung von arbeitsbedingten Un-fällen und Erkrankungen. Neben den mess-baren technischen und physikalischen Gefähr-dungen sind durch die Arbeitgeberin/den Ar-beitgeber auch die Wechselwirkungen der ein-zelnen Gefährdungsfaktoren einschließlichder psychischen Belastungen zu berücksich-tigen.

Durch die Umsetzung des Artikels 6 der EG-Rahmenrichtlinie 89/391/EWG „Beurteilungvon Gefahren für Sicherheit und Gesundheit“in jedem europäischen Mitgliedsstaat wurdedas Instrument der Gefährdungsbeurteilungin allen nationalen Arbeitsschutzvorschrifteneingeführt. In Deutschland erfolgte die kon-krete Umsetzung durch das Arbeitsschutzge-setz im Jahr 1996.

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofesaus dem Jahre 2002 hat klargestellt, dass beider Durchführung einer Gefährdungsbeurtei-lung alle Gesundheitsrisiken einzubeziehenund keine Beschäftigten auszugrenzen sind.Letzteres gilt unabhängig von der Betriebsgrö-ße, so dass angemessene Unterlagen überdie durchgeführte Gefährdungsbeurteilungauch in Betrieben mit weniger als 11 Beschäf-tigten vorliegen müssen.

Mit 99,7 % aller umsatzsteuerpflichtigen Un-ternehmen bilden die klein- und mittelständi-schen Unternehmen (KMU) in Deutschlandeine der wichtigsten Zielgruppen für den Ar-beitsschutz. In Brandenburg sind 91 % derUnternehmen den Kleinstbetrieben mit weni-ger als 10 sozialversicherungspflichtig Be-schäftigten zuzuordnen. Die Kleinunterneh-men mit 10 bis 49 Beschäftigten belegen ei-nen Anteil von 7,2 %, die mittelgroßen Unter-nehmen (50 bis 249 Beschäftigte) 1,6 % undgrößere Unternehmen machen lediglich 0,2%aus. In Kleinstbetrieben sind aber ein Viertelder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten(Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Sta-tistik Berlin-Brandenburg 2005) tätig. Aus die-sem Grund sowie wegen zahlreicher Veröf-fentlichungen, in denen berichtet wurde, dassder Umsetzungsgrad der Gefährdungsbeur-teilung in Kleinstbetrieben 10 Jahre nach Ver-abschiedung des Arbeitsschutzgesetzes un-zureichend ist, wurde der Fokus der Überwa-chung, Kontrolle und Beratung auf dieseKleinstbetriebe gelegt.

Der vorliegende Bericht beschäftigt sich mitder Frage, wie sich die Arbeitsschutzsituationhinsichtlich der Gefährdungsbeurteilung in denKleinstbetrieben in der Region Brandenburgund Berlin darstellt. Zusammen mit der staat-lichen Arbeitsschutzverwaltung (ASV) in Ber-lin und verschiedenen Unfallversicherungsträ-gern (UVT) initiierte und leitete die Arbeits-schutzverwaltung des Landes Brandenburgein Landesprogramm zur Beantwortung die-ser Frage. So sollen auch unter dem Aspektder Europäischen Kampagne 2008/2009 zur„Gefährdungsbeurteilung“ Aussagen zumStand der Umsetzung der EG-Rahmenrichtli-nie 89/391/EWG gemacht, Probleme erkanntsowie Verbesserungen erreicht werden.

Zur Durchführung der Gefährdungsbeurtei-lung muss die Arbeitgeberin bzw. der Arbeit-geber über erforderliche Unterlagen verfügen,aus denen das Ergebnis der Gefährdungsbe-urteilung, die festgelegten Maßnahmen des

0.Einleitung

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4 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Arbeitsschutzes und das Ergebnis ihrer Über-prüfung hervorgehen. Die im Beschluss desSpitzengespräches zwischen dem Länderaus-schuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstech-nik (LASI), den UVT und dem Bundesminis-terium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) vom15. März 2003 (siehe Anlage 4) benanntenAnforderungen an Unterlagen zur Gefähr-dungsbeurteilung im Kleinstbetrieb sollten derMaßstab für dieses gemeinsame Landespro-gramm der Arbeitsschutzverwaltungen derLänder Brandenburg, Berlin sowie der Unfall-versicherungsträger sein. Auf dieser Grund-lage sollte das gemeinsame Grundverständ-nis (siehe Anlage 3) erarbeitet werden, dasvon den Beteiligten als Basis für die Bewer-tung einer Gefährdungsbeurteilung anerkanntund als Schulungsmaterial angewendet wer-den sollte.

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5ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Ziele des Landesprogramms waren die Sen-sibilisierung und Beratung der Arbeitgeber-innen und Arbeitgeber in Kleinstbetrieben mitweniger als 11 Beschäftigten für den Prozessder Gefährdungsbeurteilung, die Überprüfungdes Umsetzungsstandes und die Einleitungnotwendiger Maßnahmen des Arbeitsschutzesbei festgestellten Defiziten. Im Mittelpunktstand die Überprüfung, ob die Beurteilung derArbeitsbedingungen durch die Arbeitgeber undArbeitgeberinnen in der Praxis in angemes-senem Maße und gefährdungsorientiert er-folgt. Die eigenverantwortlich durchgeführteGefährdungsbeurteilung und die daraus ab-geleiteten Arbeitsschutzmaßnahmen solltender praktischen Überprüfung und Auswertungdurch die Aufsichtspersonen unterliegen.

Um eine repräsentative Aussage zum Umset-zungsstand der Gefährdungsbeurteilung zuerhalten, sollten mindestens 1.400 Kleinstbe-triebe unterschiedlicher Branchen aufgesuchtund durch Kontrolle und Beratung im Kontextmit dem Ergebnis ihrer Gefährdungsbeurtei-lung zu Verbesserungen von Sicherheit undGesundheitsschutz aufgefordert werden.

Ein weiteres Ziel bestand darin, ein arbeits-teiliges Vorgehen von Arbeitsschutzverwaltun-gen und Unfallversicherungsträgern auf derGrundlage eines einheitlichen Methodenin-ventars zu erproben, um Schlussfolgerungenfür zukünftige gemeinsam abgestimmte Über-prüfungen im Rahmen der GemeinsamenDeutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) zie-hen zu können.

Hierzu war u. a. ein gemeinsames Grundver-ständnis zu erarbeiten, das von allen Beteilig-ten als Basis für die Bewertung einer Gefähr-dungsbeurteilung anerkannt und als Schu-lungsmaterial angewendet werden kann.

Durch zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit(u. a. durch Veröffentlichungen in der Fach-presse sowie in den Mitgliedszeitschriften derUnfallversicherungsträger) sollten ausgewähl-

te Dritte (Kammern, Innungen und ggf. weite-re Institutionen) in die Lage versetzt werden,auf die Durchführung der Gefährdungsbeur-teilung in Kleinstbetrieben aktivierend Einflusszu nehmen.

Die Mitarbeiter/-innen im Aufsichtsdienst desLandesamtes für Arbeitsschutz (LAS) solltennach entsprechender Schulung die besonde-re Bedeutung der Gefährdungsbeurteilung alsbetriebliche Grundlage zur Erfüllung der ge-setzlichen Forderungen nach Vermeidungbzw. Minimierung von Gefährdungen für Le-ben und Gesundheit besser erkennen und dienotwendige Fachkompetenz zur Anwendungder Hilfsmittel (Erhebungsbogen und weite-res Methodeninventar) erlangen.

1.Ziele

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6 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesund-heit und Familie (MASGF) des Landes Bran-denburg schloss im Dezember 2005 eine Ziel-vereinbarung über die Durchführung des Lan-desprogramms in den Jahren 2006 und 2007mit dem LAS ab. Durch die Aufsichtsperso-nen des LAS sollten mindestens 500 Kleinst-betriebe aufgesucht werden. Auf dieserGrundlage wurde eine Konzeption erarbeitet.

Konzeption

Durch die Projektleitung des LAS wurden eineKonzeption sowie Schulungsmaterialien zumeinheitlichen Grundverständnis und zu den Maß-stäben für anzuerkennende Gefährdungsbeur-teilungen in den Betrieben erstellt. Das gemein-sam erarbeitete Grundverständnis und die Er-läuterungen zu den Erhebungsbögen (Anlage3) wurden den Aufsichtspersonen im Rahmenvon Schulungen zur Verfügung gestellt, um sub-jektive Bewertungen zu minimieren. Bereitswährend der Erarbeitung dieser Unterlagenwurden die Unfallversicherungsträger sowie dieArbeitsschutzverwaltung des Landes Berlin zurAbstimmung an den Workshops beteiligt, sodass mit Beginn der Kontrollen ab April 2006ein von allen Beteiligten akzeptiertes Methoden-inventar (Anlage 1) vorlag.

Auf der Grundlage einer Rahmenvereinbarungmit den UVT sowie eines Kooperationsvertra-ges mit dem Land Berlin (vertreten durch dasLandesamt für Arbeitsschutz, Gesundheits-schutz und technische Sicherheit – LAGetSi)wurde die arbeitsteilige Vorgehensweise ab-gestimmt. Die Beteiligten erklärten sich be-reit, eigenverantwortlich auf der Basis desabgestimmten Methodeninventars die folgen-de Anzahl von Kleinstbetrieben aufzusuchenund zu bewerten:

Berufsgenossenschaft (BG) Bau: 200Steinbruchs-BG: 150BG Metall Nord Süd: 200BG Elektro Textil Feinmechanik (BGETF):200LAGetSi: 150LAS: 500

Nach einer Erstbesichtung durch das LASnahm im Falle einer Anforderung durch dieArbeitgeber/-innen zusätzlich die Verwaltungs-berufsgenossenschaft an dem Landespro-gramm teil und führte Beratungen vor Ort inden Kleinstbetrieben durch.

Datenerfassung

Aufgrund der hohen Anzahl von Betrieben undDaten, die zur Auswertung ermittelt wurden,erfolgte die Erfassung der Ergebnisse aufelektronischem Weg über das Internet. Auf derInternetseite der Europäischen Agentur fürSicherheit und Gesundheitsschutz bei der Ar-beit (www.osha.de) konnte über das deutscheNetzwerk die Seite für das Land Brandenburg(siehe Bild 1) aufgerufen werden. Alle Teilneh-mer/-innen waren verpflichtet, ihre Daten selb-ständig in einer einheitlichen Erfassungsmas-ke in einem hierfür eingerichteten Extranet ein-zugeben. Von dieser Datenbank des Landes-betriebes für Datenverarbeitung und StatistikBerlin-Brandenburg wurden die Daten zurweiteren Bearbeitung an das LAS übertragen.Dort war es möglich, die Daten für alle Betei-ligten zu separieren bzw. zusammenzufassen.

Betriebsauswahl und Ressourceneinsatz

Im Land Brandenburg werden die jährlich zubesichtigenden Betriebe über ein vorhande-nes Betriebsstättenkataster ausgewählt. Un-ter Berücksichtigung von Gefährdungskatego-rien und Besichtigungszyklen wurden aus die-sem Kataster die 500 Kleinstbetriebe allerWirtschaftsklassen auf der Grundlage derrechnergestützten Steuerung der Aufsichtstä-tigkeit (RSA) ausgewählt. Zur Vermeidung vonDoppelbesichtigungen erfolgten Abstimmun-gen zwischen den Beteiligten, wobei berück-sichtigt wurde, dass die Kontrollen mit dergeplanten Besichtigungstätigkeit gekoppeltvorzunehmen waren.

Für die Aufsicht im Land Berlin gestaltete sichdie Abstimmung im Rahmen des Landespro-gramms einfacher, da wegen eines eigenen

Organisation und Durchführung2.

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7ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Landesprogramms gezielt Zootierhandlungen,HNO-Arztpraxen sowie Parkett- und Fußbo-denlegerbetriebe ausgewählt wurden und sichdamit keine Schnittmengen zu Mitgliedsbetrie-ben der beteiligten UVT ergaben. Die BGMetall Nord Süd beschränkte sich in beidenLändern auf Kfz-Betriebe. Die BG Bau kon-trollierte Hoch- und Tiefbauunternehmen, dieSteinbruchs-BG ihre Mitgliedsbetriebe im Rah-men ihres Besichtigungsplanes, während dieBG Elektro Textil Feinmechanik Betriebe un-terschiedlicher Branchen der ehemaligen BGder Feinmechanik und Elektrotechnik (BGFE)bzw. der ehemaligen Textil- und Bekleidungs-BG (TBBG) besichtigte.

Zusätzliche Kosten (insbesondere Fahrtkos-ten) entstanden nicht, da der besichtigte

Kleinstbetrieb ohnehin aufgesucht wordenwäre. Für die Umsetzung des Landespro-gramms im LAS war insgesamt von einemMehraufwand von ca. 125 Personentagen fürdie Besichtigungen, die Schulung und dieVorbereitung der Aufsichtspersonen auszuge-hen. Der Aufwand für die stichprobenartigenNachkontrollen war abhängig vom vorgefun-denen Besichtigungsergebnis und deshalbnicht kalkulierbar.

Insgesamt führten 102 Aufsichtspersonen imAußendienst in der Region Brandenburg undBerlin die Kontrollen zur Gefährdungsbeurtei-lung durch. Davon kamen 67 Mitarbeiter/-innen von staatlichen und 35 Mitarbeiter/-innen von berufsgenossenschaftlichen Auf-sichtsdiensten zum Einsatz. Die Aufsichtsper-

Bild 1:

Bereitstellung vonInformationenund Materialienauf den Internet-seiten der ASVdes LandesBrandenburg

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8 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

sonen hatten die Aufgabe, als Multiplikatorenden Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern dasVerständnis für die Notwendigkeit der Gefähr-dungsbeurteilung als Kernelement ihrer be-trieblichen Arbeitsschutzorganisation zu ver-mitteln.

Zeit- und Ablaufplanung

Die Durchführung des Landesprogrammswurde in drei Etappen geplant. In der erstenEtappe wurden neben der Schulung der Auf-sichtspersonen die Besichtigungen in denBetrieben bis zum November 2006 vorgese-hen. In der zweiten Etappe sollten die Arbeit-geber/-innen ohne bzw. mit unzureichenddurchgeführter Gefährdungsbeurteilung auf-gefordert werden, eigenverantwortlich bis zumJanuar 2007 eine Gefährdungsbeurteilungdurchzuführen. Die Aufsichtspersonen solltenHinweise zur Verfahrensweise der Durchfüh-rung der Gefährdungsbeurteilung geben undAnsprechpartner/-innen benennen, welcheHilfestellungen geben können. Die stichpro-benartigen Nachkontrollen und die Auswer-tung der erfassten Daten wurden in der drit-ten Etappe bis Dezember 2007 vorgesehen.

Während des zweijährigen Landesprogrammswurden mehrere Workshops durchgeführt,Zwischenergebnisse auf der Basis der konti-nuierlich eingegebenen Daten ausgewertet,auf Veränderungen im Ablauf und auf unter-schiedliche Interpretationen durch die Betei-ligten reagiert.

Zur Information der Arbeitgeber/-innen, derBeschäftigten und für weitere Interessiertewurden die Zwischenergebnisse veröffentlichtund auf die Bedeutung der Gefährdungsbe-urteilung hingewiesen. Dies erfolgte in Fach-zeitschriften und den monatlich erscheinen-den Mitteilungsblättern der beteiligten UVT. ImRahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden auchauf dem 30. Internationalen Kongress für Ar-beitsschutz und Arbeitsmedizin im September2007 die Zwischenergebnisse des Landespro-gramms vorgestellt.

Durch Umstrukturierungen während der Lauf-zeit insbesondere bei den UVT mussten neueAnsprechpartner/-innen eingewiesen und ent-sprechend geschult werden. Dadurch kam eszu Verzögerungen bei der Durchführung derBesichtigungen, so dass sich die Erhebungder Daten der geplanten 1.400 Betriebe bis indas Jahr 2007 hineinzog. Beispielsweise fu-sionierte im Durchführungszeitraum die Nord-deutsche Metall BG zur BG Metall Nord Süd.

Hypothesen

Vor Beginn des Landesprogramms wurdenHypothesen aufgestellt, die u. a. in die Erar-beitung des Methodeninventars eingeflossensind. Diese sollten im Verlauf des Landespro-gramms bestätigt oder widerlegt werden. Inder Anlage 2 sind alle Hypothesen aufgezeigt,jedoch stellte sich heraus, dass im Ergebnisnicht zu allen Hypothesen Aussagen möglichwaren. Im Kapitel Ergebnisse wird auf einigeHypothesen konkret eingegangen.

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9ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Die Auswertung der Ergebnisse wurde in An-lehnung an die chronologische Abfrage desErhebungsbogens vorgenommen. Der Erhe-bungsbogen setzte sich aus fünf Teilen zu-sammen. Neben dem allgemeinen Teil mit denGrunddaten (u. a. Wirtschaftsklasse, zustän-dige Berufsgenossenschaft) wurden im zwei-ten Teil die vorgefundene Arbeitsschutzorga-nisation, im dritten Teil die Plausibilität der er-forderlichen Unterlagen zur Gefährdungsbe-urteilung und im vierten Teil die vorhandenenGefährdungen erfasst. Im fünften Teil ist eineBewertung der von der Arbeitgeberin/dem Ar-beitgeber vorgestellten Gefährdungsbeurtei-lung vorgenommen worden. Bei erheblichenMängeln und Abweichungen zwischen vorge-fundenen Gefährdungen und betrieblicherBeurteilung wurde über erforderliche Verwal-tungsmaßnahmen und den Bedarf an Nach-kontrollen entschieden.

Wichtig war für alle am LandesprogrammBeteiligten, dass die Aufsichtspersonen alsgeschulte Fachkräfte nach der Erfassung derbetrieblichen Arbeitsschutzorganisation imRahmen eines Arbeitgeberinterviews die Ar-beitgeber/-innen auf die vereinfachte Doku-mentation der Gefährdungsbeurteilung im Sin-ne des Artikels 9 der Rahmenrichtlinie 89/391/EWG in kleinen Betrieben mit weniger als 11Beschäftigten hingewiesen haben (Anlage 4).

Bei der Beurteilung der Gefährdungsfaktorenwurde als Maßstab die Einschätzung der Auf-sichtspersonen bezüglich der tatsächlich vor-liegenden Gefährdungen zugrunde gelegt.Anschließend erfolgte ein Abgleich mit dendurch die Arbeitgeber/-innen im Betrieb er-kannten und bewerteten Gefährdungen. Fürdie Bewertung der Ergebnisse wurde eine vier-stufige Skala gewählt, da es in der Praxis oftkeine reine „Ja-Nein-Trennung“ gibt und einesubjektive Beurteilung nicht vollständig zuvermeiden ist.

Insgesamt wurden 1.432 Betriebe aufge-sucht. Damit ist das Ziel von 1.400 Besichti-

gungen in Kleinstbetrieben erreicht worden.In diesen Betrieben wurden insgesamt 6.469Beschäftigte erfasst. Das entspricht im Durch-schnitt 4,5 Beschäftigten pro Betrieb.

3.1 Umsetzung des Arbeitssicherheits-gesetzes (ASiG) in Kleinstbetrieben

Die betriebliche Arbeitsschutzorganisation istin Deutschland im ASiG geregelt. Eine weite-re Spezifizierung nehmen die UVT im Rah-men ihres Satzungsrechtes wahr. Je nachGefährdungsklassifizierung der Branchen so-wie Mitgliedschaft in dem jeweiligen Unfallver-sicherungsträger gibt es verschiedene Model-le der Umsetzung des ASiG. Im Rahmen desLandesprogramms sollte ermittelt werden, in-wieweit die Art der sicherheitstechnischen undarbeitsmedizinischen Betreuung das vollstän-dige und richtige Ermitteln, Bewerten undBeurteilen von Gefährdungen beeinflusst.

3.1.1 Betrachtung der sicherheitstechni-schen und arbeitsmedizinischen Be-treuungsform

Die branchenspezifische Anforderung wird inAbhängigkeit von der Beschäftigtenzahl undder betrieblichen Gefährdungskategorie nachBGV A2 ermittelt. Für Arbeitgeber/-innen inKleinstbetrieben sind unterschiedliche Modellemöglich, um ihrer Verpflichtung gemäß ASiGin Verbindung mit der BGV A2 gerecht zuwerden.

Durch die Neuregelungen der BGV A2 ist dieArt der sicherheitstechnischen und arbeitsme-dizinischen Betreuung entscheidend verknüpftmit dem Prozess der Gefährdungsbeurteilung.Deshalb war eine besondere Betrachtung desZusammenhangs zwischen der vorliegendenbetrieblichen Gefährdungsbeurteilung und dergewählten Betreuungsform notwendig.

Es wurden folgende Betreuungsformen be-trachtet:

• Für die Bewertung der sicherheitstechni-schen Betreuung wurde unterschieden

3.Ergebnisse

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10 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

nach interner Fachkraft für Arbeitssicher-heit (FASi), externer FASi und überbetrieb-lichem Dienst.

Anmerkung: Die vor 2005 für Kleinstbetrie-be geltende „alte“ Regelung der Bestellungvon FASi und Betriebsärztin/-arzt (BA) mitfester Einsatzzeit und schriftlicher Bestel-lung gilt auch heute noch.

• Die Anlage 1 der jeweiligen BGV A2 be-schreibt das Modell der betriebsärztlichenund sicherheitstechnischen Regelbetreu-ung in Betrieben mit bis zu 10 Beschäftig-ten. Diese Betreuung umfasst eine Grund-betreuung und eine anlassbezogene Be-treuung durch eine externe FASi und eineexterne Betriebsärztin/einen externen Be-triebsarzt. Die von der Arbeitgeberin/demArbeitgeber nachzuweisende Grundbe-treuung beinhaltet die Erstellung und Ak-tualisierung (spätestens nach 3 Jahren)des laufenden Prozesses der Gefähr-dungsbeurteilung unter Einbeziehung vonFASi und BA. Die Durchführung der Re-gelbetreuung (bestehend aus Grund- undAnlassbetreuung) muss in einem Berichtbzw. in Unterlagen nachgewiesen werden.

• Anlage 3 der BGV A2 regelt die alternativebedarfsorientierte betriebsärztliche und si-cherheitstechnische Betreuung in Betrie-ben mit bis zu 50 Beschäftigten. Nach Ab-schluss ihrer/seiner Schulung entscheidet

die Arbeitgeberin/der Arbeitgeber selbstüber die Notwendigkeit und das Ausmaßeiner externen Betreuung durch eine Fach-kraft für Arbeitssicherheit oder eine/-n Be-triebsärztin/-arzt. Darüberhinaus ist sie/erverpflichtet, sich bei besonderen Anlässenqualifiziert betreuen zu lassen. Als schrift-lichen Nachweis für die Anwendung die-ses alternativen Betreuungsmodells hat dieArbeitgeberin/der Arbeitgeber u. a. Unter-lagen über die betrieblich durchgeführteGefährdungsbeurteilung vorzuhalten. Daes sich um ein Modell handelt, das sowohldie betriebsärztliche als auch die sicher-heitstechnische Betreuung umfasst, wur-de die alternative Betreuung in einer Fra-ge zusammengefasst.

Folgende Umsetzungen der sicherheitstech-nischen und arbeitsmedizinischen Betreuun-gen wurden vorgefunden:

Von den 1.432 aufgesuchten Kleinstbetriebenin der Region Berlin-Brandenburg hatten81 % eine sicherheitstechnische Betreuung,davon nutzten 8 % der Arbeitgeber/-innen eineRegelbetreuung (bei nachgewiesener Grund-betreuung), 39 % der Kleinstbetriebe hatteneine FASi nach „altem Modell“ schriftlich mitfesten Einsatzzeiten bestellt und 34 % einealternative Betreuung gewählt (Abb. 1).

Es wurden 45 % der Betriebe von einer exter-nen FASi, 40 % von überbetrieblichen sicher-

Abbildung 1:

Art der sicherheitstechni-schen Betreuung

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11ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Abbildung 2:

Einsatzformen der FASi

heitstechnischen Diensten (ÜSD) und 15 %von einer internen FASi betreut ( Abb. 2).

35 % der Kleinstbetriebe hatten eine/-n BAschriftlich nach altem Modell bestellt, für dieRegelbetreuung hatten sich 10 % und für diealternative Betreuung hatten sich 34 % derKleinstbetriebe entschieden. Ohne arbeitsme-dizinische Betreuung waren 21 % der Kleinst-betriebe (Abb. 3).

Eine Hypothese lautete, dass eine gute be-triebliche Arbeitsschutzorganisation den Pro-zess der Gefährdungsbeurteilung fördert. Dieswurde durch das Landesprogramm bestätigt.

So hatten nur 35 % der Kleinstbetriebe ohnejegliche Betreuungsform eine Gefährdungs-beurteilung durchgeführt. Mit Betreuung bzw.bei Nutzung eines alternativen Modells lag dieAnzahl der Betriebe mit Gefährdungsbeurtei-lung zwischen 65 % und 90 % (Abb. 4).

Wichtig für die weitere Auswertung der Ergeb-nisse war, inwieweit die Qualität der vorge-fundenen Gefährdungserkennung durch dieBetreuungsform beeinflusst wurde. Um dazuAussagen zu bekommen, wurden Abweichun-gen der betrieblichen Gefährdungsbeurteilungzu den Feststellungen der Aufsichtspersonermittelt (Abb. 5). Durch diese Abweichungen(z. B. nicht erkannte Gefährdungen) sindRückschlüsse zu den Betreuungsmodellenmöglich.

Es wurde festgestellt, dass Betriebe ohne Be-treuung die schlechtesten Ergebnisse aufwie-sen. In diesen wurden nur 52 % aller vorhan-denen Gefährdungen erkannt und beurteilt.Bei der alternativen Betreuung und bei Bestel-lung einer FASi waren in 61 % bzw. 59 % derKleinstbetriebe keine Abweichungen ermitteltworden. Die geringsten Abweichungen zu denFeststellungen der Aufsichtspersonen warenbei der Regelbetreuung (70 %) festgestelltworden. Dennoch kann es nicht befriedigen,dass bei fast einem Drittel der von FASi undBA betreuten Betriebe Mängel bei der Vollstän-digkeit der Gefährdungsbeurteilung festge-stellt werden mussten.

Abbildung 3:

Art der betriebsärztlichen Betreuung

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12 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Abbildung 4: Häufigkeit von durchgeführten Gefährdungsbeurteilungen in der jeweiligenBetreuungsform

Abbildung 5: ohne Abweichungen zwischen vorgefundenen Gefährdungen und betrieblicherBeurteilung

Page 13: Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung von ... · sellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet nicht nur die Vermeidung von arbeitsbedingten Un-fällen und Erkrankungen. Neben den mess-baren

13ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

3.1.2 Fazit der sicherheitstechnischen undarbeitsmedizinischen Betreuung

Die Kleinstbetriebe mit einer geltendem Rechtentsprechenden sicherheitstechnischen undarbeitsmedizinischen Betreuung waren in derüberwiegenden Mehrheit in der Lage, die be-trieblichen Gefährdungen zu ermitteln und zubewerten. Diejenigen, die das ASiG nicht um-gesetzt hatten (19 % mit fehlender sicherheits-technischer und 21 % mit fehlender arbeits-medizinischer Betreuung), wurden aufgefor-dert, umgehend den gesetzlich gefordertenZustand herzustellen. Dies galt auch für dieDurchführung einer Gefährdungsbeurteilungnach dem Arbeitsschutzgesetz. Insgesamtwaren bei allen Betreuungsformen Abwei-chungen in den Ergebnissen der Gefähr-dungsbeurteilung festgestellt worden. Deshalbwird zur Wahrung einer übersichtlichen Ge-staltung im Rahmen dieses Berichtes im wei-teren Verlauf der Ergebnisdarstellung nur aufdie Kleinstbetriebe „mit und ohne Gefähr-dungsbeurteilung“ reflektiert.

3.2 Durchführung der Gefährdungsbe-urteilung in den Kleinstbetrieben

Aus allen Branchen und Wirtschaftsklassenwurden, wie bereits aufgeführt, 1.432 Kleinst-betriebe aufgesucht. Von diesen hatten 65 %eine durch die Aufsichtspersonen der Betei-ligten akzeptierte Gefährdungsbeurteilungdurchgeführt. Bei der Durchführung der Gefähr-dungsbeurteilungen gab es durchaus Mängelin der Art, dass nicht alle Gefährdungen ermit-telt worden waren. Die nicht ermittelten und be-urteilten Gefährdungen waren nach Einschät-zung der Aufsichtspersonen jedoch nicht ent-scheidend für den jeweiligen Betrieb.

Um einer Ja-Nein-Abfrage nach dem „Vorhan-densein“ einer Gefährdungsbeurteilung durchdie Aufsichtspersonen vorzubeugen, wurdebei der Aussage der Arbeitgeberin/des Arbeit-gebers zur Durchführung der Gefährdungs-beurteilung im Betrieb die nachfolgende vier-stufige Skala zugrunde gelegt:

Antwort „Ja“: Die Arbeitgeber/-innen habeneine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt,wenn sie die „richtigen“ Maßnahmen für Si-cherheit und Gesundheitsschutz im Betrieb ineinem geregelten Verfahren bzw. Entschei-dungsprozess vollständig abgeleitet und um-gesetzt haben. Die erforderlichen Unterlagenzur Gefährdungsbeurteilung liegen im Betriebvor.

Antwort „Überwiegend Ja“: Die Arbeitgeber/-innen haben eine Gefährdungsbeurteilungdurchgeführt, die wesentlichen Maßnahmenfür Sicherheit und Gesundheitsschutz im Be-trieb „richtig“ abgeleitet und fast vollständigumgesetzt. Die restlichen Gefährdungen sindnicht von maßgebendem Charakter. Die er-forderlichen Unterlagen zur Gefährdungsbe-urteilung liegen zum überwiegenden Teil imBetrieb vor.

Antwort „Überwiegend Nein“: Die Arbeitgeber/-innen haben mit der Gefährdungsbeurteilungbegonnen und für schwerwiegende Gefähr-dungen Maßnahmen für Sicherheit und Ge-sundheitsschutz im Betrieb abgeleitet undumgesetzt. Die erforderlichen Unterlagen zurGefährdungsbeurteilung liegen im Betrieb zumüberwiegenden Teil nicht vor.

Antwort „Nein“: Eine Gefährdungsbeurteilunggilt als nicht durchgeführt, wenn zur Mehrzahlder Gefährdungen keine Maßnahmen abge-leitet und umgesetzt sind, kein Verfahren zurGefährdungsbeurteilung durch die Arbeitge-ber/-innen angewendet wird und keine Unter-lagen vorhanden sind.

In 42 % der Kleinstbetriebe wurde den Arbeit-geberinnen und Arbeitgebern bescheinigt,dass sie ihre betrieblichen Gefährdungen rich-tig und vollständig ermittelt und bewertet hat-ten (Bewertung „ja“).

23 % der Betriebe wurden mit „überwiegendJa“ bewertet, da sie die wesentlichen Gefähr-dungen zum überwiegenden Teil erkannt undbeurteilt hatten. Mit „überwiegend Nein“ sind

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14 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

4 % der Kleinstbetriebe eingestuft worden,d. h. diese hatten zumindest mit der Beurtei-lung ihrer Gefährdungen begonnen. Dieseswurde im weiteren Verlauf des Berichtes zurGefährdungssituation berücksichtigt. 31 % derKleinstbetriebe hatten bisher noch nichts un-ternommen, was der Durchführung einer Ge-fährdungsbeurteilung entsprach (Abb. 6).

Abbildung 6:

Durchführung der Gefährdungsbeurteilung

dungsbeurteilung überwiegend genutzt wer-den. Dadurch sollten Rückschlüsse für dieErstellung zukünftiger Unterlagen gezogenwerden.

Eine Hypothese des Landesprogramms lau-tete, dass bei 80 % der durchgeführten Ge-fährdungsbeurteilungen in Kleinstbetriebendie Handlungsanleitungen der Unfallversiche-rungsträger als Unterlagen genutzt würden.Diese Hypothese hat sich nicht ganz bestätigt.Jedoch wurden diese Handlungsanleitungendurch zwei Drittel der Kleinstbetriebe angewen-det (Abb. 7). Knapp die Hälfte der Kleinstbe-triebe nutzten die ihnen im Rahmen der alter-nativen Betreuung vermittelten Instrumente.36 % konnten Unterlagen ihrer beratendenFachkräfte für Arbeitssicherheit nachweisen.Nur ein geringer Anteil der Kleinstbetriebenutzte Unterlagen der Arbeitsschutzverwal-tung oder von Betriebsärztinnen und -ärzten.

3.2.2 Federführende und Beteiligte beimProzess der Gefährdungsbeurtei-lung

Die Verantwortung für den Prozess der Ge-fährdungsbeurteilung tragen immer die Arbeit-geber/-innen. Allerdings müssen sie nicht die-jenigen sein, die diese fachlich durchführen.Inwieweit sie jedoch beteiligt waren, ist einwesentliches Kriterium für die Qualität desgelebten Arbeitsschutzes in den Kleinstbetrie-ben. Arbeitsschutz sollte gerade in diesen Be-trieben Chefsache sein. Die Arbeitgeber/-innen wurden deshalb allgemein zu den inihren Betrieben vorhandenen Gefährdungenbefragt (Abb. 8).

68 % der Arbeitgeber/-innen hatten Gefähr-dungen in ihren Betrieben als relevant ange-sehen. 32 % hatten in ihrem Betrieb keineGefährdungen gesehen.

Die Arbeitgeber/-innen von Kleinstbetriebenwaren beim Prozess der Gefährdungsbeur-teilung zu 57 % federführend. Danach folgtenmit 34 % die FASi. Mitarbeiter/-innen der UVT

Eine zu Beginn des Landesprogramms auf-gestellte Hypothese lautete, dass bundesweitnur etwa 30 % der Kleinstbetriebe eine Ge-fährdungsbeurteilung durchgeführt hätten. Inder Region Brandenburg und Berlin läge dieQuote bei etwa 50 %. Die Quote wurde über-troffen, da in Berlin und Brandenburg in 65 %der Kleinstbetriebe eine angemessene Ge-fährdungsbeurteilung vorgefunden wurde.

In den nachfolgenden Ausführungen werdennur die 989 Betriebe mit durchgeführterGefährdungsbeurteilung betrachtet.

3.2.1 Verwendete Hilfen und Unterlagen

Die Beteiligten des Landesprogramms woll-ten ermitteln, welche Hilfsmittel von den Ar-beitgeberinnen und Arbeitgebern zur Gefähr-

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15ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Abbildung 7: verwendete Hilfsmittel (Mehrfachnennungen möglich)

Abbildung 8:

Sensibilität der Arbeitgeber/-innen gegenübermöglichen Gefährdungen

Bild 2:

Schnittgefährdung an einem bearbeiteten Lüf-tungskanal

und Betriebsärztinnen/-ärzte lagen gleichaufbei je 2 %. 5 % konnten keiner genannten Per-sonengruppe (sonstige) zugeordnet werden.Unter Sonstige waren in der Praxis betrieb-lich beauftragte Personen, Vorarbeiter/-innenoder Meister/-innen angetroffen worden (Abb.9).

Eine Gefährdungsbeurteilung ist kein abge-schlossener Prozess und daher in angemesse-nen Zeitabständen zu aktualisieren. Vor allemdient die Gefährdungsbeurteilung dem Schutzder Beschäftigten. In vielen Fällen kennen dieBeschäftigten die Gefährdungen an ihrem Ar-beitsplatz und während ihrer Tätigkeit genau.

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16 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Zum Zeitpunkt der Kontrollen waren jedochnur in jedem dritten Betrieb die Beschäftigteneinbezogen worden. In relativ geringem Um-fang wurde die Beratung durch Arbeitsmedi-ziner/-innen, FASi und/oder UVT in Anspruchgenommen. Diese wenigen Betriebe holtensich zusätzliche Fachkompetenz ein (Abb.10).

3.2.3 Fazit zur Durchführung der Gefähr-dungsbeurteilung

Der ermittelte Stand in Kleinstbetrieben warbesser als erwartet, da insgesamt 65 % allerbesichtigten 1.432 Unternehmen die gesetz-lichen Verpflichtungen nach §§ 5 und 6 Arb-SchG erfüllt hatten. Bei ca. 60 % der 989 Be-triebe mit durchgeführter Gefährdungsbeur-teilung wurden bezüglich der ermittelten Ge-fährdungen durch die Arbeitgeber/-innen kei-ne Abweichungen zur Bewertung durch dieAufsichtspersonen festgestellt.

Das gesetzlich verfolgte Ziel, die Eigenverant-wortung der Arbeitgeberin/des Arbeitgebersfür den betrieblichen Arbeitsschutz zu stärken,wird in diesen Betrieben erreicht. Die Ergeb-nisse bestätigen, dass die Arbeitgeberin/derArbeitgeber überwiegend gefährdungssensi-bel und federführend bei der Gefährdungsbe-urteilung aktiv geworden ist. Verbesserungs-potenzial ist bei der Beteiligung von unmittel-bar betroffenen Beschäftigten und fachkom-petenter Beratung gegeben.

Abbildung 9:

Federführung bei der Gefährdungsbeurteilung

Abbildung 10: Weitere Beteiligte bei der Erstellung der Gefährdungsbeurteilung (Mehrfachnen-nung möglich)

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17ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Entsprechende Unterlagen konnten jedoch nichtin jedem Falle in ausreichender Qualität vorge-legt werden. So wiesen nur 44 % der Kleinstbe-triebe Unterlagen zu allen Arbeitsplätzen und Tä-tigkeiten vor. 28 % hatten für den überwiegen-den Teil der Arbeitsplätze und Tätigkeiten Un-terlagen im Betrieb. Insgesamt 15 % konntenüber die durchgeführte Gefährdungsbeurteilungkeine oder für den überwiegenden Teil (13 %)keine Unterlagen vorlegen (Abb. 12).

3.3.1 Befähigungsnachweise, Betriebsan-weisungen und Prüfnachweise

Eine Grundlage zur Beurteilung der Arbeits-plätze und der Tätigkeiten waren für die Auf-sichtspersonen die vorhandenen Befähigungs-nachweise, Betriebsanweisungen und Prüfnach-weise. Diese Unterlagen sind zum Teil gesetz-lich vorgeschrieben, zum Beispiel in der Ge-fahrstoffverordnung, und sind als Ergebnis derGefährdungsbeurteilung zu finden.

Bei den Befähigungsnachweisen ließ sich fest-stellen, dass diese in der Regel im Betriebvorlagen (66 %) oder nicht erforderlich waren(31 %). Nur 1 % hatte überwiegend keine Be-fähigungsnachweise, obwohl diese erforder-lich waren (Abb. 13). Dies betrifft zum BeispielBefähigungsnachweise für Kranfahrer/-innenoder Führer/-innen von Flurförderfahrzeugen.

Abbildung 13:

Vorhandensein erforderlicher Befähigungs-nachweise

3.3 Beurteilung der Arbeitsplätze undTätigkeiten in Kleinstbetrieben

Die Gefährdungsbeurteilung war in den Kleinst-betrieben häufig nahezu vollständig durchgeführtworden. Bei 58 % der Kleinstbetriebe wurdenalle Arbeitsplätze und Tätigkeiten berücksichtigt.Bei weiteren 36 % war der überwiegende Teilder Arbeitsplätze und Tätigkeiten beurteilt wor-den (Abb. 11).

Abbildung 11:

Einbeziehung aller Arbeitsplätze/Tätigkeitenbei der Gefährdungsbeurteilung

Abbildung 12:

Unterlagen für alle Arbeitsplätze/Tätigkeiten

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18 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Ähnlich positiv war die Feststellung bezüglichder notwendigen Betriebsanweisungen. 83 %der Kleinstbetriebe hatten alle oder den über-wiegenden Teil der erforderlichen Betriebsan-weisungen erstellt. Allerdings konnten 15 %keine oder nur einen geringen Teil der Be-triebsanweisungen vorlegen (Abb. 14). Dasgleiche Bild ergab sich für den Nachweis vonPrüfungen. Bescheinigungen darüber lagenbei 54 % der Kleinstbetriebe vor bzw. zu 32 %überwiegend vor. 12 % der Kleinstbetriebehatten in diesem Bereich erhebliche Defizite(Abb. 15).

Abbildung 14:

Vorhandensein erforderlicher Betriebsanwei-sungen

eine in die betrieblichen Prozesse integrierteGefährdungsbeurteilung sollte nach Einschät-zung der Projektgruppe bewertet werden, obdie Unterlagen ein übersichtliches Arbeitsma-terial darstellen, die Rangfolge der Maßnah-men beachtet werden (T-O-P-Modell: Tech-nik - Organisation - Persönliche Schutzaus-rüstung) und ob eine Festlegung von Termi-nen zur Maßnahmenumsetzung erfolgt war.Folgendes ist festgestellt worden:

Von den 989 Betrieben mit akzeptierter Ge-fährdungsbeurteilung hatten 75 % der Arbeit-geber/-innen ein übersichtliches Arbeitsmate-rial zusammengestellt. Den anderen wurdenim Rahmen einer Beratung Hinweise zumUmgang mit den Materialien gegeben, um die-se für den Leitungsprozess optimal nutzen zukönnen (Abb. 16).

Ein ebenfalls positives Bild gab es in diesenBetrieben beim Beachten der erforderlichenRangfolge von Maßnahmen (Abb. 17), wäh-rend bei der konkreten Umsetzung und Fest-legung von Terminen Probleme zu verzeich-nen waren (Abb. 18).

Abbildung 15:

Vorhandensein erforderlicher Prüfnachweise

3.3.2 Ausgewertete Unterlagen

Die erforderlichen Unterlagen für die Doku-mentation einer Gefährdungsbeurteilung sindan keine Form gebunden. Die Inhalte sindgesetzlich insofern vorgegeben, dass nach§ 6 ArbSchG je nach Tätigkeit aus den Unter-lagen das Ergebnis der Gefährdungsbeurtei-lung, die von der Arbeitgeberin/dem Arbeitge-ber festgelegten Maßnahmen und das Ergeb-nis der Überprüfung der Maßnahmen (Wirk-samkeitskontrolle) hervorgehen muss. Für

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19ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Abbildung 16: Übersichtliches Arbeitsmaterial Abbildung 18:

Festlegung von Terminen für die Umsetzungvon Maßnahmen

Abbildung 17:

Beachtung der erforderlichen Rangfolge vomMaßnahmen 3.3.3 Handlungen der Arbeitgeber/-innen

auf der Grundlage der Gefährdungs-beurteilung

Für die Projektgruppe war der Zeitpunkt derDurchführung einer Gefährdungsbeurteilungund der Einfluss ihrer Ergebnisse im betrieb-lichen Entscheidungsprozess ein wichtigesKriterium, um den kontinuierlichen Prozessund die Aktualität bewerten zu können. Dem-nach beurteilten 80 % der Kleinstbetriebe dieGefährdungen bereits vor der Einrichtung vonArbeitsplätzen und vor der Auswahl von Ar-beitsmitteln. Die Ergebnisse fließen damit prä-ventiv ein (Abb. 19).

Vor der Anschaffung von Arbeitsmitteln nutz-ten 54 % der Arbeitgeber/-innen die Ergeb-nisse der Gefährdungsbeurteilung, währendjeder siebente Betrieb diese nicht berücksich-tigt hat (Abb. 20).

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20 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Abbildung 19:

Nutzung der Gefährdungsbeurteilung vor derEinrichtung von Arbeitsplätzen

se zum überwiegenden Teil nicht. 7 % hattennicht auf der Grundlage ihrer betrieblichen Ge-fährdungsbeurteilung unterwiesen (Abb. 21).

Abbildung 21:

Nutzung der Ergebnisse der Gefährdungsbe-urteilung für die betriebliche Unterweisung

Abbildung 20:

Nutzung der Gefährdungsbeurteilung bei derAuswahl von Arbeitsmitteln

Nach der Durchführung der Gefährdungsbe-urteilung im Betrieb wurden bei 55 % derKleinstbetriebe die Ergebnisse als Grundlagefür die betriebliche Unterweisung genutzt. 9 %der Arbeitgeber/-innen nutzten die Ergebnis-

Neben der Abfrage der dokumentierten Maß-nahmen wurde vor Ort deren Umsetzung so-wie die Überprüfung ihrer Wirksamkeit durchdie Arbeitgeber/-innen bewertet. Dabei wur-de festgestellt, dass 41 % der KleinstbetriebeMaßnahmen aus der Gefährdungsbeurteilungabgeleitet und umgesetzt hatten.

42 % der Betriebe hatten dies zum überwie-genden Teil getan (Abb. 22). Die Wirksamkeitder eingeleiteten Maßnahmen wurde insge-samt in 76 % der Kleinstbetriebe vollständigoder zum überwiegenden Teil kontrolliert unddas Ergebnis dokumentiert (Abb. 23). Der ak-tuelle Stand der Unterlagen wurde bei 45 %vollständig erreicht. 38 % der Betriebe hattenzum überwiegenden Teil eine aktuelle Gefähr-dungsbeurteilung vorzuweisen. Hier warenz. B. noch nicht alle Arbeitsplätze und Tätig-keiten beurteilt worden (Abb. 24).

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21ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Abbildung 22:

Ableitung von Maßnahmen aus der Gefähr-dungsbeurteilung und deren Umsetzung

Abbildung 24:

Aktualität der Gefährdungsbeurteilung

Abbildung 23:

Überprüfung und Dokumentation durchgeführ-ter Maßnahmen

3.3.4 Fazit zu den beurteilten Arbeitsplät-zen und Tätigkeiten

In den Kleinstbetrieben, in denen eine syste-matische Gefährdungsbeurteilung durchge-führt worden war, waren über alle kontrollier-ten Bereiche die vorgegebenen Kriterien voll-ständig oder zum überwiegenden Teil erfüllt.Die präventiven Effekte einer Gefährdungs-beurteilung zur Einrichtung von Arbeitsplätzenund zur Auswahl von Arbeitsmitteln wurden inca. 80 % der Betriebe genutzt. Für die betrieb-liche Unterweisung war die Gefährdungsbe-urteilung ebenfalls in ca. 80 % der Betriebedie Grundlage. Verbesserungsmöglichkeitensind vorrangig in einer systematischeren Vor-gehensweise und im Aufzeichnen der Prozes-se der Maßnahmenableitung und der Über-prüfung ihrer Wirksamkeit zu sehen. Über das,was die Arbeitgeberin/der Arbeitgeber tatsäch-lich macht, sollten auch Unterlagen vorliegen.Vieles wird als selbstverständlich angesehen,mit „gesundem Menschenverstand“ und mitüber die Jahre angeeignetem Fachwissen er-ledigt. Das Festlegen von Terminen, Aufzeich-nen der erledigten Maßnahmen und die er-folgten Wirksamkeitskontrollen werden alsbürokratisch und nicht erforderlich angesehen.

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22 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

3.4 Erfasste Gefährdungen in den Be-trieben

In einem ersten Schritt war durch die Auf-sichtspersonen festgestellt worden, welcheGefährdungen in dem jeweiligen Betrieb vor-handen waren. Anschließend war geprüft wor-den, ob die Arbeitgeberin/der Arbeitgeber die-se Gefährdungen bei der Durchführung derGefährdungsbeurteilung und in den dazu er-forderlichen Unterlagen berücksichtigt hatte.Abschließend wurde erfasst, ob die getroffe-nen Maßnahmen zur Abwehr der Gefährdun-gen geeignet waren.

3.4.1 Gefährdungen aus Sicht der Auf-sichtspersonen

Von den Aufsichtspersonen wurden in den1.432 Kleinstbetrieben die in der Abbildung 25aufgeführten Gefährdungen vorgefunden.Durch diese repräsentative Erfassung kannauf die Gefährdungssituation in unterschied-lichen Branchen und Wirtschaftsklassen be-

zogen auf die Häufigkeit in der Region ge-schlossen werden. Schwerpunkte sind nachwie vor „klassische“ Gefährdungen wie„Transport“, „elektrische Gefährdungen“, der„Umgang mit Gefahrstoffen“ oder „Gefährdun-gen durch bewegte Maschinenteile“. Gefähr-dungsfaktoren wie „Biostoffe“, „Vibrationen“oder „psychische Belastungen“ können zwarim Kleinstbetrieb auftreten, haben sich aller-dings nicht als Schwerpunkte herausgestellt.

3.4.2 Gefährdungen aus Sicht der Arbeit-geber/-innen

Es wurde als Hypothese angenommen, dassdie Arbeitgeberin/der Arbeitgeber nur die Ge-fährdungen berücksichtigen konnte, die vor-handen und somit von den Aufsichtspersonenermittelt worden waren. Das bedeutet, dassbeim Abgleich der festgestellten Gefährdun-gen die durch die Aufsichtspersonen ermittel-ten Gefährdungen als Basiswert auf 100 %gesetzt wurden. In diese Betrachtung wurden

Abbildung 25: Vorhandene Gefährdungen in 1.432 Betrieben - Feststellung von Aufsichtspersonen

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23ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

dungen, wie zum Beispiel „bewegte Maschinen-teile“ und „Transport“ zu 95 % durch die Arbeit-geber/-innen erkannt worden waren. Nur je 5 %der Arbeitgeber/-innen hatten diese Gefährdun-gen nicht berücksichtigt.

Anders sieht es beim Erkennen von „biologi-schen Gefährdungen“ sowie bei „Vibrationen“und „psychischen Belastungen“ aus. Hier tra-ten Differenzen bis 26 % auf.

3.4.3 Maßnahmenumsetzung

Für Gefährdungen, die die Aufsichtspersonenals vorhanden eingestuft hatten und die dieArbeitgeberin/der Arbeitgeber ebenfalls in derGefährdungsbeurteilung berücksichtigt hatte,wurde ermittelt, ob Maßnahmen abgeleitet undgeeignet waren. Wenn die Arbeitgeber/-innendie Gefährdungen erkannt und in ihrer Gefähr-dungsbeurteilung berücksichtigt hatten, wur-den in der Regel Maßnahmen abgeleitet undim Betrieb umgesetzt (Abb. 27). Die Aufsichts-

Bild 3: Schlechte Beleuchtungssituationdurch reflektierende Tischoberflächen

Abbildung 26: Erkannte Gefährdungen durch die Arbeitgeber/-innen in 989 Betrieben

nur die 989 Kleinstbetriebe mit durchgeführterbzw. mit begonnener Gefährdungsbeurteilungeinbezogen.

Aus der Abbildung 26 sind demzufolge die nichterkannten, aber vorhandenen Gefährdungenpro Gefährdungsfaktor abzuleiten. Im Einzelnenist zu erkennen, dass die klassischen Gefähr-

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24 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

personen ermittelten zudem, ob die abgelei-teten Maßnahmen der Arbeitgeberin/des Ar-beitgebers für die vorgefundene Gefährdunggeeignet waren.

Probleme hatten die Arbeitgeber/-innen bei derAbleitung von Maßnahmen für Gefährdungsfak-toren wie „Umgang mit Biostoffen“, „psychischeBelastungen“, „Vibrationen“, „Umgang mit Ge-fahrstoffen“ und „elektrische Gefährdungen“. Fürdiese Gefährdungsfaktoren wurden bei der Ge-fährdungsbeurteilung häufig keine geeignetenMaßnahmen abgeleitet.

Insgesamt betrug der Anteil der nicht getroffe-nen geeigneten Maßnahmen bis zu 7 % (Ab-weichung bei den biologischen Arbeitsstoffenvon Abb. 26 zu Abb. 27).

Durch Verknüpfung der Aussagen in den Ab-bildungen 25, 26 und 27 wird ersichtlich, dassder Anteil der Betriebe, die tatsächlich geeig-

Abbildung 27: Ableitung geeigneter Maßnahmen in 989 Betrieben

nete Schutzmaßnahmen für ihre Beschäftig-ten ergriffen hatten, deutlich geringer ist alsin Abbildung 27 dargestellt. Beispielsweiselagen in 346 von 1.432 untersuchten Betrie-ben Gefährdungen durch biologische Arbeits-stoffe vor, von denen nur 59 % (203 Betriebe)geeignete Maßnahmen eingeleitet hatten. Beider Gefahrstoffbelastung betrug dieser Pro-zentsatz 69 % und bei der Vibrationsbelas-tung 70 %.

Unter Berücksichtigung aller Betriebe, in de-nen die Aufsichtspersonen Gefährdungendurch psychische Fehlbelastungen erkannthatten, betrug der Anteil derer, die geeigneteMaßnahmen ergriffen hatten, 79 %.

3.4.4 Fazit zur Gefährdungssituation

Im Ergebnis des Landesprogramms liegenvon Fachleuten untersetzte Aussagen zurHäufigkeit von Gefährdungen zum jeweiligen

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25ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

Gefährdungsfaktor für die Region Berlin-Bran-denburg sowie zum Stand der Minimierungdieser Gefährdungen für die Beschäftigten inKleinstbetrieben vor.

Es wurde festgestellt, dass die Kleinstunter-nehmer/-innen das Instrument der Gefähr-dungsbeurteilung überwiegend kennen undanwenden. Betriebe mit einer angemessendurchgeführten Gefährdungsbeurteilung ha-ben einen hohen Stand der erkannten Gefähr-dungen, wie der Abgleich zu den Erkenntnis-sen der Aufsichtspersonen zeigt. In der Re-gel wurden geeignete Maßnahmen zur Gefah-renabwehr abgeleitet.

Betriebe, die keine Gefährdungsbeurteilungdurchgeführt hatten, arbeiteten nicht „gefähr-dungsfrei“. Im Gegenteil, hier blieben eine Viel-zahl von Gefährdungen unberücksichtigt, fürdie geeignete Maßnahmen hätten abgeleitetwerden können und müssen.

3.5 Verwaltungshandeln

Vor Beginn des Landesprogramms wurdezwischen den Beteiligten vereinbart, das mil-deste Mittel zur Durchsetzung der festgestell-ten Defizite zu wählen. So wurde in erster Li-nie auf eine Beratung orientiert. Maßnahmen

der Behörde wie Beratung, Besichtigungs-schreiben und Anordnungen zur Durchführungder Gefährdungsbeurteilung wurden in eineranfangs geäußerten Hypothese in 50 % derKleinstbetriebe als unerlässlich erwartet. Eswurde unterschieden in Beratung zur Durch-führung der Gefährdungsbeurteilung durch dieUnfallversicherungsträger (auch als Zusatz-beratung bezeichnet) und Beratung durch dieArbeitsschutzverwaltung zur Erfüllung derPflichten gemäß §§ 5 und 6 ArbSchG.

Ein Teil des Verwaltungshandelns ergab sichaus dem Bedarf an Nachbesichtigungen inKleinstbetrieben, die keine oder eine unzurei-chende Gefährdungsbeurteilung durchgeführthatten. Diese Betriebe wurden in einer drittenEtappe des Landesprogramms ab Januar2007 nochmals vor Ort kontrolliert.

3.5.1 Ergebnisse des Verwaltungshandelns

Die Betriebe, welche keine oder eine unzurei-chende Gefährdungsbeurteilung durchgeführthatten, wurden mittels Besichtigungsschrei-ben aufgefordert, diese durchzuführen. Für dieMehrzahl der besichtigten 1.432 Kleinstbetrie-be wurden Beratungen für erforderlich gehal-ten. 63 % der Betriebe waren durch die Ar-beitsschutzverwaltung beraten worden. Für35 % der Betriebe wurden in Besichtigungs-schreiben Nachforderungen zur Durchführungder Gefährdungsbeurteilung gestellt. In 20 %der Fälle waren Zusatzberatungen durch dieUVT notwendig (Abb. 28).

3.5.2 Nachbesichtigungen

Insgesamt sollten 289 Kleinstbetriebe nochmalsin der dritten Etappe besichtigt werden, davon165 Betriebe ohne Gefährdungsbeurteilung.

Bei den anderen Betrieben ohne Gefährdungs-beurteilung wurde eingeschätzt, dass die Ar-beitgeber/-innen nach der erfolgten Beratungdie Gefährdungsbeurteilung vornehmen wer-den. Aufgrund der vorgefundenen Gefähr-dungssituation waren 124 Betriebe mit durch-geführter Gefährdungsbeurteilung einer Nach-

Bild 4:Maßnahme zur Vermeidung von Brand-und Explosionsgefährdungen - Ausrüs-tung eines Behälters mit einem Befüll-stutzen für Umfüllprozesse von leicht-und hochentzündlichen Flüssigkeiten

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26 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

besichtigung zu unterziehen. Ob eine Nach-besichtigung in solchen Betrieben erforderlichwar, wurde jeweils durch die Aufsichtspersoneingeschätzt. Grundlage hierfür waren dieNegativ-Beantwortungen der wichtigsten Fra-gestellungen des Erhebungsbogens zur Um-setzung von Arbeitsschutzmaßnahmen unddas verbliebene Gefährdungspotenzial.

Weiterhin wurden die einzelnen Formen dersicherheitstechnischen Betreuung betrachtet.Bei FASi und Regelbetreuung war danach inder überwiegenden Anzahl keine Nachbesich-tigung erforderlich. Bei Betrieben, die alternativ

betreut wurden, sollten 28 % der Betriebenachkontrolliert werden. Jeder dritte Betriebohne Betreuung wurde nochmals zur Besich-tigung vorgesehen, da keine angemesseneGefährdungsbeurteilung durchgeführt wordenwar (Abb. 29).

Aus Kapazitätsgründen konnten im Rahmendes Landesprogramms nur 139 Kleinstbetrie-be noch einmal besichtigt werden. 89 % derBetriebe, die in der dritten Etappe nochmalsbesichtigt wurden, hatten nunmehr die Gefähr-dungsbeurteilung durchgeführt oder zumin-dest zum überwiegenden Teil durchgeführt

Abbildung 28:

Behördliches Handeln

Abbildung 29:

Erforderliche Nach-besichtigung bei

unterschiedlicher/ohne Betreuung

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27ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

(Abb. 30). 7 % hatten noch immer nicht mitder Gefährdungsbeurteilung begonnen.

Abbildung 30:

Durchführung der Gefährdungsbeurteilung innachbesichtigten Betrieben

Diese Erkenntnisse wurden durch die Nach-besichtigungen bestätigt. Anordnungen zurDurchsetzung eines gesetzeskonformen Zu-standes waren nur in sehr wenigen Einzelfäl-len bei uneinsichtigen Arbeitgeberinnen undArbeitgebern erforderlich. Damit ist sichergestellt, dass alle überprüften Betriebe die Ge-fährdungsbeurteilung durchgeführt und doku-mentiert haben.

3.6 Branchenbezogene Auswertung

In diesem Kapitel werden ausgewählte Ergeb-nisse der UVT dargestellt und in einzelnenPunkten den Ergebnissen der Arbeitsschutz-verwaltung gegenübergestellt.

3.6.1 Umsetzung des Arbeitssicherheits-gesetzes

Die einzelnen Modelle der sicherheitstechni-schen und arbeitsmedizinischen Betreuung sindin den branchenspezifischen Regelungen derBGV A2 sehr unterschiedlich. Insofern erklärtsich die differierende Anwendung der Modelledurch die Arbeitgeber/-innen in der jeweiligenBG.

Bei der BG Metall Nord Süd haben 36 % derArbeitgeber/-innen die alternative bedarfsorien-

In den nachbesichtigten Betrieben hatten96 % mittlerweile die Gefährdungsbeurteilungfür alle Arbeitsplätze und Tätigkeiten ihres Un-ternehmens durchgeführt. 4 % der Betriebehatten zwar begonnen, aber noch nicht dieüberwiegende Anzahl ihrer Arbeitsplätze undTätigkeiten beurteilt (Abb. 31).

3.5.3 Fazit

Insgesamt wird eingeschätzt, dass die Arbeit-geber/-innen in Kleinstbetrieben überwiegendein Einsehen in die Notwendigkeit einer sys-tematischen Gefährdungsbeurteilung gezeigthatten. Eine wichtige Voraussetzung für die-se Erkenntnis war jedoch die Aufklärung undBeratung durch die Aufsichtspersonen.

Diese konnten den Arbeitgeberinnen und Ar-beitgebern Befürchtungen bezüglich einesÜbermaßes an bürokratischen Aufwendungennehmen, wenn sie auf Handlungshilfen zurückgreifen und sich auf die tatsächlich in ihrenBetrieben vorhandenen Gefährdungen kon-zentrieren.

Abbildung 31:

Beurteilung aller Arbeitsplätze/Tätigkeiten inden nachbesichtigten Betrieben

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28 ABSCHLUSSBERICHT DES LANDESPROGRAMMS „GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IN KLEINSTBETRIEBEN“

tierte Betreuung gewählt. 28 % hatten eine FASibestellt und 24 % eine/-n BA. Das Modell derRegelbetreuung nahmen 30 % der Betriebebezüglich der sicherheitstechnischen und 34 %bezüglich der arbeitsmedizinischen Betreuungin Anspruch. 6 % der Betriebe hatten keine Be-treuung.

Die Mitgliedsbetriebe der BG Bau hatten zu51 % die alternative bedarfsorientierte Betreu-ung gewählt. In 35 % der Betriebe war eine FASiund in 21 % ein/-e BA bestellt. Beim Modell derRegelbetreuung nutzten 10 % die sicherheits-technische und 25 % die arbeitsmedizinischeBetreuung. 3 bis 4 % der Betriebe hatten keineBetreuung.

Die geringste Inanspruchnahme der alternati-ven bedarfsorientierten Betreuung lag bei derSteinbruchs BG mit 5 % vor. Mehrheitlich wa-ren in 67 % der Betriebe eine FASi und in 63 %ein/-e BA bestellt. Beim Modell der Regelbetreu-ung hatten sich jeweils 25 % der Betriebe füreine sicherheitstechnische beziehungsweiseeine arbeitsmedizinische Betreuung entschieden.3 bis 7 % der Betriebe hatten keine Betreuung.

40 % der Betriebe der BGETF hatten die alter-native bedarfsorientierte Betreuung gewählt.15 % der Betriebe hatte eine FASi bestellt und11 % der Betriebe eine/-n BA. Das Modell derRegelbetreuung nahmen 20 % der Betriebebezüglich der sicherheitstechnischen und 18 %

bezüglich der arbeitsmedizinischen Betreuung inAnspruch. 25 bis 31 % hatten keine Betreuung.

Aus den oben angeführten Betreuungen kannnicht auf die Gesamtsituation der jeweiligenBerufsgenossenschaft geschlossen werden, dabei der Betriebsauswahl zum Beispiel die BGMetall Nord Süd nur Kfz-Betriebe im Rahmendes Landesprogramms aufgesucht hatte.

3.6.2 Durchführung der Gefährdungsbe-urteilung

Vor dem Landesprogramm wurde erwartet, dasses signifikante Unterschiede zwischen den Bran-chen beim Anteil der Betriebe mit durchgeführ-ter Gefährdungsbeurteilung gibt. Bis auf dieBGETF mit weniger als der Hälfte der Betriebemit Gefährdungsbeurteilung haben alle ande-ren beteiligten UVT und die Arbeitsschutzver-waltungen der Länder Berlin und Brandenburgin selbstständigen Erhebungen ein relativ homo-genes Ergebnis mit über 63 % Anteilen von Betrie-ben mit Gefährdungsbeurteilung ermittelt (Abb. 32).

Die größten Abweichungen zwischen den ermit-telten Gefährdungen durch die Arbeitgeber/-innen gegenüber den Feststellungen durch dieAufsichtspersonen ermittelten die staatlichenArbeitsschutzverwaltungen. Die Aufsichtsperso-nen der UVT hatten in jedem dritten von ihnenbesichtigten Unternehmen Abweichungen zur ei-genen Feststellung ermittelt. Bei der BG Bau

Abbildung 32:

FeststellungdurchgeführterGefährdungs-beurteilungennach Projekt-

beteiligten

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29

war der Anteil von Betrieben mit Abweichungennoch geringer (Abb. 33).

Die Anzahl der notwendigen Nachforderungendurch die beteiligten Institutionen war dement-sprechend sehr unterschiedlich. Das LAS unddie BGETF hatten fast bei jedem zweiten Be-trieb die Mängelabstellung in einem Besichti-gungsschreiben gefordert. Für die BG Bau wardas nur in etwa jedem dritten Betrieb der Fall(Abb. 34).

3.6.3 Fazit der Gefährdungsbeurteilung inverschiedenen Branchen

Auf der Grundlage des gemeinsam erarbeite-ten Grundverständnisses zur Gefährdungsbe-

urteilung wurde von den Beteiligten ein Ergeb-nis ermittelt, das über der Erwartungshaltungvon 50 % lag. Die ermittelten Gefährdungsbe-urteilungen in Betrieben der BGETF lagen leichtdarunter. Alle anderen Beteiligten hatten in über63 % der Kleinstbetriebe ermittelt, dass Gefähr-dungsbeurteilungen durchgeführt worden wa-ren. Bezogen auf die festgestellten Abweichun-gen bei der Gefährdungsbeurteilung und Nach-forderungen war das Ergebnis differenzierter.Aber auch unter diesem Aspekt konnten dieBeteiligten feststellen, dass dabei über 50 % derArbeitgeber/-innen ihren gesetzlichen Pflichtennachgekommen waren.

Abbildung 33:

FestgestellteAbweichungennach Projekt-beteiligten

Abbildung 34:

ErhobeneNachforde-rungen nachProjekt-beteiligten

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Die Überprüfung des Umsetzungsstandes derGefährdungsbeurteilung in Kleinstbetriebendurch Aufsichtspersonen der staatlichen Ar-beitsschutzbehörden der Länder Brandenburgund Berlin sowie der beteiligten fünf Unfall-versicherungsträger hat einerseits – entgegenden Aussagen diesbezüglich veröffentlichterBefragungen – gezeigt, dass in der RegionBrandenburg-Berlin auch in Kleinstbetriebenmit bis zu 10 Beschäftigten die Mehrzahl derArbeitgeber/-innen (ca. 65 %) ihren gesetzli-chen Verpflichtungen aus dem Arbeitsschutz-gesetz nachgekommen war.

Andererseits ist der Umstand, dass mehr alsein Drittel der Arbeitgeber/-innen (ca. 35 %)in Kleinstbetrieben die gesetzlich geforderteGefährdungsbeurteilung nicht oder nicht an-gemessen durchgeführt hatten, kritisch zubewerten. Es muss somit davon ausgegan-gen werden, dass allein im Land Brandenburgvon ca. 51.000 Kleinstbetrieben mit einem biszehn Beschäftigten mehr als ein Drittel, alsoca. 17.500 Kleinstbetriebe, keine oder einenicht angemessene Gefährdungsbeurteilungdurchgeführt haben. Daraus folgt wiederum,dass für ca. 60.000 Beschäftigte in diesenKleinstbetrieben nur unzureichende Maßnah-men des Arbeitsschutzes getroffen wordensind.

Förderlich auf die Umsetzung des Prozessesder Gefährdungsbeurteilung haben sich –unabhängig vom gewählten Betreuungsmo-dell – eine gute Arbeitsschutzorganisationsowie die beratende und überwachende Ein-flussnahme durch die Aufsichtsdienste derUnfallversicherungsträger und der staatlichenArbeitsschutzbehörden ausgewirkt. So verfüg-ten bei nachgewiesener sicherheitstechni-scher und arbeitsmedizinischer Betreuung80 % der Kleinstbetriebe über eine angemes-sene Gefährdungsbeurteilung – bei den nichtbetreuten Betrieben waren es hingegen nur35 % der Kleinstbetriebe. In der Folge dergezielten Beratungen durch die Aufsichts-dienste sind die Arbeitgeber/-innen der in das

Landesprogramm einbezogenen Betriebeüberwiegend von der Notwendigkeit des Pro-zesses der Gefährdungsbeurteilung über-zeugt worden. Letztlich mussten nur wenigeAnordnungen ausgesprochen werden.

Im Ergebnis wird im Fachkonzept der Arbeits-schutzverwaltung des Landes Brandenburgeine Anpassung der konkreten Aufsichtsstra-tegie vorgenommen werden. Diese wird einer-seits noch stärker auf Kooperation und Arbeits-teilung mit den Unfallversicherungsträgernund andererseits konsequent auf die Überprü-fung der Wirksamkeit der betrieblichen Ar-beitsschutzorganisation mit der Gefährdungs-beurteilung als Kernelement eines systemati-schen Arbeitsschutzes ausgerichtet. Letztlichkommt es darauf an, bei abnehmenden per-sonellen Ressourcen die Aufsichtstätigkeitzukünftig gezielter zu steuern und effizientermit den Unfallversicherungsträgern abzustim-men.

Erste Maßnahmen wurden bereits getroffen.So werden zukünftig bei jeder Besichtigungunabhängig von der Wirtschaftsklasse undGröße der Betriebe alle Gefährdungen in ei-ner Datenbank erfasst und zur Ableitung vonSchwerpunktaktivitäten systematisch ausge-wertet. Eine neue Aufgabe stellt die Entwick-lung einer demografiesensiblen Gefährdungs-beurteilung dar. Tätigkeiten und Gefährdungs-faktoren, bei denen die alters- und geschlechts-spezifische Leistungsfähigkeit der Beschäftig-ten eine besondere Rolle spielen, sollen dabeibesonders beachtet werden.

Zur Auswertung und Verbreitung der Erkennt-nisse sind Workshops mit den Beteiligten desLandesprogramms sowie Vertreterinnen undVertretern aus Politik und Wirtschaft geplant,um weitere konkrete Schritte zur Verbesse-rung der Sicherheit und der Gesundheit derBeschäftigten in Kleinstbetrieben zu gehen.Hierzu sollen besonders die Trägerpotenzia-le der Kammern und Innungen stärker für dasThema genutzt werden.

Schlussfolgerungen4.

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Insbesondere bei Gefährdungen durch denUmgang mit Gefahr- und Biostoffen, bei psy-chischen Belastungen und Vibrationen bestehtoffensichtlich Aufklärungsbedarf in den Betrie-ben. In Abstimmung mit den Unfallversiche-rungsträgern sind verstärkt Schulungen undHilfestellungen mit einfachen und übersichtli-chen Arbeitsmaterialien für das Ermitteln undBewerten einzelner Gefährdungsfaktoren an-zubieten. Ebenso werden die bei allen sicher-heitstechnischen Betreuungsformen aufgetre-tenen Abweichungen beim Ermitteln von Ge-fährdungen und der Ableitung geeigneterMaßnahmen mit den Unfallversicherungsträ-gern im Hinblick auf die Ausbildungs- undMotivationsinhalte der berufsgenossenschaft-lichen Schulungen sowie der Aus- und Fort-bildungsmaßnahmen für FASi und BA ausge-wertet.

Mit dem von den Arbeitsschutzbehörden Bran-denburgs und Berlins und fünf Unfallversiche-rungsträgern gemeinsam konzipierten undumgesetzten Landesprogramm wurde ge-zeigt, dass die als Zielstellung der GDA ge-forderte Optimierung des dualen Arbeits-schutzsystems durch stärkere Koordinationund arbeitsteilige Ansätze realisiert werdenkann.

Die vermuteten Unterschiede in den verschie-denen Branchen haben sich nicht bestätigt.Nur die Betriebe eines Unfallversicherungs-trägers erreichten in der Bewertung zumdurchgeführten Prozess der Gefährdungsbe-urteilung nicht den Durchschnitt. Ursachehierfür kann eine abweichende Sicht zur Ak-zeptanz von Gefährdungsbeurteilungen sein.Deshalb ist bundesweit eine einheitliche Be-wertung und Einschätzung von betrieblichdurchgeführten Gefährdungsbeurteilungenerforderlich, die von allen Aufsichtspersonenangewendet wird.

Die Erfahrungen und Ergebnisse aus derUmsetzung des Landesprogramms wurden inden Koordinierungskreis zur Erarbeitung der

„Leitlinie Gefährdungsbeurteilung und Doku-mentation“ eingebracht. Mit dieser Leitlinie istein gemeinsames Grundverständnis für dieAufsichtspersonen der staatlichen Arbeits-schutzbehörden und der Unfallversicherungs-träger erarbeitet worden. Zugleich wird denAufsichtspersonen damit ein einheitlichesMethodeninventar zur Beratung und Überwa-chung der Betriebe zum Thema „Gefähr-dungsbeurteilung“ zur Verfügung gestellt.

Das erfolgreich durchgeführte Landespro-gramm hat neue Maßstäbe für ein gemein-sam abgestimmtes, koordiniertes und arbeits-teiliges Vorgehen durch staatliche und berufs-genossenschaftliche Aufsichtsbehörden in derRegion Brandenburg und Berlin gesetzt.

Mit dem gemeinsam erarbeiteten Methoden-inventar und dem einheitlichen Grundver-ständnis sind Voraussetzungen geschaffenworden, zukünftig Evaluierungen auf Länder-und Bundesebene durchzuführen.

Die Endergebnisse des Landesprogrammswerden für die Europäische Kampagne 2008/2009 „Gesunde Arbeitsplätze. Ein Gewinn füralle. Eine europäische Kampagne zur Gefähr-dungsbeurteilung“ aufbereitet.

Weitere Informationen:

Ralf Grüneberg, LAS Regionalbereich West,Dienstort [email protected]

Guido Dieckhoff, LAS Regionalbereich West,Dienstort [email protected]

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Anlage 1: Erhebungsbogen

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Ergänzende Anlage zu Punkt 3.12 des Erhebungsbogens:

Hilfestellung zum Erkennen psychischer Belastungen in betrieblichen Gefährdungsbeur-teilungen

Psychische Belastungen in die Gefährdungsbeurteilung mit einzubeziehen ist sinnvoll, wenn einsolches Niveau psychischer Belastungen vorhanden ist, dass mit negativen Beanspruchungsre-aktionen gerechnet werden muss.

Bei der Einschätzung, ob eine psychische Belastung am Arbeitsplatz zu berücksichtigen ist,können mindestens folgende objektivierbaren Kriterien der Arbeitsplatzgestaltung und der Ar-beitsorganisation, die psychische Belastungen erzeugen können, herangezogen werden:

1. überwiegendes Arbeiten unter Zeitbindung/Termindruck

2. häufige unvorhersehbare Störungen und Unterbrechungen im Arbeitsablauf

3. sehr geringe Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten (z. B. isolierter Einzelarbeits-platz)

4. abwechslungsarme Arbeitsabläufe (Monotonie, Sättigung)

5. unklar abgegrenzte Aufgabengebiete/Zuständigkeiten

6. die Art der Tätigkeit beinhaltet erhöhte emotionale Anforderungen (z. B. Beschwerdestellen)

7. für die Arbeitsaufgabe erforderliche Informationen stehen oft nicht zur Verfügung/es bestehteine Informationsüberlastung

8. ständig hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration erforderlich

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1. Die Art der sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung hat Einfluss auf dieQualität der Beurteilung der Arbeitsbedingungen.

2. Eine gute betriebliche Arbeitsschutzorganisation fördert die Durchführung der Gefährdungs-beurteilung.

3. Bundesweit sollen nur 30 % der Betriebe eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt haben.Die Quote in Brandenburg liegt allein bei den Kleinstbetrieben bei 50 %.

4. Es gibt signifikante Unterschiede zwischen den Branchen beim Anteil der Betriebe mit durch-geführter Gefährdungsbeurteilung.

5. Die Unterlagen der UVT zur Gefährdungsbeurteilung werden zu 80 % angewendet.

6. In 70 % der Kleinstbetriebe erkennt die Arbeitgeberin/der Arbeitgeber die Gefährdungsbeur-teilung als ein sinnvolles und praktikables Instrument des Arbeitsschutzes und der Präventi-on an.

7. Die Gefährdungsbeurteilung dient der Arbeitgeberin/dem Arbeitgeber zur Verbesserung derBetriebsorganisation und dem Erhalt der Gesundheit der Beschäftigten.

8. Die Gefährdungsbeurteilung wird zur Maßnahmenplanung angewendet und als Grundlage für

• die Unterweisung,

• die Beschaffung von geeigneten Arbeitsmitteln und

• die Einrichtung und Gestaltung der Arbeitsplätze.

9. Die tatsächlich vorhandenen Gefährdungen werden in 60 % der Kleinstbetriebe bei der Ge-fährdungsbeurteilung von der Arbeitgeberin/dem Arbeitgeber erkannt.

10. Die von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern getroffenen Maßnahmen sind zu 90 % ge-eignet, die Gefährdungen zu reduzieren.

11. Maßnahmen der Behörde [Beratung, Besichtigungsschreiben, Anordnung zur Durchführungder Gefährdungsbeurteilung (nur möglich bei vorhandener, nicht beurteilter Gefährdung!)]sind zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung in 50 % der Kleinstbetriebe unerlässlich.

12. Die Durchführung einer qualifizierten Gefährdungsbeurteilung senkt die Unfallhäufigkeit undden Krankenstand im Betrieb und hat positive Auswirkungen auf das arbeitsschutzbewussteHandeln der Beschäftigten.

Anlage 2: Hypothesen

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Grundverständnis - Anleitung und Arbeitsgrundlage für die einheitliche Durchführung desLandesprogramms zur Gefährdungsbeurteilung und deren Bewertung

Die nachfolgend aufgeführten Erläuterungen sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern derASV Brandenburg eine zusätzliche Hilfestellung bei der Beurteilung und Akzeptanz einer inKleinstbetrieben durchgeführten Gefährdungsbeurteilung geben. Die Basis für die Aufsichtsper-sonen der Beteiligten für das gemeinsame Landesprogramm ist das nachfolgend dargestellteGrundverständnis zur Gefährdungsbeurteilung!

1. Dokumentationspflicht für Betriebe mit weniger als 11 Beschäftigten

Jede/-r Arbeitgeber/-in hat eine Beurteilung der Gefährdungen durchzuführen und die erforderli-chen Maßnahmen festzulegen (§ 5 Abs. 1 ArbSchG). Diese muss unabhängig von der Betriebs-größe in allen Betrieben durchgeführt werden. Weiterhin muss jede/-r Arbeitgeber/-in über er-forderliche Unterlagen verfügen, aus denen das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung, die fest-gelegten Maßnahmen des Arbeitsschutzes und das Ergebnis ihrer Überprüfung ersichtlich sind(§ 6 Abs. 1 ArbSchG).

In Deutschland waren Dokumentationspflichten für Arbeitgeber/-innen mit weniger als 11 Be-schäftigten (Ausnahme: Forderung durch andere Rechtsvorschriften) nicht zwingend im Arb-SchG vorgeschrieben. Die EU-Kommission verlangte mit Urteil des Europäischen Gerichtshofesvom 07.02.2002 von Deutschland eine Klarstellung, dass unabhängig von der Zahl der Beschäf-tigten eine Dokumentation erforderlich ist. Diese Umsetzung erfolgte mit Änderung des ASiGdurch Wegfall des § 14 Abs. 2, in welchem bestimmt war, dass die in den §§ 3 und 6 ASiGgenannten Aufgaben von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärztinnen und -ärzten inbestimmten Betriebsarten nicht oder nur zum Teil erfüllt werden müssen. Durch diese Berichts-pflicht der Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärztinnen und -ärzte ist nunmehr gesi-chert, dass in jedem Kleinstbetrieb auch eine Dokumentation (oder die „erforderlichen Unterla-gen“) zur durchgeführten Gefährdungsbeurteilung vorliegen muss.

2. Art und Umfang der erforderlichen Unterlagen

Inhalt: • Ergebnis der Beurteilung (Aussagefähigkeit)

• Festgelegte Maßnahmen (Geeignetheit)

• Ergebnis der Überprüfung (Wirksamkeit)

• Aktualisierung bei Notwendigkeit (Nachhaltigkeit)

Form: • Betriebliche Gestaltungsfreiräume wurden eingeräumt, aber ohne Formvorgabe!

• Unterlagen zur Beurteilung einzelner Gefährdungen können z. B. Betriebsanwei-sungen (z. B. GefStoffV), ein Explosionsschutzdokument (siehe BetrSichV) sowieaktuelle Prüfnachweise zu Anlagen und Arbeitsmitteln sein.

• Die erforderlichen Unterlagen können „ausgefüllte“ Hilfen und Anleitungen zur Ge-fährdungsbeurteilung sein, die von Unfallversicherungsträgern und Arbeitsschutz-behörden zur Verfügung gestellt werden (z. B. Ratgeber der Bundesanstalt für Ar-beitsschutz und Arbeitsmedizin; branchenaufbereitete Checklisten)

Anlage 3: Grundverständnis

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• Jegliche Unterlagen zur Gefährdungsbeurteilung, die der Arbeitgeberin/dem Arbeit-geber von einer Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Betriebsärztin bzw. -arzt dazuüberlassen werden (siehe Regelbetreuung) sind anzuerkennen.

• Die im Rahmen der Ausbildung des alternativen Betreuungsmodells vermitteltenInstrumente zur Gefährdungsbeurteilung können ebenfalls als Dokumentation ak-zeptiert werden.

Neben den aufgeführten Hinweisen können Unterlagen der Arbeitgeber/-innen als Entscheidungs-hilfe zum Erwerb von persönlicher Schutzausrüstung, Maschinen etc. genutzt werden (Erläute-rung: Warum hat die Arbeitgeberin/der Arbeitgeber diese „Dinge“ erworben? Was hat er sichdabei gedacht ? Wer hat ihm bei der Entscheidung geholfen? ...)

3. Hinweise zur Vorgehensweise

Die Aufsichtspersonen sollen die Arbeitgeber/-innen dahingehend beraten, dass sie die im Be-trieb vorhandenen Gefährdungen erkannt und bewertet haben, wenn geeignete Maßnahmen fürSicherheit und Gesundheitsschutz umgesetzt worden waren. Dies hat die Arbeitgeberin/der Ar-beitgeber jedoch nicht immer „dokumentiert“. In diesem Fall ist durch die Aufsichtsperson einzu-schätzen, ob „andere“ (bisher anders bezeichnete) Unterlagen als erforderliche Unterlagen ak-zeptiert werden können. Dies könnten auch Unterlagen zur Ausschreibung und zum Kauf vonsicheren Arbeitsmitteln oder Aufträge zum Prüfen sein.

Ein Ziel des Landesprogramms ist die Sensibilisierung und Aktivierung der Arbeitgeber/-innenzum vernünftigen und nutzbringenden Umgang mit der Gefährdungsbeurteilung. Wichtig ist dieFeststellung der Wirksamkeit der veranlassten Maßnahmen. Liegen z. B. (Arbeits-)Aufträge zurPrüfung elektrischer Anlagen und Arbeitsmittel vor? Sind Reinigungs- und Wartungsarbeiten or-ganisiert? Liegen Betriebsanweisungen vor? Gibt es Unterweisungen?

Diese und weitere Fragestellungen ergeben sich aus dem Arbeitgeberinterview sowie der Be-sichtigung des Betriebes. Es soll keine formale Abfrage des Erhebungsbogens vor Ort erfolgen.An Hand der Aufzeichnungen aus der Betriebsbesichtigung kann der Erhebungsbogen auch erstam Dienstort mit den eingewiesenen Personen des jeweiligen Dezernates ausgefüllt werden.

Weiterhin ist der Arbeitgeberin/dem Arbeitgeber durch die Aufsichtsperson der Nutzen der pro-zessorientierten Gefährdungsbeurteilung (reibungslose Produktion, niedriger Krankenstand,motivierte Mitarbeiter/-innen) zu verdeutlichen, aber es soll auch auf straf- und versicherungs-rechtliche Konsequenzen hingewiesen werden. Bei Problemen zur fachlichen Durchführung derGefährdungsbeurteilung soll der Arbeitgeberin/dem Arbeitgeber durch die Aufsichtsperson klargemacht werden, dass die Unfallversicherungsträger gerne Hilfestellung geben und diese kos-tenlos für Mitglieder ist und wahrgenommen werden sollte.

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4. Einschätzung einer Gefährdungsbeurteilung als „unzureichend“

Indikatoren für die Einschätzung einer betrieblich durchgeführten Gefährdungsbeurteilung als„unzureichend“ können sein:

• Gravierende Abweichungen von betrieblicher Beurteilung zur Überprüfung durch die Auf-sichtsperson.

• (Wesentliche) Gefährdungen sind in der eigenverantwortlichen Beurteilung nicht ermitteltworden. (Das muss nicht zwangsläufig ein arbeitsschutzrechtlicher „Mangel“ sein.)

• Maßnahmen der Arbeitgeberin/des Arbeitgebers sind nicht geeignet.

• Ergebnis der Maßnahmenüberprüfung ist nicht dokumentiert worden.

• Erforderliche Unterlagen der Arbeitgeberin/des Arbeitgebers sind nicht aussagefähig undplausibel (nicht nur formelle Erfüllung der behördlichen Forderung).

Ein Mangel ist eine Abweichung von einer gesetzlichen Forderung (z. B. fehlende Schutzeinrich-tung an einer Maschine). Das ist nicht gleichzusetzen mit einer nicht durchgeführten Gefähr-dungsbeurteilung. Stattdessen liegt hier eine fehlende Wirksamkeitskontrolle von erforderlichenMaßnahmen vor.

Hinweis:

Es gibt keinen gefährdungsfreien Betrieb, sondern ggf. einen Betrieb ohne festgestellte Mängel!

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Anlage 4: Der LASI-Beschluss

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Abkürzungsverzeichnis

Arbeitssicherheitsgesetz ........................................................................................ ASiG

Arbeitsschutzgesetz ............................................................................................... ArbSchG

Arbeitsschutzverwaltung ........................................................................................ ASV

Betriebsärztin/Betriebsarzt ..................................................................................... BA

Berufsgenossenschaft ............................................................................................ BG

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft ............................................................... BG Bau

Berufsgenossenschaft der Elektrotechnik, Textil und Feinmechanik ..................... BGETF

Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik ............................... BGFE

Berufsgenossenschaft Metall Nord Süd ................................................................. BGM Nord Süd

Berufsgenossenschaftliche Vorschrift .................................................................... BGV

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit ......................................................... BMWA

Fachkraft für Arbeitssicherheit ................................................................................ FASi

Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie ...................................................... GDA

Gefährdungsbeurteilung ......................................................................................... GB

Kleine und mittlere Unternehmen ........................................................................... KMU

Landesamt für Arbeitsschutz des Landes Brandenburg ......................................... LAS

Landesamt für Arbeitsschutz , Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin .. LAGetSi

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie ...................................... MASGF

Rechnergestützte Steuerung der Aufsichtstätigkeit ................................................ RSA

Steinbruchs- Berufsgenossenschaft ....................................................................... St BG

Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft ..................................................... TBBG

Überbetrieblicher sicherheitstechnischer Dienst .................................................... ÜSD

Unfallversicherungsträger ...................................................................................... UVT

Verwaltungs- Berufsgenossenschaft ...................................................................... VBG

Impressum

Herausgeber:Landesamt für ArbeitsschutzHorstweg 57, 14478 Potsdam

November 2008

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