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DRIVING VALUES DRIVING VALUES
EIN Workshop Ende 2007. Eine Gruppe
von E&P Mit arbeitern empfi ndet den
ersten Formulierungsversuch für
die gefundenen Unternehmenswerte „Entrepreneurship,
Mastership und Partnership“ als abstrakt und künstlich.
Vielleicht ist es gerade ihrer Offenheit zu verdanken, dass
die drei P zu authentischen und glaubwürdigen Values
wurden: Pioneers, Partners, Professionals: Pioneers ent-
decken, bewegen, wachsen, Professionals lernen, leisten,
erzielen und Partners achten, verbinden, unterstützen.
Eines steht fest: Die Werte sind aus dem Unterneh-
men selbst entstanden. Sie wurden in sorgfältigen Pro-
zessen erarbeitet, „gefunden“ und nicht „erfunden“. Sie
sollen ernst genommen und als Maßstab für Handlun-
gen, Projekte, Aktionen herangezogen werden. „Es ist
nicht nur entscheidend, dass wir unsere Ziele erreichen,
sondern auch, wie wir dorthin kommen. Darum haben
wir uns den Werten verpfl ichtet“, so Generaldirektor
Wolfgang Ruttenstorfer. Werner Auli, Vorstandsdirektor
OMV G&P, bringt dazu ein Beispiel aus dem täglichen
Business: „Wir brauchen immer wieder neue Versor-
gungskanäle, wir arbeiten mit langfristigen Verträgen
und engagieren uns mit reichlich Know-how, um Gas
aus der kaspischen Region nach Europa zu bringen.“
Damit die OMV auch in Zukunft Zusammenhalt hat
und alle an einem Strang ziehen, braucht es eine Art
„Klebstoff“, eben Unternehmenswerte. Sie verbinden
und sorgen für eine starke Identität bei den Mitarbeitern
ebenso wie beim Auftritt nach außen.
Navigieren leicht gemacht
Jeder Mensch hat ein eigenes Wertesystem, an dem
er sich orientiert. Nicht anders ist es bei den Driving
Values: Sie sind eine Navigationshilfe im berufl ichen
Alltag und erleichtern die Zusammenarbeit und das Ver-
stehen der verschiedenen Geschäftsfelder, Kulturen und
Generationen. Bei vielen Fragen und Themen werden
GESÄT, GEWACH SEN, ERNTEREIF
sie erfolgreich als Entscheidungshilfe eingesetzt. Sie
zeigen aber auch nach außen ein Bild des Unterneh-
mens, wie es sich selbst sieht und wofür es steht – und
helfen damit, sich auf dem Markt zu differenzieren.
Maßgeblich bei den Driving Values ist, dass sie authen-
tisch sind und nicht irgendein Gemeinplatz, der sich nur
gut anhört. Wie es auch bei der OMV der Fall ist, denn
die drei P waren ja in der einen oder anderen Form und
Ausprägung schon immer da. Sie standen bloß nicht im
Mittelpunkt und mussten sich erst Raum und Akzeptanz
schaffen. „Bei 2.500 Tankstellen mit 20.000 Mitarbeitern
und rund einer halben Million Kunden täglich – da
braucht man starke Werte im Zentrum“, ist auch Ger-
hard Roiss, Generaldirektor-Stellvertreter OMV R&M,
überzeugt. Ein Prozess, der nicht von heute auf morgen
stattfi nden kann. Es ist wie mit einem guten Wein, der ja
auch Zeit braucht zu reifen, um dann sein volles Aroma
zu entwickeln.
Den Dreiklang erleben
Der Startschuss erfolgte Anfang 2007. Das Kernteam
Liselotte Dottolo (Corporate HR), Christof Meixner
(Corporate Branding & Advertising) und Armin Teichert
(Interne Kommunikation) erhielt vom Vorstand den
Auftrag, die Werte zu identifi zieren und zu verankern.
Extern werden sie dabei von Bertram Barth (Marktfor-
schungsagentur INTEGRAL) und Heinz Jarmai (Berater-
gruppe Neuwaldegg) unterstützt. Rund 750 Mitarbeiter
aus dem gesamten Unternehmen waren aktiv am Erar-
beiten und Defi nitionsprozess der Driving Values betei-
ligt. Fragen wie „Was macht die OMV jetzt aus?“, „Was
brauchen wir in Zukunft verstärkt?“ wurden unter breiter
Beteiligung und auch unter Einbeziehung der Petrom
diskutiert. Ende Februar 2007 begann Integral dann mit
einer umfangreichen externen Befragung. „Dabei wur-
den in Österreich, Rumänien, der Tschechischen Repu-
blik, Großbritannien und Neuseeland Interviews mit der
Bevölkerung und mit Opinion Leaders geführt, in Summe
waren das 2.150 Befragungen“, erzählt Bertram Barth.
„Ziel war es, herauszufi nden, welche Werte als relevant
für Erdgas- und Erdölunternehmen eingeschätzt werden
und in welchem Ausmaß diese Werte der OMV zuge-
ordnet werden.“ Parallel dazu wurde von der Berater-
gruppe Neuwaldegg die interne Befragung gestartet.
Wie weit ist die OMV auf ihrem Weg, die Driving Values umzusetzen und zu leben? Über das erfolgreiche Suchen, Finden und Verankern als Pioneer, Partner und Professional. „move“ auf der Suche nach guter Ernte.
OMV »move XXL« Nr. 1/2008 9OMV »move XXL« Nr. 1/20088
DRIVING VALUES DRIVING VALUES
genommen und haben sogar mitten im Projekt auf-
grund von Ergebnissen aus Stakeholder Workshops
unser Konzept ziemlich grundlegend umgestellt im
Sinne eines besseren Ergebnisses für alle. Gleichzeitig
ist es uns gelungen, uns zu fokussieren und das Projekt
voranzutreiben, ohne in der Fülle an Details unterzuge-
hen“, zieht Liselotte Dottolo ein positives Fazit aus dem
Entwicklungsprozess.
Die Driving Values ziehen sich bereits als roter Faden
durch das OMV Leben. Mitarbeiter nehmen in ihrem
Auftreten auf die Werte Bezug und profi tieren davon,
dass ein gemeinsames Grundverständnis im ganzen
Konzern zu wesentlichen Themen geschaffen wird. So
erzählt Ambassador Johann Kandelsdorfer: „Das Thema
Partners wird in Global Solutions sehr ausführlich dis ku-
tiert. Ich erhalte durchaus positive Rückmeldungen, aber
auch die Botschaft, dass in manchen Geschäftsbereichen
der OMV ‚Partners‘ unterschiedlich interpretiert wird.“
Und Reinhart Samhaber, OMV E&P, hat in seinem
Jour fi xe (OMV AUT) sogar den „Value Moment“
eingeführt: „Jeder bekommt hier die Möglichkeit, einen
Kommentar zum Thema Values im Zusammenhang mit
den Beschlüssen oder der vorausgegangenen Diskus-
sion abzugeben. Die Arbeit im bereichsübergreifend
zusammengesetzten Team hat mir selbst gezeigt, wie
stark und tief verwurzelt die Werte der OMV bereits
sind. Die derzeit größte Herausforderung ist es, die
Werte konkret festzumachen. Damit werden sie jedem
Einzelnen bewusst und zeigen auch deutlich die
Relevanz für das Geschäft. Die meisten Mitarbeiter
können sich bereits sehr gut damit identifi zieren. Am
stärksten ist die Identifi kation mit Professionals. Bei
Pioneers braucht es manchmal noch etwas Zeit. Der
größte (Auf-)Klärungsbedarf liegt in der Defi nition von
Partners. Hier kommt es selbst zwischen den Geschäfts-
bereichen gelegentlich zu Missverständnissen.“
„In der ersten Phase haben wir Führungskräfte
mit ihren ‚Direct Reports‘ interviewt, das Next-Genera-
tion-Forum wurde online befragt“, erzählt Heinz Jarmai.
„Der nächste Schritt war, die externen und internen
Ergebnisse zusammenzuführen. Mehrere Szenarien
entstanden.“ Diese wurden dann mit dem Schwartz-
Modell, einem universell gültigen Wertemuster, über -
prüft und zugeordnet: Aus den inhaltlich stimmigen,
aber doch abstrakten „Entrepreneurship, Mastership
und Partnership“ wurde „Pioneers, Partners, Professio-
nals“ – Werte, die persönlich ansprechen und die OMV
auf die Zukunft ausrichten.
Die wahre Herausforderung besteht nun darin, ein
gutes Gleichgewicht aller drei Werte zu erzielen.
Vorstandsdirektor und CFO David C. Davies empfi ehlt,
„sich die Driving Values genau anzusehen und zu
untersuchen, was ihren Kern ausmacht und wie sie
sich dann aufs Geschäft und das Verhältnis zu den
Geschäftspartnern auswirken“. Die Kommunikation
der Werte ist die aktive Auseinandersetzung aller
Mitarbeiter mit den Werten, um sie so erfolgreich
zu leben. Denn es sind die Menschen, die
dahinter stehen. Ein umfangreiches Value Kit
wurde geschnürt – von PowerPoint-Präsentationen
bis hin zu einem Film. Seit September gibt es nun das
„Making the difference“ -TV im Intranet. „Ein attraktives
Tool, um anhand von praktischen Beispielen zu zeigen:
Wir leben diese Werte“, so Armin Teichert. Als Naht-
stelle zwischen Vorstand und Mitarbeitern wurden von
den Geschäftsbereichen und den Corporate Functions
Ambassadors ernannt. Die Botschafter erleben die drei
P sehr aktiv in ihrem jeweiligen Bereich. „Die Driving
Values verleihen ein Gemeinschaftsgefühl, dass man
Teil der OMV Familie ist“, erzählt Gottfried Steiner.
Dabei bekommt der G&P Ambassador dieses Feedback
nicht nur aus Österreich, sondern vor allem auch von
Mitarbeitern aus anderen Ländern wie etwa dem Iran.
Auch Helmut Langanger, Vorstandsdirektor OMV E&P,
identifi ziert die drei im Kontext der Internationalität:
„Wir arbeiten zum Beispiel bereits seit über 30 Jahren
erfolgreich in Pakistan. Wir bohren in Österreich in mehr
als 6.000 Meter Tiefe nach Öl. Und wir betrachten all
unsere Stakeholder als Partner – ob internationale Öl-
gesellschaft oder Mitarbeiter und Lieferant vor Ort.“
Fäden ziehen
„Ich bin stolz darauf, mit dem Projektteam selbst so
gut als Partner/Professional/Pioneer zusammenge-
arbeitet zu haben. Wir haben uns im Team gut unter-
stützt und auch durchaus kontroversielle Standpunkte
professionell ausgefochten. Wir waren offen für neue
Erkenntnisse, haben alle Rückmeldungen sehr ernst
Heinz Jarmai,
Geschäftsführender
Gesellschafter/Managing
Partner der Berater-
gruppe Neuwaldegg
Lena Mischling,
Expert Corporate
Human ResourcesChristof Meixner,
Senior Expert für
Advertising und Design
in Corporate
Communications
Armin Teichert,
Senior Expert für Interne
Kommunikation in Corporate
Communi cations
Liselotte Dottolo,
Head of Department
Corporate Human
Resources Development
& Projects
Pascale Netzer,
Human Resources
Expert OMV
Gas&Power GmbH
Bertram Barth,
Geschäftsführender Gesellschafter
von Integral
Für die Mitarbeiter entsteht ein Nutzen daraus, dass wir ein gemeinsames Grundverständnis im gesamten Konzern zu wesentlichen Themen schaffen. Dadurch stärken wir die Integra tion. Im Alltag sollte dieses Werteverständnis unser täglicher und selbst-verständlicher Begleiter sein.Christoph Trentini, Ambassador R&M
OMV »move XXL« Nr. 1/200810
OMV »move XXL« Nr. 1/2008 13OMV »move XXL« Nr. 1/200812
Von links nach rechts: Erwin Walla, Helene Muhr, Johann Resch
Bernd Meisel
Johann Resch war von 1946 bis 1993 Pumpenwärter, Schichtführer, Betriebs-
rat, Zentralbetriebsrat und Aufsichtsrat des Unternehmens und von Beginn an
PIoneer, PArtner und PROfessional. „Als Angehöriger jener Generation, die bei
Stunde null (1945/46) in der Erdölindustrie zwischen Bombentrichtern und
Ruinen zu arbeiten begonnen hat und der aktiv daran mitwirkte, viele Hürden
zu überwinden, damit eine gesunde OMV entstand, die ihren erfolgreichen
Weg gehen konnte, fühle ich mich schon als Teil dessen, was die OMV wirt-
schaftlich, sozial und ökologisch bis heute beeinfl usst“, meint der heute 86-Jäh-
rige, der noch an allem, was „sein“ Unternehmen betrifft, interessiert ist. „In der Zeit
der SMV/ÖMV und OMV hat sich eine nachhaltige Kultur der Partnerschaft zwischen den Beschäftigten
der verschiedenen Betriebe entwickelt. So war es den Beschäftigten im Ölfeld nicht egal, was in und mit
der Raffi nerie geschieht und umgekehrt, wir waren Partner. Und es hat damals nicht viele Unternehmen in
Österreich gegeben, die aus ihrem eigenen Personenkreis so viele qualifi zierte Mitarbeiter, Professionals,
hervorgebracht hat wie die SMV und ÖMV Betriebe. Es war uns damals schon sehr bald klar: Wenn wir
das, was wir erreicht haben, nicht auch wirtschaftlich absichern, dann ist alles umsonst gewesen.“
Helene Muhr war ÖMV/OMV Mitarbeiterin im Personalbereich von 1956 bis 1992. Sie ist sich sicher,
dass sich „zahlreiche Kolleginnen und Kollegen bereits in den Anfangsjahren des Unternehmens als ‚Pioniere‘
fühlten und täglich ihre ‚Professionalität‘, gepaart mit ‚Improvisationstalent‘, bewiesen. ‚Partnerschaft‘
war dabei Voraussetzung für eine gedeihliche und erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir Pensionisten sind
Mitarbeiter, die ihre Profi tabilität bereits bewiesen haben, und möchten als ‚Partner‘ der OMV und nicht als
reiner Kostenfaktor angesehen werden.“ Sie weiß sehr gut um so manche Sorgen der OMV Pensionisten,
ist sie doch als Obfrau auch aktiv im Verein „Interessengemeinschaft Pensionisten der OMV“ tätig.
Kollege Erwin Walla, von 1981 bis 1998 Betriebsschlosser/Instandhaltung und Betriebsrats-
vorsitzender im Zentraltanklager Lobau, ergänzt: „Wir Pensionisten, ‚die unbrauchbar geworde-
nen Pioniere‘, möchten als Mitarbeiter, deren Wert und Professionalität längst anerkannt ist, ein
konstruktiver Partner in einer internationalen OMV sein und hin und wieder zur Wiedererlan-
gung einer noch besseren Professionalität beitragen.“
Bernd Meisel, der 1959 als Stenotypist begonnen hat und bis 1999 als Abteilungsleiter im
Bereich Zoll und Transport tätig war, macht sich folgende Gedanken um den Werteprozess:
„Pioneer sein heißt, kreativ denken und handeln im eigenen Verantwortungsbereich – das gilt
sowohl für aktive Mitarbeiter als auch für die Gemeinschaft der Pensionisten. Wir sind Partner,
wenn wir bereichsintern und bereichsübergreifend harmonisch zusammenarbeiten. Und jeder
von uns, der in seinem Fachbereich den vorgegebenen Anforderungen entspricht, wird auch zur
Professionalität seiner Leistung bereit sein und diese auch verwirklichen.“
Viel getan, noch viel zu tun
Ziele und ihre Erreichung gehören auch immer wieder überprüft. Das geschieht laufend, etwa bei Mee-
tings mit den Netzwerken und den Ambassadors. „Außerdem befragen wir alle wichtigen Stakeholder“,
erzählt Dottolo. Ende des Jahres gibt es ein Value Summit. „Für das nächste Jahr ist bereits einiges in der
Pipeline“, so Dottolo. Geplant ist, die Werte in operative Prozesse zu integrieren, zum Beispiel als Bestandteil
der Mitarbeiterbefragungen. Auch die Vorbildwirkung von Führungskräften wird ein zentrales Thema sein.
Im Rahmen einer internationalen Marktforschung wurde auch das Bild des Unternehmens am Markt und bei
den Investoren überprüft und es zeigte sich, dass bei Partners und Pioneers die OMV gegenüber den Major
Companies sehr gut abschnitt. Bei Professionals stehen die ganz Großen derzeit noch etwas besser da. „Die-
se drei Werte unterscheiden uns aber auf jeden Fall von den Mitbewerbern“, ist Christof Meixner überzeugt,
„das müssen wir noch stärker hervorheben.“ Bleibt die Frage: Wie weit ist die OMV wirklich auf ihrem Weg,
die Werte umzusetzen und zu leben? Wo steht der Konzern auf einer Skala von 1 bis 10 derzeit? Hier ist sich
das Kernteam einig: „Sieben – eine gute Ausprägung mit Möglichkeiten der weiteren Stärkung.“
Ein Stück des Weges liegt also noch vor uns allen.
Ganz wichtig ist, dass die Werte einen Dreiklang bilden. Alle drei zusammen machen das Besondere aus. Die Heraus-forderung liegt darin, sie zu leben. Wie bei einem Schiff mit drei Segeln, volle Fahrt voraus ist nur möglich, wenn alle drei Segel gehisst sind.Liselotte Dottolo, Corporate HR
Von links nach rechts: Reinhart Samhaber, Ambassador E&P, Johann Kandelsdorfer, Ambassador Global Solutions,
und Gottfried Steiner, Ambassador G&P
PIPA
Oder wie beurteilen pensionierte OMV Mitarbeiter die Driving Values?
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