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Rossini Spumante kredenzt vom Ma’alot Bläserquintett Labelportrait MARSYAS stellt sich vor Carmina Burana Faszinierende Kraft des Mittelalters Saitensprung Stephen Marchionda: Scarlatti für die Gitarre Klang des 18. Jahrhunderts vom Casal Quartett Mannheimer Geniestreich Gian Francesco de Majo SINNLICHKEIT DES KLANGES Arabella Steinbacher debütiert bei PentaTone Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade Felix Mendelssohn Bartholdy Portrait eines Genies William Youn – Als Pianist geboren CLASS AKTUELL 2009/4 CLASS aktuell Association of Classical Independents in Germany

Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

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Page 1: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

Rossini Spumantekredenzt vom Ma’alot Bläserquintett

LabelportraitMARSYAS stellt sich vor

Carmina BuranaFaszinierende Kraft des Mittelalters

SaitensprungStephen Marchionda: Scarlatti für die Gitarre

Klang des 18. Jahrhundertsvom Casal Quartett

Mannheimer GeniestreichGian Francesco de Majo

SINNLICHKEITDES

KLANGESArabella

Steinbacher

debütiert

bei PentaTone

Großer WeihnachtskalenderFestliche Musik statt Schokolade

Felix Mendelssohn BartholdyPortrait eines Genies

William Youn – Als Pianist geboren

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Page 2: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

Wolf-FerrariEdition

IM VERTRIEB VON:

WORLDPREMIERE RECORDING

Seine Musik huldigt der Schönheit Venedigs ...

In tiefer Verbundenheit zu Ermanno Wolf-Ferrarihebt Friedrich Haider einen weiteren Schatz.

FRIEDRICH HAIDERdirigiert

ERMANNO WOLF-FERRARI

SUITE VENEZIANA

PAV 0902

Page 3: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

AssociationofClass

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dents in Germany

AUSGABE 2009/4 3

CLASS a k t u e l l

Der Liebling der Klassikhörer ist bekanntlich das Klavier. Bachs Goldberg-Variationen,Mozarts Klavierkonzerte, Beethovens späte Sonaten, Chopins Préludes – hier schlägt dasHerz des Klassikfreunds besonders laut und zügellos. Denn das Klavier, der Flügel, dasPianoforte, es ist das komplette Instrument: ein Ein-Mann-Orchester, ein Kompositions-Theater, die ganze Palette des musikalisch Möglichen. Der mutige Mensch, der sich ans Klavier setzt, wird dort zum Hochleistungssportler, der jede Bewegung seiner vierExtremitäten in musikalische Bedeutung überträgt. Das Klavier – ein natürliches Organdes Homo musicus.

Kladrei, Klavier, KlafünfWeil Pianisten so tapfer und draufgängerisch sind, haben sie sich in der Vergangenheitauch im Kriege besonders hervorgetan und bezahlten dies zuweilen mit dem Verlust ihrerUnversehrtheit. Besonders die bei Pianisten extrem mutige rechte Hand war stark ge-fährdet. Ein berühmtes Beispiel ist der Pianist Paul Wittgenstein, der zwar zu Weihnachten1915 aus dem Krieg nach Hause durfte, jedoch ohne seinen rechten Arm. Wittgensteinhatte aber sonst nichts Ordentliches gelernt und wollte daher auch weiterhin Klavier spielen, das heißt in seinem Fall: Kladrei, denn eine seiner vier Extremitäten war ja nichtmehr vorhanden. Und weil seine Familie viel Geld besaß, konnte er sogar Werke für seineBedürfnisse in Auftrag geben. Ihm verdanken wir Kompositionen von Britten, Hindemith,Korngold, Prokofjew, Ravel, Richard Strauss und vielen anderen – alle für die linke Hand.

Der Pianist Otakar Hollmann erlitt im Krieg dasselbe Schicksal wie Wittgenstein, besaßaber weniger Geld. Als er beim Komponisten Janácek ein Kladreistück bestellte, verspotteteder ihn nur: Mit einer Hand zu spielen sei so unmöglich wie Tanzen auf nur einem Bein.Das war natürlich gemein von Janácek, politisch unkorrekt und auch in der Sache nichtganz treffend. Denn ein einhändig gespieltes Klavier ist immer noch zu Dingen fähig, vondenen andere Instrumente, etwa die Blockflöte, nur träumen können. Später, im modernenJazz, wurde das Pianospiel mit nur einer Hand (allerdings der rechten) geradezu Mode:Der Pianist Art Tatum hat gerne die jüngeren Kollegen parodiert, indem er sich beim Spielenauf die linke Hand setzte. Auch Janácek hatte irgendwann ein Einsehen und schrieb fürHollmann sein Capriccio.

Es gibt aber auch Menschen, die überhaupt nicht Klavier spielen können. Für sie erfandder weise Fortschritt einst das Pianola, das Selbstspielklavier. Um die Klangeffekte diesesZauberkastens zu verbessern, haben die Klavierwalzenhersteller gerne Oktavdoppelungenund Schmucktöne hinzukomponiert, die auch ein unversehrter menschlicher Pianist nicht hätte greifen können: Da stahl sich unversehens eine dritte Hand auf die Klaviaturund machte das Klavier zum Klafünf. Komponisten wie Cowell, Hindemith, Nancarrowhaben aus den Möglichkeiten der mechanischen Musik sogar eine ganz neue Gattung ent-wickelt, sozusagen die Klavielmusik, die aus der anatomischen Begrenzung menschlicherExtremitäten ins Abstrakte entflieht.

Michael Nyman dagegen vertraut lieber den Fortschritten der Humangenetik: Er schrieb für den Science-Fiction-Film „Gattaca“ ein Impromptu für einen 12-fingrigen Pianisten.Die Welt der Musik bietet also immer wieder unerhörte Überraschungen, sicherlich auch in diesem Heft.

Es grüßt beidhändigIhrHans-Jürgen Schaal

CLASS aktuell 4/2009Inhalt

4 Als Pianist geboren

William Youn

6 Rossini Spumante

kredenzt vom Ma’alot Bläserquintett

7 Im Klang des 18. Jahrhunderts

Casal Quartett auf

Jacobus Stainer Instrumenten

8 Neu getönt und fühlbar emotional

Schönberg auf historischen Flügeln:

Hardy Rittner

9 Sinnlichkeit des Klanges

Arabella Steinbacher debütiert

bei Pentatone

10 Zum Verschenken eigentlich zu schade…

Musikalischer Adventskalender

für besondere Momente

14 Felix Mendelssohn Bartholdy

Portrait eines Genies

19 Carmina BuranaFaszinierende Kraft des Mittelalters

20 Labelportrait

MARSYAS stellt sich vor

21 Saitensprung

Stephen Marchionda:

Scarlatti für die Gitarre

22 Mannheimer Geniestreich

Gian Francesco de Majo

23 Klang und Stimmung

Stefan Blunier präsentiert

„sein“ BOB mit Schönberg

24 CLASS-Blickpunkte

Neuheiten vorgestellt von

CLASS aktuell

Auflage: 134.700 Titelfoto: Irene Zandel Grafik: Ottilie Gaigl

CLASS Association of Classical Independents in Germany e.V.Bachstraße 35, 32756 Detmoldwww.class-germany.de · [email protected]

Hier irrte CLASS: In unserer letzten Ausgabe kündigten wir die BIS-CD 1493, Vol. 19, der C.P.E. Bach-Einspielungvon Miklós Spányi irrtümlich als letzte CD dieser Reihe an.Das ist nicht richtig. Sie können sich noch auf 11 weitereCDs in dieser Serie freuen.

Page 4: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

Mit achtzehn entschließt sich William, diebehütete Bostoner Welt zu verlassen und nachDeutschland zu Karl-Heinz Kämmerling zu gehen– ein Sprung ins kalte Wasser. Er muss die Spra-che lernen, kennt niemanden, ist zum ersten Malganz auf sich gestellt. Kämmerling hat vieleSchüler und ist oft unterwegs. Trotzdem hat erdiesen Schritt nie bereut. „Und seit ich in Mün-chen bin, fühle mich richtig wohl. Meine Lehre-rin war enttäuscht, hat aber schließlich verstan-den, dass sich das nicht gegen sie richtete.“

Seit 2006 ist William Stipendiat der PianoAcademy Lake Como, wo er mit den unter-schiedlichsten Lehrern arbeitet, mal mit DmitriBashkirov an Klang und Technik tüftelt, mal beiAndreas Staier die Exerzitien strenger Bach-Ana-lyse durchlebt. Es sind sehr gegensätzlicheErfahrungen, nicht ungefährlich und vielleichtnur hilfreich für jemanden, der weiß, wohin ergehen möchte. William gelingt es, die unter-schiedlichen Ansichten zu einer Horizonterwei-terung zu bündeln: „Letztlich wurde mir klar,dass es immer um Dasselbe geht. Egal, ob es

In die Wiege wurde ihm die Liebe zum Klavier nur bedingt gelegt. Die Eltern be-saßen drei Schallplatten mit klassischerMusik: den Soundtrack zu Milos Formans

Amadeus-Film, Schuberts Arpeggione-Sonate mitMstislav Rostropowitsch und eine CD mit Bach-Chorälen – die Mutter sang in der Kirche. EinInstrument gab es lange nicht. Trotzdem sagtWilliam Youn, der damals noch Hong Chun Younhieß, er sei mit westlicher Musik aufgewachsen.Die habe er früh viel besser gekannt als die ko-reanische, über die man leider wenig erfahre inder Schule. „Wenn wir im Kindergarten Liedersangen, begleitete uns die Lehrerin am Klavier.Dieser Klang hat mich unglaublich fasziniert. Ichhabe mich einfach hingesetzt und herumprobiert:wie klingt eine traurige Harmonie, wie eine fröh-liche.“ Als er seine Schwester zur Klavierstundebegleitet und im Nebenzimmer klimpert, wird dieLehrerin hellhörig, rät den Eltern nachdrücklich,dem Jungen Unterricht geben zu lassen. Williamist neun und spielt seit drei Jahren, als die Uni-versity of Arts in Seoul einen Studiengang für be-gabte Kinder einrichtet, wo er sofort genommenwird. Eigentlich ist er ein ganz normales Kind,das wenig Lust zum Üben hat, von den Eltern auchnicht gedrängt wird. „Die wollten nie ein Wun-derkind aus mir machen. Ich war ziemlich faul,habe aber schon damals schnell gelernt, konnteimmer gut vom Blatt spielen.“ Mehr wohl als die

Eltern glaubt der Junge an sich und seine Bega-bung. Er ist elf, als er zum ersten Mal öffentlichauftritt, mit dem Symphonieorchester von Seoulund Mozarts C-Dur-Konzert KV 467. Zwei Jahrespäter geht er in die USA, auf Einladung der ko-reanischen Klavierprofessorin Wha Kyung Byun,die seit Jahren in Boston unterrichtet. „Als ich ihrin Korea vorspielte, gab sie ganz seltsame Kom-mentare, die ich nicht verstand. Meinen Elternsagte sie, ich sei sehr begabt, brauche aber drin-gend guten Unterricht. Sie besorgte mir ein Sti-pendium und überhaupt habe ich ihr viel zu ver-danken. Im Grunde war sie eine zweite Mutterfür mich.“ Eine strenge allerdings. William hat ge-nau eine Chance, binnen Wochenfrist umzusetzen,was sich Frau Byun vorstellt. Gelingt ihm das nicht,wie gleich in der zweiten Stunde mit SchumannsPapillons, wirft ihn die eiserne Lady hinaus undgeht in der nächsten Stunde zu etwas Anderemüber. Alles zu seinem Besten, versteht sich. FrauByun will nur vermeiden, dass William unnötigZeit verliert. Als er sechzehn ist – und schwerpubertiert – organisiert sie ein Vorspiel beimIntendanten des Boston Symphony Orchestra.„Ich war nicht besonders gut vorbereitet, und derIntendant meinte, er wolle mich lieber noch ein-mal hören. Danach kam sie zu mir und erklärtemir, sie habe begriffen, dass sie mir Zeit lassenmüsse. Sie hat mich dann künstlerisch wunder-bar gefördert, ohne meine Karriere zu forcieren.“

4 AUSGABE 2009/4

WILLIAM YOUN

Als Pianist geboren

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Aktuelle Konzerte: William Youn

25. 10. 2009 Barnstedt, Deutschland27. 10. 2009 Brixen, Italien08. 12. 2009 Dresden, Deutschland19. 12. 2009 Seoul, Süd-Korea03. 01. 2010 Pleyel Gesellschaft, Österreich

Ende Februar Konzerte beim Yamaha Festival in Korea

06 .03. 2010 Philhadelphia, USA07. 03. 2010 Philhadelphia, USA25. 04. 2010 Lugano, Italien (Live on Radio)

mehr Informationen unter www.quint-essenz.com

Page 5: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

CLASS a k t u e l l

AUSGABE 2009/4 5

Charles Rosen war, der wunderbar sensibleMenahem Pressler oder Fou Ts'ong, für micheiner der größten lebenden Pianisten und einechter Künstler: Alle haben sie mir vermittelt,dass ich meine Ideen, meine Individualität soausdrücken muss, dass ich verstanden werde.Pianisten müssen ein großes Herz haben!“

Technik ist wichtig, aber auch selbstver-ständlich. Etwas völlig anderes ist es für William,ein guter Musiker zu sein, jemand, der wenigerdas Zeug zum Künstler hat als dass er eine Künst-ler-Seele besitzt. Ein Grund, weshalb Williamseine Probleme mit Wettbewerben hat, obwohl ergenug Preise gewonnen hat. „Die Frage ist dochletztlich, ob ein Juror Äpfel mag oder Birnen. Umjedem zu gefallen, musst du Kompromisse einge-hen. Deshalb spielen Wettbewerbsgewinner per-fekt, aber oft so, dass es einen überhaupt nichtberührt. Vor allem beim Klavier läuft es leider so.

Die Masse der Juroren, meistens Klavierlehrer,hat ganz feste Vorstellungen davon, wie sie etwashören will. Da bleibt kein Raum für Individuali-tät.“ Auch deshalb besteht Williams Leben nichtnur aus Üben. Er geht gerne in die Oper, insTheater, ins Kino, liest. All das hält er für wichtigfür sein Klavierspiel. Entscheidend bleibe dieseelische Verbindung zum Publikum. Wer ihn imKonzert erlebt, mit Chopin oder Liszts Benedic-tion de Dieu dans la solitude, der ahnt, was ermeint. Perfektion ist ihm wichtig, aber sie sei ebennicht identisch mit guter Technik. „Richtige Tönespielen ist nicht so schwer. Man muss auf einehöhere Ebene gelangen. Es gibt Viele, die keinefalschen Noten spielen. Aber die Technik, wie wirsie von Horowitz, Richter, Lipatti oder Myra Hesskennen, bei der es um Farben, um Nuancen geht,um die Fähigkeit, auf dem Klavier zu atmen undzu singen, aus dem Klang eine eigene Sprache zuformen, um den Rhythmus, der ja auch eineTechnik ist, das ist vielfach verloren gegangen.“

Vielleicht gehört es zu diesem Verständnis,dass er sich Zeit lässt, auch wenn er 2004 mit 21Jahren die beiden Chopin-Klavierkonzerte aufge-nommen hat, höchst geschmackvoll, mit vielSinn und Gespür für diese Musik, ohne Senti-mentalität, ohne Drücker. Er hat die Konzertegewählt, weil es Musik eines 20jährigen ist. FürMozart- oder Beethoven-Konzerte hätte er sichnicht reif genug gefühlt. Und auch vor denBeethoven-Sonaten hat er großen Respekt, wasnichts mit Lampenfieber zu tun hat, das er eigent-lich nicht kennt. „Ich spiele rund die Hälfte,aber nur Opus 111 spiele ich öffentlich – unddenke jedes Mal, eigentlich noch nicht so weit zusein. Ich würde sie noch nicht aufnehmen.Natürlich klingt auch mein Chopin heute anders.Ich spiele die Konzerte oft, und man wächst mitdiesen Stücken. Ich finde Chopins Musik sehrkosmopolitisch und verstehe seine Sprache viel-leicht deshalb so gut, weil ich selbst ein Kindunterschiedlicher Kulturen bin.“

Wovon er träumt? Wo er stehen möchte inzehn Jahren? Er, der glaubt, irgendwie als Pianistgeboren zu sein, der sich nichts anderes vorstel-len kann, für den das Klavier eine Existenzfrageist? Nach wie vor neugierig möchte er sein, nichtzufrieden mit dem, was er macht, nie das Gefühlhaben, gelandet zu sein – und gerade deshalbglücklich. „Es muss immer weiter gehen. Erfolgist schön, aber nicht entscheidend. Ich träumedavon, ein Musiker zu sein, den andere Musikerrespektieren. Sie sollen das Gefühl haben, dassich etwas zu sagen habe.“ Oswald Beaujean

Frédéric Chopin: Pianokonzerte Nr. 1 & 2William Youn, Piano Nürnberger Symphoniker / Friedemann Riehle, Ltg.ARS 38 058 (neu erschienen)

Chopin: Nocturne Op. 27 Nr. 2Polonaise-Fantasie op. 61, Mazurka op. 59 Nr. 1-3Schumann: Davidsbündlertänze op. 6Wolf: Aus der Kindheit: Schlummerlied, Scherzund Spiel; Meistersinger-ParaphraseWilliam Youn, Piano ARS 38 074 (erscheint Frühjahr 2010)

Page 6: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

Rossini Spumante Das Ma’alot Bläserquintett kredenzt feinst arrangierte Bühnenhighlights

Tancredi und Cenerentola in höchster Har-monie. Das garantiert das Ma’alot Quintett,das sich Rossinis Partituren aufs Noten-pult drapiert hat, um in schönster 19. Jahr-

hundert-Tradition der Freiluftdarbietungen vonOpernschlagern im Bläsergewand zu frönen.

Tancredi verhalf Rossini 1813 zum Aufstiegin die erste Liga der Opernkomponisten in Euro-pa. Seine Stücke dominierten von nun an jahr-zehntelang die Spielpläne der großen Bühnen.Unzählige Bearbeitungen seiner Melodien er-klangen auf den Tanzböden, in Konzerten bei Frei-luftaufführungen und im häuslichen Bereich. Sowie man jede Opernpremiere mit Spannung er-

wartete, so sprudelten auch die Bearbeitungenaus den Federn der Arrangeure…

Was für ein Glück, dass ein Weltklasse-Bläserquintett einen so hervorragenden Bear-beiter in seinen Reihen hat. Ulf-Guido Schäfervermag es, die unterhaltsamen Kurzfassungender Rossini-Werke sich selbst und seinen Kolle-gen perfekt ins Instrument zu arrangieren. Dasperlt und quirlt aus den Lautsprechern, dass esnur eine Freude ist. Und selbst in der berühm-ten Gewitterszene aus „La Cenerentola“ (hierkann der Hornist mit seinen deftigen „Pauken-schlägen“ absolut überzeugen) sind die Natur-gewalten kaum zu bändigen. Was für ein Kon-

trast zu dem wunderbar innig vorgetragenenLiebesduett „Un soave non so che“, das hier wieselbstverständlich ohne Worte mit höchsterinstrumentaler Delikatesse erlebbar wird.

Mich hat am meisten fasziniert, wie frischdiese Opern-Adaptionen auch völlig ohne Textdaher kommen. Das mag sicher – auch jenseitsallen Primadonnenkults - an der hohen musika-lischen Substanz liegen. Aber auch an der hohenmusikalischen Kompetenz des Ma’alot Quintetts,dessen Solisten mit hörbarem Vergnügen undeiner gehörigen Portion Spielwitz die Partiturenmeistern. Ein Hörfest ersten Ranges.

Lisa Eranos

Gioacchino Rossini Harmoniemusik für BläserquintettLa Cenerentola / TancrediMa’alot QuintettMDG 345 1583-2

Weitere Einspielungen:

Antonin DvorakQuartett op. 96 / Slawische Tänze,Bagatellen op. 47 (arr. Ulf-Guido Schäfer)MDG 345 1356-2

Astor PiazzollaHistoire du Tango / Tango Ballet,Estaciones Porteñas und Four for Tango (arr. Ulf-Guido Schäfer)MDG 345 1392-2

Ludwig van BeethovenHarmoniemusik / Egmont op. 84Die Geschöpfe des Prometheus op. 43Die Ruinen von Athen op. 113 (arr. Ulf-Guido Schäfer)MDG 345 1476-2

www.maalot-quintett.de

6 AUSGABE 2009/4

Page 7: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

AUSGABE 2009/4 7

CLASS a k t u e l l

J oseph Haydn hat das Streichquartett „erfun-den“ – so steht es in jeder Musikgeschichte.Vielleicht noch mit der Einschränkung, dass

Luigi Boccherini gleichzeitig mit Haydn an derneuen Gattung experimentiert habe. Und so beginntdie Beschäftigung mit der wohl „klassischsten“Musik, der des Streichquartetts, stets bei Haydn.

Nicht so beim Schweizer casalQuartett, dasden ersten Teil seiner Reihe „Der Klang des 18. Jahrhunderts“ mit dem Titel „Die Geburt desStreichquartetts“ bei Haydns Quartett op. 9/4enden, aber bei Alessandro Scarlatti und GiovanniBattista Sammartini beginnen lässt! Denn soabrupt und ohne Vorgeschichte, wie oft ange-nommen wird, ist die Gattung eben nicht ent-standen: Die Besetzung mit zwei Violinen, Violaund Cello etablierte sich bereits früh in derersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in italieni-schen Sinfonien, Sonaten und „concerti a quattro“.Bis zu dieser Musik muss man zurückgehen,wenn man verstehen will, wo das Streichquartettseine Wurzeln hat.

Bei Alessandro Scarlattis „Sonate à quattrosenza cembalo“ zum Beispiel, in denen zwarkeine musikalischen Neuerungen enthaltensind, deren vierstimmiger Satz aber mit einemInstrumentarium realisiert ist, das in Timbreund Klanggestaltung gleichermaßen einheitlichist. Oder in Sammartinis Streichersinfonie G-Dur,deren abschließendes Menuett auf vergleichbareSätze Haydns und Mozarts voraus weist. Italieni-sche Musik (vor allem die Werke Sammartinis)

ist es auch gewesen, die Wolfgang AmadeusMozart lange vor seiner Begegnung mit Haydnund dessen Quartetten zu seinem ersten Streich-quartett inspirierten: sein 1770 komponiertes„Lodi“-Quartett KV 80 bildet daher die dritteEtappe der CD.

Auch Luigi Boccherinis Quartett op. 2, 1steht dann noch vor Haydn auf dem Programm:Seine 1761 in Paris gedruckte Quartettsamm-lung ist deutlich ambitionierter und modernerals die gleichzeitig entstandenen opp. 1&2 vonHaydn. Nur ist es Boccherini später eben nichtmehr gelungen, die neue Gattung weiter zu ent-wickeln. Während Haydn mit den Quartetten op. 9die seitdem gültige Form des Streichquartettsbegründete: In einem viersätzigen Zyklus mitraschen Ecksätzen steht ein Menuett an zweiter,der langsame Satz an dritter Stelle.

Ebenso besonders wie der historischeZugang zum Streichquartett ist in dieser Aufnah-me auch das klangliche Konzept. Das Quartettmusiziert auf vier Instrumenten des bedeuten-den österreichischen Geigenbauers JacobusStainer (um 1619-1683), dessen obertonreicheInstrumente im 18. Jahrhundert überaus ge-schätzt waren. Sie galten zeitweise als wertvollerals die Arbeiten Stradivaris, Amatis oder Guarneris. Mit ihnen setzt das casalQuartett einKlang- und Interpretationsideal um, das sicheinerseits am 18. Jahrhundert orientiert undandererseits für die Gegenwart relevant ist.

Philip Kelm

Scarlatti, Sammartini,Boccherini, Haydn, MozartBirth of the String QuartetCasal QuartettSM 126 / Solo Musica

Der Klang des 18. Jahrhunderts Eingespielt auf Jacobus Stainer Instrumenten

Page 8: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

8 AUSGABE 2009/4

Der frisch gekürte „Echo Klassik“-Preis-träger Hardy Rittner präsentiert sämtlicheKlavierwerke von Arnold Schönberg –

und man höre und staune – auf historischenInstrumenten: Dabei ist diese Idee sehr nahe-liegend, denn Schönberg ist selbstverständlichin einer spätromantischen Klangwelt aufgewach-sen. Die beiden Flügel dieser Einspielung sindZeitgenossen des Komponisten: Der „Streicher“aus der Sammlung von Gert Hecher in Wienstammt aus dem Jahr 1870, der liebevoll restau-rierte „Steinway“ von MDG wurde 1901 gebaut.Das ideale Instrumentarium, um die musika-lische Entwicklung Schönbergs über drei Jahr-zehnte nachzuzeichnen.

Als Schönberg 1894 seine Drei Klavierstückschrieb, war er als Komponist noch Autodidakt.Brahms und zugleich Wagner waren damals dieVorbilder des 20-Jährigen. Kein Wunder, dass dieerst kurz zuvor veröffentlichten Klavierzyklen vonBrahms ihre Spuren in Schönbergs früher Kom-position hinterließen. 15 Jahre später waren dieDrei Klavierstücke op. 11 aus ganz anderem Holz.Schönberg hatte nun eine neue kompositorischeQualität erreicht: Tradierte Tonalität löste sich auf,die Dissonanz emanzipierte sich.

Eine radikale Kürze prägen Schönbergs Sechskleine Klavierstücke op. 19 aus dem Jahr 1911.Anton Webern ist von dieser Komposition so be-eindruckt, dass er sie fortan zum Maßstab seinesHandelns macht. Schönberg selbst begibt sichstattdessen auf die Suche nach einer „neuenOrdnung“. Mit den Fünf Klavierstücken op. 23und der Suite op. 25 scheint er sie Anfang derzwanziger Jahre gefunden zu haben. Nicht nurdeutliche Rückbezüge zu Bach machen insbe-sondere die Suite zu einem gelungenen Beispiel

der neoklassizistischen Mode jener Zeit. Als Mitt-fünfziger stellt Schönberg durch seine Klavier-stücke op. 33a und 33b unter Beweis, dassselbst einem ungestümen Neuerer wie ihm dastraditionelle Sonaten-Denken nicht fremd ist.

Hardy Rittner hat sich innerhalb eines kurzenZeitraums in die vorderste Reihe der Jungstarsgespielt. Seine hochkarätigen und im bestenSinne eigenwilligen Interpretationen der frühenBrahmswerke auf zeitgenössischen Instrumen-ten gelten seither als Geheimtipp. Er zeigt mitdieser Einspielung, dass er mit den Widrigkeitendes historischen Instruments ebenso gekonnt um-geht wie mit der Perfektion eines ausgereiftenSteinway-Konzertflügels. Es sind faszinierendeKlangwelten, die hier aufeinander treffen und zueiner kunstvollen Einheit verschmelzen.

Lisa Eranos

Arnold Schönberg: Sämtliche KlavierwerkeHardy Rittner Johann Baptist Streicher Flügel (1870) aus der Sammlung von Gert Hecher, WienSteinway, D Grand Piano (1901)MDG 904 1593-6 (Hybrid-SACD)

Neu getönt und fühlbar emotional Rittners Schönberg auf historischen Flügeln

Aktuelle Konzerte: 10. 11. 2009 Leverkusen, Kulturhaus

11. 11. 2009 Wuppertal, Historische Stadthalle

25. 12. 2009 Berlin, Konzerthaus am Gendarmenmarkt

01. 01. 2010 Bielefeld, Oetkerhalle F

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Vertrieb: Codaex Deutschland GmbHTel. 089-82000233 - Fax 089-82000093Gramola Wien: [email protected] Zürich: [email protected]

Musikproduktion Dabringhaus und GrimmTel. 05231-93890

Georg Philipp Telemann Konzerte und KammermusikMusica Alta RipaBox mit 5 CDs · MDG 309 1582-2

Limitierte Auflage UVP EUR 39,95

„…eine der edelsten Klassik-Editionen... So farbig,so edel artikuliert, so abwechslungsreich und spannend habe ich diese Musik noch nicht gehört."(ensemble)„…mit unbändiger Musizierfreude, brillanterVirtuosität und großartigem Ensemblegeist!“(Fonoforum)„In diesen Stücken steckt Suchtpotential." (Stereo)

Louis VierneSämtliche OrgelwerkeBen van Oosten an Cavaillé-Coll-Orgeln in Lyon, Rouen, Toulouse & Paris

Box mit 9 CDs · MDG 316 1580-2Limitierte Auflage UVP EUR 69,95

Sämtliche Orgelsymphonien Nr. 1-6 24 Pièces de fantaisie (1926/1927) 24 Pièces en style libre op. 31Messe basse op. 30 & 62, Trois improvisations, Triptyque, Frühe Werke

„In mustergültiger Aufmachung, audio-visuell ein reines Vergnügen... Ohne Zweifel erweist sich van Oosten als überragender Techniker, als ein

Klangchemiker von höheren Gnaden, als behutsam

ausleuchten der Künstler.“(Musica Sacra)

Page 9: Großer Weihnachtskalender Festliche Musik statt Schokolade

AUSGABE 2009/4 9

CLASS a k t u e l l

Künftig wird Arabella Steinbacher als Exklu-siv-Künstlerin von Pentatone neue Akzente set-zen. Das deutet ihre Debütaufnahme mit demRundfunk-Sinfonieorchester Berlin und MarekJanowski bereits an. Hier ist das erste Violin-konzert von Karol Szymanowski ungewöhnlichmit der Romanze op. 11 und dem Violinkonzertvon Antonin Dvorák gekoppelt. „Das Dvorák-Konzert spielte ich zum ersten Mal mit Vier-zehn“, erinnert sich Arabella Steinbacher.„Besonders den zweiten Satz mag ich sehr. Die Romanze ist eines meiner Lieblingsstücke,wegen ihrer Schlichtheit und Innigkeit. Das Szymanowski-Konzert erinnert mich an eineTraumwelt, an ein Märchen. Es ist ein sehrphantasievolles Stück voller Kontraste und einerganz eigenen Note, in dem der Violinpart unge-mütlich hoch liegt“. Ein Stück wie für ArabellaSteinbacher geschaffen, denn auch in denhöchsten Lagen entzieht sie ihrer Stradivari leuch-tende, berückend schöne Töne. RomantischesFlair und geigerische Brillanz überall! Die Vio-linkonzerte von Béla Bartók mit dem Orchestrede la Suisse Romande und Marek Janowski sindbereits eingespielt und werden voraussichtlichim nächsten Frühjahr veröffentlicht. Man darfgespannt sein... Norbert Hornig

Antonin Dvorák Romanze für Violine & Orchester, op. 11Violinkonzert a-Moll, op. 53 Karol Szymanowski Violinkonzert Nr. 1, op. 35 Arabella Steinbacher Rundfunk-Sinfonieorchester BerlinMarek Janowski PTC 5186353

Sinnlichkeit des Klanges Arabella Steinbacher debütiert bei Pentatone

Musik- und Kongresshalle Lübeck am13. Juli 2008 – 3 Sat überträgt„live“ das Eröffnungskonzert vomSchleswig-Holstein Musik Festival.

Auf dem Programm stehen das Violinkonzertvon Johannes Brahms und Igor Strawinskys„Der Feuervogel“, Christoph von Dohnányi leitetdas NDR-Sinfonieorchester. Als Solistin erwartetdas Publikum gespannt Arabella Steinbacher,ihr eilt der Ruf voraus, eine der begabtestenjungen Geigerinnen zu sein. Mit gemessenemSchritt betritt sie das Podium, begrüßt den Kon-zertmeister. Eine kurze Verbeugung, freundli-ches Lächeln. Dann höchste Konzentration. DasOrchester hebt mit der Einleitung an, ArabellaSteinbacher lauscht, schwingt sich ein in dasWerk und bereitet sich innerlich auf ihren heik-len Einsatz vor. Hier heißt es auf dem Punkt„voll da“ zu sein, denn wer bei Brahms nichtgleich zu Beginn selbstbewusst auftrumpft, hatverloren in diesem Meisterwerk der Violinlitera-tur, dass volle Kraft und langen Atem fordert.Souverän und ohne jeden Anflug von Nervositätmeistert Arabella Steinbacher diese erste Hürde.Kraftvoll und markant geht sie ihren Part an,spinnt den musikalischen Faden fort, spannt ihnin einem großen Bogen über das ganze Werk.Das Publikum spendet Ovationen und erzwingteine Zugabe, auch das Orchester applaudiertanerkennend. Wohl jeder im Saal spürteinstinktiv: dies war eine Meisterleistung, nichtsAlltägliches. Für Arabella Steinbacher war eseine Feuerprobe im Rampenlicht, vor Mikro-phonen und Kameras, die gnadenlos sind unddenen kein Detail entgeht. Wieder einmal hatsie großes künstlerisches Format bewiesen, wieschon in viele Konzerten zuvor an ersten Adres-sen in der Musikwelt. 2004 etwa sprang sie inParis für Kyung-Wha Chung in einem Konzertdes Orchestre Philharmonique de Radio Franceein, das Neville Marriner leitete. Schon damalsreagierte die Presse euphorisch und feierte„eine souverän und ausgereift interpretierendeKünstlerin, deren Tonschönheit überwältigendist“. Arabella Steinbacher spricht nicht gern voneinem „Durchbruch“, denn „Highlights“ gab esin ihrer Karriere genug, etwa das Debüt beimChicago Symphony Orchestra unter Christoph

von Dohnányi 2007 oder in diesem Jahr dieDebüts gleich bei drei Spitzenorchestern: demPhiladelphia Orchestra unter der Leitung vonCharles Dutoit, dem London Symphony Orches-ter unter Colin Davis, sowie beim PhilharmoniaOrchestra mit Lorin Maazel und beim Gewand-hausorchester mit Riccardo Chailly am Pult.

Frühe „Wunderkind“-Geschichten über Arabella Steinbacher gibt es kaum zu erzählen.Sicher zeigte sie schon im Kindesalter ein außer-gewöhnliches Talent für die Geige. Letztlich ist esaber einer fundierten Ausbildung ohne Hast undEile zu verdanken, dass sie sich in die Weltspitzeempor spielte. Die liebevolle und kluge Führungdurch den Vater, der viele Jahre Korrepetitor ander Bayerischen Staatsoper war, und natürlichder Unterricht an der Münchner Musikhochschulebei Ana Chumachenco, einer der bedeutendstenViolinpädagoginnen unserer Zeit, waren für diesestetige Entwicklung mit verantwortlich.

Arabella Steinbachers Schallplatten-Karrie-re begann 2003 unkonventionell mit einer„Live“-Aufnahme des Violinkonzertes von AramKhatchaturian. Es folgten dann Einspielungenu.a. der selten gespielten Violinkonzerte vonDarius Milhaud sowie der Konzerte von Schosta-kowitsch, Beethoven und Berg.

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Gefilte Fish„farlibt“ – Jewish Love Songs W 109 057 / FARAO classics

„Gefilte Fish“ ist ein jüdisches Festtagsgericht, für das es so viele Rezepte wie Köchinnen gibt. Es ist aberauch ein musikalischer Hörgenuss, ein wahrerOhrenschmaus: „Farlibt“ – Ein Album voller Seele,Herzblut und Emotionen!

1

Weihnachtskonzertvom Piccolo zur Kontrabassflöte Münchner FlötenensembleCTH2558 / Bella Musica

Eine kontrastreiche instrumentale Einspielung barocker italienischer Kirchenmusik zum Weihnachts-fest, alter weihnachtlicher Sätze und einem Arrangement alpenländischer, lateinamerikanischer und angloamerikanischer Weihnachtslieder mit dem Münchner Flötenensemble.

2

Der musikalische Weihn

Little Amadeus Alle 13 Folgen der 1. Staffel in deutscher

und englischer Sprache,ausgezeichnet mit dem ECHO Klassik.

Zusätzlich enthalten: 2 Hörbücher, 2 Hörspiele,1 interaktives Musikquiz, Titellied als Karaokesong

Bestell-Nr. 9005-9 /Gateway4M ISBN 978-3-938185-36-0

Als musikalisches Wunderkind erlebt „Little Amadeus“,der kleine Mozart, im Salzburg des 18. Jh. so manches

Abenteuer. Gemeinsam mit seinem besten Freund Kajetanund Hund Pumperl, viel Grips und natürlich seiner

magischen Musik findet Amadeus immer einen Ausweg.Seine Kompositionen verzaubern alle Menschen. Selbst

Widersacher Devilius und Neffe Mario ziehen daher stets denKürzeren, wenn Amadeus seine pfiffigen Ideen durchsetzt.

Christmas PianoWeihnachtliche Klaviermusik zu zwei und vier Händen Heide & Christiane KlonzclaXL RCD 0705 / claXL

Heide und Christiane Klonz haben mit gemeinsamenKonzerten zur Weihnachtszeit eine Tradition begrün-det, die seit langem ein breites Publikum findet.Dabei werden bekannte und unbekannte Solowerkeund Werke für Klavier zu vier Händen aufgeführt, wiesie auf dieser CD nun erstmalig zu hören sind.

10 AUSGABE 2009/4

Nikolaus

Je zwei Exemplare dieser vorgestellten CDs wollen wir an Sie, unsere Leser, verlosen.Hierzu senden Sie uns bitte eine Postkarte, gerne auch Weihnachtskarte, mit Ihrem Absenderund dem Satz: Mein CLASS aktuell lag der Zeitschrift bei.Denn wir möchten gerne wissen, in welcher Zeitschrift Sie CLASS aktuell entdeckt haben.

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La Fête de Saint HubertMessen von Gustave Rochard, Tyndare,Albert Sombrun und Jules Cantin Deutsche Naturhorn Solisten; J. Michel, OrgelMDG 605 1576-2

Es ist Herbst, wenn Jäger ihren Schutzpatron feiern, sei es in freier Natur oder in feiner Kirchenakustik. Die DeutschenNaturhorn Solisten, sie gelten als absolute Spezialisten aufdem Gebiet des ventillosen Hornblasens, haben diese Traditionaufgegriffen und die schönsten Messen zu Ehren von SanktHubertus, zum Teil erstmals auf Parforcehörnern, eingespielt.

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AUSGABE 2009/4 11

SelectionDas Beste aus den Jahren 1990 bis 2007Rabih Abou-KhalilENJ-9525 2 / ENJA Records

Der Komponist, Oud-Spieler und vielfache PreisträgerRabih Abou-Khalil steht für eine musikalische Ästhetikganz eigener Prägung. Nach Kooperationen mit Musikern vieler Stile und Länder war diese Werkschaulängst überfällig: ein repräsentativer Überblick überAbou-Khalils vielgestaltiges Werk.

CLASS a k t u e l l

5

Weihnachtliche Harfenmusikvon Bach, Praetorius, Vulpius,Brahms, Cornelius, Pearsall, Negri,Lawrence-KingAndrew Lawrence-KingAmbitus 97812

Weihnachten in zarten Harfenklängen

3

Tenore & Traverso J.S. Bach: Arien für Tenor und TraversflöteD. Johannsen, Tenor; A. Laflamme, Traversflöte:L. Krommer, Violoncello; M. Krampe, Orgel& CembaloCov 20909 / Coviello Classics

Tenor und Traversflöte – eine ideale Kombination zumAusdruck von J. S. Bachs besonderer Art, Geistliches inweltlicher Lebensfülle auszudrücken. Als optimaleErgänzung zum Solisten sorgt die Flöte mal mit weichemKlang für pastorale Idylle, um dann wieder mit virtuosenLäufen das himmelwärts Strebende zu unterstützen.

Te n o r e & T r a v e r s oJ o h a n n S e b a s t i a n B a c h A r i a s f o r t e n o r

t r a n s v e r s e f l u t ea n d b a s s o c o n t i n u o

Daniel Johannsen · tenorAnnie Laflamme · transverse flute

Lúcia Krommer · violoncelloMatthias Krampe · organ & harpsichord

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ChristmasKonzerte und Kantaten Susan Gritton Collegium Musicum 90, Simon StandageCHAN 0754 / Chandos

Corellis einzigartiges Konzert zu Heiligabend, ein idylli-sches Weihnachtskonzert von Vivaldi und Manfredinisberühmtes Concerto grosso werden komplettiert durchzwei seltener gespielte Kantaten von Telemann undScarlatti. Es erklingt ein stimmungsvolles Weihnachts-programm mit überragenden Musikern.

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Ernst PeppingMotetten: Uns ist ein Kind geboren,Jesus und Nikodemus,Ein jegliches hat seine Zeit,Missa „Dona nobis pacem“Berliner Vokalensemble, Bernd StegmannCantate 58027

Protestantische Klang- und Formensprache des 20. Jahrhunderts

10

KASSIA – Byzantinische Hymnen der frühesten Komponistin des Abendlandes Ensemble VocaMeCHR 77308 / CHRISTOPHORUS

Bereits 300 Jahre vor Hildegard von Bingen lebte undwirkte die früheste Komponistin der Christenheit: Kassia.Als Kaiser Theophilos der schönen Kassia als Zeichen seiner Brautwahl den goldenen Apfel übergeben wollte,widersprach diese. Die lyrische Schönheit der Musik besingt das Erbe jener Frau, die „zu klug“ war,um Kaiserin des byzantinischen Reiches zu werden.

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achtskalenderTeilnahmeschluss 24. Januar 2010, Poststempel zählt.Wir verlosen ab 14. Dezember wöchentlich.Wenn Sie uns Ihre Wunsch-CD nennen, versuchen wir das zu berücksichtigen.

Viel Glück und ein besinnliche Zeit wünscht Ihnen Ihre CLASS aktuell – Redaktion, Bachstraße 35, 32756 Detmold

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12 AUSGABE 2009/4

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Victoria, Byrd, Martin, Malcolm,Monteverdi, LassusFrom the Vaults of Westminster CathedralThe Choir of Westminster Cathedral, Martin BakerCDA 67707 / Hyperion

Eine wunderschöne Auswahl an Werken aus der Renais-sance und Kompositionen aus dem 20. Jahrhundert,die von der Alten Musik inspiriert sind, bringt der Choirof Westminster Cathedral hier zu Gehör. StimmungsvolleWerke zu Advent und Weihnachten und die Zeit danach,mit denen der Chor berühmt wurde.

12

Carl Ditters von DittersdorfKlavierkonzerte A-Dur und B-DurChristiane Klonz, Klavier; Oliver Weder, Dirigent;Thüringer Symphoniker Saalfeld-RudolstadtclaXL ECD 0910

Das Klavierkonzert in A-Dur gehört zu den bekanntestenWerken Carl Ditters von Dittersdorfs (1739-1799), nichtzuletzt weil es auch in einer Bearbeitung als Harfenkonzertpopulär geworden ist. Das B-Dur Konzert scheint Dittersdorf für einen repräsentativen Anlass konzipiert zuhaben. Beide Werke werden erstmals auf CD präsentiert.

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WeihnachtsliederOrphei Drängar, Cecilia Rydinger AlinBIS-CD-1833

Vom Volkslied bis zum Broadway

Alfred Brendel liest - Volume 2aus seinem Buch Spiegelbild und schwarzer SpukMDG 801 1596-2 / ISBN 978-3-941311-65-7

Eine überquellende Phantasie, stets humorvoll,augenzwinkernd und doppelbödig.Viele kostbare Kleinode, die selbst bei mehrfachemWiederhören stets neue Überraschungen und Nuancen bieten. „Brendel at his best“ lautete der Kommentar der Presse.

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Ein Kagel-Schubert-ProjektSax AllemandeB 108 038 / FARAO classics

„Teuflisch gut! … Da ist der selten zu hörende,elegante Klang eines klassischen Saxofontrios. Da istder beziehungsvolle Kontrast zwischen Franz Schubertund Mauricio Kagel. Und da ist die hochintelligenteInterpretationskultur des Ensembles Sax Allemande. …“

Hessische-Niedersächsische Allgemeine, 24.09.09

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Christmas Carolsmit dem Calmus EnsembleCAR 83432 / CARUS

Das von fünf ehemaligen Thomanern gegründete CalmusEnsemble – mittlerweile besteht es aus vier Männernund einer Frau – feiert dieses Jahr sein 10-jährigesBestehen. Die neue Weihnachts-CD bezaubert mit ihrenfeinfühligen Arrangements und ist ein weiteres Aushängeschild der Echo Klassik-Preisträger 2009.

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Gustav MahlerSymphonie Nr. 5 Bayerisches Staatsorchester, Zubin MehtaS 108 052 / FARAO classics

Zubin Mehta, Bayerischer Generalmusikdirektor von 1998bis 2006, ist seit seinem Münchner Abschied regelmäßigerGast am Pult des Bayerischen Staatsorchesters.Mit der vorliegenden Live-Aufnahme vom Dezember 2008zeigt „sein“ Orchester seine ganze Klasse und einzigartigeklangliche Tradition. Eine musikalische Sternstunde.

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Wiegenlieder Vol. 1Mit J. Kaufmann, A. Kirchschlager, C. Prégardien,P. Schreier, R. Trekel, K. Moll, u.v.m.CAR 83001 / CARUS

Die deutschen Schlaf- und Wiegenlieder stellen einenbesonderen Schatz und ein wichtiges kulturelles Erbedar. Die besten Sängerinnen und Sänger mit deutschenSprachwurzeln, viele davon selbst Eltern, haben ihreLieblings-Schlaf- und Wiegenlieder aufgenommen.Von jeder verkauften CD gehen 2 Euro an das Projekt„Wiegenlieder“ der Kinderhilfsaktion Herzenssache e.V.

Henry Purcell: King Arthur Aus der Opéra National de Montpellier Le Concert Spirituel, Hervé NiquetGVD 921619D / GLOSSA

Was passiert, wenn sich ein populäres französisches KomikerduoPurcells King Arthur annimmt? Dann darf man sich auf einenjodelnden Hervé Niquet, einen Bühnenarbeiter mit notorisch-künst-lerischen Ambitionen, tanzende Mönche und eine ganz ungewöhn-liche Umsetzung der berühmten Frostszene freuen. Wer hätte essich je träumen lassen, dass eine Barockoper vom Unterhaltungs-wert so nahe an Offenbach bzw. Monty Python heranreichen kann?

1816

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CLASS a k t u e l l

SUPRAPHON a.s.> www.supraphon.com > [email protected]

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FESTLICHE KLÄNGE NICHT NUR FÜR ADVENT

UND WEIHNACHTEN

Alleluja nativitasCoro Euridice di Bologna, Pier Paolo ScattolinTactus 900002

Weihnachtslieder vom 12. Jahrhundert. bis heute.

Pacific Trio American Composers Klaviertrios von Gershwin, Bernstein,Copland, MuczynskiMAR-1805 2 / Marsyas

Das 1979 in Los Angeles gegründete Pacific Trio (Edith Orloff, Roger Wilkie, John Waltz) hat in den USA,Kanada und Europa mehr als 1.000 Konzerte gegeben.Als Interpreten dieses charmant amerikanischenRepertoires („Porgy and Bess“!) kann man sich keinkompetenteres Klaviertrio wünschen.

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Himmlische WeihnachtGedichte und Erzählungen,gelesen von Christian Brückner Weihnachtliche Musik u.a. mit MusicaAntiqua Köln, Aachener Domchor,Cölner VokalconsortAulos 70003

Weihnachten mit der sicher bekanntesten deutschen (Fernseh-)Stimme

15

1920

Beethoven, Brahms, Bruckner,Schubert, Schumann

Günter Wand Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

PH09068 (8 CDs) / Profil Edition Günter Hänssler

In seiner letzten Lebensphase, als er die Zusammenarbeit mitden Berliner Philharmonikern intensivierte, wollte Wand

nicht wechselweise die beiden Berliner Orchester dirigieren und dadurch gewissermaßen sich selbst

Konkurrenz machen. Er konzentrierte sich mehr und mehr auf das Philharmonische Orchester. Diese Box

enthält noch nie veröffentlichte Live-Mitschnitte und ist eineinzigartiges Dokument dieser fruchtbaren Zusammenarbeit.

Hans Werner Henze Sinfonia N. 9 für gemischten Chor und Orchester Rundfunkchor Berlin (Simon Halsey, Chefdirigent;Michael Gläser, Choreinstudierung) / Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Marek Janowski, Ltg.WER 67222 (CD) / WERGO

Dichtung von Hans-Ulrich Treichel nach dem Roman„Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers. Den Helden undMärtyrern des deutschen Antifaschismus gewidmet.

24Weihnachten

J. S. Bach, J. N. David, F. Treiber,A. Busch, E. BozzaMusik für Viola solo Sibylle Langmaack, Viola soloANTES EDITION BM319261

Wer die Viola für eine größere Violine hält,irrt gewaltig, und doch stand die Viola lange Zeit im Schatten von Violine und Violoncello. Erst im 20. Jahrhundert schufen Komponisten vermehrtWerke für Viola solo.

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Felix Mendelssohn Bartholdy, geboren vor genau200 Jahren am 3. Februar 1809, ist nebenGeorg Friedrich Händel und Joseph Haydn derdritte große deutsche Komponist, der in diesem

Jahr dank seiner Lebensdaten besonders zu feiern ist. Geboren wurde er als Kind einer berühmten jüdi-

schen Familie in Hamburg. Ersten Klavierunterrichterhielt er von seiner Mutter, später unter anderem vonLudwig Berger und Ignaz Moscheles. Eine öffentlicheSchule hat er nie besucht – die Mendelssohn-Kinderwurden mit Privatunterricht erzogen. Aufgrund der fran-zösischen Besatzung Hamburgs übersiedelte die Familiebald nach Berlin. Im Alter von neun Jahren trat er zumersten Mal öffentlich auf, gemeinsam mit seiner Schwes-ter Fanny. In den 1820er und 1830er Jahren unternahmer zahlreiche Konzertreisen durch Frankreich, Italien,England und Schottland. 1833 wurde er Musikdirektorin Düsseldorf und 1835, also etwa 100 Jahre nachJohann Sebastian Bachs Schaffen in Leipzig, wurde erdort zum Gewandhauskapellmeister ernannt und grün-dete das erste Konservatorium auf deutschem Boden.Damit legte Mendelssohn den Grundstein für die heuterenommierte Leipziger Hochschule für Musik und Thea-ter. Das musikalische Leben der Stadt hat er maßgeblichgeprägt. Im Frühjahr 1847 erlitt er einen Schwäche-anfall, als er vom Tod seiner geliebten Schwester Fannyerfuhr. Er erholte sich nicht mehr davon und starb nachzwei Schlaganfällen am 4. November 1847 in Leipzig.

Jubiläen bedeutender Komponisten haben natürlichimmer eine Vielzahl von Neuerscheinungen auf dem CD-

Markt zur Folge. Das ist im Fall Mendelssohn nicht anders.Beginnen wir unsere Rundreise durch die Neu-

veröffentlichungen mit der Vokalmusik. Hier hat sichMendelssohn aus Sicht der Nachwelt – neben der be-rühmten „Sommernachtstraum-Ouvertüre“ – sicherdie größten Meriten erworben, und dies nicht nur miteigenen Werken: Mit der von ihm initiierten Wieder-aufführung der „Matthäuspassion“ 1829 in Berlin alsInitialzündung ist es letztlich ihm zu verdanken, dassJohann Sebastian Bach nicht dem Vergessen anheim fiel.Dabei hatte Mendelssohn selbst mehr als genug eigenesschöpferisches Potential und schuf hervorragendeVokalwerke wie seine Oratorien.

Das 1847 begonnene Oratorium „Christus“ sollteeine Trias vollenden: Deren erste Teile „Paulus“ und„Elias“ sind Hauptwerke der Chormusik des 19. Jahr-hunderts. Mendelssohns früher und unerwarteter Todim November 1847 ließ das Oratorium aber als Frag-ment zurück, dessen fertig gestellte Teile leider nurselten zu hören sind. Die beiden Teile zur Geburt undzum Leiden Christi geben Anlass zur Vermutung, dassdieses Großwerk unbedingt auf gleicher Qualitäts-ebene mit dem unmittelbar zuvor entstandenen Eliasgelegen hätte. Dies ist nachzuhören auf einer neuenCD des Labels Rondeau (ROP 4029). ThomaskantorGeorg Christoph Biller hat die Fragmente von „Christus“mit den „Sechs Sprüchen“ op.79 kombiniert. In Inhaltund Ausdruck erreicht er eine Einheit, die aus deneinzelnen Fragmenten eine überzeugende aufführungs-praktische Fassung macht.

14 AUSGABE 2009/4

Mendelssohn Bartholdy, Ölportrait von Eduard Magnus (1846)

Felix Mendelssohn BartholdyEin Wunderknabe feiert ehrwürdigen Geburtstag

Psalmen und MotettenOratorium Christus op. 97Thomanerchor LeipzigROP 4029 / Rondeau

MotettenMünchner Hofkantorei, W. Antesberger SM 128 / Solo Musica

PaulusBBC National Orchestra Wales, R. HickoxCHAN 10516 / Chandos

Sinfonie Nr. 4 + Nr. 5Ungarisches Staatsorchester, Ivan FischerHCD 12414

Sinfonie Nr. 2, LobgesangBergen Philharmonic Orchestra, A. LittonBIS-SACD-1704

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CLASS a k t u e l l

Daneben musizieren der Thomanerchor Leipzig unddas Gewandhausorchester sakrale Raritäten aus derFeder des berühmten Leipziger Komponisten. Seinechorsinfonische Vertonung des 42. Psalms, „Wie derHirsch schreit nach frischem Wasser“, bezeichneteMendelssohn selbst als sein „allerbestes Musikstück“– drei der Sätze waren auf der Hochzeitsreise vonFelix und Cecile Mendelssohn Bartholdy entstanden.

Geistliche Musik sah sich zu Beginn des 19. Jahr-hunderts immer mehr den Folgen ausgesetzt, die dieromantische Musikästhetik nach sich zog. Die Musik,die sich durch das Fehlen einer konkreten, oft geistlichen,Funktion nicht mehr der Sprache untergeordnet sah,sondern im Gegenteil als geeignetste und damit höchsteder Künste eine „Ahnung des Unendlichen“, Unnenn-baren hervorzurufen vermochte, war auf dem Wege, zurKunstreligion zu werden. Mendelssohn Bartholdy wuchsin dieser Umbruchsphase auf. Seine eigenen geistlichenWerke sind stark beeinflusst vom Bewusstsein histori-scher Vorbilder wie Bach, Händel oder auch Palestrina.Doch verstand er es, nicht einfach in Stilkopie zu ver-fallen, sondern die alten Formen und Satztechniken mitder Musiksprache seiner Zeit zu verbinden. In diesemSinne schuf er Motetten, die nun in einer Aufnahme mitder Münchner Hofkantorei unter Wolfgang Antesbergervorliegen (Solo Musica SM 128).

Passend zum Mendelssohn-Jahr nimmt Chandos eineseiner renommiertesten Einspielungen, das Oratorium„Paulus“, wieder ins Programm auf (CHAN 10516).Bei seiner Erstveröffentlichung wurde vor allem diegeradlinige Ernsthaftigkeit gelobt, die jedes Abgleitenin die Sentimentalität (eine der Hauptfallen bei Men-delssohn) vermeidet. Zu verdanken ist dies nebeneiner hochkarätigen Solisten-Besetzung (Susan Gritton,Barry Banks u.a.) dem erstklassigen BBC NationalOrchestra und Chor unter der Leitung des im letztenJahr tragisch früh verstorbenen Richard Hickox.

Wenden wir uns nun dem Instrumentalwerk zu.An erster Stelle stehen da natürlich die Sinfonien als diebeherrschende Form orchestralen Musizierens seit derZeit der Wiener Klassik. Deren Meister und Leistungennicht gering zu schätzen, sondern als Basis für eigenesSchaffen anzusehen, war stets Mendelssohns Maxime.Und daraus resultierte ein klassizierender Stil, der fürdie Zeit von etwa 1820 bis 1840 beherrschend seinsollte und ein wichtiges Charakteristikum der MusikMendelssohns ist. Auf dieser Grundlage entwickelte eraber gleichzeitig Elemente, die für die Formenspracheder Romantik vorherrschend werden sollte. Das seinenWerken also oft ein gewisser Dualismus innewohnt, zeigtexemplarisch eine nun auch schon etwas ältere Auf-nahme (1983) der 4. („Italienische“) und 5. Symphonie(„Reformationssymphonie“) aus dem reichen Fundusvon Hungaroton mit einem Iván Fischer in Höchst-

form (HCD 12414). In seiner Interpretation kommtMendelssohn nicht als Klassiker daher, sondern eswerden eben die starken romantischen Momente undElemente herausgearbeitet.

Immer wieder ging Mendelssohn in seinen Sym-phonien ungewöhnliche Wege. Eine „Symphonie-Kantatenach Worten der heiligen Schrift“ nannte der Komponistseine 1840 geschriebene „Symphonie Nr. 2“ in B-dur mitdem schönen Beinamen „Lobgesang“. Es ist eigentlichseine 4. Symphonie, was die Reihenfolge der Komposi-tionen betrifft. Vorhergegangen waren die gerade er-wähnten und nach heutiger Zählung 4. Symphonie (die„Italienische“) und die 5., die „Reformations-Sympho-nie“. Kompositorischer Anlass für die 2. Symphoniewar die Feier der 400. Wiederkehr der Erfindung desBuchdrucks durch Johannes Gutenberg. Mendelssohnentschied sich, nicht dessen Leben zum Thema seinerKomposition zu machen, sondern die Folgen der Erfin-dung zu reflektieren (Zugang zur Bibel in Deutsch füralle), ein Sieg des Lichts der Erkenntnis über die Finster-nis der Unwissenheit. Und so entstand eine interessanteZwitterform – mehr als nur eine Kantate, aber eigentlichzu vokal, um eine „richtige“ Symphonie zu sein. DasWerk wird in einer Einspielung mit großem Chor undinternational renommierten Solisten (Howartz, Lamore,Prégardien) vom Bergen Philharmonic Orchestra unterLeitung von Andrew Litton aufgeführt, die bei BIS Recordserschienen ist (BIS-SACD-1704).

Man muss es immer wieder feststellen: kein andererKomponist – Mozart eingeschlossen – schrieb schonals Kind eine so herausragende Musik wie Mendels-sohn. Allein im Alter von elf bis fünfzehn Jahren kom-ponierte er dreizehn Streichersymphonien, fünf Kon-zerte, vier Singspiele und unzählige Kammermusikwerke,außerdem Klavier- und Orgelstücke, Sololieder undChorwerke. Viele davon in einer solchen Qualität, dasssie weltweit im Repertoire geblieben sind. Dass einJunge in diesem Alter bereits so reife und hervorra-gende Werke wie die frühen Streichersymphonienschreiben konnte, ist ein wahres Wunder – hinsichtlichdes Phantasiereichtums und des technischen Geschicksübertrifft er Mozarts Jugendwerke bei weitem. Unddoch ist der Salzburger als stilistisches Vorbild stetspräsent, zusammen mit Bach, Händel, Haydn und nichtzuletzt Carl Philipp Emanuel Bach. Bei BIS ist eineAufnahme der Streichersymphonien mit der SinfoniettaAmsterdam unter Leitung von Lev Markiz erschienen.Wer über einen SACD-Player verfügt, kann sich diedreizehn Werke sogar auf nur einer Scheibe ins Hausholen (allerdings ohne Mehrkanal; BIS-SACD-1738).

Das Gleiche ist möglich hinsichtlich der Konzerte.Die zwei Violinkonzerte, das d-moll-Konzert für Violineund Klavier mit Streichorchester, die drei Klavierkon-zerte und die beiden Konzerte für zwei Klaviere und

Alle Sinfonien für Streicher Amsterdam Sinfonietta, Lev Markiz

BIS-SACD-1738

Alle KonzerteAmsterdam Sinfonietta, Lev Markiz

BIS-SACD-1766

Klavierkonzerte Nr. 1 + 2 / KlavierwerkeCamerata Salzburg, Ilan Volkov, Ltg.MDG 943 1421-6 (Hybrid-SACD)

Klavierkonzerte op. 25 + op. 40 Sechs Lieder ohne Worte

Fumiko Shiraga, KlavierCLA50-2910 / Claves

1. + 5. Sinfonie, Hebriden-Ouvertüre,Ouvertüre zu Ruy Blas

A. Seidel, M. Moosdorf, O. Gollej, G. FauthMDG 307 1469-2

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16 AUSGABE 2009/4

Orchester – alles auf einer SACD (BIS-SACD-1766).Vorgetragen von herausragenden Solisten wie Isabellevan Keulen, Ronald Brautigam, Roland Pöntinen undLove Derwinger. Die Begleitung übernehmen dieAmsterdam Sinfonietta, geleitet von Lev Markiz.

Besonders interessant sind seine zwei Klavierkon-zerte, und dies auch wegen ihrer Entstehungsgeschichte.Das erste Klavierkonzert entstand 1831 während Men-delssohns großer Pilger- und Erkundungsfahrt durchDeutschland, die Schweiz und Italien. Das zweiteschrieb er während seiner Hochzeitsreise (am 28.3.1837hatte er Cécile Charlotte Sophie Jeanrenaud geheiratet)unter südlicher Sonne Italiens. Elisabeth Leonskaja unddie glänzend aufgelegte Camerata Salzburg unter derLeitung von Ilan Volkov sorgen in einem SACD-Mitschnittdieser Werke für Hörgenuss pur (MDG 943 1421-6).

Nirgendwo anders als in Venedig hätte Mendels-sohn Bartholdy die drei berühmten „VenetianischenGondellieder“ komponieren können. Untypisch für einLied (und die Gondolieres), verzichten sie ganz und garauf Text. Es sind kleine Miniaturen, mal eben aus demHandgelenk geschüttelt, der jeweiligen Situation ange-passt. Sie gehören zur Gattung „Lieder ohne Worte“, dieder Komponist von 1832 an bis zu seinem Lebensendeimmer wieder als kleine Sammlung von sechs Klavier-stücken zur Veröffentlichung freigab – und die jetztdie folgerichtige Ergänzung des Programms bilden.

Und nun stellen Sie sich vor, es gäbe keine CDs, keineLPs, ja nicht einmal elektrisches Licht: Was tun Sie dennda als begeisterte Bildungsbürgerin oder Bürger mitmusikalischen Ambitionen, wenn Sie neue Werke kennen-lernen wollen? Kammermusik mag ja noch angehen,Noten sind schließlich käuflich erhältlich, aber großbe-setzte Werke? Konzerte oder Sinfonien? Keine Chance. Essei denn, der Komponist oder ein Kollege desselben hateine kammermusikalische reduzierte Fassung im Angebot,die Sie zu Hause im Kreise der Familie oder mit Freundenmusizieren können. Ein Klavierkonzert z.B. in der Beset-zung Klavier und Streichquartett oder Quintett. Und genausolche Fassungen fanden im 19. Jahrhundert reißendenAbsatz, sehr zur Freude der Verlage, die auf diesem Wegpreiswert zu einer Zweitauswertung der Partiturenkamen. Die japanische Pianistin Fumiko Shiraga hat sichseit einigen Jahren darauf spezialisiert, berühmte Kon-zerte in solchen Kammerversionen aufzuführen. CordGarben hat Mendelssohns Klavierkonzerte für Klavier undStreichquintett arrangiert, und Fumiko Shiraga hat dieseFassungen mit dem Nathan Quartett und Bernd Konzettam Kontrabass für Claves eingespielt (CLA50-2910). Als „Zugabe“ bietet die Einspielung noch sechs derberühmten „Lieder ohne Worte“ in einer erlesenenBearbeitung für Klavier, Violine und Violoncello.

Und noch eine Aufnahme mit kleinbesetzten Fas-sungen großer Orchesterwerke verdient Erwähnung, die

mit den Musikern Andreas Seidel, Violine, MatthiasMoosdorf, Violoncello sowie Olga Gollej und GeraldFauth, Klavier, für MDG entstand (MDG 307 1469-2)

Wenn nur wenige Musiker ein komplettes Orchesterersetzen, zeigt sich die Qualität des Komponisten und derFeinsinn des Arrangeurs. So geschehen bei äußerstgelungenen Kammermusik-Bearbeitungen der 1. und5. Sinfonie und zweier Ouvertüren für Klavier zu vierHänden, Violine und Violincello, die erst jetzt für dieSchallplatte entdeckt wurden.

Mendelssohn hatte das Glück, dass schon seinefrühesten Kompositionen bei Hauskonzerten im Fami-lienkreis aufgeführt wurden. Der Qualität dieserWerke tut das allerdings keinen Abbruch. Im Gegen-teil: Die Arrangements der Hebriden-Ouvertüre, derReformations-Sinfonie und der Ruy-Blas-Ouvertüresind spieltechnisch äußerst anspruchsvoll und gewäh-ren dem Zuhörer einen ebenso intimen wie faszinie-renden Einblick in die kompositorische Struktur.

Mit diesen kammermusikalischen Fassungengroßbesetzter Werke schaffen wir ganz elegant denÜbergang in die „echte“, die originäre Kammermusik.

Kammermusikwerke mit Klavier bilden einenwichtigen Teil im reichen und vielgestaltigen SchaffenMendelssohns. Die Gründe liegen auf der Hand: er warein glänzender Pianist und hatte schon früh die Gelegen-heit, im Berliner Elternhaus und im Konzertsaal mit denbesten Musikern seiner Zeit zu konzertieren. Doch erstrelativ spät wandte er sich dem Klaviertrio in der klassi-schen Besetzung Violine, Cello und Klavier zu und schufzwei Werke (d-moll op. 49 von 1839 und c-moll op. 66,1845 entstanden). Vorangegangen war ein frühes Trioc-moll (1820, veröffentlicht erst posthum 1971) in derungewöhnlichen Besetzung Violine, Viola und Klavier.

Das Trio Parnassus entführt mit einer Gesamtver-öffentlichung des Mendelssohnschen Klaviertrio-Schaffens auf (MDG 303 1241-2) in eine bessere Welt –in die des ungebrochenen Schönheitsideals.

Klaviertrios spiegeln auf Schritt und Tritt die klas-sisch-humanistischen Ideale ihres Schöpfers wieder.Mendelssohn vereinigte Gefühl und Geist – ganz so,wie es die anspruchsvolle und hochgebildete Öffent-lichkeit Leipzigs verlangte. Kunst war nicht mehr einoberflächliches Vergnügen, sondern wurde mit Ver-stand und Vernunft verbunden.

Die Uraufführung des d-Moll-Trios fand am 1. Feb-ruar 1840 im Rahmen einer „Musikalischen Abend-unterhaltung“ in Leipzig statt. Der als Kritiker gefürch-tete Robert Schumann bezeichnete das Stück als „dasMeistertrio der Gegenwart“ und Mendelssohn als den„Mozart des 19ten Jahrhunderts“ – umgehend erobertedas Werk die Salons und die Konzertsäle der Welt.

Eine weitere interessante Einspielung der Klavier-trios ist gerade bei Thorofon erschienen (CTH 2561);

Sämtliche KlaviertriosTrio ParnassusMDG 303 1241-2

Klaviertrios Hyperion-TrioCTH 2561 / Thorofon

Sämtliche Streichquartette, Vol. 1 Leipziger StreichquartettMDG 307 1055-2

Sämtliche Streichquartette, Vol. 2 Leipziger StreichquartettMDG 307 1168-2

Sämtliche Streichquartette, Vol. 3 Leipziger StreichquartettMDG 307 1056-2

Abbildung im Hintergrund: „Wenn der Abendwind durch die Wipfel...“ Autograph des dreistimmigen Liedes, Foto: Mendelssohn-Haus Leipzig

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CLASS a k t u e l l

es spielt das Hyperion-Trio. Interessant vor allemwegen der Kopplung mit dem Klaviertrio des däni-schen Komponisten Emil Hartmann, in dem sich deut-lich der Einfluss Mendelssohns zeigt.

Seit der Zeit der Wiener Klassik galt die Kompositionvon Streichquartetten als Prüfstein für die Leistungsfähig-keit jedes ernstzunehmenden Komponisten. In der Tatwerden bei kaum einem anderen Genre kompositorisch-handwerkliche Schwächen so deutlich wie beim Aus-balancieren der vier Stimmen, die, wiewohl eigenständig,eben doch ein harmonisches Ganzes geben müssen.

Sämtliche Streichquartette Mendelssohn hat dasLeipziger Streichquartett für das Detmolder LabelDabringhaus und Grimm auf vier CDs eingespielt. (MDG307 1055-2, 307 1168-2, 307 1056-2 und 307 1057-2).Eine dankbare Aufgabe für eines der derzeit bestenQuartette (nicht nur) Deutschlands, denn Felix Men-delssohns Meisterschaft dokumentiert sich in der Tat inseinen Quartetten. Heute macht man in dem Alter denFührerschein, in dem Mendelssohn sein erstes Streich-quartett, op. 13, vorlegte – so geschehen im TodesjahrBeethovens, 1827. Zwei Jahre später erschien sein Es-Dur-Quartett als op. 12. Auffällig ist die Seelen-Ver-wandtschaft beider Werke mit den späten Beethoven-Quartetten, mit der Mendelssohn seiner Bewunderunggegenüber den exzentrischen Beethoven-KompositionenAusdruck gab. Die Quartette, die Mendelssohn 1839 alsop. 44 veröffentlichte und die dem Kronprinzen Oskarvon Schweden gewidmet sind, überstrahlen in ihrer melo-dischen Perfektion und Ausgewogenheit alles bisherDagewesene. Wie zerrissen, suchend und fragend wirkendagegen die beiden „Pilotkompositionen“, die er alsop. 12 und als 18jähriger veröffentlicht hatte. Die be-zaubernde Elfenmusik des Sommernachtstraums be-gegnet uns im Scherzo des e-Moll-Quartettes wieder –kein Wunder, denn diese Werkgruppe entstand 1837,zu einer als Zeit, als der erfolgreiche, von Verlegerngehetzte Komponist endlich ersehnte Ruhe und Harmo-nie fand: auf seiner Hochzeitsreise. Der Zyklus op. 44ist in seiner klassizistischen Ausgewogenheit eine wich-tige Station des Weges, der im Streichquartett op. 80.

Hört man dies zum ersten Mal, überrascht die uner-wartet schroffe und hitzige Tonsprache mit vorwärts-weisendem, fast expressionistischem Charakter. In allenvier Sätzen bricht er mit der organischen Harmonie, unddas rhythmische Moment tritt in den Vordergrund. KurzeZeit nach der Vollendung des Werkes, am 4. November1847, stirbt Mendelssohn in seiner Leipziger Wohnung.

Mendelssohn verfügte mit 16 Jahren bereits übermehr musikalische Erfahrungen als so mancher andereKomponist am Ende seines Lebens. Das Leipziger Streich-quartett, ergänzt um Matthias Wollong und Yamei Yu,Violine, Hartmut Rohde, Viola und Martin Sanderling,Violoncello beendet die Gesamteinspielung mit dem Oktett

Es-Dur – dem Jahrhundertwerk eines Jugendlichen.Vielschichtig und facettenreich gestalten sich

Mendelssohns einzige und einzigartige Streichquintette,die lange Zeit zu Unrecht im Schatten seiner übrigenKammermusik standen. Es ist daher sehr zu begrüßen,dass nun eine Neueinspielung der beiden Werke durchdas Berliner Streichquintett vorliegt, erschienen aufAudiomax 703 0533-2.

Mendelssohn komponierte bereits als 17jährigerdas Streichquintett op. 18, zu der Zeit, in der auch seineberühmte Sommernachtstraum-Ouvertüre entstand. DerVerlag zeigte kein Interesse und ließ das Werk drei Jahreunveröffentlicht liegen. Die Verzögerung der Druck-legung hatte auch seine guten Seiten: Mendelssohn fügtein der Zwischenzeit ein wundervolles Adagio hinzu.

An Mendelssohns harscher Selbstkritik scheitertenviele seiner schönsten Werke - so auch sein Streich-quintett op. 87. Vier Jahre nach seinem Tod konnte es derverblüfften Öffentlichkeit vorgestellt werden als reifes Spät-werk, das während der Arbeit am „Elias“ entstanden war.

Die Streichquintette finden sich auch in interes-santer Koppelung mit dem kürzlich erst entdeckten undnun ersteingespielten Streichquintett Es-dur von MaxBruch, aufgeführt vom renommierten Henschel Quartett(erschienen auf NEOS 30901 als Hybrid-SACD).

Ebenfalls auf SACD liegt eine Einspielung des Kla-vierquartetts f-moll op. 2 vor, gekoppelt mit einemKlavierquartett von Prinz Louis Ferdinand von Preußen.Das Valentin Klavierquartett hat die Aufnahme aufMusicaphon M 56890 vorgelegt. Dieses Quartett op. 2gehört einer Gruppe von drei Klavierquartetten an,mit denen der Knabe Mendelssohn Bartholdy erstmalsin Form von Druckausgaben an die Öffentlichkeit trat.Demnach muss der stets selbstkritische Mendelssohnvon der Qualität dieser Werke durchaus überzeugtgewesen sein. Die entsprechenden Werke von LouisFerdinand könnten ihm als Vorbilder gedient haben.Alle drei Werke entstanden innerhalb von nur dreiJahren; von der Presse wurden sie mit einhelligemLob bedacht, und sie haben seine erste Entwicklungs-phase entscheidend mitgeprägt.

Mit ihrem weichen, biegsamen Klang, der so wunder-bar melancholisch sein kann, war die Klarinette für dieRomantiker ein wunderbar geeignetes Ausdrucksmittel.Und so verwundert es nicht, dass auch Mendelssohn,wiewohl der klassizistischen Tradition verpflichtet, sichgern der Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instrumentsbediente. Der bekannte Klarinettist Dieter Klöcker hat mitdem Consortium Classicum für MDG nun das Gesamt-werk für Klarinette aufgenommen (MDG 301 0974-2).

Der junge, erfolgreiche Bankierssohn Mendelssohnfand schon früh einen kongenialen Freund, von demer schrieb: „Er ist einer der besten Musiker“ – denKlarinettisten Heinrich Joseph Baermann, für den schon

Sämtliche Streichquartette, Vol. 4 Leipziger Streichquartett

MDG 307 1057-2

Streichquintette op. 18 + op. 87Berliner Streichquintett

Audiomax 703 0533-2

Streichquartette Nr. 1 + Nr. 2 Henschel Quartett

Kazuki Sawa, Roland Glassl NEOS 30901

KlavierquartetteValentin Klavierquartett

M 56890 / Musicaphon

Kammermusik mit KlarinetteConsortium Classicum

MDG 301 0974-2

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Melodie zu Beginn und dem grandiosen Rondocapriccioso schlägt er den Bogen zu einigen wunder-baren Kleinodien aus der Feder von MendelssohnsSchwester Fanny. Und diese steht ihrem Bruder innichts nach: Koch spielt ihre Werke gleich beseelt undin Farben, die seinen fast 200 Jahre alten Flügel wieaus einer anderen Welt klingen lassen.

Verlassen wir nun zum Schluss das Klavier im bür-gerlichen Salon und begeben uns in die Kirche – an dieOrgel. Die Sechs Sonaten für Orgel op. 65 sind heute ausdem Repertoire eines Organisten kaum wegzudenken.In der Häufigkeit, in der sie aufgeführt werden, sindsie mit den großen Orgelwerken Bachs vergleichbar.Mendelssohn schuf Werke, die in ihrer Musikalität undAusdruckskraft einen Bogen zwischen Barock undRomantik spannen, in einer Zeit, in der das Werk Bachsdurch ihn wiederentdeckt wurde und in der der Orgelansonsten wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Die sechs Sonaten sind eine Art tour d’horizondurch die Orgelmusik des 19. Jahrhunderts: Die wich-

tigste Traditionsform der Orgel, dieFuge, ist im Schlusssatz der 2. Sonateund in dem Mittelsatz der 6. Sonateprominent vertreten. Auf drei protes-tantische Choräle greift Mendelssohnebenso zurück. Die 6. Sonate ist einegroß angelegte Choralvariation über„Vater unser im Himmelreich“.

In der CD-Veröffentlichung vonRondeau Production (ROP 6029) er-klingen die Sechs Sonaten op. 65, inter-pretiert von Thomasorganist UllrichBöhme, an der Sauerorgel der Thomas-

kirche zu Leipzig.Die erste Gesamteinspielung sämtlicher Orgelwer-

ke von Mendelssohn liegt auf 4 CDs vor, erschienenbei MDG (317 0487-2). Rudolf Innig wählte für dieseAufnahme die Klais-Orgel (1910) in St. Stephanus,Beckum die in ihrer grundtönigen, orchestralen Dis-position Mendelssohns Klangvorstellung besondersentgegenkommt. Aufgrund der ersten Gesamtausgabeder Orgelwerke Mendelssohns von W.M.A. Little wares möglich, auch die hierin erstmals veröffentlichtenFrüh- bzw. Alternativfassungen der Sonaten-Sätze(Berlin/ Krakau- Manuskript) einzuspielen. Die Auf-nahme gewährt damit einen höchst interessanten Einblick in die Werkstatt Mendelssohns, speziell indie Genese der Sonaten.

Und damit sind wir am Ende dieses kleinen Rund-gangs angekommen, der nur ein ganz klein wenig an der Oberfläche kratzen konnte – die Beschäftigungmit diesem faszinierenden Komponisten lohnt allemalund immer wieder, nicht nur im Jubiläumsjahr 2009.

A. Rainer

Carl Maria von Weber alle seine Klarinettenwerkekomponiert hatte. Dass auch Baermanns Sohn Carlhervorragend Klarinette zu spielen und zu komponierenwusste, belegt diese Einspielung in eindrucksvollerWeise: Das erstmals auf CD veröffentlichte Duo concertant op. 33 gehört in den engen Kreis derkünstlerischen Baermann-Mendelsohn-Liaison.

Und nun kommen wir endlich zu Mendelssohnsberühmtesten Werk: Der Musik zu Shakespeares „EinSommernachtstraum“. Aber nicht im Original, sondernin einer verblüffenden, faszinierenden Fassung für Saxo-phonquartett und Klavier. Das Alliage-Quartett spieltzusammen mit Jang Eun Bae, auf MDG 603 1396-2bzw der Hybrid-SACD MDG 903 1396-6 SchumannsKlavierquartett op. 44 und eben den Sommernachtstraum.

Das Jahr 1843 spielt eine große Rolle in derMusikgeschichte. Es ist das Jahr, in dem Adolphe Saxsein neues Instrument zum Patent anmeldete. Es ist dasJahr, in dem Robert Schumanns Klavierquintett op. 44erstmals erklang. Und es ist das Jahr einer ganz be-sonderen Theateraufführung in Potsdam:William Shakespeares Sommernachts-traum wurde begleitet durch die fürdiesen Anlass neu geschaffene Musikeines gewissen Mendelssohn Bartholdy.

Die Verschmelzung von Alt undNeu, von Tradition und Modernem,steckt im Namen „Alliage“, eine An-spielung auf die feine Legierung, ausder das Saxophon besteht. Die Musikererzeugen mit ihren Instrumenten soviele Klangfarben wie die blank polier-ten Saxophon-Oberflächen Reflexionenim gleißenden Scheinwerferlicht. Kein Wunder: IhreDebut-CD wurde mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet.

Und für noch etwas anderes wurde Mendelssohnberühmt: die „Lieder ohne Worte“. Nicht weniger als48 solcher Klavierminiaturen hat er geschrieben,zunächst als Geschenk an seine Schwester Fanny.Romantische Musik voll tiefen Gefühls, da braucht es keine Worte mehr. Die Musik sagt alles aus. So ist es nicht verwunderlich, dass Mendelssohn in den meisten Fällen denn auch darauf verzichtete, denStückchen Namen oder Überschriften zu geben. Werin diese Welt eintauchen will, dem sei eine Einspie-lung mit Daniel Gortler empfohlen, Preisträger vielerinternational renommierter Wettbewerbe, der bereitsmehrfach sämtliche „Lieder ohne Worte“ komplettaufgeführt hat (Romeo ROM 7273, 2 CD).

Mendelssohn, der Leidenschaftliche. Felix, derGlückliche. Verschiedenste Facetten in Klavierwerkendes wandlungsfähigen Komponisten stellt der PianistTobias Koch auf seiner neuen GENUIN-CD (GEN 89156)vor – und noch mehr: von der traumverlorenen irischen

Lieder ohne WorteDaniel GortlerROM 7273 / Romeo (2 CDs)

Musik zu „Ein Sommernachtstraum“Alliage Quartett MDG 603 1396-2MDG 903 1396-6 (Hybrid-SACD)

Klavierwerke / Musik von Fanny HenselTobias Koch, PianoforteGEN 89156 / Genuin

6 Sonaten für Orgel op. 65 Nr. 1- 6Ullrich Böhme, ThomasorganistROP 6029 / Rondeau

Sämtliche OrgelwerkeRudolf Innig, Klais-Orgel (1910) BeckumMDG 317 0487-2 (4 CDs)

Fanny Hensel geboreneMendelssohn (1805 -1847)

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Die faszinierende Kraft des Mittelalters – Carmina Burana

Alte Handschriften scheinen naturge-mäß der Stoff zu sein, aus dem sich dasFaszinosum Mittelalter am effektvolls-ten speist. So auch beim meistgespiel-

ten chorsinfonischen Werk überhaupt. Mit dereinerseits skurril und fremd, andererseits zärt-lich vertraut klingenden Musik gelang Carl Orff(1895-1982) etwas zu jener Zeit einzigartiges!Keine bedeutende Komposition hat so radikalmit der Tonsprache gebrochen wie die 1937uraufgeführte Carmina Burana: „Weltliche Ge-sänge für Soli und Chor mit Begleitung vonInstrumenten und magischen Bildern“.

Diese Magie ist in der vorliegenden Aufnahmeförmlich zu spüren: Die erschütternde Gewaltdes Eingangs- und Schlusschores, des Hymnus’an Fortuna, mit den sperrig sich schiebendenQuinten und Quarten des Chores und die steten

Repetitionen lassen im Chor bereits ekstatischeEnergieentladungen explodieren. Hier entlädtsich die ganze Kraft und Rohheit des Mittelal-ters, dessen Lieblichkeit und Milde an andererStelle durch die transparenten Knabensopranebrillant nachgezeichnet werden.

In der neuen CD-Einspielung treffen zweirenommierten Chöre aufeinander: der Mädchen-chor Hannover und der Knabenchor Hannover.Beide werden sie für ihre hervorragende Klang-qualität hoch gelobt; beide haben zahlreichePreise und Auszeichnungen erhalten. Begleitetwerden sie von der NDR Radiophilharmonieunter der Leitung ihres international bekanntenDirigenten, Eiji Oue. Das bedeutet gewachseneSouveränität und sprühend lebendiger Elan derChöre und Motivation im Orchester bis in dieFingerspitzen. Die Aufnahme des NorddeutschenRundfunks entstand im Großen Sendesaal inHannover, der optimale Bedingungen für diegroße Besetzung des Werks bietet.

Also: alles schon gehört? Nein! Die bei Rondeau Production erschienene Einspielung istmit Sicherheit eine der erfrischendsten profes-sionellen Aufnahmen der Carmina Burana, die imPhonohandel greifbar ist. Teres Feiertag

Carl Orff: Carmina BuranaHeidi Elisabeth Meier (Sopran),Jean-Sébastien Stengel (Tenor), Stefan Adam (Bass)Mädchenchor Hannover, Knabenchor HannoverNDR Radiophilharmonie, Eiji Oue, Ltg.CD ROP6030 (© 2009)

In fulminanter Besetzung musizierten der Knabenchor Hannover, der Mädchenchor Hannover,die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Eiji Oue.

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Crossover-Abenteuern ist. Ihre neue CD „Diffe-rent Worlds“ bietet zeitgenössische Musik vonRabih Abou-Khalil, John Zorn und Terry Riley infaszinierenden Bearbeitungen im klassischenSaxophon-Ensembleklang. Ganz der amerikani-schen Sphäre widmet sich ein weiteres Kammer-ensemble, das Pacific Trio aus Los Angeles,eines der renommiertesten Klaviertrios der USA.Sein SACD-Programm mit Werken von Gershwin,Bernstein, Copland und Muczynski weist nebenmancher bekannten Melodie aus „Porgy AndBess“ auch handfeste Überraschungen auf, vorallem das selten gehörte Erste Klaviertrio vonRobert Muczinsky aus dem Jahr 1966.

Ein ganz neues Kapitel eröffnet das Labelaus München mit der Liszt Lied-Edition. Die aufsechs SACDs projektierte Reihe soll bis zumLiszt-Jahr 2011 erstmals das komplette Lied-schaffen Franz Liszts dokumentieren, darunteretliche Ersteinspielungen. Die ersten beiden Albenerscheinen zum Jahreswechsel 2009/2010 –„Kling leise, mein Lied“ mit dem zuletzt vielgefeierten jungen Bariton Adrian Eröd und „WasLiebe sei“ mit Janina Baechle, der umjubeltenMezzosopranistin der Wiener Staatsoper. DerKlavierbegleiter ist Charles Spencer, der 12 Jahrelang Christa Ludwigs musikalischer Partner war.Entdeckungsfreudige Hörer dürfen sich hier aufviele unbekannte Lied-Preziosen freuen.

Jörg Hansen

Janina Baechle: Was Liebe sei MAR-1807 2 Liszt Lied-Edition Vol. 2 (SACD)

Das besondere Label MARSYAS – Unkonventionelles aus München

I n der Jazzwelt ist Enja Records seit 35 Jah-ren ein klangvoller Name. AmerikanischeJazzstars wie Chet Baker, Kenny Barron,Elvin Jones, Charlie Mariano oder John

Scofield haben auf Enja veröffentlicht, aber auchviele Musiker aus anderen Weltgegenden wieRabih Abou-Khalil, Roberto Fonseca, RenaudGarcia-Fons, Dusko Goykovich und AbdullahIbrahim. Immer wieder kam es dabei zu Begeg-nungen zwischen improvisiertem Jazz und zeit-genössischer Konzertmusik, die die Genre-Gren-zen auflösten und sinnlos machten. So kompo-nierte Rabih Abou-Khalil, der Oud-Virtuose ausdem Libanon, für das Balanescu Quartett. DanielSchnyder, Schweizer Komponist und Saxopho-nist, arbeitete mit dem Absolute Ensemble unterKristjan Järvi. Abdullah Ibrahim, der Pianist aus Südafrika, spielte mit dem Münchner Rundfunk-Symphonie-Orchester. Und Michael Riessler, der Kosmopolit aus Ulm, nahm mit demEnsemble 13 unter Manfred Reichert auf, wäh-rend Ferenc Snétberger, der Gitarrenvirtuoseaus Ungarn, mit dem Kammerorchester FranzLiszt ins Studio ging.

Und eines Tages war die Zeit einfach reif,dass sich Enja Records ein zweites Standbein inder klassischen und grenzüberschreitendenKonzertmusik zulegte. Michael Riesslers Koope-ration mit Sabine Meyers Trio di Clarone(„Paris Mécanique“) bildete den Anfang, DanielSchnyders Kompositionen für Blechbläser

(„Brass“) folgten und Janina Baechles Lied-Debüt („Chansons Grises“) machte den Start insneue Label perfekt. Ein Name war rasch gefun-den: MARSYAS – nach dem mythischen Satyr,der der himmlischen Musik ihren kreatürlichenAusdruck verlieh, dafür sein Leben opferte undso zum Sinnbild der Freiheit wurde.

Inzwischen ist das Label MARSYAS weitergewachsen und hat sein Profil kräftiger ausge-prägt. Mit dem Arte Quartett aus der Schweizwurde der Katalog um ein klassisch geschultesSaxophon-Ensemble erweitert, das seit vielenJahren ein verlässlicher Mitstreiter in aktuellen

Adrian Eröd: Kling leise, mein Lied MAR-1806 2 Liszt Lied-Edition Vol. 1 (SACD)

Pacific Trio: American Composers Gershwin, Bernstein, Copland, Muczynski MAR-1805 2 (SACD)

Arte Quartett: Different WorldsRabih Abou-Khalil, Terry Riley, John Zorn MAR-1804 2

Aktuelle Einspielungen:

Sabine Meyer: Paris Mécanique MAR-1801 2 Daniel Schnyder: Brass MAR-1802 2

Janina Baechle: Chansons Grises MAR-1803 2 (SACD)

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CLASS a k t u e l l

www.StephenMarchionda.com

Saitensprung

Der Italiener Domenico Scarlatti kom-ponierte in Spanien ab 1738 mehr als550 Cembalo-Sonaten voller Anklänge

iberischen Temperaments. Dass sich diese auchausgezeichnet auf einer modernen Gitarre aufführen lassen, zeigt der amerikanische, inSpanien lebende Gitarrist Stephen Marchionda,der diese Werke nun erstmals auf einer Super-Audio-CD eingespielt hat.

Scarlatti hatte seine Sonaten hauptsächlichals Übungsstücke für Königin Maria Barbarageschrieben, der er Unterricht gab. In vielendieser Werke kombinierte er seine frühen musi-kalischen Prägungen mit den Einflüssen des Flamenco, aber auch anderer spanischer Tanz-formen zu einem ganz persönlichen Stil. Ver-blüffend ist, wie Scarlatti dabei volkstümlicheElemente in seine für einen feudalen Rahmenkomponierten Sonaten einbaut und alltäglicheKlangerfahrungen integriert und imitiert.

Als sechstes Kind einer italienischen Musi-kerfamilie erlebte Domenico Scarlatti nach seiner Übersiedlung auf die iberische Halbinsel

in den königlichen Residenzen von Madrid undSevilla die spanischen Momente seines Lebens.300 Jahre später wurde Stephen Marchionda inGranada vom Scarlatti-Virus gepackt. Der klassi-sche Gitarrist mit italienischem und amerikani-schem Pass wandelte eigentlich auf den Spurendes Spaniers Manuel de Falla, als er auf dieCembalo-Sonaten Scarlattis aufmerksam wurde.Diese Werke faszinierten Marchionda so sehr,dass er einige für Gitarre arrangierte.

Die Gitarre gehört zu Spanien wie kaum einanderes Instrument. Scarlattis Werke wiederumverkörpern das Lebensgefühl der iberischenHalbinsel ungewöhnlich intensiv. Die Verbin-dung dieser beiden Elemente, gepaart mit demhöchst virtuosen und klangfarbenreichen Spielvon Stephen Marchionda, zeigt eine ganz andereSeite dieser hervorragenden Werke, die vermut-lich niemals zuvor auf Gitarre aufgenommenwurden, die aber so klingen, als wären sieimmer dafür bestimmt gewesen.

Thomas Trappmann

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Domenico Scarlatti (1685-1757)Sonaten K. 175, 213, 402, 403, 449, 450, 462,474, 475, 513(arr. für Gitarre von Stephen Marchionda)Stephen Marchionda, GitarreMDG 903 1587-6 (Hybrid-SACD)

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VertriebeDeutschland: Note 1, 06221/720351 · [email protected]Österreich: Lotus Records, 06272/73175 · [email protected]: Tudor, 044/4052646 · [email protected]

NEU BEI WERGO

Frederic Rzewski

The People United

Will Never Be

Defeated

Kai Schumacher, Klavier

„Ein Meisterwerk“, nennt Bernhard Wam -bach diese Komposition von FredericRzewski auf das chilenische Protestlied„¡El pueblo unido jamás será vencido!“:„Wer dieses Stück interpretieren will, hatnicht nur einen eminenten Text mit pia -nis tischen Höchstschwierigkeiten umzu-setzen, sondern er muss auch politischeHaltung haben. Ohne ‚Haltung’ ist diesesStück eines bekennenden Sozialisten nichtinterpretierbar.“ – Genau diese Haltungverkörpert Kai Schumacher.

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Die 1760er Jahre waren für die Oper eineZeit des Umbruchs und der Neuorien-tierung. Ein stärker durchkomponiertes

Musikdrama statt einer lockeren Folge brillantersängerischer Glanznummern war das ästhetischeZiel vieler Komponisten wie Christoph WillibaldGluck, die dafür den Bruch mit Konventionenund den Streit mit den Traditionalisten riskier-ten. Der Neapolitaner Gian Francesco de Majogriff die Reformansätze begeistert auf und setztesie in seinen Werken um.

Das beste Orchester der Welt

De Majo war in der glücklichen Lage, von1764-1766 in Mannheim mit dem besten Or-chester der damaligen Welt zusammenarbeitenzu können – das hat er genutzt, um mit dessentechnischen Möglichkeiten eine neue Musik-sprache zu etablieren. 1766wurde seine Oper „Alessandro“in Mannheim uraufgeführt. Siebasiert auf einem traditionellenSujet, in dem Alexander derGroße als Held verehrt wird, istin de Majos musikalischer Um-setzung aber alles andere als

konventionell. Dieenge Verzahnungder dramaturgi-schen Elementeund die differen-zierte Behandlungdes Orchesters schaffen eine neue Klangsprache,ohne dass das Sängerensemble auf die auchbeim Publikum beliebten Bravourarien verzich-ten muss. Kurz nachdem seine Karriere so richtigbegonnen hatte, starb de Majo allerdings38jährig an Tuberkulose. Trotz ihrer damaligenBeliebtheit verschwanden seine Werke bald von den Spielplänen und sind heute weitgehendunbekannt. Mit der Ersteinspielung des wieder-entdeckten „Alessandro“ hat das MannheimerNationaltheater einen Schatz seiner Geschichteauf höchstem Niveau der Öffentlichkeit wiederzugänglich gemacht. Thomas Jakobi F

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Ein Mannheimer Geniestreich GIAN FRANCESCO DE MAJO versöhntOpernreformer und Belcanto-Fans

Aktuelle Aufführungen: 29. 12. 2009 Mannheim31. 01. 2010 Mannheim20. 03. 2010 Winterthur21. 03. 2010 Winterthur17. 04. 2010 Mannheim21. 05. 2010 Mannheim

Weitere Informationen:www.CovielloClassics.de www.nationatheater.de

Gian Francesco de Majo (1732-1770)

Alessandro nell´Indie Opera seria in drei Akten

Nationaltheaterorchester Mannheim Tito Ceccherini

COV 20911 (2CDs) Coviello Classics

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Russian Romantic Horn QuartetsWerke von Rimsky-Korsakov, Tcherepnin, Mitushin, u.a.

Deutsches Horn Ensemble(auf or ig inal Kruspe-Hörnern)

brass 5.1Werke von Másson, Respighi, Böhme und Schnyder

Reinhold Friedr ich ,

Mannheim Brass Quintett

City Brass StuttgartWerke von Schnyder, Strauss, von Suppé, u.a.

Wolfgang Bauer , Chr ist ian Lampert ,

Stefan Heimann, Henning Wiegräbe u.a .

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Cornelia Ptassek als Cleofide

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Arnold Schönberg: 5 Orchesterstücke op. 16; Notturno für Harfe, Solo-Violine und Streicher; 6 Lieder op. 8;Präludium und Fuge BWV 552 (Bach/Schönberg)Manuela Uhl, SopranBeethoven Orchester Bonn, Stefan Blunier (Ltg.)MDG 937 1584-6 (Hybrid-SACD)

Weitere Empfehlungen:Ludwig von Beethoven: Leonore (Version 1806)Solisten, Kölner Rundfunkchor,Beethoven Orchester Bonn, Marc Soustrot (Ltg.) MDG 337 0826-2 (2 CDs)

Franz Liszt: Christus (Oratorium)Tschech. Philharmonischer Chor Brno,Beethoven Orchester Bonn, Roman Kofman (Ltg.) MDG 937 1366-6 (3 SACDs)

Ernst Krenek: Karl V. (Oper)Tschech. Philharmonischer Chor Brno,Beethoven Orchester Bonn, Marc Soustrot (Ltg.) MDG 337 1082-2 (2 CDs)

Was für ein Programm! Mit seiner erstenEinspielung am Pult des BeethovenOrchesters Bonn stellt uns Stefan Blunier vier wesentliche Phasen im

Leben des Komponisten Arnold Schönberg vor.Die Auswahl reicht vom spätromantischen „Not-turno“ über die Orchesterlieder op. 8 bis hin zuden atonalen Orchesterstücken op. 16 und derhochromantischen Transkription von Präludiumund Fuge BMV 552 von Johann Sebastian Bach,darunter eine veritable Ersteinspielung.

Schönbergs „Notturno“ für Harfe, Soloviolineund Streichorchester galt lange als verschollen.Die Existenz dieses Werks war allein durch eineZeitungsnotiz belegt: In ihrer Ausgabe vom 15. März 1896 berichtete die Wiener „Neue Mu-sikalische Presse“ von der Uraufführung der„sehr stimmungsvollen“ Komposition durch dasWiener Dilettanten-Streichorchester „Polyhym-nia“ unter der Leitung des Schönberg-LehrersAlexander Zemlinsky. Anhand originaler Finger-sätze in der Violoncellostimme wurde das Stückspäter identifiziert und ediert. Das BeethovenOrchester Bonn hat dieses Werk nun erstmalsaufgenommen.

Die spätromantische Harmonik hatte Schön-berg schon hinter sich gelassen, als er 1903 bis1905 die „Sechs Orchesterlieder op. 8“ kompo-nierte, doch frei von jeglicher Tonalität warendiese ersten Vokalwerke für das große Instru-mentarium noch nicht. Schönberg selbst sprachspäter von einem „Schwebezustand“. Bei derAuswahl der Gedichte griff er – wie Mahler – aufVorlagen aus der Anthologie „Des Knaben Wunderhorn“ zurück. Außerdem vertonte er Ge-dichte von Francesco Petrarca und von Heinrich

Hart. Genügend Stoff für die inzwischen insEnsemble der Berliner Oper katapultierte jungeSopranistin Manuela Uhl.

1909 schuf Schönberg die „Fünf Orchester-stücke op. 16“ und dokumentierte damit seineAnkunft in der Atonalität. „Keine Architektur,kein Aufbau. Bloß ein ununterbrochener Wech-sel von Farben, Rhythmen und Stimmungen“,erklärte Schönberg in einem Brief an RichardStrauss seine neue Art des Komponierens. Sofortschrittlich Schönbergs Weg in die Zwölf-Ton-Technik auch war: Er hat sich immer wiederauch der Transkription alter Werke, vor allemdes Thomaskantors, gewidmet.

So mutet seine Bearbeitung des großen Es-Dur-Präludiums mit Fuge aus dem Jahr 1929überraschend an und zeigt doch, wie sehr die-ser große Neuerer in der Tradition des 19. Jahr-hunderts verwurzelt ist.

Ein faszinierendes Programm, faszinierenddargeboten. Thomas Trappmann

Klang und StimmungStefan Blunier präsentiert „sein“ Beethoven Orchester Bonn mit Schönberg

Das Beethoven Orchester Bonn hat eine beeindruckende Diskografie bei MDG vorgelegt.Herausragend die Ersteinspielung der Oper „Leonore“ von Beethoven und „Karl V“ von Krenek (Marc Soustrot), sämtliche Schostakowitsch Symphonien und „Christus“ von FranzLiszt (Roman Kofman). Mehrere internationale Schallplattenpreise begleiten den Weg dieses großen symphonischen Klangkörpers. Dass man sich nicht nur nebenbei intensiv undoriginell mit dem Thema Nachwuchsförderung auseinandersetzt, führte gerade in Dresdenzur Verleihung eines weiteren Echo-Klassik-Preises.

Aktuelle Konzerte: Beethoven Orchester Bonn in der Beethovenhalle Bonn

06. 12. 2009 Klassik um 11 mit Haydn & Mozart

12. 12. 2009 Beethoven Competition Konzert

16. 12. 2009 BeethovenNacht

www.beethoven-orchester.de

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Im Blickpunkt

Tasteninstrumente

Der Kopf des Georg Friedrich HändelEine Erzählung von Gert JonkeUlrich Tukur, Sprecher Mit Musik von Georg Friedrich HändelCybele Hörbuch Wort&MusikSACD AB 006 (SACD Hybrid)ISBN 978-3-937794-07-5

Zum krönenden Abschluss des Händel-jahres hat das Label Cybele Records nachdem Hörbuch Arnold Schönberg: „DiePrinzessin“ das nächste Hörbuch-High-light herausgebracht: Der Kopf des GeorgFriedrich Händel.

Gleich drei Schwergewichte treffen hieraufeinander: Autor Gert Jonke, Schau-spieler und Musiker Ulrich Tukur und –wie der Titel bereits verspricht – derKomponist Georg Friedrich Händel.

Dieses Hörbuch trifft den Hörer gleichauf mehreren Ebenen im Innersten: Inhalt-lich, sprachlich, musikalisch und klang-lich: Der Wortmusiker (FAZ) und Text-komponist (taz) Gert Jonke hat sich, imwahrsten Sinne, der Musik verschrieben.„Wenn einer mit Worten Musik machenkann, dann ist es er.“(I. Reiffenstein)

Mit Worten Musikmachen

Die meisterlich eingesetzte Stimmedes Schauspielers und Musikers UlrichTukur entfaltet den Farbenreichtum, derJonkes Erzählung innewohnt.

Die größtenteils eigens für diese Pro-duktion eingespielte Musik von GeorgFriedrich Händel, interpretiert u.a. vonSopranist Jörg Waschinski und OrganistMartin Schmeding an der Gottfried-Silbermann-Orgel (1755) in der Kathe-drale Dresden, trägt den Hörer auf har-monisch vertrauten Klängen – teils aufhistorischen Instrumenten – in Jonkesexotisch anmutende Sprachwelten.

Lassen Sie sich also verzaubern undtauchen sie ein in dieses vielschichtigeHörerlebnis!

Morton Feldman Späte Klavierwerke Vol. 3Piano (1977)Palais de Mari (1986)Steffen Schleiermacher, KlavierMDG 613 1523-2

Steffen Schleiermacher gilt als einerder wichtigsten Neue-Musik-Interpretenunserer Zeit. Seine klug disponierteGesamtdiskographie – auch als Leiter desEnsemble Avantgarde – zeichnet exem-plarisch ein faszinierendes Bild der aktuellen Musikströmungen.

Nun ist die Einspielung der späten Klavier-Solowerke von Morton Feldmankomplett

Silent Moment„Piano“ markiert den Beginn der

„Pattern-Kompositionen“, in denen Feld-man mit kleinsten Musikfetzen arbeitet,die er ständig variiert, umschichtet und sopermanent neu erfahrbar macht. „Piano“überraschend den Zuhörer dennochdurch Dramatik. Und manchmal wird esdabei auch ungewöhnlich laut.

Eine bedeutende archäologische Aus-grabungsstätte im heutigen Syrien mitFresken voller geheimnisvoller Figuren istIdeen- und Namensgeberin von „Palais deMari“. Der Komponist hat es seinerFreundin und Vertrauten Bunita Marcusgewidmet, die es 1986 auch in New Yorkuraufführte. Im Gegensatz zu vielen an-deren Feldman-Stücken lässt sich „Palaisde Mari“ überraschend leicht hören: Konsonante Intervalle, einfache Melodienund feine Rhythmen vermitteln ein ab-solutes Wohlgefühl.

Wilhelm Friedemann Bach12 Polonoises pour le ClavecinFantasia d-Moll, Sonate Es-DurSiegbert Rampe,Cembalo und Tangenten-FlügelMDG 341 1592-2

Herzlichen Glückwunsch, WilhelmFriedemann: Zum 300. Geburtstag des„Hallenser Bachs“ im Jahr 2010 hat Siegbert Rampe einige Klavierwerke vonJohann Sebastians ältestem Sohn erstmalsund auf Original-Instrumenten einge-spielt. Die Aufnahme zum Jubiläumsjahrergänzt das vertraute Bild von WilhelmFriedemann Bach als genialem Improvi-sator eindrucksvoll um das eines Kompo-nisten, der im Schatten seines Übervatersmusikalisch und spieltechnisch außeror-dentlich anspruchsvolle Werke schrieb.

Papa ante portas12 Polonoises pour le Clavecin gehören

in Fachkreisen zu seinen bekanntestenWerken: Wilhelm Friedmann Bach hatdiese unterschiedlichen Charakterstückein zwei Etappen über Jahre hinweg mitgroßer Sorgfalt auf Papier ausgearbeitet.Er selbst spricht sogar von Konzertstücken,deren Gestus die überschwängliche früh-romantische Gefühlswelt gleichsam musi-kalisch antizipiert. Welchen Gegensatz bilden hierzu die in Dresden entstandeneFantasia und die in Halle komponierte Es-Dur-Sonate aus dem Jahr 1748!

Für die Einspielung der Sonate hatSiegbert Rampe einen Original-Tangen-tenflügel aus dem Jahr 1788 ausgewählt,ein Hammerflügel mit Tangentenme-chanik, wie er damals im deutschenSprachraum Hochkonjunktur hatte. Die12 Polonaisen und die Fantasie präsen-tiert uns der Experte für alte Instrumenteauf der Kopie jenes Cembalos, das Wilhelm Friedemann Bach 1733 als Aus-steuer von seinem Vater erhalten hatteund dessen Original heute im BerlinerMusikinstrumenten-Museum zu sehen ist.

Ludwig van BeethovenKlaviersonaten op. 109, op. 110 und op. 111Cédric PesciaCLA 50-2903 / Claves

Nach den „Goldberg-Variationen“(Claves 50-2407), die 2004 den vielbeachteten Auftakt zu seiner Zusammen-arbeit mit Claves bildete, wagt sich CédricPescia nun an die letzten drei Klavier-sonaten Beethovens, jene Werke, die soverwirrend, gleichzeitig aber auch vonerfrischender Einfachheit sind – und überdie schon alles und jedes gesagt wurde.Drei Sonaten, zwischen 1820 und 1822geschrieben, als Beethoven an seinem„geistigen Testament“ arbeitete, der Missasolemnis. Pescia versteht es, diesenAspekt mit seinem empfindsamen, aufergreifende Art nach innen gekehrtemSpiel besonders zu betonen.

Arbeit am Titanen

Der Pianist, 1976 in Lausanne gebo-ren, studierte bei Christian Favre am Kon-servatorium seiner Heimatstadt, später inGenf und schließlich an der Berliner Uni-versität der Künste bei Klaus Hellwig. Erbildete sich weiter u.a. bei Barenboim,Fischer-Dieskau, Gage, Zacharias und demAlban Berg Quartett. Von 2003 bis 2006war er Gast der International Piano Aca-demy Lake Como (Italien), wo er bei Bas-hkirov, Fleisher, Grant Naboré und Staierstudierte. Er gewann 2002 den GinaBachauer Wettbewerb in den USA. Pesciakonzertiert weltweit, gibt Meisterkurse inden USA und Europa, und ist neben seinersolistischen Laufbahn auch ein begeister-ter Kammermusiker.

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AUSGABE 2009/4 25

CLASS a k t u e l l

Francis Poulenc Weltliche ChormusikNorddeutscher FiguralchorJörg Straube, Ltg.MDG 947 1595-6 (Hybrid-SACD)

Angefangen vom ersten Chorwerk desFranzosen, dem vom Männerchor vorge-tragenen Chanson à boire, über seine Ver-tonungen populärer Gedichte bis zu denvolksnahen Chansons françaises und derbis zu achtstimmigen Kantate Figure hu-maine stellt der Norddeutsche Figuralchorunter der Leitung von Jörg Straube dieweltliche Chormusik von Francis Poulencvor – und beweist seine eigene musikali-sche Vielfalt und große Professionalität.

Chansons populaires

Francis Poulenc stammt aus einer sehrmusikalischen Pariser Familie. Von IgorStravinsky und Maurice Chevalier ebensobeeinflusst wie vom französischen Vaude-ville stieß der junge Mann bald zu einerGruppe von Komponisten um Erik Satieund Jean Cocteau, genannt „Les Six“. Istdas der Dunstkreis, in dem sein Trinkliedentstand? Die Freundschaft mit Dichterndes Montparnasse, darunter GuillaumeApollinaire, regte ihn zur Kompositionzahlreicher Chorwerke an.

Die Kantate Figure humaine entstand1943 als Akt des Widerstandes währendder Zeit der deutschen Besatzung. Poulenc vertonte darin Regime-kritischeTexte seines Lieblingsdichters PaulÉluard. Die Kantate wurde noch vor Endedes Krieges nach England geschmuggelt,wo sie im Januar 1945 in einer Überset-zung uraufgeführt wurde. Die französi-sche Premiere fand erst im Jahr 1947statt, also nicht, wie von Poulenc erhofft,am Tage der Befreiung. Das Werk istgespickt von sängerischen Herausforde-rungen. Allein im Schlussakkord verlangtdie Partitur vom zweiten Sopran ein drei-gestrichenes E…

Tasteninstrumente Chormusik

Felix NowowiejskiKonzerte für Orgel solo Vol. 1Konzerte op. 56, 1 + 2Orgelstücke op. 9Einzug in den Dom op. 8, 3Rudolf InnigSauer-Orgel, Bremer DomMDG 317 1591-2

Für die Einspielung der spätromanti-schen Orgelsinfonien von Felix Nowowiejskiwurde Rudolf Innig mit dem „Echo Klas-sik“ belohnt. Jetzt ergänzt der erfolg-reiche Konzertorganist das Werk miteiner Aufnahme der Konzerte für Orgelsolo op. 56 des besonders in der NeuenWelt geschätzten polnischen Komponisten.Die CD enthält zwei Konzerte sowie fünfPräludien aus op. 9.

Die Konzerte op. 56 sind 1940 unterdem Eindruck des nationalsozialistischenTerrors entstanden. Nowowiejski, der bei Max Bruch in Berlin studiert hatte,war aus seiner Heimatstadt Posen nachKrakau ins „Exil“ gegangen. Das ersteOrgelkonzert trägt deutlich autobiogra-phische Züge, dagegen greift das zweiteKonzert ein Thema der sinfonischenDichtung Dantes Traum von Piotr Rytelauf, deren Uraufführung Nowowiejskidirigiert hatte.

Der Bremer Dom mit seiner impo-santen historischen Sauer-Orgel gibt derAufnahme einen exzellenten klanglichenRahmen. Insgesamt 100 Register sind ver-teilt auf vier Manuale und Pedal.

Magic NineNachdem Nowowiejski die neun Orgel-

sinfonien komponiert hatte, nannte erfortan seine großen Orgelwerke „Kon-zerte“. War es Aberglaube? Wollte er demgrößten der Sinfoniker eine Referenzerweisen? Wir können es nicht mit Be-stimmtheit sagen. Jedenfalls sind dieOrgelkonzerte eine logische Fortführungder Sinfonien und damit zwingende Er-gänzung für jeden Schallplattensammler.

CLAUDE DEBUSSY Klavierwerke Vol. 5Transkriptionen – Drei BalletteKhamma / La boîte à joujoux / Jeux

Produktion der Royal Opera London2009 mit Tom Randle, Sarah Fox,Jeremy White, u.a. / City of LondonSinfonia, Christian Curnyn

Gewinner Kategorie Klavier

Jean-Efflam Bavouzet

Neuerscheinung von

Benjamin BrittensFassung der „Beggar’s Opera“

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Ludwig van Beethoven (1770-1827)Gesamteinspielung der Beethoven-Klaviersonaten?Gerhard Oppitz, KlavierBest.-Nr. 98.200 / CD-Box (9 CDs)hänssler CLASSIC

Gerhard Oppitz hat immer schon einFaible für Zyklen gehabt, besonders des„klassischen“ Repertoires: Bachs „Wohl-temperiertes Klavier“, das Klavierwerkvon Mozart, Brahms, Grieg hat er teils auf CD, teils immer wieder im Konzertsaalgespielt. Und natürlich Beethoven! Mitseiner Interpretation der Beethoven-Sonaten hat er immer wieder das Publi-kum verblüfft und begeistert. Nun liegendie Aufnahmen auf 9 CDs in einer anspre-chenden Box vor.

Geschichten vongroßer Liebe

In nur zwei Jahren hat Gerhard Oppitzalle 32 Sonaten Beethovens eingespielt.Aufnahmeort war das akustisch bekann-termaßen hervorragende Reitstadl inNeumarkt/Oberpfalz, als Aufnahmeleiterfungierte Klaus Hiemann, der in den letz-ten Jahrzehnten mit zahlreichen nam-haften Pianisten und Musikern gearbeitethat und weiterhin arbeitet. Das Verhältniszwischen den Beteiligten war ausgespro-chen herzlich, ein Glücksfall, wie GerhardOppitz meint. Das Ergebnis rechtfertigtdie Anstrengungen, denn Beethoven er-klingt hier mit einer Natürlichkeit, wie sie nur selten zu hören ist. Er stößt dabei mitten ins Herz der Musik, erlaubtkeine Manieriertheiten, sondern erzähltvon Beethoven mit einer musikantischenVertrautheit und Direktheit, der manjahrzehntelange Liebe anhört.

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Im Blickpunkt

Violoncelle à la françaiseCésar Franck (1822-1890): Sonate für Violine und Klavier A-durFelix Battanchon (1814-1893): Zwölf Etüden in der Daumenlage op. 25„Souvenir de Beethoven“ op. 8Martin Rummel, VioloncelloElizabeth Hopkins, KlavierM 56918 / Musicaphon (Ersteinspielung)

Neben der Violinsonate Francks, diehier erstmals in einer Transkription Martin Rummels erklingt, sind die WerkeBattanchons eine besondere Entdeckungdieser CD. Über viele Virtuosen des 19. Jahrhunderts ist nur wenig bekannt,sofern sie nicht eine glamouröse Karrieregemacht haben. Felix Battanchon ist einerjener Virtuosen, die dennoch für die Ent-wicklung ihres Instruments Bedeutendesgeleistet haben. Battanchon wurde 1840Miglied des Orchesters der Grand Opéra.Am Conservatoire als Lehrer tätig, kom-ponierte er hauptsächlich Studienwerkeund Salonstücke, von denen zwei auf der vorliegenden CD eingespielt sind.Seine 24 Etüden op. 4 gehörten noch zu seinen Lebzeiten zum Standard desCellostudiums, sind aber heute fast voll-ständig in Vergessenheit geraten.

„Souvenir de Beethoven” hat densechsten Satz aus Beethovens Serenadeop. 8 für Violine, Viola und Violoncello als Grundlage, wobei festzustellen ist,dass es sich eher eine Bearbeitung desOriginals handelt. Lediglich der Schlussist hinzugefügtes Material.

Die zwölf Etüden in der Daumenlageop. 25 gehören zum Besten, was auspädagogischer Sicht für das Cellogeschrieben wurde. Kenner des Cello-repertoires werden eine interessanteMischung zwischen schon in Duports 21 Etüden (Musicaphon CD M56878)vorhandenen Patterns, die klar aus derTonsprache des 18. Jahrhunderts stam-men, und Hinweisen auf die rasante Entwicklung, die dem Cello, seinemRepertoire und seiner Spieltechnikbeschieden sein würde, feststellen.

Robert SchumannStreichquartett op. 41 Nr. 3 Klavierquintett op. 44Marc-André Hamelin, Klavier Takács QuartettCDA 67631 / Hyperion

Das großartige Takács Quartett, kürz-lich für den Gramophone Award für seinezweite Aufnahme der Brahms Streichquar-tette nominiert, setzt seine Entdeckungs-reise durch die romantische Kammermu-siktradition fort. Sie spielen Werke ausdem Jahre 1842, das zu Schumanns„Kammermusikjahr“ wurde, wenngleiches für ihn sehr negativ begonnen hatte. Erkehrte niedergeschlagen von einer Kon-zertreise seiner Frau Clara alleine nachLeipzig zurück, da der Beifall nur der Pianistin vergönnt war, dem Komponistenaber keine Huldigungen zu Teil wurden.Zu Hause studierte er die Quartette vonHaydn, Mozart und Beethoven und fühltesich beflügelt zu neuen Kompositionen.Die Einflüsse der großen Meister sind in seinem Streichquartett op. 41 Nr. 3spürbar. Dennoch ist die musikalischeSprache charakteristisch deutlich diffe-renzierter, sie enthält viele besondere Eigenheiten, beispielsweise ist das Scher-zo als Variationssatz aufgebaut.

Im gleichen Jahr entstand auch dasKlavierquartett in Es-Dur op. 44. Eswurde nicht nur zum beliebtesten Kam-mermusikwerk innerhalb seines Oeuvres,sondern auch zu einem der populärstenWerke dieser Gattung. Eine weitere Kom-ponente hebt dieses Werk heraus: Schu-mann war der erste romantische Kompo-nist, der das Klavier mit einem Streich-quartett kombinierte.

Das Takács Quartett wird im Klavier-quartett durch den Pianisten Marc-AndréHamelin ergänzt. Eine hinreißende Part-nerschaft, die in vielen Konzertsälenbereits großen Beifall geerntet hat. Nichtzuletzt deshalb, weil die herausragendenMusiker das Werk in den Mittelpunkt stel-len und mit Kompetenz und Leidenschaftalles zu einem Guss formen.

26 AUSGABE 2009/4

Kammermusik

Joseph Haydn Streichquartette Vol. 2op. 50 No. 1, 4 + 5Leipziger StreichquartettMDG 307 1585-2

Das Leipziger Streichquartett setztseine Edition der Streichquartette JosephHaydns in dessen 200. Todesjahr mit dreiQuartetten (op. 50, Nr. 1, 4 und 5) fort.Diese gereiften Werke aus den Jahren1786/1787 widmete der Komponist demPreußischen König Friedrich Wilhelm II.

TauschhandelDie „Preußischen Quartette“ entstan-

den nach einer offenbar sehr hektischenPhase im Leben des Hofkapellmeisters:Seine Aufgaben für den Fürsten Esterházyließen ihm über Jahre weder Zeit nochMuße zur Komposition einer Streich-quartettserie. Den Impuls zu einer neuer-lichen Beschäftigung mit diesem Genrehat möglicherweise Mozart gesetzt. Dieserveröffentlichte 1785 seine „Haydn-Quar-tette“, in denen sich über die Widmunghinaus auch auffällige musikalische Zitateaus den Werken des Komponistenkol-legen befinden. Vielleicht sah Haydn dieZeit für gekommen, dem großen Salz-burger mit einer eigenen Komposition zu„antworten“?

Die fast 70 CDs des Leipziger Streich-quartetts, darunter die hochkarätigenGesamteinspielungen der Werke vonMendelssohn, Mozart, Beethoven, Schu-bert, Brahms, Berg, Schönberg undWebern, sind uns noch in bester Erinne-rung. Jetzt darf man gespannt auf die Fort-setzung dieser Haydn-Edition warten.

Ensemble EstebanWerke von Astor Piazzolla, Leo Weißund Bernfried E. G. PröveTango Nuevo EnsembleMA 00016 / Master Arts

Dieses Ensemble möchte Menschenfür die Sinnlichkeit und emotionale Tiefedes Tangos begeistern. Immerhin wurdeder Tango als Genre von der Unesco am30.9.2009 zum immateriellen Welterbeder Menschheit erhoben.

Pflege eines Weltkulturerbes

Das kann bei weitem nicht jede Kunst-form von sich sagen. Dem Ensemble Esteban ist es ein Anliegen, den „TangoNuevo“ durch eigene Werke und inno-vative Arrangements von weltbekanntenTangokompositionen weiter zu ent-wickeln und somit der „Tangowelt“ neueImpulse zu geben. Durch die selteneBesetzung aus Gesang, Violine, Vibra-phon, Klavier und Kontrabass gelingtden Musikern eine einzigartige Klangauramit hohem Wiedererkennungswert.

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AUSGABE 2009/4 27

Kammermusik

Schiller beflügeltThomas Schmidt-Kowalski:Das Lied von der Glocke, op. 115; Matthias Drude: Der Handschuh; Alfred Koerppen: Das verschleierte Bild zu Sais; Christoph J. Keller: Der Taucher;duo pianoworte:Helmut Thiele, SprecherBernd-Christian Schulze, KlavierM 56913 / Musicaphon

Rechtzeitig zu Schillers 250. Geburts-tag legt das duo pianoworte eine Hul-digung an den Weimarer Poeten vor. Dadem lyrischen Werk von Schiller ein geradezu „musikalischer Gestus“ inne-wohnt, lag es nahe, Komponisten derGegenwart zu neuen Melodramen nachden bekannten Texten anzuregen.

Schiller beflügelt Der Balladendichter Schiller hatte,

einmal abgesehen von dem außerordent-lichen metrischen und rhythmischenReichtum in seiner Lyrik, präzise ästheti-sche Vorstellungen von den Aufgaben undvor allem von den Wirkungen der Musik.In der Verbindung von Rezitation undMusik entsteht nun die Möglichkeit,Altbekanntes in ungewöhnlichem Licht zupräsentieren. Die ganz unterschiedlichemusikalische Herangehensweise von vierrenommierten niedersächsischen Kom-ponisten führt zu einem äußerst reizvol-len stilistischen Kaleidoskop. – Das mitdem ECHO KLASSIK 2002 ausgezeichneteduo pianoworte widmet sich seit seinerGründung 1994 einem speziellen Genre:Werke für Sprecher und Klavier. Dabeigeht es vor allem um das Anknüpfen andie mittlerweile fast in Vergessenheitgeratene Tradition des romantischen Kon-zertmelodrams. Neben einer umfangrei-chen Konzerttätigkeit begeistert das duopianoworte auch bei zahlreichen Rund-funk- und Fernsehsendungen regelmäßigsein Publikum.

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Georg Friedrich Händel

Dixit DominusAgostino Steffani

Stabat Mater

Johann Sebastian Bach

The Bach Collection Welterfolge feierte das Ensemble „The Sixteen“ mit ihren Aufnahmender Bachschen Werke, zusammen-gefasst zur attraktiven Box.

Cavalli, Sartorio, Schenk,Schmelzer, Fux, Froberger u. a.

Auf Wiener Art Musik vom Habsburger Hof

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CORO

Ensemble Le Jardin Secret

„Wein, Weib und Gesang“Walzer von Johann Strauß (arr. von Schönberg, Berg, Webern,Trojahn & Dott)Thomas Christian EnsembleMDG 603 1590-2

Kann eine Pleite unterhaltsam sein?Alban Berg, Anton Webern und ArnoldSchönberg haben jedenfalls 1921, umihren „Verein für musikalische Privat-aufführungen“ vor dem Konkurs zu ret-ten, Adaptionen der populärsten WalzerJohann Strauß’ geschaffen. Das Benefiz-Konzert und die anschließende Auktionihrer Partituren waren zwar erfolgreich,doch den Verein konnten sie letztlich nichtretten. Die vier Walzer-Partituren bliebenaber erhalten: Das Thomas-Christian-Ensemble aus Wien hat die ungewöhn-lichen Arrangements jetzt erstmals aufCD eingespielt.

WalzerseligkeitWas kaum jemand weiß: Auch Schön-

berg hatte eine gehörige Portion Humor:Während einer Tournee seines „Pierrotlunaire“-Ensembles schuf der Meister alsKontrast und seither beliebtes Zugaben-Stück seine neue Version des „Kaiserwal-zers“. Hatte Strauß das Stück für denpreußischen Kaiser Wilhelm II. kompo-niert, machte Schönberg daraus einenWalzer für Österreichs Franz Joseph II.,indem er die von Haydn komponierte„Kaiserhymne“ in die Strauß-Vorlage ein-fließen ließ – was für ein Heidenspaß ...

Mit seinen ebenso akribisch wie musi-kantisch daherkommenden Bruckner-und Mahler-Einspielungen hat sich dasWiener Ensemble schon erfolgreich am„Vereins“-Repertoire bedient. Natürlichfinden auch bei dieser Einspielung dermit schmelzendem Ton aufspielende Primarius Thomas Christian und seineKollegen zu einer ebenso faszinierendenEinheit zusammen.

Georg Friedrich HändelThe Trumpet Shall Sound.Music for the Royal Fireworks, Musicfrom Saul, Ode for St. Cecilia’s Day,A Collection of Original Marches u.a.Pfeiffer-Trompeten-ConsortCantate C 58040

Seit nunmehr über 300 Jahren begeis-tert die Musik Georg Friedrich Händelsein breites Publikum. Heute ist sie belieb-ter denn je und man findet sie beinaheüberall: auf Opernbühnen, in Kirchen undKonzerten, sogar bei den Fernsehübertra-gungen der Fußball-Champions-League.Schon zu Lebzeiten wurde Händel in ganz Europa gefeiert, in Hamburg ebensowie in Italien – man nannte ihn dort den „lieben Sachsen“ (il caro Sassone) –und natürlich in England, seiner Haupt-wirkungsstätte.

Für das Pfeiffer-Trompeten-Consortlag es daher nahe, im Jahr seines 250.Todestages seine fünfte CD auf Cantateausschließlich mit Werken des nebenBach bedeutendsten Komponisten desBarock zu gestalten. In zahlreichen Wer-ken setzen die Trompeten die triumphalenGlanzpunkte. Neben dem Hauptwerk –der „Feuerwerksmusik“ – soll ein kleinerEinblick in Händels umfangreiches Schaf-fen gewährt werden, etwa mit Ausschnit-ten aus dem Oratorium „Saul“ bis hin zuder „Collection of Original Marches“, einerwohl einzigartigen Zusammenstellungkleiner Kabinettstückchen aus HändelsOpern, Oratorien und Instrumentalmusi-ken. – Das Pfeiffer-Trompeten-Consortwurde von den Brüdern Joachim, Haraldund Martin Pfeiffer zusammen mit demOrganisten Peter Schumann an der Heilig-geistkirche in Heidelberg gegründet.Bald gesellte sich der Pauker MathiasMüller hinzu. Bei den eigenen Arrange-ments ist es dem Ensemble ein be-sonderes Anliegen, die Möglichkeiten des heutigen Instrumentariums und diebarocke Spielpraxis miteinander zu ver-binden.

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Im Blickpunkt

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Antonio Cagnoni (1828-1896)Don BucefaloMorace, Girardi, Marsiglia, Date,De Giorgi, Silvestri, De PaceSlowakischer KammerchorOrchestra Internazionale d‘ItaliaMassimiliano CaldiCDS 634 / Dynamic (2 CD)

(Ersteinspielung)

Am 28 .6. 1847 hatte „Don Bucefalo“am Mailänder Konservatorium Premiere;es war ein Test des neunzehnjährigenKomponisten und die erste von bis dahindrei Opern, die ihm Erfolg brachte.Gelobt wurde er von der Kritik für dieLebendigkeit, den Witz und man entließihn mit dem Wunsch, er möge doch einenImpresario finden, der ihm den Weg ineine öffentliche Theaterkarriere ebnenmöge. Tatsächlich wurde „Don Bucefalo“in der Folge in mehreren italienischenTheatern gespielt, was wiederum Ricordiveranlasste, sich die Verlagsrechte zusichern. Die komische Oper auf ein Lib-retto von Calisto Bassi nutzt alle Klischeesihres Genres, spielt aber gleichzeitigdamit, indem sie alle Parameter in Fragestellt: Tempi, Rhythmen, Gesangsstile. Soerscheint sie gleichzeitig als Synthese wieauch als Überwinderin der zeitgenössi-schen komischen Oper. Inhaltlich handeltes sich um eine Buffooper, wie man siesich amüsanter kaum vorstellen kann.Eine unglaubliche Verwicklungsgeschichtemit Täuschungen und Enttäuschungen,witziger Verstellung, gockelhafter Arro-ganz „besserer Herrschaften“, vermeint-lich tumbem Landvolk und so weiter undso weiter. Die Hauptfigur ist Impresariound Gesangslehrer, und letztlich geht esneben den verzwickten Liebeshändeln umdie Vorbereitung einer Opernaufführung.Dieser Stoff bot Cagnoni natürlich reich-lich Gelegenheit, persiflierend auch in derMusik sich über den Inhalt dieserSchmonzette, aber auch über sich selbstund seine lieben Kollegen lustig zumachen. Beste Voraussetzungen für einenamüsanten Abend.

Oper

Carl Goldmark MerlinOper in 3 Akten Urfassung von 1886Welt-PremiereRobert Künzli, Anna Gabler, Brian Davis,Daniel Behle, Gabriela Popescu,Frank van Hove, Sebastian Holecek,In-Sung Sim, Michael Mantaj,Werner RollenmüllerPhilharmonischer Chor München,Andreas HerrmannPhilharmonie Festiva, Gerd SchallerPH 09044 (3 CDs) / Profil Medien - Edition Günter Hänssler

Wiederbelebung: Einst von Hanslick in den Himmel gelobt, in der Urfassungmehrfach an der Wiener Hofoper mitgroßem Erfolg aufgeführt, geriet diesesWerk nach Goldmarks Tod in Vergessen-heit. Dieser Mitschnitt einer Wiederauf-führung in Bad Kissingen aus dem Jahr2008 zeigt, wie ungerechtfertigt das Ver-gessen dieser Oper war: Wagnerianisch –dramatisch, aber unterhaltsam - roman-tisch zugleich, rankt sich die Musik umdie Liebesgeschichte zwischen SeherMerlin und der feenhaften Viviane – inder Goldmark eigenen Tonsprache.

Der Komponist Carl Goldmark (1830-1915) hatte sich seine Stellung als Tondichter hart erkämpft. Über zehnJahre schrieb er an seiner ersten Oper„Die Königin von Saba“ (1875). Er trafden Nerv der Zeit und wurde mit einemMale weltberühmt. Nach diesem durch-schlagenden Erfolg seiner ersten Oper,die auch musikalisch vollkommen in dieWelt des Orients eintaucht, liess er sichmit der Komposition seiner zweiten Operviel Zeit. Diese lange Spanne Zeit zeigtsein Bestreben nach detaillierter Feinar-beit in Komposition und Instrumentationsowie die rigorose Selbstkritik. Die neueOper „Merlin“ verzichtet im Gegensatz zu„Die Königin von Saba“ vollkommen aufdie orientalische Lokalfärbung.

KindheitserinnerungenWerke von Mozart, Prokofiev,Schubert, Dolshenko, Bártok, Bloch,de Falla, Janácek und EnescuMikhail Tsinman, ViolineNika Lundstrem, KlavierCM 0022007 / Caro Mitis

(2 Hybrid-SACD)

Die Zusammenstellung der hier ver-sammelten Werke ist nicht zufällig. Nurein einziges Stück ist eigens für Kindergeschrieben, das „Lied des Bachs“ vonDolshenko. Da findet man sich unver-sehens auf einer durchsonnten Waldlich-tung mit zirpenden Zikaden, brummen-den Käfern und zwitschernden Vögelnwieder. Aber auch alle anderen Werkebefassen sich mit der Kindheit bzw. mitderen Verlust. Es geht darum, was dasWesen der menschlichen Seele ausmacht,was in ihren versteckten Winkeln verbor-gen liegt, wenn wir uns die äußere Welterschließen und uns vom „Ursprüng-lichen“ entfernen und was dann wieder inuns aufflammt, wenn wir Einbußen hin-nehmen müssen, darüber, was uns selbstdahin begleitet, wohin für uns nach demVerlust der Kindheit kein Weg mehr führt.Und es sind auch Werke darunter, die inder Jugend- oder Kinderzeit der Kompo-nisten entstanden (Mozart) und deshalbdie kindliche Empfindungswelt zwangs-läufig noch in sich tragen. All dies bündeltsich schließlich in Enescus „Impressionsd‘enfance“, einer Suite, die der Kompo-nist im fortgeschrittenen Alter schrieb:Kindheit, Folklore, Wiegenlieder, Liederan den Bach... Es ist eine Synthese ausWeisheit und kindlicher Reinheit, einbewegendes Danklied für ein erfülltesLeben. Tsinman ist Konzertmeister desBolshoi Theaters und Mitglied desMoskauer Rachmaninov-Trios. Der Schü-ler von Bondarenko und Krysa ist seit den 1990er Jahren international bei Wett-bewerben (mehrfacher Preisträger) undkonzertierend in ganz Europa und Israelhervorgetreten. Auf dieser Aufnahmespielt er zusammen mit seiner Tochter.

Kammermusik

Rohan de SaramWerke von Berio, Gehlhaar,Steinke, Zimmermann, Xenakis,Ruzicka und PröveRohan de Saram, VioloncelloEZ 25023 / Edition Zeitklang

Der Künstler, 1939 in Sheffield ge-boren, studierte bei Caspar Cassado inFlorenz, später bei Sir John Barbirolli in London sowie bei Pablo Casals inPuerto Rico. Einen Wendepunkt inRohan de Sarams Karriere bildete 1970die folgenreiche Einladung von RadioHilversum, das Werk „Nomos Alpha“ fürCello solo von Iannis Xenakis einzu-spielen. Danach begann eine intensiveZusammenarbeit mit zeitgenössischenKomponisten, so Francis Poulenc, DmitriShostakovich und Zoltán Kodály, späterBoulez, Stockhausen, Ligeti, Berio, Carter,Pousseur, Kagel, Rihm, Ferneyhough undDillon, um nur einige zu nennen.

Botschafter des Zeitgenössischen

Als langjähriges Mitglied des ArdittiQuartet (bis 2005) spielte er zahlreichediesem überragenden Quartett gewidme-te Werke als Uraufführung. Aber auchihm persönlich wurden und werdenKompositionen gewidmet wie z.B. die aufdieser CD enthaltene letzte „Sequenza“von Berio oder „Racine 19“ von Pousseur.

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AUSGABE 2009/4 29

Verdi CollectionNabucco; Ernani; Il CorsaroI Vespri SicilianiLa Forza del Destino; Verdi GalaDiverse InterpretenCDS 33643 / Dynamic

Mit dieser schön und edel ausgestat-teten Sammlung zum attraktiven Preis präsentiert Dynamic die Live-Aufnahme von fünf Meisterwerken der italienischenOper und, mit der Verdi-Gala, fünf Kon-zerten. Diese wurden live 2004 in einemder Musiktempel aufgenommen, die demVerdi-Kult gewidmet sind: dem TeatroRegio in Parma, das sich in den letztenJahren wie kein anderes für das Werk desKomponisten aus Bussetto einsetzt.

Verdi kompakt

Die Opern-Reihe beginnt mit „Nabuc-co“, erstmals mit triumphalem Erfolg1842 an der Mailänder Scala aufgeführtund für Verdi der Durchbruch zu einerbeispiellosen Karriere als Opernkompo-nist und führt über „Ernani“ und „IlCorsaro“ zu den „Vespri Siciliani“ undder „Macht des Schicksals“, Werken, dieVerdi schrieb, als er bereits eine interna-tionale Berühmtheit war. Insbesonderedie „Macht des Schicksals“ wurde sehrschnell einer der meistaufgeführtenOpern Verdis und von den Kritikernunter seine absoluten Meisterwerke ein-gereiht. Unter den Interpreten dieserSammlung finden sich so bekannteKünstler wie Cura, Nucci, Nizza, Bruson,Guelfi und Berti. Ein sehr interessantesAngebot nicht nur für ausgewieseneVerdi-Liebhaber, sondern auch fürOpern-Einsteiger.

VOKAL- UNDKAMMERMUSIK DERSPITZENKLASSE!

Best.-Nr. SRL4-08022: LIEDER EINER REISE. GRUNDHEBER / VEIT

»Eine geradezu mediterran anmutende Gesangskultur.« (Bayern 4 Klassik)

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»Was bleiben noch für Wünsche an das musizie-rende Triumvirat? Zum Beispiel, wann geht es weiter mit der nächsten CD?« (Flöte aktuell)

Best.-Nr. SRL4-08018: AVE MARIA. DECKERT / UTZ

»Engelsstimme und Orgel – eine himmlisch gute CD.« (Regio-Magazin)

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AVE MARIAGE IS T LICHE LIE DE R DE R F R A N ZÖSISCHE N UND DEU T SCHE N ROM A N T IK

S ACRE D SONGS F ROM T HE F RE NCH A ND GE RM A N ROM A N T IC RE PE R T ORY

IRIS -ANN A DECKER T, SOPR AN – M ARKUS UT Z , ORGEL

Joseph Haydn (1732-1809)Philemon und Baucisoder Jupiters Reise auf die ErdeGenz, Engelhardt, Petryka, Reinprecht,Hoffmann, BeilVocalforum GrazHaydn Sinfonietta WienManfred HussBIS-SACD-1813

Marionetten- oder Puppenspiele warenim Wien des 18. Jahrhunderts sehr be-liebt. Es ist daher nicht überraschend, dassauch Haydns Arbeitgeber, Fürst Esterhazy,sich ein besonderes Puppentheater bauenließ und dass der Komponist immerhinsechs Opern in diesem Genre schuf. Nur eine davon hat komplett überlebt,„Philemon und Baucis“; alle anderen Partituren sind bei dem großen Brand inEsterháza 1779 ein Raub der Flammengeworden. Auch „Philemon und Baucis“kennen wir allerdings nicht in der Erst-fassung, die zu Ehren von Kaiserin MariaTheresia 1773 aufgeführt wurde. DiesesAutograph ist verschollen. Die hier ein-gespielte Version entstand um 1800 mitOrchesterintermezzi von anderen Kom-ponisten (Gluck und d’Ordonez), wiedies zu Haydns Zeit durchaus üblich war.Auch der Schluss, ein Ballett, stammtnicht von Haydn. Wahrscheinlich wardiese Fassung für Paris gedacht. Das Werk– eher ein Singspiel mit gesprochenenDialogen – ist eine Erzählung mit erhobe-nem moralischem Zeigefinger, ähnlichMozarts Zauberflöte. Hermann Beil, derselbst den Merkur spricht, nahm die text-liche Einrichtung vor. Die dramatur-gischen Schwächen des Stückes werdenmehr als wettgemacht durch HaydnsMusik: es ist offensichtlich, dass er imKontrast zu den künstlichen Marionettenmit ihrer eingeschränkten Bewegungs-fähigkeit eine ganz besonders ausdrucks-starke, bewegende Musik schrieb, dieman mit Sicherheit, wüsste man es nichtbesser, nicht zu einem Puppenspiel er-warten würde.

Joseph Haydn (1732-1809) Die 12 Londoner Sinfonien Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Roger Norrington, Ltg.Best.-Nr. 93.252, CD-Box (4 CDs) SWR music / hänssler CLASSIC

Haydn wünschte sich eine Konzertreisenach England, allerdings waren seineSprachkenntnisse miserabel. Viele Jahrelebte er abgeschieden am Eszterhazy’schenHof in Ungarn mit dem Wunsch nacheinem neuen Lebensgefühl: „Da siz ich inmeiner Einöde – verlassen – wie ein ar-mer Waiß – fast ohne menschliche Gesell-schaft – traurig“, schrieb er in einem Brief.

Zum Mitsingen und Tanzen

Umso erfreulicher für ihn, dass seineneuen Kompositionen hervorragendenAnklang fanden. Die Engländer liebten„ihren Haydn“ und wollten ihn am liebs-ten für immer dort behalten. Der Königbot ihm sogar eine Wohnung im SchlossWindsor an. Die Londoner Sinfonienzählen zu Haydns Spätwerk. In diesemWerken ist Haydns Meisterschaft auf die-sem Gebiet besonders ausgeprägt. Wiekein anderer verbindet er das Einfachemit dem gelehrten Stil und versieht sie mitdem so oft gelobten Witz. Für Sir RogerNorrington war diese Einspielung ein ganzbesonderes Anliegen: „Jede Sinfonie vonJoseph Haydn tut einem gut. Man will dieMelodien mitsingen, zu seinen Rhythmentanzen und möchte am liebsten inmittender Vorstellung laut lachen, wenn ereinen seiner Scherze macht. Seine Musikist ebenso unterhaltsam wie erbaulich –eine Bereicherung fürs Leben.“

Orchester / Konzert

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Im Blickpunkt

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Neujahrskonzert 2010Mit Werken von Josef Strauß undJohann Strauß (Vater und Sohn)K & K PhilharmonikerMatthias G. KendlingerDa Capo CD 913

Ein Neujahrskonzert mit Wiener Wal-zerseligkeit gehört für viele musikliebendeMenschen so selbstverständlich zum Jah-resablauf wie Sommer und Winter oderWeihnachten und Ostern. Schneetreibenund Nordwind vor der Tür und drinnenreiche Blumenbuketts und Johann Strauß:Da kann das neue Jahr kommen.

Der Zeit vorausWer es nicht abwarten kann, dem bie-

tet sich jetzt schon die Möglichkeit, dasNeujahrskonzert der K & K Philharmo-niker aus der Berliner Philharmonie zuerwerben. Natürlich mit Klassikern wiedem „Radetzky-Marsch“, „An der schönenblauen Donau“, dem „Frühlingsstimmen-Walzer“ und „G’schichten aus dem Wie-nerwald“, aber auch eher selten zuhörenden Nummern wie dem „DeutschenUnion-Marsch“. Das Ganze mitreißendund authentisch österreichisch musiziert.Orchester und Dirigent haben sich seit2002 den Ruf erstklassiger musikalischerInterpretationen erarbeitet und in bisher16 europäischen Ländern mit jährlichüber 100 Auftritten unter Beweis gestellt.

Orchester und Konzert

Robert Schumann Klavierkonzert op. 54 a-moll Anton DvorákKlavierkonzert g-moll Martin Helmchen, Klavier Orchestre Philharmonique de Strasbourg / Marc Albrecht, Ltg.PTC 5186333 / PentaTone

Robert Schumanns Klavierkonzert op. 54 in a-moll gehört bekanntermaßenzu den meist gespielten Klavierkonzertenunserer Zeit. Schon nach der Urauffüh-rung am 4. Dezember 1845 in Leipzig warder Beifall groß und die Kritiker voll desLobes. Clara Schumann als Pianistin undFerdinand Hiller als Dirigent des Gewand-hausorchesters hoben das Werk aus derTaufe. Auch Martin Helmchen hat sichdieses Konzertes angenommen. Für denjungen Pianisten gehört Robert Schumannzu den Komponisten, die ihm sehr amHerzen liegen.

Dem populären Werk hat Martin Helmchen ein weniger oft gespieltes Kon-zert gegenübergestellt. Das Klavierkonzertin g-moll von Anton Dvorák. Es ist einWerk mit ganz deutlichen, individuellenund emphatischen Zügen, die die typischeHandschrift Dvoráks tragen. Nach Er-scheinen des Werkes wurde diesem einegewisse „Unspielbarkeit“ vorgeworfen.Auch der Pianist Martin Helmchen hältden Ursatz für „originell und eigentüm-lich“. Er hat für seine Einspielung aberdennoch den ursprünglichen KlaviersatzDvoráks ausgewählt und nur an wenigenStellen Ideen aus der Bearbeitung destschechischen Pianisten Vilém Kurz ver-wendet. Dvoráks Originalität ist klar her-ausgearbeitet und wurde subtil umgesetzt.Martin Helmchen gelingt es, mit hervor-ragender Technik und intelligentem SpielKostbarkeiten der Konzertliteratur zumLeuchten zu bringen. Der Künstler wirdkongenial unterstützt vom Orchestre Philharmonique de Strasbourg unter derLeitung von Marc Albrecht.

Wilhelm Stenhammar Klavierkonzert Nr. 1 op. 1 Klavierkonzert Nr. 2 op. 23 Seta Tanyel, Klavier Helsingborg Symphony OrchestraAndrew Manze, Ltg.CDA 67750 / Hyperion

Wilhelm Stenhammar (1871-1927)gehört zu den wichtigsten KomponistenSchwedens und war durch seine Tätigkeitals Konzertpianist und Dirigent im skandi-navischen Musikleben eine hoch geach-tete Persönlichkeit.

Stenhammars Schaffen ist stilistisch inder Spätromantik verwurzelt. Zunächstorientierte er sich an Anton Bruckner undRichard Wagner, ließ sich dann aberdurch seine Freunde Jean Sibelius undCarl Nielsen zu einem „nordischen“ Ton-fall anregen. Klare Musik, ohne reiße-rische Effekte, mit der Verwendung vonKirchentonarten und volkstümlichenMelodien lassen seine Werke in einer herben Klangqualität von scheinbarerEinfachheit erklingen. Das KlavierkonzertNr. 1 von Wilhelm Stenhammar wurde hierin einer Version aufgenommen, von derman lange glaubte, sie sei durch Bomben-angriffe des zweiten Weltkriegs verlorengegangen. 1983 wurde in der Library ofCongress, Amerikas Nationalbibliothek,eine Kopie der Noten entdeckt. Das Opus 1des schwedischen Komponisten konntenun wieder in seiner Originalgestalterklingen: ein Meisterwerk, majestätischund virtuos zu Beginn, später von nor-discher Mystik und im Finale von tiefsin-niger Emotionalität. Das zweite Konzerterscheint in völlig anderer Machart – vonimprovisatorischer Struktur und mit einerstetig steigenden Spannung zwischenSolist und Orchester, die sich erst im vir-tuosen Finale löst.

Beide Klavierkonzerte Stenhammarswurden mit der großartigen Pianistin SetaTanyel bei Hyperion zum ersten Malgemeinsam eingespielt.

Hector Berlioz (1803 -1869) Harold in Italien Orchesterstücke aus OpernJean-Eric Soucy, BratscheSWR Sinfonieorchester Baden-Badenund FreiburgSylvain Cambreling, Ltg.Best.-Nr. 93.241 SWR music / hänssler CLASSIC

Die Programmsinfonie „Harold in Ita-lien“ darf in keiner Berlioz-Sammlungfehlen. Warum? In kaum einer anderenKomposition ist Berlioz' Eigensinn so gutgreifbar wie hier. Berlioz' eigene Italien-eindrücke kommen zum Ausdruck, wenndas italienische Hochland mit seinem aus-geprägten Volksleben klanglich erscheint– und nicht Bilder aus Lord Byrons„Harolds Pilgrimage“, das Berlioz ur-sprünglich zur Vertonung anregte. Span-nend und Berlioz-typisch ist auch dieRolle der obligaten Bratsche, die aller-dings nicht wie in einem herkömmlichenSolokonzert „tonangebend“ auftritt, son-dern zurückhaltend und reflektierend.

Glanz in Einsamkeit

Solo-Bratschist Jean-Eric Soucy weißdabei trotzdem zu glänzen – als einsamerund theatralischer Ritter Harold in denBergen. Der Kanadier Jean-Eric Soucy hatals Solo-Bratschist mit dem SWR Sinfonie-orchester Baden-Baden und Freiburgzahlreiche Werke von Berlioz, Bach, Stamitz, Mozart, Benda und Bartók ein-gespielt. Zuvor war er stellvertretenderSolo-Bratschist im Québec SymphonyOrchestra sowie im Kammerorchester Les Violons Du Roy, das er zusammen mit Bernard Labadie gegründet hat.Außerdem ist er Gründungsmitglied imInukshuk String Trio, mit dem er in Europa, Nordamerika und Australienerfolgreich auftritt.

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CLASS a k t u e l l

Die barocke PosauneWerke von Dario Castello,Daniel Speer, Girolamo Frescobaldi,Heinrich Biber, Giovanni Cesare,Antonio BertaliChristian Lindberg, BarockposauneMitglieder des Australian Chamber OrchestraBIS-CD-1688

Das Instrument, das wir heute als„Posaune“ bezeichnen, ist in der Tat eine„Trombone“ – eine große Trompete,geeignet, große Säle und weite Räumeakustisch zu füllen. Ganz anders im 17. Jahrhundert: klanglich weich und zartwaren die eng mensurierten Instrumentedieser Zeit, geeignet, um klanglich mitViola und sogar Blockflöte zu verschmel-zen. Vor mehr als 30 Jahren kaufte sichLindberg, der für die moderne Posauneund ihr Repertoire so viel getan hat wiekaum ein anderer, seine erste Barock-posaune – und seitdem träumte er davon,einmal ein Barockprogramm aufzuneh-men. Jetzt ergab sich endlich die Gelegen-heit dank seiner begonnenen erfolg-reichen Zusammenarbeit mit dem GeigerRichard Tognetti und seinem AustralianChamber Orchestra, die bereits auf BIS-CD-1248 mit einem Programm vonPosaunenkonzerten des 18. Jahrhundertsdokumentiert ist. Selbst heute noch stößtdie Ausführung eines virtuosen Posaunen-solos auf eine Mischung aus Bewunde-rung und gelinder Überraschung, als obein Elefant Skateboard gefahren wäre.Das wäre zur Entstehungszeit dieserWerke nicht passiert, denn als einzigeschromatisches Blechblasinstrument wardie Posaune immer in kleinen Consortsbeheimatet und galt den Komponisten alswertvollstes Blechblasinstrument. Wichtigist die Wirkung, die man erzielt: eine nochso „authentische“ Interpretation alter Mu-sik bleibt immer unvollkommen, weil dieOhren, auf die sie trifft, Beethoven, Straussund Michael Jackson gehört haben. Einegute historische Interpretation ist dasErgebnis von Einfallsreichtum. Womit wirwieder bei Christian Lindberg wären.

Richard Strauss Eine Alpensinfonie op. 64,Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28WDR Sinfonieorchester KölnSemyon BychkovPH 09065 (Hybrid-SACD)Profil Medien - Edition Günter Hänssler

Eine Bergwanderung von Sonnenauf-bis Sonnenuntergang, ein Wildbach undWasserfall, Vögel, Kuhherden, zuletzt einheftiges Gewitter samt Regen und Sturm –und all das in Tönen! Zum Klingen ge-bracht von Richard Strauss, einem passio-nierten Bergsteiger und Orchestermaler,der mit der Alpensinfonie op. 64 seinelange Reihe von Sinfonischen Dichtungenabschloss. „Jetzt endlich“, so äußerte derFünfzigjährige anlässlich der Urauffüh-rung des Werks, „hab’ ich instrumen-tieren gelernt“.

Bis zu dieser Premiere war es jedochein langer Weg. Rückblickend erweistsich der Entstehungsprozess der Alpen-sinfonie als einer der kompliziertesten imSchaffen des Komponisten, wenn nichtseiner Epoche. Eine Vorahnung gibt einBrief aus dem Sommer 1879: Da be-richtet der fünfzehnjährige Strauss einemFreund von einer Bergtour in den bayeri-schen Voralpen. Einige Details stimmenmit dem späteren „Programm“ der Alpen-sinfonie überein: Aufstieg in der Nacht,Gipfelerlebnis, Irregehen, Sturm und Regen. „Am nächsten Tage“, schreibtStrauss, „habe ich die ganze Partie aufdem Klavier dargestellt. Natürlich rie-sige Tonmalereien u. Schmarrn (nachWagner)“. Nach dieser Erfahrung samtmehr oder weniger künstlerischer Um-setzung dauert es gut zwanzig Jahre bis zu einer ersten Kompositionsidee.

Pressestimme

Franz Schubert Fantasie in C-Dur Grand Duo Arpeggione-Sonate Pieter Wispelwey Paolo GiacomettiOnyx 4046

Zwei Stücke auf seiner neuenSchubert-CD belegen erneut diekünstlerische Vielseitigkeit des hol-ländischen Cellisten Pieter Wispel-wey. Über viele Jahre hinweg war es sein ungeheuer großer Wunsch,die Fantasie in C-Dur D 934 unddas Duo in A-Dur D 574 für Cellozu interpretieren. Die beiden ur-sprünglich für Violine und Klavierkomponierten Werke von FranzSchubert arrangierte der Cellistpersönlich für sein Instrument undKlavier. Nun konnten diese beidenStücke gemeinsam mit dem Pianis-ten Paolo Giacometti eingespieltwerden. Ein besonderes Anliegenwar Wispelwey dabei, dass histori-sche Instrumente zum Einsatzkommen, also auch ein Hammer-klavier begleitet. Paolo Giacomettierfüllt diesen Wunsch mit kompe-tenter und einfühlsamer Beglei-tung. Dass für Pieter Wispelweyauch das richtige Instrument vonenormer Bedeutung ist, zeugt ein-mal mehr vom breiten künstle-rischen Spektrum des begnadetenCellisten, der sich sowohl der his-torischen Aufführungspraxis alsauch der Interpretation moderns-ter Celloliteratur widmet. Seineungewöhnliche technische wieinterpretatorische Meisterschaftkommt in den beiden arrangiertenWerken und auch in Schuberts be-rühmter Arpeggione-Sonate D 821zu Tage, die er in der bekanntenCello-Fassung spielt. In seinerzweiten Aufnahme beim LabelOnyx betört der Weltklasse-CellistPieter Wispelwey mit diesem rei-nen Schubert-Programm erneut die Hörer.

Orchester und Konzert

Robert SchumannSzenen aus Goethes FaustRoyal Concertgebouw Orchestra,Nikolaus Harnoncourt, Ltg.RCO 09001 / RCO Live

Ein hochkarätiges Sängerensembleund das herausragende RCO unter Nikolaus Harnoncourt entfachten einenwahren Sturm der Begeisterung mit ihrerAufführung der „Szenen aus GoethesFaust“ von Robert Schumann im April2008. Die Aufnahme wurde nach bewähr-tem Muster während der Proben sowiedes Konzertes mitgeschnitten. Es entstandein klanglich hervorragendes und musi-kalisch lebendiges Hör-Erlebnis.

Das Werk beginnt mit einer Ouvertüre,die Fausts Grübeln widerspiegelt undmündet in drei Szenen, die opernhafteZüge tragen. Fausts Begegnung mit Gretchen wird in einem Duett umgesetzt,Gretchens Gebet vor der Marienstatueund ihre zunehmende Verzweiflung wirdmusikalisch durch den Dies-Irae-Chorgesteigert. In der zweiten Abteilung hatdie Musik zunächst alles düstere abge-schüttelt. Der Herrscher der Luftgeister,Ariel, und ein anmutiger Geisterkreisbetören Faust und versuchen ihn zuneuen Taten zu animieren. Mangel,Schuld, Sorge und Not in Gestalt von „Viergrauen Weibern“ im Dialog mit Faustmünden in den Schluss der zweiten Ab-teilung, der mit „Fausts Tod“ abgeschlos-sen wird. Mystik herrscht in der drittenAbteilung vor, die Fausts Verklärungbringt. Hier, wo Goethes Gedicht sichimmer weiter von rationalem Verstehenentfernt, scheint Schumann sich am wohlsten gefühlt zu haben. Zu den wahr-haft großen Kompositionen gehört derSchlusschor, der Chorus mysticus, der imachtstimmigen Pianissimo einsetzt. Mittiefster innerer Bewegung und romanti-scher Innigkeit schließt das Werk.

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Im Blickpunkt

Johann Sebastian BachMissa brevis A-dur, BWV 234Missa brevis g-moll, BWV 235Miriam Feuersinger, Alex Potter,Hans Jörg Mammel, Markus VolpertEnsemble Orlando FribourgLa Cetra Barockorchester BaselLaurent GendreCLA50-2907 / Claves

Nach einem ersten Album mit poly-phonen Kostbarkeiten des franko-flä-mischen Komponisten Philippe de Monte(Claves 50-2712) interpretiert das OrlandoEnsemble nun eher vernachlässigte Werkeaus Bachs Feder, zwei der vier luthe-rischen kleinen Messen, die sowohl imKonzertbetrieb wie auf Tonträgern leiderein Mauerblümchendasein fristen. Dasmag daran liegen, dass weder ihreBestimmung noch ihr Entstehungsdatumbekannt sind; man weiß lediglich, dasssie zwischen 1735 und 1744 geschriebenwurden. Fast alle Stücke sind von Kan-taten übernommen, die Bach zehn oderzwanzig Jahre früher komponiert hatte.

Mauerblümchen eingetopft

Es ist sogar möglich, dass die paarwenigen „Original“-Stücke dieser Messenin Wirklichkeit gar keine sind, sondernaus inzwischen verloren gegangenen Kan-taten stammen. Das Ensemble OrlandoFribourg widmet sich dem Vokalreper-toire der Renaissance und des Barockund machte in den letzten Jahren vorallem mit seinen Bachinterpretationen aufsich aufmerksam. Das Ensemble, dessenInterpretationen auf eingehenden musik-wissenschaftlichen Recherchen basieren,zeichnet sich in seinen Darbietungendurch eine hohe Lebendigkeit aus undstrebt höchstmögliche Authentizität an.

Geistliche Musik und Vokalmusik

Johann Sebastian Bach (1685-1750)Sämtliche Kantaten Vol. 45: Brichdem Hungrigen dein Brot, BWV 39;Es wartet alles auf dich, BWV 187;Gelobet sei der Herr, mein Gott,BWV 129; Sinfonia D-dur, BWV 1045Nonoshita, Blaze, KooijBach Collegium JapanMasaaki SuzukiBIS-SACD-1801

In der Entstehungszeit dieser Kantatenpräsentierte Bach nicht mehr jeden Sonn-tag ein neues Werk aus eigener Feder,sondern machte vielfach Gebrauch vonKompositionen anderer. Einen beson-deren Anteil hatten dabei Kantaten desMeininger Hofkapellmeisters und CousinsJohann Ludwig Bach. Insgesamt 18 Kanta-ten seines Meininger Verwandten habensich in den Notenbeständen des Thomas-kantors erhalten, und auf besonder Weisehat die Beschäftigung mit diesen WerkenEinfluss auf Bachs eigenes Schaffen ge-nommen: Verschiedentlich hat er nämlichderen Textquelle für eigene Neukomposi-tionen genutzt, so in BWV 187 und 129.Es handelt sich immer um das gleicheTextschema: Am Anfang steht ein Wort ausdem Alten Testament, in der Mitte ein sol-ches aus dem Neuen Testament und amSchluss ein Choral, verbunden durch freigedichtete Rezitative und Arien. Die SACDschließt mit einer Sinfonia für Violine undOrchester; einem Einzelsatz, der wohl dieEröffnung einer heute verloren gegangenenKantate darstellte. Möglicherweise handeltes sich um ein späteres Arrangementeines Frühwerks, denn der virtuose Violin-part scheint unter Einflüssen des italieni-schen Konzertstils entstanden zu sein.Sicher lässt sich anhand des überliefertenManuskripts, das nach 150 Taktenabbricht, nur sagen, dass diese Fassung(oder was auch immer es sein mag) zwischen 1743 und 1746 entstand, alsozu den Spätwerken des Meisters gehört.

Weihnachtsliedervom Volkslied bis zum BroadwayOrphei DrängarIda Falk Winland, SopranCecilia Rydinger AlinBIS-CD-1833

Dies ist die dritte Weihnachtsplatte desberühmten, 1853 gegründeten Männer-chors bei BIS, nach „Christmas Music“(BIS-CD-533), die bis heute zum festenWeihnachtsrepertoire gehört, und „Weih-nachten in Schweden“ (BIS-CD-1179).Und es ist die erste Aufnahme unter derneuen Leiterin des Chores, Cecilia RydingerAlin, die an der Königlichen Musikhoch-schule in Stockholm Orchesterleitungunterrichtet. Von 1988 bis 2009 war sie künstlerische Leiterin des Chores Allmänna Sången, mit dem sie eine Reiheinternationaler Chorwettbewerbe gewann.

Weihnachten – nicht nur

in SchwedenDas bunt gemischte Repertoire der

neuen CD erstreckt sich von Arrange-ments schwedischer Volkslieder überWeihnachtsklassiker (von „Stille Nacht“über „Hark! The Herald Angels Sing“ und„Es ist ein Ros‘ entsprungen“), die Tra-dition der englischen Christmas Carols bis zu Broadway Songs. Schon zu Beginnder CD leuchtet ein Licht der Freude auf:Ida Falk Winlands klarer Sopran lässt den mittelalterlichen Marienkult wiederaufleben, der vielen Weihnachtsbräuchenin der ganzen Welt noch immer seinenGlanz verleiht – dabei kommt diesesArrangement aus dem modernen Schwe-den. Den Beschluss macht, für Deutsch-land sicher ungewöhnlich, ein Tanzlied:„Tomorrow will be my dancing day“ singt das Jesuskind und lädt zu lebhaftemTanz an seinem Geburtstag ein.

Stille Nacht Deutsche WeihnachtsliederBettina Pahn, Sopran Joachim Held, LauteBest.-Nr. 98.525 / hänssler CLASSIC

Januar 2008 veröffentlichten BettinaPahn und Joachim Held ihre CD „Deut-sche Volkslieder“ (hänssler CLASSIC,98.284). Die Kritiken waren hymnisch.Spiegel Kultur nannte ihre Volkslieder„kleine Offenbarungen“. Die ZeitschriftSingen und Stimme aktuell zählte die Aufnahme zu den „besten Volkslieder-einspielungen seit Fritz Wunderlich“. Nunhaben die beiden Musiker ein neues Pro-jekt erarbeitet, das sich ebenso auf dasEinfache und Ursprüngliche konzentriert.

Stille NachtAuf ihrer CD „Stille Nacht“ widmen sie

sich deutschen Weihnachtsliedern, kleineKostbarkeiten geprägt von Hingabe,Liebe, Erfurcht und Freude über dasJesuskind. Das sind Grundgedanken, diekeiner Verkünstelung, keiner komplizier-ten Instrumentierung bedürfen. Geradedie vertraulich anmutende Konstellationvon Gesang und Lautenbegleitung trägtdie wunderbare und populäre Einfachheitder Lieder weiter. Bettina Pahn passt sichden verschiedenen Ausdruckformen miteiner außergewöhnlichen musikalischenIntuition an. Ihr lyrischer Sopran kannmal innig, mal sehr feierlich klingen. Joachim Helds solistischen Lautenstückesprühen vor Fantasie. Er setzt die Lauteals Begleitstimme zurückhaltend abersehr kunstvoll und perfekt „dosiert“ ein.