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Gute Arbeit – Anspruch und Wirklichkeit.
Arbeitsqualität in Deutschland aus Sicht von Beschäftigten
„Was ist Gute Arbeit? Anforderungen aus Sicht von Erwerbstätigen?“Eine repräsentative Befragung im Auftrag der
Initiative neue Qualität in der Arbeit (INQA) & der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Internationales Institut für empirische Sozialökonomie
Tatjana Fuchs (Soziologin)
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Auftrag & Ziel der INQA-Studie „Was ist gute Arbeit?“
Was verstehen Beschäftigte unter „guter Arbeit“? Gibt es ein gemeinsames Verständnis von „guter Arbeit“? Wie weit ist – aus Sicht der Beschäftigten - die
Arbeitsrealität von guter Arbeit entfernt? Welche Bedeutung haben gute oder schlechte
Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten? Ziel: Anstoß einer gesellschaftlichen Debatte über die
Qualität der Arbeitsbedingungen & Diskussion über ein Leitbild Guter Arbeit.
Die Befragung: Repräsentativ, 5.700 Erwerbstätige, 4.700 Arbeitnehmer/innen, 16-seitiger Fragebogen, 74% Rücklauf.
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
1
Anforderungen & Erwartungen an gute Arbeit-aus der Sicht von abhängigabhängig Beschäftigten -
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
%1 Festes, verlässliches Einkommen 92%2 Sicherheit des Arbeitsplatzes 88%5 Unbefristetes Arbeitsverhältnis 83%
18 Regelmäßige Einkommenssteigerungen 62%
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
%3 Arbeit soll Spaß machen 85%
8 Arbeit soll als sinnvoll empfunden werden 73%
9 Auf Arbeit stolz sein können 73%10 Vielseitige/abwechslungsreiche Arbeit 72%
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Sinnliche & Kreative Aspekte
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Sinnliche & Kreative Aspekte
%
4 Behandlung "als Mensch" durch Vorgesetzte 84%
6 Förderung der Kollegialität 76%
Soziale Merkmale
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Sinnliche & Kreative Aspekte
Soziale Merkmale
7 Gesundheitsschutz bei Arbeitsplatzgestaltung 74%Gesundheitsschutz
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Sinnliche & Kreative Aspekte
Soziale Merkmale
12 Vorgesetzte sorgen für gute Arbeitsplanung 66%
14 Vorgesetzte vermitteln Anerkennung/ konstruktive Kritik 66%
16 Vorgesetzte kümmern sich um fachliche /berufliche Entwicklung 64%
17 Vorgesetzte haben Verständnis für individuelle Probleme 63%
20 Vorgesetzte unterstützen bei der Arbeit 60%
Gesundheitsschutz
Führungsqualität der Vorgesetzten
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Sinnliche & Kreative Aspekte
Soziale Merkmale
Gesundheitsschutz
Einfluss- & Entwicklungs-möglichkeiten
11 Einfluss auf die Arbeitsweise 71%13 Eigene Fähigkeiten weiterentwickeln 66%15 Verantwortungsvolle Arbeitsaufgaben 65%
19 Konstruktiver Umgang mit Arbeitsfehlern 61%
Führungsqualität der Vorgesetzten
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die 20 wichtigsten Aspekte guter Arbeit (von 57)
Einkommens- und Beschäftigungssicherheit
Sinnliche & Kreative Aspekte
Soziale Merkmale
Gesundheitsschutz
Einfluss- & Entwicklungs-möglichkeiten
Führungsqualität der Vorgesetzten
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
2.
„Gute Arbeit“ – eine Bestandsaufnahme
Beschreibung der aktuellen Arbeitssituation- aus der Sicht von abhängigabhängig Beschäftigten -
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
(1.) Ressourcen
Weiterbildung Einflussmöglichkeiten Entwicklungsmöglichkeiten in
der Arbeit/ im Betrieb Möglichkeiten für
Abwechslung/ Kreativität in der Arbeit
Positive Rückmeldung durch das Arbeitsergebnis
Soziale Unterstützung - KollegInnen
Soziale Unterstützung - Vorgesetzte
Mehrfache Ressourcen in den Bereichen:
Resso
urcen
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Ressourcen: Großer Gestaltungsspielraum!
Entwicklungsmöglichkeiten in der Arbeit/ im Betrieb...................
Hilfreiche betriebliche Weiterbildung................................
Möglichkeiten für Abwechslung/ Kreativität in der Arbeit................
Einflussmöglichkeiten in der Arbeit.............................................
Unterstützung durch (Vorgesetzte)...............................
Soziale Unterstützung (Kolleg/innen)................................ 83%
52%
40%
38%
30%
12%
12%
31%
41%
44%
37%
5%
17%
20%
18%
70%
51%Niedriges Ressourcenniveau
Hohes Ressourcenniveau
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
(3.) Gesundheitsbelastungen
Körperlich belastende Arbeit Arbeitsorganisatorische Probleme Schlechter Informationsfluss Schlechte Führungsqualität Soziale Probleme Unsicherheit des Arbeitsplatzes Belastende Arbeitszeitgestaltung ......
Gesundheitsbelastungen
Kumulationen von negativen Beanspruchungen in den Bereichen:
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Belastende Arbeitsbedingungen:
Niedriges Belastungsniveau
Arbeitsplatzunsicherheit
Einseitige/ körperlich schwere Arbeit
Hohe Arbeitsintensität
Emotionale Anforderungen
Arbeitsorganisatorische Probleme/Störungen
Arbeitszeitgestaltung
Geringe Einflussmöglichkeiten
Verhältnis zur/zum Vorgesetzte/n
Umgebungsbedingungen
Geringe Entwicklungsmöglichkeiten
Soziales Verhältnis zur/zum Kollegen/innen 5%
20%
21%
22%
25%
28%
32%
32%
37%
48%
59%
29%
36%
42%
41%
38%
52%
34%
32%
34%
31%
18%
67%
44%
36%
37%
37%
20%
35%
36%
29%
21%
23%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Hohes Belastungsniveau
Hoher Handlungsbedarf!
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Auf den Spuren guter Arbeit – zwischen Ressourcen & Beanspruchungen –
Ressourcen-niveau
Fehlbeanspruchungsniveau („Belastungen“)Niedrig Mittel Hoch
Niedrig 1% 4% 12%Mittel 4% 12% 22%Hoch
5% 16% 23%
Typ1: Viele Ressourcen & wenig belastende Arbeit
9%
Typ2: Viele Ressourcen & belastende Arbeit 28%
Typ3: Sehr belastende Arbeit & sehr viele Ressourcen 23%
Typ4: Sehr belastende Arbeit & viele Ressourcen 22%
Typ5: Wenige/Keine Ressourcen & belastende Arbeit 17%
9% 28% 23% 22% 17%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Typ1: „Gute Arbeit“
Positive Rückmeldung
83%Entwicklungs-Möglichkeiten
20% Einfluss61%
Möglichkeiten f. Abwechslung
& Kreativität48%
Hilfreiche Weiterbildung
27%
Körperlich belastende Arbeit 14%
Hohe Komplexität 6%
Unter-/Über-forderung
11%
Unterstützung d. Kolleg/innen
83%
1% VorgesetzteBelastende Umgebung
Emotionale Belastungen
Zeitdruck
Unter-stützung d. Vorgesetzte
77%2%
Arbeitsorganisatorische Probleme
2%
Unsicher-heit19%
Arbeitszeit
5% 3%
1%
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
BelastendeVerantwortung
38%
Einfluss-mangel 25%
Zeitdruck 61%
Hilfreiche Weiterbildung
59%
Unsicherheit65%
Arbeitszeit41%
Körperlich belastende Arbeit 56%
Belastende Umgebung
24%Emotionale Belastungen 52%
Unterstützung d. Kolleg/innen
91%Vorgesetzte
23%
Positive Rückmeldung
82%
Möglichkeiten für Abwechslung
& Kreativität62%
Unter-/Über-forderung
44%
Unterstützung d. Vorgesetzte
54%
Entwicklungs-möglichkeiten
19%
Kolleg/innen
Mangelnde Entwicklungs-möglichkeiten
Widersprüchliche Anforderungen
48%
Arbeits-organisatorische
Probleme 41%
Einfluss49%
5%
4%
Hohe Komplexität68%
Typ 3: „Arbeit zwischen Entwicklung
& Überbeanspruchung“
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Einfluss-mangel 49%
Zeitdruck 40%
Arbeitszeit34%
Hohe Komplexität48%
Belastende Umgebung
35%
Emotionale Belastungen
34%
Unterstützung d. Kolleg/innen
62%
Vorgesetzte43%
2%Positive
Rückmeldung32%
Unterstützung d. Vorgesetzte 23%
Unter-/Über-forderung
53%
Wider-sprüchliche
Anforderungen33%
Arbeits-organisatorische
Probleme 45%
6%
Mangelnde Entwicklungs-möglichkeiten
50%
Kolleg/ innen 14%
Möglichkeiten für Abwechslung/ Kreativität
Hilfreiche Weiterbildung
Einfluss
5%
HoheVerantwortung
13%
Unsicherheit70%
Typ5: „Ressourcenarme, belastende Arbeit“
Körperlich belastende Arbeit 60%
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
(3) Die Finanzielle Basis guter Arbeit: Existenzsichernde Bruttoarbeitseinkommen
16% 19% 17%44%
unter 1.500 € 1.500 € u. 2.000€ 2.000 € u. 3.500€ 3.500€ u. mehr o. A.
32% 17% 19%30%
unter 400 € 400 € u. 800€ 800 € u. 1.500€ 1.500€ u. mehr o. A.
35% aller Vollzeitbeschäftigten erhalten ein Bruttoeinkommen unter 2.000 €.
49% aller Teilzeitbeschäftigten erhalten ein Bruttoeinkommen unter 800 €.
Geringe Einkommen sind aus der Sicht von Arbeitnehmer/innen der zentrale Brennpunkt
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Auf den Spuren guter Arbeit – zwischen Ressourcen - Belastungen – existenzsichernden Einkommen -
„Gute Arbeit“ „Schlechte Arbeit“
Ressourcen
Belastungen
EinkommenLangfristig existenzsichernd mind. 2.000 € Brutto
Langfristig nicht
existenzsichernd weniger als 2.000 € Brutto
9% 28% 23% 22% 17%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
13% 84%3%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
3.
Über den Nutzen von Arbeitsgestaltung: .... macht gute Arbeit glücklich und gesund?
Bewertung der aktuellen Arbeitssituation-aus der Sicht von abhängigabhängig Beschäftigten –
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die Qualität der Arbeit ist entscheidend für die Arbeitszufriedenheit
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Typ1
Typ2
Typ3
Typ4
Typ5
Zufrieden Unzufrieden (Resigniert/ Fixiert) Konstruktiv Unzufrieden Diffus (Un-)Zufrieden
Form der ArbeitszufriedenheitHohe Belastungen &Kaum Ressourcen
Geringe Belastungen & Hohe Ressourcen
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Typ1:Viele Ressourcen & keine/wenig belastende ArbeitTyp2: Viele Ressourcen & etwas belastende ArbeitTyp3: sehr belastende Arbeit & sehr viele RessourcenTyp4: sehr belastende Arbeit & viele RessourcenTyp5: Keine Ressourcen & belastende Arbeit
Nacken-/Schulterschmerzen
Kreuzschmerzen
Kopfschmerzen
Augenschmerzen/-brennen
Vorzeitige Müdigkeit
Hohe Angespanntheit
Nervosität/Reizbarkeit
Schlafstörungen
Einschlafstörungen
Niedergeschlagenheit
Magen-/Verdauungsbeschwerden
Häufig auftretende Beschwerden an Arbeitstagen …
Zunehmende Verbreitung von Beschwerden
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Die Qualität der Arbeit ist entscheidend für die Selbsteinschätzung der Arbeitsfähigkeit
Können Sie sich vorstellen, an Ihrem gegenwärtigen Arbeitsplatz gesund das Rentenalter zu erreichen?
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Typ1
Typ2
Typ3
Typ4
Typ5
Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Zusammengefasst
4.
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Gute Arbeit ... ... bedeutet aus der Sicht von
ArbeitnehmerInnen, ....– ein festes, verlässliches Einkommen zu erhalten, – unbefristet beschäftigt zu sein, – die fachlichen und kreativen Fähigkeiten in die Arbeit
einbringen und entwickeln zu können, – Anerkennung zu bekommen und – soziale Beziehungen zu entwickeln.
Positiv wird Arbeit bewertet, wenn .....– die Entwicklungs-, Qualifizierungs- und
Einflussmöglichkeiten vorhanden sind, – das soziale Klima zu den Vorgesetzten und KollegInnen
gut bewertet werden. – das Anforderungsniveau nicht übermäßig als belastend
empfunden wird.
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Gute Arbeit – hoher Gestaltungsbedarf Arbeitsplätze, die diesen Kriterien entsprechen, sind rar:
Nur 3% der ArbeitnehmerInnen berichten von einem Einkommen von mindestens 2.000€, einem geringen Fehlbelastungs- und einem hohen Ressourcenniveau.
13% der Arbeitsplätze haben gute, ausbaufähige Grundlagen: sie bieten ebenfalls ein existenzsicherndes Einkommen, Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten und soziale Einbindung (Ressourcen), aber das Spektrum der Fehlbelastungen muss reduziert werden.
84% der Arbeitsplätze sind entweder durch extrem geringe Ressourcen und/oder durch ein bedenklich hohes Fehlbeanspruchungsniveau gekennzeichnet. Oder/und sie bieten den Beschäftigten kein existenzsicherndes Einkommen.
Tatjana Fuchs - Soziologin am Internationalen Institut für empirische Sozialforschung
Arbeitsbedingungen waren immer
umkämpft! Soziale Rechte und Errungenschaften
wurden in zahlreichen Auseinandersetzungen durchgesetzt.
Auf jeden Fortschritt, der heute erreicht wird, können folgende Generationen aufbauen.
Jedes Recht, das heute aufgegeben wird, muss von den folgenden Generationen erneut durchgesetzt werden
Mit Blick auf frühere und folgende Generationen: Gemeinsam für gute Arbeit!
Internationales Institut für empirische Sozialökonomie
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Bestellmöglichkeit: Inqa-Bericht [email protected]
Gute Arbeit – Anspruch und Wirklichkeit.
Arbeitsqualität in Deutschland aus Sicht von Beschäftigten