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GYMNASIUM KLOSTER DISENTIS 132. JAHRESBERICHT 2012/2013

GYMNASIUM KLOSTER DISENTIS · 2019-05-07 · Kloster Disentis Beteiligten durchs Schuljahr 2012/13, und der vorliegende Jahresbericht fügt sich in diese Logik ein. Anders als bisher

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GYMNASIUMKLOSTER DISENTIS

132. JAHRESBERICHT2012/2013

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Aneinanderreihung von Buchstaben und Wör-tern verkommt. Das Verknüpfen der Leser-schaften von Disentis und jener unseres Jah-resberichtes ist ein Beispiel einer konkreten Umsetzung des Jahresmottos.

Gymnasium + Internat = Internatsgymna-sium

Beim Rückblick auf das letzte Schuljahr freut es mich besonders, dass ganz viele Initi-ativen bereits Früchte tragen. So ist es zum Beispiel mit dem Angebot «Sport am Wochen-ende» gelungen, Internats- und Externatsschü-lerinnen und -Schüler zu gemeinsamen Akti-vitäten zu bewegen. Auch in anderen Bereichen konnten wesentliche Fortschritte erzielt werden, so dass wir uns alle verstärkt als ein Internats-Gymnasium verstehen, wo Internat und Gym-nasium nicht separierende Teile sind.

Unsere Erfahrung als Weg für die ZukunftDie Suche nach einer benediktinischen Pä-

da gogik auf der Höhe der Zeit führt zur Ver-bindung des Schulalltags mit Inhalten und Strukturen unseres eigentlichen Ursprungs. Mit der Aufnahme ins Netzwerk der UNESCO-assoziierten Schulen konnten wir an Perspek-tiven eines neuen internationalen Netzwerks anknüpfen.

Wir werden das Motto weit über den Schul-jahresabschluss hinaus weitertragen. Und Sie haben Gelegenheit, hier im Disentis kontinu-ierlich von unseren Aktivitäten zu lesen. Gleichzeitig laden wir Sie ein, selber ebenfalls Ihr Netz zu Disentis zu stärken und neue Netze zu knüpfen.

Unser gemeinsames Ziel: Wir-sind-Dis-entis, eine lebendige Gemeinschaft, die «der Eigenart vieler dient» – womit wir bei einem benediktinischen Grundsatz sind, der uns im nun laufenden Schuljahr begleitet.

Willkommen – Beinvegni !Im Namen der Gemeinschaft des Gymna-

siums Klosters Disentis

Hier in Disentis wissen wir nicht erst seit Auf-kommen der sogenannten Social Medias – Fa-cebook, Google+, Twitter und wie auch immer sie heissen mögen –, dass Gemeinschaften durch die Dynamik des eigenen Tuns und dem Engagement der einzelnen Teile massgeblich gestärkt werden. Wir sind uns dessen seit bald 1400 Jahren bewusst – auf der Grundlage der Regula Benedicti.

«Netze knüpfen und stärken»Dieses Motto begleitete alle am Gymna sium

Kloster Disentis Beteiligten durchs Schuljahr 2012/13, und der vorliegende Jahresbericht fügt sich in diese Logik ein. Anders als bisher kommt er nicht mehr als vom Kloster Disentis abge-koppelter Separatdruck daher. Nun ist er in die Ge meinschaft des Klosters eingebunden.

Ereignisse der Schule und des Klosters – mit interner wie auch externer Relevanz – werden im Disentis, dem Periodikum des Klosters Disentis, laufend abgedruckt. Disentis-Leserin-nen und -Leser erhalten auf diese Weise anstel-le eines jährlichen, zeitpunktbezogenen Ein-blicks ein dynamisches Bild. Dieses Bild kön nen Sie noch ergänzen – bei einem Besuch unserer Website www.der-weg-nach-oben.ch oder kurz www.gkd.ch.

Kommunikativer Verbund von Kloster und Gymnasium

Im vorliegenden Disentis/Jahresbericht des Gymnasiums Kloster Disentis erhalten Sie im Sinne einer Komplettierung zusätzliche Infor-mationen rund um gymnasiumsrelevante Themen, so weit sie an dieser Stelle im Laufe des letzten Jahres noch nicht behandelt wurden. Dazu gehören die Worte von Pater Bruno Rieder zu unserem Jahresmotto anlässlich der Schul-gottesdienste, die Schulstatistik und die obli-gaten Klassenfotos.

Ein Jahresmotto gilt es zu leben und in die Zukunft zu tragen, ansonsten es zu einer reinen

132. JAHRESSCHULBERICHT 2012/13EditorialVon Rektor Bruno Hensler, Dr. oec. HSG, dipl. Wipäd.

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Die Klassen 1 G bis 3 G1 G

Sitzend v. l. n. r.: Marlon Siekmann; Samu-el Wieland; Joel Flepp; Lisa Schmid; Joel Ca-jacob; Ivo Carigiet, Naomi Huonder; Nathan Pally. – 2. Reihe: Aline Cajacob; Maria Jacomet; Aaron Mazzetta; Mauro Alig; Lara Berther; Laura Hübner; Sarina Caduff; Nesa Catrina Gart mann. – 3. Reihe: Flurin Monn; Julian Col len berg; Deborah Dietrich; Charlotte Hol-stein. – 4. Reihe: Jan Weber; Madleine Vieli; Ronja Muoth; Aurelia Giger; Gianna Bearth; Andrina Carigiet.

2 G

Sitzend v. l. n. r.: Laura Giger; Dario Men-sing; Anna Chiara Cathomen; Nicole Lech-mann; Robin Caduff; Dominique Candrian; Vital Albin; Samira Malin. – 2. Reihe: Fiona Cavegn; Lorena Marino; Saskia Caduff; Elia DʼAntuono; Flavio Carigiet; Elena Flepp; Lara Darms; Leander Etter. – 3. Reihe: Nico-Ales-sandro Mognetti; Tanja Venzin; Robin Mittner; Jonas Beer; Tatjana Darms. – 4. Reihe: Flavio Albrecht; Nicolas Albert; Andri Probst; Mihel Kreiliger; Selina Camenisch; Clau Soliva.

3 G

Sitzend v. l. n. r.: Lara Schmid; Ivo Capaul; Simona Cavigelli; Laura Pfister; Jeronimo Candrian; Noëmi Cerboni; Flavia Sac; Noah Weber. – 2. Reihe: Simon Steiner; Tanja And-reoli; Gloria Cotti; Gladys Jacomet; Luisa Lombriser; Luca Denser; Anna Quinter. – 3. Reihe: Lukas Quinter; Fabian Schäffeler; Leonardo Schlatter; Laura Schneider; Livio Sac; Rawin Monn. – 4. Reihe: Remo Wolf; Serafin Reiber; Jonathan Wieland; Nadia Ca-viezel; Yannick Pfister.

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Was wäre für euch Schülerinnen und Schüler die schlimmste Strafe ? Ich vermute: Wenn ein Lehrer, eine Präfektin oder die Eltern euch euer Smartphone für eine Woche weg-nehmen würden.

Warum wäre das so schlimm ? Weil ihr dann nicht ständig vernetzt mit euren Kollegen und Kolleginnen seid. Keine Telefonate, keine SMS, keine Mails, kein Facebook etc. Was war das grösste Wunder für die ersten Christen ? Wir hörten es im Evangelium: Dass ein übervolles Netz mit unterschiedlichen Fischen nicht zer-reisst. In beiden Fällen geht es um Netze. Und beide Male dürfen die Verknüpfungen nicht reissen.

Widerspruch oder nicht ?Nun würde ein cleverer Philosophieschüler

mich als Mönch auf einen Widerspruch – die philosophische Todsünde ! – aufmerksam ma-chen: «Einerseits ist das Zusammenhalten des Netzes für Sie als Christ ganz wichtig. Ander-seits verzichten Sie als Mönch auf ein Smart-phone – und die Novizen im Kloster setzen beim Eintritt ihr Handy ausser Betrieb und gehen nur noch in Ausnahmefällen ans Netz.»

Wie finde ich aus dem Widerspruch heraus ? Die Maturanden wissen, wie: indem ich auf-zeige, dass der Widerspruch, der mir vorge-worfen wird, gar keiner ist.

Wie geht das ? Indem ich euch eine Gegen-frage stelle: Wie erklärt ihr mir folgenden Wider-spruch in eurem Verhalten ? Einerseits ist das

Gymnasium Kloster Disentis aufs neue Schul-jahr hin total drahtlos vernetzt worden. Ander-seits sind Schüler und Lehrer wieder vollstän-dig nach Disentis eingerückt.

Virtuelle Welt – reale WeltWarum diese Reise, wenn man doch übers

Netz miteinander kommunizieren könnte ? Die Antwort ist ganz einfach: Ihr wollt einander wieder real begegnen, in die Augen schauen, einander umarmen. Und ihr wollt nicht einfach mit Informationen gefüttert werden, sondern einen lebendigen Austausch mit den Lehrper-sonen haben, an ihrer Erfahrung teilhaben, Zu-sammenhänge erklärt bekommen, Thesen und Theorien in Frage stellen und diskutieren. Ihr wollt miteinander Sport treiben, Musik machen, Theater spielen oder die Mittagsstille erfahren.

Ebenso wollen auch die Lehrer nicht bloss Tas taturen bedienen, sondern euch als Klasse und als einzelne Schüler wahrnehmen, Hebammen-dienste leisten beim Geburtsprozess eurer Bil-dung. Bildung hat damit zu tun, sich von mög- lichst viel Wirklichkeit herausfordern zu lassen.

Geht es auch ohne Handy, TV, Facebook ?Laptops, das Internet, Beamer – das können

gute Hilfsmittel sein, spannend wirdʼs erst mit lebendigen Personen. Und damit habe ich die Frage beantwortet, warum ich als Mönch kein Handy habe, kein Fernsehen schaue und auch nicht auf Facebook bin: Ich setze meine Zeit lieber dafür ein, mit wirklichen Personen zu-sammen zu sein, mit Mitmenschen oder mit dem lebendigen Gott. Mit diesen wirklichen Personen möchte ich immer besser vernetzt sein.

Das grösste Wunder für die ersten Christen war, dass das übervolle Netz nicht zerreisst. Das bedeutet jedoch nicht nur, dieses Wunder als gött liches Geschenk zu empfangen, sondern auch einen Auftrag: immer neu Netze knüpfen und stärken. Dies beinhaltet wesentlich das Be-mühen, Unterschiedliches miteinander zu ver-knüpfen.

Tipps, damit das Netz nicht reisstDer Apostel Paulus erläutert in der Lesung,

worin das Wunder des übervollen Netzes, das nicht zerreisst, besteht.

In den Christengemeinden fanden ganz un-terschiedliche Menschen zusammen: unter-schiedliche Kultur, religiöse Herkunft, Sprache, sozialer Status. Und plötzlich – o Wunder ! – spielen diese Unterschiede keine trennende Rolle mehr: «Da gibt es nicht mehr Griechen

oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Fremde, Skythen, Sklaven oder Freie.»

Wohlgemerkt: Da werden nicht die Unter-schiede totalitär eingeebnet, sie führen jedoch nicht mehr zu Konflikten – weil es etwas alle Verbindendes gibt, das viel stärker ist: «Christus ist alles und in allen.» Die unterschiedlichen Menschen, die als Christen zusammengefunden haben, sind «neue Menschen» geworden, weil sie durch Christus nach dem Bild ihres Schöp-fers erneuert sind. Ihr Blick auf die Mitmen-schen ist also nicht mehr der alte Blick, der von Konkurrenzdenken, Angst und Vorurteilen geprägt ist. Nun sehen sie mit den Augen des Schöpfers auf den Nächsten: Alle sind von Gott geliebt. Deshalb verdient jeder, dass ich ihm mit Güte, Demut, Milde, Geduld begegne.

Auch wir am Gymnasium Kloster Disentis sind von ganz unterschiedlicher Herkunft: Romanisch-, Deutsch- und Italienischspra-chige. Aus der Surselva, aus Zürich, aus Nige-ria oder China. Stille und Laute. Sportliche und Unsportliche. Auf gleicher Wellenlänger oder nicht. Doch probiert es einmal aus: Wenn ein Mitschüler euch nervt, dann sagt innerlich: «Auch du bist von Gott geliebt.» Ihr werdet sehen, dass dieses einfache Segenswort Wun-der bewirkt. Das Netz des Gymnasium Kloster Disentis wird dann nicht reissen, wie es bei den ersten Christen, in der Gemeinschaft der Kirche, nicht gerissen ist.

Dieser Zusammenhalt ist ein Geschenk, zugleich bedeutet das Knüpfen und Stärken des Netzes auch tägliche Mühe, wie Paulus aufzeigt. Doch die Anstrengung lohnt sich. Die Tipps für die Christen in Kolossä können auch für uns hilfreich sein:1. «Ertragt euch gegenseitig.» Vergiss nie,

dass auch du Schwächen hast, bei denen du froh bist, wenn deine Mitmenschen sie ertragen.

2. «Vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat.» Was für eine schreckliche Welt wäre das, wo jedes Ver-sagen auf ewig aufgerechnet wird. Christus ist durch seine Vergebung der Garant für eine lebenswerte Welt.

3. «Liebt einander.» Damit sind nicht die Liebespärchen gemeint, sondern dass ich mich am Andern freue, sein Wohlergehen wünsche und ihm Gutes tue.

Ohne Stromanschluss geht nichtsLiebe Schüler und Schülerinnen, alle vir-

tuellen Netzwerke, alle Computer, alle Smart-

«Netze knüpfen und stärken»Predigt von Prorektor P. Bruno Rieder zur Eröffnung des Schuljahres 2012/2013 am 27. August 2012 / Schrifttexte: Kol 3,9b-17; Joh 21,1-14

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Die Klassen 4 G bis 6 G4 G

Sitzend v. l. n. r.: Livia Carigiet; Nadja Deflorin; Timo Bundi; Noël Emmenegger; Mirco Darms; Roman Flepp; Amanda Deplazes; Nina Defuns. – 2. Reihe: Alessia Janka, Samu-el Sossai; Sofia Cerboni; Lara Peng; Rebecca Steger; Christian Koch; Aurelia Albrecht; Florian Zurfluh; Annalea Venzin. – 3. Reihe: Dominik Bontognali; Alina Hendry; Simon Blumenthal; Davide Beer; Simon Zurfluh. – 4. Reihe: Alessandro Maissen; Pietro Jacomet; Matias Jacomet; Alexa Fry; Ursin Waldvogel; Andriu Defuns; Joël Schnellmann.

5 G

Sitzend v. l. n. r.: Franco Wieser; Norma Müller; Laura Beer; Lara Maissen; Petra Diet-rich; Lucas Schmid; Sina Schmid; Tanja Za-kurday. – 2. Reihe: Jana Orlik; Andreina Schramm; Nora Bearth; Kristina Denser; Eli-zabeth Bayanduryan; Riem Coray; Stephanie Nünlist; Livia Degonda. – 3. Reihe: Jana Berther; Luisa Orlik; Patric Ryser; Natalie Neff; Philipp Walker; Clà Fanzun; Stefanie EpP. – 4. Reihe: Gianluca Cavelti; Anna-Catrina Stoffel; Melvin Filli; Linus Tschaler; Leopold Franz.

6 G

Sitzend v. l. n. r.: Monika Tino; Larissa Janka; Andrin Büchler; Gion Ursin Alig; Na-taliya Wehrle; Damian Cajacob; Joel Thöny; Andrina Bundi. – 2. Reihe: José Bomrad; Silvia Probst; Selina Pfister; Marion Simmen; Gian Deflorin; Antonio Tuor; Jessica Venzin. – 3. Rei-he: Fabio Caduff; Lee Ann Imboden; Paco Decurtins; Louis von Merey; Anja Cabalzar; Henry Suter; Geraldine Levy; Daniel Alig.

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phone nützen euch nichts, wenn ihr nicht ans Stromnetz angeschlossen seid – auch Akkus müssen aufgeladen werden. Das Netzwerk der Liebe zwischen Menschen funktioniert nur, wenn ihr am göttlichen Stromnetz angeschlos-sen seid.

Wartet nicht, bis der Akku leer ist. Sondern: «Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder. Alles, was ihr in Worten und Wer-ken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn» (Kol 3,16f).

Amen.

«Geh wieder an deine Arbeit und sei nicht traurig !»Predigt von Prorektor P. Bruno Rieder im Schulgottesdienst am Fest des Heiligen Benedikt am 21. März 2013 / Schrift-texte: Phil 4,4-9 / Joh 17,20-26

«Alle sollen eins sein.» (Joh 17,21) Was für eine Einheit erbittet Jesus im heutigen Evan-gelium ? Dazu ein Gedankenexperiment: Woll-tet ihr in einer Welt leben, in der alle Menschen Klone wären ?

Ich gehe davon aus, dass für alle von euch eine solche Welt ein Albtraum wäre. Zwar gäbe es nur noch Harmonie, dafür aber keine Liebe mehr. Und eine solche Welt wäre grauenhaft langweilig. Das wäre Einheit als Uniformität.

Die Lackmusprobe zum Thema Verschie-denheit

Im Gedankenexperiment ist es also klar für uns: Wir möchten eine bunte Welt mit viel Verschiedenheit. Doch wie ist das dann konkret, wenn der andere wirklich anders ist ? Wenn er

das Wasser so tief, dass es aussichtslos schien, das Werkzeug herauszuholen.»

So also präsentiert sich der Gote: zwar hat er viel Eifer, aber es fehlt ihm das rechte Gespür. Mit dem fremdartigen Werkzeug hat er noch keinen Umgang gefunden. Statt den simpel erscheinenden Auftrag zu erfüllen, ruiniert er das Werkzeug.

Seien wir ehrlich: Wie rasch kommen uns in solchen Situationen Worte wie «Idiot» über die Lippen, ergiesst sich hämisches Gelächter über den Unglücklichen ?

Kein Wunder, dass die Geschichte weiter über den Goten berichtet: «Da die Klinge verloren war, lief der Gote zitternd vor Angst zu dem Mönch Maurus, meldete den Schaden, den er angerichtet hatte, klagte sich an und tat Busse. (Maurus war, würde man heute sagen, Klosterschüler beim Heiligen Benedikt.)

Der Mönch Maurus jedoch liess es Bene-dikt, den Diener Gottes, sofort wissen. Als der Mann Gottes, Benedikt, das hörte, ging er hin, nahm dem Goten den Stiel aus der Hand und hielt ihn in den See. Sogleich kam die Klinge aus der Tiefe empor und fügte sich wieder an den Stiel.»

Einander ermutigen und zum Neubeginn helfen

Ein Wunder ! Sind auch wir zu einem sol-chen Wunder fähig ? Was tut der Heilige Be-nedikt genau ?

Zunächst einmal ist von ihm keinerlei Vor-wurf zu hören. Noch viel weniger herablassende Sprüche über den Tölpel. Benedikt tut genau das Gegenteil: Er begibt sich sofort in die Lage des Goten und nimmt ihm den leeren Stiel, das Beweisstück seiner Tollpatschigkeit, aus der Hand. Was aber noch wichtiger ist: Benedikt legt den unglücklichen Goten nicht fest auf sein Missgeschick, sondern glaubt an die Chance zu einem Neubeginn.

Dieser Glaube macht das Unmögliche möglich: Die Klinge kommt aus dem Abgrund des Versagens herauf und vereinigt sich mit dem Stiel wieder zu einem brauchbaren Werk-zeug.

Wir alle versagen immer wieder und wün-schen uns dann nichts sehnlicher als Verständ-nis und Ermutigung, als Hilfe zum Neubeginn. Praktizieren wir dies auch gegenüber unseren Mitschülern, als Lehrpersonen gegenüber den Schülern ?

Der Heilige Benedikt gibt uns für solches Verhalten ein wunderbares Wort auf den Weg.

sich anders verhält, anders spricht, anders aus-sieht ? Wenn der andere nicht meinen Wünschen entspricht ? Wie ist es dann: Nervt er mich als anderer oder freue ich mich an seiner Verschie-denheit ?

Das sind Fragen, die besonders aktuell sind: in einer globalisierten Welt mit gewaltigen Mig-rationsbewegungen, aber auch am Gymnasium Kloster Disentis, wo die Schüler und Schüle-rinnen bunt zusammengewürfelt sind. Doch schon der Heilige Benedikt, der vor ungefähr 1500 Jahren lebte, war mit den gleichen Fragen konfrontiert. Er lebte in der Zeit der spätantiken Völkerwanderung, als germanische Völker in ganz Europa hin und her zogen. Und er hatte in seinem Kloster Mönche von ganz unter-schiedlicher Herkunft und Charakter. Wie ging er mit Verschiedenheit um ?

«Arm im Geiste»Dazu gibt es eine erhellende Geschichte in

der Lebensbeschreibung des Heiligen Benedikt. Es heisst: «Ein anderes Mal kam ein einfältiger Gote zu ihm, der Mönch werden wollte. Bene-dikt, der Mann Gottes, nahm ihn liebevoll auf.» Goten, das waren germanische Eindringlinge in Italien, Barbaren, wie man als gebildeter Römer sagte. Kein Wunder, dass der Gote als «einfältig» angesehen wurde.

Vielleicht war er tatsächlich ungebildet, doch der lateinische Urtext eröffnet eine tiefere Dimension, indem er ihn «pauper spiritu» nennt: «arm im Geiste».

Jesus preist in der Bergpredigt die «Armen im Geiste» selig, denn es sind die Menschen, die sich nicht mit den Ellenbogen durchsetzen wollen oder können, keine Alphatiere in der Klasse, sondern die am Rande sind, die belächelt oder sogar ausgelacht werden. Der Heilige Benedikt jedoch «nahm ihn liebend gerne auf» und zeigt ihm damit gleich zu Beginn, dass er dazugehört.

Klinge verloren – Klinge gerettetDoch der junge Gote bestätigt zunächst die

Vorurteile – er benimmt sich tatsächlich tölpel-haft. Es heisst nämlich weiter: «Eines Tages liess Benedikt ihm ein Werkzeug geben, das man (…) Sichelmesser nennt. Er sollte damit an einer bestimmten Stelle das Dornengestrüpp aushauen, um dort einen Garten anzulegen; die Rodung lag unmittelbar über dem Seeufer.

Als der Gote das Dornendickicht mit aller Kraft auszuhauen versuchte, sprang die Klinge vom Stiel und fiel in den See. Dort aber war

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Denn unsere Geschichte endet folgendermassen: «Benedikt gab dem Goten das Werkzeug zurück und sagte. «Geh wieder an deine Arbeit und sei nicht traurig.» Wenn wir die Regel des Heiligen Benedikt durchlesen, so ist eines seiner wich-tigsten Ziele im alltäglichen Umgang und Reden, dass kein Mitbruder traurig wird. Das heisst, alles zu unterlassen, was beim Mitmenschen Verzweiflung, Bedrückung, Selbstzweifel, Min­derwertigkeitsgefühle auslöst oder verstärkt.

Vielleicht ist euch beim Erzählen der Ge-schichte mit dem Goten aufgefallen, dass der

Heilige Benedikt immer wieder «Mann Gottes» oder «Diener Gottes» genannt wird. Das besagt, dass Benedikt sein Verhalten und Reden bei Christus gelernt hat. Christus ist daran zu erken-nen, dass er immer Menschen aufrichtet, ihnen neuen Lebensmut schenkt, sie befähigt, ihre Gaben zu verwirklichen, ihnen verzeiht und einen Neubeginn schenkt. Das sind Worte Chri-sti für uns selber und für unsere Mitmenschen: «Geh wieder an deine Arbeit und sei nicht traurig !» Wenn wir das leben, dann wird «un-sere Güte allen Menschen bekannt.» (Phil 4,5)

«Alle sollen eins sein.» Nicht als Klone, sondern als gemeinsame geliebte Kinder des himmlischen Vaters, die sich freuen an der rei-chen Verschiedenheit der Mitglieder der Fami-lie Gottes. Wir sind berufen, täglich Zeugnis zu geben, dass die Liebe, mit der Jesus vom himm-lischen Vater geliebt wird, auch in uns ist. Indem wir den Goten, der mit uns lebt, liebevoll aufnehmen und – wenn ihm ein Missgeschick passiert – zu ihm sagen: «Geh wieder an deine Arbeit und sei nicht traurig !»

Amen.

Die Verantwortlichen

Sitzend v. l. n. r.: Clemens Rathofer; Pater Pirmin Gnädinger; Stefan M. Seydel; Abt Vigeli Monn; Rektor Bruno Hensler; Prorektor Pater Bruno Rieder; Karl-Heinz Dürscheid; Simon Muff. – 2. Reihe: Rita Caduff; Gion Andrea Casanova; Claudia Foppa Caviezel; Pater Theo Theiler; Tina Piazzi; Fabienne Streit; René von Niederhäusern; Daniela Vincenz; Anja Klittich; Bruder Magnus Bosshard. – 3. Reihe: Silvia Kalbermatten; Rosemarie Kurath; Jakob Berger; Marc Schmed; Donny Wilkins; Bruder Martin Hieronymi. – 4. Reihe: Kurt Jeitziner; Paul Kocian; Manfred Walter; Jörg Schmuki; Tom Etter; Ursin Defuns; Alberto Palaia; Giusep Simonet; Sophie Obrist.

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Das Schuljahr 2012/13 in ZahlenGymnasialjahr 1 2 3 4 5 6 Total

Schülerinnen und Schüler 26 27 26 30 28 23 160Knaben 11 14 14 17 9 12 77Mädchen 15 13 12 13 19 11 83 extern 23 24 19 25 17 16 124intern 3 3 7 5 11 7 36 aus dem Bündnerland 25 26 22 28 24 19 144aus der Surselva 25 26 20 25 20 18 134romanischer Muttersprache 19 20 17 20 10 15 101 SchwerpunktfächerLatein 8 0 8Wirtschaft & Recht 6 7 13Musik 7 6 13Biologie / Chemie 7 10 17

AdresseGymnasium Kloster DisentisPostfach 74CH-7180 Disentis/Mustér

SekretariatSilvia Kalbermatten, Rita Caduff

TelefonSekretariat .................... +41 (0) 81 929 68 68Internat Knaben ............ +41 (0) 81 929 68 10Internat Mädchen ......... +41 (0) 81 929 68 13

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