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EUROPA-FACHBUCHREIHE für holzverarbeitende Berufe VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten Europa-Nr.: 46018 Haustüren – Haustüranlagen Entwurf und Konstruktion Wolfgang Nutsch

Haustüren – Haustüranlagen · Tür und Tor offen; wer entlassen wurde, dem hat man den Stuhl vor die Tür gesetzt; solchem, den man nicht länger bei sich haben will, wird die

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EUROPA-FACHBUCHREIHEfür holzverarbeitende Berufe

VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG

Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten

Europa-Nr.: 46018

Haustüren –HaustüranlagenEntwurf und Konstruktion

Wolfgang Nutsch

001-077 Haustüren 30.04.2007 16:04 Uhr Seite 1

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Bearbeiter des Fachbuches

„Haustüren – Haustüranlagen, Entwurf und Konstruktion“:

Wolfgang Nutsch, Dipl.-Ing. (FH), Studiendirektor, Leinfelden-Echterdingen

Fachliche Beratung:

Ulrich Sieberath, Dipl.-Ing. (FH), Direktor, Ift-Rosenheim

Bildbearbeitung:

Wolfgang Nutsch, Leinfelden-EchterdingenVerlag Europa-Lehrmittel, Zeichenbüro, Ostfildern

Haftungsausschluss

Dem Inhalt dieses Werkes liegt der derzeitige Kenntnisstand in Wissenschaft und Technik zugrunde. Gerade im Bereich von Wissenschaft und Technik sind Kenntnisse und Erfahrungen einer raschen Än-derung unterworfen. Wenn in Zeichnungen oder Text inhaltliche Fehler und Mängel enthalten seinsollten, können Autoren und Verlag nicht haftbar gemacht werden.

Das vorliegende Buch wurde auf der Grundlage der aktuellen amtlichen Rechtschreibregeln erstellt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

1. Auflage 2007

Druck 5 4 3

ISBN 978-3-8085-4601-7

© 2007 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruitenhttp://www.europa-lehrmittel.de

Umschlaggestaltung: Michael M. Kappenstein, 60594 Frankfurt a. M.Satz und Layout: Satz+Layout Werkstatt Kluth GmbH, 50374 Erftstadt, www.slw-kluth.deDruck: mediaprint solutions GmbH, 33100 Paderborn

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Vorwort

Haustüren und Haustüranlagen sind ein individuellesfür die Bewohner und zum Charakter des Hauses pas-send entworfenes und angefertigtes Produkt. Die aufdem Haustürenmarkt angebotenen Fertigproduktekönnen nur selten die zahllosen, den individuellenWünschen der Kunden entsprechenden Lösungenabdecken. Die Möglichkeiten in der Konstruktion,aber besonders in der Gestaltung sind unübersehbargroß und bleiben für immer eine sensible Entwurfs-aufgabe, für Haus und Bewohner ein wertvolles Uni-kat zu schaffen. Das gilt besonders auch für die in äl-teren Gebäuden zu erneuernden Haustüren. So wer-den auch Beispiele gezeigt, die in ältere Haustypenpassen und durch ihre handwerklich geprägte Aus-strahlung mit Sicherheit manchen Modewechselüberstehen.

Die Konstruktionen müssen den anerkannten Regelnder Technik entsprechen. Diese haben sich in denletzten Jahren wesentlich verfeinert und somit dieHaustür und Haustüranlage zu einem anspruchsvol-len Produkt gemacht. Auch die technische Entwick-lung der Werkstoffe und Beschläge trägt dieser Ent-wicklung Rechnung.

Durch die Produktnorm „Fenster und Außentüren“unterliegen die Haustüren und Haustüranlagen ei-

nem sehr umfangreichen Normenwerk, das beson-ders der Konstruktion klare Richtlinien vorgibt. Im In-halt des Buches wird an geeigneten Stellen auf die-ses Normenwerk hingewiesen. Weisen Haustürenund Haustüranlagen Eigenschaften auf, die der Zerti-fizierung durch eine anerkannte Prüfstelle unterlie-gen, können die Produkte mit einem CE-Zeichen ge-kennzeichnet werden. Fachverbände geben über dasZertifizierungsverfahren Auskunft.

Die Aufgabe des Buches ist es, einige Entwurfsbei-spiele von Haustüren und Haustüranlagen aufzuzei-gen. In den zahlreichen Konstruktionsbeispielen, dienatürlich auch auf andere, ähnliche Entwürfe anzu-wenden sind, werden die im Normenwerk ausgewie-senen technischen Richtlinien berücksichtigt. Durchdie fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Institut fürFenstertechnik in Rosenheim hat sich außerdem einefachlich abgesicherte Detailbearbeitung ergeben.

Die Detailzeichnungen sind im Maßstab 1:2 abgebil-det. Durch die ausführliche Bemaßung und die Be-zeichnungen der Werkstoffe und Materialien ist die-ses Buch ein benutzerfreundliches Vorlagenwerk fürFachschüler, Studenten, Innenarchitekten, Architek-ten und den ausführenden Handwerker.

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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

1 Ästhetische Funktion der Haustür . . . . . . 7

1.1 Entwurfsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71.1.1 Haustür im Gebäude . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71.1.2 Haustür und Bewohner . . . . . . . . . . . . . . . 81.1.3 Gliederung des Haustürelements . . . . . . . 81.1.4 Beschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141.1.5 Material und Farbe der Haustür . . . . . . . . 14

2 Technische Funktion der Haustür . . . . . . . 15

2.1 Lichte Durchgangsmaße, Toleranzen

und Öffnungsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2.2 Mechanische Beanspruchung . . . . . . . . . . 18

2.3 Windlast und Verkehrslast . . . . . . . . . . . . . 18

2.4 Einbruchhemmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.4.1 Maßnahmen zur Einbruchhemmung . . . . 212.4.1.1 Der Türrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4.1.2 Das Türblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.4.1.3 Verglasung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.4.1.4 Beschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.5 Witterungsbedingte Belastung . . . . . . . . . 25

2.6 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

2.7 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

3 Elemente der Haustür . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1 Türrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.1.1 Blendrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.1.2 Blockrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.1.3 Bodenschiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.2 Türblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.2.1 Sperrtürblätter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.2.2 Rahmentüren mit Füllungen . . . . . . . . . . . 353.2.2.1 Gedübelte Rahmenecken . . . . . . . . . . . . . . 363.2.2.2 Gestemmte Rahmenecken . . . . . . . . . . . . . 363.2.2.3 Profile an Rahmentüren . . . . . . . . . . . . . . . 383.2.2.4 Sprossen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403.2.2.5 Füllungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403.2.3 Aufgedoppelte Türen . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.2.4 Wetterschenkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.3 Verglasung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423.3.1 Glasarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423.3.2 Einbau der Verglasung . . . . . . . . . . . . . . . . 453.3.2.1 Verklotzungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453.3.2.2 Abdichten von Verglasungen . . . . . . . . . . . 46

3.4 Einbau des Türblatts in den

Türrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473.4.1 Falzausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473.4.2 Falzluft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483.4.3 Dichtungsprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483.4.4 Anschlagseite der Haustür . . . . . . . . . . . . . 49

3.4.4.1 Anordnung der Bänder . . . . . . . . . . . . . . . . 503.4.4.2 Bandarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503.4.4.3 Bandseitensicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . 573.4.5 Schlossseite der Haustür . . . . . . . . . . . . . . 583.4.5.1 Haustür-Einsteckschlösser . . . . . . . . . . . . . 583.4.5.2 Schlösser mit Mehrpunktverriegelung . . . 583.4.5.3 Motorschlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593.4.5.4 Schließzylinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593.4.5.5 Schließbleche und Elektro-Türöffner,

Türschließer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603.4.5.6 Drückergarnituren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

3.5 Zusätzliche Ausstattung bei

Haustüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633.5.1 Briefkästen, Klingel- und Gegen-

sprechanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633.5.2 Eingangsüberwachung . . . . . . . . . . . . . . . . 653.5.3 Türstopper und Türfeststeller . . . . . . . . . . 663.5.4 Dauerlüftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

3.6 Schließanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673.6.1 Hauptschlüsselanlage – General-

hauptschlüsselanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . 673.6.2 Zentralschließanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . 673.6.3 Kombinierte Hauptschlüssel-

Zentralschließanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . 673.6.4 Zentralschließanlage mit über-

geordnetem Schlüssel . . . . . . . . . . . . . . . . 68

4 Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

4.1 Konstruktiver Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . 68

4.2 Chemischer Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . 69

4.3 Oberflächenbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . 70

5 Haustürmontage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

5.1 Situation am Bau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

5.2 Befestigung des Türrahmens . . . . . . . . . . 72

5.3 Dichten der umlaufenden

Anschlussfuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

5.4 Schutz der Haustür nach der

Montage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

6 Entwurfs- und Konstruktions-

beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

6.1 Haustüren in Rahmen- und

Füllungskonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

6.2 Haustüren mit aufgedoppelten

Türblättern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

6.3 Haustüren mit Sperrtürblättern . . . . . . . 135

6.4 Haustüranlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Firmenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

Inhaltsverzeichnis

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Haustüren sind die beweglichen Verschlüsse von Ge-bäudeöffnungen, durch die man in das Innere einesGebäudes gelangt. Sie verschließen oder öffnen dieGrenze, welche die Privatsphäre der Bewohner um-gibt. Durch sie lässt man willkommene Gäste insHaus hinein oder weist ungebetene ab.

Durch ihre Lage zwischen Innen- und Außenbereichmüssen Haustüren widerstandsfähig gegen Bewitte-rung und mechanische Beanspruchung sein sowieweitgehend einbruchhemmend, wärmedämmendund im gewissen Maße auch schalldämmend kon-struiert werden. Gelegentlich wird zusätzlich nocheine Verglasung zur Belichtung des hinter der Tür lie-genden Raumes verlangt.

Neben den rein technischen Anforderungen sollenHaustüren auch eine ästhetische Funktion erfüllen.Sie müssen in Proportion, Material und Dekor gut ge-staltet sein, sich harmonisch in die Fassade des Ge-bäudes einfügen und auch zu Stil und Charakter desGebäudes und deren Bewohner passen.

Ein Fachwerkbau verlangt eine andere Haustür alseine klassizistische Villa, ein Reihenhaus eine andereals ein Mehrfamilienhaus. Je nach Auffassung undLebensgewohnheiten der Bewohner kann die Haus-tür einladend offen oder abweisend verschlossen, inder Ausstattung schlicht und eher bescheiden oderauffällig und gar protzig sein. Die Haustür wird so zurVisitenkarte der in dem Haus wohnenden Menschen.

Wenngleich die Haustür ein notwendiger Bestandteildes Hauses ist, so ist mit ihr doch eine symbolische,ja sogar mythologische Bedeutung verknüpft. VieleSprichwörter legen hiervon ein beredtes Zeugnis ab.Jemand, der auf seinem Weg Erfolg hat, dem stehenTür und Tor offen; wer entlassen wurde, dem hat manden Stuhl vor die Tür gesetzt; solchem, den mannicht länger bei sich haben will, wird die Tür gewie-sen oder grob darauf hinweisen, wo der Zimmer-mann das Loch gelassen hat; ein Übereifriger wirdgleich mit der Tür ins Haus fallen oder hat bei glei-cher Meinung offene Türen eingerannt. Die Griechenglaubten, durch mit Pech gestrichene Haustüren diebösen Geister fernhalten zu können, und die Römerhielten sich gar einen Gott der Tür, den Gott Janus.Martin Luther hat seine 95 Thesen an die Tür derSchlosskirche zu Wittenberg angeschlagen und da-mit in der Glaubensfrage eine Revolution heraufbe-schworen.

In diesem Zusammenhang darf die Schwelle nichtvergessen werden, die es an der Haustür zu überwin-den gilt und die ein anständiger Fremder nicht betritt,wenn man ihn nicht dazu einlädt. Wer diese Grenzli-

nie ungebeten übertritt, macht sich des Hausfrie-densbruchs schuldig. Schon in Goethes Faust kannman lesen, dass selbst der Teufel mit der Schwelleseine Schwierigkeiten hatte. Andererseits tragenjungverheiratete Ehemänner ihre Braut über dieSchwelle ihres neuen Heims, um darin gemeinsamglücklich zu sein.

Bei all dieser Symbolhaftigkeit muss es nicht ver-wundern, wenn die Haustür in der Kultur- und Kunst-geschichte einen so hohen Stellenwert eingenom-men hat. An den Hauseingängen lässt sich der jewei-lige Baustil ablesen. Kein Element, ob Türblatt, Tür-umrahmung, Leibung, Sturz oder Tympanon, sowiedie Beschläge, wie Griff, Klinken, Klopfer, Klingel, Na-mensschilder, wurden hierbei von den Handwerkernausgenommen.

Baugeschichtlich beginnt die Haustür oder das Tormit kräftig beschlagenen Bohlenflügeln. Später, be-sonders für kleinere Eingänge, waren es Brettertüren,die vielfach mit Zierbeschlägen und sichtbaren Köp-fen der Schmiedenägel besetzt waren. Es entstanddie aufgedoppelte Tür, die mehr und mehr verziertund somit gleichsam zum Statussymbol wurde. Inden Bürgerhäusern wurden einflügelige, aber auchzweiflügelige Türen, meist mit Oberlicht, eingebaut.Das Oberlicht wurde durch Sprossenwerk gegliedert.Rahmen und Füllungen kamen auf und erlaubteneine starke Profilierung und lebendige Flächengliede-rung. Blendrahmen, Türrahmen, Füllungen undSprossenwerk sowie die häufig kräftig ausgebildeteSchlagleiste trugen nun jeweils die Schmuckele-mente der Zeit, wie des Barocks, des Rokoko, der Re-naissance, des Klassizismus und des Jugendstils.Hier und da füllte handwerklich, kunstvoll geschmie-detes Eisen die Glasfüllungen zum Schutz vor Ein-bruch aus. Durch die Entwicklung der Holzwerkstoffeund der Flachgläser sind in der jüngsten Zeitschlichte Sperrtüren, auch mit Platten, Glas oder Alu-minium aufgedoppelt oder durch kleine verglastegeometrische Flächen durchbrochen, und großflä-chig verglaste Türen anzutreffen.

Die herausragende Bedeutung des Bauelements„Haustür“ sollte Architekten und Handwerkern in je-der Hinsicht bewusst sein. Ohne die höheren techni-schen Anforderungen an eine Haustür und die gel-tenden Normen und Bestimmungen zu vernachlässi-gen, darf nicht das sensible Gefühl für eine gute Ge-staltung, das richtige Material und die zweckmäßigeKonstruktion sowie die dem Bewohner zumutbareund dem Haustyp zuträgliche Ausführung verlorengehen.

Einleitung

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Haustüren vermitteln dem Besucher den ersten Ein-druck von den Bewohnern des Hauses, besonders ei-nes Einfamilienhauses. Darum ist beim Entwerfenvon Haustüren zu untersuchen, wie diese sich demBetrachter mitteilen sollen und ob sie sich in den je-weiligen Haustyp harmonisch einfügen. Wenngleichman nicht für alle Fälle Gestaltungsregeln oder garsichere Entwurfsgrundsätze aufstellen kann, so wer-den doch einige allgemeingültige Grundregeln fürdie Gestaltung von Haustüren zu beachten sein.

1.1 Entwurfsgrundsätze

Für den ästhetischen Eindruck von Haustüren sind be-sonders die Art der Gebäude, die Vorstellungen derBewohner sowie die Gliederung der Haustürblätteroder der Haustüranlagen und die Auswahl und Plat-zierung der Beschläge zu berücksichtigen. Beim Ent-werfen müssen darüber hinaus die an dieses dieGebäude abschließende und sichernde Element diegestellten Anforderungen an Bewitterung, Verfor-mungsstabilität, Einbruchhemmung und in beson-deren Fällen an die Barrierefreiheit und Elektromecha-nik beachtet werden.

1.1.1 Haustür im Gebäude

Im Allgemeinen bestimmt die Lage des Gebäudes zurStraße die Anordnung des Hauseingangs. Bei freiste-henden Einfamilienhäusern wird man den Grundrisszur günstigsten Himmelsrichtung drehen. Wohn-räume wird man vorwiegend nach Süden bis Westen,Schlafräume nach Osten, Küchen und Nebenräumemöglichst nach Norden anordnen. Die Hauseingängewird man, wenn irgend möglich, vorwiegend nachNorden bis Osten hin orientieren.

Die Westseite bis Nordseite eines Gebäudes ist in un-seren Breiten die Wetterseite und die Südseite dieSonnenseite des Gebäudes. Haustüren zur Wetter-seite sind entweder durch ein Vordach zu schützenoder vertieft in einer Mauernische einzubauen. Da dieSonnenstrahlen die Haustürflächen ebenfalls extrembelasten, sind auch die nach Süden liegenden Haus-türen in Schatten spendenden Nischen einzusetzen.

Die Lage der Haustür im Gebäude ist aber vielfachvon der baulichen Situation her vorgegeben. Somitkann der Tischler hierauf gar keinen Einfluss mehrausüben. Ihm bleibt da nur die Möglichkeit solchekonstruktiven Maßnahmen zu ergreifen, die eine Be-witterung der Tür zulassen.

Ästhetisch betrachtet wirken weit zurückliegende unddunkle Hauseingänge wie ein Höhleneingang. Bündig

mit der Gebäudefront liegende und weiß lackierteHaustüren gehen dagegen in der Hausfassade auf.

Jeder Haustyp verlangt eine besondere Tür, die sichden von der Architektur vorgegebenen Stilelementenunterzuordnen und harmonisch in das Gebäude ein-zufügen hat, vielleicht auch einen markanten Akzentsetzen kann. Ein Reihenhaus erfordert eine andereHaustür als ein flachgestreckter Bungalow. In eineklassizistische Villa ist eine andere Haustür einzu-bauen als in ein Mehrfamilienhaus. In symmetrischgestalteten Fassaden sind auch die Hauseingängesymmetrisch zu konstruieren. Außerdem ist dieFarbe und Holzauswahl der Haustür auf die Farbe derFassade, in besonderen Fällen auch auf die Farbe derFenster, abzustimmen.

Bei alten Gebäuden wird man sich bei der Gestaltungder Haustür mit dem jeweiligen Baustil des Gebäu-des auseinandersetzen müssen, wobei ein bis ins De-tail getreues Nachbilden der alten Tür nicht immerangebracht ist. Vor allem dann nicht, wenn die altenKonstruktionen den neuen technischen Anforderun-gen nicht mehr standhalten. Moderne und konstruk-tiv einwandfreie technische Lösungen können jatrotzdem in der Form der alten Bauweise entspre-chen.

Können die Räume hinter der Haustür wie Windfangund Flur nicht ausreichend mit Tageslicht durch Fens-ter oder Lichtkuppeln ausgeleuchtet werden, müssenin der Haustür Glasfelder, zusätzlich Oberlichter oderverglaste Seitenteile im Haustürelement vorgesehenwerden. Auf ein gutes spannungsreiches Verhältniszwischen verglaster und nicht verglaster Fläche istbei der Gestaltung der Haustürelemente besonderszu achten. Auch wenn im Baurecht nicht ausdrücklichgefordert, sollte Sicherheitsglas, am besten Verbund-sicherheitsglas, zur Vermeidung von Verletzungsrisi-ken verwendet werden.

1.1.2 Haustür und Bewohner

Besonders die Bewohner eines eigenen Einfamilien-hauses müssen sich mit der Haustür identifizierenkönnen. Das gelingt aber nur, wenn die Haustür derLebenseinstellung der Hausherren entspricht. Der zu-rückhaltende und bescheidene Hausherr wird ehereine unauffällige schlichte Tür bevorzugen. Der extro-vertierte, sich nach außen hin darstellen wollende Be-wohner wird besser mit der auffälligen Tür bedientsein. Für Bewohner, die ihre Privatsphäre vor der Au-ßenwelt abschirmen möchten, ist eine geschlosseneTür zu wählen. Für diejenigen, die sich nach außenmitteilen möchten oder denen das Leben hinter ver-schlossener Fassade suspekt ist, für die wird das

1 Ästhetische Funktion der Haustür

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8 1 Ästhetische Funktion der Haustür

großzügig verglaste Haustürele-ment richtig sein. Eine breite Tür-anlage verrät Großzügigkeit, daskleine mit verbretterter Tür ver-schlossene Türloch symbolisiertburgenhafte Verschlossenheit (Bild

1).

1.1.3 Gliederung des

Haustürelements

Konstruktiv sind aufgedoppelteHaustüren, Haustüren in Rahmen-konstruktion mit Verglasungenoder Holzfüllungen sowieschlichte Sperrtüren (Türen ausHolz und Holzwerkstoffen) zu un-terscheiden.

Nicht verglaste Haustüren symbo-lisieren den Mitmenschen die Ab-geschlossenheit der Privatsphäre.Hier ist die Grenze dicht und un-durchdringlich. Verglaste Türendagegen öffnen das Haus und las-sen auch einen Einblick, wennauch bei mancher Verglasung nurdiffus, in den inneren Bereich so-wie eine Belichtung der dahinter-liegenden Räume durch Tageslichtzu. Großzügig verglaste Haustür-elemente wirken offen und einla-dend, man teilt sich den Mitmen-schen mit.

Es ist zu beachten, dass das Tages-licht in den Flur oder in die Dieleflutet und abends von außen dasLeben hinter der Tür durch denLichtschein der künstlichen Be-leuchtung wahrgenommen wird.Dabei zeichnen sich Tag und Nachtdie Glasflächen der Türflügel undder Seitenteile durch die Lage derRahmen und Sprossen ab. Des-halb ist auf eine gute Gliederungder Flächen zu achten. Besondersdie wegen unterzubringenderBriefkästen und Klingelplatten ge-schlossenen Flächen wirken dannstörend.

Die Fläche ist ein wesentliches Ele-ment der Architektur und hinsicht-lich ihrer Ausdruckskraft und Har-monie der Proportionen zu bewer-ten. Je nach Verhältnis der Dimen-sionen kann eine Fläche schlank,breit und behäbig oder lagernd

Bild 1

Ästhetische Wirkung der Haustür im Gebäude.

1 Dunkle Haustüren betonen den Eingang und wirken gegenüber der Fassade

zurückliegend.

2 Helle Haustüren wirken in heller Fassade bündig und treten als Hauseingang

nicht besonders in Erscheinung.

3 Weit zurückliegende Haustüren wirken wie ein Höhleneingang, und die

verbretterte Tür symbolisiert burgenhafte Verschlossenheit.

4 Verglaste Türen wirken leicht, offen und einladend.

5 Eine stark gegliederte Türfläche verlangt auch eine betonte Umrahmung.

6 Eine schlichte, vertikal gegliederte Tür. Hier kann auf eine markante Türum-

rahmung verzichtet werden.

1 2

3 4

5 6

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91.1 Entwurfsgrundsätze

Bild 1

Grundsätze für die Gliederung von Haustüranlagen mit geschlossenem Türteil und festem Glasteil

1 Langweilige Lösung! Bei gleicher Breite der unterschiedlichen Teile fehlt die Spannung und auch die klare Dominante in

dieser Haustüranlage.

2 und 3 sind bessere Lösungen. Entweder flankieren zwei gleich breite schmale Glasteile die Tür oder zwei unterschiedlich

breite Teile.

Bild 2

Ästhetische Gliederung der Haustüranlagen.

1 Bei Halbierung der Türanlage sind beide Teile, Stand- und Gehflügel, gleich ausgebildet. Der Standflügel kann auch fest

in die Türumrahmung eingeschraubt werden.

2 und 3 Bei ungleicher Teilung von Tür und Glasfeld sollte das Glasfeld schmaler als der Türflügel oder deutlich breiter

sein.

Bild 3

Verglaste Türanlagen

1 Bei der verglasten Tür und dem verglasten feststehenden Element versetzen sich die obere und die untere Verglasungs-

höhe. Solche Lösungen sind unbedingt zu vermeiden.

2 und 3 Hier laufen die Rahmenlinien von der Tür auf das fest verglaste Seitenteil durch.

001-077 Haustüren 03.05.2007 14:48 Uhr Seite 9

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10 1 Ästhetische Funktion der Haustür

wirken. Es gibt gefällige und weniger gefällige Pro-portionen. Entscheidend ist auch, dass durch mar-kante Gliederungen der Fläche die Ausdehnungsten-denz der Fläche bestimmt, verstärkt oder gar verän-dert werden kann. So kann zum Beispiel die lagerndeTendenz einer vorhandenen Maueröffnung durcheine beherrschende senkrechte Gliederung des Tür-elements in eine vertikale Ausdehnungstendenz ge-dreht werden.

Ebenso wichtig ist eine spannungsreiche Gliederungder Türelemente, die meistens aus dem Türteil unddem Glasteil bestehen. Sind Türteil und Glasteilgleich breit, fehlt die Spannung. Um der langweiligenWirkung entgegenzuwirken, kann man den Türflügelin der Mitte anordnen, sodass dieser von zwei schma-leren Glasteilen flankiert wird, oder man setzt denTürflügel asymmetrisch aus der Mitte. Aus gleichenGründen sollten Querriegel nicht exakt in der horizon-talen Mitte liegen, sondern etwas tiefer. Damit stehtdie leichtere obere Fläche in einem spannungsreichenVerhältnis zur schwereren unteren Fläche (Bild 1,

Seite 9).

Bei Haustüren in Rahmen- und Füllungskonstruktionist ebenfalls auf eine gute Gliederung der Türflächedurch Rahmen und Füllungen und auf harmonischeMaßverhältnisse zwischen den Rahmenbreiten undFüllungsbreiten zu achten. Ganz allgemein dürfenFüllungen und Rahmen nicht gleich breit sein. Meis-tens sind die Füllungen ja breiter als die Rahmenhöl-zer. Bei den sichtbaren Flächen der Rahmenhölzerdes Türblatts ist das untere Rahmenfries breiter zuwählen als die aufrechten Rahmenfriese. Dies gilt be-

Bild 1

Gliederung bei Rahmen- und Füllungstüren

1 Rahmen und Füllungstür in langweiliger Gliederung. Aufrechte und querliegende Rahmenfriese sind gleich breit und

beide Füllungen gleich groß. Solche Lösungen sind zu vermeiden.

2 Rahmen- und Füllungstüren in harmonischer Gliederung. Das untere Rahmenstück ist deutlich breiter als die anderen

queren Rahmenstücke und die Füllungshöhen sind unterschiedlich. Beim Vergleich beider Darstellungen wird die

ästhetische Wirkung des Wetterschenkels deutlich. Er verhindert, dass das Türblatt optisch nach unten aus dem Rahmen

herausrutscht.

3 Bei dieser Darstellung wird deutlich, dass ein stark gegliedertes Haustürblatt auch eine markante Türumrahmung

verlangt.

sonders dann, wenn auf dem Unterstück noch einWetterschenkel angebracht wird (Bild 1).

Der das Türblatt tragende Blockrahmen oder Blend-rahmen hat nicht nur technische Funktionen zu erfül-len, sondern auch eine ästhetische Funktion. Schlich-te Türen kann man wie eine Scheibe rahmenlos in dieMaueröffnung einspannen. Profilierte und stark ge-gliederte Türen verlangen dagegen eine angemes-sene Umrahmung. Der sichtbare Teil des Blend- oderBlockrahmens mit der eventuell noch zusätzlich ange-brachten Verleistung bildet die Umrahmung. Diesemuss auf den Charakter der Tür abgestimmt werden.Stark gegliederte und profilierte Türen benötigen einekräftigere betontere Umrahmung als schlichte oderfein gegliederte Türen. Ein kräftiger Rahmen solltemöglichst durch eine Schattenfuge von der Mauerlei-bung getrennt werden (Bild 1).

Auch der Wetterschenkel hat neben der technischenFunktion eine Gestaltungsfunktion. Wenngleich beiden schlichten flächigen Türblättern aus ästhetischenGründen auf einen Wetterschenkel verzichtet werdenkann, sollte bei stärkerer Gliederung des Türblattsoder auch bei sichtbarem, besonders hervortreten-dem Blend- oder Blockrahmen schon aus gestalteri-schen Gründen ein Wetterschenkel vorgesehen wer-den. Das Türblatt erhält durch den Wetterschenkeloptisch einen unteren Abschluss. Sind Glaselementeneben dem Türblatt angeordnet, sollte die Höhe desWetterschenkels auf die Höhe des Unterstücks imGlasteil abgestimmt oder ein auf gleicher Höhedurchlaufender Wetterschenkel angebracht werden(Bild 1, Seite 9).

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111.1 Entwurfsgrundsätze

Profile wurden früher mehr als heute als schmücken-des Gestaltungselement eingesetzt. Profile könnenden Charakter des Gegenstandes betonen und stei-gern sowie die Gliederung der Konstruktionsteileverschärfen oder abschwächen. Da es sich bei Haus-türen um eine Bautischlerarbeit handelt, dürfen dieProfile nicht so zierlich wie bei Möbeln ausgebildetwerden. Profile werden aus den zwei Gestaltungsele-menten, der Geraden und der Kreislinie, gebildet.Hieraus lassen sich die einzelnen Profilglieder wiePlatte, Fase, Hohlkehle, Stab oder Rundung und Kar-nies bilden. Häufig werden die Profile aus mehrerensolcher Profilglieder zusammengesetzt. Je nach ver-wendetem Profilelement sowie nach Art und Größeder einzelnen Profilglieder kann die Profilierungweich oder hart, zierlich oder wuchtig, feingliederigoder großflächig verlaufen. Die bloße Verkettung derProfilglieder ergibt aber allein noch kein gutes Profil.Hier muss ein harmonischer Wechsel zwischen har-ten und weichen, schmalen und breiten sowie fla-chen und stark vorspringenden Profilgliedern gefun-den werden. Langweilige Abtreppungen im Profilver-lauf sowie Wiederholungen von gleichen Profilglie-dern innerhalb eines Profils sind zu vermeiden. Füreinen harmonischen spannungsreichen Rhythmusim Profilablauf können auch die Gesetze des Golde-nen Schnittes dienen.

Bei der Gestaltung darf das Profil auch nicht nur alsEinzelelement betrachtet werden. Selbst das harmo-nisch gegliederte, ästhetisch geformte Profil kanneine schlechte Wirkung erzielen, wenn es sich nichtin Form, Gliederung und Charakter dem Gesamtpro-jekt anpasst. Türumrahmung wie Blend- oder Block-rahmen mit Verleistung und auch der Wetterschenkeltragen als seitlicher, oberer und auch unterer Ab-schluss des Türblattes die Hauptrolle. Das hier her-vortretende Profilglied bildet die Dominante, der sich

Bild 1

Der Einbau von Stiltüren oder stark profilierten Türen in Haustüranlagen ist meistens problematisch.

1 Hier passt die Tür nicht zum verglasten Seitenelement, auch 2 ist keine gute Lösung, Vorschlag 3 könnte man

akzeptieren.

alle anderen Profile in rhythmischer Reihung unter-zuordnen haben. Entscheidend für die Wirkung desProfils sind der Lichteinfall und die Augenhöhe desBetrachters. Gerade das Wechselspiel von Licht undSchatten auf den unterschiedlichen Profilelementenergibt weiche und harte Konturen und ist verantwort-lich für die Plastizität und Ausdruckskraft der Profile(Bild 1, Seite 12).

Allerdings müssen Profile an Haustüren auch so ge-staltet werden, dass Niederschlagswasser ungehin-dert abfließen kann und nicht auf den Kanten stehenbleibt. Die waagerechten Flächen müssen mindes-tens auf 15° abgeschrägt sein. Außerdem wird füreine gute Haftung der Oberflächenmittel eine Abrun-dung aller Kanten mit einem Radius von mindestenszwei Millimeter gefordert.

In breite Gebäudeöffnungen können zweiflügeligeHaustüren oder Haustüranlagen, bestehend aus demTürteil und dem meist verglasten Seitenteil, einge-baut werden. Grundsätzlich sind bei den Haustüran-lagen zwei Lösungen zu unterscheiden:

1. Glasteil und Türteil werden in einen Blend- oderBlockrahmen eingebaut.

2. Türelement und Glaselement sind getrennte Ein-heiten und werden erst auf der Baustelle miteinan-der verkoppelt.

Bei der ersten Lösung wird man das Türelement vor-wiegend anders gestalten müssen als das verglasteElement. Der Türflügel kann hier zum Beispiel in flä-chiger, geschlossener Bauweise hergestellt und dasSeitenteil verglast werden. Wenn man bei dieserAusführung versucht, Türflügel und festen Teil ingleicher Weise zu gestalten, sollten die markanten Li-nien unbedingt und konsequent vom Türteil auf dasSeitenteil übernommen werden. Meistens gibt es

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12 1 Ästhetische Funktion der Haustür

hier aber am oberen Punkt zwi-schen Tür- und Seitenteil Schwie-rigkeiten. Die Glasfelder der bei-den Elemente versetzen sich in derHöhe. Das ist unbedingt zu ver-meiden. Deshalb ist es besser ei-nen schlichten geschlossenen Tür-flügel mit einem Glasteil zu kombi-nieren oder das Seitenteil wie dieTür auszubilden und dann fest indem Rahmen zu verschrauben(Bild 3, Seite 9).

Bei der vorgenannten zweiten Lö-sung werden Türteil und Glasteilmiteinander verkoppelt. Hier gel-ten im Hinblick auf die Glasfelderund Gliederungen die gleichenGesetze wie bei der ersten Lösung.Durch die Verkoppelung von Tür-teil und Glasteil erhält man an derVerbindungsstelle doppelte Rah-menbreiten. Dadurch kann dasTürelement optisch in zwei Einzel-elemente auseinanderfallen. DieVerkoppelung der Elemente hatdann Vorteile, wenn mehrere glei-che Hautürelemente in verschie-denen Breiten hergestellt werdensollen oder es sich um sehr großeMaueröffnungen handelt, denndurch die auf der Baustelle zu kop-pelnden Elemente wird der Trans-port und die Montage einfacher(Bild 1, Seite 13).

Damit der Türflügel nicht zu hochwird, kann ein Oberlicht vorgese-hen werden. Hierdurch kann derdahinterliegende Raum besser be-leuchtet werden. Architektonischkann das Oberlichtfenster entwe-der zum Türelement gehörend ge-staltet oder von der Tür bewusstdurch einen markanten Kämpfergetrennt werden. Erhält ein Tür-element zusätzlich noch seitlichverglaste Flächen, dann solltenentweder die senkrechten Rah-menteile durchlaufen oder diewaagerechten. Aus technischenund statischen Gründen kann dieeine oder die andere Lösung rich-tig sein (Bild 2, Seite 13).

Bild 1

Beispiele von Profilabläufen. Der Charakter des Hauptprofils, das in der Regel

die Türumrahmung bildet, sollte bei allen weiteren Profilabläufen auf der Tür

wiederkehren.

1 Profilablauf, der aus Platten und Fasen gebildet wird. Eine profilierte Deck-

leiste betont den Blendrahmen der Tür.

2 Profilablauf mit geraden Kanten, die Ecken sind gerundet.

3 und 4 Markant ausgebildete Blend- bzw. Blockrahmen.

5 und 6 Weiche Profilabläufe. Die tiefe Profilierung verleiht den Türen eine

ausgeprägte Plastizität.

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131.1 Entwurfsgrundsätze

1.1.4 Beschläge

Die von außen sichtbaren Beschläge wie Drücker,Knöpfe, Griffplatten oder Griffstangen, Türschilderoder Rosetten und auch Briefeinwürfe und Klingel-platten beeinflussen die Gestaltung einer Haustürwesentlich. Leider wird hier bei der Auswahl und derPlatzierung der Beschläge nicht immer sensibel ge-nug vorgegangen. Vielfach wird ein Griff als prunk-volles Einzelstück ausgewählt, ohne zu bedenken,wie dieser auf der Türfläche wirkt. Oft ist derschlichte Knopf und die einfache Schlüsselrosetterichtiger. Bei Rahmentüren sollte der Knopf und auchdie Schlüsselrosette in der Mitte des sichtbaren Rah-menfrieses sitzen. Aus diesem Grunde ist das Dorn-

maß des Schlosses schon bei der Konstruktion derTür zu berücksichtigen. Zusätzlich haben die Haustür-beschläge wichtige Sicherheitsfunktionen zu erfül-len.

Unbefriedigend ist es, wenn große Griffplatten dieTürteilungslinien optisch durchschneiden und wennGriffe oder Knöpfe gar in die Füllungen gesetzt wer-den.

Besonders sorgfältig muss die Auswahl und die Plat-zierung mehrerer Beschläge auf der Tür vorgenom-men werden. Türdrücker, Briefkästen, Klingelplattenund Sprechanlagen dürfen nicht zufällig und unge-ordnet die Türfläche bepflastern, sondern müssen ineiner Einheit untergebracht oder in einer Linie ausge-

Bild 2

Haustüranlagen mit verglasten Oberlichtern

1 Schmale hohe Haustür mit Oberlicht, das durch einen Kämpfer von dem Türflügel getrennt wird.

2 Haustüranlage mit Seitenteil und über das ganze Element durchlaufendem Oberlicht.

3 Haustüranlage mit verglasten Seitenteilen und Oberlichtern in asymmetrischer Anordnung.

Bild 1

Verglaste Türlemente

1 Türflügel und Standflügel sind in der Mitte bündig überfälzt. Der Standflügel kann auch feststehend, also nicht zum

Öffnen ausgebildet sein.

2 Türteil und feststehender Teil sind gleich ausgebildet. Sie werden durch einen Mittelpfosten getrennt.

3 Türteil und Glasteil sind eigenständige Elemente, die in der Mitte zusammengekoppelt werden.

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14 1 Ästhetische Funktion der Haustür

richtet werden. Sollen Klingelplatten, Sprechanlageund Briefkästen statt einer Glasfläche im Seitenteileingebaut werden, ist zu bedenken, dass durch diesegeschlossene Fläche die Gliederung des Haustürele-ments wesentlich beeinflusst wird.

1.1.5 Material und Farbe der Haustür

Es gibt keine Form ohne Bezug zum Material. Darausergibt sich die Notwendigkeit, die materialgerechteForm oder das für die Form gerechte Material zu fin-den. Das gilt auch für Haustüren aus Holz. Die ver-schiedenen Holzarten erfordern unterschiedlicheGliederungen der Türfläche und Ausbildung der Pro-filierung. Eine Haustür aus Nadelholz hat einen ande-ren Charakter als eine aus Eiche oder Mahagoni.

Ganz allgemein werden Haustüren aus Holz wegenihrer Schönheit durch die Textur und Farbe des Hol-zes besonders geschätzt. Holz wirkt naturbelassensympathisch warm und anheimelnd. Türen aus Holz

oder Holzwerkstoffen können auch farbig deckendoberflächenbehandelt werden. Ob in neutralemWeiß, sonnigem Gelb, frischem Grün, klarem Blauoder auffälligem Rot, in jedem Fall muss die Haustürin Material und Farbe auch zum Haustyp und in dieHausfassade passen. Besonders bei farbigen Türenist vor Ort eine kritische Feinabstimmung erforder-lich. Selbstverständlich ist auch das Material der Be-schläge auf das Material und die Farbe der Tür abzu-stimmen. Auf weiße und auch farbige schlichte Türenkann man Griffe oder lange Griffstangen aus Edel-stahl setzen. Türen aus Mahagoni vertragen zumBeispiel Beschläge aus blankem Messing, Türen ausEiche auch Beschläge aus Bronze, Türen aus Nadel-holz farbige Beschläge oder Beschläge aus Schmie-deeisen.

Alle die aufgeführten ästhetischen Hinweise sollenEntwerfern und Handwerkern keinen einheitlichenFormenwillen aufzwängen. Gerade beim Erzeugnis„Haustür“ muss ein genügend großer Spielraum füreine individuelle und sensible Gestaltung verbleiben.

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Haustüren sollen den bequemen Zugang indas Gebäude gewährleisten, den Innenbe-reich sichern und vor Außeneinflüssen wieBewitterung, Temperaturen und Schallschützen. Daraus ergeben sich folgendetechnisch und konstruktiv zu lösende For-derungen:

• Ausreichende lichte Durchgangshöheund Durchgangsbreite der Haustür

• Leichtgängigkeit des Türflügels und dau-ernde Funktionstüchtigkeit der Tür

• Widerstandsfähigkeit gegen mechani-sche Beanspruchung und Windbelastung

• Weitgehende Einbruchhemmung

• Bewitterungsgerechte Konstruktion undOberfläche

• Gute Fugendichtheit

• Begrenzung der Verformung und Verwin-dung des Türblatts

• Ausreichender Wärme- und Schallschutz

• In besonderen Fällen kann Beschussfes-tigkeit, Explosionshemmung und ausrei-chender Brandschutz gefordert werden.

2.1 Lichte Durchgangsmaße,

Toleranzen und Öffnungs-

richtung

Hauseingänge bilden meistens den größtenZugang zum Haus. Damit ein sicherer undbequemer Zugang zum Gebäude gewähr-leistet und auch der Transport von Möbelnund sonstigen sperrigen Gegenständen indas Haus möglich ist, sollte bei Haustürenin Einfamilienhäusern das lichte Durch-gangsmaß in der Breite nicht weniger als900 mm, bei Haustüren in Mehrfamilien-häusern nicht weniger als 950 mm betra-gen. In der Höhe darf das lichte Durch-gangsmaß nicht weniger als 2000 mm, bes-ser 2050 mm, sein (Bild 2). Bei Rundbogen-türen ist eine lichte Durchgangshöhe in derTürmitte von mindestens 2050 mm sinn-voll. Nur so ist an den Seiten noch eine aus-reichende Durchgangshöhe gegeben.

Je nach Breite des Blend- oder Blockrah-mens und der Art des Maueranschlagsmüssen die Rohbauöffnungen für die Haus-

2 Technische Funktion der Haustür

Bild 1

Technisch zu lösende Anforderungen an Haustüren

Bild 2

Lichte Durchgangs-Mindestmaße bei Haustüren

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16 2 Technische Funktion der Haustür

türen in den Abmessungen so vorbereitet werden,dass die lichten Durchgangsmaße noch gewährleis-tet werden können. In der DIN 18100 sind die Roh-baurichtmaße für Wohnungs-, Industrie-, Kranken-haus- und Verwaltungsbauten und in der DIN 18223die Öffnungsmaße für Türen und Tore im Industrie-bau genormt. Eine Normung speziell für Haustüröff-nungen gibt es nicht. Für barrierefreie Wohnungen,Wohnungen für Rollstuhlbenutzer, sind in der DIN18025 lichte Türbreiten von 900 mm und lichte Türhö-hen von 2100 mm vorgeschrieben. Hier sind Schwel-len und untere Türanschläge zu vermeiden. Wenndiese technisch unbedingt erforderlich sind, dürfensie nicht höher als 2 cm sein.

In Bauzeichnungen wird meistens die Maßordnungim Hochbau angewendet. Diese berücksichtigt dasSteinmaß und hat als Grundmodul das Achtelmeter(am). 1 am entspricht 125 mm.

Bei Mauerwerksbauten wird zwischen Baurichtmaßund Rohbaumaß unterschieden. Das Baurichtmaß istein Vielfaches von 125 mm. Das Rohbaumaß vonMaueröffnungen ist durch die Mörtelfugen beimMauerwerk in der Breite um 10 mm und in der Höheum 5 mm größer als das Baurichtmaß. Das Rohbau-maß ist auch das Nennmaß, welches in den Zeich-nungen eingeschrieben wird. Bei Betonbauten, diekeine Mörtelfugen aufweisen, entspricht das Nenn-maß dem Baurichtmaß. Wichtig ist, dass beim Hö-henmaß gemäß der Norm von der Oberfläche Fertig-fußboden (OFF) und nicht vom Rohfußboden (OFR)aus zu messen ist, und zwar von der Fertighöhe desFußbodens der Diele oder des Windfangs hinter der

Tür und nicht von der äußeren Podesthöhe. Dies istdie Regel. Wird davon abgewichen, ist darauf beson-ders hinzuweisen. Die Höhe des Fertigbodens mussunbedingt vom Architekten oder Polier zum Beispieldurch den Meterriss angegeben werden (Bild 1).

Beispiele von Maueröffnungen Breite x Höhe:

Baurichtmaße Rohbaumaßein mm (Nennmaße) in mm

1000 x 2125 (2250) 1010 x 2130 (2255)

1125 x 2125 (2250) 1135 x 2130 (2255)

1250 x 2125 (2250) 1260 x 2130 (2255)

1375 x 2125 (2250) 1385 x 2130 (2255)

1500 x 2125 (2250) 1510 x 2130 (2255)

1625 x 2125 (2250) 1635 x 2130 (2255)

1750 x 2125 (2250) 1760 x 2130 (2255)

1875 x 2125 (2250) 1885 x 2130 (2255)

2000 x 2125 (2250) 2010 x 2130 (2255)

usw. usw.

Bild 1

Rohbaumaße der Wandöffnungen für Haustüren nach der Maßordnung im Hochbau mit und ohne Maueranschlag.

Die Höhenmaße werden von der Oberfläche des Fertigfußbodens aus gemessen (am = Achtelmeter).

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172.1 Lichte Durchgangsmaße, Toleranzen und Öffnungsrichtung

Toleranzen

Für umfangreichere Bauvorhaben können die Nenn-maße, also die Rohbaumaße, toleriert werden. In derDIN 18100 sind die Toleranzen der Rohbauöffnungenin der Nennmaßbreite auf ±10 mm, in der Nennmaß-höhe auf +10 mm und – 5 mm festgelegt (Bild 1).

Die DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau, Bauwerke“und 18203 „Toleranzen im Hochbau, Bauteile ausHolz und Holzwerkstoffen“ weist für Öffnungen fürFenster, Türen und Einbauelemente bis zum Nenn-maß von 3,00 m eine Toleranz von ±12 mm, bei ober-flächenfertiger Leibung von ±10 mm aus. Die Abwei-chung von der Waagerechten oder vom Lot darf beieinem Maß von 1,00 m bis 3,00 m höchstens 8 mmbetragen. Diese Abweichungen führen in der Regelbei Türen zu Problemen. Besondere Sorgfalt ist hiererforderlich, um Anpassarbeiten bei der Montage zuvermeiden.

Für Einbauteile aus Holz kann die DIN 68100 „Maßto-leranzen in der Holzbearbeitung und Holzverarbei-tung“ angewendet werden. Hier sind die Toleranzender Holz-Toleranzeinheit HT15 oder HT25 einzuset-zen. Sie lässt für den Nennmaßbereich bis 3,00 meine Toleranz von ±0,4 bzw. ±0,6 mm zu.

Wichtig ist, dass bei serienmäßig hergestellten Haus-türen, die für mehrere gleiche Gebäudetypen be-stimmt sind, zwischen den Maßen der Maueröffnungund den Außenmaßen der Haustür genügend Spielverbleibt, damit die Türen ohne Nacharbeit bzw. Ein-passarbeit in die Maueröffnungen eingesetzt werden

können. Es muss also trotz Größtmaß des Einbauteilsund Kleinstmaß der Maueröffnung noch Spiel vor-handen sein.

Öffnungsrichtung der Haustür

Haustüren gehen in der Regel nach innen auf. Da-durch liegen die Bänder auf der Innenseite und sinddadurch nicht der Bewitterung oder des gewaltsa-men Angriffs ausgesetzt. Mit der Öffnung der Haus-tür nach innen sind aber auch technische Nachteileverbunden. Zum Beispiel müssen der Winddruck unddie Kräfte durch mechanischen Angriff allein von denBeschlägen aufgenommen werden. Deshalb ent-scheidet man sich bei Haustüren in extremen Lagenwie an der See oder im Hochgebirge manchmal fürnach außen aufgehende Türen. Auch in öffentlichenGebäuden müssen die Eingangstüren nach außenaufgehen, um im akuten Fall den Fluchtweg nicht zublockieren.

Haustüren im privaten Bereich werden auch aus psy-chologischen Gründen nach innen geöffnet, denn dernach innen schlagende Türflügel wirkt einladenderals der nach außen öffnende.

Bild 1

Toleranzen der Rohbauöffnungen in der Breite: Nennmaßbreite ± 10 mm,

in der Höhe: Nennmaßhöhe +10 mm und – 5 mm

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18 2 Technische Funktion der Haustür

2.2 Mechanische Beanspruchung

Haustüren werden im Allgemeinen stärker belastetals Innentüren. Dies gilt vor allem für Haustüren inMehrfamilienhäusern. Deshalb müssen diese beson-ders widerstandsfähig gegen mechanische Bean-spruchung sein. Es gibt Beschläge und auch indus-triemäßig hergestellte Türblätter, die auf ihre Wider-standsfähigkeit hin geprüft und zertifiziert wordensind. Die zertifizierten Produkte unterliegen auch ei-ner ständigen Überwachung. Die Türen müssen denvon außen von Einbrechern oder durch Wind undStoß erzeugten Kräften standhalten. Auftretende Be-lastungen und zufällige Stoßbelastungen dürfen dieTüren weder beschädigen noch in ihrer Funktion be-einträchtigen.

Die Türblätter dürfen sich über ein bestimmtes Maßhinaus nicht verformen bzw. verwinden. Rahmentü-ren mit Füllungen aus Holz oder Glas müssen eineausreichende Winkelsteifigkeit aufweisen. GemäßDIN EN 1530:1999 werden für die Ebenheiten bei Tür-blättern wie die Verwindung, also das spiralförmigeVerdrehen, die Längskrümmung und die Querkrüm-mung unterschieden. Die Türblätter werden hier inverschiedene Toleranzklassen eingeteilt (siehe Tabel-

le).

2.3 Windlast und Verkehrslast

Haustüren sind als Außentüren einer Windlast undeventuell durch Anlehnen von Menschen einer be-sonders zu berücksichtigenden Verkehrslast ausge-setzt.

Bei den meisten Haustüren haben die Rahmen eineDicke von 68 mm. Außerdem sind die Rahmen beieinflügeligen Haustüren fest mit dem Gebäude ver-bunden, sodass die auftretenden Kräfte über die Be-festigungselemente in den Baukörper abgeleitet wer-den. Deshalb ist bei einteiligen Haustüren oder auchkleineren Haustürelementen kein Nachweis der

Bild 1

Links- und Rechtsbezeichnung der Haustüren

Bild 2

Grenzwerte für die Durchbiegung der Rahmenstücke bei

Windbelastung

Tabelle: Toleranzklassen und zul. Abweichungen in mm bei Türblättern

nach DIN EN 1533:1999 (Auszug)

Toleranzklassen für allgemeine Ebenheit bei lokaler EbenheitVerwindung Längs- Quer-

krümmung krümmung

Toleranzklasse 2 8 8 4 0,4

Toleranzklasse 3 4 4 2 0,3

Toleranzklasse 4 2 2 1 0,2

Tritt durch mechanische Beanspruchung oder durch wechselnde Klimate eine Verformung auf, darf diese nichtzu Funktionsstörungen der Tür führen.

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192.4 Einbruchhemmung

Durchbiegung der Teile erforderlich. Bei größerenTüranlagen müssen allerdings Pfosten und Längsrie-gel mit großer Länge auf ihre Standsicherheit undDurchbiegung hin statisch berechnet werden. Hierbeiwird ein Winddruck von 0,6 kN/m2 angesetzt, wennsich das Gebäude nicht höher als 1000 m über NN be-findet. Bei höheren und extremeren Lagen, zum Bei-spiel im Gebirge oder auch an der See, ist der Wind-druck zu erhöhen (DIN 1055-3/4).

Eine weitere Belastung auf das Türelement kann derHolmendruck sein, der durch Anlehnen von Men-schen erzeugt wird. Hier wird auf 1 m Höhe eineStreckenlast von 0,5 kN/m angesetzt.

Die Dimension der Pfosten und Riegel muss gewähr-leisten, dass die Durchbiegung nicht mehr als 1/200 lbesser 1/300 l beträgt. Auf jeden Fall darf die Durch-biegung der Verglasungseinheit nicht mehr als 1/200 lbzw. 8 mm betragen, weil sonst der Randverbund derVerglasungseinheit zerstört werden kann. Anderer-seits ist die Fugendichtheit zwischen Tür und Pfostennicht mehr gewährleistet, weil die Dichtungen höchs-tens eine Toleranz von 4 mm überbrücken können. Injedem Fall muss trotz Durchbiegung des Pfostens beiHaustüranlagen die Funktionstüchtigkeit des Türflü-gels gewährleistet bleiben, d.h., die Haustür mussweiterhin leicht ins Schloss fallen und zu verschlie-ßen sein.

2.4 Einbruchhemmung

Der Begriff Einbruchhemmung statt Einbruchsicher-heit deutet an, dass eine absolute Sicherheit gegenEinbruch nicht zu erreichen ist. Aber der Einbruchsoll so gut wie möglich erschwert werden. In Mehr-familienhäusern wird der Anspruch an die Einbruch-hemmung mehr an die Wohnungsabschlusstüren zustellen sein. Denn die Haustür wird meistens über ei-nen elektrischen Türöffner geöffnet. Somit ist esnicht besonders schwierig für einen Fremden, in dasHaus zu gelangen.

Übrigens erfolgen nach statistischen Angaben nuretwa 20% der Einbrüche in Einfamilienhäusern durchdie Haustür, dagegen 50% über Fenster und Terras-sentüren.

Tabelle: Werkzeugkontaktzeiten nach DIN V ENV 1627

Widerstandsklasse Werkzeugsatz Kontaktzeit in min Max. Gesamtprüfzeit in minWK 1 Keine manuelle EinbruchprüfungWK 2 A 3 15WK 3 B 5 20WK 4 C 10 30WK 5 D 15 40WK 6 E 20 50

Bild 1

Grenzwerte für die Durchbiegung der Rahmenstücke

bei Holmendruck durch Menschengedränge

Bild 2

Die Luft zwischen Tür und Blendrahmenanschlag darf nicht

mehr als 4 mm betragen, damit man hier kein Einbruch-

werkzeug ansetzen kann.

Beschreibung der Werkzeugsätze siehe Tabelle, Seite 20

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20 2 Technische Funktion der Haustür

Der Grad der Einbruchhemmung wird gemäß DIN V ENV 1627 in 6 Widerstandsklassen eingeteilt. Ausschlag-gebend ist die beim Einbruchversuch benötigte Zeit unter Verwendung eines bestimmten Werkzeugsatzes(siehe Tabelle).

Widerstandsklasse Mutmaßliche Arbeitsweise des Täters und Anwendungnach DIN V ENV 1627 verwendete Werkzeugsätze

WK 1 Der Gelegenheitstäter versucht durch Einsatzkörperlicher Gewalt das verschlossene und ver-riegelte Bauteil zu überwinden, z.B.: durch Ge-gentreten, Schultersprung, Herausreißen usw.

WK 2 Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich miteinfachen Werkzeugen wie Schraubendreher,Zange und Keilen, das verschlossene und ver-riegelte Bauteil aufzubrechen.

Werkzeugsatz A

WK 3 Der Täter versucht, zusätzlich mit einem zweitenSchraubendreher und einem Kuhfuß, das ver-schlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen.

Werkzeugsatz B

WK 4 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Säge undSchlagwerkzeuge ein, wie zum Beispiel Schlag-axt, Stemmeisen, Hammer und Meißel sowieeine Akku-Bohrmaschine.

Werkzeugsatz C

WK 5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerk-zeuge ein, wie zum Beispiel Bohrmaschine, Stich-oder Säbelsäge und Trennschleifer mit einemmaximalen Scheibendurchmesser von 125 mm.

Werkzeugsatz D

WK 6 Wie WK 5, jedoch mit Trennschleifer mit maxi-malem Scheibendurchmesser von 230 mm

Werkzeugsatz E

Tabelle: Gegenüberstellung der Widerstandsklassen anhand der mutmaßlichen Arbeitsweise des Täters

Grundsicherheit

Türen mit geringer Einbruchhemmung

Standardsicherheit

Türen mit normalerEinbruchhemmung

Erhöhte Sicherheit

Türen mit erhöhterEinbruchhemmung

Hohe Sicherheit

Türen mit hoherEinbruchhemmung

Türen für Hochsicherheits-bereiche und hohen Personen-schutz

Türen für Hochsicherheits-bereiche und Personenschutzmit hohem Risiko

Neben der manuellen Einbruchprüfung und der stati-

schen Belastungsprüfung gibt es noch die dynami-sche Teilprüfung. Hierbei wird der Probekörper durcheinen Stoßkörper, einen sandgefüllten Lederball mit30 kg Masse, pendelartig mit bestimmter Fallhöheauf die Fläche, die Verriegelungspunkte und Fül-lungsecken aufgeschlagen. Es darf danach die Türnicht beschädigt oder keine durchgangsfähige Öff-nung mit den Maßen 400 mm x 250 mm entstandensein.

Bei handwerklich hergestellten Haustüren und Einzel-anfertigungen sind Prüfungen des Haustürelementsund die damit mögliche Prädikatsverleihung „Ein-bruchhemmende Tür“ in einer bestimmten Wider-standsklasse nicht möglich. Durch die Verwendunggeprüfter und als einbruchhemmend zertifizierter

Bauteile wie Bänder, Schlösser, Schließzylinder,Schließbleche, Türschilder und Türblatt, sowie unterBerücksichtigung wichtiger konstruktiver Maßnah-men, können auch im Handwerk entsprechendeHaustüren hergestellt werden. Die Handwerksver-bände wie der Bundesverband Holz und Kunststoff(BHKH) bieten mittlerweile preiswerte Systemlösun-gen an.

Gegenüber dem Auftraggeber muss aber klar heraus-gestellt werden, das es keine Einbruchsicherheit,sondern lediglich eine Einbruchhemmung gibt, die jenach Ausführung und Konstruktion einen mehr oderweniger hohen Widerstandsgrad haben kann. Wereinem Kunden aber eine einbruchsichere Tür anbie-tet, muss damit rechnen, dass er im Schadensfallregresspflichtig gemacht wird.

001-077 Haustüren 30.04.2007 16:05 Uhr Seite 20