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GROSS WARTENBERGER imatbla Mitteilungsblatt für Familie - Kultur und Zeitgeschehen Jahrgang 49/ISSN 0017-4599 März/April 2005 Nr.2 Erinnerungen an Festberg Einsenderin: Margarete Rämmler

Heimatblatt 2005 Heft 2 März/April - gross-wartenberg.de · Transport 1985 kam aus Saaz, und aus ver- schiedenen Protokollen ist die Anzahl der auf dem Transport Verstorbenen zu

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GROSS WARTENBERGER

imatbla Mitteilungsblatt für Familie - Kultur und Zeitgeschehen

Jahrgang 49/ISSN 0017-4599 März/April 2005 Nr.2

Erinnerungen an Festberg Einsenderin: Margarete Rämmler

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Seite 2 GroR Wartenberger Heimatblatt

60 Jahre Flucht und Vertreibung

Nr. 2/2005

Wenn wir 2005 den 60. Jahrestag von Flucht und Vertreibung begehen, dann wollen wir

uns auch einmal zurückerinnern, wie es da- mals war. Ich war in Magdeburg im Stadt- archiv und schaute dort in Akten aus dieser Zeit. Ich habe selbst miterlebt, wie es in den Umsiedlertransporten zuging, und was für Verhältnisse in diesen Zügen herrschten. 1945 begannen diese Transporte zu rollen, und sie rollten bis 1947, so ist es der Akte

125 zu entnehmen. Umsiedlertransporte, dies war in der sowjetischen Besatzungszone die

amtliche Bezeichnung für die Fhichtlings- transpotte. Gleich zu Beginn handelt es sich um den Umsiedlertransport 4460 aus Rußland, dieser Transport ist abgegangen in Stettin am 9. September 1947 und war am 10. September 1947 im Lager Polte-Nord in Magdeburg. Das Lager Polte-Nord war ein Zwangsarbei-

terlager für die Polte-Werke in Magdeburg bis 1945. Dieser Transport bestand aus 258 Männern, 485 Frauen und 269 Kindern, 498 Umsiedler verblieben in Coswig. Diese Zah- len sind die Zahlen, die in Magdeburg im Quarantänelager Polte-Nord ankamen. Nun eine Einschätzung der Kleidung, wie man sie in einigen Protokollen des Lagers finden kann: Schuhwerk und Kleidung sind in einem

mäßigen Zustand, Lebensmittel wurden nicht mitgebracht. Ja, auch wir kamen im Novem- ber 1945 aus meiner schlesischen Heimat in Demmin ohne Lebensmittel an, alles hatten die Polen uns abgenommen. Nach Ablauf der Quarantänefrist wurde dieser Transport unter anderem auf die Landkreise Gardelegen und Burg aufgeteilt. Am 24. Juli kam im Lager Polte-Nord ein Transport Zivilinternierter aus Rußland an, dieser Transport lag zuvor im Behelfskran- kenhaus Lager ,,Marie Bitterfeld“. Ein größerer Transport Zivilinternierter aus Rußland traf am 2. August ein, dem Transport gehörten als Begleitpersonen zwei Kranken-

schwestern und ein Sanitäter an. Noch einen Transport von Zivilinternierten aus Rußland möchte ich nennen, stellver- tretend für all die anderen Transporte. In Magdeburg, Lager Polte-Nord, ging die- ser Transport am 22. April 1947 ein, die Transport Zug-Nr. 6420 und dieser Zug kamen aus Stalin0 über Brest-Litow-War- schau-FrankfurtiOder nach Magdeburg. Begleitpersonen: ein Arzt, fünf Schwestern und ein Sanitäter. Begleitkommando: ein Oberstleutnant, vier Leutnants und eine russische Ärztin. Ein Protokoll vom 19.

November 1946 weist auf einen Kinder-Eva- kuierungstransport hin, bestehend aus zwölf Wagen. Der Reiseweg: Ludwigslust-Witten-

berge-Stendal-Magdeburg nach Hannover. Begleitpersonal: ein Arzt, 30 Schwestern,

die Zahl des Hilfspersonals betrug 45. Der Transport wurde in Magdeburg verpflegt mit 667 Portionen warmer Kost, 600 Liter und 150 Liter Kindernahrung. Die Anzahl der Kinder betrug 502. 200.000 Umsiedler aus der Tschechoslowa- kei (CSR) aus dem Transport 4258 werden in den Landkreis Wolmirstedt umgesiedelt,

dies geht aus einer Meldung des Quarantä- nelagers Polte-Nord an die Provinzialregie-

rung-Umsiedlerabteilung HalleiSaale hervor, Aktenzeichen 3 1036 und 32378. Ein Protokoll vom 18. Oktober 1946 weist auf einen Transport aus Warnsdorf hin. Der Transport bestand aus 18 G-Wagen, dieses G steht allgemein für Güterwagen, und man weiß nicht, ob es sich um offene oder gedeck- te Güterwagen handelt. Auch wir fuhren 1945

von Frankfurt/Oder bis Demmin im offenen Güterwagen. Tag der Ankunft war am 12. Oktober 1946, Zeit 17.15 Uhr, Weiterfahrt am 12. Oktober 1946, Zeit 20.13 Uhr, Rei- seweg Tetschen-Bodenbach-Dresden-Leip- zig-Wittenberg-Dessau nach Magdeburg. Begleitpersonen: ein Arzt, eine Schwester, ein Sanitäter, insgesamt 480 Personen, Trans- port Zug-Nr. 4026. Verpflegung in Pirna für

vier Tage Brot, Fett, Graupen, Kartoffeln, nach vorgeschriebenem Verpflegungssatz. In Magdeburg erfolgte eine Versorgung mit warmem Essen, wir gaben dafür drei Zent- ner Kartoffeln und 25 kg Graupen ab. Am 2. Oktober 1946 taucht ein weiterer Name eines Quarantänelagers in Magdeburg auf, dieses befand sich in der Holsteiner Straße in Magdeburg. Dies wird im Zusammenhang mit dem Transport 1985 erwähnt, der auch aus der Tschechoslowakei kam. Personen werden nach Berufen aufgegliedert, Kinder nach männlich und weiblich. Transport 1985 kam aus Saaz, und aus ver- schiedenen Protokollen ist die Anzahl der auf dem Transport Verstorbenen zu entnehmen, aber auch die Anzahl von gebrechlichen

Personen, die Zahl der Kranken gegliedert in schwer und leicht erkrankt.

Der Transport 1985 aus Saaz ging am 9. September 1946 ab und traf in Magdeburg am 11. September 1946 ein. Das Schuhwerk sowie Kleidung waren gut, die Umsiedler bekamen pro Kopf 500 Reichsmark statt der vorgesehenen 1.000 RM. Der Transport wurde in die Lager Holsteiner Straße A und Blankenburger StralJe B aufgeteilt. Es folgen weitere Transporte aus der Tsche- choslowakei, teils sind sogar die Namen der Transportleiter angegeben. Die Kran- ken kamen überwiegend ins Krankenhaus

Magdeburg-Sudenburg, die Toten fanden ihre letzte Ruhestätte überwiegend auf dem

Westfriedhof. Auf einen Transport möchte ich besonders hinweisen, es war ein Damp- fer mit drei Lastkähnen, der am 1. August 1946 in Tetschen-Bodenbach die Anker lich- tete und am 5. August 1946 in Magdeburg ankam. An Bord waren 373 Männer, 639 Frauen und 206 Kinder, bei der Übernahme wurden zwölf Schwerkranke festgestellt. Die Transporte rollten und rollten auf Magdeburg zu und die Stadt hatte durch die vielen Bom-

benangriffe selbst genug Probleme. Traurig auch das Schicksal des Transports 1913 aus Jesenice, der aus 32 Güterwagen, einem Personenwagen sowie einem Packwagen bestand. Zum Begleitpersonal gehörte eine Krankenschwester. Der Transportleiter von 19 13 war Herr Kurt Liebke. 1.223 Personen befanden sich in diesem Zug, zwischen Des-

sau und Magdeburg verstarb ein Junge, beim Ausladen verstarb eine etwa 80jährige Frau.

Beide Leichen kamen auf den Westfriedhof in Magdeburg. Krank waren 18 Frauen und sechs Männer. Im Transport 1736 aus Bad Brambach befand sich ein elternloses Kind. Transport 1706 kam aus Eger, im Transport 1673 verstarb eine männliche Person. Erschreckend ein ärztlicher Bericht über ei- nen Transport aus dem Lager Prosetschinitze. Der Ernährungszustand wird als schlecht ein-

gestuft, zwei Personen sind ruhrverdächtig, ein Schlaganfall, keine sanitäre Betreuung auf dem Transport, bei einer Person Gesäß und Geschlecht voller Maden. Soweit ein Ausschnitt aus dem ärztlichen Bericht, der von Dr. König und Frau Dr. Thoenes unter- schrieben ist. Ja, als wir in die Viehwagen in Oels getrieben wurden, wurden die Türen von außen zuge- macht, und es gab keine Möglichkeit zum Aufsuchen einer Toilette, die Räder rollten und rollten bis Kunzendorf bei Frankfurt/ Oder, und hier war auch keine Zeit, denn die Polen trieben uns bis zur Mitte der Oder. Transport 2634 kam mit Zivilinternierten aus Dänemark in Magdeburg an am 2. September 1947. Transport 4028 kam aus Strehlen und war dort abgegangen am 9. November 1946, Übergang war ForstiLausitz, in Magdeburg

übernommen am 10. November 1946. Der Transport bestand aus 1.775 Personen. Aus Glatz ist Transport 4662 abgegangen am 15. Oktober 1946, er erreichte Magdeburg am 17. Oktober 1946. 1.74 1 Personen befanden sich im Transport, Schuhwerk und Kleidung in schlechtem Zustand. Die Umsiedler haben von den Polen kein Geld erhalten, SO kg pro Person durften sie mitnehmen, aber an der

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Nr. 2/2005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 3

Grenze wurden sie vom polnischen Zoll fast alles los. Am 21. Oktober 1947 trifft ein Transport aus Stolp/Pommern ein, mit 1.470 Personen. Aus Stettin kam Transport 4568 mit 1.119 Personen. Der Transport kam über Forst, da die anderen Oderbrücken gesprengt waren. Als Begleitperson war eine Schwester im Transport, Transportleiter war Herr Hel- mut Hoensel. Wurden die anderen Transporte aus die Landkreise im Umfeld von Magde- burg verteilt, so kam der Transport 4460 ins Mansfelder Gebirgsland. Dieser Transport hatte noch 17 Personen in Forst zugeladen. 498 Umsiedler dieses Transportes wurden in Coswig ausgeladen. Aus 55 Güterwagen bestand ein Transport aus Landsberg, der am 2. Januar 1947 dort abgegangen war und am 5. Januar 1947 um 19.00 Uhr in Magdeburg übernommen wurde. Dieser Transport kam über Forst, hier in Forst wurde der Trans-

port erst einmal versorgt mit Lebensmitteln. Transport 4260 wurde aufgeteilt auf die Lager Polte-Nord, Lager Holsteiner Straße A, dies war auch ein Zwangsarbeiterlager, und der Rest dieses Transportes kam nach Groß Rossau. In diesem Transport waren ein Arzt und zwei Schwestern. Ein Transport aus Braunsberg/Ostpreußen war abgegangen am 1. Januar 1947, in Magdeburg übernommen am 5. Januar 1947 14.00 Uhr mit 1.731 Per- sonen, die aufgeteilt wurden auf die Lager Polte-Nord in Magdeburg und auf das Lager Ziesar bei Magdeburg. Soweit ein Einblick in die Akte 125, es exis- tieren noch weitere Akten im Stadt-Archiv Magdeburg und sogar ein Akte für vermißte Deutsche von Februar 1944 bis Juni 1950. Aber um in diese Akte Einsicht zu nehmen, bedarf es einer Sondergenehmigung.

Manfred Form

Verzichten oder erpressen Entschädigungsforderungen sind der neue Zankapfel im deutsch-polnischen Verhält- nis. Die Preußische Treuhand erwartet vom polnischen Staat Wiedergutmachung für den verlorenen Besitz von Vertriebenen und will dies notfalls vor Gerichten in Straßburg oder

den USA durchsetzen. Im Gegenzug haben Bürger aus Gdingen eine ,,Polnische Trcu- band” gegründet, um sich für den Verlust von Eigentum und ,,Kindheit“ entschädigen zu lassen, da sie nach Kriegsausbruch 1939 in das von Hitler geschaffene Generalgou- vernement ausgewiesen wurden. Und am 10. September verabschiedete das polnische Parlament in ungewohnter Einstimmigkeit einen Beschluß, der die eigene Regierung zur Aufnahme von Verhandlungen mit der Bundesregierung zur Begleichung aller Kriegs- schäden auffordert. Materielle Entschädigungen sind in Mode gekommen, seitdem amerikanische Juden erfolgreichvonSchweizerBankenAusgleichs- Zahlungen für Gelder einklagten, die verfolgte Juden in der NS-Zeit auf Schweizer Konten deponiert hatten. Bei den Forderungen an die Schweizer Ban- ken, so erklärte der jüdisch-amerikanische Professor Arthur Hertzberg damals, sei es den Klägern ,,im wesentlichen nicht um Geld, nicht einmal um Gerechtigkeit, son- dem um Würde” gegangen. Um die Würde, nicht hintergangen, nicht betrogen, nicht zwei Mal bestraft zu werden. Aber auch um die Gerechtigkeit, mit der das Unrecht des Völkermords zumindest partiell wiedergut- gemacht werden sollte. Die augenblickliche Entwicklung zwischen Deutschen und Polen erinnert aber immer mehr an den alttestamentarischen Mechanis-

mus ,,Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Statt uns im vereinten Europa aufgrund gemein- samer Werte endlich anzunähern, streben wir plötzlich nach Begleichung alter Rechnungen. Tiefsitzende Vorbehalte werden wachgeru- fen, jeder wälzt die Schuld für das Anheizen der Stimmung auf den anderen ab. Wir sollten deshalb innehalten und uns fra- gen: Wie weit können materielle Entschä- digungen heute noch die Wunden heilen, die wir im Europa der Nachkriegszeit nicht durch innergesellschaftliche Debatten und bilaterale Vereinbarungen zu sehlieben ver- mochten? Versöhnen Geld oder Restitution die Opfer nach sechzig Jahren tatsächlich mit dem Schicksal oder schürt der Kampf um materielle Wiedergutmachung nur die Ressentiments‘? Juristisch gesehen sind die Ansprüche von vertriebenen Deutschen gegenüber Polen und der Tschechoslowakei nicht erloschen. Noch in den Freundschaftsverträgen nach der Wende wurde die Eigentumsfrage explizit ,,offen“ gehalten. Insofern nutzen die Kläger der Preußischen Treuhand geltendes Recht und mag Bundeskanzler Schröder ihr Vorge- hen politisch auch mißbilligen - verhindern kann er ihre Klagen nicht. Seine Zusicherung in Warschau, notfalls werde die Bundesre- gierung vor internationalen Gerichten gegen die Preußische Treuhand auftreten, war ein leeres Versprechen. Denn auch seine Regie- rung wird sich einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs. das nichts anderes exekutiert als geltendes Recht, zu beugen haben. Erika Steinbach, die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, hat die Bundesregierung deswegen zur Änderung der juristischen Grundlagen aufgefordert - auf rein in-

nerstaatlichem Wege. Dieser Vorschlag ist jedoch bei SPD und CDU unpopulär. Verzichtet die Bundesregierung gegenüber unseren Nachbarn auf privatrechtliche Ansprüche ihrer Bürger, werden sich die Klagen der Vertriebenen gegen die eigene Regierung richten. In diese mißliche Lage hat sich die polnische Regierung hineinma- növriert, als sie Anfang der 50er Jahre auf Ansprüche gegenüber der Sowjetunion ver- zichtete. Nun wurde sie vom Europäischen Gerichtshof in Straßburg angehalten, etwa 85.000 Polen zu entschädigen, die aus den Gebieten östlich des Bug nach Kriegsende umgesiedelt worden sind. Eine solche Kon- stellation dürfte jede Bundesregierung zu umgehen versuchen. Zumal in einer Zeit, in der nicht einmal das alte soziale Netz gesichert werden kann. Was also dann? Denkbar wären bilaterale Vereinbarungen, in denen sich Berlin mit Warschau und Prag auf eher symbolische Gesten verständigte, die den Vertriebenen das Gefühl gäben, das Unrecht der Vertrei- bung würde nicht mehr bestritten und die Mitverantwortung von Polen und Tsche- chen nicht mehr geleugnet. Solche bilate- ralen Vereinbarungen trugen sicherlich zur Beruhigung bei. Ob sie augenblicklich in Warschau und Prag durchsetzbar sind, muß allerdings genauso bezweifelt werden wie die Hoffnung, zwischenstaatliche Abmachungen würden automatisch den Groll in den Herzen besänftigen. Wie stark sich jener Groll vor allem noch im Bund der Vertriebenen hält, ist nicht zu- letzt daran zu erkennen, daß kein namhaftes BdV-Mitglied die Erklärung unterzeichnet hat, in der Vertriebene öffentlich und ohne jedes Wenn und Aber den Verzicht auf frii- heres Eigentum erklären. Selbst wenn nur eine kleine Minderheit im BdV den Klage- weg der Preußischen Treuhand beschreitet, will der große Rest doch nicht verzichten. Zumindest nicht bedingungslos. Nur wenn die Tschechen die Renes-Dekrete abschaffen oder die Polen das Vertreibungsunrecht ein- räumen würden, so ist von vielen zu hören, wären sie - im Gegenzug - zum Verzicht bereit. Quasi wie zu einer Geste wohlwollen- der Belohnung für gutes Benehmen. Damit jedoch wird die offene Vermögensfrage zu einem Erpressungsmittel im bilateralen Ge- spräch, die den anderen unter moralischen Druck setzt. Gleichzeitig werden der eigene Trauerprozeß und damit der endgültige inne- re Abschied vom Verlorenen umgangen. Warum einigen wir uns beispielsweise nicht innerstaatlich, im Lastenausgleich, den Ver- triebene in Westdeutschland seit den SOer Jahren erhielten, eine Entschädigungsleistung zu sehen, selbst wenn sie damals auch zur Linderung der akuten Bedürftigkeit diente?

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Seite 4 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Nachlese zur ,,Groß Wartenberger Freitagsrunde“ beim Heimkreistreffen in Rinteln

Warum könnten nicht auch die 4.000.- DM,

die ostdeutsche Vertriebene pauschal nach der Wende erhielten, als Entschädigungslei- stung uminterpretiert werden’? Eine derartige Regelung erforderte kein zusätzliches Geld und sie würde die Beziehungen zu den Nach- barn nicht belasten. Allerdings verlangte sie von den Betroffenen eine endgültige Aner- kennung der Realitäten - und das hiel3e die Bereitschaft zum materiellen Verzicht. Verzicht aber hat für viele Vertriebene immer noch einen schlechten Beigeschmack - weil sie Verzicht mit Verrat verwechseln. Aber Verzicht auf Eigentum bedeutet keineswegs, die Erinnerungen an die Heimat zu verdrän- gen, die Familientraditionen abzuschneiden oder das öffentliche Gedenken zu negieren. Umgekehrt: Je stärker jemand die verlorene Tradition in sich trägt, je mehr Mitgefühl die Gesellschaft ihm entgegenbringt und seine Leiden in ihr kollektives Gedächtnis über- nimmt, desto eher kann er den - real doch längst stattgefundenen - materiellen Verlust bewußt akzeptieren. Trauer ist schmerzhaft, aber sie hat ein Ende, wenn mit der Erinne- rung keine Erwartung an die Zukunft mehr verbunden wird. Groll hingegen wirkt wie eine schlecht verheilte Wunde. Bricht sie wieder auf, kehrt der Wunsch nach Genug- tuung zurück. Viele Vertriebene dürften nicht zuletzt deshalb zur Forderung nach materiel- ler Entschädigung greifen, weil sie auf ande- re Weise für das Schicksal der Vertriebenen keine Aufmerksamkeit erreichten. Das eigentliche Trauma ist der Verlust von Heimat. Sich mit diesem oft traumatischen Verlust abzufinden, weil sechzig Jahre nach

den Ereignissen andere Menschen in einst deutschen Häusern und Regionen ihre Heimat gefunden haben, gebietet uns die politische Vernunft. Diese Kränkung zu in- tegrieren ist eine bittere, aber unerläßliche Aufgabe eines jeden Betroffenen, wenn ihn der Groll nicht bis zum Ende seines Lebens begleiten soll. Solange die Entschädigungsforderungen aber eingesetzt werden, um von den Nach- barn ein Schuldeingeständnis zu erpressen, nähren wir das Ressentiment. Solange Polen und Tschechen in Vorleistung treten sollen, damit sich deutsche Vertriebene - vielleicht - mit dem Verlust von Besitz und Heimat abfinden. gärt in unserer Gesellschaft der Gedanke an eine problematische Form der Gerechtigkeit. Es sei eine gefährliche Illusion zu glauben, hat erst unlängst der tschechische Histori- ker Bohumil Dolezal gesagt, alles Unrecht der Vergangenheit sei wiedergutzumachen. Entschuldigungen fördern zwar die Ver- söhnungsbereitschaft des Menschen, aber letztlich läßt sich Seelenfrieden weder durch materielle Entschädigungen noch durch Ent- schuldigungen seitens unserer Nachbarn erreichen. Er kann nur das Ergebnis eines Trauerprozesses sein, in dem wir den Verlust als Realität akzeptieren und damit eine neue Freiheit im Umgang mit unseren Nachbarn und unserer alten Heimat gewinnen. Denn wer nicht mehr die Angst verbreitet, für erlittenes Unrecht nach Sühne zu streben, wird mit offenen Armen empfangen.

Helga Hirsch Einsender: Wilfried von Korn

Die Publizistin Helga Hirsch hat Mitte September den Aufruf einer Initiative ver- öffentlicht, die sich für den Verzicht auf alle Eigentumsansprüche deutscher Vertriebe- ner einsetzt. Die mehr als 70 Unterzeichner erklären, .,dall, wir aus erlittenem Unrecht gegenüber uns und unseren Vorfahren in den Gebieten iistlich von Oder und Neiße, der Tschechoslowakei und anderen deutschen Siedlungsgebieten in Ostmitteleuropa keiner- lei Ansprüche auffrüheres Eigentum geltend machen.“ Diese Erklärung. so Helga Hirsch. ,,ist eine Antwort auf die Forderungen der Preubischen Treuhand nach Entschlidigung für verlorenes Eigentum bzw. aufdie Klage von Sudetendeutschen beim Europiiischen Gerichtshof. Sie ist auch ein Versuch. die unheilvolle Spirale gegenseitiger Forde- rungen anzuhalten, die sich vor allem im deutsch-polnischen Verhältnis entwickelt hat.” Die Erklärung schließt mit den Wor- ten: ,,Die Zukunft Europas liegt nicht in gegenseitigen Aufrechnungen, sondern im offenen Dialog.” Zu den Unterzeichnern gehören Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der Präsident der Stiftung Preußi- scher Kulturbesitz Klaus-Dieter Lehmann, Freya von Moltke und ihr Sohn Helmut, der Historiker Rudolf von Thadden, Gottfried von Bismarck, die Grafen Strachwitz, die Schriftsteller Leonie Ossowski. Janosch und Petra Reski, ferner Klaus Bednarz. Wolf von Lo.jewski und Rupert Neudeck. Von Helga Hirsch erscheint derzeit im Verlag Kör- berstiftung das Buch ,,Schweres Gepäck. Flucht und Vertreibung als Lebensthe- ma“. Das Buch kann zum Preis von ld,- £ (zzgl. Versandkosten) bei der Schlesischen Schatztruhe, Tel. 0 35 81 / 40 20 21, Fax 40 22 3 1, [email protected], bezogen werden.

Gerhart Hauptmann hat ge- wonnen

Der Dichter Gerhart Hauptmann hat gewon- nen. Das konnte man am 2. Oktober 1893 sagen, als das Preußische Oberverwaltungs- gericht in Berlin das Aufführungsverbot für das Bühnenwerk “Die Weber“ aufhob. Das Stück war zuvor, da es zur Zensur und Genehmigung einer Aufführung vorgelegt werden mußte, vom Berliner Polizeipräsi-

dium am 20. Februar 1892 verboten worden. Im ,,Verein Freie Bühne“ hatte inzwischen eine nicht-öffentliche Aufführung am 26. Fe- bruar 1893 stattgefunden. Aber jetzt konnte die Uraufführung im Deutschen Theater in Berlin 1894 nachgeholt werden. Dies hatte jedoch zur Folge, daß Kaiser Wilhelm 11. seinen Logenplatz kündigen ließ. 110 Jahre danach hat wiederum Gerhart Hauptmann gewonnen, denn am 11. Januar 2005 ent-

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Nr. 212005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 5

schied das Landgericht in Berlin, daß .,Die Weber” in der Regie von Volker Lösch im Dresdner Staatsschauspiel nicht aufgeführt werden dürfen. Zuerst war die Freigabe des Schauspielers eine gewonnene Schlacht, heute ist das Verbot der Sieg. Um so aktuell wie nur möglich als Regisseur zu operieren, war ein Chor der Arbeitslosen eigenwillig und eigenmächtig eingefugt wor- den. Das geschah in Gestalt der sogenannten Montagsdemonstration gegen Arbeitslosig- keit und Hartz IV. Da man aggressiv sein wollte, hörte man jetzt innerhalb des Textes von Gerhart Hauptmann ,,Verräterschwein Schröder“, gefordert wird ,,Ausweisung nach Sibirien oder Verbrennung in Öfen“. .,Wen ich sehr schnell erschielsen würde, das wäre Sabine Christiansen”. Das aber hatte Folgen, mul3te Folgen haben. Ihr gutes Recht, die Fernseh-Moderatorin teilte mit, daß sie gerichtlich vorgehen werde. Der über die Aufführungsrechte der Werke von Gerhart Hauptmann verfügende Verlag Felix Bloch Erben in Berlin, erreichte eine Einstweilige Verfügung beim Landgericht in Berlin und ein Verbot weiterer Aufführungen. Der Widerspruch des Dresdner Schauspiels, in der Absicht vorgetragen, da8 man bis zur endgültigen Entscheidung doch das Werk von Gerhart Hauptmann weiter aufführen dürfe, wurde am 25. November 2004 zu- rückgewiesen. Jetzt hoffte man auf den endgültigen Gerichtsbeschluß. Das Urteil beharrt auf dem Verbot der Aufführung,

da das Theater gegen das Urheberrecht verstoßen habe. Korrekturen im Text eines Werkes müßten durch vorherige Absprachen geklärt werden. Schon ist zu hören: Die Freiheit der Kunst ist in Gefahr, juristische Eingriffe töten die Freiheit der Kunst, der Theaterbesucher habe zu entscheiden, nicht die Justiz und so fort. Jede Neu-Inszenierung ist eine neue ßegeg- nung mit dem Autor. Jede Inszenierung trägt die Handschrift des Regisseurs. Im vorliegenden Fall ,,Die Weber” von Ger- hart Hauptmann sollte aber nicht der Inhalt, Weberaufstand in den Dörfern des schlesi- schen Eulengebirges von 1844, transparent gemacht werden, sondern die aktuelle Politik sollte dank der Folie ,,Die Weber“ vorgeführt werden. Zweimal ist richtig entschieden worden: 1893, als das Verbot einer Aufführung ,,Die Weber“ von Gerhart Hauptmann aufgeho- ben wurde, und 2005, als ein Verbot gegen die Hinzufügung eines neuen Textes nach eigener Willkür auf Kosten des Originals ausgesprochen worden ist. Von C.F.W. Behl, dem Herausgeber der Werke letzter Hand von Gerhart Hauptmann des Jahres 1942, stammt das Wort: ,,Das Stück hat öfters im Tumult des Tagesstreites gestanden. Aber auch gelegentliche Mildbräuche tendenziiiser Art haben seiner unversehrbaren menschlichen und dichterischen Substanz nichts anhaben können.” Herbert Hupka

~JUS: Schlrsische N~Jc/v-~c/I~~~ JIOS

Polen hat keine Ansprüche mehr, aber Konfis- kationen (Enteignungen) bleiben völkerrechtswidrig! Die von Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Rede zum 60. Jahrestag des War- schauer Aufstandes am 1. August in War- schau getroffene Feststellung, es gebe heute ,,keinen Raum mehr für Rechtsansprüche aus Deutschland“ und die mit dem Zweiten Welt- krieg zusammenhängenden Vermögensfra- gen seien für die beiden Regierungen ,,kein Thema mehr in den deutsch-polnischen Beziehungen“, hat in beiden Ländern viel Widerhall gefunden. Dennoch hat das polnische Parlament nun neue Reparationsforderungen in zweistelliger Milliardenhöhe gegen Deutschland erhoben. Polen hat in der Nachkriegszeit dreimal rechtsverbindlich auf weitere Kriegsent- schädigungen verzichtet: Zunächst 1953 zusammen mit der Sowjet- union gegenüber der DDR. Polen und die Sowjetunion hatten bis zum 1. Januar 1954 der ,,Schuldenmasse Ost“, also der östlichen Besatzungszone Deutschlands, alles entnom- men, was zu entnehmen war. Die Volksrepub-

lik Polen wiederholte ihre Verzichtserklärung auf weitergehende Forderungen gegcniiber der Bundesrepublik in den Verhandlungen, die 1970 zum Warschauer Vertrag führten. Die sozialliberale Regierung in Bonn zeigte sich mit umstrittenen ,,verdeckten“ Reparationsleistungen erkenntlich: mit ei- nem Milliardenkredit sowie Zahlung von 1,s Milliarden Mark für Rentenleistungen, die Polen 1975 überwiesen wurden. Auch das wiedervereinigte Deutschland wurde erneut zur Kasse gebeten. Die Bundesre- gierung zahlte 1991 500 Millionen Mark in die Stiftung deutsch-polnischer Aussöh- nung ein; die polnische Seite verpflichtete sich im Gegenzug erneut, ,,Keine weiteren Ansprüche polnischer Bürger mehr geltend zu machen, die sich aus einem Zusammen- hang mit nationalsozialistischer Verfolgung ergeben können”. Mit ihrer Resolution vom 10. September versuchen die polnischen Parlamentarier, die von den hauptverantwortlichen Siegermäch-

ten mit Bedacht geregelte Reparationsfrage neu aufzurollen, weil Polen angeblich nicht angemessen entschädigt wurde. Niemand be- streitet die außerordentlich hohen Schäden, die das polnische Volk als erstes Opfer des Zweiten Weltkrieges erlitten hat. Es läßt sich andererseits nicht mehr genau beziffern, was Polen bis zum 1. Januar 1954 der ,,Schuldenmasse Ost” im Wege der Selbstbedienung als Reparationen entnommen hat - die Bundesregierung veranschlagte allein den Wert des eingezo- genen deutschen Industrievermögens in der sowjetisch/polnischen Besatzungszone mit über 200 Milliarden Mark. Die alles entscheidende faktische Repara- tionsleistung ist jedoch unbestreitbar: Die ehemaligen deutschen Ostgebiete, die 1945 in Potsdam unter polnische Verwaltung ge- stellt wurden - ein territorialer Verlust, den Deutschland hinnehmen mußte. Polen rech- net den unermeßlichen Wert dieses Gebietes klein, indem es mit Territorien aufrechnet, die es im Rahmen seiner Westverschiebung im Osten verloren hat. Völkerrechtlich trägt Deutschland keine Verantwortung für die Festlegung der polnischen Ostgrenze nach wechselvoller Geschichte. Kein Staat hat je für sein Fehlverhalten höhere Reparationsleistungen erbracht als Deutschland. Wenn man die jüngsten politischen Diskussionen in Polen verfolgt, stellt sich allerdings die Frage, was all die Entschädigungen und Entschuldigungen bewirkt haben. Der tschechische Polito- loge ßohumil Dolezal hat recht: Wir sind weiter als früher von echter Aussöhnung entfernt, und Hass wächst wieder in der Gesellschaft. Die Kanzler-Rede vom 1. August hat Irritationen in Deutschland ausgelöst, die wiederum ihren Schatten auf den von tiefem Mißtrauen gegenüber ihrem deutschen Nachbarn geprägten politischen Prozeß in Polen werfen. Die deutschen Heimatvertriebenen durften mit Friedrich Schiller und Wilhelm Tel1 in der Gewißheit leben, ,,kein Kaiser kann, was unser ist, verschenken“. Ihre Ansprüche aus Restitution oder Entschä- digung des in Polen konfiszierten Vermögens sind in allen wichtigen deutsch-polnischen Vereinbarungen offen gehalten worden - zuletzt 1991 in Ziffer 5 des Briefwechsels zum Nachbarschaftsvertrag. Alle deutschen Bundesregierungen haben die Konfiskationen als völkerrechtswidrig verurteilt. Als integrierender Bestandteil der ethnischen Säuberung in Polen sind sie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das gemäß Artikel 29 des Status des Inter- nationalen Strafgerichtshofes sowie der UN- Konvention über die Nichtverjährbarkeit von

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Seite 6 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit von 1968 nicht verjährt. Der Kanzler hat deshalb auch in seiner Warschauer Rede nicht auf vermögenswer- te Rechte der deutschen Heimatvertriebenen verzichtet; dies untersagt ihm ohne gleich- zeitige Entschädigungsregelung Artikel 14 Absatz 3 Grundgesetz. Die von polnischer Seite folgerichtig gefor- derten Verhandlungen über eine völker- und verfassungsrechtskonforme Entschädigung der Heimatvertriebenen lehnt der Kanzler ab. Er entzieht den Heimatvertriebenen nicht das Eigentum, sondern ,,nur“ den Schutz der Bundesregierung bei der Verfolgung der an sich gerechtfertigten Ansprüche. Dies ist zwar auch verfassungswidrig. Das Auswärtige Amt kann hier aber damit rechnen, da8 alle Klagen von Betroffenen - wie bisher - an den weiten Einschät- zungs- und Ermessensspielräumen. die die Verwaltungsgerichten bei der Ausübung des Auslandsschutzes der Regierung gewähren, scheitern werden. Allerdings wird so die Vermögensfrage in den deutsch-polnischen Beziehungen nicht gelöst. Der Staat, der seinen Bürgern den di- plomatischen Schutz entzieht, darf sich nicht wundem, wenn die ßetroffenen mehr schlecht als recht ihre Ansprüche selbst verfolgen. Die vom Kanzler betriebene ,.Privatisierung“ der deutsch-polnischen Vermögensfrage hat Einrichtungen wie die der ..PreuBischen Treuhand” erst ihre Bedeutung verschafft. Diese vermag zwar rechtlich nicht allzu viel zu bewegen, die fragilen deutsch-polnischen Beziehungen belastet sic allemal.

Dieter Blumenwitz

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Einsender: Wilfried von Korn

Prof. Dr. Dieter Blumenwitz

Geboren am 11. Juli 1939 in Regensburg, 1957-1962 Studium der Politischen Wis- senschaften und der Rechtswissenschaften in Pasadena, Luxemburg, Straßburg, Brügge, Den Haag und München, Erstes und zwei- tes juristisches Staatsexamen (1962167) in Bayern. In München 1965 Promotion und 197 1 Habilitation für die Fächer öffentliches Recht, insbesondere Völkerrecht und inter- nationales Privatrecht. 1971 Vertretung des Lehrstuhls für Viil- kerrecht, Rechts- und Staatsphilosophie an der Universität München. 1972 Berufung auf den Lehrstuhl für öffentliches Recht, insbesondere Völkerrecht und Europarecht an der Universität Augsburg; dort in den Jahren 1974-1976 Dekan des juristischen Fachbereichs und Direktor des Instituts für öffentliches Recht. 1976 Berufung auf den Lehrstuhl für Vlilkerrecht, allgemeine Staatslehre, deutsches und bayerisches Staatsrecht und politische Wissenschaften an der Universität Würzburg: dort ge- schäftsführender Vorstand des Instituts für Völkerrecht, Europarecht und internationales Wirtschaftsrecht und Dekan der juristischen Fakultät. Zugleich Lehrbereichsvertreter für den Lehrbereich internationale Politik und neueste Geschichte an der Hochschule für Politik in München. ProzelJvertrcter und Gutachter in zahlreichen Streitigkeiten vor dem Bundesverfassungsge- richt (u.a. ProzeRbevollmächtigter ßayems im Grundvertragsstreit). Vorsitzender und Beratet in nationalen wie internationalen Schiedsver- fahren. Mitglied in Expertenkommissionen und wissenschaftlichen Beiräten (z.B. im wissen- schaftlichen ßeirat Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland).

Eine Reise in die Vergangenheit Im Juli 1993 besuchte ich erstmals nach unserer Vertreibung die alte Heimat. Mit ei- nem polnischen Reiseunternehmen fuhr ich ab München los. Die Fahrt war in der Nacht mit Umsteigemöglichkeit an der Grenze in andere Busse, z. ß. nach Oberschlesien. Ich fuhr bis Breslau, Busbahnhof. Am ßusbahn- hof wurde ich von meinen Cousins Arnold und Anton mit dem Auto abgeholt. Wir fuhren nach Distelwitz, wo wir von meinen Cousinen Maria, Ursel, Traude1 und Irmgard erwartet wurden. Meine Cousine IJrsel hat einen Bauernhof, hier habe ich meine Sachen für die nächsten 14 Tage ausgepackt. Zuerst wurde eine Besichtigung von Groll, Wartenberg vorgenommen, hier hatte ich ab September 1943 bei der Fa. Georg Hartebrot Kupferschmied gelernt. Die Werkstatt gegen-

über vom Gaswerk war abgerissen, ebenso das Gaswerk. Die Fleischerei am Markt, wo ich während meiner Lehrzeit zum Mittagessen ging, stand auch nicht mehr da. Im Schloß war öfter eine Reparatur nötig, die Kupfertöpfe aus der Sehlobküche wurden, wenn nötig, aufpoliert. Im Winter 1943144 waren die Wasserlei- tungen in den Kellern eingefroren. Mein Meister hat mir (schnell) beigebracht, wie die Bleileitungen mit der Liitlampe aufgetaut

werden. Im Herbst 1944 wurde im Schloßpark eine Wasserleitung angebohrt, damit eine Waschanlage für die Leute aufgebaut wer- den konnte, die den Panzergraben bei Groß Wartenberg ausgegraben haben. Die Fa.

Hartebrot war auch für die Brennereien auf den Gütern des Prinzen zuständig. Beim Ausfall der Brennerei in Kunzendorf hatte die Reparatur bis in die Nacht ange- dauert, bis der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Im Winter bin ich mit dem Zug von Kun- zendorf nach Wartenberg gefahren, wenn es möglich war, bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Vom Bahnhof bis zur Arbeitsstelle

waren es über 2 km. Bei meinem Besuch in Distelwitz sind wir

zu viert mit den Fahrrädern über Groll War- tenberg, Peterhof und Schleise nach Kun- zendorf gefahren. ich kannte Kunzendorf gut, da ich das Sonntagsblatt (32 Bezieher)

ausgetragen habe. Auf dem Friedhof gab es nur vier deutsche Gräber, die Kirche konnten wir innen besich- tigen, es wurde uns aufgeschlossen.

Im Schulhof haben wir auf den Bänken Brotzeit gemacht. Bei der Fahrt durch die Kolonie haben wir Agnis Weinert und Hilde Hoffmann gesprochen. Dazwischen steht das Haus von meinem Grobvater Franz Kositza. Wir machten Fo- tos vom Elternhaus und von den Häusern der Großeltern. Im Mühlteich fehlte das Wasser, wir fuhren weiter durch die Remise zum Vorwerk, das zu Resewitz gehört. Hier wurden meine Mut- ter Franziska, Tante Maria und Onkel Josef geboren. Später kaufte mein Großvater die Wirtschaft in Kunzendorf. Vom Vorwerk fuhren wir über Dalbersdorf nach Kunzcndorf. Am Waldrand haben wir nochmals Brotzeit gemacht, bevor wir über den Waldweg nach Trembatschau gefahren sind. Auf diesem Waldweg sind wir im Herbst 1939 iifters nach Trembatschau gefahren zum Einkaufen, die Polen kannten Lebens- mittelmarken noch nicht.

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Nr. 212005 Grofi Wartenberger Heimatblatt Seite 7

Von Trembatschau sind wir nach Mechau

gefahren. Hier habe ich 194Si46 bis zur

Ausweisung in der Schmiede gearbeitet.

Der Schwiegersohn hat die Schmiede

übernommen. Von Mechau sind wir über

Gr. Cosel, Wattenberg nach Distelwitz

zurückgefahren. Bei der Fahrt mit den

Fahrrädern konnten wir uns alles in Ruhe

ansehen, jederzeit anhalten oder schnell

zurückfahren.

Mit dem Auto meines Cousins Arnold

haben wir eine Tagesfahrt nach Trebnitz

unternommen. Diesen Wallfahrtsort haben

schon meine Mutter und viele Kunzendorfer

mit dem Bus besucht.

Bei meiner Cousine Ursel haben wir im

Hof Bänke und Tische aufgestellt, es wurde

gegrillt. bis alle satt waren. Wie es in Polen

üblich ist, war auch etwas zum Trinken da.

Blaubeeren gab es zu dieser Zeit reichlich

und billig, leider konnte ich nicht viel mit-

nehmen, im Bus war es nicht möglich.

Die 14 Tage vergingen schnell! Ich wurde

wieder mit dem Auto zum Busbahnhof nach

Breslau gebracht. Die Fahrt zurück war wie-

der in der Nacht.

Bei einer Geburtstagsfeier im Nachbar-

haus habe ich den Kunzendorfer Engelbert

Knetsch, Sohn von Josef Knetsch (Kaufla-

den), kennengelernt.

1999 haben wir Kunzendorf mit dem Auto

besucht. Die Fahrt wurde uns vom ADAC

über die Autobahn vorgegeben. Wir wurden

wieder von meinen Verwandten aufgenom-

men und gut versorgt. Meine Cousins und

Cousinen sprechen deutsch und polnisch, es

gibt hier keine Sprachprobleme.

Wenn Heimatblattleser die alte Heimat mit

dem Auto besuchen möchten, meine Cousi-

ne Ursel hat in Distelwitz einen Bauernhof.

Zimmer mit Frühstück sind vorhanden. Auf

Wunsch ist auch eine Reisebegleitung mög-

lieh. Bei Interesse würde ich die Vermittlung

übernehmen. Meine Verwandten in Distel-

witz haben Telefon, so daß ein Gespräch

jederzeit möglich ist.

Auch 1999 haben wir wieder eine Tagesfahrt

LU viert mit den Fahrrädern unternommen.

Es ging wieder nach Kunzendorf und weiter

nach Dalbersdorf, Vorwerk Resewitz und Re-

sewitz. Die Rückfahrt war über Kunzendorf,

Niederstradam, Neu- und Oberstradam, Ot-

tendorf, hier kannten sich unsere Begleiter

Ursel und Anton gut aus. In Kammerau

wohnte früher mein Onkel Felix Wennek.

Nach Distelwitz war es nicht mehr weit.

Mit dem Auto hatten wir eine Tagesfahrt

nach Breslau gemac‘ht. Meine Cousine Ma-

ria war mitgefahren. sie kannte Breslau gut,

da ihre zwei Kinder Gretel und Andreas in

Breslau leben.

Mit Maria haben wir die Kirchenbücher aus

der deutschen Zeit in Kunzendorf studiert.

In Distelwitz waren noch Hochzeitsfotos

aus Kunzendorf ab 1924, die ich mitnehmen

konnte und auch weitergegeben habe.

Meine Cousine Maria ist leider schon im Jahr

200 1 verstorben. Auch mein Co usin Arnold

ist im Jahr 200 1 verstorben.

Josef Wennek aus München

von Anja Kocks, 12,SO E, 23,30 SFr, 186 S., Pb., ISBN 3-89774-361-2, Triga Verlag. Inhalt Vierzehn junge Frauen werden 1939 zum

Kriegshilfsdienst im Rcichsluftfahrtmini-

sterium nach Berlin eingezogen. Ein halbes

Jahr lang teilen sie sich nicht nur eine Stube,

sondern auch Freud und Leid. Es entwickeln

sich enge Freundschaft und Verbundenheit,

die sie ihr ganzes Leben aufrechterhalten.

Aus persönlichen Tagebucheintragungen.

Briefen und einer Chronik entsteht ein

faszinierend reales Bild der Jahre 1939 bis

1945. Ob heitere oder bedrückende Situatio-

nen geschildert werden, immer überwiept die

Lebensfreude der jungen Mädchen.

Autorenporträt An.ja Kack\ wurde 1974 in MühlheimiRuhr

gchorcn. Als die ausgebildete Bankkauf-

frau im Nachlall ihrer Grollmutter deren

Auf/cichnungen über Erlebnisse wlihrend

des Zweiten Weltkriege\ fand, kam sie auf

die Idee. dieses Buch zu schreiben.

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Seite 8 GroB Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Groß Wartenberg, geblättert bei Joseph Franzkowski

4. Die Parocbie Mangschütz - Märzdorf

In einer im Grol.(pioratsarchive zu Prag be- findlichen Originalurkunde vom 12. Februar 1297 (ohne Ortsangabe) tritt Pfarrer Heinrich von Manchossicz (Mangschütz) als Zeuge auf, und die Urkunde des Kardinals Johann zu St. Markus vom 14. Januar 1376 führt die Pfarrkirche LU Monkoschicz in der sedes Warthinberget% an. 154 i wurde Pl’arrer an derselben der katholische Priester Johannes Pankoslawski. ISS1 suchte cr Schutr und Hilfe beim Kaiser gcgcn den Freiherrn Joachim von Maltzan und seine Kirchen- patrone; seine Bemühungen waren jedoch erfolglos. Er mußte weichen, und seine Kirche wurde protestantisch. 1629 wurde sie wieder katholisch, kam 1633 abermals in protestantische Hände, mußte aber auf- grund des westfälischen Friedensschlusses 16.54 dem katholischen Kult endgültig zu- rückgegeben werden. - Das Patronat stand dem Dominium Mangschiitz conjunktim mit dem Dominium Schreibersdorf zu und die bez@. Besitzer übten das Präsentations- recht alternierend aus. So präsentierte 166’5 Joachim von Prittwitz-Mangschütz. 1672 Sigismund von Salisch-Schreibersdorf. - Johannes Columbinus, Pfarrer von Türkwitz, war von 3665-67 zugleich Pfar- rer von Mangschütz und unterhielt daselbst den Vikar Nikolaus Dlutowitz. Die Kirche war von Holz, hatte damals ein schlechtes Dach, einen mit Ziegeln gcpfasterten Fuß- boden, eine gemalte Decke, einen mit uralter Bildhauerarbeit und verschiedenen Figuren gezierten Altar. Im hölternen Tabernakel wurde das Sanktissimum aufbewahrt. Es befand sich daselbst auch eine Krypta für die Adligen. Im Turme hingen drei Glocken, deren größte gesprungen war. Die Allen Heiligen gewidmete Kirche feierte ihr Wci- hefest am Sonntag nach dem 1. November. Das Pfarrhaus war reparaturbedürftig. Von 1667-70 wurde die Pfarrei durch Paul Franz Moritz administriert. 1670-72 ist Simon Dominik Pfarrer: cr verwaltet gleichzeitig die Pfarrei Kobyl;@ra. Ihm folgte am 24. Oktober 1672 Adam Jakuschewitz, dessen Nachfolger, Kaspar Sochatius, 1682 wegen des erbärmlichen Zustandes der Kirche und des Pfarrhofs die Stelle verlassen wollte. Nach ihm wurde Mangschütz wieder von Türkwitz aus bis 1725 pastoriert. Fer- dinand Xaver Klose Versicht die Pfarrei

Fortsetzung

von 1725-38; Ferdinand Sczygiel bis IO. Januar 1743, da er starb. Johannes Raczek bis 1754. Martin Bobrownicki, Propst von Gera, welcher hierauf das Benefizium unter der Bedingung erhielt, daß er in Mangschütz wohnen müsse, wenn er zugleich die Pfarrei Gera verwalte, ver&htete auf Mangschütz, als cr für Verleihung dieser Stelle noch 11 Reichstaler 3 Groschen an Sporteln zahlen sollte. Der letzte zu Mangschütz wohnende Pfarrer war Andreas Kitzler bis 1758. Nach ihm wurde die Pfarrei von Probst Michael Sklarski zu C%ra administriert, bis 1768 auf Verfügung des ßischiiflichen Amtes Mang- schütz mit Wartenberg vereinigt wurde. Der Bauzustand der Mangschützer Kirche war ein so schlechter, da13 die Abhaltung und Beiwohnung des Gottesdienste5 mit Lebensgefahr ccrbundcn war. Seit 1780 stand die Kirche verlassen da und die Gottesdienste fanden nur in Märzdorf statt. Aber auch um die dortige Kirche war es nicht viel besser bestellt. Zwar bemiihten sich die Stadtpfarrer Scholtr. und Libor sehr um die Instandsetzung beider Kirchen, vermochten indes nichts zu erreichen, da das Patronat die featc Absicht hatte, beide Kirchen eingehen zu lassen und dieserhalb auch bei der König- lichen I~omänenkammer vorstellig wurde. Letztere sctrte sich mit der bischöflichen Be- hiirde in Verbindung. Diese entschied unterm 7. Dczcmber 1798, da0 die Mangschütxr Kirche kassiert, die Miirzdorfer dagegen, weil dort die meisten Katholiken wohnten, wieder hergestellt werde, die Katholiken zu Mangschütz sich künftig dahin zu halten ha- ben. der Glockenturm LU Mangschütz jedoch neu auf?ubaucn sei. Nach einer unterm 25. Juli 1799 getroffenen Vereinbarung wurden beide Kirchen am 6. Februar IX00 lege auc- tionis zum Abbruch verkauft, die Märzdorter mit Ausschluß des Turmes, welcher stehen blieb. für IS Reichstaler, die Mangschützer für 34 Reichstaler S Silbergroschen. Die Märzdorfer Kirche wurde 180 1 neu erbaut. Zur Instandsetzung ihres Turmes mußten auch die evangelischen Einwohner, welche sich anfänglich dagegen sträubten, gemäß Allerhiichstcr Verordnung mit Geldbeitrag, Hand- und Spanndiensten konkurrieren, weil sie sich des Ausläutens bei Begräbnissen bedienten, wobei kein Unterschied in der Bezahlung gemacht wurde. 1802 ist der Glockenturm in Mangschütz neu errichtet worden. Am 19. Februar 1812 brannte bei

heftigem Sturme der Mangschützer Pfarrhof ab, wobei der Pfarrmieter alle seine Habe verlor; nur mit größter Aufopferung konnten seine Kinder vom Feuertode errettet werden. Der Wiederaufbau der Pfxrgebäude kostete gegen 700 Reichstaler. Die Kirche SS. Trinitatis zu Märzdorf. Ihre Gründung gehört jedenfalls sehr früher Zeit an; sichere Nachricht bringt uns allerdings erst eine Urkunde aus dem Jahre 1535, worin das Kirchlein zu Märzdorf erwähnt wird. Es scheint. als oh sie ursprünglich Pfarrkirche gewesen sei. Um die Mitte des 16. Jahrhun- derts wurde sie protestantisch und hatte in der Folge gleiches Schicksal mit den anderen Kirchen der Standesherrschaft. Heinrich von Chalstowski, Anteilsbesitzer von Märzdorf, ,,Mitpatron und Collator” bestimmte unterm 7. Juni 1627 testamentarisch 200 Reichstaler als ein Legat für dortige Kirche, ,,womit die Kirche bauständig erhalten. der Geistliche sowohl der Kirchschreiber seine Gebührnis jiihrlich inhalts solchen Testaments erheben sollen”. 1676 war aber dieses Legat nebst 49jiihrigen Zinsen noch nicht ausgezahlt. Am 8. Februar 1628 ist ..dic neue Mittelglocke von Märzdorf’, welche Junker Heinrich Chalstowski der Reesewitzcr Kirche ,,bc- schieden”, nach Reesewitz überführt und dort aufgezogen worden. Dieselbe hängt heut noch im Kirchenturme der evangeli- schen Kirche ,IJ RecsewitL. Sie führt die Inschrift: ,,Verbum Dornini manet in aeter- num. Jacob Götz goss mich anno 16 14.” Die Märzdorfer Kirche besitzt ein noch wohlcr- haltenes, sehr interessantes mittelalterliches Altarbild. Schnitzwerk von nicht geringem Kunstwerte: Maria reicht das Jesuskind ihrer Mutter Anna. Hinterrücks eine Bühne mit vier männlichen Gliedern der heiligen Sip- pe. - Eine Nachricht aus dem Jahre 1676 besagt, ,,daß die Kirche jetzt neu erbaut werden muM.” Da wegen zu großer Entfernung von der Stadtpfarrkirche eine geordnete Seelsorge unmöglich war, die Zahl der Mangschütz- Märzdorfer Parochianen auch betrachtlieh zugenommen hatte, machte Pfarrer Kupietz angestrengte Versuche zur Erbauung einer Kirche in Mangschütz und Besetzung mit einem eigenen Seelsorger. Wenn ihm nun auch die Ausführung dieses Planes nicht gelingen mochte, so erreichte er doch, da13 Mangschütz-Märzdorf 1870 einen eigenen Seelsorger erhielt. Der erste war Theodor

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Nr. 2/2005 GroB Wartenberger Heimatblatt Seite 9

Peter. Er wohnte anfänglich im Pfarrhau- se zu Mangschütz, bezog aber später eine Mietswohnung in Märzdorf. Als er 1882 das Pfarramt Frauenwaldau übernahm, wurde Mangschütz-Märzdorf des herrschenden Priestermangels wegen vorläufig wieder von Wartenberg aus versehen. 1886 über- kam Pfarrer Kenty-Türkwitz die Adminis- tration, bis 1907 Johannes Netter (geb. 25. April 1873 zu Eilgut-Zabrze, Priester seit 22. Juni 190 1) als Kuratus in Märzdorf angestellt wurde. Er bemühte sich um Herstellung ei- nes Pfarrhauses in Märzdorf und sammelte zu diesem Zwecke gegen 10.000 Mark. Nach Schlaupitz versetzt, erhielt er in dem bisherigen Hausgeistlichen des Hospitals zum Heiligen Geist in Beuthen OS, Franz Bromm (geb. 1. Dezember 1877, ordiniert 17. Oktober 1903), am 1. Dezember 1910 einen Nachfolger. Schulen. In Mangschütz bestand von altersher eine Kirch- bezw. Küsterschule. Sie existierte noch 1787. Zum Jahre 1654 wird Kaspar Förs- ter als ,,Kirchschulmeister“ von Mangschütz erwähnt; 1666 ist es Paul Linski; Peter Wojt- zik (1677); 172 1 Adalbert Wojtzik. Nachdem die Kirchschule längst schon (jedenfalls bei Kassation der Pfarrkirche) eingegangen war, gelang es den Bemühungen des Stadtpfarrers Kupietz, IX58 eine neue öffentliche katholi- sche Schule zu errichten. 1892 wurde auf einem durch Erzpriester Zajadacz neu erworbenen Grundstücke ein modernes Schulhaus erbaut. (71 Schüler.) In Märzdorf existierte bis ins Jahr 1767 ne- ben der katholischen Kirche ebenfalls eine katholische Schule. Sie war vermutlich auch eine Kirch- oder Küsterschule. Als im Jahre 1764 die Königliche Kriegs- und Domä- nenkammer das Dominium Märzdorf unter herangezogene Kolonisten aufteilte, und infolgedessen die Zahl der protestantischen Einwohner diejenige der Katholiken über- wog, letztere allein aber außerstande waren, ihre Schule zu unterhalten, wurde 1767 die bisherige katholische Schule in eine evan- gelische verwandelt, indem der katholische ,,Schulhalter” Philipp Gottschalk entlassen, und an seine Stelle Gottfried Biewald unter Ueberweisung der bisher vom katholischen Schulhalter genossenen Nutzungen und Ein- künfte (Haus, Garten, Wiese, ein Malter Korn, 28 Fuder Holz und 9 Reichstaler IX Silbergroschen jährlich) als ,,neuer lutheri- scher Schulhalter” am 19. Juli 1767 berufen wurde. Stadtpfarrer Kupietz bemühte sich um Wiedererrichtung einer eigenen katholischen Schule zu Märzdorf, welche denn auch am 7. April IX57 eröffnet wurde. Der katholische Lehrer versieht seitdem auch das Amt eines Organisten und Küsters. Pfarrer Peter brach- te es 1880 zum Bau eines neuen massiven Schulhauses. (53 Schüler.)

5. Die Parocbie Fürstlich-Neudorf

Die erste Nachricht über die Pfarrkirche haben

wir zum Jahre 1440, da Bernhard Gaffron, Pfarrer von Trembatschau und Commendarius

von Bralin, auch Pfarrer von Neudorfwar. Die Kirche wurde mit den übrigen Kirchen der Standesherrschaft protestantisch, 1629 wie- der katholisch, 1633 abermals protestantisch;

1637 linden wir sie wieder in katholischen Händen und mit der Trembatschauer vereinigt.

Das Gotteshaus war der Allerheiligsten Drei- einigkeit geweiht, klein, aus Holz; im Turme hingen drei Glocken. 1651 waren alle Ein- wohner des Dorfes katholisch. Gelegentlich

der Archidiakolonalvisitation im Jahre 1666 wird berichtet, daß ein Pfarrhaus und eine Pfarrwidmut vorhanden seien. Gottesdienst

wurde hier regelmäßig jeden dritten Sonntag gehalten. Das Protokoll über die General- Kirchenvisitation im Jahre 1721 sagt, daß zu

Neudorf jeden zweiten Sonntag, außerdem an jedem zweiten Hochfesttage Gottesdienst sei. 1797 wurden die abgebrannten Pfarr-

widmutsgebäude und das Schulhaus wieder aufgebaut. Am 13. Mai 1803 vernichtete eine Feuersbrunst das ganze Dorf, wobei auch die

Kirche nebst Turm, drei Glocken, Orgel, eben- so die Pfarrgebäude ein Raub der Flammen wurden. Der Wiederaufbau der Kirche erfolg- te im nächsten Jahre. Der Patron ließ dazu Holz und Ziegeln unentgeltlich verabfolgen und gab außerdem noch 200 Reichstaler. Auf Glocken und Orgel wurden 600 Reichstaler aus dem Kirchenärar genommen. Die Kirche wurde massiv mit Schindeldach erbaut und am Sonntag nach St. Hedwig, 2 1. Oktober 1804, durch den Bischöflichen Kommissar, Dekan Valentin Gogol aus Schildberg bene- diziert. In der Nacht vom 23. und 24. April 1833 wurde die Kirche gewaltsam erbrochen und neben anderem aus dem Tabernakel das Ciborium mit den heiligen Partikeln geraubt. Ebenso geschah am 19. Mai 185 I ein gewalt- samer Einbruch in die Sakristei. Unterm 30. Dezember IX52 bat die Gemeinde Neudorf den Prinzen Calixt Biron um Erteilung der Patronatsgenehmigung zur Wiederherstellung des früheren selbstständigen Pfarrsystems, worauf ein abschlägiger Bescheid erfolgte. Dagegen erhielt die Gemeinde am 27. De- zember 1853 in Johann Michatsch einen eigenen Geistlichen (Lokalisten). In den nächsten Jahren erfolgte die Instandsetzung der Pfarrgebäude. Michatsch erblindete und starb in Reichtal. Sein Nachfolger Joseph Gillar (1863-66) wurde irrsinnig. Wilhelm

Schneider bis 1867: Alexander Zajadacz bis 1872; Emil Gans bis 1885. Am 13. Mai 1872 erklärte sich Fürstbischof Heinrich bereit, die Pfarrkirche und Pfarrei Neudorf mit Nassa- del von Trembatschau zu trennen. Der Patron willigte in die Trennung und präsentierte den

bisherigen Lokalisten Emil Gans (geb. 16. Juli 1837 zu Altendorf bei Ratibor, ordiniert 28. Juni 1864) unterm 29. November 1872 zum Pfarrer. Gans ging als Pfarrer nach Lan- gendorf Kreis Cleiwitz, und Neudorf wurde einstweilen wieder von Trembatschau aus versehen, bis am 16. September 1886 Her- mann Hoffmann (geb. 1. Februar 1846 zu Brieg, ordiniert 28. Juni 1872) präsentiert wurde. Diesem folgte Karl Bartelmus (geb. 30. Dezember 1855 zu Kömitz, ordiniert 26. Juni 1886), vom 1. August 1889 bis Oktober 1890. Emil Müller (geb. 9. Oktober 1857 zu Zülz, ordiniert 13. Februar 1881), von 1890 - 96. Stephan Burek (geb. 16. Dezember 1863 zu Gleiwitz, ordiniert 23. Juni 1888) bisher Kaplan in Berlin, administrierte die Pfarrei bis zu seinem am 12. Juni 1897 unerwartet erfolgten Tode. Kaplan Michael Przywara in Pschow zum Pfarrverweser hierher gesandt, erhielt am 24. November desselben Jahres die Präsente. Geb. 29. September 1867 zu Polnisch Neudorf, ordiniert 11. Juni 1894, verwaltete er das Pfarramt bis zu seiner schweren Erkrankung, Ostern 1906, und starb am 3 1. Okt. desf. Jahres im St. Josephsstift zu Breslau. Seinem Wunsche gemäß wurde er in Fürstlich-Neudorfbestattet. Ein musterhafter Priester, ausgezeichnet durch hervorragende Eigenschaften des Geistes und Herzens, be- kleidete er auch das Amt eines Act. circ. Sein Kousin, Kaplan Johannes Niedziela, verwalte- te die Pfarrei bis zur defin. Wiederbesetzung. Pfarrer Albert Kokott (geb. 30. Oktober 1874 zu Kornprachtschütz, ordiniert 23. Juni 1900) wurde am 3. September 1907 investiert. Um eine gesündere Wohnung zu schaffen, wurde 1908 ein gründlicher Umbau des Pfarr hauses vorgenommen. Da die Kirche zu Fürstlich-Neudorf bis ins dritte Jahrzehnt des 17. Säkulums selbstän- dige Pfarrkirche gewesen ist, existierte bei ihr sicher auch eine Pfarrschule, worüber uns leider urkundliche Nachrichten fehlen. Diese Schule ist jedenfalls zur Zeit des DreiRigjäh- rigen Krieges eingegangen, Den Organisten- dienst bei der Kirche in Fürstlich Neudorf versah seit 1637- 1855 der Trembatschauer Organist. 1769 hat Fürstlich-Neudorf wieder eine eigene Schule erhalten. Ihr erster Lehrer war Bartholomäus Reimann bis 1802. Ihm folgte sein Sohn Jakob Reimann bis 1840. Maximilian Ciossek bis 1876, seit 1855 auch Organist; Paul Wanzek bis 1890; Paul Wilde seit 1. Februar 1890. Im Jahre 1831 wurde ein Schulerweiterungsbau ausgeführt und ein Hilfslehrer angestellt. Nachdem die Anstellung eines dritten Lehrers notwendig geworden, erfolgte 190718 der Bau eines neuen großen Schulhauses. (200 Schüler.) Die Schule zu Nassadel besteht seit 1857: sie hat gegenwärtig SO Schüler. Fortsetzung folgt! Eins.: Joh. Hellmann

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Seite 10 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 2/200.5

0 du Heimat lieb und traut

An den langen Wintertagen ist mehr Zeit zum Lesen, und ich studierte etwas in dem Buch von Heimatforscher, Oberlehrer und Ehrenbürger von Groß Wattenberg, Joseph Franzkowski. Dabei ist mir aufgefallen, daß viele Dörfer des Kreises Groß Wattenberg im Jahre 1305 gegründet wurden, also dieses Jahr 700 Jahre alt sind und werden. Es ist interessant, daR der Autor im Jahre 19 12 als zweiten Namen nach dem deut- schen den polnischen Namen nennt. Der dritte Name ist der Name bei Gründung des Ortes.

Folgende Dörfer sind 700 Jahre alt: 1. Klein Cosel/Mala Koza/villa Chosa, circa

pontem civitatis; 2. DalbersdorflDalborowiceiElgotha Dale-

borii, nach dem 1. Besitzer; 3. Distelwitz/Dzyslawice/villa Zyczlai, nach

1. Besitzer; 4. DomsellDomaslow/Domazchulawa

interesan; 5. Gaffron/Gawrony/Janco von Gawron, 1.

Besitzer; 6. Gohle/Gola/Rathiborius de Gala, 1. Be-

sitzer; 7. KraschenlKrasowlCrassow superior, 1.

Besitzer;

8. KunzendorflDziadowa KladolCzadowa- cloda sivi Cunczendorf;

9. MuschlitziMu6licelMoslicze; 10. Ottendorf/Dzialose/Ottonis Villa; 1 I . Rudelsdorf, wird auch Droltwitz genannt/

Rudolphi Villa; 12. Groß SchönwaldlWielki Synwald

Klein SchönwaldlMaly Synwald beide 1305 Schenwalth;

13. SchreibersdorflPisarzowiceivilla Scrip- toris;

14. Stradam/Stradomia/de Stradanio, 1. Be- sitzer; e. OberstradamNv’ierzchniaStradomiaiStra- dam superior; Neustradam/Nova Stradomiaigehört 1305 zu Niederstradam; Niederstradam/Dolna Stradomiail305 Stradam inferior;

15. TscherminiCierminlCzirmino 1305; 16. TürkwitzlTurkowlTuchowitz; 17. UlbersdorfiFodrzychowicelOldrichowo

Crassowo; 18. Groll Woitsdorf/Wielkie Wojcieskowicei

Woyczechowo prope longam villam; 19. Klein WoitsdorfiMale Wojcieskowicel

Advocati Villa; Der dritte Name bei einigen Orten ist latei- nisch. Joh. Hellmann

Wechsel in der Betreuung

Im Dezember vorigen Jahres hat Herr Gerald Mahler (Bischdorf), jetzt wohnhaft in 0 1968 Sedlitz, Hauptstr. 11, die Aufgabe von Herrn Günther Buchwald, Ratzeburg, als Betreuer unserer Heimatfreunde im ehemaligen Kreis Groß Wattenberg übernommen. Günther Buchwald gilt unser herzlicher Dank für die jahrelang so vorbildlich durchgeführte Arbeit, die ja doch vor der Wende auch die Hilfe für unsere Freunde in der DDR mit vielen hundert Päckchen umfaßte. Es war eine grobe Aufgabe, die hier geleistet wurde, auch in dem Bemühen, vom DRK und ande- ren Institutionen hierfür finanzielle Hilfen zu erhalten. Dabei war Herr Buchwald stets be- sorgt, diese Hilfen auch individuell, je nach eingetretener Notsituation, einzusetzen. Die vielen Dankesbriefe machten und machen es noch immer deutlich, mit welchen Sorgen um das tägliche Leben die Menschen in Schlesien belastet sind. Vielen Dank, lieber Günther Buchwald, in unser aller Namen, für Ihren Einsatz! Herrn Mahler wünsche ich eine glückliche

Hand und eine ebenso erfolgreiche Arbeit, wie sie von seinem Vorgänger besorgt wur- de. Helfen Sie bitte alle mit, dal.3 wir diese humanitäre Unterstützung weiterhin in dieser Form durchführen können! Ihr

Wilfried v. Korn

Liebe Heimatfreunde aus unserem gemeinsamen Heimatkreis

Aus der vorstehenden Mitteilung des Herrn von Korn haben Sie erfahren, daß Herr Gün- ther Buchwald die Unterstützungsbetreuung von Heimatfreunden, die noch im ehemali- gen Heimatkreis wohnen, nicht mehr machen kann. Ich habe mich kurzfristig bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. Im Heimatblatt berichtete Herr Buchwald in Abstanden von privaten Spenden hierfür. Aus diesen Spenden und aus einem Teil der Kol- lekten der katholischen und evangelischen Gottesdienste während des letzten Heimat- treffens in Rinteln wurde an eine Reihe von Personen in Polen finanzielle Hilfe überwie- sen. Aus Anrufen und Briefen geht hervor, daß das Geld dort um den 2 1.12.2004 den betreffenden Personen in Zloty ausgezahlt wurde. Aus den Dankcsbricfen folgen hier kurze Auszüge, die ich auf diesem Wege an Sie weitergeben will.

Auszüge aus den Dankesbriefen aus dem ehemaligen Heimatkreis

,,,Wofür ich mich bei Ihnen bedanke und auch allen Lieben, die für mich gespendet haben. Herzlichen Dank. . . . . ..Auch vielen Dank allen denen, die für mich so spenden für Weihnachten. Ich freue mich,

. da werde ich mir Kohle - 10 Zentner - kaufen. . . . nochmal vielen Dank für das Geschenk,

was Sie mir gemacht. . . .

. . . Mein herzlichster Dank für das gute Weihnachtsgeschenk. Auch mein großes

,,Dankeschön“ unsern Heimatfreunden, die dazu beitrugen.

möchte ich Ihnen ganz herzlich dafür dan- ken, es ist eine Hilfe für die Feiertage. . . .

Für uns war es immer eine große Hilfe - und ist es noch. Möge der liebe Gott Ihnen und den lieben Spendern den Segen und die Gesundheit schenken. Ein tausendfaches ,,Vergelt’s Gott“.

Haben Sie tausend Dank dafür. Es kommt mir zum Guten, denn ich brauche viel ärztli- ehe Behandlung und Medikamente, die mu13 man größtenteils selber bezahlen. Meine Rente beträgt umgerechnet 150,- £. . . .

ich will mich herzlich bedanken. . . . muß die ganze Zeit Medikamente einnehmen und ich war dieses Jahr zweimal im Kran- kenhaus. . . . . . . Ich freue mich sehr, daß (ich) zu Weih- nachten eine Freude habe. Nur (es) ist nicht so leicht, ich bin nicht gesund und muß immer Medikamente kaufen, die Rente will gar nicht reichen . und die Kinder können einem auch nicht helfen, die haben selbst Not (und) keine Arbeit. . . I.. wofür ich Ihnen sehr danken will. das

ist eine große Hilfe für mich. . . .

Diesem Dank möchte ich mich mit der Bitte anschließen, diese Arbeit auch 2005 weiterhin finanziell zu unterstützen, falls es Ihnen möglich ist. Ich selber weiß, daß sehr viele von uns dort in der ehemaligen Heimat noch Verwandte wohnen haben oder gute polnische Freunde, die wir auch tinanziell unterstützen. Denen geht es meistens nicht so gut wie uns. Sollte es Ihnen möglich sein, einen Betrag zu erübrigen, so überweisen Sie diesen bitte auf mein Konto:

In

Ganz herzlichen Dank für Ihr Verständnis. Gerold Mahler

Sie erreichen die !Qeda&ion uon Montag 6is Domerstaß von 8.30 Uhr6is 14.00 Uhr

unter lelefonnummer: 0912/954 78-Xi?!

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Nr. 212005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 11

Distelwitz 11. Distelwitzer Treffen in Falkenstein Wie schon in der letzten Ausgabe des Hei- matblattes bekanntgegeben. findet ab Christi Himmelfahrt (vom S.-8. Mai) unser Treffen statt, Wie gewohnt sind wir im Gasthof,,Zur Post“ in Falkenstein. Die genaue Wegbeschreibung für Auto- u. Bahnanreisende sowie die Abfahrtszeiten der Busse ab Regensburg Hbf. nach Falkenstein sind bereits in der letzten Ausgabe ausführ- lich beschrieben. Der Verkehrsverbund ist über die Rufnum- mer 09 41 / 6 01 28 88 zu erreichen. Der Wirt ist bereit, nach telef. Anmeldung mit Ankunftszeit, Gäste am Hbf. mit dem Pkw abzuholen. Tel.-Nr. Gasthof zur Post: 0 94 92 / 2 13 oder 5140. Wir werden versuchen. den Aufenthalt so angenehm wie miiglich zu gestalten. Am Donnerstag ist die BegrüRung. und einen Dia-Vortrag von Distelwitz haben wir ge- plant. Samstag werden wir das Grab von Lotte in Zinzenzell besuchen. Schon heute wünschen wir allen Anreisenden eine gute Fahrt und ein gesundes Wiederse- hen in Falkenstein. Allgemeiner Anreisetag (Mittwoch) Eure Buchwalds,

Tel. 09 11 / 67 16 85, Windsheimer Str. 64,

90449 Nürnberg

Im MärzlApril gratulieren wir: 82. am 2.3. Liesbeth Schulz geb. Skwara; 81. am 15.3. Elfriede Wenzel geb. Curol-

lam; 80. am 25.3. Hildegard Sehröter geb.

Kaschner; 78. am 12.3. Klemens Skwara; 78. am 28.3. Ernst Buchwald. Alle guten Wünsche und weiterhin beste Gesundheit.

Dyhrnfeld Aus dem alten Jahr ist noch zu berichten: ein seltenes Jubiläum, eine diamantene Hochzeit am 2612.2004 wurde gefeiert. Nach dem Ehepaar Garbatscheck vom 09. April ist dieses nun die zweite diamantene Hochzeit aus unserem kleinen Dörfel Dyhrnfeld mit seinen etwa 100 Einwohnern. Nun der Bericht. Am 2. Weihnachtsfeiertag, dem Tag der Hochzeit (am 26.12.1944), fei- erte das Ehepaar Ernst und Ruth Igel seinen grollen Tag. Mit der grollen Familie Igel fei- erten 2 Töchter und der Sohn Ernst, 5 Enkel und 2 Urenkel in der Gaststätte ,,Zur Bleibe“ in Berga. Es war eine fröhliche Runde. Natür- lich wurde gesungen, getanzt und nach alter Tradition viel Selbstgedichtetes vorgetragen. Das diamantene Brautpaar konnte mit dem

9Ojährigen Bräutigam und der 82jährigen Braut noch mit dem Schneewalzer den Tanz eröffnen. Dieser Tag war bestimmt in der ganzen Glückseligkeit schöner, als die Hochzeit in den letzten Kriegstagen in Eichenhof, Kreis Oels in der Heimat. Die Gemeinsamkeit des Brautpaares, die mit der Flucht für Ruth aus der Heimat begann und mit der Verwundung von Ernst in den letzten Kriegstagen, hat 60 Jahre gehalten. In Be- wunderung und Dankbarkeit wünschen wir Dyhrnfelder dem Paar noch viel Freude und Gottes Segen für den weiteren Lebensweg. Nun die Geburtstage in den Monaten März und April: 70. am 02.03. Erhard Wollny, Hinter dem

Hagen 12, 30989 Gehrden-Everloh; 77. am 19.03. Gerda Wollny, Max-Planck-

Str. 22,53 177 Bonn; 83. am 14.03. Richard Garbatseheck,

Akazienstr. 2.47495 Rheinberg; 77. am 03.04. Willi Wollny, Max-Planck-Str.

22,53177 Bonn; 75. am 06.04. Heide1 Wollny, Friedenstr. 22,

04758 Großböhla; Allen Geburtstagskindern einen herzli- chen Glückwunsch! Alles Liebe, Glück, Gesundheit und Gottes Segen. Mit den besten Grüßen Euer Heimatfreund

Gerhard Kawelke

Mühlenort Die letzte Mühlenorterin wird

80 Jahre alt

Gretel Pudlowska geb. Mandel wurde am 04.0 1.2005 80 Jahre alt. Auf diesem Weg gratulieren ihr vier Geschwister mit Fami- lien ganz herzlich, wir wünschen weiterhin viel Kraft, Gesundheit und Gottes Segen für jeden neuen Tag. Sie ist die letzte, mir bekannte, in der Hei- mat verbliebene Mühlenorterin. Ihre einzige Schulfreundin Zilchen Rak ist vor 14 Tagen verstorben, Nun ist sie allein mit ihrer Fa- milie und den neuen Nachbarn, die in GroB Wattenberg eine neue Heimat gefunden haben. Ihre Heimat wurde den Russen zu- gesprochen. Wo sind all die alten Nachbarn, die Oriwohls, Kutsches, Fillingers, Witteks, Menzels usw. geblieben? Vergebens hat sie gehofft, sie würden wieder zurückkehren. Traurig kann sie nur noch von alten Zeiten träumen. Schon in jungen Jahren hat sie wie

selbstverständlich Mutters Pflichten über- nommen. Als unsere Mutter mit 39 Jahren starb, war Gretel 16 Jahre alt, der jüngste Bruder war gerade erst 1 M Jahre alt. Zurück blieb unser Vater mit 6 Kindern, seiner alten Mutter und dem Bauernhof. - Es ging alles seinen Gang, bis die Front immer näher kam. Groß Wartenberg wurde im letzten Moment geräumt, all unsere Nachbarn verließen die Heimat mitten in der Nacht. Wir durften nicht mit, unser Vater mußte zum Volkssturm. Wir Kinder hätten allein fliehen müssen. Oma sagte, sie wäre alt und wolle in der Heimat sterben. Mein Vater bat mich, ich solle doch mit der Familie Sowa versuchen, noch fortzukommen. So fuhren wir bei eisi- ger Kälte mit den Fahrrädern bis Breslau zu Verwandten. Breslau wurde kurze Zeit später Festung. Von Zuhause kam keine Nachricht mehr, und ich wul3te nicht, wer noch lebte. Die Festung war die Hölle. nur noch Trüm- mer, Angst und Trauer. Meine Kusine und ich wurden im Striegauer Hochbunker als Rot-Kreuz-Helfer ausgebildet, wir waren 17 Jahre alt. Am 21. April wurde meine Tante von einer Granate getroffen, zurück blieben vier Kinder und ich. Nach dem 08. Mai war Breslau total zerstört. Wir wurden zu Trümmer-Frauen, bis die Ernte kam, dann wurden die arbeitsfähigen Frauen mit Lastwagen unter Russenbewachung auf die großen Güter gefahren, nicht auszudenken, was die Frauen erwartete. Da ich schon ein halbes Jahr nicht wußte, ob in Groß Wartenberg überhaupt noch jemand lebte, bin ich zu Fuß losgezogen. Groß War- tenberg sah traurig aus, das Schloß und viele Geschäfte waren ausgebrannt. Wie mag es wohl in Mühlenort aussehen’? Von weitem, als ich bei Schmiet Wittek vorbeikam, sah ich unseren Hof, er stand noch. Meine Oma, meine Geschwister, alle lebten noch, nur mein Vater war nicht mehr da. Er wurde mit mehreren Männern bis nach Lernberg verschleppt. Über unseren Kohlenhändler Herrn Lubitz erfuhren wir, daß er schon im Juni an Ruhr gestorben sei. Er wurde nur 47 Jahre alt. Er hat nie erfahren, was aus seinen Kindern, seiner Mutter und seinem Bauern- hof geworden ist. Wir haben dann weiter gewirtschaftet in der Hoffnung, daß unser Vater doch noch wiederkommen würde. Wir waren bis auf den Hafer mit der Ernte fertig, bis wir enteignet wurden. Jeden Tag kam ein anderer Pole, um den Hof zu besichtigen. aber wir waren sechs Kinder und das war zu viel, bis eine Familie Ynäck kam. die blich mit vier Kindern. Es war schlimm. wir durften nichts mehr, muß- ten essen, was die neuen Besitzer kochten. Meistens gab es Shur oder Polifka. Dadurch, da0 wir nicht geflüchtet waren, war unser Hof nicht geplündert worden. Vieh und alle

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Seite 12 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Mandel.5 Hof in Mühlenort.

Maschinen waren vorhanden, und so wurde ein Stück Vieh nach dem anderen verkauft, wir waren recht- und machtlos. Den ganzen Winter muRten wir bei eisiger Kälte und mit weiser Armbinde Panzergräben zuschütten und Schilfe schneiden. Wir wurden aus der Kirche geholt, unsere Oma wulJte nie, ob wir wieder nach Hause kämen. Breslau hunger- te. Auf Umwegen erfuhren wir, da13 unsere Kusinen mit einem Transport raus sollten. Alte Menschen und Kinder sollten als erste die zertrümmerte Stadt verlassen. Auf Um- wegen riskierte ich, wieder nach Breslau zu kommen. Deutsche durften nicht mit dem Zug fahren. Schon am anderen Morgen ging der erste Viehwaggon in Richtung Westen, in eine ungewisse Zukunft. Zurück blieben meine Geschwister und unsere Oma mit den neuen Besitzern. 1947 hat meine Schwester auf Antrag den Hof zurückbekommen, wir waren ja nun Vollwaisen. Aber unter welchen

Bedingungen: Heruntergewirtschaftet und das meiste mitgenommen. Unsere Schwester hat geheiratet, nach einem halben Jahr starb ihr Mann, unsere Oma ist gestorben. Mit ih-

rem zweiten Mann bekam sic fünf Kinder, mit unserer Hilfe ging es aufwärts. Nur die Erinnerung an alte Zeiten hat sie durchhal- ten lassen. Sie hat immer bedauert und ist traurig, daß sie nicht auch fortgegangen ist. Aber ob sie in dieser hektischen Zeit nicht doch ihre weiten Felder und unsere schöne Heimat vermil3t hätte‘? Die größte Freude, Hilfe und Kraft haben alle Zurückgebliebe- nen erhalten, wenn sie, wann auch immer, Spenden oder Päckchen von Günther und Ingrid Buchwald erhielten. Das Gefühl, nicht vergessen zu sein, war einfach schön. Dafür danke auch ich allen, die so treu dazu beige- tragen haben. Vielen, vielen Dank! Auch für uns rückt die Erinnerung an unsere Kindheit und die verlorene Heimat in weite Ferne. Auch die Treffen in Rintcln, die man leider durch Krankheit oder zu groll>er Entfernung nicht mehr miterleben durfte. sind nun Ver- gangenheit. Hoffentlich können wir uns noch recht lange an unserem Heimatblatt erfreuen und so unsere Erinnerungen wachhalten.

Eure Liese1 Viemann geb. Mandel

Die ältesten Mühlenorter Heimatfreun- de:

Else Mech, geb. Oriwol, 95 Jahre; Herrmann Nal3,92 Jahre;

Gertrud Nall, geb. Seider, 85 Jahre; Klara Edel, geb. Hupka, 85 Jahre;

Helmut Naß, 85 Jahre; Else Freitag, geb. Wollny, 85 Jahre;

Gibt es weitere betagte Mühlenorter? Erna Lutzer,

Tel. 03 58 73 14 20 YO

Schieise Im März 78. am 1.3. Walter Luzia geb. Menzel;

68. am 15.3. Doktor Georg; 72. am 27.3. Bothur Gustav;

Im April 8 1. am 10.4. Bott Erna geb. Mlitzko; 84. am 17.4. Mlitzko Gertrud; 7 1. am 18.4. Kokot Josef; 62. am 20.4. Spaniel Ingeborg: Liebe Leser(Innen)! Für den Fall von Ände- rungen, Abweichungen oder sonstigem bitte ich Sie, sich unter Tel. 0 6144 / 14 43 mit mir in Verbindung zu setzen! Es bedankt sich

Hubert Kawollek

Schlesien - Alte Heimat!

Im Januar vor 60 Jahren, rs ist kaum zu

fassen,

m@en wir als Kinder unsere Heimat

verlassen.

Unsere Eltern \v~rloren all ihr Hub und Gut,

hurten ,qrad’ noch zum Überlehen den Mut.

Schneereich der Winter, strenger Frost, eisig

kalt,

Mir,f[üchteten von Ort zu Ort und durch den

finsteren Wald.

In Bwslau haben M,ir .frierend eine Zig und

eine Ncwht \,crbracht.

Keiner hat on sc,hlufen oder es.wn ,qeducht.

Die Mütter haben uns ihre Miinner, die im

Krie,q waren, pw,eint,

,jeder hatte Ang.st wr der kommenden Front

und dem bösen Feind.

Sec~hs Wochrn twcktcn wir- iibrr die Bercye

und HGhen -

an den W<~,qcn keine ßremten ~ ein Ziel &q’ar

nic.ht 2, sehen.

Im Ts~~hcchrt~lc~n~l haben wir bi.s Mitte Mai

ijrmlic,h und eng ,gewohnt.

Für dir ,qctana Arbeit wwrdrn x?r beim

Bauern mit Essen belohnt.

Am 08. Mai +twr ,ja der Krieg endlich aus.

grt>Jlle Freude, rs geht nun nach Haus.

His nach Sac~wn ,sind xYr gekommen.

unsere let:te Habe wurde un.s dort auch

noch Iz’eKR<‘nc’nrr,ien.

Wir sind hier in Sa<h.srn cqeblieben.

Mit der Zeit rzwde erkundet nach Verwandt-

,xhuJt und den Lieben.

EC M’urde schwer gearbeitet. die Not wwt

,qro/I.

Dir Zeit ist rwgan~qrn.

Unsere Eltern und Msir haben ein neues

Leben an~~efun,yrn.

Ein neues Heim sich wieder rrschafii.

dankbar imnwr,fiir dir Re.sunciheitlic,he

Krafr.

Nun ,sind auch wir Damaligen Kinder alt,

die Haart> rr~raut. Falten :irren das Gr-

.sic,ht.

VcrRcswn. ,ja \‘erXe.s.sen kann man Sdilrsien,

die alte liebe Heimat nicht.

Grrn denk ich zuriick an mein Miihlrnort,

H-O ich aujjywachsen als Kind.

Da. da ~(‘0 meine Wurxln doch sind!

Erna Lutzer geb. Sperling

Niederstradam ,,Die Heimat“ von August Skuppin

Herr Skuppin wurde 1894 in Niederstradam geboren. Im 1. Weltkrieg hat er den linken Unterarm verloren. Er war in Niederstradam auf dem Dominium als Förster tätig und nahm uns Kinder viele Male mit in den Wald. Er baute trotz seiner Behinderung mit der Hand für seine Familie ein Haus. 1945 schrieb er in der Polenzeit folgendes nieder:

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Nr. 2/2005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 13

In Nirderstrudum ist unser Heim,

dus wir erbaut Steinfür Stein. Eingerichtet haben wir es,fein,

denn es soll unsere Wohnung sein.

Dunn kam der Krieg und viele Pein, der Russe bricht in unser Land hinein.

Verlassen mu&en wir unser Huus und,fliehen nun ins Land hinaus.

Nun ziehen wsir von Ort Nu Ort,

immer weiter vom Rus.sen,fort.

Von manchem Ort in kurzer Zeit. doch Kjeiter Reht es ins writc Land.

Viel Strapa:en wir bestritten,

munc~hen Her<? mf- 11nr1 ahg<~.schritren. Schwere Lasten wir getragen,

oh, dus wuren für uns Plagen.

Doch immer gibt es keinen Huh, der Russe erobert weiter das Land.

Wir miisserz,fliehen über manche Au, bis in den Sudeten-Gau.

In Podersam beziehen wir Quartier

und ,setzen uns zur Ruhe hier.

Doch werden wir nicht sern ge.schPn, denn überall muJSten wir Schlange stehen.

Unsere TrecJ$ührer waren nicht zu loben,

sie haben uns Rar oft betrogen. Lebten gern im Schmaus

und machten sich ,,an uns nichts druus.

Nun ist der Waflenstillstand gekommen. der Russe hat uns die Stadt gcnommcn.

Er stört uns oft in der Ruh und setzt munchc Schande TU.

Wir sind nun zu viel in dieser Stadt,

keiner,für uns was übrig hur. Verlassen müssen wir unser Quartier,

denn unsere Heimat ist nicht hier.

Nun ist der Tug gekommen, wo wir die Heimreise unternommen.

Keiner wezp nicht hin und her, denn Treckleiterstellen gibtS nicht mehr.

Jeder steht nun seinen Mann,

nimmt voll seine Gedunken zusamm. Frü,gt von Ort zu Ort,

wie,fahren wir hier waeiter fort.?

Wochenlang geht unsere Reise, gar ofi in grober Weise.

Schlecht war so manches Quartier, denn es gab nicht ;u essen hier.

Sind Gefuhren nun entronnen,

sind wir in Stradam angekommen. Der Pole nimmt uns au$s Papier

und behält sich die besten Sachen von uns hier.

Schickt uns dann in unser Haus,

wo schon schuut ein Pole ruus. Aller Vierrat wur verzehrt,

viele Möbel waren ausgekehrt.

Für uns nun ein StZibchen übrig ist,

für uns ungewohnt ist. Denn wie man schon erzählen hört, manche der Sitten bald wiederkehrt.

Der PoJe ist nun Herr im Haus,

er holt un.s zur Arbeit ruus.

Jeder muJ3 nützen was er leisten kann, doch an Belohnung denkt er nicht daran.

Am)iihsten wird,jeder Tug eingelüutet,

jedem werden die Kräfe ausgebeutet. oft haben wir uns so erhitzt

und alle Kleider durchgeschwitzt.

Der Polt (pt we$es Butterbrot und un,s,fiittert man mit Ro,qgrnschrot.

Kart@ln ohne Mrrcl drein.

das war Futter,fürs deutsche Schwein.

Doch dem Polen zugenickt,

hatten immer besserrs Glück.

So@n und betrunken was das Herz begehr, \~erg&n aber oft die eigene Ehr.

Nach langer Arbeit schon,

bedunkt man uns mit Monatslohn. Zahlt 4 ZJoty auf den Tug,

da/3 man was :um Einkaufen hat.

Mangelhaft waren unsere Kleider, ,froren oft wie die Schneider.

Schuhe konnten wir nicht kuyfen und m@rn sehr ofi hurf$ laufen.

Hofjien wir ullr l21g.

ob nicht bald die Erlö.sung naht. t>enn der Pole spricht, hier mii@ ihr,fort.

c’.\ bJ&ben nur P&rr am Ort.

Den Ostmi.strator wird bren;lich zumute, d<~nn cr hat bald keine Sklaven mf dem

Gute.

Er M,rrd müssen anders Muhen,

,sonst M’ird er auch keinen Polen behalten.

Nun kam B+hl zur Al@rt schon, betrog man uns um den verdientt,n Lohn.

Clm das Deputat hat man un.s gebracht, die V2,rwaitung war nur mf ,sich bedacht.

Auf anderen Gütern aller Art, hat man den Deutschen nicht um den Lohn

gebracht.

Solchen Ostministrator ullen tirb, denn sie gedachten unserer Not.

Am einigen Sonntag in der Früh, verabschiedeten uns von unseren Lieben.

VerJu.s.sen mu&!n wir unseren Heimatort

undfuhren nach dem Bahnh&fort.

Nun fiihrt der Zug ab mit uns Heimatlosen. Oh&, dqb uns ein Ziel genannt,

ist uns kein Wohin bekannt. Gott befiehlt und bestimmt unser Ziel.

In Oeb traktiert,

dort u*erden unsere Sachen requidiert. Was der Polefür neu und gut erkannt.

behält er prompt in seiner Hand.

Manch Gepäck erleichtert, frlhrt der Zug nun weiter,

über den deutschen Oder-Strom,

in die russische Besatzungszon’.

Vor der Zonengrenze nochmal halt, denkt man an dir Luu.sge.stalt.

Führt uns in ein Haus hinein und pudert uns mit Luusepulver ein.

Der Pole verl$t uns mit seiner Manier

und übergibt dem Russen unser Papier. Wir aber ohne Neid,

resignieren unter Ru.ssengeleit.

Nun fahren wir,firt und heiter,

hinter der Eroberungsgrenze weiter. Wir aber ,sehr erfreut,

werden wir aber von Deutschen bereut.

Coswig bleibt der Zug nun stehen.

wir müssen hier ins Luger gehen.

Hier wrird gebudet, entlaust und geimpfi und oft über schlechte Verpflegung ge-

schimpfi.

Wochen hier verweilt, K:erden wir in der Umgebung verteilt.

Wer Giiick, bekommt ein gutes Quartier,

die anderen bleiben noch länger hier.

Un.s weist man von hier nac,h Kerchau hin,

wo wir in einem Buuernhause sind. Denken ofr un unser verlorenes Glück

und denken uns un.serr Heimut zurück.

Niederstradam 1945

Einsender: Joh. Hellmann

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Seite 14 GroR Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Teil 4

Die ersten drei Teile beschiiftigten sich mit

der Entstehung des Namens, des Jagdschlos-

ses und der Herrschaft Maja Wola. Im wei-

teren wurden wirtschaftliche Aktivitäten auf

dem Gebiet der Diergardt’schen Besitzungen

angerissen.

Die Diergardts (34,35,36) Die Stammreihe der Familie beginnt mit

einem Hermann Diergardten, der 1692 in

Langenberg bei Velbert (Rheinland) ver-

storben ist.

Daniel Heinrich von Diergardt wurde in

einen Familienzweig hineingeboren, der in-

zwischen am Niederrhein durch industrielle

Aktivitäten reich geworden war. Sein Groß-

vater Kommerzienrat Friedrich Diergardt (*25.01.1795, tO3.05.1869), ein Mann aus

dem aui’strehcnden Bürgertum, unterstiit/t

von seiner Ehef’rau Julie Friederike Deus-

sen, hatte sein Geld hauptsächlich mit der

Herstellung von Textilien verdient. Seine

Unternehmungen in Viersen waren zum Ende

der BiedermeieraGt iur griillten Seiden- und

Samtmanufaktur in PreulSen auf’gestiegen.

Auch beim Aufbau anderer Industrien wirkte

Dicrgardt mal.igebend mit.

Mit der Zeit vert’ügte er auch über namhaf’

ten Grundbesitz und galt in der iiflentlichcn

Meinung als Millioniir.

So verwunderte CS nicht, da8 der Gchcime

K«mmer/ienrat 18’58159 ein Immediatgesuch

zur Aufnahme in den Adelsstand an seinen

König richtete. Der daru eingeholte Bericht

des Düsseldorfer ReFierungspräsidcnten

leichriete ein sehr positives Hild von der

Familie Dicrgardt.

Die Erhebung in den preul5ischen Adels-

und Freiherrenstand erfolgte dann auch am

7. Januar 1860 für ihn, seinen (ein?igen)

Sohn Friedrich Heinrich und dessen Siihne

Friedrich Daniel und Daniel Heinrich.

Friedrich Heinrich von Diergardt (“27. Dezember IX20 in Viersen, i- 26.03. IX87

zu Bornheim) hatte am 25.02. IX49 Berta

von der Heydt aus Elberteld geheiratet. Die

Söhne aus dieser Ehe (teilweise bereits oben

genannt): Friedrich Daniel (*2 1.1 1. I XSO LU

Viersen, t26.08. 1907 auf Morsbroich), der

spätere ~ideikonirnissherr auf Hs. Roland.

Daniel Heinrich (“30. Miirz 1852 in Vicrsen,

1-l X.02.191 1 in AssuaniÄgypttn). fiert- auf

Maja Wola - über den noch weiter berichtet

wird -. Berta Julic (*03.09.1854) und Jo-

hannes (* 1?.09. I XS9 in f3onn. -:-06.07.1934

in ßornheim).

Mit der (Jrkundc vom 26.06. IX67 (gegeben

LU ßahclsberg) wird dann die Ausdehnung

des Frciherrcnstandes auf’ den 3. Sohn Jo-

hannes und die Tochter ßcrta Julic bekannt

gcgehcn.

Friedrich Heinrich von Diergardt hat die von

seinen Eltern gestifteten Grundlugen für den

neuen E‘rcihcrrcrrst~uncl. die Fideikommisse

(37) Morsbroich (Kreis Solingen). Dünnwald

(Kreis Mühlheim) und Vinkenhorst (Kreis

Geldern) wesentlich erweitert durch Nach-

tragsstiftungen. Der Fideikommiss Dünn-

wald /. ß. wurde durch die Hinzufügung

dcs Gutes Roland (und anderer Grund@iter)

aul’gcwertet und erhielt den Numen ,,Roland”

als spiitcrer Diergardt’scher Stammsitz.

Nach dem Tod von Friedrich fleinrich von

Diergardt erfolgte die Umschreibung der

Licgcnschai’ten in der Gemarkung Rath mit

Hs. Roland aufseinen Sohn Daniel Heinrich

1888189.

Wohnsitr der Freiherren von Diergardt als

Fideikommissinhaber von Roland war aber

nicht immer das dortige SchloO ~ siehe

Daniel Heinrich von Dierprdt. Dieser trat

in jungen Jahren in den technischen Dienst

der Marine ein. In den beginnenden 1 XXOer

Jahren lernte er dann in Heiligendamm an

der Ostsee seine sptiterc Frau Ix~irlr Kcr~nrn

kennen (38).

In Stein bei Oels heiratete er dann am 8.

Februar 1882 die mehr als elf Jahre jüngere

Agnes Wanda Auguste von Klitzing. Das junge Paar zog zunächst aufdas Gut Roland,

wo es (mehr oder weniger) unter der Auf-

sicht der alten Diergardts stand. Die junge

Schlesierin fand somit auch kaum engeren

Kontakt zu den Rheinländern. Einzig die

Sonntagsschularbeit (unter Anleitung von

Anna Carnap - mit welcher sie auch später

noch befreundet war) bereitete ihr Freude.

Page 15: Heimatblatt 2005 Heft 2 März/April - gross-wartenberg.de · Transport 1985 kam aus Saaz, und aus ver- schiedenen Protokollen ist die Anzahl der auf dem Transport Verstorbenen zu

Nr. 2/2005 Grofi Wartenberger Heimatblatt Seite 1.5

Als dann die Hertxlmji Merl:ihor in Schle-

sien aufgeteilt zum Verkauf stand, bewog

sie ihren Mann den Teil Moju Wdrt zu

erwerben.

Nur für die ersten Jahre wurde das Haus

Roland, obwohl es der Lebensmittelpunkt

Daniel von Diergardts als Fideikommissherr

war. noch als zeitweiliger Wohnsitz beibe-

halten. Bald nahm der Freiherr auch seinen

Abschied bei der Marine als Kaisrrlichcr

K~tl~itilttlirutertat7t der Seebt,cjhr und zog mit

seiner Frau auf seine schlesischen Besit-

zungen. Hier brachte er sich als spendabler

Gönner für den Kirchbau in die evangl. Kir-

chengemeinde Suschen ein; für den Bau des

(ursprünglich nicht geplanten) Kirchturms

übernahm der Baron alleine die Baukosten.

So waren die Dicrgardts ab der Zeit, als sic

in Suschen ihren ständigen Wohnsitz hatten,

eng befreundet mit dem Suschener Pfarrer-

ehepaar Voss.

Für die Wahlperiode 1894- 1898 ließ sich der

Baron. tituliert als K~tiser~ichrt- Kq~itütdmt-

t7ut7t und ~ii,jorctt,she.sit~c~r lktt7icl E‘r~~iliert-

1~17 ßiergctrdt mf Mo@ Woirr sogar für das

Preußische Abgeordnetenhaus als Kandidat

aufstellen. Er gewann die Wahl im 3. Wahl-

oang mit 249 zu 398 Stimmen - ist aber c schon 1895 wieder ausgeschieden (39).

Für den Fall, daß dem Baron etwas zustoßen

sollte, verpflichtete er die Erben des Ma.jorats

Roland, seiner Frau - da ihre Ehe kinderlos

war - eine Rente von 18.000 Mark jährlich

auszuzahlen. Meist nahm die Baronin diese

Zuwendung nicht in Anspruch. Ausnahmen

waren die Kriegsjahre und die Infiationszeit,

wo sie diese Gelder zurAuszahlung von Liih-

nen und Gehältern benötigte (40).

19 1 1 ist der Baron Daniel von Diergardt auf

einer Ägyptenreise in Assuan ums Leben ge-

kommen. Es .sitd ~~dtl ttur twclt r+wti,qe, dk

,sich des Lkgrs rrit7t7rrn. 01,s 12 Förstrr tlrt7

tottw Fwihrrrtt unter großer Anteilnahme der

Beviilkerung ;utt7 ße~~riiht7i.splat: itt7 Pm-k

L’OII Mojtr I%ltr trrqetr (4 I ). Hier, nahe der

von ihm geprägten Suschener Kirche, bliesen

ihm die Jagdhörner das letc.te Halali.

Die Klitzings (42,43) Die Familie Klitling, alter mittelmärkischer

Uradel. läßt sich bis ins hohe Mittelalter zu-

rück verfolgen. Im 15. Jahrhundert gliederte

sie sich in einen märkischen und einen siich-

sischen Stamm.

Der miirkischc Stamm, der sich in fünf I,inien

aufteilt. geht auf einen Klaus von Klitzing

iurück, der um 1480 in der Landschaft

Prignit, lebte.

Aus der 3. Linie (auch Demerthiner Linie

genannt) entstammt die spätere Herrin von

Moja Wola. Ihr Vater Johann Joachim

Adolf von Klitzing (*03.07.1828 in De-

merthin, tOS.09.I907 in Stein), verheiratet

seit 24.08.1855 mit Jenny von Oertzen,

erwarb nach IX65 neben Stein, noch an-

dere Liegenschaften im Kreis Oels. Die

Kinder dea Ehepaares wurden alle in

Kol/ig bei GrünbergiSchlesien geboren.

Es sind: Anna Orlinde Leopoldine Luise

(*02.12.18.57. + 18.12.1942 in Potsdam),

Wilhelm Ludwig Maria (*02.11.18SX.

+30.0 1. 1926 ebenda), Ehrentraut Katha-

rina Margarete (Y13.0 1.1862, + 13.03.1947

in Walgast), Agnes Wanda Auguste (*3 1.

Juli 186.1, -Y)S. Februar 1945 in Bergisdorf/

Sagan) und Helene Hedwig Marie Gertrud

(*ol.oh.l8hs).

Verwandte Familien Zunlichst. wohl noch unter dem nachhal-

tigen Einf1ul.i ihres Mannes. wurde als

möglicher Erbe der 2. Sohn des Schwagers

aus Morsbroich. I,eo Emil Alfred von Diergardt, bereits Erbe ( und Nachfolger)

ihres Mannes in Roland. ausersehen. Doch

CS kam nicht IUI- Adoption, da der Proband

am 10. 12. I cjl 8 in Bonn an einer ..im Felde”

/uge/ogtnen Krankheit vcrstorbcn war. Der

nlichste Aspirant. Freiherr von Scharfcnberg,

der Mann \on Daniel Heinrichs Schwester

Berta Julic. verstarb ebcnI’;llls vor En& de5

1. Weltkricgcs.

Die Sucht nach geeigneten Erben für die

Herrschaft Mo@ Woln und die anderen schle-

sischen Liegenschaften vcrstiirktc die Baronin

Agnes von Diergardt erst nach 1920 und kam

wieder auf ihre angeheirateten (aber auch ihre

leiblichen) Verwandten zurück (18).

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Seite 16 GroR Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Da war zunächst Gabriele (Lella) von Diergardt - verheiratete von Romberg - (*05.09.1878), die äitere Schwester des verstorbenen Leo von Diergardt. Ihr Mann war der DiplomatGesandte Konrad Cisbert Wilhelm Freiherr von Romberg (44), auf Möhnersdorf/Kreis Jauer (Schlesien). Leider verstarb auch sie viel zu früh (f16.09.1924). Ihre Kinder traten an ihre Stelle: 1. Gisbert Leonhard Friedrich Daniel Freiherr von Romberg (*14.12.1911 in Berlin) und 2. Vera Maria Bertha Freiin von Romberg (* 07.10.1913 in Bern). Der Adoptionsvertrag stammte vom 30.07. 1928 und bestimmte u.a., daß die Adoptierten zukünftig den Namen von Klitzing - Freiherr bzw. Freiin von Romberg zu tragen haben. Der polnische Staat verlangte zwingend ein Übriges: Die Annahme der polnischen Staatsbürgerschaft! Noch ein weiterer Adoptionsvertrag wur- de geschlossen. Mit dem 07.06.1934 (45) wurden auch die beiden ältesten Söhne von Helene Rücker, geb. Klitzing (jüngere Schwester der Baronin Agnes von Diergardt) adoptiert: 3. Alfred Riicker (*25.07. IX92 in Drogel- witzSchlesien, tnach 1953). Jurist, aus Klein-FlottbeckiHamburg. Für ihn waren als Erben die Liegenschaften des Gutes Neumittelwalde (ca. 1.020 ha) mit Kenchen, Kenchenhammer und Pawelau in Polen und Neumittelwalde, SielonkeiGranowe und Kle- nowe in Deutschland vorgesehen. 4. Hans Ulrich Riicker (*18.03.1894 in Klein-Flottbeck, t 13.12.1946 in Hamburg), Jurist. Für ihn hatte sich die Baronin ca. 1.064 ha in NiefkeniKruppa vorbehalten.

Die adoptierten Gebrüder Rücker führten seit Juni 1934 den Namen Riicker - von Klitzing.

Fortsetzung folgt! Alfred Leider

Anmerkungen: (34) Düsseldorfer Jahrbuch, Bd. 61, 1988; über

Hs. Roland s. S. 42-49

(35) CJenealogisches Handbuch des Adels, Frei- herrliche Häuser, B 11 1957; s. S. 72-75

(36) Genealogisches Handbuch des Adels, Frei- herrliche Häuser, B V 1970; s. S. 104-107

(37) Fideikommiss = (lat.) ,,zu treuen Händen belassen“, im früheren deutschen Recht ein unveräußerliches, unteilbares Familienver- mögen (fast immer Grundbesitz). Der F. blieb stets geschlossen in der Hand eines Familienmitgliedes (Fideikommissherr); nur der Ertrag stand zur freien Verfügung. In Deutschalnd seit 1939 abgeschafft.

(38) Mitteilung von Frau E. Neumann an den Verfasser (März 200 1)

(79) Wohl wegen ,,gewisser Feindschaften und Händel”. nach denen er regelmäßig größere Reisen (zusammen mit seiner Frau) antreten mu&e; ,,wie gesagt wird“.

(40) Aus den (unveröffentlichten) Lebenserin- nerungen der Ehefrau Artur Klar, die dem Verfasser in Auszügen von den Nachfahren zugänglich gemacht wurden.

(41) Neumann, Elisabeth: Agnes Freifrau von Diergardt; aus: Posener Stimmen, Ausgabe Aug. 1963

(42) Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser, 1 195.1; s. S. 199-226

(43) Deutsches Geschlechterbtich, Nr. 27; s. S. 204 (Rücker)

(44) Genealogisches Handbuch des Adels, Frei- herrliche Hiiuser, A 11 1953; s. S. 309-3 15

(45) Notarvertrag: Ostrowo am 07.06.1934, amtsgerichtlich bestätigt am IO. IO. 1914 IU AdelnauiOdolanow.

Nachruf für Otto Neumann Wir alle, seine Verwandten und die Neumit- nicht sehr streng erzogen, hatte genug telwalder Heimatgruppe trauern um einen Freizeit und besah alle denkbaren guten sehr heimattreuen Menschen, um einen sehr guten Freund und nicht zuletzt um einen auf- rechten Schlesier. Für seine Heimatfreunde war er wie ein Lexikon, er wubte fast alles, wer ihn fragte, konnte mühelos seine Erin- nerungen an die gute, alte Neumittelwalder Zeit auffrischen. Seine Kenntnisse über seine geliebte Heimat sammelte cr nicht zuletzt auf der Straße. Er entstammt einer sehr christlich-katho- lischen. kinderreichen Familie. Der Vater war Malermeister, starb relativ früh, und die Familie mußte sparen, aber was machte es zu dieser Zeit zwischen den Weltkriegen schon aus, wenn man den Sommer barfub verbringen mußte. Nach kräftigem Regen oder nach einem Gewitter war das sogar besonders reizvoll. Otto Neumann wurde

Tugenden des Kindesalters. Er war und blieb sein langes Leben ein ehrlicher, gü- tig-freundlich-fröhlicher, unvergeblicher Mensch. Glücklich mußte sich jeder fühlen, der ihn zum Freund hatte. Auf den Bildern der Festumzüge findet man ihn meist abge- lichtet in seinem Sommerlook, auch barfuß, neben den Honoratioren, der Kapelle oder den Turnern einhermarschierend, begleitet von anderen wie z.B. Karl Berger oder Wolf- gang Rolle. Das war ein Fest nach seinem. aber auch nach unserem Geschmack auf unserer guten Breslauer Straße - unsere schlesische Kleinstadtromantik, noch völlig unpolitisch, ohne ,,Kriegsverbrecher”, Ver- sailles damals noch in tiefem Schlaf, obwohl sich das Hitlerungeheuer schon ankündigte. Zu meinem Elternhaus hatte der junge Otto freien Zutritt. Meine Familie schenkte ihm vollstes Vertrauen. Wenn er bei mir war und wir in unserem Städtchen unterwegs waren, ganz Neumittelwalde mit der alten Ziegelei, seinen Teichen, Bächen und Sandgruben zu unserer Spielwiese machten, herrschte an der Seite von Otto Neumann für mich stets höchste Sicherheitsstufe. Für mich war er wie ein Bruder und Freund zugleich. Ich bin erfüllt von tiefer Dankbarkeit.

Abschließend noch einige Lebensdaten: Kathol. Volkschule, danach Schneiderlehre, später Umschulung zum Schlosser, anschlie- Bend im Junkerswerk in Dessau tätig, des- halb länger vom Wehrdienst zurückgestellt, schließlich Einberufung zur Flak, zuletzt in Oberschlesien im Einsatz, durch Granatsplit- ter an der Mittelhand verwundet. Im Lazarett in amerik. Gefangenschaft. Seine Kranken- schwester im Lazarett wurde seine spätere Frau, die Ehe blieb kinderlos, seine Frau starb früh an Krebs. er war mit 56 wieder allein. Er wohnte zuerst in BarthlMecklenburg, weiter in Höchst und arbeitete in der Che- mie, kaufte sich später sogar ein kleines Haus bei Limburg, zog weiter nach Berlin, schließlich nach Bremen und von dort 1984 nach Coburg, wo seine Schwester Gertrud Beyer schon seit Kriegsende lebte. Hier hat- te er schöne Jahre, konnte regelmäßig am Deutschlandtreffen der Schlesier teilnehmen. Hier sahen wir uns öfter wieder. Hier starb er unter Schmerzen und wurde auf eigenem Wunsch anonym bestattet.

Joachim Barbarino

Neumittelwalde Ruth Gruber, geb. Gruhn, wird am 6. Mai 2005 85 Jahre alt. Sie wohnt jetzt in A-SO20 Salzburg, Elisabethstr. 38, Tel. 00 43 / 6 62 / 4.5 87 40. Sie wurde in Neumittelwalde in der Breslauer Straße als dritte Tochter von Friedrich und Elfriede Gruhn geboren. Im Handwerker- und Geschäftshaus der Eltern

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Nr. 212005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 17

verlebte sie eine frohe, behütete Kindheit.

In engagierter Jugendarbeit lernte sie ihren

Ehemann Vinzenz Gruber kennen. Nach der

Heirat 1939 übersiedelte sie nach Salzburg in

die Heimat ihres Mannes. Ihnen wurden drei

Kinder. Helga, Gisela und Roland geboren.

Ihr Sohnb Roland ist mit 2 I Jahren nm Berg

tiidlich verunglückt. Doch sie ist ihren Weg

tapfer gegangen.

Ruth war eine immer begeisterte Teilneh-

merin der Heimattreffen in Rinteln. auch

mit ihrem Mann und Schwester Ilse zusam-

men. Mit ihrem so ausgezeichneten Per-

sonengedächtnis und Sachkenntnissen ist

sie für viele Neumittelwalder ein lebendes

Auskunftsbüro.

Trotz mancher Schicksalsschläge, 1996 starb

ihr Mann, hat sie sich ihre frohgestimmte

1,cbensgrundhaltung bewahren kiinnen. Ihre

ganL grolle Freude und Liebe gilt der Grol.i-

familie. Für jeden hat sie ein warmes Herz

und offenes Ohr. Und so gratulieren der lie-

ben ,,Urli” zum 85. Geburtstag die beiden

Töchter, die Schwiegersöhne, sechs Enkel

und acht Urenkel ganz herzlich.

Christoph Hilbrig

Suchanzeige Gesucht wird Sylvia aus Festenberg, die

Tochter von Georg Riiske und Liese1 geb.

Karsube. Liese1 Röske (bereits vcrstor-

ben) lebte nach der Flucht bei Kiiln. Sie

hatte drei Brüder, mit Herbert ging ich in

die Schule. Ob die Brüder Karsube noch

leben und auflindbar sind’?

Bitte Informationen an:

Martha Schwarz, Heeskoppel6,22043 Hamburg, Tel. 0 40 / 6 53 07 31.

Ergänzung zu ,,Erinnerungen an Festenberg“ Ausgabe 1105, Rückseite

Ich schreibe diesen Brief im Auftrag meiner

Oma, Frau Berta Ludwig. Es geht um das

Hochzeitsfoto auf der Rückseite der letzten

Ausgabe des Heimatblattes, auf dem sich

auch meine Oma befindet (hintere Reihe,

4. von links).

Nach den Erzählungen meiner Oma ist die-

ses Foto nicht 1920 sondern ca. 1935 in Go-

schütz aufgenommen worden. Das Jahr der

Aufnahme kann von meiner Oma so genau

beziffert werden. da sie 1933 -- ebenfalls

in Geschütz - geheiratet hat und auf dem

Foto ihr Hochzeitskleid trlipt.

Meine Oma ist am lO.OS.l9l 1 geboren und

wohnt seit 1954 in Mülheirn an der Ruhr.

Nun hätte sie gerne gewußt. ob alle abge-

bildeten Personen verstorben sind oder evtl.

noch der eine oder andere lebt.

Einige Personen auf dem Foto können von

ihr auch noch benannt werden:

Hinten von links nach rechts: Käthe Löhr

(Teb. ScheibeI. Trude Rönsch geb. Ludwig, cc Herr Riinsch. Berta Ludwig geb. Beck, Kurt

Ludwig. Ida Scheibe1 geb. Ludwig, Fritz

Scheibel. Grete Sopart geb. Ludwig.

Mitte von links nach rechts: Unbekannt,

Elli (Schwester des Bräutigams), unbe-

kannt. unbekannt. Otto Labude (Bruder des

Briiutigarns, Ehel. Springer.

Vorne von links nach rechts: Ehel. Labude

(Eltern des Bräutigams). Hildegard Labude

geb. Ludwig, Ernst Labude. Anna Ludwig,

Hermann Ludwig.

Gabi Warring,

Sängergasse 3.

45473 Mülheim an der Ruhr

Groß Gahle Werner Mundil, geboren am 12. M%rr 1929

in Bochum, ist am 23. Dezember 2004 in

Riiderloh gestorben.

Seine Eltern und Vorfahren stammen aus

dem Kreis Groll Wartenberg. Sie waren die

Nachfahren evangelischer Christen. die im

Zuge der Gegenreformation um 1750 den

Druck der Verfolgung nicht mehr aushiel-

ten und ihre Heimat in Böhmen verließen.

Nach langem und unendlich beschwerlichem

Marsch kamen sic in Wartenberg an. Aufdem

Gebiet des Fürsten Biron von Curland erhiel-

ten sie ein Stück 1,and im Baldowitzer Wald,

das sie sich urbar machten und so eine neue

Heimat fanden. Sie nannten diese Siedlung

Friedrichs Tabor.

Urn 1880 wurden sie auf ein Gebiet außer-

halb des Waldes umgesiedelt. Der neue Ort

erhielt den Namen Groß Friedrichs Tabor

und liegt bei Bralin. Als nach dem Ersten

Weltkrieg dieser Teil des Kreises GroB War-

tenberg an Polen abgetreten werden muBte,

verließen viele ßewohner ihren Heimatort.

um nicht Polen werden zu müssen. Sie liel3en

sich aufdcr dcutschcn Seite des Kreises GroB

Wartenbcrg nieder und versuchten dort, sich

eine neue Existeni zu schaffen.

Nach dem verlorenen Krieg war die Arbeits-

losigkeit in Deutschland sehr hoch, so auch

hier. Vater Paul Mundil versuchte deshalb. in

Bochum Arbeit zu finden, was ihm schli&lich

auch gelang. 1924 heiratete er seine Frau Ma-

rie geb. Matalla. 1926 wurde das erste Kind.

Tochter Irmgard, geboren. Ihr folgte am 12.

März 1929 der erste Sohn, Werner. Ein Jahr

später zog es Paul Mundil mit seiner Familie

wieder in die Heimat nach Sehlaien zurück.

In Groll Gable, einem Dorf an der StraBe

von Rudelsdorfnach Festenberg, schufen sie

sich mit einem kleinen landwirtschaftlichen

Betrieb eine neue Existeni. Dort kamen die

Siihne Walter, Günter und Dieter zur Welt.

Soweit in kurzen Worten die Geschichte der

Eltern von Werner Mundil.

Werner erkrankte im frühen Kindesalter zu-

n&hst an Diphtherie und anschließend an

Kinderlähmung. Davon behielt er schwere

Behinderungen an den FüMen zurück, die ihm

lebenslang sehr zu schaffen machten. Nach

dem Abschlull> der Schule begann er eine

Ausbildung als Bauzeichner bei der Firma

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Seite 18 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 2/2005

Michno in Festenberg. Am 20. Januar 1945 begann auch für ihn und seine Familie die Flucht vor der Roten Armee - ein Schick- sal, das sic mit vielen anderen teilen muRten. Über viele Stationen hinweg endete diese Odyssee im Sudetenland. Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 ereilte auch ihn und seine Familie das Schicksal aller im Sudetenland gestrandeten Flüchtlinge: Unterdrückung, Rechtlosigkeit, Plünderung, Hunger und Elend. Nach vielen Wochen gelang ihnen die Ausreise zunächst nach Bayern. Am 25. September 1945 kamen sie schlielJlich nach Leiferde b. Gifhorn in der damals englischen Besatzungszone, und fanden hier eine neue Heimat. Werner heiratete dort seine Frau Gertrud. Aus dieser glücklichen Verbindung erwuch- sen drei Kinder. Die Familie zog schließlich

nach Gifhorn um, denn der Familienvater hatte beim hiesigen Gesundheitsamt eine Anstellung als Gesundheitsinspektor be- kommen. In dieser Funktion war er sein ganzes Berufsleben lang tätig. In Räderloh, einem kleinen Dorf im Nordkreis Githorn, erwarb die Familie ein

Grundstück in schöner Umgebung. Darauf bauten sie sich ein Heim, ihre ,,Ranch“. Im November 2003 feierten die Eheleute Werner und Gertrud Mundil das Fest der goldenen Hochzeit im Kreise der Kinder, Enkelkinder, Verwandten und Freunde. In seiner Freizeit engagierte sich Werner in zahlreichen Ehrenämtern wie dem Tisch- tennisverein in Leifcrde und Gifhorn. im Kreissportbund, im Förderverein Haus Schlesien, in der Kreisgruppe Githorn der Landsmannschaft Schlesien, in seinem Schützenverein Räderloh. Auch schrieb er interessante Artik-el u.a. für das GroM Wartenberger Heimatblatt, wo er auch für die Aktualisierung der Geburtstagsdaten sorgte. Sein letzter Bericht in der Ausgabe 612004 ,,Von Gifhom nach Breslau und in den Kreis Groß Wartenberg“ beschreibt, wie in der hiesigen Kreisgruppe das Weihnacht- streffen gestaltet wird. Werner Mundil war ein begeisterter Schlesi- er. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, in die Heimat zurückkehren zu können. Nach einem arbeitsreichen Leben hat er uns nun verlassen. Er wird uns sehr fehlen. Kurt Matalla

Zum Geburtstag im März gratulieren wir: 78. am 1.3. Luzia Walter geb. Menzel, Nie-

derlagstr. 17,0 1589 Riesa, fr. Schleise 65. am 3.3. Brigitte Kuizbach geb. Laugner,

Altenrather Str. 85, 53797 Lohmar; fr. Festenberg, Eichenhain

78. am 3.3. Albin Lichy, Reinheimer Str. 4, 155 17 Fürstenwalde; fr. GroB- WartenberglMühlenort

83. am 3.3. Liese1 Arndt geb. Schöps, Schillerstr. 26, 06295 Luth.-Eisleben, fr. Ossen

81. am 3.3. Martha Schleider geb. Schwarz, Folgenhang 16,01768 Galshütte, fr. Lan- deshalt

85. am 5.3. Ida Kohse, Lauenburger Str. 36, 12169 Berlin, fr. Neumittelwalde

84. am 5.3. Lotte Greschok geb. Wuttke, Dünnwalder Str. 41, 51063 Köln, fr. Festenberg

80. am 6.3. Irma Lamm geb. Jendricke, Elbeallee 148, 33689 Bielefeld, fr. Neurode

69. am 6.3. Waltraut Tanke geb. Mosch, 29413 LagendorfSalzwedel, fr. Ossen

85. am 7.3. Hildegard Schmieds geb. Spiller, Am Schieferhof 2, Saalfeld, Thüringen. fr. Groß Wartenberg

83. am 7.3. Gerda Wrobel geb. Gerlach, Hauptstr. 6, 09247 Käudler, fr. Eichen- hain

80. am 8.3. Elfriede Schefher, Dorfstr. 57, 39590 Heeren, fr. Kotzine, Kreis Groß Wartenberg

76. am 8.3. Karl-Heinz Wuttke, Mozartstr. 9, 9252 1 Schwarzenfeld, fr. Geschütz

74. am 8.3. Dietlinde Cunow geb. König, Ahnwers Wiese 14,28865 Lilienthal, fr. Neumittelwalde

73. am 8.3. Herbert Obieglo, 56-4 16 Twar- dogora, Boczna 5, fr. Tscheschen

75. am 9.3. Elli Huske geb. Bothut-, Ring der Chemiearbeiter 1,06792 Sandersdorf, fr. Ostfelde

80. am 9.3. Manfred Liebchen, Ahorn- str. 4, 65529 Waldems; fr. Neumittel- walde

82. am 10.3. Erich Weihs, Str. des Friedens 25, 04416 Großdeuben, fr. Ottendorf, Neue Welt

84. am 1 1.3. Margarete Merke1 geb. Buch- wald, Kölnische Str. 2 13,34119 Kassel, fr. Groß Wartenberg

82. iun 11.3. Konrad Jänsch, Margaretenstr. 18,4479 1 Bochum, fr. Festenberg

8 1. am 12.3. Ernst Walls, Grüne-Winkel 9, 65934 Frankfurt/Main, fr. Rübenfelde

7 1. am 12.3. Mathilde Zimmermann geb. Jarmusek, Breitscheidstr. 6b, 04509 Delitzsch, fr. Wildheide-Drosselgrund

79. am 13.3. Reinhold Titze, 38542 Leifer-

de, fr. Groß Gahle/Distelwitz 82. am 13.3. Gabriel Fritz, Schützenstr. 8,

42283 Wuppertal, Tel. 02021501885 84. am 14.3. Richard Garbatscheck, Erich-

Ohser-Str. 16,74535 Plauen 79. am 14.3. Adelheid Sauerbrei geb. Pi-

scher, Am Tisch 1,99192 Kornhochheim, früher Kleinschönwald

75. am 14.3. Erika Reisner geb. Kittner,

An der Löbau 6,02627 Weißenberg; fr. Klein-Schönwald

97. am 15.3. Georg Hering, Zu den Wiesen

9, 07552 Gera-Langenberg, fr. Festen- berg

76. am 15.3. Anneliese Kant geb. Pietrek, An den Röthen 57,60389 Frankfurt, fr. Schollendorf

67. am 15.3. Barbara Reichart geb. Kosit-

za, Maurusstr. 14, 82319 Stamberg; fr. Kunzendorf Kolonie

82. am 17.3. Rosemarie Merschkötter geb. Schlenzog, Kirchstr. 11, 82229 Seefeld/

Ammersee, fr. Groß Wartenberg 72. am 17.3. Willi Bloch, Ruhreckstr. 25,

58099 Hagen, fr. Buchenhain 82. am 18.3. Monika Kreis geb. Lidzba, Se-

ligenstädter Str. 153, 63073 Offenbach, fr. Kunzendorf

81. am 18.3. Herta Prellwitz geb. Hoff- mann, Barbyer Str. 8, 39249 Pömmelte. fr. B ischdorf

77. am 18.3. Hilde Walter geb. Ruby, Ru- dolfstr. 39, 58089 Hagen, fr. Geschütz

92. am 19.3. Karoline Kubitza, Haidstr. 11,

9 12 17 Hersbruck, fr. Schönsteine, Kreis Groß Wartenberg

9 1. am 19.3. Alfons Leinete, Dringenauer Str. 1, 3 18 12 Bad Pyrmont, fr. Neumit- telwalde

75. am 19.3. Irmgard Sommerkorn geb.

Fleischer, Erich-Weinert-Str. 19, 04808 Wurzen, fr. Eichenhain

68. am 19.3. Maria Obieglo geb. Sacher, 56. 146 Twardogora, Boeczna SiFestenberg, fr. Tscheschen-Brettmühle

95. am 20.3. Gustav Goral, Peiner Str.

96, 38176 Wendeburg, fr. Kraschen/ Neumittelwalde

79. am 20.3. Gerhard Schreiber, OT. Wickershain Nr. 13,04643 Geithain, fr. Festenberg, Graf-Heinrich-Str. 9

75. am 20.3. Herbert Jonas, Siedlungsweg

8, 39291 Nedlitz, fr. Lindenhorst 78. am 21.3. Irmgard Schaube geb. Tomcz-

ak, StraOe des 1. Oktober 89,36433 Bad Salzurigen, fr. Neumittelwalde

64. am 21.3. Brigitte Uschner geb. Tlug,

0 1589 Riesa, fr. Geschützhammer

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Nr. 212005 Groll Wartenberger Heimatblatt Seite 19

75. am 22.3. Anni Lernberg geb. Wyzisk, Wilhelmstr. 25, 64354 Reinheim, fr.

Kammerau 77. am 23.3. Magdalena Back geb. Krall,

Hönlestr. 17, 80689 München, fr. GroB Wattenberg

65. am 24.3. Helmut Wyzisk, Rauensteinstr. 1 a, 0 1237 Dresden, fr.Kammerau

79. am 25.3. Ursula Schulte geb. Wuttke, Sammelte 3, 26676 Barßel, fr. Festen- berg

76. am 26.3. Elisabeth Mordstein geb. Schwarz, Oberfeldweg 8,86663 Asbach- Bäumenheim, fr. Ober-Stradam

69. am 26.3. Herbert Langer, Max-Planck- Str. 16, 34225 Baunatal, fr. GroB Gahlen

69. am 26.3. Herta Langer, Kölner Str. 50, 57250 Netphen-Deutz, fr. Groll Gahlen

60. am 26.3. Henry Mattiys, Garbsen-Mitte, fr. Groß Wattenberg

86. am 27.3. Margot Herzer geb. Graba- lowski, Schönbrunnstr. 3c, 993 10 Arn- Stadt, fr. Festenberg

75. am 27.3. Irmgard Gerstberger geb. No- wak, Humboldtstr. 153b, 45 149 Essen, fr. Ottendorf, Neue Welt

64. am 27.3. Hildegard Hede1 geb. Mischke, Luckauerstr. 37, 15926 Langengassau, fr. Klein Schönwalde

86. am 28.3. Gertrud Berthold geb. Henkel, Angerstr. 7 1, 9623 1 Staffelstein, früher Ostfelde

81. am 28.3. Willi Skudlarek, Schützenstr. 19, 12.526 Berlin, fr. Groß Wartenberg, Steinstr., Reichshaus 1

73. am 28.3. Regina Schulz geb. Menzel, 06896 Straach, fr. Bunkai

82. am 29.3. Ilse Semerak geb. Freitag, Wohltor 13, 24601 Wankendorf, Hol- Stein, fr. Neumittelwalde

8 1. am 29.3. Willi Giel, Am Schiffberg 22, 89584 Ehingen/Donau, fr. Kotzine

65. am 29.3. Hedwig Scholz geb. Weinert, 04277 Leipzig, Lerchenrain 55; fr. Kun- zendorf.

83. am 3 1.3. Kurt Gade, Neumühlerstr. 79, 46 149 Oberhausen, fr. Kraschen

Zum Geburtstag im April gratulieren wir:

84. am 1.4. Ursula Müller geb. Wahner. Weyermattstr. 11, Niederau/Biel, Schweiz. fr. Neumittelwalde

8 1, am 1.4. Käte Bertling geb. Kiefer. Am Schlegelsberg 10, 74541 Vellberg. fr. Festenberg

7 1. am 1.4. Franz Lontzek, Lichtenweg 25, 53332 Bornheim; fr. Alt-Glashütte.

80. am 2.4. Johanna Staniewski geb. Hil- ler, Tauben&. l3d, 33607 Bielefeld, fr. Festenberg

76. am 2.4. Erwin Ganther, Römerstr. 44, 5 149 1 Overath, fr. Kotzine

75. am 2.4. Inge Klimczak geb. Bothur, Straße der Freundschaft 10,06792 San- dersdorf, fr. Ostfelde.

74. am 2.4. Karl Mischke, Rathausstr. 3, 15926 Luckau, fr. Klein Schönwalde

8 1. am 4.4. Herta Litzbach geb. Schnitzer, Alemannenweg 13,79843 Löffmgen, fr. Kammerau

94. am 5.4. Klara Hübner geb. Gotschling, Güstener Weg 9, 394 18 Neundorf, fr. NeurodelIdahof

85. am 5.4. Hannelore Martha Nüske geb. Howorka, Eisenstuck Str. 54, 01069

Dresden, fr. Ober Stradam 80. am 6.4. Ilse Langner geb. Kuckel, Am

Tunnel 4, 36391 Sinntal. fr. Groß Gahlen 8 1. am 6.4. Karl Wolf, Deutsch-Kroner-Ring

9, 12349 Berlin, fr. GroO Wattenberg 86. am 7.4. Paul Schütz, Neuer Weg ld,

29303 Bergen, fr. Rübenfcld/GroU War- tenberg

76. am 7.4. Robert Sust, Oberasbach, fr. Erlengrund

75. am 7.4. Helmut Schnitzer, Albert-Ein- stein-Str. 27 C, 09212 Limbach-Ober-

frohna, fr. Kammerau 93. am 8.4. Johanna Dierich geb. Kupke,

Wiesenstr. 28,s 1643 Gummersbach, fr. Neumittelwalde

78. am 8.4. Inge Jänsch geb. Titze, Margare- tenstr. 18.4479 1 Bochum, fr. Festenberg

8 1. am 9.4. Anneliese Schmuda, Sonnen- berger Str. 69, 65 191 Wiesbaden, fr. Neumittelwalde

70. am 9.4. Helmut Taraha, Weißiger Str. 15,O 16 12 Zschaiten, fr. Erlenegrund

81. am 10.4. Erna Bott geb. Mlitzko, fr. Schleise

96. am 11.4. Kurt Hering, Wilhelmstr. 65, 76461 Muggensturm, Tel. 07222153874, fr. Festenberg/Groß Wartenberg

74. am 11.4. Kurt Titze, Gartenstraße, 38729 Bodenstein, fr. Groll Gahle/Distelwitz

8 1. am 12.4. Walter Hoppe, Tetta 23,02894 Vierkirchen b. Görlitz, fr. Grünbach

82. am 15.4. Günter Hellmich, Harzbur- ger Str. 15, 38304 Wolfenbüttel, Tel. 05331161403, fr. Groß Wartenberg, Hindenburgstr. 2 1

79. am 16.4. Hildegard Driemel geb. Gonschorek, Neue Siedlung 22. 06255 Schafstadt, fr. Neuhütte

84. am 17.4. Gertrud Mlitzko, fr. Schleise 99. am 17.4. Emma Gehurek geb. Hiß, ,,Hei-

lig-Geiststift“. Halleschestr., 06295 Luther- Stadt Eisleben, fr. FestenbergiSchles.

77. am 18.4. Helmut Förster, Prenzlaustr. 8, 38 122 Braunschweig, fr. Kotzine

76. am 18.4. Doris Wiesent geb. Wolter, Reinickendorfer Str. 99, 13347 Berlin

87. am 19.4. Lisheth Podhorsky geb. Wal- luszyk, Schlesierstr. 11,35630 Ehrings- hausen, fr. Ober-Stradam

76. am 19.4. Erwin Czwink, Eisenbahnweg I9,48599 Gronau, fr. Bischdorf

94. am 20.4. Wilhelm Helbig, Lichtenseer Str. 7,0 16 19 Zeithain, fr. Groß Warten- berg

78. am 20.4. Paul Höflich, Waisenstr. 40, 4228 1 Wuppertal, fr. Wildheide

76. am 20.4. Ingrid Karp geb. Bunke, Ohm- kestr. 1 1, 33 154 Salzkotten-Ferne, fr. Groß Wattenberg, Bahnhofstr.iZollhaus

74. am 21.4. Waltraud Wohlfarth geb. Hober, Karl-Marx-Str. 2, 06526 San- gerhausen, fr. Eichenhain

90. am 23.4. Erika Wilde, Biedermannstr. 40, W 13, Wohnung Nr. 13,04277 Leip- zig, fr. Geschütz

87. am 23.4. Monika Knappe geb. Jany, 5 15 15 Kürten, fr. Klein-Kose1

81. am 23.4. Wally Dugas, Am Woppen- kamp 3,26345 Bockhorn, fr. Eichenhain/

Rodeland 77. am 24.4. Georg Broda, Pfarrwiese 14,

61118 Bad Vilbel, fr. Neurode 72. am 25.4. Eva Heimanns geb. Manns-

feld, Hermann-Ferres-Str. 13, 06188 Niemberg; fr. Festenberg, Breslauer Str., zwischenzeitlich Neumittelwalde, auch Breslauer Str.

80. am 26.4. Helmut Ringeltaube, Auf der Worth 40, 3 15 15 Wunstorf, fr. Ostfelde

92. am 27.4. Gerda Großmann, Untere Frauenstr. 1, 3625 l Bad Hersfeld, fr. Neumittelwalde

64. am 27.4. Heinz Otto, Leunaer Str. 17, 062 17 Merseburg, fr. Bischdorf

78. am 28.4. Lothar Drabczynski, Schief- bahnweg 5, 40547 Düsseldorf, fr. Groß Wattenberg

62. am 29.4. Rainer Bunk, Caspar-Güttel- Str. 16, 06295 Lutherstadt-Eisleben, fr. Kotzine

64. am 29.4. Dietlinde Kühn geb. Gohla, Großhabersdorfer Weg 22,90449 Nürn- berg, fr. Buchenhain-Wegersdorf

Nachträglich: 76. am 3 1.1. Josef Wennek, Ittlingerstr. 54,

80933 München; fr. GroR Wartenberg

Gratulation: Josef Rathay feierte am 17. Februar seinen 90. Geburtstag und 65. Hochzeitstag. Er ist uns Groß Wartenbergem bekannt als der bes- te 100 m Läufer. Die 4 x 100 m Staffel mit ihm war im ganzen Bezirk gefürchtet. Er wohnt jetzt mit seiner Frau Erna im Pfle- geheim Heide Nord, Heidering 8, 06120 Halle an der Saale. Wir wünschen alles Gute und es grüßt herz- lich Familie Hanna Wangorsch

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Seite 20 GroB Wartenberger Heimatblatt Nr. 212005

Dresden/Meißen Herzliche Grübe für alle Heimatfreunde, ein gesegnetes Osterfest, den Geburts- tagskindern beste Gesundheit und Got- tes Segen.

März: 75. am 19.3. Irmgart Sommerkorn, geb.

Fleischer, Erich-Weinen-Str. 19. 04808

Wurzen. früher Eichenhain; 73. am 18.3. Eva Steuer, geb. Krüger, Bären-

törn 15, 38226 Salzgitter, früher Nieder-

stradam: 82. am 30.3. Erhard Schreiber, 04643 Wik-

kelshain Nr. 13, friiher Festenberg; 8 1. am 24.3. Max Gohla, Belziger Ring SO,

12689 ßerlin. früher Rodenau; 73. am 26.3. Robert Pietzonka, Dobritzer

Berg 7 b, 01662 Meißen, früher Schlei- se;

71. am 30.3. Bernhard Ruby, Hauptstr. 24, 01723 Herzogswalde, früher Sanden:

67. am 28.3. Magdalena Jöckel, geb. Dom- browki. Geschwister-Scholl-Str. 7.01445 Radebeul, früher Frischfeuer;

74. am 1.3. Renate Vorwerk, geb. Krüger, Pappelgrund 47, 06847 Dessau, früher Niederstradam;

71. am 9.3. Walter Wyzisk, Alemannenstr. 43,0 1309 Dresden. früher Kammerart;

75. am 14.3. Erika Reisner, geb. Kittner, Gröditz a.d. Löbau 6, 02627 Weissen- berg, früher Kl. Schönwald;

82. am 18.3. Maria Kalke, Dresdner Str. 20, 0 1723 Wilsdruff, früher Lichtenhain;

72. am 20.3. Helga Schillheim, geb. Paul, Kalbschütztal 6,0 1665 Luga;

7 1. am 12.3. Mathilde Zimmermann, geb. Jamusek, Rudolf-Breitscheid-Str. 6 b, 04509 Delitzsch, früher Wildheide;

73. am 5.3. Elsbeth Szodry, geb. Stehmeyer, 39418 Neundorf, Frau v. Ewald, früher Frischfeuer;

73. am 18.3. Gertrud Riedel, geb. Skuppin, Teufelstein 4,09261 Zerbst, früher Nie-

derstradam;

April: 64. am 9.4. Helga Hofmann, geb. Kupke,

Wilhelm-Wolf-Str. 8, 09117 Chemnitz, früher Grünbach;

74. am 15.4. Lucia Hofmann, geb. Kusch- nik, Werner-Seelenbinder-Str. 43,O 159 l Riesa, früher Groll, Wattenberg;

83. am 12.4. Helmut Arlt, Pestalozzistr. 5, 0 18 14 Rathmannsdorf, früher Festen- berg:

78. am 1.4. Marianne Oelsner, geb. Frit- sehe, Hopfenbach 30,O 156 1 Beiersdorf, früher Groß Wartenberg;

78. am 23.4. Mathilde Zimmer, geb. Skup- pin, Grünestr. 8, 39264 Lindau, früher

Niederstradam; 7 1. am 18.4. Josef Kokot, Werdermannstr.

I9,O 1662 Mensen, früher Schleise;

79. am 27.4. Margarete Wetsko. geb. Kon- schak, OT Neudorf 12,02699 Neschwitz, früher Wildhorst;

7s. am 6.4. Erna Lutzer, geb. Sperling, Obere Str. 40, 02747 Grofihennersdorf. früher

Mühlenort; _ 8 1. am 12.4. Walter Hoppe, Neffa 23,02894

Viekirchen , früher Grünbach;

Heimattreffen in Dresden Am 11. Juni 2005 findet in Dresden-Cos- sebaude, Bahnhofstr. 16, um 13.00 Uhr, in der Kantine der Firma Küppersbusch unser nächstes Heimattreffen statt. Die Heimat- freunde möchte ich dazu herzlich einladen. Wir würden uns auch freuen, wenn wir aus den alten Bundesländern Heimatfreunde begrüßen könnten, da Dresden viel Schö- nes zu bieten hat, ein Besuch sich lohnt und eine Übernachtung kein Problem mehr ist. Leser unserer Heimatzeitung werden nicht schriftlich eingeladen.

Vorstand Johannes Hellmann Tel. 03 5 1 / 4 53 83 92

Düsseldorf Liebe Heimatfreunde der Düsseldorfer Heimatgruppe. Am 15. Januar 2005 hat die Kr. GroR-Warten- berget-, ßreslauer und Trcbnitzer Heimatgrup- pe sich wieder im Stammlokal getroffen, um den Schlesischen Fasching und Heimatabend zu feiern. Es waren viele wegen Grippe nicht gekommen, Und trotzdem war Gott sei Dank der Saal gut gefüllt. Wie immer haben wir vor der BegrüfJung usw. von Günther Neumann in aller Ruhe Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Dann gings hinein ins Vergnügen mit Liedern und Vorträgen, Büttenreden und mit zwei Sängern und viel Tanz. Jeder im Saal bekam eine kleine Überraschung. Alles ging viel zu schnell zu Ende. Allen Kranken wünschen wir alles Gute. Und nun die Geburtstagskinder, wir gra- tulieren zum: 81. am 2.3. Gertrud Müller. geb. Kulawig

aus Honig; 84. am 5.3. Else Schonmann aus Festen-

berg; 78. am 5.3. Gabriele Blümel aus Rudels-

darf; 66. am 8.3. Gisela Neumann aus Düssel-

dorf; 70. am 8.3. Heinz Hartmann aus Düssel-

dorf;

83. am 16.3. Anni Cegla aus Oppeln: 80. am 18.3. Erwin Leowsky aus Festen-

berg; 73. am 28.3. Gisela Böttger aus Festen-

berg; 77. am 3 1.3. Irmgard Malig aus Grenzham-

mer; 84. am 1.4. Erna Förster; 7 1. am 2.4. Christine Schady aus Festen-

berg; 76. am 7.4. Elisabeth Tillmann aus Neise; 76. am 7.4. Hanni Emmerling; 75. am 7.4. Erika Menzel aus Klein Kr.

Königberg 72. am 8.4. Rudi Kund aus Stralsund; 8 1, am 8.4. Hans Georg Rosenlöcher aus

Breslau; 76. am 10.4. Adelheit Wochnik aus Rati-

bor; 83. am 12.4. Gerhard Walter aus Götz-

darf; 8 1. am 18.4. Gertrud Schady aus Suschen-

hammer; 8 1. am 18.4. Magdalena Noppe aus Löwen-

berg; 78. am 20.4. Paul Höflich auch Lichten-

hain; 80. am 21.4. Christine Leowsky aus Fes-

tenberg; 80. am 26.4. Anni Neumann aus Karls-

bad; 74. am 28.4. Kurt Giel aus Dobratz; 82. am 29.4. Erna Günther aus Suschen;

Günter Neumann Taunusstr. 14 a, 65606 Seelbach

Tel./Fax 0 64 74 / 88 19 73

München Unsere erste Begegnung im neuen Jahr war am 07.02.2005, dem Rosenmontag. Nach der Begrüßung durch unsere Vorsitzen- de Frau Höppe-Trappe und die Gratulation an die Geburtstagskinder konnten wir zum zweiten Mal ein neues Mitglied in unserer

Runde begrüßen: Herrn Josef Wennek, Ittlinger Str. 54, 80933 München, geboren am 3 1 .O 1.1929 in Kunzendorf. Nachträglich alles Gute zum 76. Geburtstag. Eine große Platte mit Faschingskrapfen, spendiert von der Vereinskasse, erwartete uns. Dazu lasen Frau Höppe-Trappe und Frau Lotte Feige einige Anekdoten in schlesischer Mundart vor. Nach Fasching war allerdings keinem so recht zumute. Wir dachten an diesem Tag an die Flutkatastrophe und unsere Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren aus unserer Heimat. Trotzdem sind wir dankbar, daß wir diese lange Zeit in Frie- den und Freiheit leben durften, was vor uns

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Nr. 212005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 2 1

noch keiner Generation in der Reihe unserer Ahnen vergönnt war. Nicht zuletzt trauerten wir auch um den ver- storbenen Herrn Hoppe (84) den Ehemann unserer 1. Vorsitzenden, an dessen Trauer- feier wir am 01.02. teilnahmen. Wir sehen uns wieder am 04.04.2005 um 14.30 Uhr, wie immer im Mühldorfer Hof. Einstein- Ecke Flurstraße. Die Heimatgruppe gratuliert herzlich zum Geburtstag und wünscht alles Gute: 80. an1 16.3. Gertrud Kotzerke, geb. Stil-

ler. Rübezahlstr. 1 IO a, 8 1739 Miinchen. früher Muschlitz:

78. am 18.3. Hilde Walter, geb. Ruby. Rudolfstr. 39. 58089 Hagen. früher Go- schütz:

77. am 23.3. Magdalena Bach, geb. Krall, Honlestr. 17. 8 124 1 München. früher Groß Wartenberg:

77. 311129.3. Emmy Kirchner, geb. Leowa- ky. Forststr. 7. 39264 Bärenthorn. früher Geschütz;

89. am 1 1.4. Waldemar Krause. Hindcn- burgstr. 32.7 1263 Weil der Stadt, früher Geschütz:

76. am 13.4. Bruno Jänsch, Steindlstr. 11, 80935 München, früher Goschütz-Neu- darf;

82. am 30.4. Ilse Drohla, geb. Hofmann, Pöttcherstr. 3, 32423 Minden, früher Festenberg; Herta Kotzerke

Heimattreffen Niederlausitz

Busfahrt in die ehemalige Heimat

Mit dem Reiseclub Cottbus wurde inzwi- schen der Termin vereinbart, dieser ist: 02. bis 04. 09. 2005. Übernachtung ist wieder im Hotel Perla in Oels - Olesnica. Der Fahrpreis einschl. Halbpension wird sich auf ca. 18.5; £ belaufen (je nach Anzahl der Teilnehmer). Einzelzimmer-Zuschlag 20,- £, Preis pro Person. Für den Sonnabend ist eine Rundfahrt durch den ehemaligen Heimatkreis geplant mit Ausstieg in den Heimatorten. Heimatfreunde, die gerne mitfahren möch- ten, melden sich bitte bis Ostern bei Gerold Mahler, Hauptstr. 11, 01968 Sedlitz, Tel. 0 35 73 /79 6146. Die Plätze im Bus werden so besetzt, wie sich die Teilnehmer in der Reihenfolge verbindlich anmelden. Sie erhalten dann zu gegebener Zeit eine Mit- teilung über den genauen Reisepreis und über alles, was für die Fahrt wichtig ist.

Gerold Mahler

Lübs, Sachsen-Anhalt

Aus AnIab dcs 70. Geburtstags unscrcs Hcimatfrcund Stasch engagiert sich stets

Hcimatfrcundes Helmut Stasch überbrachten hilfsbereit für die Belange der Gruppe. Ebba und ich im Namen unserer Heimatgrup- Wir v,erbrachten ein paar nette Stunden bei pc sehr hcrfliche Grüße und Glückwünsche. Farn. Staxh in Biederitz. Herzlichen Dank!

G. Kaiser

Mit dem 1, Vers aus unserem alten Heimat- lied, welches wir damals schon in der Schule gelernt haben, eine herzliche Gratulation a- len Geburtstagskindern.

Ganz herzliche Segenswünsche, alles Gute, Gesundheit und Freude

Ihr Gerald Mahler

März: 76. am 4.3. Erna Schniegel, geb. Fay.

Bahnhofstr. 61, 03229 Altdöbern, fr. Dalbersdorf;

75. am 7.3. Elfriede Kutzner. W.-Pieck-Str. 40. 0 1968 Senftenberg, fr. Elsterwerda, Ehefrau von Hans-Siegfried aus Groß Wattenberg;

7 1, am 20.3. Hildegard Gröbe, geb. Kazalla, An der Elsteraue 9, 049 IO Elsterwerda, fr. Langendorf;

68. am 27.3. Hildegard Lachmann, Wcststr. 2 a, 03229 Altdiibern, fr. Beuthen OS, Ehefrau von Leopold aus Dalbersdorf;

63. am 27.3. Hildegard Hedel, geb. Misch- ke, Luckauer Str. 37, 15926 Langengras- Sau. fr. Klein Schönwald;

82. am 27.3. Erhard Schihack, Humboldtstr. 12,02943 Weißwasser, fr. Schönsteine;

74. am 30.3. Ursula Hübscher, geb. Wallis, Stadtrandsiedlung 19,03 130 Spremberg, Ehefrau von Josef aus Trembatschau:

April: 73. am 2.4. Karl-Heinz Mischke, Rathaus-

str. 3, 15926 Luckau, fr. Klein Schön- wald;

70. am 3.4. Maria Paulick, geb. Kendzia, Halbendorfer Str. 1,02953 Kromlau. fr. Groß Wartenberg, Steinstr. 1;

63. am 13.4. Marga Wifek, Rosengasse 12, 03238 Göllnitz, Ehefrau von Heinz aus Klein Schonwald;

74. am 23.4. Alois Sterrial, Galileistr. 24, 12435 Berlin, fr. Klein Kosel, Kempener Str. 2 1;

76. am 29.4. Josef Hübscher, Stadtrandsied- lung 19,03 130 Spremberg, fr. Trembat- Schau.

Liebe Heimatfreunde! Ganz herzlich laden wir Sie zu unserem nächsten Heimattreffen ein. Wir hatten vereinbart, dali, wir am Sonnabend. dem 23. April 2005, ab 14.00 Uhr in Sedlitz, Schulstr. 2 (ev. Gemeindehaus) zusammen- sein wollen. Bestimmt gibt es wieder viel zu erzählen, u. a. wie geht es mit unserer geplanten Busfahrt im September 2005 in die ehemalige Heimat? Bitte merken Sie sich diesen Termin gut vor. Schön wäre es zu wissen, wer nicht dabeisein kann. Danke für Ihr Verständnis. Anfragen. Anregungen usw. bitte an: Gerald Mahler, Hauptstr. 1 1.0 1968 Sedlitz. Tel. 0 35 73 / 79 61 46. Wir hoffen auf ein frohes Wiedersehen. Mit freundlichem und heimatverbundenem Gru8! Ihr Gerald Mahler

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Seite 22 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 21200.5

Nürnberg Noch einmal erinnern wir an das nächste Treffen in Nürnberg am 19.03.05. wie iib- lieh im ,,Gesellschaftshaus Gartenstadt“, ab 14.30 Uhr. Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung. E.B. Zum Geburtstag gratulieren wir Fr. Herta Schilling am 1.3. zum 79. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute.

Heimatgruppe Oels-Groß War- tenberg-Namslau

Treffen am S.l.05 Es war ein Sonntag, wir schrieben den 08.01. 2005, als das Treffen der Heimatgruppe im neuen Jahr 2005 stattfand. Die Temperatu- ren hier in Berlin betrugen +8” C, ja. wären solche Temperaturen am 20. Januar 1945 gewesen, dann wären wesentlich wcnigcr Menschen erfroren auf der Landstraße. Wir waren dieses Mal auch nur eine kleine Gruppe, denn 2004 hatten wir einen gewal- tigen Verlust an Mitgliedern, einmal durch Austritte aus gesundheitlichen Gründen, zum anderen hat der Tod auch in unseren Reihen kräftig zugelangt. Zudem hatten wir einen hohen Krankenstand zu verzeichnen. Pünktlich um 15.00 Uhr eröffnete unser Vorsitzender Herr Form das Trcffcn unter dem Motto: ,,60 Jahre - Räumungsbefehl”, ,,hO Jahre Vertreibung durch die Polen” und ,,750 Jahre Stadtrecht der Stadt Oels”. Nach einigen Informationen wurde beim Kuchen kräftig zugelangt, es gab Kirschkuchen mit Streusel und Apfelkuchen mit Streusel - und beides schmeckte hervorragend. Geschickt faßte Herr Form die Zeitspanne vom letzten Weihnachten 1944 in der Heemte über Sylvester 1944119415 bis zur Erteilung

des Räumungsbefehls am 20. Januar 194.5 zusammen und ging dann weiter bis zur Rückkehr eines Teils der Bevölkerung aus der Stadt und dem Kreis Oels und Groß Wartenberg. Er schilderte kurz das Leben unter den Polen bis zur Vertreibung, aber er konnte auch darüber berichten, da0 es in Oels Bürger gab, die Handwagen und Kindcrwa- gen beluden, als der Räumungsbefehl erteilt wurde, teils sogar überladen hatten, und sich dann einem Treck anschlossen. Die Kirchtür- me von Oels waren am Horizont noch nicht verschwunden, schon mußten sie sich vom ersten Hab und Gut trennen, weil ihre Kräfte überfordert waren. Herr Form verwich auch darauf, da0 wir 2005 750 Jahre Stadtrecht der Stadt Oels begehen, darauf werden wir in der Gruppe noch niiher eingehen, es wird auch eine kleine Ausstel- lung zur Stadtgeschichte geben. Zur kulturellen Umrahmung tragen viele Mitglieder der Gruppe bei. es wird gesungen

und gelacht, und viel zu schnell vergeht die Zeit. Es bleibt nur noch Zeit zu sagen: ,,wir

sehen und wieder“. Manfred Form

Treffen am 12.2.05 Zum Fasching war am 12.02.2005 die Hei- matgruppe in die Gaststätte ,,India Mahal“ geladen worden. Als Wanderer vom schönen Schlesierland war Herr Manfred Form gekommen und begrüßte die Anwesenden von der ,,Fa- schings-Bütt”, Nachdem den relativ vielen Geburtstagskindern des letzten Monats gratuliert und alles Gute für den weiteren Lebensweg gewünscht worden war, ging es gleich zur Sache von der Bütt. Dabei wur- de an kritischen Bemerkungen zum Haus Schleisen, zum Deutschlandhaus in Berlin und auch zu Personen aus der Politik und den Heimatverbänden nicht gespart.

Erinnert wurde an die Anmeldung für die Fahrt zum Schlesiertreffen in Nürnberg und nach Bad Flinsberg vom 12. bis 19.

November. Nach dem Besuch im Stadtarchiv in Mag- deburg referierte Herr Form zu: - ,,Was ist das Magdeburger Stadtrecht, was beinhaltet es alles” und - ,,Welche Akten zu Umsied- lungen, zur Flucht und Vertreibung gibt es in Magdeburg”. Zum Gelingen des Nach- mittags im festlich geschmückten Raum mit Kaffee und Pfannkuchen und viel Gesang haben beigetragen: Herr Alfons Sowa mit der Mundharmonika, die Frauen Woesthoff, Proskc und Zeuke sowie Herr Doktor.

Alois Kokot

Die Heimatgruppe gratuliert zum Ge- burtstag und wünscht alles Gute zum: 68. am 1.3. Sowa Evamaria, geb. Kalis

(Berlin), 16321 Bernau, Alte Lanker Str. 26 a;

9 1. am 18.3. Zimmer Hildegard, geb. Rö- der, 14059 Berlin. Christstr. 2, früher Juliusburg;

8 1. am 21.1. Rothwald Magdalena, geb. Mohr, 10551 Berlin, Emdener Str. SO, früher Oels:

73. am 30.4. Sowa Maria, geb. Sobek, 14 167 Berlin. Im Mühlenfelde 17, früher Dammer/Namslau:

Groß Wartenberger Heimatblatt erscheint 6 mal um Jahr. Schriftleitung: M. Deuchier, Helmut Preußler Verlag, Telefon (09 11) 9 54 78-11, Fax (09 11) 54 24 86. Verlag: Helmut Preußler Verlag, Dagmarstraße 8. 90482 Nurnberg, Telefon (09 11) 9 54 78-0. Bank- verbindung: Postbank Nurnberg. BL2 760 100 85, Konto-Nr. 11788.855. Bezugsgehuhr: phrlich Eure 23,80 Bestellungen nur becm Verlag. Kundigungen des Abonnements nur bis zum 1. Oktober (auf Schluß des Kalenderjahres) nur beim Verlag. Redaktionsschluß ist der 20. des Vormonats Fur Anzeigen gilt die PreIslIste Nr. 9 vom 1 .1.2002. Druck: Helmut Preußler Druck + Versand GmbH, Nurnberg.

Mein Großvater Einsenderin: Eva Heimanns

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Nr. 212005 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 23

Ein Leben voller Liebe und Güte ist zu Ende gegangen.

Herbert Czekalski

In Liebe und Dankbarkeit: Edeltraud

Karla und Rebekka Michael mit Andrea und Martin

46149 Oberhausen, Württembergstraße 27 früher Groß Wattenberg

Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt.

ph. Drieschnrr * 5. Mui 1908 f 14. Frhruar 2005

In Liebe und Dankbarkeit:

Günter und Maria Wecker Peter und Renate Hecker Rainer und Sigrid Nahrendorf, geb. Hecker Erika Kluge, geb. Hecker Enkel und Urenkel und alle Verwandten

32791 Lage, Pivitsheider StralJe 119

Der Trauergottesdienst mit anschliel~ender Beisetzung fand am 18. Februar 2005 in der Friedhofskapelle zu Lage-Müssen statt.

Nach einem erfüllten Leben rief der Herr über Leben und Tod heute meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, GroBvater, Bruder, Schwager, Onkel, Neffen und Cousin

Werner Mundil t23.12.2004

in Steinhorst-Riirlerloh

zu sich in die Ewigkeit. In stiller Trauer Gertrud Mundil geb. Voiges Günter Mundil und Sabine Wiltzer Detlev und Waltraud Mundil mit Katrin und Christian Harald und Margit Mundil mit Philipp und Caroline und alle Verwandten

29367 Stcinhorst-Räderloh, 27. Dezember 2004. Die Trauerfeier fand am 28.12.2004 in der Kapelle auf dem Friedhof in Steinhorst statt.

Suchanzeige Ich suche Angehörige der RAD Abt. 21112 in Steinau an der Oder, die im August 1943 in diese Abt. eingezogen wurden. Die Abt. wurde im August 1943 nach Südfrankreich nach Argeles sur Meer verlegt. Die gesamte Abt. wurde nach einer Kurzeinweisung in Shendik der 11596 Flak Abt. in Nantes ad. Loire überstellt. Nach einem Rückmarsch bis nach Vesoul-Belfort im August 1944 wahrscheinliche Gefangenschaft. Meine Anschrift: Gerhard Frost, Jahnstr. 18,35581 Wetzlar.

Subskriptionsaufruf Sehr geehrte Leser des ,,Groß Wartenberger Heimatblattes“, zur Erinnerung an das grolle 25. Heimattreffen in Rinteln im Jahre 2004 ist geplant, eine Erinnerungsbroschüre mit Ansprachen, Reden und ca. 40 Farbfotos herauszugeben.

Diese repräsentative Broschüre soll zum Deutschlandtreffen der Schlesier in Nürnberg vom 1.7. bis 3. 7. 2005 fertiggestellt werden. Dazu ist es notwendig, genügend Vorbestellungen (Subskriptionen) zusammenzubekommen.

Bitte beteiligen Sie sich mit einer Vorbestellung an diesem ge- planten Objekt, damit wir dieses Vorhaben realisieren können. Sie erhalten diese Broschüre zum Subskriptionspreis von Euro 9,95 inkl. Porto, Verpackung und 7% MwSt. Bitte benutzen Sie den untenstehenden Bestellschein, um diese ,,Erinnerung“ ver- bindlich zu bestellen.

4 -.---_-.---.___-

Hiermit bestelle ich verbindlich die ,,Erinnerungsbroschüre“ vom großen 25. Heimattreffen im September 2004 in Rinteln.

Subskriptionspreis von Euro 9,95 inkl. Porto und Versand. Der spätere Verkaufspreis würde Euro 12,50 betragen.

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StraMe, Hausnr.

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Bestellschein An den Helmut Preußler Verlag DagmarstralJe 8 90482 Nürnberg

c] Ich bestelle hiermit das ,,Groß Wartenberger Heimatblatt“ zum Bezugspreis von £ 23,80 jährlich

0 Bitte schicken Sie mir erst ein Probeheft

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Postvertriebsstück B 09656 Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt

Verlag Helmut Preußler Dagmarstraße 8 90482 Nürnberg

Preussler uagmars f.ö yui+B~ fing,

-- *~9656#0~54504#0205* ###

Rolf Freytag 298

Herdweg 6 85652 Pliening

- - _I<- ̂ ._”

Zu dem Artikel ,,Als die Russen kamen“ von Eleonore Doktor, Heft 1/2005

Die Flucht aus unserer Sicht

Ich. Luise Schneider, damals 14 Jahre alt.

und meine Schwester Christa. damals X Jahre

alt. Tiichter des Schlosacrmeisters Schnciclcr.

wohnten IU der Zeit im Schuh-Vogel-Hau\

am Ring 3.5. Mein Gehurt\t;tg an1 18. Januar

licl aufcinen Donnerstag. Bi\ dahin iluchten

\\ir alle noch. wir hiinntcn in unscrcr Heimat

hlciben.

Er\t an Frcitng. den 19. Januar \pititc sich

die Lay so /u. cl~tß wir anfingen, clus Niitigste

/usamnien/t~l~;‘ckcn. Un,crc Mutter Hedwig

Schncicler crkuncligtc \ich an vcrschicclcnen

Stellen, auch bcini Orts~rupl~cnleitcr. Dort

\vurcle \ic mit den Worten hcruhigt: Unscl

Führer Iril.it uns nicht im Stich. Ein paar

Stunden splitcr, abends so gegen 18.00 IJhr,

kamen Hitlcrjungcn in die Wohnung und

forderten uns auf, um 70.00 Uhr mit dem

niitigsten Gcpiick auf dem Schweinemarkt

YU erscheinen. Wir sollten l’ür etwa 14 Tage

evakuiert werden.

ßei eisiger Kälte fanden sich sehr viele

Wartenberger am Abend ein. Zwischendurch

konnten wir uns im Kino etwas aufwärmen.

Von Osten her hiirten wir ununterbrochen

Kanonendonner, und der Himmel war

schaurig rot.

Nach vielen Stunden kamen einige Lastautos,

die uns x~m Wartenberger Hahnhofbrachten.

Dort stand schon ein ganz langer Zug bereit,

der uns auf Umwegen am Samstag l’rüh, 2 1.

Januar. nach Schweidnitx brachte. Dort wur-

den wir erst alle mal verköstigt. Wir hattenja

die ganze Zeit nichts Warmes YLI essen.

Nun hatten wir das Glück, bei einer ‘lantc

unseres Vaters unterzukommen, Wir blieben

dort bis /um 13. Februar.

Unser Grollvuter Johann Schneider wollte

Groß Wartenberg nicht vcrlasscn. Ein paar

Tage ~wch unscrcr Abfahrt hatte ihm ein

Angcstcllter dcs Schlosses nuhcgelegt. mit

dem Ict/ten Pferclct’uhrwtrk der An,ptclltcn

die Heimat /u vcrlasxx, vor dem flinmarxh

der Russen. Wir tralcn uns in Schwcidnit/

wider. Un\cr Vater Erhard Schneider war

im Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Oels

dienstverpflichtet, und durch Zufall fanden

auch wir uns in Schweidnitf wieder.

Von dort erhielt er den Marschbefehl übers

Sudetenland-Erfurt-Nürnberg-Regensburg

nach Passau, wo wir alle am 7. M3r7 an-

kamen. Kur{ vor Kriegsende fiel das Aus-

bcsscrungswerk den ßomben zum OptEr. Unser Vater wurde im Februar 1946 nach

Frankfurt am Main versetzt. wo wir heute

noch leben.

Wii- hoff&, dalli diese Zeilen ct\vas Iur Auf-

klärung über die damalige Zeit beitragen.

I.uisc Viilkcr geb. Schneider.

Fookcnstr. 72. 659.33 Frankfurt a.M.

Christa Bundxhuh geb. Schneiclcr.

Im Heiscnt-ath 1 1, 60539 Frankfurt a.M.