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Hessen:Queensland Exchange Program 2013/ Semester1
Abschlussbericht
1. Vorbereitung vor Ausreise an der Heimathochschule
Mit der Zusage für das Exchange Semester im Semester 1/2013 (Februar bis Juni) an der Australian
Catholic University (ACU) am Campus Brisbane begann für mich eine sehr spannende, ereignisreiche
und schöne Zeit. Nachdem ich das Geld für meine Overseas Student Health Cover überwiesen hatte
(OSHC, Pflichtversicherung für das Studium in Australien, kann man direkt über die ACU beziehen)
und meinen unterschriebenen Letter of Offer zurück an den Studienkoordinator (Tim Johnson)
gesendet hatte, konnte ich mit Hilfe meines Confirmation of Enrolment mein Visum beantragen. Aller
Kontakt mit meiner Gastuniversität lief papierfrei per Email ab, ebenso wie auch der Visumsantrag
und die Erteilung des Visums komplett elektronisch stattfindet.
Weitere Vorbereitungen waren natürlich sowohl die Buchung meines Hinfluges, mit Abflug am Tag
nach meiner letzten Prüfung und Ankunft in Brisbane einen Tag vor der ersten
Orientierungsveranstaltung, als auch meines Rückfluges pünktlich mit Ablauf meines Visums Ende
Juli. Nach dem Ende der Exam Period am 21.06. blieben mir damit noch etwa 6 Wochen, um
Australien zu bereisen.
2. Allgemeine Anmerkungen zur Ausreise und ggf. Anlaufschwierigkeiten am ausländischen
Studienort
Die Ausreise aus Deutschland sowie die Einreise nach Australien verliefen völlig problemlos. Nach
meinem Start in Frankfurt kam ich nach kurzen Zwischenstopps in Dubai und Singapur ca. 25 Stunden
später in Brisbane an und wurde dort am Flughafen kostenlos von einem durch meine Uni gebuchten
Abhol-Service aufgesammelt und zu meinem Hostel gebracht. Da ich nachts um 1 Uhr ankam und
darauf geachtet hatte, während des Flugs nur am Anfang zu schlafen, fiel ich direkt todmüde ins Bett
und vermied so trotz 9h Zeitverschiebung einen Jetlag.
Einen Tag später fand auch schon meine erste Orientierungsveranstaltung statt. Diese richtete sich
gezielt an Exchange Studenten und war demnach vollgepackt mit nützlichen Informationen für einen
guten Start ins (Uni-) Leben in Brisbane. Am Tag danach nahm ich noch an einem „Aマaziミg Cit┞ RaIe“ teil, das Gelegeミheit gaH die aミdereミ E┝Ihaミge Studeミteミ sowie BrisHaミes Cit┞ Ceミtre Hesser kennen zu lernen.
In der darauffolgenden Woche wurden noch einmal zahlreiche Informationsveranstaltungen für alle
internationalen Studierende (nicht nur spezifisch Exchange Studenten) sowie fachspezifische
Infoveranstaltungen und Workshops vom Academic Study Skills Centre angeboten, bevor Ende
Februar dann endgültig die eigentlichen Vorlesungen starteten.
3. Studienaufenthalt an der Gasthochschule:
Hochschule insgesamt:
Die ACU ist in mehreren Städten vertreten, die einzelnen Standorte sind recht klein. Der McAuley
Campus in Brisbane, der etwa 12km vom Stadtzentrum in Banyo etwas außerhalb gelegen ist, ist
sehr familiär mit nur wenigen tausend Studenten. Die Dozenten werden, wie in Australien so üblich,
mit Vornamen angesprochen, die Kurse sind sehr klein (zumindest im Master) und man findet
problemlos Anschluss und Hilfe bei Problemen.
Die Tatsache, dass die ACU eine katholische Einrichtung ist, zeigt sich unter anderem darin dass es
auf dem Gelände eine Kapelle gibt und regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden, an denen
teilnehmen kann wer möchte. Die ACU ist offen für alle Konfessionen, man muss sich also nicht
zwangsläufig dem katholischen Glauben zugehörig fühlen oder Interesse an den Gottesdiensten
zeigen.
Studiensystem:
Normalerweise werden pro Semester 4 Kurse belegt, für jeden erhält man 10 Credits die im
deutschen ECTS System etwa 7 Credits entsprechen. Man muss mindestens 3 Kurse belegen um noch
als Vollzeit-Student zu gelten, bis etwa einen Monat nach Semesterbeginn kann man sich noch von
Kursen abmelden.
Die einzelnen Kurse bestehen normalerweise aus Vorlesung (2-3h) und Tutorium (1-2h). Die
Gesamtnote eines Kurses verteilt sich auf mehrere Assignments, wie z.B. eine Hausarbeit,
Präsentationen und Klausuren. Oft zählt dabei eine Hausarbeit genauso viel oder mehr wie die
Klausur am Semesterende. Das führt dazu, dass man zwar während des Semesters etwas mehr Stress
hat, dafür aber am Ende des Semesters weiß, wo man steht und wie viel man für die Klausur noch
lernen muss/möchte.
Studienangebot:
Die ACU bietet verschiedene undergraduate und postgraduate Kurse. Als Hessen:Queensland
Exchange Student hat man die Vorlage, 3 von 4 der Kurse aus dem eigenen Hauptfach zu wählen
(bzw. 2 von 3 als Masterstudent).
Soziale Integration:
Auch wenn ich mir zu Beginn natürlich ein wenig Sorgen gemacht habe, waren diese völlig
unbegründet. Durch die Einführungswochen lernt man die anderen Exchange Studenten recht schnell
kennen, zudem gibt es an der ACU einen Club für internationale Studierende (McAuley United), der
1-2 Tagesausflüge und kleinere Aktionen wie einen Barbeque organisiert. Zudem waren meine Kurse
recht klein mit 10-15 Teilnehmern, was es sehr erleichterte mit den australischen Studierenden in
Kontakt zu kommen und auch mal etwas gemeinsam zu unternehmen. Die ACU in Brisbane ist ein
sehr kleiner Campus, man kann eigentlich kaum an die Uni gehen ohne mehrmals in ein Gespräch
verwickelt zu werden. Beliebter Treffpunkt ist in und vor der Library. Weiterhin hatte ich Glück mit
meiner australischen Mitbewohnerin, die gemeinsamen Koch- und Sportaktivitäten sehr
aufgeschlossen war.
Wohnsituation:
Schon direkt nach meiner Ankunft in Brisbane begann ich mich nach einer Wohnung umzusehen; die
meisten Anzeigen findet man dazu auf www.gumtree.com.au. Ich hatte direkt Glück – das erste
Zimmer, das ich mir angesehen hatte sollte auch mein Zuhause für die nächsten 5 Monate werden.
Viele haben aber auch etwas länger dafür benötigt, etwas zu finden, da zum Semesterbeginn die
Nachfrage natürlich groß ist.
Es handelte sich bei meinem Zimmer um ein Zimmer in einer 2-er WG mit einer Australierin (und
ihrem Kater) und schon 3 Tage nach meiner Ankunft in Australien zog ich vom Hostel um in mein
neues Zuhause. Pluspunkt war, dass der kostenfreie Shuttlebus, der ab Toombul, Northgate und
Chermside an die ACU fährt, für mich in Laufweite erreichbar war und ich mir so täglich ein paar
Dollar sparen konnte, da ich keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen musste (es gibt kein Studi-
Ticket, nur vergünstigte Fahrtpreise für Studenten). Das Zimmer war mit $170 pro Woche nicht ganz
billig, dafür aber möbliert und mit allem Inklusive, sprich auch Internet, Strom etc. Man kann in
Brisbane sowohl billiger als auch teurer wohnen, ich habe von Zimmern für $130 bis $210 gehört, je
nach Lage und Anzahl der Mitbewohner. Einige hatten sich aus Kostengründen auch dafür
entschieden, sich ein Zimmer mit einer anderen Person zu teilen (auch dafür findet man zahlreiche
Anzeigen auf gumtree), das kam aber für mich nicht in Frage. Miete gezahlt habe ich wöchentlich in
bar, Kündigungsfrist betrug zwei Wochen.
Betreuung vor Ort
Die Betreuung vor Ort war sehr gut. Zwei Wochen vor Vorlesungsbeginn fand eine
Einführungsveranstaltung für Exchange Studenten statt, in der man auch Tim Johnson kennen lernt –
mit diesem hat man sehr wahrscheinlich vor der eigenen Anreise schon per Email Kontakt
aufgenommen, da er derjenige ist der sich um alle Formalien (Letter of Offer, Confirmation of
Enrolment) kümmert. Auch Maria Valastro, der International Student Adviser der ACU ist dabei
anwesend. Sie ist der Ansprechpartner vor Ort für jegliche Schwierigkeiten. In der Woche direkt vor
Vorlesungsbeginn finden dann noch diverse allgemeine Einführungen und Begrüßungen für alle
Studenten statt.
Sprachkenntnisse
Mit meinen Sprachkenntnissen kam ich überraschend gut zurecht – das Lesen englischer Bücher und
Filme auf Englisch anschauen hatte sich definitiv gelohnt. Man bekommt sehr schnell ein gutes
Gespür für die Sprache, wenn man darauf achtet, sich auch darauf einzulassen. So würde ich zum
Beispiel nicht empfehlen mit anderen Deutschen in eine WG zu ziehen, da die Versuchung in der
eigenen Sprache zu sprechen doch sehr groß ist. In den Vorlesungen kam es bei mir zu Beginn vor,
dass ich Schwierigkeiten hatte den Dozenten zu verstehen, wenn dieser sehr leise redete, das hat
sich aber schnell gelegt.
Freizeitangebot:
Ein Nachteil der ACU ist, dass im Vergleich zu den großen Universitäten in Brisbane das Sportangebot
leider nicht so breit gefächert ist und auch mehr aus von den Studenten selbst organisierten
zwanglosen Treffen besteht. Weiterhin werden zwar Ausflüge für internationale Studierende
organisiert, das beschränkt sich aber auf 1-2 Tagesausflüge im Semester und ist nicht mit den
Wochenendtrips der größeren Unis vergleichbar. Dies sollte aber kein Hinderungsgrund sein, die ACU
als Priorität zu wählen, denn mit ein bisschen Eigeninitiative findet man schnell Gleichgesinnte mit
denen man Reisen oder Sport treiben kann.
Brisbane selbst hat ein großes Angebot an Aktivitäten und langweilig wird einem hier eigentlich nicht.
Zudem sind sowohl die Sunshine Coast als auch die Gold Coast mit öffentlichen Verkehrsmitteln in 2
Stunden erreichbar, sodass einem Tages- oder Wochenendausflug nichts im Wege steht. Da in einer
großen Reichweite um Brisbane die sogenannte gocard gilt, mit der hier bargeldfrei alle Fahrten mit
öffentlichen Verkehrsmitteln bezahlt werden, ist es besonders einfach mal spontan in den Zug zu
springen und dem Unistress zu entkommen.
Kosten des Auslandaufenthaltes:
- Hin- und Rückflug ca. 1300 Euro
- Visum ca. 360 Euro ($535)
- Overseas Student Health Cover ca. 143 Euro ($213)
- Miete im Monat 523 Euro (wöchentliche Zahlung von $170)
- Wöchentliche Einkäufe ca. 33 Euro ($50)
- Durchschnittliche Ausgaben im Monat inklusive Miete, Essen und kleinere Ausflüge: 820 Euro
($1200)
4. Kurzdarstellung der von Ihnen belegten Veranstaltungen
Da mir dies als Masterstudent möglich ist, habe mich dazu entschlossen, nur drei anstatt vier Kursen
zu belegen, davon zwei in meinem Hauptfach und einen fachfremden Kurs. Diese Entscheidung hat
sich dementsprechend ausgezahlt, dass ich alle meine Kurse gut bis sehr gut bestanden habe.
Generell sollte man als Austauschstudent, so wurde uns am Anfang gesagt, bezüglich der Noten nicht
allzu hohe Erwartungen haben.
Zu Kursbeginn bekommt man die sogenannte Unit Outline, in der ausführlich aufgeführt ist, welche
Lernziele erreicht werden sollen, welche Leistungsnachweise erwartet werden und was die Kriterien
dafür sind.
EXSC199 – Psychology of Sport and Physical Well-being
Dieser Kurs aus dem Undergraduate Studiengang Exercise Science wurde hauptsächlich von First year
Studenten besucht. Dementsprechend war auch der Inhalt des Kurses darauf ausgerichtet,
Highschool-Abgänger an das wissenschaftliche Arbeiten heranzuführen. Sieht man aber davon ab,
dass dies für Studenten in fortgeschrittenen Semestern nur bedingt interessant ist, so ist der Kurs
generell sehr interessant und macht dank dem hoch motivierten Dozenten (Matt Pink) viel Spaß.
EXSC199 besteht aus einer zweistündigen Vorlesung (die dankbarerweise oft etwas kürzer ausfällt)
und einem zweistündigen Tutorium (für das das gleiche gilt). Themen sind unter anderem Physical
activity adoption and adherence, Personality, Learning and motivation, Psychological skills training
for peak performance, Group dynamics and cohesion und vieles mehr im Sport- und
Trainingskontext. Da ich mich selbst sehr für die Trainingswissenschaft interessiere und zudem auch
das Thema körperliche Aktivität im therapeutischen Rahmen sehr spannend finde, habe ich mich
gezielt für diesen Kurs entschieden. Als Leistungsnachweise wurden eine kurze Gruppenpräsentation
(15%), ein 1000 Wörter Essay (30%) und eine Klausur am Ende des Semester gefordert (55%).
PSYC631 – Psychological Disorders
Der Kurs Psychological Disorders bestand aus zwei Stunden Vorlesung und direkt angegliedert ein
einstündiges Tutorium, meistens wurde dies aber zu einer (etwas anstrengenden) dreistündigen
Vorlesung abgewandelt da für die Menge an Stoff zwei Stunden selten ausreichten. Im Laufe des
Semesters lud die Dozentin viele sehr interessante Gastdozenten ein, u.a. zum Thema Alzheimer und
Störungen im Kindesalter. Generell gab es sehr viel hilfreiches Material in Form von Handouts,
Checklisten und Fallstudien, das ich tatsächlich auch mit zurück nach Deutschland genommen habe
und wahrscheinlich auch im verwenden werde.
Leistungsnachweise bestanden zum einem aus einem Research Paper (3000 Wörter, selbstgewähltes
Thema), das 60% zählte, zum anderen aus einer open book exam mit 40%. Schwierigkeit in diesem
Kurs war, dass wir Studenten nie so richtig wussten, was bezüglich der Leistungsnachweise von uns
erwartet wurde – am Ende haben wir es aber alle gut geschafft.
PSYC633 – Counselling One to One
Counselling One to One war ein sehr praktisch aufgebauter Kurs, der die australischen Studierenden
auf die im nächsten Semester stattfindenden Placements, bei denen sie in Einzelsitzungen an der
universitären Klinik mit Patienten arbeiten sollen, vorbereiten soll. Die dreistündige Vorlesung wurde
im Sitzkreis abgehalten und bestand aus angenehm wenigen Vorlesungsfolien, vielen interessanten
Gesprächen und Diskussionen und viel Partner- und Gruppenarbeit um verschiedenstes durch
Rollenspiel zu üben. An 3 Samstagen fanden Ganztagesworkshops statt, dafür fiel unter der Woche
immer mal wieder die Vorlesung aus.
Der Leistungsnachweis in diesem Kurs war besonders aufwändig. Zum einen gab es am
Semesterende eine Klausur, die aber nur 35% zählte. Der Hauptanteil der Note ergab sich aus einer
schriftlichen Reflexion über zwei Counselling-Gespräche, die man mit einer freiwilligen Person führen
sollte. Der Freiwillige musste eigeninitiativ gefunden werden und sollte auch ein Problem haben,
über das er/sie gerne sprechen würde (nicht klinisch auffällig). Die Sitzungen mussten wir
eigenverantwortlich planen, mit einer Videokamera aufzeichnen und auf Basis der Aufnahmen ein
Transkript anfertigen.
5. Wertung des Studienaufenthaltes
Nach meinem halben Jahr in Australien kann ich sagen: es war all die organisatorischen Mühen und
finanziellen Ausgaben, die es mit sich gebracht hat, wert. Ich habe viele tolle Menschen kennen
gelernt, mit denen ich hoffentlich noch viele Jahre in Kontakt stehen werde und vieles erlebt. Auch
auf akademischer Ebene hat es mich in vielen Bereichen weitergebracht, sei es in meinen Englisch-
Kenntnissen, in meinem Gespür für kulturell sensitive Themen in der Psychotherapie, in der
Vertiefung meines Grundwissens über psychische Krankheiten oder in der praktischen Anwendung
von Gesprächstechniken. Ich möchte daher allen Verantwortlichen des Hessen:Queensland Exchange
Programs sowie den Mitarbeitern des International Office an der ACU danken, die mein
Auslandssemester möglich gemacht haben.