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NR. 12/1 Dez./Jan. 2017 www.das-ideale-heim.ch CHF 9.50 ALPEN- GLÜHEN ZWEI UNTERSCHIEDLICHE RÜCKZUGSORTE IN DEN SCHWEIZER BERGEN RÜCKSCHAU Designers’ Saturday, Biennale Interieur & Vienna Design Week PORTRÄT Das Designstudio New Tendency 11 Seiten Spezial WÄRME Das Neuste zum Thema Feuer und Energie

IH 12 16 CE Portraet New Tendency · 2016. 12. 5. · 104 Das Ideale Heim im Dezember/Januar 2017 — Porträt Moderne Tendenzen Die Möbel und Produkte des Berliner Designlabels

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NR. 12/1Dez./Jan. 2017

www.das-ideale-heim.ch

CHF 9.50

ALPEN-GLÜHEN

ZWEI UNTERSCHIEDLICHE

RÜCKZUGSORTE IN

DEN SCHWEIZER BERGEN

RÜCKSCHAUDesigners’ Saturday, Biennale Interieur & Vienna Design Week

PORTRÄTDas DesignstudioNew Tendency

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Das Ideale Heim im Dezember/Januar 2017 — Porträt104

Moderne TendenzenDie Möbel und Produkte des Berliner Designlabels NEW

TENDENCY zeichnen sich durch eine klare Ästhetik, funktionale Form und regionale Produktion aus. Sie haben das Zeug, Klassiker

von morgen zu werden. Text & Produktion: Kristina Raderschad, Fotos: Christian Schaulin, Redaktion: Carina Iten

Porträt: Designer Manuel Goller (links) mit Bruder Christoph. Nicht im Bild ist Designer Sebastian Schönheit.

Barhocker: Zur Wallpaper-Handmade-Ausstellung in Mailand konzipierten Manuel Goller und Sebastian

Schönheit den skulpturalen Barhocker «Barstool».

Neues Studio: Studio und Showroom von New Tendency befi nden sich in einer ehemaligen

Büroetage in Kreuzberg.

as die Designer Manuel Goller (*1985) und Sebastian Schönheit (*1984) gemeinsam mit Manuels Bruder Chris-toph Goller (*1983) in-

nerhalb weniger Jahre aufgebaut haben, grenzt auf dem hart umkämpften Möbel-markt schon an ein kleines Wunder: Ihr De-signlabel New Tendency, entstanden aus einer Studenteninitiative namens «My Bauhaus is better than yours» an der Bauhaus-Universi-tät Weimar, wo Manuel und Sebastian schon als Studenten gemeinsame Projekte entwi-ckelten, erblickte offi ziell im September 2012

das Licht der Welt. Und präsentiert sich heu-te als kleine, feine Kollektion von formal auf den Punkt gebrachten, hoch ästhetischen und dabei funktionalen Möbeln, Leuchten und Ac-cessoires – allesamt made in Germany – zwi-schen alteingesessenen Grössen der Branche. Etwa mit einem Aufsehen erregenden Messe-stand im Januar 2016 in Köln, wo Neuheiten wie der skulpturale Stuhl «Throne» von Fach-besuchern und Journalisten umlagert waren. Ebenfalls in Köln inszenierte New Tendency einen der spannendsten Events parallel zur Möbelmesse, zu dem namhafte Gestalter wie Mike Meiré und Nathalie du Pasquier ihre Neuinterpretationen (!) von Regal «Click»

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Oben: Die Ablage «Tilt» aus Messing im Detail.

Unten: Im Eingangsbereich werden ausgesuchte Stücke der Kollektion auf schwarz lackierten Kuben fast museal präsentiert: Bestseller wie Beistelltisch «Meta» («unser Signature Piece») aus pulverbeschichtetem Stahl, den es in unzähligen Farbvarianten gibt, oder Garderobe «Hash», ebenfalls aus pulverbeschichtetem Stahl in vielen

Farben (und zwei Grössen), deren geometrische Form an das Nummernzeichen # erinnert.

Neuinterpretation: Im Hintergrund Garderobe «Hash», vorne Stuhl «Throne» von New Tendency in einer Neuinterpretation von Mike Meiré: Während der ursprüngliche Entwurf – ganz im Sinne des Bauhauses – jede

Form von Dekoration vermeidet und damit den herrschaftlich anmutenden Produktnamen «Throne» im Grunde ad absurdum führt, beschäftigt sich Mike Meiré mit einer Neuinterpretation von Dekor. Dafür wählte der

Künstler Sticker, die den Zusammenprall von Hochkultur und Subkultur betonen.

(entworfen von Sigurd Larsen für New Ten-dency) präsentierten. Kurz darauf erhielten New Tendency die Einladung, einen Entwurf zur renommierten Wallpaper-Handmade-Ausstellung im Rahmen der Mailänder Salo-ni beizusteuern. Sie konzipierten einen skulpturalen Barhocker aus Messing bezie-hungsweise pulverbeschichtetem Stahl mit kreisrundem Fuss und Nappaleder- oder Tex-tilsitzfl äche, der eine derart positive Resonanz erzeugte, dass nun an einer serienreifen Aus-führung gefeilt wird.

Bei unserem Besuch im neuen, 250 Quad-ratmeter grossen Showroom und Studio in Berlin Kreuzberg, den New Tendency im Frühjahr bezogen haben, empfängt uns kon-

zentrierte Arbeitsatmosphäre. Im Eingangs-bereich des hellen Einraums werden aus-gesuchte Stücke der Kollektion auf schwarz lackierten Kuben fast museal präsentiert: Best-seller wie Beistelltisch «Meta» aus pulverbe-schichtetem Stahl, den es in unzähligen Farb-varianten gibt, oder Garderobe «Hash», ebenfalls aus pulverbeschichtetem Stahl in vie-len Farben (und zwei Grössen), deren geome-trische Form an das Nummernzeichen # erin-nert. Im hinteren Bereich des L-förmigen Lofts befi ndet sich der Arbeits- und Bespre-chungsbereich. Hier arbeitet eine Gruppe von Designern, Künstlern und Architekten um das Kernteam von New Tendency – Manuel Goller, der für die künstlerische Leitung und

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Links: Die Aufsicht des Stuhls «Throne» in einer Neuinterpretation

von Mike Meiré.

Rechts: Im Hintergrund Meirés Neuinterpretation des Regals «Click» von New Tendency: «A new take on

the Color Field movement.»

Neuinterpretation: Für die Ausstellung «New Tendency & Apartamento» in der Galerie Ruttkowski;68 in Köln lieferten Mike Meiré, Nathalie du Pasquier und Ill Studio ihre persönliche Neuinterpretation von New

Tendency’s Regal «Click». Im Bild: Mike Meiré inszenierte «Click» als Teil einer Farbfeldmalerei, die inspiriert ist von Walter Gropius’ Umgang mit Farbe bei der Gestaltung des Direktorenzimmers am Bauhaus.

in Zusammenarbeit mit Sebastian Schönheit für den Entwurf der Kollektion verantwort-lich ist, sowie Christoph Goller, der sich ums Kaufmännische und die operative Strategie kümmert. Das Zusammenspiel der Diszipli-nen Gestaltung und Vermarktung, dazu ein hervorragendes Netzwerk aus befreundeten Gestaltern (wie Meiré, der zuletzt neben der Neuinterpretation einiger New-Tendency-Entwürfe auch die Gestaltung des neuen Katalogs lieferte), versierter Pressearbeit und einer wachsenden Anzahl renommierter Händler, die Produkte des jungen Berliner Labels in ihr Portfolio aufnehmen, verleiht

New Tendency ein für ein so junges Unter-nehmen auffallend hohes Mass an Professio-nalität – und ist ein Schlüssel zum Erfolg der Newcomer. «Was uns ausmacht, ist eine holis-tische Betrachtungsweise des Entwurfs-, Pro-duktions- und Unternehmensprozesses», so Manuel Goller. Ein anderer, mindestens genauso wichtiger Erfolgsfaktor ist die gestal-terische Stringenz der Kollektion. So unter-schiedliche Produkte wie Steh- und Tisch-leuchten, Tische und Tischgestelle, Stuhl, Barhocker, Garderobe und sogar Trinkgläser, teilweise von Manuel und Sebastian selbst, teil-weise von (befreundeten) Designern wie Sigurd Larsen, Christian Metzner, Jonas Lind-stroem oder dem erst kürzlich verstorbenen Schweizer Galeristen, Architekten und Ge-stalter Clemens Tissi entworfen (Tissi lieferte das Design zu Leuchte «Yuhi»), eint eine gros-se gestalterische Prägnanz, eine bis ins Detail perfekte Ausführung sowie der hohe konzep-tionelle Anspruch. «Der ist sozusagen der rote Faden der Kollektion,» so Manuel Goller, «Und drückt sich sowohl durch die Form als durch die Idee dahinter aus.» Für New Ten-dency ist der Designprozess immer darauf fokussiert, im engen Kontakt mit dem jewei-

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ligen Produzenten zeitlose, qualitativ hoch-wertige Möbel zu entwickeln, deren Formen-sprache so eigenständig ist, dass die Produkte unabhängig von Trends funktionieren. «Eine wichtige Inspiration ist dabei der konstrukti-ve Gestaltungsansatz der Moderne, was sich sicher nicht zuletzt aus unserem Studium an der Bauhaus-Universität in Weimar erklärt», so Manuel Goller. «Wir mögen minimalisti-sche, grafi sche Formen, die zumeist auf dem Papier und als Pappmodelle entwickelt wer-den. In der Umsetzung arbeiten wir gerne mit Stahl, weil das ein Material ist, das uns erlaubt, sehr präzise zu sein. Mit heutigen Lasercut-

Technologien ist es nur ein kleiner Schritt vom grafi schen Modell zum produktionsreifen Prototyp.» Gemeinsam mit dem jeweiligen Produzenten versuchen New Tendency, Her-stellungsprozesse zu optimieren, um bestmög-liche Qualität zu gewährleisten, denken bei der Gestaltung aber immer auch Verpa-ckungs- und Vertriebsprozesse mit. «Die meisten unserer Produkte sind modular und ermöglichen so eine effi ziente Verpackung, Lagerung und den Versand. Viele unserer Pro-dukte gibt es ausserdem in einer Custom-Ver-sion.» So lässt sich etwa Tisch «Masa» über 12 verschiedene Grössen des Tischgestells so-wie Material, Farbe und Oberfl äche von Ge-stell und Platte individuellen Wünschen von Kunden, Architekten und Planern anpassen – und ist damit so kompatibel wie erfolgreich. Geordert unter anderem für die Ausstattung der Elbphilharmonie Hamburg, des Staatsmi-nisteriums Baden-Württemberg oder des DAM Frankfurt, war er zusammen mit ande-ren New-Tendency-Objekten im Oktober 2016 in New York zu sehen, in einer von Matylda Krzykowski (u. a. Depot Basel) kura-tierten Ausstellung in der Galerie Chamber.

www.newtendency.de

Links: Nathalie du Pasquier’s Neuinterpretation des Regals «Click» spielt mit Farben und geometrischen

Dekors.

Rechts: Neuinterpretation des «Masa»-Tischs durch Mike Meiré. Die Tischplatte aus Living Glass lenkt den Blick auf das ansonsten

verdeckte Tischgestell, gefertigt aus spiegel poliertem Messing.