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Schwerpunkt Berufliche Schulen: Kooperation Reform-Eckwerte Hamburger Berufsbildungsreform Novellierung Berlin: Berufbildungsreformgesetz 15. Jahrgang · 1/ 2005 Schul-TÜV Länderübergreifend: Qualitätssicherung Informationen für Hamburger Berufliche Schulen Gemeinsam ist man stark Nach: Hamburger Wirtschaft 4/2004

Informationen für Hamburger Berufliche Schulen · Eine umfassende Reform des Berufsbildungssystems in Ham-burg steht bevor.Hauptreformziel ist eine Qualitätsverbesse-rung der Beruflichen

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Schwerpunkt

Berufliche Schulen:Kooperation

Reform-Eckwerte

Hamburger Berufsbildungsreform

Novellierung

Berlin: Berufbildungsreformgesetz

15. Jahrgang · 1/ 2005

Schul-TÜV

Länderüberg

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Informationen für Hamburger Berufliche Schulen

Gemeinsam ist man stark

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04

„Ein Skandal, die Versäumnisse in unserem Schulsystem!“

Wege der Integration

ihbs · Informationen für Hamburger Berufliche Schulen

HerausgeberReferat Berufliche Schulenim Amt für Bildung der Behörde für Bildung und SportHamburger Straße 131,22083 Hamburg

f 428 63-21 31Fax: 428 63-40 33

e-mail:[email protected]

RedaktionMichael Schopf, B 42-2 (verantwortlich)Anke Elger-Miehe, G 3Norbert Meincke, H 17Ilse Sand, H 7Dr. Manfred Schwarz, PA-12

Gestaltung und KoordinationDr. Manfred Schwarz, PA-12

RedaktionsassistenzLiane Eggert (V 254), Text u. Grafik

Layout & SatzSimson Graphix, Hamburg

DruckSimson Graphix, Hamburg

Die INFORMATIONEN FÜR HAMBURGERBERUFLICHE SCHULEN erscheinen nachBedarf. Namentlich gekennzeichneteBeiträge werden nur vom Autorverantwortet.15. Jahrgang, Heft 1 /2005

MIT SPITZER FEDER:ZEITGESCHEHEN

Quellen: Süddeutsche Zeitung vom 24.11.04; Frankfurter Rundschau vom 15.9.04; Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 23.11.04;Stuttgarter Zeitung vom 8.11.04

2 2/2004

32/2004

EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Erde bewegt sich wie von selbst, auf derErde müssen wir uns selbst bewegen! Dasmacht Mühe und ist mit Konflikten verbunden,aber zur Zielerreichung müssen Herausforde-rungen bewältigt werden. Und man muss ersteinmal anfangen! Genau das passiert jetzt:■ Die umfassende Reform des beruflichen

Schulwesens wird auf Basis neuer Eck-punkte in Angriff genommen.

■ Das mehr als 30 Jahre alte Berufsbildungs-gesetz, quasi das Grundgesetz der Berufs-bildung, wird novelliert.

■ Die Europäische Union entwickelt Vorschlä-ge zur einheitlichen Gestaltung der Berufs-bildung und zur transparenten Einordnungder unterschiedlichsten Bildungsgänge in ei-nen einheitlichen Referenzrahmen.

Die in dieser Ausgabe der IHBS abgedrucktenEckwerte zur »Reform der beruflichen Schulenin Hamburg« sind zwar schon viel detaillierterals frühere Papiere, müssen jetzt aber in vielenEinzelprojekten kleingearbeitet werden. Undder Teufel steckt ja nicht im großen Wurf! Inden nächsten Heften wird dann über den Fort-gang der Arbeit berichtet werden. Ehe man»von oben« verordnet, sollte man allerdings zufreiwilligen Lösungen kommen – und das wirdam Beispiel einiger KooperationsbeispieleHamburger beruflicher Schulen illustriert.

Manche Hamburger Reformschritte werdenauch davon beeinflusst werden, wie die Novel-lierung des Berufsbildungsgesetzes ausfällt.Zwar ist alle Welt von der umfassendenReformbedürftigkeit dieses Gesetzes über-zeugt, nach heutigem Stand der Novellierungscheinen sich aber die Anhänger einer Domi-notheorie durchzusetzen, wonach man keinenwichtigen Stein bewegen darf, will man nichtdas Gesamtsystem zum Einsturz bringen. Pro-totypisch für diese Haltung ist der Hauptaus-

schuss des Bundesinstituts für Berufsbildung,der in seiner Zusammensetzung aus Vertreterndes Bundes, der Arbeitgeber, der Arbeitneh-mer, der Länder-Wirtschaftsminister undschließlich der Länder-Bildungsminister mehr-heitlich die abgedruckte Stellungnahme ver-fasst hat.

Möglicherweise vergeuden wir unsere Res-sourcen ohnehin auf dem falschen Feld. Dennwährend wir auf nationaler Ebene erbittert umdie richtigen Kommata im Berufsbildungsge-setz streiten, bahnt sich auf europäischer Ebeneeine Reform aller nationalen Berufsbildungs-systeme an, worüber in diesem Heft zumindestkurz berichtet wird. Die EU schafft in kurzerZeit mit einem modularisiertem Credit-Systemfür die Berufsbildung (ECVET, analog ECTSin den akademischen Ausbildungen), mit ei-nem achtstufigen Referenzrahmen (EQF) undmit dem EUROPASS zur Bescheinigung for-mell und informell erworbener Kompetenzendie Eckpunkte für ein europäisches System derBerufsbildung. Die EU kann bisher zwar keinLand zwingen, sich an europäische Standardsder Berufsbildung anzupassen, aber nach heu-tigem Stand der Erkenntnisse werden fast alleeuropäischen Länder schnell mitziehen – undwir hökern weiter mit unserem Exportschlager»Duales System der Berufsausbildung« herumund schließen fest die Augen.

Leserinnen und Leser dieser Ausgabe derIHBS gehören anschließend immerhin zu denInformierteren, und darüber freut sich

Ihr

4 2/2004

INHALT

Nachrichten regional

Eckwerte: Vorschläge der BBSReform der Beruflichen Schulen 6

Interpretierte ZahlenAktuelle Lage auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt 10

Carl-Heinz DooseAus der Bachstraße in die Behörde:Vom Postschaffner zum Chef von 3000 Lehrkräften 11

NachrufHeiko Bargmann:Unvergesslicher Personalreferent 13

PersonalienBestellungen 13

Nachrichten überregional

BIBB-Generalsekretär Helmut PützAusbildungspakt:Alles in Ordnung? 14

Reform des BerufsbildungsgesetzesThesen von Michael Schopf:Reform oder Reförmchen? 16

BerufsbildungsreformgesetzDas Bundesinstitut für Berufsbildungnimmt Stellung 17

Schul-TÜVLänderübergreifend:Qualitätssicherungssysteme und Evaluation 19

Reform des Beruflichen Ausbildungssystems 6 Hamburg

Eine umfassende Reform des Berufsbildungssystems in Ham-burg steht bevor. Hauptreformziel ist eine Qualitätsverbesse-rung der Beruflichen Bildung, die auf einer echten Partner-schaft zwischen der Wirtschaft (mit ihren Ausbildungsbetrie-ben) und dem Hamburger Staat (mit seinen BeruflichenSchulen) beruht.

Carl-Heinz Doose: 11Mit elf Jahren Überstunden geht er in Pension

Im November 1940, in derBachstraße – 300 m entferntvon der heutigen Schulbehör-de – ist er zunächst aufge-wachsen. Fast 65 Jahre später –elf Jahre Überstunden in derBehörde haben sich mittler-weile angesammelt: Der frühe-re Briefträger Carl-Heinz Dooseverabschiedete sich als Chefvon den 3000 Lehrkräften anBeruflichen Schulen.

Nachruf: Heiko Bargmann 13bleibt unvergessen

Am 16. Oktober 2004 ist derlangjährige Personalreferentfür die Hamburger BeruflichenSchulen – Heiko Bargmann –verstorben. Kollegen, Freundeund Familie werden ihn nichtvergessen.

52/2004

INHALT

Schwerpunkt

Schule, Politik und Wirtschaft: 22Luftfahrttechnische Kooperation mit Toulose

Hamburg ist der Initiator für eine deutsch-französische „Luft- und Raumfahrttechnik“. Die Gewerbeschule 15, Politik,Hochschulen und Luftfahrtunternehmen aus Hamburg undToulose arbeiten zusammen.

Berufsschulen Einzelhandel: 23

Die Zusammenarbeit ist eine ihrer Stärken

Im Bereich des Einzel-handels kooperieren vierBerufsschulen in beson-derer Form – vor demHintergrund der erfolgtenNeuordung der Ausbil-dungsnormen. Es sind dieH 1, H 6, H 11 und die H 13.

Schwerpunkt

LuftfahrttechnikKooperation Berufliche Schulen:Hamburg und Toulouse 22

Berufsschulen EinzelhandelZusammenarbeit –das ist ihre Stärke 23

FSP I, FSP II, W3 und W5Sozialpädagogik:Neue Kooperation 25

FortbildungDas Projekt SQ10 bietet einevernetzte Entwicklung und Beratung 27

Gesund und sattZusammenarbeit: Schulen imErnährungs- und Gesundheitsbereich 29

Rubriken

EditorialVeränderungen:In Beruflichen Schulen und anderswo 3

Mit spitzer FederKarikaturisten karikieren 2

ChartsAusgerissen:Zahlen beschreiben die Gegenwart 31

Zitat 32

Beispiele:Etliche Hamburger Berufliche Schulenkooperieren intensiv

6 2/2004

Nachrichten regional

A: Ausgangslage und Zielsetzung 1. Hauptziel der Reform der Beruf-lichen Schulen in Hamburg ist eineQualitätsverbesserung der beruflichenBildung, die auf einer echten Partner-schaft zwischen der Wirtschaft mit ihrenAusbildungsbetrieben und dem Staatmit seinen Beruflichen Schulen beruht.In den Beruflichen Schulen in Hamburgsollen Jugendliche und junge Erwach-sene Ausbildungs- und Berufsfähigkeiterlangen mit allen dazu notwendigenfachlichen, methodischen, personalenund sozialen Kompetenzen, um damiteine größere Praxisnähe und eine deut-liche Erhöhung der Arbeitsmarktchan-cen für Absolventen aller beruflichenBildungsgänge in Hamburg zu errei-chen.

2. Aktuelle Herausforderungen im Be-reich der Beruflichen Schulen: ■ Steigerung der Attraktivität der dua-

len Berufsausbildung im Hinblick aufdie Erwartungen von Wirtschaft undGesellschaft

■ branchenmäßige Profilierung■ Optimierung der Kooperation zwi-

schen Ausbildungsbetrieben und Be-rufsschulen

■ Verbesserung der Flexibilität und Ei-genverantwortlichkeit der Beruf-lichen Schulen

■ Reduzierung überlangen Verbleibensvon Schülerinnen und Schülern imSystem

■ effektiver Einsatz der Ressourcendurch Output-Steuerung.

3. Im Mittelpunkt des neuen Reform-ansatzes steht daher eine deutlicheQualitätsverbesserung der beruflichenBildung in Hamburg durch größereSelbständigkeit und Selbstverantwor-tung der einzelnen Beruflichen Schulein echter Partnerschaft mit den Ausbil-dungsbetrieben im Rahmen einer Glo-balsteuerung. Mit dem Zielbild derSelbständigen Beruflichen Schule ist dieErwartung verbunden, dass größere

Entwicklungsmotivation bei Lehrkräf-ten nur erreicht werden kann durch einestärkere Identifizierung mit dem Erfolgder eigenen Schule. Die BeruflichenSchulen in Hamburg brauchen eineselbstbestimmte Neuausrichtung undProfilbildung. Angestrebt wird einestärkere Verantwortlichkeit aller Betei-ligten für den Ausbildungserfolg jedeseinzelnen Schülers.

B: Selbständige Berufliche Schulen4. Berufliche Schulen haben bereitsjetzt eine sehr weitgehende Selbständig-keit, die sie weiter ausbauen sollen. Ge-plante Maßnahmen sind deshalb■ eine deutliche Output-Orientierung,

d.h. ein Messen des Erfolges Beruf-licher Schulen an den Ergebnissen(Prozess- und Ergebnissteuerung)und die Übernahme der Verantwor-tung für den Output anhand vorge-gebener Ziele

■ weitestgehend eigenverantwortlicheAusgestaltung von Bildungsplänenund Stundentafeln unter Wahrungder Steuerungshoheit des Staates

■ die Ermöglichung individuellen Ler-nens für jede Schülerin und jedenSchüler im Rahmen von Entwick-lungsstandards (Qualitätssicherung)

■ ein eigenes Budget der Schulen fürPersonal- und Sachmittel

■ die Verlagerung eines Teils der bis-lang in der Behörde für Bildung undSport wahrgenommenen Aufgabenund Verantwortungen auf die einzel-nen Beruflichen Schulen. (Bei Bedarfkönnen die Schulen Verwaltungs-unterstützung im LIB (s.u.) und inder BBS abrufen.)

5. Ziel ist die Entwicklung von sinnvollkonzipierten, gut funktionierenden Ein-heiten unter Berücksichtigung von Ef-fektivität und Bildungsgängen. DieSelbständigkeit der Schulen muss so-wohl Qualitäts- als auch Wirtschaft-lichkeitskriterien genügen. Ausdrück-lich gewünscht ist ein prozesshaftes,

freiwilliges und aus eigener Motivationheraus erfolgendes Sich-Zusammen-schließen verschiedener Schulen auf-grund regionaler oder fachlicher Ver-bundenheit unter Berücksichtigungökonomischer Effizienz.

6. Die selbständig arbeitenden Beruf-lichen Schulen fassen ihre Schulformengrundsätzlich in zwei Abteilungen zu-sammen. Die Abteilung I umfasst denerweiterten Bereich der Berufsausbil-dung (Berufsschule und Berufsvorbe-reitungsschule). In der Abteilung IIwerden u.a. die Berufsfachschulen(voll- und teilqualifizierend), die Fach-oberschulen, das Wirtschaftsgymnasi-um, das Technische Gymnasium sowiedie Fachschulen zusammengefasst.

Diese Unterteilung soll die zielgerich-tete intensivere Kooperation mit derWirtschaft im Hinblick auf die Abtei-lung I ermöglichen (s. dazu Ziffern 10und 11), aber keinesfalls zu einer orga-nisatorischen Trennung der verschiede-nen Schulformen oder zu einer unsach-gemäßen Stückelung in der Handha-bung von Personal und Budget führen.Flexible Regelungen sollen insbesonde-re dort möglich sein, wo es keine Schul-formanteile der Abteilung II gibt.

7. Die Selbständigen Beruflichen Schu-len werden mit einem eigenen Budget(ggf. mit Erfolgs- und Innovationskom-ponenten) ausgestattet. Da die Ergeb-nisverantwortung für den effektivenEinsatz der finanziellen Mittel bei derEinzelschule liegt, wird der Anreiz derausbildenden Wirtschaft, sich finanziellan »ihren« Berufsschulen zu beteiligen,erhöht. Ein eigenes und selbstverant-wortlich eingesetztes Personalbudgetermöglicht eine flexible Handhabungder Einstellung neuer Lehrkräfte undsonstigen Personals, eine eigenverant-wortliche Personalentwicklung, aberauch die Umwandlung von Stellen inGeld. Die Schulen sollten für denwachsenden Bereich der Verwaltungs-

Eckwerte: Vorschläge der BBS vom 18.11. 2004

Reform der Beruflichen Schulen in Hamburg

72/2004

Nachrichten regional

aufgaben aus dem eigenen Budget ei-nen kaufmännischen Leiter einstellen. Die Freie und Hansestadt Hamburgbleibt Dienstherrin der Beamtinnenund Beamten und Arbeitgeberin beiden Arbeitern und Angestellten. DerSchulleiter selbständiger BeruflicherSchulen ist Dienstvorgesetzter des pä-dagogischen und des nichtpädagogi-schen Personals. Das Nähere wird inden Ziel- und Leistungsvereinbarungenmit den Beruflichen Schulen geregelt.

8. Die zukünftige Rechtsform der Be-ruflichen Schulen soll den vorgenann-ten Zielsetzungen genügen. Die beruf-lichen Schulen, die als unselbständigeAnstalten öffentlichen Rechts geführtwerden, werden in Selbständige Anstal-ten öffentlichen Rechts oder Landesbe-triebe nach Landeshaushaltsordnungumgewandelt. Damit erhalten die Be-ruflichen Schulen eine eigene Rechts-bzw. Teilrechtsfähigkeit, ihre Eigenstän-digkeit und Eigenverantwortlichkeitwird erhöht. Die Dienstherreneigen-schaft bleibt beim Staat.

9. An den einzelnen selbständigenSchulen und am Landesinstitut für Be-

rufsbildung (LIB) werden jeweils eigen-ständige Personalräte gebildet.

C: Kooperation der BeruflichenSchulen mit der Wirtschaft/Neue Gremienstruktur10. Ziel der Reform ist es, die Identifi-kation der Ausbildungsbetriebe mitden Beruflichen Schulen in Hamburgzu erhöhen und mehr Betriebe für dieBerufsausbildung zu gewinnen. Inso-weit sollen die Mitwirkungs- und Ent-scheidungsrechte innerhalb der beidenzukünftigen Abteilungen der Beruf-lichen Schulen unterschiedlich ausge-staltet werden. Vorgesehen ist in derzukünftigen Abteilung I eine gleichbe-rechtigte Teilhabe von Staat und Wirt-schaft, also in dem erweiterten Bereichder Berufsausbildung unter Beachtungdes Grundsatzes der staatlichen Ge-samtverantwortung (Abteilung I). Zu diesem erweiterten Bereich der Be-rufsausbildung zählen die dualenAusbildungsgänge und die Berufs-vorbereitungsschule. In den auf denmittleren Schulabschluss, die Fach-hochschulreife und die Hochschulreifeabzielenden Vollzeitbereichen der Be-ruflichen Schulen (Abteilung II) soll

die Verantwortung allein durch denStaat wahrgenommen werden.

11. Die aktuelle Gremienstruktur derBeruflichen Schulen soll neu konzipiertund effizienter gestaltet werden. Abge-schafft werden sowohl die Beiräte derBeruflichen Schulen, als auch dieSchulkonferenz. Vorgesehen werdenstattdessen je ein Schulvorstand für dieAbteilung I und für die Abteilung II.Die Schulvorstände bestehen aus maxi-mal 10 Personen. Der Schulvorstand für die Abteilung Ibesteht aus Vertretern der Lernortkoo-perationen (LOK), Fachverbände(Branchen) und Innungen, Vertreterndes pädagogischen Personals sowie jeeinem Schüler- und einem Elternvertre-ter. Zwei für die Ausbildungsbetriebezuständige Fachgewerkschaften werdenin den Schulvorstand I mit beratenderStimme kooptiert. Schul- und Wirt-schaftsvertreter haben im SchulvorstandI die gleiche Zahl von Sitzen. Die Sitzeder Wirtschaftsseite werden von Kam-mern, Innungen und Verbänden einver-nehmlich besetzt.

Einen weiteren Schulvorstand gibt esfür die Abteilung II unter Beteiligung

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Nachrichten regional

von Vertretern des pädagogischen Per-sonals, Schülern und Eltern. Die beiden Schulvorstände könnenauch zusammen tagen. Unbeschadetder Letztverantwortung der Schulleiterhaben die Schulvorstände Beteiligungs-rechte in Bezug auf alle grundsätzlichenund strategischen Entscheidungen, u.a.im Hinblick auf die Behandlung derZiel- und Leistungsvereinbarungen unddes Wirtschaftsplans.

12. Auch zukünftig soll es für die unter-schiedlichen dualen BildungsgängeLernortkooperationen (LOK) mit grö-ßerer Verbindlichkeit als bisher geben.Es handelt sich hierbei um ein Gre-mium von Lehrkräften sowie Ausbil-dern und Innungsvertretern für den-selben Beruf. Die Organisation dieserLernortkooperationen soll durch ei-ne/n Vertreter/in der Wirtschaft erfol-gen. Die bildungsgangbezogenen Lern-ortkooperationen dienen insbesondere ■ dem gemeinsamen Entwickeln von

Standards ■ der Festlegung eines gemeinsamen

Outputs■ der Weiterentwicklung von Ausbil-

dungsinhalten und Ausbildungsqua-lität

■ dem Wissenstransfer (Wissensplatt-form)

■ der Hinzuziehung von betrieblichenAusbildern

■ der Organisation des Berufsschul-unterrichts und der Konfliktregelung

■ dem Verabreden gemeinsamer Pro-jekte.

D: Übergeordnete Steuerungsebene13. Die Beratung und Unterstützung,Gesamtsteuerung, Beobachtung undWeiterentwicklung des Systems Berufli-che Bildung in Hamburg soll zukünftigin einem neu zu gründenden Landesin-stitut für Berufsbildung (LIB) erfolgen.Hauptaufgabe des schlank zu konzipie-renden Instituts ist die Unterstützungder selbständigen Schulen und damitletztlich die Verbesserung der Qualitätder Ergebnisse der Beruflichen Schu-len. Es handelt sich um ein Bottom-up-Modell, das auf der Eigenständigkeitder Einzelschule aufbaut und in Institutund Behörde lediglich einen Rahmenfür die Gesamtsteuerung sieht.

14. Das LIB wird in drei Bereichen ar-beiten: ■ In dem Bereich ‚Grundsatz und Auf-

sicht’ erfolgen die Verteilung desGlobalbudgets an die BeruflichenSchulen, der Abschluss der Ziel- undLeistungsvereinbarungen auf der Ba-sis der Berichte der externen Schulin-spektion sowie anstelle der bisheri-gen Schulaufsicht ein Controlling inBezug auf die Erfüllung der Ziel-und Leistungsvereinbarungen. Im

Rahmen der Rechtsaufsicht werdenauch zukünftig Maßnahmen bean-standet, die gegen geltende Rechts-vorschriften verstoßen. Im Rahmender Fachaufsicht wird insbesonderedie Einhaltung der fachpolitischenVorgaben in Verbindung mit denZiel- und Leistungsvereinbarungenüberprüft.

■ Im Bereich »Personal« wird das LIBfür die übergeordnete Personalent-wicklung, die Personalclearingstelleund die Schulleiterbestellung verant-wortlich sein. Zusätzlich koordiniertdas LIB für den Bereich der Beruf-lichen Schulen die Lehrerfortbildung.In der Personalentwicklung, aber auchin Bezug auf andere Themenfelder,wird das LIB als Servicestelle bzw.Assistenzeinheit fungieren, solangedie Schulen nicht über eigenes Know-how und Kapazitäten verfügen.

■ In einem dritten Aufgabenbereich»Beratung und Unterstützung«, wirddas LIB insbesondere tätig bei derEntwicklung von Bildungsgängen,dem Qualitäts- und Wissensmanage-ment und der IuK Ausstattung. ImBereich der Schülerströme, der In-vestitionen und der Bauunterhaltungdient das LIB im Bedarfsfall alsClearingstelle. Die Beratungs- undUnterstützungsstellen für den Beruf-lichen Bereich (REBUS-B und SIZ-C) werden in das LIB eingegliedert.

15. Zwischen dem Landesinstitut Be-rufsbildung und der Behörde für Bil-dung und Sport wird eine Ziel- undLeistungsvereinbarung getroffen. In derBBS wird es zur Vorbereitung und zurKontrolle der Einhaltung dieser Ziel-und Leistungsvereinbarungen eine Stel-le geben, die die Rechts- und Fachauf-sicht über das LIB wahrnimmt. DiePersonalsachbearbeitung und dieRechtsberatung verbleiben in der BBS.Das LIB macht im Rahmen des Bud-gets Vorschläge für den Haushalt, dervon der BBS festgestellt wird.

16. In dem Landesinstitut für Berufsbil-dung soll es ein Kuratorium geben. Indiesem werden Entscheidungen imKonsensprinzip angestrebt. Im Dissens-

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Nachrichten regional

fall obliegt dem Präses der Behörde fürBildung und Sport die Letztentschei-dung. Die gleichberechtigte Teilhabeder Wirtschaft erstreckt sich auf ■ die berufsbildungspolitischen Schwer-

punktsetzungen (Abteilung I)■ die Festlegung der curricularen Rah-

menbedingungen (Abteilung I) ■ die Erstellung der Vorschläge zur

Verteilung des Globalhaushaltes aufdie einzelnen Schulen

■ die Unterbreitung von Vorschlägenzur Bestellung der Schulleitungen.

Entsprechend den Vorgaben des Arti-kel 7 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG),wonach das gesamte Schulwesen unterder Aufsicht des Staates steht, verbleibtsomit die Steuerungshoheit beim Senatund der Bildungsbehörde. Dies gilt ins-besondere für die Rechts- und Fachauf-sicht in Grundsatzfragen, aber bei-spielsweise auch für die Festlegung vonBildungsstandards und Prüfungsanfor-derungen der Bildungsgänge, da auchdie Rechte der Deputation gewahrtwerden. An der im LIB erfolgenden in-haltlichen Ausgestaltung bzw. der Um-setzung der Standards und Grundsätzein Bezug auf die ZLV der Abteilung Iist das Kuratorium zu beteiligen.

Das Kuratorium am LIB besteht auszwölf Personen. Es setzt sich wie folgtzusammen:■ ein/e vom Präses der BBS benannte

Vorsitzende/r■ zwei Vertreterinnen oder Vertreter

der BBS■ eine Vertreterin oder ein Vertreter

der BWA ■ zwei von der Behörde für Bildung

und Sport benannte Schulleiter oderSchulleiterinnen

■ sechs Vertreterinnen oder Vertreter,die von allen auf dem Gebiet derFHH tätigen zuständigen Stellen imSinne des Berufsbildungsgesetzes(BBiG) im Einvernehmen mit denauf dem Gebiet der FHH tätigenUnternehmensverbänden und In-nungen benannt werden.

Außerdem werden zwei Vertreter derSpitzenorganisationen der Gewerk-

schaften mit beratender Stimme koop-tiert.

Die Aufgaben des Landesausschussesfür Berufsbildung (LAB) bleiben unbe-rührt.

17. Folge stärkerer Selbstverantwortungder staatlichen Beruflichen Schulenwird darüber hinaus eine externe Schul-inspektion sein. Hier soll eine stichpro-benartige Evaluation bzw. Inspektion inmehrjährigen Abständen durch einmöglichst unabhängiges Gremium ge-währleistet werden. Vorgesehen ist einkleiner fester Personenkreis, zeitlich be-fristet ergänzt durch Experten ausSchule, Wirtschaft und Wissenschaft.Die externe Inspektion führt zunächsteine Bestandsaufnahme durch, späterQualitätsuntersuchungen. Schließlichbewertet sie schulische Entwicklungenund Leistungen. Sie berichtet gegenü-ber der Schule und gegenüber demLIB.

E: Schulleiterbestellung und Rolle desLeiters oder der Leiterin BeruflicherSchulen18. Die Schulleiterin bzw. der Schullei-ter einer Selbständigen BeruflichenSchule hat ein sehr viel breiteres Aufga-benspektrum und eine deutlich größereVerantwortung als im bisherigenSystem. Auf diese besondere Rolle derzukünftigen Schulleiterinnen undSchulleiter ist das Verfahren zur Beset-

zung von Schulleiterstellen abzustim-men. Die angehenden Schulleiterinnenund Schulleiter sollen allein nach Eig-nung, Befähigung und Leistung imHinblick auf die neuen Herausforde-rungen ausgewählt werden. Die not-wendigen Kenntnisse insbesondere imBereich der Personalführung, Budget-verantwortung und der stärker selbst-verantworteten pädagogischen undwirtschaftlichen Steuerung müssen inFortbildungsveranstaltungen erworbenund nachgewiesen werden. Das bisheri-ge Findungsverfahren wird für den Be-reich der Beruflichen Schulen ersetztdurch ein standardisiertes qualifiziertesAuswahlverfahren (z.B. Assessment),in dem Mitwirkungsrechte der Wirt-schaft und des Lehrerkollegiums vorzu-sehen sind. Die Bestellung der Schullei-ter erfolgt durch die Behörde für Bil-dung und Sport.

19. Überdacht, neu konzipiert und denErfordernissen der Selbständigen Be-ruflichen Schulen angepasst werden sollauch das Auswahl- und Bestellungs-verfahren für alle Funktions- und Be-förderungsstellen in den BeruflichenSchulen. Die Auswahlentscheidung er-folgt hier in der Verantwortung desSchulleiters – ebenfalls auf der Basis ei-nes Auswahlverfahrens und der Votenaller in der Beruflichen Schule jeweilsmitbetroffenen Gremien und Gruppie-rungen.

10 2/2004

Nachrichten regional

Die Handelskammer Hamburg und dieHandwerkskammer Hamburg habendie im Ausbildungskonsens mit demHamburger Senat am 23. Juni 2004 be-schlossenen Ziele zum größten Teilerreicht. Beide Kammern haben imVergleich zum vorherigen Vermitt-lungsjahr die in ihrem Organisations-bereich neu abgeschlossenen Ausbil-dungsverträge deutlich gesteigert. DieHandelskammer Hamburg verzeichnetEnde September diesen Jahres 7.802neu abgeschlossene Ausbildungsver-träge, das ist eine Steigerung gegenüberdem Vorjahr von 3,0 Prozent, dieHandwerkskammer Hamburg erreichtmit 2.379 neu abgeschlossenen Verträ-gen gar einen Zuwachs von 11,5 Pro-zent. Gleichwohl ist es, wie im weiterenVerlauf dargestellt wird, offenkundignicht gelungen, jedem ausbildungswil-ligen und -fähigen Jugendlichen einAusbildungsangebot in der dualenAusbildung zu machen.

Die Zunahme der neu abgeschlosse-nen Ausbildungsverträge bei den beiden großen Kammern, auf die imvergangenen Jahr fast 87 Prozent allerneu abgeschlossenen Ausbildungsver-träge entfielen, spiegelt sich in einerSteigerung der Zahl jener Berufsschülerwider, die in diesem Jahr ihre Ausbil-dung begonnen haben. Ihre Zahl hat

im Vorjahresvergleich um 796 zuge-nommen, das entspricht einer Steige-rung von 6,9 Prozent (vgl. Tabelle 1).

Aus Tabelle 1 geht hervor, dass zweiGruppen von Berufsschülern (= Auszu-bildenden) in diesem Jahr ihren Anteilerheblich steigern konnten, nämlich dieAuszubildenden ohne Hauptschulab-schluss und die Auszubildenden mit all-gemeiner Hochschulreife. Die gesamteSteigerung der ersten Gruppe entfälltauf die beiden Ausbildungsberufe Ver-käufer und Fachkraft im Gastgewerbe.Die Ursache für diese Steigerung liegtdarin, dass diese beiden Berufe im dies-jährigen Hamburger Ausbildungspro-gramm stark vertreten sind. Die Steige-rung in der zweiten Gruppe könnten alsUrsachen haben, dass mehr Abiturien-ten anstelle eines Studiums eine dualeBerufsausbildung begonnen habenund/oder mehr Studienabbrecher in ei-ne duale Ausbildung gewechselt sind.

Obwohl die Zahl der Auszubilden-den deutlich zugenommen hat, ist indiesem Schuljahr wiederum ein erheb-licher Anstieg der Schüler in den be-ruflichen Vollzeitschulen zu verzeich-nen, namentlich in den Berufsfach-schulen. Dort ist die Zahl der Schülerim 1. Jahr gegenüber dem Vorjahr um740 gestiegen. In den vergangenenJahren hat die Berufsfachschule im-

mer dann hohe Schülerzuwächse er-reicht, wenn das Ausbildungsangebotin der betrieblichen Berufsausbildungknapp war. In den vollqualifizieren-den Berufsfachschulen streben die Ju-gendlichen alternative Berufe an (zumBeispiel Technischer Zeichner, che-misch-technischer Assistent, pharma-zeutisch-technischer Assistent) odersie versuchen in den teilqualifizieren-den Berufsfachschulen höherwertigeSchulabschlüsse und zugleich Teilqua-lifikationen zu erlangen, die ihreWettbewerbsposition bei der künfti-gen Suche nach einem betrieblichenAusbildungsplatz verbessern helfen.

Wie lässt sich die Entwicklung in denberuflichen Vollzeitschulen erklären?Die im Vergleich zum Vorjahr um 619höhere Zahl (15.785 gegenüber 15.166

Schuljahro. Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss Fachhochschulreife Hochschulreife sonst. Abschlüsse zu-

sammenabsolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in %

1997/98 366 3,0% 3.009 25,0% 4.887 40,6% 548 4,5% 3.234 26,9% 12.044

1998/99 318 2,6% 2.774 22,8% 4.866 40,1% 728 6,0% 3.462 28,5% 12.148

1999/00 295 2,3% 2.902 23,0% 5.111 40,5% 795 6,3% 3.502 27,8% 12.605

2000/01 342 2,7% 3.018 23,5% 5.148 40,1% 850 6,6% 3.474 27,1% 1 0,0% 12.833

2001/02 352 2,7% 2.952 23,0% 5.478 42,6% 989 7,7% 3.075 23,9% 1 0,0% 12.847

2002/03 368 3,1% 2.807 23,3% 5.054 42,0% 1.008 8,4% 2.731 22,7% 77 0,6% 12.045

2003/04 328 2,8% 2.657 23,0% 4.747 41,2% 976 8,5% 2.740 23,8% 82 0,7% 11.530

2004/05 418 3,4% 2.726 22,1% 4.938 40,1% 980 8,0% 3.151 25,6% 113 0,9% 12.326

Differenzzu

2003/0490 27,4% 69 2,6% 191 4,0% 4 0,4% 411 15,0% 31 37,8%

796

6,9%

Tab. 1: Schulische Vorbildung der Berufsschüler mit Ausbildungsvertrag, die im jew. Schuljahr ihre Ausbildung begonnen haben

Zahlen

Aktuelle Lage auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt

Nachrichten regional

112/2004

im Vorjahr) der Absolventen aus denHamburger allgemein bildenden Schu-len und eine offenbar zunehmendeZahl von Absolventen mit allgemeinerHochschulriefe, die nicht studieren, las-sen die Nachfrage nach dualen Ausbil-dungsplätzen stärker steigen als daszweifellos ausgeweitete Angebot an du-alen Ausbildungsplätzen. Eine weitereUrsache für die Zuwächse im dualenSystem und in den beruflichen Vollzeit-schulen könnte mit einer gestiegenenZahl sog. Altbewerber zusammenhän-gen, die sich schon mehr als ein Jahr

um einen betrieblichen Ausbildungs-platz beworben haben. Der Anteil derneuen Ausbildungsverträge mit Auszu-bildenden aus dem Hamburger Umlandhat dagegen nicht zugenommen; er liegtseit vier Jahren bei etwa 33 %.

Die weiterhin angespannte Lage aufdem Hamburger Ausbildungsmarktspiegelt sich auch in der Geschäfts-statistik der Berufsberatung der Ar-beitsagentur Hamburg wider: Danachlag zum Ende des Vermittlungsjahresam 30.9.2004 die Zahl der freien Aus-bildungsplätze mit 138 Stellen höher als

im Vorjahr. Noch stärker hat jedoch dieZahl der unvermittelt gebliebenenBewerberinnen und Bewerber zuge-nommen, und zwar von 656 im vergan-genen Jahr auf 811. Die sog. Aus-bildungslücke, das ist der Saldo ausfreien Ausbildungsstellen und unver-mittelt gebliebenen Bewerberinnen undBewerbern, ist verglichen mit dem Vor-jahr um genau 100 Stellen gestiegen.

DIETER RUMPF, B 41-2KLAUS-DIETER SCHULZ, V 121-1

Carl-Heinz Doose

Eine steile Karriere:Vom Postschaffner zum Chef von 3000 Hamburger LehrernFrisch gebackener Pensionär mit elf Jahren Überstunden

Am 10. November 1940, da wurde er –300 Meter von der heutigen Schulbe-hörde entfernt, in der Bachstraße –geboren: Carl-Heinz Doose. Fast 65Jahre später hatte er eine beispielloseKarriere absolviert: Aus dem gelerntenBriefträger war der Chef von 3000Hamburger Lehrern an BeruflichenSchulen geworden. Der frühere Post-schaffner hatte nun die Dienstbezeich-nung Leitender Oberschulrat. Aus derBesoldungsgruppe A 2 war jetzt B 2 ge-worden.

Am 26. August 2004 hat sich die Sze-ne »Hamburger Berufsbildung« im Al-tonaer Theater getroffen. Mehr als 200Weggefährten waren gekommen, umCarl-Heinz Doose in den Ruhestand zuverabschieden.

Über 40 Jahre ist er im ÖffentlichenDienst gewesen. Mit 14 Jahren hat erseinen beruflichen Werdegang begon-nen, mit einer zweieinhalbjährigen Leh-re zum Postboten. Schon bei der Postlernte er vieles, was auf späteren Postendurchaus hilfreich war: Strippen ziehenund Austeilen – das kann man immerm̀al gebrauchen.

Vor dem Eintritt in den HamburgerLandesdienst diente Carl-Heinz Doosezunächst allerdings woanders: beim

Bund, bei den Bundeswehr-Pionieren.Spöttische Zungen behaupten, dort, beiden Harburger Soldaten, habe er zumBeispiel die wertvolle Kompetenz er-worben, im Bedarfsfall zur Tarnungauch wirksam viele Nebelkerzen zu wer-fen . . . Zum Gefreiten hat er’s übrigensdort gebracht. Das war wieder die Be-soldungsgruppe A 2.

Auf dem zweiten Bildungsweg, überAbend-Realschule und den damals er-sten Lehrgang im Hansa-Kolleg, hat C.-H. Doose Abitur gemacht, um dann imSS 1965 ein Studium zu beginnen (Han-

delslehramt: in den Fächern VWL,BWL, Jura, Pädagogik und in denNebenfächern Politische Wissenschaftund Verkehrsbetriebslehre). Im achtenSemester legte er die Erste Staatsprü-fung ab.Nach dem Referendariat und einer sehrkurzen Tätigkeit als Handelsschullehrerin Bergedorf begann er seine Arbeit inder Schulbehörde, im Raum M an derHamburger Straße. Unter seinen jungenKollegen waren damals Klaus Hopp(viel später Chef der Präsidialabteilungund heutiger Leiter der ProjektgruppePUMA) und Dieter Rumpf, heute zu-ständig für Ausbildungs- und Arbeits-marktanalysen sowie Evaluationen inder Aus- und Weiterbildung. Die erstenAufgaben für Carl-Heinz Doose in derBehörde: Mitwirken beim Zusammen-führen der staatlichen Aufgaben in deraußerschulischen Berufsbildung in dieBildungsbehörde und bei der Erstellungdes ersten Hamburger Berufsbildungs-berichts von 1972. Es folgten u.a. dieMitwirkung an der Schaffung von För-derprogrammen zur Ausbildungsplatz-gewinnung, die Entwicklung der voll-qualifizierenden außerschulischen undaußerbetrieblichen Berufsbildung sowiedie Vernetzung dieser Bildungsgänge

mit der schulischen Berufsbildung, derAusbau der Ausbildungsberatung beiden zuständigen Stellen, die Weiter-entwicklung der Berufsbildungsstatistik,die Abschaffung des Status »Jugend-licher ohne Ausbildungsvertrag« unddie Ersetzung durch Vollzeitbildungs-maßnahmen, die Ausweitung des Be-rufsspektrums für Mädchen, diverseModellversuche, die Umstellung derBerufsvorbereitung auf ein produktions-orientiertes Konzept, die Einführung ei-nes flächendeckenden ganzheitlichenDV-gestützten Konzeptes für die Schul-verwaltung, die Übernahme der umfas-senden Bauunterhaltung durch die be-ruflichen Schulen, die Einführung desLernfeldkonzeptes für duale Berufsbil-dung und für erste Vollzeitbildungsgän-ge, die Entwicklung der Eckpunkte füreine Wissensmanagementkonzeptionder beruflichen Schulen und die Vorbe-reitung der DV-Infrastruktur für diesesKonzept, die Einleitung der ersten lan-desweiten Untersuchung von Leistun-gen, Motivationen und Einstellungen inberuflichen Vollzeitschulen sowie vonVerbleibsuntersuchungen für Vollzeit-schüler – nicht zuletzt um die An-schlussfähigkeit der Bildungsgänge zuverbessern. Genug der Beispiele!

Während seiner beruflichen Tätigkeithat er unter acht Senatoren gearbeitet,am Anfang unter Peter Schulz, demspäteren Ersten Bürgermeister. Es folg-ten die Senatoren/Senatorinnen GünterApel, Joist Grolle, Rosemarie Raab,Ute Pape, Rudolf Lange, Reinhard Sol-tau und Alexandra Dinges-Dierig.

16 Jahre leitete C.-H. Doose die Be-rufsschulabteilung in der Schulbehörde.Drei Jahrzehnte war er nicht nur ständi-ger Ideenproduzent. Es ist ihm vielmehrgelungen, viele theoretische Projekte indie Praxis umzusetzen. So gelten die Be-ruflichen Schulen – ebenfalls in SachenNeue Technologien – als vorbildlich or-ganisiert. Der Ltd. Oberschulrat hat»seinen« Schulen viel Eigenständigkeiteingeräumt, schon damals, als der Be-griff »Selbständige Schule« noch nichtbesonders »in« war.

Aber er hat auch couragiert koordi-niert. So ist es ihm gelungen, Schullei-tungen zu motivieren, ihre Schulen an

die Spitze der Qualitätsentwicklung zuführen. Eine ungeheure Arbeitsfülle hater dabei bewältigt. Penibel – so ist ereben halt – hat er seine vielen Überstun-den immer wieder zusammengezählt.Bei seiner Pensionierung hatte er ganzeelf (!) Jahre (!) Überstunden angesam-melt. Beruf und Hobby – die sind beiihm stets eins. Vor über 13 Jahren grün-dete er für die Schulbehörde – auch daseinzigartig in der Bundesrepublik – eine»eigene« berufsbildende Zeitschrift, dieInformationen für Hamburger Berufli-che Schulen (IHBS). Zwei seiner dama-ligen Mitstreiter sind noch heute tätigfür diese IHBS, die ganz in seinem Sin-ne mittlerweile ebenfalls im Internet zulesen sind.

Kennzeichen von Carl-Heinz Doosesind seine vorausschauende Suche nachLösungen, bei denen auch die beruflichePartnersicht einbezogen ist, und seineBeharrlichkeit, sobald er von einer Sa-che überzeugt ist. Dies erlebten Mitar-beiter, Kollegen und Vorgesetzte in sei-nem ganzen Berufsleben. Daher zitiertedie Senatorin für Bildung und Sport,Alexandra Dinges-Dierig, aus einer Be-urteilung über ihn in ihrer Ansprache imAltonaer Theater zutreffend: »HerrDoose kennt keine Scheu vor Vorge-setzten, die er offen und hartnäckig be-rät.«

Eine Festrede der ganz besonderenArt trug Michael Schopf bei der Pensio-nierungsfeier im Theater vor, Grund-satzreferent in der Abteilung Berufliche

Schulen und bisher Stellvertreter vonC.-H. Doose. Seine Ansprache auf derTheaterbühne war keineswegs ein reinesLoblied, sondern eine humorig-ironi-sche, gelegentlich sogar sarkastischeLaudatio – dazu noch frei gehalten.Hier ist noch einmal klar geworden: DerLtd. Oberschulrat Doose hat sich umdie Beruflichen Schulen in Hamburgverdient gemacht.

Wissen Sie übrigens, was Herr Dooseheut’ so macht in seiner vielen Frei-Zeit? Faulenzen – das kommt für ihnnatürlich nicht in Frage. Er führt seineAufgabe als ehrenamtlicher Vorsitzen-der des Kuratoriums der StiftungGrone-Schule und im Aufsichtsrat desBerufsbildungswerkes Hamburg fort.Die Stiftung Grone-Schule arbeitet mitmehreren Tausend Unternehmen zu-sammen. Rund 800 Mitarbeiter qualifi-zieren in Deutschland und den Nach-barstaaten (insbesondere Polen) ver-schiedenste Menschen an über 50Standorten in der Erstausbildung undder Weiterbildung und es geht um dieBeratung und die Vermittlung in dasBeschäftigungssystem.

Als neues Ziel in seinem Hobbybe-reich Berufsbildung hat Carl-HeinzDoose sich die Dokumentation undAnalyse der bisher vergleichend nichtaufgearbeiteten neueren Entwicklungenin der beruflichen Bildung in denBundesländern der BundesrepublikDeutschland vorgenommen.

MANFRED SCHWARZ

12 2/2004

Nachrichten regional

Alte und neue Wirkungsstätte für Carl-Heinz Doose: Stiftung Grone-Schule

132/2004

Nachrichten regional

Ein etwas schalkhaftes Lächeln warsein Erkennungsmerkmal. Und genaudieses Lächeln hatte die Trauergemein-de vor Augen, die den langjährigenOberschulrat und Personalreferentenfür die Beruflichen Schulen in Ham-burg, Heiko Bargmann, am 16. Ok-tober 2004 zur letzten Ruhe begleitete.Oberschulrat Bargmann lachte von ei-ner großformatigen Fotografie auf diesehr zahlreich versammelte Gemeindeaus Angehörigen, Freunden und beruf-lichen Weggefährten herunter.

Nachdem Heiko Bargmann eineschwere Infektion soweit ausgeheilthatte, dass die Entlassung aus einer Re-habilitationsmaßnahme bereits un-mittelbar bevorstand, ereilte ihn einRückfall, der innerhalb sehr kurzer Zeitam 10. Oktober 2004 zu seinem Todführte. Er war gerade 67 Jahre alt ge-worden.

Die Empfindungen, die die Erinne-rungen an den Menschen Heiko Barg-

mann, an den Kollegen und Vorgesetz-ten in den Beruflichen Schulen sowie inder Behörde für Bildung und Sportprägen, sind Warmherzigkeit und Für-

sorge, Vertrauen und Verlässlichkeit,aber auch Authentizität und Unabhän-gigkeit. Heute würde sein Wirken ver-mutlich als outputorientiert bezeichnetwerden. Womit gesagt sein soll, dass esihm auf das Ergebnis ankam. Und dieErgebnisse des Bargmannschen Han-delns waren bei Beteiligten und Betrof-fenen vollkommen unstrittig. Dagegenblieb der Weg, den er dahin ging, nichtzuletzt auch für Vorgesetzte gelegent-lich etwas geheimnisumwittert. Undwer wusste schon, dass Heiko Barg-mann der erste Frauenbeauftragte fürdas pädagogische Personal an beruf-lichen Schulen war?

Wir trauern um den Verlust einesgroßartigen – menschlichen und gerad-linigen – Kollegen und Mitstreiters. Sei-ner Familie wünschen wir Kraft, dasschwere Schicksal des viel zu frühenVerlustes zu bewältigen.

ADALBERT HELFBEREND, B 42-1

Nachruf

Heiko Bargmann

Personalien

BestellungenBornmüller, Thomas

zum stellvertretenden Schulleiter der G 9zum 01.11.2004

Lorenz, Karl-Heinzzum Schulleiter auf Zeit der G 17

zum 20.10.2004

Sietas, Alfredzum Schulleiter auf Zeit der G 18

zum 01.12.2004

Blanz, Susannezur stellvertretenden Schulleiterin der H 16

zum 18.08.2004

Schnitzler, Bernhardzum stellvertretenden Schulleiter der H 17

zum 01.12.2004

Kästner, Hans-Jochembisher Schulleiter der W 8; zum Schulaufsichtsbe-

amten (B 42-8)zum 20.10.2004

Manthey, Hildegardzur Abteilungskoordinatorin an der W 1

zum 20.10.2004

Sander, Wolfgangzum Abteilungskoordinator an der G 18

zum 20.10.2004

Gragen, Haraldzum Koordinator an der H 14

zum 02.12.2004

Peymann, Christianzum Abteilungsleiter der BS an der H 18

zum 07.12.2004

14 2/2004

Nachrichten überregional

Herbst 2004: Die betriebliche Ausbil-dungsplatzsituation in Deutschland istin bester Ordnung. Alle sind zufriedenund fallen sich glückstrahlend in dieArme: An der Spitze der Bundesregie-rung die Bundesministerin für Bildungund Forschung sowie der Bundesmi-nister für Wirtschaft und Arbeit, flan-kiert von einem strahlenden Bundes-kanzler. Im Hintergrund lächelt derBundespräsident und führt den Erfolgbei der Akquisition von zusätzlich30.000 Ausbildungsplätzen und jederMenge Praktikantenstellen daraufzurück, dass Deutschland wiederoptimistisch, selbstbewusst und erfolgs-orientiert in die Zukunft blickt. DasJammertal ist durchschritten.

Die Präsidenten der Dachverbändeder Wirtschaft erklären, sie hätten esimmer schon gewusst, dass ihre Zusagezum Ausbildungspakt gegenüber demBundeskanzler auch den letzten Unter-nehmer in der deutschen Provinz dazubewegen werde, neue betriebliche Aus-bildungsplätze zur Verfügung zu stellenoder erstmals in die Ausbildung einzu-steigen und trotz wirtschaftskonjunktu-reller und wirtschaftsstruktureller Kriseauszubilden. Die bisher immer beklagtefehlende Ausbildungsreife vieler Ju-gendlicher auf Grund eines miserablenSchulsystems sei da ja nun auch keinwirklicher Hinderungsgrund. DieHandwerksbetriebe haben mehr Lehr-lingsstellen zur Verfügung gestellt als esAusbildungsplatzbewerber gibt.

Die Koalitionsfraktionen haben ihrenEntwurf für ein Umlagefinanzierungs-gesetz (»Berufsausbildungssicherungs-gesetz«), das aus dem Vermittlungsaus-schuss postwendend zurückgekommenist, nicht nur in die hinterste Schubladeverbannt, sondern gleich dem Reißwolfanheim gegeben. Die Bundesagenturfür Arbeit, die einzelnen landes- undregionalen Arbeitsagenturen zeigenglückliche Mienen, denn der Überhang

beim betrieblichen Ausbildungsplatz-angebot übersteigt die geforderten 15Prozent erheblich.

Gerade die jungen Unternehmen dermodernen Dienstleistungswirtschaft su-chen händeringend Auszubildende, umihren eklatanten, nun schon seit Jahrenbestehenden Fachkräftemangel endlichbeheben zu können.

Der Deutsche Gewerkschaftsbundund die Einzelgewerkschaften, allenvoran die IG-Metall, führen den enor-men Zuwachs beim betrieblichen Aus-bildungsstellenangebot auf ihren Basis-druck zurück, auf ihre Forderung nachUmlagefinanzierung, nach Übernahme-garantie der Ausgebildeten und auf ihreerfolgreiche Einflussnahme auf dieBundesregierung. Die Verbände derLehrer an berufsbildenden Schulen,allen voran der VLW, erklären, dieseoptimale Versorgung der Jugendlichenmit Ausbildungsangeboten gehe ein-deutig auf die Personal-, Struktur- undQualitätsverbesserungen der berufsbil-denden Schulen in jüngster Zeit zurück.

Das Bundesinstitut für Berufsbildungist sich sicher, dass die neugestaltetenAusbildungsberufe der letzten Jahre,erarbeitet zusammen mit den Sachver-ständigen der Arbeitgeber und der Ge-werkschaften, konstitutiv seien für dasbetriebliche Ausbildungsplatz-Plus, undnatürlich seine konkreten Maßnahmenbei den BMBF-Förderprogrammen,wie STARegio usw. Frau Bundesminis-terin Bulmahn wird überall in der Pres-se wegen ihrer Erfolge bei der betrieb-lichen Ausbildungsplatzsituation gelobtund sie selbst erklärt den erstaunlichenErfolg mit den gezielten Maßnahmenzum Ausbau regionaler Ausbildungs-netzwerke und der »Ausbildungsoffen-sive 2004«, und nicht zuletzt mit derNovelle zum Berufsbildungsgesetz, dem»Berufsbildungsreformgesetz«, das ge-rade seine letzten parlamentarischenHürden in Bundestag und Bundesratnimmt.

Alles in Ordnung also in der beruf-lichen Bildung und der betrieblichenAusbildungsplatzsituation. Wenigstenshier: Sonne über Deutschland!

Und tatsächlich: Im Sommer 2004sind die Erwartungen optimistischer,denn der Industrie- und Handelskam-merbereich und auch das Handwerkmelden eine positive Entwicklung beiden Abschlüssen der bei den Kammernneu eingetragenen Ausbildungsver-träge. In einzelnen Kammerbereichen,beispielsweise bei der Industrie- undHandelskammer Bonn/Rhein-Sieg,übersteigt das Angebot an betrieblichenAusbildungsplätzen die Nachfrage derJugendlichen.

In vielen anderen Regionen, insbe-sondere in den ostdeutschen Ländern,sieht die Situation schlechter aus. DieBundesagentur für Arbeit meldet, dass. . . (. . . Aktualisierungsvorbehalte . . .)freien betrieblichen Ausbildungsplätzen(ein Rückgang um ... Prozent im Ver-gleich zum Vorjahr) eine Nachfrage vonJugendlichen in Höhe von ... gegen-übersteht, was einem Anstieg/Rück-gang von ... Prozent entspricht. Auchdas Bundesinstitut für Berufsbildung,das offenbar von der allgemeinen Opti-mismus-Welle nicht erfasst ist, sieht dieSituation für viele Jugendliche vielskeptischer und prognostiziert auchzum 30. September 2004 einschließlichder »Dunkelziffer« rd. 100.000 Jugend-liche ohne betrieblichen Ausbildungs-platz.

Eine durchgreifende Umkehrung desbisherigen Trends bis zum Jahr 2003 istauch in diesem und im kommendenAusbildungsjahr kaum erkennbar. Inden letzten elf Jahren von 1992 bis2003 ist bei der Entwicklung der Bil-dungsbeteiligung in Deutschland dieZahl der Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen von 773.000 auf934.000 gestiegen. Demgegenüber istdas offizielle Ausbildungs-Gesamt-angebot im gleichen Zeitraum von

Aufwertung der Berufsfachschulen

Ausbildungspakt:Alles in Ordnung?

152/2004

Nachrichten überregional

722.000 auf 572.000 gesunken. In denletzten vier Jahren von 1999 bis 2003ist die Zahl der neu besetzten betrieb-lichen Ausbildungsplätze von 550.000auf 497.000 zurückgegangen. Gleich-zeitig hat es eine Abstimmung mit denFüßen und Köpfen hin zu vollquali-fizierenden schulischen Berufsausbil-dungen gegeben, die in den letzten elfJahren bis 2003 von 101.000 auf172.000 signifikant angestiegen sind.Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahlder Studienanfänger von 291.000 auf385.000 erhöht.

Einige dieser Entwicklungstrends inProzentangaben: In den bezeichnetenvier Jahren ist die Zahl der neu besetz-ten betrieblichen Plätze von 60 % auf53,3 % abgesunken. Das ist eine alar-mierende Entwicklung. Insgesamt istdie Bildungsbeteiligung von Jugend-lichen bei betrieblichen und außerbe-trieblichen Ausbildungsplätzen anteiligin den letzten elf Jahren von 77 % auf60 % abgefallen. Der Zuwachs derZahl der Jugendlichen in vollqualifizie-renden schulischen Berufsausbildungs-gängen beträgt in den letzten elf Jahren5,4 % (13,0 % zu 18,4 %).

Das Lehrstellenangebot hat sich inDeutschland also seit Anfang der 90er-Jahre deutlich verringert. Standen 1992noch 93 Angebote je 100 Absolventenaus allgemein bildenden Schulengegenüber, waren es 2003 nur noch 61.Da die Ausbildungsstellennachfrage derJugendlichen nicht mehr ausreichendbefriedigt werden konnte, wichen dieJugendlichen verstärkt auf berufsvor-bereitende Maßnahmen sowie auf alter-native Ausbildungsgänge beruflicherSchulen aus – in der Regel mit der Ziel-setzung, die eigene Vorqualifikationund damit die Bewerbungschancen zuverbessern und Wartezeiten bis zumBeginn der Lehre zu überbrücken. DerAnteil der Jugendlichen, die an irgend-einer Art berufsvorbereitender Maß-nahmen teilnahmen, stieg in den elfJahren von 1992 bis 2003 von 35 % auf56 %: auch dies eine alarmierendeZahl. Befragungen von Absolventenvollqualifizierender berufsfachlicherMaßnahmen deuten an, dass selbst indiesen Fällen der direkte Hinstieg in die

Erwerbstätigkeit nicht die Regel ist,sondern weiterhin die Aufnahme einerbetriebliche Lehre angestrebt wird.

Angesichts dieser Entwicklungen undder weiterhin eingeschränkten Aufnah-mefähigkeit des betrieblichen Ausbil-dungssystems befürchtet das Bundes-institut für Berufsbildung Fehlentwick-lungen in zweierlei Hinsicht:■ Zum einen eine ineffiziente Bean-

spruchung von Bildungsressourcenaußerhalb des dualen Systems, alsoeine übermäßige Funktionalisierungals »reine« Warteschleifen sowie un-zureichende Nutzung als alternativesInstrument zur Erlangung eines fürdie Aufnahme einer Berufstätigkeitvollqualifizierenden Abschlusses.

■ Einen wachsenden Anteil von Ju-gendlichen, der dauerhaft ohne voll-qualifizierenden Berufsabschlussbleibt.Ursächlich für diese schlechte Ent-

wicklung ist ein beträchtlicher Rück-gang des von den Betrieben undVerwaltungen bereitgestellten Ausbil-dungsplatzangebots. Wir müssen imHinblick auf die oben genannten Zah-len in den letzten elf Jahren einen Ver-lust von fast 150.000! betrieblichenAusbildungsplätzen feststellen. Nimmtman das betriebliche Ausbildungs-platzangebot anhand der neu abge-schlossenen Ausbildungsverträge inGesamtdeutschland, also frühereBundesrepublik und DDR, seit Mitteder 80er-Jahre, also ungefähr in denletzten 20 Jahren, so müssen wir einenbetrieblichen Ausbildungsplatzverlustvon rund 350.000 Stellen registrieren.

In den letzten elf Jahren ist dagegendie Zahl der Schüler im Berufsvorberei-tungsjahr um 119 % gestiegen; die Zahlder Teilnehmer an berufsvorbereitendenMaßnahmen der Bundesagentur fürArbeit: Zuwachs 131 %; Schüler imvollzeitschulischen Berufsgrundbil-dungsjahr: + 50 %; Berufsfachschülerdes ersten Ausbildungsjahres in Bil-dungsgängen, die eine beruflicheGrundbildung vermitteln: + 61 %;Fachoberschüler im ersten Ausbildungs-jahr (11. Klasse): Steigerung um 141 %.Insgesamt nahm die Zahl der Jugend-lichen, die in den hier aufgeführten Bil-

dungsgängen eine berufliche Grund-qualifikation erwarben, um 93 % zu.

Diese Zahlen sprechen für sich.Angesichts dieser dramatischen Ent-

wicklungen kann ich es nur als Reali-tätsverlust bezeichnen, wenn das Kura-torium der Deutschen Wirtschaft fürBerufsbildung gemeinsam mit den Ge-werkschaften in seiner Presseerklärungvom 13. Juli 2004 behauptet, durch dieNovellierung des Berufsbildungsgeset-zes entstehe »eine weitere Verschulungder Berufsausbildung« und das bedeuteeinen Systemwechsel weg vom bewähr-ten dualen System. Diese Position be-deutet aus meiner Sicht einen unerträg-lichen Zynismus gegenüber jungenMenschen, die eine berufliche Quali-fikation suchen, wenn es seitens desKuratoriums wegen des angeblich feh-lenden Bezugs zur beruflichen Praxisabgelehnt wird, vollzeitschulische Bil-dungsgänge mit dualen Berufsaus-schlüssen dann gleichzusetzen, wenn ih-re Berufsbildungsinhalte vergleichbarsind.

Die Verantwortung für diese Verant-wortungslosigkeit hat das Kuratoriumder Deutschen Wirtschaft selbst zu tra-gen, aber ich kann mir einfach nichtvorstellen, dass vernünftige Gewerk-schaften diese Position teilen.

In Zukunft benötigen wir drei stabileSäulen der beruflichen Bildung:

Ein solides, entwickeltes und stabilesduales System mit den zwei Hauptlern-orten Betrieb und Berufsschule sowiemit einem möglichst großen, kalkulier-baren Anteil betrieblicher Ausbildungs-plätze. Das ist die beste Garantie gegenJugendarbeitslosigkeit.

Ein neugestaltetes vollzeitschulischesBerufsbildungssystem mit dem Rück-grat der Berufsfachschulen – nennenwir es »Berufsfachschule plus« –, indem in einer Art Sandwich-Systemvollzeitschulische Phasen und betriebs-praktische Phasen ab einem halben Jahraufwärts sich abwechseln. Diese »neueBerufsfachschule« ist eine in jeder Hin-sicht sinnvolle, arbeitsmarktadäquate,kognitiven Anforderungen und Höher-qualifizierungen entsprechende, ergän-zende Ausbildungssäule zum dualenSystem.

16 2/2004

Nachrichten überregional

Ein akzeptiertes und ausgebautesSystem außerbetrieblicher Berufsaus-bildung analog dem dualen System, dasdie Jugendlichen qualifiziert, die be-sonderer Förderung bedürfen, weil sienicht voll ausbildungsreif sind oder vombetrieblichen und vollzeitschulischenAusbildungsmarkt nicht aufgenommenwerden.

Hierüber ideologiefrei im Sinne derAusbildungs-, Arbeits- und Lebens-chancen der jungen Menschen nach-

zudenken, zu diskutieren und zu ent-scheiden ist die Verantwortung aller,die unser Berufsbildungssystem ins-gesamt zeitgerecht modernisieren undweiterentwickeln müssen.

Es gibt das richtige Prinzip: Wer be-wahren will, muss verändern!Prof. Dr. Helmut Pütz ist Präsident desBIBB.

HELMUT PÜTZ, GENERALSEKRETÄR DES BIBB

Die Bundesregierung hat einen Ent-wurf zur Novellierung des Berufsbil-dungsgesetzes (BBiG) vorgelegt. Dievor allem von den Ländern damit ver-bundenen Hoffnungen dürften weitge-hend enttäuscht werden. Das BBiG istnach Meinung von Bund und Ländern,von Arbeitgebern und Arbeitnehmernseit vielen Jahren reformbedürftig – nurüber die Richtung gab es fundamentaleMeinungsverschiedenheiten. Also be-wegte sich (wie in solchen Situationenüblich) lange nichts. Seit einiger Zeit istjetzt aber Bewegung in die Angelegen-heit gekommen, nicht zuletzt durchStichworte wie Ausbildungsabgabe undAusbildungspakt.

Das »Duale System der Berufsausbil-dung« ist rechtlich bekanntermaßennicht ganz einfach gestaltet. Der Bundleitet aus der Verfassung die Zuständig-keit für die Gestaltung des betrieblichenTeils der Ausbildung ab, die Ländersind wegen der verfassungsmäßigenKulturhoheit der Länder zuständig fürdie Ausbildung am Lernort Berufsschu-le. Bei der Erarbeitung neuer oder ak-tualisierter Berufe stützt sich der Bundbei der Erarbeitung von Ausbildungs-ordnung (mit Ausbildungsrahmenplan)auf Vertreter der Arbeitgeber und Ar-beitnehmer, die Länder bei der Erar-beitung des Rahmenlehrplans auf schu-lische Experten. Verfahrensregelungenzur Koordination der Aktivitäten vonBund und Ländern sind im »Gemein-

samen Ergebnisprotokoll von 1972«festgehalten, also juristisch auf einemrecht niedrigen Niveau.

Die Länder wollten jetzt zumindestdie schlimmsten Schieflagen berichti-gen, die seit Inkraftsetzung des Geset-zes im Jahre 1969 bestehen. Die»Philosophie« des Gesetzes besteht jadarin, dass die Ausbildungsleistungenim Wesentlichen im Ausbildungsbetrieberbracht werden und die betrieblicheSeite deshalb auch den größten Einflussauf die Gestaltung der Ausbildungs-und Prüfungsstrukturen haben muss.Wichtige Forderungen der Länder sind:■ Frühzeitigere und gewichtigere Ein-

beziehung bei der Neuschaffung undAktualisierung von Berufen (unterBerücksichtigung auch des Aspektsschulischer Umsetzbarkeit, beispiels-weise bei »Splitterberufen«)

■ Offenhaltung der Ausbildung fürHauptschüler und Begrenzung derAusbildungsdauer auf drei Jahre

■ Anrechnung schulischer erworbenerKompetenzen, zum Beispiel in teil-qualifizierenden Berufsfachschulen

■ Zulassung von Absolventen schuli-scher Vollzeit-Bildungsgänge (bei-spielsweise sogenannte Assistenz-Be-rufe) zu Kammerprüfungen

■ Einbeziehung berufsschulischer Leis-tungsfeststellungen in das Gesamter-gebnis der Abschlussprüfung

■ Flexibilität für Entwicklungen imKontext des europäischen Kreditsys-

tems für Berufsbildung (ECVET),des EUROPASSES zur Förderungberuflicher Mobilität und zur Aner-kennung auch informell erworbenerKompetenzen sowie des europäi-schen Referenzrahmens zur Defini-tion von Ausbildungsniveaus.Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorga-

nisationen lehnen die Vorstellungen derLänder fast vollständig ab; es sieht soaus, als würde sich der Bund diesen an-schließen. Die vorherrschende Meinungspiegelt sich in der nachfolgend abge-druckten Stellungnahme des Hauptaus-schusses der Bundesinstituts für Berufs-bildung (BIBB) wider. Die von derBundesregierung eingebrachte Geset-zesnovelle wurde am 28.Oktober 2004im Bundestag beraten und dann an diezuständigen Ausschüsse verwiesen.

Die im Rahmen der Arbeit der För-deralismus-Kommission diskutierteVerlagerung der Verantwortung für diegesamte Berufsausbildung (also auchdes betrieblichen Teils) auf die Länderwird auch von den meisten Ländernnicht für sinnvoll gehalten.

Und ob angesichts des Maastricht-Kommuniqués vom 14. Dezember2004 zur künftigen Gestaltung der Be-rufsbildung in der EU nicht das gesam-te deutsche Ausbildungssystem auf denPrüfstand zu stellen ist, dürfte sich sehrbald herausstellen.

MICHAEL SCHOPF,B 42-2

Berufsbildungsgesetz: Thesen

Reform oder Reförmchen?

172/2004

Nachrichten überregional

Der Hauptausschuss des Bundes-instituts für Berufsbildung (BIBB)*hat in seiner Sitzung am 27.10.2004in Berlin eine Stellungnahme zumEntwurf des Berufsbildungsreform-gesetzes beschlossen. Die Stellung-nahme hat folgenden Wortlaut:

Der Hauptausschuss des Bundes-instituts für Berufsbildung begrüßteine Novellierung des Berufsbil-dungsrechts, soweit sie zur Moderni-sierung und Flexibilisierung der be-ruflichen Bildung bei Wahrung dergrundlegenden Strukturen des dualenSystems, zur Internationalisierungder Aus- und Weiterbildung sowiezur Vereinfachung von Verwaltungs-und Gesetzesstrukturen beiträgt. DerEntwurf des Berufsbildungsreform-gesetzes der Bundesregierung trägtdiesen Zielen zum Teil Rechnung.Abgelehnt werden Änderungsvor-schläge, die die betriebliche Ausbil-dung gefährden und zu einer Loslö-sung der beruflichen Bildung vomBeschäftigungssystem führen.

Der Hauptausschuss des BIBB hatmit Mehrheit folgende Positionen zurReform des Berufsbildungsrechts ver-abschiedet:

1. Gleichstellung von schulischen Bildungsgängen mit dualen Aus-bildungsabschlüssen in Abstim-mung mit der Wirtschaft

Wenn es angesichts der aktuellen undmittelfristig bestehenden Knappheitan betrieblichen Lehrstellen notwen-dig erscheint, den Erwerb anerkann-ter Berufsabschlüsse über schulischeBildungsgänge zu ermöglichen, sosollte dies orientiert am jeweiligen

Bedarf befristet werden. Entschei-dungen über die Gleichstellung vonBildungsgängen müssen im Einver-nehmen mit den zuständigen Stellenund Sozialpartnern getroffen werden.Entscheidend ist die inhaltliche undzeitliche Gleichwertigkeit des schuli-schen Bildungsganges mit einem an-erkannten Beruf nach dem BBiGoder der HwO und die Einbeziehungbetrieblicher Praxis. 2. Keine gesetzliche Anordnung

von regionalen Berufsbildungs-konferenzen

Die Schaffung neuer Gremien fürdie Organisation der BeruflichenBildung wird abgelehnt: Die im Ge-setzentwurf vorgesehenen regionalenBerufsbildungskonferenzen sindnicht erforderlich, da deren Aufga-ben von bestehenden Gremien undInstitutionen – beispielsweise vonden Landesausschüssen für Berufs-bildung und den zahlreichen freiwil-ligen Koordinierungsgremien der be-ruflichen Bildung in den Regionen –wahrgenommen werden können. DieAkteure der Beruflichen Bildungkooperieren auch ohne gesetzlicheVorgaben im Bewusstsein ihrer ge-meinsamen Verantwortung für dieBildungschancen der Jugendlichen.

3. Alleiniges Stimmrecht von Arbeitgebern und Arbeitneh-mern im Berufsbildungsaus-schuss

Die Einführung eines eigenständigenStimmrechts der Vertreter der Berufs-schulen im Berufsbildungsausschussist nicht sachgerecht: Entscheidungendes Berufsbildungsausschusses berüh-ren betriebliche Belange der Ausbil-dung und werden daher ausschließlichvon Arbeitgebern und Arbeitneh-mern getroffen. Lehrkräfte an Berufs-schulen bringen ihre Interessen durchPräsenz im Berufsbildungsausschussein und nehmen damit Einfluss auf

die Meinungsbildung. Eine über dieBeratungsfunktion hinausgehendeRechtsposition der Lehrkräfte istnicht notwendig.

4. Übertragung von Zuständigkei-ten auf die zuständigen Stellen

Zur Verwaltungsvereinfachung wirdeine Übertragung der Kompetenzenbei der Überwachung der Berufsaus-bildung von den nach Landesrechtzuständigen Behörden auf die nachdem BBiG zuständigen Stellen gefor-dert. Die zuständigen Stellen könnenVerwaltungsentscheidungen im Rah-men der Überwachung derBerufsausbildung aufgrund ihrer grö-ßeren Sachnähe zu den Betriebeneinfacher und schneller treffen alsLandesbehörden. Die Berufsbil-dungsausschüsse der zuständigenStellen könnten über die Ausübungder Überwachungsaufgaben durchden Erlass von Verwaltungsrichtli-nien mitbestimmen. Die Rechtsauf-sicht der Landesbehörden über dieWirtschaftskammern bliebe bei einerZuständigkeitsübertragung bestehen.

5. Straffung der Gremienstrukturdes Bundesinstituts für Berufs-bildung

Die Organisationsstrukturen des Bun-desinstituts für Berufsbildung sollteninsgesamt gestrafft und effizienter ge-staltet werden. Die Verkleinerung desHauptausschusses des Bundesinstitutsfür Berufsbildung wird grundsätzlichbegrüßt. Um allen Ländern eine direk-te oder über Stellvertreter vermittelteBeteiligung an der Arbeit im Haupt-ausschuss zu ermöglichen, sollten jeacht Vertreter pro Bank vorgesehenwerden. Für ordnungspolitische Ent-scheidungen sollte ein ständigerUnterausschuss mit Entscheidungs-kompetenzen mit je drei Vertreternpro Gruppe den bestehenden ständi-gen Ausschuss ersetzen.

Berufsbildungsreformgesetz

Bundesinstitut für Berufsbildung nimmt Stellung

* Der Hauptausschuss des Bundesinstituts fürBerufsbildung ist ein viertelparitätisch mit Beauf-tragten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, der Län-der und des Bundes besetztes Gremium. Er hat diegesetzliche Aufgabe, die Bundesregierung in grund-sätzlichen Fragen der Berufsbildung zu beraten.

18 2/2004

Nachrichten überregional

Die Einrichtung eines wissenschaft-lichen Beirats wird abgelehnt, da hier-für kein Bedarf gesehen wird. Es istnicht erkennbar, welchen Mehrwert einkostenintensives zusätzliches Gremiumfür die Arbeit des BIBB haben soll.

Die Dienstleistungsfunktion desBIBB auf dem Gebiet der Ordnungs-arbeit sollte Priorität vor derForschungsaktivität haben. Hierzu be-darf es einer neuen gesetzlichen Auf-gabenbeschreibung des BIBB. Im Rah-men der Forschungsaktivität sollte dasBIBB die Erprobung neuer Methoden,Inhalte und Strukturen durch Beratungunterstützen und wissenschaftlich be-gleiten.

6. Mehr Gestaltungsspielraum fürdie Entwicklung und Erprobungneuer Ausbildungsberufe

Die Länder sollen die Möglichkeit er-halten, in Abstimmung mit den Spit-zenorganisationen der Sozialpartnerden Erlass von Rechtsverordnungendurch den Bund zur Erprobung neuerAusbildungsberufe beantragen zu kön-

nen. Diese Regelungen sind zu befris-ten. Die Erprobung muss wissenschaft-lich begleitet werden. Bei positivemErgebnis fließen die Regelungen in dasgesetzlich vorgesehene Anerkennungs-verfahren für eine bundesweite Ein-führung ein.

7. Teilzeitausbildung für erziehendeund pflegende Personen

Mütter und Väter, die die Erziehungihrer Kinder übernehmen sowie Per-sonen, die nahe Angehörige pflegen,können dies aus zeitlichen Gründenoftmals nicht mit einer vollzeitlichenqualifizierten Berufsausbildung ver-binden. Eine Berufsausbildung sollteauch in Teilzeitform (tageszeitlicheVerkürzung der Ausbildungszeit) aufder Grundlage des Berufsbildungsge-setzes durchgeführt werden können. Jenach Umfang der tageszeitlichen Ver-kürzung ist eine Verlängerung der Ge-samtausbildungszeit geboten. Zurrechtlichen Sicherstellung ist eine ent-sprechende Regelung in das Berufsbil-dungsgesetz aufzunehmen.

8. Internationalisierung der Ausbildung – Bildungspass

Politisch und wirtschaftlich nähern sichdie europäischen Staaten immer mehreinander an. Dies macht es erforder-lich, die wirtschaftlichen, kulturellenund beruflichen Unterschiede zu ken-nen und auch anzuerkennen.

Der Hauptausschuss des Bundesins-titutes für Berufsbildung begrüßt dahergrundsätzlich die Regelung zur Ab-leistung von Ausbildungsteilen imAusland. Als weiterer Schritt für denNachweis von im Ausland erworbenerQualifikationen ist die Einführungeines europaweiten Bildungspassessinnvoll. In diesem Bildungspass sindalle relevanten beruflichen Qualifika-tionen der beruflichen Bildung aufzu-nehmen.«

BIBB-PRESSEERKLÄRUNG,NR. 38, 2004 / MSZ

Die Welt vom 23. 4. 2004

192/2004

Nachrichten überregional

Nach den für Deutschland enttäuschen-den PISA- und TIMMS-Ergebnissengibt es bundesweit unterschiedliche Be-strebungen zur Einführung von Quali-tätssicherungssystemen für Schulen.Mit der im Juni diesen Jahres vorge-nommenen Gründung eines von denBundesländern gemeinsam getragenen»Instituts zur Qualitätsentwicklung imBildungswesen« (IQB) wurde von derKMK die Grundlage für einen länder-übergreifenden Informationsaustauschsowie der gemeinsamen Pflege undWeiterentwicklung von Bildungsstan-dards geschaffen.

In wissenschaftlicher Kooperation mitanderen Hochschulen und Forschungs-einrichtungen soll es »zur Verbesserungschulischer Bildung in Deutschland bei-tragen, den Anschluss an das inter-nationale Leistungsniveau fördern, dieAnstrengungen der Länder um eine hö-here Qualität in Unterricht und Schuleunterstützen, den länderübergreifendenAustausch über spezifische Maßnah-men stärken und damit für eine bessereVergleichbarkeit und Durchlässigkeitim Bildungswesen sorgen. Dazu zählenauch der Aufbau eines Aufgabenpoolszur Standardüberprüfung sowie dieDurchführung eines nationalenBildungsmonitorings. Außerdem unter-stützt das IQB die Länder bei der Bil-dungsberichterstattung über Deutsch-land«1.

Das Vorhaben2 stößt auf Zustim-mung, aber auch auf Skepsis, Wider-spruch und Ablehnung. Letztere wird u.a. mit der Grundsatzkritik begründet,dass eine Evaluation eines diffusen Be-trachtungsgegenstandes wertlos ist.Schließlich ist es bis heute nicht gelun-gen, Qualität von Schule (wissenschaft-lich) eindeutig zu bestimmen. Außer-dem gibt es keinen gesellschaftlichenKonsens darüber, was »gute« Schuleist. Folglich fehlt eine allgemein aner-kannte Messlatte, an der der Zielerrei-chungsgrad von Schulqualität ablesbarist. Und selbst wenn es gelingen sollte,für Teilbereiche schulischer Bildung

konsensfähige Qualitätsindikatorenund/oder -kennzahlen zu bestimmenund mit Hilfe der üblichen Methodender Sozialforschung zu über-prüfen, muss selbstkritisch vermerktwerden, dass Schulqualität eben nichtnur das ist, was gemessen werden kann.

Schulqualität: Annäherungen an ei-nen komplexen ZusammenhangEntgegen weit verbreiteter Meinunglässt sich die Qualität von Schule nichtauf die Ergebnis- und Erfolgsqualitätreduzieren. Weitere Facetten dieseskomplexen Gebildes sind Orientie-rungs-, Prozess- und Strukturqualität.

Die nur ex post feststellbare Ergeb-nis- und Erfolgsqualität beinhaltet vorallem den beobachtbaren Kompetenz-zuwachs der Schülerinnen und Schüler,ihren Notendurchschnitt, die Über-leitquote in berufliche Ausbildungs-verhältnisse oder die Zahl der an denUniversitäten und Fachhochschulenaufgenommenen Schulabgänger/innen.

Mit Orientierungsqualität sind dieHaltungen, Normen, Werte und Über-zeugungen gemeint, die zu den cha-rakteristischen Zügen des jeweiligenSchullebens gehören.

Sie wird ganz wesentlich von derProzessqualität beeinflusst. Damit sinddie formellen und informellen Abläufesowie Kommunikationsbeziehungenzwischen allen Beteiligten am Schul-leben gemeint. Dazu zählen zum Bei-spiel die Organisation und Durchfüh-rung von Unterricht ebenso wie die Zu-sammenarbeit der Lehrerinnen undLehrer.

Bei der Strukturqualität von Schulegeht es im Wesentlichen um die (bil-dungs-) politischen Rahmenbedingun-gen, das konkrete Umfeld der Schule,die Zusammensetzung der Schüler-schaft, vorhandene Lernortkooperatio-nen und um finanzielle und personelleRessourcen.

Auch wenn nicht ganz klar ist, was»gute« Qualität von Bildung ist und wiesie sich operationalisieren und messen

lässt, so ist doch unbestritten, dass es inden Schulen erhebliche Qualitätsun-sicherheiten und -risiken gibt. Es fehltan Gewährleistung von Bildungsqua-lität. Die Ursachen und Wirkungen vonQualitätsmängeln werden in aller Regelnicht erfasst, analysiert und aufgear-beitet. Insofern ist die Evaluation schu-lischer Bildungsleistungen und dieImplementierung von Qualitätssiche-rungssystemen ein wichtiges bildungs-politisches und pädagogisches Ziel. Sieliegt im Interesse der Schülerinnen undSchüler, der Abnehmer von Bildungs-leistungen, der Steuerzahler, die dasaufwändige Schulsystem finanzieren,und nicht zuletzt der Lehrerinnen undLehrer, die daraus wichtige Impulse zurVerbesserung ihrer Arbeit erhaltenkönnen.

QualitätskonzepteDie Entwicklung von Qualitätsstan-dards und deren Evaluation wird zu-künftig immer seltener eine punktuellebürokratische Aufgabe der Schulauf-sicht und der Schulleitungen sein. De-ren bloßer personeller Austausch durchsog. Schulinspektoren ist keine akzepta-ble Lösung. Notwendig sind professio-nelle Strukturen, in denen – auf derGrundlage einer eindeutigen und breitakzeptierten Definition von Schulqua-lität - die Ziele der Evaluation und dieAuswahl der Indikatoren, der Erhe-bungsmethoden sowie der Auswer-tungsschlüssel aufeinander abgestimmtsind. Darauf aufbauend sind in ko-operativen Prozessen konsensfähigeQualitätssysteme zu entwickeln, die freisind von Beliebigkeit, Subjektivität undWillkür. Dabei kann auf eine Vielzahlvon Konzepten zurückgegriffen wer-den, die im Verlauf von mehr als 30Jahren insbesondere im Bereich derberuflichen Weiterbildung entwickeltwurden. Sie lassen sich in input-, out-put-, prozess- und nachfrageorientierteQualitätsmodelle unterscheiden3.

Während sich die input-orientiertenAnsätze in ihrer Betrachtung auf die

Schul-TÜV

Qualitätssicherungssysteme und Evaluation

20 2/2004

Nachrichten überregional

Quantität und Qualität der personalenund sächlichen Einsatzgrößen konzen-trieren, legen die output-orientiertenQualitätsansätze ihren Fokus auf dieErgebnisse von Bildungsprozessen. Ih-re bevorzugten Qualitätsmaßstäbe sinddie Prüfungserfolge sowie die Aussa-gen von Schülerinnen und Schülernzur Zufriedenheit mit schulischenMaßnahmen.

Prozessorientierte Qualitätsansätzebeschäftigen sich mit dem Erstellungs-ablauf von Bildungsmaßnahmen, derauf seine Konformität mit der Normüberprüft wird. In enger inhaltlicherVerbindung mit anderen Qualitätskon-zepten der Wirtschaft wie zum Beispieldem Total Quality Management oderden Quality Awards sind sie die Basis,auf der alle schulischen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter zur Übernahmevon Verantwortung für ein Organisa-tionsentwicklungs- und Qualitätskon-zept motiviert werden sollen.

Hauptziel der nachfrageorientiertenQualitätssicherungskonzepte ist es, dieBildungsadressaten in die Lage zu ver-setzen, eigeninitiativ und selbstständigdie ihren Bildungs-voraussetzungenund Bildungszielen gemäßen Bildungs-anbieter auf der Grundlage von Check-listen und Ratgebern auszuwählen. Mitihrer Hilfe sollen die Bildungsadressa-ten auch vor qualitativ schlechten oder

unseriösen Bildungsanbietern geschütztwerden.

Die zurzeit am häufigsten verwende-ten Qualitätskonzepte wurden von den(Weiter-) Bildungsträgern selbst entwi-ckelt und umgesetzt (Prinzip der Selbst-evaluation). Daneben existiert eine Rei-he von Konzepten, die von Dritten ent-wickelt und in Form der Fremd-evaluation realisiert werden. Von denzuletzt genannten Konzepten haben dieNormenreihe DIN EN ISO 9000ff.4

und das EFQM-Modell den größtenBekanntheits- und Verbreitungsgrad.

ZusammenführungAus den vielen unterschiedlichen Qua-litätsansätzen ragt keines heraus, dassden anderen überlegen ist5. Dazuunterscheiden sie sich zu sehr hinsicht-lich der Qualitätsaspekte, der An-spruchsprofile und der Zielsetzung.Deshalb besteht die Gefahr, dass dasnach außen hin intransparente Neben-einander der Konzepte ohne produkti-ves Benchmarking nicht zielführend ist.Hier könnte ein wichtiger Arbeits-schwerpunkt des IQB liegen. Abzuse-hen ist, dass sich integrierte Qualitäts-ansätze durchsetzen werden. Deren be-sonderes Kennzeichen ist, dass sie festverankert sind in ganzheitliche pädago-gische Schulentwicklungsprozesse (Un-terrichts-, Organisations- und Personal-entwicklung)6.

Anzustreben sind allgemein aner-kannte, in sich konsistente und schul-formeinheitliche Qualitätssysteme mitbreiter Akzeptanz, die ausreichendSpielraum für schulspezifische Be-sonderheiten lassen. Vielfalt und Kon-kurrenz der Systeme sollte oberhalbvon Mindeststandards möglich und er-wünscht sein. Die Qualitätssystemesollten nach innen partizipativ und nachaußen kommunikativ angelegt sein. MitBlick auf sich rasch ändernde Rahmen-bedingungen sind sie außerdem pro-zess- und entwicklungsorientiert zu ge-

Qualitätsaspekte

Ergebnis- und Erfolgsqualität Strukturqualität Prozessqualität Strukturqualität

Qualitätskonzepte

input-orientierte Ansätze outputorientierte Ansätze prozessorientierte Ansätze nachfrageorientierte Ansätze

Normenreihe ISO 9001 : 2000European Foundation forQuality Managemant (EFQM)

(in Schulentwicklungsprozesse)integrierte Qualitätskonzepte

Evaluationsarten

Selbstevaluation Fremdevaluation

Zusammenfassender Überblick

Walter Plinke

1) http://www.kultusministerkonferenz.de/aktuell/pm040604.htm2) Als erstes Bundesland startete Schleswig-Holstein bereits im April 2004

mit einem flächendeckenden Schul-TÜV unter dem Namen ExterneEvaluation im Team (EVIT). Niedersachsen will ab 2005 Schleswig-Holsteinfolgen und nach dem Vorbild der Niederlande regelmäßigSchulinspektionen durchführen lassen.

3) vgl. Faulstich, Peter; Gnahs, Dieter; Sauter, Edgar: Qualitätsmanagement inder beruflichen Weiterbildung: Ein Gestaltungsvorschlag. Gutachten im Auftrag der gewerkschaftlichen Initiative von ver.di, IG Metall und GEW,Bundesregelungen in der beruflichen Weiterbildung, Berlin 2003

4) In Schweizer Berufsschulen setzt sich die ISO-Zertifizierung immer weiterdurch. Und die Hartz-Kommission hat für den deutschen Weiterbildungs-markt sogar eine flächendeckende Zertifizierung empfohlen.

5) vgl. dazu auch die Analyse verschiedener Qualitätssysteme von Gonon, P., Hügli, E., Landwehr, N., Ricka, Regula, Steiner, P.: Qualitätssysteme auf dem Prüfstand: Die neue Qualitätsdiskussion in Schule und Bildung, 2. Auflage, Aarau 1999, S. 98 ff.

6) vgl. zum Beispiel Kempfert, Guy., Rolff, Hans-Günter: PädagogischeQualitätsentwicklung. Ein Arbeitshandbuch für Schule und Unterricht,Weinheim und Basel 1999

212/2004

Schwerpunkt

stalten. Ihre Implementierung darf diebegrenzten Ressourcen der Schulennicht überfordern. Sie muss außerdemein ausgewogenes Kosten- und Nutzen-verhältnis aufweisen. Ansonsten sindAkzeptanzverweigerung und Blocka-den zu befürchten.

Aus dem Gestaltungsprinzip derSchulautonomie ergibt sich die grund-sätzliche Notwendigkeit zur Selbsteva-luation mit dem Entscheidungsspiel-raum, Schwerpunkte und Ablauf derQualitätsentwicklungsprozesse prinzi-piell frei zu wählen. Sie ist durch dieFremdevaluation in staatlicher Verant-wortung zu ergänzen. Mit ihr könnenMindeststandards und Kontrollverfahren

zur Sicherstellung von Transparenz undEinheitlichkeit durchgesetzt werden.Der »fremde Blick« kann dazu beitra-gen, dass »blinde Flecken« aufgedecktwerden und verhindern, dass Qualitäts-entwicklung unverbindlich bleibt undsich Schulen der Verantwortung fürdiesen Bereich entziehen.

Die Einführung von Qualitätssiche-rungssystemen im Bildungswesen istmit einer Vielzahl von Problemen ver-bunden (Definitions-, Legitimations-,Mess- und Durchführungsprobleme)und schon deshalb mit gebührenderSkepsis konstruktiv zu begleiten. Siemacht aber auch neugierig. Vielleichtliefern diese Systeme ja tatsächlich die

erhofften Impulse zur qualitativ hoch-wertigen konsensualen Weiterentwick-lung von Schule und Unterricht, die imRahmen einer nachhaltigen Evalua-tionskultur generiert werden. Damitverbindet sich die Hoffnung, dass dasIQB eben nicht zur befürchteten föde-ralen Standardharmonierung nach un-ten beiträgt und sich die Qualitätssiche-rungssysteme zu einem öffentlichkeits-wirksamen »Facemanagement« ent-wickeln. Den Beteiligten ist das jeden-falls insbesondere im Interesse derSchülerinnen und Schüler zu wünschen.

WALTER PLINKE, H 7

Die Welt vom 15. 9. 2004

22 2/2004

Schwerpunkt

Die Regierungschefs von Frankreichund Deutschland sowie die Präsidentender Regionen in Frankreich und die Mi-nisterpräsidenten der Bundesländerhaben anlässlich eines Treffens im Ok-tober 2003 in Poitiers vereinbart, dieZusammenarbeit regional zu intensi-vieren. Dieses betrifft außer dem klassi-schen Anliegen der Förderung des Aus-tausches und der Partnersprachen auchdie Belebung des Wirtschaftswachs-tums in Europa und die Stärkung derWettbewerbsfähigkeit.

Dazu sollten vorzugsweise Koopera-tionsverbindungen zwischen bestehen-den Kompetenznetzen in beiden Län-dern eingerichtet werden. Hamburg istder Initiator für ein Kompetenznetz-werk »Luft- und Raumfahrttechnik inNorddeutschland«. In diesem Kompe-tenznetzwerk, das von der Wirtschafts-behörde initiiert wurde, arbeiten außer-dem Vertreter der beruflichen Erst- undWeiterbildung, der Hochschulen undder Luftfahrtbetriebe zusammen.

Hamburg als größter Luftfahrtstand-ort in Deutschland brachte deshalb inden »Poitiers–Prozess« als so genanntes»Leuchtturmprojekt« eine Partner-schaft mit den französischen Luftfahrt-technik-Regionen Midi-Pyrénée (Tou-louse) und Aquitaine (Bordeaux) ein.

Anlässlich der Besuche der Regional-präsidenten dieser beiden Regionen inHamburg wurden entsprechende Verein-barungen getroffen, die im Bereich Bil-dung unter anderem auch eine Koopera-tion in der beruflichen Erstausbildungund Weiterbildung, aber auch die Förde-rung der Partnersprachen beinhaltet.

Diese Kooperation soll durch einePartnerschaft zwischen der Gewerbe-schule für Fertigungs- und Flugzeug-technik (G 15) und dem Lycée Aero-nautique in Blagnac (ein Vorort vonToulouse in der Nähe des Airbusgelän-des) umgesetzt werden.

Anlässlich des Gegenbesuches desHamburger Ersten BürgermeistersHerrn von Beust in Toulouse vom05.10. – 07.10.04 wurden als Vorberei-tung der Partnerschaft Gespräche mitVertretern des Conseil Regional unddem Rektorat der Academie de Tou-louse geführt. Es wurde dabei verein-bart, dass eine Abstimmung der Lehr-pläne hinsichtlich Europäischer Ausbil-dungsstandards in der Luftfahrttechnik(EASA) und ein Austausch von Schü-lern als integraler Bestandteil der Aus-bildung durchgeführt werden sollen.Dabei sollen Module der internationalgeltenden Qualifikationsstandards ver-mittelt werden. Dieses ist eine gute Vor-

aussetzung für eine gleichberechtigteund ergiebige Kooperation beider Part-nerschulen. Es ist zu erwarten, dass bei-de Schulen von der Partnerschaft profi-tieren werden.

Das gerade neu eröffnete LycéeAeronautique wurde, jedenfalls für un-sere Verhältnisse, mit erstaunlich gerin-gen Mitteln und innerhalb kurzer Zeitin Blagnac errichtet. Die Gebäude sindüber ein größeres Gelände verteilt.Hinsichtlich ihrer baulichen Konzeptionkann diese Berufsschule als zukunfts-weisend betrachtet werden.

Zum Programm unseres Ersten Bür-germeisters in Toulouse gehörte auchein Besuch des Lycée Aeronautique, beidem ihm die Ausstattung der Schulepräsentiert wurde. Großes Interessefand dabei der Flugsimulator.

Außerdem wurde im Beisein des Re-gionalpräsidenten von Midi-Pyrénéeund des Ersten Hamburger Bürger-meisters von den Sponsoren ein»Deutsch Mobil« übergeben, mit deman den Schulen der Region für das Er-lernen der deutschen Sprache gewor-ben werden soll.

Im November werden Vertreter derGewerbeschule für Fertigungs- undFlugzeugtechnik zusammen mit Vertre-tern der Ausbildungsabteilungen derLuftfahrtbetriebe und »Arbeit und Le-ben« im Rahmen eines LEONARDO-Projektes in Toulouse und Bordeauxsein. Sie wollen unter anderem auch dasLycée Aeronautique in Blagnac besu-chen, um weitere Gespräche zur Um-setzung der Kooperation beider Luft-fahrttechnik-Schulen zu führen.

Außerdem wird ein junger Franzosemit einem »France Mobil« Berufsschu-len im Großraum Hamburg besuchen,um dort für das Erlernen der französi-schen Sprache zu werben. Dieses gilt alseine wichtige Voraussetzung für dieAufnahme einer Tätigkeit in französi-schen Unternehmen in Hamburg und inFrankreich, das der größte Handels-partner Hamburgs ist.

JENS BURGHARD, B 42-6

Luftfahrttechnik

Kooperation mit Toulouse

Im Cockpit: Ole von Beust und Jens Burghard

232/2004

Schwerpunkt

Zum 1. August 2004 sind die Berufe imEinzelhandel neu geordnet1 worden.Im Folgenden soll diese Veränderungzum Anlass genommen werden, dieKooperation der vier Berufsschulen desEinzelhandels2 in Hamburg näher zubetrachten.

Die Zusammenarbeit der vier Berufs-schulen des Einzelhandels, der H 1, H6, H 11 und H 13, hat nicht nur einejahrzehntelange Tradition, sie hat an In-tensität gewonnen.

Regelmäßige Konferenzen der Schul-leitungen dienen dem Austausch vonErfahrungen sowie der Einschätzungvon Veränderungen im Einzelhandel.

Der intensive Dialog der Abteilungs-leitungen untereinander betrifft vorwie-gend Fragen inhaltlicher Klärung, derBeschulung sowie der Organisation derAbschlussprüfungen. Daneben bestehteine umfassende Zusammenarbeit –auch auf der Ebene der Lehrkräfte –mit den zum Teil identischen Ausbil-dungsbetrieben, der Zuständigen Stelle

sowie den Verbänden in Fragen derLernortkooperation. Die Neuordnungder Ausbildung im Einzelhandel von1987 führte mit der Einrichtung vonzunächst 20 Fachbereichen zu einer be-sonderen Kooperation auf unterschied-lichen Ebenen der Schulen: ■ Arbeitsteilung bei der Beschulung

von Fachbereichen■ gemeinsame Lehrplanarbeit zur

Konkretisierung der fachbezogenenVorgaben auf der Ebene der Fach-lehrkräfte

■ Zertifizierung von fachbereichsbezo-genen Kenntnissen im Unterrichts-fach Warenverkaufskunde nach ein-heitlichem Konzept durch die Be-rufsschulen

■ Zusammenarbeit der Mitglieder derPrüfungsausschüsse bei der Konzep-tion der schriftlichen Abschlussprü-fung im Nordverbund3 und Entsen-dung einer Lehrkraft als Vertreterder Schulen im jeweiligen Prüfungs-ausschuss.Ein weiterer wichtiger Schritt hin auf

eine weitere Intensivierung der inhalt-lichen Zusammenarbeit war die Teil-nahme der Berufsschulen4 am BLK-Modellversuch »Schlüsselqualifikatio-nen im Einzelhandel« Anfang der 90erJahre. Damit wurde vor allem ein star-ker Impuls hin zum inhaltlichen Aus-tausch der Lehrkräfte und zur schul-übergreifenden Kooperation von Teamsgeleistet. Viele wichtige Ergebnisse die-ses Modellversuches sind mittlerweileStandard in den beruflichen Schulengeworden (zum Beispiel Bildungsgang-stundentafel, Bewertung von Gruppen-leistungen, Einrichtung von Lernwerk-stätten) und haben den Berufsschul-unterricht weiter entwickelt.

Berufsschulen Einzelhandel

Zusammenarbeit ist unsere Stärke

Die Grundsätze der vier Berufsschulen:

• Ja zur Neuordnung• Aktive Mitarbeit• Wir gestalten die Umsetzung gemeinsam

Start des Kooperationsprojektes war am1. August 2004

flächendeckend in Hamburg.

24 2/2004

Schwerpunkt

In den Schulen ist die Zusammenar-beit von Lehrkräften neu belebt wordenund der Grundstein für schulische undschulübergreifende Projekte gelegtworden. Hervorzuheben sind besondersdie vielbeachteten Präsentationen derdrei Berufsschulprojekte Class-Act5

(Schmuck- und Modenschau), Auto-Mobile Mode und Cool Dress – HotDrive (Auto- und Modenschau), beidenen Fachklassen der H 11 und H 13die organisatorische Leitung hatten.

Die Vorgaben der ab 1997 institutio-nalisierten Lernortkooperation habendie Berufsschulen des Einzelhandels ge-meinsam mit ihren Partnern diskutiert:■ Mit den differenzierten schulischen

Angeboten zur zeitlichen Organisa-tion des Berufsschulunterrichts ist esgelungen, Wünsche der Praxis weit-gehend zu berücksichtigen

■ Die notwendigen inhaltlichen Kon-kretisierungen sind im Lernbereich Ivon den Lehrkräften der Schulen ge-meinsam erarbeitet worden, im Lern-bereich II (zum Beispiel Niveaustu-fen im Fach Fachenglisch) wurdendie schulischen Vorstellungen abge-stimmt.Die schulübergreifende Fortbildung

ist – aufgrund der dynamischen Ent-wicklung im Einzelhandel sowie vor al-lem in der Informationstechnik – inten-siviert worden und hat heute einenfesten Stellenwert. Es ist inzwischen be-währte Praxis, dass die Schulen sich beider Schwerpunktsetzung abstimmenund gemeinsam Veranstaltungen für dieLehrkräfte planen und durchführen (z.B. zu Themen wie: Abfallwirtschaft imEinzelhandel, Warenwirtschaft im Ein-zelhandel, Veränderungen im Schuld-und Wettbewerbsrecht, Euroumstel-lung).

Neuordnung 2004 – das sind die HerausforderungenDie aktuelle Neuordnung der Berufs-ausbildung im Einzelhandel6 stelltemit der Umsetzung des lernfeldorien-tierten Rahmenlehrplans eine neueHerausforderung dar. Die relativ offe-ne Formulierung ermöglicht einerseitseine schnelle Reaktion vor Ort aufneue Entwicklungen, erfordert ande-

rerseits aber Abstimmungen innerhalbder Teams einer Schule sowie dergleichartigen Berufsschulen unterein-ander bei der inhaltlichen Konkretisie-rung.

Im Verlauf des Sommerhalbjahresbetraf dies vor allem Fragen derTeamentwicklung, der Organisations-modelle in den Berufsschulen, derschulübergreifenden Arbeitsteilung so-wie der inhaltlichen Abstimmung derim Bildungsgang unterrichtenden Lehr-kräfte.

Die Berufsschulen des Einzelhan-dels7 haben die Umsetzung zu Beginndes Sommerhalbjahres 2004 gemein-sam geplant und gestalten den Prozessder Lernfeldkonkretisierung in dennächsten zwei Jahren gemeinsam: ■ gemeinsame Auftaktveranstaltung ■ Zusammenarbeit mit dem Landes-

institut für die Fortbildung insbe-sondere hinsichtlich der Lernfeld-arbeit (schulübergreifende Work-shops) zum Teil in Kooperation mitder Universität Hamburg

■ Verabredungen zur arbeitsteiligenKonkretisierung der Lernfelder

■ Einrichtung einer Koordinations-gruppe mit Teilnehmern aus den be-troffenen Schulen, die Umsetzungs-schritte konkretisiert und für die Do-kumentation der Arbeitsergebnissenach einem einheitlichen Rastersorgt.

■ Teilnahme der Einzelhandelsschulenam Projekt WiBeS

■ Fortbildungsveranstaltungen zuSchwerpunktthemen einzelner Lern-felder (z. B. Warenpräsentation)

■ gemeinsame Gestaltung von Infor-mationsveranstaltungen für externePartner der LernortkooperationMit dieser Strategie konnte die ar-

beitsteilige Vorbereitung rechtzeitigzum 1. August 2004 sicher gestellt wer-den. Die Schulen befinden sich mit denweiteren Umsetzungsschritten zur Neu-ordnung der Ausbildung im Einzelhan-del auf einem guten, aber noch kurven-reichen Weg – mitten in vielschichtigenProzessen der Teams, der Schulen,beim Dialog mit den Partnern derLernortkooperation und bei der Arbeitin den Prüfungsausschüssen.

Die kritische Betrachtung des Er-reichten aus den Blickwinkeln derSchulen wird ein wichtiges Evaluations-element sein.

Ausblick – was sind die Prämissen und die Ziele?Die Zusammensetzung der betrieb-lichen Partner in der Lernortkoopera-tion ist geprägt durch eine großeBandbreite von Ausbildungsbetriebenim Einzelhandel. Die Anforderungenund Wünsche unterscheiden sich beiüberwiegend inhabergeprägten Fach-geschäften und großen Filialen vonnational operierenden Unternehmendes Einzelhandels zum Teil gravie-rend. Mit den Entscheidungen zuWarenbereichen und Wahlqualifika-tionen können die Ausbildungsbetrie-be bereits im Ausbildungsvertrag in-dividuelle Schwerpunkte setzen.

Hier gilt es, auf die Anforderungenan die Unterrichtsorganisation derSchulen und an inhaltliche Angeboteeinzugehen und Lösungen zu finden.Ebenso wird es notwendig sein, Mög-lichkeiten einer Zertifizierung vonschulischen Leistungen gemeinsam aus-zuloten.

Damit stellen sich sehr grundsätzlicheFragen der Beschulung von Auszubil-denden des Einzelhandels. Sie könnenerst angegangen werden, wenn der Pro-zess der geplanten Neustrukturierungder beruflichen Schulen – insbesonderein bezug auf die Prämissen und dieZiele – geklärt ist.

Mit den entwickelten Kooperationensind die Berufsschulen des Einzel-handels gut gerüstet, um sich in diesenneuen Prozess einzubringen.

MICHAEL GADOW,LEITER DER HANDELSSCHULE 11 (H 11)

1 Im Folgenden wird vereinfachend der BegriffNeuordnung verwendet.

2 Aufgrund der Schüleranteile wird von denSchulen H 1, H 6, H 11, H 13 ausgegangen

3 Kooperation der 11 norddeutschen Kammernbei der Gestaltung der schriftlichenAbschlussprüfung

4 Teilnahme der vier Berufsschulen desEinzelhandels sowie der G 12

5 Diese Präsentation wurde mit dem Hermann-Schmidt-Preis ausgezeichnet

6 Die Verordnung ist erst am 26. Juli 2004 in Kraftgetreten.

7 aufgrund der grundsätzlichen Bedeutungerweitert um Lehrkräfte aus G 12 und W 4

252/2004

Schwerpunkt

Die Zusammenarbeit der sozialpädago-gischen Schulen in Hamburg hat einelange Tradition.

Nachdem es Anfang der neunzigerJahre zu einem starken Ausbau der Kin-dertagesbetreuung in Hamburg gekom-men war, stiegen die Schülerzahlen ge-waltig an (Erzieher 2660 und Kinder-pfleger 1300). Dies hatte zur Folge, dassein dritter Standort für die Erzieheraus-bildung in Harburg und ein zweiterStandort für die Kinderpflegeausbil-dung in Niendorf eingerichtet wurden.

Mitte der neunziger Jahre kamenmehrere Entwicklungen zusammen.Kürzungen im Bereich der BeruflichenSchulen, Einsparungen im Bereich derKindertagesbetreuung, die Abschaffungdes Vorpraktikums und die Anhebungder Eingangsvoraussetzungen in derErzieherinnenausbildung sowie die Ab-schaffung der Kinderpflegerinnenaus-bildung führten zu einem dramatischenEinbruch der Schülerzahlen und zu ei-nem Personalüberhang von fast 60Stellen an fünf sozialpädagogischenSchulen.

Gleichzeitig wurden neue Bildungs-gänge (BFS sozialpädagogische Assis-tenz und BFS Sozialwesen) eingeführtund die Erzieherinnenausbildung aufder Grundlage der neuen KMK-Rege-lungen umstrukturiert. An dieser Stellesoll nicht unerwähnt bleiben, dass dieSchulen W 6 und W 7 mit dem mehr-heitlichen Willen der Kollegien zur W 3zusammengeführt wurden.

Sowohl die Bewältigung des immen-sen Schülerrückgangs als auch die Ent-wicklung neuer Curricula haben dieKooperation der Schulen nachhaltigverändert.

KooperationsvorhabenDie folgende Grafik gibt einen Über-blick über die Felder der Kooperationender letzten Jahre.

Unter breiter Beteiligung der Kolle-gien und Leitungsgruppen aller sozial-pädagogischer Schulen wurden unterFederführung der BBS Bildungspläne

für die drei sozialpädagogischen Bil-dungsgänge entwickelt. Gleichzeitigkam es insbesondere an den SchulenFSP I und FSP II zu einer grundlegen-den Veränderung der Schulstruktur. Dadie Schülerrückgänge ausschließlich imErzieherbereich zu verzeichnen waren(von 2660 im Jahr 1996 auf 890 im Jahr2001) wurden an beiden Schulen Klas-sen der Berufsfachschule für sozialpäda-gogische Assistenz und der Berufsfach-schule für Sozialwesen neu eingerichtet.

Die Zusammenarbeit auf Schullei-tungsebene bezog sich auf die Abstim-mung gemeinsamer Vorhaben, die Ver-teilung der Schülerinnen und Schülerauf die Standorte, die Verbesserung derLernortkooperation durch eine inten-sive Zusammenarbeit mit den Trägernim Kinder- und Jugendhilfebereich, derEinführung der Referendarausbildungdurch ein Fachseminar für Kinder- undJugendhilfe sowie einer gemeinsamenPersonalplanung in Zeiten hoher Perso-nalüberhänge.

Auf Initiative der Schulleitungen imsozialpädagogischen Bereich wurde inAbstimmung mit den Trägern ein Fach-forum eingeführt, indem aktuelle The-men (Sprachförderung, Pisa etc.) vonPraxisvertretern und Lehrkräften ge-meinsam in Bezug auf die Relevanz fürdie Ausbildung und Berufspraxis bear-beitet werden. Das Fachforum wird inKooperation mit der Abteilung Aus-

und Fortbildung sozialpädagogischerFachkräfte in der Behörde für Sozialesund Familie und dem Landesinstitut fürLehrerbildung und Schulentwicklungdurchgeführt.

Neben der engen Zusammenarbeitder Schulleitungen kam es im Zuge derEinführung des Kita-Gutscheins eben-falls zur Intensivierung der Zusammen-arbeit auf der Leitungsebene der Praxis-ausbildungsstätten.

Seit 2003 führen die Leitungsgruppender Schulen (23 Leitungsgruppenmit-glieder sowie jeweils ein Kollegiums-mitglied) jährlich einen zweitägigenWorkshop mit Unterstützung des Lan-desinstituts – Referat berufliche Schulen– durch. Auf diesen Workshops werdengemeinsame Themen bearbeitet und zu-künftige Arbeitsvorhaben formuliert.Die Erfahrungen der letzten Jahre ha-ben dazu geführt, dass das Vertrauenund die Solidarität zwischen den Schu-len und das Verständnis für eine Ko-operation gewachsen sind. Gleichzeitigergab die Auswertung der bisherigenZusammenarbeit zwischen den Schulenaber auch, dass es zukünftig notwendigsein wird:■ Die gemeinsame Qualitätsentwick-

lung zu fördern■ Die Strukturen der Zusammenarbeit

klarer zu gestalten■ Die Beteiligung aller Betroffenen

sicher zu stellen■ Den Einzelschulen eine eigene Profil-

bildung zu ermöglichen■ Eine starke Interessensvertretung der

sozialpädagogischen Schulen sicherzu stellen

Struktur der ZusammenarbeitIm Zuge des Reformprozesses zur Um-gestaltung der Beruflichen Schulen undaufgrund der gemeinsamen Erfahrun-gen in der Zusammenarbeit wurde 2004eine »Koordinationsgruppe Sozialpäda-gogische Schulen« ins Leben gerufen,um die schulübergreifende Zusammen-arbeit klarer zu strukturieren und ergeb-nisorientierter zu gestalten. Die Koordi-

FSP I, FSP II,W3,W5

Sozialpädagogik: Neue Kooperationen

26 2/2004

Schwerpunkt

nationsgruppe setzt sich wie folgt zu-sammen:■ Schulleitungen der vier Schulen■ Je ein Abteilungsleiter pro Schule■ Je eine weitere Lehrkraft pro Schule.

Die Leitung der Koordinationsgruppewird gemeinsam durch die 4 Schullei-tungen übernommen. Eine Moderationund Begleitung erfolgt durch das LI Re-ferat Berufliche Schulen. Die Koordina-tionsgruppe trifft sich zu 4 – 6 Arbeits-sitzungen pro Halbjahr.

Die schulübergreifende Zusammenar-beit wird dabei von folgendem Selbst-verständnis getragen:■ Freiwillige Zusammenarbeit der

Schulen■ Kooperation der Schulen unter Auf-

rechterhaltung der jeweiligen Schul-profile

■ Entwickeln von Diskussionsgrundla-gen und Konzepten zur gemeinsamenQualitätsentwicklung an sozialpäda-gogischen Schulen

■ Vorbereiten und Werben für gemein-same Beschlüsse

■ Koordination und Steuerung von ge-meinsamen Arbeitsvorhaben undTreffen von EntscheidungenDie Zusammenarbeit zwischen den

Schulen hat dabei folgende Zielsetzun-gen:■ Gemeinsame Qualitätsentwicklung

unter Beibehaltung der Schulprofiledurchführen

■ Realisierbarkeit von Vorhaben er-möglichen bzw. erhöhen (zum Bei-spiel Entwicklung von Weiterbil-dungsbausteinen oder Durchführunggemeinsamer Fortbildungsveranstal-tungen)

■ Gemeinsame Weiterentwicklung derBildungsgänge und der Lernortkoo-peration (beispielsweise Lernfelder,Evaluation der Bildungspläne)

■ Vertretung gemeinsamer Interessengegenüber den Trägern

■ Gemeinsame Einflussnahme auf diefachliche Diskussion im Bereich derKinder- und Jugendhilfe

Konkrete KooperationsvorhabenFür das Schuljahr 2004/2005 wurdenvon der Koordinationsgruppe Projekt-aufträge für folgende Arbeitsbereicheerteilt:

■ Evaluation der Lernfelder in den Bil-dungsgängen Fachschule für Sozial-pädagogik, Berufsfachschule Sozial-pädagogische Assistenz und Berufs-fachschule Sozialwesen

■ Bestimmung der Fortbildungsbedarfeder sozialpädagogischen Schulen undEntwicklung von Fortbildungsveran-staltungen in Absprache mit dem LI

■ Überarbeitung der Bildungspläne imBereich der Fachschule für Sozialpä-dagogik und der Berufsfachschule fürSozialpädagogische Assistenz (Ab-grenzung der Ausbildungsgänge)Die Projektaufträge werden von Kol-

leginnen und Kollegen aller Schulen be-arbeitet. Jede Projektarbeitsgruppe be-kommt von der Koordinationsgruppeeinen Projektauftrag, in dem die Rah-menbedingungen, Ressourcen und Zeit-leiste festgelegt sind. Die Koordina-tionsgruppe steuert den Prozess, kop-pelt Zwischenergebnisse zurück undtrifft Entscheidungen für die weitereVorgehensweise. Außerdem stellt dieKoordinationsgruppe den Informations-fluss zu den einzelnen Schulen sicherund bereitet die Endergebnisse so vor,dass sie in den entsprechenden Gremienabgestimmt werden können.

Neben Projektvorhaben, die von allenSchulen gemeinsam bearbeitet werden,gibt es zusätzlich Vorhaben, die zumBeispiel nur von zwei Schulen bearbei-tet werden.

Die FSP I und FSP II arbeiten zurZeit beispielsweise an der ■ Entwicklung eines Rahmenkonzeptes

für eine teamorientierte Unterricht-sorganisation

Dieses Vorhaben wird ebenfalls vom LIReferat Berufliche Schulen begleitet.

Fazit■ Für die Zusammenarbeit der sozial-

pädagogischen Schulen hat es sich alsbesonders günstig erwiesen, dass alleSchulen das gemeinsame Ziel »So-zialpädagogische Fachkräfte auszubil-den« verfolgen und alle Schulen einevergleichbare Schulstruktur aufwei-sen.

■ Die Bearbeitung gemeinsamer schul-übergreifender Vorhaben sollte mög-lichst zu Synergieeffekten bei allenBeteiligten führen.

■ Vertrauen und Verständnis für eineKooperation brauchen Zeit und Ge-duld und setzen die Bereitschaft allerBeteiligten voraus, sich auf den ge-meinsamen Prozess einzulassen. Zuempfehlen ist deshalb die Bearbei-tung überschaubarer Projekte und dieErmöglichung sichtbarer Erfolge.

■ Für die Bearbeitung gemeinsamerVorhaben hat es sich bewährt, eineklare Projektstruktur zu etablierenund den Prozess extern unterstützenzu lassen. Die Unterstützung durchdas LI Referat Berufliche Schulen hatganz wesentlich zum Gelingen derKooperation beigetragen.

RAINER SCHULZ, LANDESINSTITUT

EHEMALS SCHULLEITER DER FSP ISEIT 1.11.04 LEITER DER AUSBILDUNG

BERUFLICHE SCHULEN IM LANDESINSTITUT FÜR

LEHRERBILDUNG UND SCHULENTWICKLUNG

Erziehung und Wissenschaft, 12/2004

272/2004

Schwerpunkt

Das Projekt SQ10 startete zum Au-gust 2004 mit dem Ziel, Instrumentefür die Gestaltung und Durchführungdes schulinternen Kernprozesses»Fortbildungsplanung« zu erarbeitenund zu erproben. Die Laufzeit desProjektes beträgt zwei Jahre. Betei-ligt sind jeweils zwei Berufliche Schu-len aus jedem Dezernat.

Die Steuerung dieses Projektes hatdie AG Fort- und Weiterbildung desReferates Berufliche Schulen in derBBS. Diese AG setzt sich aus dreiVertretern der BBS (Abteilung B 42),drei Schulleitern und dem Leiter desReferates Berufliche Bildung (LIF23) im Landesinstitut zusammen. DieProjektverantwortung hat LIF 23.

Die zehn beteiligten Schulen erhal-ten eine Begleitung und Beratung imUmfang von bis zu 30 Stunden durchLIF 23. Die Hälfte der Schulen wirdvon externen Beratern begleitet, dieandere Hälfte von LIF 23-Mitarbei-tern, die Erfahrungen in der Beglei-tung von Schulentwicklungsprozessenhaben.

In einem Auftaktworkshop wurdenallen beteiligten Schulleitungen dieZiele, die Meilensteine und die zu er-arbeitenden Produkte vorgestellt.

Am Ende des Prozesses muss jedebeteiligte Schule ein Konzept für eineschulgenaue Qualifizierungsplanungeingeführt haben.

Der Begriff »schulgenau« ist dabeibesonders wichtig, weil dieses Projektdavon ausgeht, dass jede Schule ent-sprechend ihrer bisherigen Schulkul-tur ein solches Konzept unter Mitwir-kung der Kollegien einführt.

Fortbildung hat zum Ziel, dieUnterrichtsentwicklung in fachlicherund berufspädagogischer Richtung zuentwickeln. Dabei gilt es, die Kompe-tenzen der Kollegen und Kolleginnenentsprechend den veränderten An-forderungen an den Unterricht zuunterstützen.

Wie kann nun Fortbildung zügig fürden Unterricht nutzbar werden? Wiekann dieses hohe Ziel erreicht wer-den?

Die einzelne Schule schließt mit ih-rer zuständigen Schulaufsicht eineZiel- und Leistungsvereinbarungüber die Fortbildung der einzelnenSchule ab. Die Aufsicht und dieSchule einigen sich dabei auf Zieleund Leistungen in einem gemeinsa-men Prozess.

Erfahrungen aus dem BLK-Mo-dellversuch SchuQua, in dem dieH 14, G 19, FSP I und LIF 23 seit 2Jahren in dem Bereich SchulgenaueQualifizierung Produkte erarbeiten,fließen ein. Die ersten Ergebnissesind im SchuQua-Thema-Heft 1 ver-öffentlicht

16 Schulen haben A14- Funktions-stellen für Fortbildungsbeauftragteeingerichtet. Weitere acht Ausschrei-bungen sind auf dem Weg. Damit hatdie Hälfte der Beruflichen Schulenschon Funktionsstellen für diese Ar-beit. Auch die ist in dem Prozess zuberücksichtigen.

Was passiert z. Z. in den SQ10-Schulen?

Im Folgenden will ich die Fragenbenennen, die bisher in dem begon-nenen Prozess in den beteiligtenSchulen gestellt und jetzt bearbeitetwerden:

Was verstehen wir alles unter Fort-bildung? Was können, wollen wir imRahmen der Fortbildungsverpflich-tung akzeptieren? Aus dem Modell-versuch »SchuQua« gibt es dazu eineKernaussage, die lautet: »Fortbildungist mehr, als Seminare zu besuchen«.

Eine weitere Frage ist die nach denZielen von Fortbildung. Was wollenwir in unserer Schule durch Fortbil-dung erreichen? Was ist eine nachhal-tige Fortbildung?

Wie wird eine schulgenaue Qualifi-zierungsbedarfserhebung durchge-führt? Nur wenige Schulen habenschon ein Konzept für eine Erhebungdes notwendigen Qualifizierungsbe-darfes. Wie werden die einzelnenKollegen, die Teams, die Abteilungendabei in diesen Prozess eingebunden?Wie wird bei der Erhebung des Be-darfes die Entwicklung der gesamtenSchule in den Blick genommen? Wel-che Aufgabe hat in dem Prozess dieSchulleitung?

Qualifizierungsgruppe und Kolle-gium werden gemeinsam in der ein-zelnen Schule schulgenaue Antwor-ten erarbeiten und vereinbaren. Indem Projektauftrag ist festgeschrie-ben, dass die Schule einen struktu-rierten Prozess erarbeitet, an dem al-le Mitarbeiter mitwirken.

Die Berater beraten hierbei dieSchulleitung und/oder eine Qualifi-zierungsgruppe. Über die Nutzungder Beratungsstunden wird in derSchule zusammen mit den Beraternentschieden.

Die wichtigsten Meilensteine desProjektes in diesem Schuljahr sindnoch:■ Ende November 2004: Workshop

zum Thema Ziel- und Leistungs-vereinbarung

■ Dezember 2004: Ziel- und Leis-tungsvereinbarungen zwischenSAB und den zehn Projektschulenliegen vor

Fortbildung ist einer der Kernprozesse von Schulentwicklung

Das Projekt SQ10 bietet eine vernetzteEntwicklung und Beratung

28 2/2004

Schwerpunkt

■ Bis Februar 2005: Erarbeitung derschulgenauen Qualifizierungspläne

■ Februar 2005: Workshop zumThema »Die Aufgaben des Lan-desinstitutes bei der schulgenauenQualifizierung«

■ Bis Mai 2005: Planung der Qualifi-zierung und Treffen von schrift-lichen Vereinbarungen mit den An-bietern

■ August 2005: Beginn der Qualifi-zierungenDazwischen gibt es Austauschwork-

shops mit den beteiligten Schulen.

Alle Erfahrungen werden doku-mentiert und den Beruflichen Schu-len insgesamt zur Verfügung gestellt.

Die schulgenaue Qualifizierungs-planung wird auch die Anforderun-gen an das Landesinstitut verändern.Wenn die einzelne Schule weiß wassie braucht, dann muss das Landesin-stitut die Vereinbarungen über Fort-bildung, Beratung und Begleitungauch mit der einzelnen Schule schlie-ßen. Wie dies konkret aussehen kann,werden wir auch in diesem Prozess zuerarbeiten haben.

Das Ziel ist es, Klarheit über dieGestaltung des Schulentwicklung-Kernprozesses Fortbildung in den be-teiligten Schulen und dem Landesin-stitut zu haben.

MICHAEL ROSCHEK

PROJEKTLEITER SQ10REFERAT BERUFLICHE

BILDUNG IM LANDESINSTITUT

Frankfurter Rundschau vom 8. 9. 2003

292/2004

Schwerpunkt

So ist es bisweilen, wenn man sichfreiwillig zusammentut:■ Es entstehen zahlreiche Koopera-

tionsfelder . . .■ Man fährt als Schulleitungsgruppen

zusammen weg …■ Die Zusammenarbeit wird ge-

coacht …Die Schulen aus dem Bereich »Ge-sundheit« und »Ernährung« W 1,W 2, W 4, G 3 und G 20 haben sichvor gut einem Jahr zusammengetan,um einerseits festzustellen, dass sieschon immer gut zusammengearbeitethaben und um andererseits herauszu-finden, wie und in welchen BereichenKooperation professionalisiert wer-den kann. Die Leitungsgruppen ha-ben sich überwiegend positiv zu derbeabsichtigten Kooperation geäußert.

Das war für die Schulleitungen derImpuls anzufangen.

Unsere erste Verabredung betrafdie A 14-Funktionsträger. Bei derAuswahl der Funktionen haben wireine große Übereinstimmung festge-stellt und somit gibt es eine Basis fürschulübergreifende Kooperation aufden Gebieten: ■ Öffentlichkeitsarbeit■ Fortbildung■ EDV/ Selbstlernzentrum und■ Evaluation.Diese Gruppen haben mit den jewei-ligen Vertretern der fünf Schulen undeinem zugeordneten Leitungsgrup-penmitglied bislang 1-3 mal getagt.

Der nächste Schritt war die Intensi-vierung der Zusammenarbeit auf Lei-tungsebene. Spannend war die Frage,

wie die Abteilungsleiter und -koordi-natoren sowie die stellvertretendenSchulleiter zusammenarbeiten kön-nen und wollen. Die Schulleiter hat-ten immer wieder schon positive Er-fahrungen in ihrer Zusammenarbeitgemacht. Geplant war eine gemein-same Tagung (Moderation: KayMicheel von der Agentur für Schul-begleitung).

Dieser Workshop wurde intensivvorbereitet durch Themensammlungüber alle fünf Schulen hinweg, durchVorstrukturierung der Themen undZuordnung der Themen zu Verant-wortlichen sowie der Wahl einesVeranstaltungsortes.

Anfang September haben wir unsvormittags auf den Weg nach Am-mersbek zum Haus am Schüberg ge-

Gesund und satt

SQ 10: Kooperierende Schulen im Ernährungs- und Gesundheitsbereich

Ergebnisse werden schnell erzielt.

30 2/2004

Schwerpunkt

macht – die Schulen wurden den»A 14ern« zur Betreuung übertra-gen. 28 Personen trafen sich bei herr-lichstem Wetter zu den Themen:■ Sozialpädagogische Betreuung von

problematischen Schülern■ Bewertung von »gutem« (Lern-

feld-)Unterricht■ Visionen der Zusammenarbeit■ Qualitätsentwicklung und -siche-

rung■ Qualifizierung der Kollegien.

Bei der Nachlese zu diesem Work-shop, der von allen Beteiligten als po-sitiv bewertet wurde, wurden folgen-de Vereinbarungen getroffen: DieSchulleiter treffen sich einmal im Mo-nat und laden jeweils eine Gruppe zueinem Kooperationsfeld ein, um ggf.nachzusteuern und Ziele zu fixierenbzw. scharf zu stellen. Wir sind selbstgespannt, wie es weitergeht. Dienächsten Schritte sind fixiert, die Lustan der Zusammenarbeit wächst undwir warten auf neue He-rausforderungen und sichern die be-reits vorhandenen Ergebnisse.Den Abschluss des Workshops bilde-te eine Zusammenstellung aller Ko-operationsfelder, die in der kommen-den Zeit bearbeitet werden sollen.

ANKE ELGER-MIEHE, G 3W 4 und G 3 arbeiten an der Qualität des Lernfeldunterrichtes

Thema Ziel Organisation

EingangsdiagnoseVergleichbare, innerhalb der Bildungsgänge identische,Fragebögen entwickeln

Projektgruppe

Unterstützung/Beratung Austausch; effektive Maßnahmen entwickeln Erfahrungsaustausch

Qualität des Lernfeldunterrichtsgemeinsamen Standard entwickeln und vereinbaren

Projektgruppe

effiziente Verwaltungsverfahren entwickeln

Austausch Austauschgruppe

Leitfaden für Mitarbeitergespräche ent-werfen

Gesprächsleitfaden erstellen

Zentrale PrüfungsarbeitenSchulübergreifende Prüfungsarbeiten für BFG LB II ; LB I ??

Projektgruppe

BFS „best practice“ Beispiele aus-tauschen

Austausch

Qualifizierungssteuerung Vergleichbare Fortbildungssteuerung

EDV Nutzung Austausch

Öffentlichkeitsarbeit Austausch

Evaluation

Konfliktberatung (Klasse und Kollegium)Die Themen folgen späterQualitäts- und Prozessemanagement

Modularisierung des Unterrichts

Kooperationsfelder

Ausgerissen

»Das Kindfällt von der Familie

wie die Fruchtvom Baum«

Kurt Guggenheim

ZITAT