Upload
others
View
5
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusive Bildung: Inklusive Pädagogik und inklusive Didaktik
Aspekte des Lehrens und Lernens im Gemeinsamen Unterricht
Gastvorlesung 07.11.2016, 10-12
LMU Große Aula, Geschwister-Scholl-Platz 1 Ringvorlesung WS 2015-16 „Einführung in die Allgemeine Pädagogik
# 2 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
3. Kontext UN-BRK
4. Entwicklung inklusiver Bildungssysteme: politische und gesetzliche Vorgaben
5. Schulische Inklusion - Statistik - Inklusion als dynamischer Prozess
6. Inklusive Didaktik – Lernen in heterogenen Gruppen - Modelle und Konzepte inklusiver Didaktik - Konturen einer „zweidimensional differenzierenden Didaktik“ - Innere Differenzierung und Individualisierung - Was meint Bildung mit for-mat? - Fazit und Ausblick
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Inklusions- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
# 3 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Intention und Lernziele der Vorlesung
1. Inklusion als Begriff und gesellschaftlich bejahte Reform-bewegung im Spiegel der UN-Behindertenrechtskonvention verstehen und historisch einordnen lernen
2. Die Bedeutung der Inklusion für die Schulentwicklung und die wirksame Entfaltung eines inklusives Bildungssystems kennenlernen
3. Die Konturen einer inklusiven Pädagogik und Didaktik für eine qualitative hochwertige Bildungsarbeit im Unterricht einer Schule für Alle erfassen und kritisch diskutieren können
Lernziele
Literaturempfehlung
# 4
Markowetz, R. (2007): Inklusion und soziale Integration von Menschen mit Behinderungen (Kapitel 7)
Fischer, E./Markowetz, R. (2016): Schulische Inklusion: Paradiesmetapher und/oder langer Weg zu einer inklusiven Schule?,13-30.
Markowetz, R. (2016): Theoretische Aspekte und didaktische Dimensionen inklusiver Unterrichtspraxis, 237-286
Markowetz, R. und Reich, K. (2015): Didaktik., 338-346
# 5 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Inklusions- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
Quelle: Orientierung, Zeitschrift der Behindertenhilfe, Titelseite Heft1/2009
# 6 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Definition & Verständnis
Inklusion ist …
ein Ansatz, der auf der Basis von Bürgerrechten argumentiert, sich gegen jede gesellschaftliche Marginalisierung wendet und somit allen Menschen das gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale Teilhabe ungeachtet ihrer persönlichen Unterstützungsbedürfnisse zugesichert sehen will.
(Hinz 2006, 97–99)
# 7 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Definition & Verständnis
Inklusion im Bildungsbereich bedeutet…
einen uneingeschränkten Zugang und die vorbehaltlose Zugehörigkeit zu allen Bildungseinrichtungen von Städten, Kommunen wie Kreisen (Schulen) und die selbstverständliche Möglichkeit zur Teilhabe an allen Angeboten der Bildungsanbieter des sozialen Umfeldes (Erwachsenenbildung) zu haben, die deshalb allesamt auf die Bildungsbedürfnisse aller Menschen so einzugehen haben, dass jeder Mensch eine möglichst qualitativ hochwertige Bildung erfahren kann und dabei als selbstverständliches Mitglied der Gemeinschaft chancengleich anerkannt und von ihr wertgeschätzt werden kann!
# 8
Inklusion: „All means All!“ (Marsha Forest)
Sozialbenachteiligte Menschen
Aus kulturellen, religiösen, linguistischen Gründen benachteiligte Menschen
Benachteiligte Menschen aufgrund ihres Geschlechts /
Gender
Arme und von Armut bedrohte Menschen
Menschen mit HIV/Aids
… und andere
Inklusion sog. marginalisierter Gruppen:
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
Jungen und Mädchen
Ethnische, religiöse und linguistische Minderheiten
ländliche Bevölkerung
Arbeitende Kinder, missbrauchte Kinder, Kindersoldaten, Straßenkinder, Nomadenkinder,
Waisen
Flüchtlinge, indigene Völker
Kranke, mangelernährte Kinder
Menschen mit Behinderungen, Beeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten
# 9
Kinder und Jugendliche mit - Sehbehinderungen, blinde Kinder - Hörschwierigkeiten: Schwerhörige Kinder, gehörlose Kinder - Sprachbehinderungen - Kommunikationsproblemen - Lernschwierigkeiten - Verhaltensauffälligkeiten - sozial-emotionalen Störungen - psychiatrischen Störungen - sozialen Schwierigkeiten - geistiger Behinderung - autistischen Störungen (Autismus Spektrums Störungen, ASS) - Epilepsie - Krankheiten (z.B. Meningitis), chronischen Krankheiten, Infektionen - Körperbehinderungen - mehrfachen Behinderungen - „erworbenen“ Behinderungen, z.B. aufgrund von Unfällen, Krankheiten, Traumatisierungen, Mangelernährung, hygienischen Verhältnissen
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
Behinderungen, Beeinträchtigungen, Benachteiligungen
Inklusive Bildung und Behinderung
# 10 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Integrations- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
# 11 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
… die unendliche lange Geschichte der Hin- und Zuwendung von Menschen mit Behinderungen
Historische Phasen und Entwicklungsmodelle der Pädagogik für Menschen mit Behinderungen
… vom Objekt zum Subjekt … von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung
… vom Fürsorgeansatz zum Bürgerrechtsansatz … auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft?
Heil-/Sonderpädagogik zwischen Inklusion und Exklusion Inklusion als Aufgabe aller Schulen: Inklusive Bildung, Inklusive Pädagogik
Antike Frühzeit Altertum
Mittelalter Neuzeit
19. Jahrhundert 20. Jahrhundert 21. Jahrhundert
Ex
tin
kti
on
Ex
klu
sio
n
Seg
reg
ati
on
No
rmali
sieru
ng
Inte
gra
tio
n
Ink
lusi
on
Vie
lfalt
als
Norm
alitä
t
?
Moderne Postmoderne
Drittes Reich 1933-1945
„Heilpädagogischer Urknall“
Praxis der schulischen Integration Praxis der schulischen Inklusion
Eingliederung von Kindern mit
bestimmen Bedarfen in die Allgemeine
Schule
Differenziertes System je nach
Schädigung
Zwei-Gruppen-Theorie
(behinderte/nichtbehindert; mit /ohne
sonderpädagogischem Förderbedarf)
Aufnahme von behinderten Kindern
Individuumszentrierter Ansatz
Fixierung auf die institutionelle Ebene
Ressourcen für Kinder mit Etikettierung
Spezielle Förderung für behinderte
Kinder
Individuelle Curricula für einzelne
Förderpläne für behinderte Kinder
Anliegen und Auftrag der
Sonderpädagogik und Sonderpädagogen
Sonderpädagogen als Unterstützung für
Kinder mit sonderpädagogischem
Förderbedarf
Ausweitung von Sonderpädagogik in die
Schulpädagogik hinein
Kombination von (unveränderter) Schul-
und Sonderpädagogik
Kontrolle durch Expertinnen und
Experten
Leben und Lernen für alle Kinder in der
Allgemeinen Schule
Umfassendes System für alle
Theorie einer heterogenen Gruppe (viele
Minderheiten und Mehrheiten)
Veränderung des Selbstverständnisses der
Schule
Systemischer Ansatz
Beachtung der emotionalen, sozialen und
unterrichtlichen Ebenen
Ressourcen für Systeme (Schule)
Gemeinsames und individuelles Lernen
für alle
Ein individualisiertes Curriculum für alle
Gemeinsame Reflexion und Planung aller
Beteiligter
Anliegen und Auftrag der
Schulpädagogik und Schulpädagogen
Sonderpädagogen als Unterstützung für
Klassenlehrer, Klassen und Schulen
Veränderung der Sonderpädagogik und
Schulpädagogik
Synthese von (veränderter) Schul- und
Sonderpädagogik
Kollegiales Problemlösen im Team
Vergleich Integration - Inklusion
# 12 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz Vgl. HINZ 2002, 359)
# 13 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
3. Kontext UN-BRK
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Integrations- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
# 14 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
UN-BRK ein völkerrechtlich bindendes Abkommen
und internationales Recht
Quelle: United Nations https://www.un.org/development/desa/disabilities/convention-on-the-rights-of-persons-with-disabilities.html
„Verbreitung“ der UN-Behindertenrechtskonvention
# 15 07.11.2016 Referat Markus Mustermann
Art. 1 Zweck
Art. 2 Definitionen
Art. 3 Allg. Grundsätze
Art. 4 Allg. Verpflichtungen
Art. 5 Nichtdiskriminierung
Art. 6 Frauen mit Behinderung
Art. 7 Kinder mit Behinderung
Art. 8 Förderung des Bewusstseins
Art. 9 Zugänglichkeit
Art. 10 Recht auf Leben
Art. 11 Gefahrensituationen
Art. 12 Rechts-/Geschäftsfähigkeit
Art. 13 Zugang zur Justiz
Art. 14 Freiheit und Sicherheit
Art. 15 Freiheit von Folter ...
Art. 16 Freiheit von Ausbeutung
Art. 17 Schutz der Unversehrtheit..
Art. 18 Freizügigkeit und Staatsangehörigkeit
Art. 19 Unabhängiges Leben / Teilhabe a. d. Gemeinschaft
Art. 20 Persönliche Mobilität
Art. 21 Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen
Art. 22 Schutz der Privatsphäre
Art. 23 Achtung von Heim und Familie
Art. 24 Bildung Art. 25 Gesundheit
Art. 26 Rehabilitation
Art. 27 Arbeit und Beschäftigung
Art. 28 Angemessener Lebensstandard
Art. 29 Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben
Art. 30 Teilhabe am kulturellen Leben
UN-Behindertenrechtskonvention - Artikel 24 „Inclusive Education“
(1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives [inklusives] Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem Ziel,
a) die menschlichen Möglichkeiten sowie das Bewusstsein der Würde und das Selbstwertgefühl des
Menschen voll zur Entfaltung zu bringen und die Achtung vor den Menschenrechten, den
Grundfreiheiten und der menschlichen Vielfalt zu stärken;
b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre
geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirklichen Teilhabe an einer freien Gesellschaft zu befähigen.
Link: http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/menschenrechtsinstrumente/vereinte-
nationen/menschenrechtsabkommen/behindertenrechtskonvention-crpd.html#c1909
# 16 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
# 17 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
3. Kontext UN-BRK
4. Entwicklung inklusiver Bildungssysteme: politische und gesetzliche Vorgaben
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Integrations- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
Inklusion Vorgaben und Umsetzung
UN-Behindertenrechtskonvention
Empfehlungen der Kultusministerkonferenz
(KMK)
Ländergesetze (BayEUG)
# 18 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Politische und gesetzliche Vorgaben der Inklusion
07.11.2016
Inklusion und die KMK-Empfehlung
Empfehlungen der KMK zur inklusiven Beschulung:
• Gleichberechtigter Zugang zu allen Angeboten des Unterrichts, zu den Angeboten der verschiedenen Bildungsgänge und des Schullebens
• Barrierefreiheit bezieht sich sowohl auf den Unterricht, auf die Zugänglichkeit von Schulgebäuden und anderen Lernorten, auf Eignung und ggf. Anpassung von Lehr-und Lernmedien als auch auf sonstige Hilfen
• Individuellen Bildungs- und Erziehungsbedürfnissen ist Rechnung zu tragen • Berücksichtigung individueller Lern- und Leistungsmöglichkeiten • Berücksichtigung der individuellen Lern- und Leistungsvoraussetzungen • Vielfalt an Handlungsmöglichkeiten, selbstgesteuerte und selbstbestimmte
Entwicklungsprozesse initiieren • Elementarisierung von Unterrichtsinhalten • Maßnahmen innerer und äußerer Differenzierung • Geeignete personelle Rahmenbedingungen • Anpassung von Kommunikationsformen
# 19 Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
Inklusion in Bayern: das BayEUG 2011, (insbes. Art 2, Art. 30a, b)
http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG-2
http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG-30a
http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG-30b
Im Bay EUG* verankerte und beschriebene Aspekte des „kooperativen“ Lernens:
• Gemeinsame Unterrichtung aller Schüler/-innen mit und ohne Förderbedarf
• Unterstützung der allgemeinen Schulen bei ihrer Aufgabe, Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu unterrichten durch Förderschulen
• Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen, Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung in allg. Schule kann nur bei erheblichen Mehraufwendungen verweigert werden.
* http://www.km.bayern.de/lehrer/dienst-und-beschaeftigungsverhaeltnis/gesetze-verordnungen-und-bekanntmachungen.html
# 20 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusion in Bayern – Bay EUG
07.11.2016
Im Bay EUG verankerte und beschriebene Aspekte des „kooperativen“ Lernens:
• Ein sonderpädagogischer Förderbedarf begründet nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schulart
• Schulartspezifische Regelungen für die Aufnahme etc. bleiben unberührt
• Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf müssen an der allgemeinen Schule die Lernziele der besuchten Jahrgangsstufe nicht erreichen, soweit keine schulartspezifischen Voraussetzungen bestehen Lernziele werden durch individuelle Förderpläne festgelegt
• Zusammenarbeit im Unterricht und im Schulleben
• bei Bedarf Zusammenarbeit mit entsprechenden Partnern z.B. mit Jugend- und Sozialhilfe (Schulbegleiter, Integrationshelfer, Jugendsozialarbeit)
# 21 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusion in Bayern – Bay EUG
07.11.2016
Im Bay EUG verankerte und beschriebene Formen des „kooperativen“ Lernens:
• Schulen mit dem Schulprofil „Inklusion“
• Partnerklassen
• Kooperationsklassen
• Einzelintegration
• Tandemklassen
• Offene Klassen des Förderzentrums
http://www.km.bayern.de/epaper/Inklusion_2011/index.html
Blicke in die Schulwirklichkeit:
http://www.km.bayern.de/lehrer/unterricht-und-schulleben/inklusion.html
# 22 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusion in Bayern – Bay EUG
07.11.2016
# 23 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
3. Kontext UN-BRK
4. Entwicklung inklusiver Bildungssysteme: politische und gesetzliche Vorgaben
5. Schulische Inklusion
- Statistik
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Integrations- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
Inklusion und Statistik
…immer mehr Schüler mit einem Förderbedarf
Quelle und lesenswerter Aufsatz: Torsten Dietze: Sonderpädagogische Förderung in Zahlen - Ergebnisse der Schulstatistik 2009/10 mit einem Schwerpunkt auf der Analyse regionaler Disparitäten. In: Zeitschrift für Inklusion Online, H. 2, 2011
Entwicklung der sonderpädagogischen Förderquoten 1992/93 bis 2009/10 nach Förderschwerpunkten (in %)
?
# 26
Inklusions-
anteile
(Deutschland)
2013/14
Inklusions-
anteile
(Deutschland)
2013/14
(aus: KMK, 2014a, b, eigene Berechnungen)
35,2 37,9 39,9 40,1 28,5
7,9
50,2
64,8 62,1 60,1 59,9 71,5
92,1
49,8
0
20
40
60
80
100
Lernen Sehen Hören Sprache körperlicheund
motorischeEntwicklung
geistigeEntwicklung
emotionaleund sozialeEntwicklung
Pro
zen
t
Exklusionsanteil Inklusionsanteil
Inklusionsanteile
# 27 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusionsqouten Stand der Inklusion in Deutschland
# 28
Ein Blick auf die Inklusionsanteile nach bildungsbiographischen Stationen:
Kindergarten
Grundschule
Sekundarstufe 1
Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusion und Statistik
07.11.2016
# 29 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Inklusionsquoten in Europa
# 30 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Zugang zu Bildung = Inklusion?
Inklusive Bildungssysteme - international betrachtet… (vgl. Lindsay 2007)
Mainstreaming
Inclusive Classroom
„full inclusion“
Special Classes
Special Schools
Inklusion bedeutet nicht, dass… - alle Sonderschulen zu schließen sind - die Sonderpädagogik als Disziplin
bedeutungslos wird
# 31
Inklusion und Statistik
Weitere Detailblicke auf Forschungsergebnisse zum Gemeinsamen Unterricht“ (GU)
Klemm 2009: Sonderweg Förderschulen: Hoher Einsatz, wenig Perspektiven
Klemm 2010: Gemeinsam lernen. Inklusion leben.
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
Literatur: Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen
Breyer (2010): Gemeinsamer Unterricht im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Deutschland. In: Lernen konkret, H. 1, 6-8
Klemm (2009): Sonderweg Förderschulen: Hoher Einsatz, wenig Perspektiven. online veröffentlicht unter: http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms-bst-dms_29959_29960_2.pdf
Klemm (2010): Gemeinsam lernen. Inklusion leben. online veröffentlicht: http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms-bst-dms_32811_32812_2.pdf
Speiser (2013): Aktuelle Entwicklungen im Kontext von Integration und Inklusion in: Lernen konkret 2/2013, 31f
KMK: Sonderpädagogische Förderung in allgemeinen Schulen 2011/2012, Berlin 2012
KMK: Sonderpädagogische Förderung in Förderschulen 2011/2012, Berlin 2012
# 32 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
3. Kontext UN-BRK
4. Entwicklung inklusiver Bildungssysteme: politische und gesetzliche Vorgaben
5. Schulische Inklusion - Statistik
- Inklusion als dynamischer Prozess
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Integrations- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
3P – Modell
P 1
P 2
P 3
Stufe der Präsenz Kinder mit Behinderungen sind willkommen und endlich in den „Volksschulen“ angekommen! institutionelle Dimension von Inklusion Schule wird zum Aufnahme- und Aufenthaltsort für alle Kinder…
Stufe der Partizipation Kinder mit Behinderungen gehören egalitär dazu und nehmen selbstverständlich am sozialen Leben teil! soziale Dimension von Inklusion Schule wird zum Lebens-, Begegnungs- und Sozialraum für alle Kinder und ist ein Handlungsfeld für gelebte soziale Kontakte und soziales Lernen…
Stufe der Pädagogik Entfaltung einer Pädagogik für alle Kinder: „making learning effective for every child“ didaktische Dimension von Inklusion Schule ist ein Haus des Lehrens und Lernens und wird eine verlässliche Veranstaltung für schulische Erfolge und Bildungskarrieren, Schlüssel zum Leben, Wegbereiter in Arbeit und Beruf und Promoter für gesellschaftliche Teilhabe und Anerkennung aller Kinder…
Inklusion als Prozess Stufen, Dimensionen, Qualitäten
adapt. Mel Ainscow, University Manchester, UK
# 33 Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
# 34 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Gliederung
1. Inklusion – was ist das?
2. Geschichte der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
3. Kontext UN-BRK
4. Entwicklung inklusiver Bildungssysteme: politische und gesetzliche Vorgaben
5. Schulische Inklusion
- Statistik
- Inklusion als dynamischer Prozess
6. Inklusive Didaktik – Lernen in heterogenen Gruppen
Fakultät 11 Psychologie und Pädagogik Department Pädagogik und Rehabilitation Abteilung für Präventions-, Integrations- und Rehabilitationspädagogik
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen
Ob „inklusive Bildung“ überhaupt und auch in Deutschland ein Erfolgsmodell wird, hängt
maßgeblich davon ab, ob und wie es gelingt Kinder unabhängig von Art, Umfang, Intensität
des sonderpädagogischen Förderbedarf an Schule und Unterricht so teilhaben zu lassen,
dass
• die Kinder in Ihrer Identität gestärkt, statt beschädigt werden,
• soziale Kohäsion, statt Isolation entsteht und
• der Anspruch auf Erziehung und Bildung, Förderung und Therapie sowie
rehabilitative Hilfen, persönliche Assistenz und Pflege qualitativ hochwertig gewährt
und professionell umgesetzt werden kann!
Die gemeinsame Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern mit sehr unterschiedlichen
Lernvoraussetzungen und Entwicklungsausgangslagen gehört zu den ganz großen
pädagogischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und definiert eine bislang nicht
hinreichend gelöste Aufgabe!
Video: So funktioniert Inklusive Schule - "Jakob Muth-Preis 2011/2012" der Bertelsmann Stiftung: https://www.youtube.com/watch?v=fYlCPHoaLr8
Inklusion als Herausforderung
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 35
Das Gelingen von Gemeinsamen Unterricht, die Entfaltung inklusiv wirksamer Lern- und Bildungsprozesse und die Verwirklichung von Teilhabe an Schule und Unterricht ist eine Frage der Didaktik!
• Inklusion pädagogisch qualitativ hochwertig verwirklichen,
• Lernprozesse und Bildung mit format in heterogenen Gruppen kompetent analysieren, planen, durchführen und reflektieren
• die Ansprüche auf sonderpädagogische Förderung professionell einlösen
meint die Wiederentdeckung der Didaktik als
„pulsierende Herzkammer der Pädagogik“ (Wolfgang KLAFKI 1964, 82)
Didaktik als Antwort und Lösungsansatz
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 36
01.09.1927 - 24.08.2016
Didaktik – was ist das?
# 37 Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
Quelle: Werner Jank, Hilbert Meyer: Didaktische Modelle. Berlin (Cornelsen Verlag Scriptor) 2011, 10. Aufl., S.16
Gibt es eine inklusive Didaktik?
Welche didaktische Positionen bestimmen die Diskussion bei der Umsetzung Inklusiver Bildung?
Modelle und Konzepte der inklusiven Didaktik
Die bildungstheoretische Didaktik (Klafki) Die entwicklungslogische Didaktik (Feuser) Das Theorem gemeinsamer Lernsituationen (Wocken) Inklusiver Sachunterricht (Seitz) Der Bielefelder Ansatz (Kullmann, Lütje-Klose, Textor) Die konstruktivistische Didaktik (Reich) Der RTI-Ansatz (Huber , Grosche, Hartke u.a.) Die zweidimensional differenzierende Didaktik (Markowetz) Die menschenrechtsbasierte Didaktik (Prengel) Literatur: Hans Wocken: Inklusive Didaktik. Versuch einer Standortbestimmung. In: Hans Wocken: Am Haus der inklusiven Schule. Anbauten - Anlagen – Haltestellen. Hamburg (Feldhaus) 2016.
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 38
Eine lehr- und lernbare inklusive Didaktik gibt es noch nicht!
Inklusive Didaktik ist eine Patchwork-Didaktik, ein umfassendes Metamodell (Kiper/Mischke 2004),
das didaktische Prinzipien, Konzepte, Modelle und Theorien des Unterrichtens mehrperspektivisch
vereint und auf die Analyse, Planung, Durchführung und Reflexion von Lern- und Bildungssitua-
tionen im Unterricht einer Schule für ALLE und bei der Umsetzung von inklusiver Bildung
anzuwenden und zu synchronisieren versucht!
Was soll eine inklusive Didaktik leisten?
Blicke auf die
„zweidimensional differenzierende Didaktik“
…oder:
Wie gelingt es einer Pädagogik für ALLE • inklusive Bildung in einer Schule für Alle zu verwirklichen?
• die Heterogenität der lernenden Subjekte im Unterricht zu bewältigen?
• das „making learning effective for every child“? Umzusetzen?
• dass „kein Kind zurückgelassen wird?“ (no child left behind!)
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 39
Lernen
Inklusive Bildung: Gemeinsamer Unterricht und Getrennter Unterricht als dialektische Beschulungskultur
zwischen Inklusion und Exklusion
Schule für Alle
Gemeinschaftsschule, Inklusionsschule, Schule mit dem Schulprofil Inklusion…
Inclusive Education – Inklusive Bildung
Klasse “bunte” Schülerschaft – Anerkennung von Vielfalt und Differenz (Diversity) – Heterogenität als Normalfall und didaktische Herausforderung
Mehrpädagogensystem: Lehrer (Regel-/Sonderschule), Sozialpädagogen, Heilpädagogen, Therapeuten, Pflegekräfte, Schulbegleiter… Teamteaching – Kompetenztransfer
Gemeinsamer Unterricht mehr als 80%
Unterricht – “making learning effective for every child!“
Getrennter Unterricht weniger als 20%
Inklusion Exklusion Verschiedenheit Innere Differenzierung und Individualisierung
Gleichheit Äußere Differenzierung
„Gruppenpädagogik – Allgemeine Pädagogik + Schulpädagogik + Sonderpädagogik“ „Individualpädagogik – Sonderpädagogik“
in Kooperation am gemeinsamen Lerngegenstand (Feuser) in vielfältigen Lernsituationen (Wocken) gemeinsames Lernen: in heterogenen Lerngruppen, alle, binnendifferenziert, individualisiert, zieldifferent Klassenzimmer, Differenzierungsraum Betonung kollektiver Lernwelt 2-Pädagogensystem plus
Bildungsplan Regelschule und Bildungsplan Förderschule(n)
in exklusiven Lernsituationen „diversifiziertes“ Lernen:
allein (exklusiv-individuell), zu zweit (exklusiv-partnerschaftlich),
in homogenen Kleingruppen (exklusiv-kollektiv), zielgleich, im Klassenzimmer und/oder
Ausweichklassenzimmer/Differenzierungsraum Betonung behinderungsspezifischer Lernwelten
Betonung Rehabilitationsbedürfnisse Personal Förderschule(n) plus Bildungsplan Förderschule(n) In
klu
sio
ns-
Ex
klu
sio
ns-
Sch
ran
ke
Inklusive Pädagogik und Didaktik
Johann Amos Comenius (1592-1679)
„Omnes omnia omnino docere“
… alle Menschen alles lehren!
- wirklich alle ?
- wirklich alles ?
… aber was? …. und wie?
Allen alles lehren?!
Lernen am gemeinsamen Gegenstand
in inklusiven Lernsituationen
im gemeinsamen Unterricht?
und
Lernen am individuellen Gegenstand
in exklusiven Lernsituationen
im getrennten Unterricht? Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 41
Individuell lernen
Individuell lernen
Individuelle Inhalte und Ziele
Individuelle Inhalte und Ziele
Inhalts- und Beziehungsaspekt Gemeinsam
lernen
Gemeinsame
Inhalte und
Ziele
Kooperative Lernsituation
b) solidarische Lernsituation = Gemeinsames Lernen an einem gemeinsamen Lerngegenstand
... zur Vielfalt der Lernsituationen im Gemeinsamen Unterricht
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 42
Biene Biene Biene
Biene Biene Biene
Schüler/-in mit
Behinderung
Schüler/-in mit
Behinderung
Schüler/-in ohne
Behinderung
Schüler/-in ohne
Behinderung
Biene Biene
Biene
Beziehungsaspekt
Inhaltsaspekt
Inhaltsaspekt
• die koexistente Lernsituation
... zur Vielfalt der Lernsituationen im Gemeinsamen Unterricht
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 43
Biene Biene Biene
Biene Biene Biene
Schüler/-in mit
Behinderung
Schüler/-in ohne
Behinderung
Beziehungsaspekt
Inhaltsaspekt
Inhaltsaspekt
• die kommunikative Lernsituation
... zur Vielfalt der Lernsituationen im Gemeinsamen Unterricht
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 44
Schüler/-in mit
Behinderung
Schüler/-in ohne
Behinderung
Biene Biene Biene
Biene Biene Biene
Können Lehrer/-innen zaubern? Lösen Maßnahmen der Individualisierung und Binnendifferenzierung das Problem?
Stimmt die Formel? Was können wir wie „verzaubern“?
Maßnahmen der „Inneren Differenzierung“ und „Individualisierung“ begründen
eine didaktische Zauberformel, die das Lernen in heterogenen Gruppen
möglich machen und die integrationspädagogische Praxis gestalten soll !
Gemeinsamer Unterricht = differenzierter + individualisierter Unterricht !
„die integrative Didaktik ist vor allem durch Betonung der Prinzipien Individualisierung und Differenzierung unter Berücksichtigung der Gemeinsamkeiten aller Kinder gekennzeichnet“ (Werning/Lütje-Klose 2006, 126)
Gemeinsamer Unterricht ist „stets ein hochdifferenzierter und stark individualisierter Unterricht“ (Heimlich 2004, 289)
„unter Differenzierung wird einmal das variierende Vorgehen in der Darbietung und Bearbeitung von Lerninhalten verstanden, zum anderen die Einteilung bzw. Zugehörigkeit von Lernenden zu Lerngruppen nach bestimmten Kriterien. Es geht um die Einlösung des Anspruchs, jedem Lernenden auf optimale Weise Lernchancen zu bieten, dabei die Ansprüche und Standards in fachlicher, institutioneller und gesellschaftlicher Hinsicht zu sichern und gleichzeitig lernorientiert aufzuarbeiten“
„Differenzierung stellt sich für die Organisation von Lernprozessen als Bündelung von Maßnahmen dar, Lernen in fachlichem, organisatorischem, institutionellem wie individuellem und sozialem Bezug zu optimieren“
„unter Binnendifferenzierung wird eine gruppeninterne Differenzierung verstanden. Die zugrundeliegenden Differenzierungskriterien können unterschiedlich sein: Lerngeschwindigkeit, Arbeitsmenge, Leistungshöhe, Lernschwierigkeiten, Arbeitsweisen, Kooperation, Interessen usw. Die Gruppe kann unterschiedlich groß sein: Klasse, Großgruppe, Kleingruppe.
Binnendifferenzierung strebt keine Dauerlösung an; sie bleibt in der Regel situations- und lernzielgebunden. Im Extremfall bedeutet Binnendifferenzierung Individualisierung“
(Bönsch 1995; 21ff)
Innere Differenzierung - Definition und Verständnis
Instrumente der Inneren Differenzierung als Zugang zu Bildungsinhalten und didaktische Strategie zur Optimierung des unterrichtlichen Lernens in Gemeinsamen Lernsituationen
Komplementarität und Interdependenz von Innerer Differenzierung und Individualisierung als Integrations- und Balanceleistung inklusiver und exklusiver Lernsituationen im Gemeinsamen Unterricht
Lernen Auseinandersetzung mit
Lerngegenständen
Aneignung von Welt
„das lernende
Subjekt“
formale Bildung
„die Sache“
materiale Bildung
Theorie der kategorialen Bildung
(Klafki 1957, 1963, 1985, 1996)
Begegnung mit anspruchsvollen Bildungsinhalte,
Konfrontation mit materialen Bildungsinhalten
Begegnung mit formalen
Bildungsinhalten
Inklusive Bildung Was meint Bildung mit for-mat? Plädoyer für das 2-Pädagogen-System
Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016 # 49
Fazit und Empfehlungen
Wie geht es weiter?
# 50 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Mehr Inklusion wagen - behutsam, chancengleich und für qualitativ hochwertige Bildung aller Kinder in Bayern!
keine Obergrenzen für Inklusion einführen! stattdessen: kooperative Organisationsmodelle wie z.B. das Partnerklassenmodell aufwerten und
diese in der amtlichen Schulstatistik der KMK als Inklusion ausweisen! diversifizierte, d.h. behinderungsspezifische und auf Rehabilitation ausgerichtete „exklusive“
Angebote als ein unverzichtbares Lernformat inklusiver Beschulungskultur anerkennen! Chancen des Gemeinsamen Unterrichts und des Getrennten Unterrichts effektiv nutzen, d.h. den
Schieberegler der „Inklusions-Exklusions-Schranke“ professionell bedienen lernen! Verlässliche Kontakte für wertvolle soziale wie lernende Begegnungen zwischen Schülern mit und
ohne Behinderungen schaffen, für soziale Kohäsion sorgen und zu Ent-Stigmatisierung beitragen!
Inklusion meint auch Aussonderung vermeiden!
Regelschulen mit Schülern mit SPF nicht allein lassen! Lehrpersonen stärken, mit sonderpädagogischen Fachwissen, Konzepten und Methoden vertraut
machen, heilpädagogisches Klima und sonderpädagogische Räume an Regelschulen schaffen! mehr Sonderpädagog/-innen für den Einsatz in der Inklusion wie an klassischen Förderorten der
Sonderpädagogik qualifizieren und auf die Zusammenarbeit mit Lehrpersonen der Regelschulen vorbereiten!
aufpassen, dass Schulbegleiter, Integrationshelfer, Inklusionsassistenten sich nicht zu einem paraprofessionellem Entlastungssystem entwickeln und eine heimliche Schattenpädagogik auf den Plan rufen!
MSD ausbauen und strategisch als Fachdienst für INKLUSION weiterentwickeln!
Fazit & Ausblick
Inklusive Bildung – Inklusive Pädagogik und
Inklusive Didaktik:
„Wir sind noch nicht im Festsaal angelangt, aber wir sind eingeladen.
Wir sehen schon die Lichter und hören die Musik!“
Ernesto Cardenal
# 51 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
# 52 07.11.2016 Prof. Dr. Reinhard Markowetz
Literaturauswahl
Markowetz, R. (2004): Maßnahmen der Inneren Differenzierung und Individualisierung im Gemeinsamen Unterricht als Aufgabe für Sonderpädagogik und Integrations-pädagogik auf dem Weg zu einer inklusiven Didaktik. In: Schnell, I./Sander, A. (Hrsg.), Inklusive Pädagogik. Bad Heilbrunn/Obb., 167-186.
Markowetz, R. (2007a): Inklusion und soziale Integration von Menschen mit Behinderungen (Kapitel 7) In: Cloerkes, G., Soziologie der Behinderten. Eine Einführung. Unter Mitwirkung von Reinhard Markowetz. 3., neu bear. und erw. Auflage. Heidelberg, 207-278.
Markowetz, R. (2007b): Soziale Integration, Identität und Entstigmatisierung. Behindertensoziologische Aspekte und Beiträge zur Theorieentwicklung in der Integrationspädagogik. Heidelberg 2007b
Markowetz, R. (2007c): Behinderung und Inklusion. Paradigmenwechsel – Verändert Inklusion das Verständnis von Behinderung und bringt Menschen mit Behinderung mehr Teilhabe und Emanzipation? In: Betreuungsmanagement 3, 2, 59-71.
Markowetz, R. (2011a): Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen – soziologische Zugänge. In: Eurich, J., Lob-Hüdepohl, A. (Hrsg.), Inklusive Kirche. Stuttgart, 23-49.
Markowetz, R.(2011b): Inclusive Education: Schulentwicklung in Burkina Faso/Westafrika. In: Petra Flieger, Volker Schönwiese (Hrsg.), Menschenrechte, Integration, Inklusion. Aktuelle Perspektiven aus der Forschung. Bad Heilbrunn/Obb., 131-136.
Markowetz, R. und Schwab, J. E. (Hrsg.) (2012a): Die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. Inklusion und Chancengleichheit zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Bad Heilbrunn/Obb..
Markowetz, R. (2012b): Inklusive Didaktik (k)eine Neuschöpfung!? Ein Beitrag zur didaktischen Diskussion über Gemeinsamen Unterricht. In: Cornelius Breyer, Günther Fohrer, Walter Goschler, Manulea Heger, Christina Kießling und Christoph Ratz (Hrsg.), „Sonderpädagogik und Inklusion“. Oberhausen, 141-160.
Markowetz, R./Reich, K. (2015): Didaktik. In: Hedderich, I./Biewer,G./Hollenweger, J./Markowetz, R. (Hrsg.), Handbuch Sonderpädagogik und Inklusion. Bad Heilbrunn/Obb., 338-346.
Fischer, E./Markowetz, R. (2016): Schulische Inklusion: Paradiesmetapher und/oder langer Weg zu einer inklusiven Schule? In: Fischer, E./Markowetz, R. (Hrsg.), Inklusion im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Stuttgart, 13-30.
Markowetz, R. (2016): Theoretische Aspekte und didaktische Dimensionen inklusiver Unterrichtspraxis. In: Fischer, E./Markowetz, R. (Hrsg.), Inklusion im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Stuttgart, 237-286.
Speck, O. (2011). Schulische Inklusion aus heilpädagogischer Sicht: Rhetorik und Realität. München, Basel, 31-55.
Wocken, H. (2016): Inklusive Didaktik. Versuch einer Standortbestimmung. In: Hans Wocken: Am Haus der inklusiven Schule. Anbauten - Anlagen – Haltestellen. Hamburg (Kapitel 6)
# 53 Prof. Dr. Reinhard Markowetz 07.11.2016
https://videoonline.edu.lmu.de/de