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Analyse & Kritik 30/2008 ( c Lucius & Lucius, Stuttgart) p. 735–756 Erich Weede Inseln der Rationalität: Wie überwindet man fehlerhafte Entscheidungen auf dem Markt, in der Wissenschaft und in der Politik? * Abstract: Rationality is the attempt to cope with human fallibility. It presupposes in- dividual freedom and responsibility where responsibility includes suffering from one’s errors. If humans are fallible, then one of the most important characteristics of a social order is whether or not it provides mechanisms for eliminating and correcting errors. It is easiest to institutionalize rationality in an economy. Contestable markets, com- petition and the threat of bankruptcy suffice. Within academia or science, rationality requires humans to give up the utopian quest for certainty, but nevertheless to continue to rely on logic and experience to make theories ever more consistent as well as com- patible with observable facts. It is most difficult to achieve a minimum of rationality in the field of politics. In politics one always suffers from the errors of others rather than from one’s own errors. 1. Allgemeine Überlegungen Wer sich um Rationalität 1 und die Erkenntnis der Welt, wie sie ist, bemüht, der muss die menschliche Neigung zum Irrtum, seine Fallibilität, zum Ausgangs- punkt wählen (Popper 1934[1969]; Albert 1988). Das gilt unabhängig davon, ob man sich primär für eine Methodologie interessiert, die Erkenntnisfortschritt er- möglicht, oder für eine Wirtschaftsordnung, die eine möglichst gute Versorgung der Konsumenten ermöglicht, oder für eine politische Ordnung, die das friedliche Nebeneinander und Miteinander der Menschen ermöglicht. Weil Politik immer an staatlicher Macht und damit an einem „Monopol legitimer physischer Gewalt- * Dieser Aufsatz ist wesentlich durch die Ausführungen Vanbergs (2008b) bei den European Public Choice Meetings in Jena angeregt worden. Obwohl wir zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen, möchte ich streckenweise ganz anders argumentieren. Aber unsere Ansätze dürften eher komplementär als mit einander inkompatibel sein. 1 Unter Rationalität verstehe ich das, was Weber (1922[1964], 18) Zweckrationalität nennt. Dabei geht es primär um die Zuordnung geeigneter Mittel zu gegebenen Zwecken. Weil Zwecke oder Ziele nicht gleichzeitig erreichbar sein müssen, sondern inkompatibel sein können, stellt sich auch das Problem der Rangordnung der Zwecke. Man will keine höherwertigen Zwecke aufgeben, um untergeordnete Zwecke zu erreichen. Rational ist der Versuch der Nutzenma- ximierung (McKenzie/Tullock 1978, 9). Dieser Versuch impliziert die Bereitschaft, vertraute Pfade – zumindest Irrwege – zu verlassen.

Inseln der Rationalität: Wie überwindet man fehlerhafte ... · kommen, möchte ich streckenweise ganz anders argumentieren. ... Rationales Handeln ist in der Wirtschaft leichter

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Analyse & Kritik 30/2008 ( c© Lucius & Lucius, Stuttgart) p. 735–756

Erich Weede

Inseln der Rationalität: Wie überwindet manfehlerhafte Entscheidungen auf dem Markt,in der Wissenschaft und in der Politik?∗

Abstract: Rationality is the attempt to cope with human fallibility. It presupposes in-dividual freedom and responsibility where responsibility includes suffering from one’serrors. If humans are fallible, then one of the most important characteristics of a socialorder is whether or not it provides mechanisms for eliminating and correcting errors.It is easiest to institutionalize rationality in an economy. Contestable markets, com-petition and the threat of bankruptcy suffice. Within academia or science, rationalityrequires humans to give up the utopian quest for certainty, but nevertheless to continueto rely on logic and experience to make theories ever more consistent as well as com-patible with observable facts. It is most difficult to achieve a minimum of rationalityin the field of politics. In politics one always suffers from the errors of others ratherthan from one’s own errors.

1. Allgemeine Überlegungen

Wer sich um Rationalität1 und die Erkenntnis der Welt, wie sie ist, bemüht,der muss die menschliche Neigung zum Irrtum, seine Fallibilität, zum Ausgangs-punkt wählen (Popper 1934[1969]; Albert 1988). Das gilt unabhängig davon, obman sich primär für eine Methodologie interessiert, die Erkenntnisfortschritt er-möglicht, oder für eine Wirtschaftsordnung, die eine möglichst gute Versorgungder Konsumenten ermöglicht, oder für eine politische Ordnung, die das friedlicheNebeneinander und Miteinander der Menschen ermöglicht. Weil Politik immer anstaatlicher Macht und damit an einem „Monopol legitimer physischer Gewalt-

∗ Dieser Aufsatz ist wesentlich durch die Ausführungen Vanbergs (2008b) bei den EuropeanPublic Choice Meetings in Jena angeregt worden. Obwohl wir zu ähnlichen Schlussfolgerungenkommen, möchte ich streckenweise ganz anders argumentieren. Aber unsere Ansätze dürfteneher komplementär als mit einander inkompatibel sein.

1 Unter Rationalität verstehe ich das, was Weber (1922[1964], 18) Zweckrationalität nennt.Dabei geht es primär um die Zuordnung geeigneter Mittel zu gegebenen Zwecken. Weil Zweckeoder Ziele nicht gleichzeitig erreichbar sein müssen, sondern inkompatibel sein können, stelltsich auch das Problem der Rangordnung der Zwecke. Man will keine höherwertigen Zweckeaufgeben, um untergeordnete Zwecke zu erreichen. Rational ist der Versuch der Nutzenma-ximierung (McKenzie/Tullock 1978, 9). Dieser Versuch impliziert die Bereitschaft, vertrautePfade – zumindest Irrwege – zu verlassen.

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samkeit“ (Weber 1922[1964], 1043) orientiert ist, ist damit schon angedeutet,dass die Rationalität in der Wissenschaft und in der Wirtschaft jederzeit durchdie Politik gefährdet werden kann. Der Nobelpreisträger Hayek (2001, 151) ist soweit gegangen zu bekennen, „dass im Laufe eines langen Lebens meine Meinungüber Regierungen ständig schlechter wurde: Je klüger sie zu handeln versuchen[. . . ] umso mehr Unheil scheinen sie zu stiften.“ Gewaltmonopolisten können dieProduzenten entmutigen und deshalb die Konsumenten verhungern lassen.2 Siekönnen diejenigen, die sich um Wahrheit bemühen, mundtot machen, einsper-ren oder ermorden lassen. Autonomie für Wirtschaft und Wissenschaft mögenzwar – worauf unten zurückzukommen ist – Voraussetzungen für Rationalitätin diesen Lebensbereichen sein, aber sie sind immer prekär, weil letztlich Zuge-ständnisse der Politik. Das gilt auch dann, wenn in einem System mit einanderrivalisierender Staaten eine blühende Wirtschaft und Wissenschaft langfristig zurÜberlebensfähigkeit des politischen Systems beitragen können. Kurzfristig domi-nieren die Machthaber. Deren Hauptmerkmal kann man mit Deutsch (1963, 247)darin sehen, dass sie sich gegen die Zumutung lernen zu sollen wehren können.Mit Dahrendorf (1968, 14) sollte man nicht vergessen: „Wo es Herrschaft gibt,gibt es auch Irrtum.“

Die Korrigierbarkeit von Fehlentscheidungen setzt voraus, dass niemand dieMacht hat, einmal getroffene Entscheidungen gegen Kritik zu immunisieren. DieChance, den Irrtum zu korrigieren setzt dezentrale, von einander unabhängi-ge Entscheidungen voraus. Einen Beitrag zum Auffinden der Wahrheit kannnur derjenige leisten, der selbständig nach Wahrheit suchen darf und nicht dasakzeptieren muss, was die Amtspersonen einer Kirche oder eines Staates ihmals Wahrheit vorsetzen. Ähnlich kann zur besseren Versorgung der Bevölkerungmit Gütern vor allem derjenige beitragen, der unternehmerisch tätig werdendarf, neue Produkte anbieten darf oder neue Produktionswege finden. Zumin-dest muss jedem selbst überlassen bleiben, ob man lieber unternehmerisch tätigwird oder seine Arbeitskraft einem Arbeitgeber unterstellt. Weil jede Ausweitungdes Zugriffs der Politik und der Staatstätigkeit den Zentralisierungsgrad der Ge-sellschaft erhöht, trägt das notwendigerweise dazu bei, dass die Korrigierbarkeitvon Fehlentscheidungen abnimmt. Legitimität der politischen Eingriffe in demSinne, dass sie von allgemeiner oder wenigstens breiter Zustimmung getragenwerden, löst das Problem der Fehlerkorrektur nicht. Irrtümer werden durch zu-nehmende Popularität nicht harmloser, sondern gefährlicher, weil Widerspruchunwahrscheinlicher wird und mehr Mut erfordert. In allen Lebensbereichen setztrationale Praxis voraus, dass es Raum für die Korrektur von Fehlentscheidungengibt. In dieser Hinsicht haben Preis- und Qualitätskonkurrenz auf dem Markt,theoretische Kontroversen und möglichst gründliche Überprüfung von Theorienund Parteienwettbewerb in der Politik eine ähnliche Funktion. Wer teure Warenschlechter Qualität auf dem Markt anbietet, kann dem Wettbewerb nicht stand-

2 Das eindrucksvollste Beispiel liefert der sog. ,große Sprung nach Vorn‘ in China unterMao Zedong. Mit der Schaffung der Volkskommunen hat er die Eigentumsrechte der Bauernextrem verdünnt, die Arbeitsanreize vernichtet und den Bauern die Möglichkeit zum Einsatzihres Wissens genommen. Das Ergebnis waren mehr als 30 Millionen Hungertote (Rummel1994; Weede 2000, 114–116).

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halten und wird als Anbieter eliminiert. Wer eine nichts-sagende oder falscheTheorie nach der anderen entwickelt oder wer bei der Überprüfung von Hypothe-sen immer wieder mit ungeeigneten Untersuchungsplänen und schlechten Datenarbeitet, wird in der Wissenschaft seinen Ruf ruinieren. Wer in der Demokratieein politisches Programm verkündet, dass den Interessen der Wahlbevölkerungnicht gerecht wird, der wird abgewählt werden.

2. Freiheit, Verantwortung und Rationalität in derWirtschaft

Rationales Handeln ist in der Wirtschaft leichter als in anderen Lebensberei-chen durchzusetzen. Wettbewerbsmärkte erzwingen Rationalität (Alchian 1950;Frey/Eichenberger 1991). Wettbewerbsmärkte kennen keine Zugangsschranken.Es sind freie Märkte, wo jeder die Freiheit hat, als Anbieter oder Käufer vonGütern oder Dienstleistungen aufzutreten. Grenzen dieser Freiheit beeinträchti-gen den Wettbewerb und damit den davon ausgehenden Rationalitätsdruck. Indiesem Sinne setzt Rationalität Freiheit voraus. Wer ohne Rücksicht auf Kostenund Erträge wirtschaftet, geht auf Wettbewerbsmärkten ohne Zugangsschrankenunter. Weil Rationalität nicht ohne Freiheit existieren kann, muss sie auch immermit Verantwortung gekoppelt sein. Dazu hat Hayek (1971, 89) das Wesentlichegesagt: „Freiheit bedeutet nicht nur, dass der Mensch sowohl die Gelegenheitals auch die Last der Wahl hat; sie bedeutet auch, dass er die Folgen seinerHandlungen tragen muss und Lob und Tadel dafür erhalten wird. Freiheit undVerantwortung sind untrennbar.“ Dabei bedeutet Verantwortung letztlich, dassman für die Folgen seiner Handlungen verantwortlich gemacht wird, und nicht ir-gendeine Stellungnahme zum Problem der Willensfreiheit. Während Hayek nurvon der begrifflichen Dyade Freiheit und Verantwortung ausgeht, schlage ichvor den Begriff der Rationalität hinzuzunehmen, womit eine Triade gegeben ist.Nur wer frei ist, hat die Möglichkeit, sich um optimale Zweck-Mittel-Zuordnungzu bemühen, also zur (Annäherung an) Rationalität. Nur wer für die Folgenseines Handelns (und Unterlassens) verantwortlich gemacht wird, hat den An-reiz sich um Rationalität zu bemühen bzw. dazu zu lernen. Im Gegensatz zumWettbewerbsmarkt muss der Wohlfahrtsstaat nicht nur die Freiheit der Men-schen, von denen einige einen Teil der Früchte ihrer Arbeit unter Androhungvon Zwang aufgeben müssen, sondern auch deren Rationalität untergraben. DerGrundgedanke des Sozialstaates besteht ja darin, dass dem Erfolgreichen undWohlhabenden genommen wird, um dem Erfolglosen und Armen zu helfen. Mankönnte auch sagen, dass im Wohlfahrtsstaat der Erfolg durch Steuern bestraftund der Misserfolg durch Transfers belohnt wird.3 Rationalität lässt sich aufdiesem Wege nicht fördern. Im Gegenteil: Je perfekter der Wohlfahrtsstaat wird,desto weniger lohnt sich Rationalität.

Mit der Triade von Freiheit, Verantwortung und Rationalität ist die Notwen-digkeit von Anreizen schon impliziert. Adam Smith (1976[1990], 319) hat das

3 Bei Hayek (2001, 265) heißt es dazu: „Je fähiger ein Mensch ist, desto größer wird dieAbschreckung von weiteren Leistungen, die das bestehende Steuersystem verursacht.“

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besonders anschaulich ausgedrückt und dabei gleichzeitig auf die zentrale Rolledes Eigentums hingewiesen: „Jemand der kein Eigentum erwerben kann, kannauch kein anderes Interesse haben, als möglichst viel zu essen und möglichstwenig zu arbeiten.“ Auch dass das eigennützige Streben nach Vorräten, Waren,Eigentum oder Geld durchaus mit dem Interesse der Mitmenschen kompatibelist, wird bei Smith ebenfalls schon klar erkannt, wenn er schreibt, dass

„der Mensch fast immer auf Hilfe angewiesen [ist], wobei er jedochkaum erwarten kann, dass er sie allein durch das Wohlwollen derMitmenschen erhalten wird. Er wird sein Ziel wahrscheinlich viel ehererreichen, wenn er deren Eigenliebe zu seinen Gunsten zu nutzenversteht, indem er ihnen zeigt, dass es in ihrem eigenen Interesseliegt, das für ihn zu tun, was er von ihnen wünscht. Jeder, der einemanderen irgendeinen Tausch anbietet, schlägt vor: Gib mir, was ichwünsche, und du bekommst, was du benötigst.“ (Smith 1976[1990],17)

Eine auf Freiheit, Wettbewerb und Tausch aufbauende Gesellschaft fördert nichtnur den rationalen Einsatz knapper vorhandener Mittel zum Erreichen gegebenerund von Individuum zu Individuum möglicherweise variierender Zwecke, sondernauch die Erfindung neuer Mittel. Dass eine auf Arbeitsteilung und Tausch auf-bauende Gesellschaft zur Erfindung neuer Produktionsmöglichkeiten neigt, warschon Adam Smith (1776[1990], 13) bekannt, der einen Zusammenhang zwischender Begrenzung der Arbeitstätigkeit auf einen bestimmten Gegenstand und derSuche nach effizienteren Lösungen aufgezeigt hat. Wer immer wieder dasselbetut, kann durch Innovation mehr Arbeitserleichterung erreichen als derjenige,der von einem Arbeitsplatz zum anderen springt, dem eine bestimmte Innova-tion auch nur mal an einem seiner Arbeitsplätze und nicht immer wieder hülfe.Auch in der Marktwirtschaft geht es also um Erkenntnisfortschritt, nämlich umpraktisch nutzbare Erkenntnisse.

Hayek (1971, 39) verdanken wir die Einsicht, dass das Wissen eines jedenIndividuums nur einer kleiner Teil des gesamtgesellschaftlich oder gar globalvorhandenen Wissens ist: „Gegenüber der Gesamtheit des Wissens, das in einerdynamischen Zivilisation ständig verwendet wird, ist der Unterschied zwischendem Wissen, das der Weiseste, und dem Wissen, das der Kenntnisloseste ver-wenden kann, verhältnismäßig bedeutungslos.“ Für uns alle gilt: Die meistenmenschlichen Erkenntnisse befinden sich in fremden Köpfen und nicht im ei-genen. Wenn das so ist, haben rationale Menschen ein eigennütziges Interessedaran, dass auch andere frei sind, ihr Wissen produktiv zu nutzen. Hayek be-tont:

„Die Vorteile, die ich aus der Freiheit ziehe, sind daher weitgehend dasErgebnis des Gebrauchs der Freiheit durch andere und größtenteilsdas Ergebnis eines Gebrauchs der Freiheit, den ich selbst nie machenkönnte. Es ist daher nicht notwendig der Gebrauch der Freiheit, denich selbst machen kann, für mich der wichtigste. Es ist sicher wich-tiger, dass alles von irgendjemandem versucht werden kann, als daswir alle dasselbe tun können.“ (Hayek 1971, 41)

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Im kognitiven Sinne sind wir nicht gleich, weil wir dasselbe oder auch nur annä-hernd gleich viel wissen, sondern weil wir gleichermaßen auf Wissen und Kennt-nisse unserer Mitmenschen angewiesen sind.

Die Früchte des Wissens unserer Mitmenschen können wir allerdings nur ge-nießen, wenn diese frei sind, für die Folgen ihres Tuns und Unterlassens verant-wortlich gemacht werden und sich deshalb um Nutzenmaximierung bemühen,also ,rational‘ sind. Gefährdet werden Freiheit, Verantwortung und Rationali-tät vor allem durch Machtkonzentrationen. Hayek (2001, 29) verweist in die-sem Zusammenhang auf „die Tatsache, dass wir dem Staat das Monopol legalerZwangsausübung gegeben haben, ihn zur größten verbleibenden Gefahr für diepersönliche Freiheit gemacht hat“.4

Man kann das Ausmaß, indem eine Volkswirtschaft das Prädikat ,frei‘ oder– was m.E. auf dasselbe hinausläuft – ,kapitalistisch‘ verdient, in dem die Men-schen für ihr Handeln verantwortlich gemacht werden und die Voraussetzungenfür rationales Handeln im Alltag gegeben sind, auch quantitativ über Skalen wirt-schaftlicher Freiheit erfassen. Dann lassen sich durch ökonometrische Forschun-gen (de Haan/Sturm 2000; Doucouliagos/Ulubasoglu 2006; Farr/Lord/Wolfen-barger 2003; Feldmann 2007; Gwartney/Lawson 2004; Gwartney/Holcombe/Lawson 2006; Liu 2007; Mehlkop 2002; Vega-Gordillo/Alvarez-Arce 2003; Wee-de 2006) folgende Hypothesen belegen: Je mehr wirtschaftliche Freiheit in einemLand herrscht, desto wahrscheinlicher wird es auch wohlhabend sein. Je mehrwirtschaftliche Freiheit in einem Land herrscht, desto wahrscheinlicher wird eseine hohe Wachstumsrate und eine niedrige Arbeitslosenquote haben.5 Je mehrein Land das Ausmaß wirtschaftlicher Freiheit erhöht, desto höher wird wahr-scheinlich seine Wachstumsrate sein. Aber mehr wirtschaftliche Freiheit trägtnicht zu mehr Einkommensungleichheit oder einer niedrigeren Lebensqualitätbei. Diese Befunde sprechen dafür, dass sich wirtschaftliche Freiheit, Verantwor-tung und Rationalität für ihre Träger rentieren.6

3. Rationalität in der Wissenschaft

Die Wissenschaft gilt als der Lebensbereich, der am stärksten durch Rationali-tät geprägt ist. Dennoch muss mit Popper (1958, 283–284) zugegeben werden:„Aber weder ein logisches Argument noch die Erfahrung reichen aus zur Be-gründung der rationalistischen Einstellung; denn nur Menschen, die bereit sind,

4 Für Hayek (2002, 139) löst die Demokratie das Problem der Gefährdung der Freiheit inkeiner Weise, denn er schreibt: „Die Idee der Allgewalt der Mehrheit ist jedoch eine Degene-ration des Ideals der Demokratie, eine Degeneration, die freilich bisher überall eingetreten ist,wo die Demokratie lange genug bestanden hat“.

5 Die Robustheit des Zusammenhangs von wirtschaftlicher Freiheit einerseits und derWachstumsrate andererseits ist umstritten. De Haan/Sturm akzeptieren diesen Zusammen-hang nicht, aber neuere Arbeiten sprechen dafür. In meinen eigenen Arbeiten (Weede 2006)oder denen von Liu (2007) sind die Effekte der wirtschaftlichen Freiheit auf das Wachstummindestens so stark wie die des Zuwachses an wirtschaftlicher Freiheit, die de Haan/Sturmakzeptieren.

6 Vgl. dazu auch Frey/Eichenberger (1991), die aufzeigen, dass Bürokratien zur Vernach-lässigung von Opportunitätskosten neigen.

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Argumente oder Erfahrungen in Betracht zu ziehen (und daher bereits die ra-tionalistische Einstellung angenommen haben), werden von ihnen beeindrucktwerden.“ Wenig später verweist Popper (1958, 285) sogar auf einen „irrationa-len Entschluss“ oder den „Glauben an die Vernunft“. Einer Rechtfertigung fürRationalität am nächsten kommt Popper (1973, 122) durch den Verweis darauf,dass Wissenschaft dazu beitragen kann, die Überlebensaussichten der Menschenzu verbessern, indem man Theorien überprüft und eliminiert. Falsche Theoriensterben sozusagen stellvertretend für ihre Träger. Aber das setzt voraus, dassman Theorien prüft und bereit ist, sich von ihnen zu trennen. Den Gedankender Gewissheit über den Besitz der Wahrheit muss man dabei aufgeben. MitAlbert sollte man zweierlei zugestehen:

1. „Alle Sicherheiten in der Erkenntnis sind selbst fabriziert und da-mit für die Erfassung der Wirklichkeit wertlos.“ 2. „Je stärker einsolcher Anspruch (auf Unfehlbarkeit, E.W.) betont wird, umso eherscheint der Verdacht gerechtfertigt zu sein, dass hinter diesem An-spruch die Angst vor der Aufdeckung von Irrtümern, das heißt also:die Angst vor der Wahrheit, steht.“ (Albert 1991, 36 und 44)

Noch weniger als Logik oder Erfahrung eignen sich natürlich Propheten, heiligeSchriften oder weltliche Machthaber dazu, Gewissheit über den Besitz der Wahr-heit zu vermitteln. Bei der Macht ist daran zu erinnern, dass der demokratischeCharakter politischer Macht zur Gewinnung von Erkenntnissen in keiner Weisebeiträgt. Mit Mises vertrete ich den Standpunkt:

„Aller Fortschritt der Menschheit vollzog sich stets in der Weise, dasseine kleine Minderheit von den Ideen und Gebräuchen der Mehrheitabzuweichen begann [. . . ]. Wenn man der Mehrheit das Recht gibt,der Minderheit vorzuschreiben, was sie denken, lesen und tun soll,dann unterbindet man ein für alle Mal den Fortschritt.“ (Mises 1927,48)

Dieselbe Einsicht haben zwei amerikanische Wirtschaftshistoriker so formuliert:

„Eine Gesellschaft, die Innovation so lange verzögerte, bis ein poli-tischer Konsens gefunden wäre, würde immer weiter hinter eine Ge-sellschaft zurückfallen, die das nicht verlangt [. . . ]. Denn das bein-haltet das Kriterium, dass die Vorzüge der Innovation hinreichendverstanden werden und vorhersagbar sind, dass sie vor ihrer Durch-führung überzeugend formuliert werden können – und das heißt, dassalles so klar ist, dass experimentelle Prüfung überflüssig ist.“ (Rosen-berg/Birdzell 1968, 310, meine Übersetzung)

Das Bekenntnis zur Rationalität hat soziale und politische Konsequenzen, weil„der Rationalismus eng verbunden ist mit dem Glauben an die Einheit derMenschheit“ (Popper 1958, 285). Das erläutert Popper so:

„Der Umstand, dass die rationalistische Einstellung das Argumentund nicht die argumentierende Person in Betracht zieht, hat weit

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reichende Folgen. Eine solche Einstellung führt zu der Ansicht, dasswir jeden Menschen, mit dem wir uns verständigen, als eine potenziel-le Quelle von Argumenten und vernünftiger Information betrachtenmüssen; und damit wird eine Verbindung zwischen den Menschenhergestellt, die man die ,rationale Einheit der Menschheit‘ nennenkönnte.“ (Popper 1958, 257)

Ergänzend weist Albert (1991, 195) auf einen Zusammenhang zwischen demGlauben an den sicheren Besitz der Wahrheit und dem Freund-Feind-Denkenhin. Die Voraussetzung für Wissenschaftlichkeit ist die Kritik, aktiv und passiv.Man muss Kritik wagen, vor allem auch an sog. Autoritäten und Mehrheiten.Aber man muss Kritik auch ertragen und Irrtümer einsehen wollen. Popper sagtdazu:

„Es ist gänzlich verfehlt anzunehmen, dass die Objektivität der Wis-senschaft von der Objektivität des Wissenschaftlers abhängt. [. . . ]Objektivität [. . . ] ist eine soziale Angelegenheit [. . . ] der freundlich-feindlichen Arbeitsteilung der Wissenschaftler, ihres Zusammenar-beitens und ihres Gegeneinanderarbeitens. Sie hängt daher von einerganzen Reihe von gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen ab,die diese Kritik ermöglichen.“ (Popper 1969, 112)

Um Rationalität in der Wissenschaft zu ermöglichen, verlangt Popper die Er-stellung falsifizierbarer Theorien und danach den Versuch, diese tatsächlich zufalsifizieren. Theorien werden so lange beibehalten, wie sie sich der Falsifikati-on entziehen. Gegen diese Methodologie kann man den Einwand erheben, dassnicht nur Theoretiker, sondern auch Datensammler und Datenanalytiker sich ir-ren können, dass deshalb möglicherweise falsche Theorien wegen fehlerhafter Da-ten oder Analysen der Falsifikation entgehen könnten oder auch wahre Theorienwegen Analyse- oder Datenmängeln fälschlich falsifiziert werden können. Pop-per (1934[1969], 75–76) ist dieser Einwand geläufig, wie an folgender Stelle klarwird: „Die Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund. Es ist eher ein Sumpfland,über dem sich die kühne Konstruktion ihrer Theorien erhebt.“ In Anbetrachtdieser Tatsache kann es nicht nur keine Wahrheitsgarantien, sondern auch keineGarantie des Erkenntnisfortschritts oder der stetigen Annäherung an die Wahr-heit geben. Im Sinne Poppers ist es aber gerechtfertig davor zu warnen, immerwieder zu versuchen, unsere Theorien dadurch vor Kritik zu retten, dass wirauf die durchaus realistische Möglichkeit von Analyse-, Daten- und Messfehlernverweisen.

Ob Kritik und Falsifikation eine so zentrale Rolle bei der Entwicklung derNaturwissenschaften gehabt haben oder generell in den Wissenschaften habensollten, wie die Methodologie Poppers nahe legt, ist umstritten. Man kann dasmit Kuhn (1976) bezweifeln.7 Oder man kann mit Lakatos (1974) eine Positi-on einnehmen, die sowohl Gedanken Poppers wie auch Kuhns aufnimmt. Dann

7 Andersson (1988) verteidigt allerdings mit Nachdruck und gegen Kuhn die Auffassung,dass Falsifikationen tatsächlich eine wichtige Rolle beim naturwissenschaftlichen Erkenntnis-fortschritt gespielt haben.

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gesteht man zu, dass Theorien immer mit Anomalien zu kämpfen haben, dassder Wissenschaftler folglich nicht die einfache Wahl zwischen schon falsifiziertenund noch nicht falsifizierten Theorien hat, sondern zwischen mehr oder wenigergründlich falsifizierten Theorien wählen muss. Auch dann aber bleiben Logik(weil Theorien widerspruchsfrei sein müssen) und Erfahrung (weil Theorien dieRealität erklären sollen) Instrumente der Kritik. Auch wenn alle Theorien Pro-bleme mit der Abbildung oder Erklärung der Wirklichkeit haben, macht das sienoch nicht gleich schlecht. Die bessere Theorie darf immer der schlechteren vor-gezogen werden, wobei neben dem Informationsgehalt die empirische Geltungein Kriterium darstellt.

Für das Thema dieses Aufsatzes wichtiger als die Meinungsunterschiede zwi-schen Kuhn und Popper sind die m. E. weitgehend gemeinsamen Auffassungenbeider über die institutionellen Voraussetzungen von Wissenschaft, die bei Kuhn(1976, 175–180) folgendermaßen zusammengefasst werden: Wissenschaftler ar-beiten in erster Linie für einander und nicht für die Laien. Sie konzentrierensich auf Probleme, die sie als Fachleute für lösbar halten. Was Laien als so-ziale Dringlichkeit empfinden, das muss demgegenüber zurückstehen. Vor allemaber hebt Kuhn (1976, 179–180) hervor: „Eine der stärksten, wenn auch nochungeschriebenen Regeln des wissenschaftlichen Lebens ist das Verbot von Ap-pellen an Staatsoberhäupter oder an die ganze Bevölkerung in Angelegenheitender Wissenschaft.“ Die Autonomie – man könnte auch sagen: Privilegierung –der Wissenschaft gilt hier als Voraussetzung des Erkenntnisfortschritts. Dass dieAutonomie der Wissenschaft auch in an sich freiheitlichen Demokratien gefähr-det ist, zeigt sich immer wieder. Gentechniker haben es mit Freilandversuchenin Deutschland heute so schwer wie Anatomen beim Sezieren von Leichen imMittelalter. Der Staat und die Hochschulen knicken gegenüber lautstarken, zer-störerischen und auch nicht mal demokratisch legitimierten Minderheiten ein.Müller-Jung (2008) konnte deshalb kürzlich in der FAZ einen Artikel Ohne Gen-technik schreiben, der den bezeichnenden Untertitel trug: Die Forschung wird indie Knie gezwungen. Jedenfalls für Gentechniker dürfte es in der VolksrepublikChina mehr Forschungsfreiheit als bei uns in Deutschland geben.

Die Wissenschaft beansprucht gegenüber der Politik nicht nur Autonomie,sondern darüber hinaus auch noch das Recht, feststellen zu dürfen, dass dieWünsche politischer Instanzen – ob es sich um gekrönte Häupter, andere Au-tokraten oder demokratisch legitimierte Politiker handelt, ist in diesem Zusam-menhang von untergeordneter Bedeutung – nicht machbar sind. Albert hat dasso formuliert:

„Eine rationale Sozialkritik kann also das Problem der Realisierbar-keit nicht außer acht lassen. Sie kann zwar die vorliegenden Zustän-de durchleuchten und dabei Missstände identifizieren, aber sie darfnicht den Eindruck erwecken, es gäbe keine Einschränkung für diesimultane Behebung aller Mängel und für die Realisierung einer feh-lerfreien Sozialordnung und einer Gesellschaft ohne Schwächen [. . . ].Die nomologischen Wissenschaften haben also in praktischer Hinsichtvor allem die Funktion Grenzen der Realisierbarkeit – und damit Be-

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schränkungen politischer Möglichkeiten – aufzuweisen, eine Funktion,die sie bei den Verfechtern utopischer Auffassungen meist unbeliebtmacht.“ (Albert 1991, 210)

4. Entstehung und Grenzen des Staates

Sowohl die wirtschaftliche als auch die wissenschaftliche Freiheit werden durchdie kollektiven Machtansprüche der Politik und das Zwangsmonopol des Staatestendenziell immer bedroht. Das impliziert allerdings nicht, dass die Wirtschaftoder die Wissenschaft ohne den Staat auskommen können. Bei der Wirtschaftist das leichter als bei der Wissenschaft einzusehen. Aber Wissenschaft setztoffensichtlich genug Wohlstand voraus, so dass einige als Vollzeitwissenschaft-ler (über)leben können, außerdem auch ein intellektuell tolerantes Klima. Mankann den Staat vor allem als Garanten von Eigentums- und Verfügungsrechtensehen, auch als die Instanz, die die Einhaltung freiwillig eingegangener Ver-pflichtungen garantiert.8 Ohne den staatlichen Schutz des Eigentums wäre es jaeinfacher, anderen die Früchte ihrer Arbeit zu entwenden als selbst etwas herzu-stellen und es anderen zum Tausch anzubieten. Eine Gesellschaft, in der jederversucht, die Früchte der Arbeit anderer an sich zu bringen, muss offensichtlicheine arme Gesellschaft bleiben. Unglücklicherweise ist es aber leichter, für eineherrschende Klasse ein Diebstahlsmonopol zu errichten, als einen auf allgemei-ner Zustimmung basierenden Staat mit Eigentumsrechten und Arbeitsanreizenfür alle zu errichten (Tullock 1974). Deshalb stellen sich die Fragen, warum dieMachthaber von Gesellschaften jemals den Beherrschten Eigentums- und Auto-nomierechte zugestanden haben, warum zuerst im Westen und nicht in Asien dieStaatsgewalt begrenzt und domestiziert wurde.

Wenn es eine Erfindung des Westens gibt, die für den Erfolg des Westensverantwortlich ist, dann ist es die begrenzte Staatstätigkeit bzw. das hohe Aus-maß an Autonomie der Wirtschaft oder die Gewaltenteilung zwischen Wirtschaftund Politik. Man könnte auch sagen: Die frühe Durchsetzung einiger Abwehr-und Freiheitsrechte für einen Teil der Bevölkerung, allerdings einen über die Zeitwachsenden Teil, war die Hintergrundbedingung von Wachstum und Wohlstand(Pipes 1999). Hier wird die Auffassung vertreten, dass Grenzen der Staatsgewaltund Rechtssicherheit (auch vor staatlichen Übergriffen) nur bei einem macht-politischen Patt innerhalb von und zwischen Staaten entstehen können.9 In derGeschichte des Westens beruhten das machtpolitische Patt und die daraus resul-tierenden Grenzen der Durchsetzungsfähigkeit von Staatsgewalten auf zwischen-staatlichen Rivalitäten (Jones 1991; Weber 1923[1981]; Weede 2000), auf der Ri-valität zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter (Berman 1983) sowie auf den

8 Beim Nobelpreisträger North (1988, 17) heißt es: „Letztlich trägt der Staat die Verantwor-tung für die Effizienz der Eigentumsstruktur, von der es abhängt, ob Wachstum, Stagnationoder wirtschaftlicher Rückgang eintreten werden.“

9 Zu den geistesgeschichtlichen Wurzeln dieser These, die mindestens bis zu Hume und Kantreichen, vgl. Bernholz/Vaubel 2004, zur Anwendung desselben Ansatzes auf die Antike, vgl.Bernholz 1998.

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Konflikten zwischen Städten und Fürsten (Weber 1922[1964]; 1923[1981]). Euro-pas Herrscher waren nicht moralisch besser waren als Asiens Herrscher. Aber dieStandortkonkurrenz unter den kleinflächigen europäischen Herrschaftsgebietenerzwang Zugeständnisse von oben nach unten, die in Asiens Riesenreichen ein-fach nicht notwendig waren. Wer mehr als andere Fürsten zur Ausbeutung derUntertanen und zur Enteignung der Kaufleute neigte, der musste damit rech-nen, dass reiche Kaufleute sein Gebiet mieden und es vom Handel zunehmendabgeschnitten wurde, dass sogar einige Bauern in nahe Städte entliefen oder inden dünner besiedelten Osten Europas auswichen.

Am Anfang der Neuzeit wurde die politische Fragmentierung Europas durchdie religiöse Fragmentierung ergänzt. Denn die Reformation implizierte ja, dassder europäische Klerus nicht mehr dieselben Doktrinen vertrat. Der eine Geist-liche war Katholik, der andere Lutheraner oder Calvinist. Eine Vielzahl vonSekten entstand vor allem im angelsächsischen Raum. Lange gab es zwar nichtinnerhalb der Herrschaftsgebiete religiöse Toleranz, aber in Europa. Denn reli-giöse Minderheiten konnten sich in tolerantere Herrschaftsgebiete absetzen, bei-spielsweise die Hugenotten in die Niederlande oder nach Preußen. Im Zeitalterder Aufklärung gab es dann auch Herrscher, die – wie Friedrich der Große vonPreußen – tolerant gegenüber einer Vielzahl von Religionsgruppen waren. Selbstwenn man Toleranz als Resultat religiöser Gleichgültigkeit auffasst, dann wä-re das in diesem Zusammenhang nicht negativ, sondern positiv zu bewerten.10Jedenfalls hat die religiöse Fragmentierung genau wie die politische Fragmen-tierung Europas dazu beigetragen, dass politische und geistliche Gewalten nichtwirksam unorthodoxes Denken und Innovation unterbinden konnten.

Mit Kammler (1990), Vanberg (2008a) oder Vaubel (2008) sollte man auchdie positiven kognitiven Folgen der Existenz unterschiedlicher Herrschaftssyste-me bedenken. Wenn niemand andere Systeme als das eigene beobachten kann,was durch Großflächigkeit der Herrschaftsgebiete und Ferne von potenziellenVergleichsmaßstäben gefördert wird, dann wird Kritik am politischen Statusquo unwahrscheinlicher. Außerdem können nahe unabhängige politische Syste-me Dissidenten auch Zuflucht gewähren und damit das mit der Herrschaftskritikverbundene Risiko mildern. Aus der Sicht der Herrschenden ist die selbstver-ständliche Hinnahme des Status quo bequem. Aber intellektuell ist das eineKatastrophe. Die moderne Ökonomie wurzelt – wie bei Smith (1776[1990]) nach-zulesen – ja auch in der Kritik der Wirtschaftspolitik des 18. Jahrhunderts, desMerkantilismus.

Im 14. Jahrhundert konnte der Kaiser von China die Erkundung der Welt-meere untersagen und den Bau hochseetüchtiger Schiffe verbieten. Kein europäi-scher Herrscher und auch nicht der Papst konnte einen Kolumbus an der Entde-ckung Amerikas hindern.11 Die politische Fragmentierung Europas war Vorläu-

10 Die Interpretationen der Geschichte der Freiheit und des Kapitalismus in Europa, diepositive Beiträge des Christentums oder des Katholizismus hervorheben (Nemo 2006; Stark2005), leuchten mir nicht ein. Aber hier ist nicht der Ort sich damit auseinanderzusetzen. ZurKritik an Stark vgl. Bernstein (2006–2007).

11 Es geht hier nicht um die Frage, ob irgendein Herrscher oder der Papst die Absicht dazuhatte, sondern ausschließlich darum zu zeigen, dass niemand die nötige Macht hatte. Untersolchen Bedingungen werden Absichten recht bedeutungslos.

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fer und Entstehungsbedingung der liberalen Rechtsstaaten des 19. Jahrhunderts.Mit der Konsolidierung der europäischen Nationalstaaten im 19. Jahrhundert hatdie politische Fragmentierung Europas in weiten Gebieten abgenommen. Seit-dem ist zumindest an fiskalischen Indikatoren gemessen, an Staatseinnahmenund Staatsausgaben, der Staat zulasten der wirtschaftlichen Freiheit gewach-sen (Tanzi/Schuknecht 2000). Dabei haben zweifellos auch die Weltkriege mitihren Rüstungslasten und Folgekosten eine wichtige Rolle gespielt. Dass die wirt-schaftliche Freiheit im 20. Jahrhundert nicht dauerhaft verdrängt wurde, liegt imWesentlichen am Ausgang der Weltkriege. Die relativ liberalen angelsächsischenMächte triumphierten in beiden Weltkriegen. Die im zweiten Weltkrieg erfolgrei-che Sowjet-Union verlor den kalten Krieg. Die Gründe dafür hatte Mises (1927,63) schon frühzeitig erkannt. Ohne Privatbesitz an Produktionskapital kann eskeine Knappheitspreise auf Inputmärkten und damit keine rationale Ressourcen-allokation geben. Komparative Kostenvorteile können systematisch missachtetwerden. Deshalb hatte Mises (1927, 134) auch schon kurz nach der Revolutiondie Verarmung Russlands vorhergesagt.

Ähnlich wie Hayek sehe ich die europäische Entwicklung nicht als Resultatvon geplanten kollektiven Entscheidungen, sondern als Ergebnis eines von nie-mandem kontrollierten evolutionären Prozesses (Weede 2003). Die Verfassungs-wirklichkeit, die in diesem Prozess entstanden ist, hat Konsequenzen für dieGröße des Marktes, die nach Smith (1776[1990]) ja wesentlich zur Produktivität,Wachstum und Wohlstand beitragende Bedingung ist. Buchanan/Yoon (2008)haben kürzlich darauf hingewiesen, dass jede Rechtsordnung durch Handelsver-bote (etwa den Menschenhandel betreffend), Regulierung und Besteuerung inden Markt eingreift. Wichtiger noch als das über fiskalische Indikatoren erfass-bare Ausmaß der Staatstätigkeit aber dürfte die Sicherheit der Eigentumsrechteund die Hilfe des Staates bei der Durchsetzung von freiwillig eingegangenen Ver-trägen sein, also der staatliche Beitrag dazu, Arbeitsteilung zu ermöglichen undTransaktionskosten zu senken.

Die nach-reformatorische Religion hat nicht nur über ihren Beitrag zur Frag-mentierung von Macht, sondern auch über ihre Inhalte zur geistigen Selbstän-digkeit der Europäer beigetragen. Nach den Einsichten von Ben-David (1971, 69,meine Übersetzung) gilt: „Der Protestantismus besaß nicht eine universell ver-fasste religiöse Autorität und seine Doktrinen überließen die Interpretation derBibel dem einzelnen Gläubigen und erlaubten ihm, seine eigene religiöse Erleuch-tung zu suchen.“ Wer die Bibel selbst interpretieren sollte, musste auch lernensie zu lesen. Mit anderen Worten: Der Protestantismus hat die Gläubigen zumErwerb von Humankapital verpflichtet. Wer die Bibel lesen konnte, der konntedann später auch Texte von wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Bedeutunglesen. Außerdem sollte der Protestant auch lernen, selbständig zu denken, wennauch zunächst bei der Interpretation der Heiligen Schrift.

Damit der Erkenntnisfortschritt dauerhaft werden konnte, mussten noch in-stitutionelle Voraussetzungen geschaffen werden. Das begann mit den Universi-tätsgründungen im Mittelalter. Weil sich Europas Universitäten immer in ver-schiedenen Herrschaftsgebieten befanden, wurde der Zugriff der Politik allein

746 Erich Weede

schon durch diese Tatsache behindert und begrenzt. Was Institutionalisierungsonst noch impliziert, das hat Ben-David besonders klar formuliert:

„Hier besagt Institutionalisierung 1. gesellschaftliche Akzeptanz ei-ner Tätigkeit als in sich wertvolle soziale Funktion, 2. die Existenzvon Normen, die das Verhalten in einem Tätigkeitsbereich regulie-ren – in einer Art, die mit Zielverwirklichung und Autonomie diesesBereichs kompatibel ist, 3. Anpassung der sozialen Normen in ande-ren Tätigkeitsbereichen an die Normen des betrachteten Bereichs. ImFalle der Wissenschaft impliziert Institutionalisierung die Anerken-nung exakter und empirischer Forschung als Methode, die zur Entde-ckung neuen und wichtigen Wissens führt. Solch eine Wissenschaftunterscheidet sich und ist unabhängig von anderen Arten Wissenzu erwerben, wie Tradition, Spekulation und Offenbarung. Sie erlegtden praktizierenden Wissenschaftlern gewisse Verpflichtungen auf:wirklich universalistische Beurteilung der Beiträge; die Verpflichtung,eigene Entdeckungen der Öffentlichkeit zum Gebrauch und zur Kri-tik mitzuteilen; die angemessene Anerkennung der Beiträge anderer;und schließlich benötigt Wissenschaft eine Reihe von Bedingungenin anderen institutionalisierten Bereichen: die Freiheit der Rede undPublikation, ein gewisses Maß an religiöser und politischer Toleranz(andernfalls könnte der Universalismus kaum aufrecht erhalten wer-den) und eine gewisse Flexibilität, um Gesellschaft und Kultur demständigenWandel anzupassen, der sich aus der Freiheit der Forschungergibt.“ (Ben-David 1971, 75f., meine Übersetzung)

Oben ist der Standpunkt vertreten worden, dass Rationalität eher in der de-zentralisierten Marktwirtschaft als in der Politik zu Hause ist. Das scheint esnahe zu legen, aus der Wirtschaft Maßstäbe auch für die Wissenschaftspolitikzu übernehmen. In Deutschland bemüht sich die Politik um die Durchsetzungvon mehr Qualitätskontrolle zwecks Effizienzsteigerung in der Wissenschaft. Un-glücklicherweise handelt es sch hier um eine ,Ökonomisierung‘, die von einemrecht oberflächlichen Verständnis von Ökonomie, Rationalität und Universitätgetragen wird. Gegen die Rangordnungs- und Evaluierungsmanie an den Uni-versitäten wendet Frey (2007) u.a. ein, dass in diesem Bereich öffentliche Gü-ter, externe Effekte und schwer messbare Ergebnisse von besonderer Bedeutungsind, also Qualitätskontrolle weder leicht fallen noch gut funktionieren wird.Selbst wenn die Rangordnungen und Evaluationen gültige Resultate erzielten,folgt daraus noch nicht einmal, dass die Zuweisung von mehr Ressourcen an po-sitiv evaluierte und von weniger Ressourcen an negativ evaluierte Universitätenden Nutzen maximieren wird (Frey 2007, 183). Offensichtlich sollte man auch diebeträchtlichen Opportunitätskosten nicht vergessen. Wer Unterlagen für Evalua-tionen vorbereitet oder als Bewerter daran mitwirkt, kann in dieser Zeit wederforschen noch sich um die Verbesserung der Lehre bemühen.12

12 Frey (2007, 187, Fußnote) entdeckt im deutschen Bemühen um Eliteuniversitäten nochdie problematische Vorstellung, dass Geld die Hauptquelle von wissenschaftlicher Exzellenz

Inseln der Rationalität 747

5. Demokratie und Rationalität?

Weil die freiheitliche Demokratie die gewaltfreie Abwahl der Regierenden in re-gelmäßigen Zeitabständen vorsieht (Lipset 1962, 33), also Herrschaft zeitlich be-grenzt, weil die Demokratie (wenn sie diesen Namen verdient) auch Oppositiondulden muss, scheint sie auf den ersten Blick optimale Bedingungen für wirt-schaftliche Freiheit und Wachstum, für Wohlstand und Rationalität zu bieten.Ob das so ist, kann aber durchaus bestritten werden. Schon am Ende des zweitenWeltkrieges hat ein Nobelpreisträger befürchtet, dass sich die westlichen Demo-kratien auf dem „Weg zur Knechtschaft“ (Hayek 1944[1976]) befänden. Späterhat er (Hayek 2002, 205) dieselbe Sorge so formuliert: „Der Sieg der Demokratiebedeutet nicht nur, dass andere regierten als zuvor, sondern auch, dass mehrregiert wird.“ Deshalb hat er auch bekannt (Hayek 2002, 207), „dass ich eine be-schränkte nicht-demokratische Regierung einer unbeschränkten demokratischenund daher im Grunde gesetzlosen vorziehe“. Wenn man an Hongkong und diebritische Kolonialzeit denkt, dann gibt es zumindest ein Beispiel für die Kombi-nation von Rechtsstaat ohne Demokratie. Wirtschaftlich ist Hongkong das auchgut bekommen.

Zweifel daran, ob die Demokratie nur segensreiche Auswirkungen hat, kannman auch aus ökonometrischen Studien ableiten. Wegen der teils definitorischen,teils empirischen Zusammenhänge von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sollteman eigentlich erwarten, dass Demokratien schnelleres Wirtschaftswachstum alsAutokratien aufzeigen. Die empirische Evidenz spricht weder für einen Wachs-tumsvorteil von Demokratien, noch von Autokratien (De Haan/Siermann 1995;Doucouliagos/Ulubasoglu 2008; Paldam/Gundlach 2008; Przeworski et al. 2000).Für die Demokratie spricht nur, dass sie eher gemäßigte als radikale Wachstums-geschwindigkeiten aufweist, also Katastrophen und Höchstleistungen gleicherma-ßen unwahrscheinlich werden lässt (Weede 1996). Die überzeugendste Antwortauf die Frage, warum die wirtschaftliche Leistung von Demokratien so beschei-den ist, hat kürzlich Caplan (2007) gegeben. Seine Theorie hat den zusätzlichenVorteil, das Rationalitätsproblem und damit das Thema dieses Aufsatzes in denMittelpunkt der Erörterungen zu stellen. Um die Neuartigkeit seines Ansatzeszu verstehen, muss allerdings zuvor die ökonomische Demokratietheorie des aus-gehenden 20. Jahrhunderts besprochen werden.

Zentralbegriff der ,alten ökonomischen Demokratietheorie‘ (Downs 1968; Ol-son 1968) ist die rationale Ignoranz. Weil die eigene Stimme in der Massende-mokratie fast gar keinen Einfluss auf das Wahlergebnis und die daraus folgendePolitik hat, lohnt es sich für den ,homo oeconomicus‘ nicht, Informationskostenauf sich zu nehmen.13 Was an Informationen aufgenommen wird, das hängt eher

sei. Hier sollte man in der Politikkritik über Frey hinausgehen. Konsistente Vorstellungensind zwar Voraussetzungen für Rationalität, aber in der Wissenschaftspolitik nicht überallgegeben. Wie könnte man sonst mit mehr Geld Exzellenz an wenigen Universitäten fördernwollen, nachdem man gerade mit der Einführung der W-Besoldung die Bezahlung mancherjunger Professoren (W2) an die der Grundschullehrer angeglichen hat? Die Politiker scheinengleichzeitig zu glauben, dass man die Wissenschaft mit mehr und mit weniger Geld fördernkann.

13 Wenn man von den durchaus vorhandenen fachinternen Unterschieden mal absieht, dann

748 Erich Weede

vom Unterhaltungswert der Nachricht als von deren Bedeutung ab. Im ameri-kanischen Wahlkampf wussten viele Wähler zwar, wie Bushs Hund heißt, aberkaum etwas über das Programm des Kandidaten. Wenn die eigene Stimme ineinem Millionenmeer von anderen Stimmen versinkt, dann ist Ignoranz auchvernünftig.

Nur bei Partikularinteressenten wird die Ignoranz überwunden. Bauern wis-sen über Agrarsubventionen, Bergarbeiter über Steinkohlesubventionen, Unter-nehmer über steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten und Studenten über Stu-diengebühren viel besser als der Rest der Wählerschaft Bescheid. Wenn nurPartikularinteressenten halbwegs informiert sind, die Masse der nur indirekt alsSteuerzahler oder Konsumenten betroffenen Bürger aber fast gar nicht, dannlohnt es sich für Politiker, die ja gewählt werden wollen, bei jeder spezifischenPolitik, sich weitgehend den Wünschen der betroffenen und informierten Min-derheiten zu unterwerfen, für diese spürbare und möglichst große Vorteile durch-zusetzen – auch und gerade zulasten schlecht oder gar nicht informierter Mehr-heiten. Wer nichts weiß, kann auch nicht intelligent wählen. Die Kosten derUmverteilung können für viele wenig Belastete zwar einzeln gering, aber in derSumme doch sehr hoch werden. Ineffizienz ist in dem Sinne möglich, dass dieSumme der Verluste die Summe der Vergünstigungen weit übertrifft. RationaleIgnoranz bei den Wählern erzwingt also eine schlechte Wirtschaftspolitik, weilsie die Politiker zu ausführenden Organen von Partikularinteressen werden lässt.

Diese jedenfalls innerhalb der ökonomischen Theorie der Politik ,klassische’Auffassung stellt Caplan (2007) mit seinem Buch über den Mythos des vernünf-tigen – und deshalb rational ignoranten – Wählers infrage. Die Wirklichkeit istviel schlimmer. Wie die alte ökonomische Theorie der Politik stellt Caplan nichtinfrage, dass Menschen sich auf dem Markt viel vernünftiger als in der Politikverhalten. Aber die menschliche Unvernunft in der Politik beruht nicht nur aufInformationskosten und unserer Scheu diese zu tragen und den daraus resul-tierenden Durchsetzungschancen von Interessengruppen, sondern auf einer weitverbreiteten Neigung, gefühlsmäßig Meinungen zu wirtschaftspolitischen Sach-verhalten zu entwickeln (z.B. eine Präferenz für gerechte statt für Knappheits-preise) und kritische Auseinandersetzungen mit diesen emotional verankertenMeinungen zu vermeiden.

Für Caplan ist Irrationalität der Normalfall der ,conditio humana‘ und dasAuftauchen von rationalen Handlungen bei Menschen an spezifische Bedingun-

gehen die meisten Wirtschaftswissenschaftler von der Rationalitätsprämisse aus, wonach Men-schen versuchen, die Handlungsfolgen abzuschätzen und sich zumindest um Nutzenmaximie-rung bemühen. Seit den späten 1950er Jahren kann man beobachten, dass das ökonomischeMenschenbild vor allem in Amerika auf die benachbarten Sozialwissenschaften übergreift, zu-nächst mit der ökonomischen Demokratietheorie auf die Politikwissenschaft, später auch aufdie Soziologie. Der immer noch anhaltende Siegeszug des ökonomischen Menschenbildes wirdvon der Merkwürdigkeit begleitet, dass experimentelle Studien Evidenz dafür geliefert haben,dass dieses Menschenbild nicht ganz stimmt und der Modifikation bedarf (Kahneman/Tversky1979; 1984, zusammenfassend: Weede 1992, 10.Kapitel). Bisher sieht es allerdings so aus, alsob man einigermaßen unfassende sozialwissenschaftliche Theorien nur auf einem stark verein-fachten Menschenbild aufbauen kann. Der ,homo oeconomicus‘ besticht durch die Einfachheitdes Menschenbildes, das auf Eigennutz und Maximierungsversuch aufbaut.

Inseln der Rationalität 749

gen gebunden.14 Ohne Anreize gibt es keine Rationalität. Nach Caplan handelnwir nur dann rational, wenn die negativen Auswirkungen unserer Entscheidun-gen für uns selbst uns zum Aufbau eines realistischen Weltbildes zwingen. Auchwer die marktübliche Entlohnung als ungerecht empfindet, wird sich bei Ver-handlungen mit potenziellen Arbeitgebern an marktüblichen Löhnen orientierenmüssen, also an der Realität von Knappheitsverhältnissen. In der Wettbewerbs-wirtschaft ist Anpassungszwang an die Realitäten der Normalfall. Anders in derPolitik und vor allem bei Wahlen. Die Folgen der eigenen Stimmabgabe einesWählers sind in der Massendemokratie erstens kaum nachweisbar und betreffenzweitens vorwiegend andere. Die Kosten irrationaler Entscheidungen werden ver-teilt. Selbst wenn man leidet, dann doch mehr an der Irrationalität der Wahlenentscheidenden Anderen als an den Folgen der eigenen Irrationalität. Unter die-sen Bedingungen bleibt man irrational. Caplan etikettiert seine Perspektive als,rationale Irrationalität, weil es vernünftig ist, irrational zu bleiben statt die Ra-tionalitätskosten (Einbuße an Wohlbefinden) zu tragen, wenn man nichts davonhat.

Caplans Menschenbild zeichnet sich durch noch eine andere Abweichungvom üblichen ökonomischen Menschenbild aus. Er unterstellt uns Menschennicht durchgängig Eigennutz-Orientierung, allerdings einen Zusammenhang vonEigennutz-Orientierung und Rationalität. Nur dann, wenn das Handeln nachWeltbildern, mit denen wir uns wohl fühlen, negative Rückwirkungen auf unsselbst hat, bemühen wir uns um rationale Weltbilder und rationales Handeln.In der kapitalistischen Wirtschaft ist das der Regelfall, in der demokratischenPolitik eher selten. Mangels Rationalitätsdruck entwickelt der Durchschnitts-wähler nach Caplan noch nicht einmal eine Eigennutz-Orientierung! Hier leistenwir Menschen uns eine gedankenlose Gemeinwohlorientierung, ein oberflächlichesGutmenschentum. Wo ein Umlageverfahren der Rentenfinanzierung vorherrscht,ist die politische Unterstützung der Altersrenten fast unabhängig vom Alter. Woes sozialstaatliche Umverteilung gibt, bleibt (immer nach Caplan) die Wahlent-scheidung fast unabhängig vom Einkommen, also davon ob man eher zu denGewinnern oder Verlierern der Umverteilung gehört. Zumindest mit amerikani-schen Umfragedaten wird das recht gut belegt.

Mit Umfragen unter amerikanischen Ökonomen und sonstigenWahlberechtig-ten lassen sich auch systematische Unterschiede in der Beurteilung wirtschaftspo-litischer Fragen nachweisen. Wenn man Caplan darin folgt, die Fachleute als Ra-tionalitätsstandard zu akzeptieren, dann neigen die Wähler systematisch dazu,die Leistungsfähigkeit von Märkten und Preisen, die Vorteile des freien Handelsmit Ausländern und des technologischen Wandels, wenn dieser Arbeitsplätze zukosten scheint (die aber – wie die Fachleute wissen – anderswo neu entstehen),zu unterschätzen. Die Wähler neigen auch mehr als die Fachleute zur Zukunfts-angst.

14 Vgl. auch Hayek (2002, 13): „Es würde der Wahrheit viel eher entsprechen zu sagen, dassdie Menschen von Natur aus faul und indolent, wenig voraussichtig und verschwenderisch sind,und dass nur die Macht der Umstände sie dazu bringen konnte, sich wirtschaftlich zu verhaltenund wirksam ihre Mittel den Zielen anzupassen.“

750 Erich Weede

Unter dem Druck der irrational-altruistischen Wähler müssen die Politikernach Caplan eine interventionistische, protektionistische und unrentable Ar-beitsplätze konservierende Wirtschaftspolitik betreiben. Die Kosten für einengeretteten Arbeitsplatz können dabei weit über dem Verdienst der beschützenArbeiter liegen (Krueger 1995). Rationalität im Sinne von Offenheit für ökono-mische Beratung wird nur dann möglich, wenn die Wähler ihre Stimme nicht nurnach Konformität der Politiker mit ihren eigenen unrealistischen Vorstellungenabgeben, sondern wenn die Wähler die Politiker vorwiegend nach dem Erfolg,dem Wohlstandsgewinn oder Wohlstandsverlust, beurteilen. Dann stecken diePolitiker in der Klemme: Wenn sie den wirtschaftspolitischen Vorstellungen derWähler folgen, dann wird das Wohlstandsziel verfehlt und die Politiker werdendeshalb abgestraft. Wenn die Politiker dagegen versuchen, das Wohlstandszielmit nach Meinung der Fachleute geeigneten Mitteln zu erreichen, dann riskierensie, dass die Wähler ihre Politik als ,ungerecht‘ einstufen. Nobelpreisträger fürWirtschaft (z.B. Buchanan 1999, 440) wissen, dass das Streben nach Gerechtig-keit das Streben nach Wohlstand gefährdet, aber die deutschen Wähler glaubendas nicht (Petersen/Mayer 2005, 77). Politiker müssen die Risiken abwägen. Ver-suchungen zur Heuchelei entstehen. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass dieGlaubwürdigkeit von Politikern möglicherweise steigt, wenn ihnen die Distanzzu den Einsichten der Fachleute besonders leicht fäll. In diesem Zusammenhangweist Caplan (2007) darauf hin, dass es im amerikanischen Kongress sehr vielmehr Juristen als Ökonomen gibt.

Bemerkenswert wegen der unorthodoxen Schlussfolgerung ist noch der Be-fund, dass der durchschnittliche Wähler formal gebildeter als der durchschnitt-liche Nichtwähler ist, dass formal Gebildete weniger stark als Ungebildete vonder Meinung der Fachleute abweichen.15 Wenn das so ist, dann bedeuten nied-rigere Wahlbeteiligungen verbesserte Chancen für Vernunft in der Politik. Weildie Menschen als Wähler nach Caplan gedankenlose Altruisten und nicht etwakühle Rechner und Eigennutzmaximierer sind, ist auch nicht zu befürchten, dassdie besser gebildeten und besser verdienenden Wähler systematisch eine Politikzulasten der schlechter gebildeten und schlechter verdienenden Nichtwähler be-fürworten. Die politische Stossrichtung von Caplans Theorie ist nicht etwa dieBefürwortung der Neutralität zwischen Demokratie und Autokratie, sondern dieBefürwortung eigennützigen Markthandelns statt des unbedachten Altruismus,der die Politik dominiert. Wenn Caplan Recht hat, dann ist es ja vor allem Denk-faulheit, die in der Politik gleichzeitig eigennütziges und gemeinnütziges, also anden gemeinsamen Interessen orientiertes, Handeln verhindert.

6. Abschließende Überlegungen

Hier wird die Auffassung verteten, dass Rationalität nur als Komponente einerTriade zu haben ist, zusammen mit Freiheit und dem für seine Taten verantwort-lich gemacht Werden. Das verantwortlich gemacht Werden hat natürlich nichtnur die negative Seite, dass man manchmal unter seinen Fehlentscheidungen lei-

15 Das gilt nicht nur in Wirtschaftsfragen, sondern auch in der Toxikologie.

Inseln der Rationalität 751

det. Es gibt auch die positive Kehrseite, dass man die Früchte seiner richtigenEntscheidungen, seiner Arbeit und seiner Anstrengungen selbst genießen darf.Ein solches Rationalität begünstigendes Umfeld gibt es eher in der Wirtschaftoder in der Wissenschaft als in der Politik. In der Politik werden die Effektedes Handelns der meisten Menschen so stark von den Effekten des Handelns derAnderen überlagert und verdünnt, dass der Einzelne so gut wie keine Chanceund keinen Anreiz hat, Rationalität zu entwickeln. Das kann bei den Angehöri-gen einer kleinen herrschenden Klasse anders sein. Aber dann treten gleich dreiProbleme auf: Erstens spricht nichts dafür, dass Herrschende und Beherrschtegleiche Interessen haben. Zweitens können Machthaber Kritiker zum Verstum-men bringen. Drittens können Machthaber so großen Schaden anrichten, dasseine Haftung nicht denkbar ist, weil auch Machthaber fast nie über so viel recht-mäßig erworbene Ressourcen verfügen, dass eine Wiedergutmachung für Schädenauch nur denkbar wäre. Dagegen kann man einwenden, dass auch bei Großun-ternehmen die Schäden den Wert des Besitzes der Manager übersteigen können.Aber so viel Spielraum für katastrophale Entscheidungen wie Spitzenpolitikerhaben Unternehmer oder Manager dennoch nie.

Weil die Politik die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und die Wis-senschaft setzt, ist sie immer in Versuchung, die Rationalität auch dort zu ge-fährden. Mit Vanberg (2008b) kann man die These wagen, dass kurzfristig undlokal Wirtschaft und Wissenschaft der Politik ziemlich hilflos ausgeliefert sind.Langfristig und global führt eine Politik der Unvernunft eine Gesellschaft in dieKrise, den Niedergang oder zum Machtverlust. Damit werden die langfristigenund globalen Durchsetzungschancen für Fehlentscheidungen begrenzt. Das kom-munistische Experiment, das vermutlich mehr als 100 Millionen Menschenopfergekostet hat (Rummel 1994), ist ja nach zwei bis drei Generationen zusammengebrochen. Die das Experiment tragenden (oder erleidenden) Gesellschaften ha-ben (wie Russland) an Macht und Einfluss verloren oder (wie China seit 1979)nach nur einer Generation sich langsam wieder der wirtschaftlichen Freiheit undRationalität, einschließlich der Ausnutzung komparativer Kostenvorteile, zuge-wandt (Lin/Cai/Li 2003; Weede 2008a; 2008b).

Weil die Demokratie durch die regelmäßige Möglichkeit, eine Regierung ab-zuwählen, definiert wird, sehen die Möglichkeiten der Fehlerkorrektur in der De-mokratie auf den ersten Blick sehr gut aus. In den meisten westlichen Ländernfinden ja alle vier Jahre Wahlen statt. Wenn man das Menschenbild der altenPolitischen Ökonomie, für das etwa Downs (1968) oder Olson (1968) stehen,zugrunde legt, dann reduziert allerdings die rationale Ignoranz der Wähler dieKorrekturchancen erheblich. Wenn man das Menschenbild von Caplans (2007)neuer Politischer Ökonomie zugrunde legt, wonach wir Menschen nicht nur Ziel-präferenzen, sondern auch Präferenzen für oft unwirksame Mittel haben, dannsieht es noch schlechter mit den Korrekturchancen aus. Nur wenn der Leidens-druck der Wähler groß genug wird, den Fachleuten zuzuhören oder gar die Wahlder Mittel den Fachleuten zu überlassen, besteht Hoffnung auf Besserung.

Auf Dauer wird der durch die Globalisierung verstärkte Wettbewerb westlicheFehlentwicklungen in Richtung auf den Sozialismus, Hayeks (1944[1976]) „Wegzur Knechtschaft“, unter Druck setzen. Um die Wettbewerbsfähigkeit westlicher

752 Erich Weede

Standorte zu stärken, sollte der Leistungswillen gestärkt werden. Dazu sollteman die Steuerlast16 mildern und die Sozialleistungen reduzieren. Wer wirt-schaftlichen Erfolg durch hohe und steigende Steuerlasten bestraft und Miss-erfolg durch großzügige Sozialtransfers belohnt, stärkt nicht die Leistungsbe-reitschaft. Der internationale Steuerwettbewerb, der mit der Globalisierung ver-schärft wird, könnte den Steuer- und Sozialstaat zähmen. Nach Edwards undde Rugy (2002, 11–13) sind zwischen 1986 und 2000 die Spitzensätze bei derUnternehmenssteuer im Schnitt von 26 OECD-Länden um 9 Prozent gefallen,bei der Einkommensteuer zwischen 1980 und 2000 um 20 Prozent. Dennoch sinddie Steuerlasten relativ zum Bruttoinlandsprodukt oder Volkseinkommen bishernoch nicht gefallen. Vielleicht erfordert die Wettbewerbsfähigkeit im Globalisie-rungszeitalter in den entwickelten Ländern die Hinnahme von mehr Ungleich-heit, um die Arbeitsanreize zu stärken.17 Weil die Transferzahlungen in vieleneuropäischen Ländern recht großzügig sind, bewegen sie sich in einer ähnlichenGrößenordnung wie das, was unqualifizierte Kräfte durch Arbeit verdienen kön-nen. Damit untergräbt der Sozialstaat den Leistungswillen der gegenwärtigenGeneration potenzieller Transferempfänger und fördert stattdessen die Bereit-schaft, Sozialleistungen auch dann in Anspruch zu nehmen, wenn sie einem garnicht zustehen (Heinemann 2008). Der Sozialstaat reduziert auch den Willenvieler Eltern, ihre Kinder zur Arbeitsbereitschaft zu erziehen (Lindbeck/Nyberg2006). Die langfristigen Schäden des Sozialstaates sind viel gravierender als diekurzfristigen, was eine rechtzeitige Umkehr erschweren muss.18

Westliche Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit tragen nicht nur zur Ver-schiebung der Lasten von einer Generation zur nächsten, sondern auch zu pro-blematischen Wanderungsbewegungen bei.19 Für qualifizierte Europäer gibt esAuswanderungsanreize nach den USA, weil dort die Steuerlast niedriger ist. Fürunqualifizierte Zuwanderer aus armen Ländern bleibt Europa mit seinen hohenMindestlöhnen und Sozialleistungen attraktiv. Europäischen Gesellschaften fälltes schwer – das gilt für Frankreich mehr noch als für Deutschland, für Großbritan-nien weniger – die Legitimität des Kapitalismus zu akzeptieren. Das könnte mitdem aristokratischen und zeitweise absolutistischen Erbe Europas (im Gegen-

16 Außerdem ist zu bedenken, dass die Politiker nicht unbedingt wissen, wer letztlich dieSteuer- oder Zwangsabgabenlast trägt (Seldon 1998, 36). Das ist nicht immer der intendierteAdressat. Was die Arbeitgeberanteile bei Renten- und Krankenversicherung angeht, machensich die meisten Arbeitnehmer Illusionen. Ich fürchte: viele Politiker auch.

17 Vor einigen Jahren wurden ökonometrische Studien vorgelegt, die einen Zusammenhangzwischen mehr Gleichheit der Einkommensverteilung, vor allem in Demokratien, und mehrWachstum behauptet haben (Alesina/Rodrik 1994; Perrson/Tabellini 1994). Wenn das wahrwäre, dann könnten Umverteilung und der Wohlfahrtsstaat die Wachstumsaussichten vonVolkswirtschaften verbessern. Aber die empirische Unterstützung für diese These ist nichtrobust. Zweifelhafte Kodierungen scheinen eine wichtige Rolle beim Zustandekommen der Er-gebnisse gespielt zu haben (Weede 1997). Nach Barro 2000 tragen Gleichheit unter Entwick-lungsländern und Ungleichheit unter Industrieländern zu mehr Wachstum bei.

18 Es ist nicht nur der Wohlfahrtsstaat, der den Leistungswillen untergräbt. Vielleicht istes auch der Wohlstand an sich. Nach Mueller 1998, 69: „Prosperity reduces the incentives tostart businesses, take risks and innovate [. . . ]. The challenge to perpetual growth is to inducea well-fed society to behave as if it was hungry, while remaining well-fed.“ Vgl. auch Inglehart1997.

19 Zum Zuwanderungsproblem vgl.Weede 2007.

Inseln der Rationalität 753

satz zu Amerika seit dem Ende des 18. Jahrhunderts) zusammenhängen. Ohnedie Legitimitätskrise des Kapitalismus zu überwinden und entsprechende Refor-men durchzusetzen, wird Europa es schwer haben, im globalisierten Wettbewerbzu bestehen (Alesina/Giavazzi 2006).

Nach Caplan (2007) besteht das Dilemma der Demokratie darin, dass dieMenschen oft falsche Vorstellungen über die Mittel haben, mit denen sich gege-bene Ziele erreichen lassen. In der Demokratie wirken sich diese Vorstellungenaus – in der Regel zugunsten von mehr Staat und weniger Markt. Nach Seldon(1998, 45, meine Übersetzung) hat der sozialstaatliche Umverteilungsprozess inDemokratien nicht nur negative Rückwirkungen auf die Arbeitsbereitschaft, son-dern auch noch auf unsere Rationalität: „Die Demokratie hat der individuellenKohärenz (des Denkens, E.W.) einen unerwartet schlechten Dienst erwiesen. Siehat viele oder die meisten Menschen dazu verleitet, ihre kurzfristigen Interes-sen als Produzenten über ihre fundamentalen Interessen als Konsumenten zustellen.“ Mehr Gewicht auf individuelle Freiheit und den Markt statt auf politi-sche Mitbestimmung oder den Staat hat den Vorzug, dass man frei denken kannund muss, dass man für die Folgen seines Tuns und seiner Gedankenlosigkeitverantwortlich gemacht wird. In der Politik ist das Gewicht des Normalbürgersnotwendigerweise so gering, dass er immer unter der Ignoranz oder Irrationalitätder Anderen viel mehr als unter der eigenen Ignoranz oder Irrationalität leidet.Eine weitgehend privat-rechtlich oder kapitalistische Wirtschaft ermöglicht auchselbständigen, möglicherweise herrschaftskritischen Denkern eher das Überlebenals eine zunehmend vom Staat gelenkte Wirtschaft (Bhagwati 1993; Friedman1976). Raum für Kritik und Erkenntnisfortschritt entsteht dort, wo die Obrigkeitnicht hinein regieren kann.

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