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Instrument lernen, üben und musizieren mit "Werde Dein Lehrer" - Leseprobe

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DESCRIPTION

Lernmethode für das erfolgreiche Lernen eines Instrumentes, sowie das effiziente Üben und Musizieren. Instrumenten-unabhängig werden Lerntechniken und Lernstrategien vermittelt, die erfolgreiches Üben und Musizieren ermöglichen. Instrument lernen; Gitarre lernen; Klavier lernen; Keyboard lernen; Akkordeon lernen; Geige lernen; Flöte lernen; Üben und Musizieren; Musik lernen; Musik üben; Erlernen eines Instrumentes; Instrumente lernen; Musikunterricht; Musik unterrichten; üben; lernen; lehren

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„ Ich glaube fest daran, dass gute Musik das Leben ver längert .“

Yehudi Menuhin (1916-99), amerik. Geiger

„Musik ist Balsam für die Seele und Erholung für den Geist .“

Achim Schmidtmann

Aufruf an alle

Lernt und spielt ein Instrument oder singt einfach!

Ein Instrument zu erlernen, ist eine wun-derbare Möglichkeit, unsere psychische Ver-fassung und unsere geistige Leistungsfähig-

keit zu verbessern und zu erhalten. Eine we-sentliche Voraussetzung dafür ist jedoch die richtige Vorgehensweise beim Lernen!

Beim gemeinsamen Musizieren spielt auch die persönliche In-teraktion mit anderen Menschen eine wichtige Rolle für unser geistiges Wohlbefinden.

Wenden wir uns wieder etwas ab von digitalen Medien und ih-ren teils enormen negativen Auswirkungen auf unser Gehirn und unserer Psyche! (Siehe auch: Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer in seinem Buch „Digitale

Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“)

Durch das Lernen und Re-petieren, wie es bei Schau-

spielerinnen und Schauspie-lern sowie Musikerinnen und Musikern der Fall ist, bleibt

nicht nur das Gehirn vital, sondern der ganze Mensch.

Betagte Darstellerinnen und Darsteller, die mit ihrer Lebenskraft

und Freude immer noch auf der Bühne Menschen begeistern, ge-ben uns davon ein beredtes Beispiel.

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Impressum

Norbert Schindlegger

Ketzergasse 101, A-1230 Wien Email: [email protected] Copyrightvermerk Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Vervielfältigung des Werkes, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftlicher Genehmigung in irgendei-ner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

ist eine eingetragene Schutzmarke.

Lektorat: Herr Richard Löffler, C.C.+ Consulting Titelblatt und Rückblatt: Design und Layout Norbert Schindlegger und Gerlinde Lumes Copyright und Druck Norbert Schindlegger, 2014

werde-dein-lehrer.at

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Mein Leitzitat bei der Entwicklung des Projektes:

„Der ist der beste Lehrer, der sich nach und nach überflüssig macht.“

George Orwell (1903‐50), engl. Schriftsteller 

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ist mehr als ein Buch, es ist ein ganzes Projekt und umfasst weiters Workshops, Coaching und eine Web-seite mit erklärenden Videobeiträgen zu Fragen von Musikerinnen

und Musikern. Norbert Schindlegger

werde-dein-lehrer.at [email protected]

https://www.facebook.com/WerdeDeinLehrer

https://www.youtube.com/user/WerdeDeinLehrer

Kontakt Webseite und Blog

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Dieses Buch wurde „Aus der Praxis für die Praxis“

geschrieben und richtet sich an alle, die mit Üben, Lernen und Leh-ren in der Musik zu tun haben:

PROFIS – LERNENDE – LEHRKRÄFTE und ELTERN (Eltern in ihrer unterstützenden Rolle ihrer Kinder)

Ziel des Projektes ist es, die

Übungs-, Lern- und Lehrkompetenz jeder Person, die sich mit Mu-sik beschäftigt, entscheidend zu steigern.

Das vorliegende Lehr- und Lernkonzept benötigt keinerlei pä-

dagogisch-didaktische Vorbildung und kann daher von jeder inte-ressierten Person angewendet und vermittelt werden.

Das Buch beschreibt Übungs- und Lerntaktiken für Instrumente. Der Großteil der be-schriebenen Punkte gilt jedoch sinngemäß auch für andere Lern- und Übungsberei-che.

Im Buch wird grundsätzlich das Wort „Instrument“ verwendet. Auch Sängerinnen und Sänger sollen sich mit ihrem „Instrument“, dem Körper, angesprochen fühlen.

Wenn im Buch von Musikerinnen oder Musikern gesprochen wird, richtet sich das Gesagte an Profis, Lernende und Lehrende gleichermaßen.

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Kurzbeschreibung

Dieses Buch ermöglicht Musikerinnen und Musikern, vom Amateur

bis zum Profi, ihr Übungs- und Lernverhalten zu verbessern.

Musikerinnen und Musiker befinden sich großteils im Selbststu-dium. Daher brauchen sie Wissen über Übungs- und Lernverhalten

im gleichen Maße wie eine Lehrerin oder ein Lehrer, um den Übungsaufwand effektiv für ihren Fortschritt nutzen zu können.

bringt diese Tatsache auf den Punkt.

Der 1. Teil „Geist und Körper“ ermöglicht, unsere individuel-

len Eigenschaften und Fähigkeiten kennen zu lernen und für unse-re musikalische Entwicklung bewusst einzusetzen.

Im 2. Teil „Wissen Musizieren“ bekommen wir Ratschläge

und Wissen aus der Praxis, die den Übungsalltag motiviert und erfolgreich verlaufen lassen.

Der 3. Teil „Lerngebote mental“ fordert uns auf, persönliche

Qualitäten zu Gunsten unseres Lernerfolges zu entwickeln.

Der 4. Teil „Lerngebote praktisch“ bietet strukturiert be-

schriebene Faktoren und Lerntechniken, die für das Lernen und

Üben maßgeblich sind.

Im 5. Teil „Reduktionen“ werden Übungstaktiken dargestellt,

die es uns ermöglichen, Stücke mit geringem Zeitaufwand mög-lichst fehlerlos zu lernen, zu üben und lange im Gedächtnis zu be-

halten.

Im „Anhang“ gibt es Checklisten zur Überprüfung des

Übungsverhaltens, das Glossar mit Begriffserklärungen sowie In-

formationen zu den zitierten Persönlichkeiten.

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Inhaltsverzeichnis

Aufruf an alle .......................................................................................... 3

Kurzbeschreibung ................................................................................. 9

Danksagung .......................................................................................... 15

Über den Autor .................................................................................... 16

Vorworte ............................................................................................... 17

Vorwort des Autors ........................................................................ 17

Vorwort Prof. Malte Burba ........................................................... 18

Vorwort Prof.in Mag.a Marita Zirbs............................................... 19

Einleitung .............................................................................................. 21

Nutzungsanleitung ............................................................................. 24

TEIL 1 GEIST UND KÖRPER .............................................................. 29

1.1 Die Talente ................................................................................. 31

1.2 Die „Untalentierten“ ................................................................ 32

1.3 Möglichkeiten erkennen ......................................................... 32

1.4 Leistungsschwankungen ......................................................... 33

1.5 Motivationsschwächer ............................................................ 34

1.6 Motivationsstärker ................................................................... 37

1.7 Selbstwahrnehmung ................................................................ 38

1.8 Körperbeherrschung ............................................................... 39

1.9 Asynchrone Körperarbeit ....................................................... 40

1.10 Erstprägung ............................................................................... 43

1.11 Melodiegedächtnis ................................................................... 44

1.12 Bewegungsgedächtnis ............................................................ 45

1.13 Fotografisches Gedächtnis ..................................................... 47

1.14 Musiktheoretisches Wissen .................................................... 48

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I n h a l t s v e r z e i c h n i s

S e i t e 1 2

TEIL 2 WISSEN MUSIZIEREN ............................................................ 51

2.1 Übungsaufwand ....................................................................... 53

2.2 Lehrkräfte .................................................................................. 54

2.3 Unterrichtsstunde .................................................................... 56

2.4 Nach der Unterrichtsstunde .................................................. 57

2.5 Anforderungen an das Selbststudium ................................. 58

2.6 Pause nach dem Üben ............................................................ 61

2.7 Aufbereitung der Noten ......................................................... 62

2.8 Fingersatz [Tasten- und Saiteninstrumente] ................... 63

2.9 Repertoire ................................................................................. 64

2.10 „Wartung“ der Stücke ............................................................. 65

2.11 Präzise üben .............................................................................. 66

2.12 Fehlerlos spielen ...................................................................... 67

2.13 Auswendig spielen ................................................................... 69

2.14 Metronom ................................................................................. 73

2.15 Tonaufnahmen ......................................................................... 74

2.16 Erste Auftritte ........................................................................... 75

TEIL 3 LERNGEBOTE MENTAL .......................................................... 81

3.1 Konzentriert üben ................................................................... 83

3.2 Motiviert sein ............................................................................ 85

3.3 Geduld haben ........................................................................... 86

3.4 Konsequent üben .................................................................... 87

3.5 Ausdauernd sein ....................................................................... 88

3.6 Kritisch bleiben ......................................................................... 89

TEIL 4 LERNGEBOTE PRAKTISCH ...................................................... 93

4.1 Lernumfeld ruhig halten ........................................................ 95

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I n h a l t s v e r z e i c h n i s

© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 1 3

4.2 Übungszeiten optimal nutzen ............................................... 96

4.3 Ruhig und locker atmen .......................................................... 97

4.4 Kraftvoll spielen ........................................................................ 98

4.5 Korrekt zählen ........................................................................... 99

4.6 Gutes ergründen und stärken ............................................. 102

4.7 Bestand und Techniken pflegen ........................................ 105

4.8 Spielen „Just for Fun“ zulassen .......................................... 106

4.9 Etüden motiviert spielen ..................................................... 108

4.10 Stücke mit System erlernen ................................................ 109

4.11 Spielen bedachtsam beginnen ........................................... 110

TEIL 5 REDUKTIONEN ................................................................... 115

5.1 Wissen um Handlungen ....................................................... 119

5.2 Vereinzeln ............................................................................... 121

5.3 Trockenübungen ................................................................... 123

5.4 Abschnitt festlegen ............................................................... 126

5.5 Langsam üben ........................................................................ 128

5.6 Wiederholen ........................................................................... 130

5.7 Langsamer werden................................................................ 132

5.8 Pausen ...................................................................................... 133

5.9 Stopp nach Fehler ................................................................. 135

5.10 Ton für Ton ............................................................................. 136

5.11 „Baustelle“ üben .................................................................... 138

5.12 „Baustelle“ vorab üben ......................................................... 140

5.13 Halt vor „Baustelle“ ............................................................... 141

5.14 „Baustelle“ langsam spielen ................................................ 143

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I n h a l t s v e r z e i c h n i s

S e i t e 1 4

ANHANG ......................................................................................... 147

Checkliste – „Was wir tun sollten!“ ............................................... 148

Checkliste – „Was wir lassen sollten!“ .......................................... 149

Glossar ................................................................................................. 150

Zitierte Persönlichkeiten ................................................................. 156

Notizen ................................................................................................ 163

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Danksagung

Ich danke meiner Schülerin Professorin Magistra Marita Zirbs,

einer angesehenen Pädagogin mit Leib und Seele. Ihre fachlichen, positiven Rückmeldungen zu meiner Lehrmethodik gaben mir den letzten Anstoß, dieses Lehrbuch zu schreiben.

Mein Dank gilt außerdem Professor Malte Burba, den ich als

hervorragenden Pädagogen bei einigen seiner Seminare kennen und schätzen lernen durfte. Mit seiner Methode „Brass Master

Class“ hat er schon unzähligen Blechbläserinnen und -bläsern ge-holfen, ihr Instrument zu beherrschen. Zu Recht wurde ihm von seiner Fangemeinde der Name „Bläser-Papst“ verliehen.

Ich danke all meinen Musikschülerinnen und -schülern. Erst

durch die Arbeit mit ihnen konnte ich meine Lerntaktik entwickeln. Zur Beruhigung meiner Schülerinnen und Schüler, die oft meinten,

sie würden mich durch ihre Probleme „quälen“, möchte ich hier festhalten, dass es mir große Freude bereitet, Lernprobleme zu lösen und deren Fortschritt mitzuerleben.

Meinem Lektor Richard Löffler danke ich für die harmonische

Zusammenarbeit. Er hat meine erfahrungs- und erlebnisorientier-ten didaktischen Erkenntnisse aus dem Unterricht, bezüglich lern-physiologischer Zusammenhänge, mit Akribie mit wissenschaftli-

chen Erkenntnissen unterlegt.

„Last but not least“, vielen herzlichen Dank an meine Partnerin Gerlinde Lumes, die unzählige Stunden an Arbeit und Geduld in

das Projekt investierte. Dadurch hat sie einen wesentlichen Beitrag für die Entstehung dieses Buches und der gesamten Struktur des Umfeldes beigetragen. Auch ihr Verständnis und ihre motivieren-

den Worte haben mich sehr dabei unterstützt, dieses umfangrei-che Projekt umzusetzen.

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S e i t e 1 6

Über den Autor

Norbert Schindlegger wurde 1961 in Mödling, in Österreich gebo-

ren. Im Alter von 6 Jahren begann er mit dem Erlernen des Akkor-deons. Mit 12 Jahren spielte er auch Klarinette und Saxophon. Mit diesen Instrumenten sammelte er Erfahrung im Orchesterbereich.

Die Musik begleitete ihn sein Leben lang. Seit vielen Jahren ist er als Lehrer für den instrumentalen Unterricht in diversen öffentli-chen Schulungseinrichtungen in Wien sowie als Privatlehrer tätig.

Unbelastet hinsichtlich musikpädagogischer Theorie war es ihm möglich, sich intensiver mit den Lernenden selbst und der Unter-stützung ihres individuellen Fortschrittes zu beschäftigen. Aus-

ganspunkt waren die praktischen Probleme der Schüler beim Er-lernen eines Instrumentes und beim Übungsfortschritt. Im Zent-rum der Bemühungen stand und steht die Vermittlung von Freude

am Lernen und an der Musik.

Aus all diesen Faktoren entstand der Wunsch, für die Lernen-den einen Ratgeber zu erstellen, der es ihnen ermöglicht, sich

selbst weiterzuentwickeln. Als Ergebnis liegt heute das Buch vor, das Lernenden als allgemeine Anregung und

Lehrenden als Leitfaden für den Unterricht dient.

Seine didaktischen Erfahrungen und Fähigkeiten erwarb er zu-

sätzlich im beruflichen Bereich als Vortragender, sowie als Tanz-lehrer für lateinamerikanische Tänze. Als aktiver Musiker und Sän-ger gestaltet er diverse Veranstaltungen im privaten und öffentli-

chen Bereich.

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© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 1 7

„Erfahrung ist der Anfang al ler Kunst und jedes Wissens.“

Aristoteles

Vorworte

Vorwort des Autors

Im Musikunterricht werde ich immer wieder gefordert, zu den Fra-gen meiner Schülerinnen und Schülern zu den Anforderungen beim Erlernen eines Instrumentes, Antworten und Lösungen zu

finden.

Aus diesen Erfahrungen, sowie den eigenen aus dem Selbststu-dium, entwickelte sich empirisch und autodidaktisch mein Wissen

rund um das Lernen.

Auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Schüle-rinnen und Schüler! Durch sie habe ich im Unterricht viel über

Lerntechniken, die Individualität des Menschen und seine Entwick-lungsmöglichkeiten gelernt.

Die positiven Rückmeldungen meiner Schülerinnen und Schüler

zu meiner Unterrichtsmethodik und das Vorankommen in der Be-herrschung ihres Instrumentes haben mich veranlasst, dieses Buch zu schreiben. In diesem Buch gebe ich meine langjährigen Erfah-

rungen als Akkordeonlehrer und Musiker weiter. Ich bin überzeugt, dass alle Musikinteressierten davon profitieren.

Ich hoffe, dass dieses Buch vielen Menschen Freude und Erfolg bei der Arbeit mit ihrem Instrument ermöglicht!

In diesem Sinne wünsche ich allen Musikerinnen und Musikern, Sängerinnen und Sängern sowie Lehrerinnen und Lehrern alles Gute auf dem Weg zum erfolgreichen und effizienten Üben, Musi-

zieren, Lernen und Lehren!

Norbert Schindlegger Wien, Dezember 2014

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V o r w o r t e

S e i t e 1 8

Vorwort Prof. Malte Burba

Prof. Malte Burba stammt aus einer Musikerfamilie und studierte Trompete, Klavier, Musikwissenschaft und Musikpädagogik. Das

zusätzliche Studium der Phonetik und Medizin gab ihm wichtige Erkenntnisse und Impulse zur Entwicklung einer neuartigen Blech-blasmethode.

Burbas Methode, die erstmals die physikalische Besonderheit von Blechblasinstrumenten im Vergleich zu allen anderen Musikin-strumenten exakt definierte und zur Basis eines didaktischen Kon-

zepts gemacht hat, ist inzwischen markenrechtlich geschützt.

Burba lehrt an der Musikhochschule Rheinland-Pfalz in Mainz sowie seit 2006 am Jazz-Institut Berlin, vorher an der Musikhoch-schule in Köln (1989–2002). Seit dem Wintersemester 2009/2010

lehrt er zusammen mit Till Brönner an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden in der Fachrichtung Jazz/Rock/Pop. Er gibt weltweit Workshops. Zu seinen bekanntesten Schülern ge-

hören Till Brönner, Joo Kraus, Axel Dörner, Chris Walden und Juli-an Wasserfuhr.

Seine eigenen Platten sind meist Aufnahmen mit moderner,

zeitgenössischer und experimenteller Musik unter Einbeziehung von Trompeten, Euphonium, Alphorn, Althorn oder Didgeridoo.

„Noch nie habe ich ein Unterrichtskompendium in Händen gehal-

ten, das derart intelligent, allumfassend und allgemeingültig ist wie Norbert Schindlegger's Projekt. Dabei ist es nie weitschweifig und trotzdem immer bewundernswert detailgenau.

Erstmals findet man eine überzeugende Synthese von Üben, Lehren und Lernen in einer Instrumentalschule, die auch noch leicht verständ-lich ist und gleichzeitig praxisnah und praktikabel.

Über Prof. Malte Burba

In Bläserkreisen „Bläser-Papst“ genannt

Empfehlungsworte

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V o r w o r t e

© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 1 9

Dass diese Schule ursprünglich nur an die Adresse von Akkordeon-schülern gerichtet war, hat sich schnell relativiert, da die Prinzipien und Strategien universell und demnach bei allen Instrumenten gleich

sind.

Im Gegenteil: Andere Instrumentalisten profitieren von der Distanz zu ihrem gewohnten Instrument und lassen sich so leichter auf inno-

vative Denkansätze und Verhaltensänderungen ein.

Hochkonzentriert, übersichtlich und voller mnemotechnischer Hil-fen wird das Buch aufgelockert durch treffende Zitate, die dem Leser

an jeder Stelle signalisieren, dass er sich mit seinen Unzulänglichkei-ten nie alleine gelassen fühlen muss und Lösungen für alle nur denk-baren Probleme bereitstehen.

Für jeden, der lernt, lehrt oder übt, ist diese Publikation absolut

unentbehrlich!“

Prof. Malte Burba Dresden 21.11.2014

Vorwort Prof.in Mag.a Marita Zirbs

Marita Zirbs studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Wirt-

schaftspädagogik in Wien. Sie unterrichtete in der Folge an Be-rufsbildenden mittleren und höheren Schulen mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung. Unter anderem betreute sie Studierende der

Wirtschaftsuniversität im Rahmen ihrer schulpraktischen Ausbil-dung und leitete zahlreiche pädagogische LehrerInnenfortbil-dungsseminare.

„Als begeisterte Lehrerin habe ich in meinem Leben oft methodische sowie didaktische Überlegungen angestellt, revidiert und sie nach theoretischen Inputs der pädagogischen Wissenschaft neu geordnet.

Über Prof.in Mag.a Zirbs

Empfehlungsworte

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V o r w o r t e

S e i t e 2 0

Als ich vor einiger Zeit den Wunsch verspürte, Akkordeonspielen zu lernen, war ich plötzlich wieder in der Position einer Schülerin, die nicht nur sehr anspruchsvoll ist, sondern natürlich auch große Erwar-

tungen an den Unterricht und den Lehrer stellt. Ich freue mich sehr, dass diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern in vielen Punkten sogar übertroffen wurden, da ich jetzt die Gelegenheit habe, die Me-

thodik eines begeisterten Praktikers miterleben zu dürfen.

Die Übungstaktiken, die ich im Unterricht erleben und davon profi-tieren durfte, sind in diesem Buch beschrieben. Sie sind verständlich,

nachvollziehbar und mit etwas Geduld und Ausdauer absolut zielfüh-rend.

Ich freue mich, dass ich nun ein strukturiertes sowie umfassendes Nachschlagewerk habe, mit dem ich mir alle Tipps und Tricks jederzeit

in Erinnerung rufen kann, die ich während des Unterrichts bei Herrn Schindlegger erlebe.

Sehr geehrter Herr Schindlegger, ich danke Ihnen für die musikali-

sche Dimension, mit der Sie mein Leben bereichert haben. Für die Zu-kunft wünsche ich Ihnen, dass viele Lern- und Musikbegeisterte in Ihren Workshops, in Ihrem Unterricht und durch das Buch von Ihrer

wirksamen Methodik und Didaktik sowie Ihrem Enthusiasmus profi-tieren werden – viel Erfolg und alles Gute!“

Prof. in Mag.a Marita Zirbs Wien, April 2014

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© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 2 1

Einleitung

Vieles, das uns im Alltag begegnet, ist auf schnelles Wachstum und

Erfolg getrimmt. Der Versuch Wissen anzuhäufen, und das in mög-lichst kurzer Zeit, wurde schon vor vielen Jahren das Maß aller Dinge. Der Lehrstoff wurde immer umfangreicher, leider auf Kos-

ten von Tiefe und Bestand des gelehrten Stoffes.

Für eine Prüfung den Lernstoff schnell in das Kurzzeitgedächt-nis zu pressen, ist leider oft die gängige Lernmethode im schuli-

schen Bereich. Beim Erlernen eines Musikinstrumentes geht es jedoch nicht um eine kurzfristige Gedächtnisübung, sondern um fein- und grobmotorische Bewegungsmuster sowie um vielfältige

und asynchrone Bewegungskoordinationen, gesteuert von unse-rem Gehirn. Diese brauchen wir im Langzeitgedächtnis!

Im sportlichen Trainingsbereich ist es bereits selbstverständlich,

dass wir uns um die richtige Taktik für unseren Sport bemühen. Hier wissen wir sehr genau Bescheid über die optimalen Wiederho-lungszahlen für den effizienten Muskelaufbau oder die optimale

Pulsfrequenz beim Laufen.

Doch, wenn es um das richtige Lernen und um das Trainieren unseres Gehirns geht, fehlt meist dieses Wissen.

Musizieren fordert durch das Zusammenspiel unserer Sinne und

die Umsetzung auf dem Instrument unsere volle Aufmerksamkeit und laufendes Training wie sonst kaum eine Tätigkeit in unserem Leben.

Der Werdegang von Spitzenmusikerinnen und -musikern führt uns dies vor Augen. Sie verbrachten unzählige Übungsstunden mit ihren Instrumenten und verbringen sie noch, um das hohe spieleri-

sche Können zu erhalten.

Schnelles Wachstum

Langzeitgedächtnis bei Musik

Richtige Taktik bei Sport

Wissenslücke beim richtigen Lernen

Musizieren ist Hochleistungssport

Spitzenmusikerinnen Spitzenmusiker

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E i n l e i t u n g

S e i t e 2 2

„Musik ist unter den Künsten die kompl iz ierteste, aber die mächtigste - vergleichbar etwa dem Flugzeug unter den Verkehrsmitteln .“

Christoph Rueger (*1942), dt. Musiktheoretiker u. Hochschullehrer, Berlin

Musizieren ist ein Zusammenspiel von vielen Einzelkomponen-ten. Werden diese nicht von Anfang an richtig gelernt, müssen wir

sie später mit hohem Aufwand

korrigieren. So wie Kinder vor dem Schreiben von Buchstaben die richtige Haltung des Stiftes

erlernen sollten, müssen wir auch beim Muszieren die betei-ligten Komponenten einzeln

trainieren, richtig zu arbeiten. Die verbreitete Methode ist

jedoch, das Gehirn mit zu vielen Faktoren gleichzeitig zu belasten und dadurch ungünstige Bewegungsmuster zu programmieren.

Durch falsches Übungsverhalten werden viele Musikerinnen und Musiker sogar schlechter auf ihrem Instrument, trotz fleißigen Übens. In Blechbläserkreisen kennt man dieses „Schreckgespenst“

unter den Begriff „Tot geblasen“. Die betroffenen Personen brin-gen am Ende keinen sauberen Ton mehr zustande.

Daher ist es enorm wichtig, über das nötige Wissen vom richti-

gen Lernen zu verfügen! Selbst in pädagogischen Kreisen ist das keine Selbstverständlichkeit.

Um das Spielen auf einem Instrument möglichst richtig und ef-

fizient zu erlernen, und zur Vorbereitung unserer Psyche auf die Anforderungen des Lernens, brauchen wir:

• Wissen um das Umfeld des Lernens

• Wissen um die Taktiken

• exakte und kritische Selbstwahrnehmung beim Üben

Zuerst die Haltung des Stiftes

Tot geübt

Gewusst WIE

Im Selbststudium brauchen wir

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E i n l e i t u n g

© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 2 3

Diese drei Komponenten bilden einen wesentlichen Bestandteil für das Vorankommen beim Lernen. Selbst mit einer Lehrerin oder einem Lehrer an der Seite, die/der über das Wissen um Taktiken

und das Umfeld des Lernens verfügt und es auch anwendet, nützt uns nichts, wenn wir nach der Unterrichtsstunde alles wieder ver-gessen.

Nun sind wir beim Titel dieses Buches , der logischen Fortsetzung dieses Gedankens und der Aufforderung, uns Wissen anzueignen und im Selbststudium anzuwenden.

Jeder Mensch ist mit seinen Komponenten und Fähigkeiten sehr individuell, daher kann dieses Buch nicht den Anspruch auf „die alleinige Wahrheit“ erheben. Jeder ist aufgefordert, die Inhal-te für sich auf Sinnhaftigkeit und Gebrauchsfähigkeit mittels

Selbstwahrnehmung und Versuch zu überprüfen.

Die kritische Selbstwahrnehmung und der Wunsch besser zu werden, sind zwei gewichtige Faktoren für das Lernen und die

Entwicklung unserer Fähigkeiten! Nur wenn wir wahrnehmen, was wir tun, können wir es entsprechend korrigieren und verbessern.

Die Umsetzung der Lerntechniken in die Praxis bedarf Übung

und Zeit. Auch korrekte Vorgehensweisen beim Lernen und Üben müssen wir erst lernen, um sie anwenden zu können.

Damit das Buch zum Nachlesen und Lernen stets an unserer

Seite sein kann, ist es als kompaktes Handbuch gestaltet. Verwen-den wir es nach dem Studium konsequent, um unser Übungsver-halten zu reflektieren und zu verbessern.

Auch eine Lehrerin oder ein Lehrer kann nicht für uns richtig üben

Das Buch

Die Individualität

Kritische Selbstwahrnehmung

Lernen muss man lernen

Nachschlagewerk

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N u t z u n g s a n l e i t u n g

S e i t e 2 4

Nutzungsanleitung

Das Buch wurde gendergerecht geschrieben. „Werde Dein Lehrer“

wurde im generischen Maskulin verfasst, da es sich um einen Pro-jekt-Titel handelt.

Aufgrund der Wichtigkeit mancher Aussagen sind Wiederho-

lungen in den verschiedenen Kapiteln beabsichtigt. Hierbei wer-den wichtige Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Dadurch wird es der Leserin und dem Leser möglich, die Methodik

besser zu verstehen und in der Praxis anzuwenden.

Wenn im Text von „Trockenübung“ gesprochen wird, so ist da-mit das bewusste Einüben eines Bewegungsmusters oder einer

einzelnen Komponente im Lernprozess angesprochen, die den richtigen Umgang mit dem Instrument trainiert, ohne zu musizie-ren. Im Duden heißt es zu diesem Begriff: „Das eigentliche Erler-

nen und Einüben einer bestimmten Tätigkeit vorbereitende Übung, wobei noch keine realen Bedingungen herrschen.“ (Siehe

Glossar „Motorisches Lernen“)

Mit dem Baustellensymbol – als holprige Straße rot dargestellt - werden Stellen am Notenblatt markiert, die aufgrund ihrer Schwierigkeit stetiger Aufmerksamkeit bedürfen und ein anderes Vorgehen

beim Üben verlangen.

Komplexe Übungsabläufe werden in ihre Komponenten zerlegt. Die separaten Beschreibungen unmittelbar ablaufender oder sich

überschneidender Prozesse dienen der Bewusstheit und Umset-zung der Lehrsätze - Zum Beispiel die Lehrsätze: „Halt vor Baustellen“ und „Baustel-

le langsam spielen“.

Bei den Erklärungen zu den Funktionen und Eigenschaften un-seres Gehirns im Lernprozess wurde auf allgemeine Verständlich-keit geachtet. Die Erklärungen beruhen auf Erfahrungen und stel-

len Zusammenhänge plausibel dar. Wissenschaftliche Forschungs-

Gendergerecht

Wiederholungen

Trockenübungen

Baustellen

Überschneidende Prozesse

Lernprozesse

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N u t z u n g s a n l e i t u n g

© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 2 5

ergebnisse bestätigen die eigenen Erkenntnisse. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde jedoch nicht näher darauf eingegangen. Hinwei-se zur weiterführenden Literatur wurden in das Glossar aufge-

nommen.

Werden im Buch Begriffe verwendet, die einer Erläuterung be-dürfen, sind diese zur besseren Lesbarkeit nicht im Text behandelt,

sondern in das Glossar gestellt. Es enthält Definitionen, Hinter-grundinformationen und - wo sinnvoll - auch entsprechende Quell-verweise. Fallweise wurde von wissenschaftlichen Bedeutungen

abgewichen um eine "sinngemäße Übertragung" auf das zentrale Thema des Buches – das praktische Erlernen eines Musikinstrumentes und einschlä-

gige Lern- und Übungstaktiken zu dessen Gelingen" – vorzunehmen. Damit wird ein eindeutiger Bezug zu den besprochenen Inhalten in den jewei-

ligen Textpassagen hergestellt.

In dieser Rubrik finden sich Kurzbeschreibungen zu den im Buch zitierten Persönlichkeiten aus Geschichte, Kunst und Wirtschaft,

samt Hinweisen, welchen Quellen die Angaben entnommen wur-den.

Aufgrund der Komplexität, die sich aus den unterschiedlichsten

Instrumentengruppen und Themen ergibt, kann in diesem Buch nicht auf alle Details eingegangen werden. Auf dem Blog meiner Website, in den Workshops und beim Coaching beantworte ich

jedoch gerne alle spezifischen und individuellen Fragen. Auch neue Erkenntnisse zum Thema Lernen sowie etwaige Erweiterungen der Kapitel können auf der Website nachgelesen werden. Unter ande-

rem ist es mittels Newsletter möglich, sich über alle Neuigkeiten regelmäßig informieren zu lassen. www.werde-dein-lehrer.at

Im Anhang befinden sich Checklisten „Was wir tun sollten!“

(Pro-Verhalten) und „Was wir lassen sollten!“ (Kontra-Verhalten). Sie beinhalten jene Punkte und Angewohnheiten, die wir beachten oder unterlassen sollten. Dies hilft beim täglichen Üben und Trai-

nieren.

Wichtige Begriffe

Zitierte Persönlichkeiten

Instrumentenspezifische und individuelle Fragen

Checklisten

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Teil 1 Geist und Körper

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Teil 1 Geist und Körper Jeder Mensch besitzt individuelle Eigenschaften und Fähigkeiten. Unsere ganz persönlichen geistigen und körperlichen Ressourcen

zu kennen, ist für unseren Lernerfolg wesentlich. Auch die Mög-lichkeiten, die uns das Umfeld bietet - etwa die maximale Übungszeit -, müs-sen wir beim Lernen eines Instrumentes berücksichtigen.

Wie wir denken bestimmt unsere Gefühle und Handlungen. Somit wird nachvollziehbar, dass es beim Lernen und Musizieren einen entscheidenden Vorteil darstellt, über die Hintergründe un-

seres Denkens Bescheid zu wissen. Wenn wir unsere Denkmus-ter - etwa den demotivierenden Gedanken: „Das schaffe ich nie….“ - durchschauen und auflösen, haben wir wesentlich bessere Chancen, unsere

Laufbahn als Musikerin oder Musiker motiviert und erfolgreich zu begehen. Denn was nützt uns das beste Übungsverhalten, wenn wir durch unsere Denkmuster frustriert sind und unsere Karriere

als Musikerin oder Musiker sehr bald erfolglos beenden.

Neben den individuellen Gegebenheiten gibt es auch einige grundsätzliche Gesetzmäßigkeiten: mentale – die Vergesslichkeit unseres

Gehirns –, körperliche – Muskelaufbau – sowie entwicklungsgeschichtliche Reflexe - etwa geschlossene Stimmbänder (anatomisch korrekt: Stimmlippen) - bei Anspannung. Auf diese Rahmenbedingungen müssen wir unsere

Taktiken beim Üben abstimmen, wollen wir möglichst effizient und zielgerichtet arbeiten.

In diesem Kapitel lernen wir uns selbst besser ken-nen und können unsere Fähigkeiten im körperli-chen und geistigen Bereich weiterentwickeln.

Ressourcen erkennen

Denkmuster auflösen

Rahmenbedingungen berücksichtigen

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G e i s t u n d K ö r p e r

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„E in ehrge i z iger Mus i kschü le r f ragt Mozart , w i e man e ine Symphon ie schre ibt . Mozart antwortet : "S i e s ind noch e in sehr j unger Mann . Warum fangen S ie n i cht m it e i n fachen L i edern an?" Der j unge Mus ike r g ibt n i cht nach . "Aber S ie haben Symphon ien bere i ts im A l te r von zehn Jahren kompon ie rt " . "Das ist r i cht ig " erw idert Mozart" , aber i ch habe n i cht nach dem 'W ie ' gef ragt . "

Unbekannt

1.1 Die Talente

Warum schaffen es manche ohne Übungstaktiken?

Es gibt Musikerinnen und Musiker, die intuitiv beim Lernen we-sentlich mehr richtig als falsch machen. Das sind unsere Talente. Sie verwenden beim Üben unbewusst vorwiegend die richtigen

Lerntaktiken. Sie werden besser auf ihrem Instrument, gleichgültig was und wie sie üben.

Das Gehirn speichert beim Üben Richtiges und Falsches gleich-

ermaßen, ohne Unterscheidung. Machen wir mehr richtig, bei-spielsweise 80%, werden diese 80% beim Üben intensiviert. Dass wir dabei 20% Falsches als Ballast mitschleppen, hat auf den Fort-

schritt nur wenig Einfluss.

Von Talenten bekommen wir manchmal auf die Frage nach dem WIE ihrer Spieltechnik und Übungstaktik die Antwort: „Keine Ah-

nung, ich mach‘ es einfach!“ Oder sie denken sich eine Erklärung aus, die für andere oft wenig hilfreich ist.

Auch für unsere Talente wäre die bewusste An-wendung von Lerntaktiken von Vorteil! Spätestens dann, wenn sie ihr Können einem Schüler weiterge-ben wollen!

Richtige Lerntaktiken

Das Gehirn speichert Falsches und Richtiges

Talente arbeiten oftmals ohne bewusste Taktiken

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S e i t e 3 2

„S i e müssen Ih r Ta l ent entdecken und benutzen . S i e müssen herausf inden , wo Ih re Stärke l i egt . Haben S ie den Mut , m i t I h rem Kopf zu denken . Das w i rd I h r Se lbstvert rauen und I h re Kräfte verdoppe ln . “

Marie Curie

1.2 Die „Untalentierten“

Warum schaffen es manche nicht ohne Übungstaktiken?

Haben Musikerinnen oder Musiker das Pech und sie sind wenig talentiert und machen beim Üben mehr falsch als richtig, werden mehr falsche Bewegungsabläufe und Lerntaktiken trainiert und

somit gespeichert. Sie kommen in ihrem Studium nur langsam voran oder

werden sogar schlechter, gleich wie intensiv, lange und oft sie üben.

Mit Hilfe dieses Buches ist es auch „untalentierten“ Musikerinnen und Musikern möglich, ihr Übungs-verhalten so weit zu verbessern, dass sie mehr rich-tig als falsch machen und in ihrem Studium voran-kommen!

1.3 Möglichkeiten erkennen

Kann ich zu den Besten gehören, wenn ich nur genug übe?

Wir Menschen sind sehr unterschiedlich! Die Aussage: „Man

kann alles erreichen, wenn man nur möchte!“ kann zu einer echten psychischen Belastung führen und stimmt sicher nicht! Denken wir nur an die unglaublichen Fähigkeiten eines Rechenkünstlers. An

diesem Beispiel erkennen wir, dass unsere mentalen Fähigkeiten genauso unterschiedlich sein können wie unser äußeres Erschei-nungsbild.

Unbewusst falsche Lerntaktiken

Individualität

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© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 3 3

„Nutze die Talente, die du hast. Die Wälder wären sehr sti l l , wenn nur die begabtesten Vögel s ingen würden.“

Henry van Dyke

Einige Stücke sind nur für musikalische Talente, und selbst für sie bloß mit hohem Trainingsaufwand, spielbar. Für andere Musi-kerinnen oder Musiker wäre der Übungsaufwand dieser Bravour-

stücke so groß, dass sie sich zwar eventuell ein „Meisterstück“ er-arbeitet haben, aber ihr Repertoire dadurch umso kleiner ausfällt.

Jeder Mensch ist ein Individuum. Und die Dinge, die er richtig oder falsch macht, die ihm leichter oder schwerer fallen, werden bei jedem anders sein.

Es ist wichtig, die eigenen Ressourcen - mentale wie körperliche, aber

auch äußere Umstände - zu erkennen und zu akzeptieren. Wie arm und langweilig wäre unsere Kul-tur, wenn es nur die Besten gäbe! Und wie viele von die-

sen Besten sind nun auch wirklich glücklich mit dem, was sie erreicht haben?

Wesentlich ist die Freude am Musizieren und am Erreichten! Und denken wir daran, JEDER kann sich, erwiesenermaßen, mit Geduld, Konsequenz und Ausdauer wesentlich weiterentwickeln!

1.4 Leistungsschwankungen

Warum werde ich trotz richtiger Übungstaktiken zwischendurch auch immer wieder schlechter?

Leider steht der kontinuierliche Lernfortschritt nicht im Ein-

klang mit dem täglichen Übungsaufwand. Die Leistung - objektiv wie

subjektiv, also tatsächlich und wahrgenommen - geht nicht kontinuierlich auf-

Bravourstücke

Ressourcen akzeptieren

Schubweiser Fortschritt

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S e i t e 3 4

wärts - wie wir es gerne hätten -, sondern auch abwärts. Der Fortschritt lässt oft auf sich warten. Wenn wir jedoch nicht aufgeben, befin-den wir uns plötzlich auf höherem technischem Niveau.

Um Frustrationen entgegenzuwirken, sollten wir um die Ursa-chen der objektiven und subjektiven Leistungsschwankungen wis-sen und sie erkennen:

• der grundsätzliche körperliche und geistige Zustand – objektiv

• Ermüdung von Körper und Geist durch das Üben bewirkt ei-nen Leistungsabfall – objektiv

• mit dem Übungsaufwand zu rasch steigende Erwartungen an unser Können – subjektiv

• durch Üben sensibilisierte Wahrnehmung registriert mehr Negatives – subjektiv

Lassen wir uns durch Leistungsschwankungen nicht entmutigen! Schöpfen wir unsere Motivation aus dem konsequenten Übungsaufwand und nicht nur aus dem Fortschritt!

1.5 Motivationsschwächer

Welche Faktoren oder Situationen können mich in meiner Motivation

negativ beeinflussen?

Beim Erlernen eines Instrumentes müssen wir bei der Beurtei-lung unserer Entwicklung in längeren Zeitabschnitten denken – etwa

mindestens 3 Monate. Manche von uns werden schon ungeduldig und unzufrieden, wenn ihre Finger beim Musizieren nach bloß ZWEI Tagen noch nicht so arbeiten, wie sie es gerne hätten.

Ursachen für Leistungsschwankungen

Faktor Zeit

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© N o r b e r t S c h i n d l e g g e r S e i t e 3 5

Einzelne beteiligte Komponenten brauchen monatelanges Üben und auch in Folge ständiges Training!

Aufgrund der Vergesslichkeit unseres Gehirns benötigen wir ei-

nen Großteil der Übungszeit zum Wiederholen von bereits Gelern-tem. Spielen wir Stücke, die monatelang nicht geübt wurden, müs-sen wir sie uns wieder ins Gedächtnis rufen. Das geht mehr oder

weniger schnell und vollständig, je nachdem wie gut wir sie zuletzt beherrschten. Das Gleiche gilt für unsere technischen Fähigkeiten. Das Vergessen ist eine wichtige Grundfunktion, die jeden ge-sunden Menschen in allen Lebensbereichen betrifft und uns daher nicht demotivieren soll!

Durch variierende Anforderungen in Stücken und aktuell trai-nierten Bereichen werden sich unsere Fähigkeiten abwechselnd

auf- und abwärts entwickeln. Dadurch können Fehler an unter-schiedlichsten Stellen auftreten. Lassen wir uns dadurch nicht frustrieren! Bei entsprechender Achtsamkeit und konsequen-tem Training werden unsere Fähigkeiten insgesamt immer bes-ser und stabiler!

Unter Fähigkeiten verstehen wir hier: Koordination linke und rechte Hand, Zähl-technik, Notenlesen, asynchrone Körperarbeit (Siehe gleichnamiges Kapitel), Rhythmik, Geläufigkeit und Präzision der Finger, Balgführung [Akkordeon], bewusster Einsatz mimische Muskulatur und Zunge [Blasinstrument], usw.

ACHTUNG! Leider vergessen wir unsere bereits erzielten Fort-schritte viel zu schnell. Wir sehen nur das, was wir noch nicht kön-

nen. Unsere erzielten Erfolge werden schnell abgehakt, und unser von Hektik geprägtes Denken zwingt uns, die nächste Aufgabe anzugehen. Das ist der beste Weg zur Frustration. Bedenken und genießen wir immer wieder, was wir schon geschafft haben!

Manche Musikerinnen und Musiker vergleichen ihre Perfor-mance - fälschlicherweise - gerne mit Stücken, die sie aus der Musikin-

dustrie kennen. Diese Aufnahmen werden in Tonstudios mit gro-ßem technischem Aufwand - Korrekturen von Unsauberkeiten und Zusammen-

Das Vergessen

Wechselnde Fehlerstellen

Vergessener Erfolg

Perfekter CD-Klang

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Teil 2 Wissen Musizieren

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Teil 2 Wissen Musizieren „Wie viel Zeit muss ich investieren?“ „Wie erkenne ich eine gute Lehrerin oder einen guten Lehrer?“

„Wie gehe ich beim Üben taktisch richtig vor?“ „Ich kann nicht auswendig lernen. Brauche ich das?“ „Gibt es Hilfsmittel, die mir das Üben erleichtern?“

Das sind alles Fragen, die Musikerinnen und Musiker beschäfti-gen, und praktische Themen, die das Lernen und Musizieren be-treffen.

In diesem Kapitel werden darauf Antworten und Hintergrund-informationen gegeben. Damit können Musikerinnen und Musiker Lernhürden bewältigen und ihr gesamtes Musikumfeld besser ein-

schätzen.

Mit den beschriebenen Techniken und Ratschlägen aus der Pra-xis werden der Übungsalltag sowie die musikalische Entwicklung

motiviert und erfolgreich verlaufen.

Wenn wir uns konsequent an die Tipps halten, er-kennen wir, dass wir unseren Fortschritt selbst ge-stalten.

Fragen zum Musizieren

Antworten und Hinter-gründe

Ratschläge

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W i s s e n M u s i z i e r e n

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2.1 Übungsaufwand

„Wie oft und wie lange muss ich üben, um musikalisch

voranzukommen?“

Diese Frage bezieht sich auf die Quantität des Übens, also den zeitlichen Aufwand. Dieser steht jedoch an zweiter Stelle.

Die entscheidende Frage lautet zu allererst „Wie muss ich üben, um voranzukommen?“, also nach der Taktik des Lernens. Werden wichtige Strategien beim Lernen nicht beachtet, nützt uns auch

der größte zeitliche Aufwand nichts! Es ist sogar wahrscheinlich, dass wir beim Üben schlechter werden.

Die Methode „Werde Dein Lehrer“ geht deshalb ganz beson-ders auf dieses elementar wichtige „WIE“ - die Qualität des Ler-nens - ein.

Wollten wir die Frage nach der Quantität beantworten, müss-

ten wir zuvor unsere individuellen geistigen Leistungspotenzia-le - wie etwa unsere Merk- oder Koordinationsfähigkeit, das Konzentrationsvermögen,

usw. - ins Kalkül ziehen.

Die oft extrem unterschiedlichen Ausprägungen dieser menta-len Faktoren verursachen jeweils einen anderen zeitlichen Auf-wand sowie differenzierte taktische Vorgehensweisen beim Ler-nen.

Als weiteren Faktor in der Einschätzung zur Quantität des Ü-bens müssten wir auch die unterschiedlichen Anforderungen der Instrumente - etwa Flöte versus Trompete - berücksichtigen.

Daher kann die Frage nach der Quantität für erfolgreiches Ler-nen pauschal nicht beantwortet werden.

Quantität?

Lerntaktik entscheidet

Qualität!

Jeder hat andere Voraussetzungen

Mentale Gegebenheiten

Instrument

Keine pauschale Antwort

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W i s s e n M u s i z i e r e n

S e i t e 5 4

Wir beachten beim Lernen jedoch folgende Grundsätze:

• Täglich üben ist besser als nur alle zwei Tage zu üben. Mit jedem Tag wird Gelerntes vergessen und wir brauchen immer mehr Zeit, um wieder den Status unseres letzten Levels zu erreichen. Durch tägliches Üben halten wir den Erinnerungsaufwand möglichst gering.

• Länger üben ist besser als kürzer üben. Unter Beachtung der Lerntaktiken! Üben wir falsch, können wir durch längeres Üben auch schlechter werden.

Unser kontinuierlicher Fortschritt beim Lernen zeigt uns, ob der zeitliche Übungsaufwand für uns ausreichend ist. Unter Berück-

sichtigung des zuvor Gesagten lautet der Vorschlag für ein Min-destmaß an Üben:

Tägliches Üben, unter Beachtung der Lerntaktiken, mindestens eine Stunde!

2.2 Lehrkräfte

„Brauche ich noch eine Lehrerin oder einen Lehrer, wenn ich die Lern-taktiken korrekt anwende?“

Kein Lehrbuch kann eine gute Lehrerin oder einen guten Lehrer

ersetzen. Für unseren Lernfortschritt, gerade in schwierigen Pha-sen und bei Lernhürden, ist eine einfühlsame Lehrkraft, die über entsprechende Lehrtaktiken verfügt, besonders wichtig. Auch die

persönliche Interaktion spielt beim Lernen eine gewichtige Rolle.

Einer Lehrkraft, die selbst alle Lernschritte durchgemacht und Lernhürden am „eigenen Leib“ verspürt und überwunden hat, ist es möglich, Fehler in den Übungsabläufen bei Schülerinnen und

Schülern zu erkennen und gezielt zu korrigieren. Sie wird ihnen auf Grundlage ihrer Erfahrungen mit entsprechenden Übungen und

Täglich üben

Länger üben

Unser Fortschritt

Begleitung ist wichtig

Können und Aufgaben einer Lehrkraft

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W i s s e n M u s i z i e r e n

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„ In Sti l le nachdenken, geduldig Wissen erwerben und dies unermüdl ich andere lehren - das ist n icht zu lernen, das muss man haben.“

Konfuzius

Anleitungen Hilfestellungen bieten, die der Individualität und dem Lernfortschritt gerecht werden. Hierin liegt ihre individuellste, kreativste und bedeutendste Aufgabe.

Viele gute Musikerinnen und Musiker haben musikalisches Ta-lent und brauchten nur wenig an Übungstaktik. Beim Unterrichten fehlt dann manchen

dieses Wissen. Ihren Schülerinnen und Schü-lern mit weniger Talent

können sie bei der Überwindung ihrer Lernhürden nur wenig Unterstützung bieten. Typische Aussage solch einer Musikerin oder Musikers im

Unterricht: „Du musst halt mehr üben!“ Oh, wow! Vielen Dank. Wär´ ich nicht darauf ge-kommen!

Wenn wir also nicht selbst ein musikalisches Talent sind, suchen wir uns besser eine Lehrerin oder einen Lehrer, die/der ebenfalls

viel Erfahrung mit eigenen Lernhürden gemacht hat. Wenn wir Zweifel haben, ob eine Lehrkraft für uns die „Richtige“ ist, sollten wir einen Lehrkraftwechsel in Betracht ziehen oder uns zwischen-

zeitlich Rat anderswo einholen.

Lehrkräfte sind auch nur Menschen und haben un-terschiedlichste Qualitäten. Wichtig ist, ob sie zu uns passen und uns beim Lernen fördern!

Talentierte MusikerInnenals LehrerInnen

Ist meine Lehrerin oder mein Lehrer die/der Richtige für mich?

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Teil 3 Lerngebote mental

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Teil 3 Lerngebote mental Zu Gunsten unseres Lernerfolges werden wir mit den Lerngeboten aufgefordert, persönliche Qualitäten bei der Übungsarbeit zu

entwickeln.

Die Beschreibung der Lerngebote ermöglicht uns, kontrapro-duktive Denkmuster und Verhaltungsweisen in uns zu erkennen

und aufzulösen.

Bei unserer Übungsarbeit müssen wir uns zusätzlich mit zwei Phänomenen beschäftigen:

Zum einen jenes der psychischen Sättigung.

„Ich kann das schon nicht mehr hören!“ oder „Jetzt nervt mich das aber schon!“

Diese beiden Sätze drücken die Auswirkung der psychischen Sättigung besonders gut aus. Sie beschreibt ein Phänomen, das sich bei oftmaliger Ausführung eines Bewegungsmusters einstel-

len kann, wenn dieses als Wiederholung erlebt wird. (Siehe Glossar)

Zum anderen jenes der Habituation.

„Jetzt wiederhole ich schon so oft diese Stelle und es wird sogar

schlechter!“

Trotz unseres Bemühens - wir sind also nicht genervt -, und vielen un-mittelbaren Wiederholungen werden wir wieder schlechter! Ein

Grund dafür ist in der Habituation zu suchen: Werden Reize dem Gehirn sehr oft nacheinander angeboten, gewöhnt es sich an diese Reize. Sie werden als bedeutungslos eingestuft und somit nicht mehr tiefer gespeichert. (Siehe Glossar)

Persönliche Qualitäten entwickeln

Hinderliche Denkmuster auflösen

Psychische Sättigung

Habituation

Gewöhnung stumpft ab

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L e r n g e b o t e m e n t a l

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3.1 Konzentriert üben

„Ich kann mich nur für kurze Zeit konzentrieren. Was kann ich tun, um

diese Phase zu verlängern?“

Unter Konzentration verstehen wir, unsere Aufmerksamkeit von vielen Punkten unserer Wahrnehmung - Sinneseindrücken - auf ei-

nen Aspekt zu sammeln und unsere wechselnden Gedanken auf ein Thema zu fokussieren.

Das menschliche Gehirn kann sich nicht auf mehrere Aspekte

gleichzeitig konzentrieren. Die Annahme über unsere Multitasking-Fähigkeit - den Fokus auf mehrere Dinge zugleich legen zu können - wurde von der Gehirnforschung widerlegt.

Laufen Dinge zeitlich parallel ab, handelt es sich dabei um von-einander unabhängige gelernte Bewegungsmuster, die ohne un-sere bewusste Konzentration automatisch ablaufen - etwa der händische

Schaltvorgang im Auto in Kombination mit dem Lenken. Wollten wir eines dieser gleichzeitig automatisch ablaufenden Muster abändern, müssten wir uns lediglich auf dieses konzentrieren.

Ohne diese gelernten gleichzeitig ablaufenden Bewegungs-muster wäre auch das Spielen eines Instrumentes nicht möglich. Um die Kontrolle über unsere Handlungen zu behalten, richten wir daher unsere Konzentration abwechselnd auf die beteiligten

Komponenten und lassen sie sozusagen „im Kreis“ wandern.

Beim korrekten Erlernen von neuen gleichzeitig ablaufenden Bewegungsmustern ist es folglich von großer Bedeutung, die da-

rin befindlichen einzelnen Aspekte getrennt zu lernen. Erst wenn sie ohne unser bewusstes Denken, daher großteils automatisch, ablaufen, können wir beginnen sie zusammenzusetzen. (Siehe „Reduk-

tionen“)

Fokus finden

Mythos Multitasking

Automatische Bewegungsmuster

Kreisende Konzentration

Neue Bewegungsmuster

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L e r n g e b o t e m e n t a l

S e i t e 8 4

„Glück und Er-folg l iegt in der Konzentration auf das We-sentl iche: beim Denken, Reden, Handeln und Essen.“

Christian Bischoff

Bei allem Üben und Lernen bleibt unser bester Freund und größter Feind die Konzentration. Arbeiten wir un-

konzentriert, dann ist nicht nur das Missverhältnis zwischen Zeitaufwand und Vorankommen exorbitant groß,

sondern auch die Gefahr, unbrauchba-re Bewegungsabläufe einzuprogram-mieren und auch in unserer musikali-

schen Entwicklung Rückschritte zu machen!

Merkmale für den Konzentrations-mangel, Auslöser und Folgen:

• Abschweifen der Gedanken

• körperliche Anzeichen - etwa Gähnen bei geistiger Müdigkeit, Schmerzen

oder Müdigkeit der Muskulatur

• das Stück oder das Üben nervt - Psychische Sättigung

• Ärger über das Nicht-Vorankommen - frustriert von uns und unseren

Fehlern

• die Motivation lässt nach

• die Fehlerhäufigkeit nimmt zu

Maßnahmen zum Halten der Konzentration:

• motivierende Gedanken (siehe „Motiviert sein“)

• Pausen mit Bewegung (siehe „Pausen“)

• frische Luft und Durchatmen (siehe „Entspannt Atmen“)

• Wechseln der Übungsinhalte - Stichwort „Abwechslung“

ACHTUNG! Konzentrationsmangel rechtzeitig er-kennen und Gegenmaßnahmen ergreifen!

Konzentration – Freund oder Feind?

Unkonzentriert?

Konzentration halten

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L e r n g e b o t e m e n t a l

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„Jedes Lernen muss das Hirn, die Hand und das Herz anspre-chen.“

Sinngemäßes Zitat nach Johann

Heinrich Pestalozzi,

3.2 Motiviert sein

„Wovon hängt meine Motivation beim Üben ab?“

Positiv motiviert arbeiten wir, wenn wir unsere Arbeit mit Freu-de und Einsatz verrichten. Freude entsteht aus der bloßen Tätig-keit und/oder der unmittelbaren positiven Auswirkungen auf un-

ser geistiges oder körperliches Befinden bzw. durch die Erwar-tungshaltung, diese zu erzielen.

Der Lerneffekt ist durch eine motivierte Grundeinstellung we-

sentlich höher. Verrichten wir unsere Übungsarbeit ziel- und freud-los, erreichen wir das Gegenteil.

Einflüsse auf unsere Motivation:

• Freude am bloßen Tun

• die Vorstellung, Ziele zu erreichen und ihre positiven

Effekte zu erleben

• Zufriedenheit über die eigene Konsequenz (Siehe „Konsequent üben“)

• der richtige Übungsort - motivierendes Umfeld

• Freude über unser Durchhaltevermögen (Siehe „Ausdauernd sein“)

• Geduld mit uns selbst (Siehe „Geduld haben“)

• Frustrationstoleranz gegenüber Eigenfehlern (Siehe „Leistungs-

schwankungen“)

• geistige und körperliche Fitness - Stichwort „Biorhythmus“

• psychische Grundstimmung - Stichwort „Morgenmuffel“

Niemand kann jederzeit gleich hoch motiviert sein. Wir können jedoch unsere Übungsaufgaben unserer momentanen Motivation anpassen und dadurch positive Ergebnisse erzielen!

Freude ist Energie

Hoher Lerneffekt

Faktoren unserer Motivation

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Teil 4 Lerngebote praktisch

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Teil 4 Lerngebote praktisch In diesem Teil werden wichtige Verhaltensregeln - in Form von Lerngebo-

ten - zum allgemeinen Übungsumfeld und dem taktischen Vorge-

hen beim Lernen gegeben.

Die Lerngebote sind umfangreich und strukturiert beschrieben und begründet. Dazu wurde folgender Aufbau gewählt:

1. Das Lerngebot als Überschrift 2. Das Pro-Verhalten, wie wir es anstreben 3. Die Begründung, das „Warum“ des Pro-Verhaltens

4. Das Kontra-Verhalten, ein ungünstiges Vorgehen 5. Die Auswirkung, die Folge des Kontra-Verhaltens 6. Der Kommentar, Erläuterungen zum Lerngebot

Nur wenn wir die Lerngebote verinnerlichen, können sie beim Üben zur Anwendung kommen. Dazu lesen und beschäftigen wir uns immer wieder mit ihnen und reflektieren dabei unser derzeiti-

ges Übungsverhalten. So werden die Lerngebote ein Teil unseres erfolgreichen Lernens.

Wir können nicht gleichzeitig auf alle Gebote achten. Wählen

wir uns jeweils einige Lerngebote aus, die wir beim nächsten Üben besonders beachten wollen.

Nach dem Üben verwenden wir die Checkliste, um das Übungs-

verhalten zu überprüfen. Gebote, die wir nicht beachtet haben, werden markiert. Vor dem nächsten Üben erkennen wir an den Markierungen die letzten Lernfehler. Nun legen wir besonderes Augenmerk darauf, sie nicht abermals zu begehen.

Verhaltensregel

Aufbau

Lerngebote merken

Schwerpunkte setzen

Checkliste führen

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L e r n g e b o t e p r a k t i s c h

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„Nur die Ruhe ist die Quel le jeder großen Kraft.“

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

4.1 Lernumfeld ruhig halten

Wir begeben uns in einen Raum, wo wir ungestört sind. Optische

und akustische Reize haben wir ausgeschaltet oder reduziert, und fühlen uns wohl im Übungsraum.

Jeder äußere Reiz wird von unserem Gehirn wahrgenommen.

Diese Funktion findet auch im Unterbewusstsein statt. Einige von uns sind der Meinung, dass sie sich nicht ablenken lassen und doch geschieht es.

Gleichgültig was wir im Umfeld wahrneh-men - eben auch unbewusst -, das Gehirn ver-sucht es zu erkennen und einzuordnen -

erst beständige Reize, etwa Dauerrauschen, werden aus-

geblendet (Siehe Glossar „Habituation). Diese Ordnungsfunktion des Gehirns benötigt Ressourcen und beeinträchtigt unseren Lernfortschritt.

Wir lassen zu, dass der Übungsraum von Ablenkungen erfüllt ist. Der Fernseher ist an, jemand spielt lautstark am Computer. Jederzeit müssen wir mit einer Störung rechnen.

Diese Störungen beeinflussen massiv unsere Konzentration. Übungsfehler werden schwerer erkannt, aber dennoch durch un-ser Tun gespeichert. Wir haben zwar das Gefühl geübt zu haben,

aber der Lernfortschritt ist gering oder sogar negativ ausgefallen.

Selbst für das „einfache“ Lesen in einer Bibliothek wird mittels Hausordnung Ruhe gefordert. Unser Üben sieht für Außenstehen-

de eventuell wie ein einfaches „Spielen“ aus, um jedoch alle erfor-derlichen Aspekte beim Erlernen eines Stückes zu beachten, muss unser Gehirn Höchstleistungen vollbringen.

Schaffen wir Ruhe um uns! Dann haben wir Raum, um Neues zu erschaffen und zu lernen!

Pro-Verhalten

Begründung

Kontra-Verhalten

Auswirkung

Kommentar

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L e r n g e b o t e p r a k t i s c h

S e i t e 9 6

4.2 Übungszeiten optimal nutzen

Wir nehmen uns genügend Zeit, um mit Ruhe und Geduld zu üben.

Wir freuen uns auf das Instrument und auf die Stücke. Wir fühlen uns körperlich und mental ausgeglichen, so dass wir konzentriert arbeiten können.

Wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen sind eine gute körperliche und mentale Verfassung sowie Freude am Spie-len und Üben. Dies sind für unser Gehirn ideale Bedingungen, um

den Lernstoff abzuspeichern.

Um unser Gewissen zu beruhigen, bringen wir die Übungen trotz Unlust, Müdigkeit und Zeitmangel schnell und oberflächlich

hinter uns. Fehler und Unsauberkeiten werden nicht korrigiert.

Unter diesen negativen Vorzeichen wird alles, was wir tun, schlechter laufen. Die Gedanken schweifen ab, und selbst wenn

wir etwas richtig machen, wird es von unserem Gehirn weniger gut gespeichert. Durch die beeinträchtigte Konzentration steigt die Fehlerhäufigkeit, was wiederum zu Ungeduld und Frust mit all den

negativen Auswirkungen führt. Unter diesen Umständen wird die Entwicklungskurve, trotz täglichen Übens, stetig nach unten ge-hen.

Wir können uns nicht jederzeit frisch und vital fühlen. Auch die

Freude am Musizieren und Üben unterliegt Schwankungen. Was wir jedoch tun können, ist, unsere Verfassung im Tagesverlauf zu beobachten. Dadurch können wir Übungszeitpunkte so einplanen,

dass wir möglichst gute mentale und körperliche Voraussetzungen beim Üben haben.

Eine weitere Möglichkeit mit unseren Schwankungen umzuge-

hen besteht darin, an technischen Teilbereichen zu arbeiten, für die die momentane Verfassung ausreicht. Haben wir etwa noch

Pro-Verhalten

Begründung

Kontra-Verhalten

Auswirkung

Kommentar

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L e r n g e b o t e p r a k t i s c h

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einen geringen Energiestatus, kann dieser jedoch hoch genug sein, um etwa Tastenanschläge zu trainieren. Ist unsere rechte Hand vom Training am Vortag noch müde, widmen wir uns eben unserer

linken Hand.

Starten wir einen Übungsversuch trotz Unlust und beginnen wir einfach! Manchmal kommt dann auch wieder die Motivation und somit Energie, qualitativ zu üben!

4.3 Ruhig und locker atmen

Wir atmen ruhig und gleichmäßig. Die Bauchmuskulatur bleibt locker, trotz Konzentration und Betätigung anderer Muskelgrup-

pen. Besonders beim Üben von schwierigen Stellen nehmen wir uns vor jeder Wiederholung die Zeit - Stichwort Konzentrationspause -, um einmal tief ein- und auszuatmen.

Eine ruhige und entspannte Atmung wirkt sich positiv auf unse-ren Körper und unsere Psyche aus. Das tiefe Ein- und Ausatmen vor einer Herausforderung bringt uns zusätzlich Energie und Ruhe.

Durch die Anspannung vor einer schwierigen Stelle atmen wir oberflächlich und kurz. Der Atem wird sogar angehalten. Anstatt die anspruchsvolle Stelle in Ruhe anzugehen, sind wir fahrig und nachlässig. Unser Körper verlangt nach dem nächsten Atemzug,

und so bringen wir die Stelle schnell hinter uns.

Die nötige Ruhe und Konzentration ist durch die oberflächliche Atmung gestört. Wir beschleunigen an Stellen, die jedoch wegen

ihrer Schwierigkeit besonders langsam gespielt werden müssten, um fehlerlos zu bleiben. Das Speichern von Fehlern und unpräzisen Abläufen ist die Folge.

Pro-Verhalten

Begründung

Kontra-Verhalten

Auswirkung

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Teil 5 Reduktionen

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Teil 5 Reduktionen Die Übungstaktiken der Reduktionen ermöglichen es uns, Stücke mit geringem Zeitaufwand möglichst fehlerlos zu lernen, zu üben

und lange im Gedächtnis zu behalten. Dies unterstützt unsere so wichtige Motivation beim Lernen und Üben.

Um diesem motiviertem und effizientem Üben möglichst nahe

zu kommen, lehren die Reduktionen den „Datenstrom“ - den Informa-

tionsumfang - zu minimieren.

Dazu werden folgende Taktiken angewandt:

1. Vereinzeln gleichzeitiger Aktionen 2. Kürzen des Übungsabschnittes 3. Langsam üben

4. Wiederholen des Gelernten 5. Stoppen im Handlungsablauf

Durch diese Reduktionen gelingt es den Übungsstoff

1. korrekter umzusetzen, 2. besser wahrzunehmen, 3. rascher zu lernen,

4. dauerhafter zu speichern, 5. motivierter zu üben.

Weil wir dem Ziel rasch voranzukommen „nachjagen“ - wie es uns

der Zeitgeist vorgibt -, überfordern wir sehr oft unser Gehirn mit einer zu hohen Datenmenge - zu vieles gleichzeitig und das zu schnell - und erreichen so zielsicher das Gegenteil. Diese Überforderung ist bei Lernenden - mangels Wissen um die Hintergründe - leider eher die Regel als die Ausnah-

me.

Man denke an folgende Situation bei einem Event (Buffet): Nehmen wir GLEICHZEITIG VIELE UNTERSCHIEDLICHE Speisen in den Mund und schlucken

Geringer Zeitaufwand

Weniger ist MEHR

Weniger

Mehr

Mit Eile zum Scheitern

Alles und doch Nichts

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sie SCHNELL hinunter, haben wir praktisch keine Chance zu schmecken, WAS wir essen.

Die einfache Erkenntnis für das Lernen lautet: Vieles gleichzeitig und zu schnell = LANGSAM vorankommen! Weniges gleichzeitig und Langsam = SCHNELL vorankommen!

Das Ziel des schnellen Vorankommens verleitet uns zu kontra-produktiven Handlungen. Wir

• beginnen unvorbereitet – Reduktion

„Wissen um Handlungen“

• üben zu große Abschnitte – Reduktionen

„Übungsabschnitt festlegen“ und „Taktweises Üben“

• üben zu schnell – Reduktion „Langsam üben“

• wechseln zu früh zu Neuem – Reduktion „Wiederholen“

• werden beim Üben schneller – Reduktion

„Langsamer werden“

• überspielen Fehler – Reduktion „Stopp bei Fehlern“

• machen keine Pausen – Reduktion „Pausen beim Üben“

• üben viele Vorgaben gleichzeitig – Reduktion

„Vereinzeln“ und „Trockenübungen“

• nehmen uns nicht die Zeit, das Richtige zu tun - Reduktion

„Ton für Ton“

• rufen uns schwierige Stellen vor Beginn nicht in Erinnerung

– Reduktion „Baustelle vorab üben“

• spielen in eine schwierige Stelle unbewusst hinein – Reduktion „Stopp vor Baustelle“

• spielen schwierige Stellen zu schnell – Reduktion

„Baustelle langsam spielen“

Zu vieles zu schnell

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R e d u k t i o n e n

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Die Reduktionen sind mit folgendem strukturellem Aufbau dar-gestellt:

1. Die Reduktion als Überschrift

2. Das Pro-Verhalten, wie wir es anstreben 3. Die Begründung, das „Warum“ des Pro-Verhaltens 4. Das Kontra-Verhalten, ein ungünstiges Vorgehen

5. Die Auswirkung, die Konsequenz des Kontra-Verhaltens 6. Der Kommentar, weitere Erläuterungen zur Taktik

Durch diese umfangreiche und strukturierte Beschreibung ist es

uns möglich, die Reduktionen logisch nachzuvollziehen und beim Lernen anzuwenden.

Nur wenn wir die Reduktionen verinnerlichen, können sie beim Üben umgesetzt werden und zu unserem effizienten und stetigen

Fortschritt beitragen.

Wir können anfangs nicht gleichzeitig auf alle Punkte achten. Nehmen wir uns jeweils einige heraus, auf die wir uns beim Üben

besonders konzentrieren.

Nach dem Üben - in der Reflexion - verwenden wir die Checklisten im Anhang, um die Einhaltung der Reduktionen zu überprüfen, und

markieren die Punkte, die wir vernachlässigt haben. Vor dem nächsten Üben erkennen wir an den Markierungen unsere letzten lerntaktischen Fehler. Wir achten darauf, diese Fehler beim nächs-

ten Üben nicht abermals zu begehen.

Aufgrund der Individualität des Menschen, seines musikalischen Könnens, den Anforderungen des Stückes und der Art des Instru-

mentes werden auch die Reduktionen spezifisch zur Anwendung kommen.

Soweit möglich sind die Reduktionen dem Übungsablauf ent-

sprechend chronologisch gereiht und so beschrieben, dass sie grundsätzlich für alle Instrumente nachvollziehbar sind.

Aufbau

Logisch nachvollziehbar

Reduktionen lernen

Schwerpunkte setzen

Nach dem Üben

Spezifische Anwendung

Chronologischer Ablauf

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5.1 Wissen um Handlungen

Hierbei handelt es sich um eine grundlegende Taktik, die unsere Selbstwahrnehmung als Ausgangspunkt für den Fortschritt beim

Üben definiert!

Wir lesen den Übungsabschnitt - siehe „Übungsabschnitt festlegen“ - vor dem Beginn und machen uns bewusst, welche Schwierigkeiten zu

bewältigen sind - am besten erklären wir es uns nochmals selbst laut und deutlich. Es ist uns klar, welche Handlungen wir setzen müssen, um die Vorga-

ben richtig umzusetzen.

Beim Spielen wenden wir jene Reduktionen an - „Vereinzeln“, „Lang-

sam üben“, „Ton für Ton“, usw. -, die uns helfen, uns nicht zu überfor-dern - auftretende Fehler sind ein Indiz dafür -, und es uns beim Üben ermög-

lichen, wahrzunehmen, was wir tun.

Nach dem geübten Abschnitt - in der Reflexion - wissen wir, was wir

richtig gemacht haben und warum. Wir verifizieren eventuelle Feh-ler und Unsicherheiten - etwa falsche Fingersätze.

Das Wissen um die bevorstehenden Handlungsabläufe und

die geistige Einstellung auf die Vorgaben erhöhen unsere Chancen wesentlich, das Richtige zu tun. - Diese Taktik löste schon manchen „Lern-

Knoten“ - etwa Fingersatz wechselt von den Fingern 1-3 auf 2-4 - und erzeugte freudige AHA-Erlebnisse!

Wir brauchen beim Üben freie Ressourcen für die Wahrneh-

mung unserer Handlungsabläufe. Unser Gehirn wird von uns sehr

oft mit zu vielen Informationen und gleichzeitig zu erfüllenden Bewegungsmustern belastet. Das Ergebnis: Wir machen zwar vie-les, aber das nicht richtig und nehmen dabei nur wenig wahr. So

produzieren wir falsche oder ungünstige Abläufe, die von unserem Gehirn gespeichert, aber nicht verifiziert und bewertet werden.

Pro-Verhalten

Begründung

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R e d u k t i o n e n

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„Der größte Fehler ist, wenn man sich keines Fehlers bewusst ist.“

Peter Tremayne

Nur wenn wir nach dem Handlungsablauf - etwa die gespielten 3 Tak-

te - wissen, was wir getan haben, können wir es erforderlichenfalls auch korrigieren. Gleich wichtig ist dieses Wissen auch, wenn wir

alles richtig gemacht haben. Denn erst dann können wir es be-wusst und exakt reproduzieren!

Wir begin-

nen zu üben, ohne uns über die Auf-

gabenstel-lung klar zu sein. Wir üben zu schnell und einen zu großen Abschnitt – dies ist nur

EIN Beispiel von vielen Möglichkeiten der Überforderung. Fragen wir uns selbst

nach dem geübten Abschnitt wie es war, wissen wir keine Ant-wort - das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass wir uns überfordert haben. Für unse-re Selbstwahrnehmung hatten wir keine freien Ressourcen. Bloß

die falschen Töne sind uns aufgefallen, wir wissen jedoch nicht mehr, an welchen Stellen sie vorkamen.

Wir machen Fehler und wissen es nicht. Unser Gehirn speichert,

ohne Unterscheidung von richtig und falsch, alles was wir tun. Wurde Falsches immer wieder abgespeichert, müssen wir nach-träglich oft lange daran arbeiten, es zu korrigieren. (Siehe „Erstprägung)

Selbst bei richtigen Handlungen hat die fehlende Selbstwahrneh-mung den Nachteil, dass uns das Wissen für die präzisen Wieder-holungen fehlt.

Als Vergleich, wie schnell unsere Wahrnehmung durch Überfor-derung unseres Gehirns mit zu vielen Informationen und Stress eingeschränkt wird, hier eine wahre Begebenheit aus der Luft-

fahrt:

Zwei Piloten eines Flugzeuges arbeiteten wegen Ausfalls eines Triebwerkes die Not-fall-Liste durch und versuchten die Störung zu finden. Sie waren so stark auf diese Liste fokussiert, dass sie den Rauch im Cockpit, der von einem Brand an Bord ein-

Kontra-Verhalten

Auswirkung

Kommentar

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drang, nicht wahrnahmen, obwohl sie ihn bereits einatmeten und auch sehen konn-ten!

Sagen wir uns selbst klar und deutlich, was wir tun wollen! Dies hilft uns dabei, unser Gehirn auf eine schwierige Aktion zu konzentrieren!

5.2 Vereinzeln

Wir erkennen aufgrund der umfangreichen Vorgaben eines Ab-

schnittes – Rhythmik, Dynamik, Fingersätze, linke und rechte Hand, usw. –, dass wir mit der korrekten Umsetzung am Instrument überfordert wären, wollten wir alles gleichzeitig bewerkstelligen.

Daher vereinzeln wir die Vorgaben. Die Konzentration richten wir – dies ist ein Beispiel - nun ausschließlich auf die Noten und die da-zugehörigen Fingersätze oder – je nach Instrument - andere beteiligte Bewegungsabläufe. Alle anderen Vorgaben – Taktart, Notenlängen, Artiku-

lationszeichen, Dynamik, usw. -, lassen wir vorerst unbeachtet.

Nun beginnen wir, mit dieser Vereinzelung langsam zu üben. (Siehe auch „Langsam üben“, „Wiederholen“, usw.) Haben wir die Noten samt

korrekten Fingersätzen nun ausreichend wiederholt, widmen wir uns der nächsten vereinzelten Vorgabe, beispielsweise der Rhyth-mik. Diese üben wir etwa mittels Zählklatschen. (Siehe „Zählen“)

Bei den Vereinzelungen, bei denen wir mitzählen, achten wir darauf, dass wir sie mit der gleichen Geschwindigkeit üben –

ansonsten wird die Zusammensetzung erschwert.

Nachdem wir die vereinzelten Vorgaben beherrschen - also in die-

sem Fall etwa die Noten und Fingersätze sowie die Rhythmik -, werden sie Teil für Teil zusammengesetzt. (Siehe auch „Ton für Ton“; zu instrumentenspezifischen

Beispielen siehe Kommentar.)

Pro-Verhalten

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Mit der Reduktion „Vereinzeln“ reduzieren wir den Datenstrom und das Gehirn kann die Vorgaben exakter und bewusster umset-zen. Bei den Wiederholungen erreichen wir eine schnellere und

tiefere Speicherung des Geübten. Das sind entscheidende Fakto-ren für unseren effizienten Fortschritt beim Lernen!

Wir spielen das Stück sofort mit allen geforderten Vorgaben,

wodurch viele Fehler auftreten. Beim Wiederholen befinden sich noch dazu die Fehler an den unterschiedlichsten Stellen. Nun kommt auch noch die Übungsvariante „aber jetzt mit Schwung“

hinzu, die unser Spiel jedoch nur scheinbar verbessert – wir nehmen

noch weniger von dem wahr, was „schief läuft“. Letztendlich geht nichts mehr. Wir wechseln zu einem anderen Stück und hoffen dort auf mehr Erfolg.

Durch den Versuch, viele Vorgaben gleichzeitig umzusetzen, überfordern wir unser Gehirn. Dadurch entstehen Fehler, die auf-grund der eingeschränkten Selbstwahrnehmung nur teilweise re-

gistriert, leider jedoch von unserem Gehirn gespeichert werden. Die eingelernte Version des Stückes bleibt trotz fleißigen Übens sehr unpräzise und fehlerhaft.

ACHTUNG! Auch bereits gut beherrschte technische Bereiche und Stücke verschlechtern sich durch diese Überforderung! Unsere Fortschrittskurve weist nach unten, oft noch verstärkt durch Frust-

ration und Ungeduld.

Erst durch das vereinzelte Lernen von komplexen Abläufen –

Automatisieren – können wir alle Teile des Ablaufes gleichzeitig be-

werkstelligen - Stichwort „Multitasking“.

Wollen wir mehrere Vorgaben gleichzeitig umsetzen – die noch

nicht automatisiert sind -, gelingt das bestenfalls nur abwechselnd exakt.

Denn unser Gehirn kann sich nur auf eine Sache konzentrieren. (Siehe „Konzentriert Üben“) Statt einer präzisen Selbstwahrnehmung ha-

Begründung

Kontra-Verhalten

Auswirkung

Kommentar

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ben wir nur ein vages Gefühl, dass vieles nicht passt. (Siehe „Wissen um

Handlungen“)

Beispiele für das Vereinzeln:

Tasteninstrumente: Ein Hinweis, den man in beinahe jeder Anfängerschule findet „Zuerst rechte Hand gut vorüben“ ist eine altbekannte Vereinzelung. Erst wenn wir beide Hände gut können, werden sie gemeinsam gespielt.

Blechblasinstrumente: Für das Erlernen eines Blechblasinstrumentes wird Musikanfängerinnen und -anfängern von vielen Schulen die Empfehlung ge-geben, zuerst Flöte zu lernen. Der entscheidende Faktor dabei ist, dass der Ansatz, das heißt die Arbeit des Mundringmuskels (Lippen) und der Zunge – erforderlich beim Spielen auf Blechblasinstrumenten - außer Acht gelassen werden kann. Damit vermeidet man eine negative Beeinflussung des Ansat-zes durch das Lernen von Noten, Rhythmik, usw. Erst nach dem Erlernen des musikalischen Grundgerüstes mit der Flöte wechselt man auf ein Blechblas-instrument. Nun kann man sich auf den Ansatz konzentrieren und diesen exakt erlernen.

Saiteninstrumente: Bevor wir bei einer rhythmischen Begleitung auf der Gi-tarre die rechte Hand spielen, trainieren und lernen wir die einzelnen Ak-kordgriffe mit der linken Hand. Danach den Akkordwechsel so, wie es das Stück erfordert. Nun üben wir den exakten Anschlag der rechten Hand an le-diglich EINEM Akkord. Hat die Rhythmik Übungsbedarf, wird auch diese Komponente einzeln trainiert. Jetzt können wir die einzelnen Komponenten zusammensetzen.

Verwenden wir auch Vereinzelungen, um bereits gut gelernte Stücke oder technische Bereiche zu trainieren und zu verbessern!

5.3 Trockenübungen

Beim Binden von zwei Tönen – das ist nur ein Beispiel von vielen Möglichkeiten –

hören wir, dass die daran beteiligten Körperabläufe – je nach Instru-

Pro-Verhalten

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