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arthur-gerhardt
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Joseph von EichendorffJoseph von Eichendorff
Es schienen so golden die Sterne,
Splendevano d'oro le stelle
Am Fenster ich einsam stand io stavo in piedi alla finestra da solo
Und hörte aus weiter Ferne e udivo in lontananza
Ein Posthorn im stillen Land. il corno del postiglione nella quieta
campagna
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Bruciava nel petto il mio cuore
Da hab' ich mir heimlich gedacht:
Dentro di me allora ho pensato
Ach wer da mitreisen könnte chi potrebbe mai viaggiare
In der prächtigen Sommernacht!
nella splendida notte estiva
Zwei junge Gesellen gingenDue giovani se ne andavano (erano in
viaggio)
Vorüber am Bergeshang,lungo il pendio del monte,
Ich hörte im Wandern sie singenIo li sentivo cantare mentre viaggiavano
Die stille Gegend entlang:Per la silente contrada
Von schwindelnden Felsenschlüften,
di vertiginose gole rupestri,
Wo die Wälder rauschen so sacht,dove i boschi stormiscono piano ,
Von Quellen, die von den Klüftendi sorgenti che dalle fessure
Sich stürzen in die Waldesnacht.precipitano nelle tenebre del bosco
Sie sangen von Marmorbildern,Cantavano di figure di marmo
Von Gärten, die über'm Gestein di giardini, che sulla roccia
In dämmernden Lauben verwildern,
nel fogliame indistinto inselvatichiscono
Palästen im Mondenschein, di palazzi al chiaro dj luna
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
dove le ragazze alla finestra stanno in ascolto
Wann der Lauten Klang erwacht quando il suono dei liuti si desta
Und die Brunnen verschlafen rauschen
e le fontane sonnolente mormorano
In der prächtigen Sommernacht.nella magnifica notte estiva.
In der ersten StropheIn der ersten Strophe sehen sehen wir draußen die weite wir draußen die weite
nächtliche Landschaft und nächtliche Landschaft und drinnen, im engen Zimmer, drinnen, im engen Zimmer, am Fenster den Dichter. Er am Fenster den Dichter. Er
steht »einsam« an der steht »einsam« an der Grenze zwischen dem Grenze zwischen dem
engen Raum seiner kleinen engen Raum seiner kleinen Welt und der weiten Welt und der weiten Landschaft, die ihn Landschaft, die ihn
hinauslockt: »Ach, wer da hinauslockt: »Ach, wer da mitreisen könnte...« Das mitreisen könnte...« Das
Posthorn ruft. Woher Posthorn ruft. Woher kommt die Postkutsche? kommt die Postkutsche?
Wohin fährt sie? Das weiß Wohin fährt sie? Das weiß man nicht. Sie weckt nur man nicht. Sie weckt nur die Sehnsucht nach der die Sehnsucht nach der
Ferne, und das auch mitten Ferne, und das auch mitten in der Nacht.in der Nacht.
Ach wer da
mitreisen könnte
In der zweiten In der zweiten StropheStrophe wird der wird der Gedanke an das Gedanke an das
Reisen wiederholt: Reisen wiederholt: zwei junge zwei junge
Menschen wandern Menschen wandern vorbei und singen vorbei und singen
von einer düsteren, von einer düsteren, romantischen romantischen
Naturlandschaft mit Naturlandschaft mit Felsen, Wäldern, Felsen, Wäldern,
Quellen und Quellen und Abgründen. Abgründen.
In der dritten Strophe singen In der dritten Strophe singen die zwei Wanderer nicht die zwei Wanderer nicht
mehr von einer mehr von einer Naturlandschaft, sondern Naturlandschaft, sondern
von einer von einer Kunstlandschaft Kunstlandschaft : : ein Traum mit ein Traum mit
Marmorstatuen, Gärten, Marmorstatuen, Gärten, Lauben und PalästenLauben und Palästen
entsteht vor uns. Hier hören entsteht vor uns. Hier hören wir nicht mehr das Posthorn, wir nicht mehr das Posthorn,
sondern die Laute. Hier sondern die Laute. Hier stürzen sich nicht mehr stürzen sich nicht mehr
Quellen in die Waldesnacht, Quellen in die Waldesnacht, sondern Brunnen rauschen sondern Brunnen rauschen verschlafen. Die Sehnsucht verschlafen. Die Sehnsucht
hat den Dichter in eine hat den Dichter in eine südliche Landschaft geführt, südliche Landschaft geführt, wahrscheinlich nach Italien, wahrscheinlich nach Italien, das schon immer der Traum das schon immer der Traum
deutscher Dichter war.deutscher Dichter war.