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SAMSTAG, 14. DEZEMBER 2013 AUSGABE 04/2013 Modediagnose Burn-out: „Viel Arbeit macht per se nicht krank“ ................................................. Seite 6 Jubiläum: Wittekindklinik Bad Essen seit 25 Jahren im Dienste der Patienten .................... Seite 10 Lymphologie: Dickes Bein muss nicht sein .................................................. Seite 15 Kontakt Paracelsus-Klinik Osnabrück Am Natruper Holz 69 49076 Osnabrück T 05 41 966-0 F 05 41 68 13 53 Paracelsus-Kliniken Bad Essen Empterweg 5 49152 Bad Essen T 0 54 72 935-156 F 0 54 72 935-222 www.paracelsus-kliniken.de KREBS OPERATION BESTRAHLUNG CHIRURGIE ZIEL KARZINOM RADIOLOGIE WILLE ZEIT LEBENSQUALITÄT KRAFT AUSEINANDERSETZUNG PROSTATA BRUST LUNGE ONKOLOGIE THERAPIE MÄNNER KOPF FRAUEN PATIENT TUMOR STÄRKE MEDIKAMENTE KOMBINATION CHEMOTHERAPIE MENSCHEN AMBULANT STATIONÄR MRT CT KAMPF

K Krebs - paracelsus-kliniken.de¼ck... · Seite 4 SamStag, 14. Dezember 2013 SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 5 und genetische Merkmale gekop-pelt“ sind und deren Anwendung somit

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SamStag, 14. Dezember 2013 auSgabe 04/2013

modediagnose burn-out:

„Viel Arbeit macht per se nicht krank“ .................................................Seite 6

Jubiläum:

Wittekindklinik Bad Essen seit 25 Jahren im Dienste der Patienten .................... Seite 10

Lymphologie:

Dickes Bein muss nicht sein ..................................................Seite 15

KontaktParacelsus-Klinik OsnabrückAm Natruper Holz 6949076 OsnabrückT 05 41 966-0 F 05 41 68 13 53

Paracelsus-Kliniken Bad EssenEmpterweg 5 49152 Bad EssenT 0 54 72 935-156 F 0 54 72 935-222www.paracelsus-kliniken.de

Krebs

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SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 3SamStag, 14. Dezember 2013Seite 2

osnabrück. Operation, bestrah-

lung, Chemotherapie beziehungs-

weise medikamente: Das sind die

gängigen drei methoden, um ef-

fektiv den Krebs zu bekämpfen.

Ob als alternativen oder einander

ergänzend: Die unterschiedlichen

abteilungen der paracelsus-Klinik

Osnabrück versuchen für jeden

einzelnen Fall die individuell bes-

te und verträglichste Lösung zu

finden und arbeiten dabei eng

miteinander verzahnt zusammen.

Konzentriert an einem Ort und

ohne weite Wege sowohl für das

interdisziplinär agierende Fach-

personal als auch für die davon

profitierenden patienten.

Seit Gründung des Hauses im Jahr 1968 ist die ganzheitliche diagnos-tische und therapeutische Behand-lung, Versorgung und Betreuung von Tumorpatienten ein ausgewiesener Schwerpunkt der Klinik. Bereits da-mals war die Abteilung für Strahlen-therapie, aus der die moderne Strah-lenklinik hervorgegangen ist, die erste ihrer Art in der Region. Mit der neuen Abteilung für Lymphologie und der Umwandlung der Internis-tischen Hämatologie und Onkologie von einer Beleg- zur Hauptabteilung, die als die Patienten über den gesam-ten Behandlungsverlauf begleitende Klammer die einzelnen Bausteine prozessual miteinander verknüpft und als verbindendes Element zwi-schen den einzelnen Facharztgrup-pen fungiert, wurde das ohnehin schon breite Spektrum noch einmal nachhaltig erweitert.

Die größte Abteilung, die sich in der Paracelsus-Klinik um Tumoren küm-mert, ist die Neurochirurgie. Bei der Anzahl der Tumoroperationen am Kopf nimmt sie regional und über-regional eine führende Position ein. Neben Hirntumoren, die in der Regel nicht in den Körper metastasieren, bilden urologische Tumoren einen weiteren Behandlungsschwerpunkt. Dank der im Haus neu etablier-ten urologischen Fachpraxis, dem Urologicum, das mit einem halben Dutzend vor Ort konzentriert zu-sammenarbeitenden Fachärzten als größtes Fach-Konglomerat der Regi-on gilt, kann das gesamte Spektrum der urologischen Tumorbehandlung angeboten werden. Prostatakrebs ist der häufigste Tumor beim Mann und der zweithäufigste weltweit. Neben der klassischen Operation und der Bestrahlung mit oftmals identischen Ergebnissen werden auch innovative Therapieformen angeboten.

bestrahlungstechniken werden

zielgerichteter

Dazu zählt etwa für Prostata-Karzi-nome im Frühstadium die Seed-The-rapie, bei der in enger Kooperation zwischen Strahlentherapie und Urologie mit Metall ummantelte, ge-ring dosierte radioaktive Stäbchen (seeds) in der Prostata installiert werden und dort länger ausstrahlen. Diese Bestrahlungsvariante wirkt somit als effektive Kombination aus operativem Eingriff und Bestrah-lung mit den gleichen Ergebnissen in Bezug auf das Überleben wie eine Operation oder die Bestrahlung von außen. Bei fortgeschrittenem Pro-stata-Karzinom kann operiert, be-strahlt oder „gespickt“ werden (sie-he unten). Im Gegensatz zur frühzei-tigen Operation, bei der das Organ komplett entfernt wird und nach der es oftmals zu Harninkontinenz und Potenzstörungen kommt, hat dabei

die Strahlentherapie den Vorteil, dass diesbezügliche Beschwerden, sofern sie vorher nicht vorhanden waren, auch nach der Bestrahlung oft ausbleiben. In Ausnahmefällen kann es jedoch zu Störungen der Darmfunktion mit schmerzhaften Stuhlgängen kommen, wenn die Strahlung die an die Prostata angren-zende Darmschleimhaut beschädigt.Bei der Bestrahlung, insbesondere der Dosiseskalation von Prostata-krebsen mit höherem Risiko, bietet die Paracelsus-Klinik ab Januar 2014 als erste Klinik in Norddeutschland das sogenannte „Prostata-Spacing“ an. Hierbei handelt es sich um ein Hy-drogel, welches vor der Bestrahlung zwischen Prostata und Enddarm gespritzt wird und dadurch den Ab-stand zwischen diesen beiden Orga-nen vergrößert. Das Hydrogel erkal-tet im Körper, verbleibt 3 Monate sta-bil und wird anschließend resorbiert. Durch die künstliche Distanzierung des Dickdarms vom Zielorgan Pro-stata ist es möglich, höhere Dosen ohne Schädigung, wie Darmentzün-dung, Blutung, Inkontinenz an das Zielorgan Prostata zu bringen. Der Hintergrund liegt darin, dass die Heilungsrate bei Prostatakarzinom entscheidend von der Strahlendosis abhängt. Bei einer Dosiserhöhung von 70 auf 80 Strahleneinheiten wird die Heilungsrate um bis zu 20 % ver-bessert, außerdem sinkt das Risiko von späten Nebenwirkungen am Darm drastisch.

Als Pendant zur Seed-Therapie bei fortgeschrittenen Tumoren bietet

imp

ress

um

herausgeber: Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KGaA, Sedanstraße 109, 49076 OsnabrückVerantwortlich für redaktion: Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KGaA, Simone Hoffmann

Schlussredaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG,Abteilung Sondervorhaben/Magazine, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, T 05 41 310-0, Sven Lampe

grafische gestaltung: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Carina Hollmanntechnische herstellung: Druckzentrum Osnabrück GmbH & Co. KG, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück

Technik, Medikamente und Emotionen – Gemeinsam gegen den Krebs

paracelsus-klinik bietet alle diagnostischen und therapeutischen leistungen ambulant und stationär aus einer Hand

die Paracelsus-Klinik beim fortge-schrittenen Prostata-Krebs als eine von nur zweien in Norddeutschland die sogenannte „Spickung“ an. Da-bei wird mittels eines operativen Eingriffs unter Narkose eine hohe radioaktive Dosis appliziert. Zwi-schen Hoden und Enddarmausgang werden dabei mehrere Hohlnadeln eingesetzt, durch die elektronisch und computergesteuert eine radio-aktive Substanz in die Prostata ein-gebracht wird, die dort bis zu 15 Mi-nuten lang von innen abstrahlt und den Tumor unmittelbar an Ort und Stelle zerstört. Von außen wäre die Bestrahlung mit einer solchen Hoch-dosierung nicht möglich, da dadurch die Haut und andere Gewebe Scha-den nehmen würden. Nichtsdesto-trotz kann eine solche, in der Regel zwei- bis dreimal im Abstand von jeweils einer Woche durchgeführte Spickung mit einer normalen, tag-täglichen Perkutan-Bestrahlung von außen durch die Haut noch ergänzt und ausgesättigt werden. Der Unter-schied zwischen Seed-Therapie be-steht darin, dass die Strahlung nur während der Behandlung auftritt und nicht wie bei den Seeds mona-telang anhält. Beim metastasierten, also bösartig in entferntes Gewebe gestreuten Prostata-Karzinom hilft eine hormonelle Behandlung nur eine gewisse Zeit lang. Wenn nach einigen Jahren die Hormontherapie nicht mehr wirkt, erhalten die Krebs-patienten alle drei Wochen eine Infu-sion mit Taxotere. Durch eine solche Behandlung können metastasierte Prostata-Karzinome zwar nicht ge-heilt, aber im Schnitt etwa 30 Monate lang gehalten werden.

Bei Patienten, bei denen das Pro-statakarzinom bereits mehrere schmerzhafte Knochenmetastasen gebildet hat, kann eine palliative Schmerztherapie mit einer radioak-

tiven Substanz (Samarium-Thera-pie) durchgeführt werden. Ähnlich wie bei einer Skelettszintigrafie (diagnostisches Verfahren zur Beur-teilung des Knochenstoffwechsels) wird bei der Samarium-Therapie der radioaktive Stoff über eine Vene gespritzt. Man kann jedoch danach nicht nur die Verteilung im Knochen im Bild festhalten, sondern auch bei vielen Patienten eine deutliche Ver-besserung der Schmerzsymptoma-tik erreichen, die auch für mehrere Monate anhalten kann.

Eine neue Methode ist die sogenann-te Alpharadin-Therapie. Hierbei wird ein jüngst in den USA entwi-ckelter und aktuell auch in Deutsch-land zugelassener Alpha-Strahler in sechs Injektionen im Abstand von mehreren Wochen dem Patienten zugeführt. Dieser wird ebenfalls von den meisten Knochenmetasta-sen beim Prostatakarzinom aufge-nommen. Durch diese neue Metho-de wird nicht nur eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik und der Lebensqualität erreicht, sondern auch das Überleben der Patienten um noch einmal durchschnittlich 5,7 Monate, also etwa um ein halbes Jahr verlängert. In der Paracelsus-Klinik sollen die Voraussetzungen geschaf-fen werden, damit diese Therapie in Zukunft auch in Osnabrück angebo-ten werden kann

Wenn sich während oder nach der Chemotherapie mit verschiedenen Substanzen und teilweise recht ein-schneidenden und daher nicht von jedem Patienten akzeptierten Ne-benwirkungen weitere Metastasen z. B. in der Leber bilden, hilft zu-dem eine neue, ab dem nächsten Jahr in der Paracelsus-Klinik an-gebotene Methode. Dabei ist die Selektive Interne Radio-Therapie (SIRT) eine Therapieform, die in

interdisziplinärer Zusammen-arbeit mit der interventionellen Radiologie und der Nuklearmedizin durch-geführt wird. Über einen Katheter, der über den Leistenbe-reich eingeführt und bis zu den entspre-chenden Metastasen in der Leber vorge-schoben wird, können kleine Partikel, soge- nannte Mikrosphären, gespritzt werden, an denen kleine radioak-tive Partikel gebunden sind. Diese Partikel verstopfen jene Blut-gefäße, welche die Metastasen versorgen. Gleichzeitig wird dann vor Ort die radioaktive Strahlung freigesetzt, die das bösartige Ge-webe der Metastasen zerstört. Diese Be-handlung habe sich in-zwischen als Möglichkeit etabliert, „wenn die norma-le Chemotherapie nicht mehr wirkt oder nicht mehr vertragen wird“, berichtet Professor Wolfgang Wagner, Chefarzt und ärztlicher Lei-ter der Paracelsus-Strahlenklinik. Damit könne man den Patienten noch einmal ein „gewisses Mehr an Lebenszeit vermitteln“.

medikamente werden gezielter,

individueller und verträglicher

Aber auch die medikamentöse Krebstherapie entwickelt sich der-zeit rasant. Klassische, oft neben-wirkungsträchtige Chemotherapie tritt zunehmend in den Hintergrund zugunsten vergleichsweise verträg-licher, sogenannter gezielter Medi-kamente, die „an tumorbiologische FOTO: COLOurBOx

tumorzellen FOTO: COLOurBOx

SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 5SamStag, 14. Dezember 2013Seite 4

und genetische Merkmale gekop-pelt“ sind und deren Anwendung somit häufig auf Patienten mit Tu-moren mit definierten genetischen Aberrationen beschränkt sind und dadurch „die individuelle Tumorbio-logie mehr in den Blick nehmen“, wie Chefarzt Dr. Wolfgang März betont. Eine solche „personalisierte Medizin“ sei nachgerade „Präzisi-onsmedizin“, weil „zielgerichtete Moleküle zur Blockierung diverser Krebsgenmutationen“ eingesetzt werden könnten und in den Mecha-nismus der Krebsbiologie direkt eingegriffen werde, vergleichbar mit einem chirurgischen Eingriff unter Schonung gesunder Gewebe. Insofern seien solche neuen Medi-kamente für den Patienten „scho-nender, nebenwirkungs- und belas-tungsärmer“, auch in Bezug auf den Zeitaufwand und die Notwendigkeit von Infusionen. Nicht zuletzt, da sie

oft als Tabletten daherkämen und Patienten schon deshalb zeitaufwen-dige Präsenz in der Arztpraxis für Infusionstherapie ersparen würden. In der nicht operativen Onkologie, die in der Paracelsus-Klinik in ih-rer kompletten Bandbreite und auf höchstem Niveau vertreten ist und mit der Psychoonkologie auch ein begleitendes Angebot zur mentalen Krankheitsverarbeitung beinhaltet, werden in der Regel verschiedene Therapieelemente so miteinander kombiniert, dass sie in ihrer Zusam-menwirkung eine bessere Gesamt-wirkung erwarten lassen. Dank einer mittlerweile hochdifferenzier-ten Medikamenten- und Methoden-auswahl kann so je nach Zielauftrag, Patientenpräferenz und Verträglich-keit die individuell beste Lösung für jeden Patienten gefunden werden.Eine komplexe Variante der zielge-richteten Therapie ist die Tumor-

therapie mit Antikörpern: Diese Eiweiß-Makromoleküle erkennen bestimmte, meist tumorspezifische Zelloberf lächenmerkmale und wir-ken damit nur am Tumor wachs-tumshemmend oder zellabtötend. Die Nebenwirkungen sind meist deutlich milder im Vergleich zu de-nen der klassischen Chemotherapie. Antikörper kommen mitunter auch interdisziplinär daher: gekoppelt an klassische Zellgifte, die sie in der Tumorzelle abliefern, oder aber auch gekoppelt an Radioisotope. Sie wirken wie Schlüssel, die in das Schlüsselloch des Tumors passen und ihn so von innen bekämpfen kön-nen. Bei Patienten mit bestimmten Formen des Lymphdrüsenkrebses (Lymphomen) kann nach Abschluss der üblicherweise ersten kombinier-ten Antikörper- und Chemotherapie oder im Fall eines Rezidives eine Therapie mit einem radioaktiv mar-

kierten Antikörper durchgeführt werden. Ob diese Therapie infrage kommt, entscheiden die behandeln-den Onkologen zusammen mit dem Nuklearmediziner. Vor der Thera-pie wird zunächst im Abstand von einer Woche zweimal eine Infusion mit einem unmarkierten Antikörper (Rituximab) gegeben. Im Anschluss an die zweite Rituximabgabe er-folgt dann in der Nuklearmedizin die Gabe des radioaktiv markierten Antikörpers über eine kurze Infusi-on in die Vene (Ibritumumab). Die radioaktiv markierten Antikörper binden dann überwiegend an den Tumorzellen, wo lokal vor Ort dann die Strahlung freigesetzt wird, wel-che die Tumorzellen zerstören soll. Für solide Tumore wie bei Darm-, Lungen- oder Brustkrebs ist dieses Verfahren allerdings noch nicht ein-setzbar, da bislang noch geeignete Stoffe fehlen, die mit radioaktiven Substanzen gekoppelt werden kön-nen und dann selektiv an den Tumor-zellen binden.

Kombination aus bestrahlung

und medikation sinnvoll

Während die lokale Strahlenthera-pie und die individualisierte medi-kamentöse Tumortherapie derzeit große Entwicklungsfortschritte machen, sind die Innovationen in der Chirurgie kleinschrittiger. Die-se Gewichtsverschiebung liegt auch darin begründet, dass in vielen Be-reichen heutzutage eine Operation nicht mehr nötig ist. Allein mit di-versen Bestrahlungstechniken und einer differenzierten Medikation können mittlerweile viele Tumore geheilt werden, die früher operiert worden sind. Kopf-Hals-Tumore etwa können ohne Operation und auch ohne oder in Kombination mit Chemotherapie genauso gut bestrahlt werden. Dasselbe gilt für

Der Linearbeschleuniger wird zur Bestrahlung von Tumoren eingesetzt. FOTO: COLOurBOx

gewisse Arten von Speiseröhrentu-moren und Anal-Karzinome, also Tumore im Enddarmbereich. Ein Lebensqualität mindernder künstli-cher Ausgang kann somit umgangen werden.

Auch bei Lungenkrebs liefert heu-te in vielen Fällen eine sinnvolle Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie die gleichen Er-gebnisse wie eine gerade bei der älteren Zielgruppe nicht immer un-gefährlichen Operation. Während dies auch wissenschaftlich nach-gewiesen ist, herrscht dagegen bei kleineren Tumoren, die noch keine Metastasen ausgebildet ha-ben, Uneinigkeit darüber, ob hier nicht eine Ope-ration doch sinnvoller als eine gezielte Punkt-bestrahlung ist, die den Tu-mor ohne Nebenwirkungen heraus-brennt. Dazu gibt es bislang keiner-lei vergleichende Studien. Über die Hälfte aller Krebspatienten werden aber mittlerweile bestrahlt. An ei-nem Großteil dieser Heilung ist die Strahlentherapie beteiligt.

Neben einer Verbesserung der Operationstechniken, die bei vielen Tumoren filigraner geworden sind, ist auch die vorbereitende und begleitende Medikation verträgli-cher geworden. Flache Narkosen in der Anästhesie reduzieren die Wahrscheinlichkeit möglicher Nebenwirkungen wie Demenz auf ein Minimum. Dass auch das Ope-rationsvolumen beziehungsweise die Erfahrung des Operateurs als unabhängiger Faktor einen wich-tigen Einfluss auf den Operations-erfolg hat, konnte zumindest für Prostata-, Speiseröhren- und Dickdarmkrebs nachgewiesen wer-den. Im Bereich der Bildgebung hat sich neben den rein morphologi-

schen V e r -f a h r e n wie Compu-t e r t o m o g r a f i e ( C T ) o der

Kernspin -t o m o g r a f i e

(MRT) auch die PET/CT als kombinier-

tes Verfahren für viele Tumor-erkrankungen seit Jahren eta- bliert. Hierbei wird die klassische CT mit der Positronen-Emissionsto-mografie (PET) gekoppelt. Die PET liefert Informationen über bestimm-te Stoffwechselprozesse im Körper. Klassischerweise wird bei den meis-ten Untersuchungen ein radioaktiv markierter Traubenzucker (FDG) eingesetzt, der von vielen Tumorzel-len (z. B. den meisten Lungenkrebs-arten) vermehrt aufgenommen wird. Durch die freigesetzte Strahlung kann die Intensität der Zuckerauf-nahme gemessen werden. So kann nicht nur die Aufnahme im eigent-lichen Tumor, sondern auch in mög-lichen Lymphknoten- oder Fernme-tastasen gemessen werden. Durch das gleichzeitig aufgenommene CT können diese Metastasen im Körper auch genau lokalisiert werden. Die-se gewonnenen Informationen sind sehr hilfreich, um eine optimale Therapieplanung oder Nachsorge durchzuführen. Beispielsweise

kann eine Strah-lentherapie exakter geplant werden. Musste man ohne PET/CT noch mehr bestrahlen, um sicher zu gehen, rei-chen nun aufgrund der Sichtbarkeit nicht nur des Tumors, sondern auch der scharfen Stoffwechselgrenzen weniger, dafür aber umso exaktere und punktgenaue Bestrahlungen. Das bestrahlte Volumen bezie-hungsweise Bestrahlungsfeld wird auf diese Weise in 30 bis 40 Prozent der Fälle verändert.

Dank in die Beschleuniger ein-gebauter CT-Geräte können zudem bereits vor und mittels der therapeutischen Strahlung aussa-gekräftige Bilder generiert und als „bildgeführte Bestrahlung“ au-tomatische Zielkorrekturen vorge-nommen werden. Auch unkonven-tionelle Krebsbehandlungen wie Hyperthermie, ein altes, aber bis heute nicht anerkanntes Verfahren der Tumorheilung durch Überwär-mung, werden in der Strahlenkli-nik angeboten. In Kombination mit zielgerichteter Bestrahlung oder individualisierter Chemotherapie

kann dadurch etwa bei Weichteiltu-moren die Wirkung von beidem noch einmal verstärkt, ohne dabei gleich-zeitig die Nebenwirkungen zu ver-stärken, und ein breites Therapie-spektrum bei Krebserkrankungen abgerundet werden. Zur gemein-samen Therapieplanung unter Be-rücksichtigung der hier erläuterten kombinierten Verfahren zur Krebs-bekämpfung werden in der Paracel-sus- Klinik mehrmals wöchentlich interdisziplinäre Tumorkonferen-zen abgehalten. Dabei wird unter Ausschöpfung der Expertise aller anwesenden Behandlungspartner die optimale Integration und Kom-bination aller denkbarer Therapie-modalitäten besprochen und festge-legt, damit stets das bestmögliche und schonendste Therapiekonzept zum Wohle unserer Patienten reali-siert wird.

matthias liedtke

fortsetzung von seite 3

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SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 7SamStag, 14. Dezember 2013Seite 6

„Viel Arbeit macht per se nicht krank“Anhaltende probleme mit der lebensbewältigung können

zu depressionen führen – Modediagnose Burn-out

bad essen. macht unsere arbeits-

welt krank? Dr. Katja Linnemann,

Chefärztin der paracelsus-Witte-

kindklinik in bad essen, räumt mit

dieser weit verbreiteten ansicht

auf: „arbeit, auch sehr viel arbeit,

macht per se nicht krank.“ aller-

dings könne das Leben im Stress

individuell unterschiedliche Folgen

haben und zu vielfältigen gesund-

heitsstörungen führen, am häufigs-

ten zu Depressionen.

Heute erkranken immer mehr Menschen an einer Depression. Sie entwickelt sich über Jahre und zeigt sich zum Beispiel in Problemen mit der Lebensbewältigung. Oft gibt es berufliche Ursachen, auch private Konflikte der Gegenwart und Ver-gangenheit spielen eine Rolle. „Hinter der Depression steht die unbewusste Wendung von Aggressionen gegen das eigene Selbst“, erklärt die Fach-ärztin für Psychiatrie und Psychothe-rapie.

Oft beginnt eine Depression mit einem Erschöpfungszustand (Burn-out). Wenn die Symptome länger an-halten und sich nicht bessern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, an einer Depression zu erkranken. Typische Symptome einer Depression sind:

gedrückte Stimmung, Freud- und Interessenlosigkeit, verminderter Antrieb, verminderte Konzentrati-on, Schlafstörungen, vermindertes Selbstwertgefühl, Appetitlosigkeit, pessimistische Gedanken bis zu Su-izidgedanken, Unruhe und Angst. Betroffene sollten sich helfen lassen

– durch eine ambulante Psychothe-rapie oder eine stationäre Behand-lung in einer psychosomatischen Rehabilitationseinrichtung (siehe auch Infokasten). Auch in der Bad Es-sener Wittekindklinik werden Men-schen mit Depressionen behandelt. In der tiefenpsychologisch-analytischen Therapie der Klinik werden frühe Beziehungs- und Erlebensmuster be-wusst gemacht und bearbeitet. Die Therapeuten vermitteln neue Verhal-tensweisen, decken zu hohe Selbst-ansprüche auf und geben Anreize für innere und äußere Kurskorrekturen. Die Patienten erfahren dabei, mehr auf sich selbst zu achten. Vielen hel-fe es auch, beruflich kürzerzutreten, sagt die Expertin.

Von der Depression unterscheidet sich das sogenannte Burn-out-Syn-drom, das ein Modewort ist. Mit ihm beschreiben Betroffene krank ma-chenden Stress. Vielen fällt es leich-ter, vom „Ausgebranntsein“ statt von

depressiven Symptomen zu sprechen. Diese Selbstdiagnose führt jedoch zu begrifflichen Verwirrungen und einer Verharmlosung richtiger Depressio-nen. Chefärztin Linnemann klärt auf:

„Burn-out ist zunächst einmal keine Krankheit, aber ein Risikofaktor für eine spätere psychische Erkrankung. Burn-out ist auch keine Depression, aber ein Risikofaktor für die Entwick-lung einer solchen.“

Burn-out beginnt oft mit einer chronischen Überlastung bei der Ar-beit. Eine hohe Identifikation und gro-ße Selbsterwartungen treffen dabei auf eine hohe Arbeitsbelastung und eher unsichere Arbeitsergebnisse. Der unbewusste innere Konflikt zwi-schen Ich-Ideal und Real-Ich führt oft zu einer Enttäuschung, die in Hilflo-sigkeit mündet. Betroffene ziehen sich resigniert und depressiv zurück. Die Negativ-Spirale ist in Gang gesetzt: Die subjektiv als vermindert wahr-genommene Leistungsfähigkeit soll durch noch mehr Einsatz ausgegli-chen werden. Am Ende steht der Zu-sammenbruch. „Erst dann sind viele Patienten bereit, Hilfe anzunehmen“, sagt Linnemann.

heike dierks

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22. Januar »Schmerzen nach der OP – muss das sein?« Referent: Privat-Dozent Dr. Henning Stubbe

12. Februar » Wenn die Nerven Schmerz bereiten – Diagnostik und Therapie« Referent: Privat-Dozent Dr. Cornelius Bachmann

12. März »Herzinfarkt. Plötzlich Brustschmerz – was tun?« Referent: Dr. Ingolf Bubinger

9. April »Tumortherapie in der Nuklearmedizin mit radioaktiven Stoffen« Referent: Dr. Peter Kies

14. Mai »Neue Medikamente gegen Krebs: Was wir von tumorbiologie-spezifischen Medikamenten erwarten dürfen«

Referent: Dr. Wolfgang März

11. Juni »Knochen- und Gelenkschmerzen durch Verschleiß: Kann Strahlentherapie helfen?« Referent: Prof. Dr. Wolfgang Wagner

16. Juli »Das Lymphödem: Diagnose und Behandlung« Referent: Dr. Monika Philipp

13. August »Burnout? – Stationäre Psychotherapie der Depression« Referent: Dr. Katja Linnemann

17. September »Gehirntumoren – neurochirurgische Behandlungsmöglichkeiten« Referent: Prof. Dr. Franz-Josef Hans

Paracelsus Kliniken

Sedanstraße 109 · 49076 Osnabrück

www.paracelsus-kliniken.de

Veranstalter präsentiert von:

Eintritt: Vorverkauf 5,00 € (inklusive eines Softdrinks), Abendkasse 7,00 €

Die Karten sind erhältlich in den Geschäftsstellen des Medienhauses NOZ

sowie bei der Paracelsus-Klinik Osnabrück (Am Natruper Holz 69).

Vortragsreihe 2014 jeweils mittwochs, Einlass: 18.30 Uhr, Beginn: 19.00 Uhr Ort: Medienzentrum am Berliner Platz E.-M.-Remarque Ring / Breiter Gang, 49074 Osnabrück

Gesundheitsforum

info: Depression

Behandlungswege:

▶ Hausarzt und Überweisung zu

einem Facharzt für Psychiatrie

▶ Ambulante Psychotherapie bei

niedergelassenen Psychologi-

schen Psychotherapeuten oder

ärztlichem Psychotherapeuten

Dauer: 1-4x wöchentlich für 2

oder mehr Jahre

Kostenträger: Krankenkasse

▶ Stationäre Behandlung in einer

psychosomatischen

rehabilitationsklinik

Dauer: 4-6 Wochen

Kostenträger: Deutsche ren-

tenversicherung oder Kranken-

kasse

▶ Vor Aufnahme muss ein Antrag

auf Kostenübernahme gestellt

und bewilligt werden

▶ Stationäre Behandlung in ei-

nem psychiatrischen Kranken-

haus z.B. bei Suizidgefahr mit

Einweisung vom Arzt

Kostenträger: Krankenkasse

kontakt:

Paracelsus-Wittekindklinik

Bad Essen

T 0 54 72/935-156

www.wittekindklinik.de

Herzinfarkt!

SEITE 8 SEITE 9

Osnabrück.

Ein akuter

Herzinfarkt gehört

nach dem Statistischen

Bundesamt mit 6,1 Prozent

der Fälle zu einer der häufigsten

Todesursachen in Deutschland. In

den vergangenen Jahren ist diese Zahl

erfreulicherweise gesunken, wie auch

die Wahrscheinlichkeit abnahm, an einem

Herzinfarkt zu sterben.

„Einen Herzinfarkt kann man als Laie nicht einfach erkennen, höchstens vermuten“, erklärt der Kardiologe Dr. Ingolf Bubinger. „Typische Anzeichen dafür sind beispielsweise Brustdruck oder Brustenge, begleitet von Blässe und Atemnot. Für einen Außenstehenden ist es da schon schwer, etwas zu erkennen. Wenn sich diese Anzeichen bemerkbar machen, sollte aber nicht gezögert werden, sofort den Notarzt zu rufen. Bei der Behandlung des akuten Herzinfarktes kommt es

auf jede Minute an. Der Arzt erkennt mithilfe ei-

nes EKGs (Elek-trokardiogramm), ob es einen Infarkt gegeben hat oder nicht. Wenn im EKG nichts steht, wird eine Labordiagnose durchgeführt. Anhand der Laborwerte ist ebenfalls eine Diagnose möglich“, so der Mediziner.

Die Weiterleitung in eine Klinik, möglichst mit Herzkatheterplatz, und die soforti-ge Wiedereröffnung eines verstopften Herzkranzgefäßes durch einen erfahre-nen Kardiologen innerhalb eines Zeit- fensters von möglichst unter drei Stunden ab Symptombeginn sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Verhinderung von Tod im Infarkt und Folgeerkran-kungen durch den Infarkt.

Durch die ambulante kardio-logische Versorgung können

bei Patienten mit entsprechenden

Beschwerden Herzdurchblu-tungsstörungen, Herzklappenfehler,

Herzrhythmusstörungen oder eine Herz-muskelschwäche frühzeitig erkannt und be-

handelt werden. Vorbeugende Maßnahmen sind beispielsweise therapeutische Lebensstiländerun-

gen mit regelmäßigen körperlichen Aktivitäten und Diät neben einer medikamentösen Behandlung von Bluthochdruckerkrankungen, Fettstoffwechselstö-rungen und der Zuckerkrankheit. So können das Leben beeinträchtigende Erkrankungen wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall verhütet werden.

Für den Rückgang der am akuten Herzinfarkt Gestorbenen an allen Gestorbenen zwischen 2000 und 2010 von 8,5 auf 6,1 Prozent sowie für den Rück-gang der Sterbeziffer bei einem akuten Herzinfarkt im selben Zeitraum bei Frauen um 18,4 und bei Män-nern um 15,8 Prozent sind die Entwicklungen in Di-agnostik, Therapie und Versorgung von Patienten.Aber auch vorbeugende Maßnahmen wie der Ver-

zicht auf Nikotin spielen eine star-

ke Rolle. So hat sich die Zahl der Kranken-hausaufnahmen nach Her-zanfällen seit der Einführung der Nichtraucherschutzgesetze ab 2007 um 13 Prozent, die Zahl der Be-handlungen von Herzinfarkten um 8,4 Prozent verringert.

Beachtenswert ist, dass der akute Herzinfarkt in Deutschland nach wie vor überwiegend eine Männerkrankheit ist. Männer werden weit häufi-ger wegen eines Herzinfarktes in ein Krankenhaus eingeliefert als Frauen, und sie versterben auch häufiger daran. Darüber hinaus existieren große regionale Unterschiede mit einem ursächlich nicht ganz geklärten Nachteil für die neuen Bundesländer.

Dr. Bubinger leitet seit August die Kardiologie der Paracelsus-Klinik.

Sebastian Migura

SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 11SamStag, 14. Dezember 2013Seite 10

bad essen. Die paracelsus-Wittekind-

klinik in bad essen ist 25 Jahre alt.

Dieses Jubiläum ist im Oktober bei

einem großen Fest mit gästen aus po-

litik und mit Leistungsträgern sowie

bei einer Fachtagung begangen wor-

den.

Rund 12.000 Patienten sind seit der Er-öffnung aufgenommen worden. In der Wittekindklinik werden Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen oder Essstörungen behandelt und wie-der fit gemacht für das Arbeitsleben. Daran wirkt neben den Ärzten und The-rapeuten ein großes Netzwerk mit – von den Klinikmitarbeitern anderer Berei-che bis zu Partnern aus dem Gesund-heitswesen und den Beratungsstellen. „Sie alle haben uns über 25 Jahre be-gleitet. Das ist die Basis dafür, dass wir

feiern können, und Voraussetzung für die Zukunft der Klinik“, sagte Thomas Bold, Geschäftsführer der Paracelsus-Kliniken.

Bad Essens Bürgermeister Günter Har-meyer erklärte, die Paracelsuskliniken seien einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde und ein wichtiger Faktor für den bedeutenden Gesundheitsstand-ort. Er betonte: „Das alles wächst nicht automatisch. Es ist das Ergebnis eines sehr gut aufgestellten Managements und höchst motivierter Mitarbeiter.“

Verwaltungsdirektor Klaus Bogler blick-te in die Geschichte der Wittekindklinik zurück. Bereits 1988 sei erkannt worden, dass immer mehr Menschen psychisch erkrankten. „Die kleine Schwester der Berghofklinik zu eröffnen erwies sich für den Klinikbetreiber als richtig, ob-

Paracelsus-Wittekindklinik feiert Jubiläum

seit 25 Jahren werden psychosomatisch erkrankte wieder fit gemacht für den Job

wohl sich schnell zeigte, dass sich eine kleine Einrichtung kaum wirtschaftlich führen lässt.“ 1996/97 erfolgten Neubau und Generalsanierung.

Dr. Peter Subkowski, Ärztlicher Direk-tor des Therapiezentrums, stellte den Therapieansatz vor. Im Zentrum steht dabei ein differenzierter Prozess zur individuellen Förderung der Patienten. Ein wichtiger Aspekt ist, unbewusste Konfliktfelder zu bearbeiten. Im Sinne der Patienten erfolgt eine integrative psychoanalytische Teamarbeit auf un-terschiedlichsten Ebenen. Schließlich drücken sich Konflikte auf vielfältige Art aus. Um Prozesse und Störungen besser verstehen zu können, sei es wich-tig, das unbewusste Zusammenspiel von Psyche und Körper zu beleuchten.

Die anschließende Tagung mit Fachvor-trägen spiegelte den aktuellen Stand der psychosomatischen Behandlung in der Klinik wider. Chefärztin Dr. Katja Lin-

nemann ging besonders auf das Thema Burn-out ein – ein Begriff, der in den ver-gangenen Jahren „Karriere“ gemacht habe. Linnemann machte deutlich, wie in der Klinik das Burn-out-Syndrom ver-standen wird.

„Es handelt sich um einen Konflikt zwi-schen dem Betroffenen und seinem Um-feld und einem meist unbewussten inne-ren Konflikt zwischen den Erwartungen an sich selbst und den Möglichkeiten, den Erwartungen gerecht zu werden. Diese Diskrepanz führt zu emotiona-ler Enttäuschung und Hilf losigkeit“, so Linnemann. Der Patient fühle sich nicht mehr in der Lage, seine Situation mit-zugestalten, und ziehe sich resigniert und depressiv zurück. Ziel der Rehabe-handlung ist es, diese Dynamik bewusst zu machen, Veränderungen anzustoßen und die Patienten auf dem Weg zu be-gleiten.

heike dierksLuftaufnahme der Paracelsus-Wittekindklinik in Bad Essen FOTO: PArACELSuS-KLiNiK

(v. l.) Ärztlicher Direktor Dr. Peter Subkowski, Geschäftsführer Thomas Bold, Verwaltungsdirektor Klaus Bogler, Chefärztin Dr. Katja Linnemann, Stellvertretender Landrat Frank Hünefeld, Abteilungsleiterin rehabilitation DrV Bund Berlin Brigitte Gross, Allgemeiner Stellvertreter des Bürgermeisters; Carsten Meyer, Bürgermeister Günter Harmeyer FOTO: PArACELSuS-KLiNiK

SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 13SamStag, 14. Dezember 2013Seite 12

bad essen. Für das Funktionieren

einer Klinik sorgen nicht nur Ärzte

und therapeuten, sondern men-

schen vieler verschiedener beru-

fe. Sie leisten tag für tag wichtige

arbeit. beim Jubiläum der bad

essener Wittekindklinik stellten

insbesondere die hauswirtschaft,

die Küche und die haustechnik

ihre Leistungsfähigkeit unter be-

weis.

Die Mitarbeiter bereiteten die Räu-me vor, organisierten und betreuten die Technik und übernahmen die ge-samte Bewirtung. Dieses Mammut-programm absolvierten sie neben dem Alltagsbetrieb in der Klinik. Verwaltungsdirektor Klaus Bogler dankte daher bei der Zeremonie die-sen unverzichtbaren Mitarbeitern im Hintergrund: „Die Klinik lebt und funktioniert erst durch Ihr Engage-

ment, Ihre Qualifikation und Leis-tungsbereitschaft.“Für insgesamt 170 Personen bei der Festveranstaltung haben der stell-vertretende Küchenleiter Jürgen Triphaus und sein Team ein Snackbüfett vorbereitet. Die Planungen dazu hatten schon drei Wochen vor-her begonnen, doch die Hauptarbeit konn-te erst am Jubiläums-tag erledigt werden, schließlich sollten die Fischvarianten, die Datteln und Apri-kosen im Speckman-tel sowie die gefüllten Blätterteigtaschen frisch sein. Während sich vier Mitarbeiter um das Büfett kümmerten, bereitete ein Koch die Speisen für die Patienten zu, die

keinen Ausflug machten. „Der Tag

war stressig“, erinnert sich Triphaus. Die Tomaten-Orangen-Suppe mit Basilikumschaum, das Fingerfood sowie

Limonenmousse, Mascarpone mit marinierter Melone und Panna Cotta als Dessert seien gut angekommen. Er habe an dem Tag von vielen Gäs-ten gehört, dass sie ein so gutes Es-sen nicht von einer Krankehaus-küche erwarteten. Der Koch hat beruflich schon einiges erlebt, war fünf Jahre in der Schweiz und zwei Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff

beschäftigt. Wegen dreier kleiner Kinder hat er sich zu Jahresbeginn für die geregelten Arbeitszeiten in der Klinikküche entschieden. Und der 46 -Jährige ist froh über diesen Schritt. Sein Antrieb: „Man kann in einer Klinik auch vernünftig kochen und Patienten mit dem Essen gesund machen.“

Wolfgang Brümmer ist seit Kurzem Chef des technischen Dienstes und Nachfolger von Josef Rosemann, der sich nach jahrzehntelanger Tätig-keit für die Klinik in die Altersteilzeit verabschiedete. Jetzt ist Brümmer dafür zuständig, alle technischen Anlagen, Aufzüge, Heizung und Lüf-tung sowie die Getränkeautomaten in Schuss zu halten. „Es muss alles laufen“, ist seine stetige Devise. An seinem Job reizt ihn die Vielseitig-keit. „Es wird nie langweilig. Jeden Morgen denke ich mir: Was kommt heute wohl auf mich zu?“, erklärt Brümmer lachend. Für die Vorträge bei der Festveranstaltung haben der 56 -Jährige und sein Team die Turn-halle bestuhlt, die Bühne aufge-baut sowie Beamer- und Laut-sprecheranlagen installiert. „Durch die gute Vorbe-reitung lief das Jubilä-um einwandfrei“, er-innert er sich. So konnte der Chef der Haustech-nik zwischen-

d u r c h am Büfett naschen.Gabriele Men-ke und das Team der Hauswirtschaft kümmern sich um Reini-gung und Wäsche, sie bereiten Räume und Tische auch für Tagungs-gäste vor. Sie sind überdies An-sprechpartner für neue Patienten, führen sie durchs Haus. Die Mitarbeiter innen kennen die K r a n -

kenakten der Patienten nicht. Das sei auch ganz gut, meint die

56 -Jährige: „Wir erleben den

M e n -

schen.“ Generell herrsche in der Reha-Einrichtung keine typische Krankenhausatmosphäre, viele Pati-entenzimmer sehen eher aus wie Ho-telzimmer und sind zum Beispiel mit Teppich ausgestattet. Beim Jubilä-um hat die Hauswirtschaft neben den normalen Aufgaben die Gäste

durch die Räume geführt, über-dies die Tische platziert und

dekoriert sowie Geschirr drapiert. „Es war ein an-

strengender und auch sehr erfolgreicher

Tag“, sagt Menke rückblickend.

heike dierks

Alles muss laufen – Die Arbeit hinter den Kulissen einer reha-Klinik Mitarbeiter der Bad essener Wittekindklinik sorgen für gelingen der Jubiläumsfeier

Käseigel, eine der zahlreichen Kreationen beim Jubiläum FOTO: PArACELSuS-KLiNiK

genuss am BüfettFOTO: PArACELSuS-KLiNiK

Wolfgang brümmer, neuer Chef der Haustechnik, und Josef rosemann,

ehemaliger Chef der Haustechnik, bei der letzten von ihm betreuten

Veranstaltung und jetzt in Altersteilzeit FOTO:

PArACELSuS-KLiNiK

Jürgen triphaus, stellvertretender Küchenleiter, mit seinem Team FOTO: PArACELSuS-KLiNiK

SamStag, 14. Dezember 2013 Seite 15SamStag, 14. Dezember 2013Seite 14

bad essen. Die telefonaktion der

paracelsus-Wittekindklinik zum

thema „Was tun bei Ängsten?“ ist

sehr gut angenommen worden.

markus züger, Facharzt für psy-

chosomatische medizin, sprach mit

vielen betroffenen. Fast alle anru-

fer wünschten sich eine bestätigung

darüber, auf dem richtigen Weg zu

sein. „Die allermeisten konnte ich

darin bestärken, den eingeschlage-

nen Weg weiterzugehen“, sagt der

mediziner.

Bei der großen Mehrheit der Anrufer sei es um soziale Ängste gegangen. Spezifische Phobien wie die Höhen-angst oder die Angst vor Spinnen sei-en kaum vorgekommen. Nach einer kurzen Beschreibung der Symptome wollten viele von dem Experten wis-sen, ob sie die Probleme wieder loswerden, ob sie die richtigen Medikamente nehmen oder es auch ohne Arznei-en ausprobieren können. Die Frage nach der Ursache

ihrer Beklemmungen sei nicht gestellt worden. „Viele Patienten haben statt-dessen von ihren Erfolgen in dem Pro-zess erzählt, die Angst vor der Angst zu überwinden.“

Sie berichteten davon, sich den Nöten zu stellen und trotz der Be- klemmungen bei Menschenansamm-lungen wieder in den Bus zu steigen oder ein Geschäft zu betreten. Dieser An-satz sei richtig, betont Züger: Zunächst sollte man sich einem Therapeuten an-vertrauen. Dann gelte es, die Patienten konkret mit ihren Problemen zu kon-

frontieren, damit sie das Aushalten der jeweils ängstigenden Situation trainie-ren. „Wenn Betroffene die Angst nicht täglich bewältigen, dann wird sie un-überwindbar. Man wirkt wie gelähmt und isoliert sich.“ Er verglich dies mit dem Schneefall: Wird der Schnee nicht regelmäßig zur Seite geräumt, kann er zu einem echten Problem werden.

Wichtig sei eine Therapie der kleinen Schritte. „Man sollte nicht gleich alles wollen.“ Beim ersten Gang ins Ein-kaufszentrum kann sich der Betrof-fene beispielsweise begleiten lassen,

bevor er in der nächsten Phase alleine geht und sich an-

schließend auch et-was vor Ort kauft.

„Der Betroffene muss dabei er-fahren, dass

in dieser S i t u a t ion

nichts Schlimmes passiert“, erklärt der Arzt. Durch dieses Aushalten mit positivem Ergebnis reduziere sich die Angst.

Bei der Telefonaktion empfahl er nur zwei Anrufern, die Behandlung um-zustellen. Einer Mutter, die mit ih-rem inzwischen elfjährigen Sohn seit zwei Jahren wegen einer Schulphobie zur Gesprächstherapie geht, legte er stattdessen eine Spieltherapie nahe. Diese sei wirkungsvoller bei Kindern im Alter zwischen neun und 14 Jahren. „Wenn das Kind nur erzählt, kommen verdeckte Konflikte nicht an die Ober-fläche. Diese Konflikte können aber spielerisch gelöst werden, zum Bei-spiel mit Puppen, wenn Situationen nachgespielt werden“, meint Züger. Im zweiten Fall hatte er einem Patienten von einem abhängig machenden Me-dikament abgeraten.

Kontakt:Markus ZügerT elefon 05472/935-214

heike dierks

osnabrück. hochspezialisiert lei-

tet monika philipp das zentrum für

Lymphologie an der paracelsus-Kli-

nik in Osnabrück. Die Fachärztin für

innere medizin hat somit eine von

nur drei akutkliniken in dem relativ

jungen Fachbereich der medizin

und hilft menschen, wenn deren

extremitäten - salopp gesagt - dick

werden, obwohl sie das eigentlich

nicht sollten. Fachleute nennen das

ein Ödem.

Für Patienten beginnt es meist mit einer Schwellung: Ein Arm oder Bein wird über einen längeren Zeitraum langsam dick, die Beweglichkeit ist zu-nehmend eingeschränkt, aber neben einem Spannungsgefühl der Haut und Dellen, die hineingedrückt werden können, haben Betroffene anfangs wenig Probleme. In späteren Stadien ist das nicht mehr möglich, auch eine Hochlagerung führt dann nicht mehr zum Rückgang der Schwellung. Über einen längeren Zeitraum entstehen Verhärtungen (Fibrosen), warzenför-mige Wucherungen, und die Gefahr von Wundrosen steigt, ebenso wie die Anfälligkeit für tiefe, schlecht heilen-de Wunden. Schuld an diesem Krankheitsbild, von dem allein in Deutschland über

vier Millionen Menschen betroffen sind, ist eine Störung im Lymphgefäß-system. Neben dem arteriellen und venösen Blutsystem ist die Lymphe als drittes Gefäßsystem dafür verant-wortlich, dass Flüssigkeiten, große Eiweißmoleküle und andere Stoffe aus dem Gewebe abtransportiert wer-den. Die Lymphkapillaren saugen diese auf, führen die Lymphe zu den Lymphknoten und diese filtern z. B. Eiweißmoleküle heraus und die Lym-phfllüssigkeit wird dem Blutkreislauf wieder zugeführt. Die großen Mole-küle werden hingegen ausgeschieden. Oft sind ehemalige Tumorpatienten davon betroffen (sekundäres Lymphö-dem), denn im Rahmen einer Krebs-behandlung, z. B. Operation müssen oft Lymphknoten in der betroffenen Region entfernt werden.

Beim Fett- oder Lipödem handelt es sich um eine Fettgewebsverteilungs-störung, sprich Erkrankung des Un-terhaut-Fettgewebes. Im späteren Ver-lauf kommt es zusätzlich zu Lymphab-flussstörungen.Fachärzte wie Monika Philipp können Erkrankungen des Lymphgefäßsystems diagnostizieren. Schon lange, bevor es zu einer dauer-haften Schwellung kommt, können Schäden des lymphatischen Systems

gemeinsam mit Nuklearmedizinern erkannt und therapiert werden.

Zur ganzheitlichen Behandlung im Haus gehört in erster Linie die Kom-plexe Physikalische Entstauungs-therapie (KPE), deren Hauptkompo-nenten die Manuelle Lymphdrainage (MLD), Kompression, Bewegung und Hautpflege sind. Auch Patienten-schulungen, Gesundheitstraining und psychologische Betreuung umfasst das Konzept. Bei konsequenter Be-handlung ist vielfach eine dauerhafte Besserung des Ödems möglich. Eine langfristige Beschwerdelinderung bis hin zu -freiheit kann im Idealfall von Monika Philipp erzielt werden. Eine Heilung des Ödems ist allerdings nicht möglich.

Nach beschwerdefreien Intervallen kann sich ein Ödem verschlechtern, was einer schnellen Behandlung be-darf. Genau aus diesem Grund bietet das Zentrum für Lymphologie der Paracelsus-Klinik und Monika Phil-ipp eine Akutversorgung an. Symp-tome können so gelindert und Folge-schäden verhindert werden. Monika Philipp kam schon früh nach ihrem Facharzt für Innere Medizin im Jahr 1990 mit dem Thema Lymphologie in Kontakt. In ihrer 20jährigen Tätigkeit in eigener Praxis und in verschiede-nen Fachkliniken vertiefte sie ihre umfangreichen Kenntnisse in dem relativ neuen Fachgebiet, wurde Ober- und schließlich sogar Chefärztin. Zum 1. April 2013 entschloss sie sich, das Zentrum für Lymphologie an der Paracelsus-Klinik in Osnabrück auf-zubauen. Denn aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass Fachkrankenhäuser vor allem in Süddeutschland angesiedelt sind. So schließt sie, mit der ambulan-ten Betreuung und insbesondere auch mit der akut-stationären Behandlung, eine Lücke der Patientenversorgung.

ullrich schellhaas

Was tun bei Ängsten?Viele Anrufer wünschten sich bei der telefonaktion eine Bestätigung ihres Wegs

Dickes Bein muss nicht seindr. med. dipl. med. Monika philipp leitet zentrum für lymphologie

telefonaktion

mittwoch,

18. Dezember,

von 11 bis 14 uhr

tel. 0541/310-300

in Deutschland gibt es rund 270.000 Schlaganfälle pro Jahr. Nach Herz- und Tumorerkrankun-gen ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und die häufigste ursache für mittlere und schwere Behinderungen im Erwachsenen-alter. Nicht immer sind die Symp-tome für einen Schlaganfall auf den ersten Blick zu erkennen. Sie sind vielfältig und können sich spontan wieder zurückbilden. Dennoch müssen auch vorüber-gehende Symptome wie ein Schlaganfall behandelt und da-her sofort stationär untersucht werden, um bleibende Schäden zu vermeiden. risikofaktoren für einen Schlaganfall sind u. a. Blut-hochdruck, Herzrhythmusstörun-gen, Diabetes mellitus sowie Al-kohol- und Nikotinmissbrauch. „Bei einem Verdacht auf Schlag-anfall sollte sofort ein rettungs-wagen gerufen werden“, so Dr. med. ulrike Prange, Fachärztin für Neurologie und neurologi-sche intensivmedizin. Gemein-sam mit ihren Kolleginnen und Kollegen betreut sie Schlagan-fallpatienten auf der Stroke unit in der Paracelsus-Klinik Osna-brück. Am 18. Dezember 2013 wird Frau Dr. ulrike Prange in der Zeit von 11.00 uhr bis 14.00 uhr ihre Ansprechpartnerin rund um das Thema Schlaganfall sein.

Schlaganfall

▶ Woran erkenne ich einen

Schlaganfall?

▶ Wie reagiere ich richtig bei

einem Schlaganfall?

▶ Was kann ich tun, um einen

Schlaganfall zu verhindern?

markus züger, Facharztfür Psychosomatische Medizin.

FOTO: PArACELSuS-KLiNiK

Dr. monika philipp mit Dr. Kies - der Nuklearmediziner kann mit seinen bildgeben-den Verfahren bei der Diagnose einer Ödemerkrankung helfen. FOTO: PArACELSuS-KLiNiK

FOTO: COLOurBOx

mit dr. med ulrike prange

SamStag, 14. Dezember 2013Seite 16

Medizinisch kompetent. Menschlich engagiert. Qualität im Krankenhaus hat einen Namen › Paracelsus