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Kälberdurchfall Hinweise zur Therapie eines Dauerbrenners Dr. Ulrike Exner Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH 28. Fachtagung Güstrow, 27.10.2010

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KälberdurchfallHinweise zur Therapieeines Dauerbrenners

Dr. Ulrike Exner

Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH

28. Fachtagung

Güstrow, 27.10.2010

Kälberdurchfall

• Bedroht den Nachzuchterfolg

• Bis zu 50 % der Todesfälle bei Kälbernsind auf Durchfallerkrankungenzurückzuführen

• Verlängert die (teure) Aufzuchtphase

• Aktuelle Kostenaufstellung:leichter Fall = 108,00€schwerer Fall = 263,10€ (Quelle: Lührmann)

Ursachen?

• Durchfall ist eine Faktorenkrankheit!

• Infektiöse Erreger:

– Viren (Rota-, Coronaviren)

– Bakterien (E. coli)

– Parasiten (Kryptosporidien,Kokzidien)

• Nichtinfektiöse Ursachen:

– Stress (Transport, Umstallung)

– Hygienemängel, Tränkemängel

– Schlechtes Stallklima

– Hohe Belegdichte

Erregerspektrum

•• Milchviehbetrieb BrandenburgMilchviehbetrieb Brandenburg•• 2.5002.500 AbkalbungenAbkalbungen / Jahr/ Jahr

•• 241 Kotproben241 Kotproben•• 58 gesunde Kälber ( 24,1 % )58 gesunde Kälber ( 24,1 % )•• 183 ND183 ND--Kälber ( 75,9 % )Kälber ( 75,9 % )

(1./2.(1./2. DurchfalltagDurchfalltag))

•• Untersuchung auf Coli, Rota, Corona,Untersuchung auf Coli, Rota, Corona,CryptosporidienCryptosporidien und Sund Salmonellenalmonellen

( Kaske et al. 2008

Erregerspektrum

GesundGesund NDND

E. coli ( F5 )E. coli ( F5 ) -- ( 0,0 )( 0,0 ) -- ( 0,0 )( 0,0 )RotaRota 2 ( 3,4 )2 ( 3,4 ) 4 ( 2,2 )4 ( 2,2 )CoronaCorona -- ( 0,0 )( 0,0 ) 1 ( 0,5 )1 ( 0,5 )CryptospCryptosp.. ParvumParvum 13 ( 22,4 )13 ( 22,4 ) 91 ( 49,7 )91 ( 49,7 )

Rota/Rota/CryptoCrypto 3 ( 5,2 )3 ( 5,2 ) 40 ( 21,0 )40 ( 21,0 )Rota/Rota/CryptoCrypto/E. coli ( F5 )/E. coli ( F5 ) -- ( 0,0 )( 0,0 ) 1 ( 0,5 )1 ( 0,5 )Corona/Corona/CryptoCrypto 1 ( 1,7 )1 ( 1,7 ) 9 ( 4,9 )9 ( 4,9 )Rota/CoronaRota/Corona -- ( 0,0 )( 0,0 ) 2 ( 1,1 )2 ( 1,1 )Rota/Corona/Rota/Corona/CryptoCrypto -- ( 0,0 )( 0,0 ) 6 ( 3,3 )6 ( 3,3 )

kein Erregerkein Erreger nachweisbnachweisb. 39 ( 67,2 ). 39 ( 67,2 ) 29 ( 15,9 )29 ( 15,9 )

( Kaske et al. 2008 )

Neugeborene

bestehen zu 80 %aus Wasser!

Beurteilung des Austrocknungsgradsbei Durchfallkälbern

(Rademacher, 2007)

Symptom Flüssigkeitsverlust% bezogen aufKörpermasse

des Kalbes

Liter/Kalb(40 kgKalb)

leicht Hautfalte bleibt stehen 6-7 2,4-2,8

mittel Augen eingesunken 8-10 3,2-4,0

schwerAugen liegen tief/

Kalb liegt fest über 11-12 über 4,0

Was passiert?

• Verlust von Flüssigkeit (bis zu 8 l/Tag!)– Herz-Kreislaufsystem wird beeinträchtigt

– Festliegen

– Kreislaufschock

• Verlust von Elektrolyten und Puffern– Übersäuerung

– Weitere Störung des Allgemeinbefindens

– Kalb hört auf zu trinken

• Teufelskreis!

Therapiegrundsätze

• Erkrankte Tiere schnell erkennen!

• Flüssigkeits- und Elektrolytverlusteausgleichen

• Nährstoffe zur Verfügung stellen

• Entzündungshemmung undStressvermeidung

• Antibiotika nur bei Fieber oderbegleitenden Erkrankungen

Übersicht: Ablauf der Therapie

Entzündungshemmer

(Krampflöser)

Tränkeschema

• ORT zusätzlich zu den Milchmahlzeiten

• Die ideale Tränke soll

Elektrolyt- und Wasseraufnahme aus demDarm fördern

Puffersubstanzen zur Verfügung stellen

Energie enthalten

Gut schmecken

Puffer

• Natriumbicarbonat

– Unmittelbar alkalisierend

– Wenn zuviel: Beeinflussung derLabgerinnung

• Acetat, Propionat, Laktat

– Keine Beeinflussung der Labgerinnung

– verzögerte Wirkung

Spielt die Art derSpielt die Art derORT eine Rolle?ORT eine Rolle?

• Vergleich unterschiedlicher ORT(WHO-Empfehlung/organischePuffer/komplexe Diättränke)

• 2.600 Kühe, 3-10 Abkalbungen/Tag

• Kälber 14 Tage in Einzelboxen (20/Stall)

• 591 Kälber

• signifikante Unterschiede bei derDurchfalldauer

• am kürzesten mit der komplexen Tränke(Smolka et al., 2009)

„Versorgen und Entsorgen“ -Diakur® Plus

• Komplexe Diättränke

• 3phasiger Puffer => keine Beeinflussung derLabgerinnung, flexible Anwendung

• Hoher Energiegehalt

• Bindung von Erregern im Darm(lecithinumhüllte Zitrustrester,

MOS)

Warum Entzündungshemmer?

• Zur Schmerzlinderung,evtl. Fiebersenkung und zurNeutralisierung schädlicher Endotoxin-wirkungen

• Das Kalb fühlt sich schneller wiederwohl, trinkt besserund kann so dieVerluste schnellerwieder ausgleichen

Zusatzbehandlung rechnet sich!

• Signifikant bessere Aufnahme der Tränke undfrühere Aufnahme von Kälberstarter

• Signifikant bessere Zunahmen

Früheres Absetzen (hier: tend. 6 Tage!)

Zur Erinnerung:

Ein Tränkeaufzuchttagkostet

3,40 €!

Wichtig

• Junge Kälber haben keine großenReserven

• Wenn die Symptome nicht schnellbesser werden, rechtzeitig den Tierarztrufen!

Durchfallprophylaxe (1)

• Verschaffen Sie dem Kalb einenVorsprung vor denErregern:– Hygiene

– Muttertierimpfung

– Richtige Kolostrum-versorgung

Es beginnt bei der Geburt…

• Saubere Umgebung

• Kolostrum sauber ermelken

• Kalb tränken,nicht an der Kuh trinken lassen

Warum?

• Infektionsgefahr!(unsauberes Euter, Suchen des Euters)

Die Abwehrstoffe aus dem Kolostrumsollen VOR den Bakterien im Kalbankommen!

• Sicherheit, dass das Kalb getrunken hat

• Erstgemelk ist besondersantikörperreich

Biestmilchversorgung

• In den ersten 3 Lebensstunden1,5 – 2 L (je mehr, desto besser)

• Nach weiteren 3 Stundennochmal 1,5 – 2 L

• Selbst trinken lassen (Nuckel!),NICHT routinemäßig drenchen!

• Kolostrum NICHT verdünnen!

• Kolostrum weiterfütternüber die 1. LW

• Auch ad lib-Verabreichungmöglich (Ansäuern)

Spare in der Zeit…

• Kein gutes/passendes Kolostrum zu erwartenbei– kranken Kühen

– Kühen, die vor der Geburt Milch laufen lassen

– hochtragend zugekauften Färsen

Kolostrumvorrat anlegen

Sauber ermolkenes (möglichst) Erstgemelkeiner gesunden, älteren Kuhmit weniger als 8,5 l Erstgemelk

In Portionen einfrieren

Vorsicht beim Auftauen!

Kontrolle derBiestmilchversorgung

• 12 gesunde Kälber

• zwischen 24 h und 8 Tagen alt

• Routinemäßig versorgt

• Blutprobe, Gesamteiweißgehalt mitRefraktometer bestimmen

• Ziel: max. 1 Kalb < 55 g/l = guteVersorgung

Durchfallprophylaxe (2)

• Tränkeregime:– Temperatur, Menge, Verabreichung

• Hygiene!!!• Streß reduzieren

• Stabilisierung der Darmflora währendUmstallungs-/Streßphasen: Diakur® Plus

Fazit

• Kälberdurchfälle verursachen großeVerluste.

• Schlüssel zur effektiven Therapie:erkrankte Tiere rechtzeitig erkennenund schnell handeln!

• Gutes Kolostrummanagement ist diebeste Vorbeugung gegen Durchfall- undandere infektiöse Kälberkrankheiten