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Kohortenstudie aus Asien Kaffee – Muntermacher für die Leber? - Schützt Kaffee die Leber vor den Folgen von zu viel Alkohol und falscher Ernährung? In einer Kohortenstudie aus Singapur starben re- gelmäßige Kaffeetrinker deutlich seltener an einer nicht viral bedingten Leberzirrhose. Der positive Einfluss des braunen Mun- termachers auf die Leber liegt für ein US- amerikanisch-asiatisches Forscherteam auf der Hand: In ihrer Kohortenstudie mit über 63 000 Einwohnern Singapurs lag die Rate der zirrhosebedingten Todesfälle bei Teil- nehmern, die täglich zwei oder mehr Tassen Kaffee tranken, um 38% niedriger als bei Verächtern des Bohnensafts. Fast 15 Jahre lang hatten George Boon-Bee Goh von der Duke-NUS Graduate Medical School in Sin- gapur und sein Team die Teilnehmer und ihre Trinkgewohnheiten nachverfolgt. In diesem Zeitraum waren 114 einer Leberzir- rhose erlegen. Der Kaffee schützte offenbar nur vor der Zirrhose als Folge eines erhöhten Alkohol- konsums oder einer nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD = non-alcoho- lic fatty liver disease). Wie die Autoren be- richten, ließ sich für Hepatitis-B- oder -C-Pa- tienten kein signifikanter Zusammenhang mit der Mortalität belegen. Nach Goh et al. sorgen wohl andere In- gredienzien als das Koffein dafür, dass oxi- dative und entzündliche Prozesse in der Le- ber, die ansonsten zur Zirrhose führen wür- den, abgeschwächt werden. Bestimmten Komponenten im Kaffee – Cafestol und Kahweol – werden starke antioxidative Ei- genschaften nachgesagt. Andere Inhalts- stoffe wie Polyphenole sollen proinflam- matorische Zytokine und Wachstumsfakto- ren herunterregeln. Welche praktischen Konsequenzen sich aus der Kohortenstudie ziehen lassen, bleibt unklar. Ein therapeutischer Effekt von Kaffee bei chronischen Lebererkrankungen ist durch die Ergebnisse keinesfalls bewiesen. eo Goh GBB et al. Hepatology 2014; online first; doi: 10.1002/hep.27054 MAGAZIN Störendes Blaulicht Kein Handy, Computer oder Tablet vor dem Schlafengehen! - Computer und Elektronikspielzeug sind möglicherweise ein Grund für den zuneh- menden Schlafmangel in der Bevölkerung. Der hohe Blaulichtanteil der Bildschirme re- duziert die Melatoninproduktion. Sechs von zehn Briten bekommen offen- bar zu wenig Schlaf. Darauf deutet eine re- präsentative Umfrage der Universität in Hert- fordshire, Großbritannien. Der Anteil von Bri- ten, die im Schnitt unter sieben Stunden pro Nacht schlafen, ist innerhalb eines Jahres um 39% gestiegen. Schlafexperte Prof. Richard Wiseman: „Diese Entwicklung ist äußerst be- unruhigend, weil weniger als sieben Stunden Schlaf mit einer ganzen Reihe von Gesund- heitsproblemen einhergehen, angefangen bei einer Gewichtszunahme bis hin zu Herz- infarkten, Diabetes und Krebs.“ Die Forscher haben auch danach gefragt, ob und wann die Teilnehmer sich mit Com- puter, Smartphones und Tablet-PCs beschäf- tigen. 78% der Befragten gaben an, solche Geräte noch in den zwei Stunden vor dem Schlafengehen zu benutzen, in der Alters- gruppe der 18- bis 24-Jährigen waren es so- gar 91%. Im Vorjahr hatten nur 57% der Teil- nehmer vor dem Weg ins Bett in elektroni- sche Bildschirme gestarrt. Wiseman betrach- tet den Gebrauch solcher Geräte besonders kritisch, weil ihre Bildschirme einen hohen Blaulichtanteil haben, der die Melatoninpro- duktion stört, damit das Gehirn aktiviert und am Einschlafen hindert. Folgende Tipps soll- te beachten, wer besser schlafen möchte: 10 Tipps für besseren Schlaf - Blaulicht vermeiden: Zwei Stunden vor dem Schlafengehen keine Computer, Smartphones, Tablets und andere Gerä- te benutzen, deren Bildschirme einen hohen Blaulichtanteil haben. - Eine Liste machen: Alle wichtigen Dinge, die am nächsten Tag zu erledigen sind, vor dem Einschlafen aufschreiben, damit sie nicht weiter im Gehirn herumspuken und beim Einschlafen stören. - Das Gehirn ermüden: Bei Einschlafprob- lemen das Denkorgan ablenken, statt Probleme zu wälzen. Bewährt haben sich Schäfchen zählen oder ähnliche Me- thoden, etwa das Alphabet durchgehen und sich bei jedem Buchstaben ein pas- sendes Tier vorstellen. - Das Bett umstellen: Wir schlafen am bes- ten, wenn wir uns sicher fühlen – wenn wir Gefahren schnell erkennen und ge- nug Zeit haben, darauf zu reagieren. Das Bett sollte also möglichst weit weg von der Tür stehen, aber so, dass wir sie gut im Blick haben. Keine empfehlenswerte Schlafposition! Da freut sich auch die Leber – zumindest ist seltener eine Zirrhose zu befürchten. © Jupiterimages / comstock / Thinkstock © Klaus Eppele / fotolia.com AKTUELL AKTUELL MAGAZIN 6 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (8)

Kaffee — Muntermacher für die Leber?

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Page 1: Kaffee — Muntermacher für die Leber?

Kohortenstudie aus Asien

Ka� ee – Muntermacher für die Leber?

− Schützt Ka� ee die Leber vor den Folgen von zu viel Alkohol und falscher Ernährung? In einer Kohortenstudie aus Singapur starben re-gelmäßige Ka� eetrinker deutlich seltener an einer nicht viral bedingten Leberzirrhose.

Der positive Ein� uss des braunen Mun-termachers auf die Leber liegt für ein US-amerikanisch-asiatisches Forscherteam auf der Hand: In ihrer Kohortenstudie mit über 63 000 Einwohnern Singapurs lag die Rate der zirrhosebedingten Todesfälle bei Teil-nehmern, die täglich zwei oder mehr Tassen Ka� ee tranken, um 38% niedriger als bei Verächtern des Bohnensafts. Fast 15 Jahre lang hatten George Boon-Bee Goh von der Duke-NUS Graduate Medical School in Sin-gapur und sein Team die Teilnehmer und ihre Trinkgewohnheiten nachverfolgt. In diesem Zeitraum waren 114 einer Leberzir-rhose erlegen.

Der Ka� ee schützte o� enbar nur vor der Zirrhose als Folge eines erhöhten Alkohol-konsums oder einer nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD = non-alcoho-lic fatty liver disease). Wie die Autoren be-richten, ließ sich für Hepatitis-B- oder -C-Pa-

tienten kein signi� kanter Zusammenhang mit der Mortalität belegen.

Nach Goh et al. sorgen wohl andere In-gredienzien als das Ko� ein dafür, dass oxi-dative und entzündliche Prozesse in der Le-ber, die ansonsten zur Zirrhose führen wür-den, abgeschwächt werden. Bestimmten Komponenten im Ka� ee – Cafestol und Kahweol – werden starke antioxidative Ei-genschaften nachgesagt. Andere Inhalts-sto� e wie Polyphenole sollen proin� am-matorische Zytokine und Wachstumsfakto-ren herunterregeln.

Welche praktischen Konsequenzen sich aus der Kohortenstudie ziehen lassen, bleibt unklar. Ein therapeutischer E� ekt von Ka� ee bei chronischen Lebererkrankungen ist durch die Ergebnisse keinesfalls bewiesen.

eo ■■ Goh GBB et al. Hepatology 2014; online � rst; doi:

10.1002/hep.27054

MAGAZIN

Störendes Blaulicht

Kein Handy, Computer oder Tablet vor dem Schlafengehen!

− Computer und Elektronikspielzeug sind möglicherweise ein Grund für den zuneh-menden Schlafmangel in der Bevölkerung. Der hohe Blaulichtanteil der Bildschirme re-duziert die Melatoninproduktion.

Sechs von zehn Briten bekommen o� en-bar zu wenig Schlaf. Darauf deutet eine re-präsentative Umfrage der Universität in Hert-fordshire, Großbritannien. Der Anteil von Bri-ten, die im Schnitt unter sieben Stunden pro Nacht schlafen, ist innerhalb eines Jahres um 39% gestiegen. Schlafexperte Prof. Richard 39% gestiegen. Schlafexperte Prof. Richard 39% gestiegen. SchlafWiseman: „Diese Entwicklung ist äußerst be-unruhigend, weil weniger als sieben Stunden Schlaf mit einer ganzen Reihe von Gesund-heitsproblemen einhergehen, angefangen bei einer Gewichtszunahme bis hin zu Herz-infarkten, Diabetes und Krebs.“

Die Forscher haben auch danach gefragt, ob und wann die Teilnehmer sich mit Com-puter, Smartphones und Tablet-PCs beschäf-tigen. 78% der Befragten gaben an, solche Geräte noch in den zwei Stunden vor dem Schlafengehen zu benutzen, in der Alters-

gruppe der 18- bis 24-Jährigen waren es so-gar 91%. Im Vorjahr hatten nur 57% der Teil-nehmer vor dem Weg ins Bett in elektroni-sche Bildschirme gestarrt. Wiseman betrach-tet den Gebrauch solcher Geräte besonders kritisch, weil ihre Bildschirme einen hohen Blaulichtanteil haben, der die Melatoninpro-duktion stört, damit das Gehirn aktiviert und am Einschlafen hindert. Folgende Tipps soll-te beachten, wer besser schlafen möchte:

10 Tipps für besseren Schlaf

− Blaulicht vermeiden: Zwei Stunden vor dem Schlafengehen keine Computer, Smartphones, Tablets und andere Gerä-te benutzen, deren Bildschirme einen hohen Blaulichtanteil haben.

− Eine Liste machen: Alle wichtigen Dinge, die am nächsten Tag zu erledigen sind, vor dem Einschlafen aufschreiben, damit sie nicht weiter im Gehirn herumspuken und beim Einschlafen stören.

− Das Gehirn ermüden: Bei Einschlafprob-lemen das Denkorgan ablenken, statt

Probleme zu wälzen. Bewährt haben sich Schäfchen zählen oder ähnliche Me-thoden, etwa das Alphabet durchgehen und sich bei jedem Buchstaben ein pas-sendes Tier vorstellen.

− Das Bett umstellen: Wir schlafen am bes-ten, wenn wir uns sicher fühlen – wenn wir Gefahren schnell erkennen und ge-nug Zeit haben, darauf zu reagieren. Das Bett sollte also möglichst weit weg von der Tür stehen, aber so, dass wir sie gut im Blick haben.

Keine empfehlenswerte Schlafposition!

Da freut sich auch die Leber – zumindest ist seltener eine Zirrhose zu befürchten.

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6 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (8)