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INTERDISZIPLINÄRE Sonder – bzw. Weiterbildung für Führungsaufgaben Im mittleren Managementbereich 17.11.2003-22.10.2004 Kursleitung: Mag. Erika Stelzl Katarakt Der Kampf gegen die Blindheit Semesterarbeit DGKS Eva Wipfler ( Universitäts-Augenklinik Graz OP ) [email protected]

Katarakt Der Kampf gegen die Blindheit - oegkv.at · 2. Definition des Begriffes Katarakt (grauer Star) Unter einer Katarakt (grauen Star) versteht man eine Trübung der Augenlinse

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INTERDISZIPLINÄRE Sonder – bzw. Weiterbildung für Führungsaufgaben

Im mittleren Managementbereich 17.11.2003-22.10.2004

Kursleitung: Mag. Erika Stelzl

Katarakt Der Kampf gegen die Blindheit

Semesterarbeit DGKS Eva Wipfler ( Universitäts-Augenklinik Graz OP ) [email protected]

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 1 von 22

Inhaltsverzeichnis .............................................................................................1 1. Einleitung........................................................................................................2

2. Definition des Begriffes Katarakt (grauer Star )........................................................3 3. Anatomie und Physiologie der Augenlinse.....................................................................3

3.1 Ernährung der Augenlinse........................................................................................4

3.2 Wachstum der Augenlinse.........................................................................................4

3.3 Entstehung der Katarakt...........................................................................................5

4. Ursachen und Risikofaktoren der Katarakt .................................................................5

5. Symptome bei Katarakt...................................................................................................6

6. Erkennung und Untersuchungen bei Katarakt.............................................................6

7. Therapie der Katarakt.....................................................................................................7

7.1 Geschichtliche Meilensteine.......................................................................................7

7.1.1 Die Starstecher..................................................................................................7

7.1.2 Johann Wolfgang von Goethe und der graue Star........................................8 7.2 Operative Therapie......................................................................................................8

7.2.1 Intrakapsuläre Kataraktextraktion.................................................................9

7.2.2 Extrakapsuläre Kataraktextraktion...............................................................9

8. Kataraktoperationen an der Universitäts-Augenklinik Graz....................................10

9. Standardarbeitsanweisung über Kataraktoperation..................................................11

9.1 Einsatz der SOP........................................................................................................11

9.2 Darstellung der SOP......................................................................................... 12-15

10. Die Krankheit der Armut ( Gespräch mit Prof. Schuhmann )...............................16

10.1 Christoffel-Blindenmission (CBM)....................................................................17

10.2 Die CBM und ihre Vision...................................................................................17

11. Zusammenfassung........................................................................................................18

12. Literaturverzeichnis.....................................................................................................19

13. Anhang..........................................................................................................................19

14. Abkürzungen................................................................................................................20

15. Erklärung......................................................................................................................21

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1. Einleitung

„Sehen können, das ist so wichtig für uns, dass wir damit die beiden wichtigsten

Eckdaten unseres Lebens beschreiben. Am Anfang erblicken wir das Licht der Welt, am

Ende schließen wir die Augen für immer“ ( http://www.evkirchebuehl.de ).

Aufgrund meiner Tätigkeit als Krankenschwester an der Universitäts-Augenklinik Graz,

konnte ich viele Glücksmomente von Patienten miterleben, als ihnen nach der

Staroperation der Augenverband entfernt wurde, und sie wieder sehen konnten. Viele

bezeichneten es als Wunder. Das Sehen somit nicht immer selbstverständlich

ist, muss uns dabei bewusst werden.

Die Jahresstatistik 2003 der Universitäts-Augenklinik Graz zeigt auf, das insgesamt

2.829 Kataraktoperationen durchgeführt wurden. Eine beachtliche Zahl. Die Anzahl

der Operationen steigt weiter an, die Wartezeiten verlängern sich. Aufgrund dieser

steigenden Prävalenz ist man sicher aufgefordert, sich vermehrt mit diesem

Krankheitsbild auseinander zu setzen. Müssen zusätzliche medizinisch

organisatorische Strukturen und Einrichtungen geschaffen werden, um jeden an grauen

Star erkrankten Menschen möglichst rasch behandeln zu können? Sehen ist

Lebensqualität.

Dabei stellt sich natürlich die Frage, was ist der graue Star ( Katarakt )? Welche

Bedeutung hat dieses Krankheitsbild, und warum sind immer mehr Menschen davon

betroffen?

Nach den Zahlen der WHO werden im Jahr 2020 zirka 50 Millionen Menschen an der

Starblindheit leiden. Der größte Teil dieser Menschen lebt in den Entwicklungsländern.

Armut, Krankheit und Unterernährung sind dort allgegenwärtig, und lassen zudem oft

keine Chance auf Heilung zu ( vgl. CBM 2003, S.2, S.10 ).

Der Kampf gegen die Blindheit scheint dort oft hoffnungslos zu sein.

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2. Definition des Begriffes Katarakt (grauer Star)

Unter einer Katarakt (grauen Star) versteht man eine Trübung der Augenlinse. Das

Wort Katarakt ist dem Griechischen entnommen, und heißt in der Übersetzung

„Wasserfall“.

Im Mittelalter glaubte man, dass die Katarakt eine geronnene Flüssigkeit sei (vom

Gehirn her kommend) und sich vor die Linse ergossen habe.

Die Bezeichnung, bzw. das Wort „Star“ hat nichts mit dem Vogel gleichen Namens zu

tun, sondern d.h. Erblindung durch das Erstarrte. Es entseht ein sogenannter stierer

Blick ( vgl. Gerhard K. Lang 2000, S. 174).

3.Anatomie und Physiologie der Augenlinse

Die Linse ist vorne in den Glaskörper eingelagert, sie besteht aus einer elastischen

Masse, die von einer festen Kapsel umgeben ist. Durch ein an der Kapsel ansetzendes,

ringförmiges, aus Fasern bestehendes Band wird die Linse am Ziliarkörper befestigt.

Durch An bzw. Entspannung dieses Bandes kann die Linse stärker gewölbt werden.

Dadurch ändert sich ihre Brechkraft, so dass die einfallenden Strahlen sich immer auf

der Netzhaut vereinigen und ein scharfes Bild entwerfen. Diesen Vorgang, durch

Abflachung oder Wölbung der Linse die Brechkraft des Auges zu verändern und in der

Nähe und Ferne scharf zu sehen, bezeichnet man als Akkommodation. Damit das

Licht sinnvoll abgebildet werden kann, muss die Linse durchsichtig sein. Aus diesem

Grunde hat die Linse keine Blutgefäße ( vgl. Gerhard K. Lang 2000, S. 169 ff ).

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3.1 Die Ernährung der Augenlinse

Sie geschieht durch Diffusion des Kammerwassers. Diese Stoffwechselaktivität ist

unentbehrlich für die Erhaltung der Integrität, die Durchsichtigkeit und die optische

Funktion. Der Stoffwechsel und die detaillierten biochemischen Vorgänge des Alterns

der Linse sind noch weitgehend ungeklärt. Deshalb ist es bis heute nicht gelungen die

Entwicklung der Katarakt medikamentös zu beeinflussen ( vgl. Gerhard K. Lang 2000, S.

171 ).

3.2 Wachstum der Augenlinse

Die Linse ist in bezug auf das Wachstum ein einzigartiges Organ. Sie wächst nämlich ihr

Leben lang. Damit das Volumen der Linse nicht zu sehr anwächst, werden ihre inneren

Anteile zunehmend verdichtet und verhärtet. Daraus folgt, dass die Linse mit dem

Älterwerden an Flexibilität verliert. An einem Beispiel könnte man es so erklären.

Während ein Kleinkind einen Gegenstand noch wenige Zentimeter vor seinem Auge scharf

sehen kann, muss ein 50jähriger Normalsichtiger seine Arme weit ausstrecken, um seine

Zeitung noch ohne Brille lesen zu können. Die Linse verliert somit nicht nur an

Flexibilität, sondern auch an Transparenz. Weniger Licht kann unbehelligt durchtreten

und mehr Licht wird absorbiert oder gestreut. Die Durchsichtigkeit der Linse nimmt bei

jedem Menschen im Laufe des Lebens langsam ab ( vgl. Josef Flammer 2001, S. 259 ).

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3.3 Die Entstehung der Katarakt

Die Linse enthält Proteine. Sie sind das chemische Substrat der Linse. Mit Zunahme des

Alters, aber insbesondere auch wenn, schädigende Faktoren hinzukommen, wird die

Struktur dieser Proteine verändert. Das Licht kann nicht mehr ungehindert durch die

Linse hindurch treten, sondern wird durch diese veränderten Moleküle gestreut. Diese

Trübungen können die verschiedensten Anteile der Linse unterschiedlich stark betreffen.

Einige Linsen sind im Zentrum getrübt, andere wiederum in den Außenschichten. Bei den

unterschiedlichsten Kataraktformen schreitet die Trübung unterschiedlich schnell fort.

Zusammenfassend muss man feststellen, dass eine Trübung der Linse im Alter genau so

unausweichlich ist, wie die Faltenbildung der Haut und das Grauwerden der Haare ( vgl.

Josef Flammer 2001, S. 261 ).

4. Ursachen und Risikofaktoren der Katarakt

1. Katarakte können nach dem Zeitpunkt des Auftretens (erworben und angeboren)

2. sowie dem Reifegrad und der Morphologie eingeteilt werden.

Zu 1. erworbene Katarakte

a) Altersstar ( über 90% aller Katarakte)

b) Katarakte bei Allgemeinerkrankungen ( z.B. Diabetes mellitus,

Niereninsuffizienz...)

c) Katarakt bei Augenerkrankungen ( z.B. chronische Iridozyklitis...)

d) Katarakt nach intraokularen Eingriffen ( z.B. Nach Vitrektomien...)

e) Katarakt bei Verletzungen

f) Medikamentös bedingte Katarakt ( z.B.Cortison )

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Zu 1. angeborene Katarakte

Durch Erkrankungen von Frauen in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft an

a) Röteln

b) Mumps

c) Hepatitis

d) Toxoplasmose

Zu 2. Die Einteilung nach den Reifestadien orientiert sich an der Herabsetzung des

Sehvermögens, und am Reifegrad, der früher für den Operationszeitpunkt wichtig war.

Heute beeinflussen morphologische Gesichtspunkte, wie Härte und Dicke des Kerns das

operative Vorgehen ( vgl. Gerhard K. Lang 2000, S. 175 f ).

5. Symptome bei Katarakt Der graue Star verursacht keine Schmerzen. Der Kataraktpatient sieht unscharf. Sieht er in

die Richtung einer stärkeren Lichtquelle, so wird er geblendet. Er hat ferner den

Eindruck „Nebel“ zu sehen. Die Farbigkeit des Sehens wird auch herabgesetzt. Diese

Veränderungen passieren schleichend, daher bemerkt der Betroffene die Linsentrübung

meist erst im fortgeschrittenen Stadium ( vgl. Josef Flammer 2001, S. 262 ).

6. Erkennung und Untersuchungen bei Katarakt Mit Hilfe eines Ophthalmoskops kann der Augenarzt die Linsentrübung feststellen. Das

handliche Gerät ist mit einem Spiegel, verschiedenen Linsen und einer Lichtquelle

ausgerüstet.

Detaillierter lässt sich die Linse mit der fokalen Beleuchtung der Spaltlampe untersuchen.

Im fortgeschrittenem Stadium ist der graue Star allerdings schon mit bloßem Auge zu

erkennen.

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Ein Sehtest zeigt, inwieweit das Sehvermögen des Patienten eingeschränkt ist ( vgl.

Gerhard K. Lang 2000, S. 172 f ).

7. Therapie der Katarakt

Es gibt bis zum jetzigen Zeitpunkt trotz Forschungen keine medikamentösen

Therapiemöglichkeiten bei Katarakt ( vgl. Gerhard K. Lang 2000, S. 190 ).

Vielleicht ist es in ferner Zukunft doch möglich Linsentrübungen medikamentös zu

behandeln. Vielleicht werden neue Präventionsmaßnahmen oder Therapiemöglichkeiten

entwickelt. Dies hätte sicherlich große positive Auswirkungen auf den Patienten. Keine

Operation, keine Komplikationen, keine Wartezeiten. Aber auch medizinisch,

wirtschaftliche, sowie kommerzielle Veränderungen würde diese Entwicklung mit sich

bringen.

7.1 Geschichtliche Meilensteine Schon die Geschichte zeigt uns, dass man sich bereits sehr früh mit diesem Krankheitsbild

beschäftigt hat, und somit wurden die ersten Ansätze von operativen

Therapiemöglichkeiten geschaffen.

7.1.1 Die Starstecher Auch im Mittelalter war der graue Star wohl bekannt. Die Menschen fürchteten diese

milchig trübe Verfärbung, die ihnen das Augenlicht raubte, und sie zu hilflosen

Almosenempfänger machte. Man versuchte durch Aderlässe, blasenziehende Pflaster,

gesetzte Eitergeschwüre das Blut zu reinigen, da man glaubte diese Trübung sei eine

Ansammlung verdorbener Säfte. Wenn diese Maßnahmen nicht geholfen haben, und die

Trübung bis zur Erblindung führte, entschloss sich der Kranke für den „Starstich“. Die

Starstecher stachen mit einer spitzen Nadel durch die Hornhaut in die Pupille und drückten

die trübe Linse nach unten, oder hinten in das Auge hinein. Der erste Erfolg war, dass der

Blinde wieder Licht sah, Personen und Gesichter erkennen konnte. Leider war die

Wirkung nicht immer von Dauer. Recht häufig folgte die entgültige Erblindung. Die

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Starstecher, keine ausgebildeten Operateure, boten ihre Dienste auf den Messen und

Jahrmärkten an.

So waren sie längst über alle Berge, ohne Einbußen für ihren Ruf, wenn der Eingriff nicht

gelang, oder der Patient verstarb ( vgl. http://www.gesch.med.uni-erlangen.de ).

7.1.2 Johann Wolfgang von Goethe und der graue Star

Die Überleitung zu subtileren Operationsverfahren erfolgte in der Zeit der Aufklärung.

Johann Wolfgang von Goethe schilderte 1775 in seinem Werk „ Dichtung und Wahrheit“

im 16. Buch eine Staroperation. Er beschreibt hier sehr genau die Operation an dem an

grauen Star erblindeten Herrn von Lersner. Dieser hatte von Jung Stilling, einem

bekannten Augenarzt gehört, dass er seit einigen Jahren viele Staroperationen vollbracht

hat. In ausführlichen Worten schilderte Goethe den Ablauf der Operation, die jedoch nicht

gelungen ist, weil die Linse „angewachsen“ war, und der Operateur sie mit Gewalt lösen

musste. Nach einem schmerzlosen Schnitt durch die Hornhaut, sprang die trübe Linse

sonst von selbst heraus. Die Operation misslang, und Herr Lersner erblindete an beiden

Augen ( vgl. Walter Hettche 1991, S.730ff).

Die Geschichte zeigt uns wie wichtig es schon damals war, den grauen Star zu bekämpfen.

Die Leute fürchteten sich davor blind zu werden, hilflos zu sein, diese enorme

Lebenseinschränkung einfach hinzunehmen, und zu Bettlern zu werden. So nahmen sie

vieles auf sich um wieder sehen zu können, verbunden mit dem Risiko entgültig zu er-

blinden.

Die Augenheilkunde hat sich enorm weiterentwickelt, und somit braucht heute niemand

mehr, der an grauen Star erkrankt ist, zu erblinden. Die Staroperation, ist heute die einzig

mögliche Behandlungsmöglichkeit, und hat sich bereits zu einer Routineoperation

entwickelt.

7.2 Operative Therapie bei Katarakt

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Aufgrund meiner Tätigkeit als OP-DGKS an der Universitäts-Augenklinik Graz konnte ich

mitverfolgen, dass von allen chirurgischen Verfahren in der Augenheilkunde die

Kataraktchirurgie den schnellsten Veränderungen unterliegt.

Dies erfordert für Ärzte und Pflegepersonal im OP- Bereich große Flexibilität und Einsatz

um einen hohen technischen Standard zu gewährleisten.

7.2.1 Intrakapsuläre Kataraktextraktion ( ICCE )

Bis vor 15 Jahren, war dies die Methode der Wahl. Über einen großen oberen

Hornhautschnitt wird die gesamte Linse in ihrer Kapsel ( intrakapsulär ) mit einem

Kältestift angefroren und aus dem Auge herausgezogen.

Zur Korrektur der fehlerhaften Augenoptik wurde eine Starbrille oder Kontaktlinse als

Linsenersatz angepasst. Der Nachteil der Starbrille liegt in der starken Bildvergrößerung

für den Patienten, aber auch für den Betrachter sieht das Auge sehr groß aus, weil die

Brillengläser einen Lupencharakter haben. Neben der kosmetischen Entstellung wird auch

das Gesichtsfeld deutlich eingeschränkt.

Auch Kontaktlinsen werden nicht von allen Patienten vertragen, und sind in der Hand-

habung für einen älteren Menschen problematisch ( vgl. A. J. Augustin 2001, S. 688 ).

7.2.2 Extrakapsuläre Kataraktextraktion ( ECCE )

Sie ist heute die Methode der Wahl. Die vordere Kapsel wird eröffnet. Anschließend

werden nur Linsenkern und Linsenrinde entfernt ( extrakapsulär ), die hintere Kapsel und

die Zonulaaufhängung bleiben erhalten, um somit eine Hinterkammerlinse implantieren zu

können. Der Kern wird heute vorwiegend durch Phakoemulsifikation entfernt. ( Absaugen

des Kernes mit Hochfrequenzultraschall ) Die Entwicklung und der Einsatz von faltbaren

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Intraokularlinsen ermöglichen sogenannte Kleinschnitttechniken ( vgl. A. J. Augustin

2001, S. 689 ).

Musste mit den früheren Operationsmethoden auf den Reifegrad der Katarakt geachtet

werden, so ist dies mit den modernen Operationsmethoden nicht mehr der Fall. Man

operiert heute wesentlich früher, und wartet nicht mehr bis der Star „reif“ ist. Dies erklärt

neben der höheren Lebenserwartung der Menschen heute, auch die steigende Anzahl der

Kataraktoperationen ( vgl. Gerhard K.Lang 2000, S.190 ).

8. Kataraktoperationen an der Universitäts-Augenklinik Graz

Diese Statistik zeigt auf, welchen Stellenwert dieses Krankheitsbild an der Klinik aufweist.

Jahr

Gesamtoperationen

Kataraktoperationen

2003 4.574 2.829

2002 4.566 2.972

2001 4.605 2.969

2000 4.271 2.631

1999 4.530 2.906

1998 4.268 2.715

1997 4.010 2.440

1996 3.804 2.406

1995 3.622 2.336

1994 3.169 1.868

( Operationen 1994-2003, Universitäts-Augenklinik Graz )

Im Herbst 1994 wurde an der Klinik die neue Operationstechnik ( Phakoemulsifikation )

eingeführt.

Neben einer kürzeren Operationszeit, reduzierte sich damit auch die durchschnittliche

Verweildauer der Patienten auf der Station. Von 6,04 Tagen (1993) auf 4,05 Tagen (2003).

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 11 von 22

Derzeit warten 4000 Patienten auf eine Kataraktoperation. In zahlreichen Gesprächen, die

derzeit klinikintern, mit der Anstaltsleitung und auf politischer Ebene geführt werden,

muss nach einer rasch umsetzbaren, wirtschaftlichen sinnvollen Lösung gesucht werden

(vgl. Jahresbericht 2003, S. 4, S. 22, ).

In der Kataraktchirurgie werden die meisten Eingriffe in Lokalanästhesie durchgeführt. In

Zukunft werden diese Operationen vermehrt ambulant geschehen, oder der Patient wird

als Tagespatient betreut, um die Wartezeiten für diese Operation zu dezimieren. Hier ist es

aber notwendig, eine gute postoperative Versorgung zu organisieren.

Der Wegfall der Hospitalisierung würde viele Probleme, die mit einem

Krankenhausaufenthalt verbunden wären, eliminieren. Andererseits kann ein kurzzeitiger

stationärer Aufenthalt für Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand oder mangelnder

familiärer bzw. sozialer Fürsorge von großem Vorteil sein. Alte, alleinstehende Patienten

sind unter Umständen in der frühen postoperativen Phase mit der eigenen Versorgung und

der notwendigen medikamentösen Therapie des operierten Auges überfordert ( vgl. A.J.

Augustin 2001, S. 686).

9. SOP über Durchführung der Kataraktoperation

Im Rahmen meiner interdisziplinären Sonder – bzw. Weiterbildung für Führungsaufgaben

der mittleren Führungsebene, habe ich eine Standardarbeitsanweisung (SOP) über die

Durchführung der Kataraktoperation im Universitäts-Augenklinik OP Graz erarbeitet.

9.1 Einsatz der SOP

Sinn und Zweck ist es dabei, die Arbeitsschritte aufzuzeigen, die für eine

Kataraktoperation benötigt werden. Anderseits dient diese SOP als Orientierungshilfe

sowie Hilfestellung bei der Einführung neuer Mitarbeiter.

9.2 Darstellung der SOP

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 12 von 22

Universitäts-Augenklinik OP

LKH - Graz

SOP ( Standard Operating Procedure )

Standardarbeitsanweisung 1 - 01

Seite: 3-5

Gültig ab: 27.2.2004

Revision: 0

Durchführung der

Kataraktoperation

Ablauf D E M I Mitgeltende Unterlagen Hinweise

Übernahme des PATIENTEN Kontrolle, ob richtiger Patient Rückenlagerung Allgemeine präoperative Vorbereitung bei Katarakt Kontrolle des zu operierenden Auges Verabreichung von Augengtt nach Anordnung OP in OP in Lokal- ja j ja Allge anästh Nar. Okkulopression (Druckverband) 15`min. chirurgische Wartezeit Händedesinfekt. 1

DGKS DGKS DGKS, DGKS Anästh. DGKS DGKS Arzt DGKS DGKS,

Arzt

DGKS, OP-Geh., DGKS Anästh. OP-Geh., DGKS, Arzt, DGKS.Anästh. DGKS, OP-Geh., DGKS.Anästh. DGKS, OP-Geh. DGKS, OP-Geh. Arzt, DGKS, DGKS.Anästh. OP-Geh. DGKS, OP-Geh. DGKS, Arzt

Vergleich Pat. KG, OP-Programm Siehe Standard Rückenlagerung Pdion ArbU 101.384 Siehe Mappe OP-Beschr. S 1-4, siehe Aufgabenbeschr. OP-Geh. S 1,2 Wird am OP-Vortag mit Chirurgen u. Anästhesisten vereinbart Siehe Hygienefachrichtlinie 02

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 13 von 22

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 14 von 22

1 Vorbereitung des OP-Tisches, Instrumente Kontrolle des zu Operierenden Auges präoperative Hautantiseptik Sterile Abdeckung Kataraktoperation Reinigung Augensalbe Verband Wäscheentsorgung . Instrumentenversorgung 2

DGKS Arzt DGKS DGKS DGKS, Arzt DGKS, Arzt DGKS, Arzt DGKS DGKS

DGKS, OP-Geh. Arzt, DGKS,OP-Geh. DGKS, OP-Geh. DGKS DGKS, OP-Geh., Arzt DGKS, Arzt OP-Geh., DGKS, Arzt DGKS, OP-Geh. DGKS

Siehe Mappe OP-Be- Schreibung S 1-4

( Wipfler, 2004, S.4)

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 15 von 22

2 Dokumentation Übergabe des Patienten

DGKS Arzt

Arzt

DGKS, OP-Geh. Arzt, DGKS, OP-Geh., DGKS.Anästh.

Pat. Kommt nach OP.auf die Station oder in den Aufwachraum (ärztl. Anordnung)

( Wipfler, 2004, S. 5)

Diese Standardarbeitsanweisung zeigt auf, dass sehr viele Arbeitsschritte für diese

Operation benötigt werden. Außerdem wird der Einsatz aller Berufsgruppen einschließlich

ihrer Aufgabenbereiche dokumentiert.

Das Pflegepersonal muss in immer kürzerer Zeit eine zunehmende Anzahl ärztlicher

Entscheidungen in pflegerisches Handeln umsetzen.

Nur ein gemeinsamer Einsatz aller beteiligten Berufsgruppen als Team mit gegenseitiger

Wertschätzung ermöglicht größte Qualität der Behandlung und Zufriedenheit der

Patienten ( vgl. Jahresbericht 2003, S. 4).

Umstrukturierungen, beziehungsweise neue medizinische Einrichtungen werden

erforderlich sein, um jeden an grauen Star erkrankten Menschen raschest behandeln zu

können. Die ersten Schritte dafür wurden bereits gesetzt, in dem man begonnen hat an der

Universitäts-Augenklinik Kataraktpatienten als Tagespatienten zu betreuen.

Währendessen in den Industrienationen heute, kaum mehr Menschen an grauen Star

erblinden, sieht die Situation in den Entwicklungsländern anders aus. Dort ist die

kataraktbedingte Blindheit weniger ein medizinisches als vielmehr ein sozio-ökonomisches

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 16 von 22

Problem. Hier sind wir sicherlich aufgerufen, die krassen und zum Teil noch zunehmenden

Gegensätze zwischen Arm und Reich zu überwinden ( vgl. J. Flammer 2001, S. 258 ).

10. Die Krankheit der Armut (Gespräch mit Prof. Schuhmann) Es mangelt einfach an allem, sagt Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schuhmann, Oberarzt an der

Universitäts-Augenklinik und langjähriger Mitarbeiter der Christoffel-Blindenmission

(CBM ).

Herr Prof. Schuhmann, wie sind sie zu Ihrem Engagement in der Entwicklungshilfe

gekommen?

Mein erster Einsatz im Ausland liegt mehr als 20 Jahre zurück. Wir haben an einem

wissenschaftlichen Projekt im Sudan gearbeitet. Damals haben wir einfach alles gemacht.

Von mikrobiologischen Untersuchungen bis hin zum Aufbau eines kleinen Spitals, das

leider im Bürgerkrieg wieder zerstört wurde. Seither engagiere ich mich bei

Entwicklungsprojekten im Bereich Ophthalmologie seit rund acht Jahren bei CBM.

Wo liegen Ihre Schwerpunkte?

Ich beschäftige mich vor allem mit der Planung von Projekten. Es wird hier genau geprüft

und festgestellt, wo wir im Rahmen der nationalen Programme zur Verhütung von

Blindheit tätig werden können. Ein wichtiger Schwerpunkt bildet die Supervision der

Ausbildung von ärztlichen und nichtärztlichen Personal. Es gibt zu wenig ausgebildete

Augenärzte. In vielen Regionen der dritten Welt gibt es pro eine Million Menschen einen

Augenarzt. Das Ziel bis zum Jahr 2020 die vermeidbare Blindheit auszurotten, erscheint

mir durchaus realistisch. Natürlich müssen dafür entsprechende Schulungen sowie die

Verfügbarkeit der notwendigen Technologien vorhanden sein.

Wie können sich auch österreichische Ärzte und Krankenpflegepersonen einbringen?

Es ist gar nicht so wichtig, selbst einige Zeit in der dritten Welt zu operieren, oder OP-

Teams dort hinzuschicken um eine gewisse Anzahl an Katarakten zu operieren. Ja, es ist

nützlich, aber eine echte Hilfe wäre es hingegen, die Ausbildung des örtlichen Personals

zu unterstützen und für eine Verbesserung der Abläufe zu sorgen. In den meisten Ländern

Afrikas werden etwa Operationen am Augenlid fast ausschließlich von geschulten

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 17 von 22

Krankenschwestern durchgeführt. Anders wären sie gar nicht zu bewältigen. In Westafrika

wird sogar der graue Star von nichtfachärztlichen Personal operiert.

Am allerwichtigsten ist jedoch die Bewusstseinsbildung. Die Blindheit ist eine Krankheit

der Armut. Die ärztliche Versorgung ist in Afrika viel zu teuer und kaum verfügbar.

Andere Länder wie etwa Albanien haben zwar genügend Ärzte, dafür aber kaum OP-

Einrichtungen oder Mikroskope. Blindheit ist somit eine Folge der ungerechten

Verteilung.

10.1 Die Christoffel-Blindenmission ( CBM )

Die CBM ist eine von der Weltgesundheitsorganisation anerkannte Fachorganisation, die

sich für augenkranke, blinde und anders behinderte Menschen in den Armutsgebieten

unserer Welt einsetzt. ( Afrika, Asien, Lateinamerika ) Als Mitglied von CBM

International gehört CBM Österreich zu einem internationalen Netzwerk von

Schwesternvereinen ( vgl. CBM 2003, S. 1 ).

10.2 Die CBM und ihre Vision

Das Ziel der Christoffel-Blindenmission ist klar definiert. Bis zum Jahr 2020 soll kein

Mensch mehr erblinden, nur weil es ihm an der grundlegenden medizinischen Versorgung

fehlt. In den meisten Fällen kann mit einfachen Mitteln geholfen werden. An diesem Punkt

setzt die WHO mit ihrem globalen Aktionsplan „Vision 2020 – The Right To Sight“ (Das

Recht auf Augenlicht ) an, der auf Initiative der CBM erarbeitet wurde. Das weltweite

Netzwerk der CBM unterstützte im Jahre 2002 insgesamt 1.032 Projekte und Programme

in 110 Ländern. Dank dieses Engagements wurden 429.240 Menschen am Grauen Star

operiert. Die CBM verfolgt dabei die Strategie der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Mittels

Ausbildung einheimischer Fachkräfte und der Stärkung lokaler Strukturen unterstützen sie

den Aufbau eines funktionierenden Gesundheitssystems ( vgl. Clinicum 10/2002, S. 59 ).

Kaum etwas ist kausal so zusammenhängend und einander bedingend wie Armut,

Krankheit und Behinderung in den Armutsgebieten der Erde. Aus diesem Grund hat CMB

eine weitere Aktion gestartet in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, möglichst vielen

Menschen in Österreich diese Zusammenhänge vor Augen zu führen,

------------------------------------------------------------------------------------------------- DGKS Eva Wipfler Seite 18 von 22

Handlungsalternativen aufzuzeigen und die Menschen zu motivieren, einen persönlichen

Beitrag zu einer fairen Welt zu leisten ( vgl. CBM 2003, S.17 ).

11. Zusammenfassung

Zusammenfassend muss man feststellen, dass der Alterstar, er macht 90% aller

Kataraktformen aus, fast bei jedem Menschen auftritt. Somit ist eine Trübung der Linse im

Alter genauso unausweichlich wie die Faltenbildung der Haut und das Grauwerden der

Haare. Schon die „Starstecher“ im Mittelalter haben uns bewiesen welchen Kampf sie

gegen die Blindheit führten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die chirurgische

Kataraktextraktion und somit die Versorgung mit einer intraokularen Kunstlinse die einzig

erfolgreiche Behandlungsmethode. Durch die heutigen Operationsmethoden ist es möglich

geworden, Katarakte frühzeitiger zu operieren. Früher wartete man bis der Star „reif“ war.

Neben der höheren Lebenserwartung der Menschen heute, erklärt dies auch die steigende

Anzahl der Kataraktoperationen.

Vermehrt ambulant-medizinische Einrichtungen, bzw. Zentren werden aufgebaut werden

müssen, um Wartelisten abzubauen, um somit jeden Patienten raschest behandeln zu

können. Erste Schritte für diese Entwicklung wurden bereits an der Universitätsklinik für

Augenheilkunde in Graz gesetzt.

Der Kampf gegen die Katarakt in den Entwicklungsländern ist vielmehr ein ökonomisches

als ein medizinisches Problem. Hier müssen Strukturen aufgebaut werden, um ganz

konkret Blinden, von Blindheit bedrohten Menschen neue Lebenschancen zu geben. Die

Möglichkeit auf ein weitgehend selbständiges und selbstbestimmtes Leben, und damit auf

soziale Würde, zu geben. Es muss ein stärkeres Bewusstsein für das weltweite Problem

von Blindheit geschaffen werden. Auf politischer wie auch auf gesellschaftlicher Ebene,

denn Sehen ist Lebensqualität.

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12. Literaturverzeichnis Augustin, A.J. (2001): Augenheilkunde. 2. komplette überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin. S.686, S.688f. CBM, Christoffel-Blindenmission (2003): Tätigkeitsbericht 2002/2003. Taten sprechen lassen. Wien. S.1f, S.10, S.17. Hack, Christina Maria (2002): Vision 2020 – The Right To Sight. In: Clinicum 10/2002. S.59. Flammer, Josef (2001): Glaukom. Ein Handbuch für Betroffene. Eine Einführung für Interessierte. Ein Nachschlagewerk für Eilige. Bern. S.258f, 261f. Haizmann, Ute: Predigt in der Johanniskirche (2001), Online im WWW unter URL: http://evkirchebuehl.de/lukas18_31bis43.htm. (Stand 04.02.2004) Hettche, Walter (1991): Johann Wolfgang von Goethe. Aus Meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Stuttgard. S.730-736. Lang, Gerhard K. (2000): Augenheilkunde. Verstehen – Lernen – Anwenden. Stuttgard. S.169-176, S.190. Ruisinger, Marion Maria: Institut für Geschichte der Medizin, Online im WWW unter URL: http://gesch.med.uni-erlangen.de/messer/ausstell/star/t_star18.htm. (Stand 04.02.04) Universitäts-Augenklinik Graz (2003): Jahresbericht 2003. Graz. S.4, S.22. Wipfler, Eva (2004): Standardarbeitsanweisung. Durchführung der Kataraktoperation. Graz, Universitäts-Augenklinik OP. S. 3-5. 13. Anhang Wipfler, Eva (2004): Standardarbeitsanweisung. Durchführung der Kataraktoperation. Graz, Universitäts-Augenklinik OP. S. 1-6.

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14. Abkürzungen CBM Christoffel-Blindenmission DGKS Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester d.h das heißt ECCE extrakapsuläre Kataraktextraktion ICCE intrakapsuläre Kataraktextraktion OP Operation S. Seite SOP Standard Operating Procedure ( Standardarbeitsanweisung ) vgl. Vergleich WHO Weltgesundheitsorganisation z.B zum Beispiel

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15. Erklärung Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Semesterarbeit selbstständig und ohne

fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt

und die Quellen als solche kenntlich gemacht habe.

Graz, Mai 2004 Eva Wipfler