24
kidoblick kido b b lick Die Zeitschrift der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer Nr. 49 · 3/2019 Schwalmtal: „Was heißt hier Ehemalige?“ Bergisch Gladbach: „Neue Autorität“ im Alltag Eltville: Manege frei – Zirkusprojekt begeisterte Dominikanerinnen: Vertrauen zu Gott kido blick Wo Vertrauen wächst Wo Vertrauen wächst

kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblickkidobblickDie Zeitschrift der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer Nr. 49 · 3/2019

� Schwalmtal: „Was heißt hier Ehemalige?“ � Bergisch Gladbach: „Neue Autorität“ im Alltag � Eltville: Manege frei – Zirkusprojekt begeisterte � Dominikanerinnen: Vertrauen zu Gott

kidoblick

Wo Vertrauen wächstWo Vertrauen wächst

Page 2: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

2 Herzlich Willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,„Wo Vertrauen wächst“, so lautet nicht nur unsere Kidoblick-Weihnachtausgabe in diesem Jahr, sondern auch unser Leitspruchin den Bethanien Kinder- und Jugenddörfern. Doch wie schaffen esunsere Pädagogen eigentlich, das Vertrauen wachsen zu lassen?

Die Kinder und Jugendlichen, die in den Bethanien Kinder- undJugenddörfern leben, haben häufig bereits negative Erfahrungen mitErwachsenen gemacht. Deswegen fällt es ihnen schwer, anderenErwachsenen zu vertrauen. Unsere Pädagogen müssen deshalb vielGeduld im Umgang mit ihnen haben. Eine wichtige Voraus setzungbestimmt den Beginn der Beziehung: Egal, welche Geschichte ein Kind oder Jugendlicher mitbringt und was es in seiner Herkunftsfamilie erlebt hat, wir unterstellen jedem Kind,dass es verborgene Schätze hat, die wir erst entdecken und hebenmüssen. Oft glauben die Kinder selbst, dass sie nichts können undnichts wert sind. Wir stellen etwas dagegen: „Du bist etwas wert unddu kannst etwas – und was das ist, das finden wir zusammen heraus“.

Unsere Pädagogen handeln als Team. Sie tauschen sich aus und sindnicht alleine, das hilft beim Durchhalten in schwierigen Zeiten. DieKinder erfassen sehr schnell und genau, ob die Erwachsenen sichan das, was sie sagen und versprechen, auch halten. Die Päda -gogen sollten deshalb ehrlich und authentisch sein und sich wirk-lich für die Anliegen und Interessen der Kids interessieren und sichaktiv für sie einsetzen. Nicht nur im Reden, auch im Tun. Wenn dasauch in schwierigen Phasen gelingt, dann machen unsere Kinder dieErfahrung, dass sie den Pädagogen vertrauen können. Wenn die Kin-der dann noch etwas gelernt haben und etwas können, zum Beispielin der Schule wieder besser sind oder Reiten oder ein Instrumentspielen können, dann hilft das den Kindern, sich selbst zu mögen undgut zu finden. Und dann kann das Vertrauen in andere Menschenwachsen und stärker werden.

In dieser Ausgabe berichten wir von unterschiedlichen Geschichtenaus unseren Kinderdorffamilien und familiären Wohngruppen:Geschichten über Vertrauen und über langjährige Bindungen.

Ich freue mich auf die Ausgabe des Kidoblicks und hoffe, Sie blei-ben den Kindern und den Bethanien Kinder- und Jugenddörfernweiterhin ein treuer Wegbegleiter.

Herzlichst

Ihr

Dr. Klaus Esser

ImpressumHerausgeber: Bethanien Kinderdörfer gGmbH Ungerather Straße 1–15 · 41366 Schwalmtal-Waldniel Fon: 02163 4902-220 · Fax: 02163 4902-230www.bethanien-kinderdoerfer.de V.i.S.d.P.: Dr. Klaus Esser, GeschäftsführerRedaktion: Daniela Fobbe-Klemm Gestaltung: Ulrike Jasser, HeinsbergUnsere Zeitschrift kidoblick erscheint dreimal jährlichin einer Auflage von 3.500 Exemplaren. Sie wird vonden Caritas Werkstätten Köln auf umweltfreundlichemPapier gedruckt.

Inhalt

3 Zwischen Himmel und Erde

4 Titelthema

Wo Vertrauen wächst

„Was heißt hier Ehemalige?“

7 Das Neueste

8 Leben und Arbeiten in Bethanien

9 Leben in Schwalmtal

• Vertrauen im Schichtdienst

• La Taste in der Schweiz

12 Leben in Bergisch Gladbach

• Von der Kinderdorffamilie zur Wohngruppe

• Jutta Menne stellt sich vor

15 Leben in Eltville

• Was für eine grandiose Zirkusshow

• Kindheit und Jugend im Kido

18 Fachlich

• Arbeitsschutz und 24-Stunden-Dienste

20 Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien

• Vertrauen zu Gott

• Vertrauen trägt Früchte

22 Persönlich & Termine

23 Ihre Hilfe

Sie möchten den kidoblick 3 x jährlich kostenfreilesen? Melden Sie sich an unter 02163 4902-220oder per E-Mail an [email protected]

Page 3: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Weihnachten – allein das Wort löst beiuns etwas aus. Dieses Fest steckt vol-ler Traditionen und Rituale. Alle Sinnewerden angesprochen, berühren unsund machen Weihnachten aus.

Auch die Weihnachtsgeschichteberührt uns tief und fragt: Vertrauenwir darauf, dass Gott es gut mit unsmeint und unser Leben gelingen lassenwill?

Maria war ein junges Mädchen, viel-leicht 12 bis 16 Jahre alt. Da kommtplötzlich ein Engel und sagt ihr, dasssie schwanger werden wird. Das mussein Schock gewesen sein! Aber dannkommt das Große – sie sagt: „Mirgeschehe, wie du gesagt hast.“ Sievertraut uneingeschränkt darauf, dassGott es trotz dieser Bürde gut mit ihrmeint und dass ihr Leben dadurchnicht zerstört, sondern gut wird.

So auch Josef. Er erkennt plötzlich,dass seine Verlobte schwanger wird. Ermuss darüber entsetzt gewesen sein!Er wusste, dass er nicht der Vater die-ses Kindes war und dachte wohl daran,sich heimlich davonzumachen. Da kamdiese Botschaft des Engels, dass dasKind vom Heiligen Geist sei. Josef hatdem Engel vertraut und ist bei Mariageblieben. Sein Vertrauen in den Herrnwar größer als sein Entsetzen.

Die Hirten auf dem Felde. Ein gewalti-ger Augenblick, als die Engel auftra-ten und die Botschaft verkündigten:„Euch ist heute der Heiland geboren.“Und großartig ist die Reaktion der Hir-ten: Sie brechen auf, mitten in derNacht, lassen die Herde zurück undvertrauen darauf, dass diese Botschaft

ihr Leben verändern wird. Diese Aktionwar völliger Wahnsinn und ist nur mitdem Vertrauen in Gott zu erklären.

Und die Weisen aus dem Morgenlandkamen, weil sie den Stern gesehen hat-ten. Das waren nicht einmal Angehöri-ge des jüdischen Volkes. Aber irgend-wie kamen sie zur Erkenntnis: Da mussein König geboren sein. Sie kamennach Jerusalem und fragten: „Wo istder neugeborene König?“. Die Weisenhaben sich führen lassen vom Vertrau-en in den Gott der Juden, den sie nichtanbeteten.

Diese kleinen Geschichten zeigen Men-schen, die auf Gott vertraut haben undaus menschlicher Sicht völlig unlogischhandelten. Weihnachten heißt für uns

Vertrauen auf Gott – auch wenn es aus-sieht als wäre es Wahnsinn, das zu tun.

Auch in unseren Kinderdörfern ist nebenaller Fachlichkeit Gottvertrauen wich-tig. Ganz nach dem Motto von DonBosco: „Tu was du kannst, und Gott tutdas Übrige“, wünschen wir Ihnen undEuch eine gesegnete Advents- undWeihnachtszeit.

Dorothee Oehmen und Daria Wirth(Referentinnen für bethanische

Unternehmenskultur)

„Weihnachten – bedingungsloses Vertrauen zu Gott“

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Zwischen Himmel und Erde 3

Page 4: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

4 Titelthema

„Wenn Ehemalige dafür steht, dass ichfrüher im Kinderdorf gelebt habe, ja, dannbin ich eine Ehemalige.“ So die Aussagevon Elisabet, heute 37 Jahre alt, die 13Jahre in einer Kinderdorffamilie gelebthat. Und sie ergänzt: „Aber sonst bin ichauch heute noch ein Kinderdorfkind.“So oder ähnlich reagierten viele Ehema -lige, mit denen ich sprach.

Exemplarisch dafür steht das Gesprächmit Mireille und Christian, die beide vonsich sagen: „Wir sind aus dem Kinderdorfund dort ist unsere Familie.“

Mireille (39) und Christian (40),wann habt ihr jeweils im Kinderdorf gelebt?

Mireille: Ich bin im Juni 1992 mit vier jüngeren Geschwistern ins Kinderdorfgekommen. Unsere Kinderdorfmutter finggerade an, ich war mit 12 Jahren auch dieÄlteste. Ich habe bis zum Auszug 2002immer in der gleichen Kinderdorffamiliegelebt. Das war mein Zuhause.

Christian: Ich bin 1984 mit drei Geschwis -tern ins Kinderdorf gekommen. Ausgezo-gen bin ich 1995, damals aus verschiede-nen Gründen und zur Verselbständigungzuerst in eine andere Einrichtung. Ich warauch in einer Kinderdorffamilie. Allerdingshatte ich 1991 einen Wechsel bei meinerKinderdorfmutter, weil meine erste Kin-derdorfmutter in den Orden eingetretenist.

Wie sah seitdem euer Kontaktzum Kinderdorf aus?

Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehörenunsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr.Judith und Marlene, unsere leiblichenGeschwister, aber auch unsere Kinder-dorfgeschwister. Und die Schwestern unddie Leute, die sonst noch im Kinderdorfarbeiten.

Mireille: Von meiner Kinderdorffamiliehaben wir eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Darin sind die Ehemaligen, dieengeren Kontakt haben. Wir treffen uns zu besonderen Sachen. Und immer malwieder zwischendurch, weil wir Lust dazuhaben oder uns gegenseitig helfen.

Ihr habt in diesem Sommer in der Kinderdorfkapelle geheiratet. Warum dort?

Wir haben drei Jahre gemeinsam im Kinderdorf gelebt und uns dann aus den Augen verloren. Später haben wir uns dann bei einem Ehemaligentreffenwiedergesehen. Seit 2012 sind wir stan-desamtlich verheiratet, aber wir hattenimmer den Wunsch, auch in der Kirche zuheiraten. Aber nicht bei uns in der Kirche,

sondern in der Kapelle vom Kinderdorf.Dort haben wir unseren katholischenGlauben eigentlich erst richtig kennen-gelernt. Weil Sr. Judith und Sr. Agnes inanderen Konventen wohnen, hat Marlenemit uns alles vorbereitet. Der Priester warPater Manuel, den wir beide schon langekennen. Und gefeiert haben wir mit ganzvielen aus dem Kinderdorf.

Was war euch besonders wichtig?

Uns war unsere Zeit im Kinderdorf immerwichtig. Wie ja andere Kinder, wenn sieerwachsen sind, ausziehen, so haben wirdas auch gemacht. Aber deswegen trenntman sich ja nicht von seiner Familie.

Marlene Altevers

„Was heißt hier Ehemalige?“

„Ich bin doch nicht Vergangenheit.“

Das Hochzeitspaar mit leiblicher Mutter (links) und Kinderdorfmüttern

Page 5: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Titelthema 5

Vor 38 Jahren startete Rita Kiefer-Müllermit den ersten Kindern ihrer Kinderdorf -familie. Ihr Mann, Thomas Müller, folgteeinige Monate später. An Freizeit warzunächst nicht zu denken. Haus 1 wurdedas neue Zuhause der Kinder und das von Rita und Thomas. Die Gestaltung vongemeinsamen Erlebnissen und Ritualenhatte Vorrang mit dem Ziel, als Kinder-dorffamilie zusammen zu wachsen, Familiensinn zu vermitteln. Allmählich entwickelten sich die Abläufe im Jahres-kreislauf, gehörten zum Selbstverständnisder Kinderdorffamilie. Es stand fest: „Soläuft diese Kinderdorffamilie“.

1989 kam Ritas und Thomas Sohn Sebas -tian zur Welt. Ein anderer, „professionel-ler Blick“ auf die neue Konstellation derKinderdorffamilie war gefragt.

Nachdem die ersten Kinder in ihre Her-kunftsfamilien, in ein selbständiges Lebenoder in andere Einrichtungen entlassenwurden, entstand die Idee der Ehemali-gentreffen, auf Wunsch dieser Kinder.

Inzwischen kommen zweimal jährlich nichtnur die Ehemaligen, sondern auch derenEhepartner und Kinder zu den Treffen.

Die Gestaltung des Auszugs der Kinderliegt ausschließlich in den Händen vonRita und Thomas. Sie haben den Wunsch,dass sich alle Beteiligten noch in dieAugen schauen können, egal welcheGründe zum Auszug geführt haben.

Im Kontakt mit Ehemaligen geht es umBeratung bei Problemen in der Partner-schaft, bei finanziellen Problemen, beiKrankheit und bei pädagogischen Fragenzur Erziehung der eigenen Kinder. Aberauch um schöne Ereignisse, wie Hochzeitund Schwangerschaft. Ohne beidseitiggewachsenes Vertrauen wäre diese Kontaktpflege nicht möglich.

2008 entstand der Wunsch bei Rita und

Thomas, Arbeitsleben und Privatlebenneu zu bewerten, insbesondere mit demBlick auf den Ausstieg aus dem Berufs -leben.

Eine Sabbatzeit von drei Monaten als Aus-zeit war für die Beiden wichtig, um sichüber die Zukunft Gedanken zu machen.Diese Zeit hat den Grundstein gelegt fürdie Idee, einen guten Ausstieg aus derVerantwortung in die Rente zu finden.

Auf den Versuch, im Wechseldienst zuarbeiten, folgte das Modell des Arbeitensin der „Mitwohnenden Form“ und Reduzie-rung der Arbeitszeit durch regelmäßigefreie Tage. Die Übergabe von Verantwor-tung und die Verteilung von Aufgaben andas Team erfolgte darauf als Konsequenz.

Im Januar 2019 zogen Rita und Thomasaus. Der Abschied wurde mit einer Partyin den leeren Räumen zelebriert.

Für Rita ist es am schwersten, die Verant-wortung abgeben zu müssen, nicht mehrfür alles verantwortlich zu sein, nicht zuwissen, wer nachfolgen wird und loszu -lassen.

Rita und Thomas ist es ein Anliegen, dievon ihnen aufgenommen Kinder bis zuihrem Auszug zu begleiten. Gleichzeitigliegen jetzt die Neuaufnahmen der Kin-der in den Händen der KollegInnen, die imHaus 1 bleiben werden. Es ist ein laufen-der Prozess, der viel Flexibilität erforder-lich macht. Aber für alle Beteiligtenscheint es der richtige Weg zu sein.

Regina Kalthoff, Erziehungsleiterin

Kann eine Kinderdorfmutter in Rente gehen?

Wie Übergänge und Abschiede gelingen können.

Frau Müller im Sommerurlaub mit den Kindern.

Gemeinsame Erlebnisse sind wichtig für die Gruppe.

Page 6: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

6 Titelthema

„Es gibt vieles, was man sichnicht im Vorfeld vorstellen kann.“

Schwester Martha, seit Mai in BergischGladbach als Kinderdorfmutter aktiv, blickt auf ereignisreiche Monate zurück.Binnen kurzer Zeit nahm sie vier Klein-kinder auf. Im Oktober folgte mit der kleinen Schwester eines Jungen das Fünfte. Vorerst ist die neue Kinderdorf -familie komplett, was auch daran liegt,dass Haus Henrika eigentlich kein richti-ges Haus ist. Die ehemalige Mitarbeiter-wohnung wurde liebevoll renoviert zumZuhause auf Zeit. Geplant ist, bald in eines der derzeit noch belegten Häuser zu wechseln.

Schon im Flur, der zur Wohnung hinaufführt, sieht man, hier leben fünf muntereKleinkinder. Gummistiefel stehen herum,kleine Fahrräder, Roller, Bobby Cars bil-den den Fuhrpark vor der Haustür. Wann

immer sie können, düsen die Vier damitauf dem Kirchplatz herum. Sie malen sichStraßen und alles, was die kindliche Phan-tasie so braucht, um spielen zu können.Bis auf einen besuchen alle Kinder Kinder-gärten in der Nähe „Wir haben großesGlück gehabt, dass das so schnell funktio-niert hat“, freut sich Schwester Martha.

Die Kinder haben Freundschaften im Kinderdorf geschlossen. Der Alltag derneuen Kinderdorffamilie hat sich langsameingespielt. Trotzdem: „Man muss sichimmer bewusst sein, dass die Kinder Elternhaben und dass es nicht die eigenen Kinder sind. Eine gewisse professionelleDistanz muss man sich erhalten“, sagt Sr.Martha. Etwa wenn die Kinder behaup-ten, dass sie Zuhause etwas dürften, wasim Kinderdorf verboten ist.

Für Sr. Martha ist ihr Elektro-Lastenfahr-rad das wichtigste Transportmittel. AlsSchwester hat sie anders, als die anderen

Kinderdorfmütter, kein eigenes Auto. Sie ist auf den immer gut gebuchten Fuhrpark des Kinderdorfes angewiesen.Um trotzdem flexibel zu sein, kam dieIdee mit dem Lasten-E-Bike, für das dieSchwes tern Sponsoren fanden.

Wie alle anderen Kinderdorfmütter, hatauch Schwester Martha ein Anwärterjahrgemacht. Hinzu kam der Weg in denOrden, den sie 2011 begann. Von Berufist die gebürtige Kölnerin Sonderschul-lehrerin. Als solche arbeitete sie zehnJahre in Bremen. Für den Orden war siezunächst in Eltville, wo sie auch in einerKinderdorffamilie eingesetzt war. Die Ent-scheidung, sich als Kinderdorfmutter zuengagieren, reifte in dieser Zeit. Bereuthat sie die Entscheidung trotz des oft-mals herausfordernden Alltags nie. „Aberab und an mal eine Nacht durchschlafen,das wäre schön“, sagt die 43-Jährige.

Daniela Fobbe-Klemm

Von Null auf FünfSr. Martha hat die ersten Kinder aufgenommen

Ein Moment der Ruhe, wie hier beim weihnachtlichen Fototermin, ist selten im Alltag von Haus Henrika. Foto: Pixum

Page 7: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Das Neueste 7

Mitte September hat im Kinderdorf Schwalmtal der langer -

sehnte Umzug der Wohngruppe Kastanienallee in die Außen-

wohngruppe Niederkrüchten stattge funden. Alle acht Kinder

haben sich sehr auf den Umzug gefreut und konnten es gar

nicht erwarten, endlich ihre neuen Kinderzimmer zu beziehen.

Bryan zeigt uns stolz sein neues Kinderzimmer und freut sich auf

die neuen Erlebnisse, die ihm noch bevorstehen.

Leider ohne Maskottchen Hennes anzutreffen, aber dafür mit jeder Menge

Einblicke ins Allerheiligste des 1. FC Köln, kamen die Kinder und Jugendlichen

von der Stadionbesichtigung in Müngersdorf zurück. Rudi Böhm, Vorsitzender

des Bergisch Gladbacher Freundeskreises, hatte über einen Freund, Kamelle Tom,

dieses Highlight organisiert.

16 Kinder und Jugendliche und sechs Betreuer erlebten das Stadion des

Bundesligaclubs von einer für sie völlig unbekannten Seite. Wie sieht es in der

Umkleide der Profis aus? Welche Technik verbirgt sich hinter den Kulissen?

Wie ist die Sicht auf das Spielfeld von der Trainerbank? Alles Fragen, die im

Laufe des knapp zweistündigen Rundgangs beantwortet wurden. Genug Stoff, den es auf der Rückfahrt zum Kinderdorf zu

besprechen galt.

Besuch bei Hennes XVI.

Umzug in die AWG Niederkrüchten

Kanus wieder flottgemachtDank Marco Gödde, einem Kanulehrer und Rettungsschwim-

mer, sind die Kajaks und Kanus, die es im Bethanien Kinderdorf

Bergisch Gladbach gibt, aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt

worden.

Der Freundeskreis unterstützte die Anschaffung neuer Schwimm-

westen. So konnten die schnell wieder flott gemachten Boote

schon vor dem Winter für erste Übungstouren genutzt werden.

An der Ruhr und den Seen der Umgebung wurde der Umgang mit

den schmalen Kajaks geübt.

Page 8: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

8 Leben und Arbeiten in Bethanien

Wer bin ich? Wie sehe ich mich? Wie sehen andere mich? Wie sieht Gott mich?

Diesen Fragen sind wir an diesem Wochenende nachgegangen. Mal laut und mal leise, mal wild und mal ganz entspannt. Auf jeden Fall mit viel Spaß, Gemeinschaft, Spiel undGott. 10 Jugendliche haben sich mit Daria Wirth, Referentin für bethanische Unterneh -menskultur, den Schwestern und Gruppenleiterin Hildegard Froitzheim auf diesen Weggemacht. Zu Beginn stand eine Wanderung zu sich selbst an. Gar nicht so einfach, eineTeilstrecke des Weges in Stille zu gehen oder anderen blind zu vertrauen. Am nächstenTag haben wir uns gefragt, „Was mag ich?“, „Was macht mich aus?“, „Wie sehen mich die Anderen?“, „Wie sieht mich Gott?“ Dabei haben wir tolle Dinge über uns erfahren. Den Abschluss bildete die Musik. Jede und jeder durfte „sein Lied“ den anderen vor spie-len und erzählen, was das Lied über ihn und sie erzählt. Von Party- bis HipHop Musik waralles dabei.

Am Ende blieb die Frage offen, ob wir nur lieben und geliebt werden können, wenn wir unsselber lieben? Grund genug für ein nächstes Wochenende fanden fast alle.

Daria Wirth

Für die Mitarbeitenden im Kinderdorf in Eltville-Erbach gab es in diesem Sommer einen besonderen Besinnungstag: Die gelände -eigene Bogenschießanlage wurde zum Schauplatz für intuitivesBogenschießen. Dabei ging es nicht um Ziel- oder Treffsicherheit,sondern um Fragen wie: Wie fest und sicher stehe ich auf demBoden? Wie bewusst lege ich den Pfeil ein und lege damit denGrundstein des Erfolges? Worauf richte ich meine Konzentration?Welche Spannung brauche ich und wieviel halte ich aus? Wann istder richtige Moment des Loslassens?

Fragen, die sich leicht auch auf unsere Gottesbeziehung, unseren Glauben, aber auch auf die alltägliche pädagogische Arbeitmit den Kindern und Jugendlichen beziehen lassen konnten. Ein lohnenswerter Sport mit hohem Potential!

Dorothee Oehmen

„Wer bin ich?“ Ein Jugend-Glaubens-Wochenende

Meditatives Bogenschießen

Im Juli haben sich 18 Mitarbeitende der verschiedenen Bereiche aus demKinderdorf Bergisch Gladbach auf den Weg durch den benachbarten Königsforst gemacht. Der gemeinsame Pilgertag stand unter dem Motto„Wegkreuzungen“. Begegnungen, Auseinandersetzungen, Veränderungund Wachstum waren zentrale Themen der verschiedenen Impulse, diezwischendurch immer wieder zum Innehalten und Nachdenken anregten.Genauso gab es Zeiten des Schweigens und Zeiten, in denen viel geredet wurde. Ein runder und bereichernder Tag, der die Gemeinschaftstärkte und eine Auszeit vom Alltag bot. Dorothee Oehmen

Pilgern auf Wegkreuzungen

Page 9: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Leben in Schwalmtal 9

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

In unseren familiären Wohngruppen arbeitet ein ganzes Team aus Pädagogenim Schichtdienst zusammen. Hier leben inder Regel acht bis neun Kinder zwischensechs und 18 Jahren. Dass die Kinder hierallen Erziehern vertrauen können, ist unssehr wichtig. Vor allem, weil jede Nachtein anderer Erzieher des Teams für dieKinder da ist.

Wie es im Schichtdienst gelingt, dasVertrauen wachsen zu lassen?

„Wenn ein neues Kind in die Gruppe ein-zieht, dann helfen alle mit, damit sich dasKind wohl fühlt“, erzählt GruppenleiterinKatrin Schwandtner. „Die Kinder malenHerzlich-Willkommen-Schilder, wir bezie-hen das Bett und stellen ein Kuscheltierbereit.“ Natürlich sind vor allem die erstenNächte dennoch schwierig. „Oft reicht eshier schon, einfach da zu sein. Wenn einKind nicht einschlafen kann, dann blei-ben wir an dessen Seite, hören zu undtrösten.“

Das Vertrauen wächst aber erst über dieZeit. Die Wohngruppen vermitteln den

Kindern Verlässlichkeit. Alle halten sichan dieselben Regeln, es gibt einen gere-gelten Tagesablauf und eine klare Kom-munikation. „Wenn sich mir ein Kindanvertraut, dann sage ich ganz klar, mitwem ich diese Information teilen muss.Wenn ich das hinter dem Rücken der Kin-der tun würde, würde ich ihr Vertrauenmissbrauchen.“

Das sagen unsere Kinder und Erwach-senen zum Thema „Vertrauen“ in derGruppe:

Stephanie Kursawa, Erzieherin: „Wir neh-men die Kinder und ihre Probleme ernst,zeigen Verständnis und suchen gemein-sam mit ihnen nach Lösungen.“

Lara, 12 Jahre: „Wenn ich mit den Erzie-hern über ein Problem spreche, dannsagen sie mir, mit wem sie darüber spre-chen und machen es nicht einfach.“

Katrin Schwandtner, Gruppenleitung:„Verlässlichkeit ist für unsere Kinder

besonders wichtig. Das, was man sagt,das muss man auch einhalten.“

Hayat, 13 Jahre: „Ich kann allen Erzie-hern vertrauen. Ich habe sie einfach allegut kennengelernt, seit ich mit acht insKinderdorf gekommen bin. Wenn sie sichüber mich lustig machen würden, wennich ihnen etwas erzähle, das mir wichtigist, dann würde ich ihnen nichts mehrsagen, und das wissen sie auch.“

Laura Werner, Erzieherin: „Wir drängendie Kinder nicht, machen aber klar, dasswir immer für sie da sind.“

Cagla, 16 Jahre: „Vor allem einer Erziehe-rin vertraue ich sehr, weil ich sie schonso lange kenne. Sie war bereits da, alsich mit sieben ins Kinderdorf gekommenbin. Aber ich vertraue all unseren Erzie-hern.“

Ann-Cathrin Müller, Praktikantin: „Es istbesonders wichtig, ruhig zu reagieren und Verständnis zu zeigen, wenn es fürdie Kinder schwierige Situationen gibt.“

Anna Leister

Vertrauen im SchichtdienstVerlässlichkeit ist das A und O

Die Wohngruppe genießt den Sonnenuntergang im Urlaub.

Page 10: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

10 Leben in Schwalmtal

On Tour mit La Taste

Road Trip mit der Kinderdorfband

„Wer ist das? Weiß das jemand?“, fragt Wolfhelm Ostendarpund lauscht der Musik aus dem Autoradio. Die gesamte Autofahrtstellt der Musiklehrer der Kinderdorfband La Taste Musikrätsel.Seine Schüler überlegen, doch wie die meiste Zeit ruft auchjetzt nur Bassist Johannes, alias „Der Professor“ die richtigeLösung rein: „Led Zeppelin!“ Schlagzeugerin Hannah wippt währenddessen mit dem Fuß und zählt den richtigen Takt. Die drei Sängerinnen Cagla, Lena und Yasemin sitzen – davon völlig unberührt – in der letzten Reihe und singen einen komplettanderen Song a Cappella, der auf merkwürdige Art und Weisezum Radiosong passt.

Die Kinderdorfband ist auf dem Weg nach Wattwil in die Schweiz.Doch wie kommt es eigentlich zu dieser Reise?

Bei dem großen Musiksommerfest „Bethanien on Stage“ am 30.Juni 2019 war auch das Jugendorchester Vivaldissimo aus derSchweiz zu Gast im Kinderdorf. Nun ist „La Taste“ zum Gegen -besuch geladen – natürlich ist auch hier ein Auftritt der jungenBand geplant.

Tag 1: Ankunft in der Schweiz

Nach acht Stunden Autofahrt erreicht „La Taste“ schließlich daskleine Örtchen Wattwil. Wohin das Auge reicht gibt es Berge, grasende Kühe mit Glocken um den Hals und alte schiefer -bedachte Häuser. Hier wird die Kinderdorfband für 5 Tage bleiben.

Tag 2: Ausflug nach Luzern

An Tag zwei geht es nach Luzern. Von der Orchesterleitung, Wolfhelm Ostendarp, erhält die Band Karten für ein KlassischesOrchesterkonzert. Doch zunächst geht es auf Erkundungstour.Beim Stadtbummel entdeckt die Band einen Vintage-Second-Hand-Shop und sucht dort erst einmal nach dem neuen Style.Unter bunten Brillen, schrillen Hippie-Shirts und quirligen Hemden findet der ein oder andere doch noch ein neues Lieb-lingsstück.

Tag 3: Proben und Auftritt

Dann kommt endlich der große Tag. Es geht ins Chössi Theater.Ein kleiner Theaterraum für rund 100 Gäste: Holzwände, Holz-stühle auf fünf verschiedenen Ebenen, eine kleine Bühne mitschwarzen schweren Vorhängen, dunklem Boden und einigenScheinwerfern. Das ist das Chössi Theater. Um 19.00 Uhr findetdas Konzert von „La Taste“ und dem Orchester Vivaldissimostatt. Alle haben sichtlich Spaß auf der Bühne und reißen dasgesamte Publikum mit.

Tag 4: Wandern auf dem Chäserrugg

Heute geht es für die Kinderdorfband hoch hinaus. Zunächst mitder Seilbahn und im Anschluss mit der Gondel geht es auf denBerg Chäserrugg. Im Anschluss wird gemeinsam der Klangwegerkundet. Schlagzeugwunderkind Hannah trommelt auf allemherum, was sie findet und die Sängerinnen geben den Song„Tonight You Belong To Me“ in einer Klangverstärkungshütte zumBesten.

Page 11: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Leben in Schwalmtal 11

Unsere Weihnachts-CD

„Neun Kinder sitzen um den schöngeschmückten Tisch herum. Kerzen ste-hen auf dem Tisch. Es riecht nach Keksenund frisch gekochtem Kakao und auf der Wand gegenüber prangt der großeAdventskalender. Leon kann seinen Blickeinfach nicht von ihm lösen und zappeltauf seinem Stuhl hin und her. Vielleicht ister ja heute dran, endlich ein Türchen öff-nen zu dürfen. Ja, hier in der Kinderdorf-familie steht Teilen an erster Stelle. Nureinen Schokokalender hat jeder für sichalleine. Der große Kalender mit denbesonderen Geschenken wird jeden Tagvon einem anderen Kind geöffnet. LeonsBlick verliert sich und er träumt vor sichhin. Er liebt die Adventsfeiern, hier in seinem neuen Zuhause. Draußen ist esdunkel, nass und kalt und im Haus –

hier am Esstisch – ist es wunderschöngeschmückt, die Kerzen leuchten undmanchmal wird sogar der Kamin ange-zündet. Meist wird eine schöne Weih -nachtsgeschichte vorgelesen und selbst-gebackene Kekse gibt es dann auch. Undwenn er an letztes Jahr Weihnachten undan das leckere Essen denkt, läuft ihm jetztschon das Wasser im Mund zusammen.Ob es wohl auch in diesem Jahr so lecke-res Essen gibt?

Das Hörspiel „Weihnachten im Kinder-dorf“ erzählt sechs liebevolle und ganzunterschiedliche Geschichten über dieVorweihnachtszeit und den Heiligabendim Bethanien Kinder- und Jugenddorf inSchwalmtal. Die unverkennbare Stimmevon der Comedy-Queen und Kinderdorf-

freundin Mirja Boes verleiht den Geschich-ten einen besonderen Charme, Kinder -lieder und musikalische Untermalungenvon Booster-Frontmann René Pütz dieweihnachtliche Atmosphäre.

Das Hörspiel kostet 15 Euro und kannper Mail bestellt werden bei: [email protected]

Nikolaus in Leloh

Weihnachten im Kinderdorf

Weihnachten im Kinderdorf

Weihnachten im Kinderdorf

IntroEine individuelle WeihnachtskrippeNikolaus in LelohDer WeihnachtsmannUnd noch `ne Weihnachtsgeschichte19 EngleinWeil ich dich lieb habeUnd manchmal tut es auch wehRaclette mit NudelnWeihnachtszeit

Tag 5: Abreise und Besuch des Rheinfalls

An Tag 5 heißt es Abschied nehmen. Doch ein letztes Highlightgibt es vor dem Heimweg noch. Gemeinsam wird der Rheinfallbesucht und alle sind erstaunt, wie unglaublich groß der Wasserfall ist. Im Auto geht es dann wie auf der Hinfahrt weiter.Musiklehrer „Wolli“ Ostendarp stellt seinen Schülern Musik-rätsel, die nur Professor Johannes lösen kann, Schlagzeugerin Hannah zählt den Takt mit und die Sängerinnen singen auf derRückbank diverse Lieder a Cappella. Was für ein Ausflug!

Anna Leister

Page 12: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

12 Leben in Bergisch Gladbach

Haim Omer im Alltag

In der heilpädagogischen Schichtdienst-gruppe im Kinderdorf in Refrath wird die„Neue Autorität“ sowohl als Haltungs- alsauch als Handlungskonzept verstanden. Inder täglichen Arbeit mit den Verhaltens -auffälligkeiten der Kinder zeigt sie immerwieder neue Wege auf. Durch die Präsenzder Mitarbeiter, dem Herstellen einer Trans-parenz innerhalb und gegenüber anderenGruppen werden neue Handlungsoptioneneröffnet.

Besonders das Herstellen eines Unterstüt-zer-Netzwerkes ist eine wirksame Metho-de. „Wenn das Kind in seinen Verhaltens -mustern so gefangen ist, dass wir keinenZugang mehr finden, hilft es meist, sichUnterstützer zur Seite zu stellen. Dies kannder Fußballtrainer sein oder die großeSchwester, die im anderen Haus lebt. Es istwichtig, Transparenz zu schaffen und dieSchwierigkeiten offen zu legen. Dabei wirddem Kind gezeigt, dass es uns wichtig istund dass wir alles in unserer Macht ste -hende tun werden, um wieder friedlich mit -einander leben zu können: „Es braucht einganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“

Denn wenn es gelingt, dass die PädagogenUnterstützer gewinnen, ändert sich die Position der Pädagogen, sie sind wiederaktiv und können den gewaltlosen Kampfum das Kind oder den Jugendlichen steuernund anführen. Nach dem Konzept der neuenAutorität wird vor dem Schaffen eines Netz-werkes eine Ankündigung an das Kind/denJugendlichen verfasst, in dem die nicht mehr

zu tolerierenden Verhaltensweisen benanntwerden und deutlich wird, dass man sichmit den Unterstützern, respektvoll aber ent-schieden, diesem Verhalten in den Wegstellt.

Unsere Kinder haben durch belastendeBeziehungserfahrungen in der Herkunfts-familie bindungsvermeidende Strategienentwickelt, die den Beziehungsaufbau un -gemein erschweren können. Die Heimerzie-hung leistet dabei einen wichtigen Beitragzur korrigierenden Bindungserfahrung.Wenn die Bindung der Kinder zu den Päda-gogen stabil ist und sie mit diesen über ihreGefühle und Sorgen sprechen können, wer-den neue Erfahrungen gemacht und bereitsErlerntes kann korrigiert werden. Dabei wirddiese Beziehung oft getestet und auf dieProbe gestellt. Frei nach dem Motto: Magstdu mich auch noch, wenn ich gegen dieRegeln verstoße? Hältst du trotzdem zu mir?Verlässt du mich auch? Hier ist es für diePädagogen wichtig, präsent zu bleiben undgewaltlosen Widerstand zu leisten: „Ich binfür dich da, egal wie du dich gerade ver-hältst.“

Traditionelle Erziehung bedeutete, Kinderzu kontrollieren und sie durch strengeRegeln zu erziehen. Ändert man den Blickund fokussiert sich auf das eigene Verhal-ten, kann man in Aktion treten: „Nur meinVerhalten ist bestimmbar und nicht dasdes Kindes. Ich bestimme mein Verhalten,nicht deins!“

Die schwierigste Disziplin ist das Aussteigenaus dem Machtkampf. In einer Streitsitua-tion innezuhalten und nächste Schritte zuüberdenken. Gerade wenn etwas eskaliert,sollte man Ruhe bewahren und sich nicht in den Konflikt ziehen lassen, sondern aus-steigen. Dies kann dazu führen, dass erst amnächsten Morgen in der Dienstübergabe einweiteres Vorgehen überlegt wird: In Ruheauf das Verhalten des Kindes zurück -kommen. „Schmiede das Eisen, wenn eskalt ist.“

Das Wichtigste ist immer, in Beziehung zumKind zu bleiben. Kleine Gesten der Bezie-hung können ihm zeigen, dass es für dieErwachsenen wichtig ist und das Kind unab-hängig von seinem Verhalten willkommenist. Beziehungsgesten sind unabhängig vomVerhalten, sie sind keine Belohnung, son-dern ein Ausdruck der emotionalen Zuge-wandheit. So kann nach einem großen Streitdas Bonbon in der morgendlichen Brotdosemanchmal ein Türöffner sein …

Larissa Stupp, Gruppenleiterin Haus 9

„Die Beziehung bildet den Boden, den Ausgangspunkt für alleerzieherischen Bemühungen – ohne Beziehung keine Erziehung“

(Simmen, Rene. 1990. Heimerziehung im Aufbruch: Alternativen zu Bürokratie und Spezialisierung im Heim. Stuttgart: Haupt. 2. Aufl.)

In Beziehung sein, egal was am Tag vorgefal-len ist, ist wichtig.

Haim Omer, Professor für Psychologie an der Universität Tel Aviv, hat den Ansatz der neuen Autorität in Zusammenarbeit mit Pädagogen und Studierenden in Familien, Schulen und Einrichtungen entwickelt und erfolgreich erprobt.

Das Konzept zeigt auf, wie man Autorität in der heutigen Zeit neu definieren und Eltern und Pädagogen Mittel an die Hand gebenkann, um Regeln neu zu definieren und deren Einhaltung einfordern zu können. Dabei können diese durch ihre eigene Haltung denKindern und Jugendlichen Orientierung geben und durch verschiedene Interventionsmöglichkeiten ihre professionelle Handlungs-fähigkeit behalten, aus den Machtkämpfen aussteigen und den Anvertrauten mit Wertschätzung und Achtsamkeit begegnen.

Page 13: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Leben in Bergisch Gladbach 13

Na klar geht das! Der Weg dorthin ist nicht einfach. Es passiert, dass Kinder -dorf mütter in Rente gehen, krank werdenoder aus anderen, persönlichen Gründennicht mehr als Kinderdorfmutter lebenund arbeiten können.

Es braucht viel Geduld und Verständnis fürdie Kinder und Jugendlichen, die bishermit einer Kinderdorfmutter lebten, die Tagund Nacht für sie da war. Danach gefragt,was die Kinder und Jugendlichen als sehreinschneidend empfunden haben, ist dieAntwort, dass die „zweite Mutter“ fürsLeben, der ständige feste Ansprechpart-ner fehlt.

Wo sonst die Kinderdorfmutter mit sechsKindern und Jugendlichen, die von zweipädagogischen Mitarbeiterinnen unter-stützt wurde, mit den Kindern in einemHaus zusammen gelebt hat, gibt es nunein sechsköpfiges Betreuerteam, dasabwechselnd im Dienst ist. Und das dasLeben in der Wohngruppe gemeinsam mit den nun acht Kindern gestaltet. DasLeben in der Kinderdorffamilie bedeutetevor allem, gemeinsam in einer „Familie“

zu leben und in die bestehende Familien-kultur hineinzuwachsen.

Eine ganz neue Erfahrung war für vieleJugendliche in Haus 12, dass neue Kinderund Jugendliche eingezogen sind. Dasbringt erst mal Unruhe, bis die neuen Kin-der sich eingelebt und ihren Platz gefun-den haben. Und auch für die Kinder, diebis vor kurzem noch mit der Kinderdorf-mutter gelebt haben, bedeutet es sichumzugewöhnen. „Wir sind auf einmal soviele Kinder“, hat es ein Kind formuliert.„Es ist immer voll und laut, außerdem

müsse man sich nun auch noch mit vielendie Computerzeit und Fernsehzeit teilen“,sagt ein anderes. Und auch die Aufmerk-samkeit der nun zwar größeren Zahl derpädagogischen MitarbeiterInnen müssensich die Kinder teilen. Andere Kindersehen die Vorteile: „Ich habe neue Spiel-partner gefunden“, ist ein Junge erfreut,der nun jemanden hat, mit dem er gleicheoder ähnliche Interessen teilen kann.

Für das Team bedeutet es, dass dieRegeln, Absprachen und Strukturen sichverändern. Acht statt sechs Kinder undJugendliche fordern mehr Zuwendung,Zeit und viel Geduld. Die Organisationinnerhalb des Teams ändert sich auch, da alle pädagogischen Mitarbeiter undMitarbeiterinnen die gleichen und oft sehrwichtigen Informationen benötigen.

So oder so, ein lang anhaltender Prozess,indem die Kinder und Jugendlichen vielUnterstützung benötigen, um die Verän-derungen verstehen und akzeptieren zu können.

Susanne Buchmüller/Lukas Appolt für die Wohngruppe Haus 12

Eine Kinderdorffamilie wird zurWohngruppe – Geht das?

Krippenspiel mit TraditionDas Krippenspiel hat eine langjährige Tradition im Bethanien Kinder und Jugend-dorf Bergisch Gladbach. Bereits zum dritten Mal hat das alljährliche Stück anHeiligabend jedoch eine Besonderheit. Es ging im November für drei Tage auf Krippenspielfahrt! Alle kleinen und großen Schauspieler verbringen einWochen ende, weg vom Alltag, gemeinsam und proben für den großen Auftrittan Heiligabend.

Dieses Jahr erfolgt das Krippenspiel unter Leitung von Larissa Stupp undMichael Schumacher. 15 Kinder und Jugendliche werden zum Krippenspiel -wochenende aufbrechen. Neben vielen Proben werden aber natürlich auchreichlich Spiel und Spaß in das Wochenende integriert.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Schwestern, die das Probenwochenende ermöglicht haben.

Haus 12 im Urlaub an der Nordsee.

Page 14: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

14 Leben in Bergisch Gladbach

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Jutta Menne (54) ist seit dem 1. Juli 2019 Leiterin des Betha-nien Kinderdorfes Bergisch Gladbach. Qualifiziert zunächstals Erzieherin, wurde die Heilpädagogin am SystemischenInstitut Weinheim als Systemische Beraterin und Supervi sorinzertifiziert. Bevor sie ins Bethanien Kinderdorf kam, arbei teteFrau Menne zwölf Jahre bei der Lebenshilfe Bonn. Dort warsie als Verbundleitung für den Bereich der AmbulantenDiens te verantwortlich. Sie ist verheiratet, hat zwei erwach-sene Töchter und lebt mit ihrem Mann in Forsbach.

Die neue Aufgabe als Kinderdorf-leiterin ist für mich ... schon ein wahrgewordener Traum! Die Aufgabe erfülltmich fachlich, menschlich und bietet mir die einzigartigeMöglichkeit, meinen katholischen Glauben mit anderen imAlltag zu teilen: In der Kinderdorfkirche kann ich mich, vorallem, wenn es mal besonders hoch her geht, für stilleMomente im Gebet „erden“ oder – wie mit meinen Kollegin-nen und Kollegen – den Austausch auch im Konvent mit denSchwestern suchen. Das ist für mich gelebte Spiritualität.Und morgens fahre ich mit dem Rad zur Arbeit durch denKönigsforst, das ist so viel entspannter, als auf der Auto-bahn im Stau zu stehen.

Der größte Unterschied zu meinerbisherigen Tätigkeit liegt darin, ... dass ich als Leiterin hier persönlich viel näher dran am Geschehen bin und eine Menge aus dem Alltag der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen im Kinderdorf mitbekomme.

Als überraschend empfinde ich,... dass ich vom ersten Tag an mit einem großen Vertrauens-vorschuss so offen und freundlich aufgenommen wurde –und neue Impulse, die ich einbringe, beherzt im Kollegenkreisaufgegriffen und umgesetzt werden. Trotz des herausfor-dernden Alltags findet hier jeder Zeit für die Anliegen desAnderen.

Typisch Bethanien ist,... dass „alle am liebsten alles“ sofort von einem wissenund haben möchten und zügige Entscheidungen geschätztwerden.

Das pädagogische Konzept überzeugt mich weil, ... die Pädagogik von Haim Omer – kurz auf den Punktgebracht: ein Konzept elterlicher „neuer“ Autorität durchBeziehung und ohne Gewalt – für uns alle ein Leitfaden imAlltag ist, der es uns auch in schwierigen Situationen ermög-licht, adäquat zu agieren.

Wenn ich etwas verändern könnte, ... hier muss ich noch passen, diese Frage kommt mir ein bisschen zu früh. Jede Innovation setzt eine sorgfältige undwache Beobachtung dessen voraus, was ist. Erst danachfolgen, auf dem Weg einer gemeinsamen Reflexion und derErkenntnis, dass eine Veränderung sinnvoll ist, die Fragennach dem „Wozu“, nach dem „Was“ und nach dem „Wie“.Die Antworten liegen dann schon meist auf der Hand – undbeflügeln die Motivation, das Neue auch anzupacken, ganzungemein.

Für die Zukunft möchte ich, ... dass wir uns mutig den Herausforderungen stellen, die unsbegegnen. Und Neues wagen, wie etwa die Kinderschutz -ambulanz, die wir hoffentlich im Jahr 2021 eröffnen können.Dort können Kinder, die ad hoc ihr Elternhaus verlassenmüssen, weil ihr Wohlergehen gefährdet ist, fachlich gutbetreut unterkommen, bis geklärt ist, wie es für sie und ihreFamilien weitergeht.

Sr. Angela heißt Jutta Menne willkommen.

Jutta Menne ist neue Leiterin des Kinderdorfes

Page 15: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Leben in Eltville 15

„Was für eine grandiose Zirkusshow!“

Eindrücke und Begegnungen: Ein „Foto-Rundgang“ führtüber das bunte Sommerfest im Bethanien Kinder-undJugenddorf Eltville – es herrschte Gänsehaut-Feeling

„Ist das schön bei Euch!“, war an diesem Tag immer wieder zu hören.Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter präsentierten ihr Kinderdorf unterdem Motto „Magische Welt der Möglichkeiten“. Nach dem Eröff-nungsgottesdienst im Zirkuszelt starteten die Attraktionen auf demKinderdorfgelände. Ein buntes Programm bot für jeden etwas: Clownsmit Riesen-Seifenblasen, Spielestationen, eine Foto-Box, Luftballon-modellage, ein Karikaturenzeichner und eine Tombola mit tollen Prei-sen. All dies und vieles mehr durften die Gäste bei einem reichhalti-gen kulinarischen Angebot und Live-Musik entdecken und bestaunen.Das große Highlight in diesem Jahr war die atemberaubende Zirkus-vorstellung. Kinder und Jugendliche aus dem Kinderdorf sowie aus Eltville und Umgebung haben in einer Kooperation mit dem Mehr -generationenhaus Eltville und dem Zirkuspädagogen Rainer Gilden-stern eine ganze Woche lang in den Sommerferien geprobt.

Manege frei! Im „Bethanien Zirkus“ fieberten die Zuschauer mit denAkrobaten mit. Die Darbietungen lieferten absoluten Nervenkitzel. Obam Trapez oder bei der Feuershow. Manch einer hielt sogar die Luftin der Manege an, als sich der junge Fakir auf das Nagelbrett legte.Tosender Applaus erfüllte das Zirkuszelt beim großen Finale. „Das isteuer Applaus! Ihr habt das großartig gemacht“, lobte Kinderdorf -leiter Thomas Kunz die Kinder.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an alle Helfer, Sponsoren unddem Förderverein „KINDER ZUKUNFT FÖRDERN“, ohne die das Festnicht möglich gewesen wäre.

Page 16: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Wie Vertrauen in unserer Wohngruppe „Haus 4a“ entsteht

In diesem Jahr ist alles wohl nicht ganz so gleich wie in denletzten Jahren. Viele neue Gesichter, neue Zimmer, neue Tradi-tionen, neue Sprachen und vielleicht auch ein ganz neues Weih -nachtsfest?

Neben fünf neuen Kindern, die das Weih nachtsfest das erste Malin bethanischer Kinderdorfgemeinschaft erleben, gibt esauch zwei neue Betreuerinnen, die gespannt auf das Christ-kind warten und die Vorbereitungen für das Weihnachts-mahl treffen.

Gewusel da, Gewusel dort. „Wann kommt das Christ-kind?“, „Dauert es noch lang?“. Diese Fragen wer-den sich zu den Vorjahren wohl ganz bestimmtnicht verändert haben. Gemeinsames Festmahlund Spielen, die Kleider schön sauber halten,etwas singen und ja nicht zu laut, damit dasChristkind nicht erschrickt. Doch was dann?Wie ist es mit den alten Traditionen, wennaus dem Vorjahr nur drei alte Hasen geblie-ben sind?

Die Kolleginnen machen sich Gedanken.„Ich kenn das so.“ „Und ich das so.“„Wie können wir das Alte mit demNeuen verbinden?“ „Was ist denn nun

wohl richtig?“. Sie ziehen sich kurz zurück und besprechen, wassinnvoll wäre. Wann soll denn nun das Christkind kommen undwas wäre denn noch eine schöne Über raschung? Und währendsie sich so die Köpfe zerbrechen, scheint sich nebenan im Wohn-zimmer auf ganz eigene Weise schon das einzigartige Weih -nachtsgefühl zu verbreiten …

Alle Kinder haben es sich zusammen auf der großen Couchgemütlich gemacht. Mit Decken und Kissen. Aufeinander,

nebeneinander, voreinander und hintereinander. Einge -kuschelt in das Gefühl, nicht alleine zu sein. Die Großen

lesen den Kleinen vor, machen sich gegenseitig verschie-dene Flechtfrisuren. Alle erzählen und lachen, berich-

ten, wie sie mal Weihnachten gefeiert haben. AufDeutsch, Englisch, Eritreisch, mit Händen und Füßen.

Und es scheint gar keine Frage mehr zu sein, wieman Kulturen, Sprachen, Traditionen und ganz

eigene Lebensgeschichten miteinander verein-baren kann. Die anfängliche Wehmut, das Alte

nicht mehr hier zu haben und etwas Neuem„Hallo“ sagen zu müssen, ist wie weggezau-bert und verflogen.

Und genau in diesem Moment wird auchden zwei Betreuerinnen klar: Eine besse-re Zeit fürs Christkind kann es wohl nichtgeben. Freya Staib, Erzieherin Haus 4a

Wenn Anspruch und Wirklichkeit überein kommen„Wo Vertrauen wächst“ – ein anspruchsvoller Slogan, den sich die Bethanien Kinder- und Jugenddörfer da ausgesucht haben. Unddas in einer Zeit, die immer unübersichtlicher und in der Vertrauen immer schwerer wird. Und doch habe ich nach mittlerweile vierJahren im Kinderdorf Eltville den Eindruck, dass dieser Slogan nicht nur eine Utopie ist, nicht nur ein Werbespruch, der uns dekoriert.

„Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern weil Gott es mit uns lebt.“ Dieser Satz stammt vonAlfred Delp, einem Jesuitenpater, der 1945 den Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Er schrieb diesen Satz im Gefängnis kurz vor sei-ner Hinrichtung. Und oft denke ich mir: Ja, er hat recht.

Besonders schön dargestellt wird der Zusammenhang zwischenGott und Vertrauen für mich in der Kapelle unseres Kinderdorfes. Einlanges Tuch symbolisiert den Weg, den wir in diesem Jahr miteinan-der gegangen sind und es sind viele Stationen dabei, die Vertrau-en wachsen ließen: die Feste des Kirchenjahres, die 72 Stunden-Aktion, der Kinderdorfausflug, das Zirkusprojekt, und und und ...

Und so kann ich nach diesem Jahr wirklich wieder sagen: DieBethanien Kinderdörfer sind ein Ort, an dem Vertrauen wächst.

Isabel Nowak, Studentin Altes Pfarrhaus

16 Leben in Eltville

Weihnachtsfest der Kulturen,Sprachen, Traditionen

Page 17: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Leben in Eltville 17

18 Jahre Ehrenamt und PatenschaftWer ist Familie Heldmann?

Familie Heldmann, dazu gehören Karlo,seine Frau Gwen, ihr Sohn Luca, ihr Pfle-gesohn Mika sowie immer wieder wech-selnde Pflegekinder. Die Familie ist schonseit vielen Jahren im Kinderdorf aktiv undunterstützt mit vielfältigen Ideen den All-tag der Kinder.

Wie kam Familie Heldmann in Kontaktmit dem Kinderdorf?

Der Kontakt zum Kinderdorf ist durch dieersten Pflegekinder (Svenja und Lana)entstanden, die Gwen und Karlo vor unge-fähr 18 Jahren aufgenommen haben. Fürdie beiden Kinder wurde damals ein Platzgesucht, an dem sie gut aufwachsen kön-nen. Eine Dauerpflegestelle kam nicht inFrage und so kam der Kontakt zum Kinder-dorf und dem damaligen Haus 8 (heuteHaus 5) zustande.

Warum ist die Familie Heldmann mit demKinderdorf in Kontakt geblieben?

Nachdem Svenja und Lana im Kinderdorfangekommen waren, wollten sich Gwenund Karlo versichern, dass es den Kin-dern gut geht. Sie besuchten die beidenund waren vom Kinderdorf begeistert.Schnell reifte der Entschluss, man wolledem Kinderdorf etwas Gutes tun. Dieangedachte finanzielle Unterstützungwandelte sich schnell in den Gedankenum, den Kindern doch lieber „Kontakt zuspenden“, da dies den Kindern viel mehrbringen würde.

Durch das Engagement beider Seiten ent-stand eine Art Patenschaft für die Gruppe.Es fanden viele gemeinsame Ausflügestatt. Neben den Urlauben, die Svenjaund Lana mit den Heldmanns genossen,konnte sogar ein Urlaub in Belgien mit

dem gesamten Haus organisiert werden.Auch über die Gruppe hinaus haben sichdie Heldmanns immer wieder ins Kinder-dorf eingebracht. Wir sagen „DANKE!“.

Das Interview führte Susann Baade (Erzieherin Haus 5) mit Karlo Heldmann

Meine Kindheit und Jugend im KinderdorfIch heiße Jasmin, bin dieses Jahr 18 Jahre alt geworden und wohne in Oestrich-Winkel. Nach 11 Jahren in der Außenwohngruppe Rheingaustraße bin ich diesenSommer in eine eigene kleine Wohnung gezogen und habe bereits letztes Jahr eineAusbildung zur Automobilkauffrau begonnen.

Als ich 6 Jahre alt war, kam ich in das Bethanien Kinderdorf und es hat mein Lebenpositiv verändert. Ich habe viele neue Menschen getroffen, neue Freunde gefun-den, all dies wurde zu meiner Familie. Egal was war, ich konnte immer mit mei-nen ErzieherInnen reden, sie waren immer für mich da und egal, welche Situationes zu meistern gab, sie haben mir immer geholfen.

Das Leben mit den anderen Kindern war am Anfang eine sehr große Umstellungfür mich, weil überall wo man hinschaute, Kinder waren und man oft nur wenigRuhe hatte. Man hat sich aber mit vielen angefreundet und noch heute stehe ich mit einigen in Verbindung. Wir haben indieser Zeit viel Schönes gemeinsam erlebt. Es waren die schönsten 11 Jahre meines Lebens.

Eingewöhnung in die KrippeHinter jedem Kind, das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten hat, steht ein Erwachsener, der zuerstdieses Vertrauen hatte.

Mit dem Eintritt in die Krippe beginnt nicht nur für das Kind eine aufwühlende und neue Zeit, son-dern auch für die Eltern, die ihr Kind in – noch – fremde Hände abgeben. Gerade in dieser sensiblenAnfangszeit ist es besonders wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung auszubauen, miteinander insGespräch zu kommen und eine auf Gegenseitigkeit beruhende Erziehungspartnerschaft zu begrün-den. Gelingt dieser Dialog zwischen Eltern und ErzieherInnen, so zeigt die Praxis in der BethanienKindertagesstätte, können auch die Kinder schneller Vertrauen fassen. Durch Geborgenheit, Wert-schätzung und Beständigkeit gelingt es dem Kind, zu vertrauen und somit eine stabile Beziehungmit den neuen Bezugspersonen einzugehen. Katja Jung, Erzieherin Bethanien Kindertagesstätte

Jasmin früher und heute

Karlo Heldmann, Felsenmeer Ausflug 2007

Page 18: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

18 Fachlich

Arbeitsschutz und „24-Stunden-Diens

Aktuell arbeiten wir in den Schicht-dienstgruppen des Bethanien Kin-

derdorfes Schwalmtal in 24-Stunden-Diensten, begleitet durch Mitarbeiter imTagdienst.

Im Regenbogenhaus bedeutet dies, dassder nachtdiensthabende Mitarbeiter inder Schulwoche um 11:30 Uhr den Dienstbeginnt und ihn am nächsten Morgen um9 Uhr beendet, am Wochenende beginnter um 12 Uhr und beendet den Dienst amnächsten Tag um 12 Uhr.

Als familiäre Wohngruppe haben wir denAnspruch an uns, dass der nachtdienst -habende Mitarbeiter die Kinder durchden Tag begleitet, sie abends ins Bettbringt, morgens weckt und in die Schule,bzw. den Kindergarten, bringt. Dies bie-tet den bei uns lebenden Kindern Sicher-heit und Struktur, welche sehr wichtigfür sie sind.

Auch für die Mitarbeiter ist es wichtig,dass unsere Dienste in dieser Form ablau-fen. So begleitet der nachtdiensthabendeMitarbeiter bereits die Hausaufgaben undist den ganzen Tag vor Ort. Er kann mit denKindern abends gemeinsam den vergan-genen Tag reflektieren und weiß um dieam Tag aufgetretenen Gefühlslagen undErlebnisse aus erster Hand.

Das neue Arbeitsschutzgesetz besagtjedoch, dass Dienste höchstens 16 Stun-den dauern dürfen. Hierzu zählt auch dieBereitschaftszeit von 22 Uhr bis 6 Uhr,die jedoch stundentechnisch nicht alsArbeitszeit gerechnet wird.

Daraus ergibt sich, dass der Nachtdiensterst um 17 Uhr den Nachtdienst begin-nen könnte und den Dienst um 9:00 Uhrbeenden müsste.

Für unsere pädagogische Arbeit und dieKinder und Jugendlichen hätte dies fata-le Folgen. Der Nachtdienst würde erst kurzvor dem Abendessen in den Dienst kom-men und hätte keinen Eindruck vom Tagder Kinder. Eine Reflektion am Abend wäreso kaum möglich. Die Kinder und Jugend-lichen würden durch das neue Arbeits-schutzgesetz von zwei bis drei Mitarbei-tern durch den Tag begleitet werden, dieerst im Abendbereich durch den Nacht-dienst abgelöst werden, wodurch die Zeiten, die zusammenhängend mit denKindern verbracht werden, deutlichbeschnitten werden.

Abgesehen davon, dass der pädagogi-sche Anspruch ein anderer ist, als durchdieses Gesetz möglich, hätten die neuenArbeitszeiten für die Mitarbeiter deutli-che Nachteile.

Momentan hat jede Vollzeitkraft ca. sechs24-Stunden-Dienste monatlich, zusätz-lich dazu durchschnittlich neun Tag -dienste, ausgehend von einer durch-schnittlichen Arbeitszeit von 160,5Stunden. Wenn das neue Arbeitsschutz -gesetz in unserer Einrichtung greift undwir die Dienstzeiten dementsprechendanpassen müssen, bedeutet dies, dassjeder Mitarbeiter durch die fehlendenArbeitsstunden bei den Nachtdienstensechs weitere Tagdienste pro Monat arbeiten muss, um die monatlicheStundenzahl zu erfüllen. Somit bleibenmonatlich drei bis vier freie Tage übrig.

Zusätzlich arbeiten im Kinderdorf vieleMitarbeiter, die einen weiten Anfahrts-weg haben.

Für diese Mitarbeiter würde die Anpas-sung der Dienstzeiten neben dem Weg-fall freier Tage eine erhebliche zeitliche

und finanzielle Mehrbelastung bedeu-ten.

Es wird deutlich, dass das neue Arbeits-schutzgesetz für die Kinder und Mitarbei-ter eine deutlich schlechtere Lösung ist,als das aktuell praktizierte Schichtsystem.

In Zeiten des Fachkräftemangels sindansprechende Arbeitszeiten und einegelungene Work-Life-Balance wichtig.

Als Arbeitnehmer haben wir im Kinder-dorf eine Unterschriftenliste gegen dasneue Arbeitsschutzgesetz aufgesetzt, dader Großteil der Mitarbeiter sich durchdieses Gesetz nicht geschützt fühlt, son-dern vor allem die Grundlage für deutlichschlechtere Arbeitsbedingungen geschaf-fen sieht.

Katrin Schwandner, Gruppenleiterin

Aus Arbeitnehmersicht

Katrin Schwandner

Page 19: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

te“ – Mitarbeitereinsatz im Kinderdorf

Fachlich 19

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Aus Arbeitgebersicht

Arbeitgeber und Leitungskräfte habeneine Fürsorgepflicht für die Mitarbei-

terinnen und Mitarbeiter in den Kinder -dörfern. Dazu gehören auch gute Rah-menbedingungen. Die pädagogischeArbeit ist oftmals schön und befriedigend,aber es gibt immer wieder Zeiten, indenen der Dienst körperlich und psy-chisch belastend ist.

Die Bethanien Kinderdörfer haben des-wegen eine Reihe von Regelungen ge-schaffen, die die Belastungen nicht völligwegnehmen, aber die dafür sorgen, dassMitarbeiter aufgefangen werden und wie-der zu Kräften kommen können. Dazugehören:

� die Gesundheitsfürsorge,

� gute Arbeitsplätze und Arbeits-bedingungen,

� gute Teams, kollegiale Zusammen-arbeit und klare Strukturen, in denenes Ansprechpartner gibt,

� Supervision und Weiterbildungen, Begegnungstage für fachlichen Aus-tausch und Gemeinschaftsbildung,

� Seelsorge und religiöse Angebote

� Klare Dienstzeitregelungen

� Springerdienste für kurzfristige Ausfälle oder Krisen

Der Arbeitgeber ist nicht frei in der Gestal-tung von Regelungen. Der Schutz von Mitarbeitenden ist in staatlichen Arbeits-schutzregelungen festgelegt. Arbeitge-ber, die sich nicht daran halten, machensich strafbar.

Für die Dienstzeiten gelten besondereund sehr klar festgelegte Regeln, die dazudienen, dass Arbeitnehmer nicht überGebühr belastet werden. Aus Sicht desArbeitsschutzes ist eine Dienstzeit, dierund um die Uhr die Anwesenheit von Mitarbeitern erfordert (Schichtdienst oderWechseldienst), schon eine Belastung an sich, unabhängig von der eigentlichenTätigkeit. Deshalb begrenzt der Arbeits-schutz die Arbeitszeit besonders von Menschen in Wechseldiensttätigkeiten.Die erlaubte tägliche Arbeitszeit beträgt10 Stunden. Eine Verlängerung dieserArbeitszeit ist nur unter besonderenBedingungen möglich, die maximalerlaubte Arbeitszeit sind 24 Stunden. Wir haben in den Wohngruppen Dienst-pläne, die eine Arbeitszeit von 24 Stundenvorsehen. In diese Dienste fällt jeweilseine Nachtbereitschaft von 8 Stunden, indenen der Mitarbeiter auch Ruhen bzw.Schlafen kann. Ohne die Nachtbereit-schaft wäre ein 24 Stunden-Dienst nichterlaubt.

In den Kinderdorffamilien gibt es für dieKinderdorfmütter eine Ausnahmerege-lung, weil sie das Leben mit den Kindernrund um die Uhr teilen. Dies ist eine derganz wenigen Ausnahmen im Arbeitszeit-gesetz. Zur Erholung der Kinderdorfmüt-ter gibt es eine besondere Vereinbarung,die auch Urlaubszeiten ohne die Kinderbeinhaltet. Die Vertretungen der Kinder-dorfmütter sind an die Höchstgrenze der24 Stunden Arbeitszeit gebunden.

Als Alternative zu den 24 Stunden Diens -ten werden zurzeit Dienstzeitmodellediskutiert, wie z.B. das Dreischichtmo-dell, in dem alle 8 Stunden ein andererMitarbeiter in den Dienst kommt. Dieseständigen Wechsel der Betreuungs -personen macht eine durchgehendepädagogische Arbeit unmöglich, der Auf-bau von verlässlichen Bindungen undBeziehungen ist viel schwieriger oder garunmöglich. Für Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter bedeutet diese Verkürzung derDienstzeit einen viel höheren Wechsel von Dienstzeiten und damit wird auch dieFreizeit eingeschränkt, in der Erholungund Freizeit stattfindet.

Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass dergut gemeinte behördliche Arbeitsschutznicht immer im Sinne der zu schützendenGruppe ausgestaltet wird. Hier sind einegrößere Flexibilisierung und mehr Mit -bestimmung von betroffenen Gruppengefordert.

Die Bethanien Kinderdörfer sind Arbeit -geber, als solche dürfen sie nicht gegengeltendes Recht verstoßen. Im Interessevon Kindern und Mitarbeitern werden wiruns aber für den Erhalt der 24 StundenDienste einsetzen.

Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer

Dr. Klaus Esser

Page 20: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

20 Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien

Jede Berufung beginnt mit Gott, der unszuerst ruft. Der Mensch sucht dann nacheiner Möglichkeit, Gott mit seinemLeben zu antworten. Jede christlicheBerufung besteht darin, mit Jesus Chris-tus vertraut zu werden, indem wir ihmnachfolgen. Dabei bleibt die Berufungnicht starr, sie ist manchmal ein Unruhe-zustand, auf jeden Fall dynamisch.

Das Ordensleben ist eine Form dieserNachfolge, mit dem Noviziat als einerbesonderen Zeit des Suchens, Lernensund Reifens. Wenn eine Frau neu in denOrden eintritt, beginnt ein Prozess: siewird sich in dieser Zeit – wenn es gutgeht – besser kennenlernen, innerlichfreier werden und so auch erkennen undentscheiden können, ob sie am richtigenPlatz ist. Die Novizenmeisterin begleitetdiesen persönlichen Lebens- und Glau-bensweg und die menschlichen undgeistlichen Lernprozesse. Das Vertrauenin Gott und in die Gemeinschaft (manch-mal auch in sich selbst) kommt dabei

nicht über Nacht, sondern wächst all-mählich.

Auch später vertiefen wir Schwesternein Leben lang immer mehr unser Gelüb-de des Gehorsams, d.h. das Hören aufGottes Führung. Wir versuchen, immermehr darauf zu vertrauen, dass auchdas, was wir nicht verstehen, eineFügung Gottes ist, der letztlich unserBestes will. Unser Gründer, Pater JeanJoseph Lataste, hat das so formuliert:„Vertraut stets auf die göttliche Vor -sehung!“

Mit dem Begriff „Vorsehung“ tun wiruns heute schwer, weil uns unsere Auto-nomie so wichtig ist – auch gegenüberGott. Doch die Vorstellung, dass Gotteinen Plan für mein Leben hat, dass eretwas für mich „vorgesehen“ hat, wider-spricht nicht der menschlichen Freiheit.Vielleicht hilft hier das Bild eines Navis:Es schlägt eine Route vor, aber der Fah-rer muss sich nicht daran halten. Wenner einen anderen Weg wählt, meldet

das Navi zuerst: „Wenn möglich bittewenden!“ und dann „Route wird neuberechnet“. So geht es uns mit Gott: Erhat einen Plan für unser Leben, wir sindihm nicht egal, aber wir sind frei, diesenWeg zu gehen oder nicht. Gott geht alleWege mit.

Wenn wir nun im Glauben wachsen wol-

len, dann heißt das auch, immer mehr

darauf zu vertrauen, dass der Program-

mierer unseres persönlichen „Navis“ es

gut mit uns meint. Vielleicht können wir

dann irgendwann seinen Wegweisun-

gen folgen, auch wenn wir gerade kei-

nen Durchblick haben, wo es langgeht.

Sr. Hellena (Novizenmeisterin) und

Sr. Barbara

(Halb-)Runde Geburtstage

Sr. Caritas (Meckenheim): 14.12.2019, 85 Jahre

Sr. Ludgera (Schwalmtal-Waldniel): 22.12.2019, 75 Jahre

Sr. Simone (Schwalmtal-Waldniel):30.12.2019, 75 Jahre

Sr. Beatrix (Schwalmtal-Waldniel):03.01.2020, 85 Jahre

Sr. Vera Noel (Eltville-Erbach):17.01.2020, 50 Jahre

Sr. Birgitta (Meckenheim):09.02.2020, 75 Jahre

Sr. Veronika (Meckenheim): 06.03.2020, 80 Jahre

Wir gratulieren herzlich und wünschen Gottes Segen!

Termine

Wir versprechen unserer Generalpriorin die Treue zu Gott und zur Gemeinschaft in die Hand.

Hineinwachsen in das Vertrauen zu Gott

Page 21: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien 21

Wenn es gelingt und in unseren Kindernund Jugendlichen wirklich Vertrauenwächst, dann sind die Folgen oft nochlange zu spüren. Viele unserer „Ehemali-gen“ halten Kontakt zu ihrem Kinderdorfund vor allem zu den Kinderdorfmütternoder -eltern, bei denen sie groß gewordensind. So kommt es, dass viele unsererSchwestern inzwischen nicht nur Groß-

sondern längst schon Urgroßmütter sindund immer wieder zu Hochzeiten und Taufen eingeladen werden. Oft möchtenunsere „Ehemaligen“ solche Feste natür-lich auch in den vertrauten Kinderdorf -kapellen feiern.

Unser Bild zeigt Sr. Veronika mit ihremjüngsten Urenkel.

Sr. Barbara

Er ist genau vor 150 Jahren gestorben, der Mann, der das Leben vieler Frauen grundlegend verän-dert hat. Vor sieben Jahren wurde er in Besançon/Frankreich selig gesprochen, als „Apostel derGefängnisse“, sein Gedenktag der 5. September. Er war ein Zeitgenosse Victor Hugos, der 1862 denRoman „Les Miserables“, „die Elenden“, veröffentlichte. Diesen Elenden und ihrer Chancenlosigkeitin einer selbstgerecht anmutenden Gesellschaft, begegnet der Dominikaner P. Jean Joseph Latasteim Gefängnis in seiner Geburtsstadt Cadillac. Dort wird er hingeschickt, den Frauen zu predigen. Die Rollen sind klar, auf der einen Seite er, der unbescholtene Kleriker, auf der andern 400 Verbre-

cherinnen: Kindsmörderinnen, Diebinnen, Prostituierte. Frauen, die mit gesenkten Köpfen und in hässlicher Anstaltskleidung vorihm sitzen. Aber genau dieser Anblick berührt ihn zutiefst. Er sieht seine eigene Selbstgerechtigkeit, verwirft sein Manuskript undbeginnt die Predigt mit den ernst gemeinten Worten „ Meine lieben Schwestern“. Und er erkennt, wieviel Wahres in der Volksweis-heit: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“, steckt. Die Frauen lehren ihn auch, dass gut gemeinte Worte vielleichttrösten, aber wenig verändern können. Dies alles veranlasst P. Lataste seine gesamte Lebenskraft dafür einzusetzen, eine Ordens-gemeinschaft für Frauen zu gründen, die nach ihrer Haft zusammen mit anderen Frauen als Ordensgemeinschaft leben wollen.

Sie alle haben ihre unverlierbare gottbegebene Würde, ihre einmalige Geschichte, die sie nach guter Aufarbeitung befähigt, dasVertrauen ins Leben zurückzugewinnen und als gottgegebene Lebenslehrerinnen und Mitschwestern gemeinschaftlich Zeuginnender befreienden Vergebung Gottes zu sein. Sr. Katharina, Generalpriorin

Voll Vertrauen gehe ich den Weg mit dir, mein Gott,getragen von dem Traum, der Leben heißt.Am Ende dieses Weges bist du selber dann das Ziel,du, der du das Leben bist.

Doch der Weg wird manchmal auch ein Stück durch die Wüste führ’n,und dann hab ich Angst davor, blind mich nur im Kreis zu dreh’n.Dann bitt ich dich, o Gott, um Kraft zum Weitergeh’ndann bitt ich dich, o Gott, um Kraft zum Gehen.

Hans Waltersdorfer, 1985

„Nicht vom Brot allein“

Vertrauen trägt Früchte

Auf ein Wort

Sr. Katharina, Generalpriorin

Sieh mal anUnsere Kinder in Bergisch Gladbach spie-len gerne auf dem Kirchplatz. Da wird dieKirche natürlich ins Spiel einbezogen …

Page 22: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

22 Persönlich & Termine

Runde GeburtstageAntje Alicke, 04.03.20, 40 Jahre

JubiläumKatharina Knors, 01.02.20, 10 Jahre

Werner Thölke, 01.02.20, 25 Jahre

BergischGladbach

Runde GeburtstageIrmgard Schroyen-Boden, 16.12.19, 60 Jahre

Maike Kauven, 21.02.20, 30 Jahre

Nicole Großmann, 25.02.20, 50 Jahre

Ilka Ziegler, 23.03.20, 30 Jahre

JubiläumStephan Joebges, 01.01.20, 10 Jahre

SchwalmtalRunde GeburtstageRita Kiefer-Müller, 01.02.20, 60 Jahre

Marion Pallmann, 23.02.20, 30 Jahre

JubiläumAndrea Krechel, 01.04.20, 25 Jahre

AbschiedIngrid Mahl, 31.12.19

GeburtenSonja Orth, 24.06.19, Laura

Christina Mello, 17.09.19, Antonia

Miriam Waititu-Buff 1, 05.09.19, Louis

Eltville

06.12.19 Nikolausfeier mit der Deutschen Bank

24.12.19 17 Uhr, Christmette in der Kinderdorf-kapelle

31.12.19 17 Uhr, Familienmesse zu Silvester inder Kinderdorfkapelle

06.01.20 Dreikönigssingen im Schwesternhaus

20.02.20 Altweiber-Feier im Kaminzimmer

22.02.20 Karnevals-Galasitzung in der Aula

23.02.20 Kostümmesse

25.02.20 Karnevals Spielenachmittag in der Aula

Termine

27.02.20Todestag Mutter Henrika Dominika,Mitbegründerin der Dominikanerin-nen von Bethanien

ÜbergreifendeTermine

Aktuelle Termine und Hinweise finden Sie

auch auf: www.bethanien-kinderdoerfer.de

24.12.1916.30 Uhr, Wortgottesdienst mit Krip-penspiel mit Weihbischof Ansgar Puff

24.12.19 21.30 Uhr, Christmette mit PaterGeorg Geisbauer

25.12.1910.30 Uhr, Festmesse mit WeihbischofAnsgar Puff

31.12.19 17 Uhr, Wortgottesdienst mit DariaWirth und Sr. Angela

15.01.20Neujahrsempfang im Kinderdorf

23.01.20100. Geburtstag Gottfried Böhm

31.01.20 19 Uhr, Ausstellungseröffnung „Bahn-brechender Beton – Gottfried Böhmzum 100. Geburtstag“

19.02.20 Mitarbeiterkarneval im Kinderdorf

20.02.20 Weiberfastnacht, das Kinderdorf istjeck, im Konvent und im Turmhaus

21.02.20 Kinderkarneval im Kinderdorf

22.02.20 Teilnahme am Refrather Karnevalszug

Termine

05.12.19Lebendiger Adventskalender in derBethanien Kindertagesstätte

20.12.19 Mitarbeiteradventsfeier

24.12.1917 Uhr, Christmette in der Kinder-dorfkapelle

23.01.20Start der Fortbildung Praxisanleitung

23.02.20Fasching im Kinderdorf

Termine

Page 23: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kidoblick Nr. 49 · 3/2019

Ihre Hilfe 23

Social Days im Bethanien KinderdorfIm Schwalmtaler Kinderdorf haben in diesem Jahr

gleich zwei Social Days stattgefunden. Mitte Sep-

tember wurden ein Wasser-Matsch-Platz und eine

Spieleküche gebaut, Sonnensegel gehisst, Schup-

pen angestrichen und Hochbeete angelegt. Gleich

darauf wurden die neuen Spielangebote genutzt.

In der neuen Spieleküche zum Beispiel wurden

fleißig Sandpfannkuchen gebacken. Vielen Dank an

die Mitarbeiter von Colt und Warth & Klein!

Anna Leister

Der Bergisch Gladbacher Kinderdorfzirkus Torkelini hat jetzt Paten. Der

Kiwanis Club Odenthal Altenberg unterstützt den Zirkus darin, sich

weiter zu entwickeln. So spendeten die Kiwanis-Mitglieder zum Einstand

einige Einräder, die für Zirkusdirektorin Astrid Westerboer genau zur

richtigen Zeit kamen. „Wir haben jetzt eine eigene Einradgruppe“, freut

sich die Leiterin des Pädagogischen Fachdienstes.

Auf dem Erntedank- und Herbstfest überreichten die Kiwanis-Damen um

Präsidentin Ursula Zwingenberg den Zirkuskindern als äußeres Zeichen

der Patenschaft neue T-Shirts.

Daniela Fobbe-Klemm

Kiwanis unterstützt Torkelini

Harley-Fahrer on Tour ins Kinderdorf

Das Motorendröhnen ist schon von wei-

tem zu hören. Über 120 Motorrad- und

Trikefahrer begrüßte an einem Sonntag das Bethanien Kinderdorf in

Eltville-Erbach. Bereits zum 5. Mal veranstaltete der Harley Stammtisch

Trebur seinen „Toy Run“.Zusammen feierten Biker und Kinder einen OpenAir-Gottesdienst – inmit-ten der Harley-Maschinen. Anschließend überreichten die Motoradfahrereine Spende von rund 2.500 € und ließen den Nachmittag gemütlich beieinem Grillfest ausklingen.

„Das Schönste sind die strahlenden Kinderaugen“, freut sich Larry Hansen,

der die Kinder zu kleinen Rundfahrten in seinem knallgelben Beiwagen

einlud. So eine tolle Aktion! Vielen Dank an Organisator Larry Hansen und

alle Beteiligten. Christina Bergold

Hiermit danken wir allen unseren

Spendern und Freunden der

Kinderdörfer.

Dank Ihrer Hilfe können wir viele

kleine und große Projekte für

unsere Kinder ermöglichen.

Einige Beispiele stellen wir Ihnen

stellvertretend vor.

Page 24: kidoblickblick - Bethanien Kinderdoerfer...Wir haben beide den Kontakt zum Kin-derdorf nie abgebrochen. Dazu gehören unsere Kinderdorfmütter Sr. Agnes, Sr. Judith und Marlene, unsere

kido

blic

k N

r. 49

· 3/2

019

Wollen Sie die Freundeskreise für unsere Kinderdörfer unterstützen und noch mehr über unserfahren? Dann lernen Sie den Freundeskreis Schwalmtal, den Freundeskreis Bergisch Gladbachoder den Verein KinderZukunftFördern Eltville kennen und sprechen Sie uns an!

Danke! Wir alle freuen uns, Ihnen mit dieser Zeitung dreimal jährlich kostenlos einen Einblick in unser Leben geben zu können.

Mehr als 1.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene leben und arbeiten in den Bethanien Kinderdörfern. Sie alle beteiligen sich an der Erscheinung dieser Zeitung. Mit Ideen, Artikeln oder Bildern. Das geht aber nur, weil wir Menschen gefunden haben, die die Produktion unseres kidoblicks mit einem Geldbetrag unterstützen. Dafür sagen wir an dieser Stelle aus vollem Herzen „Danke!“

Widerspruchsrecht: Gem. § 23 Abs. 1 u. 2 der Kirchlichen Datenschutzregelung der Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts (KDR-OG) können Sie jederzeit gegen die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten Widerspruch einlegen. Sie möchten keine Post mehr aus dem Kinderdorf erhalten? Dann rufen Sie uns an 02163 4902-220oder schreiben eine E-Mail an [email protected]

Adressen – Spendenkonten

Bethanien Kinder- und JugenddorfSchwalmtalUngerather Straße 1–1541366 [email protected]

Sparkasse KrefeldDE76 3205 0000 0000 0010 08

Bethanien Kinder- und JugenddorfBergisch GladbachNeufeldweg 2651427 Bergisch [email protected]

Kreissparkasse KölnDE29 3705 0299 0000 0560 54

Bethanien Kinder- und JugenddorfEltvilleMarienhöhe 165346 [email protected]

Rheingauer VolksbankDE32 5109 1500 0040 4040 40

Träger:Bethanien Kinderdörfer gGmbHUngerather Straße 1–1541366 [email protected]

Bank für SozialwirtschaftDE91 3702 0500 0008 3500 00

www.bethanien-kinderdoerfer.de

Wollen Sie zu Weihnachtenetwas Gutes für unsereKinder tun: Nach demMotto „Spenden stattGeschenke“ können Siez.B. mit 25 € schon eineTherapiestunde für einKind finanzieren.