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Zentralstelle für Klinische Sozialarbeit Deutsche Gesellschaft für Sozialarbeit e.V. Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen e.V. ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOSOZIALE PRAXIS UND FORSCHUNG KLINISCHE SOZIALARBEIT 2. Jg. Heft 2 April 2006 Themenschwerpunkt: Psychosoziale Diagnostik Editorial Soziale Diagnostik Peter Pantucek Assessments in der sekundären Suchtprävention bei Jugendlichen Marion Laging Biografietheoretische Konzeptualisierung als soziale und geschichtliche Dimensionierung des Psychischen Heidrun Schulze Zu den AutorInnen dieser Ausgabe Wissenschaftlicher Beirat Impressum 3 4 8 10 2 2 2 Inhalt Herausgeber

klinische-sozialarbeit 2006 2-2 - Aktuelles aus der DGSA · ie soziale Pathologie (= das soziale Leiden) jedes Men-schen besteht darin, dass er aufgehört hat, sich an seinen Bedürf-nissen

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Zentralstelle für Klinische Sozialarbeit Deutsche Gesellschaft für Sozialarbeit e.V.Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen e.V.

ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOSOZIALE PRAXISUND FORSCHUNG

KLINISCHE SOZIALARBEIT

2. Jg. Heft 2 April 2006

Themenschwerpunkt: Psychosoziale Diagnostik

Editorial

Soziale DiagnostikPeter Pantucek

Assessments in der sekundären Suchtprävention bei JugendlichenMarion Laging

Biografietheoretische Konzeptualisierungals soziale und geschichtliche Dimensionierung des PsychischenHeidrun Schulze

Zu den AutorInnen dieser Ausgabe

Wissenschaftlicher Beirat

Impressum

3

4

8

10

2

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Inhalt

Herausgeber

Page 2: klinische-sozialarbeit 2006 2-2 - Aktuelles aus der DGSA · ie soziale Pathologie (= das soziale Leiden) jedes Men-schen besteht darin, dass er aufgehört hat, sich an seinen Bedürf-nissen

Herausgeber:Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Ge-sundheitswesen e.V. (v.i.S.d.P.) in Kooperationmit der Zentralstelle für Klinische Sozialarbeit,Coburg, und der Deutschen Gesellschaft fürSozialarbeit e.V., Sektion Klinische SozialarbeitRedaktionsteam:Uwe Klein (Leitung) Norbert Gödecker-GeenenSilke Birgitta Gahleitner Gernot HahnAnzeigenakquise:G. Hahn, Virchowstr. 27, 90766 FürthTel. 0175/276 1993Anschrift der Redaktion:Redaktion "Klinische Sozialarbeit"Zentralstelle für Klinische Sozialarbeit Berlinc/o Uwe Klein, Krankenhaus HedwigshöheKlinik für Psychiatrie und PsychotherapieHöhensteig 1, 12526 BerlinTel. 030/67 413 021 Fax 030/67 413 002 oder:Tel. 030/60 500 856 Fax 030/60 500 857Email: [email protected], Grafik & Schlussredaktion:Ilona Oestreich, BerlinDruck:GREISERDRUCK GmbH & KoKG, 76437 RastattErscheinungsweise: viermal jährlich als Einlegezeitschrift im DVSG –FORUM sozialarbeit + gesundheitISSN:1861-2466Auflagenhöhe: 2250Copyright: Nachdruck und Vervielfältigen, auch auszugs-weise, sind nur mit Genehmigung der Redaktiongestattet. Die Redaktion behält sich das Rechtvor, veröffentlichte Beiträge ins Internet zu stel-len und zu verbreiten. Der Inhalt der Beiträgeentspricht nicht unbedingt der Meinung derRedaktion. Für unverlangt eingesandte Manu-skripte, Fotos und Datenträger kann keineGewähr übernommen werden, es erfolgt keinRückversand. Die Redaktion behält sich dasRecht vor, Artikel redaktionell zu bearbeiten.

Dipl.-Soz.päd. Kirsten Becker-Bikowski Universitätsklinikum Heidelberg

Prof. Dr. Peter Buttner Fachhochschule München

Prof. Dr. emer. Wolf Crefeld Evangel. Fachhochschule Bochum

Prof. Dr. Heike DechEvangel. Fachhochschule Darmstadt

Prof. Dr. Peter Dentler Fachhochschule Kiel

Prof. Dr. Brigitte Geißler-PiltzAlice-Salomon-Fachhochschule Berlin

Prof. Dr. Cornelia Kling-KirchnerHTWK Leipzig, Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr. Albert MühlumFachhochschule Heidelberg

Prof. Dr. Helmut Pauls Fachhochschule Coburg

Prof. Dr. Ralf-Bruno ZimmermannKatholische Hochschule für Sozialwesen Berlin

Prof. Dr. Dr. Günter ZurhorstHochschule Mittweida

Wissenschaftlicher Beirat

Infoseite

2 KLINISCHE SOZIALARBEIT 2(2) / 2006

Impressum

Arbeitsgemeinschaft Zulassung zur Ausbildungzum Kinder- und Jugendlichen-psychotherapeuten gegründet (AZA-KJP)

Die Ausbildungsgänge zum Kinder- und Jugend-lichenpsychotherapeut (KJP) erfahren eine sehrhohe Nachfrage seitens der Diplom-Sozialpäda-gogInnen. Dies hat fachliche Gründe: Sozial-pädagogInnen mit Hochschulabschluss sind inihrem Studium in großem Umfang mit Problem-stellungen des Kindes- und Jugendalters be-fasst. Die im Sozialarbeits- bzw. Sozialpädago-gikstudium vermittelten „klinischen Kompeten-zen“ (vgl. Pauls & Mühlum 2004, Pauls 2005)betonen die Integration und Vernetzung der be-ratenden, sozial- und psychotherapeutischen so-wie pädagogischen Arbeit, die beispielsweise imRahmen der Elternberatung und Familienhilfe,der Interventionen im Alltag des Kindes und derKooperation z.B. mit Schulen und psychiatri-schen Einrichtungen besondere Beachtung fin-den.

Psychotherapie ist damit offenkundig nichtDomäne einer Berufsgruppe. Durch die Reformder deutschen Hochschulen ist aber die bisheri-ge Zugangsreglung zur Ausbildung von KJP inFrage gestellt. Für Psychologen wird im Rahmendes universitären Studiums angestrebt, einenMaster of Science (MSc.) 'Klinische Psychologie'zu etablieren, der verbindliche Zulassungsvo-raussetzung werden soll. Praxis, Verbände undHochschulen für Soziale Arbeit sind damitherausgefordert, ein tragfähiges Profil der Zu-gangsqualifikation zu liefern, um eine Fest-schreibung des Uni-Masters in Klinischer Psy-chologie als alleiniger Zugangsberechtigung zurKJP zu verhindern. KJP würde als Professionohne (sozial-)pädagogische und klinisch-sozial-arbeiterische Kenntnisse und Kompetenzen einefachlich unvertretbare Verkürzung erfahren.

Die ersten berufsbegleitenden Masterstudien-gänge im Bereich Klinischer Sozialarbeit habenihr hohes wissenschaftliches und fachliches Ni-veau bereits durch eine erfolgreiche Akkreditie-rung mit der Empfehlung der AbsolventInnen fürden Höheren Dienst nachgewiesen. Um diesesQualifikationsniveau durch Ausbildungsstan-

dards für Masterabschlüsse im Bereich derSozialen Arbeit, Sozialpädagogik und Heilpäda-gogik zu bewahren, hat sich eine Arbeitsgemein-schaft Zulassung zur Ausbildung zum Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten gegründet(AZA-KJP). Die Standards nehmen Bezug auf dieklinischen Inhalte der KJP-Ausbildung und solleneine reibungslose Schnittstelle der Zugangsab-schlüsse mit der KJP-Ausbildung gewährleisten.Das formulierte klinisch-pädagogisch-sozialar-beiterische Profil soll zur Grundlage für dieAkkreditierung von Masterstudiengängen alsEingangsvoraussetzung für die Ausbildung zumKinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenverbindlich gemacht werden. Das Profil wurdeam 7.3.2005 einstimmig beschlossen.

Soll Psychotherapie - und insbesondere Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie - eine ange-messene professionelle Antwort auf gesundheit-liche Überforderungen durch psychosoziale Ver-arbeitungsprozesse postmoderner Lebensver-hältnisse bereitstellen, muss sie u. E. effektiv zueiner Verbesserung der psychosozialen Passungin den verschiedenen Dimensionen des mensch-lichen Lebens und der jeweils vorhandenen sozi-alen Chancenstruktur beitragen, welche als Fak-tor von Gesundheit und Krankheit zunehmendan Bedeutung gewinnen wird.

Literatur

Pauls, H. & Mühlum, A. (2004). Klinische Kompe-tenzen. Eine Ortsbestimmung der Sektion Klini-sche Sozialarbeit der Deutschen Gesellschaft fürSozialarbeit (DGS) - Sektion Klinische Sozial-arbeit. Online verfügbar unter: www.klinische-sozialarbeit.de/Klinische%20Kompetenzen%20-%20Eine%20Ortsbestimmung%20der%20DGS-Sektion%20KlinSA.pdf [24.6.2005]

Pauls, H. (2005). Klinische Sozialarbeit und Kin-der- und Jugendlichenpsychotherapie. KlinischeSozialarbeit. Zeitschrift für psychosoziale Praxisund Forschung, 1(1), 10f.

Information

Weitergehende Information zur AZA-KJP undden erarbeiteten Kriterien kann auf Anfrage vonder Redaktion zur Verfügung gestellt werden.

Aktuelles

Prof. Dr. Marion LagingFachhochschule Esslingen – Hochschule fü[email protected]

Prof. Dr. Peter PantucekDiplomsozialarbeiter, Soziologe, Supervisor,Fachhochschule St. Pölten, Österreichwww.pantucek.com; [email protected]

Dr. phil. Heidrun Schulze Dipl.-Sozialpädagogin, Dipl.-Sozialtherapeutin,PsychotherapeutinUniversität-Gesamthochschule Kassel,Wissenschaftliche Mitarbeiterin, PsychosozialeBeratungsstelle des [email protected]

Zu den AutorInnen dieser Ausgabe

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ie soziale Pathologie (= dassoziale Leiden) jedes Men-schen besteht darin, dass er

aufgehört hat, sich an seinen Bedürf-nissen und Gefühlen zu orientieren. ...Wenn die Familienmitglieder erleben,dass sie sich wohler fühlen, wenn sieselbst etwas für die Befriedigung ihrerGrundbedürfnisse tun – und nicht ver-zweifelt darauf warten müssen, bisandere das an ihrer Stelle tun – dannlösen sich manche Konflikte in einememanzipatorischen Sinn. So sind auspsychoanalytischer Sicht die Bedürf-nisse der Patienten auch deren ‘Res-sourcen’, die sie zur Lösung ihrerBeziehungsprobleme nützen können.(Bauriedl 2002:100)

iagnose – das meint von seinemgriechischen Wortursprung herDurchforschung und unterschei-

dendes Erkennen. In der Begegnung mitdem Anderen ist das Wahrnehmen derDifferenz, des Ich und Du die Grundlagefür den Kontakt, für weiteres Fragen undfür die (gemeinsame) Suche nach Ver -stehensmöglichkeiten.

Insofern vermag die Beziehungsanalyse(Bauriedl 1980, 1994) die Basis aller wei -teren diagnostischen Schritte in der Klini-schen Sozialarbeit zu bilden. Noch bevorauch nur ein einziger Anamnesebogen alsInstrument der Klärung von lebensge -schichtlichen Ereignissen in der Bezie -hung Sozialarbeiter-Klient seine Anwen -dung findet, sind auf bewußter wie unbe-wußter Ebene zahlreiche Wahrnehmungs-,Phantasie- und Beziehungsprozesse ent -standen, deren Thematisierung die weite-re Arbeit voranbringen kann – sofern diesdem Arbeitsauftrag und der Arbeitsver -einbarung entspricht. Hier sehen wir dieerste Konsequenz, die aus einer bezie -hungsanalytischen Diagnostik erwachsenkann: die Ermöglichung der Kontaktauf -nahme ist das eine, die Beantwortung derFrage, worum es gehen soll, das andere.

Dabei ist zu klären, wie weit der dia -gnostische Blick schweifen soll, um zurLösung eines anstehenden Problems bei-zutragen. Genügt die Behandlung gegen-wärtiger innerer Erlebensweisen desKlienten unter Nutzung der Beziehungzum Sozialarbeiter, um zukünftig in dieserWelt besser zu bestehen? Bedarf es derHinzunahme einer biografischen Perspek-tive, mit Fokus auf Familien-, Bildungs-und Berufsbiografie, eingebettet in gesell-schaftlich-historische Kontexte, um denmomentanen Erlebens- und Handlungs -weisen einen subjektiven Sinn zu geben?In welcher Wechselwirkung stehen aktuel-le materielle Notlagen, körperliche wieseelische Beeinträchtigungen und subjek-tiv wahrgenommer Handlungsspielraumzueinander?

Psychosoziale Diagnose in der Klini -schen Sozialarbeit bedeutet also immerBeziehungs- und Lebensweltdiagnose, sowie es Alice Salomon (1926/2004: 299ff.)bereits zu Beginn des letzten Jahrhundertsbeschrieben hat: “Alles Wissen um denMenschen ist auch ein Wissen um seineBeziehungen zur Umwelt, um die Summedieser Beziehungen, um seine Anpassungan die Lage, in die das Leben ihn gestellthat und um die Einwirkungen, die er vonder Umwelt erfährt.”

Psychosoziale Diagnostik umfasst dem-gemäß unterschiedliche methodische An-sätze, die für eine Beziehungs- und Situa-tionsklärung hilfreich sind. Die Leitidee istdie Ausgestaltung einer heterogenen,nicht einer vereinheitlichten Diagnostik.Der aktuelle Diskurs zu Diagnosen undDiagnostik (Heiner 2004) in der SozialenArbeit führt in die Richtung einer Konso-lidierung einzelner diagnostischer Ansätzemit einem zwar noch vorhandenen, abergeringer werdenden kritischen Abgren -zungsbedürfnis. Maja Heiner (2005) stelltFunktionen und Methoden von Diagnostikin der Sozialen Arbeit auf einem Kontinu-um zwischen biografischer Aufarbeitungvon Lebensthemen (z.B. narrative Dia -gnostik) und Klassifikationsdiagnostik (z.B.psychiatrische Diagnostik) mit daran ge-bundenen Tendenzen zur zu- oder abneh-menden Standardisierung, Expertendomi-nanz und einer Trennung von Analyse undIntervention dar. Ein solches Schema ver-mag sodann auch aus der Medizin oderPsychologie stammende Diagnosever -fahren im Sinne von Verwendbarkeit undAnschlussfähigkeit zu inkludieren, ohnesie der Kernidentität einer PsychosozialenDiagnostik zuzuordnen.

Entsprechend dieser Sichtweise hältPeter Pantucek in seinem Beitrag “SozialeDiagnostik” die Arbeit an einer systemati-schen Diagnostik für einen wesentlichenBeitrag zur Professionalisierung, und zwarals präzise Beschreibung jedes einzelnenVerfahrens. Das Spannungsfeld zwischenstandardisierter sozialer Diagnostik undverstehender Diagnostik berücksichti -gend, beschreibt Pantucek ausgehend vonder “Arbeit an der Problemdefintion” un -terschiedliche diagnostische Verfahrenmit ihren jeweiligen Praxisimplikationen.Er verbindet mit der Weiterentwicklungder Sozialen Diagnostik die Hoffnung aufeine höhere Akzeptanz im interprofessio-nellen Diskurs, einer Akzeptanz auf Aug -enhöhe.

Marion Laging zeigt in ihrem Artikel“Assessments in der sekundären Sucht -prävention bei Jugendlichen” die hohe Be-deutung einer Zielgruppenspezifität diag-nostischer Verfahren. Dabei legt sie einenbesonderen Schwerpunkt auf die Wirk -samkeit von Assessments im Sinne einerFrühintervention. Mit Bezug auf eine von

ihr durchgeführte Studie erläutert sie diePraxisrelevanz eines Tests zur Identifizie -rung riskanten oder abhängigen Alkohol-und Drogengebrauchs. Die Testergebnis-se können dabei Kriterien für die Notwen-digkeit einer umfassenderen Risikoein -schätzung und einer eventuellen sozialpä-dagogischen Begleitung liefern.

In ihrem Text “BiografietheoretischeKonzeptualisierung als soziale und ge -schichtliche Dimensionierung des Psychi-schen” rückt Heidrun Schulze die lebens-weltlichen Selbstdeutungen der KlientIn -nen der Sozialarbeit in den Vordergrund.Klinische Sozialarbeit sollte im Rahmeneiner rekonstruktiven biografietheoreti -schen Analysekompetenz den KlientInnenRaum zur Entdeckung der eigenen Le -bensgeschichte zur Verfügung stellen.Über diese narrative Hinwendung zureigenen Lebensgeschichte kann es denKlientInnen gelingen, krisenhafte Ereig -nisse in bisher nicht wahrgenommeneZusammenhänge zu stellen und darüberneue Möglichkeiten der Gestaltung deseigenen Lebens zu sehen. Dabei bedarfdas biografietheoretische Fallverstehen inder Klinischen Sozialarbeit einer Kom -petenz- und Habitusentwicklung sowohl inder Ausbildung wie auch in einer dauer -haften Verschränkung von Forschung,Lehre und Praxis in Form von For -schungswerkstätten.

Für die Redaktion:

Uwe Klein

Literatur

Bauriedl, Thea (1980). Beziehungsanalyse. Dasdialektisch-emanzipatorische Prinzip der Psy-choanalyse und seine Konsequenzen für diepsychoanalytische Familientherapie. Frankfurt:Suhrkamp.

Bauriedl, Thea (1994). Auch ohne Couch.Psychoanalyse als Beziehungstheorie und ihreAnwendungen. Stuttgart: Verlag InternationalePsychoanalyse.

Bauriedl, Thea (2000). Der psychotherapeuti-sche Prozess in der Paar- und Familientherapie.In Michael Wirsching & Peter Scheib (Hg.), Paar-und Familientherapie (S. 87-105), Heidelberg:Springer.

Geißler-Piltz, Brigitte (2005) (Hg.). PsychosozialeDiagnosen und Behandlung in Arbeitsfeldernder Klinischen Sozialarbeit. Münster: Lit.

Heiner, Maja (Hg.) (2004). Diagnostik und Dia-gnosen in der Sozialen Arbeit. Ein Handbuch.Frankfurt: Deutscher Verein für öffentliche undprivate Fürsorge.

Heiner, Maja (2005). Konzeptionelle und metho-dische Ansätze der Diagnostik in der SozialenArbeit. Neue Praxis. Zeitschrift für Sozialarbeit,Sozialpädagogijk und Sozialpolitik, 535-539.

Salomon, Alice (1926/2004). Soziale Diagnose.In Alice Salomon, Frauenemanzipation und so-ziale Verantwortung. Ausgewählte Schriften.Bd. 3: 1919-1948 (S. 255-314), Neuwied: Luch-terhand 2004. (Originalausgabe 1926)

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iagnostizieren, das hatte in derSozialarbeit lange Zeit keinenguten Ruf. Eine „sozialpädagogi-

sche Diagnose“, ausgerichtet an der bio-grafischen Methode und aufgerüstet mithermeneutischer Methodik, beherrschtedas Feld, zumindest das Feld des veröf -fentlichten Diskurses zum Thema. Erst inden letzten Jahren wurden zusehendsauch andere Formen von Diagnostik fürdie Soziale Arbeit publiziert. Die Ableh -nung von nachvollziehbaren und standar-disierten Verfahren bleibt aber weiterhinspürbar.

Im Zuge einer gewünschten Professio -nalisierung der Sozialen Arbeit und ihrerbesseren Positionierung in der Zusamm -enarbeit mit anderen Experten wird siejedoch nicht umhin kommen, sich zumin -dest einiger der Wege, wie sie zu Situa -tionseinschätzungen kommt, bewussterzu werden. Dazu gehört wohl auch die Be-schreibung von Verfahren der Situations-abbildung und Situationseinschätzung.Diese Verfahren können grundsätzlichstandardisiert werden, d.h. es kann ihr Ab-lauf beschrieben und es können Bedin -gungen dafür genannt werden, wie siekunstgerecht anzuwenden seien.

Um Missverständnissen vorzubeugen:Eine Soziale Diagnostik, die den Charakterder Sozialarbeit als dialogische Professionaushebelt, wäre kontraproduktiv. Die Sichtder KlientInnen von ihrer Situation, derenEigendiagnose, muss weiterhin pragmati-scher Ausgangspunkt von Beratungsstra -tegien bleiben. Und die Fantasie, dass esein zentrales Verfahren, sozusagen dasultimative Verfahren, geben könnte, dasdann „die“ Diagnose für die Soziale Arbeitdarstellte, ist nicht nur unerfreulich, son -dern auch unrealistisch. Wir haben alsovon einer Vielfalt an möglichen diagnosti-schen Verfahren auszugehen. Diese Viel -falt relativiert gleichzeitig das Gewicht dereinzelnen Verfahren: Keines ist alleine ge-eignet, die Komplexität des Falles abzubil-den, und keines erspart weitergehendeÜberlegungen oder gar den Dialog mitden KlientInnen, die Verhandlungen mitden Fallbeteiligten über das, was zu tunist.

Soziale Beratung als Interventionsformder Sozialarbeit bietet den Klienten einer-seits Informationen (juristische, medizini-sche, soziale Informationen – Informatio -nen über die Bedingungsstrukturen fürihre Versuche, das eigene Alltagsleben inden Griff zu bekommen), andererseitswird mit ihnen an ihrer eigenen Sicht derDinge, an ihrer Eigendiagnose, gearbeitet.Diagnostische Verfahren können klienten-zentriert sein, d.h. sie können ein Werk -zeug für die Klienten sein, um ihre Sichtauf ihre Handlungsmöglichkeiten zu

schärfen. Andere Verfahren wiederum die-nen in erster Linie den Fachkräften, umsich ein eigenes differenziertes und poin-tiertes Bild zu verschaffen.

Indem wir uns mit der Frage beschäf -tigen, wie eine systematische Diagnostikin der Sozialen Arbeit aussehen könnte,arbeiten wir auch an der Klärung des Bil -des von Sozialarbeit selbst, an der Schär-fung ihres Profils und an der Entwicklungihres Potenzials als eine wissenschaftlichgestützte Profession. Jedes einzelne Ver-fahren, vor allem, wenn man versucht, esgenau zu beschreiben und die Interpre -tationsmöglichkeiten gleichermaßen ein-zuschränken (nicht zu überdehnen) und zuerschließen, verweist auf eine Eigenheit,eine Charakteristik professioneller Situa -tionseinschätzung, Entscheidungsfindungund Interventionsplanung.

Zu klären ist auch das Verhältnis vontendenziell zu standardisierender sozialerDiagnostik und „Verstehen“, also einemdialogischen und hermeneutischen Zu -gang zu Fällen und Klienten. Schließlichpropagieren die Vertreter einer „sozialpä-dagogischen Diagnostik“ hermeneutischeVerfahren als Königsweg, und begründenihre Ablehnung anderer Verfahren mit derBefürchtung, dass der Sozialarbeit ihrklienten- und verstehensorientierter pro -fessioneller Kern abhanden kommenkönnte.

Dem wäre zuallererst entgegenzuhalten,dass die bisherige Orientierung auf un -standardisierte und verstehende Verfah -ren nicht dazu geführt hat, dass die Be -liebigkeit der Interventionsplanung undihre Schwachstellen – vor allem die man-gelnde Nachvollziehbarkeit – beseitigtwerden konnten. Die alleinige Ausrichtungauf hermeneutische Zugänge scheint diePraktiker zu überfordern und kann seltenin einer methodisch einigermaßen saube-ren Form angewandt werden.

Die Verwendung standardisierter (hier:beschriebener und beschreibbarer) Ver -fahren zur Falleinschätzung kann und solldie basale Logik sozialarbeiterischer Fall -bearbeitung nicht außer Kraft setzen. Dasheißt vor allem, dass sie den notwendigdialogischen Charakter der Arbeit mit denKlienten nicht suspendieren, sondernunterstützen müssen. Die Ergebnisse derDiagnose bleiben auch Momentaufnah -men, sind im Laufe der Zeit zu überprüfenoder auch wieder zu verwerfen. Sie klebennicht am Klienten wie ein Etikett, sie die -nen der Analyse einer Situation, in dersich die Person befindet, nicht einerEinschätzung der Person. Viele Vorbehaltegegen Diagnostik in der Sozialarbeit näh-ren sich aus dem Missverständnis, dassdadurch Personen verunglimpft würden.Dies wäre allerdings nur der Fall, wenn

und insoweit es sich um eine Personen -diagnostik handeln würde, aus der dannumstandslos auch Prognosen abgeleitetwürden, die den Klienten den Zugang zuLebenschancen absprechen.

Es scheint praktisch zwei gravierendeProbleme bei sozialarbeiterischer Situa -tionseinschätzung zu geben, beide sindder Komplexität des Felds und demgrundsätzlich offenen Fokus, der ver -meintlichen „Allzuständigkeit“ der Sozial-arbeit geschuldet.

Das erste Problem ist die nötige Gewin-nung einen differenzierten und die Kom -plexität der Situation erfassenden Blicksauf die Situation. Hier besteht die Gefahr,dass die Erkundung zu schnell abgebro -chen wird oder dass potenziell für dieBearbeitung des Falles bedeutende Infor -mationen nicht eingeholt werden. DieserMangel kann zu kurzsichtigen Interven -tionsstrategien führen, die Schwierigkei -ten eher perpetuieren als lösen. Für dieFachkräfte liegt ein abgekürzter Prozessder Datenfindung nahe, sobald sich einevermeintlich passende Erklärung für diesich darbietende Situation gefunden hat.Sie entgehen dadurch der Gefahr eigenerUnsicherheit, ersparen sich die Notwen -digkeit des Umgangs mit widersprüchli-chen Informationen und/oder Hypothe -sen. Die Komplexitätsreduktion wird vor -genommen, bevor die Komplexität derSituation überhaupt erkannt ist.

Das zweite Problem ist das Fehlen vonSystemen der Ordnung von Daten, diebeim Vorhandensein von zahlreichen In -formationen über die Lebenssituation derKlienten eine Gewichtung der Informa -tionen und die begründete Fokussierungder Interventionen ermöglichen. Die Kom-plexität des Falles wird so zwar erfasst,kann aber nicht auf nachvollziehbare Wei-se wieder reduziert werden und die Inter -ventionsstrategien müssen zufällig blei -ben oder persönlichen Vorlieben folgen.

So manchem erfahrenen Sozialarbeitergelingt es, diese Schwierigkeiten mithilfeeines „tacit knowledge“ zu bewältigen. Soanerkennenswert das auch ist, kann dasfür eine Profession nachvollziehbare Ver -fahren zur Bewältigung der oben genann-ten Probleme der Fundierung ihrer Inter -ventionen nicht ersetzen. Die Kunstfertig-keit, die aus der reflektierten beruflichenErfahrung kommt, soll nicht abgewertetwerden, im Gegenteil, aber sie muss beieiner Profession ein Surplus darstellen,Kennzeichen der Meisterschaft sein, dieauf einem soliden Bestand vermittel- undbeschreibbaren Handwerks aufruht.

Ich habe versucht, eine Reihe vonVerfahren zu beschreiben, mit denen diegenannten Schwierigkeiten in den Griff zubekommen wären. Um sie gewinnbrin -gend anwenden zu können, ist allerdingsauch eine Weiterentwicklung des profes -sionellen Selbstverständnisses gefordert.Zum einen wäre die verbreitete Furcht voreiner strukturierten Darstellung und Über-prüfung von Daten und Entscheidungen

Soziale DiagnostikPeter Pantucek

4 KLINISCHE SOZIALARBEIT 2(2) / 2006

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zu überwinden. Zum anderen müssten dieFachkräfte lernen, dass die schriftlicheNiederlegung von Daten nicht wie beieiner bloßen Dokumentation Endpunktder Arbeit ist, sondern erst Ausgangs -punkt für die interpretatorischen Aufga -ben. Die Diagnose ist also nicht schon z.B.durch die Erstellung einer Netzwerkkartegeleistet, sondern das so entwickelte Bildvon bestimmten Aspekten der Situationbedarf erst seiner Deutung – einerDeutung, die sich vorerst einmal auf dieAussagekraft und die innere Logik desModells einzustellen hätte. Erst wenndiese Arbeit geleistet ist, können mitGewinn die Findings auf die Fallsituationals ganze bezogen und in ihrer Bedeutungfür die weitere Strategie der Bearbeitungeingeschätzt werden.

Wie die ersten Erfahrungen bei Ver -suchen praktischer Nutzung diagnosti -scher Verfahren zeigen, ist dieses Ver -trauen in die mögliche Aussagekraftgeordneter und ggf. visualisierter Datenselten gegeben. Viele Fachkräfte neigendazu, schon bei der Auswertung unkon -trolliert weitere Informationen oder andersgewonnene Einschätzungen einzuspielen.Das führt dann gelegentlich dazu, dassmögliche neue Sichten auf den Fall früh -zeitig abgewehrt oder wegargumentiertwerden. Der Gewinn bleibt dann sehrbegrenzt.

Worin sollte der Gewinn bestehen? M.E.haben beschreibbare Verfahren der Daten-gewinnung, Datenordnung und Datenin -terpretation richtig angewandt eine Serievon Vorzügen, die im Prozess der Fall -bearbeitung selbst wirksam werden:

Sie leiten Teile der Exploration an undverringern so die Gefahr, dass Un -terstützungsnotwendigkeiten überse-hen werden.Sie ermöglichen zumindest partiell dieGewinnung von Abstand und sind soein Gegengewicht zur Involvierung derFachkräfte, die sich stets von selbst her-stellt.Sie geben den Fachkräften Mittel zueiner nachvollziehbaren Strukturierungvon Interventionen und Gesprächen indie Hand.

Darüber hinaus ermöglicht die für dieErstellung von Verfahren notwendigeModellbildung eine bessere wissenschaft-liche Fundierung der Interventionen derSozialen Arbeit.

Es sollte außerdem in der Debatte nichtübersehen werden, dass Organisationenund Fachkräfte schon bisher systematischDaten sammeln, aufzeichnen und interpre-tieren. Mangels klar beschriebener profes-sioneller diagnostischer Verfahren sind esi.d.R. allerdings von den Organisationenunter wesentlichem Einfluss der Ver -waltungsebenen selbstgestrickte Doku-mentationsraster, die die Fallbearbeitungund die Interventionsentscheidungenmaßgeblich beeinflussen und strukturie -ren. Juristische und verwaltungspragmati-sche Begriffe und Überlegungen stehen

dabei naturgemäß im Vordergrund. Oderanders gesagt: Ohne organisationsüber-greifende standardisierte diagnostischeVerfahren wird nicht die Lebenslage derKlienten, sondern das Handlungsproblemder Organisation im Zentrum des diagnos-tischen Interesses stehen.

Ich stelle in der Folge beispielhaft einigeVerfahren vor, die auf unterschiedlicheWeise zu strukturierten Situationsein -schätzungen führen1, wie sie für sozialar-beiterische Interventionsentscheidungenrelevant sind.

Arbeit an derProblemdefinition

Am Beginn der Arbeit am Fall stehtgewöhnlich (zumindest) ein – von wemauch immer formuliertes – Problem. Umes zum Ausgangspunkt der Arbeit machenzu können, muss zuerst an einer vollstän-digen Problemformulierung gearbeitetund festgestellt werden, wer der Be -teiligten bereit ist, für die Lösung welchesProblems auch Energie einzusetzen. Füreine handwerklich solide Sozialarbeit istdie seriöse Arbeit mit dem präsentiertenProblem bzw. den präsentierten Proble -men notwendiger Ausgangspunkt. Diesauch, weil nur so eine praktische Ein -grenzung des Feldes möglicher Inter -ventionen erreicht werden kann. Ver -gleichbar ist das mit den ersten Schrittenin einer medizinischen Diagnostik, wo dievom Patienten beschriebenen Schmerzender logische Ausgangspunkt für die weite-re erkundende Vorgehensweise des Arz -tes sind.

In der ersten Exploration wird der nähe-re Problemkontext erhoben und eine bear-beitbare Problemformulierung gesucht.So entfaltet sich der mögliche „Fall“bereits in dieser ersten Annäherung an ihnim Eröffnungsgespräch. Relevant sind derinhaltliche, soziale, individualhistorischeund phänomenologische Rahmen desProblems: Mit welchen anderen lebens -führungsrelevanten Problemen ist daspräsentierte Problem verbunden (von wel-chen wird es beeinflusst und welchebeeinflusst das Problem oder eine mögli-che Lösung)? Wer ist noch vom Problemund/oder seiner Lösung betroffen und wieist die Sicht dieser Personen auf denSachverhalt? Welche vergeblichen odererfolgreichen Versuche der Problem -lösung gab es bereits? Wie genau, seitwann genau und wie oft genau tritt dasProblem auf? Inwiefern ist es ein Problem,das die alltägliche Lebensführung behin -dert oder gar dominiert? Solche und ähn-liche Fragestellungen schaffen Vorausset-zungen für die beratende und praktischeUnterstützung. Sie dienen der Erfassungdes Interventionsraumes.

Wie so manches andere Verfahren auchsind die Arbeit an der Problemdefinitionund die Erkundung des Problemkontexteskooperative Verfahren, das heißt, dass sievon der Fachkraft strukturiert und angelei-tet werden, aber unter wesentlicher akti -

ver Beteiligung der Klienten stattfinden.Man kann bei solchen Vorgehensweisenvon einer Einheit von Diagnose undIntervention sprechen, denn die systema-tische Erhebung der Daten in Ge -sprächsform leitet die Klienten schon zueiner geordneten Reflexion ihrer Situationan, hat Beratungscharakter, ist Arbeit ander Eigendiagnose der Klienten. Da eineder bedeutenderen Interventionsstra -tegien der Sozialarbeit das Hinführen derKlienten zu bewussten eigenen Entschei -dungen auch unter schwierigen Rahmen-bedingungen (Stress, Unübersichtlichkeitder Situation etc.) ist, kann eine solcheForm der ersten Diagnostik (die übrigensbeim Auftauchen neuer Fragestellun -gen/Themen in der Beratung wiederholtwerden kann) auch als Interventions -technik beschrieben werden. Gleiches giltfür das in der Folge dargestellte Netz -werkinterview und die Formen der Black-Box-Diagnostik.

Notationen: strukturierteDatenerhebung undDatendarstellung

Um Fallsituationen überblicken zu können,ist eine dem sozialarbeiterischen Fall -verständnis angemessene Form der No -tation von Daten hilfreich. Fälle haben denKlienten als personales Zentrum, getreuder paradigmatischen Sichtweise „Personin Umwelt“ umfassen sie jedoch auch fürdie Klienten relevante Personen aus demfamiliären, nachbarschaftlichen und insti-tutionellen Umfeld. Die Konstruktion einesFalles umschließt ein Set von Personen,gegenseitigen Verpflichtungen und Bezie-hungen, in das Sozialarbeit immer auchdirekt oder indirekt eingreift. Der Sozial -arbeiter selbst ist jedenfalls Teil desGeflechts.

Die einzige wirklich weit verbreiteteForm der Notation ist derzeit das Ge -nogramm. Notationsmethoden, vor allemvisualisierende, enthalten stets ein Bündelan impliziter Theorie. Sie stellen bestimm-te Daten und bestimmte Beziehungen zwi-schen den Daten dar, während sie anderenotwendig ausblenden. Notationen sindanschauliche Modellbildungen, daherwürde sich die theoretische und kontrol -liert empirische Auseinandersetzung mitNotationsformen lohnen. Das Geno -gramm konzentriert den Blick auf die ver-wandtschaftlichen Beziehungen und unterdenen wieder auf direkte Abstammungs-linien. Individualbiografisches wird kaumsichtbar, soziale Beziehungen außerhalbder verwandtschaftlichen kommen nurunzureichend in den Blick. Die Popularitätdes Genogramms ist ein Nachhall der Po -pularität früherer Formen der Familien -therapie. Seine Angemessenheit als na -hezu alleinige oder zumindest dominanteForm der Visualisierung von klienten -bezogenen Daten in der Sozialarbeit wärezumindest zu hinterfragen.

Ich schlage weitere Notationen vor, z.B.als basale Erschließung des Fallinventars

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6 KLINISCHE SOZIALARBEIT 2(2) / 2006

die Erstellung einer Personalliste, die alleMitspielerinnen und Mitspieler einer Pro-blembearbeitung auflistet (Pantucek 2005:134ff.). Die relativ einfache Listen-erstel -lung hat bereits den Vorzug, den Fall alssozialen Fall zu entfalten, somit die genuinsozialarbeiterisch-professionelle Sicht -weise in der Aufzeichnung der Basisdatenaufzunehmen.

Hilfen zurInterventionsplanung

Diagnostische Verfahren, die die Le -benslage zu erfassen versuchen, dieneneiner umsichtigen Interventionsplanung.Schließlich soll vor allem bei Interven -tionsprozessen, die über eine Kurzbera -tung hinausgehen, abgesichert sein, dassGefährdungen für die Klienten nicht über-sehen werden und chancenreiche Wegegesucht und gefunden werden. Die Breiteder sozialarbeiterischen Zuständigkeiterfordert dabei Ansätze, die tendenziellalle wesentlichen Dimensionen der Le -bensführung bzw. der sozialen Einbindungder Klienten erfassen und eine nachvoll -ziehbare Reihung von Themen ermögli -chen. Dafür gibt es einige Möglichkeiten.Das Inklusionschart (s. Abb. 1) nimmt dieMöglichkeiten der Teilhabe von Klientenan lebensführungsrelevanten sozialenBezugssystemen in den Blick und ermög-licht die Beurteilung der Dringlichkeit vonInterventionen. Für die Interventions -entscheidung ist nicht nur die Tatsachedes derzeitigen (teilweisen) Ausschlussesrelevant, sondern auch die aktuelleTendenz: Droht eine Verschlechterung, soist die Unterstützung dringend.

Netzwerkdiagnose:Kartographierung des sozialen Kapitals

Wenn es denn eine Königsdisziplin dersozialen Diagnostik geben sollte, dann istdas wohl die Netzwerkanalyse. Für dieEinzelfallarbeit können mit Instrumentenwie der Netzwerkkarte die sozialenBeziehungen von Personen anschaulichmodelliert werden. Anschaulich, dasheißt, dass die Netzwerkgrafik nicht nurdem geübten Interpreten Möglichkeitender Deutung und der Entwicklung einerStrategie zur Verfügung stellt, sonderndass das Bild auch für Klienten verstehbar,bearbeitbar und nutzbar ist. In derLiteratur findet man einige Varianten die -ser Modellierung personenbezogenerNetze (z.B. bei Kleve 2003, Budde 2005).

Ich empfehle ein einfaches Modell (s.Abb. 2), das die Fläche mit der Anker -person im Zentrum in vier Sektoren ein -teilt, die jeweils einen Grundtypus vonBeziehungen repräsentieren: Verwandt-schaftlich/familiäre, freundschaftlich/nach-barschaftliche, kollegiale, professionelle.Weiters empfehle ich den Verzicht auf diebei anderen grafischen Darstellungengebräuchlichen Kennzeichnungen des dzt.dominanten Charakters der Beziehungen,z.B. als Koalition oder Konflikt. Aus gutem

Grund: Die überwiegende Mehrzahl derBeziehungen hat i.d.R. ambivalentenCharakter, d.h. sie sind sowohl unterstüt-zend, als auch einschränkend, sie belastenund eröffnen Möglichkeiten. Die Nicht-Fixierung des Beziehungscharakters imModell erleichtert die Thematisierungihres Potenzials bzw. der je nicht-dominan-ten Seite der Ambivalenz. Die einzigeBeziehungsform, die eine gesonderteKennzeichnung erfährt, ist eine eventuellemultiplexe Beziehung. Unter multiplexenBeziehungen werden jene verstanden, indenen die Beziehungspartner einander in

zahlreichen Rollen begegnen. SolcheBeziehungen tendieren zur Ausschließ -lichkeit, dünnen also das Netzwerk aus,und drohen bei zusätzlichen Belastungen,gekündigt zu werden.

Die Netzwerkdiagnosen eröffnen in derSozialarbeit ungewöhnliche Möglichkei -ten: Einige Charakteristika eines perso -nenbezogenen Netzes sind auch in Kenn-zahlen ausdrückbar, vor allem Netzwerk -größe und Dichte (Pearson 1997); dieVisualisierung von personenbezogenensozialen Netzen kann mittels geeigneterSoftware verbessert werden. Dafür wäre

Abbildung 2: Modell zur Kartographierung sozialen Kapitals

Abbildung 1: Inklusionschart

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allerdings noch einiges an Arbeit zu leis -ten. An der FH St. Pölten sind derzeit inZusammenarbeit mit Experten für Simula-tionstechnik Entwicklungsprojekte in Pla-nung, um geeignete Software zu erstellen.

Black-Box-Diagnostik

Unter Black-Box-Diagnostik verstehe ichjene Verfahren, die es Klienten ermög -lichen, die Eigendiagnose ihrer Situationso zu strukturieren, dass ihnen die Arbeitan Verbesserungen erleichtert wird. Wäh-rend Expertendiagnostik den Fachkräfteneinen klareren Blick auf den Fall und seineHerausforderungen erleichtert, leistetBlack-Box-Diagnostik das Gleiche für dieKlienten. Das Spektrum reicht von relativeinfach anzuwendenden Problemrankingsund Skalierungen bis zu Familienkonferen-zen. Für das Gelingen sind klare Vorgabenfür den Ablauf und ggf. die Unterstützungdurch Beispiele oder einfache Formulareentscheidend.

Die Ranking-Technik – um ein einfachesBeispiel zu verwenden – funktioniert so,dass Klienten ersucht werden, von einemBeratungstermin zum nächsten eine „Hit -parade“ der Probleme, an denen sie arbei-ten wollen (oder der Ziele, die sie errei -chen wollen) aufzustellen, diese Liste nie-derzuschreiben und zur nächsten Sitzungmitzubringen. Auf Anfrage kann man ih -nen zugestehen, dass sie sich dazu auchmit Personen aus ihrem sozialen Umfeldberaten können, jedoch solle die Liste ihreganz persönliche Entscheidung enthalten.Man werde die Liste dann als Ausgangs -punkt für die Planung der weiteren Unter-stützung verwenden. In der Regel nehmendie Klienten diese Aufgabe sehr ernst,können sich abseits des Zeitdrucks derBeratungssituation damit beschäftigen.Der Zwang zur Reihung erfordert eigeneEntscheidungen, einen ordnenden Blick,eine Fokussierung. So einfach die Aufgabeaussieht, wird in ihre Lösung doch dieganze Komplexität der Situation einbezo-gen werden und ein realistischer Blick aufdas Mögliche gefördert.

Deutlich aufwändiger, aber dem glei -chen Prinzip folgend, ist für die Fami -liensozialarbeit das Verfahren des „FamilyDecision Making Program“. Hier wird ineiner Situation, in der das Eingreifen desJugendamtes bevorsteht (zum Beispiel beimöglicher Fremdunterbringung) der Ratder erweiterten Familie einberufen, deralleine tagt, bei seinen Beratungen Exper-ten konsultieren kann und dem Jugend -amt einen alternativen Prozedierungs -vorschlag unterbreiten soll, der dann ver-handelt wird.

Black-Box-Diagnostik erfordert dieBereitschaft der Sozialarbeiter, die Klien -ten alleine (oder vielleicht mit Personenihres Vertrauens) an der Situationsein -schätzung arbeiten zu lassen und dasErgebnis dann auch als Verhandlungs -grundlage zu akzeptieren. Die Fähigkeit,zwischen der eigenen Situationseinschät-zung, den eigenen fachlichen Prioritäten,

und der mit den Klienten auszuhandeln -den Strategie zu unterscheiden, scheintmir generell für die Wirksamkeit von Un -terstützungsprozessen unter Verwen -dung diagnostischer Verfahren entschei-dend zu sein: Kein Verfahren, keine Dia -gnose, stellt das letzte Wort dar.

PIE und das Problem derKlassifikation

In der sozialarbeiterischen Debatte zurDiagnostik wurde in den letzten Jahrenhäufig auf das „Person-In-Environment“Klassifikationssystem für die Soziale Ar-beit von Karls und Wandrei (1994) Bezuggenommen. Dieser Versuch, eine Klassi -fikation zu entwickeln, die der Sozialarbeiteher angemessen ist, als die entsprechen-den Abschnitte in medizinischen Klassifi-kationssystemen (z.B. ICD 10), ist jeden-falls interessant schon von seinem Ansatzher und verdiente eine intensivere Be -schäftigung und wissenschaftliche Ausar-beitung.

Das PIE identifiziert 4 relevante Achsen:Probleme in Rollen, Probleme in der Um-welt, psychische und physische Gesund-heit. Vor allem die erste Achse (s. Abb. 3)

klassifiziert die erkennbaren Probleme da-nach, in welcher der Alltagsrollen sie er -scheinen (z.B.: Person in Rolle als Mutter,als Bruder, als Konsument etc.) und ordnetihnen Indizes der Stärke, der Dauer undder Copingfähigkeiten zu. Die Indizierungermöglicht eine anschauliche Reihung,die bei Mehrproblemfällen für die Ent -scheidung über die Interventionsstrategiesehr hilfreich sein kann. Die zweite Achsebietet eine umfassende Möglichkeit derEinschätzung der sozialen und gesell -schaftlichen Umwelt der Klienten.

Sowohl die Übersetzung des Manualsals auch die wissenschaftlich gestützteErprobung stehen hierzulande noch aus.Als alleiniges oder hauptsächliches Instru-ment sozialer Diagnostik ist das PIE m.E.nicht geeignet, weil es nicht kooperativerstellt werden kann und weil es in deranschaulichen Erfassung von Ansätzen füraussichtsreiche Bearbeitungsstrategiendeutliche Schwächen hat. Allerdings:Gerade im Gesundheitswesen, das vonmedizinischen Sichtweisen dominiert ist,ist eine sozialarbeiterisch-fachliche ge -meinsame Sprache über die zu bearbei -tenden Sachverhalte wohl unerlässlich.

Abbildung 3: PIE - Faktor I: 1.-4. Probleme in Rollen

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pätestens seit Ende der 90er Jahrewurde deutlich, dass der Erfolgsuchtpräventiver Maßnahmen

maßgeblich davon abhängt, inwieweitdiese zielgruppenspezifisch konzipiert unddurchgeführt werden. Bereits konsu -mierende Jugendliche profitierten kaumvon den bis dahin v.a. primärpräventivausgerichteten Maßnahmen, wie dieEvaluationen zeigten (Petermann 1999,Mittag & Jerusalem 2000). Gleichzeitig ent-wickelte eine zunehmende Anzahl Ju -gendlicher riskante Konsummuster (Appel& Hahn 2001, BZgA 2001, Lieb et al. 2000,Richter & Settertobulte 2003, Roth 2002,Schuster et al. 1998). Vor diesem Hinter -grund wurde übereinstimmend von fachli-cher und politischer Seite eine forcierteEntwicklung und Intensivierung suchtprä-ventiver Maßnahmen gefordert, die spe -ziell auf die Gruppe der konsumierenden,aber nicht abhängigen Jugendlichen zuge-schnitten sind (Langness et al. 2003,Schmidt 2002, Schulte-Markwort &Düsterhus 2003, BMGS 2003a).

Die Maßgabe „Zielgruppenspezifität“bedeutet zum einen eine sichere und kor-rekte Früherkennung, zum anderen die„Anschlussfähigkeit“ von Frühinterven-

tionsmaßnahmen: sie müssen an denDenk- und Handlungssystemen und derLebenswelt der jeweiligen Zielgruppe an-knüpfen. So wohl für Früherkennung alsauch Frühintervention, insbesondere aberfür die Sicherstellung der Zielgruppen -spezifität können Assessment- undDiagnostik-Instrumente vielfältig nutzbargemacht werden.

Assessments in derFrüherkennung

Grundsätzlich werden in der Sucht -prävention folgende Möglichkeiten derFrüherkennung unterschieden:(1) Früherkennung durch

SelbsteinschätzungHiermit sind Ansätze gemeint, in denenJugendliche mittels geeigneter Instru -mente ihr eigenes Risikoprofil erstellen.So bietet z.B. die Bundeszentrale fürgesundheitliche Aufklärung seit 2001 einOnline-Angebot, das Jugendliche anregensoll, das eigene Konsumverhalten mittelsInformationen und Tests selbst einzu -schätzen (vgl. www.drugcom.de). DieseSelbsteinschätzungen via Internet bieten,wie die Erfahrung zeigt, für Jugendlicheeinen starken Anreiz, sich mit dem eige-

nen Konsumverhalten auseinander zu set-zen (BMGS 2003b: 28). Ob durch Angebo-te dieser Art auch Verhaltensänderungenausgelöst werden können, ist noch offen.

(2) Früherkennung durch das soziale Umfeld

Häufig reagiert das soziale Umfeld früherals die Betroffenen selbst auf riskantesKonsumverhalten. Dabei ist oft wenigerder Substanzkonsum an sich Ausgangs -punkt der Intervention bzw. Reaktionen,sondern vielmehr damit verbundene so -ziale Auffälligkeiten, wie z.B. das Straf -fällig-Werden nach dem Betäubungs -mittelgesetz. Sekundärpräventive Maßna-hmen wie FreD (BMGS 2003a: 26) oderSoziale Trainingskurse (Laging-Glaser2002) knüpfen hier unmittelbar an. Kritischist zu diesem Zugangsweg anzumerken,dass es sich bei der Identifizierung vonRisikopopulationen entlang sozialer Auf -fälligkeiten wahrscheinlich um einen se -lektiven Prozess zuungunsten niedrigerersozialer Schichten handelt.

Früherkennung kann sich zudem übereinen routinemäßigen Einsatz von Instru-menten zur Früherkennung (Screening-Instrumente) vollziehen. Bislang liegenhier bei Erwachsenen zum Teil ermutigen-

Wird keine adäquate Form der Klassifika-tion gefunden und in der Branche durch-gesetzt, drohen sozialarbeiterische Sicht-weisen unterzugehen, und die Sozialarbeitmuss in ihrer Berichterstattung und Leis -tungsabrechnung unangemessenerweiseentlang medizinischen Klassifikationenagieren. Es bleibt zu befürchten, dass diesnegative Auswirkungen auf die professio-nelle Autonomie hat. Eine konzertierte An-strengung zur Erarbeitung eines alternati-ven Modells, das vom Vorschlag des PIEausgehen kann, nicht aber bei ihm endenmuss, scheint dringend zu sein.

Resümee

Die professionelle und wissenschaftlicheBeschäftigung mit Sozialer Diagnostik hatgerade erst begonnen. Eine Entwicklungsozialarbeiterischer Professionalität erfor-dert Ernsthaftigkeit und Genauigkeit beiden Wegen zu Interventionsentscheidun-gen, namentlich bei solchen, die Lebens-chancen für Klienten zuteilen. Ein Bild vonSozialarbeit, das die Profession wegen derGesprächsförmigkeit und ihres dialogi -schen Charakters per se als menschen -freundlich wahrnimmt und Kriterien derÜberprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeitihrer Entscheidungen ablehnt, erweistnicht nur der Profession, sondern auchden Klienten keinen guten Dienst. Was

aktuell ansteht, ist die Ausarbeitung,Erprobung und Verbesserung von Verfah-ren der Diagnostik, Entscheidungsfindungund Klassifikation, die Sozialarbeit aufAugenhöhe mit anderen Professionen desSozial- und Gesundheitswesens bringen.

Anmerkung(1) Eine ausführliche Darstellung dieser und weitererVerfahren findet sich im Band “Soziale Diagnostik” (Pan-tucek 2005), einzelne auch auf www.pantucek. com.

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8 KLINISCHE SOZIALARBEIT 2(2) / 2006

Assessments in der sekundärenSuchtprävention bei JugendlichenMarion Laging

S

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de Resultate vor, v. a. mit solchen Ansät -zen, die auf eine bessere Verzahnung desmedizinischen Systems mit der Sucht -krankenhilfe abzielen (Hapke 2000).(3) Früherkennung durch

die Definition von RisikogruppenAnhand weiterer Indikatoren, deren engerZusammenhang mit riskantem Substanz-konsum bekannt ist, werden Zugangswe-ge bzw. Zielgruppen der sekundärenSuchtprävention definiert. Hierzu gehörenz.B. Migranten mit missglückten Integra -tionserfahrungen oder sozialräumlich ori -entierte Definitionen, wie z.B. benachtei -ligte Stadtteile oder Schulen in sozialenBrennpunkten. Die Stärke dieser Ansätzeliegt darin, dass sie in der Lebenswelt derBetroffenen verankert werden können.Dieser Zugangsweg kommt ohne individu-elle Assessments aus und wurde ausGründen der Vollständigkeit hier aufge -nommen.

Assessments in der (Früh-)Intervention(1) Assessment als Komponente

der FrühinterventionDas hohe Interesse von Jugendlichen ander Einschätzung ihrer Risiken bietet zu -gleich Anknüpfungspunkte für die konkre-te sekundärpräventive Arbeit. Viele dieserAnsätze zielen auf die Förderung einerrealistischen Selbsteinschätzung und Risi-kowahrnehmung, die oft Veränderungs -motivation als Effekt freisetzt. Dabeiwerden zum einen Informationen vermit-telt - z.B. zu den bekannten Risikofaktorenund zu typischen Ein- und Ausstiegs -prozessen -, zum anderen eine sozial -pädagogisch orientierte Anleitung ge -boten, sich mit der eigenen Lebenssi -tuation zu den Informationen in Beziehungzu setzen. Assessment-Instrumente die -nen hier v.a. dazu, mit den Jugendlichenins Gespräch zu kommen.(2) Assessments in der psycho-

sozialen Diagnostik Sozialer ArbeitBei der (sekundären) Suchtpräventionhandelt es sich um ein Arbeitsfeld mit tra-ditioneller Verankerung in der SozialenArbeit bzw. starker Durchsetzung vonSozialpädagogen und Sozialarbeitern. DieSoziale Arbeit hatte lange Zeit ein eherreserviertes Verhältnis zu Assessmentsund Diagnosen. Man befürchtete eine„Medikalisierung des Sozialen“ und wollteeiner Klientelisierung und Therapeutisie -rung keinen Vorschub leisten (eine Zu -sammenfassung der Auseinandersetzungbietet Mühlum 2002, vgl. Heiner 2001).

Mit der Entwicklung des Fachgebietesder Klinischen Sozialarbeit wurde gleich-zeitig ein Ansatz psychosozialer Diagnos-tik entwickelt, der ein tragfähiges Funda-ment sozialpädagogischer Beratungs- undBehandlungskonzepte darstellt. Entlangder vier Koordinaten (1) Ökosoziale Defi -zite, Belastungen, soziale Vulnerabilität, (2)Personale Belastungen, Konflikte, Defizite,Risikofaktoren, (3) Förderliche Umweltbe-dingungen und (4) Personale Kompeten -

zen, Ressourcen, Schutzfaktoren wird dieMöglichkeit eines individuellen Assess -ments – auch mit Hilfe psychologischerTestverfahren – im Kontext sozialarbeiteri-scher Intervention vorgeschlagen, ohnedass der Blick auf die soziogenetischenAnteile von Gefährdung und Krankheitaufgegeben wird (Pauls 2004: 217).

Zusammenfassend ist zu sagen, dassTestverfahren vielseitig nutzbare Instru -mente im Kontext sozialpädagogischer In-terventionen in der sekundären Suchtprä-vention darstellen. Sie bieten nicht nur ei-ne erste Einschätzung in Hinblick auf einemögliche Substanzgefährdung, sondernauch Informationen und Kriterien für wei-terführende Auseinandersetzungen mitJugendlichen zur Förderung der Selbst -wahrnehmung und Risikoeinschätzung.

Im Folgenden wird ein Kurztest zur Ent-deckung riskanten Substanzkonsums beiJugendlichen vorgestellt, der in einer em-pirischen Studie auf seine Validität geprüftwurde (Laging 2004). Dabei handelt essich um das erste Instrument dieser Art,das in Deutschland getestet wurde.

Der Kurztest RAFFT

Der Kurztest RAFFT (ein Akronym: Relax,Alone, Friends, Family, Trouble s.u.) wurdein den USA entwickelt und dort mit gutenErgebnissen validiert (Bastiaens et al.2000), um riskanten, schädlichen oder ab-hängigen Gebrauch von Alkohol und/oderDrogen bei Jugendlichen zu identifizieren.Der RAFFT fragt ein breites Spektrum derThemen ab, die bei der Einschätzung ju -gendlichen Substanzgebrauchs eine Rollespielen. Der RAFFT zeichnet sich durchseine Kürze und Einfachheit aus, die eineerste, unkomplizierte Einschätzung auchbei kognitiv schwächeren Jugendlichenzulassen.

In der deutschen Validierungsstudie desRAFFT (Laging 2004) wurden nach derÜbersetzung des RAFFT zwei Skalen(RAFFT-Alkohol, RAFFT-Drogen) mit iden-tischen Fragestellungen gebildet. AlleFragen bieten nur zwei Antwortmöglich -keiten, wobei ein „Ja“ immer mit einemPunkt bewertet wird und ein „Nein“ mit 0Punkten.

RAFFT-Alkohol:Trinkst du manchmal Alkohol, weil du dichentspannen oder du dich besser fühlenmöchtest?

Trinkst du manchmal Alkohol, weil du dichdazugehörig fühlen möchtest?

Trinkst du manchmal Alkohol, wenn dualleine bist?

Trinkt jemand aus deinem Freundeskreisregelmäßig (mindestens einmal die Wo -che) regelmäßig Alkohol?

Hat jemand aus deinem Familienkreis einProblem mit Alkohol?

Hattest du schon mal ernsthafte Schwierig-keiten wegen deines Alkoholkonsums?(z.B. schlechte Zensuren, Ärger mit demGesetz oder den Eltern)

Der RAFFT-Drogen besteht aus den glei -chen Fragen, wobei Alkohol durch illegaleDrogen ersetzt wird.

ErgebnisseDas Studiendesign und differenzierteDaten und Ergebnisse sind bei Laging(2004) veröffentlicht. An dieser Stelle wer-den lediglich einige praxisrelevanteErgebnisse zusammengefasst berichtet:Die Studienergebnisse legen einen Trenn-wert von zwei Punkten nahe, d.h. bei zweiund mehr Punkten sind weiterführendeAssessments und Interventionen ange -zeigt. Die Fehlerwahrscheinlichkeit desRAFFT ist vergleichbar mit der ähnlicherInstrumente: So erkennt z.B. der RAFFT-Alkohol 80 Prozent der von riskantemAlkoholkonsum betroffenen männlichenJugendlichen im Alter von 14 bis 18Jahren richtig. Bei Mädchen ist dieLeistung etwas schwächer. Bei jüngerenJugendlichen (bis einschließlich 13 Jah -ren) kann der Einsatz des Screenings nichtempfohlen werden, da hier die Fehler -wahrscheinlichkeit zu hoch ist.

Schlussbetrachtung

Mit dem Kurztest RAFFT liegt ein geprüf-tes Instrument vor, das riskanten, miss -bräuchlichen oder abhängigen Substanz-konsum mit einer bekannten Fehlerwahr-scheinlichkeit erkennen kann. Er erlaubteine erste „Vorabeinschätzung“ und bietetzudem Kriterien und Anhaltspunkte für dieweiterführende Arbeit mit Jugendlichen.Im Blickpunkt stehen dabei v. a. dieMaßnahmen, die auf einen sozialpädago-gisch begleiteten „Risiko-Check-up“ zie -len, wobei weitere Kriterien für eine voll -ständige Einschätzung hinzugezogen wer-den müssen (Winters 2000). Zudem isterforderlich, dass Fachkräfte die Hinter -gründe der jeweiligen Fragestellungenkennen und diskutieren können (Warumgilt es als Risikofaktor, in einer suchtbelas-teten Familie aufzuwachsen; welche typi-schen Einflüsse/Erziehungsstile sind ty -pisch mit welchen Folgen; nach welchenausgesprochenen und unausgesproche -nen Maßgaben wurde ich erzogen usw.).

Vielschichtige diagnostische Kenntnisseunterstützen Fachkräfte in Diskussionenüber die Risiken des Substanzkonsumsmit Jugendlichen, die ja in der Regel überein umfangreiches Erfahrungswissen ver-fügen. Darüber hinaus helfen differenzier-te Problemdiagnosen, sich von eingleisi -gen Lösungsvorstellungen zu lösen undzu individuell zugeschnittenen Lösungenzu kommen.

Der besondere Vorteil, Assessments zurErkennung von riskanten Substanzkonsumbei Jugendlichen in die Soziale Arbeit zuintegrieren, liegt zudem darin, dass Sozia-le Arbeit durch ihren umfassenden undganzheitlichen Ansatz kaum in Gefahrsteht, den in der Tat zunehmenden gefähr-lichen Gebrauch von psychotropen Sub -stanzen bei Jugendlichen zu pathologisie-ren und aus seinen entwicklungspsycho-logischen und sozialen Kontexten zu lösen.

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„aber es ging mir nicht nur um dieGesundheit, das hat der Arzt aber nichtverstanden…“

oziale Arbeit wird in der aktuellenDiskussion zunehmend als Grund-lagendisziplin gesehen, die den

entautonomisierenden Tendenzen desbiomedizinischen Krankheitsverständ -nisses entgegenwirken kann (vgl. Alheit &Hanses 2004, Hanses & Richter 2005,Keupp 2000). Bei der Neukonzeptualisie -rung der Sozialen Arbeit im Gesundheits -wesen und der heilberuflichen Qualifi -zierung Klinischer Sozialarbeit wird aller -dings zu Recht der Bedarf nach „Reflexionund Evaluation der Praxis in einem diskur-siven Prozess der anwendungsbezogenenTheorieentwicklung“ (Klein 2005a) formu-liert. Gleichzeitig wird auf die „Notwendig-keit der Anschluss- und Diskursfähigkeitmit anderen Professionen“ hingewiesen(Klein 2005b). Dem sowohl durch diszipli-näre Einengung wie durch professionspo-litische Abgrenzungsstrategien entstande-nen diagnostischen Reduktionismus imGesundheitswesen ist eine theoretischewie forschungs- und handlungspraktische

Öffnung im Bereich des ‚Heilens und For-schens’ zu wünschen, die das ‚Verstehen’als professionelle Erkenntnishaltung habi-tualisiert und gegenüber dem traditionel-len Erklärungsansatz methodisch zu fun -dieren weiß. Von zentraler Bedeutung isthierbei die Kompetenz, eine ‚diagnosti -sche Situation’ in Form einer gelingendenVerständigung so zu gestalten, dasslebensweltliche Selbstdeutungen derAdressatInnen systematisch berücksich -tigt werden. Die Relevanz solcher lebens-weltlich konstituierten Selbstdeutungenbleibt im Gesundheitswesen oftmalsunberücksichtigt und führt zu einemScheitern von Interaktionssituationen (vgl.Hanses & Börgartz 2001).

Kritisch betrachtet lässt sich der o.g.Reduktionismus im klinischen Behand -lungsfeld folgendermaßen beschreiben:

Klinische Kompetenz weist sich oftmalsin einer nach „objektivierender Naturwis-senschaftlichkeit“ strebenden professio -neller Handlungspraxis dadurch aus, dassindividuelles Leiden von Menschenschnell mittels einer objektivierenden,frühzeitig auf Verallgemeinerung zielen -den Diagnostik in klinische Störungsbilderund sog. ‚medizinische Fälle’ transformiert

und der gesellschaftliche Kontext ignoriertwird. Eine routinemäßige Anamnese stelltdie Erhebung biographischer Lebensda-ten mit der Aufmerksamkeit auf besonde-re biographische Ereignisse dar. Im Zugedessen werden biografische Aussagenentindividualisiert und unter situationsun-abhängige Symptome kategorisiert. DasProblematische an dieser Vorgehensweisebesteht darin, dass die biografischeErzählung mit einer tatsächlich durchleb-ten Lebensgeschichte gleichgesetzt wirdund lediglich zur Erfassung von Krankheitbzw. der Vorgeschichte einer Krankheitdient. Diese Perspektive nimmt kaum dengesamten biografischen Prozess in denBlick. Biografische Wissens- und Deu -tungshorizonte werden nur selten in ihrerdiagnostischen Qualität (bestenfalls alssog. Laienätiologie), in ihrer narrativenBewältigungs- sowie in ihrem Resilienz-und damit Autonomisierungspotenzialbeachtet. Die biografische Erhebung istzudem durch ein Frage-Antwort-Schemavorstrukturiert, es werden im Voraus fest-gelegte Kategorien abgefragt, subjektiveErlebenspotenziale werden ignoriert.Biografische Lebensdaten dienen in dieserprofessionellen Praxis als Material für

Mit dem RAFFT wurde ein Instrumentvorgestellt, das lediglich einen Aspekt ris-kanter Verhaltensweisen unter Jugendli -chen beleuchtet. Es darf nicht vergessenwerden, dass die Gefährdung eines Ju -gendlichen oft erst durch die Kumulationverschiedener Risikoverhaltensweisen undProblemkonstellationen brisant wird, fürdie ebenfalls „ein Blick“ da sein sollte.Darüber hinaus kann Soziale Arbeit aufder Grundlage ihres Auftrags und Profilsam besten die zum Teil komplexen erfor -derlichen Unterstützungsleistungen initiie-ren und steuern und ggf. die Ressourcender erforderlichen Netzwerke aktivieren.

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10 KLINISCHE SOZIALARBEIT 2(2) / 2006

Biografietheoretische Konzeptualisierungals soziale und geschichtliche Dimensionierung des Psychischen

Heidrun Schulze

S

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expertokratische Interpretationsarbeit(vgl. Schulze 2005a). Mit anderen Worten:Biografien werden in klinischen Kontextenin einer Komplementarität von professio-neller Überlegenheit und Unterlegenheitder AdressatInnen erhoben (vgl. Staub-Bernasconi 2003).

Für eine kritische Auseinandersetzungmit dieser sozialen Praxis professionellenHandelns und mit deren Auswirkung aufdie AdressatInnen klinischer Hilfeleistungbietet sich der verstehende Zugang ausder rekonstruktiven Biographieforschungund der daraus entstandenen narrativenHandlungspraxis (Loch & Schulze 2002)für eine wissenschaftliche forschungs-und praxisbezogene Weiterentwicklungsowie zur „Einbeziehung des Politischen“(Klein 2006) in die Klinische Sozialarbeitan. Er stellt eine professionelle Praxis dar,in der eine produktive Wechselwirkung kli-nischer Wissensbestände mit einer offe -nen und biographietheoretisch fundiertenPerspektive reflexiv und methodisch nach-vollziehbar gestaltet wird. Ein solcher Zu-gang ‚überschreitet’ das traditionelle indi-vidualpsychologisch orientierte Verständ-nis von ‚Biografie’ als individuelle Chrono-logie von Lebensereignissen mittels einerspezifischen Analysekompetenz, die dieSozialarbeiterInnen dazu befähigt, „empi-risch sicher und analytisch konzise festzu-stellen, was der Fall ist – dies auch, wenndie Fallpräsentation durch den oder dieKlienten und/oder durch den oder die pro-fessionellen Akteur(e) mehr oder wenigerverdeckt oder verschleiert wird“ (Schütze1993: 196). Eine rekonstruktive biografie -theoretische Analysekompetenz leistet inder klinischen Praxis eine soziale und ge-schichtliche Dimensionierung von proble-matischer Lebenspraxis und Krankheit; siezielt damit auf die Aufhebung von jenemtraditionellen Dualismus, mit dem zwi -schen ‚dem Sozialen’ und ‚dem Psychi -schen’ bzw. ‚der Krankheit’ unterschiedenwird: „Erst in der Analyse der Verschrän-kung von Singulärem und Gesellschaftli -chen kommt Soziale Arbeit zu ihremgenuinen Thema … Die Perspektiven-Verschränkung von Subjekt und Strukturgelingt durch Einführung der Konstrukte,Biografie’ und ,Narration’“, schreiben diebeiden klinischen Psychologinnen (Roer &Maurer-Hein 2004: 47-50). Dieser Blickführt weg von einer multikausalen unddamit additiv-merkmalsorientierten Fallin-terpretation. Zentral dagegen ist die Ana-lyse und Rekonstruktion komplexer Wir-kungszusammenhänge im konkreten Fallund die narrative Bewältigung bzw. dieFörderung von Selbstverstehensprozes -sen, die immer schon eine Interventionsind.

Mit dem Konzept der ‚Biografie’ ist einenarrative Zuwendung zur eigenen Lebens-geschichte gemeint, die immer auch eineerlebte, gedeutete, bewältigte und zubewältigende Gesellschaftsgeschichte re-präsentiert. Mittels dieser Deutungen undInterpretationen wird Biografie überhaupt

erst (mit-)hergestellt. AlltagssprachlicheÄußerungen werden dabei nicht als trivia-les Medium alltäglicher Verständigung alsbloße Weitergabe von Information ange-sehen. Vielmehr wird davon ausgegan -gen, dass sich gerade in den spontanenAlltagserzählungen eine narrative Bewäl-tigung (Lucius-Hoene 1998) und biogra -phische Arbeit widerspiegelt. Mit demKonzept der biografischen Arbeit wird voneiner lebenslangen notwendigen Ausein -andersetzung mit pluralen und wider -sprüchlichen sozialen Anforderungen undden eigenen Impulsen (Alheit 1995) aus-gegangen. Im Konzept der biographischenArbeit wird der in der Gesellschafsformder Moderne notwendig gewordenenständigen (Selbst-)Reflexion theoretischwie methodisch in der konkreten Inter -aktionsgestaltung Beachtung verliehen.Der Begriff steht für einen Paradigmen -wechsel, der den eher statischen intra -individuellen Identitätsbegriff vor demHintergrund zeitdiagnostischer Grund -annahmen neu zu konzeptualisieren ver-sucht. Eine biografietheoretische Analyse-kompetenz löst den Anspruch nach einerreflexiven Synthetisierungsleistung des‚Sozialen im Psychischen’ und der ‚Sozia -lität des Körperlichen’ ein. Mit einemmethodisch offenen und rekonstruktivenBlick werden sog. ‚klinische’ Phänomenekontextualisiert und historisiert und inihrer dynamischen Interdependenz be -trachtet.

So ließe sich beispielsweise fragen:Welche Biografien bzw. lebensgeschichtli-chen Erfahrungen liegen hinter den Selbst-aussagen und den Krankheitsdiagnosender PatientInnen, deren Geschichtlichkeitund Einzigartigkeit von den Diagnosenverdeckt wird? Wie ist er oder sie gewor-den? Oder: wie ist es dazu gekommen?

Anders ausgedrückt: Was ist der Fall –im Fall des mit der Diagnose F.25.1 nachICD diagnostizierten Patienten? Was istdas Individuelle oder Fallspezifische undwas das Allgemeine oder Gesellschaft -liche daran?

Was eine solche Frage-, Gesprächs- und„Diagnostik“-Haltung bewirken kann, sollam Beispiel des Falles Cem Özlem gezeigtwerden. Cem Özlem, ein ehemals an einerPsychose erkrankter Patient, sagt auf einebiografisch-narrative Gesprächsaufforde-rung (vgl. hierzu Rosenthal 2002, Loch &Schulze 2002):

„am Arbeitsplatz hatte ich viele Pro -bleme, ich hatte gesundheitliche Proble -me, ich hatte Rückenschmerzen, ich binzum Abteilungsleiter gegangen hab ge-sagt ich will an meinem alten Arbeitsplatzaus gesundheitlichen (2) Gründen, weilich hab Rückenschmerzen ich kann dortarbeiten, ich hab da keine Rückenschmer-zen…dann bin ich zum Betriebsrat gegan-gen und hab gesagt (…) habe gesagt hierich habe Rückenschmerzen (leise gespro-chen): ,warum helft ihr mir nicht ich habProbleme gesundheitliche Probleme’ ne(lauter): dann bin ich zum Werkarzt ge -

gangen, hab gesagt, ,ich habe Schmer -zen’ (…) aber es ging mir nicht nur um dieGesundheit (…) das hat der Arzt abernicht verstanden“ am alten Arbeitsplatzwo ich vorher war hatte ich vieles gefun -den, vieles Wertvolle für mich, Kollegen,gute Kollegen, gutes Klima, gute Gesund-heit, gesunder Arbeitsplatz, diese Sachenhat ich bekommen und ich wollte dasnicht so verlieren einfach, ich war ich indieser neuen Abteilung allein (mit brüchi-ger Stimme) ich kannte niemanden, ichwar depressiv darüber (…) das alleszusammen, das ganze Klima, ne, hat michso depressiv gemacht, und dann hab ich(2) immer den einen Gedanken (8) dassich hier gezwungenerweise arbeitenmuss, dass ich willenlos war, dass ichkeine (brüchige Stimme) Hoffnung mehrhatte, dass ich keinen Ausweg mehr fand,(5) geredet hab ich kein Wort in dieser Zeitund dann bin ich gar nicht zur Arbeitgegangen (…) wenn jemand zu mirgekommen wäre, wenn irgendjemandmich zu irgendwas gezwungen hätte,hätte ich mich wahrscheinlich umge -bracht…“

Cem Özlem ist wieder gesund gewor -den. Jahre später reflektiert er die Be -deutung und die Konfliktgeschichte, alsoeine ‚Geschichte hinter der Geschichte’. Inseiner biographischen Narrationen ver -deutlicht er für sich selbst und für anderejene dramatische Bedeutung innerhalbdieser ‚kleinen’ und zunächst erst einmalharmlos erscheinenden institutionell undstrukturell gerahmten Interaktionsge -schichte. Die existentiellen Themen fürCem Özlem sind Zugehörigkeit und Aus -grenzung durch familiale bzw. gesell -schaftliche Gewalt und Zwang. Sie werdenin der geschilderten Situation und der da-mit verbundenen strukturellen und inter -aktionellen Erfahrungen aktiviert. Trotz –oder gerade wegen – seiner traumati -schen Lebenserfahrung1 entwickelte undrealisierte Cem Özlem in der Bearbeitungseiner belastenden Vergangenheit zu ihmpassende Stabilisierungsstrategien. Dienarrative Gesprächsführung ermöglichteihm eine „biografische Arbeit“ im Sinneeiner Integration von aus der Gegenwarts-perspektive ausgeblendeten krisenhaftenEreignissen, aber auch das Erinnern von‚vergessenen’ Bewältigungsressourcen.

BiografietheoretischesFallverstehenBiografietheoretisches Fallverstehen be-deutet Analysekompetenz und Interak-tionskompetenz, diagnostisches Poten-zial für das Fremdverstehen von Profes-sionellen sowie die Initiierung von Selbst-verstehensprozessen. Die Asymmetriezwischen ‚Experten’ und ‚Laien’ wird ineine Haltung von intendierter Offenheit,Fremdheit, und respektvoller Neugierverändert, in denen den biografischenWissensbeständen der AdressatInnen alsRessourcen für biografische Aneignungs-prozesse und als Anschlussmöglichkeiten

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für gesundheitliche Dienstleistungen zen-trale Bedeutung zukommen.

In der narrativen Handlungspraxis bio -grafischen Fallverstehens verlagert sichdie Perspektive vom Professionellen alsHelferexperte hin zu einer Expertisierungvon Menschen. Sie hat zum Ziel, entwederbiographisch entstandene Selbstheilungs-ressourcen in Form eines aktiven Bewäl-tigers und Mitgestalters seines Lebens zuaktivieren oder aber auch neu im narrati-ven Prozess entstehen zu lassen. Zentra -les Anliegen ist dabei (professionelle)Abhängigkeiten zu reduzieren (zur emanzi-patorischen ‚dialogischen Biografiearbeit’s. Köttig & Rätz-Heinisch 2005). Professio-nelle Handlungskompetenz bewährt sichdabei in der professionellen Gestaltungder ‚widersprüchlichen Einheit’ zwischengegenstandsbezogenem Wissen und derFallspezifik, dem hermeneutischen Verste-hen „in der Sprache des Falles“ (Gilde -meister 1997). Mit diesem Zugang kannsich Soziale Arbeit entsprechend ihrer Le-benswelt- und Alltagsorientierung im klini-schen Handlungsfeld theoretisch und me-thodisch positionieren und die theoretischeingeforderte hermeneutische Kompetenz(vgl. bspw. Kunstreich u.a. 2004; Holm-Hadulla 1997) in ein beruflich habitualisier-tes Alltagshandeln überführen (vgl. Loch &Schulze 2002).

Diese grundlegende paradigmatischeVeränderung gegenüber den Adressa -tInnen gesundheitsbezogener Dienstleis -tungen löst die Forderung nach einer par-tizipativen und dialogischen Diagnostik(vgl. Staub-Bernasconi 2003) ein, nacheiner mäeutischen Haltung einem „heilen-den Erzählen“ (Rosenthal 1995), nacheiner Autonomisierung in einer entauto -nomisierenden Sozialen Praxis des Ge -sundheitswesens (vgl. Hanses & Richter2005). Sie leistet eine Kontextualisierungim Gegenzug zu einer „entkontextualisie -renden“ und „entpolitisierenden Diagnos-tik“ (Becker 1997). Werden die alltäglichenErzählungen als nicht gewusstes aber vor-handenes biografisches Wissen gerade inihrer 'Alltags'-Qualität ernst genommenund Personen in ihrer alltäglichen Erzähl-kompetenz unterstützt, ihre eigene biogra-fisch gewachsene Sicht auf die Dinge zuäußern und Lösungsmöglichkeiten ausdiesen zu schöpfen, dann stellen wir fest,dass Menschen mehr über sich und ihrLeben wissen, als es ihnen in der klini -schen Praxis zugesprochen wird.

Die Implementierung und Etablierungeines biografischen Fallverstehens in Aus-bildung und in institutionellen Handlungs-kontexten sind wichtige Herausforderun-gen für die Zukunft. Die Ausbildungs -institutionen sind hierfür in hohem Maße

für die Bereitstellung des wissenschaftli -chen Wissens und der Einsozialisation indie Kunstlehre eines hermeneutischenFallverstehens in Forschungs-, Lehr- undPraxiszusammenhängen verantwortlich.Hierfür bilden die an einigen Hochschulenetablierten Forschungswerkstätten einegute Basis. Die wahrnehmbare Befrem -dung gegenüber diesem Ansatz der me-thodisch und erkenntnistheoretischenOffenheit ist als ein ‚Paradigmenstreit’ imProfessionsverständnis zu verstehen, derhoffentlich die Diskussion für eine reflexi-ve Auseinandersetzung über Macht undHierarchie von Wissensordnungen eröff-net. Ein verstärkter Einbezug der Adressa-tInnen bei gesundheitsbezogener Dienst-leistung wäre eine Konsequenz daraus.

Anmerkung

(1) Eine ausführliche Fallrekonstruktion findet sich hier-zu in Schulze 2006a.

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