Upload
others
View
7
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Seite 4 <
komba Bundesvorsitzender kandidiert für die dbb Spitze
Seite 8 <
Zweiter Bundesjugend- vorsitzender Valentino Lombardo stellt sich vor
dbb Seiten 9 bis 48
komba magazin10 Gewerkschaft für den Kommunal- und Landesdienst
Oktober 2017 – 19. Jahrgang
Post
vert
rieb
sstü
ck •
Deu
tsch
e Po
st A
G „
Entg
elt
beza
hlt“
Zusammenhalten und Stärke zeigen!
Was haben wir Deutschen alles schon erreicht: 1949 schafften wir Deut-schen den Neuanfang, wir wurden 1954 zum ersten Mal Fußball-Welt-
meister, überwanden 1990 die Teilung und gewannen 2014 zum 4. Mal denbegehrten WM-Titel. Neben unserer sprichwörtlichen Pünktlichkeit ist es derWille zur Leistung, der uns auszeichnet. Das sind Gründe, stolz auf unser Landzu sein! Zeigen Sie Ihren Stolz mit einer ebenso eleganten wie kraftvollenArmbanduhr: tragen Sie „Ich mag dich, Deutschland“ an Ihrem Handgelenk!
Ein kostbares Meisterwerk der UhrmacherkunstDas dunkle Zifferblatt zeigt den Bundesadler als Relief. Das flammendeSchwarz-Rot-Gold am 20-Minuten-Chronograph, sowie die Randgravur„Einigkeit und Recht und Freiheit“ zeugen von der Liebe und der Verbunden-heit zu unserem Land. Die Uhr mit präzisem Qualitätsuhrwerk im Edelstahl-Gehäuse wird von einem Echtlederarmband mit Edelstahl-Dornschließe anIhrem Arm gehalten. Die Uhr erhalten Sie in einer Box mit silberfarbenemAufdruck des Bundesadlers und dem Motto „Ich mag Dich, Deutschland“.
Zeigen Sie Ihre Verbundenheit zu unserem LandDiese Herren-Armbanduhr erscheint exklusiv bei The Bradford Exchange.Die Authentizität Ihres Exemplars wird durch ein Echtheits-Zertifikat belegt.Reservieren Sie am besten gleich heute!
Armband: ca. 2 cm breit,für Handgelenkumfangvon ca. 17,5 bis 22,5 cm
Ø Uhrengehäuse: ca. 4 cm
Produkt-Nr.: 522-FAN06.01
Produktpreis: € 199,80(zahlbar auch in 4 Monats-
raten zu je € 49,95)zzgl. € 8,95 Versand
Seitlich sind die Worte„Einigkeit und Recht undFreiheit” eingraviert
Geschenkbox mit Aufdruck desBundesadlers und dem Motto„Ich mag Dich, Deutschland“
• Uhrengehäuse aus Edelstahl• Gestepptes Echtlederarmband• Mit Stoppuhr*, Datums-und 24-Stunden-Anzeige
• Robustes Quarzuhrwerk• Präsentation des Chronographenin edlem Etui* Stoppuhr mit Sekunden- und Minutenanzeige(bis 20 Minuten)
Für Online-BestellungReferenz-Nr.: 80383www.bradford.de
The Bradford Exchange Ltd.Johann-Friedrich-Böttger-Str. 1–3 • 63317 Rödermark • [email protected]
Telefon: 069 1729 7900
Designed in
G e r m a n y
Ich mag dich,DeutschlandPräzision in bester Form
WEE
E:97
0755
36✗
✁
✁
Bitte gewünschte Zahlungsart ankreuzen (✘):Ich zahle den Gesamtbetrag nach Erhalt der RechnungIch zahle in vier bequemen Monatsraten
Das Angebot ist limitiert – Reservieren Sie noch heute!
Bitte einsenden an: The Bradford ExchangeJohann-Friedrich-Böttger-Str. 1–3 • 63317 Rödermark
Österreich: Senderstr. 10 • A-6960 Wolfurt • Schweiz: Jöchlerweg 2 • CH-6340 Baar
Name/Vorname Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen
Straße/Nummer
PLZ/Ort
Geburtsdatum
Unterschrift Telefon für eventuelle Rückfragen
Zeitlich begrenztes Angebot:Antworten Sie bis zum 20. November 2017
PERSÖNLICHE REFERENZ-NUMMER: 80383Mit 120-TAGE-Rückgabe-Garantie
Ja, ich reserviere die Armbanduhr„Ich mag dich, Deutschland“
_056TF_Bradford Exchange_dbb-magazin_10_2017.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 04.Sep 2017 12:07:17; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
< komba
< Interview mit Uli Silberbach: komba Bundesvorsitzender kandidiert für die dbb Spitze 4
< Gemeinsame Klausur von komba Bundes-leitung und Bundesjugendleitung: Verlässlicher Rahmen für die Länder erforderlich 6
< Die komba jugend stellt sich vor: Zweiter Bundesjugendvorsitzender Valentino Lombardo 8
< ImpressumHerausgeber: Bundesleitung der komba gewerkschaft für den Kommunal- und Landesdienst, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin. Telefon: 030.4081687-0. Telefax: 030.4081687-9. E-Mail: [email protected]. Internet: http://www.komba.de. Redaktion: Kai Tellkamp (kt), Antje Kümmel (ak), Ulrich Silberbach (us), Valentino Lombardo (vl). Fotos: dbb, Eduard N. Fiegel / photofiegel.de, komba jugend. Titelbild: © moritz320 / pixabay.com. Layout: FDS, Geldern. Anzeigen komba magazin: bildungs- und service GmbH, Steinfelder Gasse 9, 50670 Köln. Telefon: 0221.135801. Bezugs be din gungen: Für Mitglieder der komba gewerkschaft ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Für Nichtmitglieder beträgt der Abonnementpreis 16 Euro zzgl. Versandkosten.Herausgeber der dbb Seiten: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Bund der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und des privaten Dienstleistungssektors – Fried richstr. 169, 10117 Berlin. Telefon: 030.4081-40. Telefax: 030.4081-5598. Internet: www.dbb.de. E-Mail: [email protected]. Leitende Redakteurin: Christine Bonath (cri). Redaktion: Jan Brenner (br). Gestal-tung: Benjamin Pohlmann. Fotos: dbb, MEV, Project Photos, Fotolia. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet. Sämtliche Personen- und Berufsbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für alle Geschlech-ter. Verlag: dbb verlag gmbh. Internet: www.dbbverlag.de. E-Mail: [email protected]. Verlagsort und Bestellanschrift: Fried-richstraße 165, 10117 Berlin. Telefon: 030.7261917-0. Telefax: 030.7261917-40. Herstellung: L.N. Schaff rath GmbH & Co. KG Druck-Medien, Marktweg 42–50, 47608 Geldern. Layout: Dominik Allartz. Anzeigen: dbb verlag gmbh, Mediacenter, Dechenstr. 15 a, 40878 Ratingen. Telefon: 02102.74023-0. Telefax: 02102.74023-99. E-Mail: [email protected]. Anzeigenleitung: Petra Opitz-Hannen, Telefon: 02102.74023-715. Anzeigendisposition: Britta Urbanski, Telefon: 02102.74023-712. Anzeigentarif Nr. 58 (dbb magazin) vom 1.10.2016. Druckauflage: dbb magazin: 599 909 (IVW 2/2017). Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinen. Beiträge und Leserbriefe: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangte Einsendungen. Gedruckt auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,für uns als komba gewerkschaft sind die Ergebnisse der aktuellen Bürgerbefragung des dbb zum öffentlichen Dienst Gold wert. Denn bei den Menschen in Deutschland steht insbesondere die Arbeit des öffentlichen Dienstes hoch im Kurs, die direkt an der Schnittstelle zu den Bürgern stattfindet. Es geht demnach vor allem um die Arbeit vor Ort – die auf kommunaler Ebene stattfindet. Deshalb erreichen Berufs-gruppen beziehungsweise Einrichtungen wie zum Beispiel Kindertagesstätten, Entsorgungs- und Reinigungsbetriebe, Sozialverwaltungen, Feuerwehren und Pflege einrichtungen hohe Werte bei ihrer Bedeutung und ihrem Ansehen bei den Bürgern.
Selbst Beamte allgemein haben in den letzten zehn Jahren ihr Ansehen um beacht-liche elf Prozentpunkte steigern können. Dabei werden ihnen von einer deutlichen Mehrheit positive Eigenschaften wie Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Kompetenz und Hilfsbereitschaft zugesprochen. Wenn außerdem die Unbestechlichkeit binnen der letzten zehn Jahre ein Zuwachs von 17 Prozent-punkten aufweist, wird deutlich, dass die Menschen „ihren“ öffentlichen Dienst zu schätzen wissen.
Das kommt außerdem darin zum Ausdruck, dass drei Viertel der Befragten einen starken Staat für notwendig halten, der die Bürger vor ausufernden Entwicklungen einer globalisierten Gesellschaft schützen kann. Dabei ist sogar die Mehrheit der Überzeugung, dass der öffentliche Dienst die Steuerzahler keineswegs zu viel Geld kostet.
Besonders bemerkenswert ist, dass gerade bei den Jüngeren die höchsten Zustim-mungswerte zu verzeichnen sind. 82 Prozent der Befragten bis zum 29. Lebensjahr wollen einen solchen starken Staat. Das bedeutet, dass dem öffentlichen Dienst auch eine wichtige Rolle bei der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft zukommt.
Wir wissen also: Ein funktionierender und leistungsfähiger öffentlicher Dienst ist für die Menschen sehr wichtig. Das gilt insbesondere für junge Menschen.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Politik da weit und breit eine Ausnahme darstellt. Dabei müsste gerade dort der Bürgerwille Maßstab des Handelns sein. Eine gute Personal- und Sachausstattung sollte dabei doch eigentlich oberste Priori-tät haben. Übrigens auch im Eigeninteresse: Denn erst, wenn genau das gewähr-leistet ist, kann die politische Ebene sicher sein, dass ihre Beschlüsse professionell umgesetzt werden.
Und wenn die Bezahlung und die übrigen Arbeitsbedingungen stimmen, werden sich auch qualifizierte Nachwuchskräfte nicht nur in Umfragen, sondern auch bei der Berufswahl als Staatsfans zeigen.
Ihre komba Bundesleitung
< dbb
< Tarifeinheitsgesetz: Klage vor dem Menschenrechtsgerichtshof 9
< Zukunft der Alterssicherung 9
< Bundesagentur für Arbeit 10
< Kritik an Bildungsministerin 10
< Kranken- und Pflegeversicherung 12
< Befristungen im öffentlichen Dienst: Neue Regierung muss handeln 12
< dbb bundesfrauenvertretung 13
< Kitapersonal: Bessere Bezahlung gefordert 13
< Private Krankenversicherung: Öffnungsaktion 14
< Deutsche Rentenversicherung Bund: Ehrung für Versichertenberater 14
< Führungspositionen für Teilzeit- kräfte: Zugang erleichtern 15
< Bundesfernstraßen-ÖPP: Bürger zahlen die Zeche 15
< Sicherheit im Beruf 16
< Arbeitsschutz ist kein Reparaturbetrieb 18
< 4. Seniorenpolitische Fachtagung: Gesund alt werden 20
< 6. Fachkongress „Qualität in der dienstlichen Fortbildung“ 22
< Wann sind Überstunden Überstunden? 24
< Gewerkschaftstag 2017: Impulse für einen starken öffentlichen Dienst 25
< nachgefragt … bei Klaus Dauderstädt zum Verhältnis des dbb zu Europa 28
< reportage: Atomaufsicht im Kernkraftwerk Brokdorf 30
< dbb jugend: AusbildungsSTARTaktion 2017 34
< Schluss mit niedrigen Zinsen? 38
< Haben Frauen die gleichen Chancen? 40
< Mobilfunkstandard 5G 42
< interview Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfall- versicherung (DGUV) 46
3
Gew
erks
chaf
t fü
r den
Kom
mun
al- u
nd L
ande
sdie
nst
komba
> komba magazin | Oktober 2017
Interview mit Uli Silberbach
komba Bundesvorsitzender kandidiert für die dbb SpitzeIm November wird im Rahmen des dbb Bundesgewerkschaftstages eine neue dbb Bundesleitung gewählt. komba Chef Uli Silberbach, bislang einer der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden, bewirbt sich um die Nachfolge von Klaus Dauderstädt, der sich nicht erneut zur Wahl stellt. Grund genug, Uli Silberbach zu seiner Kandidatur, seiner Motivation und zu seinen Zielen zu befragen.
komba magazin: Uli, was sind die Gründe für Deine Kandidatur?
Eine solche Kandidatur fällt nicht vom Himmel, sondern ist Ergebnis eines Prozesses, dem viele Gespräche und auch Ab-wägungen vorausgingen. Als sich abzeichnete, wer aus der heutigen dbb Bundesleitung nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht, gab es natürlich zunächst ein-mal Gespräche der Kolleginnen und Kollegen aus der Bundes-leitung, die ihre Arbeit fortset-zen möchten, sowie mit inter-essierten Kolleginnen und Kollegen, die bisher nicht in der Bundesleitung vertreten wa-ren. Daraus hat sich ein Team an Kandidatinnen und Kandi-daten gefunden, welches von einer hohen Wertschätzung untereinander und durch über-einstimmende gemeinsame Ziele geprägt ist.
Das Vertrauen dieser Kollegin-nen und Kollegen sowie die danach erfolgte einstimmige Nominierung des komba Bun-desvorstandes, also aller Vor-sitzenden der Landes- und Mit-
gliedsgewerkschaften sowie der Ausschuss- und Fachbe-reichsvorsitzenden, waren Grundlage meiner Kandidatur. Mit diesem Rückenwind stelle ich mich am 20. November den stimmberechtigten Vertrete-rinnen und Vertretern des dbb Bundesgewerkschaftstages zur Wahl.
komba magazin: Welche Erfahrungen aus Deiner bisherigen Arbeit bringst Du für diese Kandidatur mit?
In den nunmehr über 35 Jahren ehren- und hauptamtlicher Tätigkeit für die komba ge-werkschaft, die in ihren Ur-sprüngen Standesorganisation der Kommunalbeamtinnen und -beamten war, konnte ich den Strukturwandel hin zu einer durchsetzungsstarken Gewerkschaft mitgestalten. Wir haben die ewigen Spar-zwänge, denen Landkreise und Kommunen unterworfen wa-ren, und den Privatisierungs-wahn nicht nur überstanden, sondern sind daraus sogar noch gestärkt hervorgegangen.
Die Mehrzahl der gewerk-schaftlich organisierten Beam-tinnen und Beamten in der kommunalen Szene haben in der komba gewerkschaft ihre Heimat und finden dort auch nach der Föderalismusreform gemeinsam mit den für Dienst- und Versorgungsrecht zustän-digen dbb Landesbünden eine starke Interessenvertretung. Das zeigt sich auch in der Tat-sache, dass die Mehrzahl der Personalräte in der Gruppe der Beamtinnen und Beamten bei uns organisiert sind.
Führende komba Kolleginnen und Kollegen tragen seit Jah-ren in der dbb Familie an her-ausragenden Stellen Verant-wortung. Bereits meine Vorgänger Ulrich Berger, MdB, und Heinz Ossenkamp prägten in den zurückliegenden Jahr-zehnten maßgeblich die beam-tenpolitischen Geschicke des dbb mit und Frank Stöhr zeich-nete als Zweiter Bundesvorsit-zender für einen stark wach-senden und erfolgreichen Tarifflügel im dbb verantwort-lich.
Diese erfolgreiche Arbeit, die insbesondere auf dem Interes-senausgleich zwischen ver-schiedenen Status- und Berufs-gruppen, aber auch auf der Förderung unserer Jugend, der Einbindung unserer Frauen so-wie der aktiven Teilhabe unse-rer Senioren basiert, durfte ich seit 2011 in der dbb Bundeslei-tung als stellvertretender Bun-desvorsitzender fortsetzen. Langjährige Führungsverant-wortung in einer der größten Mitgliedsgewerkschaften und im mitgliederstärksten dbb Landesbund sind sicherlich auch hilfreich.
komba magazin: Im dbb meinen einige Stellen, der dbb Bundesvorsitzende müsste ein Beamter sein. Du bist Tarifbeschäftigter. Wie stehst Du dazu?
Diese Diskussion wird gerne intern und extern von geneig-ter Stelle geführt und hat be-reits bei der damaligen Kandi-datur von Klaus Dauderstädt eine Rolle gespielt, aber nicht verfangen. Klar ist, dass das Berufsbeamtentum mit seinen Rechten und Pflichten ein un-verzichtbarer Bestandteil einer verlässlichen, leistungsstarken und unabhängigen Verwaltung ist. Der dbb hat aber in den letzten fünf Jahren, „trotz“ ei-nes Tarifbeschäftigten an der Spitze, nicht seinen Nieder-gang erleben müssen. Dies ist auch das Ergebnis eines kolle-gialen Führungsstils in der Bundesleitung, der jedes Mit-glied der Bundesleitung einbe-zogen und der Maxime „Le dbb c’est moi!“ abgesagt hat.
Bundespräsident Gauck hat in einer seiner letzten Reden darauf verwiesen, dass die entscheidende Trennlinie in unserer Demokratie zwischen Demokraten und Nicht-Demo-kraten verläuft. „Es zählt nicht die Herkunft, sondern die Haltung“, so Gauck.
Die Trennlinie im dbb verläuft nicht zwischen den Status-gruppen, sondern es kommt auch hier auf die Haltung, die Empathie und die Leiden- schaft an, mit der sich eine Bundesvorsitzende oder ein Bundesvorsitzender gemein-sam mit seinem Kollegium in der Bundesleitung, den Gremi-en und mit dem hauptamt-
© d
bb
< komba Bundesvorsitzender Uli Silberbach (links) mit dem amtierenden dbb Chef Klaus Dauderstädt.
Gew
erks
chaf
t fü
r den
Kom
mun
al- u
nd L
ande
sdie
nst
komba
> komba magazin | Oktober 2017
4
Sie geben alles. Wirgeben alles für Sie:mit unserer Starter-BUfür Berufseinsteiger.
Spezialist für den Öffentlichen Dienst.
Unsere Berufsunfähigkeitsversicherungfür Berufseinsteiger bietet eine umfassendeVersorgung – jetzt und in Zukunft.
✔ Bezahlbare Beiträge
✔ Hohe, sofortige Absicherung
✔ Kombinierbar mit einer flexiblen Altersversorgung
✔ Weltweiter Versicherungsschutz
Als Spezialversicherer exklusiv für den Öffentlichen Dienstgeben wir alles für Sie. Lassen Sie sich jetzt vonIhrem persönlichen Betreuer in Ihrer Nähe beraten.
Mehr Informationen: www.DBV.deoder Telefon 0800 166 55 94.
_17SEX_AXA-komba_magazin_4_2017.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 22.Mar 2017 07:24:19; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
lichen Personal in der Bundes - geschäftsstelle, den Dienst-leistungs zentren und in den Bil dungseinrichtungen für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen einsetzt.
Dabei geht es auch nicht dar-um, immer nur lautstark und fordernd aufzutreten, sondern vielmehr sachlich und wir-kungsvoll. Meine über die Jah-re geknüpften Netzwerke in der dbb Familie und in Politik und Wirtschaft sind darüber hinaus solide Basis für eine er-folgreiche Interessenvertre-tung.
komba magazin: Der dbb wird von Kritikern nicht ausnahmslos als unver-zichtbare und leistungsfähige Interessenvertretung wahrge-nommen. Ist der dbb noch zeit-gemäß?
Den Kritikern muss ich klar wi-dersprechen. Der dbb feiert im nächsten Jahr sein 100-jähri-ges Bestehen und ich bin der Überzeugung, dass wenn es ihn nicht schon geben würde, müsste man ihn neu erfinden. Denn der öffentliche Dienst in all seiner Komplexität und Vielfältigkeit braucht als die Stütze unserer Gesellschaft nach wie vor eine starke Lobby. Es ist auch zu kurz gesprungen, wenn man Schwächen alleine beim dbb suchen würde. Der dbb ist ein Spitzenverband aus 42 selbstständigen Mitglieds-gewerkschaften und 16 Lan-desbünden. Natürlich bedarf es hier auch manchmal auf-wendiger Abstimmungsprozes-
se. Allerdings sind Vielfalt und Fachlichkeit aus meiner Sicht ein Alleinstellungsmerkmal, welches wir in Zeiten wachsen-der Einheitsbestrebungen durchaus wertschätzen sollten. Natürlich muss die verantwor-tungsvolle Führung einer Orga-nisation immer wieder deren Effektivität und Effizienz prü-fen. Dabei leitet mich die Maxi-me, dass die wirkungsvolle Interessenvertretung der Men-schen, die uns ihr Vertrauen schenken, im Mittelpunkt un-seres Wirkens und Handelns stehen muss.
Dies wird insbesondere bei der zunehmenden Digitalisierung und dem damit einhergehen-den Strukturwandel im öffent-lichen Dienst oberstes Gebot sein. Als wir den Einzug von Personalcomputern in den Ver-waltungen erlebten, haben wir – und insbesondere unsere Personalräte – ebenfalls darauf Wert gelegt, dass der Mensch im Mittelpunkt steht.
komba magazin: Vor welchen Herausforderun-gen steht der öffentliche Dienst?
Wie schon erwähnt, wird die Digitalisierung sicherlich zu ei-nem Strukturwandel mit mas-siven Veränderungen in der Arbeitswelt führen. Auch und gerade im öffentlichen Dienst-leistungssektor werden viele Tätigkeiten eine Veränderung erfahren oder gänzlich wegfal-len. Aber angesichts des demo-grafischen Wandels und der Tatsache, dass die Aufgaben-erfüllung insbesondere in den ländlichen Räumen immer häufiger rationalisiert wird, sollten wir die Chance ergrei-fen, den öffentlichen Dienst nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Bürgerin-nen und Bürger interessanter zu gestalten. Onlineservice ist gut und richtig, aber eine per-sönliche Beratung bleibt un-verzichtbar und kann bei Fra-gen und Unklarheiten im Einzelfall ohne langwierige Eigenrecherche im bürokrati-schen Dschungel unmittelbar Antworten geben und Lösun-gen schaffen.
Eine der größten Herausforde-rungen unserer Arbeit wird sein, Politik und Öffentlichkeit sowie Dienstherrn und Arbeit-geber davon zu überzeugen, dass die These „Privat vor Staat“ gescheitert ist und wir zur Personalbindung und zur Gewinnung von dringend not-wendigem Fachpersonal at-traktive Einkommens- und Ar-beitsbedingungen gestalten
müssen. Hierbei dürfen The-men wie die Übernahmegaran-tie nach erfolgreich abge-schlossen Berufsausbildung, die unsägliche Befristungspra-xis, die Vereinbarkeit von Fami-lie und Beruf, moderne und flexible Arbeitszeitmodelle, gesundes Arbeiten, die Beseiti-gung der Teilzeitfalle sowie von diskriminierenden Beurtei-lungspraktiken und Fragen der Alterssicherung nicht auf die lange Bank geschoben werden. Der Katalog ließe sich beliebig fortsetzen. Aber hier will ich das aktuelle Motto unserer komba jugend beherzigen, welches lautet: „Machen statt meckern.“
komba magazin: Und was ist mit der komba? Wie geht es dort weiter, wenn Du dbb Bundesvorsitzender werden solltest?
In der komba gewerkschaft ha-ben wir über Jahre hinweg eine zukunftsfähige und nachhalti-ge Personalentwicklung betrie-ben und gefördert, die wir von den Dienstherren und Arbeit-gebern auch erwartet hätten. Wir haben viele Top-Leute, die sofort in der Lage sind, die Ar-beit ohne Reibungsverluste fortzusetzen. Deshalb ist und bleibt die komba gewerkschaft in guten Händen.
komba magazin: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen viel Erfolg beim dbb Bundesge-werkschaftstag.
(us/kt)
© E
duar
d N
. Fie
gel /
pho
tofie
gel.d
e
Gemeinsame Klausur von komba Bundesleitung und Bundesjugendleitung:
Verlässlicher Rahmen für die Länder erforderlichZu einer ersten gemeinsamen Sitzung nach den jeweiligen Gewerkschaftstagen sind die komba Bundesleitung und die komba Bundesjugendleitung zusammengekommen. Dabei wurden unter der Lei-tung von Bundesvorsitzenden Ulrich Silberbach und Bundes-jugendleiter Christian Drött-
boom verschiedene tarif- und beamtenpolitische Themen mit bundesweiter Bedeutung erörtert.
Zum Beispiel wurde unter-mauert, dass die Kranken-sicherungssysteme für Arbeit-nehmer und Beamte jeweils
weiterentwickelt werden müs-sen, eine Verschmelzung dabei aber der falsche Weg wäre. Diesbezüglich wurden umfas-
6
Gew
erks
chaf
t fü
r den
Kom
mun
al- u
nd L
ande
sdie
nst
komba
> komba magazin | Oktober 2017
Wir drücken die Zinsen –Baufinanzierung mit Top-Vergünstigungen!
Den Traum vom Eigenheim realisieren, die Anschluss-finanzierung regeln oder die erforderlichen Modernisierungs-Maßnahmen endlich umsetzen.
Jetzt neu: Der BaufinanzierungsrechnerBerechnen Sie jetzt mit nur wenigen Eingaben selbst Ihre monatlicheRate, das aktuelle Zinsangebot sowie Ihre dbb-Ersparnis.
IhreVorteile auf einen Blick:0,15%-Punkte1 Zinsvorteil über die gesamte LaufzeitKonstante monatliche Raten, Sicherheit & FlexibilitätBester Service durch unseren PartnerWüstenrot
www.dbb-vorteilswelt.de/baufinanzierungKonditionen und Ersparnis direkt online berechnen unter:
1 Für ausgewählte Baufinanzierungsmodelle: Wohndarlehen Flex 10/15 Jahre, Constant 10/15/25/30 Jahre, Plus 20, Wüstenrot Ideal Darlehen (Standard5/10/15 Jahre, Forward auf eigene Darlehen, Zinsanpassung). Andere Finanzierungsvarianten (z. B. Wohndarlehen Turbo) können nur zu normalen Kunden-konditionen angeboten werden. Eine Kombination mit anderen Zinsvergünstigungen ist nicht möglich.
UnserZinsvorteil fürdbb-Mitglieder
0,15%-Punkte1
_02FLK_Wuestenrot_dbb_magazin_9_2017.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 28.Jul 2017 10:55:09; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
sende Argumente für die politische Arbeit zusammengetragen.
Unter der Teilnahme des dbb Tarifvorstandes Willi Russ wurden die Auswirkungen des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes zum Tarifeinheitsgesetzes thematisiert. Ergänzend zu den im komba magazin bereits vorgenommenen Bewertungen kündigte Willi Russ an, dass das Thema Gegenstand der Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl sein kann. Zudem werde eine Klage auf europäischer Ebene vorbereitet. Die komba Spitzengremien haben sich weiterhin unter anderen mit der Anfang
2018 anstehenden Einkommensrunde für Bund und Kommunen auseinandergesetzt.
Aus Sicht der komba Bundesorganisation gilt es, dass in den
Ländern und Kommunen zu den verschiedenen Sachthemen klare Grenzen bestehen, damit die Ausgestaltung des öffentlichen Dienstes nicht vorrangig nach Kassenlage
erfolgt, sondern innerhalb eines verlässlichen Rahmens positiv gestaltet werden kann.
Um dies mit einer starken komba gewerkschaft zu fördern, sollen vermehrt Kampagnen zur Mitgliedergewinnung und bindung auf den Weg gebracht werden.
Die Zusammenarbeit zwischen Bundesleitung und Bundesjugendleitung zeigt sich als produktiv. Beide Seiten bringen Ideen ein, die in gemeinsamen Positionen und Konzepten weiterentwickelt und umgesetzt werden.
(kt)
© k
omba
juge
nd
Die komba jugend stellt sich vor:
Zweiter Bundesjugendvorsitzender Valentino LombardoIch bin 30 Jahre alt, DiplomVerwaltungsbetriebswirt (FH) sowie Master of Laws (LL.M. Com.), wohne in Koblenz und leite gemeinsam mit einer Kollegin den Bereich Personalwesen, Justiziariat in einer Landesbehörde innerhalb des Ressorts des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur des Landes RheinlandPfalz.
Seit meinem Eintritt in den öffentlichen Dienst 2007 bin ich Mitglied bei der komba gewerkschaft rheinlandpfalz. Nach nur wenigen Monaten wurde ich Beisitzer in der Landesjugendleitung. Dieses Amt
habe ich zwischenzeitlich zur Verfügung gestellt, um mich auf die Arbeit in der Bundesjugendleitung (BJL) konzentrie
ren zu können. Dort bin ich seit 2013 Mitglied.
Im Zuge des vergangenen Bundesjugendtages wurde ich zum Zweiten Bundesju
gendvorsitzenden gewählt und bin seither zuständig für
Finanzen sowie Öffentlichkeitsarbeit und Medien. Darüber hinaus stehe ich für alle Fragen rund um das Thema Dienstrecht zur Verfügung. Deswegen vertrete ich auch die Jugend im Dienstrechtsaus schuss der komba gewerkschaft. Außerdem bin ich zentraler Ansprechpartner der Landesjugendleitungen von BadenWürttemberg, Hessen
und RheinlandPfalz. Aus meiner Sicht gilt es, die durch die Föderalismusreform immer weiter auseinanderdriftenden Schere im Beamtenbereich wieder enger zusammenzuführen. Darum will ich mich im komba Dienstrechtsausschuss in den kommenden Jahren intensiv bemühen.
Wichtig dabei ist, das teilweise angestaubte Dienstrecht etwas aufzupolieren und an die Neuerungen der modernen Arbeitswelt anzupassen, ohne dabei die Grundsätze des Berufsbeamtentums infrage zu stellen. Deshalb spreche ich mich auch vehement gegen eine Aufweichung des Streikverbots für Beamte und gegen die Einführung einer Bürgerversicherung aus.
Unsere Arbeit als BJL wird darüber hinaus durch die Herausforderungen des demografischen Wandels und den auszubauenden Perspektiven
für Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst geprägt. Diese Herausforderungen gilt es, auch durch den Einsatz der meinem Geschäftsbereich zugeordneten neuen Medien zu stemmen. Denn nur wer seine Arbeit publik macht, seine Ideen verbreitet und auf Missstände aufmerksam macht, kann etwas bewegen. Hierfür sind starke Gewerkschaften notwendig. Deshalb gilt es, motivierte junge Menschen für den Solidaritätsgedanken, für den die Gewerkschaften eintreten, zu begeistern und zu gewinnen. Auch zur Nachwuchsakquise ist die stetige Präsenz in den sozialen Medien unerlässlich.
Ich sehe infolgedessen den kontinuierlichen Ausbau der Internetpräsenz sowie die Präsenz in den verschiedenen sozialen Medien insbesondere als Gewerkschaftsjugend als eine der wichtigsten Aufgabe der kommenden Jahre. (vl/ak)
Mehr erfahren: www.komba-jugend.de
© k
omba
juge
nd
< Die komba Bundesleitung und die Bundesjugendleitung mit ihren Spitzen Uli Silberbach (4. von links) und Christian Dröttboom (4. von rechts) sowie als Gast dbb Bundesjugendleiterin Karoline Herrmann (rechts)
8
Gew
erks
chaf
t fü
r den
Kom
mun
al- u
nd L
ande
sdie
nst
komba
> komba magazin | Oktober 2017
Tarifeinheitsgesetz:
Klage vor Menschenrechtsgerichtshof„Der dbb wird gegen das Tarifeinheitsgesetz vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte klagen.“ Das gab der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt am 19. September 2017 bekannt.
Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hatte das Tarifeinheitsgesetz (TEG) zuletzt für teilweise verfassungswidrig befunden und den Bundestag aufgefordert, es bis Ende 2018 nachzubessern. Entgegen der Einschätzung zahlreicher Verfassungs und Arbeitsrechtler sowie nicht zuletzt zweier der zuständigen Richter ließ der BVerfGSenat das TEG aber grundsätzlich gelten. Dauderstädt: „Wir werden mit der Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte weiterhin juristisch gegen diesen Eingriff in die Koalitionsfreiheit vorgehen.“
Zugleich werde man das Problem im Zuge der Regierungsbildung nach der Bundestagswahl wieder verstärkt politisch
angehen. „Das Tarifeinheitsgesetz war schon in der Großen Koalition sehr umstritten. Weitere Parteien wie die FDP, die Grünen sowie die Linke waren ohnehin dagegen. Unabhängig von der Zusammensetzung der nächsten Regierung steht also ein zähes Ringen an, ob und wie die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts erfüllt werden können. Abgesehen von den verfassungsrechtlichen Bedenken stehen auch immer noch unzählige Fragen zur praktischen Umsetzung und zu den Folgen für die Flächentarifverträge ungeklärt im Raum. Und das nur wegen eines Gesetzes, dessen Notwendigkeit bis heute niemand glaubhaft belegen konnte. Das Tarifeinheitsgesetz gehört schlicht und ergreifend sofort abgeschafft.“
Treffen mit DRVBundPräsidentin:
Zukunft der AlterssicherungZu einem Meinungsaustausch über die Zukunft der deutschen Alterssicherung trafen am 14. September 2017 am Sitz der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin deren Präsidentin Gundula Roßbach, die seit Jahresbeginn an der Spitze der DRV Bund steht, und der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt zusammen.
Die Themenbreite der Unterredung reichte von Fragen der Finanzierung über die Folgen der Digitalisierung bis zu Organisation und Personal. Einvernehmen bestand in der Einschätzung, dass sich die solide Umlagenfinanzierung in der deutschen Sozialversicherung als krisenfest erwiesen habe, nicht aber durch neue Gesetze belastet werden sollte, die vorrangig gesellschaftspolitische Anliegen verfolgten wie etwa die Mütterrente. Veränderun
gen in der Arbeitswelt durch digitalen technischen Fortschritt will die DRV auch in Zukunft offensiv begegnen und dabei die Beschäftigten durch Qualifizierung mitnehmen. Erfreulich sei das nach wie vor sichtbare Interesse junger Leute an einer Tätigkeit in der DRV, was bei der Nachwuchsgewinnung hilfreich wirkt.
Kritisch äußerte sich der dbb Chef zu der seit einiger Zeit erkennbaren Zurückhaltung
der DRV Bund, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbeamten. Schließlich bekräftigten beide Seiten die Absicht, zeitnah auf eine systemübergreifende Vorsorg einformation hinzuwirken,
bei der neben der klassischen Rentenauskunft auch Anwartschaften auf Betriebsrenten, berufsständische oder Beamtenversorgung, Riester und Lebensversicherungen einfließen könnten.
< Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg
< Meinungsaustausch in Berlin: Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund, und dbb Chef Klaus Dauderstädt
© C
C BY
SA
/ Ch
erry
X
© D
RV B
und
/ W
iedl
nachrichten
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
nachrichten
9
Kritik an Bildungsministerien:
Verhängnisvolle PersonalplanungNach Auffassung der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Astrid Hollmann hat sich die Politik bei ihrer Personalplanung offensichtlich von der Hoffnung auf vermeintliche Einsparungen leiten lassen. „Als Konsequenz daraus fehlen jetzt flächendeckend Lehrkräfte“, sagte Hollmann am 15. September 2017.
„Händeringend suchen die Schulen nach Lösungen, weil der Arbeitsmarkt nicht in der Lage ist, den tatsächlichen Bedarf an Lehrkräften zu decken“, so Hollmann. Einige Bundeslän
der griffen daher in erheblichem Umfang auf Seiteneinsteiger zurück, die erst im laufenden Betrieb die entsprechende pädagogische Qualifizierung erhalten. „Das ist in mehrfacher Hin
sicht problematisch: für die neuen Lehrkräfte, die ins kalte Wasser geworfen und damit enormen zusätzlichen Belastungen ausgesetzt werden. Für die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, die zusätzlich zur ohnehin gestiegenen Belastung etwa durch Integration und Inklusion die Neuen an den Beruf heranführen müssen. Und natürlich für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern, die einen Anspruch auf pädagogisch und didaktisch bestens qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer haben. Die Einstellung von Seiteneinsteigern kann erforderlich und sogar bereichernd sein, sie bleibt aber eine Notmaßnahme, die nicht zum Regelfall werden darf.“
Die Länder müssten dringend mit der Qualifizierung der Seiteneinsteiger deutlich vor dem ersten Unterrichtseinsatz beginnen. Erst dann könne sich die berufsbegleitende Weiter
qualifizierung einschließlich des Unterrichtens anschließen. „Und natürlich müssen die Länder ihre Universitäten in die Pflicht nehmen und Lehramtsstudienplätze entsprechend dem eigenen Bedarf anbieten, anstatt darauf zu setzen, sich in anderen Bundesländern bei den dort ausgebildeten Lehrkräften zu bedienen“, so die dbb Vize. „Die Politik muss endlich Weitsicht zeigen und in der Haushaltspolitik den Bildungsaufgaben höchste Priorität einräumen. Bildung bedeutet nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Teilhabe; sie ist eine der tragenden Säulen unserer Demokratie. An Bildung zu sparen bedeutet, Kosten in die Zukunft zu verlagern, die am Ende nicht nur jeder Einzelne in seiner Biografie bezahlt. Bildungsausgaben sind deshalb Investitionen in die Zukunft, die sich für die gesamte Gesellschaft lohnen.“
Bundesagentur für Arbeit:
Tarifpolitischer AustauschZu einem Spitzengespräch mit Valerie Holsboer, neuer Vorstand des Bereichs Ressourcen der Bundesagentur für Arbeit (BA), und Michael Kühn, Geschäftsführer Personal und Organisationsentwicklung, sind dbb Tarifchef Willi Russ und Siglinde Hasse, Verhandlungsführerin für die Tarifverhandlungen bei der BA, am 31. August 2017 in Nürnberg zusammengekommen.
Russ und Hasse thematisierten die unterschiedliche Bezahlung in den Jobcentern, die in der Mischverwaltung der Jobcenter begründet liegt: Dort gibt es zwei Tarifverträge. Für Kommunalbeschäftigte findet der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) Anwendung, während die Kollegen
und Kolleginnen der BA nach dem TVBA bezahlt werden. Das führt zu teilweise erheblichen Gehaltsunterschieden bei den kommunalen Beschäftigten. Obwohl die Arbeit inhaltlich gleich ist, werden die kommunalen Beschäftigten schlechter bezahlt. Hier sieht auch die BA Handlungsbedarf.
„Die Position des dbb ist eindeutig“, so Willi Russ, „wir fordern gleiches Geld für gleiche Arbeit. Die unterschiedliche Bezahlung ist ein Unding und gehört beendet. Wenn sich das Problem nicht auf tarifvertraglicher Ebene lösen lässt, muss
eben die Politik handeln.“ Der dbb werde sich dem Thema weiter annehmen. „Aufzugeben, weil die kommunalen Arbeitgeber und die TdL nicht willens sind, sich damit zu befassen, ist keine Option für den dbb“, betonte Russ.
< Die Gesprächsteilnehmer: Michael Kühn, Valerie Holsboer (beide BA), dbb Tarifchef Willi Russ, Siglinde Hasse, dbb Verhandlungsführerin für die Tarifverhandlungen bei der BA, und Volker Geyer (DPVKOM) (von rechts nach links)
© d
bb
© k
asto
/ F
otol
ia
nachrichten
10
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
Super Leistung, kleiner PreisAutoversicherung mit dbb-Bonus – Kündigungsstichtag 30.11.
Mit der HUK-COBURG fahren dbb-Mitglieder gut und günstig:
Niedrige Beiträge sichernIm Tarif Kasko SELECT sparen Sie gegenüber der normalenKasko 20% Beitrag ein.
25-Euro-Bonus mitnehmendbb-Mitglieder, die als Neukunde mit ihrer Autohaftpflicht-versicherung zu uns wechseln, erhalten einmalig 25 Eurodbb-Bonus.
Verkehrs-RechtsschutzDer Verkehrs-Rechtsschutz ist die optimale Ergänzung zurHUK-COBURG Autoversicherung.
Gleich Angebot abholen
Die Adresse Ihres nächsten Ansprechpartners finden Sieim örtlichen Telefonbuch oder auf www.HUK.de. Oder rufen Sie unsan: 0800 2 153153 – kostenlos aus deutschen Telefonnetzen.
Kündigungsstichtag 30.11.: Jetzt wechseln!Holen Sie gleich Ihr Angebot ab!Wir beraten Sie gerne persönlich. Und wenn wir Sie überzeugenkonnten, dann wechseln Sie zur ausgezeichneten HUK-COBURG.
_05KBY_HUK_dbb magazin_10_2017.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 07.Sep 2017 11:10:46; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
Kranken und Pflegeversicherung:
Rückkehr zur paritätischen FinanzierungDer dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt hat am 18. September 2017 die sozialpolitischen Forderungen des gewerkschaftlichen Dachverbandes an die kommende Bundesregierung erneuert.
„Wir werden dafür streiten, dass die gesetzliche Kranken und Pflegeversicherung wieder paritätisch von Arbeitgebern und Beschäftigten finanziert
wird. Das Einfrieren des Arbeitgeberanteils und die Verlagerung zukünftiger Kostensteigerungen im Gesundheitssystem auf die Schultern der Versicherten muss korrigiert werden“, sagte Dauderstädt beim Gewerkschaftstag der VDStra. – Fachgewerkschaft der Straßen und Verkehrsbeschäftigten in Willingen. Man wolle außerdem beim Thema Rente weder höhere Altersgrenzen
noch steigende Beiträge akzeptieren. „Zudem werden wir tarifpolitisch den Begehrlichkeiten der Arbeitgeber entgegentreten, von den bisherigen Leistungszusagen bei der
betrieblichen Zusatzversorgung zugunsten reiner Beitragsgarantien abzurücken. Solche Einschnitte sind mit uns nicht zu machen“, so Dauderstädt.
Befristungen im öffentlichen Dienst:
Neue Regierung muss handelnMit einem Appell an die neue Bundesregierung, die im öffentlichen Dienst verbreitete Befristungspraxis endlich einzudämmen, hat dbb Chef Klaus Dauderstädt eine der Hauptforderungen der dbb jugend entschieden bekräftigt.
Sachgrundlose Befristungen müssten endlich der Vergangenheit angehören, machte der dbb Bundesvorsitzende am 5. September 2017 in Berlin deutlich. „Der öffentliche Dienst hat es am Arbeitsmarkt auch so schon schwer genug, Fachkräfte zu gewinnen. Deshalb dürfen die Dienstherren mit unnötigen Befristungen nicht noch zusätzliche Unsicherheiten schaffen. Der Bund muss dabei mit gutem Beispiel vorangehen, das wird eine wichtige Aufgabe der neuen Regierung.“ Natürlich gebe es immer Schwankungen bei der Personalstärke und Befristungen seien in einigen Fällen – etwa bei Elternzeitvertretungen – ein bewährtes Instrument.
Besonders dramatisch ist die Situation für junge Beschäftigte, die nach der Ausbildung oft nur befristet übernommen
werden. Die Vorsitzende der dbb jugend, Karoline Herrmann, sagte: „Gerade die Jungen brauchen Perspektiven, wenn sie ein eigenes Zuhause suchen und Familien gründen wollen. Mit einem befristeten Arbeitsvertrag wird in vielen Regionen aber schon die Woh
nungssuche zum Fiasko.“ Der öffentliche Dienst habe sich zu lange auf seinem Ruf als sicherer Arbeitgeber ausgeruht. „Die Bewerberzahlen gehen in allen Bereichen schon aufgrund des demografischen Wandels zurück. Die Privatwirtschaft hat das erkannt
und wirbt mit vielen Vergünstigungen um den Nachwuchs. Deshalb muss der öffentliche Dienst endlich umsteuern und attraktive Arbeitsbedingungen schaffen. Dazu gehört an vorderster Stelle auch die unbefristete Übernahme nach einer erfolgreichen Ausbildung.“
< Kurz berichtet
Am 29. und 30. August 2017 fand eine weitere Runde in den Tarifverhandlungen zwischen dem dbb und den kommunalen Arbeitgebern über einen bundesweit geltenden Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz für die Beschäftigten der Flug-hafenfeuerwehren in Berlin statt. Die Gewerkschaften und die Arbeitgeberseite tauschten sich intensiv über die verschiedenen Themen aus, darunter die Absicherung der Beschäftigten bei vorübergehender oder dauerhafter Atemschutzuntauglichkeit und über mögliche Sport und Vorsorgeangebote. Wie bereits in den vorangegangenen Verhandlungsrunden stellte der dbb klar, dass bundesweit geltende Mindeststandards zum Schutz der Kollegen festgelegt werden müssen. Bessere Regelungen auf landesbezirklicher Ebene sollen
nach wie vor möglich sein. Die Verhandlungen werden am 30. Oktober 2017 fortgesetzt. Hintergrund: Der dbb ist über seine Mitgliedsgewerkschaft komba bei zahlreichen Flughafenfeuerwehren in Deutschland gut organisiert. Der dbb und die komba gewerkschaft schließen seit vielen Jahren Tarifverträge für die Flughafenfeuerwehren in Deutschland ab und haben an vielen Flughäfen unter anderem Altersteilzeit und Wertkontenregelungen sowie Regelungen zur Feuerwehrdienstuntauglichkeit und zu weiteren Gesundheitsschutzmaßnahmen erreicht. Ziel ist, diese erfolgreiche Tarifarbeit fortzuführen und das Niveau des Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten in der Flughafenfeuerwehr bundesweit zu erhöhen und dauerhaft zu sichern.
© d
bb
© A
nton
iogu
illem
/ F
otol
ia
< Auf dem VDStra. Gewerkschaftstag in Willingen dankte Klaus Dauderstädt dem scheidenden VDStra.Bundesvorsitzenden Siegfried Damm (rechts) für seine Verdienste für die VDStra. und den dbb als „kämpferischer Redner, beständiger Mahner, respektierter Verhandlungsführer sowie loyaler und geradliniger Gefährte“.©
Frie
dhel
m W
indm
ülle
r
nach
rich
ten
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
nachrichten
12
Kitapersonal:
Bessere Bezahlung gefordertAttraktive Arbeitsbedingungen sind nicht nur für die Fachkräftegewinnung wichtig. „Angesichts der Spitzenleistungen der Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas ist das auch eine Frage der Gerechtigkeit“, sagte der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 29. August 2017.
Laut den Ergebnissen einer Studie der Bertelsmann Stiftung müssen die Bundesländer für einen kindgerechten Personalschlüssel zusätzlich 107 200 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte einstellen und weitere 4,9 Milliarden Euro jährlich bereitstellen. Ohne attraktivere Rahmenbedingungen für das Kita personal werde es allerdings schwer, dem steigenden Fach
kräftebedarf nachzukommen. „Die Erkenntnis ist absolut richtig, aber leider nicht neu“, so Silberbach. „Mit diesen Umständen werden unsere Kolleginnen und Kollegen jeden Tag bei der Arbeit konfrontiert. Die Diskussion um eine bessere Bezahlung sollte daher nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Fachkräftegewinnung geführt werden, sondern auch mit Blick auf die
notwendige Wertschätzung für das vorhandene Personal.“
Die in der BertelsmannStudie erhobene Forderung nach einheitlichen Qualitätsstandards von Bund und Ländern findet die Unterstützung des dbb. Silberbach: „Für uns ist maßgebend, dass sich Eltern flächendeckend auf einen ange
messenen Qualitätsstandard verlassen können und es darf dabei keinen wesentlichen Unterschied machen, in welchem Bundesland oder in welcher Kommune sie wohnen. Wir brauchen bundesweit einheitliche, wissenschaftlich fundierte Standards, die in einem Kitaqualitätsgesetz verbindlich festgeschrieben sind.“
dbb bundesfrauenvertretung:
Faire Leistungsbeurteilung schafft EinkommenschancenDer dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt und die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, haben ihre Forderung nach einem diskriminierungsfreien Beurteilungssystem im öffentlichen Dienst bekräftigt.
„Frauen müssen die gleichen Aufstiegschancen erhalten wie Männer, egal ob sie in Vollzeit oder in Teilzeit arbeiten. Nur eine faire Leistungsbeurteilung sorgt für faire Einkommenschancen. Leider sieht die Beurteilungsrealität das derzeit nicht vor“, stellten beide am 22. September 2017 auf der Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung in Düsseldorf fest.
Zum einen gelte es, die Beurteilungskriterien geschlechts
neutral auszuformulieren, indem stereotype Auslegungsspielräume bereits von vornherein eingeengt würden. Zum anderen müssten Beurteilungsverfahren durch statistische Erhebung der Beurteilungsnoten nach Geschlecht und Beschäftigungsart aufgeschlüsselt und transparent gemacht werden. Darüber hinaus spiele der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle für das Ergebnis einer Beurteilung. „Lebensabschnitte, in denen Menschen aus familiären Gründen weni
ger Zeit im Büro verbringen, wie etwa Eltern, Pflege oder Teilzeitphasen, dürfen sich nicht negativ auf die Leistungsbeurteilung auswirken. Hier müssen wir die Beurteilungszeiträume lebensphasenorientiert fortentwickeln. Die Verankerung eines Anspruchs auf Nachzeichnung des beruflichen Werdegangs im Wege der fiktiven Fortschreibung der dienstlichen Beurteilung während einer solchen Familienphase muss standardisiert werden“, so Dauderstädt.
Die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, stellte zudem heraus, dass Teilzeit und Unterbrechungsphasen im Beruf die Hauptursachen für das Entstehen geschlechterbedingter Lohnunterschiede seien. „Das gilt für die Wirtschaft ebenso wie für den öffentlichen Dienst. Damit wirken die indirekten Diskriminierungen bei der dienstlichen Beurteilung im öffentlichen Dienst wie ein Verstärker für geschlechterbedingte Verdienstunterschiede. Die langfristige Folge sind Lücken in der Altersversorgung. Das muss die Politik endlich als real anerkennen und mit einem gezielten Monitoring gegensteuern.“
© R
awpi
xel.c
om /
Fot
olia
© c
olou
rbox
nachrichten
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
nachrichten
13
Deutsche Rentenversicherung Bund:
Ehrung für VersichertenberaterÜber 2 600 Versichertenberaterinnen und berater stehen Versicherten für Fragen in Rentenangelegenheiten bundesweit ortsnah und auch schon mal nach Feierabend ehrenamtlich zur Verfügung. Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) hat ihre langjährigen Versichertenberater am 20. September 2017 mit einer Feierstunde im Haus der Deutschen Rentenversicherung in Berlin geehrt.
Mit Wolfgang Sonnleitner aus Neunburg und Horst Schmidt aus Wuppertal waren gleich zwei Jubilare auf Vorschlag des dbb zur Feierstunde in Berlin eingeladen.
Bereits seit 25 Jahren üben beide ihre Tätigkeit aus. Beide Jubilare haben Freude daran, Versicherten in Rentenangelegenheiten weiterzuhelfen:
„Beratung und auch die Unterstützung beim Ausfüllen von Rentenanträgen wird von den Versicherten als echte Hilfe wahrgenommen“, erklärte Horst Schmidt vor der Feierstunde. „Als ich 1991 von der Landesgeschäftsstelle der komba gewerkschaft NRW gefragt wurde, ob ich Versichertenältester der BfA, der heutigen DRV Bund, werden wollte,
wusste ich gar nicht so genau, was das ist. Als ich das Amt dann 1992 übernommen habe wurde mir klar, dass sich viele während des Erwerbslebens nie so richtig mit der Rente und deren Beantragung auseinandergesetzt haben. Da kann dann ein Ver sichertenberater die ersten Hürden bei der Antragstellung schon zusammen mit dem Versicherten nehmen“, so der DiplomPsychologe, dem es
immer schon wichtig war, Menschen zu helfen, und der seit 2010 zudem ordentliches Mitglied des Widerspruchs ausschusses der DRV ist. Für Schmidt steht fest: „Ich möchte beide Ämter gern noch weitere sechs Jahre ausüben.“
Der dbb bedankt sich bei den Jubilaren und allen anderen Versichertenberaterinnen und beratern ganz herzlich für ihr Engagement!
Private Krankenversicherung:
Öffnungsaktion begrüßtDer Fachvorstand Beamtenpolitik und stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb, HansUlrich Benra, hat die Konkretisierung der Öffnungsaktion von privaten Krankenversicherungen (PKV) als „wichtigen Beitrag“ begrüßt.
Bei der Öffnungsaktion handelt es sich um ein Angebot verschiedener Anbieter von beihilfefähigen PKVTarifen. Dabei profitieren „Beamtenanfänger“ mit Vorerkrankungen von einem erleichterten Zugang zu einer solchen Krankenversicherung. Stellen Beamte innerhalb von sechs Monaten nach der Begründung des Beamtenverhältnisses unter Berufung auf die Öffnungsaktion einen entsprechenden Antrag bei einem der Anbieter, haben sie und ihre Angehörigen damit einen Anspruch auf Aufnahme in normale beihilfekon
forme Krankheitskostentarife. Zudem gelten weder ein Aufnahmehöchstalter noch Leistungsausschlüsse. Die Risikozuschläge werden außerdem auf höchstens 30 Prozent des tariflichen Beitrages begrenzt. Besonders für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen wurde die Öffnungsaktion nochmals konkretisiert.
„Die Öffnungsaktion mildert Härten für Beamte mit Vorerkrankungen ab und trägt somit zu einem umfassenden Schutz für alle Kolleginnen und Kolle
gen bei. Nicht zuletzt wird damit das Beihilfesystem insgesamt gestärkt und einmal mehr gezeigt, dass das bewährte Zusammenspiel aus Beihilfe und PKV alle Fantastereien über eine erzwungene Einheitsversicherung überflüssig macht“, so Benra.
Hintergrund: Beamte erhalten Beihilfe, ein eigenständiges Krankensicherungssystem. Dabei wird der eine Teil der Aufwendungen für Krankheits, Pflege und Geburtsfälle sowie Maßnahmen zur Früherkennung von Krankhei
ten und Schutzimpfungen vom Dienstherrn des Beamten übernommen. Zur Deckung des anderen Teils schließt der Beamte einen beihilfefähigen Tarif bei einem Anbieter für private Krankenversicherungen ab.
Es gibt aber auch Beamte, die sich für eine freiwillige Versicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung entschieden haben und den Beitrag voll tragen. Auch diesen Personen bietet die Öffnungsaktion der privaten Krankenversicherung eine Alternative.
< Horst Schmidt berät ehrenamtlich DRVVersicherte. < dbb sucht Beraterinnen
und Berater
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben und Sie sich vorstellen können, als Versichertenberaterin oder Versichertenberater tätig zu werden, freuen wir uns über Ihre Zuschrift: dbb Bundesgeschäftsstelle, Geschäftsbereich 4, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, EMail: [email protected].
© Ja
n Br
enne
r
© R
awpi
xel.c
om /
Fot
olia
© m
omiu
s / F
otol
ia
© c
olou
rbox
nachrichten
© m
omiu
s / F
otol
ia
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
nachrichten
14
Deutsche Rentenversicherung Bund:
Ehrung für VersichertenberaterÜber 2 600 Versichertenberaterinnen und berater stehen Versicherten für Fragen in Rentenangelegenheiten bundesweit ortsnah und auch schon mal nach Feierabend ehrenamtlich zur Verfügung. Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) hat ihre langjährigen Versichertenberater am 20. September 2017 mit einer Feierstunde im Haus der Deutschen Rentenversicherung in Berlin geehrt.
Mit Wolfgang Sonnleitner aus Neunburg und Horst Schmidt aus Wuppertal waren gleich zwei Jubilare auf Vorschlag des dbb zur Feierstunde in Berlin eingeladen.
Bereits seit 25 Jahren üben beide ihre Tätigkeit aus. Beide Jubilare haben Freude daran, Versicherten in Rentenangelegenheiten weiterzuhelfen:
„Beratung und auch die Unterstützung beim Ausfüllen von Rentenanträgen wird von den Versicherten als echte Hilfe wahrgenommen“, erklärte Horst Schmidt vor der Feierstunde. „Als ich 1991 von der Landesgeschäftsstelle der komba gewerkschaft NRW gefragt wurde, ob ich Versichertenältester der BfA, der heutigen DRV Bund, werden wollte,
wusste ich gar nicht so genau, was das ist. Als ich das Amt dann 1992 übernommen habe wurde mir klar, dass sich viele während des Erwerbslebens nie so richtig mit der Rente und deren Beantragung auseinandergesetzt haben. Da kann dann ein Ver sichertenberater die ersten Hürden bei der Antragstellung schon zusammen mit dem Versicherten nehmen“, so der DiplomPsychologe, dem es
immer schon wichtig war, Menschen zu helfen, und der seit 2010 zudem ordentliches Mitglied des Widerspruchs ausschusses der DRV ist. Für Schmidt steht fest: „Ich möchte beide Ämter gern noch weitere sechs Jahre ausüben.“
Der dbb bedankt sich bei den Jubilaren und allen anderen Versichertenberaterinnen und beratern ganz herzlich für ihr Engagement!
Private Krankenversicherung:
Öffnungsaktion begrüßtDer Fachvorstand Beamtenpolitik und stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb, HansUlrich Benra, hat die Konkretisierung der Öffnungsaktion von privaten Krankenversicherungen (PKV) als „wichtigen Beitrag“ begrüßt.
Bei der Öffnungsaktion handelt es sich um ein Angebot verschiedener Anbieter von beihilfefähigen PKVTarifen. Dabei profitieren „Beamtenanfänger“ mit Vorerkrankungen von einem erleichterten Zugang zu einer solchen Krankenversicherung. Stellen Beamte innerhalb von sechs Monaten nach der Begründung des Beamtenverhältnisses unter Berufung auf die Öffnungsaktion einen entsprechenden Antrag bei einem der Anbieter, haben sie und ihre Angehörigen damit einen Anspruch auf Aufnahme in normale beihilfekon
forme Krankheitskostentarife. Zudem gelten weder ein Aufnahmehöchstalter noch Leistungsausschlüsse. Die Risikozuschläge werden außerdem auf höchstens 30 Prozent des tariflichen Beitrages begrenzt. Besonders für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen wurde die Öffnungsaktion nochmals konkretisiert.
„Die Öffnungsaktion mildert Härten für Beamte mit Vorerkrankungen ab und trägt somit zu einem umfassenden Schutz für alle Kolleginnen und Kolle
gen bei. Nicht zuletzt wird damit das Beihilfesystem insgesamt gestärkt und einmal mehr gezeigt, dass das bewährte Zusammenspiel aus Beihilfe und PKV alle Fantastereien über eine erzwungene Einheitsversicherung überflüssig macht“, so Benra.
Hintergrund: Beamte erhalten Beihilfe, ein eigenständiges Krankensicherungssystem. Dabei wird der eine Teil der Aufwendungen für Krankheits, Pflege und Geburtsfälle sowie Maßnahmen zur Früherkennung von Krankhei
ten und Schutzimpfungen vom Dienstherrn des Beamten übernommen. Zur Deckung des anderen Teils schließt der Beamte einen beihilfefähigen Tarif bei einem Anbieter für private Krankenversicherungen ab.
Es gibt aber auch Beamte, die sich für eine freiwillige Versicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung entschieden haben und den Beitrag voll tragen. Auch diesen Personen bietet die Öffnungsaktion der privaten Krankenversicherung eine Alternative.
< Horst Schmidt berät ehrenamtlich DRVVersicherte. < dbb sucht Beraterinnen
und Berater
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben und Sie sich vorstellen können, als Versichertenberaterin oder Versichertenberater tätig zu werden, freuen wir uns über Ihre Zuschrift: dbb Bundesgeschäftsstelle, Geschäftsbereich 4, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, EMail: [email protected].
© Ja
n Br
enne
r
© R
awpi
xel.c
om /
Fot
olia
© m
omiu
s / F
otol
ia
© c
olou
rbox
nachrichten
BundesfernstraßenÖPP:
Bürger zahlen die ZecheAnlässlich der Klage der privaten Betreibergesellschaft eines fertig ausgebauten Abschnitts auf der Autobahn A 1 zwischen Hamburg und Bremen gegen den Bund auf 640 Millionen Euro wegen ausgefallener Mauteinnahmen hat der dbb erneut vor der Privatisierung der Bundesfernstraßen im Rahmen von ÖffentlichPrivaten Partnerschaften (ÖPP) gewarnt.
„Der aktuelle Fall ist ein Paradebeispiel für das Dilemma, in das sich der Staat durch finanzielle Allianzen mit privaten Partnern regelmäßig manövriert“, machte der dbb Bundesvorsitzende
Klaus Dauderstädt am 25. August 2017 in Berlin deutlich „Gewinne werden privatisiert, Kosten und Verluste dagegen kollektiviert – die Zeche zahlen am Ende die Bürgerinnen und
Bürger mit ihren Steuern. Das kann und darf nicht Ziel staatlichen Handelns und verantwortungsvoller Daseinsvorsorge sein.“ Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Beteiligung privater Betreiber insbesondere beim Autobahnbau und betrieb immer massiver vorangetrieben werde, kritisierte der dbb Chef. Immerhin fielen die meisten dieser ÖPP regelmäßig bei den Prüfungen des Bundesrechnungshofs durch, weil sie durchschnittlich rund 40 Prozent teurer seien als der reine Betrieb in Staatshand.
Der dbb sieht seine Einschätzung bestätigt, „dass ÖPP Projekte aus politischen oder ideologischen Gründen schöngerechnet werden. Gleiches
kann sich, so ist zu befürchten, beim Ausbau der A 7 in Niedersachsen wiederholen. Die Möglichkeit, für bestimmte Entwicklungsmaßnahmen versuchswei se ÖPP zu nutzen, kann nur in streng zu prüfenden Einzelfällen in Betracht kommen und insbesondere nur dann, wenn wirtschaftliche Risiken und Nebenwirkungen für die Allgemein heit, nämlich die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, ausgeschlossen sind“, betonte der dbb Bundesvorsitzende. „Was gebraucht wird, sind konkrete, realitätsnahe Wirtschaftlichkeitsberechnungen und keine Prog nosen, die auf dem ‚Prinzip Hoffnung‘ beruhen“, so Dauderstädt. Dazu müsse vor allem die Verwaltung personell und sachlich entsprechend aufgestellt sein.
Führungspositionen für Teilzeitkräfte:
Zugang erleichternDie Ergebnisse des Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung standen beim Spitzentreffen der Frauenverbände im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am 7. September 2017 zur Debatte. Stellvertretend für die mehr als 400 000 weiblichen dbb Mitglieder brachte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, die Forderungen zur Verbesserung der Situation der überwiegend weiblichen Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst in den Meinungsaustausch ein.
Um weiblichen Beschäftigten den Zugang zu Führungspositionen zu erleichtern, müsse ein diskriminierungsfreies Beurteilungssystem installiert werden. „Teilzeit ist auch im öffentlichen Dienst die Karrierebremse Nummer eins. Wer die Arbeitsstunden für längere Zeit reduziert, wird nicht oder nur in Ausnahmefällen mit Spitzennoten bedacht und in der Folge später oder gar nicht befördert“, sagte Wildfeuer. Vor allem Frauen seien davon betroffen, da sie die überwiegende Mehrheit der Teilzeitbeschäf
tigten im öffentlichen Dienst ausmachten. Sie müssten nicht nur schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch schlechtere Verdienstchancen hinnehmen, die wiederum zu niedrigeren Alterseinkünften führten. „Aktuell beträgt der Verdienstunterschied im öffentlichen Dienst acht Prozent“, betonte Wildfeuer.
Bereits im Vorfeld des Treffens hatte Wildfeuer die Bundesfrauenministerin Katarina Barley aufgefordert, ihre frauen und familienpolitischen
Vorhaben auch nach der Bundestagswahl bestimmt weiterzuverfolgen. „Das Gesetzesvorhaben zur Verbesserung der Qualität in Kitas und der Aktionsplan zur Aufwertung sozialer Berufe sind Projekte, die wir seit Langem fordern. In der Umsetzung sehen wir einen konkreten Auftrag an die künftige Bundesregierung, egal wie diese zusammengesetzt sein wird“, machte Wildfeuer deutlich. Viele der adressierten Frauen kämpften in ihren Branchen seit vielen Jahren für die nun angekündigten Maß
nahmen wie etwa eine kostenfreie und vergütete Ausbildung, bessere Löhne und vielfältige berufliche Entwicklungschancen. Hier würden große Hoffnungen auf bessere Arbeits und Lebensverhältnisse geweckt. Diese zu enttäuschen, würde das Vertrauen in eine ernst gemeinte Gleichstellungspolitik erschüttern. „Die künftige Bundesregierung muss der herausragenden Leistung dieser engagierten Frauen endlich Rechnung tragen“, so die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung.
< Solange kein diskriminierungsfreies Berurteilungssystem existiert, werde weiblichen Beschäftigten, insbesondere wenn sie in Teilzeit arbeiten, der Zugang zu Führungspositionen erheblich erschwert. Das hat die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, gegenüber der Bundesfamilienministerin Katarina Barley (rechts) deutlich gemacht.
© B
MFS
FJ
nachrichten
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
nachrichten
15
Sicherheit im Beruf:
Arbeitsschutz aktiv begleitenArbeitsschutz, das ist kleinkariertes Listenchecken mit dem Ziel, gesetzlichen Vorgaben zu genügen? Falsch. Es geht um die Gesundheit jedes einzelnen Beschäftigten. Auch wer denkt, Arbeitsschutz im Büro sei obsolet, weil dort kaum reale Gefahren lauern, irrt. Zwar ist es statistisch betrachtet eher unwahrscheinlich, im Büro einen schweren Arbeitsunfall zu erleiden. Dennoch steigt die Wahrscheinlichkeit für arbeitsbedingte Erkrankungen von Jahr zu Jahr, wie die Gesundheitsberichte der Krankenkassen immer wieder zeigen.
Viele Erkrankungen, von Rückenleiden über HerzKreislaufBeschwerden bis hin zum Burnout lassen sich auf psychische Fehlbelastungen bei der Arbeit zurückführen. Arbeitsschutz geht also jeden etwas an. In Deutschland ist der wesentliche Rahmen, was im Arbeitsschutz zu beachten ist, im sogenannten Arbeitsschutzgesetz niedergelegt. Zusammen mit einer Vielzahl weiterer Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen bildet es die Grundlage des Arbeitsschutzrechts. Der Begriff „Arbeitsschutz“ ist dabei etwas irreführend, denn was geschützt werden soll, ist nicht die Arbeit, sondern der arbeitende Mensch. So heißt das Gesetz denn auch in der Langfassung „Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit“. Dabei werden die Beschäftigten nicht als passive Schutzobjekte gesehen. Vielmehr sollen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv daran mitwirken, für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu sorgen. Im Gesetz werden ihnen deshalb nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten übertragen.
Mit den Grundpflichten des Arbeitsschutzes wird nicht nur das Ziel verfolgt, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit zu gewährleisten, indem Vorkehrun
gen gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten getroffen werden. Es geht auch darum, die Arbeit menschengerecht zu gestalten und dadurch die Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu erhalten und deren Wohlbefinden bei der Arbeit zu fördern. Arbeitsschutz ist also präventiv ausgerichtet.
< Rechte und Pflichten
Eine Grundpflicht des Arbeitgebers besteht darin, für eine geeignete Organisation zu sorgen, um Arbeitsschutzmaßnahmen im Unternehmen wirksam zu etablieren. Dabei hat er bestimmte Grundsätze zu befolgen. So ist beispielsweise die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten
wird. Zentrales Instrument ist die Gefährdungsbeurteilung, durch welche systematisch ermittelt wird, welchen Gefährdungen Beschäftigte bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sie vor diesen zu schützen. Gefährdungen können sich beispielsweise aus der Gestaltung des Arbeitsplatzes ergeben, aus dem Umgang mit Arbeitsmitteln und stoffen, aus der Arbeitsorganisation und den mit der Arbeit verbundenen psychischen Belastungen. Es muss regelmäßig überprüft werden, ob die festgelegten Schutzmaßnahmen auch greifen und ob sich die Gegebenheiten eventuell geändert haben. Falls Anpassungsbedarf besteht, muss nachjustiert werden.
Darüber hinaus ist der Arbeitgeber verpflichtet, seine Be
schäftigten ausreichend und angemessen über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit zu unterweisen. Die Unterweisung muss sowohl bei der Einstellung durchgeführt werden als auch bei Veränderungen im Aufgabenbereich, bei der Einführung neuer Arbeitsmittel und neuer Technologien – also bei allen Umständen, die zu neuen Gefährdungen führen könnten. Die Unterweisung muss demnach an die Gefährdungsentwicklung angepasst sein und regelmäßig wiederholt werden, wenn die Umstände es erfordern.
Damit die arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben auch eingehalten werden, müssen Dienststellen und Betriebe bei der Umsetzung durch Beratung unterstützt, aber auch überwacht werden. Diese Aufgabe wird in Deutschland von der staatlichen Arbeitsschutzaufsicht und den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern, also Unfallkassen und Berufsgenossenschaften, in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Bedauerlicherweise wurde in diesem Bereich in den vergangenen Jahren massiv Stellen gestrichen, sodass die dort Beschäftigten ihren Aufgaben nicht mehr in dem erforderlichen Umfang nachkommen können. Dies wirkt letzten Endes negativ auf den Arbeits und Gesundheitsschutz in Deutschland – es besteht dringender Handlungsbedarf zum Schutz der Arbeitsschützer.
Als Sozialpartner räumt der dbb dem Arbeits und Gesundheitsschutz einen hohen Stellenwert ein. Er hat deshalb gegenüber den zuständigen Stellen immer wieder auf diesen Missstand in der Arbeitsschutzaufsicht aufmerksam gemacht und eine Än
© T
rueff
elpi
x / F
otol
ia
hint
ergr
und
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
16
Sicherheit im Beruf:
Arbeitsschutz aktiv begleitenArbeitsschutz, das ist kleinkariertes Listenchecken mit dem Ziel, gesetzlichen Vorgaben zu genügen? Falsch. Es geht um die Gesundheit jedes einzelnen Beschäftigten. Auch wer denkt, Arbeitsschutz im Büro sei obsolet, weil dort kaum reale Gefahren lauern, irrt. Zwar ist es statistisch betrachtet eher unwahrscheinlich, im Büro einen schweren Arbeitsunfall zu erleiden. Dennoch steigt die Wahrscheinlichkeit für arbeitsbedingte Erkrankungen von Jahr zu Jahr, wie die Gesundheitsberichte der Krankenkassen immer wieder zeigen.
Viele Erkrankungen, von Rückenleiden über HerzKreislaufBeschwerden bis hin zum Burnout lassen sich auf psychische Fehlbelastungen bei der Arbeit zurückführen. Arbeitsschutz geht also jeden etwas an. In Deutschland ist der wesentliche Rahmen, was im Arbeitsschutz zu beachten ist, im sogenannten Arbeitsschutzgesetz niedergelegt. Zusammen mit einer Vielzahl weiterer Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen bildet es die Grundlage des Arbeitsschutzrechts. Der Begriff „Arbeitsschutz“ ist dabei etwas irreführend, denn was geschützt werden soll, ist nicht die Arbeit, sondern der arbeitende Mensch. So heißt das Gesetz denn auch in der Langfassung „Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit“. Dabei werden die Beschäftigten nicht als passive Schutzobjekte gesehen. Vielmehr sollen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv daran mitwirken, für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu sorgen. Im Gesetz werden ihnen deshalb nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten übertragen.
Mit den Grundpflichten des Arbeitsschutzes wird nicht nur das Ziel verfolgt, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit zu gewährleisten, indem Vorkehrun
gen gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten getroffen werden. Es geht auch darum, die Arbeit menschengerecht zu gestalten und dadurch die Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu erhalten und deren Wohlbefinden bei der Arbeit zu fördern. Arbeitsschutz ist also präventiv ausgerichtet.
< Rechte und Pflichten
Eine Grundpflicht des Arbeitgebers besteht darin, für eine geeignete Organisation zu sorgen, um Arbeitsschutzmaßnahmen im Unternehmen wirksam zu etablieren. Dabei hat er bestimmte Grundsätze zu befolgen. So ist beispielsweise die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten
wird. Zentrales Instrument ist die Gefährdungsbeurteilung, durch welche systematisch ermittelt wird, welchen Gefährdungen Beschäftigte bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sie vor diesen zu schützen. Gefährdungen können sich beispielsweise aus der Gestaltung des Arbeitsplatzes ergeben, aus dem Umgang mit Arbeitsmitteln und stoffen, aus der Arbeitsorganisation und den mit der Arbeit verbundenen psychischen Belastungen. Es muss regelmäßig überprüft werden, ob die festgelegten Schutzmaßnahmen auch greifen und ob sich die Gegebenheiten eventuell geändert haben. Falls Anpassungsbedarf besteht, muss nachjustiert werden.
Darüber hinaus ist der Arbeitgeber verpflichtet, seine Be
schäftigten ausreichend und angemessen über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit zu unterweisen. Die Unterweisung muss sowohl bei der Einstellung durchgeführt werden als auch bei Veränderungen im Aufgabenbereich, bei der Einführung neuer Arbeitsmittel und neuer Technologien – also bei allen Umständen, die zu neuen Gefährdungen führen könnten. Die Unterweisung muss demnach an die Gefährdungsentwicklung angepasst sein und regelmäßig wiederholt werden, wenn die Umstände es erfordern.
Damit die arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben auch eingehalten werden, müssen Dienststellen und Betriebe bei der Umsetzung durch Beratung unterstützt, aber auch überwacht werden. Diese Aufgabe wird in Deutschland von der staatlichen Arbeitsschutzaufsicht und den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern, also Unfallkassen und Berufsgenossenschaften, in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Bedauerlicherweise wurde in diesem Bereich in den vergangenen Jahren massiv Stellen gestrichen, sodass die dort Beschäftigten ihren Aufgaben nicht mehr in dem erforderlichen Umfang nachkommen können. Dies wirkt letzten Endes negativ auf den Arbeits und Gesundheitsschutz in Deutschland – es besteht dringender Handlungsbedarf zum Schutz der Arbeitsschützer.
Als Sozialpartner räumt der dbb dem Arbeits und Gesundheitsschutz einen hohen Stellenwert ein. Er hat deshalb gegenüber den zuständigen Stellen immer wieder auf diesen Missstand in der Arbeitsschutzaufsicht aufmerksam gemacht und eine Än
© T
rueff
elpi
x / F
otol
ia
hint
ergr
und
… Dr. Volker Kregel, amtierender Vorsitzender der Nationalen Arbeitsschutzkonferenz NAK und Vorsitzender des Länderausschusses für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik
Den Arbeitsschutz stets den Veränderungen anpassen
1 In Deutschland hat es seit Inkrafttreten des Arbeits-
schutzgesetzes 1996 umfas-sende strukturelle und rechtli-che Veränderungen rund um Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit gegeben. Als zen-trales Instrument wurde die Gefährdungsbeurteilung eta bliert, die seit 2013 auch psychische Belastungen am Arbeitsplatz berücksichtigen muss. Wie werden diese sehr weitgehenden Herausforde-rungen von den Arbeitsschutz-verwaltungen der Länder wahrgenommen?
Die Betriebe sind gesetzlich zur Durchführung einer umfassenden Gefährdungsbeurteilung einschließlich der psychischen Belastungen verpflichtet. Die Kolleginnen und Kollegen in den Arbeitsschutzbehörden haben sich für die Überwa
chung auf die neuen Herausforderungen vorbereitet, auch mit Fortbildungen.
2 Die digitale Arbeitswelt stellt alle Akteure im Ar-
beitsschutz vor neue Heraus-forderungen. Darüber hinaus wird eine weitere Flexibilisie-
rung der Arbeitszeitregelun-gen durch die Wirtschaft gefordert. Welche Herausfor-derungen ergeben sich hieraus für den Arbeits- und Gesund-heitsschutz?
Die Arbeitswelt unterliegt einem stetigen Wandel. Der Arbeitsschutz muss stets den Veränderungen angepasst werden. So hat der Arbeitsschutz der Zukunft auch mit der Digitalisierung Schritt zu halten und weiterhin den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer sicherzustellen.
3 In den letzten zwanzig Jahren ist das Personal in
den Arbeitsschutzverwaltun-gen der Länder sehr stark ab-gebaut worden. Eine Folge hiervon ist, dass die Besichti-gungen stark zurückgegangen sind. Daneben gibt es Länder,
die die Aufgaben des Staatli-chen Arbeitsschutzes kommu-nalisiert oder der Landesun-fallkasse übertragen haben. Wie wird dafür Sorge getra-gen, dass sich alle Länder bei der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie ein-bringen?
Im Föderalismus obliegt den Bundesländern die Ausgestaltung ihrer Verwaltungen. Der Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) hat sich auf ein Konzept zur risikoorientierten Überwachung verständigt. Im Rahmen der Arbeitsprogramme der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) verteilen sich die durchzuführenden Betriebsbesichtigungen nachvollziehbar auf die jeweiligen Unfallversicherungsträger und auf die Länder.
???drei fragen an ...
< Volker Kregel
© P
rivat
derung in der Personalpolitik eingefordert. Darüber hinaus gestaltet er Arbeitsbedingungen unter anderem durch die Mitarbeit in vielen Arbeitsschutzgremien aktiv mit. So entsendet der dbb Vertreter in vier Arbeitsschutzausschüsse (Ausschuss für Betriebssicherheit, für Gefahrstoffe, für biologische Arbeitsstoffe und für Arbeitsmedizin), welche die Bundesregierung bei der Konkretisierung von Arbeitsschutzvorschriften wie beispielsweise dem „Technischen Regelwerk“ unterstützen. Auch in den Selbstverwaltungsorganen der gesetzlichen Unfallversicherungen sorgen fachkundige Kolleginnen und Kollegen aus dbb Mitgliedsgewerkschaften dafür, dass die Interessen der Beschäftigten bei allen Ent
scheidungen angemessen Berücksichtigung finden.
< dbb ist aktiver Partner
Der dbb hat zudem eine interne Arbeitsgruppe zu „Arbeitsschutz und Unfallversicherung“ eingerichtet, die sich mit aktuellen Entwicklungen im Arbeits und Gesundheitsschutz wie auch der Unfallverhütung befasst. Die Arbeitsgruppe begleitet aktuelle politische Entwicklungen und koordiniert die Arbeit der dbb Vertreter in den Ausschüssen und den Selbstverwaltungsorganen der gesetzlichen Unfallversicherung.
Basierend auf der „Gemeinsamen Initiative zur Förderung des Gesundheitsmanagements
in der Bundesverwaltung“ von Bundesregierung, dbb und DGB beteiligt sich der dbb an der Erstellung von Handlungsleitfäden. Diese sollen die verantwortlichen Akteure in der Verwaltung dabei unterstützen, ihre Aktivitäten im Arbeits und Gesundheitsschutz systematisch anzugehen und helfen, ein Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem aufzubauen und weiterzuentwickeln.
Schließlich ist der dbb regelmäßig auf der weltweit größten Arbeitsschutzmesse, der A+A in Düsseldorf, vertreten und informiert an seinem Stand über Arbeitsschutz im öffent lichen Dienst. Im Rahmen des Kongresses, der parallel zur Messe abgehalten wird, bieten Ver
treter des dbb Vorträge zu allen Facetten des Arbeits und Gesundheitsschutzes. cph
< Weitere Informationen …
… rund um Arbeits und Gesundheitsschutz finden sich nach Berufsgruppen sortiert in verschiedenen Flyern, die der dbb herausgibt und im Internet zum Download bereithält. Eine Sammlung wichtiger arbeitsschutzrechtlicher Regelungen hat der dbb in seiner handlichen Broschüre „Vorschriftensammlung Arbeitsschutz“ zusammengestellt, die über den dbb verlag zu beziehen ist. Mehr: www.dbbverlag.de, www.dbb.de/presse/ mediathek
hint
ergr
und
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
17
Warum psychische Belastungen in die Gefährdungsbeurteilung gehören:
Arbeitsschutz ist kein ReparaturbetriebLaut Arbeitsschutzgesetz hat der Arbeitgeber „durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind“. Diese Pflicht wird als „Gefährdungsbeurteilung“ bezeichnet. Gefährdungen können sich zum Beispiel durch physikalische oder chemische Einwirkungen ergeben. Im Jahr 2013 hat der Gesetzgeber die „psychischen Belastungen bei der Arbeit“ explizit ergänzt. Diese sind somit auch zwingend notwendig in einer Gefährdungsbeurteilung zu betrachten. Es stellt sich die Frage, ob diese Ergänzung sinnvoll war und ist. Hierauf gibt es eine eindeutige Antwort: ja, unbedingt!
Zunächst zu den Begriffen: In der Norm 10075 „Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung“ wird psychische Belastung definiert: „Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.“ Wenn etwas psychisch wirkt, bedeutet dies, dass es auf die Gedanken, Gefühle und/oder das Verhalten der Person wirkt. Also, alle Anforderungen von außen, die auf unser Denken, Fühlen und Handeln wirken, bezeichnet man als psychische Belastung. Dies folgt ganz der Logik der anderen Gefährdungen in der Gefährdungsbeurteilung wie chemische oder biologische Arbeitsstoffe oder Lärm – alles kommt von außen auf uns zu und wirkt auf uns. Diese Wirkung heißt dann bei den psychischen Faktoren „Psychische Beanspruchung“. Hierbei handelt es sich laut Norm um die „unmittelbare (nicht die langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien“. Die psychische Beanspruchung be schreibt also, ob ich mich zum Beispiel freue oder ärgere. Das kann bei unterschiedlichen
Personen unterschiedlich sein und hängt beispielsweise von der Qualifikation oder der persönlichen Konstitution ab. Das ist bei anderen Gefährdungsfaktoren ebenfalls so: Manche haben empfindlichere Ohren als andere und manche können aufgrund körperlicher Voraussetzungen mehr heben als andere. Psychische Belastungen müssen also per se nicht negativ wirken – sie können auch eine positive Wirkung haben. Bei manchen Belastungen hat die wissenschaftliche Forschung inzwischen gezeigt, dass bei ihnen die Wahrscheinlichkeit negativer Konsequenzen erhöht ist und sie also als gesundheitsgefährdend gelten können. Hierzu gehören geringer Handlungsspielraum, hohe Arbeitsintensität, geringe soziale Unterstützung und Arbeitsplatzunsicherheit.
Warum gehören die psychischen Belastungen in die Gefährdungsbeurteilung? Wir alle erleben, dass sich die Welt und somit die Arbeit verändert hat. So ist die Anzahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor deutlich gestiegen. Dies führt dazu, dass wir bei der Arbeit mehr mit anderen Menschen interagieren – eine Quelle für psychische Belastungen. Aufgrund technischer Entwicklungen können viele Personen überall und jederzeit arbeiten
und mit unterschiedlichen Teams. Dies kann dazu führen, dass die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben nicht mehr gelingt und wir nicht mehr zur Ruhe kommen. Wir müssen uns in neuen Teams auf andere Personen und Projektleitungen einstellen – auch das kostet Kraft. Große Datenmengen sind zu verarbeiten, es gibt viele Informationen und wir wissen manchmal nicht mehr, welche Informationen wir auswählen sollen und welche Entscheidung die beste ist (der Fachbegriff hierfür ist übrigens Optionsstress). All die Veränderungen und aktuellen Arbeitsbedingungen wirken auf uns ein und gehören zu den psychischen Belastungen. Sie nehmen also inzwischen einen viel größeren Raum ein als früher und gehören deshalb auch dringend in die Gefährdungsbeurteilung.
< Noch drei Hinweise
Es geht um die Belastungen – also die Einwirkungen von außen. Man kann auch sagen, es geht um die Arbeitsbedingungen. Nicht die Beanspruchungen sollen betrachtet werden. Das ist bei den anderen Gefährdungsfaktoren ebenfalls so. Man erfasst den Lärm und fragt nicht die Beschäftigen, wie es ihnen mit dem Lärm geht. Das Erfassen der psychi
schen Belastungen ist schwieriger als bei den anderen Gefährdungen. Die Logik der Gefährdungsbeurteilung gilt aber für alle Gefährdungsfaktoren. Es geht um Belastungen bei der Arbeit und nicht aus dem Privatleben. Auch das ist bei allen anderen Gefährdungen so. Man wird nicht gefragt, ob man am Wochenende rückenbelastende Gartenarbeit gemacht hat oder ob man auf einem Konzert war. Die Effekte nehmen wir ebenso zur Arbeit mit – wie bei den psychischen Belastungen. Sie sind aber nicht Gegenstand des Arbeitsschutzes. Die Gefährdungsbeurteilung ist ein Instrument der Prävention. Sie soll also vorausschauend Gefährdungen vermeiden helfen. Ein Reparaturbetrieb, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“, ist aufwendiger und deutlich schwieriger. Das wird leider manchmal vergessen. Hiltraut Paridon
< Die Autorin …
… ist promovierte Psychologin und Expertin für den Themenkomplex „psychische Belastungen und Gesundheit“. Seit 2017 unterhält sie eine Professur für Medizinpädagogik an der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera.
© le
v do
lgac
hov
/ Fo
tolia
stan
dpun
ktdbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
18
0,– Euro Bezügekonto2
der „Besten Bank“
Bundesweit kostenfrei Geld abheben an allenGeldautomaten der BBBank und unsererCashPool-Partner
Einfacher Kontowechsel – in nur 8 Minuten
DIN-zertifizierte Beratung
dbb-Vorteil: 80,– Euro Startguthaben1
Jetzt
80 EuroStartguthaben1
sichern!
Jetzt informieren:In Ihrer Filiale vor Ort, unter Tel. 07 21/141-0oder www.bbbank.de/dbb
1 Für dbb-Mitglieder und ihre Angehörigen, Voraussetzung:Eröffnung Bezügekonto zwischen dem 01.09.2017 und dem29.12.2017, Genossenschaftsanteil von 15,– Euro/Mitgliedsowie Abschluss Online-Kontowechsel und 2 Mindestgeldein-gänge von je 500,– Euro in 2 aufeinanderfolgenden Monaten –innerhalb von 6 Monaten nach der Kontoeröffnung.
2 Voraussetzung: Bezügekonto mit Online-Überweisungen;Genossenschaftsanteil von 15,– Euro/Mitglied.
_05A8C_BBBank_dbb-magazin_10_2017.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 05.Sep 2017 11:35:19; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
4. Seniorenpolitische Fachtagung:
Gesund alt werdenDie Seniorenpolitische Fachtagung der dbb bundesseniorenvertretung widmet sich relevanten Themen der Seniorenpolitik. Bei der vierten Auflage der Tagung am 25. September 2017 im dbb forum berlin ging es um das Rahmenthema „Gesund alt werden – von nix kommt nix“.
Die wichtige Bedeutung einer kontinuierlichen und nachhaltigen betrieblichen Gesundheitsförderung während des aktiven Berufslebens und darüber hinaus betonten der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt und Wolfgang Speck, Vorsitzender der dbb bundesseniorenvertretung. „Professionelles Gesundheitsmanagement und eine gesunde und altersgerechte Führungskultur sind die un abdingbaren Voraussetzungen für die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten sowohl im aktiven Berufsleben als auch danach im Ruhestand“, sagte Dauderstädt.
„Wir werden immer älter. Freuen wir uns darüber!“, sagte dbb SeniorenVor sitzender Wolfgang Speck und appellierte: „Langlebigkeit verpflichtet
aber auch dazu, möglichst gesund und kompetent älter zu werden. Hier ist auch jeder Einzelne aufgerufen, Vorsorge zu treffen, um körperlich und geistig aktiv zu bleiben – denn von nix kommt nix.“
< Eigenverantwortlich zum Wohlbefinden
Dr. SvenOlaf Obst, Unterabteilungsleiter „Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, unterstrich in seinem Grußwort, dass die Gestaltung des demografischen Wandels eine zentrale gesellschaftspolitische Zukunftsaufgabe sei. Die Herausforderung liege dabei insbesondere in einem neuen Umgang mit der gestiegenen Lebenserwartung: „Wenn
Menschen nach dem Ende des aktiven Berufslebens noch gut zwei Jahrzehnte vor sich haben, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie diesen Lebensabschnitt möglichst fit, gesund und selbstbestimmt gestalten können“, so Obst. Dabei komme den Senioren ein durchaus entscheidendes Maß an Eigenverantwortlichkeit für die persönliche Gesundheit zu, betonte der Experte. Entscheidend sei auch, sich von überkommenen negativen Altersbildern zu lösen und realistische und differenzierte positive Altersbilder zu unterstützen.
Dass Gesundheit weit mehr sei als das Fehlen von Krank heit und Gebrechen, betonte Regina Kraushaar, Abteilungsleiterin „Pflegesicherung und Prävention“ aus dem Bundesgesundheitsministerium. Es gehe um Wohlbefinden – auch im Alter. Dazu gehörten körperliche Gesundheit ebenso wie soziale und geistige Aktivität und Teilhabe. Der Weg dorthin sei zweigleisig: Zum einen müssten die Älterwerdenden nicht nur eigenverantwortlich ihren Teil zum Wohl
befinden beitragen. Auch der Staat sei in der Pflicht, die individuelle Motivation zu fördern und zu unterstützen. „Wir brauchen eine jeweils lebensweltbezogene Gesundheitsförderung quer durch alle Generationen“, forderte Kraushaar.
< Lehr: Schonung führt zu Hilflosigkeit
„Wir haben es selbst in der Hand, wie wir altern. Hierbei gilt es, nicht nur dem Leben Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben.“ Mit diesem Wortspiel sicherte die bekannte Altersforscherin und Psychologin Ursula Lehr sich die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer. Zusätzliches Gewicht verlieh den Fakten und Argumenten, die sie vortrug, auch ihr persönlicher Hintergrund. Schließlich feierte die emeritierte Professorin, die unter Bundeskanzler Helmut Kohl 1988 bis 1991 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit war und bis heute als stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der SeniorenOrganisationen (BAGSO) aktiv ist,
< Klaus Dauderstädt
< Wolfgang Speck
< SvenOlaf Obst
< Regina Kraushaar
© M
arco
Urb
an (1
0)
blic
kpun
ktdbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
20
diesen Sommer ihren 87. Geburtstag. Lehr machte deutlich, dass weniger der – mit zunehmendem Alter eher illusorische Zustand vollständiger Gesundheit – ursächlich für das Erreichen eines hohen Alters sei, sondern viel mehr die subjektive Selbsteinschätzung, mit der ein Mensch sein Befinden bewertet. Die Ergebnisse der von Lehr ab 1976 begleiteten Bonner Gerontologischen Längsschnittstudien zeigen deutlich, dass die Probanden, die sich – auch bei anderslautendem Arzturteil subjektiv relativ gesund fühlten – länger lebten als jene, die sich eher krank fühlten, selbst wenn ein Arzt ihnen das Gegenteil bescheinigte: „Die ‚Gesunden‘ waren aktiver, bewegten sich mehr. Die ‚Kranken‘ waren passiv und antriebslos.“ Diese Passivität könne auch durch das Verhalten des Arztes ausgelöst werden, stellte die Altersforscherin klar: „Ärzte sollten ihren betagten Patienten nicht ständig sagen, was sie in ihrem Alter nicht mehr können, sondern sie ermutigen, sich etwas zuzutrauen.“ Die Empfehlung, sich zu schonen und Bewegung einzuschränken, steigere die Sturzgefahr, schmälere das Selbstbewusstsein und führe auf lange Sicht in die Hilfslosigkeit.
< Gut ernährt und fit geturnt
Julia Zichner von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung stellte in ihrem Vortrag Empfehlungen für „Ausgewogene Ernährung im Alter“ vor. Zu beachten sei dabei, dass ältere im Vergleich zu jüngeren
Menschen in der Regel zwar einen geringeren Kalorien, aber einen ähnlich hohen oder sogar höheren Nährstoffbedarf haben. Daher sei zwar auch die Menge, insbesondere aber die Qualität und die Ausgewogenheit der Ernährung von Bedeutung. Die Basis und größte Produktgruppe einer gesunden Ernährungspyramide sollen demnach Kohlen hydrate (Brot, Kartoffeln, Reis) bilden, es folgen – mit abnehmender Menge – Gemüse und Salat, Obst,
Milch und Milchprodukte, Fisch und Fleisch sowie Fette und Öle. Zudem lasse bei älteren Menschen oft das Durstgefühl nach, eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 1,5 Litern am Tag sei daher besonders wichtig. Außerdem sei insgesamt ein möglichst geringer Zuckergehalt wichtig, um Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenkerkrankungen vorzubeugen. Für die Aufnahme und Verarbeitung der Nährstoffe sei zudem viel Bewegung im Alltag vorteilhaft.
Letzteres unterstrich auch Anke Töpper vom Deutschen TurnerBund in ihrem Vortrag über „Bewegung zur Erhaltung
der Leis tungs fähigkeit“, die das Publikum in diesem Sinne während ihres Vortrages immer wieder zu kleineren Bewegungs und Koordinationsübungen aufforderte. Grund sätzlich erhalte der Körper nur Funktionen, die er regelmäßig benötige. Daher berge Inaktivität das größte Risiko für ältere Menschen, deren Leistungsfähigkeit und ins besondere Muskelkraft mit den Jahren ohnehin schwinde. Die daraus resultierende Unsicher heit, etwa aus Angst vor Stürzen, könne in einen Teufelskreis aus Angst, Vermeidung, Einschränkung und weiterem Leistungsabbau führen. „Bewegung baut die Brücke zwischen Körper und Geist“, erklärte Töpper.
< Depression kann jeden treffen
Depressionen können entgegen der immer noch landläufigen Meinung jeden treffen. Das war der Grundtenor des Vortrages von Prof. Dr. Ulrich Hegerl vom Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Psychische Gesundheit. „Depression“ werde oft als Begriff gebraucht, um alltägliche Schwankungen des Befindens zu beschreiben. Aus medizinischtherapeutischer Sicht aber sei die Depression „eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst, mit Störungen von Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien“, so der Mediziner. Glücklicherweise gebe es heute gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung. Hegerl verwies darauf, dass das Krankheitsbild Depression mit einer um bis zu zehn Jahre verminderten Lebenserwartung einhergehe und einen Leidensdruck bereite, der bis zum
Selbstmord führen könne. Über die medizinische Hilfe hinaus empfahl Hegerl Betroffenen und Angehörigen die Hilfsangebote der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
< Pflege und Prävention
So fit und gesund moderne Senioren auch sind: Pflege kann ebenfalls für jeden zum Thema werden. Dr. Sylke Wetstein von COMPASS Private Pflegeberatung umriss in ihrem Vortrag die Vorzüge der Prävention vor und in der Pflege im Rahmen der neuen Pflegebegutachtung. Geeignete Präventionsmaßnahmen seien wichtig, um eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes Pflegebedürftiger zu vermeiden.
In ihrem Schlusswort fasste die stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung, Uta KramerSchröder, die Ergebnisse treffend zusammen: „Risiken können im Alter nicht ausgeschlossen werden. Aber für Prävention im Alltag kann jeder etwas tun. Oft sind es die kleinen Dinge, die uns helfen.“ cri, br, ef, iba
< Prof. Dr. Ursula Lehr
< Julia Zichner
© M
arco
Urb
an (1
0)
< Prof. Dr. Ulrich Hegerl
< Sylke Wetstein
< Anke Töpper
blic
kpun
kt
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
21
Denkanstöße:
6. Fachkongress „Qualität in der dienstlichen Fortbildung“, 5. und 6. Dezember 2017, Berlin Für Führungskräfte, Fortbildungsbeauftragte und Personalräte ein Muss, für alle anderen Interessierten ein JahresabschlussHighlight: Der 6. Fachkongress „Qualität in der dienstlichen Fortbildung“ am 5. und 6. Dezember 2017 im dbb forum berlin steht ganz im Zeichen der Digitalisierung und deren Auswirkung auf Führung, Personalentwicklung und Fortbildung. Partner der dbb akademie bei der zweitägigen Veranstaltung in Berlin sind die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BaköV) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB).
Die Arbeitswelt ändert sich zunehmend: Mobiles Arbeiten, flache Hierarchien und digitalisierte Abläufe sind nur einige Punkte und sie stellen Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gleichermaßen vor große Herausforderungen. Schließlich gehen mit dem digitalen Wandel auch völlig neue Ansprüche an Beschäftigte und Arbeitgeber einher.
< Die neue Führungskraft ist vor allem Kommuni-kator
Arbeitnehmer genießen vielfach die neuen Freiheiten. Insbesondere die Generation der Digital Natives stellt gerade klassische Autoritätsmuster zunehmend infrage und fordert Beteiligung und Teilhabe. Ist „klassische“ Führung in diesem Kontext überhaupt noch nötig und sinnvoll und was macht Führungsarbeit nun aus?
Eine Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), der Bertelsmann Stiftung und einiger Unternehmen kommt zu dem Schluss, dass explizite Kommunikation der Führung umso wichtiger wird, je flexibler und virtueller die Arbeitsbeziehungen werden. Sollen
Zusammenhalt der Arbeitsbereiche und die Zusammenarbeit reibungslos verlaufen, wird Kommunikation demzufolge eine der wichtigsten Führungsaufgaben der Zukunft, so die Aussage von Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, die zum Thema „Die vernetzte Führungskraft in der digitalen, flexiblen und fragmentierten Arbeitswelt“ referieren wird.
< Ansätze zur Erklärung destruktiver Führung
Apropos Führung: Dem Thema wird in der Veranstaltung viel Raum gegeben. Dass auch bei Führungskräften „nicht alles Gold ist, was glänzt“, zeigt beispielsweise der Beitrag von Prof. Dr. Frank Walter von der JustusLiebig Universität Gießen auf, der in einer Studie die „dunkle Seite“ der Führung darlegt und Ursachen sowie Folgen destruktiver Führung intensiv durchleuchtet.
< Gute Arbeit in der digitalisierten Welt
Dabei geht es längst nicht nur um die Gestaltung der Arbeitswelt. Die Veränderung
betrifft zum Beispiel auch die künftige Organisation von Bildung und Fortbildung. Wie werden unsere Bildungseinrichtungen in den nächsten zehn Jahren aussehen und brauchen wir dann überhaupt noch Präsenzuniversitäten? Ein breites Themenfeld, dem sich Prof. Dr. Jürgen Handke von der PhilippsUniversität Marburg unter anderem widmen wird.
< Spannend, kritisch, informativ
Nach dem Motto „Innovation durch Impulse, Praxis und Diskussion“ bietet die zweitägige Veranstaltung ein breit gefächertes Programm mit spannenden Vorträgen und interessanten Foren und greift mit einer Vielzahl von Megathemen wichtige aktuelle Entwicklungen im Bereich der dienstlichen Fortbildung auf.
Weitere Themen der Veranstaltung sind:
> Akademie 2020: Digital und interaktiv!
> Thesen zur Zukunftsfähigkeit von Coaching
> Mehr digitale Fitness: Rollenprofile, Kompetenzen und
Qualifizierung für Akteure der dienstlichen Fortbildung
> Drei parallele Fachforen zum Thema „Neue Wege gehen – Innovative Lern und Trainingsinterventionen“
> Drei parallele Fachforen zum Thema „Die dunkle Triade der Persönlichkeit – Schwierige Menschen am Arbeitsplatz“
> Wie eine Ware behandelt – Bewerberinnen und Bewerber im Bewerbungsprozess
> Entscheidungen unter Unsicherheit und begrenzter Zeit: Über die Rationalität von Managemententscheidungen
Das ausführliche Kongressprogramm finden Sie auf unserer Homepage unter www.dbbakademie.de.
Teilnahmegebühr: 450 Euro (inkl. Tagesverpflegung) Tagungsort: dbb forum berlin Friedrichstraße 169 10117 Berlin
Ihre Anmeldung nimmt gerne entgegen: Daniela Fischer Tel.: 0228.8193–133 EMail: d.fischer@ dbbakademie.de
akad
emie
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
22
Qualität durch QualifikationEines steht fest: Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und verändert massiv die Arbeitswelt. Auch in der öffentlichen Verwaltung schlägt der Takt digitaler Innovationen immer höher. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf deren Bedienstete, an die in Zeiten der Digitalisierung hohe Anforderungen gestellt werden. Denn „Verwaltung 4.0“ führt nicht zu weniger Aufgaben, wohl aber zu neuen Aufgabenprofilen. Bestimmte Tätigkeitsfelder entfallen, neue Qualifikationen und damit auch neue Bildungsinhalte werden benötigt.
Interdisziplinäre Fähigkeiten sind nun mehr denn je gefragt, reines ITWissen ist wichtig, aber nicht ausreichend, um die geforderten Kompetenzen ab
zudecken. Nicht zu vernachlässigen und immer wichtiger werden in der zukünftigen Arbeitswelt Soft Skills wie beispielsweise eine hohe Flexibilität, Netzwerken, Selbstorganisation und gute Teamfähigkeit.
< Fit durch Fortbildung
Arbeitserleichterung erwächst aus Fortbildung, und Fortbildung ist zugleich Motor für Innovation und berufliche Fortentwicklung. An dieser Maxime orientiert sich das neue Jahresprogramm 2018. Das Veranstaltungsangebot ist vielfältig und zeitgemäß, greift Bewährtes auf, probiert Neues aus und ist für Sie „am Ball“ mit aktuellen Themen und zielgenauen Formaten im Bereich der beruflichen und gewerkschaftlichen Bildung.
Natürlich bleibt die Entwicklung von neuen Themen nicht mit dem Erscheinen unseres Jahresprogramms stehen. Wie gewohnt reagieren wir auf aktuelle gesetzliche und arbeitsplatzpolitische Entwicklungen so schnell wie möglich mit einem passenden Veranstaltungsangebot. Daher lohnt es sich, regelmäßig auf unsere Internetseite www.dbbakademie.de zu schauen. Dort ist das neue Programm mit ausführlichen Informationen zu den Veranstaltungen ab Mitte Oktober abrufbar.
Ein gedrucktes Exemplar können Sie ab diesem Zeitpunkt anfordern bei:
dbb akademie Maria Herkenhöner Dreizehnmorgenweg 36 53175 Bonn EMail: m.herkenhoener@ dbbakademie.de
akad
emie
M E H R W I S S E N A L S A N D E R E . B E S T E L L E N S I E J E T Z T .
Ein Erfahrungsbericht aus der Praxisfür die Praxis!
gtbgodesberger taschenbuch-verlag
Dreizehnmorgenweg 36 · 53175 Bonn
Unsere Berliner Auslieferung:dbb verlag gmbh
Friedrichstraße 165 · 10117 BerlinTelefon: 030 / 726 19 17-23Telefax: 030 / 726 19 17-49
E-Mail: [email protected]
Was Sie davon haben:Nach dem Wechsel von seinemPrivathaus ins Altersheim berichtet derAutor im Stil einer leicht verständlichenGebrauchsanleitung über seineBeobachtungen und Erfahrungen, die erin seiner neuen Pflegeeinrichtunggesammelt hat. Heinz-Günter Blöckerfand, dass die Erfahrungen, die er müh-sam machen musste, für andereMenschen nützlich sein könnten: umfas-send und kompakt in einer Ratgeber-Broschüre. Mit umfangreichen Anlagen,Vordrucken und Platz für persönlicheNotizen.
So bestellen Sie ganz einfach:Sie können ganz bequem mit demnebenstehenden Bestellcoupon per Postoder Fax bestellen. Außerdem haben Siedie Möglichkeit, uns Ihre Wünsche perE-Mail oder über Internet mitzuteilen.
Der Inhalt im Überblick:• Altersheime: Kosten und Finanzierung• aktuelle Leistungen der Pflegekassen• Checkliste für den Wechsel von
Wohnung ins Altersheim• Vollmachten• Regelungen für die letzten Tage und
danach
52 Seiten€ 9,90*ISBN 978-3-87999-057-3* zzgl. Porto und Verpackung
BESTELLCOUPON–– Exemplar/e „Ratgeber für den Weg zur letzten Stationund danach …“
Verlagsprogramm
Zuschicken oder faxen
Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründendiesen Vertrag zu widerrufen. Die Frist beginnt mit Absendung dieser Bestellung. ZurEinhaltung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs an: gtb godes-berger taschenbuch-verlag gmbh c/o dbb verlag gmbh, Friedrichstr. 165, 10117 Berlin,Tel.: 030 / 726 19 17-23, Fax: 030 / 726 19 17-49, E-Mail: [email protected]
Name/Vorname
Straße
PLZ/Ort
Kontakt bei Rückfragen (Telefon/E-Mail)
Datum/Unterschrift
1
Ein Erfahrungsberichtfür Betroffene, Verwandte,Altersheime u. a.
Ratgeber fürden Weg zur letztenStation und danach ...
Heinz-Günter Blöcker
NEUERSCHEINUNG
_05VP6_EA_S23_dbb magazin_10_2017.pdf; s1; (185.00 x 135.00 mm); 12.Sep 2017 10:38:55; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
23
Qualität durch QualifikationEines steht fest: Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und verändert massiv die Arbeitswelt. Auch in der öffentlichen Verwaltung schlägt der Takt digitaler Innovationen immer höher. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf deren Bedienstete, an die in Zeiten der Digitalisierung hohe Anforderungen gestellt werden. Denn „Verwaltung 4.0“ führt nicht zu weniger Aufgaben, wohl aber zu neuen Aufgabenprofilen. Bestimmte Tätigkeitsfelder entfallen, neue Qualifikationen und damit auch neue Bildungsinhalte werden benötigt.
Interdisziplinäre Fähigkeiten sind nun mehr denn je gefragt, reines ITWissen ist wichtig, aber nicht ausreichend, um die geforderten Kompetenzen ab
zudecken. Nicht zu vernachlässigen und immer wichtiger werden in der zukünftigen Arbeitswelt Soft Skills wie beispielsweise eine hohe Flexibilität, Netzwerken, Selbstorganisation und gute Teamfähigkeit.
< Fit durch Fortbildung
Arbeitserleichterung erwächst aus Fortbildung, und Fortbildung ist zugleich Motor für Innovation und berufliche Fortentwicklung. An dieser Maxime orientiert sich das neue Jahresprogramm 2018. Das Veranstaltungsangebot ist vielfältig und zeitgemäß, greift Bewährtes auf, probiert Neues aus und ist für Sie „am Ball“ mit aktuellen Themen und zielgenauen Formaten im Bereich der beruflichen und gewerkschaftlichen Bildung.
Natürlich bleibt die Entwicklung von neuen Themen nicht mit dem Erscheinen unseres Jahresprogramms stehen. Wie gewohnt reagieren wir auf aktuelle gesetzliche und arbeitsplatzpolitische Entwicklungen so schnell wie möglich mit einem passenden Veranstaltungsangebot. Daher lohnt es sich, regelmäßig auf unsere Internetseite www.dbbakademie.de zu schauen. Dort ist das neue Programm mit ausführlichen Informationen zu den Veranstaltungen ab Mitte Oktober abrufbar.
Ein gedrucktes Exemplar können Sie ab diesem Zeitpunkt anfordern bei:
dbb akademie Maria Herkenhöner Dreizehnmorgenweg 36 53175 Bonn EMail: m.herkenhoener@ dbbakademie.de
akad
emie
Teilzeit, Schicht und Wechselschichtdienst:
Wann sind Überstunden Überstunden?Ein aktuelles Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) wirft ein neues Licht auf die Bewertung von Mehrarbeit bei Teilzeitbeschäftigten. Ganz klar ist die Rechtslage damit aber immer noch nicht.
In dem Urteil vom 23. März 2017 (Az.: 6 AZR 161/16) hat das BAG die Voraussetzungen für das Ent stehen von Ansprüchen auf Überstundenentgelt im Geltungsbereich der Tarifverträge des öffentlichen Dienstes (TVöD) – insbesondere für Teilzeitbeschäftigte – konkretisiert. Gerade im Hinblick auf Teilzeitbeschäftigte wird in Umsetzung dieses Urteils Mehrarbeit daher zukünftig anders zu bewerten sein als bisher.
< Überstunden bei Teilzeit
Die erste und vollständig neue Aussage betrifft die Teilzeitbeschäftigten: Diese leisten danach bereits dann Überstunden, wenn sie über ihre individuell vereinbarte Arbeitszeit hinaus arbeiten – und nicht erst dann, wenn sie die Grenze eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers überschreiten. Damit steht die Regelung des § 7 Abs. 7 TVöD einer Einordnung als Überstunden und einem etwaigen Anspruch auf Überstundenentgelt nicht mehr im Wege, da diese insoweit gegen § 4 Abs. 1 Teilzeit und Befristungsgesetz (TzBfG) und europarechtliche Vorgaben verstößt. So entstehen Ansprüche auf Überstundenzuschläge gemäß § 8 Abs. 1 TVöD bereits ab der ersten Stunde, die über die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit hinaus erbracht wird – und sind entsprechend auszubezahlen, wenn vollschichtig eingesetzte Teilzeitbeschäf
tigte ungeplant Überstunden leisten. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass im Geltungsbereich des TVöD weitere Voraussetzungen für das Entstehen von Überstunden
sind, dass diese zum einen angeordnet wurden und zum anderen gemäß § 7 Abs. 7 TVöD nicht bis zum Ende der folgenden Kalenderwoche durch Freistellung ausgeglichen worden sind. Nur dann können – wohl auch trotz der neuen Rechtsprechung – Teilzeitbeschäftigte Ansprüche auf Überstundenvergütung geltend machen.
Das Urteil hat im Hinblick auf Teilzeitbeschäftigte darüber
hinaus auch Auswirkungen auf alle Arbeitsverhältnisse – unabhängig vom Geltungsbereich des TVöD. § 4 TzBfG gilt generell, und deshalb dürften alle
entgegenstehenden Regelungen
auch in
an deren Tarifverträgen
unwirksam sein. Das sind zum Beispiel TVL, TVH, TVBA, TVCharité und TVV. Ob dann auch stets Ansprüche auf Überstundenzuschläge entstehen, hängt aber davon ab, wie die Bezahlung von Überstunden im jeweils geltenden Tarif beziehungsweise Arbeitsvertrag geregelt ist und welche Voraussetzungen generell für das Entstehen von Überstunden bestehen.
< Schicht- und Wechsel-schichtdienst
Mit der zweiten Konkretisierung hat das BAG eine ältere Rechtsprechung aus dem Jahr 2003 im Hinblick auf Beschäftigte im Schicht beziehungsweise Wechselschichtdienst noch einmal bekräftigt. Bei sogenannten ungeplanten Überstunden, die über die im Schichtplan festgelegten Zeiten hinaus angeordnet werden, entsteht stets ein Anspruch auf Überstundenzuschlag beziehungsweise Überstundenent
gelt. Beschäftigte können nicht darauf verwiesen
werden, dass diese Überstunden im Ausgleichs
zeitraum durch Freistellung verrechnet
werden.
§ 7 Abs. 8 Buchst. c, 1. Alternative TVöD räumt für diese Überstunden keinen Ausgleichszeitraum ein. Diese
Entscheidung ist über den Anwen
dungsbereich des TVöD hinaus auch für
den Anwendungsbereich von TVL, TVH,
TVV, TVBA sowie TVCharité relevant, die insoweit
gleichlautende Tarifregelungen zu Überstunden enthalten.
< Widersprüchliche Rechtsprechung
Der 6. Senat des BAG befindet sich mit dieser Entscheidung im Widerspruch zu einer Entscheidung des 10. Senats, die Ende April 2017 ergangen ist. Allerdings befasst sich das letztgenannte Urteil inhaltlich nicht mit dem TVöD, sondern mit einer Regelung aus einem Haustarifvertrag aus dem Bereich des Gaststättengewerbes. mm
© colourbox
arbe
itne
hmer
rech
tedbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
24
< Mehr als 700 Anträge haben die Stimmberechtigten Delegierten im Rahmen des Gewerkschaftstages abzuarbeiten …
Gewerkschaftstag 2017:
Impulse für einen starken öffentlichen DienstNicht nur die Neuwahlen zur dbb Bundesleitung werden die Delegierten des dbb Gewerkschaftstages vom 19. bis 21. November 2017 im Estrel Convention Center Berlin beschäftigen. Auch politisch werden die Weichen für die kommenden fünf Jahre gestellt. Zu den mehr als 700 Anträgen an den Gewerkschaftstag, über die die Delegierten zu befinden haben, zählen auch die Leitanträge des dbb Bundeshauptvorstandes und der dbb bundestarifkommission. In ihnen formulieren die Mitglieder der Gremien die grundsätzliche Ausrichtung der Gewerkschaftspolitik des dbb bis 2022 und stellen sie zur Abstimmung.
Die „Berliner Erklärung“ hat die politische Stärkung des öffentlichen Dienstes und des Berufsbeamtentums als Garanten für eine alleine an Rechtsstaatlichkeit, Neutralität und Verlässlichkeit orientierte öffentliche Verwaltung zum Ziel. Sie stellt sich gegen die Politik der Privatisierung öffentlicher Leistungen und fokussiert einen starken, vorsorgenden Staat als wesentliche Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft.
Um das zu erreichen, muss der öffentliche Dienst in seiner Funktionsfähigkeit gesichert werden – im Bund wie in den Ländern. „Die erste Föderalismusreform hat als ,Wettbewerbsföderalismus‘ häufig nicht einen Wettbewerb um die besten Konzepte, sondern einen Wettbewerb der Sparmodelle gefördert. Wichtige öffentliche Dienstleistungen wie Innere Sicherheit und Bildung können sich nicht nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage oder nach der Haushaltspolitik des Dienstherrn richten. Die Gleichheit der Lebensverhältnisse ist
weiterhin Verfassungsauftrag. Diesem Auftrag und der damit begründeten Erwartung der Bürger muss die Ausstattung der öffentlichen Verwaltung genügen: Der dbb fordert, dass die Schere zwischen Leistungsauftrag und Leistungsvermögen nicht immer weiter auseinanderklafft“, heißt es in der Berliner Erklärung. Hierzu gehören ein starkes und modernes Berufsbeamtentum, attraktive und konkurrenzfähige Tarifverträge, die Rückkehr zu einer aufgabenorientierten Personalausstattung sowie die Rückführung öffentlicher Aufgaben in die öffentliche Hand und die Gewährleistung wettbewerbsfähiger Einkommens und Fortkommensmöglichkeiten in allen Regionen. Weiter fordert der dbb Bundeshauptvorstand das aktive Herangehen an die Herausforderungen der Demografie durch eine vorsorgende Stellenpolitik und durch den Ausbau flexibler und mobiler Arbeitsbedingungen sowie die Rückführung befristeter Beschäftigungsverhältnisse auf eng begrenzte, sachlich begründete Fälle.
< Für ein modernes Berufsbeamtentum
Das Papier „Kernaussage zu einem modernen Berufsbeamtentum“ fordert strategische Ansätze für eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Beamtenpolitik. Dazu gelte es, vorhandene Unschärfen zu analysieren und neben dem Bekenntnis zu den hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums offen für eine Modernisierung zu sein. Vor allem müsse der Funktionsvorbehalt als „bürgerrechtliche Schutzvorschrift“ mit dem Wandel des Grundrechtsrahmens Schritt halten: „Staatliche Leistungen und Gewährleistungen haben im Rechtsstaat heute die gleiche Grundrechtsrelevanz wie der eingreifende Staat. Der grundgesetzliche Funktionsvorbehalt, der den ,Einsatzbereich‘ des Berufsbeamtentums umschreibt, ist daraufhin auszurichten: Da, wo Grundrechte zu sichern sind, wo es um gleichen und verläss
lichen Zugang geht, sind auch die beamtenrechtlichen Bindungen im Spiel“, so der Antragstext. In diesem Zusammenhang sei der Art. 33 Abs. 4 GG nicht mehr allein auf ein gestriges hoheitlich geprägtes Bild zu reduzieren, sondern müsse wie die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums in Art. 33 Abs. 5 in Sinn und Zweck der gesellschaftlichen Entwicklung folgen. Das bedeute auch, dass die Absicht, dabei über die Statuswahl Kosten einzusparen, die besondere Gestaltungsmacht des Gesetzgebers missbrauche und verfassungsrechtlich nicht tragfähig sei.
Nach den Vorstellungen des dbb Bundeshauptvorstandes muss das Beamtenverhältnis nicht nur in allen Bereichen mit den Angeboten der Privatwirtschaft wettbewerbsfähig sein, sondern darüber hinaus auch stetig den unterschiedlichen Lebensphasen und den daraus entstehenden Bedürfnissen ge
© M
arco
Urb
an (2
)ge
wer
ksch
afts
tag
2017
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
25
recht werden. Weitere im Antrag formulierte Forderungen an die Politik sind, das weitere Auseinanderdriften der rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse einzudämmen, die besonderen Sicherungssysteme des Beamtentums als Teil des Gesamtkonzeptes zu schützen und zukunftsfähig zu finanzieren. Darüber hinaus sollen Dienstherren und politisch Verantwortliche ihre Beschäftigten soweit möglich vor Gewaltanwendung schützen und sich bei unberechtigten Angriffen vor sie stellen.
< Das Dienstrecht modernisieren
Aus diesen Ansprüchen leiten sich auch Forderungen ab, die im Leitantrag „Positionen zum Dienstrecht“ formuliert sind. Der Bundeshauptvorstand spricht sich darin für einen einheitlichen, ungeteilten Beamtenstatus aus. Eine Relativierung durch Aufspaltung in Dienstverhältnisse mit unterschiedlichen Gestaltungsrechten je nach übertragener Aufgabe lehnt er prinzipiell ab und postuliert das Streikverbot als tragende Säule und Legitimationsgrundlage des Berufsbeam
tentums, das nicht zur Disposition steht.
Das Laufbahnrecht müsse durchlässig gestaltet sein und dazu Wege eröffnen, losgelöst von der Eingangsqualifikation auf berechenbare Weise berufliches Fortkommen zu ermöglichen. Das gelte verstärkt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der wachsenden Bedeutung lebenslangen Lernens. Eine glaubwürdige Personalentwicklung erfordere passende Aufstiegs und Fortkommensmöglichkeiten, die den Ausbildungsaufstieg nicht ersetzen, wohl aber ergänzen.
Auch der Einstieg in das Beamtenverhältnis müsse über duale Ausbildungs und Studienangebote oder für Bewerber mit beruflichen Erfahrungen attraktiver werden. Grundlage sei immer eine ernsthaft betriebene Personalentwicklung über das gesamte Berufsleben hinweg.
Bei der Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte wachse der Wettbewerb des öffentlichen Dienstes mit der Privatwirtschaft. Hier
müsse der öffentliche Dienst in Zukunft noch stärker mit konkurrenz fähigen Einkommens und Arbeitsbedingungen überzeugen. Das gelte im besonderen Maße für MINTBerufe.
Die zunehmende Vielfalt einer Gesellschaft müsse sich auch im öffentlichen Dienst widerspiegeln. Der dbb Bundeshauptvorstand fordert daher, den Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund zu erhöhen: „Es gilt, das Interesse dieser Personengruppe an einer Karriere im öffentlichen Dienst zu wecken, Hemmnisse bei der Einstellung abzubauen und die interkulturelle Kompetenz in der Verwaltung zu erhöhen.“
Notwendig seien auch die Rückkehr zu einer aufgabengerechten Personalausstattung und die Bereitstellung der hierfür notwendigen Ressourcen. Eine restriktive Personalpolitik dürfe nicht wieder die Verantwortung für eine ordnungsgemäße Aufgabenerfüllung und das ordnungsgemäße Funktionieren des Staates letztlich auf dem Rücken der Beschäftigten abladen.
< Arbeitnehmer im Fokus
Grundsätzliche Weichenstellungen für die Arbeitnehmerpolitik hat die dbb bundestarifkommission (BTK) in ihren Leitanträgen an den Gewerkschaftstag formuliert. Neben Anträgen zum Pflegebereich, zum Sozial und Erziehungsdienst und zur Weiterentwicklung tariflicher Eingruppierungsregelungen setzen sich die Mitglieder der BTK für eine tarifautonome Tarifpartnerschaft statt gesetzlich erzwungene Tarifeinheit sowie für die Verbesserung der Tarifbindung und des Flächentarifvertrages ein.
„Der dbb beamtenbund und tarifunion lehnt die gesetzlich verordnete Tarifeinheit und das damit verbundene Konstrukt der Einheitsgewerkschaft weiterhin strikt ab und setzt sich auch zukünftig für eine vielfältige Gewerkschaftslandschaft mit gewerkschaftlichem Wettbewerb und freiwilligen Tarifpartnerschaften auf Augenhöhe mit gegenseitigem Respekt in Deutschland ein“, so der Beschlusswunsch der BTK.
Das Tarifeinheitsgesetz (TEG) stelle die Zukunft der pluralistischen Gewerkschaftslandschaft in Deutschland infrage. Neben der Auffassung, dass die Regelungen des TEG insbesondere im öffentlichen Dienst nicht anwendbar seien, führ ten die Einschränkungen des Grundrechts aus Art. 9 Abs. 3 GG zu gesellschaftspolitischen Nachteilen für Gewerkschaften und ihre Mitglieder, die negative Auswirkungen auf die vielfältige und heterogene Gewerkschaftslandschaft und Tarifverhandlungskultur hätten. Dies führe mittelfristig zu einer Abkehr der Beschäftigten von allen Gewerkschaften. Anders als vom Gesetzgeber erörtert, führe das Gesetz nicht zur Befriedung unter den Gewerkschaften. Durch die ausschließliche Geltung des Mehrheitstarifvertrages durch das Gesetz
< … und darüber abzustimmen. Das Ergebnis sind die politischen Leitlinien des dbb bis 2022.
gew
erks
chaf
tsta
g 20
17
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
dbb
26
Wo Sie im Lebenauch hinwollen,wir haben denpassenden Schutz.www.nuernberger.de
_0327V_Nuernberger_dbb-magazin_9_2017.pdf; s1; (105.00 x 297.00 mm); 08.Aug 2017 09:52:25; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
sei für die bestehenden Gewerkschaften vielmehr ein Anreiz zur Konfrontation entstanden, um im jeweiligen Betrieb die Mehrheit der Mitglieder zu gewinnen. Für eine Zusammenarbeit mit der zahlenmäßig kleineren gewerkschaftlichen Konkurrenz bestehe keinerlei Notwendigkeit. Vor diesem Hintergrund sei eine zukünfti ge Ausweitung des Zuständigkeitsbereichs von kleineren Berufs und Spartenge werkschaften zur Akquise neuer Mitglieder und der damit einhergehenden Sicherung von Einfluss anzunehmen, die wiederum die Gefahr der Durchlöcherung von geltenden Flächentarifverträgen beinhalte.
< Den Flächentarif schützen
Diesbezüglich soll der Gewerkschaftstag den dbb beauftragen, seine Tarifarbeit weiterhin auf Basis des Flächentarifprinzips durchzuführen und zugleich offensiv von der Politik unterstützende Maßnahmen zur Erhöhung der Tarifbindung einzufordern. „Tarifflucht darf sich nicht länger lohnen!“, heißt es in dem Antrag.
Tarifbindung und Flächentarif seien nicht Ergebnis einer erfolgreichen Volkswirtschaft, sondern deren unverzichtbare Basis. Nichtsdestotrotz stünden Tarifbindung und Flächentarif im neuen Jahrtausend massiv unter Druck. Bleibe der Trend ungebremst, bewege sich die Tarifbindung der Beschäftigten auf unter 50 Prozent zu, die Tarifbindung der Betriebe liege bereits deutlich unter dieser Marke. „Flächentarifverträge haben in der Vergangenheit einen herausragenden Beitrag zum wirtschaftlichen und sozialen Erfolg in Deutschland geleistet. Sie sind auch in Zukunft unverzichtbar. Prägende Wirkung entfalten können sie jedoch nur, wenn die Tarifbindung nicht weiter sinkt, sondern, im Gegenteil, wieder erhöht wird. Insbesondere die
besonders niedrige Tarifbindung im Osten verhindert eine vollständige Angleichung der Einkommens und Arbeitsbedingungen Ost an West“, heißt es weiter.
Das sei Aufgabe der Tarifpartner. Es sei aber auch Aufgabe des Gesetzgebers und der Politik. Konkret gelte das für die Einschränkung sogenannter OTMitgliedschaften (OT = ohne Tarifbindung) in den Arbeitgeberverbänden. Außerdem sei feststellbar, dass viele Betriebsübergänge und Betriebsneugründungen einzig der Absicht geschuldet seien, die Fortgeltung der aktuell im Betrieb geltenden Tarifverträge zu umgehen. „Hierbei, wie auch bei der Tarifflucht aus Arbeitgeberverbänden, sollte die Fortgeltung der Tarifbindung beziehungsweise deren Nachwirkung nachdrücklicher ge regelt werden. Das hilft den Arbeitnehmern genauso wie den tariftreuen Arbeitgebern. Das Infragestellen des Flächentarifprinzips sowie die schleichende Senkung der Tarifb indung machen vor dem öffentlichen Dienst nicht halt. Die einschlägigen Branchen tarifverträge gelten schon in über zehn Prozent der öffentlichen Verwaltung nicht mehr. Nimmt man privatisierte Betriebe hinzu, liegt die Zahl noch wesentlich höher. Dabei gehört das Flächentarifprinzip in besonderer Weise zur Idee eines flächendeckend gleichwertig guten öffentlichen Dienstes. Hinzu kommt noch, dass der schon heute spürbare und in Zukunft noch weiter ansteigende Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst attrak tive Flächentarifverträge braucht, will der öffent liche Dienst seinem Auftrag gerecht werden.“
„Der Gewerkschaftstag möge beschließen …“ ist allen Anträgen vorangestellt. Die stimmberechtigten Delegierten werden am 20. November 2017 über die Anträge befinden und den dbb mit ihren Voten auf Zukunftskurs bringen.
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
… zum Verhältnis des dbb zu Europa:
„Beim Streikverbot für Beamte sehe ich eine Konfliktlinie mit Europa“ Welche Bedeutung hat das Enga gement in Europa für den dbb?
Der dbb ist natürlich eine nationale Interessenvertretung für seine Mitglieder. Die Arbeitsbedingungen werden aber heute, wie viele andere Dinge in unserem Leben, wesentlich auch durch europäische Entwicklungen beeinflusst. Wir haben europäische Rechtsprechung, wir haben Richtlinien und Verordnungen, europäische Vorgaben, die auch uns betreffen. Wir haben generell Finanzbedingungen, die auf europäischer Ebene mitentschieden werden und die auch die Haushalte und die Einkommen in Deutschland wesentlich beeinflussen. All das zwingt uns nicht nur, uns auch zu europäischen Themen zu äußern, sondern macht es sinnvoll, dass wir uns stärker noch als in der Vergangenheit europapolitisch einbringen. Wir haben in Deutschland in vielen Bereichen sehr gute Standards, die nicht in allen EUStaaten auf vergleichbarem Niveau ausgestaltet sind. Da können wir Sorge dafür tragen, dass die Dinge, die bei uns gut geregelt sind, erhalten bleiben und europaweit als Standards oder zumindest in Brüssel als erhaltenswerte deutsche Standards anerkannt werden.
Wie viel Europaoffenheit hat der deutsche öffentliche Dienst?
Der öffentliche Dienst ist zunächst einmal das Instrument, mit dem die staatlichen Aufgaben wahrgenommen und gewährleistet werden. Im Zen
trum stehen die Bürgerinnen und Bürger, ihre Rechte und ihre Pflichten gegenüber ihrem Gemeinwesen, dem Staat. Aber selbstverständlich ist der öffentliche Dienst Deutschlands europaoffen, weil die Bundesrepublik Teil der Europäischen Union ist. Es gibt Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungen der Mitgliedstaaten und diese wird angesichts der gemeinsamen Herausforderungen unserer Zeit nicht kleiner, sondern etwa im Bereich der inneren Sicherheit immer größer. Auch die gemeinsame Währung führt zu mehr Kooperation.
Was bedeutet die Eigenständigkeit des öffentlichen Dienstrechts in Bezug auf die Einheitlichkeit des europäischen Arbeitnehmerbegriffs?
Da haben wir unsere Schwierigkeiten. Ich nenne als konkretes
Beispiel das Streikverbot für Beamte. Der deutsche Dienstrechtsbegriff ist ein besonderes Identitätsmerkmal der deutschen Staatlichkeit. Ein Beamtenstatus, der dem deutschen vergleichbar wäre, ist in den meisten EUStaaten nicht oder nicht mehr vorhanden. Die Länder, die ein ähnliches System hatten wie die Niederlande oder Österreich, haben ihr Beamtenrecht weitgehend verändert und ihr Dienstrecht arbeitnehmerähnlicher gestaltet. Nach deutschem Recht und deutscher Verfassungslage sind alle Beamten unabhängig von ihrer Aufgabe vom Streikverbot betroffen, während das europäische Recht wie auch das einiger anderer EUStaaten diese Besonderheit eher an hoheitliche Aufgaben wie Polizei, Justiz oder Militär koppelt. Das Streikverbot ist dort eher funktions als statusbezogen. Da haben wir im Verhältnis zum
deutschen Dienstrecht Brüche und Widersprüche, die wir im Einzelfall überbrücken müssen. Wir sind jetzt gespannt auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu dem Thema. Wir werden sehen, wie sich das in der Zukunft weiterentwickelt. Ich sehe da eine Konfliktlinie, die nicht leicht zu lösen ist.
Wo kann die europäische Ebene positiv auf die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst einwirken?
Das sehe ich vor allem in den Sektoren, die nicht unmittelbar einem nationalen Rahmen folgen müssen, wie etwa die Einkommensfindung. Das sind zum Beispiel der Arbeitsschutz, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und das Antidiskriminierungsrecht. Das sind Sektoren, in denen – das ist auch nicht neu – auf europäischer Ebene Regelungen getroffen werden können. Ob diese jeweils gut oder schlecht sind, ist eine andere Frage. Europa hat aber, das ist unbestreitbar, wichtige Mindeststandards im Arbeitsschutz gesetzt und viel für die Chancengleichheit und den Minderheitenschutz geleistet. Schon in den Römischen Verträgen war der Grundsatz des gleichen Entgelts für Männer und Frauen verankert. Das hat entscheidend zur Modernisierung unserer Gesellschaft beigetragen.
Welche Bedeutung hat der europäische soziale Dialog?
Der europäische soziale Dialog ist noch ausbaufähig. Welche
?nachgefragt bei Klaus Dauderstädt, dbb Bundesvorsitzender und Vizepräsident der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI) ...
© Ja
n Br
enne
r
< Klaus Dauderstädt
nachge
frag
tdbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
28
Kredite
Mehrfachgeneralagentur FinanzvermittlungAndreas WendholtPrälat-Höing-Str. 19 · 46325 Borken-Weseke
_05GZE_Kredite_dbb_10_2017_S29.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 06.Sep 2017 12:51:25; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
Fragen wir auf europäischer Ebene sinnvoll regeln können, muss fallweise beantwortet werden. Wo wir gemeinsame Bedingungen in Europa haben wollen, halte ich den europäischen sozialen Dialog für gut und wichtig. Ich bin traurig darüber, dass sich im Bereich des öffentlichen Dienstes nicht alle Regierungen als Arbeitgeber beziehungsweise Dienstherren daran beteiligen. Und ich bin besorgt, wenn ich an die Ausgestaltung der gewerkschaft lichen Pluralität in diesen Gremien denke. Im branchenübergreifenden sozialen Dialog werden auf europäischer Ebene fünf Millionen Beschäftigte nicht eingebunden. Das sind die unabhängigen europäischen Gewerkschaften, denen auch der dbb angehört. Da müssten klarere Prinzipien gelten. Dann würden in den nächsten Jahren vielleicht auch mehr Ergebnisse greifbar.
Der dbb ist Mitglied der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI). Was bedeutet unabhängig?
Unabhängig heißt, dass wir keine parteipolitische Ausrichtung kennen und uns nicht der anderen großen europäischen Dachgewerkschaft, dem EGB, anschließen wollen. Es bedeutet, dass wir nicht für das Prinzip der Einheitsgewerkschaft stehen, sondern dass wir dem
Grundsatz der gewerkschaftlichen Pluralität und der Koalitionsfreiheit verbunden sind.
Welche Erwartungen hat der dbb an die CESI?
Dass gewerkschaftliche Arbeit und gewerkschaftliche Organisation nicht an den nationalen Grenzen stehen bleiben dürfen, sondern auch auf europäischer Ebene eine Rolle spielen müssen. Die Interessenvertretung, die wir uns in Brüssel versprechen, bedeutet, dass wir unsere Ziele gegenüber den EUInstitutionen vertreten und dass wir gemeinsam mit anderen Gewerkschaften mehr Gehör finden als nur mit unserer nationalen Stimme.
Nach vielen Krisenjahren diskutiert Europa über mögliche Zukunftsszenarien. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Trotz jüngster Niederlagen der europaskeptischen Populisten gibt es in den EUStaaten erhebliche Teile der Bevölkerung, die mit Europa, wie es jetzt ist, nicht zufrieden sind. Das hat auch der Brexit gezeigt. Es gibt also eine Vertrauenskrise. Eine weitere Krise sehe ich in einzelnen mittelosteuropäischen Ländern, wo demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien infrage gestellt werden. Und es gibt weitere große Herausforderungen und auch Spaltungen innerhalb der EU. Meines
Erachtens sind die Europäischen Institutionen und vor allem ihre Mitgliedstaaten, die ja die EU konstituieren und für alle wichtigen Entscheidungen mitverantwortlich zeichnen, gefordert, zwei Dinge zu tun: Sie müssen erstens eine gemeinsame Politik verfolgen, die konsensfähig ist, und zweitens den Menschen besser erklären, wie diese Union funktioniert und was ihre Vorzüge sind.
Die EU baut angesichts der Flüchtlingskrise ihre gemeinsame Asyl und Migrationspolitik aus. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Es gibt nach wie vor bei vielen Regierungen keine Bereitschaft für eine halbwegs angemessene Verteilung der Flüchtlinge. Selbst die geringen Quoten, auf die sich die Europäer verständigt hatten, sind nicht eingehalten worden. Wenn man sich mit den Mittelmeeranrainern unterhält, beklagen die sich zu Recht über zu wenig Solidarität. Hier sehe ich ein großes Problem. Unsere Ende August veröffentlichte Bürgerbefragung öffentlicher Dienst hat zudem gezeigt, dass die Themen Migration und Integration bei den Menschen ganz oben stehen. Es muss den Europäern in gemeinsamer Anstrengung gelingen, die Ursachen dieser großen Migration anzugehen. Das sind vor allem
Krieg, Unterernährung, Korruption, Umweltzerstörung und Überbevölkerung.
Im November endet nicht nur Ihre Amtszeit als dbb Bundesvorsitzender. Sie haben angekündigt, auch Ihr Mandat als Vizepräsident der CESI niederzulegen, obwohl Sie bis 2020 gewählt sind. Würde es Sie nicht reizen, noch in Europa weiterzumachen?
Ich hatte mich schon für die europäische Arbeit interessiert, lange bevor ich Aufgaben in der dbb Bundesleitung übernommen habe. Dieses Interesse erlischt natürlich nicht mit meiner Amtszeit als dbb Bundesvorsitzender. Ich halte es aber für richtig, dass in den Entscheidungsgremien der CESI diejenigen vertreten sind, die in ihren nationalen Gewerkschaften etwas zu sagen haben. Deswegen werde ich diesen Platz in Absprache mit der CESISpitze und der kommenden dbb Bundesleitung zum richtigen Zeitpunkt abgeben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
< Webtipp
Das Gespräch in voller Länge online in den „dbb europathemen“: https://www.dbb.de/presse/mediathek/magazine/europathemen.htm
nachge
frag
t
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
29
Atomaufsicht im Kernkraftwerk Brokdorf:
Mit Sicherheit auf AugenhöheBei Kombination der Begriffe „Staatliche Aufsicht“ und „Kernenergie“ könnte sich sogar die Binsenweisheit, dass jede Kontrolle nur so gut ist wie der Kontrolleur, zum Aufreger hochschrauben. Das liegt vermutlich mehr an der Atomtechnik und weniger an den Fähigkeiten der Beamtinnen und Beamten in den Atomaufsichtsbehörden. Denn dort sind hoch qualifizierte Fachleute am Werk, die den Experten in den Atomanlagen auf Augenhöhe begegnen: mit Sicherheit. Andrea Martin, Referentin im schleswigholstei ni schen Energiewendeministerium, ist eine von ihnen. Die DiplomIngenieurin ist zuständig für die atomrechtliche Aufsicht im Kernkraftwerk Brokdorf.
Raus aus Kiel, ein Stück Autobahn und dann weiter auf Straßen, die sich allmählich zu Sträßchen verengen, dauert es fast anderthalb Stunden, bis sich die Silhouette des KBR, des Kernkraftwerks Brokdorf, aus den Marschwiesen erhebt. „Keine Kühltürme, die werden hier nicht gebraucht, weil zur Kühlung Wasser direkt aus der Elbe genutzt werden kann. Dafür haben sie auf dem Gelände einen funktionstüchtigen Leuchtturm für die Elbschifffahrt“, sagt Andrea Martin mit einem kurzen Seitenblick auf Thore Harder, der als Anwärter eine Etappe seiner Ausbildung in der aus sechs Referaten bestehenden Abteilung 7 „Reaktorsicherheit und Strahlenschutz“ des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft,
Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) absolviert. Der 20Jährige hat zum ersten Mal Gelegenheit, die DiplomIngenieurin aus dem „Referat Brokdorf“ zu begleiten, das laut MELUNDOrganigramm innerhalb der Abteilung Reaktorsicherheit und Strahlenschutz für „Genehmigungs und Aufsichtsverfahren“ im KBR sowie „Grundsatzfragen der Sicherheit (Systemtechnik und Störfallanalyse)“ zuständig ist.
Andrea Martin stellt ihr Auto auf einem Parkstreifen ab, dessen kleines Schild die Aufschrift „Behörde“ trägt – für die protokollarisch korrekte Bezeichnung „Atomrechtliche Aufsichts und Genehmigungsbehörde“ – und wenn man es ganz perfekt machen möchte
„im Auftrag der Bundesregierung, für SchleswigHolstein wahrgenommen vom Ministerium für Energiewende“ wäre nicht genügend Platz. Und vermutlich weiß im KBR sowieso jeder, wer gemeint ist.
Die Beamtin hat nach knapp 90minütiger Anfahrt ihren – nach dem Büro im Ministerium – zweiten Dienstort erreicht. Aber bis sie hier mit der Arbeit beginnen kann, wird noch mehr Zeit vergehen. Brokdorf ist nach wie vor „am Netz“. Das von der PreussenElektra betriebene Kraftwerk gehört zu den
bundesweit neun Anlagen, die nach dem 13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes im Jahre 2011 ihre Betriebsgenehmigung behielten und weiter Strom erzeugen dürfen. Die Sicherheitsauflagen für die Betreibergesellschaft sind außerordentlich streng und gelten auch für die Mitarbeiter der aufsichtsführenden Behörde. Selbst wenn diese mehrere Tage einer Woche im KBR vorstellig werden, müssen sie sich jeweils beim Sicherheitspersonal an der Pforte ordnungsgemäß anmelden und überprüfen lassen.
< Andrea Martin, DiplomIngenieurin bei der Aufsichtsbehörde (rechts), und KBRSystemingenieur Andreas Friedrich überprüfen im Reaktorgebäude das frische Silikonsiegel eines CastorBehälters.
repo
rtag
edbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
30
Was für die Kontrolleure aus dem Ministerium entfällt, ist die Untersuchung auf eine mögliche Strahlenbelastung des Körpers, der sich alle Externen, zum Beispiel Handwerker oder Techniker, die zu Arbeiten in der Anlage herangezogen werden, unterziehen müssen. Auch die jährlich zu wiederholende Sicherheitsbelehrung, die allgemein verständlich die wichtigsten Fakten über den Betriebsablauf vermittelt und die Gepflogenheiten erklärt, die eingehalten werden müssen, um unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden, erspart man den Prüfern, da diese aufgrund ihres regelmäßigen Einsatzes vor Ort die erforderlichen Abläufe kennen und beachten.
Für Mitarbeiter von Fremdfirmen gilt: Bevor ein Externer das Kraftwerksgelände zum ersten Mal betreten darf – und
später in jährlicher Wiederholung –, muss er oder sie ein Schulungsvideo über das richtige Verhalten bei der Arbeit im Kernkraftwerk ansehen und einen Fragebogen ausfüllen, der dokumentiert, ob die Informationen auch verstanden wurden. Das Video läuft in einem Nebenraum der Pforte als endlose Wiederholung und bekräftig das Credo der Betreibergesellschaft: Lieber einmal mehr auf Sicherheit achten als einmal zu wenig.
< Aufsicht als hoheitlicher Auftrag
Nach dem Passieren der Sicherheitsschleuse an der Pforte nimmt Andrea Martin Kurs auf das Verwaltungsgebäude, in dem die turnusmäßig wie anlassbezogenen Aufsichts beziehungsweise Fachgespräche stattfinden. Die Mitarbeiter der Betreibergesellschaft und der
Atomaufsichtsbehörde, die häufig von unabhängigen Gutachtern unterstützt werden, besprechen dort beispielsweise anstehende Maßnahmen oder Änderungen im Betriebslauf. Die Kommunikation ist sachorientiert. Und obwohl der Betreiber die behördliche Aufsicht selbst bezahlen muss – gemäß der atomrechtlichen Kostenverordnung des Bundes treten die mit der Atomaufsicht beauftragten Landesministerien lediglich in Vorleistung – ist die Atmosphäre konstruktiv. Betreiber und Behördenvertreter kennen sich zum Teil seit Jahren und begegnen sich fachlich auf Augenhöhe. Andrea Martin hat in Zittau ein Studium für Kernenergietechnik und Strahlenschutz absolviert und nach der Wendezeit abgeschlossen. „Danach wurden wir den Maschinenbauern zugeschlagen“, erinnert sich die DiplomIngenieurin. „Ich bin aber eher Physikerin mit praktischem Bezug. Das ermöglicht mir, nachvollziehbar auch Entscheidungen zu treffen und zu begründen, die nicht immer im Sinne des Betreibers sind. Unser Job ist die Aufsicht. Das bekommen wir aufgrund unserer Fachkompetenz auch in guter Atmosphäre hin.“
Im Kraftwerksbetrieb gebe es ständig Anlässe gegenseitiger Konsultation, weiß Andrea Martin aus ihrer 16jährigen Erfahrung in der Atomaufsicht. „Dabei ist das persönliche Ge
spräch unverzichtbar. Wir setzen auf den konstruktivkritischen Dialog. Und zwar nicht nur bei der jährlich vorgeschriebenen Revision, wenn das Kernkraftwerk vom Netz geht und sich bis zu 1 000 Prüfer, Gutachter und Techniker in der Anlage aufhalten, sondern ständig.“
Der hoheitliche Auftrag der Atomaufsicht lässt sich jedoch nicht nur mit Fachgesprächen erfüllen. Damit die Aufsichtsbeamten ihren eigenen Eindruck vom technischen Zustand des Kraftwerks, der Kompetenz und Eignung des Personals und der Einhaltung der strahlenschutz und arbeitsschutzrechtlichen Auflagen gewinnen können, haben sie das Recht, die Anlage jederzeit zu betreten, auch ohne Ankündigung. „Nur so können wir die Bestimmungen des AtG, des Atomgesetzes, das unser Handeln legitimiert, erfüllen“, erklärt Andrea Martin. „§ 19 weist uns an, sicherzustellen, dass die Vorgaben des AtG sowie entsprechende Verordnungen, Anordnungen, Verfügungen sowie Festlegungen und Auflagen der Genehmigung eingehalten werden und den staatlichen Auftrag zum Schutz von Leben, Gesundheit und Sachgütern, den wir bei der Genehmigung des Betriebs von Kernkraftwerken als gegeben ansahen, wahrnehmen. Wir haben zu prüfen, ob diese Bedingungen noch immer ge
< Im begehbaren Modell des ehemaligen Besucherzentrums betrachten die Aufsichtsbeamtin und Anwärter Thore Harder, der das Kraftwerk zum ersten Mal besucht, die Konstruktion der Anlage.
< Wie alle Externen wird auch Thore Harder auf eine möglicherweise bereits bestehende Strahlenbelastung untersucht, bevor er das Kraftwerksgelände betreten darf.
repo
rtag
e
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
31
geben sind.“ Die Ergebnisse dieser Inspektionen werden anhand von Checklisten dokumentiert oder in Protokollen zusammengefasst, die Andrea Martin an „Brokdorffreien“ Tagen in ihrem Büro in Kiel bearbeitet.
Nun möchte die Physikerin mit Praxisbezug aber endlich einen Blick auf den Transport und Lagerbehälter Castor werfen, dessen Schweißnaht am Tag zuvor mit einer gegen Feuchtigkeit schützenden Silikonschicht versiegelt wurde: Ob die Stelle schon soweit ausgehärtet ist, dass der Castor mit den ausgemusterten Brennelementen beladen und dann weiter ins Zwischenlager transportiert werden kann?
Zusammen mit Thore Harder macht sie sich auf den Weg. Kurzer Besuch auf der Warte, einer mit unzähligen blinkenden Monitoren, Reglern und Armaturen bestückten Rotunde, von der pro Schicht ein gutes Dutzend Beschäftigte rund um die Uhr über den gesamten Kraftwerksbetrieb wachen. Nächstes Ziel: das Herz der Kraftwerksanlage.
Doch auch dort darf die „Frau Martin von der Behörde“ nicht einfach so rein – § 19 AtG hin oder her. Die Sicherheitskon
trolleurin muss sich erst einmal an die Sicherheitsgebote des Betreibers halten.
Und die lauten strikt, dass sich alle ausziehen müssen – ob Vorstandsvorsitzender, Servicetechniker oder Aufsichtsbeamtin. Und alle müssen die in den Umkleideräumen bereit liegende Einheitskleidung
– Unterwäsche, Socken, orangefarbener – für Gäste weißer – Overall und Schuhe – anziehen. Zuletzt kommen Schutzhelm und ein Strahlenmessgerät, das gut sichtbar in der Brusttasche des Overalls verstaut wird. Erst wenn diese Verwandlung vollzogen ist und die in grüne Overalls gekleideten Mitarbeiter vom
werkseigenen Strahlenschutz keine Ein wände erheben, kann die Inspektion beginnen.
Durch Sicherheitstüren und über Druckschleusen, die irgendwie an Tauchkugeln erinnern, betreten Andrea Martin und Thore Harder das von der markanten Stahlbetonkuppel geschützte Reaktorgebäude.
< Die Langsamkeit der Laufkatzen
Dort drinnen sieht es für einen Laien aus wie in einer mittelgroßen Fabrikhalle, in der – im Moment des Betrachtens – nichts zu passieren scheint. Keine Aktivitäten zu sehen, die von der diesjährigen CastorKampagne zeugen, in deren Verlauf die nicht wieder im Reaktor einsetzbaren Brennelemente in die Transport und Lagerbehälter geladen werden. Beim jährlichen Brennelementwechsel wird etwa ein Viertel der Brennelemente als „End of life“ ausgemustert und im Rahmen einer solchen Kampagne für die Zwischenlagerung vorbereitet.
„Brokdorf ist ein Wärmekraftwerk mit einem Druckwasserreaktor“, erläutert Andrea Martin. „Der Druckwasserreaktor gibt, einfach erklärt, die bei der Kernspaltung frei werdende
< Kernkraftwerksfernüberwachung
Daten im Zehn-Minuten-Takt Die atomrechtliche Aufsicht über das Kernkraftwerk Brokdorf beschränkt sich nicht allein auf die Inspektion der Betriebsabläufe in der Anlage. Zu Beginn der 1980erJahre wurde zudem die Kernkraftwerksfernüberwachung (KFÜ) ins Leben gerufen und stetig weiterentwickelt. Herzstück der vom externen ITDienstleister Dataport betreuten Messnetzzentrale der KFÜ ist ein Doppelrechnersystem, das Daten, die direkt aus dem Kernkraftwerk stammen und solche, die von Messsonden der Umgebungsüberwachung (im Bild) erhoben werden, empfängt und verarbeitet. Die radiologischen, betrieblichen und meteo rologischen Daten werden alle zehn Minuten über gesicherte Datenleitungen an die KFÜMessnetzzentrale im MELUND übermittelt und dort von der Aufsichtsbehörde rund um die Uhr ausgewertet. Die Messwerte sind frei zugänglich. Sie können tagesaktuell auf der Website der KFÜ eingesehen werden: www.kfuesh.de/pages/ messwerte.html
< Das durch Druckschleusen gesicherte Reaktorgebäude darf nur in der vorgeschriebenen Bekleidung betreten werden.
< Dort sorgen gewaltige Rohre, die unter anderem Druckwasser zur Strom erzeugenden Turbine führen, für beständige 25 Grad Celsius Raumtemperatur.
repo
rtag
edbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
32
Wärme an das Wasser des Primärkreislaufs ab, in dem das Wasser unter hohem Druck verdichtet, aber nicht verdampft wird. Durch die Wärme, die der Primärkreislauf in die Dampferzeuger einspeist, wird das Wasser des Sekundärkreislaufes verdampft. Dieser Dampf treibt die Turbine und den Generator an und erzeugt so Strom. Die Kreisläufe sind getrennt, sodass keine radioaktiven Stoffe in den Sekundärkreislauf gelangen können.“
Inzwischen ist Andreas Friedrich, der als Systemingenieur im KBR die Verantwortung für die CastorKampagne trägt, gekommen, um Andrea Martin zu begrüßen. Der DiplomIngenieur hat Elektrotechnik studiert, arbeitet seit 2009 im Kern
kraftwerk Brokdorf und beschäftigt sich jedes Jahr über mehrere Monate mit der Abwicklung der Kampagne, die sich im Zuge seiner Erläuterungen mehr und mehr als eine ebenso administrativ komplexe wie technisch höchst anspruchsvolle und komplizierte Prozedur entpuppt. Dazu gehört unter anderem das Stellen der im Betriebshandbuch vorgeschriebenen Anträge zur Überprüfung, ob die abgebrannten Brennelemente alle Anforderungen erfüllen, sodass sie in CastorBehälter umgesetzt werden können sowie deren Transport ins Zwischenlager auf dem Gelände, der ausschließlich mit Spezialfahrzeugen durchgeführt werden kann, die samt Fahrern jeweils tageweise extern angemietet
werden – alles unter Beachtung der besonderen Sorgfaltspflicht, die alle Arbeitsvorgänge in einem Kernkraftwerk bestimmen – und natürlich aufmerksam von der Aufsichtsbehörde überwacht werden.
Jeder Behälter kann 19 Brennelemente aufnehmen. Zum Beladen wird der Castor ins Wasser abgesenkt. Andreas Friedrich kalkuliert pro Castor zwölf bis 14 Tage, fünf CastorBeladungen sind für dieses Jahr noch vorgesehen. Macht weitere zehn Wochen, für die er seine SiebenTage/24StundenBereitschaft aufrechthält. „Ich sage den Schichtleitern immer, dass sie mich anrufen sollen – auch um zwei Uhr früh. Selbst wenn sich nur eine Schraube nicht aufdrehen lässt. Besser ich fahre kurz in die Anlage und schaue mir das an: Fehler dürfen wir uns nicht leisten.“
Husch, husch und auf die Schnelle – auch das wird jetzt fassbar, geht gar nichts, wenn radioaktive Substanzen im Spiel sind. Und auf einmal entsteht in der warmen Luft auf dem Beckenflur des Reaktorgebäudes, in der die Temperatur kaum unter 25 Grad Celsius fällt, eine bildhafte Vorstellung, mit welch gravitätischer Langsamkeit die Laufkatzen und Hebevorrichtungen zuerst die Brennelemente im jetzt wieder abgedeckten Reaktor neu arrangiert oder ins Abklingbecken gesenkt haben. Oder von draußen mithilfe des am Reaktorgebäude fest instal
lierten Kranes die knallblauen, gut fünf Meter hohen CastorBehälter aus Sphäroguss waagerecht durch eine Schleuse manövriert und dann aufgerichtet werden.
Was den Castor mit dem frischen Silikonsiegel betrifft, waren Andrea Martin und Andreas Friedrich einer Meinung. Das Silikon soll noch einen Tag trocknen, dann kann mit dem Beladen begonnen werden. Gut Ding soll Weile haben.
Text und Fotos: Christine Bonath
< Atomaufsicht
Behördliche Prüfung und Beurteilung Während der gesamten Lebensdauer mit Einschluss der Errichtung und der Stilllegung unterliegen Kernkraftwerke, nach Erteilung der erforderlichen Genehmigung, einer kontinuierlichen staatlichen Aufsicht gemäß Atomgesetz und den zugehörigen atomrechtlichen Verordnungen. Für die Aufsicht und somit die Überwachung der Sicherheit und der Sicherung von Kernkraftwerken sind die Länder zuständig. Sie wird durch eine für die Atomaufsicht jeweils zuständige Landesbehörde wahrgenommen. Das ist in den meisten Ländern das jeweilige Umweltministerium. Die Aufsichtsbehörden entscheiden im Regelfall, ob und welche aufsichtliche Maßnahme ergriffen wird (…) Oberstes Ziel der staatlichen Aufsicht über kerntechnische Anlagen ist, wie bei der Genehmigung, der Schutz der Bevölkerung und der in diesen Anlagen beschäftigten Personen vor den mit dem Betrieb der Anlage verbundenen Risiken (…) Die Länder handeln bei der Atomaufsicht im Auftrag des Bundes (§ 24 des Atomgesetzes in Verbindung mit Art. 87 c, 85 des Grundgesetzes).
Quelle: Homepage des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
< Für bestimmte Sicherheitsbereiche sind zusätzliche Überschuhe vorgeschrieben, die nach Verlassen auch dort entsorgt werden müssen.
< Im ange reicherten Wasser des Abklingbeckens werden die ausgewechselten Brennelemente so lange aufbewahrt, bis sie entweder wiederverwendet oder ausge mustert, in CastorBehälter verladen und ins Zwischen lager transportiert werden können.
repo
rtag
e
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
dbb
33
AusbildungsSTARTaktion 2017:
Auf Interviewtour im Bundestag Wieder etwas ganz Besonderes hat sich die dbb jugend für ihre diesjährige Aktion zum Ausbil-dungsstart einfallen lassen: Entschlossen und mit vielen spannenden Fragen rund um die jungen Beschäftigten im öffentlichen Dienst ging es für dbb jugend- Chefin Karoline Herrmann und ihre Stellvertreter Robert Kreyßing und Patrick Pilat, mit Video kamera und Mikro im Gepäck, in den Bundestag im Berliner Reichstags gebäude.
Dort fanden sich im Rahmen der Dreharbeiten zahl-reiche Bundesminis-ter und Bundestags-abgeordnete am „Set“ der dbb jugend ein und kamen mit dem Nach-wuchs ins Gespräch. Die Videoclips mit den Ant-worten der Politikerinnen und Politiker waren dann pünktlich zum Ausbildungs-start Ende August online zu sehen – thematisch sortiert und kurzweilig geschnitten – eine tolle und vor allem aussa-gekräftige Aktion!
Mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Andrea Nahles (SPD), Bun-desministerin für Arbeit und Soziales, sprachen die dbb ju-gend-Vertreter über die Nach-wuchsprobleme im öffentli-chen Dienst. Einig war man sich mehrheitlich bei der Fest-stellung, dass der öffentliche Dienst zunehmend im Wettbe-werb mit der freien Wirtschaft um dem Berufsnachwuchs steht. Und obschon der Staat als Arbeitgeber durchaus at-traktiv sei, gebe es hier noch reichlich Luft nach oben. So sprachen sich die Politiker vor allem für eine bessere Bezah-lung, mehr Wertschätzung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch den Ausbau von Heimarbeit und mobilem Arbeiten, aus. Mehr Attraktivität des Staats-dienstes erhoffe man sich zu-dem durch mehr Flexibilität
und Perspektiven,
aber auch eine einfachere Durchlässigkeit zwischen öf-fentlichem Dienst und Privat-wirtschaft. Um auf den öffent-lichen Dienst als Arbeitgeber aufmerksam zu machen, for-derten die Politiker mehr Wer-bung an Schulen, insbesondere auch um potenzielle Bewerber mit Migrationshintergrund.
< Befristungen im öffentli-chen Dienst eindämmen
Ein Attraktivitätsmanko sahen die Politiker ebenso wie die dbb jugend in der massiven Befris-tungspraxis des öffentlichen Dienstes. Sowohl die Bundes-vorsitzenden der Jusos, Johan-na Uekermann, und der Jungen Union, Paul Ziemiak, plädierten für ein Ende der sachgrundlo-sen Befristungen als auch zahl-
reiche Bundestagsabge-
ordnete aller vertretenen Fraktionen. In Zeiten immer schwerer werdender Nach-wuchsgewinnung bräuchten insbesondere die Berufsanfän-ger verlässliche Perspektiven und Planbarkeit, so der Tenor. Die Vorsitzende der dbb ju-gend, Karoline Herrmann, sag-te: „Gerade die Jungen brau-chen Perspektiven, wenn sie ein eigenes Zuhause suchen und Familien gründen wollen. Mit einem befristeten Arbeits-vertrag wird in vielen Regionen aber schon die Wohnungssu-che zum Fiasko.“ Der öffentli-che Dienst habe sich zu lange auf seinem Ruf als sicherer Ar-beitgeber ausgeruht. „Die Be-werberzahlen gehen in allen Bereichen schon aufgrund des demografischen Wandels zu-rück. Die Privatwirtschaft hat das erkannt und wirbt mit vie-len Vergünstigungen um den Nachwuchs. Deshalb muss der
öffentli-che Dienst endlich
umsteuern und attraktive Arbeits bedingungen schaffen. Dazu gehört an vorderster Stel-le auch die unbefristete Über-nahme nach einer erfolgrei-chen Ausbildung.“
< Gewalt gegen Beschäf-tigte klar verurteilen
Als „absolutes No-Go“ bezeich-neten die Vertreterinnen und Vertreter der im Bundestag vertretenen Parteien Gewalt gegen Beschäftigte des öffent-lichen Dienstes und lobten als Schritt in die richtige Richtung die kürzlich beschlossenen Strafverschärfungen für An-griffe gegen Vollzugsbeamte und Rettungskräfte. Neben einer breiteren gesellschaft-lichen „klaren Kante“ gegen Gewalt müssten die Verwal-tun gen und Behörden mit ent-sprechend sicheren Strukturen und vor allem ausreichend Per-sonal ausgestattet werden, um Aggressionen und brenzligen Situationen keinen Vorschub
< Kurz gefragt und ausführlich
diskutiert: Im Bundestag be
antworteten hochrangige Ge
sprächspartner aus Parteien
und Regierung die Fragen der
dbb jugend, darunter die bis
zur Bundestagswahl amtieren
den Bundesminister Katharina
Barley (Familie, Senioren, Frau
en und Jugend), Andrea Nahles
(Arbeit und Soziales), Thomas
de Maizière (Innen) sowie Hei
ko Maas (Justiz).
© d
bb ju
gend
(5)
juge
nd
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
34
dbb
dbb jugend magazin online„Diplomatie? Kann man lernen.“ Und dringend gebrauchen in einer Zeit wie dieser, „in der sich gefühlt alle nur noch anbrüllen, gegenseitig bedrohen und verbal aufrüsten – rund um den Globus!“, schreibt dbb jugendChefin Karoline Herrmann im Editorial der OktoberAusgabe des dbb jugend magazin t@cker – zurück nach der langen Sommerpause! „Es geht weiter rund in der Welt“, weiß Herrmann: „Nationale und internationale politische Herausforderungen, soweit das Auge reicht, und dergleichen mehr natürlich auch im öffentlichen Dienst, den es für diese Herausforderungen fitzumachen gilt: Mit qualifiziertem und motiviertem Nachwuchs, für den wir kämpfen und an dessen Seite wir stehen! Wo die Politik steht, hat sie uns im Rahmen unserer diesjährigen AusbildungsSTARTaktion in Bundestagsinterviews er
zählt (t@ckerticker), nun sind wir gespannt, wie es die neue Bundesregierung angehen lässt. Wie
spannend und wichtig besagte Diplomatie ist, berichten in dieser Ausgabe Tiaji Sio aus Shanghai und Vanessa See aus Berlin, beide Kolleginnen aus dem Auswärtigen Dienst. Sie sind rund um den Globus zu Hause und vertreten unser Land in der
Welt (t@ckerstory und t@ckerfokus) – eine wichtige und vielfältige Aufgabe.“ Die t@ckertipps verraten den Lesern, wie Personaler heute Fremdsprachen und interkulturelle Kenntnisse als Skills für
den Beruf einschätzen, und auch ansonsten gibt’s wieder reichlich Neues aus der dbb jugendWelt. t@cker – das dbb jugend magazin: Reinschauen lohnt sich wie immer. Einfach direkt reinsurfen
unter www.tackeronline.de!Herausgeber: dbb jugend
dbb jugend magazin für junge leute im öffentlichen dienst
Ausbildungsstart: Nachgefragt im Bundestag
Miteinander sprechen: Schlüssel zur Verständigung Auswärtiger Dienst: In der Welt zu Hause Pleased to meet you: Fremdsprachen & Co
102017
Ausgabe
11
17
7
23
dbb jugend nrw: Jeder verdient Respekt
13
Diplomatie? Kann man lernen.
Konsulatssekretärin im Auswärtigen Amt
Hier findet Ihr die dbb jugend auf Instagramtacker_10_2017.indd 1
26.09.2017 16:38:51
zu leisten. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) forderte, dass die Dienststellen außerdem dafür sorgen müssten, dass diejenigen, die Gewalterfahrungen gemacht hätten, anschließen auch betreut und beraten würden.
< Autobahnen von privat – teurer als vom Staat?
Auch das Thema Privatisierung steht auf der Agenda der dbb jugend, und so wollten die jungen Gewerkschafter von den Politikern im Bundestag ganz konkret wissen, wie sie zum jüngst beschlossenen „Gesetz zur Errichtung einer Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und andere Bundesfernstraßen“ (InfrGG) stehen. Während die Oppositionsparteien, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke, diese neueste Entwicklung fürchteten, dass damit ein zentraler Bestandteil staatlicher Daseinsvorsorge, nämlich Autobahnen und andere Fernstraßen, zum Gegenstand kapitalistischen Gewinnstrebens gemacht würde, betonten Vertreter der großen Regierungskoalition, dass die neue Gesellschaft des Bundes, die den Bau und die Verwaltung der Autobahnen von den Ländern übernimmt, weder ganz noch in Teilen privatisiert werden könne. Dies ändere gleichwohl nichts an der Tat sache, dass im neu gefassten Art. 90 des Grundgesetzes mit der Gesetzesände
rung erstmals einer der umstrittensten Mechanismen staatlichen Ausverkaufs Eingang in die Verfassung finde, nämlich die „ÖffentlichPrivate Partnerschaft“ (ÖPP), so die Opposi tion, obwohl diese Methode (Private bauen und vermieten dann an den Staat) in aller Regel teurer sei als staatliche Projekte.
< Beamtenbesoldung: Zeit- und inhaltsgleich!
„Ganz klar“ sollen die Tarifergebnisse für die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes zeit und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten übertragen werden, lautete der einhellige Tenor der Politiker in puncto Besoldung. Die Beamten dürften nicht „die Spardose der Regierenden“ sein, hieß es deutlich.
< Generationengerechtig-keit: Jugend stärken
Als zunehmend wichtigen Aspekt der Politik der Zukunft betrachten alle Politiker das Thema Generationengerechtigkeit. Insbesondere in Zeiten des demografischen Wandels, der die Sozialversicherungssysteme und deren generationengerechte Ausgestaltung vor große Herausforderungen stelle, gelte es, die Jugend und Jugendorganisationen zu stärken, ihnen über gegebenenfalls neue Beteiligungsformen eine
< Webtipp
Alle Videos der dbbjAusbildungsSTARTAktion 2017: www.dbbj.de.
< Junge Israelis zum Austausch in Berlin
Engagement verbindetDie dbb jugend war Anfang September 2017 für eine Woche Gastgeberin einer Gruppe junger Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus Israel. Bei diesem mit Bundesmitteln geförderten Aus
tausch treffen sich deutsche und israelische Jugendgewerkschafter jährlich abwechselnd in ihren Heimatländern.
Karoline Herrmann, Vorsitzende der dbb jugend, die die Betreuung der israelischen Gäste an einigen Tagen unterstützte: „Wir haben dieses Mal ein Programm erstellt, das sich speziell mit dem Austausch von Erfahrungen im Ehrenamt befasst. Aber es geht uns auch um die Förderung eines demokratischen Wertebewusstseins bei jungen Menschen, und so haben wir uns auch sehr eindrücklich mit der Zeit von 1933 bis 1945 auseinandergesetzt. Klar, dass bei einem solchen Austausch die Veranstaltungen viel Raum einnehmen und beeindruckend sind – ich persönlich finde aber auch den ganz direkten Kontakt mit jungen Menschen aus Israel ausgesprochen interessant. Denn über die Grenzen und die Entfernung hinweg haben wir viele gemeinsame Interessen, und das ehrenamtliche Engagement verbindet.“
gewichtige Stimme zu geben. Befürwortet wurde beispielsweise das allgemeine Wahlrecht ab 16 Jahren und ein Jugendcheck für alle künftigen Gesetzesvorhaben, den auch die dbb jugend seit Langem fordert.
Sehr kurzweilig geht es beim Finale der dbbjFragerunde im Bundestag zu, im siebten und letzten Video der Serie zur AusbildungsSTARTaktion mussten die Politiker unter dem Motto
„Kurz gefragt“ spontan Stellung zu diversen Schlüsselthemen nehmen – von Befristungen über Berufsbeamtentum und Bürgerversicherung bis hin zum Ehrenamt – da kam mancher ins Schleudern … Muss man gesehen haben!
© d
bb ju
gend
(5)
© d
bb ju
gend
juge
nd
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
35
Kliniken und Sanatorien
Pröbstinger Allee 14 • 46325 Borken (Münsterland)
www.schlossklinik.de • E-Mail: [email protected]
Wir bieten in heilungsförderlichem Ambiente einen erfolgreichen psy-chotherapeutischen Ansatz zur Behandlung psychischer Konflikteund Erkrankungen, individuell auf Ihre Bedürfnisse ausgelegt.Indikationen: Depressionen, Angst und Panik, Essstörungen, Er-
schöpfungssyndrom („Burn-Out“), Tinnitus, Zwänge, Belastungs-
reaktionen, Schlafstörungen, Schmerzsyndrome
Kostenübernahme: Private Krankenversicherungen und Beihilfe
Geben Sie Ihrem Leben eine neue Richtung!
Infos unter Telefon 02861/80000
Vielfalt ist unsere Einzigartigkeit.Erfahrung unsere Stärke.Seit über 20 Jahren kombinieren wir aktuelle und bewährte Therapie-verfahren der Psychotherapie, der Schulmedizin, des Gesundheitssportsund der Naturheilkunde zu einer Ganzheitsmedizin, die zum Ziel hat,Körper, Geist und Seele wieder in eine gesunde Balance zu bringen.So können eigene Fähigkeiten und Ressourcen wiederentdeckt, Selbst-heilungskräfte frei entfaltet werden und zur Heilung beitragen.
Weitere Informationen zu unseren Spezialkonzepten z.B. bei Tinnitus,Depression, Burnout oder Angsterkrankungen erhalten Sie unterwww.habichtswaldklinik.de oder gebührenfrei* unter 0800 890 11 00.
*au
sdem
deu
tschen
Festnetz
Habichtswald-Klinik,Wigandstraße 1, 34131 Kassel-BadWilhelmshöhe
Innere Medizin, Orthopädie, phys. und Rehab.-Medizin, Naturheilverfahren, Akupunktur, Erkrankungender Haltungs- und Bewegungsorgane, Herz-Kreislauf-erkrankungen, Stoffwechselstörungen, BiologischeKrebsnachsorge,Migräne,Erschöpfungszustände,chron.Schmerzzustände, Stressfolgen, Burnout-Prävention.
Hotelatmosphäre – Wellnessbereich – beihilfefähig
KNEIPP-SANATORIUM MÖST, Uferstraße 1, 87629 Füssen-Hopfen am SeeTel. (08362) 504-0, Fax (08362) 504-184
www.moest.com, E-Mail: [email protected]
Das Geschenk : Pr ivatkur für meine El ternSächs ische Schweiz – Dresden
Privatkur ab 85,– ¤ pro Tag, inkl . BehandlungenInfos: 03 50 22/47-9 30 oder www.kirni tzschtal-k l in ik.de
Kirni tzschtal-Kl in ik – Kirni tzschtalstraße 6 – 01814 Bad Schandau
Schönbornstr. 10 · 97980 Bad Mergentheim
SchmerztherapiezentrumBad MergentheimFachklinik für Spezielle Schmerztherapieund Schmerzpsychotherapie
Chronische Schmerzen?Hilfe durch multimodaleSchmerztherapie!
Kostenlose Beratungs-Hotline:
0800 1983 198
Das Schmerztherapiezentrum Bad Mergentheim ist auf die Behandlung chronischerSchmerzzustände verschiedenster Ursachen spezialisiert, z. B. Migräne, Kopf- undGesichtsschmerzen, Rückenschmerzen, Morbus Sudeck und Fibromyalgie, auch mitpsychischen Begleiterkrankungen (Burn out, depressive Störungen, Angststörungen).
Moderne Schmerzbehandlung = multimodale Schmerztherapie
Die multimodale Schmerztherapie ist interdisziplinär, setzt verschiedene Strategiengleichzeitig und nicht nacheinander ein und ist individuell auf die Erfordernisse deseinzelnen Patienten zugeschnitten.
Maßgeschneiderte Therapien sind der konventionellen „Behandlung von der Stange“überlegen. Ein erfahrenes Team aus Fachärzten, Psychologen, Physiotherapeuten,Krankenschwestern und Gestaltungstherapeuten kombiniert schulmedizinische Be-handlungsmethoden sinnvoll mit komplementären Therapien wie Naturheilverfahrenund Akupunktur.
Wir beraten Sie individuell und senden Ihnen gerne umfassende Informationen zu.Rufen Sie uns unter unserer kostenlosen Beratungs-Hotline an!
www.schmerzklinik.com
_04QZM_Kliniken_dbb_10_2017_S36.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 30.Aug 2017 13:15:02; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
sos-kinderdoerfer.de 2016
/1
Argentalklinik, Isny-NeutrauchburgKlinik Niederbayern, Bad FüssingKlinik Alpenblick, Isny-NeutrauchburgKlinik Schwabenland, Isny-NeutrauchburgTelefon: +49 (0) 7562 71-1135
www.wz-kliniken.de
Dank Reha Kraft und neue Energie gewinnen.
Wieder aktiv sein.
Ein Stück Leben.
WZ_
16/0
1-00
6
Unser Anzeigenteamerreichen Sie unter:
Tel. 02102/74023-0Fax 02102/74023-99
E-Mail: [email protected]
Aktiv für Ihre Gesundheitbeihilfeberechtigt für Sanatoriumskuren
Innere Medizin – Sportmedizin – DialyseHerz-Kreislauf, Hypertonie, Stoffwechsel,Rücken und Gelenke, Stress-SyndromeKraft und Gesundheit tanken im traumhaften Allgäu
Medizinisches Aktiv Zentrum Schweiger Hotel & Rehaklinik · Ländeweg 2D-87629 Füssen Bad Faulenbach ·www.aktiv-schweiger.de · Tel. 08362 / 9140-0
_060M0_Kliniken_dbb_10_2017_S37.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 13.Sep 2017 11:02:14; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
Erste Hinweise auf eine Trendwende:
Schluss mit niedrigen Zinsen?Sparer, Anleger und alle mit Baufinanzierungsplänen blicken gespannt auf die Europäische Zentralbank (EZB). Wird sie in absehbarer Zeit die Leitzinsen erhöhen oder nicht?
„Die EZB deutet vorsichtige Änderung der Geldpolitik an“, schrieb das Handelsblatt nach der Sitzung des EZBRats in der estnischen Hauptstadt Tallinn Anfang Juni 2017. Dort verzichtete die EZB seit Langem erstmals auf Hinweise einer weiteren Zinssenkung. Volkswirte werten dies als ein erstes vorsichtiges Signal für einen Kurswechsel. Denn die Finanzierungskosten für Immobilienerwerb werden letztlich stark von der Zinspolitik der Zentralbank beeinflusst.
Sparer und Anleger dürften sich über ein Ende der Nullzinsen freuen. Wer jedoch in absehbarer Zeit ein Darlehen in Anspruch nehmen will, sollte jetzt vorausschauend planen. Denn neben dem Anstieg der Immobilien und Wohnungspreise in vielen, insbesondere städtischen Regionen droht eine weitere Verteuerung des Immobilienerwerbs durch einen allmählichen Anstieg der Bauzinsen. Bereits ein leichter Zinsanstieg kann – je nach Zinsbindung und Finanzierungsvolumen – zu mehreren Tausend Euro Mehrbelastung führen. Ein Weg, eventuell steigenden Zinsen vorzubeugen, ist, für den Ablauf der Zinsbindung schon im Voraus die Weichen für eine Anschlussfinanzierung zu stellen.
< Jetzt günstige Anschluss-finanzierung sichern
Das aktuell niedrige Zinsniveau können Sie sich beispielsweise für eine Anschlussfinanzierung durch die Bausparkasse Wüstenrot, langjähriger Kooperati
onspartner des dbb vorsorgwerk, sichern. Das ist ebenfalls möglich, wenn die Zinsfestschreibung erst in einigen Jahren ausläuft. Für Immobilienbesitzer, die an einer Umschuldung interessiert sind, die entweder sofort oder in ein bis drei Jahren (ForwardDarlehen) ansteht, empfehlen die Experten von Wüstenrot das sogenannte „Wüstenrot Wohndarlehen“, das sich durch eine planbare Finanzierung mit konstanten Raten und Flexibilität, durch kostenlose Anpassung der Raten an geänderte Lebensumstände, auszeichnet. Bis zum Jahresende können wechselwillige Finanzierer bis zu 150 Euro GrundbuchAbtretungskosten bei Anschlussfinanzierungen ab 50 000 Euro sparen; diese werden von Wüstenrot übernommen.
Ein probates Instrument zur Absicherung gegen steigende Bauzinsen ist das Bausparen. Die sogenannten „WohnsparTarife“ von Wüstenrot bieten neben Zinssicherheit eine schnelle Zuteilung für besondere (Wohn)Wünsche, die Möglichkeit, jederzeit Sondertilgungen in beliebiger Höhe vorzunehmen, und einen Anspruch auf Auszahlung von Teilbeträgen – dies kann von Vorteil sein, wenn Vorhaben flexibel umgesetzt werden sollen.
< Besonders lukrativ
dbb Mitglieder und ihre Angehörigen (Ehe und Lebenspartner, Kinder) profitieren von einem attraktiven Zinsvorteil für die Baufinanzierung, der über die Laufzeit des Darlehens
mehrere Tausend Euro Ersparnis bringen kann! Die aktuellen Zinssätze und der Vorteil lassen sich auf unserer Internetseite blitzschnell ausrechnen: www.dbbvorteilswelt.de/baufinanzierung/.
Und: Beim Abschluss eines Bausparvertrages (Wohnsparen) sparen Mitglieder und ihre Angehörigen 50 Prozent der Abschlussgebühr!
< Sie wollen sich alle Vorteile sichern?
Informieren Sie sich gerne bei der Kundenbetreuung des dbb vorsorgewerk (montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr unter 030.40816444). Gerne wird Ihnen auch eine kompetente Beratung bei Ihrem Bauspar und Finanzierungsexperten von Wüstenrot vermittelt.
< KfzVersicherung kündigen …
… und zum Stichtag 30. November 2017 zur HUKCOBURG wechseln. Bis zum 30. November können die meisten Autofahrer entscheiden, ob sie ihre KfzVersicherung kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln. Vergleichen lohnt sich, denn die Preisspannen zwischen den einzelnen Anbietern sind erheblich. In der Regel läuft ein KfzVersicherungsvertrag vom 1. Januar bis zum 31. Dezember eines Jahres. Wird der Vertrag nicht spätestens einen Monat vor Ablauf gekündigt, verlängert er sich automatisch um ein Jahr. Wer zum 1. Januar wechseln will, muss dies bis einschließlich 30. November ankündigen. Entscheidend für die Wirksamkeit der Kündigung ist ein fristgerechter Eingang beim Versicherer.
Sonderkündigungsrecht ermöglicht späteren Wechsel
Doch was ist, wenn Sie nach dem Stichtag erfahren, dass die KfzVersicherung teurer wird? Muss man zwangsläufig beim bisherigen Versicherer bleiben? Nein! Denn hier kommt das Sonderkündigungsrecht ins Spiel: Mit Erhalt der Beitragsrechnung und Kenntnis über den höheren Beitrag beginnt die einmonatige Sonderkündigungsfrist zu laufen. Dem Wechsel zu einem günstigeren KfzVersicherer steht dann auch nach dem Stichtag nichts mehr im Weg. Bei einem Wechsel zu unserem Partner HUKCOBURG erhalten Sie, Ihre Ehe oder Lebenspartner sowie Ihre Kinder, die in Ihrer häuslichen Gemeinschaft leben, als Neukunden einen einmaligen Bonus in Höhe von 25 Euro.
© c
olou
rbox
vors
orge
wer
kdbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
38
Beamtenversorgungsrechtin Bund und Ländern
Was Sie davon haben:Das Beamtenversorgungsrecht hat seitder Föderalismusreform I im Jahr 2006eine große Regelungsvielfalt erfahren,da der Bund nur noch die Gesetzgebungskompetenz für die Regelungder Versorgung der Bundesbeamtenbesitzt.Ziel des Buches ist es, das Beamtenversorgungsrecht detailliert und zugleich handlich darzustellen, um dieföderale Entwicklungsdynamik erkennbar zu machen.
So bestellen Sie ganz einfach:Sie können mit nebenstehendemBestellcoupon per Post oder Faxbestellen. Oder Sie teilen unsIhren Wunsch per EMail oder überInternet mit.
1.064 Seiten€ 58,90*ISBN 978-3-87863-210-8* zuzügl. Porto und Verpackung
dbb verlag gmbhFriedrichstraße 165
10117 Berlin
Telefon: 0 30/7 26 19 17-0Telefax: 0 30/7 26 19 17-40
E-Mail: [email protected]: http://www.dbbverlag.de
Name
Anschrift
INFORMATIONEN FÜR BEAMTEUND ARBEITNEHMER
S C H R I F T E N R E I H E B A N D 1 3 3
H E B E L E R / S I T Z E R
Beamtenversorgungsrechtin Bund und Ländern
1. Auflage 2017
NEUERSCHEINUNG
Der Inhalt im Überblick:• Bundesbeamtengesetz• Bundesrechtliche Vorschriften und
sämtliche Landesversorgungsgesetze• Synoptische Gegenüberstellung der
einzelnen Versorgungsgesetze• Dokumentation ausgewählter
zentraler Gesetzesbegründungen
M E H R W I S S E N A L S A N D E R E . B E S T E L L E N S I E J E T Z T .
BESTELLCOUPON
–– Exemplar/e „Beamtenversorgungsrecht in Bundund Ländern“
Verlagsprogramm
Zuschicken oder faxen
Datum/Unterschrift
Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründendiesen Vertrag zu widerrufen. Die Frist beginnt mit Absendung dieser Bestellung. ZurEinhaltung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs an: dbb verlaggmbh, Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, Tel.: 030.726 19 17-0, Fax: 030.726 19 17-40,E-Mail: [email protected]
_05VP1_EA_S39_dbb magazin_10_2017.pdf; s1; (185.00 x 135.00 mm); 12.Sep 2017 10:38:10; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
Der Fall des Monats
< Info
Der dbb gewährt den Einzelmitgliedern seiner Mitgliedsgewerkschaften berufsbezogenen Rechtsschutz.
Sonderurlaub entgegen bestehendem Personalbedarf:
Aufhebung in zweiter InstanzEin Beamter, der in einem Ehrenamt als Erster stellvertretender Bürgermeister ernannt worden war, wollte Sonderurlaub für den Besuch seiner kroatischen Partnergemeinde und versuchte, diesen Anspruch mit einem Eilantrag durchzusetzen.
Das Verwaltungsgericht Schwerin gab dem Eilantrag wegen Dringlichkeit und materieller Rechtmäßigkeit statt, weil dem Gedanken der Gemeindeordnung nach der Bürgermeister jedenfalls einen Freistellungsanspruch hätte. Dieser Anspruch auf Freistellung umfasse Tätigkeiten, die zwingend mit der Mandatsausübung verbunden seien. Also insbesondere Teilnahme an Sitzungen der
Gemeindevertretung, ihrer Ausschüsse und Fraktionen. Aber es könnten auch andere Tätigkeiten erfasst sein, wenn die Gemeindevertretung dies für erforderlich halte. Die Teilnahme an einem Besuch in einer Partnerstadt im Ausland gehöre zwar grundsätzlich nicht zu den Kernaufgaben von Gemeindevertretern, aber der Erste stellvertretende Bürgermeister könne unter anderem auch für
die partnerschaftliche Beziehung zu dieser Partnergemeinde verantwortlich sein.
Dienstliche Gründe, die gegen eine solche Freistellung sprechen, waren nicht durchgreifend. So entgegnete die Antragsgegnerin, man habe Per sonalbedarf, eine Freistellung würde diesem Personalnotstand zuwiderlaufen. Denn insbesondere die Freistellung anderer Mitarbeiter des Polizeipräsidiums im Rahmen von Überstundenabbaumaßnahmen könnten auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, sodass der Personalnotstand, auf den sich die Antragsgegne
rin berief, nicht verfing (Beschluss des Verwaltungsgerichts Schwerin vom 1. Sep tem ber 2017 (Az.: 1 B 03.05.2002/ 17 SN). Leider nur ein Zwischenerfolg für das Dienstleistungszentrum Nord in Hamburg, der jedoch dadurch geschmälert wurde, dass die erstinstanzliche Entscheidung zweitinstanzlich aufgehoben worden war. Der Sonderurlaub wurde nicht genehmigt. ak
© c
olou
rbox
© Ja
cob
Lund
/ F
otol
iafa
ll de
s m
onat
s
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
39
Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst:
Haben Frauen die gleichen Chancen? Wie ist es um die Chancengleichheit im öffentlichen Dienst bestellt? Mit dieser Frage hat sich die dbb bundesfrauenvertretung auf der Sitzung der Hauptversammlung in Düsseldorf am 22. September 2017 beschäftigt. In diesem Rahmen wurde auch die neue DBB NRW Broschüre „Geschlechtergerechtigkeit im Öffentlichen Dienst in NRW“ vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung NRW entstanden ist.
Basierend auf dem Vierten Landesgleichstellungsbericht beleuchtet sie zunächst die Situation von Frauen im öffentlichen Dienst. Interessant dabei ist vor allem, dass die Zahlen auf den ersten Blick ein hohes Maß an Geschlechtergerechtigkeit suggerieren, da mehr als die Hälfte der Beschäftigten weiblich sind, und zwar in allen Laufbahngruppen außer dem einfachen Dienst. Ein detaillierter Blick auf die Statistiken macht jedoch deutlich, dass der erste Eindruck trügerisch ist. Denn in den Eingangsämtern lassen sich in der Regel zwar noch sehr viele Frauen finden, mit steigender Besoldungsgruppe nimmt ihr Anteil jedoch rapide ab.
< Viel zu wenige Frauen in Führungspositionen
Die Gründe dafür lassen sich hauptsächlich im Beurteilungswesen finden. Denn Frauen werden nur selten mit Spitzennoten bewertet, Teilzeitkräfte sogar nahezu gar nicht. Da mehr als 85 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen sind, findet eine Benachteiligung entsprechend auf zwei Ebenen statt – unmittelbar aufgrund des Geschlechts und mittelbar aufgrund des Beschäftigungsumfangs. Das führt dazu, dass Frauen deutlich seltener befördert werden, insbesondere während der sogenannten Familienphase, also zwischen dem 31. und 37. Lebensjahr.
„Die Zahlen machen deutlich, dass noch viel Arbeit in Sachen Geschlechtergerechtigkeit vor uns liegt“, erklärt Roland Staude, Vorsitzender des DBB NRW. „Die Broschüre will jedoch nicht nur auf Missstände aufmerksam machen, sie zeigt auch konkret Beispiele für Diskriminierungspotenziale in einzelnen Beurteilungsrichtlinien auf.“ Diese lassen sich unter anderen in den Beurteilungskriterien und deren Gewichtung finden, so kann zum Beispiel eine stereotype Ausgestaltung dazu beitragen, dass die Arbeitsleistungen eines Geschlechts nicht adäquat abgebildet werden können. Aber auch das Beurteilungsverfahren bietet einige
Ansatzpunkte für Diskriminierungen, indem etwa Rollenklischees wie „Hauptverdiener“ und „Hinzuverdienerin“ oder weitere Verzerrungseffekte wie der „Similartome“ oder der „Hierarchie“Effekt in die Beurteilung der Leistungen einfließen. Das erfolgt zum größten Teil unbewusst und ist deswegen besonders schwer zu fassen.
Diese und noch viele weitere Aspekte führen letztlich dazu, dass Frauen im öffentlichen Dienst zwar gute Einstiegschancen, beim Aufstieg dann aber das Nachsehen haben.
< Wie ist die Benachteili-gung zu beseitigen?
„Eine gänzlich objektive Beurteilung wird wohl niemals möglich sein“, so Elke Stirken, Vorsitzende der DBB NRW Frauenvertretung. „Es gibt aber durchaus Ansätze, die eine Objektivierung fördern und damit mehr Chancengleichheit für Frauen und Männer sowie für Teilzeit und Vollzeitkräfte erreichen können.“
Sehr viel kann schon dadurch erreicht werden, dass die Beurteilungskriterien und deren Beschreibungen überarbeitet und geschlechtergerecht ausgestaltet werden. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, Führungskräfte insgesamt für Diskriminierungspotenziale zu sensibilisieren, denn Chancengleichheit beginnt immer im Kopf der Beurteilenden. Entsprechend sollten alle Maßnahmen immer mit Schulungen für Führungskräfte flankiert werden. Gleichzeitig sollte aber auch gewährleistet werden, dass Beurteilende ausreichend Zeit für die einzelnen Beurteilungen sowie auch für die Personalentwicklung ihrer Beschäftigten haben. Nur so
© D
BB N
RW
bund
esfr
auen
vert
retu
ngdbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
40
haben sie überhaupt die Möglichkeit, die Leistungen ihrer Beschäftigten adäquat wahrzunehmen.
Nicht zuletzt ist es wichtig, ein sogenanntes „Geschlechtercontrolling“ zu implementieren. Dazu müssen regelmäßig Daten erfasst, entsprechend Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet und anschließend auch evaluiert werden.
< NRW-Studie ist richtungsweisend für den Bundesdienst
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung aus NRW seien richtungsweisend für den gesamten öffentlichen Dienst, machte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, deutlich. „Die Erkenntnisse der NRWStudie decken sich mit unseren Erfahrungen aus dem
Bundesdienst und anderen Bundesländern. Die Faktenlage ist eindeutig und nun auch wissenschaftlich belegt. Die dienstliche Beurteilung ist diskriminierungsanfällig. Insbesondere Teilzeitkräfte und damit vor allem Frauen werden bei der Beurteilung benachteiligt. Das muss auch die Bundesregierung endlich zur Kenntnis nehmen und angemessen reagieren.“ Problematisch seien laut Wildfeuer in erster Linie Bewertungskriterien, denen lange Arbeitstage, die Bereitschaft zu Überstunden und eine starke Präsenz in der Dienststelle als Leistungsgedanken zugrunde liegen. Aber auch Vorgesetzte und Beurteilende müssten gezielt in den Blick genommen werden. „Frauenförderung muss zur Führungsaufgabe erklärt werden. Dazu gehört es, das Bewusstsein der Beschäftigten von Anfang an für die zugrun
de liegende Problematik der dienstlichen Beurteilung zu schulen. Gleichzeitig müssen Gendererfolge zum eigenständigen Bewertungskriterium für Führungskräfte erhoben werden“, so die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung.
< Geschlechtergerech-tigkeit muss bei der Beurteilung ansetzen
Insgesamt bietet die DBB NRW Broschüre „Geschlechtergerechtigkeit im Öffentlichen Dienst in NRW“ einen guten Einblick in bestehende Benachteiligungen und deren Ursachen und zeigt gleichzeitig Möglichkeiten auf, diese zumindest zu verringern und damit zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beizutragen. Erstmals vorgestellt wurde die Broschüre im Rahmen einer Anhörung im nordrheinwestfälischen Landtag, bei welcher
der DBB NRW als Sachverständiger zum Gesetzentwurf von CDU und FDP zur Frauenförderung eingeladen war. „Wir begrüßen zwar grundsätzlich das Vorgehen der Landesregierung, da es die bestehende Rechtsunsicherheit beseitigt“, erklärte der DBB NRW Vorsitzende, Roland Staude. „Sollte es jedoch bei der reinen Rückabwicklung der Regelung der Vorgängerregierung bleiben, erreichen wir keine wirklichen Verbesserungen im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit.“ Vielmehr muss nun das Problem der Benachteiligung von Frauen im öffentlichen Dienst dort angegangen werden, wo es entsteht, nämlich bei den Beurteilungen. Entsprechende Maßnahmen sind im Gesetzentwurf von CDU und FDP angekündigt, deren Umsetzung wird vom DBB NRW kritisch begleitet werden. jm/bas
Neue Broschüre:
Diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Dienst – Jetzt umdenken!Mit der Fachbroschüre „Frauen 4.0: Diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Dienst – Jetzt umdenken!“ legt die dbb bundesfrauenvertretung eine gendersensible Analyse der Beurteilungsroutinen im öffentlichen Dienst vor.
Neben einer intensiven Auseinandersetzung mit den Rechtsgrundlagen der Beurteilungs und Beförderungssystematik im öffentlichen Dienst setzt die Broschüre auf praxisorientierte Strukturanalysen. Darüber hinaus werden Perspektiven für eine gendergerechte Führungskultur eröffnet und Wege aus der „Diskriminierungsfalle“ aufgezeigt. In der Debatte über die Bedeutung der dienstlichen Leistungsbeurteilung für Frauenkarrieren werden zudem die Auswirkungen auf den Gender Pay Gap thematisiert. „Wir können nicht über Frauen in Führungs
positionen sprechen, ohne den finanziellen Aspekt mit einzubeziehen. In der Beförderungsdebatte geht es um Geld. Wer aufsteigt, erhält mehr davon. Frauen müssen das auch dezidiert einfordern“, betont Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, im Vorwort der Broschüre.
Die Fachpublikation „Frauen 4.0: Diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Dienst – Jetzt umdenken!“ fasst die Ergebnisse der 13. Frauenpolitischen Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung zur gendergerechten Leis
tungsbewertung vom 11. Mai 2017 zusammen. Mit Beiträgen unter anderem von Helene Wildfeuer (Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung), Klaus Dauderstädt (dbb Bundesvorsitzender), Prof. em. Dr. Dr. h. c. Ulrich Battis (Rechts und Verwaltungswissenschaftler), Dr. Andrea JochmannDöll (Expertin für Leistungsbewertung und Entgeltsysteme), Prof. Dr. Matthias Spörrle (Wirtschaftspsychologe) und Henrike von Platen (EqualPayExpertin).
Die Broschüre steht als kostenloser Download zur Verfügung: www.dbb.de/derdbb/frauen.html.
dbb Mitglieder können die Druckversion per EMail an [email protected] bestellen.
Frauen 4.0: Diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Dienst – Jetzt umdenken!
6
bund
esfr
auen
vert
retu
ng
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
41
Mobilfunkstandard 5G:
Schnell, schneller, ZukunftImmer mehr Teilnehmer in den Mobilfunknetzen wollen immer größere Datenmengen immer schneller übertragen. Für den Endkundenbereich ist bereits mit dem Vorgängerstandard LTE eine Geschwindigkeitsgrenze erreicht, deren Übertretung in der Praxis kaum noch spürbar wäre. Doch vor allem die Industrie braucht noch schnellere Mobilfunknetze, um ihre Zukunftsvisionen Wirklichkeit werden zu lassen. Bis 2025 soll 5G bundesweit flächendeckend funkbereit sein.
Treiber für die Investition in den schnellsten Mobilfunk aller Zeiten sind die Vernetzung im Zuge des „Internet der Dinge“ und das autonome Fahren. Maschinen, Fahrzeuge und Gebrauchsgegenstände sollen innerhalb von Sekundenbruchteilen Informationen austauschen können, damit sich zum Beispiel selbstfahrende Autos gegenseitig erkennen und keine Unfälle bauen. Für die Industrie hat das Internet der Dinge einen ganz anderen Stellenwert als Technikspielereien für Privatanwender: Wenn Mobilfunkkunden mit 5G Filme statt in Full HD verzögerungsfrei in 4K schauen können, ist das zwar schön, aber nicht lebensnotwendig. Für die Wirtschaft dagegen wird der schnelle Mobilfunk so wichtig sein wie die Versorgung mit Rohstoffen, Strom und Wasser. Denn in der Produktion, der Forschung und zum Beispiel der Medizin eröffnet die schnelle Kommunikation von Maschinen und Prozessen neue Horizonte.
Nach Ansicht der Forscher vom Fraunhofer FOKUS weiß jetzt
noch niemand, was die „Killerapplikation“ von 5G sein wird. Klar ist den Wissenschaftlern aber, dass sich mindestens drei Anwendungsbereiche abzeichnen, die jeweils zu unterschiedlichen Netzausprägungen führen werden: Beim Internet der Dinge müssen sehr viele Endgeräte wie zum Beispiel einzelne Sensoren einer Maschine gleichzeitig Zugang zum Netz bekommen. Ein weiterer Bereich ist die Stabilität kritischer Infrastrukturen, die durch 5G erhöht werden kann, etwa bei der Stromversorgung. Die dritte Anwendung wird auch den Privatkundenbereich betreffen, denn auch dort nimmt der Datenhunger kontinuierlich zu, neue Technologien wie Virtual Reality werden sich nach und nach nahtlos in unser Leben integrieren. Auch müssen die Netze für all diese Anwendungen immer „intelligenter“ werden, was letztlich auch eine Frage von Geschwindigkeit ist.
< Belastbares Netz
Konkret bedeutet 5G gegenüber dem derzeitigen Mobil
funkstandard LTE (4G) eine 100 Mal höhere Datenrate mit bis zu 10 000 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Die Netze werden 1 000 Mal mehr Teilnehmer und Geräte verkraften, um rund 100 Milliarden Mobilfunkgeräte weltweit gleichzeitig ansprechen zu können.
Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt schwärmt von den Möglichkeiten. Für ihn sind Innovationen wie das automatisierte und vernetzte Fahren, Industrie 4.0, EHealth oder intelligente Energienetze Treiber einer rasanten Vernetzung mit enormem Datenwachstum. Der Zugang zum Internet der Dinge erfolge dabei zunehmend mobil. „5G ist die Schlüsseltechnologie im Zeitalter der Vernetzung“, so Dobrindt im August 2017. „Es ist die Grundlage der GigabitGesellschaft. Mit dem superschnellen Mobilfunkstandard geben wir den Startschuss für das digitale Echtzeitalter. Dafür legen wir als erstes Land eine umfassende 5GStrategie vor. Wir wollen, dass Deutschland bis 2025 ein hochleistungsfähi
ges 5GNetz bereitstellt. Mit der Strategie bringen wir 5G in die Fläche: Wir forcieren den Netzrollout, stellen Frequenzen bereit und erproben 5G in Städten und Kommunen. So setzen wir Deutschland an die Spitze und schaffen die Grundlage für digitale Wertschöpfung.“
Als wesentliche Maßnahmen der Strategie umriss Dobrindt die Bereitstellung der erforderlichen Funkfrequenzen: Bereits heute seien den Mobilfunknetzbetreibern in Deutschland für 5G nutzbare Frequenzen zugeteilt. Weitere Frequenzen sollen dem Markt schnell bereitgestellt werden. Beim Netzausbau sollen Mobilfunk und Glasfaser interagieren, denn MobilfunkBasisstationen müssen mit leistungsfähiger Glasfaser angebunden werden. Zudem sollen zum Beispiel Laternenmasten und Ampelanlagen für den Aufbau von Netzen in Innenstädten genutzt sowie öffentliche Liegenschaften von Bund, Ländern und Kommunen leichter zugänglich gemacht werden.
< Nicht nur Industrie und Infrastruktur werden von 5G profitieren ...
© N
irut S
angk
eaw
/ c
olou
rbox
onlin
e
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
42
dbb
Anzeige
Für unsere Leser versandkostenfrei!Einfach diesen Bestellcoupon ausfüllen, die gewünschte Anzahl eintragen und per Post oder Fax unter 030.7261917-49 abschicken.Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Frist beginnt mit Absendung dieser Bestellung. Zur Einhaltungder Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs an: dbb verlag gmbh, Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, Tel.: 030.7261917-23, Fax: 030.7261917-49, E-Mail: [email protected]
Name/Vorname
Straße PLZ/Ort
Kontakt bei Rückfragen (Telefon/E-Mail)
Datum/Unterschrift
Friedrichstraße 165 • 10117 BerlinTelefon 030.7261917-23 • Telefax 030.7261917-49
E-Mail: [email protected] • www.dbbverlag.de
Akt
uelle
Ang
ebot
evo
rab
erfa
hren
–je
tzt
New
slet
ter
abon
nier
enun
ter
ww
w.d
bbve
rlag
.de
Lesenswertes vom dbb verlag empfohlen
Anzahl:
Die schönstenitalienischen Liebes-geschichten
Amore, AmoreReinhold Joppich, Mario Di LeoAmore all‘italiana: Sie ist überraschend, aufregend unddramatisch. Sie kann zum naiven Trottel, zum Gockel, zumheimlichen Liebhaber und zum Beinahe-Ehemann machen,weiß Reinhold Joppich, den seit 30 Jahren eine tiefe Ver-bundenheit mit Italien, seinen Menschen und seiner Le-bensart kennzeichnet, aus eigener Erfahrung. Die ausge-wählten Liebesgeschichten – unter anderem von UmbertoEco, Andrea Camillieri, Alberto Moravia und Elsa Morante– zeigen, wie unbestritten Amore das Leben in Italien be-stimmt. Natürlich fehlen in dem Buch auch die Liedernicht, in denen die Herausgeber die Liebe bei zahllosenliterarisch-musikalischen Italienabenden auf Kleinbühnen,im Buchhandel oder in Kulturvereinen besingen.
234 Seiten, Taschenbuch, 10,00 Euro
Selbstbefreiung ausorthodox-religiösenFesseln
UnorthodoxDeborah FeldmanStrikte Reglementierungen, Unfreiheit und strenge Kon-trollen bestimmen das Leben der chassidischen Satmarer,einer fundamentalistischen jüdischen Sekte, in derenNew Yorker Gemeinde die Autorin aufgewachsen ist. Anihrer persönlichen Geschichte, die mit Anfang zwanzigin die Freiheit eines normalen bürgerlichen Lebens führt,zeigt Feldman auf, was sonst für Außenstehende im Ver-borgenen bleibt: Unterdrückung, insbesondere der Frau-en, Fremdbestimmung durch Angehörige, Nachbarn,Schule, Rabbi und die allgegenwärtige Gemeinde. Zwangs-ehen und weitgehende Abschottung von der Außenwelt– Film und Fernsehen sind ebenso verboten wie Internetoder weltliche Bücher – bestimmen darüber hinaus dasLeben der Sekte ausgerechnet in einem Land, das fürdemokratische Freiheitsrechte steht.
382 Seiten, Taschenbuch, 10,00 Euro
Anzahl:
Basics und Profi-Tipps rund umsNähen
Die neue Nähschuleburda styleSelber Nähen wird immer beliebter. Hobbyschneiderin-nen und -schneider schätzen es, kreativ mit Nadel undFaden einen eigenen Stil zu entwickeln. Die Nähschulebietet Ihnen ein umfassendes Nachschlagewerk überalles, was Anfänger und Fortgeschrittene über Stoffe,Maßnehmen, Zuschneiden, Schnittanpassung und Näh-techniken wissen müssen. Schritt für Schritt und in Wortund Bild werden Grundlagen wie Nähte, Säume, Ärmel,Kragen und Taschen erklärt. Aber auch für anspruchsvol-lere Techniken wie Falten, Paspeln oder Volants findensich ausführliche und gut nachvollziehbare Anleitungenmit vielen Bildern.
248 Seiten, Spiralbindung, 14,99 EuroAnzahl:
Anzahl:
AutobiografischeFamiliengeschichte
MagdalenaMaarten 't HartIn „Magdalena“ gewährt Maarten 't Hart seinen Leserntiefen Einblick in sein streng calvinistisches Elternhaus.Insbesondere die unnahbare Mutter, die den strengen undfreudlosen Lehren dieser Religion bedingungslos folgt,lehnt jede Art von Vergnügen, Kultur oder weitergehendeBildung für ihre Kinder strikt ab und quält die Familie dar-über hinaus mit grenzenloser Eifersucht und Misstrauengegenüber ihrem Ehemann. Früh melden sich Zweifel beimSohn an der wortgenauen, auf jenseitiges Heil gerichtetenLehre mit ihren zahllosen Zwängen und Einschränkungen,dagegen verliert sich seine Liebe zu seiner schwierigenMutter nie. Bis an ihr Lebensende bemüht sich der Sohn,selbst längst von den erstickenden Religionszwängen be-freit, um Verständnis für seine energische, weltfremdeMutter.
315 Seiten, Taschenbuch, 11,00 Euro
Anzahl:
Biblische Erfahrungs-schätze heben
Die Bibel verstehenFriedrich Schorlemmer„Die Bibel ist das Buch unserer westlichen Zivilisation. Jedersollte sie kennen und sich ein Leben lang bemühen, sie zuverstehen. Jeder kann sie verstehen“, schreibt der evangeli-sche Theologe Friedrich Schorlemmer zu Beginn seines Bu-ches, in dem er wertvolle Hinweise zum Verständnis der Tex-te gibt. Es lohnte sich, die Bibel „auszugraben“, ist Schorlem-mer überzeugt: Sie hilft, die Welt zu verstehen, ermutigtzum Leben und gibt Orientierung, wenn man nicht nur dasFaktische sucht, wo es um das Existenzielle geht. Zu beach-ten ist bei der Lektüre u. a., dass das Buch der Bücher denErfahrungsschatz von Jahrhunderten in allen nur denkbarenLiteraturformen sammelt – von der Heldensage über dieParabel und den Klagegesang bis hin zur Liebesgeschichteund zum Glaubensbekenntnis. Auch Wissen über historische,kulturelle und religiöse Zusammenhänge ist hilfreich. Wer„richtig“ liest, mag, wie einst Luther, erkennen: „Die HeiligeSchrift ist ein Kräutlein: Je mehr du es reibst, desto mehrduftete es.“
320 Seiten, gebunden, 6,95 Euro
Anzahl:
AlternativeHeilverfahren
Heilen mit der Kraft der NaturAndreas MichalsenDer Autor, Professor für Klinische Naturheilkunde an derBerliner Charité, stellt in seinem Buch detailliert dar, wasdie unterschiedlichen Formen der Naturheilkunde bewir-ken können und wie sie anzuwenden sind. Diese Be-standsaufnahme unter Berücksichtigung von Erfahrung,Forschung und Praxis ist umso wichtiger, als gerade dieAnsichten über die Naturheilkunde, die immer mehr An-hänger findet, ausgesprochen geteilt sind, u. a. weil längstnicht alles, was als Naturheilmittel daherkommt, dieseBezeichnung auch verdient. Überraschend ist bei der Lek-türe das große Potenzial, das in althergebrachten Thera-pieformen, in veränderten Ernährungsgewohnheiten, inausreichender Bewegung, in alternativen Medizinformenwie Yoga, Akupunktur und pflanzlichen Heilverfahrensteckt. Das bedeutet keine Abkehr von der Schulmedizin,sondern ein Zusammenspiel auf wissenschaftlicher Basis.Für acht häufige chronische Krankheiten enthält das Buchnaturheilkundliche Behandlungspläne.
304 Seiten, gebunden, 19,95 Euro
_0611S_Lesenswertes_10_2017_Druck.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 13.Sep 2017 12:20:17; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
Mobilfunkstandard 5G:
Schnell, schneller, ZukunftImmer mehr Teilnehmer in den Mobilfunknetzen wollen immer größere Datenmengen immer schneller übertragen. Für den Endkundenbereich ist bereits mit dem Vorgängerstandard LTE eine Geschwindigkeitsgrenze erreicht, deren Übertretung in der Praxis kaum noch spürbar wäre. Doch vor allem die Industrie braucht noch schnellere Mobilfunknetze, um ihre Zukunftsvisionen Wirklichkeit werden zu lassen. Bis 2025 soll 5G bundesweit flächendeckend funkbereit sein.
Treiber für die Investition in den schnellsten Mobilfunk aller Zeiten sind die Vernetzung im Zuge des „Internet der Dinge“ und das autonome Fahren. Maschinen, Fahrzeuge und Gebrauchsgegenstände sollen innerhalb von Sekundenbruchteilen Informationen austauschen können, damit sich zum Beispiel selbstfahrende Autos gegenseitig erkennen und keine Unfälle bauen. Für die Industrie hat das Internet der Dinge einen ganz anderen Stellenwert als Technikspielereien für Privatanwender: Wenn Mobilfunkkunden mit 5G Filme statt in Full HD verzögerungsfrei in 4K schauen können, ist das zwar schön, aber nicht lebensnotwendig. Für die Wirtschaft dagegen wird der schnelle Mobilfunk so wichtig sein wie die Versorgung mit Rohstoffen, Strom und Wasser. Denn in der Produktion, der Forschung und zum Beispiel der Medizin eröffnet die schnelle Kommunikation von Maschinen und Prozessen neue Horizonte.
Nach Ansicht der Forscher vom Fraunhofer FOKUS weiß jetzt
noch niemand, was die „Killerapplikation“ von 5G sein wird. Klar ist den Wissenschaftlern aber, dass sich mindestens drei Anwendungsbereiche abzeichnen, die jeweils zu unterschiedlichen Netzausprägungen führen werden: Beim Internet der Dinge müssen sehr viele Endgeräte wie zum Beispiel einzelne Sensoren einer Maschine gleichzeitig Zugang zum Netz bekommen. Ein weiterer Bereich ist die Stabilität kritischer Infrastrukturen, die durch 5G erhöht werden kann, etwa bei der Stromversorgung. Die dritte Anwendung wird auch den Privatkundenbereich betreffen, denn auch dort nimmt der Datenhunger kontinuierlich zu, neue Technologien wie Virtual Reality werden sich nach und nach nahtlos in unser Leben integrieren. Auch müssen die Netze für all diese Anwendungen immer „intelligenter“ werden, was letztlich auch eine Frage von Geschwindigkeit ist.
< Belastbares Netz
Konkret bedeutet 5G gegenüber dem derzeitigen Mobil
funkstandard LTE (4G) eine 100 Mal höhere Datenrate mit bis zu 10 000 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Die Netze werden 1 000 Mal mehr Teilnehmer und Geräte verkraften, um rund 100 Milliarden Mobilfunkgeräte weltweit gleichzeitig ansprechen zu können.
Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt schwärmt von den Möglichkeiten. Für ihn sind Innovationen wie das automatisierte und vernetzte Fahren, Industrie 4.0, EHealth oder intelligente Energienetze Treiber einer rasanten Vernetzung mit enormem Datenwachstum. Der Zugang zum Internet der Dinge erfolge dabei zunehmend mobil. „5G ist die Schlüsseltechnologie im Zeitalter der Vernetzung“, so Dobrindt im August 2017. „Es ist die Grundlage der GigabitGesellschaft. Mit dem superschnellen Mobilfunkstandard geben wir den Startschuss für das digitale Echtzeitalter. Dafür legen wir als erstes Land eine umfassende 5GStrategie vor. Wir wollen, dass Deutschland bis 2025 ein hochleistungsfähi
ges 5GNetz bereitstellt. Mit der Strategie bringen wir 5G in die Fläche: Wir forcieren den Netzrollout, stellen Frequenzen bereit und erproben 5G in Städten und Kommunen. So setzen wir Deutschland an die Spitze und schaffen die Grundlage für digitale Wertschöpfung.“
Als wesentliche Maßnahmen der Strategie umriss Dobrindt die Bereitstellung der erforderlichen Funkfrequenzen: Bereits heute seien den Mobilfunknetzbetreibern in Deutschland für 5G nutzbare Frequenzen zugeteilt. Weitere Frequenzen sollen dem Markt schnell bereitgestellt werden. Beim Netzausbau sollen Mobilfunk und Glasfaser interagieren, denn MobilfunkBasisstationen müssen mit leistungsfähiger Glasfaser angebunden werden. Zudem sollen zum Beispiel Laternenmasten und Ampelanlagen für den Aufbau von Netzen in Innenstädten genutzt sowie öffentliche Liegenschaften von Bund, Ländern und Kommunen leichter zugänglich gemacht werden.
< Nicht nur Industrie und Infrastruktur werden von 5G profitieren ...
© N
irut S
angk
eaw
/ c
olou
rbox
onlin
e
Im städtischen Umfeld sollen Anwendungen für die Smart City erprobt werden – von der intelligenten Stromversorgung über Smart Homes, die Mobilität 4.0 bis zur digitalen Verwaltung. Der Bund startet einen Wettbewerb für Kreise, Städte und Gemeinden, in dem diese Ideen für konkrete Projekte einreichen können. Weiter soll das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eingesetzte „Dialogforum 5G“ fortgeführt und die Forschung vorangetrieben werden.
Eine Herkulesaufgabe, besonders vor dem Hintergrund, dass Deutschland seine hochgesteckten Ziele für den Breitbandausbau bisher nicht so recht erreicht hat und in Sachen Versorgung mit Festnetz/ Internetgeschwindigkeit noch weit hinter anderen europäischen Ländern herhechelt. Dass das im Mobilfunk anders werden könnte, dafür stehen auch Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer FOKUS.
< Berlin im Zentrum der Innovation
Für die Forscher von 5G ist ihre Wirkungsstätte Berlin nicht nur eine hippe Partystadt, sondern auch technologischwissenschaftlich ein Knotenpunkt: An 85 wissenschaftlichen Instituten wird auf den Gebieten der Informatik und SoftwareEntwicklung gelehrt und geforscht. 18 500 Studierende waren im Jahr 2015 in ITbezogenen Studiengängen eingeschrieben. 70 Prozent (2,1 Milliarden Euro) des gesamten Risikokapitalvolumens in Deutschland gingen in 2015 an Startups in Berlin. Dies macht Berlin zu einer idealen Umgebung für die Entwicklung neuer Technologien wie den 5GNetzstandard, der dort alles andere ist als ein ferner Hype. Sie entwickeln dort schon heute Technologien für eine intelligente Netzwerkinfrastruktur und installieren Testumgebungen, mit denen neue Anwendungen er
probt werden können. Vorgestellt hat das Fraunhofer Institut FOKUS seine Visionen zuletzt im März 2017 auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona in Form der Testumgebung „5G Berlin“. Mit ihrer Hilfe sollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen lange vor dem kommerziellen Einsatz und dem Abschluss der Standardisierungsprozesse ihre Produkte auf ihre „5G Readiness“ erproben und testen, ob sie innerhalb einer 5GUmgebung reibungslos mit anderen Komponenten zusammenarbeiten.
Prof. Dr. Thomas Magedanz, Leiter des Geschäftsbereichs „Softwarebased Networks“ von Fraunhofer FOKUS, resümiert: „Nach dem anfänglichen 5GHype mit einigen überzogenen Anwendungsszenarien, wie dem Operationsroboter am anderen Ende der Welt, der über Kontinentalgrenzen in Echtzeit gesteuert werden soll, hat für Telekommunikationsunternehmen und Forschungseinrichtungen nun die ‚Arbeitsphase‘ begonnen. Wir arbeiten mit Partnern aus Industrie und Forschung an 5GStandards, die es Nutzern ermöglichen, bestehende breitbandige mobile und feste Zugangsnetze nahtlos in das hochflexible 5GKernnetz zu integrieren.“ Anwendungen, die diese integrierte Netzwerkplattform nutzten, hätten unterschiedliche Anforderungen zum Beispiel hinsichtlich der Latenzzeiten, Datenmenge und Sicherheit. „Durch ein intelligentes Netzwerkdesign mit virtuellen, dynamisch konfigurierbaren Netzwerkdiensten auf einer verteilten Rechenzentrumsinfrastruktur kann gewährleistet werden, dass je nach anwendungsspezifischer Anforderung die Dienstintelligenz und Datenverarbeitung an entsprechenden Stellen im Netz platziert wird und somit die optimal passende Netzinfrastruktur zur Verfügung steht.“ Dieses Konzept werde als „Edge Computing“ bezeichnet, erläutert Magedanz und
freut sich, dass Fraunhofer Berlin mit seinen „5G ReadyWerkzeugen“ dabei unterstützen könne, sich weltweit als führende 5GHauptstadt zu positionieren.
< Rüstzeug für die „intelligente Stadt“
Das Projekt 5G Berlin, eine Initiative der FraunhoferInstitute FOKUS und HHI, ist Partner des Berlin iSquare Programms des Landes Berlin, einer Initiative der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Berlin will als eines der ersten Bundesländer ein 5GNetz unter realen
Bedingungen testen und anschließend die Implementierung dieser Infrastruktur in Berlin vorantreiben. Dieses Vorhaben ist Teil der Digitalen Agenda des Landes Berlin.
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe initiiert und begleitet deshalb ein 5GTestfeld im öffentlichen Raum unter Beteiligung von in Berlin tätigen Firmen. Zusammen mit Unternehmen, Startups und Organisationen werden Projekte ins Leben gerufen, in denen auf der Basis einer modernen Informations und Kommunikationsinfrastruktur mit offenen Schnittstellen die Expertise der unterschiedlichen Partner gebündelt wird.
„Die 5GModellprojekte haben das Ziel, die Grundlage für eine
intelligente Stadt nach dem Motto ,Smart Network for Smart City‘ zu schaffen und so die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in einer wachsenden Stadt zu verbessern“, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. „Bei all den Herausforderungen und Innovationen der digitalen Transformation soll vor allem der Nutzen für die Anwender im Vordergrund stehen – auch wenn dahinter komplexe neue Infrastruktur und Technologien stehen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie
und Betriebe ist offen
für neue Ide
en und Projekte. Ich freue mich darauf, mit den Akteurinnen und Akteuren ins Gespräch zu kommen.“
Letztlich soll das alles auch dem Endverbraucher zugute kommen, denn die Anwendungsfelder von 5G sind vielfältig: Durch 5G wird sich beispielsweise das mobile Video und Musikstreaming verbessern: Streaming ist bisher nur bei niedrigen Geschwindigkeiten möglich. Schon in einem normalen ICE fällt die Verbindung häufig aus. 5G soll künftig auch die Übertragung in Hochgeschwindigkeitszüge und Flugzeuge ermöglichen. Weitere wichtige Anwendungen könnten mobiles Video in autonom fahrenden Autos oder Augmented Reality sein. br
< ... auch im Privatkundenbereich wird die Mobil funkevo lution für Innova tionen sorgen.
© travnikovstudio / Fotolia
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
onlin
e
44
deutSchland
Reise und Erholung
#
tirol, Fewo,2–6personenoderdz,tel. (0043)5246/6613,www.lechnerhof-tirol.com
ÖSterreich
wien – preiSwertfewo mit du/wc, küche, sat-tV, tel.,
wlan, pkpl. ab 27,– ¤ pro pers.
gally apartments, a-1150 wienarnsteingasse 25, tel. 0043/1/8929073,
Fax 0043/1/8931028, www.gally.biz
Anzeigen-Coupon für die Rubrik „Reise und Erholung“
Die Mindestanzeigengröße beträgt 8 Millimeter. Die Preise verstehen sich zuzüglich Mehrwertsteuer.
Name
Straße
Datum
PLZ/Ort
Unterschrift
Kontoinhaber:
Geldinstitut: Ort:
IBAN
BIC
Datum: Unterschrift:
Einfach ausfüllen und senden an: dbb verlag gmbh I Mediacenter I Dechenstr. 15 a I 40878 Ratingen I Fax 0 21 02/7 40 23-99 I E-Mail: [email protected] Sie Fragen? Sie erreichen uns unter Telefon 0 21 02/7 40 23-7 12
Bei Einzugsermächtigung abzüglich 2 % Skonto
Eine Buchung beinhaltet die Veröffent-lichung im dbb magazin sowie in denTeilausgaben Aktiv im Ruhestand, BDZmagazin, BTB magazin, DJG magazin,DPVKOM Magazin, DSTG magazin, GDLMagazin VORAUS, GdS MAGAZIN, kombamagazin, Profil, Polizeispiegel, Strassen-wärter, vbb magazin und VBOBMagazin.
Ausgaben(bitte ankreuzen)n Januar/Februarn Märzn Apriln Main Junin Juli/Augustn Septembern Oktobern Novembern Dezember
Rabatte3 x 3 %5 x 5 %10 x 10 %
Größe Preis in €
(1-spaltig) (sw)
8 mm 53,60
18 mm 120,60
16 mm 107,20
13 mm 87,10
11 mm 73,70
4* Sporthotel & reSort Grafenwald daun-VulkaneifeldZ inkl. frühStückSbuffet ab 57,00 eur pro person/nacht
sauna * schwimmbad * Fitness * parkplatz kostenFrei * wlaneigentümer: Ferienpark daun gmbh & co. kg VulkaneiFel * [email protected]
tel. (+49) 65927130 · www.sporthotel-grafenwald.de
usedom-bike-hotel & Suites, ihre rad-unterkunft, ein traum direkt am meer,www.usedom-suites.de, 038371/25166
warneMünde,komfort-Fewo,2zi.,kü.,bad, blk., ppl., ruhig, zentral, ab 59,– ¤.www.werftblick.de, tel. 0163/9196054
fischland-darß, 2 Fewo in zingst,150 m z. strand, tel. 0177/5634935,www.fewo-haus-sonnenschein.de
MeiSSen ist immer schön (s-bahn n. dresden)dz 50 €/Tag für Ü+F, Meisastr. 26, T-03521-454367 E-Mail: [email protected]
Insel Rügen–Ferienwohnungendirekt am wasser! ruhig, sonnig, komforta-bel, für 2–4 personen, ab 45,– ¤, Fam. Jens,putbus/neuendorf, tel. (038301) 60289,
www.alte-bootswerft.de
SYlt westerland 3 Fewo, nr, exkl.ausstattung, wlan, tel.-Flatrate, tel.:02775/577592 www.yoursylt.de
bauernhof/nähe St. peter-ording,kühe, schafe, ponys, hofeigener reitweg,strand 800 m, kinderfrdl., 4-sterne-Fewos, für2–6 pers., Frühstück, sauna, hausprospekt!tel. (04862) 8541 www.rickerts.de
westerland/Sylt, 2 gemütl. Ferienwoh-nungen, 2 u. 4 personen, 300 m strandnähe.tel. (040) 6476276 oder (04651) 23338
Urlaub an der Nordsee!Schöne ferienwohnungen und appartements
zu günstigen preisen.Sie können bei Flut in der Nordsee und bei Ebbe im Freibadbaden, Sonnenbaden, Sandburgen bauen, Wattwandern,Windsurfen oder die wunderschöne Umgebung mit demFahrrad erschließen. Ganzjährig geöffnet.
„Das Fischerhaus“ · Roswietha AltsRobbenstr. 2 · 26506 Norddeich
Tel. (04931) 81234 · Fax (04931) 8754
Lüneburger Heide...da, wo sie am schönsten ist.
Komfort. Fewos: Tel. 05827/970690E-Mail: [email protected]
83471 BERCHTESGADENKomfort-Zimmer mit Frst.Buffet & FEWO, Balkon,sonnigeLage,Hallenbad,bequemeWanderwege,Tel.08652/97888-0,www.weiherbach.de,AlpenhotelWeiherbach, Inhaber:Benno Plenk, Weiherbachweg 8
allgäu oberstaufen *** fewosbergbahnen usw. inkl. tel. 083861430www.ferienwohnungen-hemer.de
Mosel, 10 Fewo in bernkastel-kues, 1–3schlafz., burgblick-balkon, 2–8 p. tel.(06531) 1421, www.mosel-ferien.de
italien
Spanien
toSkanaweingut Fewo, dtsch.ltg., viele tippswww.beglueckende-toskana.de
bei MalaGa, 4 Fw von 2–6 p. imfreistehenden haus an der grünzone.info: www.cmijas137.de, panoramafotos
tel. 02102/74023-0Fax 02102/74023-99
e-mail: [email protected]
dbb verlag gmbh mediacenterdechenstr. 15a40878 ratingen
unser anzeigenteamerreichen sie unter:
_04QVK_Reise_dbb_10_2017_S45.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 30.Aug 2017 12:17:32; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
© travnikovstudio / Fotolia
Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV):
Mit der DGUV haben die Träger eine starke Stimme im öffentlichen Raum
dbb magazin: Anders als in allen anderen Versicherungszweigen zahlen in der Unfallversicherung die Arbeitgeber die Beiträge alleine. Ist das stabil angesichts der Bestrebungen der Arbeitgeber, Lohnnebenkosten zu drosseln oder ihren Beitrag wie in der Krankenversicherung einzufrieren?
Joachim Breuer: Ja, und dafür gibt es einen einfachen, in der Sozialversicherung aber einzigartigen Grund: Die gesetzliche Unfallversicherung erfüllt eine Doppelfunktion. Sie kümmert sich nicht nur um Beschäftigte, die einen Arbeitsunfall hatten oder an einer Berufskrankheit leiden. Sie übernimmt auch die Haftung des Arbeitgebers für diese Fälle. Das heißt: Beschäftigte können Ansprüche nur gegenüber der Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse ihres Arbeitgebers geltend machen, nicht aber den Arbeitgeber selbst verkla
gen. Im Gegenzug muss der Arbeitgeber aber allein die Beiträge für die Unfallversicherung zahlen. Daher finden Sie sie auch nicht auf Ihrem Gehaltszettel.
Das klingt so, als wäre der Arbeitgeber fein raus?
Das kann man so wahrnehmen. Tatsächlich profitieren aber die Beschäftigten von dieser Regelung. Zum einen umfasst die Haftungsübernahme auch das Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen – das heißt, auch Sie haften nicht für von Ihnen verschuldete Unfälle im Betrieb. Zum anderen haben Beschäftigte die Garantie, dass Gesundheitsschäden dauerhaft entschädigt werden, auch wenn das Unternehmen insolvent ist oder nicht mehr existiert. Auch wird das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Unternehmer nicht durch Streit um die Entschädigung belastet. Damit spielt das Prin
zip der Haftungsablösung eine bedeutende Rolle zur Sicherung des Betriebsfriedens.
Aber könnte man nicht bei den Leistungen sparen?
Auch hier setzt die Haftungsfreistellung eine Schranke. Die Übernahme der Haftung ist nämlich nur so lange nicht angreifbar, wie die Unfallversicherung entsprechende Leistungen bereitstellt. Daher auch der Auftrag, nach Unfällen und bei Erkrankungen mit allen geeigneten Mitteln zu rehabilitieren. Würden die Leistungen eingeschränkt, ließe es sich nicht rechtfertigen, weiterhin die Haftung abzulösen. Der Rechtssicherheit und dem Betriebsfrieden würde damit ein Bärendienst erwiesen.
Hat sich die Struktur der Unfallversicherung nach den Organisationsreformen und der Bildung der DGUV bewährt?
Auf jeden Fall. Die Organisationsreformen der vergangenen Jahre haben die Stärken der Berufsgenossenschaften – die Branchengliederung – und der Unfallkassen – die regionale Gliederung – noch gefördert. Mit der DGUV verfügen die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung über eine starke Stimme im öffentlichen Raum und eine gemeinsame Einrichtung, die ihnen ermöglicht, ihre Aufgaben in Rehabilitation, Prävention, internationaler Zusammenarbeit, Bildung und Forschung abgestimmt wahrzunehmen.
Wie hat sich das Verhältnis zu den Arbeitsschutzbehörden der Länder im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie entwickelt?
Seit 2008 verpflichtet die GDA die Unfallversicherungsträger und die Arbeitsschutzbehörden der Länder zur Zusammenarbeit. Wir stimmen uns in
© D
GU
V/W
olfg
ang
Bellw
inke
l (4)
inte
rvie
w
46
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
Fragen der Aufsicht ab, legen zusammen mit den Sozialpartnern gemeinsame Ziele für die Prävention fest, führen gemeinsam Präventionsprogramme durch und fördern zielgerichtet Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Am Anfang hat es hier und da etwas geholpert – was bei einem solchen Prozess normal ist –, aber die Zusammenarbeit ist inzwischen sehr gut. Auch der Deutsche Arbeitsschutzpreis, den wir gemeinsam mit Bund und Ländern alle zwei Jahre verleihen, ist zu einem festen Highlight für Sicherheit und Gesundheit in Deutschland geworden.
Die DGUV setzt sich seit 2008 für das Konzept „Vision Zero“ ein, einer Arbeitswelt ohne schwere oder gar tödliche Arbeitsunfälle. Am 19. Mai 2017 haben sich erstmalig auch die G20Arbeitsminister mit dem Konzept befasst, mit welchen Ergebnissen?
In meiner Rolle als Präsident der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) konnte ich dieses Jahr erstmals am Treffen der G20Arbeitsminister teilnehmen. Ich habe dabei insbesondere die Vorteile von Unfallversicherungssystemen für den Auf und Ausbau von Prävention und Rehabilitation betont. Als besonderen Erfolg des G20Gipfels sehe ich das klare Bekenntnis der Regierungen, die Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten mithilfe des Aufbaus von nationalen Arbeitsschutz und Unfallversicherungs systemen zu fördern. Der dafür ins Leben gerufene Vision Zero Fund soll die entsprechenden Mittel dafür bereitstellen. Der Titel des Funds bezieht sich übrigens auf die Vision einer Welt ohne Arbeitsunfälle und berufsbedingte Erkrankungen, der sich auch die gesetzliche Unfallversicherung in Deutschland verpflichtet hat. Beim Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2017 Anfang Sep
tember in Singapur wurde unsere Idee von der IVSS aufgegriffen und mit überwältigendem Erfolg eine globale VisionZeroPräventionskampagne gestartet. In wenigen Tagen haben sich schon Hunderte Institutionen und Unternehmen zur Vision Zero bekannt und der Kampagne angeschlossen.
Welchen Einfluss konnte das hohe deutsche Niveau in der Unfallversicherung auf europäische Entwicklungen nehmen?
Unser Einfluss in Europa ist spürbar. Das lässt sich an verschiedenen Regelungen zum Arbeitsschutz und zur Rehabilitation sehen. Den Eindruck, es handele sich um eine Einbahnstraße, möchte ich allerdings nicht erwecken. Wir haben auch sehr von Europa und dem Austausch mit Einrichtungen in anderen EUStaaten profitiert. Zum Beispiel im Rahmen des Europäischen Forums Unfallversicherung, in dem wir uns regelmäßig mit anderen Unfallversicherungssystemen innerhalb der EU austauschen und auch länderübergreifende Lösungen finden. Und auch bilateral nehmen wir positiven Einfluss – zum Beispiel in unserer Kooperation mit Polen in Fragen der Rehabilitation polnischer Beschäftigter, die in Deutschland einen Arbeitsunfall hatten.
Die EUKommission will die soziale Dimension innerhalb der Europäischen Union mithilfe einer „Europäischen Säule sozialer Rechte“ stärken. Was halten Sie davon?
Als gesetzliche Unfallversicherung haben wir eine Stellungnahme hierzu veröffentlicht. Darin sprechen wir uns klar dafür aus, die soziale Dimension innerhalb der Europäischen Union zu stärken – zum Beispiel durch eine allgemeine Empfehlung der Kommission an die Mitgliedstaaten, für alle Erwerbstätigen den Zugang zu sozialen Sicherungssystemen
sicherzustellen. Auch eine Förderung der Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten durch den Austausch bewährter Praktiken ist zu begrüßen. Die konkrete Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme muss jedoch – auch vor dem Hintergrund der Vielfalt der Systeme – in der Verantwortung der Mitgliedstaaten verbleiben.
Die gesetzliche Unfallversicherung ist seit mehr als 90 Jahren für die Anerkennung von Berufskrankheiten und die Entschädigung Betroffener zuständig. Im Dezember 2016 haben die Vertreter von Arbeitgebern und Versicherten gemeinsame Vorschläge unterbreitet, um das Berufskrankheitenrecht vor dem Hintergrund sich wandelnder Arbeitsbedingungen weiterzuentwickeln. Um welche Änderungen geht es dabei?
Die Weiterentwicklung des Berufskrankheitenrechts betrifft insgesamt fünf Punkte:
1. Wir wollen eine sichere Rechtsgrundlage dafür schaffen, in stärkerem Maße als bisher Erkenntnisse zu den Einwirkungen an Arbeitsplätzen, die aus systematischen Erhebungen oder Ermittlungen im Einzelfall gewonnen wurden, trägerübergreifend zu sammeln und nutzbar zu machen. Das
würde gerade bei lange zurückliegenden Gefährdungen die Ermittlungen erleichtern.
2. Es gibt bisher einige Krankheiten, die nur dann als Berufskrankheit anerkannt werden dürfen, wenn der Versicherte seine bisherige Tätigkeit aufgibt. Wir halten dies nicht mehr für zeitgemäß und setzen stattdessen darauf, die Betroffenen durch gezielte Präventionsmaßnahmen im Beruf zu halten.
3. Die Rückwirkung bei der Einführung neuer Berufskrankheiten soll endlich eine gesetzliche Grundlage erhalten.
4. Die Arbeit des Ärztlichen Sachverständigenbeirats – er berät die Bundesregierung bei der Anerkennung neuer Berufskrankheiten – soll eine transparente gesetzliche Basis erhalten.
Und 5. Die Forschung zu Berufskrankheiten – übrigens ein Bereich, in dem sich die DGUV seit Jahren stark und erfolgreich engagiert – soll weiter ausgebaut werden. Wir haben mit diesen Vorschlägen eine sehr gute Grundlage geschaffen und hoffen, dass der Gesetzgeber sie in der kommenden Legislaturperiode umsetzt.
< Dr. Joachim Breuer …
… ist seit 2007 Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), die als Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der Unfallkassen am 1. Juni 2007 durch Zusammenlegung des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG) und des Bundesverbandes der Unfallkassen (BUK) entstand. Der promovierte Jurist, Jahrgang 1956, war zuvor seit 2002 Hauptgeschäftsführer des HVBG. Als Experte der sozialen
Sicherheit engagiert sich Breuer in zahlreichen Institutionen und Organisationen im In und Ausland. Seit November 2016 führt er zudem als 16. Präsident die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS). Die IVSS ist die weltweit führende internationale Organisation für Institutionen, Regierungsstellen und Behörden, die sich mit der sozialen Sicherheit befassen.
© D
GU
V/W
olfg
ang
Bellw
inke
l (4)
interview
47
dbb
> komba magazin | dbb seiten | Oktober 2017
ANZEIGE
Lieferung erfolgt gegen Rechnung in Reihenfolge des Bestelleingangs.Bitte keine Zahlungsmittel beilegen. Angebote gelten nur in Deutschland und solange der Vorrat reicht.
Bearbeitungs- und Versandkostenanteil € 5,90
!
Markenartikelzu Bestpreisen
Markenqualitätmit € 89,–
ErsparnisvorteilDurch ihre Daunenoptikerzielt die Jacke ihren sport-lichen Chic. Auch bei kaltenTemperaturen hält sie ange-nehm warm. Sie ist sehr leichtund besonders bequem. BeimAutofahren oder im Zug – siesitzt perfekt ohne unange-nehm aufzutragen.
Menge Art.Nr. Größe Artikelbezeichnung UVP* Personalshop-Preis – 68%
62.209.566 Nordcap-Jacke schwarz/orange € 129,– € 49,99 € 39,99
62.209.579 Nordcap-Jacke blau/orange € 129,– € 49,99 € 39,99
62.209.595 Nordcap-Jacke grün/blau € 129,– € 49,99 € 39,99
62.211.374 Nordcap-Jacke rot/schwarz € 129,– € 49,99 € 39,99
* Stattpreise beziehen sich auf Hersteller-Listenpreise oder unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers (UVP)** Detaillierte Angaben zum Rücktrittsrecht finden Sie auf: www.personalshop.com
5-Sterne-Personalshop-GarantieH 2 Jahre Garantie ohne „wenn und aber“H Schnelle LieferungH Höchster QualitätsstandardH Bestpreis-GarantieH 30-tägiges Umtausch- und Rückgaberecht**
www.personalshop.comUm sich im Shop anzumelden, verwenden Sie bitte diesen PIN-Code!(1 Monat gültig) Ihr PIN-Code ist gleichzeitig Ihr Gutscheincode.Beim Einlösen des Gutscheines im Warenkorb wird Ihr Rabatt abgezogen.
5 8 7 6Stand: 08/2017, 34.967 Bewertungen
SEHR GUT4.56/5.00
H H H H H
Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, 14 Tage lang ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag gegenüber der ServusHandels- und Verlags-GmbH schriftlich, telefonisch, per Fax oder per E-Mail an A-6020 Innsbruck, Gärberbach 9,Tel: 069 / 92 10 110, Fax: 069 / 92 10 11 800, [email protected], zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beginnt abdem Tag an dem Sie die Waren in Besitz genommen haben. Senden Sie uns die Ware spätestens 14 Tage nach IhremWiderruf zurück. Wir gewähren Ihnen neben dem gesetzlichen Widerrufsrecht eine freiwillige Rückgabegarantie voninsgesamt 30 Tagen ab Erhalt der Ware, sofern die Ware sich in ungebrauchtem und unbeschädigtem Zustand befindet.Impressum: Servus Handels- und Verlags-GmbH, Gärberbach 9, A-6020 Innsbruck.
Gleich einsenden an:PersonalshopBahnhofstraße 50082467 Garmisch-Partenkirchen
DirektzumOnline-shop
Qualität und FunktionalitätNORDCAP – hochwertige Outdoor-Bekleidung. Funktionelle Materialien,durchdachte Details und ausgezeichneteVerarbeitung sorgen für langlebigenTragekomfort. www.nordcap-sport.com
68% 39.99€Sie sparen € 89,01gegenüber dem UVP*
BESTPREISUVP*-Preis 129,-
Personalshop-Preis 49,99
TOP-PRODUKT-VORTEILE3 Vier aktuelle Trend-Farben mit
Kontrastfarbe im Innenfutter3 Sportlicher Chic durch
Daunenoptik3 Ultraleicht, sehr bequem,
bei kalten Temperaturenangenehm warm
3 Mit praktischer Kapuze
3 Kontrastfarbige Reißverschlüssean der Front und den Taschen
3 Stylisches Ärmel-Logo3 Damenmodelle online bestellbar3 Unempfindliches Obermaterial:
100% Polyamid, Futter + Wattie-rung: 100% Polyester
GrößenM L XL XXL 3 XL#
Leichte Herren-Winter-Steppjacken zum Bestpreis!
Absender (Bitte deutlich ausfüllen): Frau Herr
Name, Vorname:
Straße / Nr.:
PLZ / Ort:
Geburtsdatum:
BESTELLSCHEIN mit 30 Tage Rückgaberecht5 8 7 6 Bestellen leicht gemacht! & 0 69 / 92 10 110FAX 069 / 92 10 11 800
Für Sie alsDBB MagazinLeserinnen und Leser€ 89,– Preisvorteil
grün/blau
blau/orange
rot/schwarz
schwarz/orange
_05KTM_Servus Handel_dbb magazin_10_2017.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 07.Sep 2017 12:11:01; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien