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1. Vorlesung Organisatorisches: Erste Prüfung in der letzten Stunde des Semesters Wichtig ist, folgende Komödien zu lesen: Jeppe auf dem Berge- Jeppe paa Bjerget Erasmus Montanus Der politische Kannengießer- Den politiske Kandestøber Der Vielbeschäftigte- Den Stundesløse Ludwig Holberg ist die überragende Gestalt am Eingang der neueren skandinavischen Literatur. Er wird als Vater der neueren skand. Literatur betrachtet. Lebensdate: 1684- 1754. Von Geburt aus ist er Norweger und wurde in Bergen geboren, wuchs dort auch auf. Er reiste im Juli 1702 nach Kopenhagen, um an der Uni zu studieren. Es war seine erste Reise- später reiste er auch nach England Holland, Frankreich und Deutschland und Italien. Nach England und Italien zu reisen war sehr besonders. Eine große Strecke legte er zu Fuß zurück. 1717 wurde er Professor in Kopenhagen und wechselte mehrmals die Lehrstühle. Sein literarisches Schaffen steht durch seine Komödien im Zentrum. Daneben hatte er auch eine juristische, historische und geografische und philosophische Verfasserschaft hinter sich. Er ist in fast allen seinen Werken weltoffen, zeitgenössisch, tolerant (Zeit der Aufklärung), er steht unter Einfluss der griech.-röm. Literatur. Orientierte sich an der franz. , italien. und engl. Literatur! Holberg war sehr Karriere orientiert und plante diese sein Leben lang. Das kosmopolitische ist sehr charakteristisch für Holberg. Holberg hat sich als Schöngeistiger Autor in vielen Genres betätigt: Er schrieb Komödien, Fabeln, Epigramme, Satiren, Essays, Autobiografie, utopischer Roman. Die absolute Monarchie war die Regierungsform der Aufklärung. Die Geistlichkeit, das Bürger- und das Bauerntum unterstehen total dem König. 1660 riss Friedrich II die Macht in einem Staatsstreich an sich. 1814 gabs in Norwegen die erste freie Konstitution (2. älteste der Welt). Holberg bemühte sich sein Leben lang eine gute Verbindung zum Königshaus zu haben- er wurde später zum Baron geadelt. Der eigentliche Grund, warum sich Holberg als Komödienautor outete, war eine Weisung des Königshauses. Holberg war dichterisch ein Rebell, politisch aber konservativ. Holberg als europäischer Schriftsteller Skandinavien war damals die äußerste Provinz und durch sein Talent wurde er so bekannt. Wichtig sind seine Bildungsreisen, die ihm Europa nah gebracht haben. Für seine Zeit war er sehr viel unterwegs, genauso wie die anderen großen Geistesgestalten Skandinaviens (Roman „Wilhelm Meisters Wander- und Lehrjahre“). Im 19. Jhdt. boomt das Reisen in fremde Länder dann besonders. Im 20. Jhdt. werden dann die USA viel bereist. Man kommt dann meist zurück und profitiert von dem Erlebten und Erlernten. Hans Christian Andersen 1855: „ Reisen ist Leben“. Er sammelte in der Ferne Rohmaterial für seine Werke- Holberg wollte durch das Reisen seine Ausbildung verbessern. Beide besuchten aber systematisch gewisse Städte, um von ihnen zu profitieren. Kurzer Überblick zum Reisen in Skandinavien: Mittelalter: Zur Hochzeit (13./ 14. Jhdt.) des Christentums in Skandinaviens. Es gab damals keine Universitäten, sondern nur einfache Schulen. Wollte man studieren, musste man nach Frankreich und Italien. Junge Männer ließen sich zum Priester ausbilden und Holberg- Leben und Werke VO Rossel, WS 2008/09 Nicht vom Vortragenden eingesehen! Keine Gewähr auf Korrektheit!

Komplette VO Holberg - STV Skandinavistik Wien's … · Vorlesung Überblick über die Reisenden der dänischen Literatur (Fortsetzung) Im 19. Jhdt. ... Naturalismus, Strukturalismus

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1. Vorlesung

Organisatorisches:Erste Prüfung in der letzten Stunde des SemestersWichtig ist, folgende Komödien zu lesen: Jeppe auf dem Berge- Jeppe paa Bjerget Erasmus Montanus Der politische Kannengießer- Den politiske Kandestøber Der Vielbeschäftigte- Den Stundesløse

Ludwig Holberg ist die überragende Gestalt am Eingang der neueren skandinavischen Literatur. Er wird als Vater der neueren skand. Literatur betrachtet. Lebensdate: 1684- 1754.Von Geburt aus ist er Norweger und wurde in Bergen geboren, wuchs dort auch auf. Er reiste im Juli 1702 nach Kopenhagen, um an der Uni zu studieren. Es war seine erste Reise- später reiste er auch nach England Holland, Frankreich und Deutschland und Italien. Nach England und Italien zu reisen war sehr besonders. Eine große Strecke legte er zu Fuß zurück. 1717 wurde er Professor in Kopenhagen und wechselte mehrmals die Lehrstühle. Sein literarisches Schaffen steht durch seine Komödien im Zentrum. Daneben hatte er auch eine juristische, historische und geografische und philosophische Verfasserschaft hinter sich. Er ist in fast allen seinen Werken weltoffen, zeitgenössisch, tolerant (Zeit der Aufklärung), er steht unter Einfluss der griech.-röm. Literatur. Orientierte sich an der franz. , italien. und engl. Literatur!Holberg war sehr Karriere orientiert und plante diese sein Leben lang. Das kosmopolitische ist sehr charakteristisch für Holberg. Holberg hat sich als Schöngeistiger Autor in vielen Genres betätigt: Er schrieb Komödien, Fabeln, Epigramme, Satiren, Essays, Autobiografie, utopischer Roman.Die absolute Monarchie war die Regierungsform der Aufklärung. Die Geistlichkeit, das Bürger- und das Bauerntum unterstehen total dem König. 1660 riss Friedrich II die Macht in einem Staatsstreich an sich. 1814 gabs in Norwegen die erste freie Konstitution (2. älteste der Welt).Holberg bemühte sich sein Leben lang eine gute Verbindung zum Königshaus zu haben- er wurde später zum Baron geadelt. Der eigentliche Grund, warum sich Holberg als Komödienautor outete, war eine Weisung des Königshauses. Holberg war dichterisch ein Rebell, politisch aber konservativ.

Holberg als europäischer SchriftstellerSkandinavien war damals die äußerste Provinz und durch sein Talent wurde er so bekannt. Wichtig sind seine Bildungsreisen, die ihm Europa nah gebracht haben. Für seine Zeit war er sehr viel unterwegs, genauso wie die anderen großen Geistesgestalten Skandinaviens (Roman „Wilhelm Meisters Wander- und Lehrjahre“). Im 19. Jhdt. boomt das Reisen in fremde Länder dann besonders. Im 20. Jhdt. werden dann die USA viel bereist. Man kommt dann meist zurück und profitiert von dem Erlebten und Erlernten. Hans Christian Andersen 1855: „ Reisen ist Leben“. Er sammelte in der Ferne Rohmaterial für seine Werke- Holberg wollte durch das Reisen seine Ausbildung verbessern. Beide besuchten aber systematisch gewisse Städte, um von ihnen zu profitieren.

Kurzer Überblick zum Reisen in Skandinavien:Mittelalter: Zur Hochzeit (13./ 14. Jhdt.) des Christentums in Skandinaviens. Es gab damals keine Universitäten, sondern nur einfache Schulen. Wollte man studieren, musste man nach Frankreich und Italien. Junge Männer ließen sich zum Priester ausbilden und

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gelangen in Dom- und Klosterschulen zur Bildung. Älteste Uni Paris/ Sorbonne, um 1000 gegründet. In Italien, besonders Bolognia und Padua. Nach 1200 kamen Oxford und Cambridge dazu. Reiseroute: Paris- Norditalien.Wir wissen, dass der Erzbischof von Lund Anders Sunesen (1160- 1228), in Paris studiert hat. Überall wurde Latein gesprochen, es gab keine Sprachbarriere. Er ging auch nach Italien und England.Auch der dänische Astronome und Mathematiker Petrus de Dacia reiste um 1300 nach Mitteleuropa. Er unterrichtete in Bolognia. 1534 beginnt die lutherische Reformation- ein eisener Vorhang ging zwischen Skandinavien und dem Rest Europas herunter, weil Kontinentaleuropa katholisch war. Es herrschte ein Reiseverbot und eine strenge Zensur. Jetzt reiste man nach Wittenberg, Tübingen und Rostock. Dort studierte eine Reihe protestantische Theologen.Aber in jedem eisernen Vorhang gibt es Löcher: Wenn man in Tübingen war, konnte man nach Italien gelangen. Hans Poulsen Resen (1561-1638, Reformation schon eher vorbei) reist nach Wittenberg auch nach Padua und Rom- er überschritt damit die Grenze. In Italien findet er die grandiose Bewegung der Renaissance, die dann mit viel Verspätung nach Skandinavien kam. Bis ca. 1560/70 gab es in Skandinavien nur moralisierende Schriften und Bibelübersetzungen. Im Rest Europas hat man den Barock, in Frankreich sogar schon die Aufklärung! Diese Verspätung in Skandinavien von 70-80 Jahren zieht sich bis zur Romantik, um 1800.Der dänische Adelsmann und Astronom Tycho Brahe (1546-1601) gilt als Begründer der modernen Astronomie. Er verkörpert den Renaissance Geist- Breite Bildung, keine Gegensätzlichkeit von Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft. Er studierte in Rostock und Wittenberg. Weitere Studien folgten in Basel und Augsburg. Dort kam es zu Berührungen mit der italienischen Renaissance. Er war dermaßen modern für seine Zeit, dass er Dänemark verlassen musste, obwohl er einem der ältesten dänischen Adelsgeschlechter angehörte. Er starb in Prag und ist in der Teynkirche begraben.Auch Paris galt als Zentrum und war immer ein intellektuelles Zentrum, es gab dort aber auch eine Zensur durch die Kirche. Um 1600 gibt es ein verstärktes Interesse an der empirischen Naturwissenschaften, man macht Versuche und experimentiert. Diese Experimente konnten in Holland durchgeführt werden, weil es dort keine Zensur gab, man hatte Rede- und Religionsfreiheit. Besonders in Leyden war der Hot Spot. Auch Holberg war dieser Meinung. Die Reiseroute war über Holland nach Paris und vielleicht weiter nach Italien.Thomas Bartholin (1616-1680) reiste zuerst nach Leyden, dann nach Paris, nach Basel und dann nach Padua (Galilei unterrichtete auch dort).Ebenfalls diese Route nahm sein Widersacher Niels Steensen (1638-1686). Auch er ist Wissenschafter, Mediziner und studierte Anatomie (Anatomie des Ohres, Untersuchungen am Hirn (1664 Studie). Von Kopenhagen aus ging er nach Leyden, Amsterdam, Pisa und dann Florenz. Dort wird er Mitglied der wissensch. Akademie, kann experimentieren. Er gründet die Paleonthologie und die Kristallografie. 1667 trat er zum Katholizismus über und beendet mit einem Schlag seine Karriere und wird zuerst Priester und dann Bischof. Er endet in Schwerin, wird in Florenz in der San Lorenze Kirche beigesetzt.Im Klassizismus/ der Aufklärung: In Frankreich ist es die Zeit der großen Dichter. Lessing ist eine Schlüsselfigur. Der Franzose Jean Racine bezieht sich auf die klassische Tragödie. Ein anderer ist ein Komödienschreiber: Moliere. Seine Werke werden überall gespielt. Man reist deshalb wieder nach Paris um die franz. Philosophen der Aufklärung zu erleben. Holberg war 2 Mal in Frankreich. Er sieht nicht nur die positiven, sondern auch die negativen Seiten der Frankophilie. Er schreibt daraufhin „Jean de France“. Romantik: 1. H. 19. Jhdt. Man reist jetzt nach Deutschland, wie in der Reformation. Alle jüngeren Künstler aus Skandinavien reisen zu deutschen Unis: Jena, Göttingen, Dresden, Halle und Berlin. Manche wagten sich sogar nach Wien vor. Die Jungen wollten auch die

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großen Dichter persönlich aufsuchen (z. B. Goethe, Schlegel). Das eindeutige Zentrum der Bildungsreise wird aber Rom. Adam Oehlenschläger (1779- 1850), Vater der dänischen Romantik, reiste mehrmals nach Zentraleuropa, darunter 4 Jahre auf einer Reiseroute. Viele nehmen sich diese als Vorbild: Deutschland (Besuch bei Goethe)-Paris-Schweiz (Genfer See bei Madame de Staël. Sie entdeckt die deutsche Literatur für die Franzosen wieder. Sie schrieb den Roman „Corinne ou lʻItalie“, eine Milieudarstellung Italiens, ein Bestseller)-Italien.Andersen kopiert direkt diese Route von Oehlenschläger, auf dem Rückweg reiste er nach Wien und blieb einige Monate. Wien beginnt sich als Kulturstadt einer enormen Monarchie zu etablieren. In Rom trifft er dann eine ganze Kolonie von Malern und Künstlern (Warum leben dort so viele Künstler? Es ist das Zentrum der Renaissance, Antikenverbindung, exotische Fremde und unbekannte Sprache).Bertel Thorvaldsen (1770- 1844) ist Bildhauer.

Die große Frage in der Skandinavistik ist, ob Holberg Norweger oder Däne war. Der größte Teil der Holberg-Forschung wurde in Dänemark, Deutschland und Großbritannien betrieben- besonders die innovativen Ansätze, die sich mit dem Text beschäftigen.

2. Vorlesung

Überblick über die Reisenden der dänischen Literatur (Fortsetzung)Im 19. Jhdt. Die Romantik wächst an deutschen Unis heran und die skand. Autoren pilgern deshalb dorthin. Auch Weimar war ein Ziel, wegen Schiller und Goethe. Die Romantiker blieben nicht nur in Deutschland, sie reisen nach Wien weiter (Oehlenschläger z.B.), danach reiste man nach Italien. Die Bahn über dem Semmering gab es noch nicht. Man musste über Graz und Laibach nach Triest fahren, das dauerte 3 Tage. Triest war die einzige Hafenstadt der österr.- ungar. Monarchie. Von dort aus reiste man über Ancona nach Rom.

Hans Christian Andersen ist 30 Mal ins Ausland gereist. Er folgt 1833-34 derselben Route wie Oehlenschläger 20 Jahre zuvor: Deutschland-Paris-Schweiz-Italien-Wien (1 Monat). Auch Andersen suchte den Kontakt mit bekannten Künstlern; in Paris Heinrich Heine, Victor Hugo (Glöckner v. Notre Dame), Alexandre Dumas (3 Musketiere, Graf v. Monte Cristo). In Deutschland Komponisten wie Schumann, Bartoldi etc. Die Romantiker drangen weiter vor als die Generationen vor ihnen, nämlich bis nach Italien, Rom. Das gilt für Künstler aus ganz Europa.

1850er: Naturalismus, Strukturalismus wird modern und England rückt wegen seines Liberalismus in den Mittelpunkt. 1848 findet ja die Revolution statt. Kurz nach dieser Zeit beginnt auch die Auswanderung in die USA. Die historischen Romane von Walter Scott (Ivanhoe) sind berühmt, er gilt als der Erfinder des historischen Romans. Seine Werke wurden mit riesen Erfolg in den 30er Jahren auf dem Kontinent rezipiert. Er selber stammt aus Schottland. Andersen reiste auch 1847 und 1857 nach Schottland.

Georg Brandes reiste natürlich auch nach England und schreibt über Shakespear und Politiker. Er beschäftigt sich auch mit dem Helden des Naturalismus Charles Darwin. Brandes begab sich auch auf die klassische Bildungsreise: Deutschland-Paris (1866). Danach habilitiert er. 1870-1871 reist er dann von Deutschland nach Paris, dann in die Schweiz, nach Rom über Mailand und Florenz. Diese Reisen waren sehr wichtig in seinen Leben. Brandes begegnet In GB dem Liberalismus, in Frankreich dem Naturalismus und Italien war voll von Volksleben. Er kehrt mit neuen radikalen, naturalistischen Ideen

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zurück. An der Kopenhagener Uni versucht er den skand. Bereich zu revolutionieren (1870-1871: Durchbruch der Moderne durch Brandes!). Man reist allem voran nach Frankreich, auch nach England und Berlin (erstmals). Symbolismus: 1890er Jahre mit Rainer Maria Rilke. Der Durchbruch des S. kommt in Paris. Die jungen Lyriker reisen wieder einmal nach Paris. Dort findet man noch den Naturalismus (Emile Zola, Gustave Flaubert: 1857, Mme. Bovary ), aber auch das dekadente Paris der 90er (P. Verlaine, Charles Baudelaire: Les fleures du mal).

20.Jhdt.: USA mit dem Pragmatismus wird zum Vorbild der jungen Dichter z.B. Björnstjerne Björnson. Ab etwa 1850 wanderten 100.000e Skandinavier nach USA aus. Auch Johannes V. Jensen reist dorthin, sogar 6 Mal quer durchs Land. Mit dem Ausbruch des 1.WK bricht die Harmonie der westlichen Kultur zusammen. Bis zum 1. WK konnte man verschiedene Richtungen gut identifizieren und Benennen (Romantik etc.) Danach spricht man von Modernismus= Chaos. Die Welt ist fragmentiert wie die Bilder Picassos (Kubismus, Surrealismus). Man kann auch nicht mehr sagen, dass alle Künstler an einen Ort reisen. Man reist überall hin, weil die Technik schon verbessert ist, man kann fliegen. Jules Verne schreibt in 80 Tagen um die Welt. Er ist noch romantisch eingestellt: Man lernt durch die Reisen. In Wirklichkeit verschwindet das Konzept der Bildungsreise fast gänzlich. Durch Verne wurden ganz unbekannte Orte erkundet (1840 reiste Andersen in die Türkei- sehr gewagt und ganz neu! Auch Spanien galt als exotisch, weil es über den Pyrenäen lag. Andersen reiste auch nach Marokko und Portugal. Er war damit eine totale Ausnahme!) Man reist sogar in der Zeit: H. G. Wells schreibt: The Time Machine, 1895. Mit diesem Roman bereitet er den Weg für die sog. mythische Reise. Diese mythische Reise finden wir beim irischen Dichter James Joyce. Er schreibt 1922 Ulysses (1 Tag wird auf 600 Seiten geschildert! Die Reise durchquert Zeit und Raum). Mit dem 20. Jhdt. wird die äußere Reise zur inneren Reise, der Selbstfindung von Instinkten und Seele. Sigmund Freund und C.G. Jung sind populär.

Holberg kam nach seinen Reisen als ein anderer Mensch zurück. Er wusste, dass es Asien und Amerika gab, aber für seine Zeit, waren diese Ziele nicht zu erreichen.

Politische Verhältnisse um der Zeit HolbergsEr wurde in Norwegen in Bergen geboren. DK und N waren eine Doppelmonarchie seit dem MA, bis 1814. Bergen war damals die 2. größte Stadt dieser Doppelmonarchie mit 15000 Einwohnern. Seit dem 12. Jhdt. (Hanse) war Bergen von Bedeutung. Dort wurde deutsch gesprochen, danach viel holländisch auf Grund des Handels. Die Stadt hat Internationalität, der Hafen hatte Platz für 150 Schiffe. Holberg schreibt: Nur in Rotterdam gibt es so ein Gewimmel von Schiffen wie hier in Bergen. ... Bergen ist wie die Arche Noah. Hierher strömen Menschen von überall: Die, die weit weg wohnen und solche die von hier sind. Als Folge der napoleonischen Kriege kam es zur Spaltung von DK und N. Schweden wurden damals von einem Anti-Napoleon Marschall regiert, dieser bekam nach dem Krieg noch Norwegen dazu- das war für DK doppelt bitter! Man wollte natürlich gute Karten für den Ostseehandel haben.Kopenhagen war die erste Uni zu Holbergs Lebzeit. Zwischen DK und S gab es Kriege, z.B. 1675-1679 und der Große nordische Krieg von 1700-1720. Die Doppelmonarchie brachte Vorteile für beide Ländern: Über DK kam die kontinentale Kultur in die skand. Länder, in N gab es einen regen internationalen Handel. Mit der Niederlage gegen Schweden 1660 kam es zum Niedergang der dänischen Monarchie. Friedrich III konnte nur Kopenhagen mit Hilfe des Bürgertums erfolgreich verteidigen. Er ließ deshalb den Adel entmachten und Friedrich wurde zum absoluten Monarchen (nach franz. Vorbild). Reiche Bürger, die die Verteidigung Kopenhagens finanzierten, wurden zum neuen Adel erklärt,

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weil diese Pro-König waren. Holberg war ein Kind dieser absoluten Monarchie und erachtete diese als beste Regierungsform. König Friedrichs Sohn Christian V regierte sehr lange. Man belebte zu dieser Zeit auch den Handel (Merkantilismus) und die Industrie, damit der Export florierte. Die Handelsflotte wurde ausgebaut und das führte zu Arbeitsplätzen. Der Bürgerstand wurde immer wohlhabender, es gab Luxusgüter aus fernen Ländern und den Kolonien. Damit man keine Zollprobleme hatte, gründete man eigene Kolonien z.B. in Indien, Trankebar. Dort von man Gewürze, Seide und Porzellan aus China. Auf der Goldküste von Afrika (Ghana) gab es auch eine Kolonie (man fand dort Gold und verkaufte Sklaven). Die 3. Kolonie war in Westindien, die Virgin Islands (bis 1917, dann Verkauf an die USA für Gold). Dort hatte man Zucker- und Baumwollplantagen. Es wurde viel Geld für den Staat gescheffelt. Dadurch kann die Handelsflotte ausgebaut werden und die Industrie wird belebt. Das alles wird noch verstärkt nach dem Ende des Nordischen Krieges. Unter Frederik IV wurde das öffentliche Schulwesen verbessert. Ferner schaffte er 1721 die Leibeigenschaft ab (Regierungszeit 1699- 1730, also zur Aufklärungszeit; da geht man nicht mehr so schlecht mit Bauern um). Im selben Jahr, 1721, baute er 2 Schulen auf dem Lande für die Bauern. In den Lehrplänen steht, dass die Kinder unbedingt lesen lernen müssen (auf dänisch) und dass ihnen die Religion näher gebracht werden sollen. In den städtischen Schulen las man auf Latein. 1731 wurde ein neuer Lehrplan eingeführt: Lesen (auf dänisch), Religion, Mathematik. Zu Holbergs Zeit hatte die Uni 300 Studenten. Vor allem im 18. Jhdt. beginnt die Modernisierung der Uni. Sie war der einzige wirkliche Bildungsort. Wenn man eine Karriere machen wollte, und nicht als Adeliger geboren wurde, musste man Theologie studieren. Damit konnten sie Priester oder Lehrer werden. Das war die bescheidene Karriere der Doppelmonarchie. Holberg beginnt in der Lateinschule in Bergen und geht dann nach Kopenhagen. Im 17. Jhdt. gab es nur das Lateinische in den Schulen, auch im Ausland war das praktisch. Eine medizinische Ausbildung und eine juristische begann erst Mitte und Ende des 18. Jhdt. Der König brauchte aber Beamten für seinen Staat. Er errichtete deshalb um 1720 eine eigene Akademie in Sorö. Dort wurde Geschichte, Englisch, Französisch, Staatswissenschaft und Ökonomie auf dänisch unterrichtet. König Friedrich IV reiste selbst nach Italien und sah dort die Renaissancearchitektur. Rest von solchen Bauprojekten in Kopenhagen sind noch heute zu sehen. Er kam auch mit dem Pietismus in Berührung, machte alle Pilgerwege mit, Theater und Belustigungen wurden unter ihm am Sonntag untersagt. Sein Sohn war Kristian V. Er wollte die Pracht weiter ausbauen bis hin zu Versailles. Das große Feuer von 1728 oder gab Anlass, was neues zu bauen. Das Schloss war barock und stand beim heutigen Parlament. Es wurde nach dem Prinzip der Symmetrie gebaut. Solche symmetrischen Baupläne gab es in Turin und deutschen Städten. Frederik V regierte nur 16 Jahre, aber er baute weiter. Sein Sohn Kristian VI war ein fundamentalistisch christlicher König. Unter seiner Regierung durften keine ausländischen Schauspieler ins Land. Das große Feuer sah er als Strafe für eine sündige Stadt an und schließt das Theater. Unter seinem Sohn Friedrich V ist alles anders: es gibt Feste und Feiern, er war Syphillis krank und mit ihm begann die Dekadenz.Die Herrschaft unter dem Pietisten-König Kristian VI war fatal für das künstlerische Schaffen, jedoch gab es unter ihm keinen Krieg. Die pietistische Bewegung war eine Nebenrichtung des Protestantismus und wurde in Halle geboren. In der Aufklärung und bei den Rationalisten sollte man nur alles akzeptieren was nichts mit Wundern zu tun hat. Man glaubt an einen Gott, aber weniger an Jesus und schon gar nicht an die Dreifaltigkeit. Allerdings gab es unter ihm keine Kriege. Unter dem Pietismus gab es aber auch soziale Maßnahmen, es wurden Waisen und Krankenhäuser gebaut. Die Pietisten verlangten auch strengere Maßnahmen im Bildungswesen. Der strengere Ton und die raue Sprache wurde verfeinert. Die Versformen werden eleganter, neue Kirchenlieder werden

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komponiert. Diese lassen sich in den Rokoko einordnen. Holberg lebte sowohl im rationalen als auch im pietistischen Zeitalter. Holberg lehnte den Pietismus aber ab.Unter Frederik V gab es viele Heiraten mit deutschen Prinzessinnen, die Kontakte zu Deutschland wurden stärker. Das Theater, das generell 1730 schließen musste, wurde neu gebaut und 1748 eröffnet. Holberg begann deshalb wieder mit Komödien, allerdings hatte sich der Geschmack geändert, der Ton wurde feiner und Holberg tat sich schwer, diese Entwicklung mitzumachen. Die Minister galten als Förderer der Kunst und Literatur und sie sorgten dafür, das Künstler nicht diskriminiert wurden und sich beweisen konnten. Auch Holberg nutzte die neuen Möglichkeiten der Monarchie. Dies tat er, wie wir wissen, mit viel Erfolg. Durch die finanzielle gute Lage des Bürgertums vergrößerte sich die Einwohnerschaft von 70000 auf 100000.

3. Vorlesung

Holbergs BiografieDezember 1684 Geburt ins Bürgertum des absoluten Monarchie in Bergen. Sein Vater Christian Nilsen Holberg war von bäuerlicher Abstammung. Er war machte eine militärische Karriere und endete als Oberst. Holberg schreibt in seiner Autobiografie: „Mein Vater (...) kletterte durch alle niedrigen Dienstgrade des Militärs und kletterte nach oben (...) Kraft der Stärke seiner Arme.“ Sein Vater stirbt 1686 und hinterlässt 6 Kinder, von denen Ludwig der jüngste ist.Seine Mutter Karen Lem stammt aus einer vornehmen Familie von Geistlichen. Sie war die Enkelin eines früheren Bischofs Ludvig Munthe von Bergen. Sie stirbt 1695. Sein Onkel Peder Lem zieht ihn auf. Holberg besucht zuerst die dt. Knabenschule, dann die Lateinschule in Bergen. 1702 bricht ein Großbrand in Bergen aus, der den Großteil Bergens zerstört, verbrennt auch die Lateinschule und Holberg muss seine Ausbildung in Kopenhagen abschließen. Das ist seine erste Reise. Holberg Brüder studierten auch in Kopenhagen. Holberg studiert danach an der Uni Kopenhagens. Ohne Geld kann man nicht Leben. Er musste seine Studium unterbrechen und nach Bergen zurückkehren. Er reiste in die nordöstlich gelegene Stadt Voss und verdiente dort sein Geld als Hauslehrer des dortigen Pfarrers. Er war sich zu diesem Zeitpunkt klar, dass er weder Pädagoge noch Geistlicher sein wollte. Holberg „bestrafte Buben und bekehrte Bauer“ über ein Jahr lang dort. 1703 reist er nach Bergen und versuchte sich dort an Fremdsprachen bei französischen und italienischen privaten Lehrern. Offiziell studierte er Theologie und Philosophie, beides beendete er bereits 1704. Er besitzt nun die Qualifikationen zum Priester oder Pädagogen, das wollt er aber eigentlich nicht seit seinem Besuch in Voss. Holberg war außerdem zu jung für eine Anstellung. Im Sommer 1704 war er Hauslehrer beim zukünftigen Bischof von Bergen Niels Smed. Holberg las die Reisetagebücher von Smed und ihn packte das Reisefieber. Er verkauft all sein Hab und Gut für seine Wanderlust. Bereits im Herbst 1704 verlässt Holberg Bergen, um nie wieder dahin zurückzukehren. Er reiste nach Holland, weil es näher und billiger war. Holland war außerdem ein Land der Toleranz in dem viele Gelehrten lebten, weil sie dort ihre Gedanken veröffentlichen konnten. In Holland war der berühmte Philosoph Pierre Bayle. Dieser Veröffentlichte „Dictionnaire critique et historique“ (1695). Es war eine Enzyklopädie über das damalige Wissen, besonders über die Philosophie. Bayle wurde zensiert, obwohl er versuchte, diese zu umgehen. Holberg setzte sich später mit Bayle auseinander. Generell existierte eine enge kulturelle und kommerzielle Verbindung zwischen Dänemark und Holland. Holbergs erste Reise war mehr touristisch als aus Bildungsgründen. Er wollte Kosmopolismus kennenlernen, Fremdsprachen lernen und die Welt sehen. Bald war sein Geld aufgebraucht und er reist nach Deutschland. Dort läuft er von einem Kurhotel weg- Holbergs Gesundheit war nie besonders-, weil er die Rechnung nicht zahlen konnte. Man

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schnappte ihn aber und er musste zu Fuß weiter. Ende 1705 segelte er mit geliehenem Geld in die Stadt Kristianssand (Orte mit Namensteil „Kristian“ stammen bereits aus der Zeit Kristian IV“). In Kristianssand verdient er seinen Lebensunterhalt mit Sprachunterricht in Französisch und Deutsch. Besonders ist, dass er auch Musik gelehrt hat. Er soll ein sehr guten Flötist und Geiger gewesen sein. Holberg rappelt sich trotz Geldmangel immer wieder auf. Für ihn ist der Optimismus und Aktivismus charakteristisch. Er kann die Schulden für die Segelreise zurückzahlen und hat überdies noch mehr Geld zur Verfügung. Eines Tages kam ein Kaufmann, der ebenfalls französisch unterrichtete, jedoch zu einem günstigeren Preis. Zuerst duelliert man sich mit Worten, dann einigt man sich aber und teilt die Stadt in 2 Teile, damit jeder von beiden Arbeit hat. Holberg schließt in Kristianssand Freundschaft mit Kristian Brix. 1706 reisen beide nach England. Nach einer kurzen Zeit in London studieren sie in Oxford. Diese Reise sollte also eine Bildungsreise sein, er wollte seinen Horizont erweitern. Zu dieser Zeit wollte er selbst zu schreiben beginnen um sich für eine akademische Laufbahn in Kopenhagen zu qualifizieren. Oxford war DIE Uni, wenn man die neueste Literatur lesen und exzerpieren wollten. Die tollste Bibliothek war die Bodelaire Library. Zwischen 1683 und 1708 gab es nur 72 Skandinavier an der Oxford Uni. Die generell kritische Einstellung in Oxford inspirierte Holberg. Die Stuarts wollten die absolute Monarchie einführen und damit den Parlamentarismus abschaffen. Obwohl Holberg literarisch liberal eingestellt war, war er ein Fan der absoluten Monarchie. Holberg verbrachte 2,5 Jahre in Oxford und genoss die Zeit sehr. Zu dieser Zeit gab er Musikunterricht, Sprachunterricht -auch auf Latein. Kristian Brix machte das ebenfalls, Brix hatte jedoch mehr Geld zur Verfügung. In seiner Biografie gibt er Auskunft über seine Zeit in England. Leider erfahren wir nicht, ob er mit den modernen englischen Autoren wie z. B. Defoe und Swift in Kontakt kam. Definitiv wissen wir aber, dass das englische Drama keinen Einfluss auf Holbergs Komödien hat. Holberg erwähnt mit keinem Wort William Shakespear, den großen Dramatiker. Holberg möchte sehr berühmt werden. Er fertigt eine Nachschlagewerk über die moderne Geografie. 1708 reist er ohne Geld, aber mit diesem Manuskript nach Kopenhagen zurück. Dort gibt er abermals Nachhilfe, diesmal aber in Geografie, Geschichte und Politologie. Wenig später im selben Jahr hat er wieder die Möglichkeit zu reisten. Er macht Bekanntschaft mit zwei Uni-Professoren (Poul Vinding, Griechisch und Christian Reitzer Jus) und Hans Gram. Besonders Reitzer lenkt Holberg Ausbildung in eine moderne Richtung indem er Holberg auf Hugo Grotius aufmerksam macht. Grotius ist der Begründer des modernen Rechtsstudiums. Auch Samuel Pufendorf (Jurist) und dessen Schüler Christian Thomasius waren für Holberg wichtig. Die letzten 3 sind die Begründer der Aufklärung. 1708 im Herbst unternimmt mir dem Sohn Poul Vindings eine Bildungsreise zu den dt. Zentren der Aufklärung- Leipzig und Halle. Für das Begleiten bekommt er eine großzügiges Gehalt. Der Sohn Vindings verblieb aber in Dresden und Holberg reiste alleine nach Leipzig. Dort nimmt er am Uni-Leben teil. Er schätzt die Gastfreundschaft der Professoren besonders des Johann Mencke. Holberg stellt sofort eine intellektuelle Verbindung zu Mencke fest. Mencke ist ein Quellenforscher, aber auch ein Autor von satirischen Gedichten im Stil von Jonathan Swift und des Franzosen Boileau. Ferner war Mencke ein militanter Verfechter der Muttersprache. Er veröffentlichte zwar auch auf Latein, in einem Werk, einer Satire, macht er sich über das Bildungswesen lustig (siehe Holberg „Erasmus Montanus“). Nach Leipzig reist Holberg nach Halle. Der berühmte dt. Aufklärer Thomasius ist dort Professor. Holberg will ihn besuchen, Thomasius ist aber nicht interessiert an dem unbedeutenden dänischen Theologen. Somit reiste Holberg nach Braunschweig und Hamburg. Von dort aus kehrt er über den gefrorenen Fluss nach Kopenhagen zurück.

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4. Vorlesung

Zurück in Kopenhagen arbeitet Holberg wieder als Hauslehrer. Vinding beschafft ihm aber ein Zimmer und Gehalt und er arbeitet von 1709 bis 1714 an der Uni. Es ist eine Periode großer kreativer Aktivität. Zwar sind es die Jahre des Nordischen Krieges. Gerade in den Jahren 1711 und 1712 bedrohte Schweden Dänemark mit einem Angriff. Zu dieser Zeit brach eine Hasswelle gegen Schweden aus. Auch Holberg schrieb ein Werk 1711 „Einleitung zu den Geschichten der vornehmsten europäischen Ländern fortgesetzt bis zu unseren Tagen“. Ebenfalls bricht 1711 die Pest in Dänemark aus, die 23 Tausend Opfer fordert. Holberg thematisiert das aber nur einmal in seinem Werk „Epistel“. Um nicht angesteckt zu werden reiste Holberg auf die Süddänische Insel Falster. Dort traf er eine historische Gestalt, nämlich Marie Grubbe. Sie erzählte ihm ihre sonderbare Lebensgeschichte. Sie ist die Tochter eines jütländischen Adeligen, heiratet einen dänischen Prinzen, sie scheiden sich, sie heiratet einen Adeligen, lässt sich wieder schieden, heiratet und lässt sie wieder scheiden, dann endet sie aber als alkoholisierte Frau eines Fährmannes. Eine Reihe von dänischen Autoren wurden von dieser Person inspiriert, so auch Steen Steensen Blicher: Das Tagebuch eines Dorfküsters, 1824. Es ist die bekannteste Behandlung des Stoffes. Hans Christian Andersen schreibt auch eine Geschichte 1870 mit dem Titel: Hühner Gretes Familie. Weiters schreibt J.P. Jacobsen 1867 „Fru MG“. In Jacobsens Roman tritt sogar Holberg als Figur auf.

Holberg populäres Nachschlagewerk über Geografie und Geschichte, das er in Oxford geschrieben hatte, war leider schon von jemanden anderen herausgegeben worden. Deshalb teilt er sein Manuskript in den historischen Teil 1711 (siehe oben Einleitung) und 1713 „Anhang der Einleitung“ das auf Geografie ausgerichtet war. Die beiden Bände sind eine Mischung aus populärer Politikwissenschaft und Nachschlagewerk. Holberg dachte, dass die Bände an der Uni gelehrt werden konnten, was natürlich nur sein Wunsch war. Er fokussierte seine Werke auf die Gegenwart. Holberg referierte auf Samuel Pufendorf: Einleitung der Historie der vornehmsten ... in jetziger Zeit“. Sein zweite Quelle waren die Zeitungen der damaligen Zeit. Konservative Geschichtsbücher begannen bei Adam und Eva, Holberg schreibt nur über aktuelles. In seinem Vorwort verspricht Holberg in Zukunft „reines Dänisch“ zu schreiben, denn jedes vierte Wort war deutsch o.ä. Holberg ist somit auch wichtig für die Entwicklung der dän. Sprache. 1728 folgt die 2. Auflage seines Werkes mit einer Erweiterung über die letzten 15 Jahre. Taktisch handelte Holberg 1711 sehr klug, denn er schreibt im Vorwort, dass er sein nächstes Werk dem dänischen Kronprinzen widmen würde. Damit hatte er schon einen Fuß in der Tür. Er wollte die Aufmerksamkeit des Königshauses auf sich lenken. Man sprach darüber, dass Holberg ein guter Kandidat für die nächste Geschichte-Professur sei. Deshalb beschäftigte er sich danach mit der dänischen Geschichte der letzten 150 Jahre. Er schreibt Abschnitte über Kristian IV., Friedrich II. Kristian V. Das Manuskript erscheint schon 1711. Teile dieses Manuskripts erscheinen erst 1729 in „Dänemarks und Norwegens Beschreibungen“. 1712 bekommt Holberg ein Stipendium für 4 Jahre und wurde vom König zu einer unbezahlten Professur der Philosophie ernannt (1714). Mit der Professur folgte ein Versprechen des Königs, dass wenn eine bezahlte Professur frei würde, er diese bekommen würde. Um sich zu qualifizieren, reiste Holberg ins Ausland. Er musste sogar 3 der 4 Jahre im Ausland verbringen um protestantische Theologie zu studieren. Holberg wollte das natürlich überhaupt nicht. Ihm wurde 1714 mitgeteilt, dass dich der Sponsor des Stipendiums einen anderen auserwählen würde, wenn er nicht ginge. So reist er Hals über Kopf von Kopenhagen ab, um das Stipendium nicht zu verlieren. Ende Mai 1714 schreibt Holberg einen Brief an seinen Kollegen Hans Gram (Quellenforscher): Er hätte vor über Holland nach Frankreich zu reisen und dort zu warten bis eine Stelle an der Uni frei würde. So geschah es aber nicht.

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Er fuhr mit dem Schiff nach Amsterdam, nach einiger Zeit fuhr er nach Rüssel, dann ging er zu Fuß nach Paris. In Paris blieb er ein Jahr. Dort erhielt er einen Brief von Professor Reitzer, Holberg könne eine Professur für Mathematik bekommen. Holberg ignoriert dieses Angebot, denn er wollte nicht Mathematik machen und er wollte Paris nicht erlassen.Was tat Holberg in Paris?Er besuchte die großen Bibliotheken, zuerst die Bibliothek Mazarin. Dort war er täglich, mietete sich ein Zimmer in der Nähe. An die Uni-Bibliothek der Sorbonne war er nicht. In der Mazarin-Bibliothek gab es ein Werk, das sonst überall zensiert wurde: Dictionnaire historique et critique, von Pierre Bayle. Es ist eine kritische Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Politik und Religion. Kritik übte er nur in den Fußnoten. Das Werk stand auf der Indexliste der katholischen Kirche. In Paris traf er Landsleute, von denen einige zum Katholizismus übergetreten waren. Sie wollten Holberg zum konvertieren bringen. Der bekannteste war Jacob Winslow 1669-1760. Er hatte zuerst Medizin in Holland studiert, reiste dann nach Paris und wurde Professor an der Sorbonne (1721). Er wurde als Anatome gefeiert und veröffentlichte 1732 ein Lehrbuch der Anatomie: Exposition anatomique. Das Werk wurde bis ins 19. Jhdt. verwendet. Das war eine große Ehre für einen ausländischen Provinzler. Winslows Versuch Holberg zu konvertieren, schlug ins Gegenteil, denn Holberg wird antikatholisch.Von diesem Aufenthalt in Paris wissen wir nicht, ob Holberg überhaupt einmal im Theater war. Ebenso erwähnt er nicht, ob er einen berühmten französischen Autor las. Das ist sehr auffallend. Jedoch wissen wir, dass er sehr gut über die moderne franz., span. und italienische Literatur bescheid wusste. Holberg war ein Fan von Juristen und deren Rhetorik. Er besuchte 1714 oft den Palais de Justice und lernte dort, was er in seinen Komödien anwendete: Abwechselnde Dialoge, ein Hin und Her, zuerst ein Gesichtspunkt dann der andere. Die Idee, dass ein Kunstwerk originell ist, entstand erst in der Romantik. Zur damaligen Zeit war es gang und gebe, dass rechts und links gestohlen wurde. Holberg kannte Mouliere sicher, wurde sehr von ihm beeinflusst, wollte das aber nicht öffentlich breittreten.Holberg verlässt Paris 1715 und reist nach Rom. Das ist ein wenig unverständlich, da Rom ja total katholisch war. Was trieb ihn an? Neugier, Weiterbildung, Wanderlust? Der Aufklärer war der Meinung „Schuster bleib bei deinen Leisten“, Holberg entsprach dem nicht. Es ist erstaunlich, dass er sich gegen die allgemeine Regel der Aufklärung wendet und wanderlustig ist. Erst in der Romantik tritt die Wanderlust und das Erforschen fremder Orte auf. Holberg ist somit seiner Zeit voraus.Holberg: „Ich war unzufrieden, dass ich nur Frankreich, Holland etc. kennenlernte. Wanderlust treibt sich selbst vorwärts. Für 200 Taler konnte man von Paris nach Rom fahren. Der Gedanke weiter zu reisen ließ mich nicht mehr los.“ Reisen war in der damaligen Zeit gefährlich, unbequem und schmutzig. Er hatte Geldmangel und eine schlechte Gesundheit (in Paris und Lyon hatte er Anfälle von Malaria, welche in noch Jahre verfolgten), trotzdem fuhr er los nach Rom. Von Lyon ging es nach Avion, dann nach Marseilles, wo er erstmals das mediterrane, bunte Leben sah („vor mir breitet sich eine völlig neue Welt aus“. In Genua hat er wieder Malaria. Von dort aus geht es nach Rom in die Civita vecchia und dort wandert er weiter. Im Oktober 1715 erreicht er Rom und den Vatikan. Holberg zeigt eine Vorliebe für das realistische, charakteristische Detail. Holberg interessierte das moderne Rom, es war das barocke Rom, mit der prunkvollen, symmetrischen Architektur. Holberg liebt den künstlerisch gestalteten Park, er hasst die normale Natur in Bergen, er hasste die Alpen. Für ihn als Rationalist, waren diese Dinge unnötig und uninteressant. Vielleicht kehrt er deshalb nicht mehr nach Norwegen zurück. Für Holberg ist Turin die schönste und beste Stadt überhaupt, weil dort eine so große Symmetrie in den Gebäuden herrscht.Rom dagegen ist nicht symmetrisch angeordnet. An der spanischen Treppe wohnte Holberg. Er teilte sein Quartier mit einer Truppe von Wanderschauspielern. Das ist die

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erste Begegnung Holbergs mit der so genannten Commedia dellʻarte, ein populäres italienisches Maskentheater mit schablonenhaften Gestalten (geiziger Vater, Intrige der Bediensteten etc.). Diese Tradition geht auf die griechischen Werke zurück. Das Publikum wusste immer bescheid, worum es geht. Es war kein Programmheft notwendig. Besondere lustige Effekte sog. Lazzi, wurden gezeigt (siehe auch Stummfilmkomik).1716 hat Holberg genug von Rom und von Seepiraten und beschließt zu Fuß nach Hause zu gehen. Auf der langen Reise hatte er wieder Malaria. Im Sommer 1716 trifft er endlich in Kopenhagen ein.

5. Vorlesung

Holberg traf viele ungewöhnliche Menschentypen, so zum Beispiel Schauspieler in Rom, holländische Seeleute usw. All diese schärften sein Beobachtungsvermögen.

In „Jean de France oder Hans Frandsen“ kommt es zum Zusammenstoß einer einheimischen mit einer fremden Kultur -> hier ist ganz eindeutig die Verarbeitung der Eindrücke des Paris-Aufenthaltes zu erkennen. Im Werk wird vermittelt, dass Leute, die kein Französisch können, ungebildet sind. Somit sind auch Jeans Eltern ungebildet. Jean behandelt seine Eltern schlecht. Das wiederum ist bei Holberg eine große Sünde, denn die Eltern sollte man ehren. Die Komik in Jean de France wird auf der linguistischen Stufe transportiert.Ohne die Pariser Eindrücke hätte er diese Komödie wohl nicht schreiben können.

Geschichtspolitisch war es eine bewegte Zeit, denn es herrschte der Spanische Erbfolgekrieg von 1701- 1713 und Schottland vereinte sich mit England 1707. Alles passierte zur Zeit Ludwig XIV. Bei Holberg finden sich immer wieder indirekte Hinweise auf diese Ereignisse in seinem Schaffen, denn Holberg war Gegenwarts- und Zeithistoriker.

Weiter in seiner Biografie:Im Sommer 1716 kehrte er zurück, um weitere Nachschlagewerke zu veröffentlichen:„Einleitung zur Wissenschaft des Naturrechts und des internationalen Rechts“. Diese Arbeit widmete er seinem Wohltäter König Frederik IV.Für Holberg spielte die Moralphilosophie immer eine große Rolle, es stand für ihn an 1. Stelle, wie man sich in der absoluten Monarchie benehmen sollte.

Es folgten weitere Nachschlagewerke zu Medizin, anderen Naturwissenschaften und zu Staatswissenschaften.Ein Hauptwerk der älteren Moralphilosophie stammt von Hugo Grotius mit dem Titel „De jure belli ac pacis. Grotius schlägt in seinem Werk ein Gerichtswesen auf Basis der Vernunft vor. Denn, so meint er, würde man der Vernunft folgen, gäbe es keinen Krieg.

Holberg lernt Thomas Hobbes durch Grotius kennen, welcher feststellt, dass der Krieg an sich ein natürlicher Zustand ist. Nur durch Vernunft und eine starke Regierungsmacht kann man die menschlichen Leidenschaften zügeln.Holbergs Meinung dazu war: In jedem Menschen herrscht Chaos. Nur die absolute Monarchie schützt vor dem Bösen und dem Ungerechten.

Im Dezember 1717 wird Holberg dann zum Professor ernannt. Er bekam einen Lehrstuhl für Metaphysik, doch da Holberg der Meinung war, dass an der Universität ein Übergewicht an Metaphysik gelehrt wurde, war er mit diesem Fach nicht glücklich. Auch seine Studenten waren nicht von seiner Leistung begeistert.

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Im Mai 1720 wurde dann endlich eine Lehrstuhl für lateinische Rhetorik frei, den er 10 Jahre lang behielt. Zu eben dieser Zeit hatte Holberg seinen Durchbruch als Dichter. Der Grund für seine Dichterische Berufung war Ärger und Zorn:Der junge Historiker Andreas Hojer wurde von Holberg als gefährlicher Konkurrent angesehen. Hojer klagte Holberg an, Pufendorf im Kapitel über die dänischen Könige nachgeahmt zu haben- jedoch war gerade dieses Kapitel selbstständig! Hojer selbst schrieb 1718 eine Dänische Geschichte auf deutsch, die eine große Verbreitung im deutschsprachigen Raum erfuhr.Holbergs Hass gegen Hojer herrschte sein Leben lang vor und so kam es, dass Holberg 2 Satiren auf Latein gegen Hojer schrieb- allerdings anonym.

Vorbilder für seine Satiren waren Juvenal und Nicolas Boileau. Sie werden zur Quelle für Holbergs 1. Satire auf Dänisch: Jens Larsen (Der Dichter rät seinem alten Freund Jens Larsen davon ab, zu heiraten- 1719):

Holberg schreibt nicht nur die 1. Satire auf Dänisch, er ist auch der 1. Frauenrechtler der dänisch-norwegischen Literatur. Die Satire von Jens Larsen ist in 6füßigen Jamben (Alexandriner) geschrieben, einem typischen Metrum der französischen Aufklärung.Es fließen auch selbstbiografische Aspekte mitein und das Verhältnis zwischen Mann und Frau wird beleuchtet. Er benutzt dazu die gesellschaftliche Mittelklasse (vgl. Boileau: gehobene Gesellschaftsschicht und Spielsucht der Frau). Bei Holberg ist die Frau zu chaotisch, um den Haushalt zu führen. Holbergs Witz ist munterer, bei Boileau findet sich ein eleganterer Witz wieder.

Holberg produzierte zu dieser Zeit sehr schnell und so folgte 1719/20 Peder Paars:Das Werk ist ebenfalls in Alexandrinern geschrieben und als Vorbild diente Boileaus „Le lutrin“ vom Ende des 17. Jhdts. Es ist eine Satire auf die Eitelkeit des Gelehrten.In Peder Paars haben wir eine Satire auf die Universität in Kopenhagen: Der kleine Angestellte Peder arbeitet in Kopenhagen und will seine Geliebte in Arhus auf Julland besuchen. Sein Diener Peder Ruus begleitet ihn auf der Überfahrt zur Insel, doch sie kommen nicht an, denn sie erleiden Schiffbruch und gelangen auf die Insel Anholt. Peder Paars verliebt sich dort in die Tochter des Vogtes und vergisst seine eigentliche Geliebte, Dorothea. Die Göttin Venus greift ein. Sie sagt, dass Peder Paars weiterreisen muss, er hat einen Auftrag- das ist eine heroischen Handlung, die auf ein klassisches Modell aufbaut.In der Satire werden besonders 2 Stände durch den Kakao gezogen: die Ärzte und die Juristen. Besonders ist die Beziehung zwischen den Alltagsmenschen und der hochtrabenden Sprache in Alexandrinern. Noch ein besonderes Element ist das Einmischen von Göttern in äußerst banale Handlungen. Originell ist der Realismus, durch das wiedererkennbare Milieu, der Witz ist mehr grob als elegant und es gibt Slapstickeffekte.

6. Vorlesung

Peder PaarsPeder ist das erste längere Werk mit klassischen Elementen der Satire. Peder Paars, der Aeneas der klassischen Literatur ist auf dem Weg zu seiner Dorte und erleidet Schiffbruch. Auf der Insel Anholt, auf der er strandet, erlebt er einiges, z.B. Mit seinem Kollegen Peder Ruus wird er auf der Insel überfallen, es gibt einen Kampf mit anschließendem Frieden. Noch eine Episode: Arzt und Babier Jens Block ist für die Gesundheit auf der Inseln zuständig. Leider ist er eher ein Todesengel als ein Helfer. Es gibt eine Reihe von solhcen Porträts. Speziell dieser Angriff ist ein Vorbote auf Holbergs späteren Angriff auf Ärzte.

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Peder Paars verliebt sich in die Tochter des Gerichtsvollziehers. Sie heißt Nille (dieser Name wird später immer für Mägde in Holbergs Werken stehen.) Venus ermahnt Peder aber, dass er weiter nach Romus reist, um dort die Stadt zu gründen.Holbergs Menschen in der Geschichte sind Geschehnissen ausgesetzt, auch tragischen und das passiert in einer ganz gehobenen Sprache. Eine besonders komische Wirkung hat Holberg erziehlt, in dem er große römische Vorbilder für seine Geschichten übernimmt (auch Don Quichote ist ein Vorbild: stoisch, stets gutes Benehmen etc.).Peder Paars demonstriert Holbergs klassische Belesenheit und das Geschick, Vorhandenes einzubinden. Witz, Realismus und die Slapstick Effekte zeichnen seine Werke aus. Peder Paars wurde unter einem Pseudonym veröffentlicht: Hans Mickelsen, dessen Beruf Weißbierbrauer und Steuerzahler ist. Wahrscheinlich hat Holberg unter anderem Namen geschrieben, weil seine Satire Peder Paars einige Personen verletzten könnte.

1722: Vier Scherzgedichte mit 2 Vorworten, so wie Zille Hanstochters Verteidigung des weiblichen Geschlechts- unter dem Pseudonym Hans Mickelsen veröffentlichtin diesem Band ist auch die Satire über Jens Larsen enthalten, sie war die erste Satire Holbergs. Alle Texte bauen auf die Philosophie der Komödie auf: „Das Leben ist ein Irrenhaus und der Mensch wird von Chaos heimgesucht und verdient es gleichzeitig bemitleidet und ausgelacht zu werden.“ Diese Aussage ist sehr wichtig, denn sie gehört nicht in die Weltauffassung der Aufklärung. In der Aufklärung gibt es zwar auch Probleme, diese sind aber immer lösbar. Man darf lachen, aber es muss immer eine Lösung gefunden werden. Holbergs Idee ist mehr dem 20. Jhdt. zuzuschreiben, als seiner Lebenszeit. Warum funktioniert nicht alles so, wie es die Aufklärung haben will? „Obwohl Gott uns die Vernunft geschenkt hat, missbrauchen wir unsere Vernunft, weil wir von verschiedenen Leidenschaften kontrolliert werden.“ Das weist auf den Modernismus.

1. Gedicht des Bandes: Democritus und Heraclitus. Es sind zwei griechische Philosophen, wobei einer über die Torheiten der Menschen weint und der andere darüber lacht. Diese Gegenüberstellung der beiden Einstellungen hat Holberg bei Juvenal kennengelernt.

2. Gedicht des Bandes: Apologi for Sangeren Tigellius. Tigellius ist die Launenhaftigkeit in Person. Auch diesen Charakter hat Holberg abgeschaut, nämlich bei Horatius. Holberg verallgemeinert, und sagt, dass wir alles launisch sind.

3. Gedicht des Bandes: Kritik über Peder Paars. Es ist eine Satire, es geht aber vorallem darum, dass Holberg seine Gestalten im Epos verteidigt. Man darf über die Figuren lachen, das ist der Sinn der Satire. Primär ist das Verbessern des Verhaltens, sekundär das Lachen. Nicolas Boileau ist hier mit seinen Satiren Holbergs Vorbild. Boileau sagt: Man muss auf Missstände hinweisen, das folgt dem Gedanken der Aufklärung.“ Holberg weist in diesem Gedicht auf „die goldenen Werke des großen Dichters Homer“ hin. „Er zeigt so viel Fantasie und Gefühle“. Jedoch ist Fantasie in dieser Zeit der Aufklärung völlig unpassend! In der Poesie sollen Situationen nur dargestellt werden.

4. Satire über Jens Larson.

5. Zille Hansentochters Verteidigung des weiblichen Geschlechts.

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Hier ist Holberg ganz radikal! Frauen sollen an den Unis studieren, öffentliche Ämter bekleiden etc. Fortsetzung davon: 1741 schreibt Holberg die futuristische Satire Niels Klim, in der der Protagonist in ein Erdloch fällt und in eine neue Welt kommt. Niels kommt in eine Republik, die von Frauen regiert wird und diese regieren gut.

Obwohl die Scherzgedichte zukunftsweisend sind, ist Peder Paars viel wichtiger und interessanter. Das kommt daher, weil Holberg eine soziale Satire und nicht nur eine Parodie auf die klassischen Werke aus Peder Paars gemacht hat. Der Angriff auf den Gerichtsstand und die Ärzteschaft auf der Insel Anholt sind ein wichtiger Bestandteil in Holberg Werken. Die Insel Anholt existiert ja wirklich und deshalb trat Holberg mit seinem Peder Paars auf den Schlips. Der oberste Richter ging zum König und beschwerte sich über Holberg. Der frühere Kollege Hans Gram beschwerte sich ebenfalls beim König, dieser amüsierte sich allerdings köstlich und lehnte die Beschwerden ab.Die Kritik über Peder Paars: Darin hebt er die Fantasie und Poesie Homers hervor. Es geht hervor, dass Holberg sich selbst als Dichter empfand. Er befand sich in seiner Karriere in verschiedenen Phasen, poetischer Raptus, historischer Raptus etc.Er bekam darauf den Auftrag neue Werke für das Dänische Theater zu schreiben.

Vorläufer des dänischen Dramas:Religiöse Werke und Farcen

Quellen:1. Antikes griech. und röm. Theater 2. Liturgie der katholischen Kirche (9. Jhdt., Osterliturgie), französische Tradition(Beide Quellen werden erstmals bei Moliere vereint.)

Im 9. Jhdt.: Um den ungebildeten Menschen etwas von der Bibel zu vermitteln, wurde zum Osterfest ein Schauspiel aufgeführt. Die Episode in der die Frauen zum Grab Jesu kommen und ein Engel ihnen das leere Grab zeigt, ist dramatisch- sie wurde u.a. gespielt- 4 Stücke sind erhalten. Eine weitere Aufführung ist Jeu dʻAdam.

Im 11. Jhdt. sind die Mysterienspiele verbreitet.

Im 12. Jhdt.: Wunderspiele (durch die Erweiterung der Mysterienspiele mussten die Aufführungen vor die Kirche verlegt werden.) In den Wunderspielen geht es um die Bekehrung des Sünders zum Heiligen- Saulus zu Paulus. Es gibt nur 2 bewahrte dänische Stücke: Dorotheas Komödie und Spiel über den Heiligen Knut.

Im 13. Jhdt.: Die Moralität- es siegt das weltliche Element. Menschliche Schicksale sollen symbolhaft dargestellt werden, es wird gezeigt, wie man als guter Christ handeln soll. Der älteste Text stammt aus dem altenglischen „Everyman“. Hugo von Hoffmanstal verwendete es als Vorbild für Jedermann. Die Bühne ist eine Simultanbühne. Jedermann ist ein großer Sünder, der sich bekehren muss, sonst kommt er in die Hölle. Bessert er sich, dann kommt er in den Himmel. In skan. ist kein ähnlicher Text erhalten.Im 14./15. Jhdt.: Farce. Hans Sax/Sachs ist als Autor bekannt. Jetzt sind wir ganz in der weltlichen Darstellung. In allen Jahrhunderten wurden Frauen von Männern gespielt. Die Verweltlichung kommt es auch zu professionellen Schauspielern. Es sind Studenten, die herum ziehen und Geld verdienen wollen. Der Kluge siegt immer über den Dummen, der Dumme wird ausgelacht. In Dänemark gibt es 2 Texte: Die treulose Ehefrau und Das Urteil des Paris. Ende Mittelalter

Renaissance: Schulkomödien

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Die Werke werden an den Lateinschulen und der Uni von Kopenhagen aufgeführt, damit die Studenten ihr Latein aufbessern konnten. Die Themen stammen aus dem alten Testament oder direkt von Terencius. Später, in der Renaissance, wurde die Texte teilweise übersetzt. Das alte Testament bleibt aber weiterhin die Hauptquelle: König Salomons Urteil, Susanna im Bade (Apokryphen Texte) und Samson und Deliyla.

Um 1600 tritt Hieronymus Ranch auf (1539-1607). Er hat Stücke geschrieben, von denen besonders „Der geizige Schuft“ bekannt ist. Siehe auch Moliere „Der Geizige“. Beide gehen auf Plautusʻ „Der goldene Topf“ zurück.

Im 17. Jhdt. gibt es die professionellen Wanderschauspieler. Die Schulkomödie wird immer weltlicher und entwickelt sich zu „Haupt-und Staatsaktionen“. Es gibt dramatische Effekte auf der Bühne, die Themen stammen aus der nationalen Geschichte. Gespielt wird weiterhin mit viel Slapstick. Die Einhaltung von Ort, Zeit, Raum gibt es nicht. Holberg kannte diese Haupt-und Staatsaktionen. Ulysses von Ithacia (1725) ist eine Parodie auf diese Haupt-und Staatsaktionen. Am königlichen Hof ändert sich ca. 1630 der Geschmack.

Das Barocktheater beschäftigt sich vorallem mit mythologischen Themen, die mit Musik und Ballett dargestellt werden. Die älteste Oper, die in DK geschrieben wurde, stammt aus 1655 und ist von Hans Lauremberg (1590-1658). Sein Stück heißt „Musikalisches Schauspiel“. 1689 wurde in Kopenhagen die erste Oper eröffnet, die ist aber bei der 2. Aufführung abgebrannt.1703 wird eine neue Oper gebaut. In dieser Zeit sind italienische Werke interessant. Eine italienische Truppe bleibt bis 1716 an der Oper.1678 gab es noch ein Werk von Mogens Skeel (1650 -1694)- er gehört dem alten dän. Adel an-mit dem Titel „Die Komödie des Grafen und des Barons“. Mit Einführung des Absolutismus wurde der alte Adel beiseite geschoben, der König brauchte aber Geld und borgt es von reichen Bürgern- dem späteren neuen Adel. Das Stück handelt genau von dieser Thematik. Es gibt auch eine Intrige, Moliere ist dafür das Vorbild. Das Stück wurde nicht aufgeführt und auch nicht gedruckt bis 1792. Es ist ein Text, der modern wirkt im Gegensatz zu Lauremberg und Ranch.

7. Vorlesung

Theaterverhältnisse in Kopenhagen

Fakten Oper1655 Lauremberg mit seiner 1. Oper1689 Eröffnung des 1. Opernhauses, danach abgebrannt1703 Neues Opernhaus mit italienischen Opern, welche bis 1716 aufgeführt wurden

Anfänge des Sprechtheaters1686 Französische Truppe kommt nach Kopenhagen, Rene Montaigue ist der Leiter. Er ist mit einer dän. Schauspielerin verheiratet. In Kopenhagen arbeitet er mit Capion zusammen, in dessen Gaststätte wird eine Bühne erbaut, auf der franz. Stücke auf französisch gesprochen wurden. Die Gruppe blieb bis 1721 mit immer wechselnden Schauspielern.Der Hof war in der Zeit noch immer italienisch orientiert.Nach Verlassen der Franzosen wollen alle nur mehr deutsche Stücke sehen. Montaigue richtet an Friedrich IV ein Gesuch 1721, in dem er bittet, Komödien auf dänisch aufführen zu dürfen. Ihm wurde das zugestanden und am Hof fand seine Idee großen Anklang. Man

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begann Moliere zu übersetzen. Junge Beamte führten die Übersetzungen durch. Für ein paar Monate war das erfolgreich, danach wollte das Publikum aber originale dänische Komödien. Holberg wurde gebeten, für die neue Bühne zu schreiben. Es gab auch andere dän. Autoren, darunter Johann Pauli. Für Holberg waren die Jahre ab 1722 seine besten. 1725 ging das Theater in Konkurs. Holberg ist entsetzt und unternimmt eine Reise nach Paris. Ab 1748 herrscht der neue König Kristian VI und das Theater wird komplett verboten- die erste Hochzeit des Theaters ist vorbei. 1722- 1725 wurde also die neue dän. Komödie gegründet. Holbergs erstes Stück, das aufgeführt wurde ist der Politische Kannengießer, 1722. 1723 (Comoedier), 1724, 1725 erscheinen Bände von Holberg. 1731 veröffentlichte er 5 Bände mit 26 Komödien mit dem Titel „Die dänische Schaubühne“. 1745 wird separat eine Komödie veröffentlicht, 1746 dann noch eine. Es kommt die lange Pause unter Herrschaft Kristians VI. 1753 und 1754 kommen je noch eine Komödie dazu. Gesamt sind es 35 Komödien von Holberg.

Welche sind Holbergs Autorenvorbilder? (steigende Bedeutung)1. Aristophanes2. Terencius, Römer3. Plautus, Römer4. Comedia dellʻArte5. Moliere

Die Komödien werden in verschiedene Kategorien eingeteilt: 1. Charakterkomödien (Vorbild Moliere)2. Intrigenkomödien (Comedia dellʻArte als Vorbild)3. Präsentationskomödien4. Parodiekomödien (klassische Literatur, die parodiert wird)5. Ideenkomödien (Vorbild Aristophanes)

Ad 1. Charakterkomödien (nach Moliere)Das Ideal der Aufklärung ist der goldenen Mittelweg, die vernünftige Mitte, recta ratio. Dieser Norm soll man folgen. Holberg schildert Gestalten, die von dieser Norm abweichen. Meist wird schon im Titel das Laster genannt und angeprangert. Dazu gehört der Der politsche Kannengießer, Jean de France, Jacob von Thyboe, Erasmus Montanus, Der Geschäftige, Die Wankelmütige.Der politische Kannengießer, 1722 aufgeführt: Sie ist die bekannteste und am leichtesten zugängliche Komödie dieser Art. Es geht um Stammtischpolitiker, die durch den Kakao gezogen werden. Das Stück wurde so bekannt, dass der Titel in den Sprachgebrauch aufgenommen wurde („das ist Kannengießerei“).Jean de France, 1723: Er spricht nur französisch, obwohl er es nicht kann.Jacob von Thyboe, 1725: Vorbild ist der „miles gloriosus“ von Plautus. Diese Gestalt gibt es auch bei Shakespear als „Falstaff“.Erasmus Montanus, 1731: Eingebildeter StudentDer Geschäftige, 1731Die Wankelmütige, 1723: Launische Frau als Hauptperson.

Ad 2. Intrigenkomödien (Vorbild Comedia dellʻArte)Maskerade, 1724Henrik und Pernille, 1731: Fest Namen für den Diener und die Dienstmagd, in der Comedia ist es Tradition, diesen Berufen und Figuren immer die gleichen Namen zu geben.

Ad 3. Präsentationskomödien (Sozialkritische Studien)

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Die Wochenstube/ Das Wochenbett

Ad 4. ParodiekomödienHaupt- und Staatsaktionen (im 17. Jhdt. Aufführungen von Wandertruppen):Ulysses von Ithacia, 1725: gesamte Odysse in 5 AktenFranz. Tragödien:Melampe: Melampe ist ein Mops, ein Schoßhund, der getötet wird, Holberg schreibt eine Tragödie darüber

Ad 5. Ideenkomödien (Vorbild Aristophanes)Plutus, 1754: Ungleiche Verteilung von arm und reich

1. Haupttext: Den politiske Kandestøber- Der politische Kannengießer

Hauptperson: Hermann von BremenHandlungsort: Hansestadt HamburgWarum Hamburg?Die Satire war eine Kritik an den Politikern, somit konnte er nicht Kopenhagen nehmen, sondern die nächstgelegene, unverfängliche Stadt.Hermann macht Zinnteller und Kannen, ist in seinem Job aber schlecht. Er hat nämlich zu wenig Zeit, weil er so gerne politisiert. Er glaubt, er ist besser als Politiker. Er hat keine politische Ausbildung, denkt aber, dass er alles besser kann und weiß. 2 Mitglieder des Stadtrates ärgern sich darüber so sehr, dass sie eine Intrige beginnen: Hermann soll für einen Tag glauben, dass er Bürgermeister von Hamburg ist. Dadurch soll er zur Einsicht gebracht werden, dass er doch nicht so toll ist, wie er selber glaubt. Die Lektion gelingt! Am Ende bricht Hermann zusammen und zwar so schlimm, dass die Komödie an eine Tragödie grenzt.An diesem Punkt überschreitet Holberg die Regeln des Klassizismus: Entweder Komödie ODER Tragödie.Die 2. letzte Strophe enthält die moralische Botschaft: Schuster bleib bei deinen Leisten. Es gibt in der Aufklärung zwar die Möglichkeit seinen Stand zu verändern, dies kann aber nicht schnell geschehen! Man braucht Zeit und Schulung dafür.Wir haben zum Einen eine Satire auf einen Handwerker und Möchte-gern-Politiker. Die zweite Handlung und Intrige ist eine Liebesgeschichte.Über den Text:1722 aufgeführt, 1723 folgt aber bereits eine Änderung des Textes: Das Kollegium Politikum, in dem sich Hermann mit seinen Freunden trifft ist original in einen Wirtshaus. In der zweiten Ausgabe finden die Treffen in Hermanns Haus statt. (Im Klassizismus wird auf die Einheit des Ortes geachtet). 1726 gibt es noch eine Bearbeitung, in der der Text im 3. Akt um eine Strophe erweitert wird.Der Text als Kunstwerk:Kritiker stellen 2 Mängel fest:3. Akt/1. Szene: Intrige wird geschmiedet. Zufälliges Treffen der Ratsherren jedoch vor

Hermanns Haus.5. Akt/2. Szene: Am Ende der Szene attackiert eine Frau Hermann, sie wirft Hermann vor,

dass er Polygamie genehmigt hat. Das wurde von Hermann innerhalb des Textes aber nie gemacht.

5. Akt/5. Szene: Aufrührerischen Matrosen treten auf. Woher kommen die? Die eigentliche Intrige nimmt ihren eigenen Lauf.

Abseits der Kritik bekam das Werk viel Lob.

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Interessante Eigenschaften des Textes:Das Stück ist mit außergewöhnlich viel Personal besetzt.2. Intrige: Antonius will Engelke, die Tochter Hermanns, zur Frau nehmen. Er sagt sich: „Frisch gewagt ist halb gewonnen“. Doch Hermann meint, er kennt sich in der Politik nicht aus und weist ihn ab. Die Liebesintrige wird aktiv nicht ausgespielt. Antonius bekommt Engelke weil Hermann am Ende von seinem Politisieren geheilt ist.Die Handlung beschleunigt sich immer mehr. Hermann kann die vielen Probleme nicht bewältigen und will sich sogar umbringen. Er gibt seinen Fehler zu, wird als Narr entlarvt. Auch Hermanns Frau wird entlarvt: Sie hat nicht das Benehmen einer Bürgermeisterfrau. Holberg verwendet die Technik des Spiegelns. So wie Hermann feine Gefühle entwickelt, so versucht auch Geske, seine Frau, sich zu verbessern, und auch Henrik, der Diener, hat plötzlich auch Ambitionen, etwas Besseres zu sein.Holberg verwendet die Technik des Vorbereitens: Über Hermann erfahren wir, bevor er überhaupt noch auf der Bühne steht (Szene in der Antonius um Engelke werben will- Gespräch mit Diener Henrik über Hermann). Er ist erst ab der 4. Szene auf der Bühne. (Vorbild: Molieres „Tartuffe“; 3 Akte mit Infos über den Protagonist bevor er selbst auf die Bühne kommt!)Ebenso wie Hermann wird auch das Kollegium Politikum eingeführt. Alle 12 Personen werden vorgestellt. Die 2-fache Vorbereitung der Personen ist eine Parallelstruktur, die Holberg immer wieder verwendet.Auch in Details findet sich die Parallelstruktur wieder: Jemand möchte etwas von Hermann abholen, die Gegenstände sind aber zum vereinbarten Zeitpunkt noch nicht fertig- weil Hermann mit politisieren beschäftigt ist.

8. Vorlesung

Im Klassizismus (17. Jhdt. in F, 18. Jhdt. in Skandinavien) werden alte Vorbilder gewählt und die werden neu bearbeitet. Eine strenge Abteilung ist zu wahren: Eine Tragödie darf keine Elemente einer Komödie in sich haben, und umgekehrt.

In der Komödie sind 5 Akte normal, 3 sind auch möglich1. Exposition: Wo sind wir, wann sind wir und wer ist dabei?2. Konflikt (im klassischen Sinn muss ein Drama einen Konflikt haben)3. Intrige4. Wendepunkt/ Peripetie5. Auflösung

Der politische Kannengießer:Im 1. Akt haben wir zwar die Exposition, aber auch schon den Konflikt.Im 2. Akt geht der Konflikt weiter (Kollegium politicum)Im 3. Akt beschließen die Ratsherren, Hermann auf den Arm zu nehmenIm 4. Akt wird die Intrige weitergeführt, Hermann hat noch nichts gelerntIm 5. Akt ist es dann endlich so weit, dass Hermann zusammenbricht, er will sich sogar aufhängen- hier tritt die Tragödie ein! Antonius rettet Hermann weil er ihm alles über die Intrige berichtet- der Wendepunkt tritt ein. Es folgt die Auflösung und das Happy End.

Holberg kümmert sich nicht um die Konventionen und die Regeln, die er befolgen sollte. Er durchbricht die Struktur des klassischen Modells. Vermutlich wollte Holberg die Personen von so vielen Blickwinkeln wie möglich zu beleuchten. Alles fokussiert natürlich auf die Titelperson:Im 1. Akt wird Hermann als Narr gezeigt und Geske als brave und fromme Frau.

Holberg- Leben und Werke VO Rossel, WS 2008/09

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Im 2. Akt ist Hermann in Action, er ist der Held, weil er im kollegium politicum der Wortführer ist.Im 3. Akt wird Hermann zum neuen Menschen.Im 4. Akt wird die Handlung nicht weitergebracht, sondern Geske wird als neuer Mensch und gleichzeitig als Narr dargestellt. Sie verlässt den Weg der Aufklärung im 1. Akt (da kritisiert sie Hermann wegen des Politisierens) und sagt jetzt zu allem Ja und Amen.Im 5. Akt erleben wir den Niedergang Hermanns.

Die dramatischen Einheiten:1. Einheit der Zeit: Wird bei Holberg mehr oder weniger eingehalten! 1. Szene:

Vormittags , 5. Akt: 16 Uhr Nachmittag. Vorletzte Strophe: Hermann: „Was mir HEUTE passiert ist...“

2. Einheit des Ortes: Holberg ist hier weniger streng. 1722er Ausgabe: Kollegium im Wirtshaus, 1723er Ausgabe: Kollegium bei Hermann zu Hause

3. Einheit der Handlung: Es gibt an sich 2 Intrigen: ansatzweise die Liebesintrige und natürlich die politische Intrige- sie dominiert total. Sie hat das Ziel Hermann zu demaskieren und die moralische Botschaft zu verkünden: Sokrates: „Kenne dich selbst“. Personen von Bedeutung für das Stück: Geske und der Diener Hendrik verkörpern ebenfalls eine Figur, die sich ändern will- für sie gilt also auch „Kenne dich selbst“. Weiters ist das Kollegium politicum von Bedeutung. Ebenfalls wichtig ist Antonius, weil er den goldenen Mittelweg, das Ideal der Aufklärung verkörpert. Er widersetzt sich Hermann, weil er es ablehnt, politische Bücher zu lesen, denn er sagt, er sei ein Handwerker und müsste das nicht tun.

Wir finden das Element der Zeitsatire: Geske möchte die letzte Mode mitmachen (man trinkt Kaffee, sie kauft einen Schoßhund etc.)Moralisierende Satire: Schuster bleib bei deinen Leisten.Haben wir hier eine politische Satire? Nicht direkt gegen einen Einzelpolitiker, sondern mehr gegen die Stammtischpolitiker.

2. Haupttext: Erasmus Montanus (1731)Der Text ist auf Latein geschrieben und deshalb sehr exklusiv.5 Akte, ganz klassisch.Erasmus ist eigentlich ein Bauernjunge, wird aus seiner Welt gerissen und nach Kopenhagen zum Studieren geschickt. Mit dieser Veränderung wird er nicht ganz fertig.Sehr ironisch: Erasmus muss eine Niederlage einstecken gegen Leute, die ihm intellektuell unterliegen.1. Akt: Exposition mit Monolog von Erasmus Vater, der Auskunft über seinen Sohn gibt.

Dieser studiert in Kopenhagen und will zurück nach Hause kommen. Ebenfalls wird der Küster, Erasmus Gegenspieler, eingeführt. Erasmus Mutter, Per und Nille und Lisbeth, Erasmus Verlobte, tauchen auf.

2. Akt: Konfrontation in Erasmus Zuhause: Erasmus taucht endlich auf. Er stellt sich selbst vor und wird bereits hier im 2. Akt verschiedenen Konfrontationen ausgesetzt: 1. Sein Bruder Jacob, der vernünftige, kennt sich selbst und will deshalb nicht studieren, damit er seine Eltern im Alter versorgen kann. Erasmus fordert ihn immer zum disputieren heraus. Jacob kann nicht mithalten und Erasmus wirft sogar mit einem Buch nach ihm. 2. Jeppe, Nille und Per kommen ins Spiel. Die Komödie ist die ironischste aller Komödien Holbergs. An der Oberfläche siegt Erasmus durch seinen Syllogismus: Ein Stein kann nicht fliegen. Mutter, du kannst nicht fliegen. Ergo bist du ein Stein. Das Wort Ergo verwendet Erasmus andauernd!

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3. Akt: Konfrontation mit den Dorfbewohnern, besonders Per, dem Vogt Jesper und dem zukünftigen Schwiegervater Hieronymus. 2 astronomische Fragen werden im Stück behandelt: Ist die Sonne oder die Erde das Zentrum? Ist die Erde rund oder flach? Man wusste natürlich, dass die Erde rund ist. Jesper und Hieronymus sind entsetzt, dass Erasmus behauptet, dass die Erde rund sei. Jesper ist nur dumm, Hieronymus steht für die Orthodoxie.

4. Akt: Der Küster tritt auf und Erasmus soll Lisbeth nicht heiraten, wenn er weiter behauptet, die Erde sei flach.

5. Akt: Intrige wird geschmiedet. Ein Leutnant kommt in die Stadt. Er ist das Sprachrohr der Aufklärung. Dieser hat gehört wie stur Erasmus ist und wie boshaft er sein kann. Der Leutnant weiß, dass die Erde rund ist, will Erasmus aber auf den Arm nehmen: Erasmus soll in die Armee eingezogen werden, wenn er nicht zugibt, dass die Erde flach ist. Auf die Intrige folgt die Auflösung.

Bei diesem Stück hat Holberg die Technik der Vorbereitung noch ausgebaut.Erasmus ist zu Beginn ein echter Narr, entwickelt sich aber nach und nach zu einem Menschen: Die Vernunft siegt bei ihm, er erkennt, dass es für alle einfacher ist, wenn er sagt, die Welt sei flach.Es wurde am Stück kritisiert, dass Erasmus mit Prügel gedroht wird, wenn er nicht sagt, dass die Erde flach ist. Das ist nicht im Sinn der Aufklärung. Das ist aber ein Parallelverfahren, denn Erasmus droht seinen Eltern auch mit Prügel.Der Leutnant ist ein Sprachrohr der Aufklärung. „ Erasmus, deine Eltern haben so viel in dich investiert, also sei dankbar und drohe ihnen nicht mit Prügel. Man soll sich beherrschen, bescheiden sein und gefügsam sein, wenn man Unrecht hat. Die erste Regel ist, sich selbst zu kennen. Wir wollen keinen streit haben, also sag, dass die Erde flach ist.“

9. Vorlesung

3. Haupttext: Der Vielgeschrei- Den Stundesløse (1723 geschrieben, 1731 aufgeführt)

Der Rastlose, der Stundenlose, der Vielbeschäftigte.Bürgerliches Kopenhagener Milieu. Eine menschliche Schwäche/ fixe Idee wird dargestellt und lächerlich gemacht. Auch hier wird eine Intrige gesponnen, damit die Hauptperson von ihrer fixen Idee abkommt.Komödie in 3 Akten. Man sieht hier Holbergs Originalitätsanspruch.Als Klassizist hat Holberg Vorbilder gesucht, diese verwendet und auch zugegeben. Dennoch finden wir immer den Versuch, die Vorbilder zu verschleiern. Holberg war als Autor ambitiös. Holberg beruft sich meist auf Plautus und Terencius, die beiden Römer. Moliere, der eigentlich sein größtes Vorbild ist, erwähnt er selbst nicht.Moralske Tanker (1744) sind kurze Essays: „Habe versucht, solche Charaktere zu behandeln, die es nicht bei Moliere oder anderen gibt.“ Bei der Vielgeschrei gibt es auch 2 Szenen in denen Holberg auf die Originalität verweist:Zu Beginn der Komödie: „Überall schreibt man Komödien, aber niemand schreibt eine über den Vielgeschrei“- das sagt Pernille. Holberg ist also der erste.Und: Am Ende der Komödie gibt es ein Stück in Versen, das von Leonard gesprochen wird (vgl. Leutnant): „Den Charakter des Vielbeschäftigten kenne ich aus keiner anderen Komödie, soviel ich weiß.“Tatsache ist aber, dass der „Eingebildete Kranke“ von Moliere (1673) eindeutig das Vorbild ist!

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Holberg wertet Molieres Werke: Amphitrion und der Geizige sind nur Übersetzungen von Plautus- so Holberg. Die beiden Werke sind gut, der Rest wird nicht erwähnt. Das ist sehr abwertend gegenüber Moliere.

Der eingebildete Kranke: Herr Argan bildet sich ein, krank zu sein. Er grübelt den ganzen Tag, wie er wieder gesund wird, nimmt Medikamente und bekommt Einläufe. Das ist ihm aber nicht genug: Er will einen Arzt ständig an seiner Seite habe. Ein Schwiegersohn, der Arzt ist, soll ins Haus. Seine Tochter Angelique soll also heiraten. Argan selbst hat eine junge Frau, nicht viel älter als seine Tochter, sie heißt Beline. Sie ist eine böse Person, ist nur zu ihm freundlich, denn sie spekuliert auf die Erbschaft. Angelique soll ins Kloster, damit ihr selbst mehr Geld bleibt. Argan ist einverstanden, ihm wäre aber noch lieber sie würde einen gewissen Thomas heiraten. Dieser ist ein schrecklicher Mann, der nur eine reiche Erbin heiraten will. Angelique lehnt das Kloster und Thomas ab, denn sie liebt Cleante, der hübsch und nett ist. Dieser erkennt, dass Argan nicht krank ist, obwohl er kein Arzt ist.- Das ist der Konflikt.3 Intrigen folgen:1. Cleante sucht Kontakt mit Angelique um ihr seine Liebe zu gestehen. Das gelingt nicht, deshalb gibt er sich als Vertreter ihres Musiklehrers aus. Während des Unterrichts taucht Thomas auf, denn er will ebenfalls um Angeliques Hand bitten. Argan bittet die Tochter Thomas mit Musik und Gesang zu unterhalten. Sie und Cleante singen ein Liebeslied und der Vater erkennt, dass zwischen ihnen etwas läuft.2. Argans Bruder Beralde fädelt eine Intrige ein. Die Magd Toinette pflegt Argan, auch sie

weiß, dass alles nicht so schlimm ist. Beralde ist das Sprachrohr der Aufklärung bei Moliere. Er kritisiert den Ärztestand. Herr Dr. Purgon, der Onkel von Thomas, und Beralde haben eine heftige Diskussion. Purgon ist böse, sagt, dass Argan totkrank ist und will ihm nicht seinen Neffen als Schwiegersohn überlassen. Nachdem Purgon und Thomas weg sind, gibt sich Toinette als Arzt aus und verordnet ihm Schweinebraten und sagt, er solle seinen Arm und sein Bein amputieren, dann würde er wieder gesund werden. Er hat dadurch seinen Glauben in die Ärzte verloren. Er will keinen Privatarzt mehr. Angelique soll ins Kloster.

3. Argans Vertrauen in seine junge Frau Beline soll in Frage gestellt werden. Toinette überredet Argan, sich tot zu stellen, damit er die Reaktion der Tochter und der bösen Frau sehen kann. Beline jubelt über das Erbe und seinen Tod, Angelique zeigt aufrichtige Trauer. Er erkennt die Bosheit seiner Frau. Cleante bekommt Angelique, nachdem er verspricht, Medizin zu studieren. Am Ende gibt es ein Ballett in dem Cleante zum Arzt vereidigt wird. Happy End!

Bei Holberg wünscht sich Vielgeschrei einen Buchhalter statt einem Arzt. Es gibt bei beiden Töchter einen unerwünschten Geliebten, beide bekommen diesen auch am Ende, unter dem Versprechen, dass der Geliebte Arzt bzw. Buchhalter wird.

Gleiche Details: Die Hauptpersonen werden inmitten ihrer Probleme introduziert (Argan liest die Apothekenrechnungen, Vielgeschrei lässt sich das Haushaltsbudget vorlesen). Argan und Vielgeschrei beschweren sich, dass sie keine Zeit haben um ihren Dingen nachgehen zu können (Buchhaltung hält sie auf, sie können sich nicht ordentlich kleiden und ihre Medikamente nehmen). Argan und Vielgeschrei können es nicht haben, wenn ihre Schwächen kritisiert werden. Funktion des Sprachrohres: Leonard bzw. Beralde. Thomas und Per Eriksson wenden beide ihre Brautwerbung an die falsche Person, nämlich an das Hausmädchen und an die junge Ehefrau.Es gibt viele Ähnlichkeiten, aber Holberg hat nicht 1:1 kopiert, es ist kein Abklatsch.

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Bei Holberg: „Ich werd mich aufhängen müssen, aber ich hab nicht mal genug Zeit um mich aufzuhängen“. Vielgeschrei ist fast am Ende seiner Kräfte.

Die 3 Intrigen bei Moliere treiben die Handlung voran, zeigen aber nicht den inneren Konflikt der Hauptperson. Bei Holberg gibt es nur 1 Intrige- die Einheit der Handlung ist gewahrt. Die Konzentration auf 1 Intrige kommt von der Comedia dellʻArte. Männl. Diener ist der Harlekin, Magd ist Columbina, mürrischer Vater ist Pantalone, der gelehrte Pedant ist Il Dottore, die Falstaff- Figur/ miles glorioso ist Il capitano. Bei Holberg sind die Figuren dann individualisiert, da war Holberg sehr kreativ. Holberg erlebte die Comedia dellʻArte in Rom und wahrscheinlich auch in Paris. 1682 kam eine Theatergruppe nach Paris, das Theatre italien.Pernille hat eine sehr wichtige Funktion, bei Moliere auch Beralde.

10. Vorlesung

Prüfung am 28.1. im Hörsaal, 3.3. als 2. Termin aber in HS 7, von 12-13.30!

1. Std. 2009: Lesesaal: Jeppe-Film

Vorbilder Holbergs: Comedia dellʻArte und Theatre italien. 1700 erscheinen 3 Bände, die Holberg gekannt haben muss.

Konkrete Beispiele aus dem Theatre italien bei Holberg:1. Oldfuchs ist Teil der Intrige und tritt in Verkleidung auf, z.B. als Rechtsanwalt oder Arzt.Bei Holberg finden wir ihn sehr aktiv im 2. Akt/Szene 9. Oldfuchs Aufgabe ist, den Vielgeschrei noch mehr zu verwirren, damit er die Intrige nicht entdeckt. 2. Spanische Diktiermethode3. Wortschwall: 2. Akt/ 10.Szene. Oldfuchs ist als Magister verkleidet.

Es handelt sich um eine Charakterkomödie und nicht um eine Intrigenkomödie. Vielgeschrei wird als ganze Persönlichkeit dargestellt. Vollständig wird auch Pernille vorgestellt. Sie durchschaut ihren Herren und spielt auf ihre Weise in der Intrige mit. Leonora, die Tochter, ist gehorsam und ist die einzige, die sich am Ende bei ihrem Vater für die Intrige entschuldigt. Leander ist sehr passiv. Gelungen ist die heiratssüchtige Magdelone. Der Buchhalter, der ursprünglich die Tochter heiraten sollte, vermählt sich am Ende mit Magdelone. Holberg liebt und rügt die Gestalt des Vielgeschrei, weil sie so übertrieben reagiert. Er lässt alles liegen und stehen, um zu sehen, wie es der kleinen, schwarzen Henne geht.Im 3. Akt wird die Intrige aufgedeckt. Vielgeschrei ist dadurch so verwirrt, dass er meint, Alexander der Große zu sein. Diese Verwirrtheit ist ein Merkmal der Aufklärung. Vielgeschrei ändert sich nicht. Vgl. andere Protagonisten!

Holberg hat hier die 3 Einheiten gewahrt. Die Intrige hat einen leichten Überhang im Stück, andererseits beleuchten sie auch die Person des Vielgeschrei.Epistel Nr. 441, Text von Holberg aus einer Sammlung fiktiver Briefe. Darin stellt er die Regel für eine Komödie auf: Es soll 3 Teile geben: Eine Einleitung, eine Intrige und eine Auflösung. Ohne diese Teile gibt es keine Komödie. Sie können auf 3 oder 5 Akte ausgedehnt werden. Die Vielgeschrei-Komödie ist voll Tempo, weil pro Akt 1 Teil realisiert wird.Der 1. Akt hat 3 Expositionsszenen durch die wir etwas über Vielgeschrei erfahren. Danach folgt Vielgschrei in action. Darauf schmiedet Pernille die Intrige.

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4. Haupttext: Jeppe auf dem Berge (Komödie in 5 Akten)

Das Stück spielt nicht in Norwegen. Es wurde 1722 aufgeführt und 1723 gedruckt. Die Handlung geht auf eine Anekdote eines schlafenden Bauern und eines Reiseberichts von Jakob Bidermann zurück: Utopia, 1645. Der schlafende Bauer ist ein bekanntes Motiv der Weltgeschichte. Gutes Handbuch: Stoffe der Weltliteratur von Elisabeth Frenzel.Jeppe ist eines der meistaufgeführten Stücke Holbergs. Jeppe ist sehr unique: Ein Bauer wird nicht nur ausgelacht, sondern auch ernst genommen! Mit der Romantik um 1800 wird das Volk als Träger der nationalen Tradition hervorgehoben. Idealisierte Bauern werden dargestellt. Erst mit dem Naturalismus ab 1870 wird wahrheitsgetreu dargestellt- der Bauer stinkt etc.Steen Steensen: Blicher von 1820. Realistische Darstellung eines Bauern, er stinkt aber noch nicht. Danach schreibt Björnstjerne Björnson um 1850 von Bauern- Georg Brandes sagt, es handelt sich um Sonntagsbauern.

Die klassische Form der Komödie ist:1.Akt: Exposition2. Akt: Die Intrige3. Akt: Auflösung

Bei 5 Akten haben wir im 3. Akt die Kulmination, im 4. Akt folgt die Auflösung, im 5. Akt folgt eine Konklusion.

In Jeppe sieht es folgendermaßen aus:Bereits am Ende des 1. Aktes haben wir die Intrige! Jeppe liegt betrunken am Misthaufen, der Baron kommt vorbei und weil er sich langweilt, benutzt er Jeppe zu Belustigung. Verschiedene Vorschläge, der dritte wird angenommen, er stammt von Erich (vgl. Peitsche von Pernille „Meister Erik“). Also einer aus dem gleichen Stand wie Jeppe schmiedet die Intrige. Jeppe soll ausgezogen und ins Bett vom Baron geschafft werden, er soll glauben, dass er der Baron sei. Die Intrige wird ausgeführt.In Akt 2 und 3 kulminiert sie dann.In Akt 4 gibt es eine zweite Intrige gegen Jeppe. Sie verläuft in den 5. Akt.Im 5. Akt kommt es zur Auflösung und Konklusion.

Die klassische Exposition:Nille spricht über ihren Ehemann und lässt kein gutes Wort an ihm: er ist faul, schläft und trinkt viel. Das einzige, wovor er Angst hat, ist die Peitsche.Jeppe ist in der Lage zu räsonieren! Er ist nicht dumm. Er hat Probleme, die nicht thematisiert werden, ihn aber innerlich beschäftigen.1. Akt: Nille schickt ihn Seife kaufen, er soll aber innerhalb von 4 Std. zurück sein, sonst

bekommt er Prügel. Auf dem Weg begegnet er Jakob Schuhmacher, der ein Beisel hat. Jeppe verlangt Branntwein und Jakob stiftet ihn sogar an, etwas zu trinken. Jeppe endet betrunken und hat kein Geld mehr. Jeppe erinnert sich an die gute alte Zeit in der er Soldat war. Er verlässt das Lokal und legt sich auf einen Misthaufen schlafen.

2. Akt: Einer der längsten Monologe der Weltdramatik, oft in Anthologien enthalten. Jeppe ist im Bett des Baron und glaubt, im Paradies gelandet zu sein. Er ist aber nicht ganz überzeugt, denn er ist kein Dummkopf. Er diskutiert, welche Gründe dafür sprechen, dass er im Himmel ist und welche dagegen sprechen. Irgendwann verspürt er Durst, er weiß aber vom Pfarrer, dass man im Himmel keinen Alkohol trinkt. Da Spiel mit Jeppe beginnt, er zweifelt aber immer noch, dass er der Baron ist. Ärzte kommen ins Spiel, sie erzählen Geschichten von Menschen, die eine fixe Idee im Kopf haben, die aber geheilt

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werden können- so soll auch Jeppe vom Gedanken dass er noch Bauer ist geheilt werden. (Beispielsammlungen, bei Prädigten verwendet). Am Ende ist Jeppe überzeugt, dass er Baron ist.

3. Jeppe agiert als Baron. Alle wissen, dass alles nur eine Intrige ist- es gibt immer den Zusammenstoß von Schein und Sein. Er agiert als Tyrann. Jeppe betrinkt sich, schläft ein und man bringt ihn wieder zum Misthaufen zurück.

4. Akt: Jeppe ist wieder in seinem richtigen Leben mir Nille. Es folgt eine zweite Intrige, zwar gegen Jeppe, aber in erster Linie gegen Nille.

5. Jeppe soll aufgehängt werden. Er rechtfertigt sich, nichts getan zu haben, außer die 4 Schillinge versoffen zu haben. Zwei Advokaten tauchen auf, sprechen Latein. Jeppe wird verurteilt. Es folgt ein Abschiedsmonolog. Er wird unter seinen Armen aufgehängt, es ist ja nur eine Intrige. Nille weint. Jeppe wird wieder wach, sie glaubt, es ist sein Geist. Doch Jeppe bekommt wieder Durst und Nille schlägt ihn. Der Richter sieht das und verurteilt sie! Jeppe bekommt einen Trostpreis, Geld. Statt vernünftig nach Hause zu gehen, geht er wieder zu Jakob Schuhmacher und trinkt wieder. Jeppe erzählt seine Geschichte und Jakob sagt, dass das nur ein Traum gewesen sein kann. Jeppe ist beleidigt. Doch eine dritte Person erzählt über die Geschehnisse und Jeppe fühlt sich gedemütigt. Ende des Stückes.

Kann ein Alkoholiker eine Idealgestalt der Aufklärung sein? Ist das Spiel mit Jeppe gerechtfertigt? Oder ist es grausam?Hat Nille ein Recht zu tun was sie tut? Hat der Baron das Recht, mit seinen Untertanen so umzugehen?In folge der Aufklärung würde man sagen, der Baron ist kein schlechter Herr, Jeppe geht es nicht so miserabel, er trinkt nur sein Geld weg.

(11. Vorlesung: Filmpräsentation „Jeppe auf dem Berge“)

12. Vorlesung

Film: Sympathie und Antipathien wurden transportiert, Jeppe und sein Milieu, der Baron und sein Milieu. Im Film sah man die gleichen Charaktere, vielleicht aber manchmal mehr oder weniger akzentuiert. Typischer Film der 70er Jahre.

Überblick der Komödien (Fortsetzung)

Charakterkomödien:

Die Wankelmütige- Den Vægelsindede (1723)Beeinflusst teilweise durch Moliere, aber das Porträt ist viel stärker karikiert. Das Thema der Launenhaftigkeit wurde bereits in einem der 4 satirischen Gedicht über den Sänger Tigelius von Holberg aufgegriffen. Einmal lacht er, einmal weint er. Die Frauengestalt in der Komödie ist die Lucretia. Die beiden Männer in der Komödie die um ihre Hand bitten, sind ihren Launen ausgesetzt. Die bittersüße Ironie ist, dass ein dritter Freier auftaucht- jetzt weiß sie selbst nicht mehr, was sie will. Am Ende bekommt sie keinen der drei.

Jacon von Thyboe (1725)Soldat aus der Region Ty in Dänemark. Er ist nicht adelig. Die Komödie geht auf eine K. von Plautus zurück: Miles Gloriosus. Sie war auch ein Vorbild für die Falstaff-Figur Shakespears. Es geht um einen eingebildeten, prahlenden Soldat. Jacob wird von einem Schmarotzdiener begleitet, der immer ja und Amen sagt. Jacob will eine Frau heiraten, hat aber einen Konkurrenten. Wer bekommt also die junge Frau? Darum geht auch die Intrige.

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Sein Gegenspieler ist Mag. Stigotius (?). Aber keiner der beiden wird von der Frau ausgewählt, denn sie ist klug und pragmatisch und durchschaut das Spiel der beiden Männer (der eine ist ein Prahlhans, der andere ist ein pedantischer Universitätsgelehrter). Mit dieser Komödie bewegen wir uns schon in Richtung Intrigenkomödie.

2. Intrigenkomödien:

Vorbild: Comedia dellʻArteHolberg hatte sie in Rom gesehen und kannte sie auch aus den 1690ern durch das Theatre italien.Es sind Maskenkomödien mit festen Charakteren. Alter, geiziger Vater will nicht, dass sein Sohn/seine Tochter den Geliebten der Wahl heiratet. Durch Intrige der Bediensteten können sie aber doch heiraten. Dazu kommen die lustigen Effekte (Lazzi).Wichtig ist die Dienerschaft, die die Intrige erfindet und ausführt. Es sind schlaue, schlagfertige Gestalten- bei Holberg Pernille und Henrik.Bereits beim Vielgeschrei und bei Jean de France ist die Intrige wichtig und die Bediensteten.

Henrik und Pernille (1731)Dabei geht es um die zwei Gesellschaftsschichten Ober- und Unterschicht. Es gibt einen Liebeskonflikt. Spiegelung der Handlung: Wenn in der Oberschicht geheiratet wird, dann auch in der Unterschicht.

Die Unsichtbaren- De UnsynligeLiebeskomödie; Unterschicht ist aber hier eine Parodie der Oberschicht. Ist kein besonderes Werk.

Pernilles kurze Zeit als Fräulein- Pernilles korte Frøkenstand (1731)Fokus auf den sozialen Abstand zwischen den beiden Schichten, der Abstand kann nur durch eine Intrige überbrückt werden- Pernille gibt sich als Herrin aus. Das Stück endet damit, dass die junge Frau den jungen Mann heiratet und Pernille heiratet den alten Mann- zynisch.

Weder Kopf noch Fuß- Uden hoveg og Hale (1725)Ist mit der Wankelmütigen verwandt, denn die Person ist launenhaft. Es gibt 2 Brüder, die total gegensätzlich sind- rational und abergläubisch. In einem Schauspiel wird der Teufel heraufbeschworen, die beiden glauben aber, dass es der echte Teufel ist. Am Ende haben sie die Brüder um 180 Grad gewandelt, der Skeptiker ist abergläubisch, der Abergläubische wird zum Skeptiker.

Hexerei oder Blinder Alarm- Hexeerie eller blind AlarmHolbergs Beschäftigung mit dem Aberglauben. Der Aberglaube ist auch der Ausgangspunkt der Intrige. Leander ist Schauspieler und spielt eine Teufelsbeschwörung. Nun glauben alle, er ist der Teufel oder ein Hexer und es kommt zu einer Hexenjagd. Leander soll sogar aufgehängt werden, doch am Ende klärt sich alles auf.

3. Präsentationskomödien

Zwischen Charakter- und Intrigenkomödie. Holberg verwendet Vorbilder aus der Nach-Molierschen-Komödie. Szenen aus dem Leben in der Stadt und auf dem Land werden gezeigt. Wo bleibt das Komische hier? Es kommt von den verschiedenen Typen aus sozialen Gruppen, die gezeigt werden. Oft werden die Gestalten auch entlarvt, denn sie

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haben ein Geheimnis. Sie verfolgen auch eine gewisse Mode oder haben einen Tick- dieser wird aufgedeckt und das ist lustig.

Das Wochenbett- Barselstuen (1724)Junge Mutter bekommt von Freundinnen und Verwandtschaft nach der Geburt Besuch. Sie soll sich ausruhen, aber alle nerven. Die Intrige ist hier sehr schlau entwickelt: Wer ist der Vater?Die junge Mutter ist eine toll ausgearbeitete Frauengestalt. Sie ist mit einem 10 Jahre älteren Mann verheiratet, Hieronymus, und es gehen die Gerüchte los, dass der junge Musiklehrer der wahre Vater ist. Tatsächlich sind die Gerüchte falsch, Hieronymus ist der Vater.

Maskerade (1724)Holberg macht sich tw. über die damaligen Faschingspartys lustig. Er ist nicht begeistert über diese Mode, sagt aber dass die Jungen, das ruhig machen sollen.In der Komödie schleichen der alte Vater und die alte Mutter in der Nacht zum Maskenfest. Hieronymus hat für seine Tochter den Leander auserkoren. Auf dem Fest verliebt sich aber die Tochter in einen maskierten Mann, und der Maskierte verliebt ist in sie. Am Ende stellt sich heraus, dass der Maskierte eh Leander ist- Ende gut, alles gut. 1906 wurde die Komödie zu einer Oper umgewandelt, denn es gibt viele visuelle Effekte, Prunk und Tanz.

4. Parodiekomödien

Ulysses von Ithacia (1725)Holberg macht sich über die damals populären Staatsaktionen lustig. Die Handlung setzt sich mit bekannten Personen aus der Staatsgeschichte auseinander, z.B. Wallenstein aus dem 30jährigen Krieg. Holberg nimmt von Homer die Odysse und von Vergil die Aeneas und mischt alles miteinander. Das ist sehr lustig. Wichtig: Holberg bricht die szenische Illusion, indem die Schauspieler an das Publikum herantreten und direkt mit dem Publikum sprechen. Es kommen auch Lazzi vor.

Melampe (1725)Hohe Gattung der Komödie mit franz. Vorbildern. 2 Schwestern streiten sich um einen kleinen Mops namens Melampe. Der Streit wird so groß, dass die Brüder sich entschließen, den Hund zu töten. Die Schwestern sind entsetzt und geschockt- wir lachen. Es ist total absurd, was hier vor sich geht.

5. Sentimentale Komödie

[1727 machte das Theater Pleite, 1728 gab es das große Feuer von Kopenhagen, 1730 kommt ein pietistischer König, Christian 6. auf den Thron, erst mit Friedrich 5. (1748) wir ein neues Theater gebaut (1870 abgerissen). In diesen Jahren hat sich der dramatische Geschmack in ganz Europa geändert. Moliere ist out, Charakterkomödien sind out. Das Publikum will leichte Komödien mit netten Liebesintrigen- sentimentale Komödie. Es sollen nicht mehr die Laster, sonder die Tugenden gezeigt werden. Die traditionelle Komödie verschwindet, auch Holberg ist out. Seine Episteln (fiktive Essays) befassen sich sehr mit der Änderung des Geschmackes. Wo er früher versucht hat seine Originalität zu beweisen, da beruft er sich zu dieser Zeit andauern auf Moliere. Trotzdem hatte er kaum mehr Einfluss.]

Die sentimentale Komödie kommt aus England. 1722 schreibt Richard Steele „The conscious Lovers“. Von England kommt die Konödie nach Frankreich. Die franz. Form

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kommt dann nach Kopenhagen. Auch eine Autorin ist bekannt: Charlotte Dorothea Biel (1731-88). Sie fokussiert auf die Frau- Frauen sind total gut, Männer sind total schlecht. Sie wurde nicht sehr geschätzt, ABER: sie übersetzte in den 1770ern den Don Quichote aus dem Spanischen.

Holberg musste also eine neue Gattung erfinden: Philosophische Komödien, 6 Stück. Er setzt auf elegante Konversation, als auf dramatische Kraft. Es gibt nur mehr wenig Slapstick auf der Bühne. Dennoch sendet Holberg ein Signal an sein Publikum aus: Sein Vorbild ist nicht die engl. franz. neue Komödie, sondern seine Quelle ist Aristophanes.

Hausgespenst (1753)Alle Rollen werden von Männern gespielt!

Der verwandelte Bräutigam (1753)Alle Rollen werden von Frauen gespielt!

Beide sind eher noch Intrigenkomödien.In den anderen 4 philosophischen Komödien spielt Aristophanes eine größere Rolle. Dieser brachte immer wieder abstrakte Begriffe auf die Bühne: der Friede, die Armut etc. als Mensch. Es gibt satirisches über die Zeitgeschichte.

Plutus (1753)Vorbild: Aristophanes „Reichtum“. Plutus ist der Gott des Reichtums, er ist blind. Seine Gegenspielerin ist Penia, die Armut. Holberg will zeigen, dass Reichtum eher gerecht verteilt wird als die Armut, weil der Gott blind ist.

Die Republik (1754)Republik ist eine Frauengestalt auf der Bühne, die dauernd gedrängelt und geplagt wird von Personen, die meinen zu wissen, wie man den Staat besser führen kann. (Siehe der Politische Kannengießer, Hermann tritt sogar hier auf.)

Nach wie vor, ist Holberg für den goldenen Mittelweg, Gelehrte sollen ihr Wissen nicht missbrauchen. Es gab auch Kritik an dem Pietismus durch Holberg, das musste aber versteckt passieren.

Biografie Holberg: Fortsetzung3 Briefe mit autobiografischen Elementen:An einen berühmten Herren- Ad virum perilostrem.1. Brief 17282. Brief 1735 ?3. Brief 1743

Leicht zu lesende Briefe mit Vorbild Plinius.1. Brief: Holberg schildert das große Feuer in Kopenhagen- Plinius Ausbruch des Vesuv ist

1:1 das Vorbild. Holberg hat abgeschrieben!

Holberg macht detaillierte Inhaltsangaben zu seinen Komödie. Die, die veröffentlicht wurden, übersetzte er ins Lateinische.

1725: 5. und letzte Auslandsreise. Holberg lässt sich beurlauben. Offiziell reiste er nach Aachen, tatsächlich reiste er aber nach Paris. Mit der Kutsche ging es nach Bremen über Amsterdam und nach Brüssel (seine 2. Lieblingsstadt). Holberg ist wohlhabend und wohnt

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in den besten Hotels. Die Absicht hinter dieser Reise war, seine Komödien im Ausland bekannt zu machen! Paris ist eine Enttäuschung, weil zu viele Bettler, zu teuer etc. Trotzdem übersetzte er 2 seiner Komödien ins französische, um sie besser anbringen zu können. Der politische Kannengießer wurde von einem Theaterdirektor abgelehnt, denn der hielt den Inhalt für zu gefährlich. Keiner interessiert sich für seine Stücke.Erst 1726 verlässt er Paris, reist über Amsterdam nach Kopenhagen.

13. Vorlesung

Holbergs letzte Reise nach Paris:Er wollte seine Komödien dort anbringen, 2 übersetzte er ins Französische. Keine der beiden wurde in F aufgeführt (Winter 1725/26). Im März kehrte Holberg über Amsterdam zurück. Dort verbrachte er 3 Wochen mit seinen Freunden. Bei seiner Rückkunft in Kopenhagen beendet er die Arbeit an seinem Zyklus Metamorphosis. Es wurde auf dänisch veröffentlicht, 1726. In der Weltliteratur gibt es mehrere Werke zu Verwandlungen, z.B. Ovid. Dieser war auch Holbergs Vorbild. Der wesentliche Unterschied ist: bei Ovid werden Menschen in Tiere und Pflanzen verwandelt- bei H. ist es genau umgekehrt und der Text ist satirischer. Trotzdem finden wir darin auch einen romantischen Ton und es hat poetische Qualitäten.

Gleichzeitig kehrt H. zu seinen wissenschaftlichen Lehren zurück. 1730 wurde er zum Prof. für Geschichte und Geografie. 1732 wurden diese Fächer verpflichtend. H. sollte 2 Werke zur Weltgeschichte und Weltgeografie verfassen, sie wurden 1733 veröffentlicht. Bereits 1729 veröffentliche Holberg ein Werk mit dem Titel Geschichte Dänemarks und Norwegens, das war ein Jahr vor seiner Professur. Er verwendete Material aus seinen Tagen aus Oxford. Es stellt eine Analyse der Nationalcharaktere, des Handels und der Religion dar. Im Kapitel Die dänische Regierungsform spricht sich Holberg für die absolute Monarchie aus.Die Geschichte des dänischen Reiches (1732-35): hier ist das Jahr 1660 der Höhepunkt, als die absolute Monarchie eingeführt wurde und endet 10 Jahre später mit dem Tod Friedrich III. Auch hier war Holberg eher Journalist als kritischer Redakteur. Hauptwerk!Es folgt die Beschreibung Bergens (gekürzter Titel) von 1737. Wieder wird viel Material interessant und pädagogisch präsentiert. Holberg war von seiner neuen Position sehr inspiriert worden.

1738 kommt eine allgemeine Kirchengeschichte, von den Anfängen bis zur protestantischen Reformation. Es sind 2 große Bände über die Holberg selber sagt, dass sie bereits nach 1 Jahr ausverkauft waren und neu aufgelegt werden mussten. Die 16 Kapitel (zu jedem Jhdt. 1 Kapitel) sind sehr energiereich geschrieben. Kirchengeschichten aus anderen Ländern sind viel Radikaler!1742 erscheint die Jüdische Geschichte. Quellen und Vorbilder: Flavius Josephus Jüdische Geschichte, 93 n.Chr. Holberg versucht natürlich die ganze Geschichte darzustellen. Er war am Schicksal des jüdischen Volkes interessiert.

Weiteres Werk: Mehrere vergleichende Geschichten und Taten von großen Helden: 1. Band ist über klassische Gestalten, z.B. Julius Cäsar, Feldherr Sulla. Biografie, Essay über Taten, dann Vergleich der beiden. Holberg hat aber auch asiatische Gestalten und mexikanische angeführt. Der 2. Band hat den gleichen Titel, allerdings geht es um Heldinnen! Es sind nicht unbedingt historische Figuren, sondern mehr literarische. Vorbild ist Plutarch, ein antiker Autor. Sein Werk heißt Biografien. Plutarch stellt immer 2 und 2 Biografien zusammen und vergleicht sie miteinander. Holberg beginnt mit einem psychologischen Essay. Personen

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sind z.B. Margarethe I im Vergleich zu Elisabeth I. Beide werde als begabte, starke Regentinnen gesehen. Ein starker Monarch war das gefundene Fressen für Holberg. Auch ausländische Frauen sind dargestellt.1746: Übersetzung aus dem Altgriechischen von Herodian. Es wird versucht die Ursprünge des römischen Kaiserreiches darzustellen.

In den 1730er/1740er Jahren steigt Holberg die Karriereleiter auf der Uni in Kopenhagen hinauf. Er wird sogar für ein Jahr Rektor und hält eine Rede über die Pflichten eines Rektors.1737 wird Holberg Finanzdirektor der Uni und ist sehr erfolgreich bis 1751. Er war ein tüchtiger Geschäftsmann und verdiente selber sehr gut. Bei seinen Werken war er oft der eigene Verleger und Verkäufer. Holberg war nie verheiratet. Ab 1740 bekam er eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Er investierte sein Geld in Eigentum. 1740 und 1746 kaufte er 2 Güter mit einer tollen Landwirtschaft außerhalb Kopenhagen. 1747 gibt Holberg bekannt, dass er sein Vermögen der Öffentlichkeit testamentieren will, zu Erforschung und Förderung der dänischen Sprache.

1737 veröffentliche Holberg Opuscula Latina (Lateinische Werke). Darin finden wir eine Neuauflage seines autobiografischen Epistels (Epistula prima, epistula secunda, Epigramme (kurze Gedichte, die sich über etwas oder jemanden lustig machen; Vorbild: Römer Martial)). 1743 und 1749 wurden immer mehr Epigramme hinzugefügt, zum Schluss wurden 937 Epigramme veröffentlicht. Alles war auf Latein. Bei Martial bestand das Epigramm aus 2 Zeilen, Holberg erweitert das auf 2-4 Zeilen und mehr, fügt z.B. philosophische Weisheiten dazu. Die Weisheiten waren oft asiatischer Tradition, so z.B. von Konfuzius. Es gibt eine Reihe von Epigrammen über das alte Testament.

Einige Themen darin deuten auf das 1741 erschienene, große Werk Nils Klims Reise unter der Erde hin. War auf Latein und wurde 1 Jahr später ins Dänische übersetzt. Es erschien anonym in Leipzig, denn Holberg kritisierte die Pietistische Art des Königs. Holberg war von Science Fiction fasziniert (Einfluss von: 1720: Robinson Crusoe, 1726: Gullivers Reisen, 1721: Persische Briefe von Montesquieu). Er outet Nils Klim als Science fiction, so bleibt ihm eine Zensur erspart.

Inhalt Nils Klim: Nils fällt in ein Loch und landet in einer anderen Welt. Holberg hat Platz für Kritik an Religion, Politik, Eitelkeit etc. Nils besucht das Land Potu. Die Einwohner sind Bäume. Nils benimmt sich konservativ, denn die Regierung haben Weibliche Bäume über. Nils sagt, die männlichen Bäume sollen das übernehmen- er muss das Land verlassen. Er kommt ins Land der Affen, Martinia. Die Affen sind eitel und haben immer einen Spiegel bei sich. Nils bringt ihnen die Perücke und alle sind begeistert. Er kommt dann nach Qvama. Dort sind eher dumme Menschen und Nils wird Kaiser. Er ist aber ein Diktator und wird vom Thron gestürzt. Er landet wieder ist der normalen Welt. Groteske und surrealistische Details. Potu ist auf England, Martinia auf Frankreich hin modelliert. Holberg behandelt politische, ethische, religiöse Probleme.Nils Klim wurde eine Bestseller und in viele Sprachen übersetzt.

1743: Epistula tercia. Holberg interessiert sich immer mehr für philosophische Autoren. Vorbilder: Cicero, Seneca und Michel Montaigne (Essais, erstes Mal dass der Begriff verwendet wird!). Montaigne beobachtet nicht seine Umwelt, sondern sich selbst. Im Menschen herrscht ein Chaos, dass beherrscht werden muss. Holberg preist Montaigne für seine paradoxen Gegensätzlichkeiten. Holberg schreibt selbst 6 Essays auf Latein im Epistula tercia. Diese Essays wurden ins dänische übersetzt.

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Der nächste Band heißt Moralische Gedanken, 1744. Es gibt 63 Essays in diesem Band. Jedes wird von einem des früheren Epigramme eingeleitet. Das Ziel des Bandes ist allgemein akzeptierte Meinungen zu untersuchen, ob sie begründet sind, oder nicht, d.h. ob sie der Vernunft entsprechen. Inhaltlich behandeln die Essays metaphysische Fragen und die Frage von Gut und Böse. Angriffe auf die Hypchondrie und auf die Nach-Molieresche literarische Phase.1697, Bayle: Dictionnaire. Dogmen der Kirche werden in den Fußnoten kritisiert. Wenn Gott der gütige ist, warum lässt er dann so viel Leid zu? Antwort bei Bayle: Es gibt eine gute und eine böse Gottheit, beide kämpfen um die Macht (sehr ketzerisch). Gottfried Leibnitz veröffentlicht 1710 Theodicee. Darin verteidigt er Gott: Ein vollkommener Gott kann nichts vollkommenes schaffen, sonst erschafft er sich ja selbst. Deshalb ist das die beste Welt, die es geben kann.1759 schreibt Voltaire Candide. 1735 gibt es ein Erdbeben in Lisabon bei dem 30000 Menschen starben. Auch in diesem Werk wird die Frage nach dem guten Gott gestellt. Der junge Mann Candide erlebt schreckliche Dinge, aber sein Mentor Panglosse (= Vertreter Leibnitz) beteuert immer, dass das immer noch die beste Welt sei.

1748-54 Reihe von fiktiven Briefen. Hier behandelt Holberg in 542 Essays ein breites Spektrum an Themen. Wichtig: Nr. 447, selbstbiografische Quelle zu Holbergs Leben von 1753! Ziel ist nach wie vor der goldene Mittelweg.

1751 Moralische Fabeln: 232 Stück in Prosa geschrieben, eher trocken und stilistisch nicht der beste Holberg. Holberg kann nicht alle erfunden haben, denn es gibt Aesop und Fontaine, die Fabeln herausgegeben haben. Aus Deutschland: Christian Fürchtegott Gellert.

Holberg mischte sich in das intellektuelle Leben. Das konnte er, indem er auf Französisch schrieb. 1748 Über den Geist der Gesetze von Montesquieu: Einteilung Demokratie-Monarchie-Despotie. Holberg übersetzt als Reaktion darauf 6 seiner Fabeln. Holberg konnte sich nicht im internationalen Wettbewerb behaupten.Als Belohnung für sein Testament wurde Holberg zum Baron geadelt.In der Klosterkirche von Sorö wird Holberg begraben, denn er ist ein Förderer der Akademie von Sorö.

Erst nach seinem Tod wurde Holberg in Europa „entdeckt“. Der Höhepunkt ist sicher sein Werk der 25 Komödien.

Prüfung: Texte Kannengießer, Jeppe, Vielgeschrei und Erasmus Montanus dürfen mitgenommen werden. Charakterbeschreibungen nur aus den Komödien. Film: Ideologie die gezeigt wird im Gegenteil zum Text Holbergs. Verschiedene Arten der Komödie. Dänische Drama-Tradition vor Holberg. Verschiedene Gattungen seines Lebenswerkes, Themen seiner Essays und historischen Werke. Reisen und Leben allgemein.

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